BEZAHLBAR IST DIE HALBE MIETE - Gewerkschaftliche Positionen für eine soziale und nachhaltige Wohnungspolitik - Deutscher Gewerkschaftsbund
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BEZAHLBAR IST DIE HALBE MIETE Gewerkschaftliche Positionen für eine soziale und nachhaltige Wohnungspolitik
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung Seite 4 2. Wohnungspolitik in Deutschland: Der Markt hat versagt Seite 6 3. Folgen einer fehlgeleiteten Wohnungspolitik Seite 12 4. Wohnungspolitische Positionen des DGB Seite 17 5. Checkliste für eine gute Wohnungspolitik Seite 26 2
VORWORT Wohnungspolitik ist ein wichtiges Aktionsfeld für Ge- gipfel und verabschiedete etliche Maßnahmen, um der werkschaften. Die Belange der Beschäftigten enden nicht Krise Herr zu werden. Aus Sicht der Gewerkschaften am Werktor. Ein Großteil von ihnen wohnt zur Miete reicht das, was von der Politik auf den Weg gebracht wur- oder hat Kinder, die für ihre Ausbildung oder ihr Studium de, aber bei Weitem nicht aus. Als DGB setzen wir uns eine bezahlbare Wohnung suchen. Dies wird zunehmend deshalb mit Nachdruck für eine soziale und nachhaltige schwieriger. Die verfehlte Wohnungspolitik der letzten Wohnungspolitik ein, die vor allem dafür Sorge trägt, Jahre und Jahrzehnte hat zu massiven Verwerfungen auf dass bezahlbare Wohnungen gebaut werden. In dieser dem Wohnungsmarkt geführt. Broschüre sind grundlegende Positionen und Argumente zusammengefasst. Eine interessante Lektüre wünscht Viele Kolleginnen und Kollegen finden keine geeignete und bezahlbare Wohnung in der Nähe ihres Arbeitsplat- zes. Die Folge sind längere Pendeldistanzen. Die von Ge- werkschaften erkämpften Arbeitszeitverkürzungen ver- bringen immer mehr Menschen im Stau anstatt bei ihren Stefan Körzell Familien. In vielen Großstädten sind die Angebotsmieten innerhalb der letzten sieben Jahre um durchschnittlich 50 Prozent gestiegen. Lohnsteigerungen durch gute Tarifab- schlüsse der Gewerkschaften werden nicht selten von der Miete wieder aufgefressen. Eine gute Wohnungspolitik nimmt auch die Situation der Beschäftigten in der Wohnungswirtschaft in den Blick. Hier nahm die Tarifflucht in den letzten Jahren zu und der Druck auf die Beschäftigten stieg. Kommunen brau- chen wieder mehr Personal, um Planungsaufgaben rasch erledigen zu können. Nicht zuletzt müssen Neubaumaß- nahmen und energetische Sanierungen von qualifizierten Fachkräften zu tariflich festgeschrieben Löhnen durchge- führt werden. Seit Kurzem greift die Bundesregierung das Thema auf, sieht die Wohnungsfrage als die soziale Frage unserer Zeit, veranstaltete einen prominent besetzten Wohnungs- 3
1. EINLEITUNG Deutschland ist ein Mieterland. Mit einer Mieterquote Die Wohnungspolitik der letzten Jahrzehnte richtete von über 55 Prozent liegt die Bundesrepublik im Ver- sich nach der Devise „Der Markt wird’s richten“ und gleich zu anderen OECD-Ländern auf dem zweiten Platz. ist damit krachend gescheitert (Kapitel 2). Insbesonde- In Großstädten wie Leipzig, Frankfurt oder Berlin wohnen re der Rückzug der öffentlichen Hand aus der sozialen sogar über 80 Prozent der Bevölkerung zur Miete. Dies Wohnraumförderung sowie die Privatisierungswelle erklärt, warum so viele Menschen von den gestiegenen im Wohnungssektor haben zur gegenwärtigen Misere Mieten der letzten Jahre betroffen sind und welchen so- geführt. Die Folgen dieser verfehlten Wohnungspoli- zialpolitischen Sprengstoff das Thema hat. tik betreffen mittlerweile weite Teile der Bevölkerung (Kapitel 3). Vor diesem Hintergrund hat der DGB umfang- Wöchentlich ist in den Zeitungen zu lesen, in welcher reiche Forderungen und Empfehlungen für eine bessere Schieflage sich der Wohnungsmarkt befindet: Neben den Wohnungspolitik erarbeitet (Kapitel 4). Die Verwerfungen Mieten steigen auch die Immobilienpreise enorm, die auf dem Wohnungsmarkt werden nicht von heute auf Märkte sind sehr angespannt, Baulandpreise gehen durch morgen zu lösen sein, doch die Lösungen müssen jetzt die Decke, die Wohnungslosigkeit nimmt zu, die Zahl der auf den Weg gebracht werden. Pendler/-innen steigt und die Verkehrsinfrastruktur ist zu den Stoßzeiten überlastet. Das Angebot an bezahlbaren Wohnungen ist drastisch gesunken. Als bezahlbar gilt eine Wohnung, wenn die Bruttokaltmiete, also Nettokalt- miete plus Betriebskosten, nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmacht. 4
2. WOHNUNGSPOLITIK IN DEUTSCHLAND: DER MARKT HAT VERSAGT Die Frühphase der Bundesrepublik war gekennzeichnet Instrumente als teuerste Subvention in der Bundesrepu- von einer regulierenden Wohnungspolitik. 1945 fehlten blik. 2006 wurden die Förderinstrumente der Eigentums- auf dem Gebiet der Bundesrepublik 5,5 Millionen Woh- bildung schließlich ganz abgeschafft. Einen weiteren An- nungen, weswegen diesem Politikfeld eine hohe Priorität reiz zur Eigentumsbildung stellt auch das 2018 in Kraft eingeräumt wurde. Verschiedene Instrumente staatlicher getretene Baukindergeld dar. Der Kauf einer selbstge- Steuerung wurden entwickelt und kamen in den letzten nutzten Immobilie wird mit einem Zuschuss von 12 000 70 Jahren zum Einsatz: Euro pro Kind unterstützt. Bayern legt zusätzlich noch ein „Baukindergeld plus“ von 3 000 Euro oben drauf. Mietrecht Weil erkannt wurde, dass zwischen Mieter/-innen und Subjektförderung / Transferleistungen Vermieter/-innen ein Macht-Ungleichgewicht besteht, Als Subjektförderung werden jene Instrumente bezeich- wurden gesetzliche Regelungen zum Mieterschutz ge- net, die als Transferleistungen für Wohnkosten von der öf- troffen. Um die enorme Versorgungslücke nach dem fentlichen Hand an Mieter/-innen (in Ausnahmen auch an Zweiten Weltkrieg in den Griff zu bekommen, galt eine Eigentümer/-innen) gezahlt werden. Da kurz nach dem „Wohnungszwangsbewirtschaftung“ mit staatlich fest- Abbau der Wohnungszwangsbewirtschaftung wieder gelegten Miethöhen und einem faktischen Kündigungs- Engpässe auf dem Wohnungsmarkt entstanden, führte verbot von bestehenden Mietverhältnissen. Zudem wurde die Bundesregierung 1965 das Wohngeld ein. Anspruchs- Wohnraum in Privateigentum von staatlichen Stellen an berechtigt sind Haushalte mit geringem Einkommen und Wohnungssuchende vergeben. Diese Maßnahmen wur- hoher Wohnkostenbelastung. 