Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 - 2013 Jährlicher Zwischenbericht 2012 - Hessisches Ministerium für Umwelt ...
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Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 - 2013 Jährlicher Zwischenbericht 2012 gemäß Art. 82 VO (EG) Nr. 1698/2005 – ELER-Verordnung Vom Begleitausschuss am 18.06.2013 gebilligt. ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
Herausgeber: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV) - ELER-Verwaltungsbehörde - Mainzer Straße 80 65189 Wiesbaden www.eler.hessen.de Bearbeitung: entera, Hannover, HMUELV, Wiesbaden Stand: 26.06.2013
www.eler.hessen.de
EPLR Hessen 2007 - 2013 Inhaltsverzeichnis INHALT entsprechend Verordnung (EG) Nr. 1698/2005, Artikel 82 Absatz 2 Buchstaben a) bis g) 1 ÄNDERUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN (Art. 82 Abs. 2 a) ................................................................. 7 2 STAND DER PROGRAMMDURCHFÜHRUNG (Art. 82 Abs. 2 b) ............................................................... 24 Schwerpunkt 1: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ....................................................................... 27 Schwerpunkt 2: Verbesserung der Umwelt und der Landschaft ............................................................. 33 Schwerpunkt 3: Verbesserung der Lebensqualität und Diversifizierung ............................................... 40 Schwerpunkt 4: LEADER ............................................................................................................................ 51 3 FINANZIELLE ABWICKLUNG (Art. 82 Abs. 2 c)......................................................................................... 55 4 ZUSAMMENFASSUNG DER BEWERTUNG (Art. 82 Abs. 2 d) .................................................................. 61 5 VORKEHRUNGEN ZUR QUALITÄTSSICHERUNG (Art. 82 Abs. 2 e)........................................................ 63 6 VEREINBARKEIT MIT DER GEMEINSCHAFTSPOLITIK (Art. 82 Abs. 2 f)................................................ 70 7 WIEDERVERWENDUNG DER EINGEZOGENEN FÖRDERMITTEL (Art. 82 Abs. 2 g) ............................. 75 QUELLEN ............................................................................................................................................................ 76 5
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EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen 1 ÄNDERUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN ELER-Verordnung Art. 82 (2) a) Die andauernde Schuldenlage einiger europäischer Die Bedeutung des ländlichen Raums als Produkti- Staaten führte 2012 zu einer verhaltenen gesamt- onsstandort für Energie nimmt weiter zu, sodass wirtschaftlichen Entwicklung. Dennoch konnte sich auch Maßnahmen zur Steigerung der Akzeptanz die Arbeitsmarktlage in Deutschland weiter verbes- erneuerbarer Energien in der Bevölkerung weiter in sern. In Hessen erreichte die Zahl der Arbeitslosen den Vordergrund rücken. den niedrigsten Wert seit rund zehn Jahren. Der demografische Wandel erfordert insbesondere in Die günstige Marktentwicklung für landwirtschaftliche ländlichen Regionen die Ermittlung der Ansprüche Erzeugnisse führte zu einer zuversichtlichen Stim- und Bedürfnisse der älter werdenden Bevölkerung mungslage bei den deutschen Landwirten. Gleichzei- und die Entwicklung von Konzepten zur Sicherung tig sahen sich Tierhaltungsbetriebe, insbesondere im der Grundversorgung. Bereich der intensiven Rinderhaltung, mit einem deutlichen Anstieg der Futtermittelkosten konfron- tiert. Die Fleischproduktion war erstmalig seit 15 Jah- (Endnoten im Text verweisen auf die Quellenan- ren rückläufig. gaben auf den letzten Seiten des Berichts.) Entwicklung in Politik und Verwaltung Öffentliche Haushalte Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % und blieben nur leicht unter dem Soll für 2012. Die Neuverschuldung Der Abschluss des Bundeshaushalts 2012 ergab stieg um rund 4 % auf 1,5 Mrd. €, blieb aber deutlich 4, 5 eine Neuverschuldung von 22,5 Mrd. €. Die mit dem unter dem Plan zum Abbau der Neuverschuldung. 