22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Die Seite wird erstellt Hannes Münch
 
WEITER LESEN
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
22/23
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Robin Ticciati, Chefdirigent
Musik entfaltet
sich, erklingt,
entsteht immer auch
im Spannungsfeld
der sie umgebenden
Architektur.
Im ICC haben wir
eine neue Klang-
werkstatt gefunden:
Hier wird geprobt,
was als Raumklang
im Klang­raum
Philharmonie zum
Erlebnis wird.
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
4
 10
      Grußwort
      The DSO in English
                                     Rund um
 14   Abo-Generator                  die Konzerte
                                     133   Konzertorte
Die Saison                           134
                                     136
                                           Informationsangebote
                                           Förderkreis
30    Programme und Themen           138   ROC
39    Festival ›Music and Healing‹   145   Impressum
44    Künstlerinnen und Künstler
53    Kammermusik
56    Kabarettkonzerte               Karten und
                                     Abonnements
Konzerte 22/23                       146  Abonnements
 63   Konzertkalender                155  Abo-Bestellformular
102   Gastspiele                     158	Kartenservice
105   Konzerte im Radio                   und Abo-Buchung
                                     159  Kartenpreise Silvester
                                          und Neujahr
Das Orchester                        160
                                     161
                                          Karten- und Abo-Preise
                                          Besucherservice
106   Geschichte
110   Mitglieder
113   Management
114   Akademie

Musikvermittlung
118   Symphonic Mob
121   Casual Concerts
123   Berlin braucht Musik!
124   Angebote für Schulklassen
125   Kartenangebote für
      Kinder und Jugendliche
126   Kammermusikprojekt
129   Kinderkonzerte
130   Abo-Orchester
131   Konzerteinführungen

Inhalt
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Liebe Freundinnen und Freunde des Deutschen
    Symphonie-Orchesters Berlin,

     viele Jahre lang war der Ferenc-Fricsay-Saal im rbb-
     Fernsehzentrum, benannt nach dem ersten Chefdiri-
     genten des Orchesters, die Probenstätte des DSO.
    Die Akustik dieses für einen Klangkörper unseres
    Formats zu kleinen Raums war für uns immer eine
    Herausforderung, wenn es für die Konzerte in die
    ­Philharmonie ging. Manchmal schien es gar, als müss-
     ten wir dort, im brillant klingenden Scharoun’­schen
     Saal, mit unserer Arbeit von Neuem beginnen. Der
     Fricsay-Saal im rbb weicht nun unter anderem einem
     Digitalen Medienhaus, das Mitte der 2020er-Jahre ­
     im Zusammenspiel mit dem Haus des Rundfunks die
     Heimstätte aller Klangkörper der Rundfunk Orches-
     ter und Chöre GmbH werden wird. Das DSO fand in-
     zwischen ein Übergangsquartier in räumlicher Nähe
     zum rbb: Im Februar 2022 ist es ins ICC gezogen, das
     Internationale Congress Centrum. In diesem »notge-
     landeten Raumschiff« über den Verkehrsfluten der
     Stadtautobahn, einem futuristischen Riesengebäude
     der späten 1970er-Jahre, befindet sich die neue
     ­Proben- und Produktionsstätte für das Orchester
      und sein Management.

     Seit 2014 stand das ICC mehr oder weniger leer, galt
     der öffentlichen Meinung oft als »Millionengrab ohne
     Zukunftsvision«. Doch die Zeiten haben sich geändert.
    Die Diskussion um die zukünftige Nutzung des iko­
    nischen Bauwerks hat nicht zum ersten Mal, nun aber
    mit neuer Energie Fahrt aufgenommen. Wir sind
    ­davon überzeugt: Das ICC ist eine Chance für Berlin.
     Was für ein Glück für uns, in dieser Zeit an diesem Ort

4   Grußwort
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
arbeiten und dabei ein wenig die Zukunft mitträumen      Dieter Hallervordens Schlosspark Theater in Steglitz
    zu dürfen! Zur Eröffnung im April 1979 waren wir         erwarten Sie Kabarettstars wie Christian Ehring,
    mit Luciano Pavarotti und italienischen Opernarien       Arnulf Rating, Mathias Richling und Torsten Sträter,
    erstmals hier: im Saal 1 vor 5000 Zuhörerinnen und       gemeinsam mit Kammermusik­ensembles des DSO
    Zuhörern. Nun sind wir es erneut – und dabei ganz        in der neuen Reihe ›Die Kunst der UnFuge‹.
    einer Meinung mit dem Berliner Wirtschaftssenator
    Stephan Schwarz, der im Februar 2022 sagte:              Unser ausdrücklicher Dank gilt bei allen unseren Pro-
    »Das ICC kann für Berlin ein Aushängeschild werden.«     jekten den vier Gesellschaftern der ROC – Deutsch-
    Den Weg dahin begleiten und unterstützen wir mit         landradio, Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin
    unseren Mitteln, der Musik und der Kreativproduk­        und Rundfunk Berlin-Brandenburg –, ohne deren
    tion, sehr gerne.                                        ­Zuwendungen diese Programmvielfalt nicht möglich
                                                              wäre. Besonders hervorheben möchten wir in dieser
    Akustisch gesehen ist unser neuer Probenort, der          Spielzeit das Engagement des rbb, der uns als Mieter
    ehemalige Ballsaal des ICC, eine große Verbesserung       des ICC immens unterstützt. Vor allem aber gebührt
    gegenüber dem Ferenc-Fricsay-Saal, was sicherlich         unser Dank Ihnen, verehrte Damen und Herren, die Sie
    auch in der Philharmonie zu hören sein wird. Wir laden    uns auch in den harten Zeiten der Pandemie die Treue
    Sie herzlich ein: Kommen Sie ins Konzert und über-        gehalten haben und die wir auch in Zukunft wieder
    zeugen Sie sich davon! Wir bieten Ihnen auch diesmal      herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns auf Sie!
    wieder ein spannendes und hochkarätig besetztes
    Programm. Zu den Höhepunkten der kommenden
    Spielzeit zählen unter anderem die Opernrarität ›The
    Wreckers‹ der englischen Komponistin Ethel Smyth,
    Händels Oratorium ›Solomon‹ und Mahlers Dritte           Robin Ticciati				Thomas Schmidt-Ott
    Symphonie mit Karen Cargill und dem Rundfunkchor         Chefdirigent 				Orchesterdirektor
    Berlin. Das kleine Festival ›Music and Healing‹ wird
    sich an zwei März-­Wochenenden 2023 mit dem Ein-
    fluss von Musik auf Körper, Geist und Seele beschäf-
    tigen. Mit Eckart Altenmüller, Stefan Willich und
    ­anderen haben wir namhafte Wissenschaftler ge­
     wonnen, die uns dabei in Symposien begleiten.

    Neue Räume gibt es auch darüber hinaus zu ent­
    decken: Unsere Kammermusikserie bespielt
    erstmals das Kühlhaus am Gleisdreieck, und in

6   Grußwort                                                                                               Grußwort   7
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Welcome to
the DSO!

             You don’t have to know German to enjoy wonderful music at the DSO’s concerts.
             As one of the capital’s leading orchestras, we are happy to provide our inter­
             national audience with extensive information in English to make your concert
             experience as enjoyable as possible.

             Information about our concerts, programmes and artists, tickets and subscriptions
             can be found in English on our website → dso-berlin.de/en as well as in our English
             season leaflet. We look forward to welcoming you!
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Lust auf
     mehr Musik
     im Leben?
     Festlegen lohnt sich.
     Jetzt Abo sichern. Mehr ab → S. 146
12   Grußwort                              Grußwort   13
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Sehnsucht                                                                  nach Musik, die
     Unsere Abonnements versorgen Sie genau
     mit der richtigen Dosis. Wie Sie das
     passende finden? Mit dem Abo-Generator. *
                                                                                                             nachklingt?
                                                                                                                                                   Ist das eine rhetorische Frage?

      ABER NUR                     NEIN             Und, Klassik-Profi?               JA                      NEIN                                 Weil Klassik Sie             JA        Können wir Sie            JA
      MAHLER!                                                                                                                                      kaltlässt?                             trotzdem für uns
                                                                                                                                                                                          erwärmen?
                                                       JA
                                                                                                                                                  NEIN                                     NÖ

      MAHLERS DRITTE                                Grundsätzlich                     Auch auf die           Schwabe oder Schwäbin                 Also auf der                           Macht nix! Passt
                                                    experimentier-        JA          Kombi Humor            in Berlin?                            Suche nach Über­-        NEIN          schon. Tschüss und
      → S. 71                                       freudig?                          trifft Klassik?                                              raschungen?                            auf Wiedersehen.

                                                    NEIN NEIN                         JA                           NEIN            JA               JA                                            NEIN

                                                                                                  NEIN
     Eher Team »Hilfe, was                   NEIN   Eher Team             JA        Lust auf            JA   Aber Sie mögen                        Auch in Richtung Enescu,               Nö, wir sind neugierig.
     soll ich buchen«?                              Maestro?                        Horizonter-              die Rituale eines                     Copland und Ramsøe?                    Sie auch?
                                                                                    weiterung?               Konzertbesuchs?

