2017 Exkursionsbericht Neuseeland - RWTH Publications
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Lottermoser BG & Barnewold L (Hrsg.) 2017 Exkursionsbericht Neuseeland Institute of Mineral Resources Engineering, RWTH Aachen University Exkursionsorganisation Lars Barnewold Exkursionsleitung Paul Ashley Bernd Lottermoser Redaktionelle Bearbeitung Lars Barnewold Max Berner Marius Braun Markus Dammers Daniel Hogg Paul Kangowski Felix Lehnen Antje Matthäus Benita Rath Sebastian Scharmann Sebastian Spürk DOI: 10.18154/RWTH-2017-06319 Copyright © 2017. Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urhebergesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Institutsleiters des Institute of Mineral Resources Engineering der RWTH Aachen. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen und Über- setzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhaltsverzeichnis Vorwort.....................................................................................................................................................................3 Bergbau in Neuseeland ............................................................................................................................................4 Energieversorgung Neuseeland................................................................................................................................6 Geologie Neuseelands .............................................................................................................................................8 Tag 1: Snowy River Battery .................................................................................................................................... 10 Tag 1: Reefton Gold Mine ...................................................................................................................................... 12 Tag 2: Das „Pike River“ Grubenunglück ................................................................................................................. 13 Tag 2: Franz - Josef-Gletscher ............................................................................................................................... 15 Tag 3: Clyde Dam power station ........................................................................................................................... 16 Tag 3: Waikaia Gold Mine...................................................................................................................................... 18 Tag 4: Macreas Mine ............................................................................................................................................. 20 Tag 4: Bergbau St.Bathans ..................................................................................................................................... 22 Tag 5: Vulkanische Aktivitäten auf Neuseeland .................................................................................................... 24 Tag 6: Zeolith Tagebau, Blue Pacific Minerals ....................................................................................................... 26 Tag 6: Geothermische Energie .............................................................................................................................. 28 Tag 7: Hydrothermale Goldlagerstätten Am Beispiel von White Island................................................................ 30 Tag 8: Waihi Mine .................................................................................................................................................. 32 Tag 9: Waikato Steinbrüche .................................................................................................................................. 34 Tag 9: Puke Coal .................................................................................................................................................... 36 Literatur ................................................................................................................................................................. 37 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................................... 40
Vorwort Der vorliegende Exkursionsbericht beschreibt die zweiwöchige Fachex- kursion nach Neuseeland, die Studierende und wissenschaftliche Mitar- beiter des Institute of Mineral Resources Engineering der RWTH Aachen im Februar-März 2017 unternommen haben. Dieser Bericht beinhaltet Ka- pitel über die einzelnen Exkursionsziele, verfasst von den jeweiligen Teil- nehmern. Aufgrund bestehender Kontakte nach Ozeanien und die Möglichkeit Länder in Ozeanien erschließen zu können, wurde entschieden, dass diese Chance genutzt werden sollte, um eine rohstoffspezifische Fachexkursion nach Neuseeland zu organisieren. Bei Neuseeland handelt es sich um einen geographisch isolierten Inselstaat im südlichen Pazifik, der zwar ein beliebtes Reiseziel für Deutsche und Europäer darstellt, aber auch durch seine Isolation Herausforderungen in der Rohstoffgewinnung hat. Gerade deswegen sollte den Studierenden und Mitarbeitern des MRE die einmalige Chance ermöglicht werden, Bergwerke, geologische Aufschlüsse und Phä- nomene und Kraftwerke zu besichtigen. Die Exkursion sollte die Möglichkeit bieten, die Lerninhalte des Studi- ums und der Forschung praxisnah zu vermitteln und zum internationalen Wissen- und Wissenschaftsaustausch beizutragen. Vor allem das Spannungsfeld einer nachhaltigen Rohstoffgewinnung spielt in Neuseeland eine wichtige Rolle in der Erschließung und im Abbau mineralischer Rohstoffe. Den Exkursionsteilnehmern sollte zudem die Möglichkeit gegeben werden, eine andere Kultur mit ihren eigenen Facetten kennenzulernen, damit sie auf das Arbeiten im internationalen Bereich und anderen Kulturkreisen besser vorbereitet sind. Alle Teilneh- mer konnten die Höhepunkte dieser Exkursion intensiv erleben und werden davon in ihrer beruflichen und pri- vaten Zukunft profitieren. Teilnehmer der Exkursion waren in alphabetischer Reihenfolge: Dr Paul Ashley, Lars Barnewold, Max Berner, Marius Braun, Markus Dammers, Daniel Hogg, Paul Kangowski, Dr Felix Lehnen, Prof. Dr. Bernd Lottermoser, Antje Matthäus, Benita Rath, Sebastian Scharmann und Sebastian Spürk. An dieser Stelle danken wir allen, die durch ihre tatkräftige Unterstützung diese Exkursion ermöglicht haben. Unser besonderer Dank gilt Dr Paul Ashley, der bei der Planung und Durchführung dieser Exkursion durch seine Orts- und Fachkenntnisse geholfen hat. Insbesondere sei unseren Exkursionssponsoren gedankt, die durch ihre Unterstützung die Exkursion erst ermöglicht haben: Vereinigung Aachener Bergakademiker e. V., 52062 Aachen Prof. Dr.-Berg.-Ing. H. Goergen und Frau Elisabeth Stiftung, 45239 Essen Verein der Steinkohlenwerke des Aachener Bezirks e. V., 52531 Übach-Palenberg Herrenknecht AG, 77963 Schwanau-Allmannsweier Aachen, im Mai 2017 Bernd Lottermoser
