30 Jahre Fledermausschutz im Aargau

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30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
U M W E LT AAR G AU

                                            30 Jahre
                                    Fledermausschutz
                                           im Aargau

U M W E LT            A A R G A U        Sondernummer 50 November 2018
                                             Sondernummer 50 November 2018   1
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
IMPRESSUM

Herausgeber: Departement Bau, Verkehr und Umwelt,
Abteilung Landschaft und Gewässer

Konzept, Inhalt: Andres Beck, Bruno Schelbert

Redaktion, Gestaltung, Satz: Büro Brugg GmbH, Brugg

Fotos: A. Beck: S. 15 links, 15 rechts, 16 unten, 17.
R.Güttinger/RGBlick.com: S. 15 Mitte, 21, 28, 34, 38 unten.
E. Soder: S. 3 oben, 19. Übrige Fotos: Oekovision GmbH,
Widen. Infografiken: Daniel Karrer

Druck: Kasimir Meyer AG, Wohlen

Zitiervorschlag: Beck, A., Schelbert, B.: 30 Jahre Fleder-
mausschutz im Aargau, Sondernummer 50, Umwelt
Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, 2018

Bezugsquelle und Copyright: Kanton Aargau, Departe-
ment Bau, Verkehr und Umwelt, Entfelderstrasse 22,
5001 Aarau, November 2018

DANK

Das heutige Wissen über Fledermausarten im Aargau kam
in diesem Umfang nur dank Mitwirkung der Bevölkerung
zustande, die Fledermausquartiere oder Funde von
Einzeltieren gemeldet hat. Ein besonderer Dank gilt all
jenen Personen, die sich mit grossem Engagement über
Jahre oder gar Jahrzehnte freiwillig für die Fledermäuse
einsetzen und Kolonien überwachen oder betreuen.

Die Erhebung des vorliegenden Datenmaterials und
die realisierten Schutzmassnahmen der vergangenen
30 Jahre wurden durch die Abteilung Landschaft und
Gewässer des Departements Bau, Verkehr und Umwelt
des Kantons Aargau und das Bundesamt für Umwelt
(BAFU), Bern, finanziert.

HINWEISE WILLKOMMEN

Obwohl inzwischen viele Quartiere erfasst wurden, sind
neue Hinweise aus der Bevölkerung nach wie vor interes-
sant. Meldungen an:
Abteilung Landschaft und Gewässer, Departement Bau,
Verkehr und Umwelt, Entfelderstrasse 22, 5001 Aarau,
Telefon 062 835 34 50, alg@ag.ch
www.ag.ch/fledermäuse (Life-Blick in eine Wochenstube)

FLEDERMAUS-EXKURSIONEN

Das Naturama Aargau bietet Fledermaus-Exkursionen an.
www.naturama.ch

2        Sondernummer 50 November 2018                        U M W E LT   A A R G A U
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Fledermausschutz im Aargau –
aktueller denn je!
                              Dr. Norbert                     inzwischen gefährdet. Zwar sind Fle-      INHALTSVERZEICHNIS
                              Kräuchi, Leiter                 dermäuse in der Schweiz seit gut 50
                              Abteilung                       Jahren bundesrechtlich geschützt,
                              Landschaft und                  doch der rechtliche Schutz alleine
                              Gewässer                        reicht nicht aus, die Bestandesab-
                                                              nahme vieler Arten aufzuhalten. Der
                                                              Kanton Aargau realisiert derzeit un-
                                                              ter dem Titel «Natur 2020» ein breit
                                                              angelegtes Programm von Massnah-
«Fu» ist chinesisch und heisst zu-                            men zum Schutz von Natur und
gleich «Glück» und «Fledermaus».                              Landschaft sowie der Artenvielfalt;
Denn in China gilt die Fledermaus                             viele dieser Massnahmen kommen             Grosser Abendsegler
als Glücksbringer. Die europäische                            auch den Lebensräumen der Fleder-
Mythologie dagegen schreibt Fleder-                           mäuse zugute.                             Leben im Verborgenen
mäusen eher negative und oft dämo-                                                                      Ein Bilderbogen Seite 4
                                                              Ein erstes Inventar über das Vorkom-
nische Eigenschaften zu. Dracula
                                                              men der Fledermäuse im Aargau hat
lässt grüssen!                                                                                          Eine Zukunft für die Fledermäuse
                                                              die Abteilung Landschaft und Ge-
                                                                                                        30 Jahre Erfassung und Schutz
Doch lassen wir die Mythen Mythen                             wässer bereits 1988 erstellt. Das In-
                                                                                                        der Fledermäuse im Aargau.
sein und wenden uns der objektive-                            ventar wird seither nachgeführt, und
                                                                                                        Gefährdungen – Bedeutung des
ren Naturbeobachtung zu. Kommen                               der vorliegende Bericht dokumen-
                                                                                                        Aargaus für Fledermäuse – Bisher
wir ins Staunen, wenn wir mehr und                            tiert nun die Erhebungsmethoden,
                                                                                                        getroffene Schutzmassnahmen –
mehr über die Fledermäuse, das ein-                           die erfassten Fledermausarten, ihre
                                                                                                        Öffentlichkeitsarbeit – Schutz-
zige flugfähige Säugetier, erfahren.                          bevorzugten Lebensräume sowie de-
                                                                                                        konzept – Fazit und Ausblick
Rund 1000 Arten wurden bisher klas-                           ren Bestand und Verbreitung im
                                                                                                        Seite 14
sifiziert, die kleinste wiegt etwa zwei                       Aargau.
Gramm, die grösste 200 Gramm.
                                                              Die bisherigen Erfahrungen verdeut-
Einzigartig ist ihr Echoortungssys-
                                                              lichen, dass zwei Massnahmen die
tem. Mit dessen Hilfe bestimmen die
                                                              nachhaltigsten Erfolge zeitigen: a) die
Fledermäuse ihre Flugbahn und fin-
                                                              lokale Betreuung der Quartiere und
den ihre Beute. Die Ultraschallrufe
                                                              b) die fledermausspezifischen Bera-
erreichen Frequenzen bis 200 kHz –
                                                              tungen bei Renovationsarbeiten. In
für unser Gehör sind nur Frequenzen
                                                              beiden Bereichen gilt es konsequent
bis etwa 18 kHz wahrnehmbar.
                                                              aktiv zu bleiben, damit die Fleder-
Obwohl Fledermäuse wenige natür-                              mäuse auch im Aargau eine gesi-
liche Feinde haben, sind viele Arten                          cherte Zukunft haben.

Von den 30 in der Schweiz festgestellten Fledermausarten konnten                                         Graues Langohr
im Kanton Aargau bisher 21 nachgewiesen werden.
Anzahl Arten nach Gefährdungskriterien:
                                                                                                        Aargauer Fledermausinventar
                                                                   vom Aussterben bedroht
                     Datenlage ungenügend                          2                                    Methodik – Resultate 1988
                                        1
                                                                                                        bis 2017 – Beschriebe von 22 Arten
                                                                            stark gefährdet             mit Verbreitungskarten
                nicht gefährdet                                             2
                              4                                                                         Seite 21

                                                                                                        Literaturverzeichnis
                                                                                                        Seite 43

                                                                            potenziell gefährdet
                                                                            5
                      verletzlich
                                7
                                                                                                        Titelbild: Grosses Mausohr, Kolonie
Quelle: Rote Liste Schweiz 2011 (Bohnenstengel et al. 2014)                                             in Wil (Foto: Oekovision GmbH)

 U M W E LT              A A R G A U                                                               Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                                           3
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Wochenstube des Grossen Mausohrs
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Leben im
Verborgenen
Wo die Fledermäuse im Aargau
wohnen, jagen und ihre Jungen
zur Welt bringen.
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Graues Langohr
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Vom Aussterben bedroht:
Graues Langohr
und Grosse Hufeisennase
Beide Arten leben im Aargauer Jura. Sie benötigen warme
Dachstöcke für die Jungenaufzucht und eine strukturreiche
Kulturlandschaft mit blumenreichen Wiesen, Weiden und
Obstgärten zur Nahrungssuche. Den Winter verschlafen sie
in Höhlen und Stollen. Für das Überleben dieser beiden Arten
trägt der Aargau eine besondere Verantwortung.
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Über dem Wasser schwirrt
abends ein leckeres Mahl
Der gewässerreiche Aargau bietet vielen Fledermausarten
ergiebige Jagdgründe. 13 Arten ernähren sich zeitweise
oder sogar ausschliesslich von Insekten, die sich als Larven
im Wasser entwickeln und ausgewachsen über dem Wasser
fliegen. Zu den Flussjägern unter den Fledermäusen zählt
beispielsweise der Grosse Abendsegler. Er zählt zu den
am häufigsten nachgewiesenen Arten im Kanton Aargau.

Reuss bei Bremgarten
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
30 Jahre Fledermausschutz im Aargau
Im Hotel Wald geniesst das
Grosse Mausohr Vollpension
Zehn Fledermausarten, zum Beispiel die Wasserfledermaus,
nutzen Baumhöhlen als Quartiere. 15 Arten suchen im Wald
oder am Waldrand nach Nahrung. So macht etwa das Grosse
Mausohr auf dem Boden von Buchenhallenwäldern Jagd
nach flugunfähigen Laufkäfern.
Kloster Gnadenthal, Niederwil
Bei Fledermäusen herrscht
Bauboom
Gebäude sind für Fledermäuse wie künstliche Höhlen
und Felswände. Von 19 Arten sind Quartiere in und an
Gebäuden und Brücken bekannt. Durch Sanierungen
sind diese Schlafplätze aber gefährdet. Dank fledermaus-
spezifischen Renovationsberatungen blieben in den
letzten 30 Jahren die meisten Quartiere erhalten.
Grosse Hufeisennase mit Jungem
Eine Zukunft für
die Fledermäuse
Parallel zur Erfassung des Bestands analysiert der Kanton Aargau seit 1988 die
Gefährdung der vorkommenden Fledermausarten und setzt Schutzmassnahmen um.
Der Erhalt extensiv bewirtschafteter Naturflächen und freier Flussläufe wie auch
grosse Rücksicht bei Eingriffen an Gebäuden bleiben wichtig, um den Fledermäusen
im Aargau eine Zukunft zu sichern.