     JA, ABER                                               ABSOLUT                                                JA     NEIN           NEIN       JA                                     JA
                                                                                                  NEIN
                 OKAY
                                    Auch bereit für                                 Nachts Musik im          Mögen Sie                             Um 22 Uhr liegen Sie                   Dann reizt Sie bestimmt
     Sie wollen trotzdem            Fazıl Say, Nicola   Konzertpurist:in?           Hamburger Bahnhof        Mathias Richling?                     immer im Bett?                         die britische Komponistin
     oben einsteigen?               Benedetti und                                   und im Humboldt                                                                                       Ethel Smyth?
                                    Dorothea Röschmann?                             Forum hören?

JA          JAAA             JA      JA         ODER                                                          JA                                               JA
                                                             JA                              JA                                                                                      JA
     Wagner, Fauré                  Und auch für                            Besser unter-                    Musikalischer                          NEIN                                          NEIN
     und Bruckner?                  Ticciati und                            wegs mit Pärt,        NEIN       Nonsens und politi-
                                    Nagano?                                 Strawinsky und                   sches Kabarett –
                                                                NEIN        Bach?                            genau Ihr Mix?
        NEIN
                      JA             JA                                               JA                      JA
                                                                            NEIN

     SERIE ›ZEITREISE‹            MAESTROSERIE              WOCHENEND-         FESTIVAL-PAKET                KABARETT-               ABO ›NOTTURNO‹                   ›THE WRECKERS‹             SERIE
     → S. 148                     → S. 150                  SERIE              ›MUSIC AND HEALING‹           PAKET                   → S. 153                         → S. 66                    ›ENTDECKUNGEN‹
                                                            → S. 147           → S. 152                      → S. 153                                                                            → S. 149

                                                                                                             * Absolut ohne Gewähr. Aber ehrlich gesagt, können Sie mit einem Abo beim DSO ohnehin nichts falsch machen.
22/23 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Ksenija Zečević, Violine

     Jens Hilse, Pauke   Perfektion ist
     Gut ist, wenn       langweilig.
     meine Pauke         Aber die
     brummt. Dann        Magie eines
     herrscht            einzigartigen
     satter Klang,       Konzerts
     brillanter          kann uns über-
     Sound.              all hintragen.
26                                                  27
Das DSO startet in die neue Saison mit    wird; es gibt hier keine verlorenen      ­ auminszenierungen zu erkunden und
                                                                                        R                                          Musik und Transzendenz
     einer neuen Adresse: Messedamm 22.        Ecken. Die Räume rufen danach,           auszuschöpfen. Die Saison 2022/2023        Was kann Musik bewirken? Was kann
     Heimat bietet nun das Internationale      bespielt und mit kommunikativem          enthält spannende Ansätze, die in          sie Menschen geben, das sie woanders
     Congress Centrum, kurz ICC, die           Leben erfüllt zu werden.                 diesem Sinne weiterentwickelt wer-         nicht erhalten können? Diese Frage
     »Raumfähre« aus Beton direkt an                                                    den wollen.                                beschäftigt Robin Ticciati, seit er die
     Stadtautobahn und S-Bahn-Ring. An         Der Wirtschaftssenator meldete sich                                                 Künstlerische Leitung des DSO über-
     der Schwelle zur Postmoderne beton-       unlängst mit einem Plädoyer für das      Musik und die Künste                       nahm. Mit seinen Saisonprogrammen
     te das großzügige Gebäude 1979 noch       große Haus zu Wort. Verschiedene         Die Spielzeit öffnet sich hin zum          sucht er konkrete Antworten. In der
     einmal, was den Westen der geteilten      Initiativen entwickelten – nicht zum     Theater, zu den vielfältigen Formen        Spielzeit 2022/2023 geht er einem
     Stadt architektonisch bedeutsam           ersten Mal – Überlegungen zu einer       des Ineinanderwirkens von Ton-,            großen Thema nach: dem Verhältnis
     machte: die Moderne mit Bauten            kulturellen Nutzung. Hier könnten        Wort- und Bühnenkunst – mit Ethel          von Musik und Spiritualität. Das Ver-
     wie der Philharmonie und der Neuen        Künste und Kreative – Musik, Tanz,       Smyths ›The Wreckers‹, Georg Fried-        langen nach Transzendentem, das Hier
     Nationalgalerie. Was das »Space           Bildende Künste, Start-ups – anre-       rich Händels ›Solomon‹ und Gaetano         und Jetzt Überschreitendem, ist groß;
     Age« in der Architektur auszeichnete,     gende Nachbarschaft finden, Koope-       Pugnanis ›Werther‹ nach Goethe.            die Literatur dazu wächst stetig
     erklärt sich nicht nur beim Anblick       rationen verwirklichen und demons­       Damit werden zugleich drei Arten vor-      an, die Suche nach ihr muss sich vor
     des ICC von außen. Wer das Gebäude        trie­ren, wie Kultur als gemeinsames,    gestellt, Musik und Dichtung zu            mancherlei Irrwegen bewahren. Um
     betritt, bekommt sofort ein Gefühl        spartenübergreifendes Engagement         verbinden: die Oper, an der die rein       das zu erkennen, bedurfte es zwar
     von Weite. Diese wirkt im jetzigen        Zukunft gewinnt. Das DSO könnte          instrumentale Musik einen entschei-        nicht der Pandemie, aber sie wirkte
     Eingangsbereich fast zu groß, man         dabei sein, und es hat einiges an        denden, handlungstreibenden Anteil         hier wie in anderen Bereichen verstär-
     kann sich darin verlieren. In den Sälen   Erfahrungen einzubringen. In den         hat, das Oratorium, das wie eine Oper      kend, beschleunigend und schärfend.
     vermittelt sie sich durch eine imaginä-   letzten Jahren hat es die Sensibilität   angelegt ist, aber aus Pietätsgründen
     re Kugelgestalt, die durch ansteigende    dafür geschärft, die idealen Räume       auf Bilderwelten verzichtete, und          Das thematische Anliegen zieht sich
     Sitzreihen, flexible Bühnen, Raumhöhe     für künstlerische Projekte zu ent­       das Melodram, das mit seinem Inein-        durch die gesamte Saison. Es ist
     und die vollkommene akustische und        decken und in Sälen wie der Philharmo-   andergreifen von Musik und gespro-         im Eröffnungskonzert mit den letzten
     visuelle Durchleuchtung suggeriert        nie das ganze Spektrum möglicher         chenem Wort zu Haydns und Mozarts          Werken von Morton Feldman und
                                                                                        Zeiten als experimentelle Form des         Jean Sibelius und in Strawinskys
                                                                                        Musiktheaters geschätzt wurde. Die         Violinkonzert präsent. Bruckners
                                                                                        Stücke schneiden aktuelle Themen an:       Fünfte, die Kathedrale unter seinen
                                                                                        religiösen Fanatismus als Begründung       Symphonien, und Mark ­Simpsons
                                                                                        für Raub und Mord bei Smyth, die           Orchesterfantasie über einen legen-
                                                                                        Bewahrung der Mächtigen vor dem            dären Engel beleuchten das Thema
                                                                                        Abgleiten in Despotie in ›Solomon‹;        von einer weiteren Seite, ebenso
                                                                                        alle drei aber thematisieren die Rolle,    Mahlers Dritte Symphonie, dieser
                                                                                        die Macht und die Ohnmacht der Liebe.      musikalische Weltentwurf, in der
                                                                                        Der »Gipfelsturm«, bei dem Richard         Konstellation mit György Ligetis Chor-
                                                                                        Strauss’ ›Alpensinfonie‹ mit Texten        stück über das »ewige Licht« oder die
                                                                                        von Reinhold Messner kombiniert            Begegnung von Schöpfung und komö-
                                                                                        wurde, findet seine Fortsetzung in lite-   diantisch aufbereiteter Apokalypse
                                                                                        rarischen Reflexionen zum ›Helden­         in Werken von Haydn und Ligeti. Kent
                                                                                        leben‹ desselben Tondichters. Zu           Nagano kombiniert im ersten seiner

     Programme
                                                                                        »auditiven Figurationen« finden sich       beiden Konzerte zwei Werke, die
                                                                                        exponierte Werke für Streichtrio und       Urmodelle musikalisch-spiritueller
                                                                                        Gedichte von Cia Rinne, der polyglot-      Äußerung auf ganz verschiedene Weise
                                                                                        ten, in Deutschland aufgewachsenen         in ihre Gegenwart übersetzen: Pierre
                                                                                        finnisch-schwedischen Künstlerin im        Boulez macht das dialogische Prinzip
                                                                                        zweiten Kammerkonzert der Spielzeit        der alten Respon­sorien zum Wechsel-

     und Themen
                                                                                        zusammen. Mitten in der Aktualität         und Zusammenspiel zwischen natür­
                                                                                        bewegt sich die neue Reihe ›Die Kunst      lichen und elektronischen Instrumenten
                                                                                        der UnFuge‹, in der sich die besten        und erzeugt dadurch ein Klang-Raum-
                                                                                        Spötter der Republik auf Kammer­           Drama, das in seiner Intensität ei-
                                                                                        musik einlassen – und umgekehrt.           nem Oratorium gleicht. Nagano lässt

