25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet "Wingert bei Dorheim" (Wetteraukreis)

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25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet "Wingert bei Dorheim" (Wetteraukreis)
Praxisnahe Forschung

                     25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet
                                        „Wingert bei Dorheim“ (Wetteraukreis)

                                                                                                                    Gerd Bauschmann

Einleitung – Die Situation                      Neben dem Obstertrag wurde der Unter-         anerkannt. Zur Begründung: „Streuobst-
von Streuobstbeständen                          wuchs meist als Grünland (Wiese oder          wiesen erhalten die Vielfalt an Obstsorten,
heute                                           Weide), seltener zum Ackerbau oder als        sind ein Hotspot der Biodiversität, ein
                                                Gartenland genutzt (Abb. 1).                  prägender Teil der Kulturlandschaft und
Zwischen 1938 und 1987 ging die Zahl            Streuobstbestände sind Teil der hessischen    ein Stück regionale Identität. Sie sind aus
der Hochstamm-Obstbäume in Hessen               Landeskultur, auf ihnen wird z. B. der weit   einer landwirtschaftlich-kulturellen Ent-
von über 12 Millionen auf 750.000 zurück        bekannte „Äppelwoi“ gewonnen (Biodi-          wicklung hervorgegangen und direkt an
– ein Verlust von über 93 %. Geht man           versitätsstrategie Hessen). Nach §13          menschliches Wissen gebunden. Dabei
von einem Flächenanspruch von 100 bis           Abs. 1 Nr. 2 des Hessischen Ausfüh-           sind die arbeits- und zeitintensive Pflege
150 Bäumen pro Hektar aus, so müssen            rungsgesetz zum Bundesnaturschutzge-          und Bewirtschaftung, die Obstverarbei-
1938 noch ca. 800 bis 1.200 km² in Hes-         setz in Verbindung mit § 30 Bundesna-         tung, traditionelle Handwerkstechniken
sen mit Obstbäumen bestanden gewesen            turschutzgesetz unterliegen Streuobstbe-      sowie verschiedene Feste und Bräuche
sein. Im Rahmen der Hessischen Biotop-          stände daher dem gesetzlichen Schutz.         Teil der Kulturform. Doch mit dem an-
kartierung wurden 1992 bis 2006 noch            Handlungen, die zu einer Zerstörung           haltenden bundesweiten Rückgang der
9,4 km² Streuobstflächen erfasst. Auch          oder einer sonstigen erheblichen Beein-       hochstammbesetzten Streuobstwiesen dro-
flächenmäßig ist dies ein Verlust von           trächtigung dieser Biotope führen können,     hen die über Jahrhunderte entwickelten
über 95 % in ca. 60 Jahren.                     sind verboten. Streuobstbiotope gehören       Praktiken und das Wissen über die Kul-
Streuobstflächen unterlagen einer regel-        auch auf Bundesebene zu den Lebens-           turform in Vergessenheit zu geraten.“
mäßigen extensiven Bewirtschaftung. Pflan-      räumen, die von vollständiger Vernich-        Auch heute noch werden in Hessen zahl-
zenschutzmittel und Mineraldüngung              tung bedroht sind und auf der „Roten          reiche extensiv genutzte Hochstamm-
fanden in der Regel keine Anwendung.            Liste gefährdeter Biotoptypen Deutsch-        Obstbestände zu Intensiv-Niederstamm-
Zur nachhaltigen Nutzung waren viel-            lands“ stehen (Finck et al. 2017).            Plantagen umgewandelt (und mit „Alibi-
mehr Baumschnittmaßnahmen und Nach-             Im März 2021 wurde der Streuobstanbau         Nistkästen“ aufgewertet) (Abb. 2). Und
pflanzungen notwendig. Traditionell war         in Deutschland von der Kultusminister-        immer noch werden Streuobstgebiete,
die Zwei-Etagen-Nutzung der Fläche.             konferenz als Immaterielles Kulturerbe        ganz oder teilweise, als Bauland und Ver-
                                                                                              kehrswege genutzt. Neben diesen Total-
                                                                                              verlusten geht der „Lebensraum Streuobst“
                                                                                              auch durch unterlassene Pflege einerseits
                                                                                              (Verbuschung, Verbrachung) und durch
                                                                                              falsche „Grünlandpflege“ (Mulchen, Gly-
                                                                                              phosateinsatz) andererseits verloren. Und
                                                                                              Blüten treibt das Ganze, wenn unter dem
                                                                                              Begriff „Biodiversitätsförderung“ Grün-
                                                                                              land umgebrochen und mit Blühmi-
                                                                                              schungen eingesät wird – sogar mit öf-
                                                                                              fentlichen Mitteln finanziert (Abb. 3).

