2020/21 Geschäftsbericht Zahlen - Daten - Fakten zur Arbeit des Integrationsamts - KVJS
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Geschäftsbericht Zahlen – Daten – Fakten zur Arbeit des Integrationsamts 2020/21
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr 2020 mit seinen Auswirkungen der behinderte Menschen, die durch die Pandemie Covid-19-Pandemie war auch für das KVJS-Inte- bedroht waren, in kürzester Zeit subventioniert grationsamt ein sehr schwieriges Jahr. Das galt werden. Zum anderen musste der Corona- zunächst für die innerbetrieblichen Abläufe: Teilhabe-Fonds umgesetzt werden, der der Masken, Abstand, Dienstreiseverbot, Videokon- Rettung von Inklusionsbetrieben, Sozialkauf- ferenzen, Homeoffice – alles war ungewohnt. häusern und Einrichtungen der Eingliederungs- Glücklicherweise war beim KVJS die Digitalisie hilfe dient. Für beide Zwecke hatte der Bund rung schon so weit fortgeschritten, dass die Mittel zur Verfügung gestellt, insgesamt über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der recht- 20 Millionen Euro. zeitig vor Beginn der Pandemie eingeführten elektronischen Akte zuhause sehr gut arbeiten Das Ganze musste administrativ zusätzlich konnten. zur normalen Arbeit bewältigt werden. Das ist dank des hohen Einsatzes der Mitarbeiterinnen Dennoch haben sich die Prozesse zumindest und Mitarbeiter sehr gut gelungen. Beide verlangsamt, denn die für die Arbeit nach dem Programme wurden in Baden-Württemberg im SGB IX wichtigen Betriebsbesuche, Präventions Vergleich zu anderen Bundesländern in Rekord- gespräche und mündlichen Kündigungsver- zeit umgesetzt. Klagen über eine schleppende handlungen mussten entfallen, sofern sie nicht Bereitstellung der Corona-Hilfen gab es in durch Online-Formate ersetzt werden konnten. diesem Bereich zu keinem Zeitpunkt. Auch der Technische Beratungsdienst musste improvisieren. Ohne eine Besichtigung der Über die inhaltlichen Kernaufgaben informiert Arbeitsplätze vor Ort ist eine kompetente Bera- der vorliegende Geschäftsbericht. Herausforde- tung schwer. Dennoch ist das Integrationsamt rung der Zukunft wird es sein, die Entwicklung mit diesen Rahmenbedingungen insgesamt zu stabilisieren, die Arbeitsplätze für schwerbe- gut zurechtgekommen. Das Gesamtergebnis hinderte Menschen zu sichern und zum Jahres- am Ende des Jahres zeugt von einer hohen wechsel das neue Teilhabestärkungsgesetz mit Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitar- seinen Änderungen des SGB IX umzusetzen. beiterinnen und Mitarbeiter. Unseren Kooperationspartnern, insbesondere Auch die inhaltliche Arbeit stellte das Integra- den 44 Stadt- und Landkreisen, dem Ministe- tionsamt vor neue Herausforderungen – sowie rium für Soziales, Gesundheit und Integration zwei neue Aufgaben: Zum einen mussten die und der Bundesagentur für Arbeit gilt unser Löhne der Beschäftigten in den Werkstätten für herzlicher Dank für die gute Zusammenarbeit. Kristin Schwarz Karl-Friedrich Ernst Verbandsdirektorin Dezernent des KVJS-Integrationsamts 2 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Inhalt Inhalt 1 2020 auf einen Blick – für eilige Leser 4 2 Zielgruppe 6 2.1 Personenkreis 6 2.2 Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt 7 3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe 8 4 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts 9 4.1 Leistungen – Übersicht 10 4.2 Leistungen an Arbeitgeber 10 4.3 Unterstützung bei betrieblicher Prävention 11 4.4 Leistungen an Inklusionsbetriebe 13 4.5 Leistungen an schwerbehinderte Menschen 16 4.6 Integrationsfachdienste 18 4.7 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen 21 4.8 Technischer Beratungsdienst 23 4.9 Förderung von Einrichtungen der Teilhabe am Arbeitsleben 25 5 Besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen 26 6 Widerspruchsverfahren 32 7 Aufklärung, Schulung, Bildung 33 7.1 Schulung und Bildung 33 7.2 Aufklärung 34 Impressum 35 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 3
1 2020 auf einen Blick – für eilige Leser 1 2020 auf einen Blick – für eilige Leser Personenkreis und Arbeitsmarkt Leistungen der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben • In Baden-Württemberg waren nach der Statistik des Statistischen Landesamts zum • 0,28 Millionen Euro an Arbeitgeber zur 31.12.2019 insgesamt 955.455 Menschen als Schaffung von 27 Arbeitsplätzen für schwer- schwerbehindert gemeldet. behinderte Menschen. • In Baden-Württemberg gab es 2019 23.931 • 1,08 Millionen Euro an Arbeitgeber zur beschäftigungspflichtige Arbeitgeber mit behinderungsgerechten Einrichtung von 3.705.691 Arbeitsplätzen, davon erfüllten 433 Arbeitsplätzen. 9.941 Arbeitgeber die Beschäftigungspflicht • 23,87 Millionen Euro an Arbeitgeber bei nach dem SGB IX. außergewöhnlichen Belastungen (ohne • Die Beschäftigungsquote in Baden-Württem- Inklusionsbetriebe) – Anzahl der Leistungs- berg betrug 2019 bei den Arbeitgebern der empfänger: 8.612. Privatwirtschaft 3,99 Prozent und bei den • 4,26 Millionen Euro an schwerbehinderte Arbeitgebern des Öffentlichen Dienstes 5,18 Menschen – Anzahl der Leistungsempfänger: Prozent. 657. Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe im Prävention Haushaltsjahr 2020 • 496 Anträge auf Durchführung von Präven • Gesamteinnahmen (einschließlich Zinsen tionsmaßnahmen wurden neu gestellt. und Tilgung aus Darlehen sowie sonstige • 488 Anträge wurden 2020 abgeschlossen. Einnahmen): 113,41 Millionen Euro, davon Davon mussten 43 Anträge als Kündigungs- 103,57 Millionen Euro Ausgleichsabgabe - fall weiterbearbeitet werden; Erfolgsquote: aufkommen. 91 Prozent. • Gesamtausgaben: 117,21 Millionen Euro, davon Leistungen an Arbeitgeber 25,24 Inklusionsbetriebe Millionen Euro, Ausgaben für Integrations- fachdienste 15,38 Millionen Euro (zuzüglich • 93 Inklusionsbetriebe mit 4.231 Beschäftigten, 2,03 Millionen Euro für Sach- und Schulungs davon 1.801 schwerbehinderte Menschen. kosten), Förderung von Einrichtungen • 14,04 Millionen Euro Förderung durch 10,00 Millionen Euro, Abführung an den das KVJS-Integrationsamt (einschließlich Ausgleichsfonds und die Entgeltsicherung Leistungen im Rahmen des Sonderprogram- von Beschäftigten der WfbM 16,80 Millionen mes AlleImBetrieb in Höhe von 4,12 Millio- Euro, Ausgleich unter den Integrationsämtern nen Euro). 10,70 Millionen Euro. 4 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