2. Nachtragshaushalt vorgesehene Nettokreditauf- nahme von 28,1 Mrd. € wurde damit um rund 5,6 Im Januar des Berichtsjahres einigten sich die Mrd. € unterschritten. Der Wert schließt zudem Hessische Landesregierung und die Kommunalen Zahlungen in Höhe von 10,3 Mrd. € ein, die Deutsch- Spitzenverbände auf ein Konzept zur Umsetzung land für den Europäischen Stabilitätsmechanismus eines Kommunalen Schutzschirms. Am 03.05.2012 sowie für die Kapitalaufstockung der Europäischen wurde das Gesetz über einen Kommunalen 1 Investitionsbank geleistet hat. Die strukturelle Schutzschirm verabschiedet. Der Fonds bietet defi- Nettokreditaufnahme lag bei einem Wert von zitären Kommunen Entschuldungshilfen in Höhe von 0,32 % des BIP und fiel damit nicht nur deutlich bis zu 46 % der Schulden des kommunalen Kern- geringer als im Vorjahr (0,85 %) aus, sondern lag haushalts (Stand der Schulden Ende 2009). Zu- auch unter der Obergrenze von 0,35 % (gemäß der sätzlich können Zinshilfen von insgesamt bis zu 2 % Regelung zur Schuldenbremse). 2 beantragt werden. Im Gegenzug verpflichten sich die geförderten Kommunen mit konkreten Maßnahmen Die Einnahmen des Bundes beliefen sich im Jahr ihren Haushalt innerhalb eines bestimmten Zeit- 2012 auf 284 Mrd. € und lagen um 0,8 Mrd. € über raums auszugleichen. Statt eines Konsolidierungs- dem veranschlagten Sollwert. Die Steuereinnahmen leitfadens können die Kommunen auf eine Daten- lagen mit 256,1 Mrd. € fast genau auf dem vorgese- bank mit Praxisbeispielen zurückgreifen, um das Ziel henen Soll. Die Verwaltungseinnahmen betrugen eines ausgeglichenen Haushalts zu erreichen. Das 27,9 Mrd. € und lagen 0,9 Mrd. € über dem Sollwert. Finanzvolumen des Fonds beträgt insgesamt 3,2 Mit 306,8 Mrd. € lagen die Ausgaben des Bundes Mrd. €. 106 Kommunen konnten die Hilfen des um 4,8 Mrd. € unter dem vorgesehenen Sollwert. Landes in Anspruch nehmen. Bis zum 15.02.2013 Abzüglich der genannten Ausgaben aufgrund von stimmten 100 Kommunen den Konsolidierungsver- 6 Sondereffekten, wurde damit das Niveau des Haus- einbarungen zu. 3 halts des Vorjahres erreicht. Der Agrarhaushalt des Bundes verringerte sich Die Steuereinnahmen des Landes Hessen sind im 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 % auf 5,28 7 Berichtsjahr um 1,4 % gestiegen, blieben aber rund Mrd. €. Für die Aufgaben im Rahmen der Gemein- 1,6 % unter dem Soll. Die Ausgaben stiegen im schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und 7
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen des Küstenschutzes“ (GAK) standen insgesamt rund einen neuen Sachkundenachweis vorlegen. Zukünf- 940 Mio. € zur Verfügung. Davon entfielen 600 tig haben die Anwender auch die Pflicht alle drei Mio. € auf den Bund, wovon wiederum 25 Mio. € für Jahre an einer anerkannten Fort- oder Weiterbildung 12 den Sonderrahmenplan „Küstenschutz in Folge des teilzunehmen. Klimawandels“ vorgesehen waren. Der Anteil Hes- 8 sens betrug rund 26 Mio. € (siehe Grafik unten). Die im April 2012 geänderte Düngemittelverord- nung wurde am 05.12.2012 durch eine Neufassung 30 Mio. € abgelöst. Mit der Neufassung wurden die Schad- stoffgrenzwerte für Düngemittel geändert und die 13, 14 Kennzeichnungsvorschriften vereinfacht. 20 Mio. € Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Federführung 10 Mio. € des Thünen-Instituts evaluierte 2011 bis 2012 die bestehende Düngeverordnung. Kritikpunkte der 0 bestehenden Verordnung betrafen die Düngepla- 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 nung, die standort- und bodenzustandsspezifischen GAK Restriktionen, Ausbringzeitpunkte und Lagerdauer, Ausbringtechnik und Einarbeitung, Methoden und Anteil Hessens an den Ausgaben der Gemein- Salden bei der Nährstoffberechnung und die Aus- schaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur bringungsobergrenzen. Auf Grundlage dieser Kritik- und des Küstenschutzes (GAK) - nur Bundesmittel punkte soll bis zum Jahr 2014 die Düngeverordnung 15, 16 novelliert werden. Agrarpolitik und Agrarrecht Zur Verbesserung des Tierschutzes wurde am 13.12.2012 durch den Bundestag die Änderung des Am 22.07.2012 ist das 6. Umweltaktionsprogramm Tierschutzgesetzes beschlossen. Ab 2019 sind der EU ausgelaufen. Die Europäische Kommission