2018JUNI PROGRAMM - DEUTSCHLANDRADIO
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Programm 2018 Juni Programmschwerpunkt ,Radfunk‘ Deutschlandfunk und 2018 Deutschlandfunk Nova Seite 3
2 Editorial Inhalt 25 Jahre Radio 2 Editorial für Deutschland 3 Aktuell Programmschwerpunkt ,Radfunk‘ © Deutschlandradio/ Bettina Fürst-Fastré Liebe Hörerinnen und Hörer, 4 Musik für die Fans von öffentlich-rechtlichem Qualitätsjournalis- Die Indie-Band Carnival Youth Rued Langgaard: ‚Antikrist‘ mus ist der 17. Juni ein gutes Datum. Vor 25 Jahren unter- zeichneten Vertreter der zwölf damals alten und vier neuen Bundesländer den 8 Literatur Deutschlandradio-Staatsvertrag und legten damit die Grundlage für Deutsch- ‚Lesezeit‘ mit Monika Maron Der amerikanische Schriftsteller lands einzigen bundesweiten Radiosender. Unter seinem Dach fanden so unter- und Fotograf Teju Cole schiedliche Einrichtungen wie der Deutschlandfunk und RIAS (West) sowie der 10 Feature Deutschlandsender Kultur (Ost) zusammen mit ihren traditionsreichen Orches- Monatsübersicht/Tipps tern und Chören eine neue Heimat. Deutschlandradio ist damit wie kein anderer Sender ein Kind der deutschen Einheit. 14 Gastbeitrag Dr. Mathias Döpfner Deshalb wissen wir aus eigener Erfahrung: Das Gefühl des Zusammengehö- rens erzeugt man nicht, indem man einen Schalter umlegt. Zusammenwachsen ist Arbeit. Es erfordert die Bereitschaft, interessiert auf den anderen zuzugehen, 15 Programmkalender Juni 18 zuzuhören und auch die eigene Sichtweise infrage zu stellen. Genau das tun un- sere Landeskorrespondentinnen und -korrespondenten auch. Sender der Länder 78 Spezial zu sein bedeutet nämlich nicht nur, nah an den Menschen in der eigenen Region Alles rund um die Fußball-WM zu sein, sondern auch den Hörerinnen und Hörern in Aachen zu erklären, warum 79 Lange Nacht ein Thema aus Görlitz auch für sie Relevanz hat. Und den Nutzerinnen in Bremen Sprachwurzellos zu erklären, was die Nutzer in Konstanz bewegt. Eine Lange Nacht über den Schrift- steller und Nervenarzt Hans Keilson Das Ziel unserer drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova und unseres Onlineangebots ist es stets, das Wich- 80 Hörspiel Monatsübersicht/Tipps/ tige überall und zu jeder Zeit hör- und nachlesbar zu machen. In der Sprache des Ursendungen Staatsvertrags: einen „objektiven Überblick über das Weltgeschehen, insbeson- dere ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit“ zu vermitteln. „Die Sen- 82 Kinder Eine Welt für sich – das Schwimmbad dungen sollen eine freie individuelle und öffentliche Meinungsbildung fördern.“ Deutschlandradio ist damit einzigartig in der deutschen Medienlandschaft – 84 Visitenkarte ganz ohne Werbung und Sponsoring, dafür mit viel Information, anspruchsvoller Wie bei Deutschlandfunk Kultur Reportagen und Wortproduktionen Unterhaltung und aktuellen Hintergründen. entstehen Unseren Auftrag fest im Blick wollen wir zukünftig in einer ,Denkfabrik‘ 85 Radiomenschen die großen Fragen der Zeit diskutieren. Unterschiedliche Sichtweisen sollen Mathias Mauersberger dabei in fairer Debatte aufeinandertreffen. Mich interessiert Ihre Einschät- Dr. Silvia Engels zung: Was meinen Sie, welche Themen uns im kommenden Jahr am meisten 86 Hintergrund beschäftigen werden? Beschäftigen sollten? Schreiben Sie sie uns an Wem nützt die Pflege-Robotik? denkfabrik@deutschlandradio.de und werden Sie so Teil unserer Denkfabrik! Der Nord-Ostsee-Kanal Ihr 88 Feuilleton Stefan Raue Die Welt der indischen Gurus Intendant Deutschlandradio Obdach Stadtbibliothek 90 Nachrichten/Interview/Hörerforum Hörerservice Service-Nummern 91 Anzeige Kampagne Telefon Nachrichten ‚Unabhängig. Unverzichtbar.‘ 0221 345-1831 0221 345-29911 Fax Verkehrslage 0221 345-1839 0221 345-29916 E-Mail Seewetterbericht hoererservice@deutschlandradio.de 0221 345-29918 Internet deutschlandradio.de/kontakt Impressum Druck pva, Druck- und Mediendienstleistungen GmbH, Herausgeber Deutschlandradio, Körperschaft des Industriestraße 15, 76829 Landau öffentlichen Rechts, Raderberggürtel 40, 50968 Köln, Vertrieb Deutschlandradio Service GmbH (DRS) Telefon 0221 345-0 Raderberggürtel 40, 50968 Köln Verantwortlich Dr. Eva Sabine Kuntz (v.i.S.d.P.), Adressenänderungen Dr. Jörg Schumacher, Dr. Helmut Buchholz adressverwaltung@deutschlandradio.de Redaktion Bettina Mayr (Deutschlandradio Service GmbH) Neu- und Abbestellungen deutschlandradio.de/kontakt Titel Mitarbeit Annette Cammann, Mario Loch Redaktionsschluss 23. April 2018, Programmschwerpunkt ,Radfunk‘ (Deutschlandradio Service GmbH), Ulrike Wallisch Programmänderungen vorbehalten Illustration © Deutschlandradio/Chrissie Salz
Aktuell 3 Radfunk dürfen. Und natürlich ist es auch manchmal Ihr habt euch für die Serie ja sehr mit gefährlich. Ich wurde gerade von einem Verkehrsregeln beschäftigt. Welche Regel © Deutschlandradio/Jessica Sturmberg Rechtsabbieger übersehen und abgeräumt. hat euch als Radfahrer selbst überrascht Paulus Müller (l.) und Klaas Reese (r.) Zum Glück hatte ich einen Helm auf und es oder hattet ihr so nicht auf dem Schirm? ist nur das Fahrrad kaputt. Blöd ist generell, Paulus: Ich kannte das Rollern nicht. Wenn dass bei der Verkehrsplanung an Autofahrer ich mich vom Sattel schwinge und das Fahr- und Fußgänger gedacht wurde, die Fahrrad- rad auf einem Pedal stehend wie einen Rol- fahrer aber oft vergessen wurden … ler benutze, dann werde ich vom Radfahrer Paulus: … oh ja, darüber kann ich mich wirk- zum Fußgänger. Das Rad wird dann zum lich sehr aufregen. Die Radwegführung in Spiel- oder Sportgerät. So darf ich mich auch Köln ist die Hölle. Wer legal fahren will, muss auf dem Fußgängerweg bewegen, ohne ge- manchmal irrsinnige Umwege in Kauf neh- gen die Straßenverkehrsordnung zu versto- men. Da hält sich dann natürlich kein Rad ßen. Sollte man aber natürlich nur machen, fahrer dran. Dann wird auf der falschen Seite wenn man damit niemanden gefährdet. gefahren – und das ist gefährlich. In Klaas: Ich habe gelernt, dass ich Kinder bis Berlin sieht es ja ähnlich aus. Das acht Jahre auf dem Gehweg mit dem Rad ist echt ein Problem. Warum klappt begleiten darf. Das war mir vorher nicht klar. das in so vielen Städten einfach Ihr wacht morgens auf, es regnet, ein nicht? Die Niederlande kriegen das fieser Wind zieht auf – wie kommt ihr zu Besser Radfahren doch auch hin. Wir versuchen das mal zu Arbeit: mit Bus und Bahn, im Auto oder auf klären im ‚Radfunk‘. dem Rad? Bis zum 15. Juni berichten Klaas: Und was natürlich auch manchmal Klaas: Eine schöne Fangfrage. In letzter Zeit Deutschlandfunk und Deutschlandfunk ein Hindernis ist, ist das Wetter. Aber für Re- habe ich mich noch oft für das Auto entschie- Nova in einem gemeinsamen Programm- gen und Kälte gibt es ja gute Kleidung und den, weil ich meine Tochter noch trocken in schwerpunkt ‚Radfunk‘ über die großen und bei Schnee und Eis haben alle anderen auch die Kita bringen wollte. Ich hoffe, dass das kleinen Themen rund ums Fahrradfahren. Probleme voranzukommen. als Ausrede gilt. Aber