30   Die Saison                                                                                                                                               Die Saison     31
Gabriel Fauré mit einem Requiem          eine Komposition für die Entdeckung
     antworten, dem die Sehnsucht nach        immer neuer Seiten bietet, dann ent-
     einer versöhnten, angstfreien Welt       scheidet sich, wie sie sich in Konstella-
     wichtiger ist als Schreckensszenarien    tionen zu anderer Musik bewährt
     des Jüngsten Gerichts.                   und Auditorien herausfordern und
                                              für sich vereinnahmen kann.
     Im Zentrum dieses Themenbereichs
     aber steht das Festival ›Music and       Das Kennenlernen der jungen Gene­
     Healing‹ → S. 39, dessen Titel bewusst   ration erfährt seine Entsprechung
     in englischer Sprache belassen ist.      durch Maestri, die dem Orchester seit
     Mit Konzerten und Begleitveranstal-      Langem verbunden sind: Kent Nagano,
     tungen zieht es, von der Musik aus­      Ehrendirigent des DSO, schließt nach
     gehend, Verbindungen in andere           seinem Konzert im April die Saison mit
     Kunst- und Erlebnisbereiche. Nicht       Gustav Mahlers Sechster Symphonie
     fertig gestanzte Antworten sind das      ab. Ingo Metzmacher, sein Nachfolger
     Ziel, sondern die Anstiftung zum         als Chefdirigent und Künstlerischer
     Weiterdenken, zur Klärung und Ver­       Leiter, kombiniert John Adams’ Klas­
     tiefung von Empfindungen, Gefühlen       siker ›Harmonielehre‹ mit dem groß­
     und (Selbst-)Erkenntnissen. In diesem    artigen, exorbitant schweren Klavier-
     Sinn wird es gewiss auch in die kom-     konzert von Max Reger. Manfred
     menden Spielzeiten ausstrahlen.          Honeck, der zum DSO seit Beginn
                                              seiner Diri­genten­karriere eine Freund-
     Zusammenspiel der Generationen           schaft pflegt, konfrontiert Beetho-
     Seit jeher bietet das DSO verhei-        vens lyrischen mit Richard Strauss’
     ßungsvollen Künstler:­innen, Inter­      dramatischem Wagemut. Tomáš
     pret:­innen wie Komponist:­innen, ein    Hanus greift die Bruckner-Linie mit
     Forum, auf dem sie sich vorstellen und   dessen Sechster auf, und Yutaka Sado
     präsentieren können, und das nicht       wird einmal mehr sein unbändiges
     nur in speziell dafür eingerichteten     musikantisches Temperament mit
     Reihen wie dem ›Debüt im Deutsch-        Bernstein und Tschaikowsky bewei-
     landfunk Kultur‹ und dem Festival        sen. Entdeckungsfreude und Respekt
     ›Ultraschall Berlin‹, sondern auch in    gegenüber einer großen Kulturtradi­
     seinen Abonnementkonzerten. In           tion greifen ineinander. Denn darüber,
     der Saison 2022/2023 stehen etliche      was neu ist, entscheidet letztlich nicht
     junge Virtuos:innen des Taktstocks       das Entstehungsdatum eines Werkes,
     zum ersten oder wiederholten Mal         sondern seine Wirkung im Konzert.
     am Pult des DSO. Robin Ticciati ist
     es ein großes Anliegen, dem Berliner
     Publikum einen Eindruck von der
     regen Szene junger britischer Kompo­
     nist:­innen zu vermitteln, wie er dies
     mit Aufführungen von Helen Grime und
     Julian Anderson in den vergangenen
     Spielzeiten bereits begann. Er setzt
     dabei nicht nur auf Uraufführungen,
     denn diese werden gern mythisiert.
     Ob und wie ein Werk ins Repertoire
     findet, hängt von der Zeit nach
     der ersten, von der zweiten, dritten,
     fünften, zehnten Präsentation ab.
     Dann zeigt sich, welchen Fundus

32   Die Saison
Festival vom 17. bis 26.3.

Music and
Healing                      Die Saison   39
Die kleinen Festivals, die wir alle zwei   auf Eindeutigkeit enthält auch einen      der Nacht beim Klang von Pans Musik        Sinnbildlich wird dies in der Versöh-
     Jahre veranstalten, geben der jeweili-     großen Vorzug. In einem musikali-         befallen«, so der Komponist in An-         nung von tonaler und zwölf­töniger
     gen Saison ein gedankliches Zentrum.       schen Werk, in einem Konzertpro-          spielung auf die griechische Mytholo-      Komposition, die einander nach weit
     Mehrere Linien unserer Arbeit werden       gramm durchwandern wir gleichsam          gie. Es bildet den Gegenpol zu Stra-       verbreiteter Auffassung ausschließen.
     an den zwei Wochenenden zusammen­          Gedanken um Gedanken und erleben          winskys Ballettmusik ›Le sacre du
     geführt und genauer beleuchtet –           deren verschiedene Facetten. Der          printemps‹, deren Szenario auf alte        Das letzte Programm am 26. März
     nicht nur durch Musik. Wir beziehen        allbekannten Erfahrung des Zeit-          russische Sagen zurückgeht. Seine          stellt zwei Verklärungserzählungen
     andere Künste, Wissenschaften,             drucks setzt die Musik eine Eigenzeit     Musik ist wie ein Ritual komponiert        einander gegenüber. Jonathan Harvey
     Gesprächsforen mit ein. Die ersten         ihres Verlaufs entgegen. »Entschleu-      und wirkt auch ohne Szene. Wir stel-       versucht in ›… towards a Pure Land‹
     beiden Festivals widmeten wir Kom-         nigung« ist dafür kein zureichender       len dem ›Sacre‹ Kehlkopfgesang zur         durch eine fließende, sich stetig
     ponisten, die Musik, Kultur- und           Begriff. Denn Musik nimmt nicht           Seite, aus der Region Tuwa, im Süden       wandelnde Musik ein Ebenbild jenes
     allgemeines Geistesleben weit über         woanders Tempo raus, sondern setzt        Sibiriens, direkt an der Grenze zur        Zustands zu schaffen, den die einen
     ihre Ära hinaus prägten und bis heute      ihr eigenes Zeitmaß. Das wird biswei-     Inneren Mongolei gelegen. Dort wird        als Nirwana, andere als Paradies oder
     Anlass für produktive Kontroversen         len als Zumutung empfunden – bei          die Kunst, mit der eigenen Stimme          Elysium bezeichnen. Und die Musik
     geben: Johannes Brahms und Richard         Schuberts »himmlischen Längen«,           nicht nur einen Ton, sondern gleich­       am Ende von Wagners ›Tristan und
     Wagner. Das zweite fiel leider der         bei repetitiven Prozessen etwa in der     zeitig mit ihm mehrere Obertöne zu         Isolde‹ ist eine Musik der Entrückung,
     Pandemie zum Opfer. Für das dritte         Minimal Music, bei angespannten           erzeugen, bis heute kultiviert. Den        gleichsam der Transformation der
     haben wir uns ein weit gefächertes         Zonen der Stille in manchen Partitu-      so generierten Klängen wurde einst         Liebe in eine andere, ihr nicht mehr
     Thema vorgenommen. Die Idee dazu           ren aus den letzten 60 Jahren. Musik      magische Wirkung zugesprochen.             feindliche Welt. Sie spricht nicht von
     entstand schon vor geraumer Zeit           bietet durch ihre Existenz ein Gegen-     Ihre kultische Faszination bewahren        einem Ende.
     bei Überlegungen zum Gesellschafts­        über zu dem, was die Alltagswelt          sie bis heute.
     bezug unseres Tuns. Die heutigen           beschäftigt und prägt. Sie ist die                                                   Wir haben den Gesamttitel bewusst
     Generationen sind zunehmend psychi-        vitale Erinnerung daran, dass es          Kontemplativ, meditativ ist das zweite     in englischer Sprache belassen, zum
     schem Stress ausgesetzt – durch            Alternativen gibt. Der Philosoph          Programm am 18. März gehalten, ein         einen, weil das Wort »healing«
     die Urbanisierung der Welt und das         Theodor W. Adorno meinte, sie ver-        Nachtkonzert zu später Stunde. Arvo        einen ungleich größeren Bedeutungs-
     forcierte Leben in den Städten, durch      trete »jenes Andere«, das wir nicht       Pärt und Pēteris Vasks erlebten noch       radius besitzt als das deutsche Wort
     die moderne Kommunikation und die          kennen und das uns als Wunsch und         die Zeit der politischen Gängelung         »Heilung«, zum anderen, weil Letzteres
     Eigendynamik ihrer Systeme, aber           Sehnsucht doch eigentümlich vertraut      durch das Sowjetregime und gehörten        durch völkische Deutung von den
     mittlerweile selbstverständlich auch       erscheint. Die einen füllen es mit        zu jener leisen Revolution, die das        Nationalsozialisten umstandslos in
     durch die Covid-19-Pandemie, die uns       religiösen Inhalten, wieder andere        musikalische Bewusstsein auch im           ihre Rassenideologie eingeschmolzen
     in den letzten beiden Jahren enorm         mit mythischen, ideologischen oder        Westen veränderte. Die Einheit von         wurde. »Healing« umschließt in
     forderte. Was kann Musik, was kann         fantastischen. Es gibt viele intellek­    Kunst und Glauben ist bei John Tavener,­   Andeutungen auch das, was im Deut-
     klassische Musik in diesen Zusam-          tuelle und emotionale Arten, sich mit     unserem Zeitgenossen, nicht weniger        schen als »Versöhnung« oder »Erlö-
     menhängen bewirken? Bietet sie ein         dem vertrauten Unbekannten zu             eng als vor Jahrhunderten bei Johann       sung« bezeichnet würde. Wir denken
     Refugium, Entspannung und Regene-          beschäftigen und so durch krisenhaf-      Sebastian Bach und Hildegard von           bei unserem Festivalmotto weniger
     ration, vielleicht sogar Kreativkraft?     te Situationen hindurchzufinden.          Bingen.                                    in Analogie zur Medizin an eine Heilung,
     Wie verhalten wir uns als kulturelle       Wie haben Komponist:innen sich                                                       die möglichst den Status quo wieder-
     Institution, die ihre Berechtigung aus     damit auseinandergesetzt? Welche          Das religiöse Erlebnis, das aus dieser     herstellt, sondern eher an einen Pro­­
     ihrer gesellschaftlichen Resonanz          Rolle spielen dabei Traditionen, greif-   Welt hinausführt, vermittelte sich         zess, an eine Transformation, aus der
     bezieht, zu wesentlichen Zügen unse-       bare und lebendige, aber auch solche,     für Olivier Messiaen als Ereignis          Neues entsteht.
     rer Epoche? Wie reagieren wir auf          die uns nicht mehr bewusst sind oder      von Licht und Klang. Für Alexander
     Zeitfragen, nicht allein auf tages­        geografisch und historisch in weiter      Skrjabin, der zeitweise der Theoso-        ROBIN TICCIATI
     aktuelle, sondern vor allem auf solche,    Ferne liegen?                             phie nahestand, kulminierte es in der
     die den Grundakkord unseres Lebens-                                                  Ekstase. Das dritte Programm am
     gefühls mitbestimmen?                      Das erste Konzert am 17. März wirft       25. März berührt wie dann auch das
                                                solche Fragen auf. Alte Mythen und        letzte die Grenze zwischen Leben und
     Musik formuliert in der Regel keine        Erzählungen stehen im Hintergrund         Jenseits. Dass Alban Berg sein Violin-
     bündigen Antworten, sondern fächert        der Werke. Harrison Birtwistles           konzert mit Variationen über einen
     Fragen eher nach ihren verschiedenen       Saxophon-Schlagzeug-Konzert               Bachchoral abschloss, stellt auch den      Das vollständige Programm des
     Aspekten auf. Man kann dies als            ›Panic‹ »bezieht sich auf Gefühle von     Versuch dar, musikalisch den Über-         Festivals ›Music and Healing‹ finden
     Mangel empfinden. Doch der Verzicht        Ekstase und Schrecken, die Tiere in       gang in eine andere Welt zu finden.        Sie ab → S. 86