2004 bezogen 3,5 Millio- den in den 1960er Jahren wieder abgebaut. Durch das nen Haushalte Wohngeld, ehe das Instrument im Zuge Wohnraumkündigungsschutzgesetz von 1971 wurden der Hartz-Reformen an Bedeutung verlor, sodass Ende Kündigungen nur mit berechtigtem Interesse erlaubt und 2017 nur noch 592 000 Haushalte als wohngeldberech- der Mietzins wurde an die ortsübliche Vergleichsmiete tigt galten. Ein Großteil der Subjektförderung entfällt seit gekoppelt. Die ortsübliche Vergleichsmiete wird in vielen 2005 auf die Übernahme der Kosten der Unterkunft für Kommunen im Mietspiegel festgelegt. ALG II-Empfänger/-innen. Angaben der Bundesregierung zufolge beliefen sich die Kosten der Subjektförderung für Förderung der Eigentumsbildung Bund und Kommunen 2014 auf insgesamt 16,5 Milliar- Um den Wohnungsbau zu fördern, gab es seit 1950 mas- den Euro. sive steuerliche Anreize, selbstgenutztes Wohneigentum zu bilden. 1996 wurden die steuerlichen Abschreibungs- möglichkeiten der Eigenheimförderung in eine Eigen- heimzulage umgewandelt. Durch Aufwendungen von über zehn Milliarden Euro pro Jahr galten die genannten 6
Objektförderung Grund dafür ist, dass die Pflicht für Vermieter/-innen, ihre Während Subjektförderung an Mieter/-innen gezahlt Wohnungen zu einer festgelegten Miethöhe an Menschen wird, um gestiegene Wohnkosten zu kompensieren, ist mit Wohnberechtigungsschein zu vermieten (Preis- und das Ziel der Objektförderung, Wohnungen für Menschen Belegungsbindung), entfallen, sobald der private Investor mit geringerem Einkommen bereitzustellen. Der soziale seinen oft zinslosen Kredit abbezahlt hat. In der Regel sind Wohnungsbau spielt in der Geschichte der Bundesrepu entsprechende Wohnungen 20 bis 30 Jahre gebunden. blik Deutschland eine wichtige Rolle. Allein in den 1950er Neben privaten Investoren stellten kommunale, genos- Jahren entstanden über drei Millionen geförderte Woh- senschaftliche und gemeinnützige Wohnungsunterneh- nungen. Bis in die 1980er Jahre hinein blieb der Bestand men Sozialwohnungen zur Verfügung. Die Abschaffung an Sozialwohnungen hoch. Doch dann zog sich die Bun- der Wohnungsgemeinnützigkeit 1990, die Übertragung desregierung, die offenbar der Meinung war, Angebot der Verantwortung für den sozialen Wohnungsbau vom und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt seien ausgegli- Bund an die Länder mit der Föderalismusreform 2007 und chen, immer weiter aus der Förderung zurück. Der Be- die weitreichende Privatisierung öffentlicher Wohnungs- stand an Sozialwohnungen schmolz in der Folge rasch ab. bestände beschleunigte das Abschmelzen des Bestandes Während Ende der 1980er Jahre noch über drei Millionen an Sozialwohnungen. Wohnungen in der Sozialbindung waren, traf dies 2017 nur noch auf 1,2 Millionen Wohnungen zu. ANZAHL BELEGUNGSGEBUNDENER 3,0 SOZIALWOHNUNGEN IN DEUTSCHLAND 1990–2020 · in Millionen 2,5 2,0 1,5 Prognose 1,0 0,5 0,0 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Quelle: eigene Berechnung nach Zahlen der Bundesregierung 7
2. WOHNUNGSPOLITIK IN DEUTSCHLAND: DER MARKT HAT VERSAGT Wer hat Anspruch auf eine Sozialwohnung? ment im Zuge der Steuerreform 1990 gänzlich abzuschaf- Bis 2002 war das gesetzlich festgeschriebene Ziel, fen. Der Wohnungsmarkt sei ohnehin im Gleichgewicht „breiten Schichten der Bevölkerung“ den Zugang zu und die Steuernachlässe wirkten wettbewerbsverzerrend, einer geförderten Wohnung zu ermöglichen. Mit dem lautete die marktgläubige Argumentation damals. So fiel Wohnraumförderungsgesetz von 2002 verengte sich die Miet- und Renditenbeschränkung für gemeinnützige die Zielgruppe auf „einkommensschwache“ Haus- Unternehmen weg, was deren Bestände für die Privatisie- halte. Die Länder legen fest, wann ein Haushalt als rung attraktiv machte. einkommensschwach gilt und somit Anspruch auf ei- nen Wohnberechtigungsschein hat. In Berlin liegt die Privatisierung von Wohnungsbeständen und Grenze bei 25 000 Euro Jahreseinkommen für einen Boden Zwei-Personen-Haushalt, während ein solcher Haus- In den 1990er Jahren setzte sich die Ideologie „privat halt in Brandenburg nur bis zu einem Einkommen von vor Staat“ weitgehend durch. Allein zwischen 1999 und 18 000 Euro anspruchsberechtigt wäre. Bundesweit ist 2009 wurden der „BBSR-Datenbank Wohnungstransak- die Situation heute: Auch viele der Anspruchsberech- tionen“ zufolge bundesweit 900 000 Wohnungen privati- tigten finden keine Sozialwohnung, da das Angebot siert. Die Privatisierungswelle ebbte danach etwas ab. Vor nicht ausreicht. wenigen Jahren wurden in Bayern 33 000 Wohnungen privatisiert, während eine Privatisierung der Nassauischen Wohnungsgemeinnützigkeit Heimstätte, die mehrheitlich im Besitz des Landes Hessen Die Idee der Wohnungsgemeinnützigkeit reicht in das ist, durch öffentlichen Druck verhindert werden konnte. 19. Jahrhundert zurück. Das Prinzip seiner modernen Der Mietwohnungsmarkt entwickelte sich durch die Priva- Form ist einfach: Die Wohnungsunternehmen verpflichten tisierungen mehr und mehr zu einem Finanzmarkt. Ende sich, ihre Wohnungen auf Dauer zu beschränkten Preisen der 1990er Jahre gingen Immobilienunternehmen an die zu vermieten, die auszuschüttende Rendite zu begrenzen Börse, sodass heute fast 950 000 Wohnungen zu den Be- und weitere Gewinne für den Wohnungsbau einzusetzen. ständen von börsennotierten Immobilien-Aktiengesell- Im Gegenzug sind sie weitgehend von Steuerzahlungen schaften gehören. Ihre kurzsichtige und renditeorientierte befreit. Von diesen Anreizen profitierten viele kommuna- Wirtschaftsweise geht auf Kosten der Mieter/-innen und le, genossenschaftliche oder gemeinwohlorientierte Woh- der Beschäftigten. Verdrängung der Altmieter/-innen fin- nungsunternehmen, die als Gegenleistung bezahlbaren det in großem Maße statt, und kaum eines der großen Wohnraum zur Verfügung stellten. In den 1980er Jahren Unternehmen oder ihrer Subunternehmen ist noch tarif- sank die Akzeptanz der Wohnungsgemeinnützigkeit, un- lich gebunden. ter anderem durch die Pleite der „Neuen Heimat“, dem damals größten gemeinnützigen Wohnungsunterneh- Der Ideologie eines schlanken Staates und einer „schwar- men. Diese Pleite war Vorwand und Anlass, das Instru- zen Null“ ist es zudem geschuldet, dass zwischen 1991 8