beispielsweise die Ferkelkastration und der Schen- hat im November 2012 einen Vorschlag für ein kelbrand bei Pferden nur noch unter Betäubung neues Programm mit einem Geltungszeitraum bis zugelassen. Zudem sieht das Gesetz eine Erhöhung 2020 vorgelegt. Es wird u. a. gefordert, die der Eigenverantwortung der Nutztierhalter vor sowie Bemühungen zur Verringerung der Bodenerosion eine Änderung und Ergänzung der Regelungen zur und zur Vermehrung der organischen Bodensub- 17 Qualzucht. stanz zu verstärken, Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoff- und Phosphoremissionen aus der Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte – mit Urteil Düngemittelverwendung umzusetzen und Landwirten vom 29.02.2012 – die Nulltoleranz für gentechnisch stärkere Anreize für ein umweltverträgliches 9 verunreinigtes Saatgut und das Vorgehen der hes- Wirtschaften zu geben. sischen Gentechnikbehörde, des Regierungspräsidi- ums Gießen, gegen die ungenehmigte Aussaat von Seit dem 01.08.2012 gilt die Durchführungsverord- 18 gentechnisch verändertem Saatgut. nung (EU) Nr. 203/2012 der Kommission vom 08.03.2012. Diese ergänzt die Verordnung (EG) Nr. Am 30.11.2012 unterzeichneten die hessische 889/2008 um Regelungen zur ökologischen/biolo- Landesregierung und der hessische Bauernverband gischen Weinbereitung. Geregelt werden u. a. den „Zukunftspakt hessische Landwirtschaft“, der • Verfahren der ökologischen/biologischen Wein- u. a. gemeinsame Positionen zu bedeutenden bereitung, agrarpolitischen Themen umfasst. Die zentralen • die Verwendung von Erzeugnissen und Stoffen Punkte des Zukunftspakts sind: bei der Herstellung von ökologischen/biologi- • Flächenschutz, schen Erzeugnissen des Weinsektors sowie • Energiewende, • die Kennzeichnung von Bio-Wein.10, 11 • Tierhaltung/Veredlungsinitiative, • Beratung /Aus- und Weiterbildung, Am 14.02.2012 ist das novellierte Pflanzenschutz- • Vermittlung von Alltagswissen, gesetz in Kraft getreten. Mit der Gesetzesnovelle werden Richtlinien der EU in deutsches Recht • Bürokratieabbau sowie umgesetzt. Unter anderem wird mit der Novelle die • Förderung.19 Bescheinigung der Sachkunde neu geregelt. Anwen- der von Pflanzenschutzmitteln müssen bis 2015 8
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Förderung des ländlichen Raums Darüber hinaus hat der PLANAK am 12. Dezember die über das gesamte Jahr 2012 diskutierte Die 8. Änderung der Nationalen Rahmenregelung Neuausrichtung der GAK für die nächste der Bundesrepublik Deutschland für die Entwicklung Förderperiode ab 2014 ff. eingeleitet. Die ländlicher Räume wurde am 06.06.2012 seitens der bisherigen Fördermaßnahmen wurden in einem EU-Kommission angenommen. Die Änderungen vorgeschalteten mehrmonatigen Prozess einer betreffen insbesondere: Priorisierung und Konzentration unterzogen. • Die Darstellung (Klarstellung) der Regeln zur Insgesamt soll eine Reduzierung von 87 auf 48 Berechnung der ELER-Beteiligung bei mehreren Maßnahmen stattfinden. In folgenden Bereichen Maßnahmen. Die Bemessungsgrundlage für die führen die Beschlüsse zu entscheidenden Beteiligung des ELER entspricht 100 % der Änderungen im Rahmenplan 2014: Integrierte öffentlichen Ausgaben, für die nach Art. 71 der ländliche Entwicklung, Einzelbetriebliche Investitions- ELER-Verordnung zuschussfähige Ausgaben förderung, Landwirtschaft, Diversifizierung, Beratung, getätigt wurden. Verbesserung der Vermarktungsstrukturen, Markt- • Die Beihilfeintensität bei Vorhaben eines und Standortangepasste Landbewirtschaftung öffentlichen Begünstigten beträgt 100 % und bei (Agrarumweltmaßnahmen), Forstwirtschaft und Ge- Vorhaben privater Begünstigter bis zu 35 %. 