2020 auf einen Blick – für eilige Leser 1 Integrationsfachdienste Teilhabeperspektive für wesentlich behinderte Menschen • 22 IFD an 36 Standorten mit 190 Integrations fachberatern auf 163 Planstellen. • 205 Vermittlungen von wesentlich behinder- • 11.347 (schwer-)behinderte Menschen ten Menschen auf den allgemeinen Arbeits- wurden beraten oder umfassend unterstützt, markt. • davon 7.161 Beauftragungen zur umfassen- • Insgesamt wurden 5.362 Vermittlungen den Unterstützung (schwer-)behinderter für wesentlich behinderte Menschen Menschen, davon (01.01.2005 bis 31.12.2020) erreicht. • 4.844 Beauftragungen zur Sicherung der • Überdurchschnittlich stabile Arbeitsverhält- Beschäftigung, nisse: nachhaltigkeitsquote 83,3 Prozent. • 1.977 Vermittlungsaufträge, • Zusammenarbeit mit den Trägern der Ein- • 340 Stabilisierungen der Vermittlungs gliederungshilfe: Im Jahre 2020 konnten 150 leistungen. neue Arbeitsverhältnisse für wesentlich be- • 294 Vermittlungen in Arbeitsplätze des hinderte Menschen am allgemeinen Arbeits- allgemeinen Arbeitsmarkts, davon 205 für markt gemeinsam durch die Bewilligung wesentlich behinderte Menschen. von ergänzenden Lohnkostenzuschüssen • Kosten: 15,38 Millionen Euro, davon 0,14 Milli- erreicht werden. onen refinanziert. Besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen • 2.896 neuanträge auf Zustimmung zur Kündigung. • Insgesamt 2.815 Fälle (einschließlich nicht abgeschlossener Fälle aus dem Vorjahr) wurden entschieden. Der Arbeitsplatz konnte in 537 Fällen erhalten werden. Bildung und Information • In 57 Ein- und Mehrtagesveranstaltungen erreichte das Integrationsamt 838 Personen. • 5 Veranstaltungen Dritter, unter Mitwirkung des Integrationsamts, erreichten 77 Personen. Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 5
2 Zielgruppe 2 Zielgruppe Das Integrationsamt führt die besonderen 2.1 Personenkreis Regelungen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben (Teil 3 des Sozial gesetzbuchs IX) in enger Zusammenarbeit Schwerbehinderte Menschen in mit den Arbeitgebern und der Bundesagen- Baden-Württemberg tur für Arbeit durch (§ 184 SGB IX). Zielgrup- pe sind die anerkannt schwerbehinderten In Baden-Württemberg lebten zum Jahresende Menschen mit einem Grad der Behinderung 2019 insgesamt rund 11,1 Millionen Einwohner. von 50 oder mehr (§ 2 Abs. 2 SGB IX) und Am 31.12.2019 waren in Baden-Württemberg die den schwerbehinderten Menschen nach 955.455 schwerbehinderte Menschen anerkannt, § 2 Abs. 3 SGB IX gleichgestellten Menschen das entspricht einem Anteil von 8,6 Prozent mit einem Grad der Behinderung von 20 bis der gesamten Bevölkerung – anders ausge- unter 50. drückt ist jeder zwölfte Einwohner Baden- Württembergs anerkannt schwerbehindert. Mit der Beschäftigungspflicht für öffentliche Die Zahl der anerkannt schwerbehinderten und private Arbeitgeber, der Verpflichtung zur Menschen ist um 12.272 Personen gegenüber Zahlung einer Ausgleichsabgabe, dem beson- der letzten Erhebung 2017 gestiegen. 51,4 deren Kündigungsschutz und den Leistungen Prozent der anerkannt schwerbehinderten der Begleitenden Hilfe steht im Teil 3 des SGB IX Menschen in Baden-Württemberg sind Männer, ein funktionierendes und bewährtes Unterstüt- 48,6 Prozent sind Frauen. Der Anteil der schwer- zungssystem für eine gleichberechtigte Teil- behinderten Menschen, die 65 Jahre oder älter habe schwerbehinderter und gleichgestellter sind, steigt seit Jahren kontinuierlich an; er ist Menschen am Arbeitsleben zur Verfügung. gegenüber 2017 um 0,9 Prozentpunkte auf 56,6 Prozent gestiegen. Schwerbehinderte Menschen in Baden-Württemberg Alter Anzahl in % Alle in % Männer in % Frauen unter 25 Jahre 42.257 4,4 2,6 1,8 25 bis 45 Jahre 73.323 7,7 4,1 3,6 45 bis 55 Jahre 96.435 10,1 5,0 5,1 55 bis 65 Jahre 202.433 21,2 11,2 10,0 über 65 Jahre 541.007 56,6 28,5 28,1 Insgesamt 955.455 100,0 51,4 48,6 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2020 6 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt 2 Art und Grad der Behinderung, Ursachen 2.2 Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt Die schwerbehinderten Menschen litten über- wiegend an körperlichen Behinderungen. Bei gut einem Viertel (28 Prozent) funktionierten Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg innere Organe oder Organsysteme nur be- schränkt. Querschnittslähmung, zerebrale 264.521 Menschen waren in Baden-Württem- Störungen, geistig-seelische Behinderungen berg am Stichtag 31.12.2020 arbeitslos gemel- oder Suchtkrankheiten waren in 24,7 Prozent det. Das ist ein Zugang von 63.666 Personen der Fälle die Ursache. Bei 15,4 Prozent waren gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Arbeits- Wirbelsäule und Rumpf in ihrer Funktion ein- losenquote in Baden-Württemberg bezogen geschränkt, bei weiteren 10,0 Prozent lag eine auf alle zivilen Erwerbspersonen ist deutlich um Funktionseinschränkung von Gliedmaßen vor. einen Prozentpunkt auf 4,2 Prozent gestiegen; 4,0 Prozent litten unter Blindheit oder unter das ist dennoch die zweitniedrigste Arbeits- einer Sehbeeinträchtigung. losenquote in Deutschland nach Bayern (3,6 Prozent). Von den schwerbehinderten Menschen hatte knapp ein Viertel (224.887) sehr schwere Beein- Auch die Zahl der arbeitslos gemeldeten trächtigungen mit einem Grad der Behinderung schwerbehinderten Menschen ist gestiegen – von 100. Bei gut einem Drittel der schwerbehin- um 2.121 gegenüber dem Vorjahresmonat. derten Menschen (332.684) wurde ein Grad der Behinderung von 50 zuerkannt. Schwerbehinderungen treten vor allem bei älteren Menschen auf. In 93 Prozent aller Fälle wurde die Behinderung durch eine Krankheit verursacht. nur 3,6 Prozent der Behinderungen waren angeboren oder traten im ersten Lebens jahr auf. 1,6 Prozent waren auf einen Unfall (einschließlich Arbeitsunfällen) oder eine Berufs- krankheit zurückzuführen. Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg Jahr Arbeitslose insgesamt in % davon schwerbehindert 2018 185.480 3,0 13.641 2019 200.855 3,2 14.302 2020 264.521 4,2 16.423 Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf Datenstand: Dezember 2020 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 7