ich muss auch sagen, Was dürfen Radfahrer – und was nicht? Wie Wie können Radfahrerinnen und Auto- dass ich mich hinterher wieder geärgert ha- lassen sich Sattel und Pedale am besten ein- fahrer im Straßenverkehr besser klarkom- be, weil ich viel länger zur Arbeit gebraucht stellen? Warum kommt es im Straßenverkehr men? habe. zu gefährlichen Situationen – und wie lassen Klaas: Wichtig ist, dass man nicht überall Paulus: Regenklamotten an und aufs Rad. sie sich vermeiden? Unsere Radreporter auf sein Recht pocht und direkt anfängt zu Die Kinder in den Anhänger, da sind sie re Paulus Müller und Klaas Reese räumen mit fluchen, wenn jemand einen Fehler macht. gengeschützt. Die Kollegen sind schon dran Halbwissen rund ums Radfahren auf. Paulus Paulus: Was auch super wichtig ist, sozusa- gewöhnt, dass meine Schuhe dann manch- Müller moderiert die Sendungen ‚Grünstrei- gen ’ne Lebensversicherung: Blickkontakt mal ein wenig gesprenkelt sind von den fen‘ und ‚Einhundert‘ bei Deutschlandfunk aufnehmen. Kommunizieren. Wer dich sieht, Matschpfützen und die Haare nass runter- Nova und Klaas Reese ist Sportredakteur fährt dich nicht um. Blickkontakt hilft auch, hängen. Zum Glück machen wir ja Radio! beim Deutschlandfunk. Missverständnisse zu vermeiden … Das Interview führte Markus Frania, Klaas: … ja, so ein Lächeln entspannt zum Deutschlandfunk Nova Paulus, Klaas, was mögt ihr am Rad- Beispiel auch die Situation. Im Prinzip wollen fahren am meisten? ja alle nur möglichst entspannt und sicher Den ‚Radfunk‘ gibt es als Kurzvideo auf dem Paulus: Dass ich schneller bin als mit dem am Ziel ankommen. YouTube-Kanal von Deutschlandfunk Nova, Auto in der Stadt. Ich kann durch den Park Schon mal über Schönwetterradler freitags als langen Podcast beim Deutsch- fahren und an der Wampe merke ich das geschimpft? landfunk und immer wieder im Radio- auch. Jeden Tag mindestens 30 – 40 Minu- Paulus: Kriegt man immer mal wieder mit, programm von Deutschlandfunk Nova und ten, schnelles Fahren – das verbrennt ja dass sich in Radlerforen und Facebook- Deutschlandfunk. auch Kalorien. Gruppen drüber aufgeregt wird, wenn mit Klaas: Ja, die Bewegung ist klasse. Dass man dem guten Wetter auch die Radfahrer auf nie nach einem Parkplatz suchen muss, ist die Straße kommen, die sich nicht trauen. Illustration © Deutschlandradio/Chrissie Salz super und dass man immer selbstbestimmt Ich verstehe das nicht! Wir sollten uns über durchstarten kann. Stau, lange Schlangen jeden freuen, der Rad fährt. Neulich, als an Ampeln oder Baustellen – da fahre ich Busse und Bahnen bestreikt wurden und auf dem Radweg einfach nebenher und tue gutes Wetter war, konnte man sehen, wie was Gutes für meinen Körper, meinen Geld- es sein könnte. Da lag ein Hauch von Kopen- beutel und die Umwelt. hagen in der Luft. Und was hasst ihr am Radfahren? Klaas: Ich habe da erstaunlich wenig ge- Klaas: Hassen ist jetzt vielleicht zu hoch ge- schimpft bisher. Meistens finden sich ja griffen, aber es ist schon richtig blöd, wenn sichere Möglichkeiten zum Überholen. Und die Radwege kaputt sind oder Autofahrer in der Stadt passe ich mein Tempo meist deutschlandfunk.de/radfunk meinen, dass sie da einfach drauf parken an, weil ein Überholen oft nichts bringt, weil deutschlandfunknova.de/radfunk wir an der nächsten Ampel eh wieder zusam- menstehen.
4 Musik Minutiöse Präzision und Feingefühl Der Dirigent Victor de Sabata (1892 – 1967) Seine Weltkarriere als Dirigent begann 1930. Einspielungen von Puccinis ,Tosca‘ mit Maria Als Nachfolger von Arturo Toscanini an der Callas und von Verdis ,Messa da Requiem‘ Mailänder Scala nahm Victor de Sabata Kurs aus den 1950er-Jahren sind diskografische auf die internationalen Konzertsäle. Wilhelm Meilensteine. Wie Furtwängler sah sich de Furtwängler lud den aus Triest stammenden Sabata eigentlich als Komponist, wurde aber Victor de Sabata © Interfoto/Austrian National Library Dirigenten zu den Philharmonischen Konzer als solcher kaum wahrgenommen. Seine ten nach Berlin ein und Heinz Tietjen holte zweite große Liebe war die höhere Mathe- den jungen Italiener als Gast an die Berliner matik. Mit ihr verbrachte er die letzten zehn Staatsoper. Die Aufführungen von Verdis Jahre seines Lebens, nachdem er das Diri- ,Othello‘ und ,Aida‘ unter seiner Leitung gieren aus gesundheitlichen Gründen hatte machten Furore. Im Gegensatz zu Tosca- aufgeben müssen. nini dirigierte de Sabata im nationalsozialis- Deutschlandfunk tischen Deutschland und profilierte sich Donnerstag, 7. Juni, 22.05 Uhr dabei besonders auch als Wagner-Interpret. Historische Aufnahmen Schallplatten machte er nur wenige, seine Historische Klassik-Pop-et cetera Deutsches Sinfonie-Orchester Berlin Aufnahmen Die Gastmoderatoren Bohuslav Martinů neu entdeckt Deutschlandfunk Deutschlandfunk Martinů wurde 1890 in Polièka (Böhmen) ge- Donnerstags jeweils 22.05 Uhr Samstags jeweils 10.05 Uhr boren und studierte am Prager Konservato rium Violine. Als Komponist blieb er lange 7. 6. Minutiöse Präzision und Feingefühl 2. 6. Andrea Breth (Theaterregisseurin) Der Dirigent Victor de Sabata Autodidakt, zog aber schließlich nach Paris, (1892 – 1967) 9. 6. Ensemble Resonanz um Kompositionsunterricht bei Albert Rous- sel zu nehmen. 1940 floh er vor dem drohen 14. 6. Unermüdliche Entdeckungslust den Einmarsch der Deutschen in die Vereinig 16. 6. Marc Bouchkov (Geiger) Der Organist Rudolf Ewerhart ten Staaten. Dort sind seine sechs Sinfonien (* 1928) 23. 6. Norbert Niemann (Musikwissenschaftler entstanden. Das erste Werk der Gattung ver- 21. 6. Rührseligkeit und Dramatik und Schriftsteller) weist unmittelbar auf die politischen Ereig- Der Komponist Charles Gounod nisse in seinem Heimatland: Im Largo nimmt 30. 6. Ioan Holender (Sänger und (1818 – 1893) er Bezug auf den grausamen Überfall auf den Opernintendant) 28. 6. Sternstunden tschechischen Ort Lidice im Juni 1942. Die Wolfgang Schneiderhan in Luzern übrigen Sätze sind durchwirkt von Anklän- gen an die tschechische Volksmusik. Mit die- J O HAN N S EBASTIAN BAC H Konzert für Violine, Streicher und sem Konzert beginnen Sir Roger Norrington Basso continuo a-Moll, BWV 1041 Ein Kreis schließt sich und das Deutsche Sinfonie-Orchester Berlin Wolfgang Schneiderhan, Violine Sir Simon Rattle und einen Zyklus sämtlicher Symphonien des Festival Strings Lucerne die Berliner Philharmoniker Komponisten. Leitung: Rudolf Baumgartner Deutschlandfunk WO L FGAN G AMAD EU S M OZ ART 16 Jahre lang war Sir Simon Rattle Chefdiri- Mittwoch, 20. Juni, 22.05 Uhr Konzert für Violine und gent der Berliner Philharmoniker. Bevor sich Spielweisen Orchester A-Dur, KV 219 der Brite in der Waldbühne standesgemäß Heimspiel – Die Deutschlandradio Orchester Wolfgang Schneiderhan, Violine mit der ‚Berliner Luft‘ verabschiedet, dirigiert und -Chöre Schweizer Festspielorchester er noch ein Abonnementkonzert in der Phil- Dirigent: Paul Hindemith harmonie. Dass mit Gustav Mahlers Sechster Aufnahmen vom 28./29. Januar 1957 dabei ausgerechnet dessen ‚Tragische Sin und 13. August 1952 aus dem fonie‘ erklingt, ist ebenso ungewöhnlich wie Kunsthaus, Luzern konsequent. Dieses Werk war am 14. Novem- ber 1987 das erste, das Rattle mit den Berliner Philharmonikern aufführte: Ein Kreis schließt sich. Einmal noch das von Mahler mitkompo- nierte Läuten der Kuhglocken, dann fällt der ebenfalls verlangte Holzhammer, und die philharmonische Herde muss ohne ihren Hir- ten auskommen. Das Happy End wird in der kommenden Saison nachgereicht: Die Rück- kehr des Publikumslieblings als Gastdirigent ist bereits fest eingeplant. Deutschlandfunk Kultur Dienstag, 19. Juni, 20.03 Uhr Konzert
