2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ

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2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
2019

PREISTRÄGER
SONDERPREISE
KLIMASCHUTZ

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2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
INHALT        03

PREISTRÄGER 2019
Der Preis                                    04

Preisträger Bundeswettbewerb
Jugend forscht                               05

Preisträger der Landeswettbewerbe
Jugend forscht                               06

Preisträger der Landeswettbewerbe
Schüler experimentieren                      12

              SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
04      DER PREIS

     DER PREIS
     Sonderpreis zum Thema „Klimaschutz“ der Bundesministerin für
     ­Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

     Die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Svenja Schulze, zeich-
     net mit ihrem Preis Jungforscherinnen und Jungforscher aus, die sich auf besondere Weise mit
     konkreten Fragestellungen und Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels befassen. Das
     Spektrum umfasst Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Mit
     dem Sonderpreis sollen die besonderen Leistungen der jungen Forscherinnen und Forscher
     anerkannt und ihr Interesse für weitere Projekte und Ideen zum Klimaschutz bestärkt werden.
     Der Sonderpreis wird auf Landes- und Bundesebene für herausragende Projekte vergeben: Bei
     den Landeswettbewerben Schüler experimentieren ist er mit 150 Euro dotiert, bei den Landes-
     wettbewerben Jugend forscht mit 250 Euro. Beim Bundeswettbewerb erhalten die prämierten
     Jungforscherinnen und Jungforscher ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 1.500 Euro. Zur
     Projektförderung des Bundesumweltministeriums gehört auch die Unterstützung von Jugend
     forscht PerspektivForen. Hier werden Jugend forscht Alumni als „Experten von morgen“ gezielt
     für Klimafragen sensibilisiert sowie die Branche als spannendes und zukunftsfähiges Arbeits-
     feld vorgestellt.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
Preisträger BUNDESWETTBEWERB                  05
                                                                                                          JUGEND FORSCHT

PREISTRÄGER BUNDESWETTBEWERB
JUGEND FORSCHT

CHEMIE

                                                                                                    Hagen Carstensen (18)
                                                                                                    Jasper Nickelsen (17)
                                                                                                    Lars Ebel (18)
                                                                                                    Hermann-Tast-Schule Husum

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Biogasreaktor als Redox-Flow-Batterie                               Laudatio

Für eine erfolgreiche Realisierung der Energiewende in             Die Jungforscher präsentierten eine erfolgreiche Kombination
Deutschland fehlen immer noch geeignete Stromspeicher.              zweier komplexer Prozesse, die auch im großen Maßstab funk-
Hagen Carstensen, Jasper Nickelsen und Lars Ebel kamen da-          tionieren kann. Dabei lösten sie die technischen Herausforde-
her auf die Idee, es der Natur nachzumachen: Wenn Biomüll          rungen sehr geschickt und konnten mit ihrem funktionierenden
vergärt, laufen chemische Redox-Prozesse ab, bei denen Elek-        System die Jury überzeugen.
tronen transportiert werden. Es fließt also Strom. Die drei Jung-
forscher konstruierten ein beheizbares Glasgefäß mit Rührer,
Gasuhr, Stromsensor und Mikrocontrollersteuerung. Mithilfe von
Bakterien aus dem Wattenmeer vergoren sie darin Maisgrieß
und grünen Tee. Ihre Kleinanlage erzeugte so über einen
längeren Zeitraum Spannung und Strom. Mit diesem Ergeb-
nis erbrachten sie den Nachweis, dass ein Bioreaktor wie ein
günstiger und umweltfreundlicher Akku funktionieren kann.

