4 / 2007 April 2007 68. Jahrgang - Landesärztekammer Hessen

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4 / 2007 April 2007 68. Jahrgang - Landesärztekammer Hessen
4 / 2007
                                                                                                                April 2007
                                                                                                              68. Jahrgang

                                                                                                                Auch im Internet:
                                                                                                                 www.laekh.de
                                                                                                               www.kvhessen.de

                                                                                            Veranstaltungen zur Berufspolitik:
                                                                                                                Abrechnung
                                                                                                  mit der Gesundheitsreform

                                                                                                         Hessische Ärzte zieht es
                                                                                                      immer häufiger ins Ausland

                                                                                                           Die Medizinfakultäten
                                                                                                            Gießen und Marburg
                                                                                                                 nach der Fusion
                                                                                                               und Privatisierung

                                                                                               Adipositas in der Rehabilitation

                                                                                                         Feinstaub – ein Problem,
                                                                                                                 das alle angeht

                                                                                                  Das Weiterbildungsgespräch
                               © Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie

Mit amtlichen Mitteilungen der Landesärztekammer Hessen und der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen
4 / 2007 April 2007 68. Jahrgang - Landesärztekammer Hessen
A n z e i g e n - B e s t e l l s c h e i n f ü r R u br i k a n z e i g e n

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Frau Livia Kummer, Paul-Gruner-Straße 62, 04107 Leipzig
Telefon: 0341 71003992, Fax: 0341 71003974, E-Mail: livia.kummer@leipziger-verlagsanstalt.de
Folgender Text soll unter der Rubrik erscheinen:
❑ Stellenangebote 3,50 E pro mm Höhe (1spaltig s/w) oder 6,80 E pro mm Höhe (2spaltig s/w)
❑ Stellengesuche 2,65 E pro mm Höhe (1spaltig s/w) oder 5,10 E pro mm Höhe (2spaltig s/w)
❑ ………………….......... 3,50 E pro mm Höhe (1spaltig s/w) oder 6,80 E pro mm Höhe (2spaltig s/w)
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Impressum

                                   Herausgeber:
                   Landesärztekammer Hessen
         Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M.
                                  Tel. 069 97672-0
                         Internet: www.laekh.de
                 E-Mail: Laek.Hessen@laekh.de
           Kassenärztliche Vereinigung Hessen
          Georg-Voigt-Str. 15, 60325 Frankfurt/M.     4 / 2007 68. Jahrgang
                                                                  ■

                                  Tel. 069 795020
                    Internet: www.kvhessen.de
                                                      Editorial   Mit den Reformen leben                                                          204
             Schriftleitung (verantwortlich):
                    Prof. Dr. Toni Graf-Baumann       Kassenärztliche Vereinigung Hessen
verantwortlich für Mitteilungen der LÄK Hessen:
                              Dr. Michael Popović    Veranstaltungen zur Berufspolitik:
 verantwortlich für Mitteilungen der KV Hessen:       Abrechnung mit der Gesundheitsreform                                                        205
                               Karl Matthias Roth
  verantwortlich für Mitteilungen der Akademie:       Landesärztekammer Hessen
                           Prof. Dr. Ernst-G. Loch
                                                      Hessische Ärzte zieht es immer häufiger ins Ausland:
           Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:         Wer sind sie? Wohin gehen sie? Was tun sie dort?                                            208
                            Katja Möhrle, M. A.
                                                      Überwachung der Qualitätssicherung bei
                    Wissenschaftlicher Beirat:        Anwendung von Blutprodukten                                                                 211
             Prof. Dr. med. Erika Baum, Biebertal     Neu: Das Weiterbildungsgespräch                                                             212
              Dr. med. Margita Bert, Rüsselsheim
            Dr. med. Alfred Halbsguth, Frankfurt      Aktuelles
       Prof. Dr. med. Dietrich Höffler, Darmstadt
             Dr. med. Georg Holfelder, Frankfurt      Zwischen allen Stühlen? Die Medizinfakultäten Gießen und Marburg
          Dr. med. Siegmund Kalinski, Frankfurt       nach der Fusion und Privatisierung                                                          215
   Dr. med. Norbert Löschhorn, Seeheim-Jugenh.
         Prof. Dr. med. Helmut Nier, Offenbach ✝      Fortbildung Adipositas in der Rehabilitation                                                219
             Prof. Dr. med. Peter Osswald, Hanau
      Prof. Dr. med. Konrad Schwemmle, Gießen         Aktuelles Feinstaub – ein Problem, das alle angeht                                          224
              Dr. med. Gösta Strasding, Frankfurt
              PD Dr. med. Oskar Zelder, Marburg       Arzt- und Kassenarztrecht
        Dr. med. Walter Schultz-Amling, Hofheim
                                                      Wunsch-Sektio – aus juristischer Sicht                                                      226
                  Arzt- und Kassenarztrecht:          Praxis – Klinik – Praxisklinik – Tages-/Nachtklinik – Privatklinik                          231
                          Dr. Katharina Deppert,
               Gutachter- und Schlichtungsstelle
         Jörg Hoffmann, Justitiar der KV Hessen       Akademie für Ärztliche Fortbildung und Weiterbildung Bad Nauheim                            233
 Dr. Alexander Schmid, Justitiar der LÄK Hessen

                    Anschrift der Redaktion:          Aktuelles
                                   Angelika Kob       Großbritannien: Rationierung durch Wartezeiten                                              237
         Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M.
           Tel. 069 97672-147, Fax 069 97672-247      RWI-Rating-Report: Jede fünfte Klinik von Insolvenz bedroht                                 238
                  E-Mail angelika.kob@laekh.de
                                                      Fortbildung Sicherer Verordnen                                                              239
      Verlag, Anzeigenleitung und Vertrieb:
                  Leipziger Verlagsanstalt GmbH       Aktuelles
           Paul-Gruner-Straße 62, 04107 Leipzig       Hessische Landesstelle für Suchtfragen erstellt Materialien
        Tel. 0341 710039-90, Fax 0341 710039-99
       Internet: www.leipziger-verlagsanstalt.de
                                                      zur Prävention der Glücksspielsucht für Lotto Hessen                                        240
         E-Mail: info@leipziger-verlagsanstalt.de
                                                      Mit meinen Augen
                                Verlagsleitung:       Der 1. April bleibt bestehen – die Gesundheitsreform kommt!                                 241
                               Dr. Rainer Stumpe
                                                      Satire   Die Sache mit dem Eierlegen                                                        242
                         Anzeigendisposition:
                                  Livia Kummer        Humoristisches Der Hase                                                                     242
                            Tel. 0341 710039-92
                                                      Von hessischen Ärztinnen und Ärzten                                                   230, 243
                                         Druck:
                     Druckhaus Dresden GmbH           Briefe an die Schriftleitung                                                                244
          Bärensteiner Straße 30, 01277 Dresden
                                                      Bekanntmachungen der Landesärztekammer Hessen                                               245
                 z.Zt. ist Anzeigenpreisliste Nr. 2
                              vom 1.1.2006 gültig.    Bekanntmachungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen                                    254
           Bezugspreis/Abonnementspreise:             Bücher                                                                                      255
      Der Bezugspreis im Inland beträgt 95,40 
             (12 Aus­ga­ben), im Ausland 102,60 .    Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich ge­­
                          Kündigung des Bezugs        schützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des
                sechs Wo­chen vor Quartals­ende.      Verlages strafbar. Anzeigen und Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort erkennbaren
      Für die Mitglieder der Landes­­ärztekammer      Auftraggeber dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bespre­chungs­exemplare usw. übernimmt
                       Hessen ist der Bezugspreis     die Schrift­lei­tung keine Verant­wor­tung.
          durch den Mit­glieds­­beitrag abgegolten.   Vom Autor gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung wieder.
                                                      Die Veröffentlichung „Pharmazeutische Nachrichten“ und „Sicherer Verordnen“ erfolgen außerhalb
                                  ISSN: 0171-9661     der Verant­wor­tung der Schriftleitung und des Verlages.