3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe 3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe In Folge der Covid-19-Pandemie erwartete Säumniszuschläge betrugen 113,40 Millionen das KVJS-Integrationsamt für das Jahr Euro und lagen damit um 4,57 Millionen Euro 2020 einen Rückgang des Aufkommens an unter dem Vorjahr. Ausgleichsabgabe. Mehr beschäftigungspflichtige Arbeitgeber Das KVJS-Integrationsamt konnte 103,57 Millio- und mehr Arbeitsplätze nen Euro an Ausgleichsabgabe verbuchen – eine Steigerung um 1,11 Millionen Euro gegenüber Die Zahl der beschäftigungspflichtigen Arbeit- dem Vorjahr. Dies spiegelt die hohe Wirtschafts- geber ist 2019 auf 23.913 Arbeitgeber ange- kraft der baden-württembergischen Betriebe, stiegen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeits- die ihre Ausgleichsabgabe an das KVJS-Integrati- plätze um 167.698 auf 3.705.691 Millionen an. onsamt zahlen, im Jahr 2019 wider, das von der 9.941 Arbeitgeber (Vorjahr: 9.920) erfüllten die Covid-19-Pandemie noch unbeeinflusst war. Beschäftigungspflicht nach dem SGB IX. Die gesamten Einnahmen in 2020 einschließ- Die durchschnittliche Beschäftigungsquote – lich der Rückflüsse (Zinsen, Darlehenstilgungen, bezogen auf alle beschäftigungspflichtigen Erstattungen der Rehabilitationsträger, des Arbeitgeber – steigt (mit leichten Schwankun- Bundes und der örtlichen Träger) und der gen) seit Jahren kontinuierlich an. Aufkommen der Ausgleichsabgabe in Baden-Württemberg* 2018 2019 2020 Mio. Euro 97,53 102,46 103,57 *Die Abführung an den Ausgleichsfonds ist noch nicht berücksichtigt Quelle: eigene Erhebung KVJS Entwicklung der Beschäftigungsquote – nach Arbeitgebern in % 2017 2018 2019 Private Wirtschaft 4,02 3,94 3,99 Öffentlicher Dienst 5,27 5,22 5,18 Durchschnittliche Beschäftigungsquote 4,24 4,17 4,19 Quelle: eigene Erhebung KVJS 8 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts 4 4 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts Die Verwendung der Ausgleichsabgabe Ausgleichsabgabe Leistungen an Werkstätten ist gesetzlich festgelegt. Die Mittel der für behinderte Menschen zu erbringen, um Ausgleichsabgabe sind insbesondere Entgelteinbußen der dort beschäftigten Men- für Leistungen der begleitenden Hilfe im schen mit Behinderungen auszugleichen. Der Arbeitsleben bestimmt. Verwaltungskosten Bund leistete dazu einen Beitrag, indem er den dürfen damit nicht finanziert werden. Ländern im Jahr 2020 zehn Prozentpunkte mehr von der Ausgleichsabgabe überließ. Die Integrationsämter leiten 20 Prozent des Ausgleichsabgabeaufkommens an den Das KVJS-Integrationsamt überwies im Jahr Ausgleichsfonds beim Bundesministerium 2020 8,64 Millionen Euro (Vorjahr: 20,45 Millio- für Arbeit und Soziales (§ 161 SGB IX) weiter nen Euro) an den Ausgleichsfonds und leistete für überregionale Projekte zur Förderung der 8,18 Millionen Euro zur Entgeltsicherung von Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. Beschäftigten der Werkstätten für behinderte Zur Sicherung der Werkstattlöhne in der Covid- Menschen (WfbM) in Baden-Württemberg. 19-Pandemie hat der Bund den Integrations- ämtern die Möglichkeit eingeräumt, aus den Zum Ausgleich von Einnahmeunterschieden ihnen zustehenden zusätzlichen Mitteln der in den Bundesländern wird unter den Integra- Leistungen – Übersicht in Mio. Euro 2018 2019 2020 Arbeitsmarktprogramme zur Förderung der Einstellung 22,05 23,32 17,83 schwerbehinderter Menschen Leistungen an schwerbehinderte Menschen 5,31 4,84 4,29 (einschließlich Arbeitsassistenz) Leistungen an Arbeitgeber 29,20 30,14 25,24 (ohne Leistungen an Inklusionsbetriebe) Leistungen an Inklusionsbetriebe 10,29 9,81 14,05 Leistungen an freie Träger der Integrationsfachdienste 16,58 17,60 17,41 Institutionelle Förderung 5,78 8,00 10,00 Schulung und Öffentlichkeitsarbeit 0,47 0,62 0,45 Forschungs- und Modellvorhaben 0,51 0,39 0,42 sonstige Maßnahmen 0,03 0,03 0,05 Insgesamt 90,22 94,75 89,74 Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 9
4 Leistungen an Arbeitgeber tionsämtern ein Finanzausgleich durchgeführt. bildungen und Präsenztermine aus, weshalb Im Jahr 2020 führte das KVJS-Integrationsamt Assistenzdienstleistungen weniger gebraucht 10,70 Millionen ab (Vorjahr: 8,76 Millionen Euro). wurden. neuschaffungen von Arbeitsplätzen waren rückläufig, Vermittlungen schwerbehin- Die verbleibenden Mittel stehen dem KVJS- derter Menschen in Arbeitsplätze des allge - Integrationsamt zur Erfüllung der Aufgaben meinen Arbeitsmarktes gelangen pandemie - nach dem SGB IX zur Verfügung. bedingt seltener. 4.1 Leistungen – Übersicht 4.2 Leistungen an Arbeitgeber Die gesamten Ausgaben für die Leistungen Leistungen an Arbeitgeber zur Sicherung des Integrationsamts sind von 94,75 Millio- der Beschäftigung schwerbehinderter Men- nen Euro im Vorjahr um rund 5 Millionen schen sind Teil der Begleitenden Hilfe im Euro auf 89,74 Millionen Euro gesunken. Arbeitsleben, die aus der Ausgleichsabgabe finanziert wird. Die Gründe hierfür sind vor allem in dem Rück- gang der Fallzahlen der begleitenden Hilfe im Insgesamt 9.072 Anträge auf Leistungen der Arbeitsleben infolge der Covid-19-Pandemie zu begleitenden Hilfe stellten Arbeitgeber im Jahr finden. Der Rückgang betrifft alle Leistungen 2020. Den Schwerpunkt bilden die Anträge auf an Arbeitgeber und schwerbehinderte Men- Beschäftigungssicherungszuschüsse wegen schen. Arbeitgeber haben wegen der unsiche - außergewöhnlicher Belastungen im Zusammen- ren Lage größere technische Umgestaltungen hang mit der Beschäftigung eines schwerbe- verschoben. Aufgrund der Kontaktverbote hinderten Menschen (§ 27 SchwbAV), für die wurde vielfach im Homeoffice gearbeitet; 23,8 Millionen Euro Ausgleichsabgabe (ohne dadurch und durch verbreitete Kurzarbeit Inklusionsbetriebe) aufgewendet wurden. Es fielen betriebliche Besprechungen, Weiter handelt sich um eine Ermessensleistung. Leistungen an Arbeitgeber 2018 2019 2020 Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle Schaffung von Arbeits- und 0,46 80 0,23 37 0,28 27 Ausbildungsplätzen Behinderungsgerechte Einrichtung 1,27 599 1,89 568 1,08 433 von Arbeits- und Ausbildungsplätzen Leistungen bei außergewöhnlichen 27,47 9.516 28,02 8.581 23,87 8.612 Belastungen (ohne Inklusionsbetriebe) Insgesamt 29,20 10.195 30,14 9.186 25,23 9.072 Quelle: eigene Erhebung KVJS 10 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Unterstützung bei betrieblicher Prävention 4 Das Ausgabenvolumen dieser Leistungsart ist onsverfahrens nach § 167 Abs. 1 SGB IX ist die gegenüber dem Vorjahr deutlich um rund 4,1 gemeinsame ergebnisoffene Suche der be- Millionen Euro (8 Prozent) gesunken. Daran trieblichen Beteiligten nach den Ursachen der zeigt sich die Wirksamkeit der ab 01.04.2019 Schwierigkeiten und die gemeinsame Erarbei- in Kraft getretenen geänderten Leistungs- tung einer betrieblichen Lösung. Auf Antrag grundsätze des KVJS-Integrationsamts für die