20 netische Ressourcen (u. a. vom Ausstreben bedroh- 23 te Nutztierrassen). Im Mai 2012 wurde der Rahmenplan der Gemein- In Hessen wurde im Berichtsjahr die Förderung der schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur Dorfentwicklung umstrukturiert. Anstatt der Be- und des Küstenschutzes“ (GAK) (2012 - 2015) sowie trachtung eines Orts-/Stadtteils, erfolgt nun eine ge- der Sonderrahmenplan „Maßnahmen des Küsten- samtkommunale Betrachtung. Hintergrund hierfür schutzes in Folge des Klimawandels“ (2009 - 2025) sind die gestiegenen Anforderungen, v. a. aufgrund veröffentlicht. U. a. ergaben sich folgende Änderun- des demografischen und sozioökonomischen Wan- gen: dels. Neu im Verfahren der Dorfentwicklung ist das • In der Einführung zum Rahmenplan wurde integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK), ergänzend darauf hingewiesen, dass bei agrar- das nunmehr die Grundlage für die Förderung dar- strukturellen Maßnahmen die Erfordernisse der stellt. Im September des Berichtsjahres veröffentlich- demografischen Entwicklung zu beachten sind. te das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr • Die Förderungsgrundsätze zur Marktstrukturver- und Landesentwicklung den „Leitfaden zur Erstel- besserung wurden dahingehend geändert, dass lung eines integrierten kommunalen Entwick- die Förderung von Investitionen in die Schlach- lungskonzepts“, mit dem die Kommunen bei der tung von Geflügel analog zur Schlachtung von Erarbeitung unterstützt werden sollen. Der Leitfaden Rindern und Schweinen ausgeschlossen wird. thematisiert u. a. die erforderlichen Arbeitsphasen – Vom Förderausschluss werden Kleinst- und klei- Bestandsanalyse, Leitbild-, Ziel- und Ideenfindung ne Unternehmen ausgenommen. Dadurch kön- 24 sowie Umsetzung. nen u. a. die handwerklich arbeitenden Fleische- reibetriebe eine Förderung erhalten. Dies trägt der Weiterentwicklung von regionalen Wert- schöpfungsketten Rechnung. 21 Künftige gemeinsame Agrarpolitik In Vorbereitung auf die Förderperiode 2014-2020 Am 12.12.2012 hat der Planungsausschuss für hat die EU-Kommission im Oktober 2011 Verord- Agrarstruktur und Küstenschutz (PLANAK) den nungsvorschläge zur Kohäsionspolitik vorgelegt. GAK-Rahmenplan 2013 beschlossen. Die Förder- Inhalt ist u. a. eine übergreifende, allgemeine grundsätze des Rahmenplanss 2012 sollen – vor Verordnung mit gemeinsamen Regelungen für alle allem unter dem Vorzeichen der Wahrung einer fünf EU-Fonds (EFRE, ESF, KF, ELER, EMFF), die Kontinuität – in 2013, dem letzten Jahr der laufenden auf ein besseres Zusammenwirken der einzelnen Förderperiode, fortgesetzt werden. Die einzige Fonds abzielt. Die vorgelegten Verordnungsentwürfe Änderung erfolgte für die Maßnahme im Förder- werden seit ihrer Veröffentlichung EU-weit diskutiert. bereich 1 "Integrierte ländliche Entwicklung" – die Maßnahme wurde um die Aspekte demografische Am 07./08.02.2013 hat der Europäische Rat (die Entwicklung und Reduzierung des Flächen- 22 Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten) verbrauchs ergänzt. eine Einigung über den kommenden Mehr- jährigen Finanzrahmen 2014 - 2020 (MFR) erzielt. 9
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Es ist ein Gesamthaushalt in Höhe von 960 Mrd. € Eine Sonder-Agrarministerkonferenz bezüglich des (in Preisen von 2011) vorgesehen, was 1 % des EU- aktuellen Stands der Verhandlungen zum Mehrjähri- Bruttonationaleinkommens (EU-BNE) und damit der gen Finanzrahmen der EU von 2014 bis 2020 sowie Forderung von Deutschland entspricht. Für die der damit verbundenen Auswirkungen auf die Haushaltsrubrik 2 „Nachhaltiges Wachstum: Natür- Gemeinsame Agrarpolitik fand am 13.12.2012 in liche Ressourcen“ (Landwirtschaft – 1. und 2. Säule) Berlin statt. Gefordert wurden u. a. eine zügige sind gut 373 Mrd. € vorgesehen, davon rund 278 Verabschiedung des EU-Haushalts sowie die Mrd. EUR für die 1. Säule und rund 85 Mrd. € für die nächste Förderperiode eine unveränderte Höhe der 2. Säule (zum Vergleich 2007-2013: 1. Säule 330 EU-Mittel für die 1. und 2. Säule; weitere Kürzungen Mrd. EUR, 2. Säule 96 Mrd. €). seien u. a. angesichts der demografischen Entwick- lungen in den ländlichen Regionen unverhältnismä- 32, 33 Im März 2012 wurde von der EU-Kommission der ßig. „Gemeinsame Strategische Rahmen“ veröffent- licht, der für den Finanzplanungszeitraum ab 2014 Ende des Berichtsjahres herrschte zur GAP-Reform klare Investitionsschwerpunkte vorgibt. Des Weiteren weiterhin Uneinigkeit zwischen den EU-Mitglieds- sind Partnerschaftsvereinbarungen zwischen der staaten. Es wurden Verhandlungen bezüglich der Kommission und den einzelnen Mitgliedstaaten nächsten Förderperiode zwischen der Kommission, vorgesehen. Der Strategische Rahmen dient