                                                                                              Untersuchungsgebiet

                                                                                              Nordwestlich des Friedberger Stadtteils
                                                                                              Dorheim (Wetteraukreis, Hessen) liegt
                                                                                              der etwa 20,6 ha große „Wingert“. Wie
                                                                                              der Name [Wingert = Weingarten] schon
                                                                                              sagt, war er im Mittelalter ein Weinberg,
                                                                                              der im Dreißigjährigen Krieg wieder auf-
Abb. 1: Mit Rhönschafen beweidete Salbei-Glatthaferwiese am Wingert bei Dorheim               gegeben und zu Acker wurde. Heute noch
(Foto: G. Bauschmann)                                                                         sind die Strukturen von Ackerterrassen

Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021                                                                                        119
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet "Wingert bei Dorheim" (Wetteraukreis)
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet

                                                                                       Gebiets kompensiert. Allerdings wurden
                                                                                       einige ökologisch wichtige randliche He-
                                                                                       cken gerodet. Die Straße führt in einem
                                                                                       Einschnitt direkt am Wingert entlang,
                                                                                       dadurch wirken sich neben dem Flä-
                                                                                       chenverlust und der Trennwirkung auch
                                                                                       geänderter Wasserhaushalt, Lärm, Licht,
                                                                                       Stickstoff- und Feinstaubeinträge sowie
                                                                                       Temperaturerhöhung auf das Gebiet aus.

                                                                                       Untersuchungsmethoden

                                                                                       Mit dem Beginn der Beweidungsaktivi-
                                                                                       täten am Dorheimer Wingert wurde deren
                                                                                       Einfluss auf Flora und Fauna wissenschaft-
                                                                                       lich begleitet. Seit 1988 werden z. B. die
                                                                                       Vögel regelmäßig kartiert. In den Jahren
Abb. 2: In eine Plantage umgewandelter ehemaliger Streuobstbestand mit                 1996 bis 2004 wurden – neben der Vege-
„Alibi-Nistkästen“ (Foto: G. Bauschmann)                                               tation – auch die bodenlebenden und
                                                                                       blütenbesuchenden Insekten des Wingerts
                                                                                       intensiv erforscht. Von Arbeitsgruppen der
                                                                                       Hessischen Naturschutzakademie und der
                                                                                       Universität Gießen wurden mit verschie-
                                                                                       denen Methoden und Fallentypen bis
                                                                                       2019 302 Käferarten, 26 Tag- und 46
                                                                                       Nachtfalterarten, 72 Bienen- und 41
                                                                                       Wespenarten, 17 Ameisen-, 15 Heu-
                                                                                       schrecken und 63 Wanzenarten nachge-
                                                                                       wiesen. Die Ergebnisse sind in etlichen
                                                                                       wissenschaftlichen Publikationen nach-
                                                                                       zulesen (u. a. Bauschmann 2002, From-
                                                                                       mer & Bauschmann 2020) und in
                                                                                       Schmidt et al. (2005) zusammengefasst.
                                                                                       Der Wingert ist somit eines der am besten
                                                                                       untersuchten Streuobstgebiete Hessens.
                                                                                       Ab 2020 haben die „Faunistische Lan-
                                                                                       desarbeitsgemeinschaft Hessen (FLAGH)“
                                                                                       und „Weidewelt – Verein für natur-
Abb. 3: Während links und rechts die Baumreihen gemulcht bzw. mit Totalherbiziden      schutzkonforme Landnutzung durch Be-
behandelt werden, sollen Wildbienenhotel und Blühbeet die Biodiversität retten.        weidung“ das 20 Jahre alte Untersu-
(Foto: L. Wichmann)                                                                    chungsprogramm noch einmal aufge-
                                                                                       nommen und ergänzt. Ziel ist es, zu
                                                                                       erfahren, was sich inzwischen verändert
und Wölbäckern zu erkennen (Bausch-        ersten Rhönschafe auf dem Wingert ein,      hat. Spannend ist z. B. die Frage, ob sich
mann 2008). Mitte des 19. Jahrhunderts     um der Verbrachung und Verbuschung          der Insektenrückgang auch auf dem
pflanzte man dann Hochstamm-Obst-          entgegenzuwirken (Abb. 1). Heute werden     Wingert bemerkbar macht. Dazu wurden
bäume, und heute ist der „Wingert bei      über 40 % des Wingerts beweidet.            verschiedene Fallentypen ausgebracht,
Dorheim“ ein ökologisch wertvolles         Durch den Bau der B 455 Ortsumfah-          deren Einsatz vom Hessischen Landesamt
Streuobstgebiet.                           rung Dorheim, der bereits 2006 begann       für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Noch in den 1970er und 1980er Jahren       und erst 2012 beendet wurde, verkleinerte   (HLNUG) genehmigt ist. Da sind z. B.
wurde nicht nur das Obst genutzt, son-     sich die Fläche des Streuobstgebiets von    die bereits in den Untersuchungen 1996
dern auch das Grünland im Unterwuchs       22,2 um 1,6 ha auf heute 20,6 ha. 68        bis 2004 eingesetzten Bodenfallen, die
zu Heu gemacht. Durch die Aufgabe der      Hochstamm-Obstbäume gingen verlo-           insbesondere dem Fang von Laufkäfern
Viehwirtschaft wurde das Futter aber       ren, ihr Verlust wurde aber durch Nach-     und Ameisen an der Bodenoberfläche
bald nicht mehr benötigt und Parzelle      pflanzungen von ca. 160 Bäumen auf          dienen. Farbschalen stellen übergroße
für Parzelle fiel brach. 1988 zogen die    ehemaligen Ackerflächen innerhalb des       Blüten dar und locken blütenbesuchen-