                                                                                           SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
06      Preisträger der Landeswettbewerbe
        JUGEND FORSCHT

     PREISTRÄGER DER LANDESWETTBEWERBE
     JUGEND FORSCHT

     BIOLOGIE                                                        BIOLOGIE

     Philipp Geßner (13)                                             Friedrich Richard Gamp (16)
     Lucie Brejtrova (16)                                            Julian Karimi (15)
     Staatliche Realschule Großostheim                               Humboldt-Gymnasium Berlin

     BAYERN                                                          BERLIN
     Gas- statt Kompostanlage!? Laub als Biogas-                     Der Einfluss von Mikroplastik auf Pflanzen des
     lieferant                                                       maritimen Ökosystems

     Zur Herstellung von Methan in einer Biogasanlage eignet sich    Mikroplastik in Flüssen und Meeren ist eine große Gefahr für
     auch das im Herbst reichlich anfallende Laub. Philipp Geß-      Meeresbewohner. Friedrich Richard Gamp und Julian Karimi
     ner und Lucie Brejtrova untersuchten, wie sie diese Form der    fanden heraus, dass die winzigen Partikel nicht nur für Tiere,
     Gaserzeugung optimieren können. In Versuchen mit einem Ein-     sondern auch für Wasserpflanzen schädlich sind. Die beiden
     kochtopf, der die nötige Temperatur erreicht, bestimmten sie    ließen im Experiment die Alge Caulerpa taxifolia, die überall in
     das optimale Mischungsverhältnis, das 1 Teil Wasser zu 3,5      Gewässern vorkommt, unter Zugabe kleinster Plastikpartikel aus
     Teilen Blattmasse beträgt. Weitere Experimente der Jungfor-     PET-Getränkeflaschen wachsen. Nach zehn Tagen war das Er-
     scher ergaben, dass Blätter von Eiche, Buche und Ahorn die      gebnis eindeutig: Das Mikroplastik setzte den Pflanzen deutlich
     höchsten Erträge erbringen. Auch Obstbaumlaub und Tannen-       zu. Die Algen waren viel kleiner und bildeten weniger Chlorophyll
     nadeln schnitten gut ab. Die Untersuchungen zeigten zudem,      als Vergleichsproben. Ab einer bestimmten Partikelkonzentration
     dass die Biomasse nach 30 Stunden nahezu komplett vergo-        starben sie sogar ab. Die Jungforscher vermuten, dass das Mi-
     ren ist, da kein neues Gas mehr entsteht. Mit diesen Erkennt-   kroplastik über die normale Wasseraufnahme eindringt und Zell-
     nissen lässt sich künftig aus dem Laub von Stadtbäumen eine     strukturen schädigt oder Transportwege verstopft.
     maximale Menge Energie gewinnen.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
Preisträger der Landeswettbewerbe                    07
                                                                                                          JUGEND FORSCHT

CHEMIE                                                             TECHNIK

Nadine Reichelt (17)                                               Nick Zobel (15)
Lea Kerstan (15)                                                   Paul Porte (16)
Lilli Rauhut (15)                                                  Freiherr-vom-Stein-Schule, Frankfurt am Main
Friedrich-Engels-Gymnasium Senftenberg

BRANDENBURG                                                        HESSEN
Zeolith als Wärmespeicher der Zukunft?!                            NOxSmO2g

Zeolithe sind kristalline Aluminium-Silikate. Lagern sich an der   Viel Beton und wenig Grünflächen prägen das Stadtbild vieler
Oberfläche dieses Festkörpers Wassermoleküle an, wird Wär-         Metropolen. Die negative Folge: Die Luftqualität sinkt. Denn
me freigesetzt. Nadine Reichelt, Lea Kerstan und Lilli Rauhut      ohne Pflanzen können Schadstoffe wie etwa Stickoxide nicht
untersuchten, wie sich dieses Phänomen zur Wärmespeiche-           gebunden und CO2 nicht zu Sauerstoff umgewandelt werden.
rung nutzen lässt. Trocknet man den Stoff nämlich mit Über-        Nick Zobel und Paul Porte wollen den Grünanteil in zuge-
schusswärme, erhält man die Energie bei einer späteren Be-         bauten Innenstädten steigern. Dazu entwickelten sie in ihrem
feuchtung zurück. Potenzial sehen die Jungforscherinnen nach       Forschungsprojekt bepflanzbare Mauern und nannten ihre
ihren Versuchen insbesondere in der gezielten Erwärmung von        Erfindung „NOxSmO2g“. Als Basis dienten mit Steinen befüllte
Expeditionsbekleidung, da sich bereits mit der Feuchte der         Drahtgitter, sogenannte Gabionen. Daran befestigten die bei-
Atemluft Wärme erzeugen lässt. Auch zur Entfeuchtung von           den Jungforscher Blumenkästen, die sie mit Feuchtigkeitssen-
Räumen kann das Zeolith verwendet werden. Eine saisonale           soren ausstatteten. Ist die Erde zu trocken, wird automatisch
Speicherung von Sommerwärme für den Winter erscheint je-           ein rechnergesteuertes, solarbetriebenes Gießsystem aktiviert.
doch sehr aufwendig. Überall dort, wo nur kleine Wärmemen-         Dadurch verursacht die blühende Mauer kaum Arbeit. Sie eig-
gen benötigt werden, sind jedoch viele weitere Einsatzmög-         net sich sehr gut auch als grüne Lärmschutzwand.
lichkeiten denkbar.