und 2010 in den Kommunalverwaltungen jede dritte Akteure auf dem Wohnungsmarkt Stelle, die sich mit der Planung und Durchführung von • Öffentliche Wohnungsunternehmen Infrastrukturmaßnahmen befasst, abgebaut wurde. Bis Dies sind Wohnungsunternehmen im Besitz der Kom- 2015 ging die Beschäftigtenzahl um weitere knapp neun munen, der Länder, des Bundes oder der Sozialver- Prozent zurück. Außerdem veräußerten Bund, Länder und sicherungen. In den 2000er Jahren haben viele Kom- Kommunen in den letzten 20 Jahren große Flächen von munen und Länder diese Unternehmen privatisiert, Grund und Boden, um ihren Haushalt kurzfristig aufzu- um Geld in die klammen Haushaltskassen zu bekom- bessern – vornehmlich in den begehrten Innenstadtlagen. men. Prominentes Beispiel ist Dresden, das 2006 sein Der baupolitische Gestaltungsspielraum der öffentlichen „Tafelsilber“ verscherbelte und auf einen Schlag alle Hand wurde so stetig eingeschränkt und gefährdet die seine 48 000 Wohnungen an einen Investor verkaufte. öffentliche Daseinsvorsorge. NRW privatisierte 2008 seinen gesamten Bestand von knapp 100 000 Wohnungen. Öffentliche Unternehmen haben große Teile ihrer Werkswohnungen verkauft. Wohnungsbestände börsennotierter Immobilien-Aktiengesellschaften Viele Kommunen bereuen dies heute und in den Bestand Wohnungen vergangenen Jahren gab es in Dresden, Kiel oder im Unternehmen 1. Halbjahr 2018 Landkreis Harburg Neugründungen kommunaler Wohnungsunternehmen, um bezahlbaren Wohnraum Vonovia 403 926 bauen zu können. In Bayern wurde Anfang 2018 wieder eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Deutsche Wohnen 161 468 gegründet, während dies in Niedersachsen bislang vergeblich vom DGB gefordert wird. Und schließ- LEG 130 224 lich baut der Bund selbst, über die Bundesanstalt TAG 82 391 für Immobilienaufgaben (BImA), in geringem Aus- maß Wohnungen, meist für Bedienstete des Bundes. Grand City 85 151 Durch Vereinbarungen kann die Politik staatlichen Adler 62 059 Unternehmen Vorgaben machen, wie die Wohnungen zu belegen sind und zu welchen Preisen. So verein- ADO-Prop. 20 649 barte beispielsweise Berlin mit seinen Wohnungs unternehmen, dass 60 Prozent der Neuvermie- Summe 945 868 tungen für Menschen mit Wohnberechtigungs- schein reserviert werden, nur sechs Prozent der Quelle: jeweilige Geschäftsberichte 9
2. WOHNUNGSPOLITIK IN DEUTSCHLAND: DER MARKT HAT VERSAGT Modernisierungskosten umgelegt werden dürfen und Einzeleigentümer/-innen meist weniger gravierend, als die Bestandsmieten um maximal zwei Prozent jährlich bei Aktiengesellschaften. Auch private Investoren bauen erhöht werden können. Das Land Hessen vereinbarte Sozialwohnungen. Sie erhal ten günstige Kredite und mit der Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heim- weitere Fördermittel von der öffentlichen Hand und ver- stätte eine jährliche Mieterhöhung von maximal einem pflichten sich, im Gegenzug preis- und belegungsgebun- Prozent . Diese Regelung gilt für fünf Jahre. dene Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Ist der Kredit zurückgezahlt, können die Wohnungen im gesetzlichen • Weiterhin am Gemeinwohl orientierte Wohnungsunter- Rahmen zu Marktpreisen vermietet werden. nehmen Noch immer gibt es Wohnungsunternehmen, die ihre Zie- le nach den Anforderungen der Mieter/-innen ausrichten. Sie bieten im Regelfall Mieten an, die unter dem Durch- schnitt liegen. Auch Kirchen, Sozialverbände oder Unter- nehmen mit Werkswohnungen orientieren sich bei der Bewirtschaftung ihrer Wohnungsbestände in der Regel am Gemeinwohl. • Wohnungsgenossenschaften Traditionelle Wohnungsgenossenschaften verfolgen mit ihrem genossenschaftlichen Förderzweck das Ziel, ihren Mitgliedern dauerhaft guten und bezahlbaren Wohn- raum zu geben, ihre Mieten (Nutzungsgebühren) liegen häufig unter den ortsüblichen Vergleichsmieten und auch unter denen von städtischen/kommunalen Gesellschaf- ten. Neue Wohnungsgenossenschaften gründen sich heute hingegen vielfach mit dem Ziel der Errichtung al- ternativer Wohnformen. • Privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen und private Vermieter/-innen Diese sind nach den Marktmechanismen ausgerichtet, in erster Linie also an der Rendite interessiert. Dabei sind die negativen Auswirkungen für die Mieter/-innen bei 10
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3. FOLGEN EINER FEHLGELEITETEN WOHNUNGSPOLITIK Welche Folgen eine fehlgeleitete Wohnungspolitik hat, burg, 86 000 in Köln und 79 000 in München. Um den Be- lässt sich nicht nur täglich in den Medien nachlesen, son- darf zu decken, müssten diese Wohnungen großteils für dern ist auch am großen Andrang bei Wohnungsbesichti- Alleinstehende zugeschnitten sein und dürften fünf Euro gungen zu erkennen – oder an den immer kreativer und pro Quadratmeter Nettokaltmiete nicht übersteigen. Die- beharrlicher werdenden Ideen von Wohnungssuchenden. se differenzierte Analyse zeigt, dass die gegenwärtigen Besonders offen zu Tage treten die Folgen durch fehlende Bautätigkeiten, die oft im hochpreisigen Segment statt- Wohnungen, hohe Mieten und Ausgaben der öffentlichen finden, am tatsächlichen Bedarf vorbeigehen. Die Bun- Hand im Wohnungssektor. desregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2021 den Bau von 1,5 Millionen Wohnungen und Eigenheimen voran- Fehlender bedarfsgerechter Wohnraum zutreiben. Lediglich 100 000 davon sollen Sozialwohnun- Alle wohnungspolitischen Akteure sind sich einig, dass gen sein. Jedoch fallen im gleichen Zeitraum mindestens es in Deutschland zu wenige Wohnungen gibt, um 150 000 aus der Bindung, sodass der historisch niedrige den Bedarf zu decken. Die Lücke liegt je nach Schät- Bestand an Sozialwohnungen (1,2 Millionen