Die Exkursion zusammengefasst... 11 25 BESUCHTE ORTE 13 TEILNEHMER 37.154 km FLUGKILOMETER 4.161 km FAHRKILOMETER 9 BERGBAUBETRIEBE 10 BERGBAU EXPERTEN
Markus Dammers Marius Braun Bergbau in Neuseeland Die neuseeländische Volkswirtschaft ist am Freihan- Neuseeland hat wichtige Ressourcen an Kohle, Gold, del orientiert und von Exporten abhängig. Obwohl Silber, Eisenerz und Industriemineralen. Im Jahr seit den 1980er Jahren ein Diversifizierungsprozess 2015 wurden insgesamt 46 Mio. Tonnen minerali- des Außenhandels stattfindet, ist der Exportsektor sche Rohstoffe abgebaut. Der Gesamtwert aller ab- trotz alledem noch stark landwirtschaftlich geprägt. gebauten Rohstoffe betrug im Jahr 2015 ca. 1,2 Mrd. Neben der Landwirtschaft bildet der Tourismus eine NZ $ (exklusive Öl- und Gasgewinnung). Im Jahr weitere wichtige Säule der Wirtschaftsstruktur Neu- 2009 waren rund 6.800 Menschen direkt im Bergbau seelands. beschäftigt und weitere 8.000 im Bereich der Zulie- ferindustrie und im Servicesektor. (Ministry of Busi- Obwohl der primäre Sektor den wichtigsten Ex- ness, Innovation & Employment 2017b) portanteil Neuseelands bildet, ist die gesamtwirt- schaftliche Bedeutung, gemessen am prozentualen BIP-Verteilung 2015 Anteil am BIP, mit 10% sehr gering. Hierbei sind Primärer Sektor Güterproduktion Dienstleistungen Australien und Japan die beiden Hauptziele der ge- 10% tätigten Exporte. Wichtigster Außenhandelspartner Neuseelands bildet insgesamt aber die EU, da der 20% Großteil an Importen (etwa Chemikalien, und Ma- schinen) aus der Europäischen Union stammt. (WKO 70% BIP 2015: 2017) (Auswärtiges Amt 2017) 172 Mrd. US$ Abbildung 1: BIP Verteilung nach Sektoren (Auswärtiges Amt 2017) 4
Die Neuseeländischen Erdöl- und Erdgasvorkom- Die Eisenerzproduktion in Neuseeland erfolgt auf men befinden sich im „Taranaki-Feld“, das sich off- den sogenannten Eisensanden, die sich durch Sedi- shore und on-shore an der Westküste der Nordinsel mentationsprozesse an der Westküste der Nordinsel befindet. Es gibt noch eine Reihe anderer potentiel- angereichert haben. Sie verfügen über einen hohen ler Erdöl- und Erdgasfelder, allerdings befinden sich Titananteil und werden daher auch „Titanomag- diese noch in der Exploration. (Ministry of Business, netite“ genannt. „Waikato North Head“ und „Taha- Innovation & Employment 2017b) roa“ sind die dort derzeit in Betrieb befindlichen Ab- baugebiete. Bei ersterem erfolgt der Abbau mit zwei Die Kohleförderung betrug im Jahr 2015 rund 3,5 Kleinschaufelradbaggern auf mehreren Sohlen ent- Mio. Tonnen. Etwa 55 % der Fördermenge werden lang der Dünen. Auf Taharoa wird mittels Nassge- im eigenen Land verwendet und 45 % gehen in den winnung (Dredging) Eisensand gefördert. Insgesamt Export. Die hochwertige Kokskohle für die Stahlin- wurden 2015 ca. 3,2 Mio. Tonnen gewonnen, davon dustrie wird hauptsächlich exportiert. Flammkohle ca. 1,3 in Waikato und 1,9 in Taharoa. Die Eisen- wird im eigenen Land für die Stahlhütte in Glen- sande aus Taharoa werden direkt auf ein Schiff be- brook (Eisensande), Stromerzeugung sowie andere laden und in den asiatischen Markt exportiert. Wai- Industrieprozesse genutzt. Die geförderte Braun- kato beliefert über eine Rohrleitung nach Glenbrook kohle wird ebenfalls als Energieträger für die heimi- die heimische Verhüttung. (Ministry of Business, In- sche Industrie verwendet, was allerdings nur einen novation & Employment 2017b) geringen Teil der Gesamtproduktion ausmacht. Die Kohlegewinnung erfolgt fast ausschließlich im Tage- Eine Vielzahl verschiedener Industrieminerale wer- bau wobei hier zwei Großtagebaue – jeweils einer den in Steinbrüchen sowohl für den inländischen als auf der Nord- und Südinsel – den Großteil der För- auch ausländischen Markt produziert. Dazu zählen derung tätigen. (Ministry of Business, Innovation & vor allem Sande als Zuschlagstoffe für die Bauindust- Employment 2017b) rie sowie Kalkstein als Bestandteil in Düngemitteln und in Industrieprozessen. Tone werden gewonnen Neuseeland verfügt über sogenannte “World-Class für die Herstellung von Ziegeln, Fliesen und Keramik, Deposits” im Bereich Golderz. Die bekanntesten als Filterstoff bei der Herstellung von Papier, Farbe, Bergwerke sind die „Waihi Mine“ auf der Nordinsel Pharmazeutika und Pflanzenschutzmittel, sowie für und die „Macraes Mine“ auf der Südinsel. Daneben die Erzeugung von Bier, Wein, Waschmitteln und gibt es noch weitere kleinere Betriebe, die Klein- Sonnencreme. Bimsstein dient der Herstellung von bergbau auf alluvialen Lagerstätten betreiben, wo Wandbauplatten, Putz und Leichtbeton. Der abge- das Gold gediegen vorliegt und bereits mit Dichte- baute Quarzsand wird größtenteils in der Glasher- sortierung auf ca. 97% konzentriert werden kann. stellung eingesetzt. (Ministry of Business, Innova- (Ministry of Business, Innovation & Employment tion & Employment 2017b) 2017b) Produktion 2015 [Tonnen] Wert 2015 [NZ-$] 3.389.512 3.193.747 501,654,039 648.021.741 39.148.582 Non Metals Metals Coal Non Metals Metals Abbildung 2: Rohstoffgewinnung und Wert (Ministry of Business, Innovation & Employment, 2017b) 5
Antje Matthäus Lars Barnewold Energieversorgung Neuseeland Aufgrund der geographischen Lage und Isolation Aufgrund der geographischen Lage und des vorherr- von anderen Ländern ist Neuseeland auf eine lang- schenden Klimas kann etwa 40 % der Primärenergie fristig autarke Energieversorgung angewiesen. Im aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wer- Gegensatz zu europäischen Ländern, ist es für Neu- den, wobei dieser Anteil bis zum Jahr 2015 auf 90 % seeland nicht möglich beispielsweise Strom aus Net- gesteigert werden sollte. (Ministry of Business, Inno- zen anderer Länder zuzukaufen. Daher hat Neusee- vation & Employment 2016b) land schon in frühen Jahren sowohl in die Entwick- In der Stromerzeugung Neuseelands erreichen die lung von Energiequellen, wie auch in Speicher-und erneuerbaren Energien schon heute einen Anteil Transporttechnologien investiert, um eine langfris- von etwa 80%. In Abbildung 4 ist deutlich zu erken- tige Energieversorgung beider Inseln zu gewährleis- nen, dass Wasserkraft einen Anteil von über 50% an ten. Bedeutende Meilensteine stellen die Installa- der Gesamtstromproduktion darstellt. Weitere tion des ersten Wasserkraftwerkes vor über 100 Jah- Stromquellen sind Geothermie, Gas, Windkraft, ren sowie die Verlegung einer Versorgungsleitung Kohle, Solarkraft wie Biogas. Kohle repräsentiert mit zwischen Nord-und Südinsel im Jahr 1965 dar. etwa 4% einen geringen Anteil an der Gesamtpro- (Schmilewski 2013) duktion. In Neuseeland wird keine Kernenergie ge- Der Primärenergieverbrauch in Neuseeland steigt nutzt. Nach Atomraketentests im pazifischen Ozean seit 1975 stetig an. Der Gesamtverbrauch lag 2015 hat Neuseeland sich bewusst gegen den Einsatz von bei 900 PJ. Die Anteile der Energiequellen variieren, Kernenergie entschieden, was in Zukunft weiterver- jedoch ist deutlich zu erkennen, dass Öl und Gas so- folgt werden soll. (Ministry of Business, Innovation wie Geothermie die bedeutendsten Primärenergie- & Employment 2016b) quellen sind. 6