40   Die Saison                                                                                                                                                  Die Saison     41
Pierre-Laurent Aimard, Louise Alder, Nicolas Altstaedt, Giovanni Antonini
Audi Jugendchorakademie, Séverine Ballon, Markus Becker, Nicola Benedetti
Rundfunkchor Berlin, Ben Bliss, Markus Brück, Karen Cargill, Elim Chan
Alpesh Chauhan, Bryan Cheng, lestyn Davies, Stéphane Denève, Pascal Deuber
Finnegan Downie Dear, Veronika Eberle, Christian Ehring, Lauren Fagan
Marta Fontanals-Simmons, Vilde Frang, Fabien Gabel, Sol Gabetta, Giorgi
Gigashvili,Jess Gillam, Martin Grubinger, Giancarlo Guerrero, Patrick Hahn
Anna Handler, Tomáš Hanus, Joélle Harvey, Kerem Hasan, Marie-Elisabeth
Hecker, Martin Helmchen, Manfred Honeck, Maria Ioudenitch, Steven Isserlis
Marie Jacquot, Lucas & Arthur Jussen, Karen Kamensek, Kammer­musik­-
ensembles des DSO, Leonidas Kavakos, Konstantin Krimmel, Jeffrey Lloyd-Roberts
Gareth Lubbe, Nikolai Lugansky, Oksana Lyniv, Claudia Mahnke, Paolo Mendes
Ingo Metzmacher, Musikenthusiast:innen jeden Alters, Kent Nagano, Thomas
Ospital, Andris Poga, Marie-Sophie Pollak, Rodrigo Porras Garulo, Arnulf Rating
Christian Reif, Teresa Reiveiro Böhm, John Relyea, RIAS Kammerchor Berlin
Matthias Richling, Jean Rondeau, Dorothea Röschmann, Yutaka Sado, Fazıl Say
Schüler:innen des Kammermusikprojekts, Daniel Scofield, Shenyang, Donovan
Singletary, Josef Špaček, Staats- und Domchor Berlin, Torsten Sträter, Studentinnen
der HfM Hanns Eisler Berlin, Sabin Tambrea, Hugo Ticciati, Robin Ticciati
Rebecca Tong, Karis Tucker, Choduraa Tumat, Michael Weinius, Viola W       ­ ilmsen
John Wilson, Katharina Wincor, Lothar Zagrosek
Künstlerinnen und Künstler 2022 / 2023
Christine Felsch, Kontrabass
Ich träume von
einem Konzert an
einem sonnigen
Strand mit ›La mer‹
von Debussy.
Der Klang ist frei und
weit. Über einem
warmen Fundament
glitzern kristallene
Farben.
                               51
Die Saison beginnt im Kühlhaus, einem    Humboldt Forum, mit Werken klassi-
Backsteinbau am Gleisdreieck, wo         scher und amerikanischer Provenienz
in der Gründerzeit viele Lagerhallen     in interessantem Dialog; die Oktette
angesiedelt wurden. Einige davon sind    Mendelssohns und Enescus, zwei
erhalten, etliche werden kulturell       Geniestreiche jugendlicher Ton­
genutzt. Das DSO hat dort bereits        künstler, im Hamburger Bahnhof;
mehrfach mit Studierenden der Hanns-     Erkundungen in fünfhundert Jahren
Eisler-Hochschule Musiktheater           Musik für Blechbläserensembles
gemacht, mit seinen Kammerkonzer-        schließlich in der Friedrichswerder-
ten ist es dort erstmals zu Gast. Von    schen Kirche mit ihrer Skulpturen-
fast erschreckender Aktualität ist das   sammlung und dem charakteristi-
Programm am 9. September, das auf        schen Hall.
Beethovens ›Eroica‹ in einer Klavier-
quartettfassung hinführt. Ausnahms-      Tradition, neu gelesen und interpretiert,
los Stücke gegen den Krieg und gegen     bieten die sechs Konzerte der Kam-
Despoten gehen ihr voran.                mermusikserie. Ihr erstes und vor­
                                         letztes finden im Kühlhaus statt, die
Eröffnet wird damit die Spielzeit im     anderen an gut eingeführtem Ort, in
Allgemeinen und die Kammermusik-         der Villa Elisabeth an der Invaliden-
saison im Besonderen. Sie befindet       straße. Grundgedanken der Saison­
sich beim DSO auf Expansionskurs.        gestaltung finden sich in dieser
Drei verschiedene Reihen werden          Reihe wieder: die Verschränkung der
angeboten. Neu im Programm: die          Musik mit Literatur am 11. November.
künstlerischen Rendezvous mit            Zum Vorfeld des Festivals ›Music and
Kabarettgrößen der Republik → S. 56.     Healing‹ → S. 39 gehört das Kammer-
Inzwischen zur Tradition geworden:       konzert am 12. März. Die spirituelle
die nächtlichen Ensemblekonzerte an      Linie der Saison wird am 5. Mai
renommierten Ausstellungsstätten         im Kühlhaus noch einmal reflektiert.
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.   Exponierte Programme haben sich
Die Programme dieser drei ›Notturno‹-­   die Musiker:innen vorgenommen –
Abende sind ganz auf die Räume           ­ideal für alle, die sich über neue Hör­
zu­geschnitten: Flötenquartette im        erfahrungen freuen.