des Arbeitgebers oder des schwerbehinderten Leistungen nach § 27 SchwbAV. Unter anderem Menschen begleitet das Integrationsamt das werden grundsätzlich keine Leistungen mehr Verfahren beratend und unterstützend. Falls erbracht an Arbeitgeber, die weniger als vier Leistungen des Integrationsamts in Betracht Prozent schwerbehinderte Menschen beschäf- kommen, können die Voraussetzungen geklärt tigen. In der Regel werden auch keine Leistun werden. gen mehr erbracht für Arbeitsverhältnisse mit tariflich oder gesetzlich altersgesicherten Das Betriebliche Eingliederungsmanagement Beschäftigten. (§ 167 Abs. 2 SGB IX) ist ein Spezialfall der betrieblichen Prävention. Sind Beschäftigte Für die behinderungsgerechte Einrichtung innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen wendete ununterbrochen oder wiederholt arbeitsun- das KVJS-Integrationsamt im Jahr 2020 in 433 fähig, muss der Arbeitgeber ein Betriebliches Fällen 1,08 Millionen Euro auf. Die Aufwen- Eingliederungsmanagement (BEM) anbieten. dungen für die Schaffung von Arbeits- und Im BEM klärt der Arbeitgeber mit der zuständi- Ausbildungsplätzen für schwerbehinderte Men- gen Interessenvertretung, bei schwerbehinder- schen sind mit 0,28 Millionen Euro gegenüber ten Beschäftigten außerdem mit dem Integra- dem Vorjahr leicht gestiegen; gefördert wurden tionsamt, wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst 27 Fälle. überwunden und einer erneuten Arbeitsunfä- higkeit vorgebeugt werden kann. Die Durchführung des BEM ist keine objektive 4.3 Unterstützung bei betrieblicher Kündigungsvoraussetzung, jedoch kann eine Prävention Kündigung sozial ungerechtfertigt sein, wenn kein Eingliederungsmanagement durchgeführt und leidensgerechte Weiterbeschäftigungs- Durch die betriebliche Prävention sollen möglichkeiten nicht ernsthaft geprüft wurden. Schwierigkeiten im Arbeitsverhältnis mit Wenn der Arbeitgeber kein Eingliederungs- einem schwerbehinderten Beschäftigten management durchgeführt hat, verändert sich frühzeitig angegangen und möglichst die Darlegungs- und Beweislastverteilung im beseitigt werden. Kündigungsschutzprozess vor dem Arbeitsge- richt zu seinen Lasten. Der Arbeitgeber hat bei Eintreten von per- sonen-, verhaltens- oder betriebsbedingten Die Zahl der im Jahr 2020 neu eingeleiteten Schwierigkeiten, die das Arbeitsverhältnis Präventionsverfahren ist um ein Drittel auf 496 mit einem schwerbehinderten Beschäftigten zurückgegangen. Der Schwerpunkt liegt wie gefährden können, möglichst frühzeitig das in den Vorjahren bei den Präventionsverfahren Integrationsamt und den Betriebs-/Personalrat aus personenbedingten Gründen (386 Fälle). einzuschalten und über die Schwierigkeiten zu Der Grund liegt in den Kontaktbeschränkungen informieren. Kern des betrieblichen Präventi- durch die Covid-19-Pandemie. Die schwierige Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 11
4 UNTERSTÜTZUNG BEI BETRIEBLICHER PRÄVENTION wirtschaftliche Situation in den Betrieben hat 488 vom KVJS-Integrationsamt in 2020 andere Themen wie die betriebliche Prävention begleitete Präventionsverfahren konnten überlagert. notwendige Gespräche mit den abgeschlossen werden. In 24 Fällen konnte das Beteiligten konnten wegen der Kontaktbe- Arbeitsverhältnis durch Leistungen der beglei- schränkungen nicht stattfinden, Rahmenbe- tenden Hilfe im Arbeitsleben gesichert werden. dingungen für die Durchführung von Präven- In vier Fällen wurde der zuständige Rehabilita- tionsverfahren unter Pandemiebedingungen tionsträger eingeschaltet. In 43 Fällen schloss mussten erst geschaffen werden. sich an das Präventionsverfahren die arbeitge- berseitige Kündigung an. Betriebliche Prävention nach § 167 SGB IX 2018 2019 2020 betriebsbedingte Gründe 78 74 39 verhaltensbedingte Gründe 117 84 40 personenbedingte Gründe 610 559 386 mehrere Gründe oder Grund noch nicht bekannt 17 20 31 Insgesamt 822 737 496 Quelle: eigene Erhebung KVJS Abgeschlossene Präventionsverfahren Abschluss nach Weiterbearbeitung als Weiterleitung umfangreicher Beratung Kündigungsfall Leistungsfall an Reha-Träger ohne weitere Maßnahmen Insgesamt betriebsbedingte 1 2 0 34 37 Gründe verhaltensbedingte 1 9 0 17 27 Gründe personenbedingte 39 11 4 331 385 Gründe mehrere Gründe oder 2 2 0 35 39 Grund unbekannt Insgesamt 43 24 4 417 488 Quelle: eigene Erhebung KVJS 12 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Leistungen an I nklusionsbetriebe 4 4.4 Leistungen an Menschen und Menschen mit psychischer Er- Inklusionsbetriebe krankung Teilhabe am Arbeitsleben. Insbeson- dere für diese Zielgruppe sind Inklusionsunter- nehmen eine Alternative zu der Beschäftigung Inklusionsbetriebe sind rechtlich und wirt- in einer Werkstatt für behinderte Menschen. schaftlich selbstständige Unternehmen zur Beschäftigung schwerbehinderter Men- Entwicklung von Inklusionsbetrieben schen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Inklusionsbetriebe sind attraktive Arbeit- Zum Stichtag 31.12.2020 gab es in Baden- geber, denn sie bieten den beschäftigten Württemberg 93 Inklusionsunternehmen. Diese schwerbehinderten Menschen Beschäfti- Unternehmensform verbindet in besonderer gung in einem inklusiven Umfeld auf einem Weise den Unternehmenszweck (Entwicklung, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Herstellung und Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen) mit dem schwerbehinderten- Inklusionsbetriebe (§ 215 SGB IX), auch Inklusi- rechtlichen Auftrag der Sicherung, Förderung onsunternehmen genannt, sind Unternehmen und dem Erhalt der Teilhabe am Arbeitsleben des allgemeinen Arbeitsmarktes, bei denen der dort beschäftigten Menschen mit und ohne 30 bis 50 Prozent der Belegschaft schwerbe- Behinderung. hinderte Menschen sind, deren Teilhabe am Arbeitsleben mit besonderen Schwierigkeiten Das Wertschöpfungsverständnis bei Inklusions verbunden ist. Sie haben trotz Unterstützung betrieben geht über eine rein ökonomische durch Integrationsfachdienste kaum Möglich- Betrachtung hinaus. Um sie nachhaltig weiter- keiten, eine sozialversicherungspflichtige Be- zuentwickeln, sind die drei Faktoren (betriebs-) schäftigung am ersten Arbeitsmarkt zu finden. wirtschaftliche Effektivität, gesellschaftliche Inklusionsbetriebe bieten ihren Beschäftigten Wertschöpfung und eine angemessene Be- Maßnahmen der betrieblichen Gesundheits- schäftigungskultur (Teilhabequalität) in eine förderung und arbeitsbegleitende Betreuung Balance zu bringen. und Unterstützung an. Damit ermöglichen sie insbesondere Abgängern aus Sonderpäd- Inklusionsbetriebe sind markt- und erwerbs- agogischen Bildungs- und Beratungszentren wirtschaftlich orientierte Unternehmen. Der mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, betriebswirtschaftliche Ansatz dient dazu, Übergängern aus Werkstätten für behinderte nachhaltige Beschäftigung zu gewährleisten. Leistungen an Inklusionsbetriebe – laufende Leistungen* schwerbehinderte Beschäftigte Euro zur Abdeckung eines besonderen Aufwands 1.741 4.116.732 Leistungen bei außergewöhnlichen Belastungen 1.801 7.927.946 Insgesamt 12.044.678 *Mehrfachförderung möglich Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 13