Der deutsche Primärenergieverbrauch steht, mit ei- nem Gesamtverbrauch von 13.300 PJ und einem An- teil von 31% an erneuerbaren Energien, im Kontrast zum Neuseeländischen Energiemix mit dem genann- ten 80% erneuerbaren Energien. Wie in Abbildung 3 zu erkennen, befindet sich ein Großteil der Wasserkraftwerke auf der Südinsel. Ge- othermie und Gaskraftwerke werden überwiegend auf der Nordinsel genutzt. Da der Großteil des Stro- mes aus Wasserkraft auf der Südinsel erzeugt wird jedoch die großen Ballungsgebiete auf der Nordinsel angesiedelt sind, besteht ein großes Energiegefälle von der Südinsel zur Nordinsel. Da besonders der hohe Anteil der erneuerbaren Energien eine Beson- derheit darstellt und die jeweiligen Technologien weit entwickelt sind, wurde im Rahmen der Ex- kursion das Wasserkraftwerk Clyde Dam, sowie ein Geothermiefeld auf der Nordseite besucht. Abbildung 3 Energieproduktion Neuseeland (Vector Ltd) Abbildung 4 Stromerzeugung Neuseeland 2014/2015 (Ministry of Business, Innovation & Employment 2016b) 7
Benita Rath Geologie Neuseelands Neuseeland befindet sich im Südwestpazifik auf der Sie sind ein verhältnismäßig junges Gebirge, das vor Grenze von australischer und pazifischer Platte. Ur- 15 Mio. Jahren durch die Plattenbewegung zu wach- sprünglich war es Teil des Superkontinents Gond- sen begann. Das Wachstum beläuft sich bis heute wana. Vor 80 bis 100 Mio. Jahren wurde es jedoch auf etwa 20.000 m, aufgrund der gleichzeitigen Ero- abgespalten und driftete in den Pazifik, an seine sion des Gesteins ist dies aber nicht die tatsächliche heutige Position. Die Nordinsel liegt vollständig auf Höhe des Gebirges. der australischen Platte, die Südinsel jedoch liegt Südlich der Southern Alps befindet sich die flache über verschiedenen Zonen. Im Norden taucht die Region Otago, in der hauptsächlich Schist zu finden dünne und schwere pazifische Platte unter der di- ist. Die ältesten Gesteine Neuseelands befinden sich cken, leichteren australischen Platte ab. Im Süden jeweils am nördlichen und südlichen Ende der Süd- hingegen taucht die australische unter der pazifi- insel. In anderen Regionen Neuseelands finden sich schen Platte ab. Im Bereich der Southern Alps schie- außerdem Sedimentgesteine und vulkanische Ge- ben die beiden Platten zudem aneinander vorbei steine. Sedimentgesteine sind hauptsächlich an den (vgl. Abbildung 5). Küsten zu finden. Neben den schnell wachsenden Dieser Bereich ist an der Alpine Fault deutlich zu er- Gebirgsketten machen Erdbeben die Lage auf der kennen. Die Southern Alps werden auch als „Rück- Plattengrenze regelmäßig spürbar. grat“ Neuseelands bezeichnet, weil sie sich von Nor- den nach Süden über eine weite Strecke ausdehnen und Höhen bis 4000 m erreichen. Hauptsächlich be- stehen sie aus Grauwacke, im Süden und Westen je- doch aus Glimmerschiefer. 8
Wegen seiner Lage im „Ring of Fire“ verfügt Neusee- land über eine Vielzahl erloschener und außerdem einige aktive Vulkane. Die Vulkane, die durch Plat- tentektonik entstanden sind, befinden sich haupt- sächlich auf der Nordinsel. In den Kratern erlosche- ner Vulkane haben sich teilweise große Kraterseen gebildet; an anderen Stellen, wie dem Tongariro Na- tional Park ragen Vulkankegel auf. Die Topographie Neuseelands wurde auch durch die Gletscher und ihre Auswaschungen geprägt. Die Canterbury Plains beispielsweise waren einmal Teil eines Gletschers und erhielten ihre Gestalt durch seinen Rückgang. In Northland und auf der Nordinsel finden sich lange Sandstrände und sandige Küsten, die durch starke Winde in Kombination mit einer niedrigen Wasser- höhe entstanden. (GNS Science 2017c) Schließlich ist auch das Klima Neuseelands von den Gebirgen geprägt. Während die Westküste der Süd- insel die feuchteste Region des Landes darstellt, ist der Bereich östlich der Southern Alps der tro- Abbildung 5: Plattenbewegung im Bereich Neuseelands (GNS Science 2017c) ckenste. (Mackintosh 2001) 9
Sebastian Spürk Paul Kangowski Tag 1: Snowy River Battery Waiuta ist eine historische Goldbergbauregion im dem Plateau nördlich von Waiuta in Betrieb genom- Süden der Reefton Goldfields. Von dem einst pros- men. perierenden Bergbaustädtchen Waiuta sind kaum Das Aufbereitungsverfahren war sehr ähnlich, je- mehr als Fundamente und Schlote übriggeblieben. doch wurde das Pochwerk durch eine Kugelmühle Die Lagerstätte, ein goldführender Quarzgang, ersetzt. Während an der Snowy Battery das im Röst- wurde 1905 entdeckt und bereits 1908 war der vorgang freigesetzte Diarsentrioxid noch ungehin- 563 m tiefe Blackwater-Schacht abgeteuft und der dert, gasförmig oder als Staub, in die Atmosphäre untertägige Abbau in der Blackwater Mine begann. gelangte, wurde es in der Prohibition Mill zumindest 1926 wurde die nördlich angrenzende Konzession teilweise abgeschieden und als Nebenprodukt ver- hinzugekauft und der Prohibition-Schacht bis in eine kauft. (Haffert et al. 2008) Teufe von 879 m abgeteuft. (New Zealand Depart- ment of Conservation 2017a) Bis 1937 wurde das Golderz ins Tal zur Snowy Bat- tery gefördert, wo zur Zerkleinerung ein Pochwerk eingesetzt wurde. Die Wasserkraft des Snowy River lieferte die benötigte Energie. Angeschlossen waren eine Flotation und die Cyanidlaugung. Die refraktä- ren Golderze wurden geröstet, um das in Sulfidmi- neralen, insbesondere Arsenopyrit, enthaltene Gold Abbildung 6: Warnung vor Hinterlassenschaften der frei zu setzen. 1938 wurde die Prohibition Mill auf Goldaufbereitung 10
1951 kam es zu einem Schachtbruch, der die Wet- terführung des Bergwerks unterbrach. Infolge des- sen wurde das Bergwerk frühzeitig stillgelegt und die Stadt aufgegeben. Heute zeugen die Überreste der Aufbereitungsanlagen, welche im Rahmen der Exkursion besucht wurden, von dieser Epoche. Ein Umweltproblem stellt das verbliebene Arsen in Se- kundärmineralen wie Arsenolith und Skorodit dar. Die Arsengehalte betragen stellenweise mehr als 25 %. (Ministry for Culture and Heritage 2013) Abbildung 7: Snowy River Battery früher (Ministry for Culture and Heritage 2013) 11