Kammer-
konzerte                                                             Die Saison      53
Bei dieser neuen Konzertreihe wächst    Kabaretts – Mathias Richling, Chris­     10.10.                                    der satirischen Kurzgeschichte. Seine
     im Lichte der Klassik zusammen, was     tian Ehring, Arnulf Rating und Torsten   Mathias Richling mit 4Cellos              Gags und Lesungen sind eine Mischung
     zusammengehört. Vielleicht. ›Die        Sträter – widmen sich im Einklang        Mathias Richling gilt als einer der       aus spitzfindigen Beobachtungen
     Kunst der UnFuge‹ ist ein Experiment:   mit den DSO-Mitgliedern dem Kontra-      besten Parodisten der deutschen           und Sozialkritik, die zu verrückten,
     Handverlesene Kammermusikerinnen        punkt und der Harmonielehre aus          Kabarett-Szene. Seine Programme           komischen Geschichten zusammen-
     und Kammermusiker des DSO und           »E« und »U«, aus Ernster Musik und       sind gnadenlos – und gnadenlos            wachsen. Er verspricht ein kritisches
     Kabarettisten des Schlosspark Thea-     Unterhaltung. Das ist Kiezkultur vom     ehrlich. Richling kennt keine falsche     Programm mit steilen Thesen, harten
     ters brechen an vier Montagabenden      Allerfeinsten und Allerlustigsten –      Zurückhaltung. Durch Sendungen            Landungen – und außerordentlich
     zu einer gemeinsamen Gratwanderung      an einem Ort, der Theatergeschichte      wie ›Scheibenwischer‹ und ›Jetzt          ungewöhnlichen instrumentalen
     auf. Eine Tour de Force zwischen        schrieb. »Hier soll mein Geld begraben   schlägt’s Richling‹ wurde er deutsch-     Kombinationen aus Bassposaune,
     musikalischem Nonsens und kulturphi-    sein!« ist der Satz, mit dem Dieter      landweit bekannt. Seitdem fürchten        Harfe, Tuba, Piccolo und Schlagzeug.
     losophischem Tiefgang. Im Steglitzer    Hallervorden das Schlosspark Theater     sich Politiker und ihre Anhänger vor
     Schlosspark Theater, Schmuckstück       2009 aus seinem jahrelangen Dorn­        seinem Urteil, denn Richling ist mehr     17.4.
     des Wrangelschlösschens, kuratieren     röschenschlaf erweckte. Der Neustart     als Kabarett. Hinter all seinem Witz      Arnulf Rating mit dem Polyphonia
     Hausherr Dieter Hallervorden und        gelang, fulminant und nachhaltig.        steckt immer ein Funken Wahrheit.         Ensemble Berlin
     Orchesterdirektor Thomas Schmidt-       Sein Motto: Geist mit Humor. Genau       Passender als durch die 4Cellos kann      »Er betreibt Aufklärung im besten
     Ott ein Programm für die Lachmus-       in diesem Sinne ist die ›Kunst der       er konzertant kaum umspielt, um-          Sinne und mit dem effektivsten
     keln. Leuchttürme des deutschen         UnFuge‹ konzipiert.                      rahmt und übertönt werden. Denn           Werkzeug: dem Humor, der durch
                                                                                      deren Musik, zwischen Bach, Beatles       seinen Hintersinn immer wieder für
                                                                                      und Metallica changierend, verspricht     überraschende Erkenntnisse sorgt«,
                                                                                      Gegensätze pur.                           befand die Jury des Bayerischen
                                                                                                                                Kabarettpreises über Arnulf Rating
                                                                                      12.12.                                    und ergänzte: »In seinen zahlreichen
                                                                                      Christian Ehring mit DSOblech             Kabarettprogrammen seziert Arnulf
                                                                                      Christian Ehring ist Autor, Comedian,     Rating die Politik und die Medien
                                                                                      Kabarettist und Musiker – und hierzu-     und bricht sie auf das herunter, was
                                                                                      lande allen ein Begriff, die auf Comedy   sich oft hinter dem marktschreie­
                                                                                      der Spitzenklasse stehen. Dieser          rischen Gedröhne verbirgt: Verfäl-
                                                                                      Mann ist zum Brüllen komisch. Und         schungen, Überspitzungen, Panik­
                                                                                      das nicht nur in der ZDF-Satire-­         mache und Desinformation.« Das
                                                                                      Sendung ›heute-show‹, sondern auch        prädestiniert ihn zum Zusammenklang
                                                                                      in ›extra3‹, dem politischen Satire­      mit dem Polyphonia Ensemble Berlin,
                                                                                      magazin des Norddeutschen Rund-           einem der vielfältigsten und zugleich
                                                                                      funks. Hier wie dort begeistert er das    unterhaltsamsten Ensembles des DSO.
                                                                                      Fernsehpublikum mit seiner Rolle als
                                                                                      verrückter Nachrichtensprecher, der
                                                                                      stets gut frisiert und bestens gelaunt
                                                                                      skurrile Meldungen verkündet. ›Die
                                                                                      Kunst der UnFuge‹ kombiniert ihn mit
     Die Kunst der UnFuge                                                             dem DSOblech, originell, soundstark,

     Kabarett-
                                                                                      virtuos und inspiriert. Und dabei eins
                                                                                      vor allem: frech und fröhlich.

                                                                                      13.2.
                                                                                      Torsten Sträter mit der Randgruppe
                                                                                      Eine rheinländische »Schnüss«, wie

     konzerte
                                                                                      sie im Buche steht. Ohne Mütze, gute
                                                                                      Laune und freche Sprüche geht bei
                                                                                      Torsten Sträter nichts. Der Poetry-
                                                                                      Slammer und Kabarettist ist ein
                                                                                      Experte der Wortjonglage und König

56   Die Saison                                                                                                                                           Die Saison    57
Henry Pieper, Viola
Ob draußen in der
Natur oder in
der Philharmonie –
perfekten Klang
gibt es nirgendwo.
Aber das wunder-
bare Erlebnis,
wenn wir alle
zusammen gleich
schwingen.
Dafür leben wir
Musikerinnen und
Musiker.
                      59
Kalender

Konzerte
22/23      63
Sa 27.8. / So 28.8.                                                     Sa 17.9.
     Öffentliche Plätze Berlins                                              Mall of Berlin am Leipziger Platz
     ›Berlin braucht Musik!‹ –   Programm und Veranstaltungsorte werden      ›Symphonic Mob‹ –             Modest Mussorgsky
     Kammerkonzerte              Anfang August bekannt gegeben.              Berlins größtes               ›Promenade‹ aus ›Bilder einer Ausstellung‹
     auf öffentlichen Plätzen                                                Spontanorchester
                                 ENSEMBLES DES DSO                                                         Giuseppe Verdi
     Eintritt frei               mit Akademist:innen des DSO                 15.30 Uhr                     ›Dies irae‹ aus der ›Messa da requiem‹
                                 und Schüler:innen des Kammermusikprojekts   Probe 14 Uhr                  für Chor und Orchester
     Mit freundlicher
     Unterstützung durch den     Mehr zu ›Berlin braucht Musik!‹ → S. 123    Teilnahme und Eintritt frei   Das vollständige Programm wird noch
                                                                                                           bekannt gegeben.
                                                                             Partner in der ROC
                                                                                                           ROBIN TICCIATI
                                                                                                           Musikenthusiast:innen jeden Alters

     So 4.9.                                                                                               Mitglieder des DSO
                                                                                                           Mitglieder des RIAS Kammerchors Berlin
     Haus des Rundfunks
                                                                             Mit freundlicher
                                                                             Unterstützung durch den
                                                                                                           Informationen und Anmeldung
                                                                                                           unter → symphonic-mob.de
     rbbKultur-Kinderkonzert     ›Was in den Sternen steht‹
                                                                                                           Mehr zum ›Symphonic Mob‹ → S. 118
     12 Uhr                      Gustav Holst
     Open House ab 10.30 Uhr     ›Die Planeten‹

     Karten 4 €, 12 €            CHRISTIAN REIF
                                                                             So 18.9.
     Eine Veranstaltung von
                                 Christian Schruff – Moderation              Philharmonie
                                                                             Musikfest Berlin              Morton Feldman
                                                                                                           ›Coptic Light‹
                                                                             20 Uhr
                                                                             19.10 Uhr Einführung          Igor Strawinsky
     Fr 9.9.                                                                 Serie B
                                                                                                           Violinkonzert D-Dur

     Kühlhaus Berlin                                                         Preisklasse III               Jean Sibelius
                                                                                                           ›Tapiola‹
     Kammerkonzert               Werke von Beethoven, Crumb, Mahler und      In Kooperation mit
                                 Schönberg                                                                 ROBIN TICCIATI
     20 Uhr                                                                                                Leonidas Kavakos – Violine
                                 ENSEMBLE DES DSO
     Kammermusikserie            Byol Kang – Violine
                                 Clemens Linder – Violine
                                 Annemarie Moorcroft – Viola
                                 Mischa Meyer – Violoncello
                                 Sophie Klußmann – Sopran und Sprecherin
                                 Benjamin Hochman – Klavier