Ende 2017) zung zwischen 1,0 und 1,5 Millionen Neubauwohnun- auch in den kommenden Jahren weiter abschmelzen wird. gen. Betrachtet man aber den Bedarf differenziert nach Größe, Kosten und Lage der Wohnungen, sieht die Versor- Hohe Mietbelastung in Ballungszentren und gungslücke anders aus. Eine Studie im Auftrag der Hans- Universitätsstädten Böckler-Stiftung hat eine solch differenzierte Berech- In Ballungszentren zeigt sich der Mangel vor allem durch nung, basierend auf Daten aus dem Jahr 2014, vorge- zu wenige bezahlbare Wohnungen für die breiten Schich- nommen (Holm et al. 2018). Als kostengeeignet werden ten der Bevölkerung mit niedrigem und mittlerem Ein- darin Wohnungen angesehen, deren Bruttowarmmiete, kommen, bei denen der Mietanstieg immer weitere Teile also Nettokaltmiete plus Betriebskosten und Heizkosten, des Einkommens aufzehrt. Viele Mieter/-innen, die eine 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht über- neue Wohnung suchen, müssen auf teurere Angebote steigt. Besonders groß ist die Nachfrage nach kleinen ausweichen und somit einen großen Teil ihres Einkom- Wohnungen für Alleinstehende in den Großstädten. Au- mens für die Miete aufwenden. Die sogenannte Mietbe- ßerdem ist es für Familien mit fünf oder mehr Personen lastungsquote errechnet sich aus dem Anteil der Kosten im Haushalt besonders schwer, eine Wohnung zu finden. für die Bruttokaltmiete vom Nettoeinkommen. Hier ha- Auch durch Binnenmigration, Zuwanderung aus anderen ben, ebenfalls basierend auf Daten von 2014, 40 Pro- europäischen Ländern sowie aus Kriegs- und Krisengebie- zent aller Mieter/-innen in den 77 deutschen Großstädten ten ist die Nachfrage nach Wohnungen seit 2010 in den eine Belastung von mehr als 30 Prozent. Fast 19 Prozent Ballungszentren stark angestiegen. Den Wissenschaftlern müssen sogar mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für zufolge fehlen bundesweit 1,9 Millionen bedarfsgerechte die Miete aufwenden. Besonders hoch sind die Belastun- Wohnungen, davon 310 000 in Berlin, 150 000 in Ham- gen in der Region Köln/Düsseldorf, aber auch in Städten 12
MIETBELASTUNGSQUOTE Maximal 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens sollte für die Miete ausgegeben werden. Daran gemessen können sich in Aachen, Bremen, Köln, Offenbach und in vielen anderen deutschen Großstädten über 40 Prozent der Menschen ihre Wohnung eigentlich bereits jetzt nicht mehr leisten. Lesebeispiel: In Bremerhaven müssen über 45 Prozent der Bevölkerung mehr als 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufwenden. > 25% Kiel Rostock 25–30% Lübeck 30–35% 35–40% Hamburg Bremerhaven 40–45% Oldenburg 45+% Bremen Hannover Berlin Osnabrück Wolfsburg Potsdam Braunschweig Münster Bielefeld Magdeburg 10 13 Hamm 9 12 14 Paderborn Moers Dortmund Göttingen Halle 15 Leipzig Krefeld 7 11 Hagen 4 16 17 Kassel 6 5 18 Dresden 2 Erfurt 1 3 Siegen Jena Chemnitz Aachen Bonn Koblenz Frankfurt am Main Wiesbaden Offenbach 1 Köln 10 Bottrop Mainz Darmstadt Würzburg Trier Erlangen 2 Leverkusen 11 Essen Mannheim Fürth Ludwigshafen Heidelberg Nürnberg 3 Bergisch-Gladbach 12 Gelsenkirchen Heilbronn Regensburg 4 Düsseldorf 13 Recklinghausen Saarbrücken Karlsruhe Pforzheim Stuttgart Ingolstadt 5 Neuss 14 Herne Reutlingen 6 Mönchengladbach 15 Bochum Ulm Augsburg München 7 Mühlheim an der Ruhr 16 Wuppertal Freiburg 8 Duisburg 17 Solingen 9 Oberhausen 18 Remscheid Quelle: Lebuhn et al. 2017 13
3. FOLGEN EINER FEHLGELEITETEN WOHNUNGSPOLITIK mit vergleichsweise niedrigen Einkommen wie Bremen Verödung ländlicher Regionen und Bremerhaven (Lebuhn et al 2017). Der Anstieg der Die Kehrseite des urbanen Wohnungsbooms spiegelt Mieten setzte sich seit 2014 fort und dürfte die Situation sich in der Entwicklung auf dem Land wider: Die Abwan- weiter verschärft haben. Diese Entwicklung wird durch derung in die Ballungszentren führt zu einer tendenziell die nun schon über Jahre andauernde Niedrigzinsphase immer weiter schrumpfenden Bevölkerung im ländlichen und einen historisch günstigen Kapitaldienst verschärft. Raum. Damit verbunden zeigt sich der Rückzug des Staa- Finanzkräftige Akteure investieren im Wohnungsmarkt tes, aber auch der Privatwirtschaft, von Angeboten und und speisen in ihre Bilanzen steigende Mieten ein. Dienstleistungen, weil vermeintliche Mindestgrößen nicht mehr erreicht werden. Die Schließung von Kindergärten, Besonders drastische Anstiege sind in den Ballungszen- Schulen, Sportstätten, Arztpraxen und Einkaufsmöglich- tren und Universitätsstädten zu verzeichnen. In Städten keiten, um nur einige zu nennen, hat Auswirkung auf mit mehr als 500 000 Einwohner/-innen stiegen die Wirtschaft und Beschäftigung in der Region. Bezogen Angebotsmieten zwischen 2008 und 2018 um über auf die Wohnungsmärkte zeigt sich das in leerstehenden 60 Prozent auf durchschnittlich elf Euro. Berlin verzeich- Wohnungen und niedrigen Mieten, vielfach zudem bei nete einen Anstieg von 104 Prozent, aber auch die Mieten einer nicht mehr zeitgemäßen Bausubstanz. in Städten wie Weimar verteuerten sich um 38 Prozent. Hingegen stieg die allgemeine Teuerungsrate im gleichen Ausgaben der öffentlichen Hand im Zeitraum um lediglich 15 Prozent. Die Kaufpreise für Im- Wohnungssektor mobilien nahmen zwischen 2009 und 2017 bundesweit Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Deshalb ist es richtig um 61 Prozent zu; in München und Berlin gar um 140 und wichtig, dass die öffentliche Hand regulierend in den Prozent. 2018 waren die Mietsteigerungen in kleineren Markt eingreift und bestimmte Maßnahmen fördert. Kri- und mittleren Städten überdurchschnittlich. Inzwischen tisch zu prüfen ist dabei, wofür die Steuermittel ausgege- ziehen immer mehr Menschen in diese Städte, da sie ben werden. Die Kosten für die öffentliche Hand im Be- in den Großstädten schlicht keine bezahlbare Wohnung reich Wohnen setzen sich in erster Linie aus steuerlichen finden. Das gilt gerade auch für Beschäftigte in Kranken- Begünstigungen, Objektförderung und Subjektförderung häusern und Heimeinrichtungen, in der Verwaltung oder zusammen. Einnahmen generierte die öffentliche Hand den Stadtwerken, Erziehungs- und Lehrkräfte, ohne die vor allem durch Veräußerungen von Wohnungen und jedoch zentrale staatliche Versorgungsleistungen nicht Grundstücken. Die Einnahmesituation verbesserte sich mehr funktionieren. Eine weitere Folge der steigenden durch die Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit Mieten ist, dass die Zahl der Wohnungslosen stetig zu- 1990 und die darauf folgenden Privatisierungsmaßnah- nimmt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen- men kurzfristig. Jedoch führte die Deregulierungspolitik hilfe schätzt die Zahl der Betroffenen auf 860 000. zu einem starken Anstieg der Subjektförderung (siehe Grafik). Da die Menschen keine bezahlbare Wohnung 14