4 Leistungen an I nklusionsbetriebe Professionelles Agieren am Markt ist die Grund- feldern agieren, die Krise gut bewältigt haben, voraussetzung für den Erfolg des Inklusionsbe- während die spezialisierten Unternehmen, triebs. Solide betriebswirtschaftliche Unterneh- insbesondere in den besonders betroffenen mensstrukturen bilden die notwendige Basis Geschäftsfeldern wie Gastronomie, Hotellerie für soziale Inklusion der beschäftigten schwer- und Gemeinschaftsverpflegung erheblich zu behinderten Menschen im Lebensfeld Arbeit kämpfen hatten. und Beschäftigung. Finanzielle Förderung Auch im Jahr 2020 konnten sich alle Inklusi- onsunternehmen im Wettbewerb am Markt Inklusionsbetriebe können aus Mitteln der behaupten – und dies trotz der Auswirkungen Ausgleichsabgabe Leistungen für Aufbau, der Covid-19-Pandemie. Während ein Drittel Erweiterung, Modernisierung und Ausstattung der Inklusionsbetriebe in Baden-Württemberg einschließlich einer betriebswirtschaftlichen sich wirtschaftlich besonders betroffen zeigte, Beratung und Leistungen für besonderen war ein weiteres Drittel nicht oder nur mäßig Aufwand erhalten (§ 217 SGB IX). betroffen oder konnte seinen Umsatz sogar steigern. Das dritte Drittel bilden Unternehmen, Insgesamt wurden für Inklusionsbetriebe im die ihre Produktion rasch umstellen konnten Jahr 2020 Ausgleichsabgabemittel in Höhe auf Produkte, die in der Pandemie besonders von rund 12,04 Millionen Euro zur Verfügung gefragt waren (z. B. Masken). Insgesamt haben gestellt. Gut vier Millionen Euro werden zur sich die Inklusionsbetriebe in der Krise als Abdeckung eines besonderen Aufwands be- wirtschaftlich tragfähig erwiesen. Dies wurde zahlt; knapp acht Millionen Euro entfallen auf auch dadurch erreicht, dass die laufenden För- laufende Leistungen bei außergewöhnlichen derungen des KVJS-Integrationsamts während Belastungen. Die Zahl der schwerbehinderten der Zeiten des Lockdowns zunächst für eine Beschäftigten, für die Leistungen bei außer- Übergangszeit ungekürzt weitergezahlt wur- gewöhnlichen Belastungen erbracht werden, den. Die Pandemie hat vor allem gezeigt, dass ist mit 1.801 gegenüber dem Vorjahr kaum Betriebe, die in unterschiedlichen Geschäfts- verändert. Leistungen an Inklusionsbetriebe – investiv Anzahl der geförderten Euro Inklusionsbetriebe zum Aufbau und zur Ausstattung 460.813 26 zur Erweiterung 893.950 28 zur Modernisierung 587.585 14 zur betriebswirtschaftlichen Beratung bei neugründung 14.920 4 zur laufenden betriebswirtschaftlichen Beratung 52.397 21 Insgesamt 2.009.665 93 Quelle: eigene Erhebung KVJS 14 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Leistungen an I nklusionsbetriebe 4 davon besonders betroffene davon Beschäftigte in Inklusionsbetrieben schwerbehinderte Übergänge davon Menschen nachaus Schulen für Übergänge schwerbe von den Beschäftigten sind § 215 Abs. 2 Geistigbehinderte gesamt hindert WfbM Frauen 2.289 748 615 60 56 schwerbehinderte Frauen 748 davon besonders betroffene schwerbehinderte 615 Menschen nach § 215 Abs. 2 davon Übergänge aus Schulen für Geistigbehinderte 60 davon Übergänge aus WfbM 56 Männer 1.942 1.053 1.126 79 62 schwerbehinderte Männer 1.053 davon besonders betroffene schwerbehinderte 1.126 Menschen nach § 215 Abs. 2 davon Übergänge aus Schulen für Geistigbehinderte 79 davon Übergänge aus WfbM 62 Insgesamt 4.231 1.801 1.741 139 118 Quelle: eigene Erhebung KVJS Die Aufwendungen für investive Maßnahmen Der Anteil der Beschäftigten mit einer geistigen haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Behinderung ist mit 47 Prozent gegenüber dem 93 Inklusionsbetriebe erhielten Leistungen von Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Der Anteil insgesamt 2,09 Millionen Euro. von Menschen mit seelischer/psychischer Be- hinderung an den Beschäftigten betrug in 2020 Zielgruppe unverändert 17 Prozent der Zielgruppe im Jahr Inklusionsbetrieben. Die Zahl der in den 93 Inklusionsunternehmen beschäftigten Männer und Frauen hat sich in Mehr über das umfangreiche Produkt- und 2020 nur unwesentlich verändert (insgesamt Dienstleistungsangebot der baden-württem- 4,231 gegenüber 4.462 Männer und Frauen im bergischen Inklusionsunternehmen kann im Vorjahr). Davon waren 1.801 (Vorjahr 1.797) Internet unter http://www.iubw.de abgerufen anerkannt schwerbehinderte Menschen. werden. Unter den schwerbehinderten Beschäftigten waren 1.741 Personen aus der Zielgruppe der besonders betroffenen schwerbehinderten Menschen (Vorjahr 1.734). Sie hätten ohne Inklusionsbetriebe nur geringe Chancen auf eine Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt. Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 15
4 Leistungen an schwerbehinderte Menschen 4.5 Leistungen an schwerbehinderte unterstützt: Das Integrationsamt kann Aufwen- Menschen dungen für den Aufbau und die Erhaltung einer selbstständigen beruflichen Existenz bezu- schussen. Schwerbehinderte Beschäftigte, die Das Integrationsamt kann im Rahmen der den Kernbereich ihrer Aufgaben selbst erledigen begleitenden Hilfe im Arbeitsleben aus können, aber auf die Unterstützung durch einen Mitteln der Ausgleichsabgabe Leistungen Assistenten angewiesen sind, haben einen ge- an schwerbehinderte und ihnen gleichge- setzlichen Anspruch auf Übernahme der Kosten stellte behinderte Menschen erbringen, die für eine notwendige Arbeitsassistenz. abhängig beschäftigt oder selbstständig tätig sind. Die Zahl der Leistungsempfänger ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr (868) auf 657 Gefördert werden technische Arbeitshilfen, gesunken. Die Gesamtausgaben für die Leistun- berufliche Bildungsmaßnahmen und Hilfen gen an schwerbehinderte und gleichgestellte zum Erreichen des Arbeitsplatzes. Darüber behinderte Menschen sind seit 2018 kontinu- hinaus können Zuschüsse für behinderungs- ierlich zurückgegangen