64   August / September                                                                                                                             September   65
So 25.9.                                                                       Ethel Smyth
     Philharmonie                                                                   ›The Wreckers‹
                                                                                    zum Konzert am 25. September
     20 Uhr                     Ethel Smyth
     19.10 Uhr Einführung       ›The Wreckers‹ (Les Naufrageurs) – Oper in
                                drei Akten (konzertante Aufführung, Deutsche
     Serie A                    ­Erstaufführung in französischer Sprache)
     Preisklasse III
                                ROBIN TICCIATI
     Partner in der ROC         Markus Brück – Bariton (Pascoe)
                                Karis Tucker – Mezzosopran (Thirza)
                                Daniel Scofield – Bariton (Lawrence)
                                Rodrigo Porras Garulo – Tenor (Mark)
                                Lauren Fagan – Sopran (Avis)
     Mit freundlicher           Donovan Singletary – Bassbariton (Harvey)
     Unterstützung durch        Jeffrey Lloyd-Roberts – Tenor (Tallan)              Ein spätes Debüt. Noch nie in seiner über 75-jährigen Geschichte spielte das
                                Marta Fontanals-Simmons – Mezzosopran (Jack)        DSO ein Werk der britischen Komponistin Ethel Smyth. 1858, ein Jahr nach
                                Rundfunkchor Berlin                                 Edward Elgar geboren, hatte sie »ein unglaublich erfülltes Leben, verkehrte mit
                                Martina Batič – Choreinstudierung                   Prominenten aller Arten; etliche waren ihre Liebhaberinnen« (Leon Botstein).
                                                                                    Durch Hungerstreik und passiven Widerstand erkämpfte sie sich gegen den
                                Mehr zum Konzert → S. 67                            väterlichen Willen ihren Berufswunsch: Komponistin. Für ihr Engagement in der
                                                                                    Frauenbewegung ging sie ins Gefängnis. Mit entschiedener Energie sorgte sie
     15 – 19 Uhr                Symposium ›Die Opernkomponistin Ethel Smyth zwi-    für Aufführungen ihrer Werke, überzeugte Dirigenten wie Thomas Beecham,
     Curt-Sachs-Saal im         schen Deutschland und England‹ mit Vorträgen von    ­Arthur Nikisch und Bruno Walter von ihrer Musik. Letzterem stellte sie 1907 in
     Musikinstrumenten-Museum   Prof. Dr. Rebecca Grotjahn, Dr. Marleen Hoffmann,    Wien eine neue Oper vor. Er hörte zu, sprang auf, unterbrach, ging zu Gustav
     Eintritt frei, Anmeldung   Prof. Dr. Cornelia Bartsch, Angelika Silberbauer     Mahler: »Mir spielt die Engländerin ihr Werk vor, und sie ist ein wirklicher Kom-
     beim Besucherservice       und Podiumsdiskussion ›Komponistinnen auf dem        ponist. Kommen Sie und hören Sie!« Mahler nahm das Werk in den Spielplan der
                                Vormarsch‹. Mehr unter → dso-berlin.de/smyth         nächsten Saison. Doch als diese begann, hatte er unter dem Druck von Intrigen
                                                                                     seine Position als Hofoperndirektor aufgegeben.

     So 2.10.                                                                       Es handelte sich um ›The Wreckers‹, in deutscher Fassung ›Strandrecht‹. Das

     Villa Elisabeth                                                                ursprünglich französisch geschriebene Libretto ›Les Naufrageurs‹ schöpft
                                                                                    aus den Sagen und Legenden der südenglischen Grafschaft Cornwall mit ihrer
                                                                                    unwirtlichen Küste. Fischer eines abgeschiedenen Dorfes locken mit trügeri-
     Kammerkonzert              Alexander Glasunow                                  schen Leuchtfeuern Seefahrer an tödliche Klippen, plündern im Sturm gestran-
                                ›Rêverie orientale‹ für Klarinettenquintett         dete Schiffe und ermorden deren Besatzung. Sie erfüllten damit als Auserwählte
     17 Uhr                                                                         den Willen Gottes, so predigt es ihr Anführer, der Ortsgeistliche. Doch einer
                                Sergei Prokofjew                                    schert aus. Mark, der Thirza, die Pfarrfrau, liebt, warnt fremde Boote durch
     Kammermusikserie           Streichquartett Nr. 2 F-Dur                         Feuer auf den Felsen. Das Dorf sucht den »Übeltäter«. Als der Verdacht auf den
                                                                                    Pfarrer fällt, stellen sich Mark und Thirza; sie gehen als Liebende gemeinsam in
                                Johannes Brahms                                     den Tod – wie einst Tristan und Isolde.
                                Klarinettenquintett h-Moll
                                                                                    »Die Musik ist von einer unglaublichen Bandbreite«, findet Robin Ticciati. »Sie ist
                                ENSEMBLE DES DSO                                    emotional und stilistisch absolut auf der Höhe ihrer Zeit, romantischen Bühnen-
                                Thomas Holzmann – Klarinette                        werken etwa von Humperdinck, Bizet oder Massenet vergleichbar. Das Libretto
                                Marina Grauman – Violine                            wurde auf Französisch verfasst, die Handlung spielt in England, die Uraufführung
                                Daniel Vlashi Lukaçi – Violine                      fand in Deutschland statt – Ethel Smyth beweist sich mit ›The Wreckers‹ als
                                Viktor Bátki – Viola                                ­Europäerin und feierte mit ihrem Werk Erfolge bis nach New York. Es ist an der
                                Valentin Radutiu – Violoncello                       Zeit, sie in Berlin einem breiten Publikum vorzustellen!«

66   September / Oktober                                                                                                                       September / Oktober        67
Mo 3.10.                                                       Mo 10.10.
     Philharmonie                                                   Schlosspark Theater
     20 Uhr                 Zoltán Kodály                           ›Die Kunst der UnFuge‹ –   Ensembles des DSO und Kabarettisten des
     19.10 Uhr Einführung   ›Tänze aus Galánta‹                     Kabarettkonzert            Schlosspark Theaters brechen zu gemeinsamen
                                                                                               Gratwanderungen auf – eine Tour de Force
     Serie C                Missy Mazzoli                           20 Uhr                     zwischen musikalischem Nonsens, politischem
     Preisklasse III        ›River Rouge Transfiguration‹                                      Kabarett und kulturphilosophischem Tiefgang.
                                                                    Kabarett-Paket
                            Franz Liszt                                                        Mathias Richling – Kabarett
                            ›Totentanz‹ für Klavier und Orchester
                                                                                               4CELLOS
                            Dmitri Schostakowitsch                                             Dávid Adorján – Violoncello
                            Suite aus ›Lady Macbeth von Mzensk‹,                               Claudia Benker-Schreiber – Violoncello
                            zusammengestellt von James Conlon                                  Sara Minemoto – Violoncello
                                                                                               Thomas Schmidt-Ott – Violoncello
                            KEREM HASAN
                            Martin Helmchen – Klavier                                          Mehr zu ›Die Kunst der UnFuge‹ → S. 56

     So 9.10.                                                       Mi 12.10.
     Philharmonie                                                   Philharmonie
     20 Uhr                 Leonard Bernstein                       ›Debüt im                  Erich Wolfgang Korngold
     19.10 Uhr Einführung   Ouvertüre zur Operette ›Candide‹        Deutschlandfunk Kultur‹    Theme and Variations

     Serie D                Wolfgang Amadeus Mozart                 20 Uhr                     John Williams
     Abo Classic NOW        Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur             19.10 Uhr Einführung       Hornkonzert
     Preisklasse III
                            Pjotr Tschaikowsky                      Wahl-Abo                   Sergei Prokofjew
                            Symphonie Nr. 6 h-Moll ›Pathétique‹     Preisklasse I              Suite aus dem Ballett ›Das Märchen von der
                                                                                               ­steinernen Blume‹, zusammengestellt von
                            YUTAKA SADO                             Eine Veranstaltung von      Finnegan Downie Dear
                            Fazıl Say – Klavier
                                                                                               Sergei Prokofjew
                                                                                               Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur

                                                                                               FINNEGAN DOWNIE DEAR
                                                                                               Pascal Deuber – Horn
                                                                                               Giorgi Gigashvili – Klavier

68   Oktober                                                                                                                            Oktober   69
So 16.10.                                                                      Fr 18.11. / Sa 19.11.
     Haus des Rundfunks                                                             Philharmonie
     rbbKultur-Kinderkonzert   ›Wenn Geschwister komponieren‹                       20 Uhr                   Edward Elgar
                                                                                    19.10 Uhr Einführung     Introduction and Allegro
     12 Uhr                    Fanny Hensel
     Open House ab 10.30 Uhr   Auszüge aus dem Klaviertrio d-Moll                   Fr Serie B, Sa Serie D   Julian Anderson
                                                                                    Preisklasse III          Symphonie Nr. 2 ›Prague Panoramas‹
     Karten 4 €, 12 €          Felix Mendelssohn Bartholdy
                               Auszüge aus dem Klaviertrio Nr. 1 d-Moll                                      Antonín Dvořák
     Eine Veranstaltung von                                                                                  Violoncellokonzert h-Moll
                               Charlotte Seither
                               Neues Werk für Klaviertrio (Uraufführung,                                     ROBIN TICCIATI
                               Auftragswerk des rbb)                                                         Steven Isserlis – Violoncello

