2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek

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2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
Programm

                     2019          Dezember
Mit unseren drei Programmen
gut durch die Feiertage: on air,
online und in der Dlf Audiothek
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
2 Editorial

                                                                                                                                                 Inhalt
                                                                 Liebe Hörerinnen
                                                                 und Hörer,                                                                         2 Editorial
                                                                                                                                                    3 Aktuell
                                                               2019 war ein besonderes Jahr für Deutschlandradio. Ge-                                 Heiligabend im Kinderprogramm
© Deutschlandradio/
               Bettina Fürst-Fastré

                                                               gründet aus zwei westdeutschen Sendern, Deutschland-                                   von Deutschlandfunk Kultur –
                                                               funk und RIAS, und dem jungen ostdeutschen Deutsch-                                    Bescherung beim ‚Kakadu‘
                                                               landsender Kultur, hatte der neu entstandene nationale                               4 Musik
                                      Hörfunk am 1. Januar 1994 den Sendebetrieb aufgenommen. 25 Jahre Deutsch-                                       Beginn des Beethoven-
                                      landradio: Dieses Vierteljahrhundert haben wir mit einigen Veranstaltungen                                      Jubiläumsjahres
                                                                                                                                                      Hans Abrahamsen: ‚The Snow Queen‘
                                      gefeiert, zum Beispiel mit Konzerten der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH
                                                                                                                                                      25 Jahre ROC
                                      Berlin (ROC), deren größter Gesellschafter Deutschlandradio ist und mit der wir
                                      das Geburtsjahr teilen, aber auch mit zwei Tagen der offenen Tür. Insgesamt                                   8 Literatur
                                                                                                                                                      Von den Märchen
                                      haben uns dabei rund 6.000 Menschen in den Funkhäusern in Köln und Berlin
                                                                                                                                                     ‚Studio LCB‘ mit Marlene Streeruwitz
                                      besucht. Sie haben sich angesehen, wie unsere Sendungen entstehen und wie
                                                                                                                                                   10 Lange Nacht
                                      die Menschen aussehen, deren Stimmen sie täglich hören. Sie haben gefragt
                                                                                                                                                      Songs von Menschen
                                      und diskutiert – informiert, engagiert, ernsthaft und auch kritisch.                                            im Straßengraben
                                           Auch im kommenden Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern. Der 22. Dezember                                    Eine Lange Nacht über Tom Waits
                                      1920 gilt als die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland. Nachmittags
                                                                                                                                                  11 Wirtschaftskorrespondentin
                                      um zwei Uhr war der Sender auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen zum                                   		 und -korrespondent
                                      ersten Mal zu hören. „Hallo hallo, hier Königs Wusterhausen auf Welle 2.700.“                                  Berichte aus Frankfurt/Main
                                      Diese erste moderierte Sendung mit Weihnachtskonzert erreichte, wie bei Pio-                                 12 Visitenkarte
                                      nierleistungen meist der Fall, nur einen kleinen Kreis. Seitdem ist das Radio zum                              ‚Tag für Tag‘ und ‚Aus Religion und
                                      Alltagsbegleiter geworden. Oft als Dinosaurier verlacht oder totgesagt, erfreut                                 Gesellschaft‘ im Deutschlandfunk
                                      es sich noch immer guter Gesundheit. Auch wenn sich die Hörgewohnheiten                                      13 Radiomenschen
                                      verändert haben und vor allem Jüngere eher über ihre Smartphones als über                                       Christine Grimm
                                      das klassische Radiogerät in der Küche hören. Natürlich tragen auch wir diesen                                  Tobias Armbrüster
                                      Veränderungen Rechnung und machen uns Gedanken über neue Formate                                             14 Gastbeitrag
                                      und Verbreitungswege. Wie auch immer die Menschen in Zukunft Radio hören,                                       Prof. Dr. Bernd Holznagel
                                      eines ist klar: Die publizistische Qualität muss stimmen, das haben uns auch
                                      unsere Besucherinnen und Besucher bei den Tagen der offenen Tür deutlich                                     15 Programmkalender Dezember 19
                                      gemacht. Unsere Angebote, ob im linearen Programm oder im Netz, sind für sie
                                      eine verlässliche Quelle für vertiefende Information und herausragende Kultur-                               78 Hörspiel und Feature
                                      Produktionen. Fast 100 Jahre nach der ersten deutschen Radiosendung, die                                        Monatsübersichten
                                      nur wenige hören konnten, tragen wir zu einer informierten und freien Mei-                                   80 Hörspiel
                                      nungsbildung bei und verbinden als nationaler Hörfunk Menschen im ganzen                                        Tipps/Ursendungen
                                      Land.                                                                                                        83 Feature
                                                                                                                                                      Tipps/Ursendungen
                                          Ihr
                                          Stefan Raue                                                                                              86 Hintergrund
                                          Intendant Deutschlandradio                                                                                  Über die Zukunft des Bargelds
                                                                                                                                                      Ahnenforschung per Gentest
                                                                                                                                                      Podcast des Monats: ‚Ab 21‘
                                                                                                                                                      bei Deutschlandfunk Nova
                                          Hörerservice                                          Service-Nummern
                                                                                                                                                   88 Feuilleton
                                          Telefon                                               Nachrichten                                           Was Reisefilme über unsere
                                          0221 345-1831                                         0221 345-29911
                                                                                                                                                      Gesellschaft erzählen
                                          Fax                                                   Verkehrslage
                                                                                                                                                      Siebenteilige Reihe ‚Identitäten‘
                                          0221 345-1839                                         0221 345-29916
                                          E-Mail                                                Seewetterbericht                                   90 Hörerforum/Nachrichten
                                          hoererservice@deutschlandradio.de                     0221 345-29918
                                          Internet                                              Programme hören                                    91 Rückblick
                                          deutschlandradio.de/kontakt                           0221 345-63000                                        Die Tage der offenen Tür
                                                                                                                                                      in unseren Funkhäusern
                                Impressum
                                Herausgeber Deutschlandradio, Körperschaft des             Gestaltung Mohr Design
                                öffentlichen Rechts, Raderberggürtel 40, 50968 Köln,       Druck pva, Druck- und Mediendienstleistungen GmbH,
                                Telefon 0221 345-0                                         Industriestraße 15, 76829 Landau
                                Verantwortlich Dr. Eva Sabine Kuntz (v.i.S.d.P.),          Vertrieb Deutschlandradio Service GmbH (DRS)
                                Dr. Jörg Schumacher, Dr. Helmut Buchholz                   Raderberggürtel 40, 50968 Köln
                                Redaktion Bettina Mayr, Brigitte Vankann, Miriam           Adressenänderungen
                                von Chamier (Deutschlandradio Service GmbH)                adressverwaltung@deutschlandradio.de
                                Mitarbeit Petra Baron, Mario Loch                          Neu- und Abbestellungen deutschlandradio.de/kontakt
                                (Deutschland­radio Service GmbH), Ulrike Wallisch          Redaktionsschluss 24. Oktober 2019,
                                Programmbeirat Markus Frania, Dr. Jan-Christoph Kitzler,   Programmänderungen vorbehalten
                                Rolf K. Otten (Deutschlandradio Service GmbH),                                                                             Gold für die Ohren
                                Susanne Pickert, Barbara Roth, Marie Sagenschneider                                                                        © Mark Kamalov-Lyff/unsplash
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
Aktuell 3