Fledermäuse sind durch das Bundes-     Fledermäuse haben wenige                zungen oder gar Abbrüchen betrof-
gesetz über den Natur- und Heimat-     natürliche Feinde – etwa                fen. Dies ist einer der grössten Ge-
schutz (NHG, 1966) geschützt; der      Eulen, Falken oder Marder.              fährdungsfaktoren. Seit 1988 wurden
Vollzug liegt bei den Kantonen. Mit    Gefährdet sind vielmehr                 im Aargau 25% der 600 erfassten
dem vorliegenden Inventar sind die     ihre Lebensräume durch                  Quartiere in Gebäuden und Brücken
aktuellen Vorkommen und die Ge-        Nutzungen und Aktivitäten               durch bauliche Massnahmen verän-
fährdungssituationen bekannt. Viele    des Menschen.                           dert. In den Quartieren von nationa-
konkrete Schutzmassnahmen wur-                                                 ler und kantonaler Bedeutung (vgl.
den während der letzten 30 Jahre                                               Fledermaus-Schutzkonzept, Seite 19)
im Auftrag der Abteilung Landschaft    stelle hat deshalb für den künftigen    fanden sogar an 71% der Objekte
und Gewässer des Departements          Fledermausschutz ein klares Ziel ge-    Gebäudesanierungen statt. Sanie-
Bau, Verkehr und Umwelt realisiert.    setzt: Die Vielfalt der Fledermausar-   rungen zum falschen Zeitpunkt und
Dank systematischem und entschie-      ten und ihrer Bestände soll im Kan-     ohne Massnahmen zum Erhalt der
denem Vorgehen konnte der Arten-       ton Aargau erhalten und wo nötig        Quartiere können für die (Jung-)Tiere
und/oder Individuenrückgang in die-    entsprechend gefördert werden. Die      tödlich sein oder führen zur Abwan-
ser Zeitperiode nicht nur gestoppt,    Grundlagen für ein zielgerichtetes      derung der Kolonie.
sondern bei einigen Arten konnte       Handeln sind im Fledermaus-Schutz-      • Schwindendes Nahrungsangebot.
sogar wieder eine Zunahme festge-      konzept festgehalten.                   Verschwinden im Kulturland Obst-
stellt werden. Die Situationsanalyse                                           gärten, Hecken und Feldgehölze, ver-
zeigt aber, dass ohne permanentes,     Gefährdungen                            lieren viele Arten ideale Jagdgebiete
zielgerichtetes Handeln die Vielfalt                                           und Flugkorridore. Auch der Acker-
der Fledermausarten und Vorkom-        • Verbaute Quartiere. Da viele Fle-     bau mit Einsatz von Insektiziden be-
men im Aargau bald wieder starke       dermausarten Gebäude als Schlaf-        einflusst das Nahrungsangebot der
Einbussen erleiden würden. Die zu-     und Wochenstubenquartiere nutzen,       Fledermäuse stark. Nach neueren
ständige kantonale Naturschutzfach-    sind sie von Sanierungen, Umnut-        Studien sind in den letzten Jahrzehn-

Das Umbrechen von Wiesen und           Insektizide beeinflussen das Nah-       Durch Gebäudesanierungen zum
Weiden verringert das Nahrungs-        rungsangebot auch von Fledermäu-        falschen Zeitpunkt können nicht
angebot jener Fledermäuse, die sich    sen. In ihren Körpern können sich       nur die Quartiere zerstört werden,
vorwiegend von Nachtfaltern und        die Giftstoffe anlagern, kumulieren     sondern auch die Tiere direkt zu
Maikäfern ernähren.                    und letztlich zum Tod führen.           Schaden kommen.

 U M W E LT     A A R G A U                                             Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                              15
ten die Bestände verschiedener In-
                                                                                 sektengruppen um 75% geschrumpft
                                                                                 (Hallmann et al. 2017). Überdies kön-
                                                                                 nen sich Insektizide in den Fleder-
                                                                                 mäusen anlagern und letztlich sogar
                                                                                 zum Tod führen.
                                                                                 • Lichtverschmutzung. Zunehmende
                                                                                 nächtliche Beleuchtung im Sied-
                                                                                 lungsraum hat ebenfalls einen Ein-
                                                                                 fluss auf das Nahrungsangebot. Sie
                                                                                 kann zudem Fledermäuse aus ihren
                                                                                 Quartieren vertreiben oder sie veran-
                                                                                 lassen, ihre angestammten Flugrou-
                                                                                 ten oder Jagdgebiete aufzugeben.
                                                                                 Zum Beispiel hat die Beleuchtung
Braunes Langohr                                                                  des Schlosses Hallwyl dazu geführt,
                                                                                 dass Fledermäuse im beleuchteten
Zur Biologie der Fledermäuse                                                     Schlossgrabenbereich nicht mehr
                                                                                 auf Jagd nach Insekten gehen, son-
Bei den Fledermäusen hat sich           Wochenstubenkolonien                     dern nur noch den dunklen Bereich
weltweit mit über 1000 Arten eine       Die Weibchen schliessen sich für         nutzen.
grosse Artenvielfalt entwickelt. In     die Geburt und Aufzucht der Jung-        • Verkehrsunfälle. Tieffliegende Fle-
der Schweiz wurden bisher 30 Ar-        tiere im Sommer zu sogenannten           dermausarten können auf Flugrou-
ten festgestellt, was rund einem        Wochenstuben zusammen. Dabei             ten, die von ihrem Wohnquartier ins
Drittel der einheimischen Säuge-        können sich in solchen Wochenstu-        Jagdgebiet führen, beim Queren von
tierarten entspricht.                   benquartieren Kolonien mit mehre-        Strassen mit Fahrzeugen kollidieren.
In unseren Breitengraden sind Fle-      ren hundert Weibchen bilden. Im          Überwachungen mit Kameras für
dermäuse im Sommerhalbjahr ak-          Wochenstubenquartier bringt das
tiv, im Winter sind sie im Winter-      Weibchen im Juni nach mehreren
schlaf. Ihr Echoorientierungssys-       Wochen Tragzeit ein einziges Jun-
tem mit Ultraschallrufen ermöglicht     ges zur Welt. Wenige Arten haben
es ihnen, während der Nacht nach        auch Zwillinge. Die Jungen werden
Nahrung zu suchen. Sie ernähren         etwa vier bis sechs Wochen ge-
sich vorwiegend von Insekten.           säugt, bis sie flugfähig sind und sel-
                                        ber nach Nahrung suchen können.
Winter- und Sommerquartiere             Die Nahrung wird ausserhalb der
Die einheimischen Fledermausar-         Quartiere in Jagdgebieten gesucht.
ten verbringen den grössten Teil        Diese können nahe dem Quartier
ihres Lebens im Schutz von Quar-        oder mehrere Kilometer entfernt          Der beleuchtete Schlossgraben-
tieren, in denen sie tagsüber schla-    liegen. Einige Arten nutzen Flug-        bereich beim Schloss Hallwyl wird
fen, die Jungen aufziehen und den       routen, um in die Jagdgebiete zu         von Fledermäusen auf der Jagd
Winterschlaf halten. Im Winterhalb-     gelangen. Dabei fliegen sie tief ent-    nach Insekten gemieden. Sie nutzen
jahr werden Winterquartiere aufge-      lang von Landschaftsstrukturen wie       nur noch den dunklen Bereich.
sucht. Die meisten Arten überwin-       Waldrändern, Hecken, Bachläufen,
tern in unterirdischen, frostsicheren   Baumreihen und Obstbäumen.
und feuchten Räumen wie Höhlen,
Stollen und Felsspalten. Nur weni-      Grosse Standorttreue
ge Arten überwintern in Baum-           Die meisten Fledermausarten bei
höhlen, Gebäudespalten und Holz-        uns sind standorttreu. Die Wechsel
beigen. Im Sommerhalbjahr wech-         zwischen Sommer- und Winterquar-
seln die Tiere in ihre Sommerquar-      tier finden nur in einem begrenzten
tiere. Einige Arten nutzen dazu         geographischen Raum statt. Einige
Dachstöcke und Hohlräume in Brü-        wenige ziehende Arten hingegen
cken, andere suchen enge Spalten        unternehmen Distanzflüge von             Hauskatzen erbeuten auch Fleder-
von Zwischendächern, Wandver-           mehreren hundert Kilometern und          mäuse, besonders Gebäude
schalungen, Rollladenkästen oder        sind daher in gewissen Jahreszei-        bewohnende Arten werden gefan-
Baumhöhlen auf.                         ten bei uns kaum vertreten.              gen. Katzenopfer weisen typische
                                                                                 Flügelverletzungen auf.