und betrugen im Jahr bedingte Wohnungsanpassungen gezahlt und 2020 4,26 Millionen Euro. Hilfen in besonderen behinderungsbedingten Lebenslagen erbracht werden. Auch selbststän- Technische Arbeitshilfen wurden für 143 Leis- dig tätige schwerbehinderte Menschen werden tungsempfänger mit insgesamt 390.000 Euro Leistungen an schwerbehinderte und gleichgestellte behinderte Menschen* 2018 2019 2020 Mio. Leistungs- Mio. Leistungs- Mio. Leistungs- Euro empfänger Euro empfänger Euro empfänger Technische Arbeitshilfen 0,43 212 0,42 191 0,39 143 Hilfen zum Erreichen des Arbeitsplatzes 1,15 128 0,48 101 0,38 77 Hilfen zur Gründung und Erhaltung einer 0,31 29 0,18 17 0,13 12 selbstständigen beruflichen Existenz Hilfen zur Beschaffung und Erhaltung einer 0,10 14 0,04 19 0,04 11 behinderungsgerechten Wohnung Hilfen zur Teilnahme an Maßnahmen zur Erhaltung und Erweiterung beruflicher 0,17 117 0,18 125 0,09 100 Kenntnisse und Fertigkeiten Hilfen in besonderen 0,08 23 0,08 24 0,03 17 behinderungsbedingten Lebenslagen Kostenersatz einer notwendigen 3,05 364 3,46 391 3,20 297 Arbeitsassistenz Insgesamt 5,29 887 4,84 868 4,26 657 * einschließlich der Leistungen, die im Rahmen des § 21 Abs. 4 SchwbAV an selbstständig tätige schwerbehinderte Menschen erbracht werden Quelle: eigene Erhebung KVJS 16 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Leistungen an schwerbehinderte Menschen 4 gefördert. 77 Leistungsempfänger erhielten pernahen Kundenkontakt erfordern, beispiels- Leistungen zum Erreichen des Arbeitsplatzes weise Kosmetikbehandlungen und Fußpflege. über insgesamt 380.000 Euro. In 11 Fällen wur- Länger bestehende selbstständige Existenzen den Leistungen der Wohnungshilfe erbracht. konnten die wirtschaftlichen Auswirkungen der 100 Leistungsempfänger konnten mit finanziel- Pandemie überstehen, weil ausreichend Rückla- ler Hilfe des KVJS-Integrationsamts an Maßnah- gen zur Verfügung standen, bis die staatlichen men zur Erhaltung und Erweiterung beruflicher Corona-Hilfen gezahlt wurden. Bei einigen Kenntnisse und Fertigkeiten teilnehmen. 17 Betrieben in den Geschäftsfeldern Kleingastro- schwerbehinderte Menschen erhielten Leistun- nomie sowie Beratungsdienstleistungen wird gen in besonderen behinderungsbedingten der Geschäftsverlauf in den Jahren 2021 und Lebenslagen. 2022 entscheidend sein, ob sich die pandemie bedingten wirtschaftlichen Problemlagen Das größte Ausgabenvolumen binden die normalisieren. Arbeitsassistenzleistungen. Kosten einer notwendigen Arbeitsassistenz wurden für 2020 wurden für 9 Personen Leistungen zur insgesamt 297 schwerbehinderte Menschen Gründung und Erhaltung einer selbstständi- im Umfang von insgesamt 3,20 Millionen Euro gen beruflichen Existenz bewilligt, darunter im übernommen. Die Zahl der Förderfälle ist zwar Wesentlichen die von der Behinderung unab- gesunken, der durchschnittliche finanzielle hängige Darlehensförderung. Hinzu kommen Aufwand pro Fall ist aber von 8.379 Euro (2018) die Leistungen der begleitenden Hilfe, die über 8.849 Euro (2019) auf 10.774 Euro (2020) wegen der behinderungsbedingten Auswir- gestiegen. Die Leistung wird als monatliches kungen erforderlich sind, wie die Anpassung Budget erbracht, so dass der schwerbehinderte von Kraftfahrzeugen, technische Arbeitshilfen Mensch die Assistenzkraft innerhalb des oder spezifische Fortbildungsmaßnahmen bewilligten monatlichen Budgets flexibel ein- im Zusammenhang mit der selbstständigen setzen kann. Tätigkeit. Insgesamt wurden 124 Anträge von schwerbehinderten Personen zur Unterstützung Berufliche Selbstständigkeit als Weg zur der Selbstständigkeit beim KVJS-Integrations- Teilhabe am Arbeitsleben amt gestellt. Den größten Teil der Leistungen an Selbstständige macht auch im Jahr 2020 die Die Gründung einer selbstständigen Existenz Arbeitsassistenz aus. Von den Empfängern von bietet auch für Menschen mit Schwerbehin- Arbeitsassistenzleistungen in 2020 waren 71 derung eine realistische Perspektive einer Selbstständige. Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt. Das Jahr 2020 war für viele selbstständig Tätige N- durch die Covid-19-Pandemie geprägt. Einige Selbstständige, die vom KVJS-Integrationsamt unterstützt werden, mussten die Geschäfts- - tätigkeit aufgeben, weil die wirtschaftlichen Grundlagen der Tätigkeit durch den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und den zweiten - Lockdown im Verlauf des Jahres 2020 und 2021 vollständig wegbrachen. Dies betraf insbeson- dere Gründungen, die erst seit wenigen Jahren bestanden, und deren Geschäftsfeld einen kör- Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 17
4 Integrationsfachdienste der Betriebskonzepte hilft, dass wenig erfolg- Qualifizierte Beratung und umfassende versprechende Vorstellungen über eine selbst- Unterstützung ständige Tätigkeit nicht weiterverfolgt werden. Das bewahrt die schwerbehinderten Menschen (Schwer-)behinderte Menschen und deren vor den finanziellen Folgen, die mit einem Arbeitgeber können die qualifizierte Beratung Scheitern verbunden sind. oder die Begleitung der IFD in Anspruch nehmen, um vor allem psychosoziale Fragestel- N - lungen im Arbeitsverhältnis durch individuelle - Unterstützungsleistungen – je nach Bedarf entweder über einen längeren Zeitraum andau- ernd oder zeitlich und fachlich begrenzt – zu bearbeiten. Im Jahr 2020 wurden insgesamt - 11.347 (schwer-)behinderte Menschen beraten oder umfassend unterstützt. Die Zahl der lang- fristigen Unterstützungsprozesse ist im Jahr 2020 bedingt durch die Covid-19-Pandemie - um 8 Prozent auf 7.161 zurückgegangen. Die Covid-19-Pandemie hat sich besonders negativ bei der Unterstützung von Übergängen aus WfbM (von 378 auf 271 Fälle) und Schulen zum allgemeinen Arbeitsmarkt ausgewirkt. Viele Branchen, die für diese Zielgruppe besonders 4.6 Integrationsfachdienste relevant sind, waren durch die Auswirkungen der Pandemie wirtschaftlich und/oder orga- nisatorisch stark belastet. Es mangelte an der In Baden-Württemberg gibt es mit 22 Inte nötigen Planbarkeit der Maßnahmen. Praktika grationsfachdiensten (IFD) an 36 Standorten in Beschäftigungsbetrieben wie Kindertages ein ortsnahes Unterstützungsangebot für stätten und Senioreneinrichtungen, in Verwal- Menschen mit Behinderungen, Arbeitgeber, tungen oder im Hotel- und Gaststättengewerbe Kooperationspartner und Leistungsträger. konnten pandemiebedingt nicht stattfinden. nicht zuletzt wegen der Schließung von Die bei freien Trägern angesiedelten IFD wer- Schulen und WfbM konnten potenzielle Über- den bei der Durchführung der Maßnahmen gänger für den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am systematisch vorbereitet werden (siehe auch Arbeitsleben durch das KVJS-Integrationsamt Kapitel 4.7). beteiligt. Mit 190 Integrationsfachkräften auf 163 Planstellen bilden die IFD ein leistungs- Die Covid-19-Pandemie wirkte sich noch deutli- fähiges Unterstützungssystem für Menschen, cher bei der Zahl der qualifizierten Beratungen die durch eine funktionale Beeinträchtigung aus. Bei den qualifizierten Beratungen geht es bei der Teilhabe am Arbeitsleben besonders meist um ein akutes Beratungsanliegen, das in betroffen sind. Die IFD können auch von den wenigen persönlichen Gesprächen abschließend Rehabilitationsträgern beauftragt werden. geklärt werden kann. Hier ging die Beanspru- chung der IFD von 5.443 Fällen im Jahr 2019 auf 4.186 Fälle im Jahr 2020 zurück. 