Sebastian Spürk Paul Kangowski Tag 1: Reefton Gold Mine Die Reefton Gold Mine war ein Tagebau südöstlich Globe Progress Mine erneut exploriert und für die der Stadt Reefton, der von 2007 bis 2016 betrieben Gewinnung im Tagebau mit ihrem durchschnittli- wurde. Der Tagebau wurde Anfang 2016 unter „care chen Goldgehalt von 1,5 g/t für bauwürdig befun- and maintenance“ gesetzt, bis schließlich im Dezem- den. (MacKenzie et al. 2014) ber 2016 der Betreiber Oceana Gold bekannt gab, Der Tagebau bestand aus vier einzelnen Gruben. Die die Schließung und Renaturierung des Geländes ein- Jahresförderung schwankte zwischen 60.000 und zuleiten. Besonders durch die Lage innerhalb des 90.000 oz. In der Aufbereitungsanlage mit einer Ka- Waldschutzgebiets Victoria Forest Park wird die Re- pazität von 1,7 Mio. t/a wurde das refraktäre Gol- naturierung der ca. 23.400 ha großen Fläche von der derz flotiert und ein Konzentrat hergestellt, welches Öffentlichkeit besonders verfolgt. (Oceana Gold Cor- zur über 500 km entfernten Macreas Mine transpor- poration 2016; Oceana Gold Corporation 2016) tiert wurde. Der dortige Autoklav ermöglicht eine Die Reefton Goldfields beherbergen eine Reihe klas- Druckoxidation der sulfidischen Minerale für die an- sischer orogener Goldlagerstätten, aus denen in den schließende Cyanidlaugung (CIL-Verfahren). Das letzten beiden Jahrhunderten in 84 Bergwerken Ausbringen betrug ca. 81,5%. (Reefton Tourism über 2 Mio. oz Gold gefördert wurde. Von besonde- 2017) Insgesamt wurden in der Reefton Mine wäh- rer Bedeutung sind hier zum einen das Birthday Reef rend der achtjährigen Laufzeit über 0,5 Mio. oz pro- in Blackwater (Waiuta), mit seinen relativ ungestör- duziert. Aufgrund niedriger Goldpreise wurde 2013 ten Gold- und Arsenopyrit-führenden Quarzgängen beschlossen, auf einen weiteren „pushback“ zu ver- und zum anderen die Globe-Progress-Lagerstätte, zichten, wodurch sich die Laufzeit des Bergwerks um welche durch Gold- und Stibnit-führende Quarz- zwei Jahre verkürzte. (Oceana Gold Corporation brekzien gekennzeichnet ist. In den 1990er Jahren 2016) wurde die Lagerstätte der historischen untertägigen 12
Felix Lehnen Tag 2: Das „Pike River“ Grubenunglück Das Steinkohlenbergwerk Pike River liegt an der des Bergwerkes durch den neuen Eigentümer „Solid Westküste der Südinsel Neuseelands. Unsere Energy“ vorgenommen worden. Eine unabhängige Gruppe besuchte die naheliegende Gedenkstätte. Kommission analysierte die Gründe für die Katastro- 2010 starben 29 Bergleute bei einer schweren phe. Regierung, Bergbehörden und Neuseelands Schlagwetterexplosion. Die erste Explosion ereig- Grubenwehr folgten einer strukturierten Empfeh- nete sich am 19. November 2010. Jegliche Versuche lungsliste der Kommission, welche neue Gesetze, mit den Mitarbeitern unter Tage in Kontakt zu treten Strukturen und Verfahren umfasste scheiterten. 1,5 Stunden nach der Explosion konn- ten sich zwei Überlebende eigenständig aus dem Stollen treten. Die Methangaskonzentration blieb auch nach der ersten Explosion sehr hoch. Dies ver- hinderte einen sicheren Grubenwehreinsatz, da eine zweite Explosion jederzeit bevorstand. Den Angehö- rigen der vermissten Bergleute fiel es schwer zu ver- stehen, warum der Grubenwehr nicht erlaubt wurde, im havarierten Bergwerk nach den Vermiss- ten zu suchen. Innerhalb der folgenden Wochen nahmen drei weitere Explosionen jegliche Hoffnung auf Überlebende. Bis zum heutigen Tag liegen 29 Leichen untertage. Aufgrund von großen Protesten der Familien ist bislang keine endgültige Abdichtung Abbildung 8: vierte Explosion des Pike River Unglücks (McGregor 2011) 13
Neuseelands Bergwerk Rettungsdienst Neuseelands institutionalisiertes Grubenrettungs- wesen (NZMRS) wurde 1930 gegründet. Heutzutage gibt es zwei Hauptstellen: „Huntly“ auf der Nordin- sel und „Rapahoe“ auf der Südinsel. Zwei Vollzeit- mitarbeiter betreuen in Huntly 23 Grubenwehr- leute. Rapahoe hat als Hauptsitz fünf Vollzeitange- stellte und je 25 Wehrleute für Untertage- und Übertageeinsätze. Alle Grubenwehrleute sind eh- renamtlich tätig und arbeiten hauptberuflich als Bergleute. Die Trupps sind vollausgestattet mit Drä- ger BG4 Atemschutzgeräten. Im November 2013 wurde in Rapahoe ein neues Trainingscenter inklu- sive einer Tunnelröhre eröffnet. Die Hauptaufgabe des NZMRS ist es, zu jederzeit einsatzbereit bei Gru- benunglücken zu sein. Zudem soll die NZMRS die Un- ternehmen unterstützen Notfallpläne zu entwickeln und diese zu überprüfen und zu testen. Die NZMRS ist vollständig finanziert über Beiträge der beteilig- ten Unternehmen. Anstelle einer finanziellen Unter- stützung der NZMRS dürfen Bergbauunternehmen auch eigene Grubenwehren unterhalten. Abbildung 9: Trevor Watts, general Manager des NZMRS, erläutert die Funktionsweise des Dräger BG4 s Kontakt Trevor Watts Mine Rescue Trust trevor.watts@minesrescue.org.nz 14
Benita Rath Tag 2: Franz - Josef-Gletscher Der Franz-Josef-Gletscher liegt an der Westflanke Die Benennung des Gletschers geht auf den deut- der südlichen Alpen auf der Südinsel von Neusee- schen Geologen Julius von Haast zurück, der ihn bei land. Er erstreckt sich auf 11 km Länge über eine Flä- seiner Entdeckung 1865 nach dem österreichischen che von 35 km². Der Gletscher reicht von seinem Kaiser Franz-Josef benannte. (newzealand.com höchsten Punkt auf 2.900 m bis hinunter auf 600 m. 2017) (Anderson et al. 2008) Somit hat er das für alpine Gletscher niedrigste Gletscherende der Welt. (Nati- onal Snow and Ice Data Center 2017) Der größte Teil des Gletschers befindet sich jedoch im Bereich zwi- schen 2.000 m und 2.600 m. (Anderson et al. 2008) Eine Besonderheit des Gletschers ist die große Hö- hendifferenz und das auslaufende Ende im gemäßig- ten Regenwald. Franz-Josef zählt zu den kleineren Gletschern und reagiert daher empfindlich gegen- über dem Klimawandel. Im 20. Jahrhundert ist er stark zurückgegangen. Es sind aber auch Phasen des Wachstums zu verzeichnen. (Anderson et al. 2008) Von 2005 bis 2008 ist der Gletscher gewachsen, hat sich seitdem aber wieder zurückgezogen. (National Snow and Ice Data Center 2017) Abbildung 11: Rückzug des Franz-Joseph-Gletschers 15