16     Sondernummer 50 November 2018                                                   U M W E LT     A A R G A U
Wildtiere haben gezeigt, dass Klein-      quartiere für die Jungenaufzucht        statt. Schon in der Planungsphase
tierdurchlässe auch von Fledermäu-        und blumenreiche, extensiv genutzte     flossen die art- und objektspezifi-
sen genutzt werden und so das Un-         Wiesen und Weiden mit vielen Insek-     schen Schutzmassnahmen in diese
fallrisiko reduziert wird.                ten sowie Obstbäume zum Jagen.          Bauvorhaben ein, indem Grund-
• Hauskatzen. Hauskatzen erbeuten         Vom Grossen Mausohr sind im
auch Fledermäuse, besonders Ge-           Aargau noch 12 Wochenstubenquar-        Der Schwerpunkt im Fleder-
bäude bewohnende Arten. Katzen-           tiere bekannt, so viele wie in keinem   mausschutz galt bisher
opfer weisen typische Flügelverlet-       anderen Kanton. Die Erhaltung die-      der Erfassung und der
zungen auf.                               ser Quartiere ist daher zentral beim    Erhaltung von Quartieren.
                                          Schutz dieser verletzlichen Art.
                                          Weiter stellt der Aargau für den        eigentümer, Architekten, Projektlei-
Die Bedeutung des Aargaus                 Grossen Abendsegler ein wichtiges       ter und Handwerker instruiert wur-
für Fledermäuse                           Überwinterungsgebiet dar. Alljähr-      den. Während des Baus wurden die
                                          lich überwintern hier Tausende von      Massnahmen auf der Baustelle über-
Seit 1988 wurden im Aargau 21 Fle-        Tieren. Die Erhaltung der Winter-       prüft und in den folgenden Jahren
dermausarten nachgewiesen, das            quartiere mit individuenreichen Win-    Erfolgskontrollen durchgeführt. So
sind 70% der in der gesamten              terschlafgruppen ist für den Schutz     liess sich feststellen, inwieweit die
Schweiz festgestellten Arten. Von 15      dieser potenziell gefährdeten Art       Schutzvorkehrungen von den Tieren
Arten wurden Gebäudequartiere re-         entscheidend.                           akzeptiert wurden. Am erfolgreichs-
gistriert. Da Fledermäuse äusserst                                                ten funktionierten Massnahmen, bei
standorttreu sind und ihre Quartiere                                              denen das Quartier in seiner ur-
oft über Jahrzehnte nutzen und die        Bisher getroffene                       sprünglichen Form erhalten werden
meisten Arten jährlich nur ein Jun-       Schutzmassnahmen                        konnte und die Bauarbeiten während
ges aufziehen, ist dem Schutz der                                                 der Abwesenheit der Tiere erfolgten.
Jungenaufzuchtquartiere allergröss-       Bei 25% der 600 erfassten Quartiere     Bei Gebäudeabbrüchen oder neuen
tes Gewicht beizumessen. 12 Arten         in Gebäuden und Brücken fanden          Fassadendämmungen lassen sich
haben ihre Quartiere in Baumhöh-          seit 1988 bauliche Veränderungen        die Quartiere von Spalten nutzenden
len. 15 Arten suchen Wälder oder
Waldränder zum Jagen auf. Diese
Arten benötigen altholzreiche Laub-
waldbestände, wobei die Buche von

Eine besondere Verantwor-
tung trägt der Aargau beim
Schutz der beiden vom
Aussterben bedrohten
Arten Grosse Hufeisennase
und Graues Langohr.
                                          Die von Grossen Mausohren               Bei der Estrichsanierung der Kirche
allen Baumarten die wichtigste Rolle      benutzte Einflugöffnung an der          Mandach wurden die Firstziegel
spielt. 13 Arten ernähren sich teilwei-   Dachunterseite konnte während der       vermörtelt, um das Mikroklima im
se oder ausschliesslich von Insekten      Estrichsanierung des Schulhauses        Dachstock für die Wochenstube der
wie Köcherfliegen und Zuckmücken,         Zuzgen erhalten werden.                 Grauen Langohren zu verbessern.
die sich im Wasser entwickeln und
als ausgewachsene Tiere über Ge-
wässern fliegen. Der gewässerreiche
Aargau bietet daher ideale Jagdge-
biete für diese Fledermausarten.
Von der Grossen Hufeisennase sind
heute in der Schweiz nur noch drei
Fortpflanzungskolonien bekannt, eine
davon im Aargau. Das Graue Lang-
ohr ist in den westlichen und nörd-
lichen Landesteilen verbreitet. Im        Das Spaltquartier von Bartfleder-       Schilder in den Dachstöcken weisen
Aargau ist es ein typischer Jura-         mäusen und Grossen Abendseglern         auf ein Fledermausvorkommen
bewohner. Beide Arten sind vom            am Unterwerk Muri wurde bei der         hin. Sie sind das Signal, dass die
Aussterben bedroht und benötigen          Sanierung wieder nachgebildet           empfindlichen Bewohner nicht
in ihrem Lebensraum warme Estrich-        (linke Bildhälfte).                     gestört werden sollten.

 U M W E LT       A A R G A U                                              Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                 17
Arten nicht immer in ihrer ursprüng-
                                                                             lichen Form erhalten. In solchen Fäl-
                                                                             len wurden erstmals Ersatzquartiere
                                                                             ausprobiert, indem grosse Fleder-
                                                                             mauskästen an der Fassade oder auf
                                                                             dem Dachrand montiert und ange-
                                                                             boten wurden (Beck & Schelbert,
                                                                             1999b). Die ersten Ersatzmassnah-
                                                                             men gelangen beim Grossen Abend-
                                                                             segler. Inzwischen sind im Aargau an
                                                                             sieben Gebäuden und einer Brücke
                                                                             grosse Fledermauskästen ange-
                                                                             bracht worden, in denen insgesamt
                                                                             jährlich gegen 2000 Grosse Abend-
                                                                             segler überwintern. Auch für die
                                                                             Kleine Bartfledermaus, die Fransen-
                                                                             fledermaus und die Zweifarbenfle-
                                                                             dermaus gelangen mit grossen Fle-
                                                                             dermauskästen erfolgreiche Ansied-
                                                                             lungen.

                                                                             Öffentlichkeitsarbeit

                                                                             Fledermäuse leben oft in Nähe zu
                                                                             Menschen. Dennoch ist über ihre Le-
                                                                             bensweise und ihre Vorkommen in
                                                                             der Allgemeinheit wenig bekannt.
                                                                             Fehlendes Wissen kann auch zu Stö-

                                                                             In den letzten 30 Jahren
                                                                             wurden im Aargau für
                                                                             Vereine und Schulklassen
                                                                             Hunderte von Exkursionen
                                                                             durchgeführt und Vorträge
                                                                             gehalten mit mehreren
                                                                             tausend Teilnehmern.

Während der Fassadensanierung wurde ein Fledermauskasten auf dem             rungen oder gar Zerstörungen von
Dachrand eines Gebäudes in Baden montiert, als Ersatz für die ehemaligen     Quartieren führen. Deshalb zählen
Winterschlafquartiere von Grossen Abendseglern in Rollladenkästen (oben).    zu den Schutzmassnahmen auch die
Brücken sind ideale Bauwerke, um neue Quartiere für verschiedene Fleder-     Sensibilisierung und Information
mausarten anzubieten.                                                        breiter Bevölkerungskreise sowie das
                                                                             kostenlose Angebot fachspezifischer
                                                                             Bauberatungen und -begleitungen.
                                                                             Es hat sich rasch gezeigt, dass das
                                                                             Interesse der Bevölkerung an Fleder-
                                                                             mäusen gross ist. Besonders beliebt
                                                                             sind abendliche Exkursionen in der
                                                                             freien Natur, wo freilebende Tiere
                                                                             zu sehen und zu hören sind. Um die
                                                                             anhaltend grosse Nachfrage nach
                                                                             Fledermausexkursionen zu bewälti-
Damit Fledermäuse ungestört            In der Surbbrücke Tegerfelden leben   gen, wurden ExkursionsleiterInnen
den Winter verschlafen können,         Wasserfledermäuse. Während der        ausgebildet. Das Naturama Aargau
wurde dieser ehemalige Militär-        Sanierung konnten die bestehenden     vermittelt sie. Ausserdem besteht
stollen in Frick mit einem Gittertor   Spaltquartiere erhalten und zusätz-   ein Fledermausexkursionsführer mit
verschlossen.                          lich neue geschaffen werden.          Beschrieben geeigneter Routen. So

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Fledermausexkursion des Naturama Aargau beim Schloss Hallwyl

