Tony Reis: Führt Swisscom erfolgreich in die Markt-Freiheit
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INTERVIEW Tony Reis: Führt Swisscom erfolgreich in die Markt-Freiheit Seit einem Jahr steht der Ex-IBM Topmanager «alten Wein in neuen Schläuchen», der Börsengang Tony Reis an der Spitze der Swisscom. Ein Jahr, in einem bezüglich der Finanzmärkte extrem schwie- welches den einstigen Monopolbetrieb einem rigen Umfeld war erfolgreich und wir haben uns als neuen Wind aussetzte, dem frischen Wind der Blue Chip etabliert und schliesslich haben wir eine Liberalisierung. Reis, mit hartem Konkurrenz- ganze Reihe neuer Produkte auf den Markt gebracht. kampf im Gebiet der Informatik wohlvertraut, hatte eine Crew übernommen, die bis anhin ge- asut: Dies alles geschah ja in einem neuen, liberalisierten wohnt war, in ruhigen, regulierten Gewässern zu Markt. Ihre Kunden haben diese neuen Rahmenbedingungen segeln. Darüber, wie er das Unternehmen innert schnell begriffen, haben sich angepasst. Wie steht es bei Ihren kurzer Zeit umkrempelte, einen eigentlichen Mitarbeitern, welche ja bis vor kurzem Beamte in einem Kulturwandel einleitete und als bisher grössten Monopolbetrieb waren? Haben auch sie die Köpfe gedreht? Erfolg Swisscom erfolgreich an die Börse brach- Tony Reis: Was Sie ansprechen ist der «Kultur- te, unterhielt sich mit ihm bulletin-Redaktor Gui- wandel». Nun, es wäre naiv zu glauben, dass eine do Wemans. Unternehmenskultur, welche über Jahrzehnte ge- wachsen ist und durch ein entsprechendes Umfeld asut: Am 16. Januar 1998 - also fast auf den Tag genau geprägt worden ist, sich innerhalb von ein paar Wo- vor einem Jahr - wurden Sie als Nachfolger von Felix Rosen- chen oder Monaten ändert. Es hat sich tatsächlich berg zum Präsidenten der Konzernleitung von Swisscom im bereits viel geändert, wir sind ein grosses Stück in die Range eines Generaldirektors ernannt. Was ziehen Sie für richtige Richtung weitergekommen. Dies sage ich eine Bilanz über dieses erste «Amtsjahr»? nicht alleine aus einer subjektiven Sicht heraus, ich Tony Reis: Also zuerst: es ist kein «Amtsjahr», wir höre natürlich sehr viel von Seiten der Kunden, des sind ein Unternehmen und kein Amt mehr! Insge- Marktes. Der Kulturwandel ist voll im Gange. samt ziehe ich eine positive Bilanz. Es war zwar ein sehr turbulentes, hektisches Jahr, wie es zu erwarten asut: Haben die prominenten Abgänge im Kaderbereich vom war in diesem liberalisierten Umfeld, in welchem es letzten Jahr mit diesem Kulturwandel zu tun? Haben diese beides gibt: Positives und Negatives. Aber das Positi- Leute die Köpfe nicht so drehen können oder wollen, wie Sie ve überwiegt eindeutig. Wir haben sehr viel erreicht: dies von ihnen erwarteten? Besteht bei Swisscom ein Manage- Wir haben uns als Unternehmen profiliert. Der ment-Problem? Namenswechsel Ende 1997 bedeutet mehr als nur Tony Reis: Nein, wir haben kein Management-Pro- blem. Ich sehe bei den erfolgten Wechseln eher ein Zeichen dafür, dass auch in dieser Beziehung «Markt» eingekehrt ist. Den Beamten - auf allen Stufen-, der im Sinne einer Lebensstelle einmal eine bestimmte Verantwortung übernommen hat, gibt es nicht mehr. Mit anderen Worten: die von Ihnen angesprochen Abgänge waren normale Wechsel, wie wir sie auch in Zukunft haben werden. Das gehört zu einem dyna- mischen Unternehmen. asut: Bleiben wir noch bei der Personalpolitik. Es ist be- kannt, dass bei Swisscom Stellen abgebaut werden müssen. 60 asut-bulletin 1/1999