mehr fanden, waren sie auf Wohngeld angewiesen, das den Ausgaben für Subjektförderung zeigt die Abbildung vor allem der privatwirtschaftlichen Wohnungswirtschaft auch die Entwicklung für die Aufwendungen für Objekt- zugutekommt und insofern als indirekte Subvention förderungen. Dies sind vor allem Investitionen in sozialen für diesen Wirtschaftszweig betrachtet werden kann. Wohnungsbau, die seit 1990 tendenziell abnahmen. Seit 2005 verlagerte sich ein Großteil der Subjektförde- 2018 wurde mit dem Baukindergeld seit Jahren erstmals rung auf die Kosten der Unterkunft bei Hartz IV. Neben wieder eine Maßnahme zur Eigentumsförderung aufge- 7,0 AUSGABEN DES BUNDES FÜR DIE SUBJEKT- UND OBJEKTFÖRDERUNG 6,5 1980–2014 · in Milliarden € 6,0 Subjektförderung 5,5 Objektförderung 5,0 4,5 vor Abschaffung nach Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit der Wohnungsgemeinnützigkeit 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 80 8 1 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Quelle: Holm et al. 2017 15
3. FOLGEN EINER FEHLGELEITETEN WOHNUNGSPOLITIK legt. Familien mit einem Brutto-Jahreseinkommen bis zu Zusammenfassung 75 000 Euro plus 15 000 Euro pro Kind sind anspruchs- Durch die Privatisierung von Wohnungsbeständen und berechtigt. Eine Anfrage im Bundestag ergab, dass fast weil viele Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, hat 90 Prozent der Anträge für den Kauf von Bestandsimmo- sich der Bestand an bezahlbaren Wohnungen drastisch bilien gestellt wurden. Das heißt: Es wurde gar kein zusätz- verringert. Zudem nahm sich die öffentliche Hand selbst licher Wohnraum geschaffen. Die Förderung erreichte nicht die Möglichkeit, mittels eigener Bestände regulierend auf selten Menschen, die ohnehin einen Wohnungskauf vor- dem Wohnungsmarkt eingreifen zu können. Dies führte hatten. Die veranschlagten fast zehn Milliarden Euro gehen zu einem drastischen Anstieg der Mieten in den Bal- also oft am Ziel der Schaffung von neuem, bezahlbarem lungszentren und darüber hinaus. Zudem haben sich die Wohnraum vorbei und generieren Mitnahmeeffekte. Privatisierungen, die Abschaffung der Wohnungsgemein- nützigkeit und der Rückzug aus der Objektförderung fis- Ähnliche Mitnahmeeffekte mit geringem Nutzen sind von kalisch nicht gerechnet, da die Ausgaben für Subjektför- der geplanten Sonderabschreibung für den Mietwoh- dermaßnahmen in den letzten Jahren stark angestiegen nungsneubau zu befürchten. Wer bis zum 1. Januar 2022 sind und als Quersubventionierung gerade privater Ver- einen Bauantrag stellt, darf zu den bisher gewährten Ab- mieter/-innen wirkten. Die Deregulierung des Wohnungs- schreibungen von zwei Prozent der Anschaffungs- und marktes kommt die Mieter/-innen und die Allgemeinheit Herstellungskosten weitere fünf Prozent abschreiben. also teuer zu stehen. Zu befürchten ist, dass diese Maßnahme ein Strohfeuer im Mietwohnungsbau auslöst, ohne nachhaltige Effekte zu erzielen. Aufgrund der angespannten Kapazitäten bei Planung und Umsetzung von Baumaßnahmen ist nicht zu erwarten, dass alle geplanten Bauvorhaben auch rasch umgesetzt werden. Hingegen wird eine zeitlich befristete Ankurbelung des Bauens zu keiner Kapazitätserweiterung in der Branche führen. Sozialpolitisch problematisch ist, dass keinerlei Beschränkung der Miethöhe zur Bedingung für die Subvention gemacht wird. Das Bundesfinanzminis terium schätzt die Kosten auf ca. zehn Milliarden Euro bis zum Auslaufen der Förderung 2029. 16
4. WOHNUNGSPOLITISCHE POSITIONEN DES DGB Die Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt sind tiefgrei- • Sieben Milliarden Euro Förderung pro Jahr fend und bedürfen verschiedener Interventionen. Neben Um die angestrebte Zahl an Sozialwohnungen zu bau- der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bestehen He- en, bedarf es einer jährlichen Förderung von ca. fünf rausforderungen bezüglich des demografischen Wandels Milliarden Euro, die von Bund und Ländern gemein- und der Klimaneutralität des Wohnungsbestandes. Um sam aufgebracht werden müssen. Zudem braucht es diese Herausforderungen anzugehen und die Zukunft des finanzielle Anreize zum Bau bezahlbaren Wohnraums Wohnens im Sinne der Menschen zu gestalten, hat der für Menschen, die gerade keinen Anspruch mehr auf DGB Positionen für die Wohnungsbaupolitik, die Boden- einen Wohnberechtigungsschein haben. Hierfür müs- politik, die Mietenpolitik, die Steuerpolitik und weitere sen Bund und Länder zwei Milliarden Euro jährlich zur Bereiche entwickelt: Verfügung stellen. Die Vergabe der Fördermittel soll an tariflich gebundene Wohnungsunternehmen sowie Wohnungsbaupolitik Bauunternehmen erfolgen. • Bau von mindestens 400 000 bedarfsgerechten und bezahlbaren Wohnungen jährlich • Öffentliche und gemeinwohlorientierte Wohnungsbau- In deutschen Großstädten fehlen mehr als 1,9 Millionen gesellschaften schaffen bzw. stärken bedarfsgerechte Wohnungen. Um diesen Bedarf zügig Der DGB fordert, dass Wohnungsunternehmen der öf- zu decken, müssen jährlich mindestens 400 000 Woh- fentlichen Hand verstärkt Wohnungen bauen, um die- nungen gebaut werden. Bautätigkeiten im Luxus- und se langfristig zu günstigen Konditionen zu vermieten. gehobenen Preissegment helfen hier nicht weiter, da Außerdem erweitern sich so die Spielräume, um Bevöl- vor