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08      Preisträger der Landeswettbewerbe
        JUGEND FORSCHT

     TECHNIK                                                            GEO- UND RAUMWISSENSCHAFTEN

     Malte Werner (19)                                                  Jan Kniefert (15)
     Helene Baumgarten (17)                                             Gymnasium „In der Wüste“, Osnabrück
     Thorben Ehrlichmann (17)
     Innerstädtisches Gymnasium Rostock

     MECKLENBURG-VORPOMMERN                                             NIEDERSACHSEN
     Strandmüllseparation durch Bürstenrotation                         Stimmen die alten Bauernregeln aufgrund des
                                                                        Klimawandels immer weniger?

     Der Strand des Ostseebads Warnemünde wird seit einigen             Mit kreativen Bauernregeln versuchten die Menschen schon
     Jahren maschinell von Müll befreit. Ein Nebeneffekt ist jedoch,    vor Jahrhunderten, Regelmäßigkeiten des Wetters zu be-
     dass das von einem Traktor gezogene Reinigungsgerät auch           schreiben. Jan Kniefert wollte wissen, wie viel Wahrheit in
     Steine aufsammelt. Dies erhöht die Müllmenge unnötig und ver-      diesen oft in Reimform überlieferten Weisheiten steckt – und
     ursacht zusätzliche Kosten. Zudem sind die Steine für die natür-   ob sie trotz des Klimawandels der letzten Jahrzehnte Bestand
     liche Sedimentation am Strand unerlässlich und sollten daher       haben. Um das herauszufinden, analysierte er an verschie-
     nicht entfernt werden. Malte Werner, Helene Baumgarten und         denen Standorten erhobene Messreihen, die zum Teil bis ins
     Thorben Ehrlichmann entwickelten eine Apparatur zum Einbau         Jahr 1781 zurückreichen. Dabei zeigte sich erstens, dass sich
     in die Reinigungsmaschine, die die Steine bereits während der      keine der Bauernregeln für eine brauchbare Wetterprognose
     Fahrt über den Strand aussortiert und zurücklässt. Herzstück       eignet, und dass sich zweitens die Qualität der Vorhersage
     der Idee sind rotierende Bürsten, die den relativ leichten Müll    in den letzten Jahrzehnten nicht signifikant verbessert hat.
     von den schweren Steinen trennen. So erreichen die Jungfor-        Durch den Klimawandel bedingte Temperaturschwankungen
     scher zwei Dinge gleichzeitig: Der Strand wird gesäubert und       konnte der Jungforscher aus den Datenreihen allerdings klar
     seine natürliche Zusammensetzung bleibt erhalten.                  ablesen: Vor allem das Frühjahr ist deutlich wärmer geworden.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
Preisträger der Landeswettbewerbe                   09
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TECHNIK                                                           GEO- UND RAUMWISSENSCHAFTEN

Kim Ellen Köpping (15)                                            Immanuel Elija Blaum (16)
Amelie Wilper (15)                                                Emmanuel-Felke-Gymnasium, Bad Sobernheim
Gymnasium Schloß Neuhaus, Paderborn