Musik 5 Die Indie-Band Carnival Youth Deutschlandfunk Sonntag, 24. Juni, 15.05 Uhr Emils Kaupers, Edgars Kaupers und Roberts Vanags (v. l.) © Backseat Thomaskirche Festival Leipziger Romantik Gustav Schreck war Thomaskantor von 1893 bis 1918, als direkter Vorgänger von Karl Straube. Sein Geburtstag jährt sich nun Rock aus Riga zum 100. Mal, Anlass genug, sein Oratorium Die Indie-Band Carnival Youth Johann Sebastian Bach ‚Christus, der Auferstandene‘ am Ort seiner und Dmitrij Schostakowitsch früheren Wirkungsstätte erstmals wieder Die lettische Hauptstadt Riga ist Heimat der – Bachfest Leipzig aufzuführen. Anhand der einzig erhaltenen tatsächlich noch jungen – Musiker von Car handschriftlichen Partiturabschrift des Kom- nival Youth. Eine Band, die seit 2011 besteht, Es sind oft besonders prägende Eindrücke, ponisten hat der junge Musikwissenschaftler bisher drei Studioalben aufgenommen hat die zu neuen Anläufen und Leistungen füh- Peter Berg das spätromantische, großbesetz und meist englisch, manchmal lettisch singt. ren. So auch im Fall der 24 Präludien und Fu- te Werk eingerichtet. Im Herbst dieses Jahres Die Brüder Edgar und Emils Kaupers bilden gen von Dmitrij Schostakowitsch. Als beson- soll es als Koproduktion mit Deutschlandfunk den familiären Kern von Carnival Youth, die derer Gast besucht Schostakowitsch 1950 Kultur auf einer Doppel-CD bei Rondeau melodiösen Indie-Rock mal mit Folk, zuweilen das Bachfest in Leipzig. Das ist ein heraus- erscheinen. auch mit psychedelischen Klängen verbinden ragendes Bachfest zum 200. Todestag des Deutschlandfunk Kultur und als Vorbilder Wolf Parade oder Arctic großen Thomaskantors, bei dem u. a. auch Samstag, 23. Juni, 19.05 Uhr Monkeys nennen. Die Youngster haben den die Gebeine Bachs in seine Hauptwirkungs- Oper Preis für das beste Debüt in Lettland gewon- stätte – also in die Thomaskirche – feierlich nen und sind mit dem renommierten Euro- umgebettet werden. Der furchtbare Krieg pean Border Breakers Award EMMA beim sitzt allen noch in den Knochen und im Ge- Eurosonic-Nachwuchsfestival 2016 ausge- dächtnis. Man ruft in Leipzig durch die Musik zeichnet worden. Bachs zu Frieden und Friedfertigkeit auf. Der Deutschlandfunk russische Komponist Schostakowitsch, eben- Sonntag, 24. Juni, 15.05 Uhr falls kriegsgeschädigt, erhält die ehrenvolle Rock et cetera Aufgabe, beim allerersten Leipziger Bach- Wettbewerb in der Jury zu sitzen. Unter den Wettbewerbsteilnehmern ist auch eine junge russische Pianistin – Tatjana Nikolajewa, 26 Jazz und Rock Jahre alt –, die alle 48 Präludien und Fugen Hanno Busch Trio von Bachs zweibändigem ‚Wohltemperierten Clavier‘ auswendig beherrscht und auf Zuruf Für Hanno Busch sind die Komposition und der Jury das jeweilige Stück als Wettbewerbs- die Möglichkeiten der Klanggestaltung wich- beitrag spielt. Eine unglaubliche Leistung, tiger als das Abfeuern heißer ‚Licks‘ auf sei- die mit einem ersten Preis gewürdigt wird. nem Instrument. Der Gitarrist bedient sich Schostakowitsch ist davon derart beein- dazu äußerst kreativ einer Reihe ungewöhn- druckt, dass er innerhalb eines Jahres eben- licher Elektronik-Module. Die Musik seines falls 24 Präludien und Fugen im vollständi- Trios mit dem E-Bassisten Claus Fischer gen Zirkel aller Tonarten komponiert. In Form und dem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel und Stilistik bezieht sich Schostakowitsch an erschöpft sich allerdings keineswegs in manchen Stellen explizit auf Bach. Dennoch Klangeffekten, sondern bringt das Beste sind diese 24 Präludien und Fugen Ergebnis zweier Welten und ihrer Schnittbereiche her- seiner eigenen Ideen- und Gedankenwelt. vor: Jazz und Rock begegnen sich auf neue, Tatjana Nikolajewa führte den Schostako- wunderbare Weise mit großer Kraft und Le- witsch-Zyklus 1952 erstmals öffentlich auf. bendigkeit, aber auch mit Achtsamkeit und Es besteht ein großer Reiz darin, diese von Transparenz. Wie auch immer – es ist ein der Idee her kongruenten Zyklen von Bach Genuss, den einmal höchst druckvollen und und Schostakowitsch, die sich dennoch © mauritius images/Westend61/Kristian Peetz Bachdenkmal vor der Thomaskirche in Leipzig dann wieder mit geradezu meditativer Ruhe einer gänzlich anderen ‚Sprache‘ bedienen, zelebrierten Wallungen des Hanno Busch in einem Konzert miteinander Trios mit Kopf und Seele zu folgen. zu kombinieren. Deutschlandfunk Deutschlandfunk Kultur Dienstag, 26. Juni, 21.05 Uhr Donnerstag, 28. Juni, 20.03 Uhr Jazz Live Konzert Bachfest Leipzig Deutschlandfunk Kultur Donnerstag, 28. Juni, 20.03 Uhr
6 Musik Les Docks, Lausanne Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) Forum neuer Musik ‚Echoes of ’68‘ Staatstheater Mainz ‚Maid of Orleans‘ (‚The Waltz Joan of Arc‘) Aufnahmen aus dem Rued Langgaard: ‚Antikrist‘ dürfte wohl der populärste Hit der britischen Deutschlandfunk Kammermusiksaal Synthie-Pop- und New-Wave-Band Orches- Der Anti- oder Widerchrist ist eine Figur aus tral Manoeuvres in the Dark (OMD) gewesen Das Deutschlandfunk-Festival ‚Forum neuer der Apokalypse – Gegenspieler und Gegen- sein. 1982 veröffentlicht, eroberte die tra- Musik‘ begab sich Mitte April 2018 auf die macht Jesu – vor seiner Wiederkunft wird er gische Geschichte der französischen Natio- Spuren von 1968. In Kunst wie in Politik ging erwartet. Ein Geist, der stets verneint, auch nalheldin Jeanne d’Arc weltweit die Charts es vor 50 Jahren um das Aufbrechen veral- wenn er Gutes meint: „Ich erschaffe das Licht und blieb das musikalische Markenzeichen teter Normen. Das Stuttgarter Ensemble und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil der Band um Frontmann Andy McCluskey. ascolta ließ jene Zeit mit Fluxus-Aktionen und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, Bis heute hat der Song in den Konzerten von aufleben, in denen Grenzen zwischen Bild, der das alles vollbringt!