allem Wohnungen im unteren Preissegment fehlen. kerungsgruppen mit besonderen Bedarfen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung dafür sind • Bau von mindestens 100 000 Sozialwohnungen jährlich Neu- bzw. Wiedergründungen von kommunalen und Von den 400 000 Wohnungen müssen mindestens landeseigenen Wohnungsunternehmen. Neben öffent- 100 000 preis- und belegungsgebunden sein, um den lichen sollen gemeinwohlorientierte Wohnungsunter- historischen Tiefststand an Sozialwohnungen zu über- nehmen bei der Vergabe von Fördermitteln bevorzugt winden. Eine langfristige Bindung besteht nur, wenn werden. In diesem Zusammenhang fordert der DGB, die Wohnungen in öffentlicher, genossenschaftlicher neue Modelle der Wohnungsgemeinnützigkeit zu prü- oder gemeinwohlorientierter Hand bleiben. Wichtig fen, da deren Abschaffung 1990 nachweislich zu den hierbei ist, dass die Zuständigkeit für den sozialen Woh- Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt beigetragen nungsbau wieder auf den Bund übertragen wird. hat. 17
4. WOHNUNGSPOLITISCHE POSITIONEN DES DGB • Rekommunalisierung: Wohnungsbestände ankaufen, • Städtebauliche Verträge ausweiten ausbauen und dem privaten Markt entziehen Kommunen können durch sogenannte städtebauliche Die großen Privatisierungswellen in den vergangenen Verträge Betreiber von Neubauprojekten an den Kosten Jahrzehnten haben zu einem Abschmelzen der kom- für die Erschließung und an den Folgekosten der öffent- munalen Wohnungsbestände und damit auch zu ein- lichen Hand beteiligen. Dies erfolgt beispielsweise über geschränkten Handlungsmöglichkeiten der Kommunen die Vorgabe, 30 Prozent der Wohnungen als Sozialwoh- geführt. Damit die Kommunen und Länder den Woh- nungen zu vermieten oder eine Kindertagesstätte zu nungsmarkt wieder gestalten können, müssen die bauen und sie der Kommune kostenlos zu überlassen. Wohnungsbestände der öffentlichen Hand erweitert Auf diesem Weg kann die Allgemeinheit an der Steige- und ausgebaut werden. Hierzu braucht es sowohl eine rung des Bodenwerts beteiligt werden. ausreichende finanzielle Ausstattung der Kommunen, als auch die Schärfung und den effektiven Einsatz von Instrumenten wie das kommunale Vorkaufsrecht. 18 © Björn Kietzmann imageBROKER Strandperle · 2015
Bodenpolitik Mietenpolitik • Boden rekommunalisieren • Kappung der Mieterhöhungen im Bestand Lange Zeit hat die öffentliche Hand Grundstücke höchst Gegenwärtig dürfen Bestandsmieten um 20 Prozent bietend veräußert, Stück für Stück privatisiert und somit innerhalb von drei Jahren erhöht werden, sofern die zu Spekulationsobjekten gemacht. Besitz oder Kontrolle Erhöhung nicht über die ortsübliche Vergleichsmiete von Grund und Boden ist jedoch eine Voraussetzung hinausgeht. In angespannten Wohnungsmärkten ist dafür, dass die Kommune Gestaltungs möglichkeiten eine Absenkung auf 15 Prozent innerhalb von drei hat, Projekte der öffentlichen Daseinsvorsorge umzu- Jahren möglich. Der DGB hält eine flächendeckende setzen. Der DGB begrüßt in diesem Zusammenhang Absenkung auf zehn Prozent innerhalb von drei Jahren die aktuelle Gesetzgebung, Grundstücke des Bundes für geboten. Darüber hinaus bedarf es in angespannt- vorzugsweise und zu vergünstigten Konditionen an die en Wohnungsmärkten einer Absenkung auf maximal Kommunen zu geben. Da viele Flächen bereits privati sechs Prozent innerhalb von drei Jahren bzw. auf In- siert sind, bedarf es stellenweise eines Rückkaufs. Für flationsniveau, sollte dieses über zwei Prozent betra- den Ankauf von Grundstücken muss – im Falle klammer gen. Diese Maßnahme ist so lange aufrechtzuerhalten, Kommunen auch durch Bund und Länder – ausreichend bis ausreichend neuer bezahlbarer Wohnraum gebaut Geld zur Verfügung gestellt werden. wurde und die Märkte sich entspannen. • Soziale und nachhaltige Grundstücksvergabe Ein Wohnungsmarkt gilt laut Gesetz dann als ange Hinsichtlich der Bebauung von Grundstücken, die sich spannt, „wenn die ausreichende Versorgung der Be im öffentlichen Besitz befinden, sollten klare Vergabe völkerung mit Mietwohnungen in einer Gemeinde oder regelungen herrschen. Vorzugsweise sollten kommu- einem Teil der Gemeinde zu angemessenen Bedingun- nale oder andere gemeinwohlorientierte Träger die gen besonders gefährdet ist.“ Es liegt im Ermessen der Flächen bebauen und langfristig bezahlbaren Wohn- Länder dies festzustellen. In solchen Gebieten gelten raum zur Verfügung stellen. Vergabe an private Inves- derzeit die Mietpreisbremse, eine Kappungsgrenze bei toren soll auf Erbpachtbasis und nach Konzeptvergabe Mieterhöhungen von 15 Prozent innerhalb von drei (beispielsweise mit einem festgeschriebenen Anteil an Jahren und eine verlängerte Kündigungsfrist bei Um- Sozialwohnungen) erfolgen. Sollten Flächen veräußert wandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen. Die werden, muss dies mit einer Rückkaufklausel verse- Länder setzen diese Maßnahmen jedoch sehr unter- hen werden, um Spekulation mit Boden vorzubeugen schiedlich um, sodass ein mietrechtlicher Flickentep- („Ulmer Modell“). pich entstanden ist. 19
4. WOHNUNGSPOLITISCHE POSITIONEN DES DGB • Mietpreisbremse ausbauen und schärfen • Modernisierungsumlage auf vier Prozent absenken mit Bei Neuvermietungen dürfen Vermieter/-innen den einer Kappungsgrenze von 1,50 Euro pro Quadratme- Mietzins nicht höher als zehn Prozent über der orts ter innerhalb von sechs Jahren üblichen Vergleichsmiete ansetzen. Ausgenommen Mit dem 1. Januar 2019 wurde die Möglichkeit für davon sind möblierte Wohnungen, Neubauwohnungen Vermieter/-innen, Modernisierungskosten auf ihre oder umfassend modernisierte Wohnungen. Beträgt Mieter/-innen umzulegen, reduziert. Statt elf Prozent die Vormiete bereits mehr als zehn Prozent über der können nur noch acht Prozent der Anschaffungskosten ortsüblichen Vergleichsmiete, gilt Bestandsschutz. Der der jährlichen Miete aufgeschlagen werden. Außerdem DGB fordert, die Ausnahmen einzuschränken und ledig ist eine Mieterhöhung durch Modernisierung bei drei lich für Neubauwohnungen gelten zu lassen. Darüber Euro pro Quadratmeter innerhalb von sechs Jahren hinaus bedarf es Sanktionsmöglichkeiten gegenüber gekappt. Die Einschränkung der Umlage war überfäl- den Vermieter/-innen, sollten diese gegen die gesetzlich lig, schützt aber nach wie vor nicht effektiv vor moder geregelte Mietobergrenze verstoßen. Bislang gilt die nisierungsbedingter Verdrängung. Eine Reduzierung Mietpreisbremse lediglich in angespannten Wohnungs der Modernisierungsumlage auf vier Prozent würde märkten. 