können insbesondere Lehrpersonen          len Wissen über die einheimischen       bedrohten Grossen Hufeisennase
mit ihren Klassen Exkursionen selber      Arten und mit den Erfahrungen aus       und des Grauen Langohrs sowie des
durchführen. Inklusive Fledermaus-        den bisher getroffenen Schutzmass-      verletzlichen Grossen Mausohrs.
koffer mit Ultraschalldetektor, Ta-       nahmen lassen sich heute die            Diese Quartiere befinden sich alle in
schenlampe und Informationsmate-          Schutzvorkehrungen festlegen, mit       Gebäudedachstöcken. Beim Sanie-
rial (Ausleihe über das Naturama          denen die Quartiere langfristig gesi-   ren des Dachstockes müssen folgen-
Aargau).                                  chert und Renovationsarbeiten den-      de Punkte beachtet werden:
In den vergangenen 30 Jahren er-          noch umgesetzt werden können.           • Bereits bei der Planung des Bauvor-
schienen rund 100 Fachartikel in Zei-     Je nach Fledermausart, nach Funkti-     habens ist eine fledermauskundige
tungen und Zeitschriften sowie Ra-        on des Quartiers und des Quartier-      Fachperson beizuziehen. Sie beglei-
dio- und Fernsehbeiträge, um breite       typs sind unterschiedliche Massnah-     tet und überprüft die Bauarbeiten.
Bevölkerungskreise für die Thematik       men notwendig. Die Empfehlungen         • Während der Anwesenheit der Tie-
zu sensibilisieren. Gleichzeitig wurde    sind in drei Kategorien zusammen-       re von Mitte April bis Mitte Septem-
die Öffentlichkeit aufgerufen, bisher     gefasst, welche durch die unter-        ber dürfen keine Bauarbeiten am
unbekannte Fledermausquartiere zu         schiedlichen Gefährdungsstufen der      Estrich durchgeführt werden.
melden.                                   betroffenen Arten und durch die Be-     • Das Mikroklima im Estrich muss
                                          deutung der Kolonien für den Aargau     zwingend erhalten werden.
                                          begründet sind. Sie basieren auf den    • Die Ein- und Ausflugöffnungen
Fledermaus-Schutzkonzept                  artspezifischen Ansprüchen der Tiere    müssen weiterbestehen.
                                          an ihre Quartiere. Die Aufteilung der   • Holzschutzbehandlungen sind nur
Fledermäuse benutzen oft über Jah-        Quartiere in diese drei Kategorien      mit fledermausverträglichen Mitteln
re oder gar Jahrzehnte die gleichen       kann gleichzeitig als Vorschlag für     auszuführen. Sie müssen einen Mo-
Quartiere, welche die verschiedenen       eine Gliederung in die drei Stufen      nat vor Rückkehr der Tiere abge-
Ansprüche der Tiere an Mikroklima         nationale, kantonale oder lokale        schlossen sein.
und Schutz erfüllen. Ohne eine klare      Bedeutung betrachtet werden. Die
Leitlinie, die sich über Jahre hin um-    Einstufung erfolgte aufgrund der        Schutzkategorie 2 – kantonale
setzen lässt, ist ein gezieltes Handeln   geltenden Roten Liste Schweiz (Boh-     Bedeutung
im Fledermausschutz kaum denkbar.         nenstengel et al. 2014) und der aktu-   Zu dieser Kategorie zählen die Wo-
Um das Hauptziel zu erreichen – die       ellen Verbreitungs- und Bestandes-      chenstubenquartiere des Braunen
Vielfalt der Fledermausarten und ih-      situation im Aargau.                    Langohrs, der Bartfledermaus, der
rer Bestände im Aargau zu erhalten                                                Fransen-, Wasser- und Mückenfle-
und wo nötig zu fördern –, spielt die     Schutzkategorie 1 – nationale           dermaus, alle Quartiere der Zweifar-
Erhaltung bestehender Quartiere,          Bedeutung                               benfledermaus sowie Winterquar-
insbesondere der Wochenstuben,            Zur Kategorie 1 zählen die Wochen-      tiere des Grossen Abendseglers mit
eine zentrale Rolle. Mit dem aktuel-      stubenquartiere der vom Aussterben      grossen Schlafgruppen. All diese

 U M W E LT       A A R G A U                                              Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                 19
Quartiere befinden sich in oder an      Fazit und Ausblick                       sen. Heute bestehen leider immer
Gebäuden und Brücken. Beim Sanie-                                                noch Wissenslücken über genutzte
ren dieser Quartiere sind folgende      Ein Rückgang der Gebäude bewoh-          Jagdgebiete, Flugrouten und Baum-
Punkte zu beachten:                     nenden Fledermäuse konnte im             höhlen bewohnende Fledermausar-
• Bereits bei der Planung des Bauvor-   Aargau in den vergangenen 30 Jah-        ten. In Zukunft sollen daher verstärkt
habens ist eine fledermauskundige       ren durch gezielte Schutzmassnah-        auch Erhebungen ausserhalb des
Fachperson beizuziehen. Sie beglei-     men vermieden werden. Dieser Er-         Siedlungsraumes insbesondere im
tet und überprüft die Bauarbeiten.      folg war nur zu verzeichnen, weil alle   Wald durchgeführt werden.
• Während der Anwesenheit der Tie-      wichtigen Fledermauskolonien seit        Neben den Auswirkungen lebhafter
re (der Zeitraum ist je nach Art und    Jahren betreut und überwacht wer-        Bautätigkeit sind Fledermäuse zu-
Quartier verschieden) dürfen keine      den. Fast jede bauliche Veränderung      nehmend neuen Herausforderungen
Bauarbeiten durchgeführt werden.        an den Quartieren wurde so rechtzei-     ausgesetzt. Veränderungen in der
• Die Quartiere müssen in ihrer ur-     tig bemerkt. Bauherren und Planer        Land- und Forstwirtschaft beein-
sprünglichen Form erhalten bleiben.     zeigten in den meisten Fällen gros-      flussen grossflächig das Insektenan-
Ist dies nicht möglich, ist für einen   ses Verständnis und boten Hand zu        gebot, die Hauptnahrungsquelle un-
adäquaten Ersatz am Bauwerk zu          einer einvernehmlichen Lösung. Bei       serer einheimischen Fledermäuse.
sorgen, zum Beispiel mit einem Fle-     frühzeitigem Einbezug der Fachstelle     Jüngere Technologien wie zum Bei-
dermauskasten.                          wurde das Bauvorhaben durch die
• Holzschutzbehandlungen sind nur       Schutzmassnahme weder verteuert          Neben den Auswirkungen
mit fledermausverträglichen Mitteln     noch verzögert. Nur in Einzelfällen      lebhafter Bautätigkeit sind
auszuführen. Sie müssen einen Mo-       waren spezielle Vorrichtungen nötig,     Fledermäuse zunehmend
nat vor Rückkehr der Tiere abge-        welche durch Bund und Kanton fi-         neuen Herausforderungen
schlossen sein                          nanziert oder mindestens grosszügig      ausgesetzt.
                                        mit Beiträgen unterstützt wurden.
Schutzkategorie 3 – lokale              Bisher beschränkten sich die Schutz-     spiel Windkraftanlagen können in
Bedeutung                               massnahmen vorwiegend auf Ge-            traditionellen Flugkorridoren oder
Zu dieser Kategorie zählen alle übri-   bäude und Kunstbauten im Sied-           Zugrouten einen Einfluss auf die
gen Quartiere. Damit diese Quartiere    lungsraum. Dort sind die Aktivitäten     Mortalität der Tiere haben. Zudem
erhalten oder ersetzt werden kön-       am grössten und die Fledermaus-          sind die Folgen der Zunahme nächt-
nen, müssen folgende Punkte beach-      quartiere potenziell am stärksten ge-    licher Beleuchtung oder elektromag-
tet werden:                             fährdet. Je mehr Bauten saniert wer-     netischer Funkwellen wie auch des
• Bereits bei der Planung einer Ver-    den, desto grösser wird der fleder-      Klimawandels und damit verbunde-
änderung muss eine fledermauskun-       mausspezifische Beratungsaufwand.        ner Veränderungen in der Landschaft
dige Fachperson zugezogen werden.       Aus diesem Grunde bleibt es sehr         noch nicht abschätzbar.
• Während der Anwesenheit der Tie-      wichtig, dass für die Bauherren eine     Der Druck auf die Natur, die Tier- und
re (der Zeitraum ist je nach Art und    kostenlose Beratung permanent zur        Pflanzenwelt wird weiter steigen.
Quartier verschieden) dürfen keine      Verfügung steht.                         Umso wichtiger wird es, dass die
Bauarbeiten durchgeführt werden.        Aus methodischen Gründen sind            Jungenaufzuchtquartiere der Fleder-
                                        Fledermäuse ausserhalb des Sied-         mäuse bekannt sind und langfristig
                                        lungsraumes schwierig nachzuwei-         geschützt bleiben.

Kleintierdurchlässe für Wildtiere       Auch Neubauten können fleder-            Die Erhaltung und Förderung von
werden auch von Fledermäusen            mausfreundlich sein. Hier sind in        altholzreichen Laubwaldbeständen,
gern genutzt. So entgehen sie           Spalten zwischen Mauer und Balken        insbesondere der Buche, ist für viele
Kollisionen mit Fahrzeugen.             Zwergfledermäuse eingezogen.             Fledermausarten wichtig.

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Aargauer
Fledermausinventar
Bestandesfeststellungen 1988–2017

U M W E LT   A A R G A U   Sondernummer 50 November 2018
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Aargauer Fledermausinventar
Methodik, Resultate, nachgewiesene Arten 1988–2017

Fledermäuse benötigen eine vielfältige, strukturreiche Landschaft mit artenreichen Wiesen, Obstgärten, Hecken,
Wäldern und Flüssen sowie Quartieren für die Jungenaufzucht (Beispiel Wil).

Seit 1988 erfasst der Kanton           der Bevölkerung überprüft. Um           zu erhalten, wurden auch Funde von
Aargau die Fledermaus-                 Quartiere in Dachstöcken zu finden,     einzelnen Tieren ausserhalb der
bestände auf Kantonsgebiet             wurden gezielt über 1000 Estriche       Quartiere gesammelt. Bis 2017 wur-
systematisch. Der Nachweis             von alten und historischen Gebäu-       den von der Bevölkerung über 2000
umfasst 21 Arten.                      den nach Fledermäusen abgesucht.        Einzeltiere aufgefunden und gemel-
                                       So sind im Aargau inzwischen fast       det, davon wurden 500 lebende oder
Aus der Zeit vor 1988 existieren nur   alle Dachstöcke von Kirchen, Kapel-     tote Tiere bestimmt.
wenige Angaben zu Fledermäusen         len, Schlössern, Klöstern, Schul- und   In verschiedenen Lebensräumen wie
aus dem Aargau (Bronner 1844, Fi-      Gemeindehäusern kontrolliert wor-       über Kleingewässern, in Wäldern
scher-Sigwart 1911, Steinmann 1953,    den. Ebenfalls überprüft wurden         oder Obstanlagen wurden Stellnetz-
Furrer 1957, Stutz 1979, Gebhard       Hohl- und Spalträume von verschie-      fänge durchgeführt, womit der Nach-
1983). Systematische Erhebungen        denen Brücken. Um Winterquartiere       weis von Einzeltieren gelang. Heute
fehlen gänzlich. Es war darum bis      zu erfassen, wurden gegen 150 un-       können Fledermäuse auch mit leich-
dahin nicht bekannt, welche Arten      terirdische Hohlräume wie Höhlen,       ten Miniatursendern versehen und
im Kanton aktuell überhaupt noch       Stollen und Keller nach winterschla-    anschliessend mit einer Handricht-
vorkommen. Damit fehlte auch die       fenden Tieren abgesucht.                antenne verfolgt werden. Zusätzlich
Grundlage für den Schutz dieser        Während der Wochenstubenzeit zei-       wurden im Rahmen von Forschungs-
Tiergruppe.                            gen die Tiere ein auffälliges           arbeiten oder Spezialuntersuchun-
Ab 1988 wurden daher verschiedene      Schwärmverhalten bei der mor-           gen einzelne Tiere verschiedener Ar-
Methoden angewandt, um die Fle-        gendlichen Rückkehr in ihre Wo-         ten besendert und beringt. Daraus
dermausarten und ihre Vorkommen        chenstubenquartiere, was für eine       resultierten zusätzliche wertvolle In-
im Kanton systematisch zu erfassen     gezielte Suche genutzt werden kann.     formationen zu Quartieren und Jagd-
(Beck & Schelbert 1994).               Mittels Transekten – einer Serie von    gebieten.
                                       Messpunkten entlang der festge-         Bei rund 50 Quartieren wurden re-
                                       stellten Routen – wurden ganze          gelmässige Zählungen der anwesen-
Erfassungsmethoden                     Siedlungsräume in über 50 Gemein-       den Tiere durchgeführt, um Angaben
                                       den mit kompakten Dorfkernen und        über die Bestandsentwicklung zu er-
Der Schwerpunkt galt der Erfassung     alter Bausubstanz kartiert.             halten. Die Wochenstubenkolonien
von Fledermausquartieren. Seit 1988    Um einen aktuellen Überblick über       der seltenen und bedrohten Arten
wurden gegen 500 Meldungen aus         den Fledermausbestand im Aargau         wurden jährlich überwacht. Diese