                                                                                                                Hessisches Ärzteblatt 4/2007     203
Editorial

Mit den Reformen leben                                                                         gen nichts zu sagen, hätten wir nicht in
                                                                                               Hessen unser Sonderproblem mit der
                                                                                               Er­­weiterten Honorarverteilung (EHV).
                                                                                               Denn das Geld, das nicht in Hessen ab­­
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
                                                                                               gerechnet wird steht natürlich für die
                                                                                               EHV auch nicht zur Verfügung. Wir wer-
                       wenn Sie diese Zei­       eine Bilanz, aber einen Zwischenbericht       den abwarten müssen, welchen Weg die
                       len lesen, ist das       gebe ich Ihnen gerne. Was war das Ziel         Vertragsärzte wählen, den der Solidarität
                       GKV-WSG Reali­tät.        der Ärzte, die ja mit ihrem Beschluss         und damit den des Verzichts auf eigene
                       Es gilt ab dem 1. Ap­­    auf dem Ärztetag 2004 in Bremen den           Honorarvorteile oder den, der ihnen ein
                       ril 2007, allen Pro­     Anstoß für die nun erfolgten Verände­          Honorar sichert, was nicht durch die EHV
                       testen, Be­­mü­hun­gen   rungen gegeben haben? Und was wur­             geschmälert wird. Detail-Regelun­gen im
                       und Ver­suchen, das       de tatsächlich umgesetzt? Das Gesetz          Bundesmantelvertrag fehlen bisher und
                       Gesetz noch auf­zu­       schafft viele neue Möglichkeiten. Zum         müssen auf Spitzenebene in Ber­­lin ver-
                       halten zum Trotz.        Beispiel wurden die Möglichkeiten der          handelt werden. Inwieweit sich die KBV,
Dr. Margita Bert       Man muss nüchtern        Vertragsärzte, Ärzte anzustellen, erheb-       deren Entwurf unser EHV-Pro­blem be­­
             bild: pop feststellen, dass es     lich erweitert. Nun ist es möglich, Ärzte      rücksichtigt, durchsetzen wird, können
                       weder der verfassten      auch mit anderen Facharztbezeich­nun­         wir im Moment nur abwarten. Eine ei­­
noch der freien Ärzteschaft gelungen            gen sowie mit individueller Arbeitszeitge­­­   gent­lich für den 1. April 2007 ge­­plante
ist, grundsätzliche Veränderungen zu             staltung anzustellen. Auch die nun mög­       Neuordnung der Arztnummern­syste­ma­
er­­reichen. Diese Bilanz ist ernüchternd,      lichen Teilzulassungen sind ein Schritt        tik ist erst einmal verschoben worden.
genau wie die Feststellung, dass unsere         zur Flexibilisierung unserer Berufsaus­        Hier heißt es ebenfalls: abwarten!
Volksvertreter Machterhalt über die Fra­        übung. Doch Vorsicht: Was erst einmal
ge stellen, wie unser Gesundheitssystem          schön klingt, ist gar nicht ohne. Denn        Die Erfahrungen mit dem VÄndG der
tatsächlich sinnvoll reformiert werden          wer einmal auf Teile seiner Zulassung          ersten Monate zeigen, dass es sehr viele
kann. Besonders eindrücklich ist mir in         verzichtet hat, wird Probleme haben,           Anfragen der Kollegen gibt, die konkre­
diesem Zusammenhang die Empfehlung               diese wieder zu erlangen. Für Ärztinnen,      ten Anträge halten sich aber zurzeit noch
von Professor Neubauer, der uns bei den          die beispielsweise eine „Babypause“ ein­      in Grenzen. Ein bisheriger Schwerpunkt
berufspolitischen Veranstaltungen der           ­legen wollen, ist es sehr viel klüger,        von konkreten Anträgen bezieht sich
KV Hessen im Februar in Frankfurt auf-           einen Antrag auf Ruhen der Zulassung          auf Anfragen von Medizinischen Versor­
forderte, uns bereits jetzt auf die nächste     zu stellen. Dies ist zwar maximal für          gungs­zentren, deren Träger Kliniken
Reform, die mit Sicherheit kommt, ein-           drei Jahre gestattet, der Wiedereinstieg      sind, die die in Kliniken angestellten
zustellen. Anhand eines anschaulichen           in den Beruf danach ist aber problem-          Ärzte auch im MVZ beschäftigen wollen.
Zy­­klusses konnte er deutlich machen,           los möglich.                                  Einen weiteren Schwerpunkt stellen je­­
dass mit der nächsten „großen“ Reform           Vertragsärzte dürfen nun gleichzeitig zu­­     doch auch die Anträge von Vertrags­ärz­
wohl im Jahr 2011 zu rechnen ist – vor-         gelassen, angestellt oder in einer ande-       ten dar, die andere Ärzte anstellen wol-
ausgesetzt, die Wahl wird nicht vorge-          ren KV „ermächtigt“ sein, werden also          len. Gerade junge Ärzte – und das zeigt
zogen. Bis dahin werden wir uns aber             auch als angestellte Ärzte in einem Kran­     sich hier deutlich – scheuen wegen der
mit den Reformfolgen der jetzigen Re­­           kenhaus arbeiten können. Von besonde­         desolaten Honorarsituation immer mehr
form beschäftigen müssen, deren Fol­            rem Interesse ist für viele von Ihnen mit      den Sprung in die Freiberuflichkeit. Ein
gen gerade auch aus Verwaltungs­aspek­           Sicherheit die Neuerung, dass örtliche        Alarmzeichen, das unsere Politiker bei
ten enorm sind. So sieht das Gesetz vor,         und überörtliche Berufsausübungsge­           ihren Reformüberlegungen eigentlich
dass am 1. Januar 2008 ein neuer EBM            meinschaften auch über die Grenzen einer       aufhorchen lassen müsste.
in Kraft tritt. Ein neuer EBM, der sich im      KV hinweg gegründet werden dürfen.
hausärztlichen Bereich durch die Ein­           Für Hessen, bekanntlich in der geogra-         Mit freundlichen kollegialen Grüßen
füh­rung von Versichertenpauschalen,            phischen Mitte Deutschlands zu finden,         Ihre
im fachärztlichen Bereich durch eine             ergeben sich daraus zahlreiche Koopera­
verstärkte Bildung von Komplexen aus-           tionskonstellationen mit Praxis­stand­
zeichnen wird.                                   orten in den angrenzenden Bundes­län­
                                                 dern. Dies eröffnet die Option, die in
Etwas länger, nämlich seit dem 1. Januar         einer solchen überörtlichen Gemein­
2007 ist das Vertragsarztrechtsänderungs­        schaftspraxis erbrachten Leistungen in        Dr. med. Margita Bert
gesetz, kurz VÄndG genannt, in Kraft.            einem der benachbarten KV-Bezirke ab­­        Vorsitzende des Vorstands der
Sicherlich ist es noch viel zu früh für         zurechnen. Grundsätzlich gibt es dage-         KV Hessen