Heiligabend im
Kinder­programm von
Deutschlandfunk Kultur

Bescherung
beim ‚Kakadu‘
                  Das große Fest zu Jesu Christi        Den ersten Weihnachtsfeiertag beginnen
Geburt naht. Schon am 24. Dezember tref-           wir um 7.30 Uhr mit der spannenden Ge-
fen sich viele Menschen im Kreise ihrer Fa­mi­-    schichte ‚Weihnachten im Wurmloch‘ von
lien, um sich gemeinsam auf die Feiertage          Thilo Reffert. Es folgt das Kinderhörspiel
einzustimmen. Dass unser Programmvogel,            ‚Weihnachten im Leuchtturm auf den Hum-                  Deutschlandfunk Kultur
der Kakadu, auch aufgeregt herumflattert,          merklippen‘ nach dem gleichnamigen Kin-                  jeweils 8.05 Uhr
versteht sich von selbst. Egal ob im Podcast       derbuch von James Krüss. Und ab 9.05 Uhr                 Kakadu – Hörspiel
oder in seiner Sendung am Sonntagmorgen,           sind bei Tim im Studio die Telefone offen für
den Advent über dreht Kakadu komplett im           Anrufe. Wir fragen: „Waren die Feiertage so,       1. 12. Der Weg durch die Wand (ab 7)
                                                                                                             Von Christine Nagel
Weihnachtsmodus. Und spätestens zur Hei-           wie erwartet, oder gab es Streit, beispiels-
ligabendsendung bricht dann hier in der Re-        weise wegen der Geschenke?“                        8. 12. Eineinhalb Wunder und ein Spatz (ab 7)
daktion das vorweihnachtliche Chaos aus:                Am zweiten Weihnachtsfeiertag geht es                Von Angela Gerrits
Unser Moderator Tim findet die Lichterkette        mit dem ,Kakadu‘-Feiertagsprogramm wei-                   (Deutscher Kinderhörspielpreis 2019)
nicht, die er aufhängen möchte, Kakadu ver-        ter: Wir starten mit ‚Der dreifache Erwin‘ von    15. 12. Wennaberdoch (ab 7)
sucht sich am Geschenkeinpacken, unsere            Mario Göpfert, einer Erzählung, in der Karlas     		 Von Melchior Schedler
kleine Spinne Stella organisiert auf den letz-     Opa Erwin die Hauptrolle spielt. Denn nur er
ten Drücker einen Tannenbaum und Kakadus           kennt den ‚dreifachen Erwin‘ und konnte ihn       22. 12. Der Mann der Weihnachtsfrau (ab 6)
                                                                                                             Von Peter Jacobi
Kumpel Tiger kümmert sich um das Feier-            auch als junger Mann auf dem Eis springen.
tagsmenü. Sie alle sind aufgeregt und unge-             Richtig aufregend wird es in dem neuen       25. 12. Weihnachten im Leuchtturm
duldig.                                            Kinderhörspiel ‚Eisbär Aki‘ von Anna Böhm.        		 auf den Hummerklippen (ab 6)
     Doch zusammen mit unseren kleineren           Der kleine Eisbär und seine Freundin Birka                Nach dem gleichnamigen Roman
Hörerinnen und Hörern werden wir uns die           versuchen, ein merkwürdiges Verbrechen                    von James Kruss
Stunden bis zur Bescherung verkürzen. Wir          hoch oben im Norden aufzuklären. Dort, wo         26. 12. Eisbär Aki (ab 6)
haben ab 13.05 Uhr Lieder und Geschichten          es fast immer kalt ist und schneit. Die Ge-               Von Anna Böhm
vorbereitet und wollen von unseren jünge­          schichte beginnt so: Eines Morgens sitzt
                                                                                                     29. 12. Gespensterlied (Teil 1) (ab 8)
ren Zuhörerinnen und Zuhörern wissen: „Wie         ganz überraschend ein kleiner Eisbär in Bir-
                                                                                                             Von Gabriele Neumann

                                                                                                                                              7
feiert ihr Weihnachten und was ist für euch        kas Küche und wirft ihr vor, dass ihr Vater ein
das Besondere an diesem Tag?“                      Fischdieb sei. Seit Monaten werde verbote-
     In der letzten Stunde dieser Heiligabend-     nerweise in den Gewässern der Bäreninsel                     		 Die besten
sendung, gegen 15.05 Uhr, senden wir das           gefischt. Den Vorwurf, dass ihr Vater ein Dieb
Orchesterhörspiel ‚Peter Pan‘ nach dem Kin-        sei, kann Birka nicht auf sich sitzenlassen und
                                                                                                                Bücher für
derbuchklassiker von James Matthew Barrie.         sie macht sich auf, den wahren Fisch­dieb zu                   junge Leser
Bei Peter Pan handelt es sich um einen Jun-        finden. Und sie weiß auch schon genau, wo
gen, der niemals erwachsen werden will. Er         sie ihre Nachforschungen beginnen wird. In                        Deutschlandfunk
lebt auf der Insel Nimmerland, wo die Regel        der Fischfabrik, denn dort landen alle Fische,                    Samstag, 7. Dezember, 16.05 Uhr
gilt: „Werde groß und mündig, aber bleibe in       die die Fischer gefangen haben.                                   Büchermarkt
deinem Innersten immer ein Kind.“                       Zum Schluss des weihnachtlichen Pro-                         Monatlich wählen 30 Jurorinnen
                                                   gramms hat unser Moderator Tim ab 9.05                            und Juroren aus Deutschland,
                                                   Uhr ein Feiertagsquiz vorbereitet: Anrufen                        Österreich und der Schweiz
                          Kakadu –                 unter der kostenlosen Telefonnummer                               jeweils drei Titel aus dem aktu-

                          Der Kinder-              08 00 22 54 22 54 lohnt sich, denn es gibt
                                                   etwas zu gewinnen, schließlich ist ja immer
                                                                                                                     ellen Angebot der Verlage aus.

                          podcast                  noch Weihnachten. Und nicht vergessen:
                          kakadu.de                Unsere Kinderpodcasts gibt es jederzeit –
                                                                                                                      deutschlandfunk.de/
                          Dlf Audiothek/           auch an allen Feiertagen.                                       buecher-fuer-junge-leser
                          Spotify/iTunes
                                                      Thomas Fuchs,
                          und in allen gängigen
                                                      Redaktion ,Kakadu‘
                          Podcatchern
                                                      Deutschlandfunk Kultur
Podcast-Themen im Dezember
Was is(s)t ein Vegetarier?
Wo kommen die vielen Sterne her?
Was ist Glaube und was Aberglaube?
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
4 Musik

                                                                                                    Gitarren zwischen
                                                                                           Wertanlage und Wahnsinn
                                                                                                     Deutschlandfunk
Beginn des Jubiläumsjahres
                                                                                     Sonntag, 22. Dezember, 15.05 Uhr
Ludwig van Beethoven

Mit Beethovens Geburtstag am 17. Dezember         Bonn die frisch sanierte Geburtsstätte des
beginnt das große Jubiläumsjahr zu Ehren          Komponisten samt neu ge­stal­teter Dauer-
des Komponisten, der vor 250 Jahren in Bonn       ausstellung zu Beethovens Leben und Werk,
geboren wurde. Zahlreiche Ausstellungen,          worüber wir am 17. Dezember in der ‚Musik­
Konzerte, CD-Produktionen und Publika­-           szene‘ berichten. Im ‚Musikjournal‘ am 16.
t­­io­nen widmen sich einer der bis heute welt-   Dezember widmen wir uns der zentralen

                                                                                                                                  Solidbody- Gitarre Fender Stratocaster, 1957
weit bekanntesten und einflussreichsten           Jubiläums-Ausstellung ‚Welt.Bürger.Musik‘
Künstlerpersönlichkeiten. In unserem Beet-        in der Bonner Bundeskunsthalle. Außerdem