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Seite Fledermausart                                        Status               Jungen-    Gefährdungsgrad
                                                           im Aargau            aufzucht

24    Grosse Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) selten                        +      vom Aussterben bedroht
25    Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)       ausgestorben         (vor 1980) stark gefährdet
26    Bartfledermaus (Myotis mystacinus)                   regelmässig              +      nicht gefährdet
26    Brandtfledermaus (Myotis brandtii)                   selten                   +      verletzlich
27    Fransenfledermaus (Myotis nattereri)                 selten                   +      potenziell gefährdet
28    Wimperfledermaus (Myotis emarginatus)                selten                          stark gefährdet
28    Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)             selten                   +      verletzlich
29    Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)                häufig                   +      potenziell gefährdet
30    Grosses Mausohr (Myotis myotis)                      häufig                   +      verletzlich
32    Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)          häufig                   +      nicht gefährdet
32    Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)            häufig                          nicht gefährdet
32    Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)            regelmässig              +      nicht gefährdet
34    Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)             selten                   +      potenziell gefährdet
34    Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)              regelmässig              +      potenziell gefährdet
36    Grosser Abendsegler (Nyctalus noctula)               häufig                   +      potenziell gefährdet
37    Riesenabendsegler (Nyctalus lasiopterus)             selten                          unbekannt
38    Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii)                 selten                   +      verletzlich
38    Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)          selten                          verletzlich
39    Zweifarbenfledermaus (Vespertilio murinus)           regelmässig              +      verletzlich
40    Braunes Langohr (Plecotus auritus)                   häufig                   +      verletzlich
41    Graues Langohr (Plecotus austriacus)                 regelmässig              +      vom Aussterben bedroht
42    Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)            selten               (vor 1980) stark gefährdet

Kontrollen führten hauptsächlich        Tieren oder des Kotes erfolgten. Heu-   mer noch mit einer gewissen Unsi-
freiwillig engagierte Personen durch.   te können zwar auch Ultraschallrufe     cherheit verbunden sind, wurden sie
Über das mittlerweile rund 30 Frei-     von Fledermäusen aufgezeichnet,         nicht verwendet, mit Ausnahme ei-
willige zählende Netzwerk von Quar-     analysiert und daraus bestimmte Ar-     nes Nachweises der Mopsfleder-
tierbetreuerinnen und -betreuern        ten oder Artengruppen identifiziert     maus, die durch ihre Rufe eindeutig
bleibt zudem der gute Kontakt zu den    werden. Da diese Analysen aber im-      erkennbar ist.
Gebäudebesitzern erhalten, was den
optimalen Schutz dieser bedeuten-
den Quartiere ermöglicht.

Fledermaus-Datenbank

Alle bisherigen 1127 Nachweise so-
wie sämtliche Zählungen sind in der
speziell entwickelten Datenbank der
Abteilung Landschaft und Gewässer
des Departements Bau, Verkehr und
Umwelt enthalten. Es wurden nur si-     Fledermausschutz geht nicht ohne        Quartierbetreuer kontrollieren die
chere Artnachweise verwendet, die       Öffentlichkeitsarbeit. Auch im          Kolonie regelmässig und zählen ihre
entweder über das Vermessen von         Aargau wurden verschiedene              Schützlinge. So werden Bestandes-
toten oder lebenden Einzeltieren        Publikationen zur Sensibilisierung      veränderungen erfasst und
oder durch DNA-Analysen von toten       der Bevölkerung erstellt.               Störungen frühzeitig entdeckt.

 U M W E LT      A A R G A U                                             Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                  23
Grosse Hufeisennase
(Rhinolophus ferrumequinum)

Jungtiere der Grossen Hufeisennase                                                 Grosse Hufeisennase im Winterschlaf

Die Grosse Hufeisennase zählt heute     benquartier in Wegenstetten (Beck &        grösse kritisch. Weil es nur noch drei
in West- und Mitteleuropa zu den sel-   Schelbert, 1999a). Seit 1995 blieb die     Wochenstuben dieser Art in der
tensten und gefährdetsten Fleder-       Koloniegrösse im Wochenstuben-             Schweiz gibt, trägt der Aargau für
mausarten. Seit Mitte des 20. Jahr-     quartier auf tiefem Niveau konstant,       die Kolonie in Wegenstetten eine be-
hunderts sind grosse Bestandesrück-     mit rund 10 Tieren ist die Bestandes-      sondere Verantwortung.
gänge zu verzeichnen (z. B. Helver-
sen et al. 1987). Auch in der Schweiz
ist die Art vom Aussterben bedroht.
Das Vorkommen beschränkt sich
heute auf die nordwestliche Jura-
region des Kantons. Die letzten Vor-                                           (
                                                                               !

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Ende der 1980er-Jahre erloschen                                (
                                                               !
                                                                   (
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                                                                           *
(Beck & Schelbert, 1994). Ein besen-
                                                                                          X
dertes Tier aus einer Höhle in Wölf-                                   X

linswil führte 1995 zum Wochenstu-

                                                                                                                 X
                                                                                                                     (
                                                                                                                     !

Das Jagdgebiet der Grossen Huf-
eisennase sind extensiv genutzte Wei-
den, Wiesen und Obstgärten. Wichtig
                                        Verbreitung der Grossen Hufeisennase im Aargau.
sind Warten wie unterweidete Wald-      ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
ränder, wo sie ansitzen können.         X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

24      Sondernummer 50 November 2018                                                     U M W E LT     A A R G A U
Kleine Hufeisennase
                                                (Rhinolophus hipposideros)

Grosse Hufeisennasen nutzen im
Sommer Dachstöcke und im Winter
Höhlen und Stollen als Quartiere.
Für ihre Ernährung sind die Tiere auf
extensiv genutzte Wiesen und Wei-
den angewiesen. Hier und in Obst-
bäumen, Hecken, Ufergehölzen und
an Waldrändern machen sie Jagd
und erbeuten hauptsächlich grosse
Insekten wie Falter, Schnaken, Mai-,
Juni-, Dung- und Mistkäfer.
Der langfristige Erhalt des Wochen-
stubenquartiers in Wegenstetten ist
für den Schutz dieser Art zentral. Pro
Natura Aargau hat das Gebäude in-
zwischen erworben und plant eine                Kleine Hufeisennase. Schloss Liebegg in Gränichen beherbergte einst eine
fledermausgerechte Sanierung. Um                Wochenstubenkolonie dieser im Aargau ausgestorbenen Art.
auch den Jagdlebensraum zu schüt-
zen, sollen unter Federführung des
Juraparks Aargau im Umkreis von                 Die Kleine Hufeisennase zählte bis         lang kein einziger Nachweis dieser
5 Kilometern um das Wochenstu-                  Mitte des 20. Jahrhunderts im Aargau       auffälligen Art. Sie dürfte im Aargau
benquartier Dauerwiesen und -wei-               zu den häufigsten Fledermausarten.         bereits in den 1970er-Jahren ausge-
den, Hochstammobstbäume, Hecken                 Furrer (1957) stellte 15 Fundorte im       storben sein. Insgesamt sind die Be-
und Ufergehölze erhalten und geför-             Kanton zusammen und führte im              standsrückgänge und Arealverluste
dert werden.                                    Rahmen seiner Dissertation Beob-           dieser Art im mitteleuropäischen
                                                achtungen an einer Wochenstuben-           Raum und in der Schweiz drastisch
                                                kolonie mit bis zu 60 Tieren im            (z. B. Roer 1984, Stutz & Haffner,
Entwicklung der Wochenstubenkolonie
der Grossen Hufeisennase im Aargau              Schloss Liebegg durch. Seit 1980 ge-       1984a).