204   Hessisches Ärzteblatt 4/2007
Kassenärztliche Vereinigung Hessen

Veranstaltungen zur Berufspolitik:
Abrechnung mit der Gesundheitsreform
Über 600 Ärzte und Psychotherapeuten                                                                 Und unter einer solchen Brücke würde
nutzten im Februar 2007 die Möglich­                                                                 ich mich auch nicht aufhalten wollen.“
keit, sich über berufspolitische Neuerun­                                                            Ausgehend von makroökonomischen
gen zu informieren. Dabei standen In­­for­­                                                          Über­legungen zeigte er anschaulich,
mationen zur Gesundheitsreform, zum                                                                  dass durch Demographie und medizi-
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz                                                                    nischen Fortschritt zwar der Bedarf an
(VÄndG), zur Honorarverteilung in Hes­                                                               Finanzmitteln in den westeuropäischen
sen sowie zum Arzneimittelmanage­                                                                    Volkswirtschaften in jedem Jahr um 2-3 %
ment im Vordergrund. An zwei der drei                                                                steigt, der gesetzlichen Kranken­versiche­
Ter­mine war der Andrang derart groß,                                                                rung diese Mittel aber nicht zur Verfü­
dass die Video-Übertragung in die be­­                                                               gung stehen. Die Schere zwischen Bedarf
nachbarten Sitzungszimmer von zahl-                                                                  und tatsächlichen Mitteln sei in der Ver­
reichen Besuchern genutzt wurde. Wie                                                                 gangenheit immer durch die Leistungs­
sehr die einzelnen Themenbereiche in                                                                 erbringer aufgefangen worden, die trotz
der Pra­xis ineinander greifen und sich                                                              Budgetierung weiter gearbeitet hätten.
gegenseitig beeinflussen, machten die
Vor­trä­ge insbesondere deutlich.                                                                     Ein Boot mit vielen Löchern
                                                                                                      Die nun geplante Annäherung von GKV
„Über eine solche Brücke                                Professor Günter Neubauer        Foto: KV     und PKV schätzte er problematisch ein:
 würde ich nicht gehen“                                                                              „In das Boot der GKV, das voller Löcher
Mit Professor Günter Neubauer vom                       achter ins Gesetzgebungsverfahren ein-        ist und in das Wasser eindringt, holt
Lehr­stuhl für Gesundheitsökonomie der                  gebunden gewesen. Schon damals hatte          man nun die PKV, um zwei Löcher zu­­
Bun­deswehr-Universität in München war                  er mit Kritik an den Reformplänen nicht       halten zu können. Das bedient die deut-
 ein profunder Kenner des Gesundheits­                  gespart und stellte nun, gut fünf Wo­­chen    sche Lust, zumindest gemeinsam unter-
 systems nach Frankfurt gekommen, um                    vor Inkrafttreten des Gesetzes, den Re­­      zugehen, wenn man schon untergehen
 über das GKV-Wettbewerbsstärkungs­                     formbemühungen der großen Koalition           muss. Die Chance zum notwendigen
 gesetz aus haus- und fachärztlicher Sicht              ein denkbar schlechtes Zeugnis aus.           Systemwechsel wurde wieder einmal
 zu sprechen. Kompetenter konnte der Ken­              „Wür­den in Deutschland Brücken nach           vertan.“ Kein gutes Haar ließ der Pro­fes­
 ner des Gesundheitswesens kaum sein,                   dem gleichen Prinzip errichtet wie die        sor auch am geplanten Gesundheits­
 denn immerhin war Professor Neubauer                   große Koalition diese Reform durchführt,      fonds, den er als „Ausgeburt der Büro­
 im Herbst vergangenen Jahres als Gut­                  würde ich über keine Brücke mehr ge­­hen.     kratie“ bezeichnete. Den Vertragsärzten

                                                                          ANZEIGEN

 Anwaltskanzlei
 Samira Bothe
 Rechtsanwältin                                                                 Wir, ein Zusammenschluss von Fachanwälten und
 Fachanwältin für Medizinrecht
                                                                                Steuer­be­ra­tern, haben es uns zur Aufgabe gemacht,
 Fachanwältin für Familienrecht
                                                                                ärztliche und nicht­ärztliche Leistungs­­erbrin­ger in
 • Vertragsarztrecht / Kassenarztrecht: Honorarkürzung, Wirtschaftlichkeits­
   prüfung, Plausibilitätsprüfung, Arzneimittelregress, Zulassungsverfahren     allen Belangen rund um die Praxis bzw.
 • ärztliches Berufsrecht                                                       Berufsausübung zu be­ra­ten.
 • Arzthaftungsrecht
 • Vertragsgestaltung: Praxisgemeinschaft, Gemeinschaftspraxis,                 Ein Team von Spezialisten aus den Bereichen
   neue Versorgungs- und Kooperationsformen
                                                                                Medizinrecht, Steuer­recht, Arbeits- und Strafrecht
                 – Vertrauensanwältin der Stiftung Gesundheit –
                                                                                steht Ihnen in unserem Netz zur Verfügung.
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                                                                                                              Hessisches Ärzteblatt 4/2007   205
Kassenärztliche Vereinigung Hessen

und Psychotherapeuten verdeutlichte er         Tä­­tigkeit in einer Einzelpraxis zu: an      „Die KV Hessen wird dafür bestraft,
zudem, auf welche Systemverän­de­run­          meh­reren Orten in einer KV, in Form           dass sie den EBM 2000plus umsetzt“
gen sich diese in Zukunft einzustellen         einer Anstellung von Ärzten (so­­wohl fach­    Den Themenkomplex Abrechnung und
hätten. Zum einen im Bereich der Ver­          gebietsgleich oder fachgebiets­fremd), im      Honorarverteilung referierte der stell-
tragsgestaltung, bei dem der der Invi­         Rahmen einer Teilzulassung, im Rahmen          vertretende kaufmännische Geschäfts­
dual­verträge größere Bedeutung erlan-         einer Zulassung und Anstel­lung in einem       führer der KV Hessen, Markus März. Er
gen werde. Darüber hinaus stellte er           MVZ oder Krankenhaus, im Rah­men               stellte die Probleme der KV Hessen seit
den Zuhörern eine notwendige Wahl              einer Anstellung in einem Kranken­haus         Einführung des neuen EBM und die
zwischen möglichst großer Freiheit als         und einer Anstellung in einem MVZ so­­         Perspektive zur pünktlichen Honorar­
Arzt sowie einem hohen Grad an finan-          wie in KV-übergreifender Form. Darüber         abrechnung bis Mitte des Jahres dar:
zieller Unabhängigkeit vor: „Der Arzt,         hinaus ergeben sich un­­ter­schied­­liche     „Zurzeit tun wir alles, um bereits mit der
der ein hohes Maß an persönlicher Frei­        Kooperationsformen: die Gemein­schafts­       Abrechnung IV/2006 – also Ende April –
heit wünscht, wird in der Einzelpraxis         praxis an einem Ort (mo­­nolokal), die         wieder pünktlich zu sein. Versprechen
bleiben. Andererseits bedeutet dies, dass      überörtliche Gemein­schafts­praxis so­­wie     kann ich dies zu diesem Zeitpunkt je­­
die Einkommensmöglichkeiten begrenzt           die KV-übergreifende Ge­­meinschafts­          doch nicht. Es muss für Sie und uns zu
sind. Derjenige, dem es um die Opti­mie­       pra­xis. Diese hat allerdings die Pflicht,     einem Ende des abrechnungsbedingten
rung seiner Einkünfte geht, wird sich          einen Hauptsitz zu wählen. Zudem sind          Blindflugs kommen. Wir brauchen klare
schon bald darüber Gedanken machen             Gemeinschaften mit juristischen Perso­         Sicht in Sachen Honorare.“ März beklag-
müssen, ob er nicht zum Beispiel Teil          nen, z.B. einem MVZ, oder mit anderen          te die Paradoxie, „dass die KV Hessen
einer Praxis- oder MVZ-Kette wird.“ Leicht     Leistungserbringern, z.B. einem Psycho­        dafür bestraft wird, dass sie den EBM
ironisch seine Trostworte an die Anwe­         therapeuten oder Zahn­arzt, gestattet.         2000plus umsetzt, die KVen aber, die
senden: „Ärzte werden aufgrund demo-                                                          dies nicht tun, blendend da stehen.“ März
graphischer Entwicklungen bis zum              Bürgerschaftserklärungen werden                versuchte Antworten auf die immer
Jahr 2050 alle Hände voll zu tun haben.        zur Pflicht                                    wieder von den Ärzten gestellte Frage
Wir wissen nur nicht, wer diese Arbeit         In Zukunft werden zu­­dem Bürgschafts­         zu geben, wo das Geld geblieben sei.
auch angemessen bezahlen soll.“                erklärungen von den Gesell­schaftern          Als Gründe führte er die Probleme des
                                               eines Medizinischen Versor­gungszen­           gültigen HVV an: Eine stagnierende Ge­­
VÄndG: Chancen und Risiken                     trums verlangt, soweit es sich um juris-       samtvergütung, einen Anstieg bei den
Bereits seit dem 1. Januar 2007 ist das Ver­   tische Personen handelt. Hinter­grund         Vorwegleistungen und damit eine Re­­du­
tragsarztrechtsänderungsgesetz, kurz           ist laut Hoffmann das Pro­blem, dass           zierung des zur Verfügung stehenden
VÄndG, in Kraft und der Infor­ma­tions­        einem Stammkapital von 25.000 Euro             Geldes, einen erhöhten Stützungsbedarf
bedarf bei den Vertragsärzten ist groß.        ansonsten ein Verordnungsvolumen im            im Bereich Labor und Pathologie sowie
Das Gesetz bringt zahlreiche Neue­run­         sechs- bis siebenstelligen Bereich mit         den festen Punktwert für psychothe­
gen mit sich und birgt Chancen aber auch       einem ebenso hohen Regressrisiko ge­­          rapeutische Leistungen. Er führte aus,
Risiken, die der juristische Ge­­schäfts­      genüber stehe. „Für Regresse, die unein-       dass Honorarverluste in der jeweiligen
führer der KV Hessen, Jörg Hoff­mann,          bringbar sind, haftet die Gemeinschaft         Fachgruppe dazu führen, dass die +/-5 %-
in seinem Vortrag ausführlich dar­stellte.     der Vertragsärzte mit der Gesamt­ver­gü­       Regel nicht ausreichend greift und die
Zu Beginn seines Referats skiz­zierte er       tung. Hier hat der Gesetzgeber eine            KV Hessen deshalb seit der Abrechnung
kurz die Ziele des Gesetz­gebers: die          sinn­­volle Veränderung vorgenommen,           I/2006 mit einem Sicherstellungsindex
Transformation berufsrechtlicher Ände­         die auch für bereits bestehende MVZs           operiert. Dieses Modell hat zum Inhalt,
rungen ins Vertragsarztrecht, die Ände­        gilt, von denen wir ab sofort entspre-         dass die Fachgruppentöpfe im Vergleich
rung gesetzlicher Rahmen­be­din­gungen         chende Bürgschaften verlangen werden“,         zu 2004 auf ein Niveau von 95 % aufge-
im Bereich der Medizi­ni­schen Versor­         so der Justitiar der KV Hessen weiter. Er      füllt werden, vorausgesetzt, die jewei-
gungs­zentren (MVZ), Neuerungen der            legte dar, dass die zum 1. April 2007 ge­­     lige Fachgruppe erbringt mehr als 90 %
Bedarfsplanung, Maßnahmen zur Um­­set­­        plante Neukonzeption einer Arztnum­mer-        aller Leistungen in der so genannten
zung des GKV-Modernisie­rungs­geset­zes        Richtlinie genauso wie die Erarbei­tung        Ho­­norargruppe 2.
sowie die Verschiebung des Zeit­punkts         einer Richtlinie zur KV-übergreifenden
für die Einführung des morbiditätsorien­       Tätigkeit bisher noch nicht um­­gesetzt       Kommt ein neuer EBM schon 2008 ?
tierten Risikostrukturaus­gleichs. In der      bzw. verschoben wurde. „Gera­de zur           Die grundsätzliche Frage, wie man in Zu­­
Tat ist vieles neu: Vertrags­ärzte dürfen      KV-übergreifenden Tätigkeit erreichen         k­­unft den HVV ge­­stalten wolle, sei von
nun gleichzeitig zugelassen, angestellt        uns zahlreiche Anfragen und An­­träge.        den ärztlichen Gre­mien mit der Ent­schei­
oder in einer anderen KV „ermächtigt“          Doch diese können erst dann be­­arbeitet      dung zur Weiter­ent­­wicklung des EBM
sein. Zusammengefasst lässt das Gesetz         werden, wenn die notwendigen unter-           beantwortet worden. Allerdings werde
folgende Ausübungsformen ärztlicher            gesetzlichen Normen vorliegen.“               man bis zur Ein­führung eines neuen