120                                                                                       Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet "Wingert bei Dorheim" (Wetteraukreis)
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet

de Insekten an. Dazu kommen regelmä-
                                                                   Anzahl Arten
ßige Transektbegehungen zum Nachweis                           80
von Tagfaltern und Heuschrecken.                                                    Brutvogelarten          Gastvogelarten
Als neue Methoden sind 2020 ein                                70
„Stammeklektor“ hinzugekommen, ein                             60
Gerät, mit dem Insekten nachgewiesen
werden können, die den Baumstamm hin-                          50
auf und hinab laufen, weiterhin “Luftek-                       40
lektoren“, mit denen Fluginsekten im
Kronenbereich gefangen werden, sowie                           30

eine „Malaisefalle“, quasi ein Zelt, in das                    20
in und über der Vegetation fliegende In-
                                                               10
sekten hineingelangen und sich dann
selbst fangen.                                                     0

                                                                       1988 – 90
                                                                           1991
                                                                           1992
                                                                           1993
                                                                           1994
                                                                           1995
                                                                           1996
                                                                           1997
                                                                           1998
                                                                           1999
                                                                           2000
                                                                           2001
                                                                           2002
                                                                           2003
                                                                           2004
                                                                           2005
                                                                           2006
                                                                           2007
                                                                           2008
                                                                           2009
                                                                           2010
                                                                           2011
                                                                           2012
                                                                           2013
                                                                           2014
                                                                           2015
                                                                           2016
                                                                           2017
                                                                           2018
                                                                           2019
                                                                           2020
Beispielhafte Ergebnisse                                                                             Jahr

Vögel                                           Abb. 4: Anzahl am Wingert bei Dorheim zwischen 1988 und 2020 festgestellter Vo-
Parallel zur ersten Beweidung 1988 wur-         gelarten
den die Vogelarten des Wingerts kartiert.
Aus etwa der Hälfte der Jahre liegen Er-
gebnisse vor. Gastvogelarten (Nahrungs-                        9                                                                         16
gäste im Sommer und Winter sowie
Durchzügler) und die meisten Brutvogel-                        8              Weideflächen (ha)                                          14

arten wurden qualitativ erfasst, wertbe-                       7              Reviere Gartenrotschwanz
                                                                                                                                         12
stimmende Streuobst-Arten (z. B. Stein-                        6
kauz, Gartenrotschwanz, Wendehals)                                                                                                       10
                                                 Fläche (ha)

quantitativ (Anzahl der Reviere). Als Brut-                    5

                                                                                                                                              Anzahl
                                                                                                                                         8
vögel wurden nur solche Arten gewertet,                        4
die nach Südbeck et al. (2005) die Kate-                                                                                                 6
                                                               3
gorien B = wahrscheinliches Brüten und
                                                                                                                                         4
C = sicheres Brüten erreichten. In einigen                     2