Paul Kangowski Tag 3: Clyde Dam power station Wasserkraft liefert einen entscheidenden Beitrag Das Titelbild zeigt die sichtbaren Dimensionen der zur Energieversorgung Neuseelands. 2015 stellten Staumauer. Die installierte Leistung von 432 MW Wasserkraftwerke eine Gesamtenergie von 87,7 PJ verteilt sich gleichmäßig auf vier Generatoren mit bzw. 24,4 TWh bereit. Dies entspricht einem Anteil den dazugehörigen Turbinen. Die entsprechenden von ungefähr 10 % am Primärenergieverbrauch und Druckrohrleitungen mit jeweiligem Durchmesser einem Anteil von über 60 % bei der Stromerzeu- von 7,8 m erlauben einen maximalen Wasserzu- gung. Eines der größten Wasserkraftwerke ist der strom von 1.000 m³/s. Die Turbosätze stellen bei Clyde Dam. Der Staudamm befindet sich in der Nähe vollständiger Nutzung etwa 8,6 % des Spitzenbe- der Stadt Clyde auf Neuseelands Südinsel und staut darfs der Leistung von Neuseeland bereit. Die durch- den Fluss Chutha River zum Lake Dunstan an. (Mi- schnittliche jährliche Energieerzeugung des Clyde nistry of Business, Innovation & Employment 2017a) Dams beträgt 2.100 GWh. (Contact Energy 2014) Der Clyde Dam ist Neuseelands größte Talsperre, die auf dem Prinzip des Gewichtsstaudammes beruht. Das große Eigengewicht des Staudamms ist hierbei (Contact Energy 2014)ausreichend, um dem Was- serdruck des Stausees entgegen zu wirken. Die Breite der Staumauer beträgt 490 m und die Höhe erstreckt sich über 105 m vom Fundament bis zur Spitze. Daraus ergibt sich eine effektive Wasserstau- höhe von 60 m. Abbildung 12: Ablasseinrichtung der Staumauer 16
Eine besondere technische Herausforderung beim Bau der Staumauer stellte die regionale Geologie da. Direkt unterhalb des Clyde Dams verläuft die River Channel Fault. Diese Verwerfung ist ein Ausläufer der etwa 3 km entfernten Dunstan Fault, einer akti- ven Verwerfung in der Otago Region. Die Auslegung der Staumauer erfolgte anhand historischer, seismi- scher Ereignisse dieser Verwerfung. Die Dimensio- nierung erlaubt Erdbeben der Stärke 7-7,5 auf der Richter-Skala. Als weitere Vorkehrung vor seismi- schen Bewegungen wurde eine Gleitverbindung in der Mitte der Staumauer eingelassen. Diese Deh- nungsfuge erlaubt laterale und vertikale Verschie- bungen zwischen den beiden Staumauerteilen. Die Wasserabdichtung erfolgt durch einen Keilstopfen, der durch den Wasserdruck des Stausees in Position gehalten wird. (Foster et al. 2008) Abbildung 13: Gleitverbindung innerhalb der Staumauer Kontakt Peter Silvester Contact Energy peter.silvester@contactenergy.co.nz 17
Max Berner Tag 3: Waikaia Gold Mine Neben epithermalen Goldlagerstätten ist Neusee- bau hereingewonnen. Das Abbauverfahren basie- land ebenfalls reich an Vorkommen alluvialer Lager- rend auf einer „Truck and Shovel Operation“ ist ge- stätten. Ein Beispiel für den Abbau einer solchen La- nauso simpel wie innovativ. gerstätte stellt der Gewinnungsbetrieb der Waikaia Zur Trockenlegung des Tagebaus werden Schritt für Gold Ltd dar. Die Lagerstätte befindet sich in der Schritt einzelne Abschnitte mittels Spundwänden Nähe der Stadt Freshford im Süden der Südinsel abgedichtet und vollständig entwässert. Wie aus Ab- Neuseelands. bildung 14 ersichtlich, wird daraufhin der Abschnitt Für den Tagebau werden Ressourcen von ca. kontrolliert geflutet um die Lagerstätte von den dar- 140.000 oz. Gold berichtet, wobei das Familienun- über liegenden Abraumschichten zu trennen. ternehmen, bestehend aus drei Investoren, von un- gefähr 110.000 oz. Gold Reserven ausgeht. Zur Ge- winnung des ausbringbaren Vorrats sind insgesamt 17 Mio. m3 Abraum zu bewegen und ungefähr 5 Mio. m3 angereicherter Kies müssen aufbereitet werden. Die Lebenszeit des Bergwerks wird aktuell, bei konstant bleibender Produktionsrate von 20.000 oz. Gold pro Jahr, bis 2020 angegeben. Die 5 m mächtige Seifenlagerstätte, welche sich in einer Teufe von ca. 16 m befindet, wird im Streifen- Abbildung 14: Tagebau Waikaia Gold Ltd. 18
Gesteuert wird der Wasserspiegel über zwei Pum- Neben dem interessanten Abbauverfahren ist der pen mit einer Leistung von 450 l/s, welche das Gru- Betrieb ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung des benwasser in eine Serie von Absetzbecken pumpen, Aufwandes der Goldgewinnung und der damit ein- bevor es in die Vorflut eingeleitet wird. Ein weiterer hergehenden Reduzierung des Massenstroms ent- Vorteil dieser Vorgehensweise ist die Tatsache, dass lang der Prozesskette. Wobei zur Abraumbewegung die schwimmende Aufbereitungsanlage dem Abbau und zur Gewinnung, wie in Abbildung 16 zu sehen kontinuierlich folgen kann. Beschickt wird die Aufbe- ist, noch mehr als 14 Großgeräte notwendig sind, er- reitungsanlage mit einem 87 t Bagger. Die Abraum- folgt der letzte Aufbereitungsschritt händisch. arbeiten finden auf drei Sohlen statt und werden re- So steht am Ende der Prozesskette eine einzige Mit- alisiert mit einer Abraumkolonne bestehend aus elf arbeiterin welche mit Hilfe eines Rüttelherdes die 50 t SKW und drei 120 t Bagger. Das sich hinter der Goldflocken auf Grund ihrer Dichte von dem Neben- Aufbereitungsanlage befindende Tagebaurestloch gestein trennt. Das gewonnene Gold wird zu Gold- wird kontinuierlich verfüllt und dient als viehwirt- barren eingeschmolzen und an die Perth Mint ver- schaftliche Nutzfläche. schickt. Abbildung 15: Schwimmende Aufbereitungsanlage im Abbildung 16: Aufwand & Massenstrom Waikaia Gold Tagebau Mine Kontakt Noel Beckers Waikaia Gold Ltd. noel.becker@waikaiagold.co.nz 19
Antje Matthäus Lars Barnewold Tag 4: Macreas Mine Das Goldbergwerk Macreas wird von Oceana Gold voneinander berechnet. Für den Tagebau werden Ltd. betrieben und liegt etwa 25 km nordwestlich Ressourcen von 0,93 Moz, sowie Reserven von 0,14 von Palmerston auf der Südinsel Neuseelands. Das Moz ermittelt. Mit einer Jahresproduktion von 5,8 vorherrschende goldführende Sulphidmineral der Mio t Erz wird von einer Laufzeit bis etwa 2020 aus- Lagerstätte ist Pyrit wie auch Arsenopyrit. Die Lager- gegangen. Für das untertägige Bergwerk Fraser sind stätte fällt mit 20 – 25° nordöstlich leicht ein. Das Ressourcen von 3,15 Moz, sowie Reserven von 1,23 Wirtsgestein besteht aus Ton-und Sandstein. Auf- Moz bekannt. Bei gleichbleibender Produktionsrate grund der hohen Goldgehalte, sowie des Lagerstät- von 0,9 Mio t wird von einer Laufzeit bis zum Jahr teninhalts zählt die Macreas-Lagerstätte zu den so- 2019 ausgegangen. Das Macreas Projekt, ein Zusam- genannten „World-Class-Deposits“, also zu den La- menschluss aus Tagebau Macreas und des untertä- gerstätten von globaler Bedeutung. Die Lagerstätte gigen Bergwerks Fraser stellt eine der größten Gold- besteht aus einer Vielzahl von kleinen Lagerstätten- produktionen weltweit dar. Insgesamt wurden körpern, die auch in der Vergangenheit in einzelnen schon über 105 Mio t Erz abgebaut. Tagebauen (wie in Abbildung 17 dargestellt) abge- Seit 1990 wurden in über elf Tagebauen Erz gewon- baut wurden. Weiterhin sind die für 2017 geplanten nen. Im aktuellen Betrieb arbeiten 140 Mitarbeitern Explorationskampagnen in Abbildung 17 vermerkt, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag im Zwei- welche neue Lagerstättenteile erkunden und so schichtbetrieb. wohlmöglich die Reserven ausweiten sollen. Da die Lagerstätte seit 2008 sowohl im Tage- wie auch Tiefbau abgebaut wird, werden auch Ressour- cen und Reserven von beiden Betrieben getrennt 20