NORDRHEIN-WESTFALEN                                               RHEINLAND-PFALZ
Mealworms                                                         Optimierter Einsatz von Dünger beim Anbau
                                                                  von Möhren und Untersuchung von Dünger-
                                                                  rückständen

Insekten können den menschlichen Speiseplan bereichern,           Welches ist das beste Düngemittel für den Gemüseanbau?
zumal die Ökobilanz ihrer Zucht positiver ausfällt als die der    Immanuel Elija Blaum legte neun Testflächen im Garten an,
klassischen Massentierhaltung. Kim Ellen Köpping und Ame-         auf denen er Möhren aussäte. Neben Kunstdünger in unter-
lie Wilper bauten eine Mehlwurmzucht auf und identifizierten      schiedlichen Dosierungen setzte er Biodünger, Pferdemist
Möhren als bestes Futtermittel für die Tiere. Die beiden entwi-   und Kalimagnesia ein. Ein Feldstück ließ er als Referenz un-
ckelten konkrete Ansätze einer großtechnischen Verarbeitung,      gedüngt. Beim Vergleich der verschiedenen Dosierungen des
indem sie das Modell einer Fertigungsstraße bauten. Dort kön-     Kunstdüngers schnitt die Parzelle am besten ab, auf der nur
nen die Tiere gezüchtet, schockgefroren, geröstet und gewürzt     die Hälfte der empfohlenen Menge ausgebracht worden war.
werden. In einer Meinungsumfrage ermittelten sie die Akzep-       Auf dem Feldstück ohne Dünger war der Ertrag überraschen-
tanz des tierischen Nahrungsmittels: 60 Prozent der Befrag-       derweise noch höher. Das beste Ergebnis erzielte jedoch die
ten können sich demnach vorstellen, Insekten zu essen. Auch       mit Biodünger bearbeitete Fläche. Ergänzende Laboranalysen
in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit stellen Insekten eine echte   zeigten zudem, dass Bestandteile der Düngemittel – speziell
Alternative zum Fleischkonsum des Menschen dar, so das Er-        Kali und Stickstoff – auch in den Möhren nachweisbar waren.
gebnis der Jungforscherinnen.                                     Der Jungforscher plädiert daher für ein sparsames und biolo-
                                                                  gisches Düngen.

                                                                                        SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
2019 PREISTRÄGER SONDERPREISE KLIMASCHUTZ
10      Preisträger der Landeswettbewerbe
        JUGEND FORSCHT

     TECHNIK                                                            TECHNIK

     Antonella Polzin (18)                                              Niclas Knesebeck (14)
     Wilhelm-Ostwald-Schule, Leipzig                                    Cedric Hentschel (15)
                                                                        Robin Raifarth (15)
                                                                        Private Allgemeinbildende Schulen, Großkorbetha

     SACHSEN                                                            SACHSEN-ANHALT
     Geopolymerbeton – ein umweltfreundlicher                           Ist der Wald sicher genug?
     und effizienter Baustoff

     Die Produktion von Zement geht mit einer hohen Emission an         Bedingt durch den Klimawandel droht das Ausmaß von Dür-
     Treibhausgasen einher, weil seine Bestandteile im Herstel-         ren zuzunehmen, wodurch auch die Waldbrandgefahr steigt.
     lungsprozess sehr stark erhitzt werden müssen. Da man bei          Niclas Knesebeck, Cedric Hentschel und Robin Raifarth be-
     der Betonproduktion sehr große Mengen an Zement benötigt,          fassten sich im Rahmen ihres Forschungsprojekts mit der Fra-
     suchte Antonella Polzin nach einer klimafreundlichen Alternati-    ge, wie ein ausgebrochenes Feuer in einem Forst möglichst
     ve für das Material. Sie stieß auf Geopolymere – also Mischun-     schnell und effizient gelöscht werden kann. Zur Veranschauli-
     gen, die unter anderem Silizium- und Aluminiumoxid enthalten.      chung ihrer Ideen bauten die Jungforscher einen Modellwald
     Die Jungforscherin fertigte zwei Arten von Betonplatten an: eine   im Maßstab einer Spielzeugeisenbahn. Damit die Feuerwehr-
     aus herkömmlichem Beton und eine aus Geopolymerbeton. Im           autos bei Bedarf schnell zum Einsatzort gelangen können, kon-
     Labor verglich sie die technischen Eigenschaften beider Pro-       zipierten sie die Waldwege ausreichend breit und befestigten
     dukte und berechnete jeweils Kosten und Umweltverträglichkeit      sie mit Schotter. In speziellen Parkbuchten mit Brunnen sollen
     der Baustoffe. Der Geopolymerbeton erwies sich im Vergleich        die Rettungsfahrzeuge Wasser aufnehmen. Außerdem legten
     als ökologischer und auch seine hohe Festigkeit überzeugte. Er     sie Wege versetzt an, sodass sich kein Durchzug und somit
     ist jedoch deutlich teurer und schwerer zu verarbeiten.            auch kein Feuersturm bilden kann.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
Preisträger der Landeswettbewerbe                    11
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CHEMIE                                                             CHEMIE