Jahren wurden alle Reviere als Siedlungs-                      1                                                                         2
dichteuntersuchung ermittelt. Seit 2015
                                                               0                                                                         0
ist der Wingert eine Probefläche im Rah-
                                                                       1988
                                                                       1989
                                                                       1990
                                                                       1991
                                                                       1992
                                                                       1993
                                                                       1994
                                                                       1995
                                                                       1996
                                                                       1997
                                                                       1998
                                                                       1999
                                                                       2000
                                                                       2001
                                                                       2002
                                                                       2003
                                                                       2004
                                                                       2005
                                                                       2006
                                                                       2007
                                                                       2008
                                                                       2009
                                                                       2010
                                                                       2011
                                                                       2012
                                                                       2013
                                                                       2014
                                                                       2015
                                                                       2016
                                                                       2017
                                                                       2018
                                                                       2019
                                                                       2020
men des Monitorings seltener Brutvögel
(MsB).
Die Ergebnisse der Jahre 1988 bis 1990
sind in Bauschmann (2005) zusammen-             Abb. 5: Mit Zunahme der Weideflächen nimmt auch die Zahl der Gartenrot-
gefasst: „Nach der Arten-Arealbeziehung         schwanzreviere zu.
ist der Wingert als artenreich bis sehr ar-
tenreich einzustufen, und nach dem Vor-
kommen von Rote-Liste-Arten kommt               Baumpieper und Gelbspötter Ende des                   und Pirol möglicherweise mit dem Bau
ihm eine große Funktion als regional be-        20. Jahrhunderts und Kleinspecht, Trauer-             der B 455 Ortsumfahrung Dorheim zu-
deutendem Vogelbrutgebiet zu.“ Inzwi-           schnäpper und Pirol zwischen 2006 und                 sammen, die das Streuobstgebiet vom
schen konnten 104 Vogelarten am Win-            2010. Der Verlust der ersten drei Arten               Auwald am Sauerbrunnen abtrennt.
gert nachgewiesen werden, 62 davon als          ist mit einem allgemeinen rapiden Rück-               Auch interessante Einzelergebnisse sind
Brutvögel und 42 als Gastvögel. Im Schnitt      gang in den letzten Jahrzehnten zu erklä-             zu verzeichnen: So ist z. B. in den über
brüteten pro Jahr 44,5 Arten mit einer          ren. So weist die Turteltaube nach Wer-               30 Jahren seit Einführung der Beweidung
jährlichen Schwankung zwischen 40 und           ner et al. (2014) in Hessen „extrem starke            die Zahl der Gartenrotschwanzreviere
52. Die Zahl der Gastvogelarten lag im          Bestandsrückgänge“ auf, der Baumpieper                von drei auf 12 bis 15 gestiegen (Abb. 5).
Schnitt bei 16,4 Arten mit einer Spanne         „dramatische Bestandsabnahmen“ und der                Das sind Dichten, die nur in wenigen
von sieben bis 29 (Abb. 4).                     Gelbspötter ist „im lang- und kurzfristi-             anderen Gebieten in Hessen erreicht
Einige der zu Beginn der Untersuchungen         gen Trend deutlich abnehmend“. Dage-                  werden. Dies liegt daran, dass Gartenrot-
noch vorkommenden Brutvogelarten sind           gen fällt das Verschwinden der drei „Au-              schwänze hauptsächlich am Boden nach
inzwischen verschwunden, so Turteltaube,        waldarten“ Kleinspecht, Trauerschnäpper               Insekten jagen und diese auf kurzgrasi-

Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021                                                                                                  121
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet "Wingert bei Dorheim" (Wetteraukreis)
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet

gen Viehweiden häufiger und auch bes-
ser zu erreichen sind als auf Mahdflä-
chen. Das in anderen Streuobstgebieten
praktizierte Mulchen ist der Tod für In-
sekten und somit auch für den Garten-
rotschwanz.

Biomasse
Bereits 2013 wiesen Sorg et al. auf starke
Rückgänge der Insektenbiomasse hin. In
einem etwa 100 ha großen Naturschutz-
gebiet im Nordwesten von Krefeld hat-
ten sie in den Monaten Mai bis Oktober
der Jahre 1989 und 2013 mit Hilfe von
jeweils zwei Malaisefallen die Biomasse
erfasst und dabei 1117,1 g bzw. 1425,6 g
Abtropfgewicht für 1989 und 257,3 g
bzw. 294,4 g für das Jahr 2013 ermittelt.
Das ist ein Verlust von über 75 %.           Abb. 6: Malaisefalle im Streuobstgebiet Wingert bei Dorheim
Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Lang-      (Foto: G. Bauschmann)
zeitstudie zur Veränderung der Biomasse
von Fluginsekten zeigt die negative Ent-
                                                                                                                                                                                                                                             Abtropfgewicht pro Fangperiode (in g)
                                                Abtropfgewicht in g pro Fangperiode

wicklung in deutschen Schutzgebieten                                                  160
                                                                                                                                                                                                                                             in der Legende fehlt Abtropfgewicht pro Tag (in g)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            10

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Abtropfgewicht in g pro Tag
auf (Hallmann et al. 2017). Dabei wur-                                                140                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           8
den Daten ausgewertet, die zwischen                                                   120
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           7
1989 und 2014 an 63 verschiedenen                                                     100                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  6
Standorten in Nordrhein-Westfalen,                                                    80                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   5
Rheinland-Pfalz und Brandenburg mit                                                   60                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   4
Hilfe von Malaisefallen gesammelt wur-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     3
                                                                                      40
den. Die Forscher konnten zeigen, dass                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     2
                                                                                      20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   1
die Gesamtbiomasse der Fluginsekten der
                                                                                       0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   0
Monate April bis Oktober in 27 Jahren
                                                                                            26.04. – 10.05.2020

                                                                                                                                     24.05. – 06.06.2020

                                                                                                                                                                              20.06. – 04.07.2020

                                                                                                                                                                                                                       18.07. – 01.08.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                   29.08. – 12.09.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            26.09. – 11.10.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     31.10. – 15.11.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              30.11. – 15.12.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       31.12. – 15.01.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                31.01. – 15.02.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         28.02. – 15.03.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  31.03. – 15.04.2021
                                                                                                                  10. – 24.05.2020