natio- den Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parla- nalen und regionalen Behörden als Ausgangspunkt ment geführt. Ende 2012/ Anfang 2013 begann auf für die Abfassung der Partnerschaftsvereinbarungen, EU-Ebene die Diskussion zu dem Erfordernis von in denen sie sich zu der Erreichung der Europa Übergangsbestimmungen von der laufenden auf 2020-Ziele verpflichten. Der Entwurf der Partner- die nächste Förderperiode, insbesondere in Bezug schaftsvereinbarung zwischen der EU-Kommission auf die mehrjährigen Fördermaßnahmen. Ziel ist, 25, 26 und Deutschland wird derzeit erstellt. dass sich die Verzögerungen im Genehmigungsver- fahren der neuen Entwicklungsprogramme nicht Auf der Agrarministerkonferenz am 27.04.2012 in negativ auf die Kontinuität der Umsetzung der Politik Konstanz wurde u. a. die Minimierung des Antibio- auswirken. Mittlerweile hat die EU-Kommission mit tikaeinsatzes in der landwirtschaftlichen Nutztierhal- Änderung der geltenden ELER-DVO (EG) Nr. tung, der Bodenmarkt, die Kennzeichnung regionaler 1974/2006 durch die VO (EG) Nr. 335/2013 vom Lebensmittel sowie die Entwicklung auf dem Milch- 12.04.2013 für fast alle ELER-Maßnahmen 27 markt diskutiert. Bezüglich des Themas „Greening“ (ausgenommen Erstaufforstung, Vorruhestand, wurde betont, dass an der Forderung festgehalten Einhaltung von Normen) die Möglichkeit geschaffen, werde, die Prämienzahlungen an die Landwirtschaft Neubewilligungen in den Jahren 2014 und 2015 auf in der ersten Säule obligatorisch mit zusätzlichen Basis der aktuellen ELER-Programme nach der VO 28 Umweltauflagen für die Betriebe zu verbinden. Die (EG) Nr. 1698/2005 erteilen zu können, soweit die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der Mittel der laufenden Förderperiode noch nicht Gemeinsamen Agrarpolitik“ wurde per Beschluss mit ausgeschöpft sind (Neubewilligungen nach altem der Entwicklung von Vorschlägen zur Konkretisie- Recht mit altem Geld). Darüber hinaus wurde Mitte rung der Umsetzung von verpflichtenden Greening- April 2013 ein Vorschlag einer sog. „ad-hoc“- 29 Komponenten beauftragt. Übergangsverordnung für die GAP in 2014 auf Basis von Art. 95 Entwurf ELER-VO vorgelegt, wodurch die Die Themen Antibiotikaeinsatz, Milchmarkt sowie Möglichkeit geschaffen werden soll, auch Neubewil- Greening standen auf der Herbstkonferenz der ligungen im Jahr 2014 für bestimmte Maßnahmen Agrarminister am 28.09.2012 in Schöntal erneut im (AUM, Ausgleichszulage, Natura 2000/ WRRL- Fokus. Insbesondere die geplante Ausweisung von Ausgleichszahlungen, Waldumwelt, Tierschutz) auf 7 % der Ackerfläche als „ökologische Vorrangfläche“ Basis der aktuellen ELER-Programme aber bereits 30 wurde kontrovers diskutiert. Einigkeit herrschte finanziert mit neuem Geld aussprechen zu können. darüber, dass die Position der Milcherzeuger zu Hinsichtlich des Themas „Greening“ bedeutet dies, verbessern sei. Per Beschluss wurde die Notwendig- dass die neuen Durchführungsbestimmungen für die keit festgehalten, das Agrar-Marktstrukturgesetz und 1. Säule der GAP (Direktzahlungen) erst ab 2015 die entsprechende Durchführungsverordnung zügig eingehalten werden müssen. Bis Mitte 2013 soll ein 31 zu erlassen. Verordnungsvorschlag für die schrittweise Einfüh- 34, 35 rung der EU-Agrarreform erarbeitet werden. 10
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Ländlicher Raum Bevölkerung 60000 Das Wanderungsverhalten in Hessen ist – außer in 50000 den Jahren von 2005 bis 2008 – seit 1980 kontinuierlich positiv. So weist Hessen auch 2011 im 40000 Durchschnitt einen Wanderungsgewinn von 32.455 Einwohnern auf. Die einzigen Landkreise mit einem 30000 Wanderungsverlust sind der Lahn-Dill-Kreis (- 304), der Vogelsbergkreis (- 378), Fulda (- 104), der 20000 Schwalm-Eder-Kreis (- 92) sowie Waldeck-Franken- 10000 berg (- 505), welche teilweise sehr ländlich geprägt sind und eine geringe Bevölkerungsdichte aufweisen 0 (vgl. Grafik unten). Es zeichnet sich ein deutlicher 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Nord-Süd-Unterschied ab, wobei die kreisfreie Stadt -10000 36 Kassel im Norden heraussticht. Lebendgeborene Gestorbene Geburtendefizit Wanderungsbilanz Geburtensaldo (2011) - 505 - 504 bis – 304 Ausschlaggebend für das Geburtendefizit ist vor - 303 bis 0 allem der demographische Wandel. Im Zeitraum von 1 bis 555 2001 bis 2011 ist der Anteil an Einwohnern, die 65 556 bis 1258 Jahre alt oder älter sind, um etwa drei Prozentpunkte 39 1259 bis 2814 auf 20 % angestiegen. 