206   Hessisches Ärzteblatt 4/2007
Kassenärztliche Vereinigung Hessen

EBM zum 1. Januar 2008 vorrangig ver-         peutischen Honorare stagnieren oder              zu erhalten. Dass noch eine Menge Luft
suchen, die erkannten Schwach­stellen         zurückgehen. Dr. Herholz betonte, dass           bei den Verordnungen besteht, machte
des HVV zu beheben und keine grund­           Honorarzuwächse nur durch sinnvolle              Dr. Herholz anschaulich deutlich. Allein
sätzlichen Ände­rungen mehr empfeh-           Einsparungen und durch Zusammen­ar­­             bei den Wirkstoffen, für die im Rahmen
len. Dieser abermals neue EBM wird sich       beit mit Krankenkassen möglich seien             des AVWG Zielvereinbarungen getrof-
laut März durch einen Trend zu ambulan­       und die KV Hessen diese Möglichkeit              fen werden mussten, schlummern bei
ten DRGs im fachärztlichen sowie Ver­         nun durch das Projekt mit der AOK Hes­           den hessischen AOK-Patienten Einspar­
sicherten­pau­schalen im hausärztli­chen      sen wahrnehme. Ziel des Projekts ist es,         potentiale von 32 Millionen Euro. Tat­
Bereich auszeichnen. Zum Schluss stell-       die Versorgungsqualität zu verbessern            sächlich sind die Preisunterschiede auch
te März die Frage nach einer „gerechten“      und gleichzeitig Wirtschaftlichkeitsre­          im Generikamarkt immens. Simvastatin
Hono­rar­verteilung. „Das, was auf uns zu­­   serven zu heben. Grundpfeiler des Kon­           20mg kostet beim günstigsten Anbieter
kommt, ist der politisch ge­­wollte Ver­      zepts sind gleichzeitige Informationen           knapp 30,- Euro, während der Preis des
drängungswettbewerb, einige werden            an Versicherte und Ärzte über Arznei­            teuersten Anbieters bei über 53,- Euro
ihn auch als Kannibalismus be­­zeichnen.      mit­­tel: „Wir wollen, dass Ärzte und Ver­       liegt. Dr. Herholz fasste den dreifachen
Wie unter diesen Umständen das Hono­          sicherte industrieunabhängig über Medi­          Nutzen der Ärzte bei freiwilliger Teil­
rar gerecht verteilt werden kann und          kamente informiert werden. Der infor-            nahme am Bonusvertrag zusammen:
soll, müssen die ärztlichen und psycho-       mierte Arzt ist in der Lage, die Mar­ke­ting­   „Die Ärzte profitieren mit 25 % an der
therapeutischen Gremien entscheiden.“         methoden der Pharmaindustrie bes­ser             Hebung weiterer Wirtschaftlichkeitsre­
                                              zu durchschauen, der informierte Pa­­            serven, die gesetzlich erzwungene Malus­­
„Mehr Medizin, weniger Pillen“                tient entwickelt eine deutlich bessere           gefahr wird durch sparsames Verordnen
Nicht zum AVWG, sondern zum Koope­            Compliance in der Therapie“, so Dr. Her­         reduziert und die Ärzte erhalten 20,- Euro
rationsprojekt zum Arzneimittelmana­          holz. Dies soll durch Unterstützung des          Umstellungspauschale. Und dies alles
ge­ment mit der AOK Hessen informier-         Arztes bei der Umstellung auf preisgüns­         ohne zusätzliche Kosten für die KV Hes­
te Dr. Harald Herholz, Referat Pharma­        tigere Medikamente erreicht werden.              sen.“
ko­therapie, die Anwesenden zum Ab­­          An den erzielten Einsparungen partizi-                                 Karl Matthias Roth
 schluss der Veranstaltungen. Ausgangs­       pieren die Ärzte zu 25 %. Darüber hin-
punkt für das Projekt war die Beobach­        aus bietet ein mit der AOK Hessen abge-
                                                                                               Die Vorträge der Referenten stehen
tung, dass die Ausgaben für Arzneimittel      schlossener Bonusvertrag die Chance,
                                                                                               unter www.kvhessen.de zur Verfü­
in den letzten Jahren stetig steigen, wäh­    für ein Jahr 20,- Euro Umstellungs­pau­
                                                                                               gung.
rend die ärztlichen und psychothera-          schale pro umgestelltem Medikament