                                                                                                                                                           06. – 20.06.2020

                                                                                                                                                                                                    04. – 18.07.2020

                                                                                                                                                                                                                                             01. – 14.08.2020
                                                                                                                                                                                                                                                                14. – 29.08.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         12. – 26.09.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  11. – 31.10.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           15. – 30.11.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    15. – 31.12.2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             15. – 31.01.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      15. – 28.02.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               15. – 31.03.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        15. – 26.04.2021
von anfangs noch über 1,6 kg Biomasse
pro Falle und Jahr auf etwa 300 g zu-
rückgegangen war, also um 77 % abge-
nommen hatte.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch
Seibold et al. (2019). Deren Daten wurden                                                                                                                                                                                                                                                                Fangperiode
im Rahmen des von der Deutschen For-
schungsgemeinschaft finanzierten Pro-        Abb. 7: Mit einer Malaisefalle im Streuobstgebiet Wingert bei Dorheim ermittelte
jekts „Biodiversitäts-Exploratorien“ er-     Biomasse
hoben. Die Wissenschaftler analysierten
Daten von mehr als einer Million Insekten
und Spinnen aus ca. 2.700 Arten, die in      Flächen (Extensivweiden, ungedüngte                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wertes und etwa einem Niveau, das laut
den Jahren 2008 bis 2017 mittels stan-       Mähwiesen) deutlich höher als auf inten-                                                                                                                                                                                                                                                                                dieser Studie vor etwa 30 Jahren erreicht
dardisierter Kescherfänge auf 150 Grün-      siv bewirtschafteten Flächen (gedüngte                                                                                                                                                                                                                                                                                  wurde.
landflächen von Schwäbischer Alb (Baden-     Mähwiesen, Standweiden).
Württemberg), Hainich-Dün (Thüringen)        Mit der im Jahr 2020 am Wingert bei                                                                                                                                                                                                                                                                                     Ameisen
und Schorfheide-Chorin (Brandenburg)         Dorheim betriebenen Malaisefalle (Ssy-                                                                                                                                                                                                                                                                                  Nicht nur die Biomasse ist deutschland-
erfasst wurden. In den Grünlandstand-        mank et al. 2018) (Abb. 6) konnte ein                                                                                                                                                                                                                                                                                   weit zurückgegangen, sondern auch die
orten ging die Biomasse in neun Jahren       Abtropfgewicht von 1261,61 g ermittelt                                                                                                                                                                                                                                                                                  Artenzahl, wie eine Analyse der Roten
um 67 %, die Individuenzahl um 78 %          werden mit Tagesmaxima von ca. 9 g                                                                                                                                                                                                                                                                                      Listen belegt (Ries et al. 2019). Neben
und die Artenzahl um 34 % zurück. Der        (Abb. 7). Davon entfallen auf die Mona-                                                                                                                                                                                                                                                                                 den Tagfaltern mit 64 % der Arten und
Rückgang der Artenzahl nahm signifi-         te April bis Oktober 1209,22 g. Das ent-                                                                                                                                                                                                                                                                                den Ameisen mit 60 %, weisen auch die
kant mit dem Anteil an Ackerland in der      spricht etwa dem Vierfachen des von                                                                                                                                                                                                                                                                                     Heuschrecken mit 54 % und die Zika-
Umgebung zu. Die Biomasse und Arten-         Hallmann et al. (2017) in anderen (Na-                                                                                                                                                                                                                                                                                  den mit 52 % überdurchschnittlich viele
zahl war auf extensiv bewirtschafteten       turschutz-)Gebieten heute ermittelten                                                                                                                                                                                                                                                                                   Arten mit langfristig rückläufigem Trend

122                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet

auf. Ebenso sind die Bestände der Wild-
bienen und die der Laufkäfer um jeweils                         16                                                                     800
45 % der Arten zurückgegangen. Anzu-                                                             Artenzahl       Individuenzahl
nehmen, aber in keiner Untersuchung                             14                                                                     700

bisher belegt, ist der Rückgang der Bio-                        12                                                                     600
masse bei Nicht-Fluginsekten, insbeson-

                                                                                                                                             Individuenzahl
                                                                10                                                                     500