                                                                                                                                  © akg-images/François Guénet
hoven-Schwerpunkt zum Auftakt des Jubilä-         stellen wir am 16. Dezember unsere CD-
umsjahres werfen wir im Deutschlandfunk           Neueinspielung mit Beethovens fünf Klavier-
neun markante Schlaglichter auf unter-            konzerten auf historischen Instrumenten
schied­liche Facetten seines Werkes und auf       und einige Konzerthöhepunkte der Saison
herausragen­de Veranstaltun­gen in diesem         vor. Im Programm von Deutschlandfunk
Monat. So eröffnet das Beethoven-Haus in          Kultur beginnen wir in den ‚Interpretatio-
                                                  nen‘ (15. Dezember) die Reihe ‚Götterfunken
                                                  in Schwarz-Weiß‘. Im Gespräch mit dem
                                                  Musikwissen­schaftler Michael Steg­e­mann
Konzertsaal Gera                                  werden wir die Klaviertranskriptionen der
Rumänien im Fokus                                 Beethoven-Sinfonien vorstellen. Das Fest-
                                                  konzert zur Verleihung des 5. Internationalen
Zwei Rhapsodien des rumänischen National-         Beet­hovenpreises aus Bonn werden wir am
komponisten George Enescu rahmen den              11. Dezember ausstrahlen, in der ‚Tonart Klas-
Abend. Er war ein Vorbild für Mihail Jora, der    sik‘ am 16. Dezember unternehmen wir einen
sich ebenfalls für eine weltoffene rumänische     Streifzug durch Beethoven-Editio­nen und
Musikkultur einsetzte. Sein erstes Ballett ‚Am    am 17. Dezember geht es um den 248. Tauf-
Markt‘ stammt aus den 1930er-Jahren. Auch         tag des Komponisten. Am 26. Dezember
György Ligeti wurde 1923 in Siebenbürgen,         heißt es in ‚Musik im Gespräch‘: „Verkennen
in Rumänien, ge­boren. Er hat viele musika-       Sie nicht den Künstler, welcher nach Gewinn      Vintage
lische Feldstudien betrieben und danach           ausgeht – Das Beethovenbild im Wandel der        Gitarren zwischen
das ,Concert Româ­nesc‘ komponiert. Für           Jahre“.                                          Wertanlage und Wahnsinn
den Abend hat Dan Dediu ein neues Konzert            Die Sendungen zu Ludwig van Beethoven
für Violoncello und Orchester beigesteuert –         sind im Programmkalender gekennzeichnet.      Die Fender Stratocaster von David Gilmour
ein Auftragswerk aus Gera. Mircea Marian             Eine umfassende Übersicht finden Sie unter    ist für 3,5 Millionen US-Dollar versteigert
wird es spielen.                                     deutschlandfunkkultur.de/                     worden, die 59er-Gibson Les Paul von Peter
   Deutschlandfunk Kultur                            beethoven                                     Green und Gary Moore wanderte für ca. eine
   Donnerstag, 12. Dezember, 20.03 Uhr                                                             Million US-Dollar in den Besitz von Metallica-
   Konzert                                                                                         Gitarrist Kirk Hammett. Besonders teure Aus-
                                                                                                   nahmen, da prominente Musiker diese In­s­
                                                  Das Fremde umarmen                               trumente spielten? Ja, aber auch bei anderen
 Historische                                      Fosterchild – ein Projekt                        Gitarren aus den 50er- und 60er-Jahren ohne
                                                                                                   berühmte Geschichte steigen die Preise.
 Aufnahmen                                        von Fabian Arends und David Helm
                                                                                                   Normaler Effekt bei begrenzter Anzahl und
       Deutschlandfunk                            Das deutsch-dänische Quintett Fosterchild        großer Nachfrage. Vintage-Instrumente sind
       donnerstags jeweils 22.05 Uhr              sucht klanglich nach neuen Wegen auf altem       als Wertanlage begehrt, bei Sammlern und
                                                  Gelände. Ihre Musik sei der Versuch, sich        Musikern, zumindest bei denen, die es sich
5. 12. Ein Ton wie Gold
                                                  Unbekann­tes anzuverwandeln, sagen die           leis­ten können. Eine Stratocaster aus dem
		 Der Flötist James Galway (*1939)
                                                  Bandmitglieder. Dafür stehe der Name Fos-        Jahr 1964 zum Beispiel kostet derzeit – je
12. 12. Deep Purple goes Classic                  terchild (Pflegekind). Gründer des Ensem-        nach Zustand – gut 20.000 Euro und damit
		 Uraufführung des ‚Concerto for Group           bles sind der Bassist David Helm und der         fast das Zwanzigfache vom damaligen Ori­gi­
		 and Orchestra‘ von Jon Lord                    Schlagzeu­ger Fabian Arends – zurzeit das        nalpreis. Was aber macht alte Elektro-Gitar-
		 Mit Sir Malcolm Arnold und dem Royal           meistbeschäftigte Rhythmusgespann der            ren vor allem der Marken Fender und Gibson
		 Philharmonic Orchestra 1969
                                                  jungen Kölner Szene. Mit den Kopenhage­          so beliebt, wenn es sie doch auch neu und
19. 12. Unkonventionell, virtuos und provokant    nern Jacob Anderskov (Klavier) und Kaspar        deutlich günstiger zu kaufen gibt?
		 Der Pianist Glenn Gould (1932 – 1982)          Tranberg (Trompete) formierten die beiden           Deutschlandfunk
		 und seine Beethoven-Interpretationen           ein Quartett. Seit 2018 ist der Kölner Saxo­        Sonntag, 22. Dezember, 15.05 Uhr
24. 12. Karajans Blumenmädchen
                                                  fonist Sebastian Gille Fünfter im Bunde.            Rock et cetera
		 Geschichten über sechs Sängerinnen-            Nach einer mit mehreren Gästen realisier­-
		 Karrieren an der Wiener Staatsoper             ten Vorläufer-Produk­tion ist die aktuelle CD
		 Sendung um 23.05 Uhr                           ,Dear Earthling‘ das Debüt der Band in Origi-
                                                  nalbesetzung. Aufgenommen wurde sie im
26. 12. Aufstieg zum Publikumsliebling
                                                  Deutschlandfunk Kammermusiksaal.
		 Das ‚Weihnachtsoratorium‘
		 von Johann Sebastian Bach in frühen               Deutschlandfunk
		Einspielungen                                      Donnerstag, 12. Dezember, 21.05 Uhr
                                                     JazzFacts
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
Musik 5

                        Klassik-Pop-et cetera                           Live aus der                                                                       Max Prosa
                                                                                                                                                           Deutschlandfunk Kultur
                                                                        Bayerischen Staatsoper München
                       Die Gastmoderatoren                                                                                                                 Montag, 30. Dezember, 20.03 Uhr
                                                                        Hans Abrahamsen: ‚The Snow Queen‘
                             Deutschlandfunk                            (Die Schneekönigin)
                             samstags jeweils 10.05 Uhr
                                                                        Hans Christian Andersens Märchen von der
                       7. 12. Die Theologin Margot Käßmann              Schneekönigin ist der Ausgangspunkt für
                      14. 12. Der Saxofonist Pepe Lienhard
                                                                        den dänischen Komponisten Hans Abraham-
                                                                        sen – er hat das Märchen zur Oper gemacht.

                                                                                                                             © imago images/Future Image
                      21. 12. Der Bariton Christian Gerhaher            In München gibt es die erste Aufführung in
                                                                        englischer Sprache. Die Kinder Gerda und
                      28. 12. Die Autorin Cornelia Funke                Kay stehen im Mittelpunkt: einander zuge-
                                                                        tan, füreinander bestimmt, sich wie selbst-
                                                                        verständlich liebend. Kay sticht etwas ins
                                                                        Auge und ins Herz, er wird ein anderer, ent-
                      Ein Fest für Clara                                fremdet sich. Er findet eine eigene, andere
                                                                        Welt und verschwindet aus Gerdas Leben.
                                                                                                                                                            In Concert
                      Zum 200. Geburtstag
                                                                        Sie will sich damit nicht abfinden, sucht Kay                                            Deutschlandfunk Kultur
                      von Clara Schumann
                                                                        und findet ihn in Eis und Schnee. Mit ihren                                              montags jeweils 20.03 Uhr
                      Eine Blumensamen-Mischung ‚Claras Bou-            Tränen kann sie die teuflischen Splitter aus                                       2. 12. The Specials
                      quet‘. Das ‚Clärchen‘ aus einer Leipziger         ihm herausweinen. Die Begebenheiten ha-                                            		 Eine Tour zum Comeback
                      Traditionsbäckerei. Eine Clara-Schumann-          ben beiden wichtige Erfahrungen geschenkt                                          		 der britischen Ska-Legende
                      Medai­lle. Die ‚Eheeinwilligungssache‘, das       – sie sind reicher geworden und bereit, er-                                        		 Berlin, Max-Schmeling-Halle,
                      eheliche Kochbuch, Korrespondenzen, No-           wachsen zu werden. Hans Abrahamsen hat                                             		 3. April 2019
                      ten, die Jugendtagebücher. Im Jubiläumsjahr       sich lange mit den Phänomenen Schnee,                                              9. 12. Elbjazz Festival
                      von Clara Schumann gibt es viel zu hören, zu      Eis und Kälte auseinandergesetzt, hat sich                                         		 Melanie De Biasio und Band
                      lesen und zu entdecken. Mit Leben und Werk        mit den Märchen Andersens beschäftigt                                              		 Melanie De Biasio, Gesang, Flöte
                      der Pianistin und Komponistin setzen sich         und zwischen 2014 und 2018 diese Oper ge­                                          		 Matthieu Van, Klavier, Synthesizer
                      hierzulande vor allem auch Musikstudentin­        schrie­­­ben. Das Libretto hat er selbst erstellt.                                 		 Axel Gilain, Gitarre
                      nen und -studenten auseinander. Für die           Er spielt in seiner Musik mit wechselnden                                          		 Aarich Jespers, Schlagzeug, Perkussion
                      berühmteste Pianistin ihrer Zeit war Berlin       Strukturen und gewinnt dadurch an Leichtig-                                        		 Hamburg, Elbphilharmonie, 31. Mai 2019
                      immer ein attraktiver Ort. In der Hauptstadt      keit und Tiefe gleichermaßen. In München                                           16.12. Alexa Feser und Band
                      Preußens lebte Clara Schumann von 1857 so-        wird die Oper als Geschichte von Erwachse-                                         		 A! Tour 2019
                      wie von 1873 für jeweils fünf Jahre. Hier hatte   nen für ein erwachsenes Pub­likum gezeigt –                                        		 Berlin, Columbia Theater,
                      sie zahlreiche umjubelte Auftritte. Grund         eine Reise ins Innerste der menschlichen                                           		 4. Oktober 2019
                      genug, ,ein Fest für Clara‘ auch an der Hoch-     Seele.
                                                                                                                                                           23. 12. Musikfest Bremen
                      schule für Musik stattfinden zu lassen. Mit          Deutschlandfunk Kultur                                                          		 Indra Rios-Moore Quartet
                      Experten und Gästen feierten Studierende             Samstag, 28. Dezember, 19.05 Uhr                                                		 Indra Rios-Moore, Gesang
                      und Dozenten den 200. Geburtstag ein Wo-             Oper                                                                            		 Benjamin Trærup, Saxofon
                      chenende lang u. a. mit einem historischen                                                                                           		 und Klarinette
                      Konzertprogramm, das 1837 im Hotel de Rus-                                                                                           		 Thomas Sejthen, Bass
                      sie stattfand, sowie einem Stadtspaziergang                                                                                          		 Anders Vestergaard, Schlagzeug
                      zu Berliner Wohnorten und Spielstätten.                                                                                              		 Bremen, Gustav-Heinemann-
                                                                                  Hans Abrahamsen: ‚The Snow Queen‘
                         Deutschlandfunk Kultur                                                                                                            		 Bürgerhaus, 8. September 2019
                                                                                  (Die Schneekönigin) in der
                         Mittwoch, 25. Dezember, 20.10 Uhr                        Bayerischen Staatsoper München                                           30. 12. Max Prosa und Band
                         Konzert                                                  Deutschlandfunk Kultur                                                   		 ‚Mit anderen Augen‘-Tour 2019
                                                                                  Samstag, 28. Dezember, 19.05 Uhr                                         		 Berlin, Lido, 23. Oktober 2019
© imago images/Joko