“, so lesen wir bei OMD seinen Stammplatz und dabei nichts Musik und Theater ins Fließen geraten. Spä- Jesaja. Der dänische Komponist Rued Lang- von seiner magischen Anziehungskraft ver tere Kompositionen erwiesen sich als davon gaard hat in den 1920er-Jahren diesen Anti- loren. Davon konnten sich auch die Besucher inspiriert: Bei Elena Mendoza zerfällt nach krist zum Opernhelden gemacht. Er stellt des OMD-Konzertes in Lausanne im Dezem- und nach der tradierte Konzertzusammen- ihn in seine Zeit – als einen Gegenspieler ber 2017 überzeugen, als die Band neben hang. Hans-Joachim Hespos komponierte alles Wahren, Guten und Schönen, er macht Songs ihres aktuellen Albums ‚The Punish- einen Bühnenumbau. In seinem Stück ‚Psi‘ ihn zum Höllenhelden, der tausend Gesichter ment of Luxury‘ auch einige ihrer älteren sind Schlagwerker und Pianist mit ihrem In- hat. Langgaard zeichnet eine Zeit, die im Un- Songs spielte. strumentarium permanent unterwegs. Julia tergang begriffen ist – nach der Blüte kommt Deutschlandfunk Kultur Mihály aus Frankfurt setzte mediale Splitter der Verfall, alles Schöne zerfällt in hässliche Montag, 4. Juni, 20.03 Uhr von 1968 auf neue Weise zusammen. Ihre Fratzen. Es ist die deutsche Erstaufführung In Concert im Auftrag des Deutschlandfunk entstan- dieses Werkes, die auch die ästhetischen dene multimediale Performance ‚Grand Grundwerte infrage stellt – Egoismus und Hotel Establishment‘ persiflierte Hoffnungen Materialismus der Moderne werden spirituell und Irrtümer von einst. angezweifelt, werden moralisch hinterfragt – In Concert Deutschlandfunk der Glaube an das Göttliche wird als Ausweg Deutschlandfunk Kultur Sonntag, 3. Juni, 21.05 Uhr empfohlen. Montags jeweils 20.03 Uhr Konzertdokument der Woche Deutschlandfunk Kultur 4. 6. Orchestral Manoueuvres Samstag, 9. Juni , 19.05 Uhr in the Dark (OMD) Oper Lausanne, Les Docks 8. Dezember 2017 11. 6. 12. Jazzdor Strasbourg-Berlin Roberto Negro ‚DADADA‘ Berlin, Kesselhaus 5. Juni 2018 18. 6. 5. Windros Festival Polkaholics Schwerin-Mueß, Museumsdorf 8. September 2017 25. 6. Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) Esbjörn Svensson, Piano Dan Berglund, Bass Magnus Öström, Schlagzeug London, Barbican Centre 20. Mai 2005 © Deutschlandradio/ Forum neuer Musik 2018 – das Ensemble ascolta T. Kujawinski bei einer Fluxus-Aktion Deutschlandfunk Sonntag, 3. Juni, 21.05 Uhr
Reihe Landeskorrespondenten (Teil 1) 7 Als Radio der Länder unterhalten wir Korres pondentenstudios in allen 16 Landeshaupt- städten und am Finanz- standort Frankfurt/Main. Unsere Inlandskorres © Deutschlandradio/ Bettina Fürst-Fastré pondenten stehen für den föderalen Sendeauftrag der drei Deutschland- radio-Programme. In dieser Artikelreihe stellen die Kolleginnen und Kollegen von Kiel bis München ihre Bundesländer vor. RHEINLAND- PFALZ Mainz Anke Petermann, Von Menschen, geboren in Westfalen. Hat nach Auslandsaufenthalten in Italien und Schweden Germanistik, Romanistik und Skandinavistik in Münster Reben und studiert. Auf das Volontariat und freie Mitarbeit bei RIAS Berlin folgten berufliche Stationen in Washington D.C. Seit 1994 Deutschlandradio- Korrespondentin zunächst in Sachsen-Anhalt, Kontroversen dann Rheinland-Pfalz und Hessen. Seit 2014 erneut in Mainz. Berichte aus Rheinland-Pfalz Am Anfang war Skepsis gegen- Vertrauensverlust der Rheinland-Pfälzer: die Wie einheimische und zugewanderte Jugen- über dem Bundesland, das ich von 2002 an Nürburgring-Affäre und die gescheiterte Pri- heimer Rückschläge verkraften. Derzeit hat als Inlandskorrespondentin fürs Deutschland- vatisierung des Flughafens Hahn. Vielleicht das Thema weit weniger Konjunktur. Doch radio erkunden sollte. „Gibt’s in Rheinland- hat man unlängst noch einmal einen Lang- wenn ich gelegentlich darüber berichte, Pfalz überhaupt Probleme, über die sich zu frist-Effekt der vergangenen Skandale erlebt: habe ich jetzt lange Entwicklungslinien im berichten lohnt“, fragte ich mich. Und: „Ist In einem Bürgerentscheid lehnten fast 80 Hinterkopf, muss mich nicht auf punktuelle hier nicht alles gemütlich-beschaulich-lang- Prozent der beteiligten Mainzer den Bau des Eindrücke verlassen. weilig?“ Fast zehn Jahre lang war ich zuvor ‚Bibelturms‘ als Schatzkammer für die Guten- 2018, Jahr der großen Männer aus Korrespondentin in Sachsen-Anhalt gewesen, berg-Bibeln ab. Rheinland-Pfalz hatte über existenzielle Sorgen und neue 2006 kehrte ich Rheinland-Pfalz beruf- Letztes großes Thema vor Redaktionsschluss: Chancen berichtet. Kurz: über den mühsa- lich den Rücken, vorübergehend. Pendelte das Marx-Jubiläum in Trier. Davor: das Raiffei- men Weg in ein wiedervereinigtes Deutsch- sieben Jahre lang ‚über die Brück‘, nach sen-Jubiläum im Westerwald. Der Vordenker land. Wiesbaden, als Landeskorrespondentin für des Kommunismus und der Begründer des Die ‚gut Stubb‘ der Republik? Hessen. Im Ypsilanti-Koch-Duell lernte ich Genossenschaftswesens – beide Jahrgang Rheinland-Pfalz kam mir aus der Entfernung andere Schärfegrade politischer Kontrover- 1818. Der eine Umstürzler, der andere Sozial vor wie die gute Stube der Republik. Gemüt- se kennen, als ich das aus dem versöhnlich reformer. Noch ein bisschen länger her: Vor lich, einladend – langweilig. Reben und Rüben gestimmten Mainz gewohnt war. 450 Jahren starb Gutenberg, Erfinder des – Weingenuss und Bodenständigkeit. Beck Anstandslos reintegriert Drucks mit beweglichen Lettern – Vorausset- und die SPD – ein fast unerschütterliches Den Ausflug zu den ‚Muckern und Philistern‘, zung für systematischen Wissenserwerb, rotes Königreich. Wenn es hoch kam, bekam den angeblich Humorlosen auf der ‚ebsch Aufklärung – und Demokratie. dessen Wappen mal gelbe und mal grüne Ein- Seit’‘, der falschen Rheinseite, haben mir Zeitlose Frauenpower sprengsel. Sollte das alles sein, was sich in Mainzer und Rheinland-Pfälzer vergeben und Ganz lebendig haben dagegen zwei Frauen Rheinland-Pfalz bewegte? Tatsächlich aber mich 2014 anstandslos reintegriert. „Völker- gezeigt, wie man Landesverbände von Partei traf ich auf enorme Umbrüche nach dem Ab- mühle Europas“ nannte Carl Zuckmayer den en aus politischen Krisen führt: Malu Dreyer zug der US-Militärs aus Bitburg und Pirmasens Landstrich am Rhein. Deren integrativen für die SPD, Julia Klöckner für die CDU. Die und im Mittelrheintal auf Winzergenossen- Qualitäten habe ich vor allem ab 2015 ken- eine Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, schaften, die die Kellertüren für immer dicht nengelernt. Zahllose Willkommensinitiativen die andere Bundeslandwirtschaftsministerin. machten. Auf Menschen, die es anpackten. für Flüchtlinge, Patenschaften, Gemein- So viel Kraft der Veränderung in der Geschich- Mehr Umbruch als vermutet schaftsaktionen vom Kochen bis zum Sport- te, so viel Frauenpower in der Neuzeit. Rhein- Kommunalpolitiker und Initiativen, die neue fest. Als Modelldorf, das sich früher als an land-Pfalz, eine inspirierende ‚gute Stube‘. Wohn- und Wirtschaftskonzepte für verän- dere um die Neuankömmlinge kümmerte, Anke Petermann, Landeskorrespondentin derte Stadtlandschaften ausheckten. Quali- habe ich das rheinhessische Dorf Jugenheim Rheinland-Pfalz tätswinzer, die sich zusammenschlossen, begleitet. um Weinberge und Dörfer wiederzubeleben. Die ‚Völkermühle‘ am Rhein Aber ich erlebte auch Anlässe für politischen Wie in einem Brennglas beobachte ich dort seit fast drei Jahren, wie Ehrenamtliche die deutschlandradio.de/ Flüchtlingsaufnahme weitsichtig organisie- landeskorrespondenten ren und die ‚Neuen‘ vorurteilsfrei aufnehmen.