                               Johann-Sebastian-Bach-Ehrung 2007
                                     Ehrenkarten für  Mitglieder LÄK Hessen
  Mitglieder der LÄK Hessen können auf Bestellung kostenfreie         Da für dieses kulturelle Großereignis die Platzkarten äußerst
  Ehrenplatzkarten zum Festkonzert anlässlich der Jo­­hann-           knapp sind, können diese Ehrenplatzkarten aus verständ­
  Sebastian-Bach-Ehrung – OrgelArena 2007 Mühl­hau­sen/               lichem Grund nur an Interessenten vergeben werden, die
  Thüringen – erhalten.                                               diese Karten dann auch wirklich nutzen, weil ansonsten
  Vergabe von Ehrenplatzkarten anlässlich des Fest­                   andere Interessenten aufgrund des hohen Interesses ausge-
  konzertes zu Ehren von Johann Sebastian Bach am                     schlossen würden.
  Samstag, dem 16. Juni 2007 um 20:30 Uhr in der Kirche
                                                                      Bestellungen per E-Mail an: info@orgelarena.de
  Divi Blasii – Mühlhausen/Thüringen –Untermarkt.
                                                                                                  Tel.: 03643 7755805
  Anlass ist die Johann-Sebastian-Bach-Ehrung 2007 in Mühl-
                                                                                                  Fax: 03643 7755806
  hausen/Thüringen im Gedächtsnis daran, dass Johann
  Se­­bas­tian Bach am 15. Juni des Jahres 1707 seinen Dienst als
                                                                          Festkonzert zu Ehren Johann Sebastian Bachs
  Organist an Divi Blasii zu Mühlhausen/Thüringen angetre-
                                                                                      mit Matthias Grünert
  ten hat. Es handelt sich um ein einmaliges Konzert von euro­
                                                                            Samstag, 16. Juni 2007, 20:30 – 21:30 Uhr
  päischem und nationalem Rang. Der Organist des Abends
                                                                                          in Divi Blasii*
  wird der 1. Kantor der wiederaufgebauten Frauenkirche
                                                                                  *ehrenplatzkartenpflichtig
  Matthias Grünert, Dresden, sein.

                                                                                                       Hessisches Ärzteblatt 4/2007   207
Landesärztekammer Hessen

Hessische Ärzte zieht es immer häufiger ins Ausland:
Wer sind sie? Wohin gehen sie? Was tun sie dort?
(Ergebnisse einer Untersuchung der Landesärztekammer Hessen 2005-2006)
Susanne Köhler, Liina Baumann, Roland H. Kaiser

                                          1 	 Ausgangssituation                            nachfolgende Betrachtung konzentriert
Zusammenfassung
                                          Wie bereits berichtet, nimmt seit einigen        sich also auf hessische Ärzte, die nach
In Deutschland bereits berufstätige
                                          Jahren das Interesse hessischer Ärzte1           teilweise langjähriger ärztlicher Tätig­
Ärzte benötigen zur Aufnahme einer
                                          an einer Auslandstätigkeit zu [1], [2].          keit in Deutschland entweder zusätz-
ärztlichen Tätigkeit in vielen Ländern
                                          Was aber bewegt immer mehr Ärzte, ins            lich oder auch als Alternative als Arzt
eine Art ärztliches Führungszeugnis
                                          Ausland zu gehen? Welche Länder be­­             im Ausland arbeiten wollen. Wir haben
(sog. „Certificate of Good Standing“)
                                          vor­zugen sie, und was tun sie dort ge­­         keine Hinweise, dass Hessen diesbezüg­
ihrer Landesärztekammer. Heute be­­
                                          nau? Zu diesen Fragen ist bisher nur             lich eine Sonderstellung in Deutschland
antragen bei der Landesärztekammer
                                          wenig bekannt.                                   einnimmt. Unsere Ergebnisse dürften
Hessen mehr als zehnmal so viele Ärz­
                                          Zahlreiche „Jungmediziner“ gehen un­­            somit im Prinzip auf ganz Deutschland
te ein solches wie noch im Jahr 2000.
                                          mittelbar nach dem Studienabschluss              übertragbar sein.
2005 und 2006 befragten wir alle An­­
                                          ins Ausland. Sie waren zuvor noch nicht
tragsteller (n=414) schriftlich und
                                          als Arzt tätig und bei einer Ärztekammer         2 	 Methode
ano­nym zu Gründen, Zielen etc. der
                                          registriert. Ein „Certifcate“ (vgl. unten)       Alle Antragsteller der Jahre 2005 und
angestrebten Auslandstätigkeit. Die
                                          kann somit noch nicht ausgestellt wer-           2006 (2005: n=187; 2006: n=227) mit
Antwortquote lag bei hervorragen­den
                                          den.2 Für diese jungen Ärzte ist die             deutscher Staatsangehörigkeit erhielten
49,5 %. Männer (fast 75 %) stellten die
                                          Schweiz wichtigstes Zielland. Rund ein           einen anonymen standardisierten Frage­
Mehrheit, höhere Alter nahmen im
                                          Viertel der dort tätigen Weiterbildungs­         bogen.3 (Antragsteller, die während ei­­nes
Be­­­obachtungszeitraum zu, insbeson-
                                          assistenten haben ihr Medizinstudium             Jahres mehrere Certificates anforderten
dere bei den Niedergelassenen, de­­ren
                                          in Deutschland abgeschlossen [3], er­­           wurden nur einmal befragt.) Dieser um­­
Anteil mit fast 41 % überraschend
                                          war­­ten sich aber in der Schweiz offen-         fasste Fragen zu soziodemographischen
hoch war. Die meisten Antragsteller
                                          bar bessere Weiterbildungschancen und            Merkmalen, beruflicher Qualifikation,
waren bereits Facharzt. Meistge­nann­
                                          Berufsbedingungen als in Deutsch­land.           Umfang, Dauer und Art der bisherigen
tes Zielland war Großbritannien
                                                                                           ärztlichen Tätigkeit, Motiven für die Aus­
(39,6 % insgesamt, 25,8 % der Kran­
                                          Den Arztberuf in Deutschland bereits             landstätigkeit, früherer Auslandstätigkeit
ken­hausärzte und 57 % der Nieder­ge­
                                          ausübende Ärzte benötigen zur Auf­nah­           sowie Art und Weise der Stellensuche.
lassenen), es folgten andere euro­
                                          me einer ärztlichen Tätigkeit in vielen          Der Rücklauf war mit 49,5 % (n=205) für
päische Länder (Skandinavien, Öster­
                                          Ländern eine Art ärztliches Führungs­            Untersuchungen dieser Art sehr hoch,
reich, Luxemburg, Frankreich). Klinik­
                                          zeugnis (sog. „Certificate of Good Stan­         fast alle Bögen wurden vollständig und
ärzte strebten meist (86 %) eine haupt­
                                          ding“) ihrer Landesärztekammer. Heute            sorgfältig ausgefüllt. Dies weist auf eine
berufliche, Niedergelassene häufiger
                                          beantragen bei der Landesärztekammer             hohe Akzeptanz der Untersuchung bei
(67,1 %) eine Nebentätigkeit an.
                                          Hessen mehr als zehnmal so viele Ärzte           der Zielgruppe hin und lässt eine hohe
Ca. 36 % planten bei Antragstellung
                                          ein solches „Certificate“ wie noch im            Datenqualität erwarten.
eine unbefristete Tätigkeit im Aus­
                                          Jahr 2000 (2000: 19 Anträge; 2006: 227
land. Vor allem bessere Arbeitsbe­din­
                                          Anträge). Deshalb befragten wir in den           3 	 Ergebnisse
gungen, bessere Bezahlung und zu­­
                                          Jahren 2005 und 2006 systematisch alle           3.1 	Geschlecht, Alter und berufliche Stellung
sätzliches Einkommen (Niederge­las­
                                          Antragsteller zu Gründen, Zielen etc.            Wie Tabelle 1 zeigt, ist das „Auslands-
sene) wurden im Ausland gesucht.
                                          der angestrebten Auslandstätigkeit. Die          Interesse“ der Ärztinnen deutlich gerin-
Nur relativ wenige Antragsteller ver­
füg­ten bereits über nennenswerte         1
                                              Der Begriff Arzt wird nachfolgend in der Regel als Oberbegriff für Ärztinnen und Ärzte
eigene Auslandserfahrungen, erhiel-           gebraucht, sofern keine Differenzierung nach dem Geschlecht erfolgt.
ten aber entsprechende persönliche        2
                                              In Großbritannien ist für diese Gruppe ein „Certificate of Non-Registration“ erforderlich.
Informationen von befreundeten Kol­
                                          3
                                              Für die Unterstützung dieser Erhebung danken wir dem Justitiar der Landesärztekammer
                                              Hessen, Dr. Alexander Schmid und insbesondere Ursula Janz, die alle Antragsteller für die
legen.
                                              Befragung erfasste und registrierte.