                                                                                                                                                           Max Prosa und Band
                                                                                                                                                           ‚Mit anderen Augen‘-Tour 2019

                                                                                                                                                           Einmal mit anderen Augen die Welt betrach-
                                                                                                                                                           ten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen,
                                                                                                                                                           Antworten zu finden, Festgefahrenes zu hin-
                                                                                                                                                           terfragen. Verschiedene Blickwinkel, unter-
                                                                                                                                                           schiedliche Perspektiven – Max Prosa hat mit
                                                                                                                                                           seinem neuen Album ‚Mit anderen Augen‘ er-
                                                                                                                                                           neut unter Beweis gestellt, dass er zu Recht
                                                                                                                                                           zu den wichtigsten und interessantesten Ver-
                                                                                                                                                           tretern der neuen deutschsprachigen Lieder-
                                                                                                                                                           macherszene gehört, in der er zusammen
                                                                                                                                                           mit Kolleginnen und Kollegen wie Dota, Felix
                                                                                                                                                           Meyer, Philipp Poisel und anderen die „feine
                                                                                                                                                           Garde des neuen Selbstbewusstseins deut-
                                                                                                                                                           scher Singer-Songwriter“ (Focus) bildet.
                                                                                                                                                              Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                                              Montag, 30. Dezember, 20.03 Uhr
                                                                                                                                                              In Concert
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
6 Musik

                                                   25 Jahre ROC

Das Jubiläumsjahr von
Deutschlandradio und ROC
geht mit einem historischen
Treffen zu Ende
                                                                                                                                                                                            Aber der Abend bringt noch eine Steige-
                                                                      Ein historischer Abend:                                                                                           rung, und er zeigt, wie kollegial und frucht-
                                                                        die vier Dirgenten der

                                                                                                  Vladimir Jurowski, Gijs Leenaars, Robin Ticciati und Justin Doyle (v. l.) © rbb/ROC
                                                                                                                                                                                        bar die Zusammenarbeit in der ROC ist: Die
                                                                  ROC-Klangkörper mit Mode-
                                                                    ratorin Shelly Kupferberg                                                                                           Dirigenten aller vier Klangkörper kommen
                                                                         in der Villa Elisabeth                                                                                         zu einer Diskussion auf das Podium, und sie
                                                                                                                                                                                        sprechen vor geöffneten Mikrofonen und
                                                                                                                                                                                        laufender Kamera über ihre Arbeit: Robin
                                                                                                                                                                                        Ticciati vom DSO, Vladimir Jurowski als Lei-
                                                                                                                                                                                        ter des RSB sowie Gijs Leenaars und Justin
                                                                                                                                                                                        Doyle als Leiter der beiden Rundfunkchöre.
                                                                                                                                                                                            Die ROC als Institution, in welcher sich
                                                                                                                                                                                        die vier Klangkörper aller Konkurrenz auf
                                                                                                                                                                                        dem Markt zum Trotz konstruktiv treffen und
                                                                                                                                                                                        finden können – hier wurde es bewiesen,
                                                                                                                                                                                        und das macht Vorfreude auf die nächsten
                                                                                                                                                                                        25 Jahre!
                                                                                                                                                                                           Matthias Sträßner

                Einmal im Jahr soll es stattfin-       Aber der Wille, sich zu einigen, ist groß.
den, nicht nur im Jubiläumsjahr: das Arbeits-      Deutschlandradio und die roc sind, wie                                                                                               25 Jahre Deutschlandradio und ROC
treffen zwischen Programmverantwortlichen          Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue be-                                                                                           Als Hauptgesellschafter der Rundfunk
von Deutschlandradio und den Direktoren            tont, „beide Kinder der deutschen Einheit“!                                                                                          Orches­ter und Chöre GmbH Berlin (ROC)
der Klangkörper der ROC (Rundfunk Orches­          1994 waren Deutschlandradio ebenso wie                                                                                               setzt sich Deutschlandradio für den Erhalt
ter und Chöre GmbH Berlin). Auch Kollegen          die ROC Problemkinder der Medien- und                                                                                                des hohen künstlerischen Niveaus der
des Rundfunk Berlin-Brandenburg sind in            Kulturpolitik. Heute ist Deutschlandradio mit                                                                                        Klangkörper ein. Die ROC besteht in ihrer
das Funkhaus Berlin eingeladen. Die Tages-         drei exzellenten Programmen unterwegs,                                                                                               heutigen Zusammensetzung seit 1994 und
ordnungspunkte sind vielseitig. Was kann           die an der Schnittstelle zwischen einem                                                                                              wird von Deutschlandradio, der Bundesrepu-
getan werden, um die Musikarchive von              deutschen und europäischen Föderalismus                                                                                              blik Deutschland, dem Land Berlin und dem
Deutschlandradio und ROC einem größeren            gesen­det werden, und die Ergebnisse der                                                                                             Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) getragen.
Publikum besser zugänglich zu machen? Wie          Medienanalysen zeigen weiterhin aufwärts.                                                                                            Die ROC veranstaltet jährlich über 200 Kon-
kann Deutschlandradio die Konzerte der ROC         Die Klangkörper der ROC strahlen weit über                                                                                           zerte, von denen viele von Deutschlandfunk,
noch besser für die EBU (European Broadcas­        Berlin, Deutschland und europäische Gren-                                                                                            Deutschlandfunk Kultur und den Program-
ting Union) aufbereiten, und damit ein Publi-      zen hinaus. Das Deutsche Symphonie-Or-                                                                                               men des rbb übertragen werden. Zum 25-
kum weit über Deutschland hinaus erreichen?        chester Berlin (DSO), das Rundfunk-Sinfonie-                                                                                         jährigen Jubi­läum haben wir Ihnen die Klang-
Was, wenn Konzertprogramme Überlängen              orchester Berlin (RSB), der Rundfunkchor                                                                                             körper in einer Reihe in unserem Programm-
haben, oder wenn nach ausgiebigem und              Berlin und der RIAS Kammerchor Berlin –                                                                                              heft vorgestellt. Die Reihe wurde betreut
langem Beifall auch die Zugaben noch „ein-         alle vier Ensembles der ROC sind unver-                                                                                              von Dr. Matthias Sträßner, Deutschlandradio-
gefangen“ werden sollen, das Programm-             wechselbare Klang-Botschafter für Berlin,                                                                                            Beauftragter für die ROC.
schema hier aber Grenzen setzt? Nicht im-          für Deutschland und – für Deutschlandradio.
mer sind die Interessen des Konzerthörers              Und deswegen darf zum Jubiläum auch                                                                                                 Rundfunk Orchester
und der Radiohörerin kongruent, ebenso             ein bisschen gefeiert werden. Wer auch im-                                                                                              und Chöre GmbH Berlin
wenig die Interessen der Klangkörper- und          mer die Geschichte der ROC mitgestaltet                                                                                                 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
der Rundfunkverantwortlichen.                      hat: Persönlichkeiten des öffentlichen Le-                                                                                              Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
                                                   bens, frühere Geschäftsführer und Klangkör-                                                                                             Rundfunkchor Berlin
                                                   perdirektoren, die Musiker – sie alle feiern                                                                                            RIAS Kammerchor Berlin
                                                   mit. Und auch die Staatsministerin für Kultur                                                                                           roc-berlin.de
                                                   und Medien, Monika Grütters, schickt eine
                                                   Videobotschaft und beglückwünscht die
                                                   ROC zu ihrer bisherigen Geschichte.
2019 Dezember - Programm - Mit unseren drei Programmen gut durch die Feiertage: on air, online und in der Dlf Audiothek
„Mein privater
                                              Konzertsaal.“
                                              Sophie Pacini, Pianistin

Unabhängig. Unverzichtbar. Unverwechselbar.
Für 50 Cent Ihres Rundfunkbeitrags.
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8 Literatur

Von den Märchen                                                                                                                    Literatur im Gespräch
Deutschlandfunk Kultur
Freitag, 6. Dezember, 19.30 Uhr                                                                                                    Von den Märchen

                                                                                                                                   Ob ‚Rapunzel‘, ‚Aschenputtel‘ oder unbe-
                                                                                                                                   kanntere Märchen wie das von der Gänse-
                                                                                                                                   magd und ihrem Hengst Fallada: Märchen
                                                                                                                                   sind „die Primzahlen der Literatur”. Das je-
                                                                                                                                   denfalls findet der Schriftsteller Michael
                                                                                                                                   Köhl­meier, der in seiner Abhandlung ‚Von
                                                                                                                                   den Märchen‘ seiner lebenslangen Liebe zu
                                                                                                                                   dieser speziellen Gattung nachgeht sowie
                                                                                                                                   der Frage, warum Märchen so anders sind als
                                                                                                                                   jede andere Erzählung, und dass es gar nicht
                                                                                                                                   darum gehen kann, sie zu begreifen oder gar
                                                                                                                                   zu deuten. Für den Literaturwissenschaftler
                                                                                                                                   Michael Maar sind Grimms Märchen Weltlite-
                                                                                                                                   ratur und sie sind unsterblich, wie er in sei-
                                                                                                                                   nem Buch ‚Hexengewisper‘ darlegt, „weil sie
                                                                                                                                   von den Urdingen und Tabus erzählen, die
                                                                                                                                   den Menschen schon immer auf der Seele
                                                                                                                                   lagen”. Für sein neues Buch hat sich Michael
                                                                                                                                   Köhlmeier darangemacht, selbst Märchen zu
                                                                                                                                   schreiben: keine Nacherzählungen, sondern
                                                                                                                                   eigene Erfindungen, unheimliche, oft ver­
                                                                                                                                   störende Geschichten – die Märchen unserer
                                                                                                                                   Zeit.
                                                                                                                                      Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                      Freitag, 6. Dezember, 19.30 Uhr
                                                                                                                                      Zeitfragen. Literatur