                               ENSEMBLE DES DSO
                               Olga Polonsky – Violine                              Fr 25.11. / Sa 26.11.
                                                                                    Philharmonie
                               Mischa Meyer – Violoncello
                               Benjamin Hochman – Klavier
                               Christian Schruff – Moderation
                                                                                    20 Uhr                   György Ligeti
                                                                                    19.10 Uhr Einführung     ›Lux aeterna‹
     Fr 11.11.
     Villa Elisabeth
                                                                                    Fr Serie C, Sa Serie A   Gustav Mahler
                                                                                    Preisklasse III          Symphonie Nr. 3 d-Moll für Mezzo­sopran,
                                                                                                             Knabenchor, Frauenchor und Orchester
     Kammerkonzert             Johann Sebastian Bach                                Partner in der ROC
                               ›Goldberg-Variationen‹, bearbeitet für Streichtrio                            ROBIN TICCIATI
     20 Uhr                    von Dmitry Sitkovetsky                                                        Karen Cargill – Mezzosopran
                                                                                                             Rundfunkchor Berlin
     Kammermusikserie          Mark Andre                                                                    Franziska Kuba – Choreinstudierung
                               ›… zu …‹ für Streichtrio                                                      Staats- und Domchor Berlin
                                                                                                             Kai-Uwe Jirka – Choreinstudierung
                               Anton Webern
                               Streichtrio, in Verbindung mit Texten und            Um 19.30 Uhr im Foyer    ›Singing Trees – eine Improvisation‹
                               Gedichten von Cia Rinne                              der Philharmonie         mit dem Staats- und Domchor Berlin

                               ENSEMBLE DES DSO
                               Clemens Linder – Violine                             Do 1.12.
                                                                                    Philharmonie
                               Eve Wickert – Viola
                               Leslie Riva-Ruppert – Violoncello
                               Cia Rinne – Rezitation
                                                                                    20 Uhr                   Gaetano Pugnani
                                                                                    19.10 Uhr Einführung     ›Werther‹ – Melodram nach Goethe

                                                                                    Serie B                  GIOVANNI ANTONINI
                                                                                    Preisklasse II           Sabin Tambrea – Sprecher

                                                                                                             Mehr zum Konzert → S. 72

70   Oktober / November                                                                                                                  November / Dezember   71
Gaetano Pugnani                                                                      So 4.12.
     ›Werther‹                                                                            Haus des Rundfunks
     zum Konzert am 1. Dezember
                                                                                          rbbKultur-Kinderkonzert    ›Der geheimnisvolle Schneemann‹

                                                                                          12 Uhr                     Erich Wolfgang Korngold
                                                                                          Open House ab 10.30 Uhr    ›Der Schneemann‹, orchestriert von
                                                                                                                     Alexander Zemlinsky
                                                                                          Karten 4 €, 12 €
                                                                                                                     ANNA HANDLER
                                                                                          Eine Veranstaltung von     Christian Schruff – Moderation

                                                                                          Fr 9.12.
                                                                                          Humboldt Forum
                                                                                          ›Notturno‹ – Nächtliches   Ben Johnston
                                                                                          Kammerkonzert              Streichquartett Nr. 4 ›The Ascent‹
                                                                                                                     (Amazing Grace), bearbeitet für Flöte
                                                                                          22 Uhr                     und Streichtrio vom Ensemble
                                                                                          Einlass ab 20.45 Uhr
                                                                                          Kurzführung 21 Uhr         Ludwig van Beethoven
                                                                                                                     Serenade D-Dur für Flöte, Violine und Viola
                                                                                          Abo ›Notturno‹
                                                                                                                     Joseph Brackett
                                                                                          In Kooperation mit der     ›Simple Gifts‹, bearbeitet für Streichtrio
                                                                                                                     von Jeff Jetton

                                                                                                                     Aaron Copland
     Zwei künstlerisch-seelische Brandbeschleuniger kommen hier zusammen.                                            Threnodie I und II für Flöte und Streichtrio
     Johann Wolfgang von Goethes ›Die Leiden des jungen Werthers‹ erschütterten
     1774, als der Briefroman zunächst anonym erschien, gleich mehrere Generationen                                  Michael Haydn
     empfindsamer Gemüter. Gaetano Pugnani, Zeitgenosse Haydns und europa-                                           Quartett D-Dur für Flöte und Streichtrio
     weit als glänzender Geiger berühmt, lernte die französische Übersetzung 1790
     als knapp 60-Jähriger kennen. Er wohnte damals in einem gräflichen Palazzo in                                   ENSEMBLE DES DSO
     ­Turin, in dem auch die ›Patria Società letteraria‹ ihren Sitz hatte. Ihr Abend am                              Kornelia Brandkamp – Flöte
      29. April 1790 war Goethes ›Werther‹ gewidmet.                                                                 Eva-Christina Schönweiß – Violine
                                                                                                                     Birgit Mulch-Gahl – Viola
     Pugnani war hin und weg und wusste schnell: Diese emotional hochtemperierte                                     Wayne Foster-Smith – Violoncello
     Geschichte konnte durch Musik noch gewinnen, doch eine Vertonung nach
     Opernart würde die Wirkung der Sprache zerstören. Deshalb entschied er sich
     für das Genre des Melodrams, bei dem sich Sprache und Musik abwechselten
     und manchmal überschnitten. Ästhetisch war es der letzte Schrei, so wie es
     ­Goethes ›Werther‹ literarisch war. Das ursprüngliche Textbuch ist verloren, doch
      der Charakter der Musik hilft bei der Rekonstruktion. Hier ist die Auseinander-
      setzung mit einer Form gefordert, die auf Bilder vollkommen verzichtet. Traut
      euren Ohren, scheint Pugnani zu raten.

72   Dezember                                                                                                                                                Dezember   73
So 11.12.                                                                  So 18.12.
     Philharmonie                                                               Philharmonie
     20 Uhr                     Gabriela Lena Frank                             20 Uhr                 Edward Elgar
     19.10 Uhr Einführung       Three Latin-American Dances                     19.10 Uhr Einführung   Violinkonzert h-Moll
                                (Deutsche Erstaufführung)
     Serie A                                                                    Serie C                Richard Strauss
     Preisklasse III            Béla Bartók                                     Preisklasse III        ›Ein Heldenleben‹
                                Klavierkonzert Nr. 2
                                                                                                       ROBIN TICCIATI
                                Pjotr Tschaikowsky                                                     Vilde Frang – Violine
                                Symphonie Nr. 4 f-Moll

                                ELIM CHAN                                       Mo 19.12.
                                                                                Philharmonie
                                Pierre-Laurent Aimard – Klavier

     Mo 12.12.                                                                  Casual Concert         Richard Strauss

     Schlosspark Theater
                                                                                                       ›Ein Heldenleben‹
                                                                                20.30 Uhr
                                                                                                       ROBIN TICCIATI
     ›Die Kunst der UnFuge‹ –    Ensembles des DSO und Kabarettisten des        Karten 20 €, 10 €
     Kabarettkonzert            ­Schlosspark Theaters brechen zu gemeinsamen    Freie Platzwahl        Im Anschluss
                                 Gratwanderungen auf – eine Tour de Force       Abo Casual Concert     Casual Concert Lounge
     20 Uhr                      zwischen musikalischem Nonsens, politischem                           mit Live Act und DJ
                                 Kabarett und kulturphilosophischem Tiefgang.
     Kabarett-Paket
                                Christian Ehring – Kabarett

                                DSOBLECH
                                András Fejér – Posaune
                                Andreas Klein – Posaune
                                Susann Ziegler – Posaune
                                Tomer Maschkowski – Posaune
                                Rainer Vogt – Posaune
                                Johannes Lipp – Tuba

                                Mehr zu ›Die Kunst der UnFuge‹ → S. 56

74   Dezember                                                                                                                  Dezember   75
Sa 31.12.                                                                 Guillaume Connesson
     Tempodrom                                                                 ›Céléphaïs‹
                                                                               zum Konzert am 9. Januar
     15 Uhr / 19 Uhr        Silvester- und Neujahrskonzerte

     Karten 20 € – 88 €     Silvester und Neujahr mit dem Circus Roncalli
                            und dem DSO im Tempodrom, das gilt seit 2003
                            als das Highlight zum Jahresende schlechthin.
     So 1.1.                Im Nu sind die Konzerte ausverkauft. Wer braucht
                            schon Wiener Walzer am Neujahrsmorgen? Im
     Tempodrom              Tempodrom steigt das wahre Feuerwerk: Mit einem
                            brillant aufgelegten Orchester, mit John Wilson,
                            einem der besten Filmmusik-Dirigenten weltweit,
     18 Uhr
                            und mit Bernhard Paul und seinem internationalen
                            Spitzenensemble in der Manege. Atemberaubende
     Karten 20 € – 67 €
                            Artistik, die komischsten Clowns und virtuose
                            Solisten gehen hier eine Symbiose aus symphoni-
                            scher Schönheit, glitzernder Eleganz und purem
                            Nervenkitzel ein.