208   Hessisches Ärzteblatt 4/2007
Landesärztekammer Hessen

                                                                                           Rund ein Drittel aller Antworten ver-
                             Anteil (%)
                                                                                           teilte sich auf das restliche Europa.
                             2005                  2006                 insgesamt
                                                                                           Dabei sind Österreich, Frankreich und
 Geschlecht                  (n=87)                (n=118)              (n=205)            Luxemburg bei Klinikärzten beliebt,
  • männlich                 71,3                  77,1                 74,6               Skandinavien bei den Niedergelassenen.
  • weiblich                 28,7                  22,9                 25,4               Der Rest entfiel auf die übrige Welt, wo­­
 Alter                       (n=86)                (n=118)              (n=204)            bei bei Krankenhausärzten insbesonde-
  • bis 35                   25,6                  14,4                 19,1               re Nordamerika (USA und Kanada) mit
  • 36 bis 40                23,3                  24,6                 24,0               immerhin 10,1 % erwähnenswert ist.
  • 41 bis 45                15,1                  23,7                 20,1               Ein Teil der Antragsteller hatte sich zum
  • 46 bis 50                18,6                  11,0                 14,2               Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht
  • über 50                  17,4                  26,3                 22,5
                                                                                           für ein bestimmtes Land entschieden
 Facharzttitel               (n=86)                (n=118)              (n=204)            (vgl. Abb. 1).
  • ja                       82,6                  85,6                 84,3
  • nein                     17,4                  14,4                 15,7               3.4 Umfang, Dauer und Art der
 berufliche Tätig­keit                                                                     geplanten Auslandstätigkeiten
 in Deutsch­land             (n=85)                (n=116)              (n=201)            Die überwiegende Mehrheit der befrag­
  • im Krankenhaus           43,5                  48,3                 46,3               ten Klinikärzte (86 %) beabsichtigte,
  • in der Praxis            43,5                  38,8                 40,8               haupt­beruflich im Ausland tätig zu wer-
  • sonst. ärztl. Tät.       10,6                  6,9                  8,5                den; unter den niedergelassenen Ärzten
  • arbeitslos               2,4                   6,0                  4,5                überwog das Interesse an einer Neben­
Tab.1: Alter, Geschlecht sowie berufliche Qualifikation und Stellung der Antragsteller     tätigkeit (67,1 %).
                                                                                           Rund ein Drittel aller Antragsteller plan­
ger als das ihrer Kollegen. Fast 57 %           Antragsteller aus der Klinik kamen vor     te „unbefristet“ (35,8 %). Ebenso viele
aller Befragten waren über 40 Jahre alt,        allem aus den Fachgebieten Anästhesio­     hatten noch keine konkrete Vorstellung
wobei 2006 im Vergleich zu 2005 der             logie (26,9 %), Innere Medizin (19,2 %)    von der Dauer ihres Auslandsenga­ge­
An­­teil Über-40-Jähriger, und insbeson-        und Chirurgie (11,5 %) und in einzelnen    ments („weiß noch nicht“). Die übrigen
dere auch Über-50-Jähriger deut­lich ge­­       Fällen aus Gynäkologie, Neurochirurgie,    Antworten verteilten sich auf „weniger
stiegen ist. Dabei unterscheiden sich die       Allgemeinmedizin, HNO, Neurologie, Pä­­    als ein Jahr“ (15,2 %), „1-2 Jahre“ (8,8 %)
Altersverteilungen der Kranken­haus­ärz­        diatrie, Psychiatrie/Psychotherapie.       und „3-5 Jahre“ (4,4 %).
te und der Niedergelassenen deutlich:                                                      Die genannten Tätigkeiten sind zu 52,9 %
drei Viertel der Antragsteller aus dem          3.3 Bevorzugte Zielländer                  dem ambulanten Sektor zuzurechnen
Krankenhaus waren zwischen 31 und               Das mit Abstand beliebteste Land (25,8 %   (regulärer Dienst in Praxen, Praxis­ge­
45 Jahre alt, 61,9 % der Nieder­ge­lassenen     der Krankenhausärzte und 57 % der          mein­schaften, Klinikambulanzen oder
aber über 45 Jahre.                             Nie­dergelassenen) war Großbritan­nien.    Polikliniken, Nacht- und Wochenend­
Wie angesichts dieser Altersstruktur zu                                                    diens­te in Praxen, Vertretung in Praxen
erwarten, waren die meisten Antrag­stel­                                                   etc.); 37,7 % der Nennungen beziehen
ler bereits Facharzt. Überraschend ist,                                                    sich auf den stationären Sektor (regu-
dass insgesamt 40,8 % aller Antragsteller                                                  lärer Dienst im Krankenhaus, Durch­füh­
in einer Praxis tätig waren. Unter denje-                                                  rung spezieller qualifizierter Leistungen
nigen, die zum Zeitpunkt der Antrag­stel­                                                  etc.); die verbleibenden Antworten be­­
lung im Krankenhaus arbeiteten, hatten                                                     tra­fen andere ärztliche Aufgabenfelder.
bereits 43 % eine Führungsposition                                                         Dabei gab eine Reihe von Befragten
inne (Oberarzt oder Chefarzt).                                                             meh­rere Aktivitäten, z.T. in unterschied-
                                                                                           lichen Sektoren an.
3.2 	Betroffene Fachgebiete
Unter den Niedergelassenen interessier-                                                    3.5 Gründe und Motive für
ten sich überwiegend Allgemein­medi­zi­                                                    Auslandstätigkeit
ner für eine Auslandstätigkeit (60 %),                                                     Aus einer vorgegebenen Liste von acht
mit großem Abstand gefolgt von Fach­                                                       möglichen Motiven konnten die Ärzte
ärz­ten der Inneren Medizin (11,4 %).                                                      ihre wichtigsten Gründe auswählen. Zu­­
Weitere Fachgebiete waren: Anästhesio­          Abb. 1:                                    sätzlich waren freie Angaben möglich.
logie, Augenheilkunde, Orthopädie, Chi­         Geplante Auslandsaufenthalte hessischer    Dabei kristallisierten sich als Haupt­mo­
rurgie, Neurologie, HNO.                        Ärz­te nach Land, 2005 und 2006 (n=197)    tive heraus:

                                                                                                   Hessisches Ärzteblatt 4/2007   209
Landesärztekammer Hessen

• „bessere Arbeitsbedingungen“ (76,9 %        aller Befragten) der Kontakt zu Freun­      stellt aber mit Sicherheit nur die Spitze
   aller Klinikärzte und 62,7 % aller Nie­    den/Bekannten im Ausland heraus             eines mehrfach größeren Eisberges dar
   dergelassenen) und                         (41,6 %). Aber auch Personalver­mitt­lun­   und erlaubt in gewissem Umfange auch
• „bessere Bezahlung“ (Niedergelassene:       gen gewinnen zunehmend an Bedeu­            Rückschlüsse auf den Rest dieses „Eis­
   68,7 %; Klinikärzte: 65,9 %).              tung (2005: 7,1 %; 2006: 14,3 %).           berges“. Einige unserer Ergebnisse über­
                                                                                          raschen und stimmen nachdenklich:
 Des Weiteren spielten bei den Kran­ken­      4 Diskussion
 hausärzten die Punkte „neues, interes-       Zuverlässige und vollständige Daten über    • Mehr als ein Drittel der Antragsteller
 santes Aufgabengebiet“ (48,4 %), „Land       Ausmaß, Gründe und Details der zuneh-         plant von Anfang an eine dauerhafte
 und Leute“ (42,9 %), „bessere berufliche     menden Tätigkeit deutscher Ärztinnen          Tätigkeit bzw. Nebentätigkeit im Aus­
 Position“ (37,4 %) sowie „gute Weiter­bil­   und Ärzte im Ausland liegen bisher            land.
 dung“ (30,8 %) eine wichtige Rolle. Die      nicht vor. Insbesondere fehlen systema-     • Die Antragsteller werden immer älter
Ärzte aus Praxen nannten ferner sehr häu­     tische, repräsentative, prospektive Lang­     und kommen immer häufiger aus der
 fig „zusätzliches Einkommen“ (56,6 %)        zeitstudien zu dieser Frage. Die Melde­       eigenen Praxis. Es sind also keine jun-
 sowie „neues, interessantes Aufgaben­ge­     register und sonstigen Verwaltungs­auf­       gen Menschen, die einige Zeit zusätz-
 biet“ (42,2 %). Obwohl nicht vorgege-        gaben der Ärztekammern erfassen bei           liche Erfahrungen im Ausland sam-
 ben, wurde von den Befragten als zu­­        weitem nicht alle Ärzte, die ins Ausland      meln wollen, sondern berufserfahrene
 sätzlicher Grund die „überbordende           abwandern oder nebenberuflich dort            Kolleginnen und Kollegen, die aus
 Büro­kratie“ in Deutschland kritisiert –     tätig werden. Die vielleicht wichtigste       Unzufriedenheit und Enttäu­schung
 einige bezeichneten sich selbst als          nicht erfasste Gruppe sind junge Ärzte,       über ihre Arbeitsbedingungen in
„Facharzt für Bürokratie“.                    die unmittelbar nach Abschluss des Stu­       Deutsch­land oder aus finanziellen
                                              diums schon ihre Weiterbildung im Aus­        Erwägungen (bessere Bezahlung bei
3.6 Bedeutung früherer Auslandserfah­         land beginnen.                                den Krankenhausärzten, Nebenver­
rungen und wichtige Informationsquellen                                                     dienst bei älteren Niedergelassenen!)
Die überwiegende Mehrheit der Antrag­         Angesichts der sich in den letzten Jah­       Alternativen im Ausland suchen (müs-
steller (63,1 %) verfügte zwar über keine     ren vervielfachenden Zahl der Anträge         sen?).
vorausgehende Auslandserfahrung, stütz­       auf Erteilung von „Certificates of Good     • Zu denken geben sollte auch die Tat­
te sich aber nicht selten auf Auslandser­     Standing“ untersuchte die Landesärzte­        sa­che, dass das allgemein als unterfi-
fahrung von Kollegen oder Freunden:           kammer Hessen Charakteristika, Grün­de        nanziert, rationierend und die Patien­
Als wichtigstes Medium zur Vermittlung        und Ziele dieser Arztgruppe. Sie er­­         ten mit langen Wartezeiten plagend
ins Ausland kristallisierte sich neben        scheint auf den ersten Blick zahlenmä-        beschriebene staatliche britische Ge­­
der klassischen Stellenanzeige (47,2 %        ßig vielleicht nicht allzu bedeutsam,         sundheitssystem solche Anziehungs­
                                                                                            kraft auf deutsche Ärzte ausübt – im­­
                                                                                            mer­hin wollen 40 % der Befragten
                                        ANZEIGE
                                                                                            dorthin.

                                                                                          Literatur
                                                                                          1. Köhler, S., Lochner, A., Seiffert-Müller, S. und
                                                                                             Kaiser R. H.: Hessische Ärzte im Ausland
                                                                                             2000 - 2005. Hessisches Ärzteblatt 9/2005,
                                                                                             S. 590-594
                                                                                          2. Kaiser, R. H., Köhler, S. und Baumann, L.:
                                                                                             Warum wollen immer mehr deutsche Ärz­te
                                                                                             ins Ausland? Hessisches Ärzteblatt 4/2006,
                                                                                             S. 233-235
                                                                                          3. Siegrist, M., Orlow, P. und Giger, M.: Wei­
                                                                                             ter­bildung aus der Sicht der Assistenz­
                                                                                             ärzte. Schweizerische Ärztezeitung 7/2005,
                                                                                             S. 412-423

                                                                                          Korrespondenzanschrift
                                                                                          Dr. Susanne Köhler
                                                                                          Landesärztekammer Hessen
                                                                                          Im Vogelsgesang 3
                                                                                          60488 Frankfurt
                                                                                          E-Mail: susanne.koehler@laekh.de

210   Hessisches Ärzteblatt 4/2007
Landesärztekammer Hessen

Überwachung der Qualitäts­sicherung bei der
Anwendung von Blutprodukten
R. H. Kaiser, S. Köhler, L. Baumann

Gemäß § 18 des ‚Transfusionsgesetzes‘         noch zwei weitere angeboten.4 Mitte Feb­     Sonderbestimmungen (1.6.2.1 der Richt­
(TFG) hat die Bundesärztekammer (BÄK)         ruar 2007 lagen zu 173 uns bekannten         linien) und benötigen keinen Quali­täts­
in Richtlinien den „Stand der medizi-         stationären Einrichtungen folgende In­­      beauftragten. Von acht der zehn dazu
nischen Wissenschaft und Technik“ fest-       for­mationen vor:                            ver­­pflichteten Praxen wurden bereits
zustellen für „die Qualitätssicherung der     • 97 wenden Blutprodukte an und sind         Qua­litätsbeauftragte benannt. Für vier
Anwendung von Blutprodukten in den               hinsichtlich der Qualitätssicherung zu    Beauftragte wurde die geforderte Qua­
Einrichtungen der Krankenversorgung              überwachen.                               lifikation nachgewiesen, vier Fälle sind
und ihre Überwachung durch die Ärzte­         • 18 hatten angegeben, keine überwa-         noch nicht abgeschlossen. Einige Praxen
schaft“. Die aktuelle Fassung der „Richt­        chungsrelevanten Blutprodukte anzu-       haben Probleme mit der Vorschrift der
linien zur Gewinnung von Blut und Blut­          wenden.                                   Richtlinie, dass dieselbe Person nicht
bestandteilen und zur Anwendung von           • Bei 58 war die Situation noch nicht ge­­   gleichzeitig Transfusionsverantwort­licher
Blutprodukten (Hämotherapie) gemäß               klärt.                                    und Qualitätsbeauftragter der gleichen
§§ 12 und 18 des Transfusionsgesetzes         • Für 102 Einrichtungen waren insge-         Einrichtung sein kann. Eine individuelle
(TFG)“ der BÄK1 ist seit 5. November             samt 76 Personen als Qualitätsbe­auf­     Befragung tausender ärztlicher Praxen
2005 in Kraft. Die Richtlinien sehen vor,        tragte benannt.                           in Hessen wäre ein unverhältnismäßiger
dass jede Blutprodukte anwendende Ein­        • Für 33 der benannten Qualitätsbeauf­       und von der Kammer nicht zu leistender
richtung2 im Benehmen mit der zuständi­          tragten war die von den Richtlinien       Aufwand. Wir bitten deshalb alle Pra­
gen Ärztekammer (für Hessen die Lan­             ge­­forderte Qualifikation im vollem      xen, die regelmäßig Blutprodukte
des­ärztekammer Hessen) eine(n) Ärztin/          Um­­fang nachgewiesen.                    (außer Fib­rinkleber und nicht zur Be­­hand­
Arzt als Qualitätsbeauftragten und An­­       • Bei 68 Benennungen wurden (zum             lung von Hämostasestörungen die­nen­
sprechpartner für die Überwachung der           5. November 2007 auslaufende) Über­        de Plasma­derivate) anwenden, selbst
Qualitätssicherung dieser Einrichtung            gangs­bestimmungen in Anspruch ge­­       Kon­takt mit der Landesärztekam­
be­­nennt. Dieser Qualitätsbeauftragte           nommen.                                   mer auf­zunehmen.
muss bestimmte, von der Kammer zu             In der ambulanten Versorgung verfü-
überprüfende Qualifikationen nachwei-         gen wir über keine zuverlässigen Daten       Korrespondenzadresse:
sen und hat jährlich bis zum 1. März für      be­­treffend die Gesamtzahl Blutprodukte     Stabsstelle Qualitätssicherung
das jeweils vorausgegangene Kalen­der­        anwendender und somit zu überwachen­         Landesärztekammer Hessen
jahr einen Qualitätsbericht über die Er­­     der Einrichtungen. Bisher wurden 20          Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt
geb­nisse seiner Überprüfung der Qua­li­      Pra­xen erfasst, von denen 14 Blutproduk­    Tel. 069 97672-195, Fax 069 97672-224
tätssicherung in der Einrichtung „zeit-       te anwenden; vier davon fallen unter         E-Mail: qs@laekh.de
gleich an die zuständige Ärztekammer
und den Träger der Einrichtung“ zu über­
senden. (Dieser ‚Qualitätsbericht‘ ersetzt         Vorankündigung einer Informationsveranstaltung der LÄKH
die bis 2005 üblichen Selbstverpflich­            Neuerungen und Folgen des Gesetzes über Qualität und Sicherheit von
tungserklärungen.) Die betriebsinterne          menschlichen Geweben und Zellen (Gewebegesetz) für Kliniken und Praxen
In­­for­mationen enthaltenden Berichte der
                                                                    Mittwoch 23. Mai 2007, 15:30 – ca. 20 Uhr
Qualitätsbeauftragten werden von der                im Fortbildungszentrum der Landesärztekammer in Bad Nauheim – namhafte
Kammer vertraulich behandelt.                        Referenten aus BMG, RP Darmstadt, AWMF und DSO haben bereits zugesagt.
Die LÄKH baut seit 2005 ein System zur
                                                                           Anmeldung ab sofort möglich:
Umsetzung dieser Richtlinie auf. Um die            Frau A. Schad, Akademie für ärztliche Fortbildung und Weiterbildung der LÄKH,
geforderte Qualifikationen der Qualitäts­                             Carl-Oelemann-Weg 7, 61231 Bad Nauheim,
beauftragten sicherzustellen, wurden in­­­             Tel. 06032 782-213, Fax: 06032 782-229, E-Mail: annerose.schad@laekh.de
zwischen an der Akademie in Bad Nau­                                            Teilnahmegebühr:
heim drei dem speziellen 40 h-Curricu­lum                                 90 € (Akademiemitglieder 45 €)
der BÄK3 entsprechende Fortbil­dungs­­          Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldungen werden nach Eingangsdatum berücksichtigt.
kurse durchgeführt, und in 2007 werden