                                                                                                © picture-alliance/ullstein bild

                                                                                                                                   „Die Bauhaus-Idee
                                                                                                                                   wurde zu meinem zweiten Ich“
                                                                                                                                   Romane über das Bauhaus und
                                                                                                                                   das Lebensgefühl der Zwanziger Jahre

                                                                                                                                   Die Zwanziger Jahre erleben nicht nur mit
                                                                                                                                   Motto-Partys und der Fernsehserie ‚Babylon
                                                                                                                                   Berlin‘ ein Revival. In unzähligen Veranstal-
Deniz Utlu                                                                                                                         tungen wurde auch des 100-jährigen Grün-
,Gegen Morgen‘                                                                                                                     dungsjubiläums des Bauhauses im Jahr 2019
                                                                                                                                   gedacht. Die Hochschule für Gestaltung, in
Deniz Utlu erzählt in ,Gegen Morgen‘ von       geglaubten in einer Plattenbausiedlung und                                          Weimar vor 100 Jahren gegründet, ist noch
einer tiefen Erschütterung und fragt, was      bietet ihm an, in Vinces ehemaliges Zimmer                                          heute weltberühmt – für die proklamierte
uns ausmacht: das, was wir zurückgelassen      zu ziehen. Dort bekommt Ramón eines                                                 Einheit von Kunst und Technik, für ein feier-
haben, oder das, was vor uns liegt? Als Kara   Nachts Besuch von Fremden. Wenig später                                             freudiges Studentenleben und die Vielzahl
von Berlin nach Frankfurt fliegt, gerät das    ist er wieder verschwunden. Dass es diesmal                                         moderner Künstler und Architekten, die an
Flugzeug in ein schweres Gewitter. Im An­      ein Abschied für immer sein könnte, wird                                            ihr wirkten. Lyonel Feininger, Paul Klee,
gesicht des drohenden Absturzes scheint        Kara bewusst, als er ihm bis nach Paris folgt,                                      Walter Gropius, Mies van der Rohe, Oskar
plötzlich Ramón wenige Reihen vor ihm zu       dort aber nur mehr eine Stadt in Aufruhr fin-                                       Schlemmer oder Lászlo Moholy-Nagy – sie
sitzen. Ramón, der nie eingeladen war und      det. Nach einem Gespräch liest Deniz Utlu                                           alle lehrten am Bauhaus. Die legendäre Insti-
trotzdem immer kam, der bei Kara und Karas     selbst einen ersten Teil aus seinem neuen                                           tution übt auch auf Schriftsteller einen Reiz
bestem Freund Vince auf dem Sofa in der        Roman.                                                                              aus. Im Vorfeld des Jubiläums sind Romane
Küche übernachtete, bis er von einem Tag          Deutschlandfunk                                                                  von Andreas Hillger, Theresia Enzensberger,
auf den anderen verschwand. Nach der Not-         Mittwoch, 4./11. Dezember, 20.30 Uhr                                             Tom Saller und Jana Revedin erschienen,
landung kehrt Kara ruhelos nach Berlin zu-        Lesezeit                                                                         die am Bauhaus spielen oder Bauhäusler ins
rück, wo er sich auf die Suche nach Ramón                                                                                          Zentrum der Handlung stellen. Was faszi-
begibt und damit auf die Spuren seiner eige-                                                                                       niert heute noch oder wieder am Bauhaus
nen Vergangenheit. Er findet den Verloren-                                                                                         und seinen Idealen?
                                                                                                                                      Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                      Freitag, 13. Dezember, 19.30 Uhr
                                                                                                                                      Zeitfragen. Literatur
Literatur 9

Gruppenbild mit Dom
Heinrich Böll
und seine Heimatstadt Köln

                                                                                                                                                                                              © Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
‚Köln gibt’s schon, aber es ist ein Traum‘ heißt   Studio LCB
ein 2014 von René Böll zusammengestelltes          Aus dem Literarischen
Buch mit Texten seines Vaters Heinrich Böll.       Colloquium Berlin
Kaum ein Schriftsteller ist im Bewusstsein         Lesung: Marlene Streeruwitz
seiner Leser so sehr mit einer Stadt verbun-       Gesprächspartner: Eva Birkenstock                                                           Deniz Utlu
den wie Heinrich Böll: In Köln wurde er 1917       und Holm-Uwe Burgemann
geboren, hier verbrachte er seine Kindheit         Moderation: Maike Albath
und Jugend, nach Köln kam er nach seiner                                                                                                       Lesezeit
Zeit als Soldat und Kriegsgefangener zurück,       Kann man den Krisen der Gegenwart mit Ro-                                                         Deutschlandfunk
begann seine literarische Karriere, die ihm        manen auf die Schliche kommen? Marlene                                                            Mittwochs jeweils 2.30 und 20.30 Uhr
neben dem Nobelpreis auch den Literatur-           Streeruwitz gelingt es. Die österreichische
preis und die Ehrenbürgerschaft der Stadt          Schriftstellerin, die Anfang der 1990er-Jahre                                              4. 12. Deniz Utlu liest aus seinem Roman
Köln eintrug. In den Texten von Heinrich Böll      mit Theaterstücken bekannt wurde, nimmt                                                    		 ,Gegen Morgen‘ (Teil 1)
finden sich liebevolle und detaillierte Be-        in ihrem umfangreichen Werk immer wieder
                                                                                                                                              11. 12. Deniz Utlu (Teil 2)
schreibungen der Kölner Südstadt vor dem           weibliche Überlebensstrategien in den Blick.
Krieg, scharfsichtige Beob­achtungen zum           ‚Flammenwand‘ heißt ihr jüngster Roman,                                                    18. 12. Lesung von den Tagen der
Wandel der Stadt und ihrer Bewohner unter          der im Frühjahr 2018 in Stockholm beginnt                                                  		 deutschsprachigen Literatur (TDDL)
den Nazis und Schilderungen der chaoti­            und von einer Frau namens Adele handelt.                                                   		 in Klagenfurt 2019
schen Verhältnisse nach dem Ende des Krie­         Diese Adele beobachtet eines Tages ihren                                                   		 Ronya Othmann liest ‚Vierundsiebzig‘
ges. Und doch blieb das Verhältnis gespal­         Geliebten Gustav, wie er das Haus verlässt.
ten, auf viele seiner kritischen Äußerungen        Als sie ihm unbemerkt folgt, fällt ihr ein Wort                                            25. 12. Lesung von den Tagen der
                                                                                                                                              		 deutschsprachigen Literatur (TDDL)
reagierten die städtischen Institutio­nen und      ein, das ihre Lage charakterisiert: „gelack-
                                                                                                                                              		 in Klagenfurt 2019
die Öffentlichkeit ablehnend. Wo begegnen          meiert“. Eine Gratwanderung zwischen zor-
                                                                                                                                              		 Sarah Wipauer liest ‚Raumstation
wir heute dem Erbe von Heinrich Böll im            niger Befreiung und Selbstverlust nimmt
                                                                                                                                              		Hirschstetten‘
öffentlichen Leben der Stadt Köln? Und wie         ihren Lauf. Seit ihrem Prosa-Debüt von 1996
steht Köln zu seinem berühmten Sohn?               erfindet Marlene Streeruwitz gealterte                                                            Weitere Informationen zu den
   Deutschlandfunk Kultur                          Bond-Girls, fragile Lehrerinnen, zähe PR-                                                         Literatursendungen in Deutsch­landfunk
   Freitag, 20. Dezember, 19.30 Uhr                Expertinnen und kühle Security-Frauen, die                                                        und Deutschlandfunk Kultur finden Sie
   Zeitfragen. Literatur                           sich der Anpassung verweigern, stoisch                                                            unter deutschlandradio.de/literatur
                                                   ihren Alltag durchstehen und die subtilen
                                                   patriarchalen Machtsysteme aufdecken. Wie
                                                   dies gelingt, dis­kutiert Marlene Streeruwitz
Väter und Söhne                                    mit der Kunst­historikerin und Ethnologin                                                  Der Doppelgänger
Eine archetypische Beziehung,                      Eva Birkenstock, Leiterin des Kunstvereins                                                 Ein Gespräch im Hause Fontane
immer neu erzählt                                  Düsseldorf, und Holm-Uwe Burgemann,                                                        über den Dichter Theodor Storm
                                                   Gründer und Herausgeber des Kulturpro-
Geschichten von Vätern und Söhnen gehö­-           jekts Prä|Position.                                                                        Im August 1887 sitzt der Romancier Theodor
ren seit jeher zu den archetypischen lite­ra­­-       Deutschlandfunk                                                                         Fontane (geboren am 30. Dezember 1819)
­­ri­schen Konstellationen, und sie werden            Samstag, 28. Dezember, 20.05 Uhr                                                        in seinem Sommerdomizil in Krummhübel
bis heute immer wieder neu erzählt. Das ist           Studio LCB                                                                              und brütet über einem Aufsatz, den er zum
kaum verwunderlich, entsteht doch mit je-             Deutschlandfunk Kultur                                                                  70. Geburtstag von Theodor Storm verfassen
der Generation ein gehöriges Konfliktpoten-           Sonntag, 29. Dezember, 0.05 Uhr                                                         soll. Der Freund und Kollege, den Fontane
zial, wenn der Heranwachsende selbststän-             Studio LCB                                                                              seit 35 Jahre kennt, hat ihm gerade seine No-
dig wird und gegen den Vater opponiert –                                                                                                      velle ‚Ein Doppelgänger‘ zugeschickt. Darin
oder ihm sehnsüchtig nacheifert. Vom gott-                                                                                                    erzählt er die Geschichte von John Hansen,
gleichen eisernen Vater der Antike über den                                                                                                   der nach der Entlassung aus dem Zuchthaus
verfluchenden Vater des Mittelalters bis zum                                                                                                  und dem Tod seiner Frau versucht, die ge-
weisen, verzeihenden Greis aus der Werther-                                                                                                   meinsame Tochter Christine aufzuziehen und
Zeit: Jede Zeit entwirft ihre eigenen Väter.                                                                                                  immer tiefer ins Elend gerät. Eines Nachts
Mit deren Autorität ist es seit Anfang des 19.                                                                                                stürzt er beim Kartoffelstehlen in einen lee-
                                                                                                     © picture-alliance/APA/picturedesk.com