                                                   Artenzahl
dere den epi- und endogäischen. Hierzu
gehören auch die am Wingert untersuch-                          8                                                                      400
ten Laufkäfer und Ameisen.                                      6                                                                      300
In den Jahren 1997 und 1998 wurde die
                                                                4                                                                      200
Ameisenfauna des Wingerts anhand der
Bodenfallenfänge ermittelt. Ziel war es,                        2                                                                      100
Unterschiede bei der Bewirtschaftung ver-                       0                                                                      0
schiedener, zu unterschiedlichen Jahres-
zeiten mit Schafen beweideter Flächen
herauszuarbeiten (Bauschmann 2002).
Die Untersuchungen wurden 2004 und
aktuell 2020 wiederholt.
Insgesamt konnten mit dieser Methode            Abb. 8: Arten- und Individuenzahlen der am Wingert bei Dorheim mit Bodenfallen
4.977 Individuen aus 16 Ameisenarten            nachgewiesenen Ameisen
nachgewiesen werden, eine siebzehnte
Art per Handaufsammlung. Im Durch-
                                                                     Temperaturzahl
schnitt wurden pro Jahr und Fläche 10,4
                                                                     Feuchtezahl (von 1 = extrem trocken bis 10 = sehr nass)
Arten erfasst, wobei die Schwankung bei
                                                                     Stickstoffzahl (von 1 = extrem nährstoffarm bis 9 = hypertroph)
der Schafweide W2, die in der Regel im                          10
Juni erstmalig beweidet wird, mit neun                           9
(1997) bis 14 Arten (2004) am größten                            8
war. Bei den beiden anderen in allen vier                        7
                                                   Zeigerwert

Jahren beprobten Flächen (W1 mit Be-                             6
                                                                 5
weidungsbeginn im April und W3 mit
                                                                 4
Beweidung ab August) lagen die Arten-                            3
zahlen zwischen 10 und 12 (Abb. 8).                              2
Etwas aus dem Rahmen fällt die Unter-                            1
suchungsfläche W4, die ab 2007 als Aus-                          0
gleichsfläche aus der ackerbaulichen Nut-
zung genommen wurde, sich dann selbst
begrünte und 2013 wieder umgebrochen                                                      Fallenstandort/Jahr
wurde, um mit einer Standard-Saatmi-
schung (Weißklee-Weidelgras) eingesät
zu werden. Die Fläche wird seit 2009            Abb. 9: Ökologische Präferenzen (Temperatur-, Feuchte- und Stickstoffzahlen) der
ebenfalls beweidet. Bei der Untersu-            am Wingert bei Dorheim an den vier Standorten W1 bis W4 mit Bodenfallen nach-
chung 2020 lag die Ackernutzung bereits         gewiesenen Ameisen (Temperaturzahl = maximale an einem Standardstrahlungstag
13 Jahre zurück bzw. war das Ansaat-            in 3,5 cm Bodentiefe erreichte Temperatur, korrigiert um meteorologische Lufttempe-
Grünland sieben Jahre alt. Mit sieben           ratur- und Sonnenscheinstandards der Monate Mai bis August der Jahre 1977 bis
Ameisenarten (Abb. 8) war die Fläche            2006 in Deutschland; Feuchtezahl in Stufen von 1 = extrem trocken bis 10 = sehr
zwar noch recht artenarm und die domi-          nass; Stickstoffzahl in Korrelation mit dem im Boden vorhandenen Mineralstickstoff
nante Art mit etwa 86 % der Individuen          in Stufen von 1 = extrem nährstoffarm bis 9 = hypertroph)
war die ubiquitäre Schwarze Wegameise
(Lasius niger), es konnten aber bereits vier
mehr oder weniger thermo- oder xerophile        ben Ameisenarten gefunden, zwei davon            mit anschließender Neueinsaat (egal ob
Arten nachgewiesen werden.                      mehr oder weniger thermo- oder xero-             Standardmischung, Regiosaatgut, Heu-
Ein ähnliches Ergebnis brachte auch eine        phil. Auch dort konnte sich längere Zeit         drusch oder Blühmischung) die Ameisen-
Untersuchung Ende der 1990er Jahre in           nach Umwandlung von Acker in Grün-               fauna so nachhaltig gestört, dass sie wie-
einem zwei Kilometern Luftlinie ent-            land nur langsam eine typische Ameisen-          der Jahrzehnte für die Etablierung einer
fernt liegenden Gebiet (Bauschmann et           gemeinschaft magerer Wiesen und Weiden           grünlandtypischen Gemeinschaft braucht.
al. 2005). Auch hier wurden ca. 15 Jahre        ausbilden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit          Da insbesondere solche Ameisenarten,
nach Einstellung des Ackerbaus nur sie-         wird auch beim Umbruch von Grünland              die individuenreiche Kolonien bilden

Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021                                                                                                             123
25 Jahre faunistische Untersuchungen im Streuobstgebiet

und solche, die in direkter Nähe der Fal-     Fazit                                                 Streuobstgebiete im mittleren Hessen. Beitr. Na-
                                                                                                    turk. Wetterau 11: 137-150.
len nisten, überproportional in die Indi-
                                                                                                    Bauschmann, G. (2008): Vor dem Streuobst gab´s den
viduenzahl eingehen, wurden bei weiteren      Im Streuobstgebiet Wingert bei Dorheim                Wein – Betrachtungen aus der Wetterau. – Pomo-
Betrachtungen nur die Arten, nicht je-        wird das Grünland seit dem sukzessiven                logen-Verein e. V. Jahresh. 2008: 108-109.
doch die Individuen berücksichtigt. Ähn-      Rückzug der Landwirtschaft ab 1988 mit                Bauschmann, G. (2010): Die Pflege von Streuobst-
                                                                                                    wiesen durch Beweidung. Pomologen-Verein e. V.
lich wie die Zeigerwerte bei Pflanzen         Schafen beweidet. Parallel dazu wird der              Jahresh. 2010: 38-53.
wurde von Seifert (2007) eine Liste mit       Ein­ fluss der Schafbeweidung wissen-
                                                                                                    Bauschmann, G.; Bretz, D.; Buschinger, A.;
ökologischen Präferenzen von Ameisen-         schaftlich untersucht. 2020 wurde auch                Dorow, W. (2006): Rote Liste der Ameisen Hessens.
arten entwickelt. Mit Hilfe dieser Tabelle    die Baumschicht in das Untersuchungs-                 Hessisches Ministerium des Innern und für Land-
                                                                                                    wirtschaft, Forsten und Naturschutz. Wiesbaden.
wurden die untersuchten Flächen an-           programm einbezogen, um das gesamte
                                                                                                    Bauschmann, G.; Schmidt, A.; Hetzel, B. (2005):
hand ihrer Ameisenvorkommen bewer-            Gebiet im Hinblick auf den Rückgang                   Untersuchungen zur Entwicklung von Grünland
tet (Abb. 9). Dabei wurden die Faktoren       von Insekten (Biodiversitätsverlust) be-              aus Ackerbrachen unter dem Einfluss von Mahd und
Temperatur, Feuchte und Stickstoff be-        werten zu können. Nach den bisherigen                 Beweidung am Roten Berg bei Bauernheim (Wetterau /
                                                                                                    Hessen). Beitr. Naturk. Wetterau 11: 13-66.
rücksichtigt. Die auf den einzelnen Flä-      Ergebnissen weist der Wingert bei Dor-
                                                                                                    Biodiversitätsstrategie Hessen: Biologische Viel-
chen anhand der gefundenen Ameisen-           heim noch eine überdurchschnittliche In-              falt auf Streuobstwiesen. https://biologischevielfalt.
arten ermittelten Werte liegen alle recht     sekten-Biomasse und einen hohen Arten-                hessen.de/de/lebensraum-streuobstwiese.html (ab-
                                                                                                    gerufen 20.4.2020)
dicht beieinander. Sie sprechen für ein       reichtum auf. Dies ist insbesondere fol-
mäßig thermophiles, trockenes bis mä-         genden Faktoren zu verdanken:                         Finck, P.; Heinze, S.; Raths, U.; Riecken, U.;
                                                                                                    Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Bio-
ßig trockenes sowie nährstoffarmes bis        •	extensive Schafbeweidung auf über 40 %             toptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene
mäßig nährstoffarmes Gebiet. Dabei ist           des Gebiets (durch Wechselkoppeln                  Fassung 2017. Natursch. Biol. Vielf. 156: 1-637.
die früh beweidete Schafweide über all           großes Nutzungsmosaik)                             Frommer, U.; Bauschmann, G. (2020): Die Stech-
                                                                                                    immenfauna des Wingerts bei Friedberg-Dorheim,
die Jahre die wärmste, trockenste und         •	weiteres Nutzungsmosaik von intensiv               Wetterau, Hessen (Hymenoptera, Aculeata). Hess.
nährstoffärmste Fläche.                          (Mulchen) bis extensiv (Altgrasstreifen)           Faun. Br. 38(1-3): 25-43.
Da mit Bodenfallen nur die sich auf dem       •	kein Pestizideinsatz (auch keine Drift             Hallmann, C. A.; Sorg, M.; Jongejans, E.; Siepel,
Boden bewegenden Ameisen erfasst wer-            von außerhalb)                                     H.; Hofland, N.; Schwan, H.; Stenmans, W.;
                                                                                                    Müller, A.; Sumser, H.; Hörren, T.; Goulson, D.;
den können, Streuobstweiden aber aus          •	kein Kunstdüngereinsatz (nur klein-                De Kroon, H. (2017): More than 75 percent decline
den zwei Etagen Grünland und Bäume               räumig organischer Dünger)                         over 27 years in total flying insect biomass in protec-
                                                                                                    ted areas. PLoS ONE 12(10): e0185809. https://doi.
bestehen, wurde 2020 auch der erstmalig       •	gemischte Alters- und Artenstruktur                org/10.1371/journal.pone.0185809
im Gebiet eingesetzte Stammeklektor              bei den Obstbäumen (inkl. Wildobst