Das Erz wird mit einer Strossenhöhe von 7,5 m her- Gebirges zu gewährleisten wurde eine Feste zwi- eingesprengt und anschließend auf drei Sohlen mit schen den zwei Betrieben stehen gelassen. Der einer Höhe von jeweils 2,5 m selektiv gewonnen. Übergang vom Tage-zum Tiefbau wurde somit in nur Der Abraum wird auf Sohlen mit einer Höhe von bis 3 Jahren umgesetzt, was im Vergleich zu ähnlichen zu 15 m hereingewonnen. Insgesamt liegt das Erz zu Projekten ein sehr kurzer Zeitraum ist. Abraum Verhältnis bei etwa 1:10. Um Transport und Ladevorgänge im Tagebau zu optimieren, wird das Software MineStar als Kontrollsystem eingesetzt. Die jeweilige Zuordnung der Betriebsmittel zu den jeweiligen Betriebspunkten erfolgt allerdings manu- ell. Abbildung 18: Grubenbaue Fraser (OceanaGold 2017) Das Erz wird mittels Longhole-Retreat Mining ohne Versatz hereingewonnen. Hierzu werden Kammern (12,5 m x 20 m x 75 m) aufgefahren und im Rückbau in mehreren Abschlägen hereingesprengt. Das Hauf- werk wird über eine Transportstrecke durch teilau- tomatisierte Fahrlader zur naheliegenden Zwischen- halde transportiert. Besonders auffällig am gesam- ten Transportprozess ist die häufige Wiederauf- nahme des Haufwerkes(Rehandling). Fahrlader för- dern das hereingesprengte Erz zunächst auf eine un- Abbildung 17 Macraes Projekt mit Explorationsprojek- tertägige Zwischenhalde. Anschließend wird das ten (OceanaGold 2017) Haufwerk auf untertage Trucks verladen und zu ei- Seit 2008 wird auch im Tiefbau in einer Teufe von ner weiteren Zwischenhalde im Tagebau transpor- 700 m Gold hereingewonnen. Die Entscheidung tiert. Hier wird das Material erneut durch das Tage- auch untertägig abzubauen basiert darauf, dass die bauequipment aufgenommen und zur Aufberei- durchschnittlichen Gehalte im Tagebau sinken. Nur tungsanlage transportiert. durch den Tiefbau kann eine konstante Gehaltsver- Jeder Abschlag wird vor dem Abbau mittels Bepro- teilung für die Aufbereitung gewährleistet werden. bungen bewertet. Dies führt vereinzelt zu einer se- Innerhalb von 3 Jahren wurde die Lagerstätte unter- lektiven Gewinnung, sodass Teile der Kammer ste- tägig erschlossen und alle Ausrichtungsbaue fertig- hengelassen werden. Durch das gewählte Abbau- gestellt. Die Lagerstätte wird durch zwei Stollen er- verfahren wird eine Lagerstättenausnutzung von schlossen, wobei eines der Mundlöcher im Tagebau 65% mit einem durchschnittlichen Goldgehalt von 2 endete. Nach einer Böschungsrutschung musste ein g/t erreicht. weiterer Stollen aufgefahren werden und das alte Kontakt Mundloch wurde abgeworfen. Wie in Abbildung 18 zu erkennen, liegen einige Grubenbaue des Berg- Dale Oram werkes unter dem Tagebau. Um die Stabilität des Oceana Gold Dale.Oram@oceanagold.com 21
Paul Kangowski Tag 4: Bergbau St.Bathans Die historische Bergbaustadt St. Bathans befindet Das in St. Bathans gefundene Gold stammt aus sich in Central Otago, einer Verwaltungsregion auf Quarzgängen im Schiefergestein, die mehrere Kilo- der Südinsel Neuseelands. Der Goldabbau erfolgte meter südwestlich ihren Ursprung besitzen. Durch überwiegend Ende des 19. Jahrhunderts in der nä- Erosion erfolgte vor circa 20 Mio. Jahren die Freile- heren Umgebung der Stadt und endete 1932, da die gung des Goldes aus dem Muttergestein und Flüsse Tagebauböschung die Stadtgrenze erreichte. Die re- reicherten die Gold-Quarz-Kiesel zu alluvialen Lager- lativ steil einfallende Lagerstätte wurde abgetragen stätten an. Diese wurden vor ungefähr 10 Mio. Jah- und hinterlies ein tiefes Restloch, welches sich mit ren durch Sedimente eines flachen Sees überlagert, mineralisch angereichertem Wasser füllte. der sich zu dieser Zeit über die gesamte Region Cent- ral Otago erstreckte. Die Hebung eines Bergrückens Der entstandene See erstreckt sich schlauchartig aus Grauwacke führte zu einer Neigung des goldhal- über eine Länge von ungefähr 500 m und ist in Titel- tigen Materials an beiden Seiten und ist bis heute bild dargestellt. Der Grund des Sees befindet sich sichtbar. Aufgrund seiner hohen Dichte reicherte heute circa 40 m unterhalb der Wasseroberfläche. sich das Gold zwischen dem unteren Bereich der Aufgrund des mineralischen Wassers und seiner Quarz-Kieselschicht und der Grauwacke an. Weitere Tiefe weist der See eine kräftige Blaufärbung auf. Erosionsprozesse in der Umgebung führten einer- Die entstandene Bergbaufolgelandschaft trägt des- seits zu einer weiteren Überlagerung der Lager- halb den Namen Blue Lake und dient als Naturat- stätte, andererseits erfolgte auch ein Abtransport traktion und Erholungsgebiet. (New Zealand Depart- von Gold durch alluviale Systeme. ment of Conservation 2017c) 22
Das Gold in diesen Flussbetten führte Goldsucher in die Region von St. Bathans. (University of Otago - Department of Geology 2017) Der Abbau der überwiegend lockeren goldhaltigen Lagerstätte erfolgte durch hydraulische Gewinnung. Dabei löst ein druckstarker Wasserstrahl aus einer Düse das Kieselmaterial. Gleichzeitig findet durch das Wasser der Abtransport zu den Waschrinnen statt, in denen die Abtrennung des Goldes vom Ber- gematerial erfolgte. Mit voranschreitendem Abbau in die Teufe konnte das gelöste Material nicht mehr direkt mit Hilfe des Wassers zu den Waschrinnen ge- langen. Daher wurde ein hydraulisches Hubsystem, wie in Abbildung 19 dargestellt, angewendet. Spezi- elle Wasserleitungen aus größer Höhe konnten durch eine Venturi-Düse einen starken Unterdruck erzeugen, der das Material zu höher gelegenen Waschrinnen beförderte. (Ritchie et al. 1997) (Mount Albert Grammar School 2017) Abbildung 19: hydraulisches Hubsystem (Mount Albert Grammar School 2017) 23
Benita Rath Tag 5: Vulkanische Aktivitäten auf Neuseeland Die vulkanischen Aktivitäten in Neuseeland prägen sind einige alte Vulkanfelder zu finden, deren vulka- die Landschaft, vor allem die der Nordinsel und der nische Aktivitäten mehrere Millionen Jahre zurück- vorgelagerten Inseln. Dabei liegen alle heute aktiven liegen. Otago bei Dunedin und Banks Peninsula sind Vulkane auf der Nordinsel. Sie werden vom „Insti- tute of Geological and Nuclear Sciences Limited“ über ein landesweites Überwachungssystem für Georisiken, das „GeoNet“, überwacht. Sie teilen sich auf in Intraplattenvulkane, die ihren Ursprung im Aufschmelzen kontinentaler Kruste haben und in jene, die im Zusammenhang mit an Subduktionszo- nen aufsteigenden Magmen stehen. Mit Ausnahme des Auckland Vulkanfeldes und des Taranaki, stehen alle Vulkane im Zusammenhang mit der aktiven tek- tonischen Subduktionszone, die sich mittig entlang der Nordinsel zieht. (GeoNet 2017) Aktive Vulkane sind das Auckland Vulkanfeld, Raoul Island weit vor Neuseelands Küste, die zwei großen Caldera-Vulkane Taupo und Okataina, sowie die Schichtvulkane Taranaki, Raupehu, Ngauruhoe und White Island. Dabei zählen Ruapehu, Ngauruhoe Abbildung 20: Karte aktiver Zonen in Neuseelands (Te Ara) und White Island zu den Aktivsten. Auf der Südinsel 24