Jahrhunderts allerdings nicht mehr zum Bes­                                                                                                   ren Brunnen und stirbt. Fontane kann der
ten bestellt. Die Söhne der literarischen                                                                                                     Novelle wenig abgewinnen, doch seine Frau
Moderne begehren auf, und sie fordern von                                                                                                     Emilie findet, er könne von Storm durchaus
immer schwächer werdenden Vätern Liebe                                                                                                        lernen, wie eine ergreifende Liebesgeschich-
und moralische Integrität, drohen ihnen mit                                                                                                   te zu schreiben sei. Zum Beweis liest sie ihm
Verachtung und schrecken – in expressionis-                                                                                                   Passagen aus der Novelle vor, die Fontane
tischen Dramen – selbst vor dem Vatermord                                                                                                     sogleich lustvoll kritisiert. Doch seine Frau
nicht zurück. Doch auch die rigorosesten                                                                                                      erweist sich am Ende als die bessere Kritike-
                                                   Marlene Streeruwitz:
Söhne können nicht verhindern, dass sie ir-        Aus dem Literarischen Colloquium Berlin                                                    rin und der berühmte Romancier setzt sich
gendwann selbst in das „Alter des Vaters“          Deutschlandfunk                                                                            doch noch an den Geburtstagsartikel. Ein
kommen (Botho Strauß). Andreas Schäfer             Samstag, 28. Dezember, 20.05 Uhr                                                           Gespräch über Liebe und Literatur, über Alter
über die literarischen Wandlungen eines            Deutschlandfunk Kultur                                                                     und Armut und über die Kunst, zuzuhören.
ewigen Konflikts.                                  Sonntag, 29. Dezember, 0.05 Uhr
                                                                                                                                                 Deutschlandfunk Kultur
   Deutschlandfunk Kultur                                                                                                                        Sonntag, 29. Dezember, 22.03 Uhr
   Sonntag, 22. Dezember, 22.03 Uhr                                                                                                              Literatur
   Literatur
10 Lange Nacht

Songs von
Menschen
im Straßen-
graben

                                                                                                                                                       © picture-alliance/Photoshot
Eine Lange Nacht
über Tom Waits

                 Als 1973 seine erste LP er-       begeisterte, anekdotenreich, gewitzt, listig     Einige der Genannten sind Zeitgenossen.
schien, war Tom Waits 24 Jahre alt. Die an-        und geschickt, manchmal musikalisch ver-         Unterschiedlicher als Dylan und Beefheart
schließende Tournee war erst erfolgreich und       blüffend einfach, manchmal schwer verständ-      können Künstler nicht sein.
dann ernüchternd – müde des Unterwegs-             lich.                                                 Waits ist ein Unikum. „Ich bin ein Rätsel“,
seins, kaum Publikum, klägliche Kritiken. Er           Thomas Alan Waits, geboren am 7. De­         hat er mal gesagt. „Ich verstehe selbst nicht,
hatte sich gefreut, „weg von zu Hause zu sein      zember 1949 in Pomona, Kalifornien, USA.         was manche Songs bedeuten. Das ist der
und durch die amerikanische Nacht zu fah­          Sein Vater war Lehrer und ein unverbesser-       Trick beim Songschreiben: Du musst etwas
ren“. Tom Waits‘ erster LP sollten viele weitere   licher Trinker und seine Mutter, ebenfalls im    in den Song einbauen, was dich auch selbst
LPs/CDs folgen, bald wurde er gefeiert. Knar-      Schuldienst, zog mit ihm und seinen beiden       später noch überrascht. Wenn es zu einfach
zige Stimme bis heute, tief, dunkel, mal Jazz,     Schwestern nach der Trennung der Eltern          ist, dann langweile ich mich damit. Es ist das-
immer wieder Blues, Rhythm & Blues, Folk,          nach Chula Vista. Während seiner Zeit auf        selbe wie mit Leuten.“
Theatermusik, nie einfach nur Pop, Zi­garet­       der Highschool verdingte er sich als Geschirr-
                                                                                                       Knut Benzner
ten, Whiskey – bis heute mit dem Image des         spüler und Koch. Die Gespräche mit den
melancholischen Trunkenboldes, obwohl              Gästen inspirierten ihn zu seinen späteren
Waits seit Beginn der 90er-Jahre Nichtrau-         Liedern.
cher und Abstinenzler ist.                             Tom Waits ist seit fast 40 Jahren mit der-          Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                           samstags, 0.05 Uhr
    Anfang der 80er-Jahre wurde er Schau-          selben Frau verheiratet, mit Kathleen Brennan,
                                                                                                           Lange Nacht
spieler und verkörperte in mehr als 40 Filmen,     und sei seitdem, wie es heißt „zunehmend
guten und schlechten, genau das, was er war:       schwer fassbar“. Er hat sich zurückgezogen,             Deutschlandfunk
sich selbst. Seine Bühnenfigur transportierte      keine Trinkgelage, drei Kinder. Einige seiner           Samstags, 23.05 Uhr
er auf die Leinwand: manchmal in Nebenrol-         LPs/CDs gehören zum Leitfaden der letzten               Lange Nacht
len, manchmal in Hauptrollen, als Türsteher,       Jahre, einige seiner Filme ebenfalls.
                                                                                                    7. 12. Songs von Menschen im Straßengraben
der er auch selbst gewesen ist, oder als Pimp,         Seine Songs wie ‚Strange Fruit‘, ‚Georgia
                                                                                                    		 Eine Lange Nacht über Tom Waits
als Zuhälter, der er natürlich nicht war, oder     On My Mind‘, ‚Moon River‘ und ‚Greensleeves‘,
als Einsiedler, der er wohl tatsächlich ist.       die er als seine Lieblingslieder bezeichnet,     14.12. Gefährten der Kindheit
    Musikalisch landete er mal in Mississippi,     sind gegenständlich und greifbar.                		 Eine Lange Nacht über Spielzeug
mal in Midtown Manhattan, je nach emotio­              Tom Waits orientierte sich an Bob Dylan,
                                                                                                    21. 12.		 Irrungen, Wirrungen – und Klarheit
naler Lage. Er saß am Klavier, seinen viel zu      Captain Beefheart, James Brown, Harry Bela-      		 Die Lange Nacht über Theodor Fontane
kleinen, zerknitterten Hut auf dem Kopf, und       fonte, Ma Rainey, Big Mama Thornton, Howlin’
klimperte. Nein, er machte ernsthafte Musik,       Wolf, Thelonious Monk, Willie Dixon, Hank        28. 12. Sound of the Cities
er erzählte scheinbar aus seinem Leben, er         Williams, Robert Johnson und Enrico Caruso.      		 Eine Lange Nacht über Provinzialität
                                                                                                    		 und Urbanität in der Popmusik
                                                   Das war das ganz große Erbe. Dann kamen
                                                   noch Kerouac, Bukowski und Fellini hinzu.
Wirtschaftskorrespondentin und -korrespondent (Teil 16) 11

                Als Radio der Länder
                unterhalten wir Korres­
                pondentenstudios in

                                                                                                                                          © Deutschlandradio/Monika Müller
                allen 16 Landeshaupt-
                städten und am Finanz-
                standort Frankfurt/Main.
                Unsere Inlandskorres­
pondenten stehen für den föderalen
Sendeauftrag der drei Deutschland-
                                                                                     hessen
radio-Programme. In dieser Artikelreihe
stellen die Kolleginnen und Kollegen von                                         Frankfurt/           Brigitte Scholtes, geboren und aufgewach-
Kiel bis München ihre Berichtsgebiete                                            Main              sen im Rheinland. Nach dem Studium zog es sie
vor.                                                                                               nach Frankfurt zur FAZ. Es folgten erste Erfah-
                                                                                                   rungen beim Privatfunk, dann bei Bloomberg
                                                                                                   Business News. Seit 1992 Partnerin im Redakti-
                                                                                                   onsbüro Business Report, das seit 1998 die Wirt-
                                                                                                   schaftskorrespondenz für das Deutschlandradio
                                                                                                   übernommen hat.