       Anzahl
          Alttiere        Jungtiere

       0    2        4    6    8      10   12

1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007                                                                                                                X
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016                                            Verbreitung der Kleinen Hufeisennase im Aargau.
2017
                                                ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
                                                X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis                                X

 U M W E LT              A A R G A U                                                Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                             25
Bartfledermaus
(Myotis mystacinus)
                                                                                                                                   "

                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                           (
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                                                                                   "                                       "                                                        "
                                                                                   "

                                                                                                                           * #
                                                                                                                           # *
                                                                                                                                                                "
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                                                                           !                                           "
                                                                                                                                               "           "
                                                                       "
Bartfledermaus
                                                                                                               !
                                                                                                               (
                                                                                                                                                                    "
Die Bartfledermaus wurde seit 1988                                                                                                                                              "
                                                                                                                                                                            "
regelmässig, aber nicht häufig nach-                                                               "

gewiesen, wobei in der südlichen                                                   (
                                                                                   !
                                                                                   "
                                                                                   "
                                                                                   "                                                               "           !
Kantonshälfte deutlich mehr Nach-
weise gelangen. Durch ihre Spalten                                                                         "

                                                                                                       "

bewohnende, heimliche Lebenswei-                                                                                                       "
                                                                                                                                                       "                "

se ist die Bartfledermaus schwierig                                                                            !
                                                                                                               (   "
                                                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                           !!
                                                                                               "                                           "

zu erfassen, es dürften daher noch
weitere Quartiere dieser Art im Kan-                          "
                                                                                       !       "
                                                                                                           "

                                                                                                                                                                            !
                                                                                           (
                                                                                           !
ton existieren.                                                   "
                                                                                                                               !
                                                                                                                               "
Die neun erfassten Wochenstuben-
                                                                                                                           !
quartiere befinden sich alle in Spal-
ten von Gebäuden, in Zwischen-
dächern, hinter Wandverschalungen
                                         Verbreitung der Bartfledermaus im Aargau.
und Fensterläden. Die Kolonie-           ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
grössen lagen bei 6 bis 78 Weibchen.     X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

Brandtfledermaus
(Myotis brandtii)

                                                    !
                                                    (

Brandtfledermaus

Ein Nachweis der Brandtfledermaus
ist im Aargau bisher erst zweimal ge-
lungen. Der Fund eines Weibchens,
das gesäugt hatte, weist auch auf die
Fortpflanzung im Aargau hin. Quar-
tiere dieser Art sind aber wie bei der                                                         "

verwandten Bartfledermaus metho-
disch schwierig zu erfassen. Es dürf-
ten daher weitere Standorte im Kan-
ton vorhanden sein. Auf jeden Fall
muss die Brandtfledermaus zu den
                                         Verbreitung der Brandtfledermaus im Aargau.
seltensten     Fledermausarten      im   ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
Aargau gezählt werden.                   X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

26       Sondernummer 50 November 2018                                                                             U M W E LT                                       A A R G A U
Wochenstubenkolonie von Fransenfledermäusen zwischen Dachbalken

Fransenfledermaus
(Myotis nattereri)
Die Fransenfledermaus wurde bisher    Quartieren wurden bisher maximal             Viehställen von Decken und Wänden
selten nachgewiesen, da die Erfas-    17 bzw. 50 Weibchen gezählt. Fran-           wegfangen. In verschiedenen Vieh-
sung wegen der Lebensweise dieser     senfledermäuse ernähren sich haupt-          ställen im Kanton konnten lebende
Art schwierig ist. Weitere Vorkom-    sächlich von tagaktiven Fliegen, die         Tiere befreit werden, die an Fliegen-
men sind zwar wahrscheinlich, aber    sie nachts von der Vegetation oder in        leimschnüren klebten.
dennoch zählt die Fransenfleder-
maus zu den seltenen Arten im
Kanton.
Die beiden registrierten Wochen-
stubenquartiere befinden sich im
Reusstal, eines in einem Estrich in         "
                                                                                             (
                                                                                             !
Spalten der Balkenkonstruktion und                                                           "

das andere in einem Fledermauskas-                                (
                                                                  !
ten an einer Fassade. In den beiden

                                                                              "

                                                                                                              !
                                                                               "

                                                                                         "

                                                                                     "
                                                              "

                                                                                                              !

In der Kirche Auw siedelt eine
                                      Verbreitung der Fransenfledermaus im Aargau.
Wochenstubenkolonie der Fransen-      ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
fledermaus.                           X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

 U M W E LT     A A R G A U                                              Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                  27
Wimperfledermaus
(Myotis emarginatus)

                                                           X

Wimperfledermaus

Die Spalten und Baumhöhlen be-
wohnende Wimperfledermaus ist
schwierig zu entdecken. Bisher ist
nur ein einziger Nachweis aus dem
Aargau bekannt: Ein Tier, das für eine
Forschungsarbeit in Süddeutschland
besendert wurde, jagte in Möhlin in
einem Wald am Rhein und bezog
dort auch kurzfristig ein Schlafquar-
tier in einer Baumhöhle (Steck, mdl.
Mitt.). Obwohl weitere vereinzelte
Vorkommen der Wimperfledermaus
                                         Verbreitung der Wimperfledermaus im Aargau.
im Aargau zu erwarten sind, zählt sie    ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
zu den seltensten Arten.                 X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

Bechsteinfledermaus
(Myotis bechsteinii)
                                                                                                           "

                                                                    "           "

                                                       !
                                                       (
                                                                                               "

                                                      X                 "

                                                                                               "

                                                                            "

Bechsteinfledermaus

Die seltenen Nachweise dieser Art
stammen vorwiegend aus der nord-
westlichen Juraregion. Der Fund ei-
                                                                                                                      X
nes frisch flugfähigen Jungtiers be-
legt auch die Jungenaufzucht. Die                                                         (
                                                                                          !

Bechsteinfledermaus nutzt vorwie-
gend Baumhöhlen als Wochenstu-
benquartiere und jagt bevorzugt im
Wald und an Waldrändern. Beson-
ders Eichen werden von dieser Art
                                         Verbreitung der Bechsteinfledermaus im Aargau.
zum Jagen aufgesucht (Güttinger &        ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
Burkhard, 2013).                         X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

28      Sondernummer 50 November 2018                                                         U M W E LT       A A R G A U
Wasserfledermaus
(Myotis daubentonii)

Wasserfledermaus im Winterschlaf

Flugroute ins Jagdgebiet

Die Wasserfledermaus wurde im ge-
samten Kanton häufig nachgewie-
sen. Die bekannten Wochenstuben-
quartiere befinden sich allerdings
alle in der Nähe von Gewässern. Im       Grösste bekannte Wochenstubenkolonie von Wasserfledermäusen mit über
Sommer nutzt diese Art vorwiegend        200 Weibchen im Hohlraum einer Brücke über die Sissle und die A3
Baumhöhlen als Quartiere und ist
daher schwierig zu erfassen. Es ist zu
vermuten, dass von dieser Art viel                                                                        !
                                                                                                          (

mehr Quartiere bestehen, insbeson-                                                                            "
                                                                                                                           "
                                                                                                                   "
dere im südlichen Kantonsteil.                                                                    "
                                                                                                                  "
                                                                                                                                    !
                                                                                                                       !
                                                                                                                       (
Winterquartiere wurden in Stollen
                                                                                      "

                                                                                          !
                                                                                          (
                                                                                                                  !
                                                                                X                                      "                "

registriert, Sommer- und Wochen-
                                                                        "
                                                                        !                                     !
                                                                                                              !
                                                                                                              (
                                                                                                  X      * !
                                                                                                        *#
                                                                                                      X #
                                                                                                      "
                                                                                              X            !
                                                                                                           (
stubenquartiere in Baumhöhlen, Fle-                                                                                            "
                                                                                                      #
                                                                                                      *
dermauskästen, Spalten und Hohl-                                                #*
                                                                                * #
                                                                                                          "
                                                                                                                  !             !
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räumen von Gebäuden, Brücken,                                                                                                  !
                                                                                                                               (
Röhren und Bachdurchlässen. Die
grösste Wochenstubenkolonie mit
                                                                            "
über 200 Weibchen wurde in einer
Brücke entdeckt, welche sich über                                               "

die Autobahn A3 und die Sissle
spannt. Wasserfledermäuse nutzen                                                                                                    "

im Sommer abendliche Flugrouten,
um von ihren Quartieren in die Jagd-
gebiete zu gelangen. Dabei fliegen
                                                         (
                                                         !
                                                         (
                                                         !
sie entlang von Waldrändern, He-
cken und Ufergehölzen. Knapp über
der Wasseroberfläche von grösseren
Gewässern jagen sie vorwiegend
nach Zuckmücken, die sich im Was-
ser entwickeln. Der gewässerreiche
                                         Verbreitung der Wasserfledermaus im Aargau.
Aargau bietet deshalb ideale Voraus-     ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
setzungen für diese Fledermausart.       X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

 U M W E LT      A A R G A U                                                    Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                                            29
Grosses Mausohr
(Myotis myotis)

                                                                     Gemäss Literaturangaben zählte das
                                                                     Grosse Mausohr bereits früher zu
                                                                     den am häufigsten angetroffenen Ar-
                                                                     ten im Aargau. Fischer-Sigwart (1911)
                                                                     bezeichnet sie sogar als die «häufigs-
                                                                     te» Fledermaus. Seit den 1950er-Jah-
                                                                     ren sind zwar starke Bestandesrück-
                                                                     gänge für Mitteleuropa und die
                                                                     Schweiz verzeichnet worden (z.B.
                                                                     Roer 1981, Stutz & Haffner 1984b).
                                                                     Dennoch zählt das Grosse Mausohr
                                                                     seit Beginn der Inventararbeiten 1988
                                                                     zu den am häufigsten nachgewiese-
                                                                     nen Fledermausarten im Aargau.
                                                                     Trotz flächendeckender Verbreitung
                                                                     waren 2017 nur noch 12 Wochenstu-
                                                                     benquartiere besetzt. In fünf dieser
                                                                     Quartiere fanden sich individuenrei-
                                                                     che Kolonien mit 200 bis 850 Weib-
                                                                     chen, in den anderen sieben Kolo-
                                                                     nien waren jeweils deutlich weniger
                                                                     als 150 Weibchen anwesend. 10 der
                                                                     insgesamt 22 seit 1988 erfassten Wo-
                                                                     chenstubenquartiere sind während
                                                                     der letzten 30 Jahre aus unbekannten
                                                                     Gründen aufgegeben worden. Trotz-
                                                                     dem hat sich der Gesamtbestand in
                                                                     den Mausohrkolonien innert 30 Jah-
                                                                     ren verdreifacht und liegt heute bei
                                                                     rund 3000 Weibchen. Diese Zunahme