Beispiele erodierter Nachlässe alter Schildvulkane, letzte größere Eruption liegt über 20 Jahre zurück. die noch bis vor 8 bis 20 Millionen Jahren während (GNS Science 2017b) Das letzte große Ereignis war des Miozäns aktiv waren. Teilweise lassen sich noch ein Dammbruch der Kraterwand im März 2007, wo- alte Lavaflüsse und Vulkankegel erkennen. (GeoNet bei sich der Kratersee leerte und eine gewaltige La- 2017) har-Lawine (Schlamm- und Schuttstrom) hangab- wärts bewegte. Da das Ereignis lange zuvor prognos- Tongariro National Park tiziert worden war, war dies eine gute Möglichkeit Der erste Vulkankomplex auf der Route über die das Phänomen eines Lahar-Dammbruches zu erfor- Nordinsel ist der Tongariro National Park, der aus schen. (GNS Science 2010) den drei Vulkangipfeln Tongariro, Ngauruhoe und Um Neuseelands am permanentesten aktiven Vul- Ruapehu besteht und an der südlichen Grenze des kan – White Island – zu erreichen, muss man entwe- Pazifischen Feuergürtels liegt. Er besteht insgesamt der ein Schiff oder einen Hubschrauber besteigen. aus 12 verschiedenen andesitischen Vulkanschlo- Die unbewohnte Insel liegt 48 km vor der Neusee- ten, die in den letzten 275.000 Jahren entstanden ländischen Küste der „Bay of Plenty“ und bildet das sind. (New Zealand Department of Conservation obere Ende der Taupo Vulkanzone, in der die meis- 2017b) ten der hier aufgeführten Vulkane liegen. Der aktive Als aktivster Vulkan des Tongariro-Vulkankomplexes Vulkanismus ist problemlos an den dampfenden gilt der Ngauruhoe, zu Maori: „heiße Steine wer- Fumarolen in und um den Krater zu erkennen, aus fend“, mit seinen 2291 m Höhe. Er hat eine beson- denen Hauptsächlich Wasserdampf, CO2 und SO2 ders ausgeprägte Kegelform und weist einen Stei- austreten. Hier sind auch Überbleibsel des Schwefel- gungswinkel von bis zu 45° auf. Die Oberfläche des abbaus der 1880er bis 1930er Jahre zu sehen, der Vulkans besteht an der Oberfläche aus sehr feinem 1911 von einer tragischen Schlammlawine unterbro- pyroklastischen Material, das von zahlreichen ver- chen wurde. Auch heute ist der Vulkan sehr aktiv. Im gangenen Eruptionen zeugt und zusammen mit der Jahr 2012 wurde das letzte Mal Lava ausgestoßen Steigung die Besteigung erheblich erschwert. Der und Ende 2016 ist der bekannte Kratersee vollstän- Ngauruhoe ist im letzten Jahrhundert durchschnitt- dig versickert, nachdem er viele Jahre Bestand lich alle 9 Jahre ausgebrochen, wobei sich der letzte hatte. Das Risiko einer Eruption ist nach wie vorge- Ausbruch 1975 ereignete und die letzte Lava 1954 geben. (The New Zealand Herald 2016) (GNS Science zu Tage getreten ist. (GNS Science 2017a) Allen Um- 2013) ständen zum Trotz, wurde er im Jahr 2017 von eini- gen furchtlosen Bergbauingenieuren erklommen. Der Ruapehu ist mit einer Höhe von 2291 m der größte aktive Vulkan in Neuseeland und zugleich die höchste Erhebung der Nordinsel mit deren einzigen Gletscher. Der Stratovulkan ist seit 250.000 Jahren aktiv. In den letzten 10.000 Jahren sind drei ver- schiedene Krater aktiv gewesen. Ein solcher Vulkan weißt immer einen aktiven Ausbruchskrater auf, der bei einer Eruption Tephra (feste oder flüssige vulka- Abbildung 21: Aktive Zone auf White Island nische Auswurfprodukte) von Staubgröße bis hin zu meterdicken Gesteinsbrocken emittieren kann. Die 25
Sebastian Spürk Tag 6: Zeolith Tagebau Blue Pacific Minerals Die Blue Pacific Minerals Ltd. betreibt in der Taupo sohle verkippt. Der Transport zur überdachten Vor- Volcanic Zone auf der Nordinsel Neuseelands den ratshalde erfolgt mit einem knickgelenkten Mul- Zeolith-Steibruch Ngakru. Die über 40 Minerale der denkipper, der von einem Radlader beladen wird. Zeolithgruppe sind wasserhaltige Alumosilikate. Ihre Dieses relativ simple Abbausystem wird von ledig- hygroskopische Eigenschaft verdanken die Zeolithe lich drei Mitarbeitern bedient. der Tatsache, dass enthaltenes Wasser, welches bis Eine Besonderheit besteht in der Witterungsabhän- zu 40% des Trockengewichts ausmachen kann, beim gigkeit des Betriebs, sowie in der durch die Sonnen- Erhitzen freigesetzt wird, ohne dass die Struktur des richtung bedingten Abbauführung. Die Abbaufront Minerals zerstört wird. Die innere Oberfläche be- wird so geführt, dass die frischen Wände möglichst trägt dann bis zu 58 m²/g. In Ngakru kommen im Ze- lange der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt olith-Tuff vor allem Mordenit und Klinoptilolithe vor. sind. Im regenreichen Winter wird der Abbau ge- Mit einem Alter von ca. 250.000 Jahren ist die Lager- stundet und die Aufbereitung mit dem Material der stätte geologisch gesehen relativ jung. Sie entstand 30.000 t fassenden Vorratshalde beschickt. Die durch hydrothermale Umwandlung pyroklastischer obersten Meter der Zeolith-Lagen mit hohen Tonan- Sedimente. (Blue Pacific Minerals 2017) teilen werden für den Wegebau in der Viehzucht Das Lösen erfolgt reißend mit einem Tieflöffelbagger verwendet. Dieses Material wird klassiert und ganz- im Hochschnitt. Das frische Haufwerk verbleibt zum jährig direkt aus dem Steinbruch heraus verkauft. Trocknen zunächst auf der Sohle. Dort wird es dann erneut aufgenommen und in einen Mobilbrecher aufgegeben, dessen Abwurf es auf die Hauptförder- 26
Die weitere Aufbereitung erfolgt im 35 km entfern- ten Tokoroa. Für den Transport dorthin werden kon- ventionelle LKW eingesetzt. Die Aufbereitung be- steht aus einem mehrstufigen Walzenbrecher, ei- nem gasgefeurten Drehrohrofen, einem weiteren Walzenbrecher und schließlich einer Siebklassierung für die verschiedenen Produktklassen. Der Betrieb exportiert ca. 40% der Produktion, vornehmlich nach Australien. Die Hauptverwendung finden die Produkte als Katzenstreu, Bindemittel (Öl- und Che- mikalienbinder) und Viehfutterzusatzstoff, wodurch Verkaufspreise von über 300 $/t erzielt werden Abbildung 22: Zeolith-Tuff können. (Blue Pacific Minerals 2017) Kontakt Leonie Johnsen Blue Pacific Minerals Leonie@bpmnz.co.nz 27