                                                                                                   Mischa Ehrhardt, geboren in München, wuchs
                                                                                                   in Düsseldorf und Frankfurt auf. Erste journalis­-
                                                                                                   ti­sche Schritte während des Studiums bei der
                                                                                                   Financial Times Deutschland. Nach dem Studium
                                                                                                   Volontariat an der Evangelischen Journalisten-
                                                                                                   schule in Berlin. Wirtschaftsredakteur, Modera-
                                                                                                   tor und Reporter beim Hessischen Rundfunk und
                                                                                                   im ARD-Börsenstudio Frankfurt. Seit 2017 Wirt-
Berichte aus Frankfurt/Main                                                                        schaftskorrespondent für Deutschlandradio im
                                                                                                   Redaktionsbüro Business Report.

Nah dran an der
Wirtschafts- und Finanzwelt
                 Frankfurt ist ein spannendes,    institut‘, habe ich begleitet und versuche           Von dort ist es ein Katzensprung zur
sich ständig wandelndes Pflaster. Das be-         seither, deren Geldpolitik zu erklären. Erklä-   Messe – auch dies ein häufiges Ziel meiner
kommen wir zum Beispiel im Bahnhofsviertel        ren – das geht oft mithilfe der vielen Analys­   kleinen Radfahrten zu Orten des Gesche-
mit, in dem unser Studio liegt. Hier vollzieht    tinnen und Volkswirte, die am Finanzplatz ar-    hens.
sich seit den letzten Jahren eine deutliche       beiten. Die kurzen Wege hier sind ein Vorteil,       Mit der Börse in siebenminütiger Ent­fer­
Gentrifizierung: Hippe Bars ersetzen immer        das Fahrrad, das im Hinterhof parkt, bringt      nung höre ich förmlich die Kurse an den
häufiger die alteingesessenen kleinen Läden       mich schnell zu den Gesprächspartnerinnen        Anzeigetafeln runter- und raufrattern. Das
aus aller Welt. Der Wandel am Frankfurter         und -partnern und den Schauplätzen der Er-       könnte aber auch schon eine „Déformation
Börsen- und Finanzplatz ist vielleicht nicht      eignisse.                                        professionelle“ sein, denn als ehemaliger
so hip, aber er vollzieht sich immer schneller.       Viele Tage sind aufregend, manche so-        Börsenreporter zieht es mich zur Bericht­
Die Banker geben sich inzwischen zwar lo-         gar historisch. Interessant sind sie immer,      erstattung regelmäßig auch dorthin. Händler
cker (heißt: Sie legen immer häufiger die         vor allem, wenn es darum geht, die Entschei-     und Analysten löchre ich dann gern mit Fra-
Krawatte ab ...), aber das hilft ihnen wenig,     dungen zu analysieren, die die Wirtschafts-      gen zu Fusionen, Kursexplosionen und wil-
wenn ihre Geschäfte immer schlechter lau-         lenker oder Geldpolitikerinnen treffen. Und      den Abstürzen, Ökonomen an der Uni und
fen. Die begleite ich seit Jahren, seit den       zu recherchieren, welche Auswirkungen das        in den Banken zu den Auswirkungen von Zoll­-
Zeiten der ‚arroganten Macht‘, als etwa der       auf die Bürgerinnen und Bürger, die ‚norma-      kriegen auf Wirtschaft und Verbraucher, Un-
damalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kop-           len Verbraucher‘ hat. Einen ganz normalen        ternehmen und Beschäftigte.
per von „Peanuts“ sprach, als es um die           Bürotag aber, das habe ich im Laufe der Jah-         Kurzum: Es lauern Geschichten, es war-
Schulden für die Handwerker des betrüge-          re gelernt, den gibt es zwar, aber meist nicht   ten erstaunliche ökonomische oder finanz-
rischen Bauunternehmers Schneider ging.           dann, wenn man ihn erwartet …                    technische Entwicklungen, um entdeckt und
Apropos Bauunternehmen: Auch da gab es                                                             erklärt zu werden. Ich sage dazu auch gern,
                                                     Brigitte Scholtes,
einst ein bedeutendes in Frankfurt, die Holz-                                                      ‚übersetzt‘ zu werden. Denn das sehe ich als
                                                     Wirtschaftskorrespondentin
mann AG. Als Ex-Bundeskanzler Gerhard                                                              die eigentlich spannendste Aufgabe: kompli-
                                                     Frankfurt/Main
Schröder den Konzern retten wollte und                                                             ziert scheinende Sachverhalte zunächst zu
nach langen Verhandlungen mit den Banken                                                           ergründen und zu verstehen, um sie dann in
den wartenden Arbeitnehmern zurief: „Wir          Wer nach Frankfurt kommt, dem fallen gleich      möglichst verständliche Sprache für das Ra-
haben’s geschafft!“, habe ich das für die         die Wolkenkratzer ins Auge. Und ich finde es     dio zu übersetzen. Denn die Finanz- und Wirt-
Hörerinnen und Hörer der Deutschland­radio-       ungemein praktisch, dass wir mit unserem         schaftswelt ist ungemein spannend – auch
Programme berichtet. Die ersten Gehver-           Büro quasi in direkter Nachbarschaft zu ih-      wenn gerade mal keine Razzia in unserer
suche der EZB, damals vor Beginn der Wäh-         nen und zum Bankenviertel sitzen: So lässt       Nachbarschaft stattfindet.
rungsunion noch ‚Europäisches Währungs­           sich mit dem Fahrrad in zwei Minuten ergrün­-
                                                                                                       Mischa Ehrhardt,
                                                  den, ob wirklich Mannschaftswagen der Poli-
                                                                                                       Wirtschaftskorrespondent
deutschlandradio.de/                              zei vor den Zwillingstürmen der Deutschen
                                                                                                       Frankfurt/Main
landeskorrespondenten                             Bank vorgefahren sind.
12 Visitenkarte

                                                  Kitt mit
                                                  Konfliktstoff

                                                                                                                         © Deutschlandradio/ Ulla Anne Giesen
                                                                                                                                                                Christiane Florin, Matthias
                                                                                                                                                                Recht, Nicole Torres,
                                                                                                                                                                Monika Dittrich, Andreas
                                                                                                                                                                Main, Benedikt Schulz,
                                                                                                                                                                Christian Röther, Karin
                                                                                                                                                                Mikolajewski (v. l. n. r.)