Jedes Jahr versammeln sich Hunderte von Weibchen des Grossen Maus-   Grosses Mausohr
ohrs im Dachstock der Kapelle Wil zur Wochenstube.                   im Winterschlaf

30     Sondernummer 50 November 2018                                       U M W E LT      A A R G A U
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                                                                                                                                                                                                            *
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                                                                                                                                                                                                              (             !
                                                                                                                                                                                                                            (
erfolgte bis Ende der 1990er-Jahre                                                                                                                                                                    X
                                                                                                                                                                                                      !
                                                                                                                                                                                                      (       X
                                                                                                                                                                                                              !
                                                                                                                                                                                                              (
                                                                                                                                                                                                           ( X
                                                                                                                                                                                                           ! !
                                                                                                                                                                                                             "(
                                                                                                                                                                                                              X             "
deutlich schneller als danach.                                                                                                                                                                                                               X                   #X
                                                                                                                                                                                                                                                                 * X
                                                                                                                                                                                       ! !(!                                    !
                                                                                                                                                                                                                                (
                                                                                                                                                                                                                                           XX !(
Alle Wochenstubenquartiere befin-                                                                  !                                                                      X
                                                                                                                                                                                       X
                                                                                                                                                                                       "
                                                                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                                                                    ( "(
                                                                                                                                                                                                    X
                                                                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                                                                    (  !        X                !
                                                                                                                                                                                                                                 (
                                                                                                                                                                                                                                           "

                                                                                                                           X          X                        XX
                                                                                                                                                                                                                            "                               "

den sich in Dachstöcken. Sommer-                                                                          "
                                                                                                                                                                         "!                              X     X                  "
                                                                                                            !
                                                                                                            (                                           !
                                                                                                                                                       X(                                                !
                                                                                                                                                                                                         (
                                                                                        "
                                                                                                                                       X                                      #
                                                                                                                                                                              *
                                                                                                                                                                              X               #*#
                                                                                                                                                                                                *
                                                                                                                                                                                                #X       X                         X
                                                                                              !
                                                                                              (                                  !
                                                                                                                                 !
                                                                                                                                 (
                                                                                                                                 !
                                                                                                                                 X                              "X X                     X "*
                                                                                                                                                                                         "       X
                                                                                                                                                                                                 X                      X
                                                                                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                                                                                        (
quartiere wurden auch in Zwischen-                                                                                                                        !
                                                                                                                                                          (       !X
                                                                                                                                                                  (               !
                                                                                                                                                                                  (       X
                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                          (!
                                                                                                                                                                                           (
                                                                                                                                                                                                                               "
                                                                                                                                                   X     !X (! X X "                            ! X
                                                                                                                                                                                                (
                                                                                                                                                                                                                   "

                                                                                                                                                                                                   X                   X X
dächern, hinter Wandverschalungen,                                                                                                        !!
                                                                                                                                          (X
                                                                                                                                               "
                                                                                                                                                     X ! *  #*  #X X                            *#
                                                                                                                                                                                                #*                        X*
                                                                                                                                                                X
                                                                                                                                                                          X
                                                                                                                                                                                    X
                                                                                                                                                                                      ""
                                                                                                                                                                                        X
                                                                                                                                                                                               "          X (  !            #
                                                                                                                                                    X
                                                                                                                                                    X                               #
                                                                                                                                                                                    *                 !
                                                                                                                                                                                                      (X      #
                                                                                                                                                                                                              * X      "

in Rollladenkästen, Brückenhohlräu-                                                                                                                             X
                                                                                                                                                                !
                                                                                                                                                                (       X                   X"
                                                                                                                                                       !
                                                                                                                                                       (                                             #
                                                                                                                                                                                                     *                   X
                                                                                                                                                                        X                              X
men, Baumhöhlen und Fledermaus-                                                                                                                         X                 #
                                                                                                                                                                          *
                                                                                                                                                                 !
                                                                                                                                                                 (                                       X!
                                                                                                                                                                                                          (
                                                                                                                                                                              X!
                                                                                                                                                                               ( *
                                                                                                                                                                                            "
                                                                                                                                                                                                                         X
                                                                                                                                                                                   !
                                                                                                                                                                                   #          X                      #
                                                                                                                                                                                                                     *
                                                                                                                                                                                                                     "
kästen festgestellt. Überwinternde                                                                                                                        !
                                                                                                                                                          ( "              X           "
                                                                                                                                                                                                                              "

                                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                        (                                                    X
Tiere wurden in Höhlen, Stollen und                                                                                                                             !
                                                                                                                                                                (       X
                                                                                                                                                                       "!
                                                                                                                                                                        (         X          "      ! X
                                                                                                                                                                                                    (
                                                                                                                                                                                                 X
                                                                                                                                                                                                    "
                                                                                                                                                                                                              !
                                                                                                                                                                                                              !
                                                                                                                                                                                                              (
                                                                                                                                                                                                              X ( !
Kellern registriert.                                                                                                                                                                "
                                                                                                                                                                                                                  X
                                                                                                                                                                "
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                                                                                                                                                                                                         "
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                                                                                                                                                                                                                (
Grosse Mausohren nutzen abendli-                                                                                                                                      X                        #X
                                                                                                                                                                                               *                  XX X
                                                                                                                                                                                                           (
                                                                                                                                                                                                           !
che Flugrouten, um von ihren Quar-                                                                                                                                        X
                                                                                                                                                                                                                          XX
                                                                                                                                                                                                                              "
                                                                                                                                                                            "   !
                                                                                                                                                                                (         X           !
                                                                                                                                                                                                      (
                                                                                                                                                                                                            "
                                                                                                                                                                                                                  (
                                                                                                                                                                                                                  !       X
tieren in die Jagdgebiete zu gelan-                                                                                                                         X !(   !*#"         #
                                                                                                                                                                                *                                          X
                                                                                                                                                                               !         !
                                                                                                                                                                                         X             "

                                                                                                                                 X                    X
                                                                                                                                                      X          X "
gen. Dabei fliegen sie aus dem                                                                                                                       X
                                                                                                                                                                              X !
                                                                                                                                                                                (
                                                                                                                                                                                         X
                                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                                           (
                                                                                                                                                                                                                       (X
                                                                                                                                                                                                                       !            !
                                                                                                                                                                                                                                    X
                                                                                                                                                            X X*    #"
Siedlungsraum oft knapp über dem                                                                                                                                        !
                                                                                                                                                                       "(
                                                                                                                                                                               X                                                     X
                                                                                                                                                             "
                                                                                                                                                               X           X       !
                                                                                                                                                                                   (
                                                                                                                                                         X
Boden entlang dunkler, nicht be-                                                                                                 !
                                                                                                                                 !
                                                                                                                                 (                                  X""
                                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                                    (
                                                                                                                                                                                                                     X
                                                                                                                X                                                                                                                                           !
leuchteter Korridore mit Mauern,                                                                                                 X    "        !
                                                                                                                                               !
                                                                                                                                               (
                                                                                                                                      !
                                                                                                                                      (                              X                 X
Gärten, Hecken, Ufergehölzen und                                                                                                                                                                                                                  X              !
                                                                                                                                                                                                                                                                 X
Obstbäumen. Auf dem Weg zu ihren                                                                                                                                                                                                                          X
                                                                                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                                                                                          (
Jagdgebieten legen Grosse Maus-                                                                                                                                                                                                                                  X
                                                                                                                                                                                                                                                      (
                                                                                                                                                                                                                                                      !
ohren teilweise grössere Distanzen                                                                                                                                                                                                                    X
                                                                               Verbreitung des Grossen Mausohrs im Aargau.
zurück. Besenderte Weibchen aus                                            ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,                                                                                                                                    X
der grossen Kolonie in Veltheim                                            X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis
suchten Jagdgebiete in 2 bis 25 Kilo-
meter Entfernung auf.                                                          am Boden erbeuten. Die Tiere jagen                                                               fen die Wälder keine Kraut- und
Grosse Mausohren ernähren sich                                                 in Wäldern, bevorzugt in Buchen-                                                                 Strauchschicht aufweisen, und die
hauptsächlich von flugunfähigen                                                hallenwäldern und über Wiesen und                                                                Wiesen und Weiden müssen frisch
Laufkäfern, aber auch von Grillen,                                             Weiden. Damit die Tiere am Boden                                                                 geschnitten oder abgeweidet sein
Heuschrecken und Schnaken, die sie                                             ihre Beutetiere fangen können, dür-                                                              (Güttinger, 1997).