Hagen Carstensen (18)                                              Leander Strauch (17)
Jasper Nickelsen (17)                                              Goetheschule Ilmenau
Lars Ebel (18)
Hermann-Tast-Schule Husum

SCHLESWIG-HOLSTEIN                                                 THÜRINGEN
Biogasreaktor als Redox-Flow-Batterie                              Mikroalgen – Energiequelle der Zukunft

Für eine erfolgreiche Realisierung der Energiewende in            Algen gelten als Energierohstoff der Zukunft. Leander Strauch
Deutschland fehlen immer noch geeignete Stromspeicher. Ha-         untersuchte, ob aus Algenöl ein Treibstoff gewonnen werden
gen Carstensen, Jasper Nickelsen und Lars Ebel kamen daher         kann, der herkömmlichem Biodiesel aus Raps ähnelt. Er extra-
auf die Idee, es der Natur nachzumachen: Wenn Biomüll ver-        hierte im Labor aus Pulver der Alge Chlorella ein Öl und baute
gärt, laufen chemische Redox-Prozesse ab, bei denen Elekt-         dieses chemisch mithilfe der sogenannten „Umesterung“ zu
ronen transportiert werden. Es fließt also Strom. Die drei Jung-   einem Biotreibstoff um. Zum Vergleich unterzog er auch das
forscher konstruierten ein beheizbares Glasgefäß mit Rührer,      Rapsöl diesem Prozess. Bei einem Vergleich der beiden ge-
Gasuhr, Stromsensor und Mikrocontrollersteuerung. Mithilfe von     wonnenen Methylester stellte der Jungforscher fest, dass der
Bakterien aus dem Wattenmeer vergoren sie darin Maisgrieß          Rapsmethylester viel ruhiger verbrennt als der zähflüssigere
und grünen Tee. Ihre Kleinanlage erzeugte so über einen          Algenmethylester. Seine Berechnungen ergaben zudem, dass
längeren Zeitraum Spannung und Strom. Mit diesem Ergeb-            der Anbauflächenbedarf zur Gewinnung von Algenöl größer ist
nis erbrachten sie den Nachweis, dass ein Bioreaktor wie ein       als beim Rapsöl. Da Algen aber nicht nur flächig, sondern in
günstiger und umweltfreundlicher Akku funktionieren kann.         Fotobioreaktoren in mehreren Ebenen angebaut werden kön-
                                                                   nen, sieht er für den Algentreibstoff dennoch Perspektiven.

                                                                                          SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
12      Preisträger der Landeswettbewerbe
        SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

     PREISTRÄGER DER LANDESWETTBEWERBE
     SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

     MATHEMATIK / INFORMATIK                                          PHYSIK

     Amelie Simon (13)                                                Ferdinand Karnath (14)
     Jannis Weisbrodt (13)                                            Heinrich-Hertz-Gymnasium, Berlin
     Hannah Werner (14)
     Ludwig-Frank-Gymnasium Mannheim

     BADEN-WÜRTTEMBERG                                                BERLIN
     Wer den Cent nicht ehrt: Sollte Kleingeld ab-                    Light up my city – vom bestehenden Stromver-
     geschafft werden?                                                sorgungsnetz unabhängig machen