2020 läuft das entsprechende Gesetz aus. den Anreiz senken, unnötige Maßnahmen aus Ren- Der DGB fordert eine flächendeckende und unbefristete ditegründen vorzunehmen. Da die Kappungsgrenze Einführung einer Mietpreisbremse. von drei Euro für Haushalte mit günstigen Mieten eine Steigerung um 50 Prozent auf einen Schlag bedeuten • Mietspiegel rechtssicher machen und Betrachtungs kann, halten wir eine Kappungsgrenze von 1,50 Euro zeitraum auf zehn Jahre ausweiten pro Quadratmeter innerhalb von sechs Jahren für ver- Die ortsübliche Vergleichsmiete ist meist im Mietspiegel tretbar. Ein Modernisierungsstillstand ist dadurch nicht festgelegt. Berechnungsgrundlage sind dabei Mietver- zu erwarten. hältnisse der letzten vier Jahre, die neu abgeschlossen wurden oder in denen sich der Mietzins verändert hat. • Grundsteuer aus den Betriebskosten herausnehmen Der DGB fordert eine Ausweitung des Betrachtungs Als Teil der Betriebskosten müssen Mieter/-innen die zeitraums auf zehn Jahre, um eine preisdämpfende Grundsteuer tragen. Da es sich hierbei jedoch um eine Wirkung vor allem in jenen Gebieten zu entfalten, in Steuer auf das Eigentum handelt, sollte sie auch von denen die Mieten in den letzten Jahren stark gestiegen den Vermieter/-innen bezahlt werden. sind. Nicht alle Kommunen haben einen Mietspiegel. Sie sollen verpflichtet werden, einen solchen nach kla • Eigenbedarfskündigungen einschränken und ren Kriterien und in Abstimmung mit den Interessens- Kündigungssperrfrist flächendeckend verlängern verbänden aufzustellen. Eines der Instrumente, mit dem Menschen aus ihrer Wohnung und somit meist auch aus ihrer Nachbar- 20
schaft verdrängt werden, ist die Kündigung nach • Ausweitung von Milieuschutz- bzw. Erhaltungsgebieten Eigenbedarf. Eigenbedarf liegt vor, wenn der/die Laut Baugesetzbuch kann eine Gemeinde Gebiete fest Vermieter/-in die Wohnung für sich selbst oder für eine legen, in der Maßnahmen zur Erhaltung der städte zu ihrem Hausstand gehörende Person benötigt. In der baulichen Gestalt oder der Zusammensetzung der Praxis führt die recht vage gehaltene Rechtslage zu ei Bevölkerung (Milieuschutz) gelten. In diesen Gebie ner enormen Ausweitung des Personenkreises. Neben ten werden Luxussanierungen und Umwandlung von Kindern oder Enkeln kann auch für Cousins, Groß Miet- in Eigentumswohnungen stark erschwert. Dieses neffen, Schwiegerkinder, Tanten, Pflegepersonal oder Instrument sollte ausgeweitet werden. Au-pairs Eigenbedarf geltend gemacht werden. Auch die Nutzung der Wohnung als Zweitwohnsitz ist ein • Verordnungen gegen Wohnraumzweckentfremdung in Kündigungsgrund. Der DGB fordert, den Personen Ballungsgebieten erlassen kreis auf die engsten Verwandten einzuschränken und Basierend auf einem Gesetz auf Landesebene können eine Kündigung zur Nutzung als Zweitwohnsitz auszu Gemeinden Verordnungen gegen Zweckentfremdung schließen. Werden Mietshäuser in Eigentumswohnun- umsetzen. Dies ermöglicht, gegen Leerstände vorzuge- gen umgewandelt, darf bislang nach drei Jahren auf hen und zu verhindern, dass Wohnraum als Ferien- Eigenbedarf gekündigt werden. In angespannten wohnung oder zu gewerblichen Zwecken verwendet Wohnungsmärkten kann diese Frist auf bis zu zehn wird. Jahre verlängert werden. Der DGB fordert eine flächen- deckende Verlängerung der Kündigungssperrfrist auf zehn Jahre. [hier, oder ein bissl weiter oben ein Bild zu „Miete runter, Löhne rauf“ 21 © Frank Schultze · Alamy Stock Photo · 2016
4. WOHNUNGSPOLITISCHE POSITIONEN DES DGB Steuerpolitik Umgehung der Grunderwerbssteuer beim • Anhebung der Abschreibungssätze Frankfurter Eurotower durch Share-Deal Die Abschreibungssätze im Mietwohnungsneubau soll- Der einst von der Europäischen Zentralbank genutz- ten dauerhaft von zwei auf drei Prozent angehoben te Frankfurter Eurotower wechselte nach dem Umzug und damit den Sätzen im Gewerbebau gleichgestellt der EZB für 480 Millionen Euro den Besitzer. Durch werden. In Engpassregionen sollten sie – geknüpft an die Anwendung eines sogenannten Share-Deals spar- die Vorgabe, dass bezahlbare Wohnungen mit Miet te sich die IVG Institutional Funds GmbH die Grund obergrenzen gebaut werden – befristet auf vier Prozent erwerbssteuer von 29 Millionen Euro. Dies ist rechtlich erhöht werden. möglich, da die IVG formal nicht die Immobilie selbst, sondern 94,9 Prozent Kapitalanteile der Betreiberge- • Kein Missbrauch bei der Grunderwerbssteuer mittels sellschaft RFR Holding kaufte. Die restlichen 5,1 Pro- „Share-Deals“ zent können nach fünf Jahren erworben werden, ohne Beim Erwerb von Immobilien fällt für den/die Käufer/-in dass Steuern fällig werden. je nach Bundesland eine Grunderwerbssteuer von 3,5 bis 6,5 Prozent an. Erwirbt jedoch ein Unternehmen ein anderes Unternehmen, in dessen Besitz auch Immobili en sind, kann diese Steuer umgangen werden, sofern weniger als 95 Prozent des Unternehmens erworben werden. Schätzung zufolge entgehen den Ländern jähr- lich dadurch etwa eine Milliarde Euro. Der DGB fordert, diese Umgehung der Grunderwerbssteuer zu verbieten. 22
[Bild von jungen Menschen die über einem Papier sitzen oder eines in der Hand halten, das ein Mietvertrag sein könnte; Oder junge Menschen die gerade umziehen] 23 © Peter Delius · Alamy Stock Photo