                                                                                                    Ries, M.; Reinhardt, T.; Nigmann, U.; Balzer, S.
zum Nachweis der an und auf Bäumen               und Hutebäumen)                                    (2019): Analyse der bundesweiten Roten Listen zum
lebenden Arten herangezogen. Weitere          •	hoher Totholzanteil (stehendes und                 Rückgang der Insekten in Deutschland. Natur &
                                                                                                    Landsch. 94(6/7): 236-244.
drei Ameisenarten wurden gefunden,               liegendes Totholz)
                                                                                                    Schmidt, A.; Bauschmann, G.; Hetzel, B. (2005):
darunter die nach Bauschmann et al.           •	meist unbefestigte Wege (nur Zentral-              Abschlußbericht „Dauerbeobachtungen zum Ein-
(2006) in Hessen als vom Aussterben be-          weg betoniert)                                     fluß des Zeitpunktes der Beweidung auf die Fauna
droht geltende Stöpselkopfameise (Cam-        •	Erhalt randlicher Hecken                           und Flora des Grünlandes am Wingert bei Dorheim
                                                                                                    (Wetteraukreis/Hessen)“. – Unveröff. 121 S.
ponotus truncatus). Somit erhöht sich die
                                                                                                    Seibold, S.; Gossner, M. M.; Simons, N. K.; Blüth-
Artenzahl der Ameisen am Wingert bei                                                                gen, N.; Müller, J.; Ambarhi, D.; Ammer, C.; Bau-
Dorheim auf 20.                               Kontakt                                               hus, J.; Fischer, M.; Habel, J. C.; Linsenmair, K. E.;
                                                                                                    Nauss, T.; Penone, C.; Prati, D.; Schall, P.; Schul-
                                                                                                    ze, E.-D.; Vogt, J.; Wöllauer, S.; Weisser, W. W.
Sonstige Insekten                             Gerd Bauschmann                                       (2019): Arthropod decline in grasslands and forests is
Die Untersuchungen laufen zwar weiter,        Weidewelt e. V. – Verein für naturschutz-             associated with landscape-level drivers. Nature 574: 671-
                                                                                                    674. https://doi.org/10.1038/s41586-019-1684-3
eine erste grobe Sichtung der Nachweise       konforme Landnutzung durch Bewei-
                                                                                                    Seifert, B. (2007): Die Ameisen Mittel- und Nord-
hat aber ergeben, dass einige, meist wärme-   dung und Faunistische Landesarbeitsge-                europas. Tauer.
liebende Arten in den letzten 20 Jahren       meinschaft Hessen e. V. (FLAGH)                       Sorg, M.; Schwan, H.; Stenmans, W.; Muller, A.
am Wingert hinzugekommen sind. Zu             Salzgrafenstraße 13                                   (2013): Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insek-
nennen sind die Schwarze Holzbiene            61169 Friedberg-Dorheim                               ten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit
                                                                                                    Malaise Fallen in den Jahren 1989 und 2013. Mitt.
(Xylocopa violacea), die Delta-Wespe (Delta   Weidewelt@aol.com                                     Entomol. Verein Krefeld 1: 1-5.
unguiculatum), die Gefleckte Ameisen-                                                               Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.;
jungfer (Euroleon nostras), die Heuschre-                                                           Schikore, T.; Schröder, K.; Sudfeld, C. (2005): Metho-
ckenarten Weinhähnchen (Oecanthopus           Literatur                                             denstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutsch-
                                                                                                    lands. Max-Plank-Institut für Ornithologie; Radolfzell.
pellucens), Südliche Eichenschrecke (Me-
                                              Bauschmann, G. (2002): Die Beweidung des Streu-       Ssymank, A.; Sorg, M.; Doczkal, D.; Rulik, B.; Mer-
conema meridionale) und Zweifarbige Beiß-     obstgebietes „Wingert bei Dorheim“ (Wetteraukreis /   kel-Wallner, G.; Vischer-Leopold, M. (2018): Prak-
schrecke (Bicolorana bicolor) sowie die       Hessen) mit Koppelschafen – Erfahrungen mit der       tische Hinweise und Empfehlungen zur Anwendung
                                              Verwendung verschiedener Tierartengruppen (insbes.    von Malaisefallen für Insekten in der Biodiversitätserfas-
Schmetterlinge Schwalbenschwanz (Papilio                                                            sung und im Monitoring. Series Naturalis 1: 1-12.
                                              Käfer, Ameisen und Heuschrecken) im Rahmen der
machaon), Zwerg-Bläuling (Cupido mini-        Erfolgskontrolle. NZH Akademie-Ber. 3: 61-98.         Werner, M.; Bauschmann, G.; Hormann, M.;
mus) und Leguminosen-Weißling (Leptidea       Bauschmann, G. (2005): Untersuchungen über die        Stiefel, D. (2014): Zum Erhaltungszustand der
sinapis / juvernica).                         Vogelwelt dreier unterschiedlich strukturierter       Brutvogelarten Hessens. Vogel & Umwelt 21: 37-69.

124                                                                                                     Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021
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