INTERVIEW Nicht zuletzt zeigt der internationale Vergleich, dass Swisscom Tony Reis: Wir können die rund 4000 Arbeitsplätze sehr stark mit Personal ausgerüstet ist. In welcher Grössen- leider nicht alleine durch natürliche Abgänge und ordnung wird der Abbau liegen? frühzeitige Pensionierungen abbauen. Einen grossen Tony Reis: Ich weiss nicht, aufgrund welcher Infor- Teil davon zwar, aber nicht alle. Aber die Frage der mationen Sie feststellen, Swisscom sei überdurch- Härtefälle ist zu relativieren. Wir möchten diese, wenn schnittlich mit Personal ausgerüstet. Bezieht sich Ihre immer möglich, vermeiden. Wir haben Zeit und die Aussage auf die Produktivität, so stimmt sie nicht. notwendigen Instrumente zur Verfügung, um sowohl Bezüglich Anzahl Anschlüsse, Anzahl Leitungen pro finanziell wie auch im Sinn von Beratung zu helfen. Mitarbeiter gehört Swisscom zu den produktivsten Netzbetreibern in Europa. Dies müssen wir auch sein asut: Aus Ihren Worten schliesse ich, dass Ihnen das Wohl und müssen es noch verstärkt sein, weil auch unsere Ihres Personal am Herzen liegt. Wie definieren Sie Ihre Ver- Kosten und Löhne entsprechend höher sind. Obwohl antwortung den MitarbeiterInnen gegenüber? wir in diesem Sinne produktiv sind, ist es offensicht- Tony Reis: Nun, das was ich Ihnen relativ kühl über lich, dass wir den Kostendruck, welcher über den den Personalabbau vermittelt habe, lässt mich natür- Preisdruck des Marktes heute schon da ist, abfangen lich nicht kalt. Es geht bei allen Überlegungen immer müssen. Dies geschieht - nicht um Menschen. Aber meine Pflicht nur - sondern unter anderem «Es ist kein Geheimnis, ist es unter anderem auch, mög- dass unsere Pläne davon auch durch die Reduktion von lichst viele Arbeitsplätze zu erhal- ausgehen, bis ins Jahr Arbeitsplätzen. Daran führt kein ten. Es ist daher die Aufgabe des 2001 rund 4000 Arbeits- Weg vorbei. Es ist auch kein Ge- ganzen Managements, Rahmenbe- plätze abzubauen. Wir heimnis, dass unsere Pläne da- dingungen zu schaffen, unter wel- wollen dies aber so sozial- von ausgehen, bis ins Jahr 2001 chen zukunftsgerichtete Arbeits- verträglich wie möglich rund 4000 Arbeitsplätze abzu- machen.» plätze geschaffen und gesichert bauen. Wir wollen dies aber so werden können. Nehmen Sie dazu sozial-verträglich wie möglich machen. Für viele Leute beispielsweise das Stichwort «Ausbildung». Wir ha- bringt diese Massnahme Angst und Unsicherheit mit ben kürzlich ein grosses Ausbildungszentrum in Pfäf- sich. Heute befindet sich das Personal grösstenteils fikon/SZ eröffnet, wir haben ein weiteres in Martigny. noch in einem öffentlich/rechtlichen Anstellungs- Das Unternehmen hat die notwendige Infrastruktur verhältnis, oder sogar im Beamtenstatus, und dies zu schaffen, Investitionen zu tätigen und die not- noch bis Ende des Jahres 2000. Wir könnten uns nun wendigen Freiräume zu vermitteln, damit sich die Leu- auf den Standpunkt stellen, dass wir die betroffenen te der Entwicklung anpassen können. Ich erwarte auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowieso noch be- der anderen Seite von den Mitarbeiterinnen und Mit- zahlen müssen bis ins Jahr 2000, also machen wir ein- arbeitern Flexibilität und Leistungsbereitschaft. Die fach nichts. Aber dies wäre meiner Ansicht nach nicht Arbeitsmarktfähigkeit der Leute ist in Zukunft im- sozial. Darum wollen wir die betreffenden Mitarbei- mer mehr eine Frage der Eigenverantwortung. ter so rasch wie möglich angehen und geeignete Lö- sungen suchen. Dabei sind auch die Personalverbände asut: Wie lange wollen Sie diese Aufgabe bei Swisscom aus- mit einbezogen - mit deren Einvernehmen haben wir führen? nun auch eine externe Persönlichkeit, Frau Yvette Tony Reis: (lacht) Sie erwarten wohl nicht, dass ich Jaggi, engagiert. Sie übernimmt dabei die Rolle als Ihnen ein Datum nenne, bis zu welchem ich dies noch Beobachterin und Vermittlerin. mache! Es gibt natürlich in diesem Zusammenhang verschiedene Kriterien, die dabei mitspielen, unter an- asut: Wird es möglich sein, die Personalreduktion alleine mit derem auch private. Aber letztlich hängt dies auch natürlichen Abgängen und Frühpensionierungen zu erreichen vom Verwaltungsrat ab, ob er mit dem was ich hier oder sind auch Härtefälle zu erwarten? tue zufrieden ist. Auch gibt es wohl kaum jemals ei- nen Zeitpunkt, in dem man sagen könnte, dass nun 1/1999 asut-bulletin 61
INTERVIEW änderung Mühe haben. Als man mir die asut präsen- tierte, habe ich mich denn auch gefragt, was diese interessante Organisation, welche ja die Kundenbe- dürfnisse repräsentiert, in Zukunft für uns bedeuten könnte. Ich denke, wenn die asut schon ein kunden- und marktorientiertes Unternehmen ist, sollten wir die Chance wahrnehmen, da mitzumachen. Nicht als Prügelknabe der Kommunikationsindustrie, sondern um zu hören, was die Bedürfnisse unserer Kunden sind. asut: Könnten Sie sich vorstellen, dass Swisscom auch, neben anderen Playern, gemeinsam in asut-Arbeitsgruppen mitar- beitet? Tony Reis: Grundsätzlich schon! Ich sehe keinen Grund dafür, uns von anderen Mitbewerbern in die- alles erledigt sei. In der ganzen Telekommunikations- sem Markt zu unterscheiden. Wir sind auf der einen industrie bleibt ein Unternehmen in gewissem Sinne Seite Konkurrenten und werden dies auch bleiben eine permanente Baustelle. und uns anstrengen besser zu sein. Auf der anderen Seite gibt es verschiedene Gebiete, wo es nach mei- asut: Wie die meisten neuen Player ist Swisscom neuerdings ner Ansicht vernünftig ist, dass man miteinander ebenfalls Mitglied in der asut geworden. Was waren die Grün- spricht. de für den Beitritt in einen Verband, welcher ja vor der Libe- ralisierung vorwiegend die Interessen der Telekommunikations- asut: Wie Sie wissen, wendet sich die asut vehement gegen die benützer gegenüber dem Monopolisten PTT wahrnahm und Umnumerierungspläne des BAKOM. Nach unserer Ansicht gegenüber welchem da und dort noch alte Feindbilder gepflegt basiert der Entscheid für diese Massnahme auf nicht mehr werden? zutreffenden Prognosen und unrichtigen Annahmen. Anlässlich Tony Reis: Nun, ich selber bin aus naheliegenden einer kürzlichen Mitgliederversammlung der asut äusserten sich Gründen natürlich nicht beeinflusst von der Vergan- neben Repräsentanten des BAKOM Swisscom-Mitarbeiter genheit, aber ich habe mich natürlich auch damit alles andere als begeistert zu dieser Frage. Wie stellen Sie sich befasst. Dabei habe ich die Aufgabe der asut so ver- zu diesem Vorhaben? standen, dass sie dem Monopolisten «Beine machen» Tony Reis: Nun, die Telecom PTT hat damals aus wollte. Dies mag zu gewissen Konflikten und Kon- Treu und Glauben, aufgrund von zu jener Zeit vor- frontationen geführt haben. Sicher liegenden Trends, die Befürch- war die Zusammenarbeit nicht je- «Ich denke, wenn die asut tung gehegt, dass um das Jahre derzeit konstruktiv. Nun hat sich schon ein kunden- und 2001/2002 herum tatsächlich ein aber das Umfeld geändert und marktorientiertes Unter- Nummerneng pass entstehen jetzt müssen alle dazu lernen, nehmen ist, sollten wir die könnte, vor allem in der Swisscom wie auch die asut. Ich Chance wahrnehmen, Grossagglomeration Zürich. Das bin überzeugt, dass es nun, wo da mitzumachen.» war die Basis für den Entschluss Markt herrscht, nicht mehr die Mission der asut sein für eine