8 Literatur Monika Maron Europäischer Autorengipfel ,Munin oder Chaos im Kopf‘ 20 Schriftsteller sprechen auf dem Blauen Sofa über ihr Europa Mina Wolf, Journalistin und Gelegenheits texterin, opfert den Sommer, um einen In Romanen, Erzählungen, Gedichten und Aufsatz über den Dreißigjährigen Krieg zu Sachbüchern beschreiben Europas Auto- © Ullstein bild/Brill schreiben. Eine irre Nachbarin, die Tag für rinnen und Autoren die Wirklichkeiten des Tag von morgens bis abends auf ihrem Kontinents – und sie erfinden sie. Sie erzäh- Balkon lauthals singt, zwingt sie, nur noch len, wie man in ihrem Land lebt, und ihre nachts zu arbeiten. Die kleine, enge Straße Leser erfahren, welche Gedanken, Erfahrun Monika Maron gerät in Aufruhr und in Minas Kopf vermi- gen, Sehnsüchte, Hoffnungen, Gewisshei schen sich der Dreißigjährige Krieg, die täg- ten, Ängste und Irrtümer unsere Nachbarn lichen Nachrichten über Krieg und Terror beschäftigen. Während in Berlin ein Treffen mit der anschwellenden Aggression in der zum Europäischen Kulturerbejahr stattfin- Nachbarschaft. Als auch noch eine Krähe in det, sprechen 20 Schriftstellerinnen und ihre nächtliche Einsamkeit gerät, die sie Mu- Schriftsteller auf dem Blauen Sofa darüber, Lesezeit nin nennt und mit der sie ein Gespräch über warum sie sich als Europäer fühlen, was Gott und die Welt beginnt, ist das Chaos in ihnen in Europa und der EU fehlt, welches Deutschlandfunk Minas Kopf komplett. Monika Maron entwirft europäische Buch sie schreiben möchten Mittwochs jeweils 2.30 und 20.30 Uhr provokant und mit Humor ein Stimmungs- und wo Europa für sie endet. Es nehmen teil: 6. 6. Monika Maron liest aus ihrem Roman bild unserer Zeit. Der Leser muss durch Geert Buelens aus Flandern, Jacques De ‚Munin oder Chaos im Kopf‘ (Teil 1) einige politische Verärgerungen und Ver- Decker aus der Föderation Wallonie-Brüssel, suchungen hindurch, den expliziten welt- Terézia Mora aus Deutschland, Claire North 13. 6. (Teil 2) anschaulichen und philosophischen Gehalt aus Großbritannien, Janne Teller aus Däne- hinter sich lassen, um sich von der poeti mark, Sjón aus Island, Hugo Hamilton aus 20. 6. Jens Sparschuh liest aus seinem Roman schen Intelligenz der Erzählung als solcher Irland, Laurynas Katkus aus Litauen, Guy ‚Das Leben kostet viel Zeit‘ (Teil 1) führen zu lassen. Es ist kräftige, zum Alle Helminger aus Luxemburg, Pierre Mejlak aus 27. 6. (Teil 2) gorischen tendierende Literatur aus den Malta, Hans Marten van den Brink aus den Trümmern der gängigen Ideologien und Niederlanden, Maja Lunde aus Norwegen, Weitere Informationen zu den Verblendungen. Tomasz Różycki aus Polen, Hélia Correia aus Literatursendungen in Deutschlandfunk Deutschlandfunk Portugal, Dana Grigorcea aus der Schweiz, und Deutschlandfunk Kultur finden Sie Mittwoch, 6./13. Juni, 20.30 Uhr Svetlana Žuchová aus der Slowakei, Sabine unter deutschlandradio.de/literatur Lesezeit Gruber aus Südtirol und Radka Denemarková aus Tschechien. Nähere Informationen zum Europäischen Autorengipfel finden Sie auf der Veranstaltungsseite des Programmhefts. Jens Sparschuh Das Ende der politischen Korrektheit? Deutschlandfunk Kultur ,Das Leben kostet viel Zeit‘ Über Bücher und Debatten Sonntag, 24. Juni, 0.05 Uhr Literatur Jens Sparschuh erzählt in seinem neuen Ro- „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unru- man ,Das Leben kostet viel Zeit‘ komisch und higen Träumen erwachte, stellte er fest, dass Weiterer Sendehinweis: leichtfüßig philosophisch von einer ganz be- er nicht mehr linksliberal war.“ So beginnt Deutschlandfunk Kultur sonderen Freundschaft und der Suche nach der Roman ‚Selbstverfickung‘ von Oskar Dienstag, 29. Juni, 19.30 Uhr der eigenen Geschichte. Vor Jahren führte Roehler – eine radikale Kulturkritik, die die Zeitfragen. Literatur Titus Brose ein beinahe aufregendes Leben Frage aufwarf: „Ist das noch Kunst oder Das Blaue Sofa – als Chefredakteur des Spandauer Boten. schon AfD?“ Ähnliches fragten sich Kritiker Europäischer Autoren-Gipfel Heute schreibt er Memoiren im Auftrag der auch angesichts des neuen Romans ‚Munin Dana Grigorcea über ihre Novelle ‚Die Dame Firma LebensLauf. Seine Klienten findet er oder Chaos im Kopf‘ von Monika Maron, in mit dem maghrebinischen Hündchen‘ im Alten Fährhaus, einer Seniorenresidenz dem ein Gefühl der Angst und Verunsiche- im Gespräch mit Dorothea Westphal am Rande von Berlin. Auch Dr. Einhorn lernt rung geschildert wird. Medialer Höhepunkt er dort kennen, der sein Interesse auf Adel- der Debatte bildete das Streitgespräch zwi- bert von Chamisso und Eduard Hitzig lenkt. schen Durs Grünbein und Uwe Tellkamp. Letzterer schrieb nicht nur posthum Cha- Gibt es tatsächlich einen linksliberalen Main- missos Biografie, er sorgte gleich selbst für stream, eine Art Diktatur der Political Cor- einige der spannendsten Episoden in dessen rectness, die jeden Abweichler mit dem Leben. Fasziniert von dieser Beziehung be- Vorwurf diskreditiert, rechts zu sein? Was gibt sich Brose auf eine Recherchereise. passiert, wenn man mit Romanen oder Äu Sie führt ihn in seine eigene Vergangenheit ßerungen gegen bestimmte Paradigmen im geteilten Berlin und ins Leipziger Stadt verstößt? Und was steht eigentlich in den archiv. Büchern, deren Autoren die Feuilleton- Deutschlandfunk debatten anfeuern? Mittwoch, 20./27. Juni, 20.30 Uhr Deutschlandfunk Kultur Lesezeit Freitag, 22. Juni, 19.30 Uhr Zeitfragen. Literatur