18 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Integrationsfachdienste 4 Die Beauftragung der IFD für langfristige Un- Unterstützungsfällen entfielen 3.630 auf diese terstützungsprozesse erfolgt seit Jahren ganz Zielgruppe. Die IFD sind für diese Menschen überwiegend durch das KVJS-Integrationsamt. sowohl in der Vorbereitung, Anbahnung und Der Anteil der Rehabilitationsträger ist stetig Vermittlung als auch in der langfristigen und rückläufig. Er lag im Jahr 2012 noch bei 453 nachhaltigen Sicherung der inklusiven Teilhabe Fällen. Im Jahr 2019 waren es noch 153 und im am allgemeinen Arbeitsmarkt tätig (siehe auch Jahr 2020 nur noch 41 Unterstützungsfälle. Kapitel 4.7). Kosten und Finanzierung der IFD Die Gruppe der Menschen mit intellektuellen Einschränkungen (Lernbehinderung/geistige Die Aufwendungen des KVJS-Integrationsamts Behinderung) bildet mit 2.919 Personen die für die Integrationsfachdienste betrugen im Jahr größte Teilgruppe der IFD-Klientel. Die zweit- 2020 insgesamt 15,38 Millionen Euro; davon größte Gruppe bilden mit 2.209 Personen die wurden nur noch 0,14 Millionen Euro durch an- Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen. dere Leistungsträger erstattet. Die durchschnitt- In dieser Gruppe nimmt die Zahl der Menschen lichen Fallkosten pro Unterstützungsauftrag mit Beeinträchtigungen aus dem Autismus- betrugen bedingt durch die Covid-19-Pandemie Spektrum seit Jahren zu. Sie stieg von 275 2.149 Euro. Personen im Jahr 2017 auf 328 Personen im Jahr 2020 an. Der Unterstützungsbedarf für die Grup- Unterstützte Personen pe der Menschen mit Sinnesbehinderungen (Sehen, Hören, Sprechen) verändert sich trotz Von zunehmender Bedeutung ist die beson- technischer Fortschritte nur wenig. Bei dieser dere Unterstützung von Menschen mit einer Zielgruppe liegt der Schwerpunkt der IFD-Arbeit wesentlichen Behinderung. Von den 7.161 in der Sicherstellung der Kommunikation. Beruflicher Status der Klienten Fälle 2018 2019 2020 Beschäftigte 5.317 5.096 4.844 (Arbeitnehmende/Beamte/Selbstständige/Auszubildende) davon wesentlich behinderte Menschen 1.521 1.353 1.581 Arbeitslose/Arbeitsuchende 479 490 266 Übergänger aus Schulen 1.629 1.312 1.263 davon in BVE* 936 964 965 Übergänger aus WfbM 491 378 271 Übergänger in Maßnahmen 455 510 517 davon Teilnehmer KoBV* 212 510 515 Insgesamt 8.371 7.786 7.161 *Definition siehe Seite 22. Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 19
4 Integrationsfachdienste Sicherung der beruflichen Teilhabe die Leistungsträger und zeigen anderseits auch, wie tief die IFD im allgemeinen Arbeitsmarkt Zur Sicherung von Arbeitsverhältnissen beson- und den sozialen bzw. medizinischen Unterstüt- ders betroffener schwerbehinderter Menschen zungssystemen verankert sind. ist es von großer Bedeutung, möglichst nah an der jeweiligen beruflichen Situation zu sein. Wer Bei den einleitenden Stellen bilden seit Jahren im jeweiligen Einzelfall den Impuls zur Kontakt- die Arbeitgeber und das betriebliche Umfeld aufnahme mit dem IFD gibt, wird statistisch als (Integrationsteam) die Spitzengruppe. Der Anteil die einleitende Stelle abgebildet. Die einleiten- der Einleitungen aus dem betrieblichen Umfeld den Stellen sind somit einerseits ein Abbild der lag im Jahr 2019 noch bei 22 Prozent. An zweiter sich wandelnden Beauftragungssituation durch Stelle rangieren seit Jahren die Einleitungen Art der Behinderung 2018 2019 2020 seelische Behinderung 2.532 2.370 2.209 hirnorganische bzw. neurologische Behinderung 686 640 577 Sehbehinderung 107 108 117 Hörbehinderung 597 486 351 Lernbehinderung bzw. geistige Behinderung 3.282 3.113 2.919 Körperbehinderung (organische Erkrankung) 523 486 425 Körperbehinderung (Stütz- und Bewegungsapparat) 644 583 563 Insgesamt 8.371 7.786 7.161 Quelle: eigene Erhebung KVJS Ergebnisse Arbeitsplatzsicherung 2018 2019 2020 Fälle in % Fälle in % Fälle in % Gesicherte Arbeitsverhältnisse 2.668 85,68 2.451 85,34 2.351 86,28 Einvernehmliche oder Eigenkündigung 286 9,18 274 9,54 240 8,81 Kündigung durch Arbeitgeber 90 2,89 85 2,96 85 3,12 Renteneintritt 70 2,25 62 2,16 49 1,80 Insgesamt 3.114 100 % 2.872 100 % 2.725 100 % Quelle: eigene Erhebung KVJS 20 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Teilhabe wesentlich behinderter Menschen 4 aus dem familiären Umfeld/Eigeninitiative 4.7 Teilhabe wesentlich behinderter (rund 20 Prozent im Jahr 2019). Hier gab es im Menschen Jahr 2020 bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erstmals einen Wechsel. Die Einleitungen aus dem betrieblichen Umfeld sind In Baden-Württemberg werden seit Jahren mit auf 20,7 Prozent zurückgegangen und die aus großem Erfolg Menschen mit einer wesentlichen dem familiären Umfeld auf 23,2 Prozent ange- Behinderung beim Übergang aus Schulen und stiegen. Inhaltlich dominierten hier die Sorge Werkstätten für behinderte Menschen auf den um den Verlust des Arbeitsplatzes und der allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt. Seit dem Mangel an unmittelbarer Kommunikation. Jahr 2005 konnten bisher 5.362 sozialversiche- rungspflichtige Arbeitsverhältnisse für diese Die Sicherung der beruflichen Teilhabe beson- Zielgruppe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, ders betroffener (schwer-)behinderter Menschen als Alternative zur Beschäftigung in einer Werk- ist Kernaufgabe der Integrationsfachdienste. statt für behinderte Menschen, erreicht werden. Die IFD sind in diesem Bereich langjährig erfah- nach einer umfassenden und systematischen ren und überdurchschnittlich erfolgreich. Bei Vorbereitung in Schulen und Werkstätten für den 2.725 im Jahr 2020 abgeschlossen Unter- behinderte Menschen werden diese Arbeits- stützungsaufträgen konnten in 2.351 Fällen die verhältnisse langfristig in Kooperation mit den Arbeitsverhältnisse gesichert werden. 85 Unter- IFD angebahnt. neben der fachlich inhaltlichen stützungsprozesse mündeten in eine arbeitge- Unterstützung für die Arbeitgeber ist auch berseitige Kündigung; 240 unterstützte Arbeits- eine dauerhafte finanzielle Unterstützung der verhältnisse wurden einvernehmlich gelöst Arbeitgeber durch das Förderprogramm „Arbeit oder endeten durch Eigenkündigung. Inklusiv“ für den nachhaltigen Erfolg ausschlag- gebend. Die nachhaltigkeit der bisherigen Vermittlungs erfolge wird regelmäßig vom KVJS-Integrations amt untersucht. Die dabei ermittelte nachhaltig keitsquote (Anteil der zum 31.12. des Jahres Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 21