gesamtschweizerische Umnumerierung. Ich kann, dem grössten Player, der Swisscom, permanent habe das Ganze noch einmal überprüfen lassen. Ich «an den Karren zu fahren». Der Veränderungsprozess wollte wissen, ob vor dem Hintergrund einer rasch ist jetzt angelaufen. Ich möchte damit nicht sagen, sich ändernden Umwelt, die Annahmen von damals dass er überall bereits vollzogen ist. Es gibt wahr- noch richtig sind und welchen Einfluss die rasante scheinlich auch bei der asut Leute, die mit dieser Ver- Entwicklung des Mobilfunks hat. Wir sind dann zum 62 asut-bulletin 1/1999
INTERVIEW Schluss gekommen, dass der Markt diese Um- sortiment-Anbieter auch Lösungen angeboten erhal- numerierung nicht braucht! Wir haben keine Num- ten, die sie andernorts nicht bekommen. Früher konn- mern-Kapazitätsengpässe und es gibt keine Ein- te man über die Telecom schränkung des Wettbewerbs oder der Konkurrenz. PTT schimpfen und unzu- «Wir sind dann zum Aufgrund dieser Einschätzung habe ich auch der frieden sein; aber relativ zu Schluss gekommen, ComCom mitgeteilt, dass die Umnumerierung aus was? Relativ zu nichts an- dass der Markt diese unserer Sicht nicht notwendig ist. Wenn aber der Re- derem. Aber heute, und Umnumerierung nicht gulator darauf besteht, die Umnumerierung vorzu- das finde ich das Gute am braucht!» nehmen, haben wir nichts anderes zu tun, als sie aus- Markt, kann der Kunden zuführen. Wir haben daher auch ein Projektteam auf- vergleichen. Und dabei schneiden wir gar nicht so gestellt, welches intensiv daran arbeitet, die Umstel- schlecht ab. Aber eines stimmt: Momentan verlaufen lung vorzubereiten. die Preise nur in einer Richtung - nach unten. Es gibt aber noch eine andere, eine volkswirtschaft- liche Dimension des ganzen Problems und ich neh- asut: Das bringt mich auf ein Problem des gegenwärtigen me an, dass asut vor allem auch diese Seite beleuch- Marktes: Zwar rutschen die Preise immer weiter, aber dafür ten will. Bei einer Summe von rund drei Milliarden geht die Transparenz immer mehr verloren. Da hat doch Otto Franken ist diese Frage natürlich schon berechtigt. Normalverbraucher im Dschungel der verschieden Tarife und Hinzu kommt die Häufung von weiteren, schwerwie- Klauseln den Durchblick längst verloren. Wie stellen Sie sich genden Problemen wie das Millenium-Problem, die zu dieser Entwicklung? Anpassung an den Euro und dann noch die Um- Tony Reis: Dasselbe geschieht auch in anderen, li- numerierung. Diese beinhaltet zudem noch die Ge- beralisierten Industrie- und Wirtschaftsbereichen, fahr, dass wir uns in ein paar Jah- «Mit der Liberalisierung zum Beispiel beim Luftverkehr. ren noch einmal anpassen müssen, geht auch ein Teil der Mit der Liberalisierung geht auch wenn die Europäer mit ihrer Ge- Transparenz verloren.» ein Teil der Transparenz verlo- samt-Numerierung kommen. Aus ren. Früher gab es zwischen dem diesen Gründen habe ich Verständnis dafür, dass die Monopolisten und dem Bundesrat eine Tarifrunde asut nun die Frage stellt, was uns das überhaupt bringt. und alles war wieder für längere Zeit im Lot. Heute müssen wir mit dieser neuen Situation leben. Es ent- asut: Noch eine Frage zum Thema Liberalisierung und frei- stehen ja bereits neue Dienstleistungen, Brokers und er Markt. Wie positioniert sich heute die Swisscom gegenüber Berater, welche uns ganz genau auf die Finger schau- ihren Konkurrenten? Im Moment scheinen sich ja die Opera- en, damit wir konkurrenzfähig bleiben. Für uns gilt: tors zur Freude der Kunden gegenseitig mit Spar- und Sonder- Wir müssen ständig konkurrenzfähig bleiben. Bei der angeboten zu überbieten. Geht