     Der Umgang mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist für Kunden und      Der Betrieb der Berliner Straßenbeleuchtung verbraucht gro-
     Händler oft lästig. Amelie Simon, Jannis Weisbrodt und Hannah    ße Strommengen – denn 90 Prozent der Laternen nutzen noch
     Werner wollten daher wissen, wie sinnvoll eine Abschaffung der   immer Glühlampen und nur 10 Prozent energiesparende LEDs.
     Münzen wäre. Im Rahmen einer Umfrage fanden sie heraus,          Ferdinand Karnath entwickelte daher eine LED-Laterne im
     dass dies rund zwei Drittel der Befragten befürworten. In ei-    Altberliner Stil, die unabhängig vom Netz betrieben werden
     ner mathematischen Simulation wiesen die Jungforscher nach,      kann. Der Jungforscher setzte auf drei Energiequellen und
     dass eine Rundung von Rechnungsbeträgen an der Kasse auf         speicherte den Strom in einem Akku. Tagsüber liefert eine So-
     fünf Cent nicht zu einer systematischen Bevorzugung von Käu-     larzelle Strom, bei Wind springt ein kleines Windrad ein. Als
     fern oder Verkäufern führen würde. Darüber hinaus errechneten    dritter Energielieferant dient ein sogenannter piezoelektrischer
     sie, dass durch den Verzicht auf die Münzen aus Stahl und Kup-   Erschütterungswandler. Dieser nutzt den Effekt, dass an ei-
     fer viel Energie eingespart werden könnte: Insgesamt würden      nem Festkörper bei elastischer Verformung eine elektrische
     jährlich 3 000 Tonnen weniger Kohlendioxid ausgestoßen wer-      Spannung entsteht. Der neue Dreiklang aus Stromquellen
     den, die bei der Rohstoffgewinnung entstehen.                    kann die nächtlichen Straßen der Hauptstadt nun nachhaltig
                                                                      klimafreundlich erhellen.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
Preisträger der Landeswettbewerbe                    13
                                                                                             SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

CHEMIE                                                            ARBEITSWELT

Bruno Poldrugac (13)                                              Linus Weiffen (11)
Nils Kolja Hartig (12)                                            Alrik Nottrott (11)
Luise Bürgers (14)                                                Goethe-Gymnasium Bensheim
Deutsche Internationale Schule Zagreb, Kroatien

HAMBURG                                                           HESSEN
Ökologisch 3-D-Drucken: unsere Neuentwick-                        Das kalte Klassenzimmer
lung von Filament

In 3-D-Druckern werden häufig nicht biologisch abbaubare          Löst man Salze in Wasser, führt dies je nach Salzart zu einer
Kunststoffe als Druckmaterial, dem sogenannten Filament,          Abkühlung der Lösung. Linus Weiffen und Alrik Nottrott teste-
eingesetzt. Bruno Poldrugac, Nils Kolja Hartig und Luise Bür-     ten, ob sie mit diesem Verfahren die Lufttemperatur im som-
gers interessierten sich für umweltfreundliche Alternativen aus   merlich aufgeheizten Klassenzimmer senken können. Im ersten
nachwachsenden Rohstoffen. Sie wählten zwei Varianten aus:        Schritt experimentierten sie mit mehreren Salzen und fanden
Stärke sowie Chitosan, das aus dem Strukturmaterial Chitin er-    heraus, dass Ammoniumnitrat am zuverlässigsten abkühlt. Die
zeugt wird. Während das Filament auf Basis von Chitosan nicht     Jungforscher konstruierten ein Klassenzimmermodell in Form
überzeugte, ließ sich aus Stärke unter Zusatz von Glycerin        eines Kastens und kühlten die Luft darin mit der beschriebenen
und Essig ein verwertbarer Werkstoff herstellen. Noch besser      Methode erfolgreich ab. Bereits nach acht Minuten stieg die
schnitt im Labor eine Kombination aus Stärke, Chitosan, Essig     Temperatur jedoch wieder langsam an. Die beiden schließen
und Glycerin ab. Die Praxistauglichkeit dieser Mixtur konnten     daraus, dass eine längere Kühlung mit dem Salz nicht möglich
die Jungforscher im Rahmen des Testdrucks eines 3-D-Stifts        ist. Ihre ergänzende Idee: Das Salz, das nach dem Verdunsten
bestätigten. Aus diesen Erkenntnissen resultieren positive Aus-   des Wassers in der Sonne übrig bleibt, können sie anschlie-
sichten für ökologisches 3-D-Drucken der Zukunft.                 ßend erneut für die Temperaturabsenkung nutzen.