Literatur 9 Der amerikanische Schriftsteller und Fotograf Teju Cole Deutschlandfunk Kultur Freitag, 1. Juni, 19.30 Uhr Studio LCB Aus dem Literarischen Colloquium Berlin Lesung: Helmut Lethen Gesprächspartner: Marcel Beyer und Stephan Schlak Am Mikrofon: Katharina Teutsch Herman Göring hatte 1933 den Preußischen Staatsrat ins Leben gerufen und sogleich mit wichtigen Männern des damaligen Kul- tur- und Forschungslebens besetzt. Zwar hatte Hitler den Rat der Staatsräte nicht nötig und erschien nicht einmal zur Inaugu- © picture-alliance/Gattoni/Leemage ration. Die Staatsräte empfanden ihre Er nennung gleichwohl als Ehre. Gustav Gründ- gens, Wilhelm Furtwängler, Ferdinand Sauer- bruch und Carl Schmitt: Vier Exzellenzen, die zwischen 1933 und 1945 Karriere mach- ten – und die zu Ikonen der jungen Bundes- republik wurden. Der Kulturwissenschaftler Helmut Lethen fragt in seinem neuen Buch ‚Die Staatsräte. Elite im Dritten Reich‘ nach „Eine Hast, durch die vertraute den weltanschaulichen Voraussetzungen, und fremde Dinge ziehen“ Die Gefühle an die Macht! die künstlerische Empfindsamkeit einerseits Der amerikanische Schriftsteller Deutsche Schriftsteller nach 1968 und soziale Kälte andererseits ermöglichten. und Fotograf Teju Cole und die ‚Neue Subjektivität‘ Er knüpft dabei an seine früheren Arbeiten über die Kultur der Neuen Sachlichkeit an. Seit dem internationalen Erfolg seines Debüt- Im Jahr 1973 veröffentlichte Peter Schneider, ‚Verhaltenslehren der Kälte‘ lautete ein romans ‚Open City‘ zählt der 1975 geborene einer der Hauptagitatoren der 68er-Bewe- Sachbuchklassiker, den Lethen in den 90er- Teju Cole zu den prominentesten literari gung in Berlin, seine Erzählung ‚Lenz‘. Der Jahren geschrieben hat. Jetzt wendet er schen Stimmen seiner Generation. Kritiker Autor war bisher vor allem durch radikale die Theorie von der krisengebeutelten kal- vergleichen den in Nigeria aufgewachsenen politische Reden aufgefallen, jetzt aber ten Generation auf seine vier Antihelden an. und seit 1992 in den USA lebenden Autor be- schrieb er von der Sehnsucht nach Sinnlich- Und zwar, indem er ‚Geistergespräche‘ zwi- reits mit großen Erzählern wie V. S. Naipaul, keit, von Gefühlen, von den Leerstellen der schen Gründgens, Furtwängler, Schmitt und W. G. Sebald und Albert Camus, deren Lite- kurz zurückliegenden Politisierung. Das Sauerbruch fingiert. Herausgekommen ist ratur der Entwurzelung und Unbehaustheit war ein Signal. Die 1970er-Jahre standen im eine spannungsreiche Dokufiktion über den Cole im Zeitalter transnationaler Identitäten Zeichen einer ‚Neuen Subjektivität‘. Selbst- Geist der Elite im NS-Staat. Beraten bei die- fortschreibt. Neben bislang zwei Romanen erfahrung und Selbstverwirklichung hießen sem semiliterarischen Unternehmen hat ihn sind auch die in renommierten Zeitungen nun die Parolen. Gedichte von Jürgen Theo- der Autor Marcel Beyer. Er wird gemeinsam und Zeitschriften publizierten Essays sowie baldy oder Nicolas Born kündeten in einem mit Stephan Schlak von der Zeitschrift für seine fotografischen Arbeiten Ausdruck je- neuen Ton von einem neuen Weltgefühl. Ideengeschichte über unheimliche Nach- ner Vermessung der Welt, die Cole mit intel- Ingeborg Bachmanns Roman ‚Malina‘ wur- barschaften im NS-Staat diskutieren. lektueller und physischer Rastlosigkeit be- de zu einem Schlüsseltext für den sich Deutschlandfunk treibt. ‚Blinder Fleck‘, Coles neues Buch, ver- entwickelnden Feminismus, Karin Strucks Samstag, 30. Juni, 20.05 Uhr bindet Texte mit seinen auf allen Kontinenten ‚Klassenliebe‘ setzte Peter Schneiders Such Studio LCB entstandenen Fotografien zu einer lyrischen bewegungen die weibliche Perspektive Kontemplation, in der Cole die Grenzen sei- entgegen. Und es existierte eine rege und ner Wahrnehmung erforscht und die Erha- unüberschaubare Kleinverlags- und Zeit- benheit einer von Schrecken und Schönheit schriftenszene. Die alternative Buchmesse erfüllten Welt zelebriert. Thomas David hat in Frankfurt wurde von vielen eine Zeitlang Teju Cole in New York, Hamburg und Berlin für wichtiger als die offizielle Branchen- getroffen und zu seinem facettenreichen veranstaltung gehalten. Dieser Kurswechsel Werk befragt. von der Politik zur Literatur hielt ein Jahrzehnt Deutschlandfunk Kultur lang an. Freitag, 1. Juni, 19.30 Uhr Deutschlandfunk Kultur Zeitfragen. Literatur Sonntag, 17. Juni, 0.05 Uhr Literatur
10 Feature Die Familie Bakunin Deutschlandfunk Freitag, 22. Juni, 20.10 Uhr Deutschlandfunk Fr 1. Juni, 20.10 Uhr Das Feature Das große Los Die Jagd der Auktionshäuser nach kostbarer Ware Von Jenny Hoch Di 5. Juni, 19.15 Uhr Das Feature Viktors Kopf Vom Umgang mit einem NS-Unrechtsurteil Von Carmen Eckhardt Antonia und Michail Bakunin, Aufnahme von 1861 Fr 8. Juni, 20.10 Uhr Das Feature © akg-images/Mondadori Portfolio Liebestunnel oder: Heiraten in Las Vegas Ein Radio Road Movie Von Malgorzata Zerwe und David Zane Mairowitz Di 12. Juni, 19.15 Uhr Das Feature Fremde eigene Gene Anarchie der Liebe Auf der Suche nach dem Die Familie Bakunin leiblichen Vater Von Charlotte Misselwitz Er ließ in seinem Leben keine Barrikade aus: ungewöhnliche Familie hervorging. Die bei- Fr 15. Juni, 20.10 Uhr Michail Bakunin, der russische Aristokrat, den hatten offiziell drei Kinder. Deren leib- Das Feature der zum ‚Vater der Anarchie‘ und zum gro- licher Vater war allerdings Carlo Gambuzzi, Hulda und die Hafenarbeiter ßen Gegenspieler von Karl Marx werden ein enger Mitstreiter Bakunins. Bakunin, von Reykjavik sollte. Er war an allen großen Revolten seiner Antonia und Gambuzzi verband eine tiefe Gentrifizierung auf Isländisch Zeit beteiligt – und verweigerte sich auch im Zuneigung. Während Bakunin zu seinem Von Wiebke Keuneke Privaten der Herrschaft über andere Men- Lebensende hin politisch immer mehr resig schen. In der sibirischen Verbannung lernte nierte, hatte diese für ihre Zeit bahnbrechen Di 19. Juni, 19.15 Uhr Das Feature er seine Frau Antonia kennen. Er, ein Bär von de und heute noch inspirierende Ménage-à- Die Sophienhöhe einem Mann, verliebte sich leidenschaftlich trois hingegen Bestand – und brachte eben- Jenas enteignete Geschichte in die 26 Jahre jüngere, zarte, sehr selbstbe- so eigenwillige Nachfahren hervor. Von Heike Tauch wusste Antonia. Eine von Beginn an unge- Deutschlandfunk wöhnliche Beziehung, aus der eine ebenso Freitag, 22. Juni, 20.10 Uhr Fr 22. Juni, 20.10 Uhr Das Feature Das Feature Anarchie der Liebe Die Familie Bakunin Von Zoran Solomun Benno Ohnesorg und Hansi Oostinga Chronik einer Hinrichtung Höllenfahrt Di 26. Juni, 19.15 Uhr Ein Medienexperiment Der 2. Juni 1967, der Tag, an dem Benno Oh- Das Feature nesorg erschossen wurde, war eine Zeiten Josef Knilli, der Onkel des Autors, war Haupt- Das schwarze Gold hat der Basilikata kein Glück gebracht wende. Die Studentenbewegung radikali- akteur der Arisierung des Kleiderhauses Mit der Ölindustrie kamen sierte sich. Die genauen Umstände, die zu Spielmann in Graz. Er stieg auf vom kleinen Korruption und Umweltzerstörung Ohnesorgs Tod führten, wurden nie geklärt. Schneider in Fehring zum großen Kleider- Von Aureliana Sorrento Als der Todesschütze Karl-Heinz Kurras hausbesitzer. Mal für, mal gegen die Nazis. 