das so weiter und reagiert Leistung und bei den Preisen. Wir müssen unsere Ko- Swisscom auf jede Preis- und Tarifreduktion mit ähnlichen sten weiter reduzieren. Daran führt für Swisscom kein Massnahmen? Agiert oder reagiert Swisscom diesbezüglich am Weg vorbei. Markt? Tony Reis: In Bezug auf Aktion und Reaktion läuft asut: Kommen wir auf die Beteiligung von Swisscom zu spre- es natürlich nicht nur in einer Richtung. Wir stellen chen. Da haben wir auf der einen Seite, aus Ihrer Sicht, noch fest, dass der Preis zwar ein wichtiges, aber nicht al- Altlasten, die sie übernehmen mussten. Es gibt darunter er- leiniges Element darstellt, denn eine Reihe von Kun- folgreiche und weniger erfolgreiche. Was ist Ihre Strategie? den, die wir anfänglich offenbar wegen der Tarife ver- Halten? Abstossen? Oder gar neue Ventures eingehen? loren haben, kehren nun wieder zu uns zurück. Und Tony Reis: Wir verfolgen nicht primär eine Betei- zwar nicht, weil wir nun plötzlich noch billiger ge- ligungsstrategie, sondern eine Unternehmensstrategie. worden sind als die Konkurrenz, sondern weil dies Und diese wird gegenwärtig überprüft. Im Rahmen etwas zu tun hat mit der Qualität, mit dem Service der Umsetzung einer Unternehmensstrategie müssen und mit der Tatsache, dass sie von einem Voll- wir uns auch die Frage stellen, was wir selber machen 1/1999 asut-bulletin 63
INTERVIEW können und wollen und wo wir Beteiligungen, Alli- Tony Reis: Nein, ich kann dazu noch nichts sagen. anzen oder Partnerschaften eingehen wollen. Als Alt- Die dritte Strategie schliesslich befasst sich mit den lasten bezeichne ich die bisherigen Beteiligungen bestehenden Beteiligungen. Das sind SPT Telecom nicht. Es sind dies Entscheidungen, die früher ge- in der tschechischen Republik sowie Direktinvesti- troffen worden sind und die wir dahin überprüfen tionen in Mobiltelefonanbieter in Malaysia und Indien. müssen, ob sie noch in unsere Strategie passen. Wir verfolgen gegenwärtig drei Szenerien oder Strategi- asut: Kommen wir zurück in die Schweiz. Stichwort en: Die erste geht der Frage nach, was zu tun ist, um Cablecom. Swisscom als grosser Internet Access Provider hat das Wachstumspotential auch in die Zukunft zu si- eine Beteiligung an Cablecom und diese wiederum hat sich Swiss chern. Der kleine Schweizer Markt mit rund 7 Mil- Online einverleibt. Die Frage lautet nun: Bleibt dies so? Hat lionen Menschen reicht dazu nicht aus. Darum ha- Swisscom überhaupt bei Cablecom noch etwas zu sagen? Wer ben wir unsere Strategie geografisch gesehen, klar ist dort eigentlich der starke Mann? definiert: Es ist unsere «Heart of Europe»-Strategie, Tony Reis: Einen starken Mann in diesem Sinne gibt welche die umliegenden Ländern einschliesst: Estel es nicht. Cablecom wird nach einer klaren «Corpora- im Elsass, Tesion in Baden-Württemberg, UTA in te Gouvernance» geführt. Der Verwaltungsrat setzt Österreich und nun auch Swisscom SPA in der Lom- sich primär aus den drei Shareholders zusammen: bardei. Damit können wir eine Gesamtpopulation von Vebacom, Siemens und Swisscom. Wir treffen uns rund 24 Millionen Menschen erreichen. im Verwaltungsrat als gleichberechtigte Aktionäre mit Die zweite Strategie geht der Frage nach, welche dem CEO, Herr Dietiker, der die entsprechende Um- Allianzen wir eingehen sollen, um unseren grossen setzung und Verantwortung wahrnimmt. internationalen Kunden adäquate Lösungen anbie- Was Swiss Online betrifft, so ist folgendes ja recht ten zu können. Wie Sie wissen hat sich AT&T ent- interessant. Als ich vor zwei Jahren hier begann, hat schlossen bei Unisource auszusteigen; das