4. WOHNUNGSPOLITISCHE POSITIONEN DES DGB Weitere Positionen: muss der Wohnungsbestand den demografischen Ver • Bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende und Studie änderungen angepasst werden. Entsprechende Maß rende schaffen nahmen dürfen jedoch nicht zur Verdrängung der Mieter/ Viele Ausbildungsplätze bleiben heute unbesetzt, weil -innen führen. Steuerliche Anreize und Investitionszula- sich potentielle Bewerber/-innen keine Wohnung in gen müssen attraktiver gestaltet und durch Beratungs der Nähe leisten können. In Düsseldorf reagierte die stellen und Planungshilfen ergänzt werden. Dazu müssen Stadt auf Druck des DGB und baut in naher Zukunft jährlich fünf Milliarden Euro bereitgestellt werden. So tra- bis zu 200 bezahlbare Wohnungen für „Azubis“. Im gen Vermieter/-innen, Mieter/-innen und die öffentliche Hamburg gibt es ein „Azubi“-Werk, das kürzlich den Hand zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe bei, den Spatenstich für ein zweites Wohnheim verkündet hat. Wohnungsbestand zukunftsfähig, umweltfreundlich Der DGB fordert, solche Einrichtungen auch in ande und sozial zu gestalten. ren Städten, finanziert von den Landesregierungen und Arbeitgebern, zu fördern. Darüber hinaus sollen mehr • Förderung des ländlichen Raums Wohnheimplätze für Studierende zur Verfügung gestellt Um der Abwanderung aus dem ländlichen Raum ent- werden, da vor allem in Universitätsstädten die Mieten gegenzuwirken, bedarf es unter anderem Investitionen enorm ansteigen. in den öffentlichen Nahverkehr, den Breitbandausbau und die öffentlichen Daseinsfürsorge. Darüber hinaus • Personalaufstockung in den Kommunen müssen Arbeitsplätze im ländlichen Raum angesiedelt In den Bau- und Planungsbehörden der Kommunen werden und Teile des Wohnungsbestands zu kleineren, wurden von 2006 bis 2015 fast 10 000 Stellen abge- altersgerechten bzw. barrierefreien Wohnungen umge- baut, was knapp zehn Prozent des Personals entspricht baut werden. (KfW 2016). Dies führt aufgrund zahlreicher Anträge zu Engpässen in der öffentlichen Verwaltung. Außerdem • Regelmäßige Anpassung des Wohngeldes und der stehen in einigen Kommunen kaum Mitarbeiter/-innen Kosten der Unterkunft zur Verfügung, um Fördergelder zu beantragen und ab- Der DGB fordert eine regelmäßige Anpassung des Wohn- zurechnen. Hier muss Personal eingestellt werden, damit geldes und der Kosten der Unterkunft für ALG II- Emp- die notwendigen Arbeitsprozesse rasch durchgeführt fänger/-innen an den Wohnkostenanstieg. Heizkos- werden können. Zudem müssen Planungs- und Geneh ten und modernisierungsbedingte Mietsteigerun- migungsprozesse optimiert und beschleunigt werden. gen müssen zudem berücksichtigt werden. Eine nachhaltige Wohnungspolitik muss jedoch darauf hin- • Energetische und altersgerechte Sanierung wirken, Wohngeld weitgehend überflüssig zu machen Zur Erreichung der Klimaziele sind umfassende ener und stattdessen ausreichend bedarfsgerechten und be getische Gebäudesanierungen unumgänglich. Zudem zahlbaren Wohnraum zu schaffen. 24
• Gewinne öffentlicher Unternehmen reinvestieren Literatur Kommunale und landeseigene Wohnungsunternehmen sollen Gewinne nicht in ihre Haushalte abführen, sondern Holm, Andrej; Lebuhn, Henrik; Junker, Stephan in die Sanierung des Bestands sowie den Neubau oder und Neitzel, Kevin (2018): Ankauf von preisgebundenen Wohnungen investieren. Wie viele und welche Wohnungen fehlen in deutschen Großstädten? Die soziale Versorgungslücke nach • Produktion erhöhen Einkommen und Wohnungsgröße. Working Paper Angesichts zu niedriger Wohnungsfertigstellungen Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 63. sollte neben der notwendigen Ausweitung von finan ziellen öffentlichen Mitteln darüber nachgedacht Holm, Andrej; Horlitz, Sabine und Jensen, Inga werden, vermehrt auch auf die serielle Fertigung auszu- (2017): weichen. Die Chancen, die Digitalisierung und Industrie Neue Wohnungsgemeinnützigkeit. Voraussetzungen, 4.0 hierfür bieten, sind zu konkretisieren und zu erpro- Modelle und erwartete Effekte. Rosa-Luxemburg- ben. Gleichzeitig ist die Attraktivität der Arbeitsbedin- Stiftung. Berlin gungen im Baugewerbe weiter zu stärken. Lebuhn, Henrik; Holm, Andrej; Junker, Stephan und Neitzel, Kevin (2017): Wohnverhältnisse in Deutschland – eine Analyse der sozialen Lage in 77 Großstädten. Bericht aus dem Forschungsprojekt „Sozialer Wohnversorgungsbedarf“, Hans-Böckler-Stiftung. Kreditanstalt für Wiederaufbau (2016): Erst mehr Geld und jetzt mehr Personal – was benöti- gen Kommunen für Investitionen? KfW Research Fokus Volkswirtschaft; Nr. 151. 25
5. CHECKLISTE FÜR EINE GUTE WOHNUNGSPOLITIK Auf Bundesebene ausreichend zweckgebundene Mittel für sozialen, bezahlbaren und bedarfsgerechten Mietwohnungsbau sowie zur energetischen und altersgerechten Sanierung bereitstellen Kommunen beim Erwerb von Flächen aktiv unterstützten; Bundesliegenschaften nicht privatisieren Mietrecht schärfen Möglichkeiten einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit prüfen steuerrechtliche Anreize zur Schaffung von sozialem und bedarfsgerechtem Wohnraum setzen Wohngeld und Kosten der Unterkunft regelmäßig den realen Kosten anpassen Auf Landesebene Mittel für sozialen, bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnungsbau massiv erhöhen landeseigene Wohnungsgesellschaft gründen bzw. stärken Landesliegenschaften nicht privatisieren mietrechtliche Instrumente (Mietpreisbremse, Kündigungssperrfrist und Kappungsgrenze bei Mieterhöhungen) effektiv ausschöpfen Landesverordnungen gegen Wohnraumzweckentfremdung einführen Landesbauordnungen vereinheitlichen bzw. zumindest anpassen Auf kommunaler Ebene kommunale Wohnungsgesellschaft gründen bzw. stärken und deren Gewinne reinvestieren Personalaufstockung in der kommunalen Bauverwaltung aktive Bodenpolitik betreiben; Spekulation bekämpfen; Privatisierung stoppen bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende und Studierende schaffen Mietspiegel rechtssicher gestalten Milieuschutz/Erhaltungsgebiete ausweiten 26
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Impressum: Deutscher Gewerkschaftsbund Bundesvorstand Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin V.i.S.d.P. DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell Redaktion: Maximilian Fuhrmann Stand: März 2019 · 1. Auflage Gestaltung: Berliner Botschaft
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