2009 als Stasi-Spion enttarnt wurde, hätte Er saß viele Jahre in Gefängnissen, bereute Fr 29. Juni, 20.10 Uhr das Verfahren wiederaufgenommen werden aber nichts. Er starb unbesiegt, begleitet Das Feature können. Da jedoch Kurras nicht im Auftrag von Mozarts ‚Don Giovanni‘. Auf der Web Hermine Moos Die Frau hinter der Puppe der Stasi geschossen hatte, verlor die Berli- seite derinternetlink.de erzählt Friedrich Von Justina Schreiber ner Justiz das Interesse. Wie wurde die Ver- Knilli die andere Seite der Geschichte: die tuschung vor 50 Jahren organisiert, wann Enteignung, Vertreibung und Ermordung begann sie und welche Rolle spielte die der jüdischen Kleiderhausfamilie Spielmann. Justiz? Deutschlandfunk Kultur Deutschlandfunk Kultur Samstag, 30. Juni, 18.05 Uhr Samstag, 2. Juni, 18.05 Uhr Feature Feature
Feature 11 Viktors Kopf Hulda und die Hafenarbeiter Vom Umgang von Reykjavik mit einem NS-Unrechtsurteil Gentrifizierung auf Isländisch Georg Viktor Kunz wurde 1943 vom Präsi- Island. Auf einer Fläche so groß wie ganz Ost- Liebestunnel oder: denten des Volksgerichtshof, Roland Freis- deutschland leben hier weniger Menschen Heiraten in Las Vegas ler, zum Tode verurteilt, für „immer ehrlos“ als in Berlin-Mitte. Gerade einmal 330.000. Ein Radio Road Movie erklärt und in Stuttgart enthauptet. Er spiel Die Finanzkrise vor zehn Jahren stürzte das te im Kampf gegen das Hitlerregime eine Land in die Pleite. Doch Island erfand sich Sie sind beide alt genug und müssten es tatkräftige Rolle – als Kopf des Elsässischen neu, setzte auf Tourismus und gilt derzeit eigentlich besser wissen. Sie haben das alles Schutzbundes, einer Widerstandsgruppe als so hip wie nie zuvor. Nirgends lässt sich schon einmal durchgestanden – angeschla- gegen die deutschen Besatzer. Carmen Eck- dieser Wandel besser erzählen als im Hafen gen und geschieden. Er ist französischer hardt macht sich 70 Jahre später daran, das von Reykjavik; seit jeher bietet er Schutz und Staatsbürger, die Dame seines Herzens Schicksal ihres Urgroßvaters aufzuklären: steht zugleich für Aufbruch. Hier hieven bis kommt aus Polen. Beide Länder gehören Kunz, unehelicher Sohn des Barons Georg heute Männer im Akkord Fischkisten aus der EU an, was aber das Heiraten nicht ein- von Oertzen, geboren 1884, engagiert sich eisigen Schiffsbäuchen. Väter vererben die facher macht. Sie könnten auch in Berlin in der Sozialistischen Arbeiterjugend, dann begehrten Jobs an ihre Söhne – das alte Is- aufs Standesamt gehen, wo beide teilzeitlich beim Spartakus-Aufstand 1919 in Berlin und land. Gleich nebenan das neue: Wo gerade leben. Das wäre wenigstens neutrales Terri- avanciert zum Minister in der Rheinischen noch Fischmehl gelagert wurde, sind jetzt torium. Aber dann müsste jedes Papier aus Republik Autonome Pfalz. Bald nach der viele junge Start-ups beheimatet. Und zwi- dem Polnischen und Französischen ins Deut- Machtübernahme der Nazis sucht ihn die schen alldem: Hulda Rós Gudnadóttir. Die sche übersetzt, die Heiratsurkunde wieder Gestapo. Die Urenkelin kämpft darum, das Künstlerin stammt aus einer Fischerfamilie zurückübersetzt werden. Davon abgesehen NS-Unrechtsurteil gegen Kunz revidieren und beobachtet den Wandel ihrer Heimat. müsste das Aufgebot bestellt und über ge- zu lassen und ihn offiziell zu rehabilitieren. Aus ihrer Sicht wird ein Tag am Hafen von meinsames Eigentum entschieden werden. Aber das 1998 vom Bundestag verabschie- Reykjavik erzählt. In welcher Sprache? Und vor allem: Nach dete NS-Aufhebungsgesetz hebt NS-Urteile Deutschlandfunk welchem Gesetz soll diese Heirat registriert pauschal auf und macht die Würdigung von Freitag, 15. Juni, 20.10 Uhr werden? Es muss einen einfacheren Weg Einzelschicksalen unmöglich. Das Feature geben ... Las Vegas! Die Reise dahin stellt Deutschlandfunk die Ehewilligen vor so einige Bewährungs- Dienstag, 5. Juni, 19.15 Uhr proben. Das Feature Deutschlandfunk Mein Sohn, der Nazi Freitag, 8. Juni, 20.10 Uhr Szenen einer Familie aus Niederbayern Das Feature Die Sophienhöhe Deutschland zu Beginn des Jahrtausends. Jenas enteignete Geschichte Simon, ein 16-jähriger Rechtsradikaler auf einer Demonstration in Passau, schwenkt Die Sophienhöhe war am Anfang des 20. eine Reichskriegsflagge. Seine Mutter steht Jahrhunderts ein weltweit viel beachtetes auf der anderen Seite mit einem Schild in Zentrum der sich neu entwickelnden Heil der Hand ‚Nazis raus!’. Die Gespräche mit der pädagogik. Heute ist sie weitgehend verges- Mutter verlaufen immer nach demselben Mu- sen. Der Pädagoge Johannes Trüper hatte ster: eingefahrene Eskalation, kein Raum für das Gelände 1890 zusammen mit seiner Entwicklungsmöglichkeiten. Nur gegenüber Schwester erworben und für sein praxis- dem Dritten – dem Autor – entsteht noch orientiertes Konzept umgestaltet. Über 100 Raum für Reflexion und Kommunikation. entwicklungsgestörte Kinder wurden hier Deutschlandfunk Kultur behandelt, unterrichtet und ausgebildet; Samstag, 9. Juni, 18.05 Uhr erstmalig in engster Zusammenarbeit mit Feature medizinischen Fachkräften. Nach Trüpers Tod 1921 übernahmen seine Söhne die Lei- tung und schützten während des Dritten Reiches die Kinder vor der mörderischen Illegale Drogen töten ,Aktion T4‘ der Nazis. Nach dem Krieg war Alternativen zum gescheiterten der jungen DDR die Sophienhöhe ein Dorn Prohibitionskrieg © mauritius images/age fotostock/Richard SemÌk im Auge. 1955 wurde sie verstaatlicht und das Erziehungskonzept der Staatsideologie Das Feature begleitet Kokain: von einer Hölle angepasst. Die Familie floh in den Westen. aus giftigen Pflanzenvernichtungsmitteln Was ging an Ansätzen und praktischem in Kolumbien über mexikanische Städte, wo Wissen verloren? der Drogenkrieg über 70.000 Tote forderte, Deutschlandfunk nach Rotterdam, von wo aus der Stoff in die Dienstag, 19. Juni, 19.15 Uhr europäischen Zentren geschmuggelt wird. Das Feature An jeder Nase Kokain klebt das Blut, das der erfolglose Krieg gegen seine Verbreitung kostet. Was wäre, wenn die Droge legal wä- re? Zum Feature gehört eine Webdokumen- Ein Radio Road Movie Deutschlandfunk tation, zu finden mit den Suchworten: „Page- Freitag, 8. Juni, 20.10 Uhr flow Illegale Drogen töten“. Deutschlandfunk Kultur Samstag, 23. Juni, 18.05 Uhr Feature