                            JOHN WILSON
                            Artist:innen des Circus Roncalli

     Mo 9.1.
     Philharmonie
                                                                               Céléphaïs ist eine Traumstadt. Der amerikanische Fiction-Autor H. P. Lovecraft
     20 Uhr                 Guillaume Connesson                                erschuf sie 1922. Bekannt wurde er vor allem für seine rege Fantasie zu den
     19.10 Uhr Einführung   ›Céléphaïs‹ aus ›Les cités de Lovecraft‹           finsteren Ecken und Gängen in der Menschenseele. Céléphaïs ist anders. Durch
                                                                               bronzene Tore betritt man die Stadt. Wege aus Onyx führen zum türkisfarbenen
     Serie D                Karol Szymanowski                                  Kristalltempel und zum großen Palast aus Rosenkristall. Archetypen aus der
     Preisklasse III        Violinkonzert Nr. 2                                Traumtheorie, aus Märchen und Legenden fügte Lovecraft zu einer abenteuer­
                                                                               lichen Erzählung zusammen. Die Visionen von Metall und Edelgestein fordern die
                            Claude Debussy                                     Musik in ihren glänzenden Qualitäten heraus. Handelt es sich bei dem, was der
                            ›La mer‹                                           Autor träumte und beschwor, um kalte Pracht und kühle Schönheit? Guillaume
                                                                               Connessons Eröffnungssatz aus ›Les cités de Lovecraft‹ gibt dazu eine eigene,
                            Maurice Ravel                                      nicht unbedingt eindeutige Antwort.
                            ›La valse‹
                                                                               Stéphane Denève, der 2018 Connessons ›Flammenschrift‹ (einen musikalischen
                            STÉPHANE DENÈVE                                    Beethoven-Kommentar) mit dem DSO vorstellte, eröffnet mit ›Céléphaïs‹ ein
                            Nicola Benedetti – Violine                         Programm, in dem die musikalischen Werke auf eine Wunderwelt verweisen, die
                                                                               hinter ihnen steht und auf sie einwirkt. In Karol Szymanowskis Zweitem Violin-
                            Mehr zum Konzert → S. 77                           konzert führt die – melancholische und eruptive – Leidenschaft der geigerischen
                                                                               Virtuosität den Bogen und verwandelt das teilweise folkloristische Material in
                                                                               persönlichen Ausdruck. Claude Debussy hört auf die »geheime Mathematik«
                                                                               der Natur, an deren Studium sich die Komponisten schulen sollten. Und Maurice
                                                                               Ravel komponiert die Doppeldeutigkeit des Walzers, die einmal als »Tanz auf
                                                                               dem Vulkan« bezeichnet wurde, mit glühender Orchestervirtuosität aus.

76   Dezember / Januar                                                                                                                                 Januar    77
Fr 13.1.                                                           Mi 18.1.
     Hamburger Bahnhof                                                  Haus des Rundfunks
     ›Notturno‹ – Nächtliches   Felix Mendelssohn Bartholdy             ›Ultraschall Berlin‹ –    Liza Lim
     Kammerkonzert              Streichoktett Es-Dur                    Festival für neue Musik   ›Mary/Transcendence after trauma‹

     22 Uhr                     George Enescu                           230. Konzert              Carola Bauckholt
     Einlass ab 20.45 Uhr       Streichoktett C-Dur                     ›Musik der Gegenwart‹     ›Brunnen‹ für Violoncello und Orchester
     Kurzführung 21 Uhr
                                ENSEMBLE DES DSO                        20 Uhr                    Bernhard Lang
     Abo ›Notturno‹             Wei Lu – Violine                                                  ›Monadologie VII – Kammersinfonie‹
                                Byol Kang – Violine                     Karten 20 €, 14 €
     In Kooperation mit der     Daniel Vlashi Lukaçi – Violine                                    LOTHAR ZAGROSEK
                                Olga Polonsky – Violine                 Eine Veranstaltung von    Séverine Ballon – Violoncello
                                Annemarie Moorcroft – Viola
                                Eve Wickert – Viola
                                Mischa Meyer – Violoncello
                                Valentin Radutiu – Violoncello

                                                                        So 22.1.
     So 15.1.                                                           Haus des Rundfunks
     Villa Elisabeth
                                                                        ›Ultraschall Berlin‹ –    Elena Mendoza
     16 Uhr                     Jahreskonzert des Kammermusikprojekts   Festival für neue Musik   ›Stilleben mit Orchester‹ ­
                                mit Berliner Schulen                                              (Deutsche Erstaufführung)
     Eintritt frei                                                      231. Konzert
                                Ensembles aus Berliner Schüler:innen    ›Musik der Gegenwart‹     York Höller
     Mit freundlicher           Mitglieder des DSO                                                Konzert für Violoncello, Klavier und Orchester
     Unterstützung durch den                                            20 Uhr
                                Mehr zum Kammermusikprojekt → S. 126                              Ying Wang
                                                                        Karten 20 €, 14 €         ›528 Hz 8va.‹ für Orchester und Elektronik

                                                                        Eine Veranstaltung von    KAREN KAMENSEK
                                                                                                  Marie-Elisabeth Hecker – Violoncello
                                                                                                  Martin Helmchen – Klavier

78   Januar                                                                                                                                 Januar   79
Sa 28.1. / So 29.1.                                                      Mo 13.2.
     Philharmonie                                                             Schlosspark Theater
     20 Uhr                   Modest Mussorgsky                               ›Die Kunst der UnFuge‹ –   Ensembles des DSO und Kabarettisten des
     19.10 Uhr Einführung     ›Eine Nacht auf dem kahlen Berge‹               Kammermusik und Kabarett   ­Schlosspark Theaters brechen zu gemeinsamen
                              ­(Originalfassung des Komponisten)                                          Gratwanderungen auf – eine Tour de Force
     Sa Serie C, So Serie A                                                   20 Uhr                      zwischen musikalischem Nonsens, politischem
     Preisklasse III          Daníel Bjarnason                                                            Kabarett und kultur­philosophischem Tiefgang.
                              Schlagzeugkonzert                               Kabarett-Paket
                                                                                                         Torsten Sträter – Kabarett
                              Sergei Prokofjew
                              Suite aus dem Ballett ›Romeo und Julia‹,                                   RANDGRUPPE
                              zusammengestellt von Andris Poga                                           Upama Muckensturm – Flöte und Piccolo
                                                                                                         Frauke Ross – Flöte und Piccolo
                              ANDRIS POGA                                                                Tomer Maschkowski – Bassposaune
                              Martin Grubinger – Schlagzeug                                              Elsie Bedleem – Harfe
                                                                                                         Henrik Magnus Schmidt – Schlagzeug
                                                                                                         Dirk Wedmann – Klavier
     So 12.2.
     Philharmonie
                                                                                                         Mehr zu ›Die Kunst der UnFuge‹ → S. 56

     20 Uhr                   Claude Debussy
     19.10 Uhr Einführung     ›Prélude à l’après-midi d’un faune‹

     Serie B                  Francis Poulenc
     Preisklasse III          ›Concert champêtre‹ für Cembalo und Orchester

                              Camille Saint-Saëns
                              Symphonie Nr. 3 c-Moll ›Orgelsymphonie‹

                              MARIE JACQUOT
                              Jean Rondeau – Cembalo
                              Thomas Ospital – Orgel

80   Januar / Februar                                                                                                                              Februar   81
So 19.2.                                                                So 26.2.
     Philharmonie                                                            Philharmonie
     Biennale der Berliner   Joseph Haydn                                    20 Uhr                    Georg Friedrich Händel
     Philharmoniker          ›Die Vorstellung des Chaos‹ aus dem Oratorium   19.10 Uhr Einführung      ›Solomon‹ – Oratorium für Soli, Chor
     ›Auf der Suche nach     ›Die Schöpfung‹                                                           und Orchester
     einer neuen Moderne –                                                   Serie D
     Musik und Kunst der     György Ligeti                                   Preisklasse III           ROBIN TICCIATI
     50er- und 60er-Jahre‹   ›Ramifications‹ für Streichorchester                                      Joélle Harvey – Sopran (Solomons Gemahlin)
                                                                             Partner in der ROC        Louise Alder – Sopran (Königin von Saba)
     20 Uhr                  Joseph Haydn                                                              lestyn Davies – Countertenor (Solomon)
     19.10 Uhr Einführung    Einleitung aus ›Der Winter‹ aus dem Oratorium                             Ben Bliss – Tenor (Zadok)
                             ›Die Jahreszeiten‹                                                        Studentinnen der HfM Hanns Eisler Berlin –
     Serie A                                                                                           Sopran (Erste und Zweite Frau)
     Abo Classic NOW         György Ligeti                                   In Kooperation mit der    Rundfunkchor Berlin
     Preisklasse II          ›Hamburgisches Konzert‹ für Horn und                                      Benjamin Goodson – Choreinstudierung
                             Kammerorchester                                                           Andrea Tortosa Baquero – Regie
     In Kooperation mit
                             György Ligeti                                                             Mehr zum Konzert → S. 84
                             ›Macabre Collage‹ für großes Orchester,
                             eingerichtet von Elgar Howarth aus der Oper
                             ›Le Grand Macabre‹ (Fassung 2021)
                                                                             So 12.3.
                             Joseph Haydn
                             Symphonie Nr. 60 C-Dur
                                                                             Haus des Rundfunks
                                                                             rbbKultur-Kinderkonzert   ›Wie Volksmusik ins Konzert kommt‹
                             ROBIN TICCIATI
                             Paolo Mendes – Horn
                                                                             12 Uhr                    György Ligeti
                                                                             Open House ab 10.30 Uhr   ›Concert Românesc‹ für Orchester

                                                                             Karten 4 €, 12 €          Béla Bartók
                                                                                                       Rumänische Volkstänze
                                                                             Im Rahmen der ARD
                                                                             Woche der Musik           TERESA RIVEIRO BÖHM
                                                                             ›Das Ligeti-Experiment‹   Christian Schruff – Moderation

                                                                             Eine Veranstaltung von

82   Februar                                                                                                                            Februar / März   83
Sie können auch lesen