‚Tag für Tag‘ und ‚Aus Religion und Gesellschaft‘ im Deutschlandfunk
                  Die Sendung ‚Tag für Tag‘ ist   aus der Haft fliehen, weil das Militär der Tür­       Entschleunigt und sinnlich
ein Unikat in der deutschsprachigen Radio-        kei in den Norden des Landes einmarschiert.       In der Abendsendung ‚Aus Religion und Ge-
landschaft. 25 Minuten Religionsjournalis-        Im Vatikan wird drei Wochen lang über Klima-      sellschaft‘ widmen wir uns 20 Minuten lang
mus von Montag bis Freitag: Das gibt es nur       schutz und Gerechtigkeit im Amazonas-             einem Thema, das über Monate geplant,
im Deutschlandfunk. Dabei wurde in den            Ge­biet diskutiert, gerungen wird auch um         recherchiert und liebevoll produziert wird.
1960er- und 70er-Jahren die Soziologen-The-       Reformen in der katholischen Kirche, etwa         Das Feature ist oftmals bewusst zeitlos, es
se modisch, die da lautete: „Die Säkularisie-     um eine Lockerung des Zölibats.                   lädt ein, sich in einer abendlichen Situation
rung schreitet unaufhaltsam voran, das mit             Aktuelles und Hintergrundwissen              zurückzulehnen und sich auf Vertiefung
der Religion wird sich bald erledigt haben.“      Das ist die Nachrichtenlage an ein paar Tagen     einzulassen. Hier ist zum Beispiel Raum für
Eigentlich müssten uns jetzt die Themen           im Herbst 2019 – und jede dieser Nach­rich­ten    jüdische, christliche oder islamische Mystik
ausgehen. Doch die Prognose hat sich nicht        hat etwas mit Religion zu tun. ‚Tag für Tag‘      – gerade auch im Gegensatz zum allgegen-
bewahrheitet. Die Säkularisierung schreitet       fragt: Was genau? Und was nicht? Unsere           wärtigen Fundamentalismus. Hier ist Raum
voran, aber gerade deshalb hat sich das mit       Sendung liefert aktuelle Informationen und        für Philosophie, Theologie und Kunst. Ent-
der Religion nicht erledigt. Wer nichts von       Hintergrundwissen, sie greift Debatten auf        spannt. Entschleunigt. Intellektuell. Sinnlich.
Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus          und stößt Debatten an. Wir nehmen uns Zeit            Ganz wichtig, ganz zum Schluss: Um in
und Buddhismus versteht, versteht die Welt        für ausführliche Interviews und werten es als     unseren Religionssendungen fündig zu wer-
nicht. Religion ist gesellschaftlicher Kitt und   Kompliment, wenn dann in der Publikums-           den, muss man nicht gläubig sein – Neugier
Konfliktstoff, tief empfundener Glaube und        post steht: „Das Gespräch war viel zu kurz.“      genügt.
oberflächlicher Identitätsmarker, Gemein-              Wobei wir auch kurz können. Auch bunt
schaft und individuelle Sinnsuche.                und unterhaltsam. Aber eben auch akade-              Christiane Florin und Andreas Main,
    Von Anschlag bis Zölibat                      misch. Denn auch wenn ‚Tag für Tag‘ sich an          Redaktion Aktuelle Kultur
Als dieser Text entsteht, ist der Anschlag auf    ein allgemein politisch-kulturell interessier-       Deutschlandfunk
die Synagoge in Halle gerade eine Woche           tes Publikum richtet, so haben wir dennoch
her. Gleichzeitig wird an den 30. Jahrestag       den Ehrgeiz, die Hörer an theologischen und
der Friedlichen Revolution erinnert. Zeitzeu-     religionswissenschaftlichen Debatten teil­
                                                                                                       Deutschlandfunk
gen sagen, es sei eine protestantische Revo-      haben zu lassen.                                     montags bis freitags, 9.35 Uhr
lution gewesen. Polen stimmt über den natio-           Der Anteil derer, die sich keiner Religion      Tag für Tag
nalkatholischen Kurs der PiS-Regierung ab.        zugehörig fühlen, steigt. Regelmäßig greift
Im Norden Syriens, wo viele Christen leben,       die Redaktion Religionskritik und Atheismus          mittwochs, 20.10 Uhr
                                                                                                       Aus Religion und Gesellschaft
können Hunderte islamistische Terroristen         auf. Ein Vertreter des Humanistischen Ver-
                                                  bandes schrieb der Redaktion: „Wenn es die
                                                  Sendung noch nicht gäbe, müsste ‚Tag für
                                                  Tag‘ erfunden werden.“
Radiomenschen 13

                                                                      Cool Britannia und die Suche
© Deutschlandradio/
                                                                      nach der richtigen Frage
Christian Kruppa

                                                                      Es gibt wahrscheinlich bessere Wege in den Journalis-
                                                                      mus als über den Umweg als Weihnachtsmann. Aber bei
                                                                      mir hat es funktioniert. Die Weihnachtsmann-Recherche
                                                                      war Teil meiner Aufnahmeprüfung an der Journalisten-
         Den Sound                                                    schule. Und als ich diese Prüfung bestanden hatte, war
         der Gegenwart suchen                                         ich froh, dass ich mein Studium in Wirtschaftswissen-
                                                                      schaften erst mal, na ja, ruhen lassen durfte. Dass ich
          In meinem Abiturbuch habe ich damals nicht notiert,         mal ein Radiomensch werden würde, das hatte ich da na-
          dass ich Radioredakteurin werden würde. Da stand statt-     türlich noch nicht auf dem Schirm. Klang auch erst mal
          dessen ganz bescheiden: Verlegerin. Ich wollte Bücher       abschreckend, was ich in diesen Journalismus-Semina­
          machen, wurde Antiquarin, dann Lektorin – verschie-         ren an der Münchner Journalistenschule gelernt habe.
          dene Stationen in Verlagen folgten. Ich wollte mich mit     „Radio-Beiträge mit O-Tönen könnt Ihr vergessen, diese
          dem Ringen um die richtigen Worte auseinandersetzen.        Zeit ist vorbei“, meinte unser Coach, ein Mann vom Baye-
          Denn wer eine Geschichte erzählt, reduziert die Fülle       rischen Rundfunk. Mir hat das Arbeiten mit O-Tönen aber
          und Gleichzeitigkeit aller Dinge auf etwas Lineares, auf    trotzdem eine Menge Spaß gemacht. Und als nach der
          einen Pfad. Das finde ich bis heute sehr spannend. Es       Journalistenschule ein Angebot vom SWR (damals noch
          gibt Hörspielproduktionen, denen es gelingt, diesen Pfa-    SDR) kam, habe ich gerne zugesagt. Erste Berufserfah-
          den etwas hinzuzufügen. Etwas, das so nicht zwischen        rung also in Baden-Württemberg – das hieß für mich als
          den Buchdeckeln steht.                                      NRW-Gewächs: Ich musste Schwäbisch zumindest ver-
              Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht nicht das Medi-      stehen lernen. Und lernen, dass es einen riesigen Unter-
          um, sondern der Inhalt, das Thema, die Sprache. Mir         schied macht, ob der Gesprächspartner aus Stuttgart
          geht es darum, beim Erzählen Differenzen darzustellen.      oder von der Schwäbischen Alb kommt. Ich erinnere
          Ich möchte Leerstellen unbesetzt lassen, weil ich glau-     mich an Livesendungen im Regionalprogramm, bei
          be, dass sich nur so die Merkwürdigkeiten des Lebens        denen ich am Mikrofon meinen Interviewpartner ganz
          und dieses Dazwischen erklären lassen. Mit ‚Dazwi-          einfach nicht verstanden habe. Mit der nächsten Fremd-
          schen‘ meine ich die Lücken zwischen den in Reih und        sprache war das einfacher: Zur Jahrtausendwende bin
          Glied sitzenden Wörtern. Das hat mit einer famosen Ei-      ich nach London gezogen – das war damals noch „Cool
          genschaft der Sprache zu tun: Aus dem Mangel, dass es       Britannia“ inklusive Tony Blair, Oasis und Hugh Grant –
          weniger bezeichnende Wörter als zu bezeichnende Din-        das Wort ‚Brexit‘ gab es noch nicht. In London habe ich
          ge gibt, bringt sie einen fantastischen Reichtum hervor     Radiobeiträge für alle großen Sender in Deutschland ge-
          – sie vermehrt die Bedeutung der Wörter. Das ist nichts     macht und über alles berichtet: die Brit Awards, James
          Neues, das weiß die Rhetorik seit der Antike. Und doch      Bond, die Banken in der Londoner City und die britische
          stelle ich als Hörspieldramaturgin immer wieder be-         Außenpolitik. Politische Berichte waren es dann irgend-
          geistert fest, welche Intensität dieses Dazwischen im       wann immer häufiger, und dann kam auch noch die Mög-
          Auditiven hat.                                              lichkeit, für die BBC zu arbeiten: der World Service mit
              Es gibt Hörspiele, die ich immer wieder hören kann.     seinem 24-Stunden-Programm. Das war noch mal eine
          Ebenso wie es Bücher gibt, die ich immer wieder zur         ganz eigene Welt: nachts in der Londoner Innenstadt
          Hand nehmen muss. ‚Das Kalkwerk‘ von Thomas Bern-           in einem Newsroom sitzen und Interviewpartner in Süd­
          hard ist so eine Produktion. Ein Kalkwerksbesitzer arbei-   amerika oder China ausfindig zu machen. Es war die
          tet darin an einer Studie über das Gehör, dem „philoso-     perfekte Vorbereitung für den Deutschlandfunk – für
          phischsten aller Sinnesorgane“. Es beruhigt mich un-        den bin ich 2008 mit meiner Familie aus London zurück­
          glaublich, dieses Werk mit durch die Jahre zu nehmen,       gekommen. Neben der Auswahl der Interviewpartner
          es immer wieder neu zu bewerten und zu erleben. Das         kommt es hier vor allem auf eins an: auf die richtige Fra-
          hat etwas ungemein Tröstliches. Mir fallen noch andere      ge zum richtigen Zeitpunkt. Lernt jeder, der ab fünf Uhr
          Hörspiele ein, die mir alternative Sichtweisen auf die      früh die ‚Informationen am Morgen‘ moderiert. Und ge-
          Wirklichkeit anbieten, die mir Möglichkeitsräume öffnen.    lernt habe ich auch, dass es bessere Reportage-Themen
          Stücke, die letztlich mein Denken prägen und mich zum       in der Vorweihnachtszeit gibt als „Unterwegs als Weih-
          Überdenken meiner Sicht auf die Welt bewegen.               nachtsmann“.
              Neben dem Lesen und Hören kann ich in diesem Be-
          ruf vor allem eines: interessante Menschen kennenler-          Tobias Armbrüster,
          nen. Menschen, die sich tiefergehende Gedanken über            Redakteur Aktuelles
          das Leben und die Welt machen und die es schaffen, die-        Deutschlandfunk
          se Gedanken so zu formulieren und zu inszenieren, dass
          die Zuhörenden am Ende von der Gegenwart vielleicht
          etwas mehr verstehen.
              Genug geredet: hörspielundfeature.de

                      Christine Grimm,
                      Redakteurin Radiokunst
                                                                                                                        © Deutschlandradio/

                      Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                        Dirk Borm
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