12 Feature Fremde eigene Gene Das schwarze Gold hat der Basilikata Auf der Suche kein Glück gebracht nach dem leiblichen Vater Mit der Ölindustrie kamen Korruption und Umweltzerstörung Ein junger Mann findet über eine Gendaten- Und plötzlich war er weg bank heraus, dass sein leiblicher Vater nicht Die Basilikata ist eine der ärmsten Regionen Auf der Suche nach einem wie behauptet der zeitweilige Lebenspartner Italiens. Doch im Boden des Agri-Tals lagert Jugendfreund, der an einer seiner Mutter ist. Die Gendaten zeigen, dass das größte Erdölvorkommen Kontinental Überdosis gestorben sein soll er arabische, höchstwahrscheinlich palästi- europas. Ölindustrie und Politik versprachen nensische Vorfahren hat. Da die Mutter das Arbeitsplätze und Wohlstand. Stattdessen Ein Jugendfreund ist verschwunden. Angeb- Geheimnis nicht lüften will, beginnt für ihn kamen Korruption und Umweltkatastrophen. lich ist er in einer anderen Stadt an einer eine schwierige Spurensuche. Verschiede- Und die Menschen sterben deutlich früher Überdosis gestorben. Als Jugendlicher streif- ne Hinweise geraten ans Tageslicht: Seine als anderswo. Das Agri-Tal könnte eine Idylle te er mit Freunden durch Bars. Mit dabei war Mutter studierte Anfang der 1980er-Jahre in sein. Eichen, Birken und Ginster säumen die auch der Autor, bis er nach Berlin zog. Wenn einer ostdeutschen Provinzstadt Ingenieurs- Landstraßen, Obstbäume die Felder und er zurückkehrte, stellte er fest, dass seine wesen und hatte dort palästinensische Mit- Weinberge. Doch Luft, Böden und Gewässer Freunde immer extremer lebten. Heroin. Bis studenten. Zusammen mit seinem Halbbru- sind verseucht. Über Jahre versickerten min- eines Tages einer fehlte. Und keiner fragte, der, einem der jüngsten Richter der Bundes- destens 400 Millionen Tonnen Rohöl aus ei- was passiert war. Ist das Freundschaft? Und republik, findet er heraus, dass seine Mutter nem ölverarbeitenden Betrieb in den Boden was ist geschehen? Patrick Batarilo weiß nur, und deren Eltern bei der Stasi gearbeitet und den Fluss Agri. Ein Netzwerk aus korrup- in welcher Stadt der Freund zuletzt gelebt hatten und so seine Herkunft vertuschen ten Managern und lokalen Beamten sorgte hat. Dort macht er sich auf die Suche. konnten. Nun will der junge Mann – selbst jahrelang dafür, dass Umweltauflagen um- Deutschlandfunk Kultur mittlerweile Vater von zwei Kindern – in die gangen wurden. Filteranlagen waren de- Samstag, 16. Juni, 18.05 Uhr Westbank reisen, um seinen leiblichen fekt, giftige Schlacken wurden umdeklariert Feature Vater dort ausfindig zu machen. und als harmlose Abfälle billig entsorgt. Die Deutschlandfunk Menschen im Tal leiden unter Atemwegs- Dienstag, 12. Juni, 19.15 Uhr erkrankungen und Herz-Kreislauf-Proble- Das Feature men. Landwirtschaft und Viehzucht, einst Hermine Moos die Hauptwirtschaftszweige der Region, Die Frau hinter der Puppe mussten vielerorts eingestellt werden. Und die Jugend wandert wieder aus. Seit Novem- Das nackte Weib mit den üppigen Brüsten. allerdings bisher niemand. Sie beging schon ber 2017 stehen die Verantwortlichen für Eine Männerfantasie. Nur die Haut passt 1928 mit 40 Jahren Selbstmord. Trug etwa den Umweltskandal vor Gericht. Die Ölförde- nicht ins Konzept. Sie erinnert an ein Eisbä- Kokoschkas vernichtende Kritik an dem ,Fet- rung geht weiter, als wäre nichts geschehen. renfell! Der liebeskranke Oskar Kokoschka zenbündel' dazu bei? Die Autorin jagt seit Vom Gewinn aus 30 Jahren Erdölförderung ließ sich im Revolutionswinter 1918/19 eine Jahren der Puppenmacherin nach, um ihr ist kaum etwas in der Region geblieben. Alma-Mahler-Puppe anfertigen. Seine schrä- immerhin posthum zur Rehabilitation zu ver- Deutschlandfunk ge Obsession erregt bis heute Aufsehen. helfen. Keine leichte Sache. Denn die Nazis Dienstag, 26. Juni, 19.15 Uhr Doch die berühmten Fotos von dem lebens- radierten ihre Familie aus. Manche Spur ver- Das Feature großen Kuschelmonster hat nicht Kokoschka liert sich im Nichts. gemacht. Sie stammen von der Künstlerin, Deutschlandfunk die auch die Puppe schuf: Hermine Moos. Freitag, 29. Juni, 20.10 Uhr Für die Münchner Malerin interessierte sich Das Feature Das große Los Die Jagd der Auktionshäuser nach kostbarer Ware Seitdem die Kunstpreise ins Astronomische gestiegen sind, sind Auktionen durchge- stylte Verkaufsshows, bei denen nichts dem Zufall überlassen wird. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wo kommen all die © Fondation Oskar Kokoschka/VG Bildkunst, Bonn 2018/© Foto: akg-Images Bilder her, die in immer kürzeren Abständen ‚Maler mit Puppe‘ (Selbstbildnis mit Puppe) von Oskar Kokoschka, um 1922 unter dem Hammer landen? Florian Illies ist Bestsellerautor (u. a. ‚Generation Golf‘, ‚1917‘) und Leiter des Berliner Auktionshauses Villa Grisebach, der ersten Adresse für Klassische Moderne in Deutschland. Er bekommt von Flohmarkttinnef bis zu unsignierten Meister- werken so ziemlich alles angeboten, was mal irgendwo an einer Wand hing. Wir begleiten den Experten für das 19. Jahrhundert bei der Akquise besonders spannender Stücke. Wir fiebern mit Einlieferern mit, ob ihre Stücke wirklich so viel wert sind, wie sie glauben. Und wir gehen mit Sammlern auf die Jagd nach unentdeckten Schätzen. Hermine Moos Deutschlandfunk Deutschlandfunk Freitag, 1. Juni, 20.10 Uhr Freitag, 29. Juni, 20.10 Uhr Das Feature
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