Daniel Hogg Tag 6: Geothermische Energie Geothermie wird in Neuseeland seit den 1950er Jah- ren vermehrt im großen Stil als Primärenergie ge- nutzt. So wurde 2015 17,3% des elektrischen Stroms aus Geothermie gewonnen. (Ministry of Business, Innovation & Employment 2016b) Zudem geht der Trend zur kommunalen Wärmeversorgung durch Erdwärmenutzung mit mehr als 10 Haushalten pro Bohrung. Das erste neuseeländische Geothermie- kraftwerk zur Stromerzeugung ist das 1958 eröff- nete Kraftwerk Wairakei, welches im Rahmen der Exkursion besichtigt wurde. Das Land ist aufgrund der vorhandenen Subduktionszone und insbeson- dere durch die in der Taupo-Vulkanzone aufsteigen- der Magma reich an geothermischen Hochenthal- pie-Lagerstätten, wie Abbildung 1 illustriert. (Mi- nistry of Business, Innovation & Employment 2016a) Die roten Punkte auf der Karte zeigen Quellen mit Temperaturen >90°C. Sie weisen bereits in geringen Teufen hohe Temperaturen auf und können mithilfe offener Systeme, wie dem Flash-Verfahren genutzt Abbildung 23: Thermalquellen Neuseelands (Ministry of Business, Innovation & Employment 2016a) werden. 28
Im von uns besichtigten Wairakei Kraftwerk, wel- Während in Deutschland Geothermiekraftwerke al- ches das Flash-Verfahren einsetzt, werden in der leine zur Fernwärmebereitstellung in Betrieb ge- derzeitigen Konfiguration stündlich ca. 5000 t unter nommen werden, fällt in Neuseeland der sehr ge- hohem Druck stehender Nassdampf entspannt und ringe Nutzungsgrad der Abwärme der Kraftwerke bei 130°C in 1500 t Trockendampf und 3500 t auf. 56% der erneuerbaren Primärenergie aus Ge- Warmwasser aufgeteilt. Der Trockendampf wird othermie (204 PJ) steht ein Anteil an der erneuerba- über Turbinen entspannt, die einen Generator an- ren Stromerzeugung von nur 19,7% (24,5 PJ) im Jahr treiben, mit Flusswasser kondensiert und entweder 2015 entgegen. (Ministry of Business, Innovation & zurück in die Geothermale Zone injiziert oder in den Employment 2016b) Die Differenz ist Wärme, in Fluss abgeführt. Durch die hohen Temperaturen der etwa auf dem Flash-Niveau von über 100°C. Dass Quellen von bis zu 240°C lässt sich eine installierte diese Wärme kaum genutzt wird, liegt zum einen elektrische Leistung von 132 MW betreiben. vermutlich an der großen Entfernung der Geother- (Contact Energy 2014) (Stober et al. 2014) miefelder zu Ballungsräumen der Nordinsel, wie Auckland oder Wellington und weil lokal kaum Ab- Im Geothermiekraftwerk Ohaaki lassen sich bei ei- nehmer vorhanden sind. (Ministry of Business, Inno- ner Bohrtiefe von 1200m sogar Temperaturen von vation & Employment 2016b) bis zu 280°C erreichen. (Contact Energy 2014) Ver- glichen mit der Situation in Deutschland, am Beispiel des ersten Geothermie-Fernwärmekraftwerk in Neustadt-Gleve, wo in einer Förderbohrung in 2455m Teufe eine Temperatur von 95°C erreicht wird, sind die lokalen Gegebenheiten in Neuseeland wesentlich vorteilhafter. (Enerchange GmbH & Co. KG 2017) 29
Benita Rath Tag 7: Hydrothermale Goldlagerstätten Am Beispiel von White Island Die Grundlage hydrothermaler Goldlagerstätten in zu einer verbesserten Erzanreicherung. Zum Teil ha- Neuseeland bilden Vulkanismus und Plattentekto- ben die Quarzgänge Goldgehalte bis 10 g/t (Pirajno nik. Magmenintrusionen erwärmen Fluide, die aus 1992). dem Grund- oder Meerwasser entstammen. Die Flu- ide werden zudem mit verschiedenen Stoffen aus der Intrusion angereichert, was zu einem hohen Chlorid- und Schwermetallgehalt führt. Durch Risse, Spalten und Klüfte steigen die hydrothermalen Flu- ide in der Erdkruste auf (Okrusch et al. 2014). Je nach Umgebung gelangen sie bis an die Oberflä- che, wo sie Geysire oder heiße Quellen speisen (Pi- rajno 1992). Die Temperatur der Lösungen beträgt Abbildung 24: Schema zur Entstehung hydrothermaler in 4.500 m Tiefe bis zu 500°C, beim Aufstieg kühlen Goldlagerstätten (Bender 2012) die Fluide jedoch deutlich ab. Auch die Drücke bis 2 kbar sinken zur Oberfläche hin ab (Yongfeng et al. Neben Gold und anderen Schwermetallen enthalten 2011). Innerhalb der Risse kommt es zu metasoma- die Lagerstätten bedeutende Mengen Arsen und tischem Stoffaustausch zwischen Lösung und Ne- Schwefel. Da Arsen ein wichtiger Träger für Gold ist, bengestein und die Lösung kristallisiert aus. Es bil- ist es auch ein Indikator für dessen Präsenz, macht den sich Quarzgänge, die zumeist vertikal stehen. In aber wegen seiner toxischen Eigenschaften ein Um- den Quarzgängen sind Erzminerale enthalten. Eine weltrisiko im Hinblick auf die Nachbergbauphase hohe Chloridkonzentration in der Lösung führt dabei 30
aus. Schwefel kommt in Form von Sulfiden in der Lö- Der immer wieder aktive Vulkan macht den Bergleu- sung vor. Es wird bei oberflächennahen Lagerstätten ten anfangs vor allem Schwierigkeiten beim Abbau. mit den heißen Dämpfen ausgestoßen und setzt sich So mussten die heißen und schwefeligen Kraterseen am Boden ab. So kann eine sich entwickelnde hyd- trockengelegt werden, um den Kratergrund bearbei- rothermale Goldlagerstätte zugleich eine Schwefel- ten zu können. Die säurehaltige Atmosphäre der In- lagerstätte sein, wie es auf White Island der Fall ist sel löste die Kleidung auf und lies Anlagen korrodie- (Yongfeng et al. 2011). ren. Zudem musste die Versorgung vollständig per Segelschiff vom weit entfernten Festland stattfin- White Island, die unbewohnte Vulkaninsel 48 km den, wobei auf hoher See das Wetter eine große vor der Neuseeländischen Küste der Bay of Plenty, Rolle spielte. Elf Bergleuten wurde der Vulkan ist nicht nur der am konstantesten aktive Vulkan der schließlich zum Verhängnis, als im September 1914 letzten 40 Jahre, sondern hat auch eine langjährige eine Kraterwand einstürzte und einen Lahar (ein Bergbauhistorie. Da die Insel aufgrund ihrer hydro- Schlammstrom aus Vulkanasche und Wasser) aus- thermalen Aktivitäten eine Gips- und vor allem reine löste. Alle Bergleute sterben als der Lahar ihr Lager Schwefelquelle ist und Mitte des 19. Jahrhunderts traf und die vollständige Anlage ins offene Meer als neuentdeckter Nutzen für Schwefel die Dünge- spülte, womit die erste Abbauphase endete. Die mittelherstellung entsteht, beginnt auf White Island zweite Abbauphase fand zwischen 1923 und 1933 der frühe Abbau schwefelhaltiger Gesteinsschichten statt und endet infolge zunehmend unwirtschaftlich in den 1840er Jahren. werdender Mineralgehalte. 1936 wurde White Is- Das Gestein wurde mit Segelschiffen von der Insel land von George R. Buttle gekauft, dessen Familie auf das Neuseeländische Festland der Nordinsel ver- heute noch im Besitz ist. 1953 wird sie zum Land- frachtet, wo das Gestein gemahlen und als Dünge- schaftsschutzgebiet erklärt und stellt heute ein be- mittel auf Holzplantagen eingesetzt wurde. Der liebtes Ausflugsziel dar. (Auckland Museum 2015) Hauptabbau fand zwischen den 1880er und den 1930er Jahren statt. In dieser Zeit wurden ca. 11.000 t schwefeliges Gestein gefördert, wobei 5.000 t hier- von alleine zwischen 1885 und 1900 gewonnen wur- den. (Auckland Museum 2015) Abbildung 25: Historischer Schwefelabbau auf White Is- land in den 1920er (Te Ara 2017) Abbildung 26:Verfallendes Maschinenhaus 31
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