1
    Text der Richtlinie zum Download und weitere Infos: www.laekh.de Teil für Ärzte, Rubrik Qualität & Versorgung.
2
    Für nur in begrenztem Umfange Blutprodukte anwendende Einrichtungen (z.B. Praxen) gibt es Sonderbestimmungen.
3
    Spezialkurs „Qualitätsbeauftragter in der Hämotherapie gemäß 1.6.3. der Richtlinien ...
4
    Infos zum Kurs unter www.laekh.de im Teil für Ärzte, Rubrik Qualität & Versorgung.

                                                                                                    Hessisches Ärzteblatt 4/2007   211
Landesärztekammer Hessen

                                 2 CME-Punkte für die richtige Lösung
  Das Hessische Ärzteblatt war das erste Kammerblatt, das         Arti­kel maximal 2 Fortbildungspunkte erworben wer-
  den Kollegen durch medizinische Fachartikel die Möglich­        den.
  keit eröffnete, zusätzlich freiwillig Fortbildungspunkte zu
                                                                  Entsprechend dieses Vorschlages, der auch in der Mus­ter­
  erwerben. Das Sozialgesetzbuch V führte dann leider die
                                                                  fort­bildungsordnung ausgeführt ist, beschloss die Dele­gier­
  Zwangsfortbildung ein. Daraufhin baten wir die Autoren die­­
                                                                  ten­versammlung im November 2006 dementsprechend zu
  ser vorgestellten Fachartikel, verbindlich 10 Wissensfragen
                                                                  verfahren. Damit wurde eine vorübergehend höher vergebe­ne
  anzufügen. Durch richtige Antworten konnten dadurch
                                                                  Punktzahl nicht mehr gewährt. Im Januar 2007 emp­fahl der
  zusätzliche Fortbildungspunkte erworben werden.
                                                                  Deutsche Senat für ärztliche Fortbildung erneut dieses Vor­
  Mit dieser Lösung wollten wir auch den Kollegen und Kolle­      gehen, das in Hessen durch den Beschluss der De­­legierten
  ginnen, den Erwerb der Punktzahl erleichtern, die durch         bereits umgesetzt war.
  ihren Wohnort nicht so schnell in der Lage waren, die jähr-
                                                                  Sobald in der Landesärztekammer die Möglichkeit besteht,
  lich erforderliche Punktzahl von 50 Fortbildungspunkten
                                                                  für jeden Arzt ein Punktekonto einzurichten, werden dann
  zu erreichen. Gleichzeitig durften die – ohne Nachweis vor-
                                                                  derartig erworbene Punkte für mehr als 7 richtig beantwor­
  gegebenen 10 Punkte jährlich – für das Lesen von Fachzeit­
                                                                  tete Fragen mit 1 Fortbildungspunkt und alle 10 richtig be­­
  schriften nicht verändert werden. Da sich unterschiedliche
                                                                  ant­wortete Fragen mit 2 Fortbildungspunkten gut geschrie-
  Länge und Art der Themen nicht angleichen lassen, schlug
                                                                  ben. Auf diese Weise kann für jeden Kollegen und jede Kol­
  der Senat der ärztlichen Fort- und Weiterbildung der BÄK in
                                                                  legin das Ziel schneller erreicht werden:
  Berlin vor, eine Fortbildungsstunde (45 Minuten) als Grund­
  lage der Bewertung eines Artikels anzunehmen, wenn mehr           Wer aufhört besser zu werden, hört auf, gut zu sein.
  als 7 der anschließend gestellten 10 Wissensfragen richtig
  beantwortet werden. Sind alle Fragen richtig beantwortet,                          Professor Dr. med. Ernst-Gerhard Loch,
  wird ein zusätzlicher Punkt vergeben. So können pro                              Vorsitzender der Akademie, Bad Nauheim

Neu: das Weiterbildungsgespräch
In der neuen Weiterbildungsordnung          Die Weiterbildungszeit als Assistent ist     Weiterbildung, einen Evaluationsbogen
taucht ein Begriff auf, den es bisher       zu wichtig, als dass man sich treiben        für die Weiterbildung in der Praxis, Leit­
noch nicht gab: das Weiterbildungs­ge­      lässt. Am Ende stehen selbstverantwort-      linien. Es ist im folgenden abgedruckt,
spräch. Nach jedem Abschnitt der Wei­       liche Ärzte. Deshalb müssen Weiter­bil­      kann aber auch auf der Homepage ein-
terbildung, mindestens jährlich, soll es    der und Assistenten gemeinsam dafür          gesehen werden.
stattfinden. Die entsprechende Doku­        sorgen, dass die nötigen Kompetenzen
men­tation ist bei der Anmeldung zur        und Erfahrungen gesichert werden. Hil­       Korrespondenzadressen
Facharztprüfung vorzulegen.                 fen dazu sind die                            Dr. med. Horst Löckermann
Noch eine Hürde mehr? Noch ein büro-        • Checklisten (demnächst: Logbücher)         Mitglied des Präsidiums LÄKH
kratisches Monstrum? Wir meinen, dass          der Ärztekammern, die in Tabellen­        Pfannmüllerweg 27
Weiterbilder und Assistenten mit diesem        form die Vorgaben der Weiterbildungs­     64289 Darmstadt
Gespräch ein Instrument in der Hand            richtlinien, z.B. die nötigen Unter­su­   E-Mail: loeckermann@gmx.de
haben, die Weiterbildung besser zu ma­­        chungsmethoden, aufzählen
chen.                                       • das Faltblatt zum Weiterbildungs­ge­       Professor Dr. med.
Dazu haben wir ein kleines Faltblatt           spräch.                                   Norbert Donner-Banzhoff
konzipiert. Als an der Weiterbildung in­­                                                Abteilung für Allgemeinmedizin
teressierte Allgemeinärzte wollen wir       Das Faltblatt wurde von der „Arbeitsge­      Philipps-Universität Marburg
Assistenten und weiterbildungsermäch-       meinschaft Weiterbildung Allgemein­          35032 Marburg
tigten Ärzten eine Hilfe geben, das Ge­­    medizin Hessen“ entwickelt, es ist aber      E-Mail: Norbert@med.uni-marburg.de
spräch zu nutzen. Hier können die Din­ge    neben der Praxis auch auf den stationä­
angesprochen werden, die in der Hektik      ren Bereich und sinngemäß auf andere
des Alltags oft untergehen, die aber ent-   Facharzt-Weiterbildungen anwendbar.                   Nebenstehend das
scheidend sein können für den Erfolg        Es enthält die Web-Adressen für weitere             angekündigte Faltblatt
der Weiterbildung.                          Ressourcen, wie z.B. Informationen zur

212   Hessisches Ärzteblatt 4/2007
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