2815 bis 4472 4473 bis 9366 Aus dieser – sowohl natürlichen als auch wande- rungsbedingten – Bevölkerungsentwicklung resultiert 2011 im Vergleich zum Vorjahr ein erkennbarer Anstieg der Einwohnerzahl. Sie stieg im Jahr 2011 um etwa 25.000 Einwohner (0,4 %) auf knapp 6,1 40 Mio. Das Bundeskabinett hat im April 2012 die Demogra- fiestrategie „Jedes Alter zählt“ beschlossen. Die Strategie beschreibt Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen, mit denen sich die Bundesregierung hinsichtlich der Schrumpfung und Alterung der Be- völkerung befasst. Für das Handlungsfeld „Lebens- qualität in ländlichen Räumen und integrative Wanderungsverhalten (2011) Stadtpolitik“ wurden u. a. die Bewahrung der Attrakti- vität ländlicher Räume sowie die Sicherung bedarfs- Bezüglich der natürlichen Bevölkerungsentwick- gerechter Mobilität, der Daseinsvorsorge und der 41 lung in Hessen zeigt sich, dass im Jahr 2011 bis auf Kommunikation als Ziele formuliert. eine Ausnahme (Landkreis Groß-Gerau) lediglich die kreisfreien Städte eine positive Bilanz aufweisen. In Hessen wurde am 31.10.2012 zum dritten Mal der Insgesamt beläuft sich das Geburtendefizit 2011 auf Demografie-Preis verliehen. Die Preisausschrei- 37, 38 - 8.967 (vgl. Grafik rechts). bung lief unter dem Motto „Bürger machen Dörfer stark“. Insgesamt wurden vier Projekte zur Gestal- 42 tung des demografischen Wandels ausgezeichnet. 11
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Grundversorgung Anfang des Jahres 2012 ist das „Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung“ in Kraft getreten. Ziel des Gesetzes ist, demografiebedingten Versor- gungsengpässen entgegenzuwirken und eine flä- chendeckende ärztliche Versorgung zu sichern. Schwerpunkte der Neuregelungen sind u. a. die Schaffung von Anreizen für Ärzte in strukturschwa- chen Gebieten sowie von flexiblen Versorgungs- 43 strukturen auf dem Land. Zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Hessen erarbeitet das Land planerische Strategien. Am 11.11.2011 wurde zwischen der Kassenärztli- chen Vereinigung Hessen, der Landesärztekammer Hessen, kommunalen Spitzenverbänden und der Hessischen Landesregierung sowie weiteren Part- Versorgung (in % nern der „Hessische Pakt zur Sicherstellung der aller Haushalte) gesundheitlichen Versorgung für die Jahre 2012 > 95 – 100 % bis 2014“ vereinbart. Der Pakt umfasst u. a. Maß- nahmen in den Bereichen ärztliche Ausbildung, > 50 – 95 % allgemeinmedizinische Weiterbildung und Förderung > 10 – 50 % der Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Gebieten mit regionalem Versorgungsbedarf. Am 25.01.2012 0 – 10 % wurde der Pakt gemeinsam mit planerischen Stra- Breitbandverfügbarkeit mit ≥ 50 Mbit/s (Mitte 2012) tegien und Fördermöglichkeiten auf dem Praxisforum „Ärztliche Versorgung auf dem Land“ des Kom- 44, 45 breiten mit ≥ 1 Mbit/s erreicht werden (99,5 % aller petenznetzes Vitale Orte 2020 vorgestellt. Haushalte in Deutschland). Die Versorgung mit ≥ 50 MBit/s schnellem Internet lag Mitte des Jahres im In dünn besiedelten Regionen wird es infolge rück- bundesweiten Durchschnitt bei rund 52 % – in läufiger Einwohnerzahlen immer schwieriger ein städtischen Gebieten bei 73 %, in halbstädtischen flächendeckendes Nahverkehrsnetz zu erhalten. bei 29 % und in ländlichen Räumen bei 8 %. Im Insbesondere für ältere Menschen ist dadurch eine Zeitraum von 2010 bis 2012 wurden ca. 4,7 Mio. gesellschaftliche Teilhabe gefährdet. Die Sicherung Haushalte in Deutschland neu mit Bandbreiten ≥ 50 der Mobilität in ländlichen Räumen wird in Hessen 48 Mbit/s erschlossen. Ziel der Bundesregierung ist zu den zentralen Aufgaben der künftigen Verkehrs- die Erreichung der Verfügbarkeit von Bandbreiten mit politik zählen. Derzeit steht die Erarbeitung inno- ≥ 50 Mbit/s für 75 % der Haushalte bis zum Jahr vativer Maßnahmen im Vordergrund. Der Nordhessi- 2014. Bis 2018 wird eine flächendeckende Verfüg- sche Verkehrsverbund