4 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen weiterhin in einem Arbeitsverhältnis stehenden auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV) Personen aus der Zielgruppe) lag auch im Jahr eine besondere Bedeutung. Auf Basis des 2020 über 83 Prozent. Die Zahl der im Berichts- individuellen Kompetenzinventars wird der jahr für die Zielgruppe erreichten Arbeitsverhält- Inklusionsplan auf allen Entwicklungsstufen nisse ist mit 205 deutlich hinter den Vorjahren fortgeschrieben. zurückgeblieben. 50 Personen fanden einen Arbeitsplatz in einem Inklusionsbetrieb. Der Entwicklung von Arbeitszeit und Einkommen erste erhebliche Rückgang im Jahr 2019 war auf den holprigen Start des Bundesteilhabegesetz Während das durchschnittliche monatliche (BTHG) zurückzuführen. Im Jahr 2020 konsoli Arbeitsentgelt in einer WfbM* in Baden-Würt dierten sich im ersten Quartal die Vermittlungs temberg nach Angaben der BAG-WfbM im Jahr zahlen. Im zweiten Quartal brachen die Ver- 2017 bei 211,43 Euro lag, erreichten die inklusiv mittlungen in Folge der Auswirkungen der beschäftigen Menschen in Baden-Württemberg Covid-19-Pandemie vollständig ein. Sie erholten einen durchschnittlichen Bruttolohn von 1.620 sich erst allmählich im zweiten Halbjahr 2020. Euro bei einer durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 31,3 Stunden. nicht wenige Vernetzung und Kooperation Personen sind zusätzlich betrieblich abgesichert oder können aus dem deutlich höheren Ein Das Förderprogramm fußt auf einem gut kommen auch eine private Altersvorsorge funktionierenden Kooperationsnetzwerk von aufbauen. Schulen, den Eingliederungshilfeträgern, den * www.bagwfbm.de/11_durchschnittliche_monatliche_arbeitsentgelte_2014-2017.pdf Integrationsfachdiensten (IFD), den Werkstätten für behinderte Menschen und der Agentur für Entwicklung der Zugangszahlen zu den Arbeit bei der systematischen Vorbereitung auf WfbM – Vergleich Bund/Baden-Württemberg eine individuell passende Tätigkeit. Wesentliche Aspekte dabei sind: Im Rahmen unserer langjährigen Erhebungen • Auf Landesebene stimmen sich die Akteure zur Beschäftigungssituation wesentlich behin- im Teilhabeausschuss Baden-Württemberg derter Menschen am allgemeinen Arbeitsmarkt ab. Darüber hinaus stellt das KVJS-Integrati- werden regelmäßig die Beschäftigten und onsamt auch die Evaluation dieses komplexen deren Arbeitgeber befragt. Beide berichten Prozesses sicher. übereinstimmend sehr wertschätzend über ihre • Auf lokaler Ebene bilden die Schulen und jeweiligen Erfahrungen. Die Wertschätzung Werkstätten für behinderte Menschen, die bildet sich insbesondere durch eine übliche beruflichen Schulen, die Integrationsfach- Bezahlung (s. o.), gute innerbetriebliche Unter dienste, die Agenturen für Arbeit und die stützung und eine hohe Arbeitsmotivation und Stadt- und Landkreise als Träger der Einglie- Betriebstreue der wesentlich behinderten derungshilfe den Schwerpunkt der Koopera- Menschen ab. tionen. Sie verständigen sich zu generellen Fragen in der netzwerkkonferenz sowie zur Die nachhaltige Beschäftigung wesentlich Entwicklung im Einzelfall in der Berufswege- behinderter Menschen wirkt sich in Baden- oder Förderkonferenz. Württemberg mittel- und langfristig auch auf die • Für die Übergänge aus Schulen haben die Zugangszahlen zu den WfbM und somit auf die Berufswegekonferenzen, die Berufsvorbe- Kosten der Eingliederungshilfeträger aus: Wäh- reitende Einrichtung (BVE) sowie die Koope- rend im Bund die Zugangszahlen zu den WfbM rative Berufliche Bildung und Vorbereitung seit dem Jahr 2005 stetig ansteigen, flachen 22 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21
Technischer Beratungsdienst 4 Quelle: eigene Erhebung KVJS diese in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2007 ingenieurwesen und Reha-Technik. Die Fach- deutlich ab und gehen seit dem Jahr 2012 sogar leute beraten zu technischen Fragen der leicht zurück. Dies führt in Baden-Württemberg Arbeitsplatzausstattung und Arbeitsorganisa- zu jährlichen Einsparungen der Träger der Ein- tion bei der Beschäftigung schwerbehinderter gliederungshilfe (EGHT) in der Größenordnung Menschen und beurteilen Beschäftigungssitu von 60 Millionen Euro. ationen und Beschäftigungsverhältnisse in betriebswirtschaftlicher Hinsicht. Im Mittelpunkt der Arbeit des TBD steht die 4.8 Technischer Beratungsdienst Beratung in Leistungsfällen der begleitenden Hilfe und der Prävention. Ziel ist es, die Die Beratung durch den Technischen Bera Arbeitsplätze der betroffenen schwerbehin- tungsdienst (TBD) sichert Arbeitsplätze derten Menschen behinderungsgerecht zu schwerbehinderter Menschen und ermöglicht organisieren und technisch auszustatten, um Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gemein- einen gefährdeten Arbeitsplatz möglichst schaft sowie inklusive Teilhabe an Bildung. dauerhaft zu sichern. Hauptaufgabe des TBD in Präventions- und Kündigungsschutzver- Wie lässt sich ein Arbeitsplatz technisch fahren einschließlich der Widerspruchsver- optimal an eine Behinderung anpassen? Wie fahren ist die Prüfung, ob Möglichkeiten zur organisiert man einen behinderungsgerechten behinderungsgerechten Weiterbeschäftigung Arbeitsablauf? Diese Fragen beantworten die schwerbehinderter Menschen bestehen. Fachberater des TBD des KVJS-Integrationsamts. Hier arbeiten Techniker und Ingenieure der Das Team des TBD bearbeitete im Jahr 2020 Fachrichtungen Maschinenbau, Wirtschafts insgesamt 630 Einzelfälle, davon 390 aus dem Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2020/21 23
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