                                                                                         SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
14      Preisträger der Landeswettbewerbe
        SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

     ARBEITSWELT                                                     GEO- UND RAUMWISSENSCHAFTEN

     Julian Mossakowski (14)                                         Samuel Schmitz (13)
     Martino-Katharineum Gymnasium, Braunschweig                     Jan Reddig (12)
                                                                     Gymnasium St. Mauritz, Münster

     NIEDERSACHSEN                                                   NORDRHEIN-WESTFALEN
     Die Dämmplatte aus biologisch abbaubaren                        Ausflug in die Stratosphäre – das Wetter-
     Stoffen                                                         ballonprojekt der MINT-AG

     Die Wärmedämmung von Häusern ist eine bewährte Metho-           Wie verändern sich Temperatur, Luftfeuchte und Luftdruck
     de zur Einsparung von Heizkosten und CO2-Emissionen. Häu-       innerhalb der Atmosphäre in verschiedenen Höhen? Um das
     fig werden dafür allerdings Dämmplatten aus erdölbasierten      herauszufinden, ließen Samuel Schmitz und Jan Reddig einen
     Kunststoffen verwendet, die als Sondermüll entsorgt werden      Wetterballon steigen. Sie statteten ihn mit einer Sonde aus, die
     müssen. Julian Mossakowski entwickelte daher eine um-           neben Kameras auch einen Datenlogger und einen GPS-Sen-
     weltfreundlichere Alternative: Dämmplatten aus biologisch       der beinhaltete. Der Ballon dehnte sich auf seiner Fahrt stark
     abbaubaren Stoffen. Diese lassen sich nach ihrem Einsatz        aus, weil der Atmosphärendruck auf 11 Hektopascal fiel – rund
     kompostieren oder klimaneutral verbrennen. Als Grundstoffe      ein Prozent des Luftdrucks auf Meereshöhe. Die Temperatur-
     dienten Laub, Heu und Sägespäne, die zu quadratischen Plat-     messungen ergaben einen Tiefstwert von minus 45 Grad Celsi-
     ten gepresst werden. Um das Material zu verfestigen, wählte     us in etwa 11 Kilometern Höhe an der Grenze zwischen Tropo-
     der Jungforscher Maisstärke als Kleber. Danach testete er die   sphäre und Stratosphäre. In einer Höhe von rund 29 Kilometern
     Wärmeisolierung seiner Platten und kam zu einem positiven       platzte der Wetterballon schließlich. Nach drei Stunden landete
     Ergebnis: Sie können Häuser fast genauso gut abdichten wie      er dank eines integrierten Fallschirms 76 Kilometer vom Start-
     handelsübliche Dämmplatten.                                     punkt entfernt wieder auf der Erde.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
Preisträger der Landeswettbewerbe                    15
                                                                                                 SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

PHYSIK                                                             TECHNIK

Elise Höhn (14)                                                    Liv Richter (14)
Elisabeth Damm (14)                                                Max-Planck-Schule, Kiel
BurgGymnasium Kaiserslautern                                       Josie Zacharias (14)
                                                                   Käthe-Kollwitz-Schule, Kiel

RHEINLAND-PFALZ                                                    SCHLESWIG-HOLSTEIN
Optimale Nutzung der Sonnenenergie in                              Energiesparen mit einem automatischen
einem Parabolspiegel                                               Stromschalter