entwickelte 2011 das Pilot- 49 barkeit angestrebt. projekt „Mobilität im ländlichen Raum/Mobilfalt“. Das Projekt wird vom Fachgebiet Verkehrsplanung In Hessen lag die Breitbandversorgung mit ≥ 1 Mbit/s und Verkehrssysteme der Universität Kassel seit schnellem Internet lag Mitte 2012 bei rund 99 %; die September 2011 wissenschaftlich begleitet. Ziel des Versorgung mit ≥ 50 Mbit/s lag bei etwa 60 % – in Projektes ist, vorhandene öffentliche Verkehrsange- städtischen Gebieten bei 81 %, in halbstädtischen bote mit dem Individualverkehr zu verknüpfen und so bei 36 % und in ländlichen Räumen bei etwa 11 % die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit des ÖPNV 50 (vgl. Grafik oben). Ende 2011 konnte in Hessen zu verbessern. Seit Ende 2012 wird dies in mehreren 46, 47 eine Breibandgrundversorgung bzw. eine Versor- Pilotgebieten in Nordhessen erprobt. gungsperspektive für unterversorgte Ortsteile er- reicht werden. Seit 2012 steht der Ausbau des Mitte des Jahres 2012 konnte bundesweit eine 51 Hochgeschwindigkeitsnetzes im Vordergrund. nahezu flächendeckende Verfügbarkeit von Band- 12
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Wirtschaft Konjunktur Arbeitslosenquote (aller zivilen Erwerbspersonen) 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 % auf 5,7 % Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands ist gesunken (vgl. Grafik unten). Mit einem Jahres- 2012 gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen durchschnitt von 178.320 Arbeitslosen wurde der 58, 59 (preisbereinigt +0,7 % auf rund 2,65 Mrd. €). In niedrigste Wert seit 1993 erreicht. jeweiligen Preisen pro Einwohner stieg das BIP um 1,8 % auf rund 32.300 €. Der Außenbeitrag (Importe abzüglich Exporte von Waren und Dienstleistungen) zum BIP ist mit 152 Mrd. € gegenüber 2011 um 20 10 % Mrd. € gestiegen. Bei den Exporten konnte gegen- über dem Vorjahr ein Anstieg von 4,1 % verzeichnet 52 werden, bei den Importen ein Plus von 2,3 %. 5% In Hessen stieg das BIP je Einwohner um 1,2 % auf 53 rund 37.700 € (vgl. Grafik unten). Besonders stark stieg die hessische Wirtschaftsleistung in dem Wirtschaftsbereich „Finanz-, Versicherungs- und 0 Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Woh- 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 nungswesen“, im Dienstleistungsbereich sowie in dem Bereich „Handel, Gastgewerbe und Verkehr, Deutschland Information und Kommunikation“ an. Für den Bereich Arbeitslosenquote Hessen Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 5,4 % ver- 54 Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen 2012 zeichnet. im Vergleich zum Vorjahr um rund 2 %. Am stärksten wurde die Teuerungsrate durch Preissteigerungen im € / Einwohner Energiesektor geprägt. Aber auch bei Nahrungsmit- 30 000 teln zeigten sich überdurchschnittlich hohe Preisstei- gerungen. Fleisch und Fleischwaren verteuerten sich 60 beispielsweise um mehr als 5 %. 20 000 Für die Ernährungsindustrie konnte eine positive 10 000 Jahresbilanz verzeichnet werden. Der Umsatz stieg gegenüber 2011 um 3,6 % auf 170,6 Mrd. €. Der Auslandsanteil am Umsatz belief sich auf rund – 30 %. 61 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Hessen Deutschland EU-27 Wirtschaftsentwicklung Fremdenverkehr (Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner) Im Berichtsjahr wurden bundesweit 407,4 Mio. Übernachtungen in- und ausländischer Gäste in Die Anzahl der Erwerbstätigen im Inland ist im Beherbergungsbetrieben verzeichnet, d. h. ein Plus Vergleich zum Vorjahr um 1 % (422.000 Personen) 62 von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. gestiegen, d. h. die Wirtschaftsleistung wurde im In Gemeinden mit > 50.000 Einwohnern nahm die Jahresdurchschnitt durch 41,6 Mio. Erwerbstätige 55 Zahl der Übernachtungen zwischen 2004 und 2011 erbracht. Die Zahl der erwerbstätigen mit Arbeitsort 56 jährlich um mehr als 4 % zu. In Gemeinden mit in Hessen stieg um 1,1 % auf 3,23 Millionen. < 5.000 Einwohner stagnierten im gleichen Zeitraum die Übernachtungen nahezu mit einem jährlichen Die Arbeitslosenquote in Deutschland sank im Wachstum von 0,3 %. Deutschlandweit beträgt die Berichtsjahr gegenüber 2011 um 0,3 Prozentpunkte touristische Wertschöpfung der ländlichen Regionen auf 6,8 % und erreichte damit den niedrigsten Stand 63 rund 12 %. seit 1991. Im Jahresdurchschnitt betrug die Zahl der 57 registrierten Arbeitslosen 2,9 Mio. In Hessen ist die 13