Grosses Mausohr: Kolonien im Aargau
                                                   Veltheim               Sulz                Wil               Zuzgen                         Mühlau                    Rest                     Total
Maximale Anzahl Tiere                                                                                                                                                                                                             Summe der Tiere
im Quartier (Säulen)                                                                                                                                                                                                      über alle Kolonien (Linie)
1200                                                                                                                                                                                                                                                                   4000

                                                                                                                                                                                                                                                                       3500
1000

                                                                                                                                                                                                                                                                       3000

 800
                                                                                                                                                                                                                                                                       2500

 600                                                                                                                                                                                                                                                                   2000

                                                                                                                                                                                                                                                                       1500
 400

                                                                                                                                                                                                                                                                       1000

 200
                                                                                                                                                                                                                                                                       500

   0                                                                                                                                                                                                                                                                     0
         1988

                1989

                       1990

                              1991

                                     1992

                                            1993

                                                   1994

                                                          1995

                                                                 1996

                                                                        1997

                                                                                1998

                                                                                       1999

                                                                                                  2000

                                                                                                         2001

                                                                                                                    2002

                                                                                                                               2003

                                                                                                                                      2004

                                                                                                                                               2005

                                                                                                                                                       2006

                                                                                                                                                              2007

                                                                                                                                                                         2008

                                                                                                                                                                                2009

                                                                                                                                                                                           2010

                                                                                                                                                                                                    2011

                                                                                                                                                                                                           2012

                                                                                                                                                                                                                  2013

                                                                                                                                                                                                                         2014

                                                                                                                                                                                                                                    2015

                                                                                                                                                                                                                                               2016

                                                                                                                                                                                                                                                          2017

Entwicklung der 12 Wochenstubenkolonien des Grossen Mausohrs im Aargau

 U M W E LT                   A A R G A U                                                                                                                     Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                     31
Zwergfledermaus                                                                                                                                     Rauhautfledermaus
(Pipistrellus pipistrellus)                                                                                                                         (Pipistrellus nathusii)

                                                                                                                                                    Rauhautfledermaus

                                                                                                                                                    Zur Rauhautfledermaus bestehen
                                                                                                                                                    viele Nachweise, und sie ist im ge-
                                                                                                                                                    samten Aargau verbreitet. Allerdings
                                                                                                                                                    stammt der Grossteil der Nachweise
Zwergfledermaus                                                                                                                                     aus dem Winterhalbjahr. Quartier-
                                                                                                                                                    hinweise von Mai bis August fehlen
Die Zwergfledermaus ist heute die                            Zwergfledermaus den Kanton zum                                                         gänzlich. Aus diesen Sommermona-
am häufigsten nachgewiesene Fle-                             Überwintern verlässt.                                                                  ten stammen nur drei Einzelfunde
dermausart im Aargau. Von dieser                             Quartiere der Zwergfledermaus fin-                                                     von männlichen Tieren. Die Rauhaut-
Art wurden auch deutlich am meis-                            den sich hauptsächlich an Gebäuden                                                     fledermaus ist also ein Wintergast
ten Wochenstubenquartiere festge-                            in Spalten von Zwischendächern,                                                        und verlässt den Aargau für die Jun-
stellt. Die Koloniegrössen liegen zwi-                       Rollladenkästen, Wandverschalun-                                                       genaufzucht. Dies belegen auch
schen 50 und 275 Weibchen. Aller-                            gen, Mauerspalten und Dachrand-                                                        mehrere im Aargau aufgefundene
dings wurde seit 1988 kein einziges                          abschlüssen. Wenige Nachweise lie-
Winterquartier nachgewiesen. Dies                            gen aus Fledermauskästen vor.
könnte darauf hindeuten, dass die
                                                                                                                                                    Weissrandfledermaus
                                                                                                                                                    (Pipistrellus kuhlii)
                                                                     !
                                                                      !                                                             !
         !!                                      !           !                            !                             !
                                                                                                                        (                           Die Weissrandfledermaus war früher
                         !                                                                              !                               !
                          !                                                               !                                                         in der Schweiz nur südlich der Alpen
            !
            "        !
                          !                                                                            X        "                                   verbreitet. Seit den 1980er-Jahren
                         !                  !                                                 !!(!          X           !(!
                                                             !           !! !         "       !
                                                                                              !                                                     wird sie zunehmend nördlich der Al-
                                                                            !!                                          !
                                                                                                                        (
                                                                                                           !                                        pen registriert (Haffner et al. 1991).
                                                                                                              ! !!
                                                                                                            "
                                                                          (
                                                                          !
                                        !   "                                                                 !                                     So auch im Aargau. 1988 gelangen
                                                                                                            !
                                                                                                            (
                                                                                                            !      (
                                                                                                                   !"

                                                                          "
                                                                                                                                "
                                                                                                                                                    erste Einzelnachweise, 1993 wurde
                                                                                                       !      !                 (
                                                                                                                                !
                                                                            !                     !*
                                                                                                   #                                                die erste Wochenstube entdeckt. Seit
                                                !       (!
                                                        !                  !                                 !                          !
                                                    "

                                                      !                   !                                  !                                      der Jahrtausendwende häufen sich
                                                                          !!
                                                    !!
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                                                                                                            (
                                                                                                             !                           !          die Funde. Die Art breitet sich im
                                                                                          (
                                                                                          !        !                        !
                                                             !!                   "                     (
                                                                                                        !               !!(! !          "           Kanton ständig weiter aus, und es
                                                                      (!
                                                                      ! !! !                  !        (
                                                                                                       !
                                                                          ! !(                "                                                     zeichnet sich eine klare Bestandeszu-
                     "
                                    (
                                    !                                                                                          (
                                                                                                                               !
                                                                                                                               !
                                    !                                                                                       ! !
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                                                                 !!           !
                                                                              (
                                                                                                                                    "
                                                                                                                                                    nahme ab. Die Koloniegrössen in den
                                                        ("
                                                        !
                                                                  !                                                 !                           !
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                                                                                                                                            !
Verbreitung der Zwergfledermaus im Aargau.
! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,                                                                                          (
                                                                                                                                            !
X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis                                                                                                           Weissrandfledermaus

32       Sondernummer 50 November 2018                                                                                                                    U M W E LT      A A R G A U
"
                                                                                                                                                    "!
                                                                                                                                                     (

                                                                                                                                                     !
                                                                                                                                                     (
Einzeltiere, die in Ostdeutschland be-                                                                                                                          "

ringt wurden. So wurde in Koblenz                  "
                                                                                                                                                                                                      #
                                                                                                                                                                                                      *
                                                                                               !
                                                                                               (
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                                                                                                                                                *
ein Tier gefunden, das im 750 Kilo-                                                "

meter entfernten deutschen Prenzlau                                                                                                              "

                                                                       "                                                                             "#
                                                                                                                                                      *
markiert wurde (Aellen, 1983).                                                         !
                                                                                       (                                                        #
                                                                                                                                                *!
                                                                                                                                                 ( #
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                                                                                                                       "                                "                            #
                                                                                                                                                                                     *
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                                                                                                                                                                                      *
Die Rauhautfledermaus nutzt ein                                                                                        #
                                                                                                                       *                                                            !#
                                                                                                                                                                                    (
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                                                                                                                                                                                      *""!
                                                                                                                                                                                         (
                                                                                                                                                                                          "
                                                                                                                                                         "

breites Quartierspektrum. Nachweise                                                                                                                                                       !
                                                                                                                                                                                          (
                                                                                                               "
                                                                                                                   !
                                                                                                                   (
gelangen aus Spalten von Gebäuden                                                                                          "
                                                                                                                                                                                #
                                                                                                                                                                                *                 #
                                                                                                                                                                                                  *
in Zwischendächern, Wandverscha-                                                                                                   #
                                                                                                                                   *
                                                                                                                                   "
                                                                                                                                                                        "
                                                                                                                                                                        "
                                                                                                                                                                                         "
                                                                                                   "
                                                                                       (
                                                                                       !                           "
lungen, Dachrandabschlüssen, Mau-                                                                  #
                                                                                                   *
                                                                                                   "                                                         "                                            "

erspalten, Rollladenkästen, Fenster-                                                                                                       "
                                                                                                                                                                                                  #
                                                                                                                                                                                                  *
läden und aus Brücken. Ausserdem                                                                                                   #
                                                                                                                                   *                                    #
                                                                                                                                                                        *                     "

                                                                                                       "
sucht die Rauhautfledermaus Baum-                                                                          "
                                                               "   #
                                                                   *
höhlen, Spalten hinter Baumrinden                                                                                                                           "

                                                                                                           "
und Fledermauskästen auf. Winter-                                          "

schlafende Tiere wurden zudem häu-                                 "

fig in Holzbeigen entdeckt.                                                                        "

                                                                                                       #
                                                                                                       *
                                                                                                                               "

                                                                                                                                                                                                              #
                                                                                                                                                                                                              *
Die festgestellten Quartiere befinden
sich in der Nähe grösserer Flüsse.
Diese Art ernährt sich wie die Was-
serfledermaus vorwiegend von Zuck-
                                         Verbreitung der Rauhautfledermaus im Aargau.
mücken, die über Gewässern fliegen       ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,                                                                                                                   "

und sich im Wasser entwickeln.           X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

                                                                                                                                                        "
                                                                                                                   !
Wochenstubenquartieren liegen bei                                                                              !
                                                                                                               (

15 bis 35 Tieren. Insgesamt ist die
Weissrandfledermaus aber immer
noch deutlich seltener als die nahe                                                                                                                  "
                                                                                                                                                                            "
                                                                                                                                                                                              !
                                                                                                                                                                                              "

                                                                                                                       !               !
                                                                                                                                       ("
                                                                                                                                           !
verwandte Zwergfledermaus.                                                                                                                                                          "
                                                                                                                                                                                    #
                                                                                                                                                                                    *"
                                                                                                                                                                                          "

Quartiere der Weissrandfledermaus                                                          "

wurden an Gebäuden in Spalten von                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                                      "
Zwischendächern, Rollladenkästen,
hinter Wandverschalungen        und                                                                !                               "

Dachrandabschlüssen beobachtet. In
einem Fall nutzten Weibchen einen                                                                                                                                   "                         (
                                                                                                                                                                                              !
                                                                                                                                                                                "

Fledermauskasten an einer Fassade                                                                                                                                                                         "

für die Jungenaufzucht.                                                                                                                !

                                         Verbreitung der Weissrandfledermaus im Aargau.
                                         ! Wochenstube, ! Sommerquartier, # Winterquartier,
Wochenstube unter Dachabschluss          X unbestimmtes Quartier, " Einzelnachweis

 U M W E LT      A A R G A U                                                                   Sondernummer 50 November 2018
                                                                                                                                                                                                                  33
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