Ein Parabolspiegel lässt sich nicht nur zum Wasserkochen nut-      Elektrische Geräte verbrauchen bekanntermaßen auch im
zen, sondern auch zur Entsalzung von Meerwasser. Elise Höhn        Stand-by-Modus Strom. Pro Jahr und Gerät ermittelten Liv
und Elisabeth Damm untersuchten, unter welchen Rahmenbe-           Richter und Josie Zacharias beispielhaft Stromkosten von 1 bis
dingungen das am besten gelingt. Sie wählten verschiedene          3 Euro. Um diesen unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden,
Formen, Größen und Materialien von Wassergefäßen, die sie          suchten sie nach Möglichkeiten, die Haushaltsgeräte mithilfe
jeweils in den Brennpunkt des Spiegels stellten. Dabei fanden      eines Zwischensteckers vollständig vom Netz zu trennen. Dazu
die Jungforscherinnen heraus, dass sich Gefäße am besten           nahmen sie Messungen an verschiedenen Arten von Schaltun-
eignen, die möglichst rund, klein und dünnwandig sind. Es          gen vor: Sie analysierten eine Relaisschaltung, eine Gatter-
zeigte sich, dass die Temperatur relativ linear bis etwa 70 Grad   schaltung, eine Steuerung auf Basis des Minicomputers Ar-
Celsius anstieg und die Kurve dann abflachte. Besonders            duino sowie eine sprachgesteuerte Variante. Dabei fanden die
schnell erhöhte sich die Temperatur in einem geschlossenen         beiden heraus, dass ältere Geräte mehr Strom im Standy-by-
Behälter, der unter Druck stand. Mit diesem Wissen ließen sich     Modus verbrauchen als jüngere. Sie sind überzeugt, dass sich
einige Milliliter Wasser entsalzen.                                mit entsprechend ausgestatteten Zwischensteckern der insge-
                                                                   samt hohe Stand-by-Verbrauch erheblich verringern lässt.

                                                                                          SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
16      Preisträger der Landeswettbewerbe
        SCHÜLER EXPERIMENTIEREN

     CHEMIE

     Leon Scheller (13)
     Malte Nickel (13)
     Jannek Hoffmann (12)
     Albert-Schweitzer-Gymnasium Ruhla

     THÜRINGEN
     Gefärbte T-Shirts – Geht es bunt und gesund?

     In den Textilfabriken in Südostasien herrschen oft schlechte
     Arbeitsbedingungen und besonders das chemische Färben
     stellt für die Arbeiter ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.
     Leon Scheller, Malte Nickel und Jannek Hoffmann untersuch-
     ten daher, welche Naturstoffe sich zum Färben von Baumwoll-
     stoff eignen. Sie wählten Kurkuma, Rotkraut, Rote Bete sowie
     Brennnesseln und stellten daraus jeweils einen Farbsud her.
     Die gefärbten Stoffe wurden anschließend gewaschen. Dabei
     erwies sich lediglich das Kurkuma als relativ beständig, alle an-
     deren Farbstoffe verblassten nach dem Waschen stark. Auch
     die in der Haushaltsliteratur vorherrschende Annahme, Essig
     könne die Farbe fixieren, konnten die Jungforscher bei ihren
     Testwaschungen nicht bestätigen. Ihr Fazit: Die Textilfärbung
     mit reinen Naturfarben bietet noch viel Optimierungspotenzial.

     SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
impressum                17

IMPRESSUM

Herausgeber
Stiftung Jugend forscht e. V.
Baumwall 5
20459 Hamburg
www.jugend-forscht.de

Verantwortlich
Dr. Daniel Giese

Redaktion und Koordination
Britta Rau

Erstellung der Projektbeschreibungen
Christa Friedl
Frank Grotelüschen
Bernward Janzing

Gestaltung
Valentum Kommunikation GmbH, Regensburg
www.valentum-kommunikation.de

Fotos
BASF (Seite 07/ links)
Bayer AG (Seite 09/ links)
Boehringer Ingelheim / Martin Kämper (Seite 15/ links)
WEMAG / Stephan Rudolph (Seite 08 / links)
Alle übrigen: Stiftung Jugend forscht e. V.

SONDERPREISE KLIMASCHUTZ 2019
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