Unterneh- die Wettbewerbskommission vom Bundesrat verlangt, men kooperiert neu mit BT. Wir führen intensive Ge- dass er die Swisscom verpflichtet, ihren Anteil an spräche, um Alternativen zu entwickeln. Solche Al- Cablecom zu verkaufen. Dieses Beispiel zeigt deut- ternativen werden kaum darin bestehen, dass wir nun lich, dass wir als Aktionäre von Cablecom keine von einer Allianz in eine andere hineinspringen. Wir Wettbewerbsverhinderer sind. Mit Swiss Online ha- verfolgen da andere Modelle... ben wir einen Konkurrenten im Bereich von Inter- net. Aber die Frage ist insofern berechtigt, als wir asut: ...Liegen dazu schon konkrete Plänen auf dem Tisch, uns sagen müssen, dass wir einerseits als Drittel-Ak- über die Sie sprechen können? tionär in Cablecom investieren und andererseits si- gnifikant in den weiteren Ausbau unserer Blue Win- dow-Aktivitäten. Und in diesem Rahmen überprü- fen wir unsere Beteiligung an Cabelcom. asut: Man könnte in diesem Zusammenhang noch einen Schritt weiter gehen und fragen: Entstehen hier nicht neue Monopole? Internet Access AG ist von Sunrise aufgekauft worden, Swiss Online von Cablecom. Misst Swisscom dem ganzen Gebiet des Internets eine wichtige strategische Bedeu- tung zu und will sie hier noch weiter wachsen? Tony Reis: Es ist keine Frage: Das ganze IP-Gebiet ist ein äusserst wichtiger Bestandteil unserer Strate- gie. Wir werden hier weiterhin sehr aggressiv inve- stieren. Aber nicht im Sinne einer Konsolidierung. Und was die Gefahr einer Monopolisierung betrifft, 64 asut-bulletin 1/1999
INTERVIEW so kann ich mir eine solche in der Welt des Internets Was ist von diesem Schachzug zu halten? Macht Swisscom da kaum vorstellen. Anderseits bin ich überzeugt, dass mit? Bedeutet dies eine interessante Option? ein Provider über ein gewisses Minimum an Kunden Tony Reis: Im Gegensatz zur vorherigen Frage geht innerhalb einer gewissen Zeit verfügen muss, wenn es nicht um National Roaming, da Sunrise ja über er erfolgreich sein will. Das ganze Gebiet ist immer kein eigenes Netz in der Schweiz verfügt. Aber wir noch teuer, die benötigte Infrastruktur erfordert nach führen tatsächlich mit Sunrise - und mit anderen auch wie vor grosse Investitionen. - Gespräche. Aber diese gehen in eine andere Rich- tung. Es handelt sich dabei nicht um eine Vermie- asut: Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Mobilfunk. tung der Netze, sondern «Was die Gefahr einer Stichwort Roaming-Abkommen mit diAx und Orange um einen allfälligen Wie- Monopolisierung betrifft, Communications. Wie sieht hier der Zeitplan aus? Werden derverkauf von Telefon- so kann ich mir eine solche bereits diesbezügliche Gespräche geführt? minuten durch einen Ser- in der Welt des Internets Tony Reis: Es ist kein Geheimnis, dass wir Gesprä- vice Provider.. Ein Service kaum vorstellen.» che führen mit diAx und mit Orange. Aber wir müs- Provider im Mobilgeschäft sen uns dabei auch die Frage stellen, ob dies kom- zeichnet sich dadurch aus, dass er unter seiner eige- merziell und betriebswirtschaftlich für beide Seiten nen Marke Mobilkommunikations-Dienstleistungen Sinn macht. verkauft und dazu nicht Infrastruktur eines Providers, in diesem Falle von Swisscom, anmietet, sondern asut: In diesem Zusammenhang doch noch eine aktuelle Fra- Minuten kauft und diese über unser Netz abwik- ge: Sunrise möchte, nachdem sie bei der Vergabe der Mobil- kelt. funklizenz leer ausgegangen sind, von Swisscom Infrastruktur anmieten, um dann doch noch in diesem Markt mitzumischen. asut: Herzlichen Dank für das Gespräch! 1/1999 asut-bulletin 65
Sie können auch lesen