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen In Hessen konnte ebenfalls eine positive Jahresbi- während die Einkommen der Veredlungsbetriebe 67 lanz verzeichnet werden. Gegenüber 2011 sind die stiegen (+ 18 %) (vgl. Grafik unten). Gästeübernachtungen 2012 um 3,5 % auf knapp 30 Mio. angestiegen – damit wurde der Höchstwert Gewinn + Personalaufwand der Haupterwerbs- des Jahres 1991 übertroffen. Neben Frankfurt wurde betriebe (in 1.000 € pro AK und Jahr) insbesondere im Waldecker und Kasseler Land ein 40 deutlicher Anstieg der Gästeübernachtungen ver- zeichnet (vgl. Grafik unten). Die Gästeankünfte in 30 Hessen beliefen sich auf rund 13 Mio. (+ 4,9 % gegenüber 2011), darunter etwa 3,2 Mio. Auslands- gäste. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der 20 64, 65 Gäste aus dem Ausland deutlich angestiegen. 10 Gästeübernachtungen 0 7 Mio. 01/02 03/04 05/06 07/08 09/10 11/12 Deutschland 6 Mio. Hessen - Durchschnitt Hessen - Ackerbau Landwirtschaft- Hessen - Milchvieh 5 Mio. liches Einkommen Hessen - Veredlung 4 Mio. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte 3 Mio. sind im Vergleich zu 2011 deutlich gestiegen; im Dezember 2012 war der Index rund 10 % höher als 68 im gleichen Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stiegen 2 Mio. 69 die Preise für Betriebsmittel (vgl. Grafik unten). Ins- besondere für die Bereiche Futtermittel und Energie 1 Mio. 70 wurde ein Anstieg der Kosten verzeichnet. 2004 2006 2008 2010 2012 Quartals-Preisindex für Deutschland (2005 = 100) 160 Frankfurt 150 Rheingau, Main-Taunus (o. Frankfurt) Waldecker Land, Kasseler Land 140 Meißner, Rhön, Kur- und Waldhessen 130 Vogelsberg, Spessart, Wetterau 120 Odenwald, Bergstraße 110 Westerwald, Lahntal, Dilltal 100 Tourismus in den hessischen Reisegebieten 90 2005 |2006 |2007 |2008 |2009 |2010 |2011 |2012 Pflanzenproduktion Landwirtschaft Preisentwicklung in Tierproduktion der Landwirtschaft Betriebsmittel Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirt- schaft sowie der Fischerei in Deutschland lag 2012 Die Preise für Getreide erreichten zur Jahresmitte bei rund 23 Mrd. €. Im Vergleich zum Vorjahr 66 Höchstwerte. Bestimmend für den Marktverlauf bedeutet dies ein Plus von 1,5 Mrd. €. Das waren die niedrigen Ernteerwartungen durch die Einkommen der Beschäftigten in der Landwirt- Dürre in den USA. Für die weltweite Weizenernte im schaft stieg im Bundesdurchschnitt um 4 % (Gewinn Wirtschaftsjahr 2012/2013 wurde ein Rückgang von plus Personalaufwand pro Arbeitskraft). In Hessen etwa 34 Mio. t gegenüber dem vorherigen Wirt- sank das Einkommen um 7 % im Vergleich zum schaftsjahr geschätzt, sodass ein Abbau der Lager- Vorjahreszeitraum. Die Einkommen der Betriebe mit bestände zu erwarten ist. Bei Mais liegen die Lager- Ackerbau gingen besonders deutlich zurück (- 18 %), 14
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen bestände mit einem Schätzwert von rund 14 Mio. t der Ackerfläche bzw. 8 % der Landesfläche. Den 71 unter dem Niveau des Vorjahres. größten Anbauumfang nahmen dabei Raps (zur Pflanzenöl- und Biodieselherstellung) sowie Silomais 77 Das Gesamtergebnis der deutschen Getreideern- und Getreide (für Biogasanlagen) ein. Im Berichts- te 2012 (einschließlich Körnermais) ist positiv aus- jahr ist in Hessen der Anbau von Pflanzen zur gefallen und übertraf trotz der Kahlfröste im Februar Grünernte im Vergleich zu 2011 um rund 10.000 ha sowie des wechselhaften Wetters im Verlauf des auf 76.000 ha angestiegen, darunter 47.000 ha 78 Jahres mit rund 44,7 Mio. t das Ergebnis des Vor- Silomais (2011: 38.000 ha) (vgl. Grafik links). 72 jahres um 6,7 %. In der Europäischen Union werden auf 3 % der In Hessen wurde eine deutlich unterdurchschnittliche Ackerfläche Eiweißpflanzen angebaut. Rund 30 % Getreideernte verzeichnet. Insgesamt belief sich die der in der EU verwendeten Eiweißpflanzen stammen 79 geerntete Getreidemenge auf etwa 1,7 Mio. t und lag aus eigenem Anbau. Ziel der im November 2012 somit um 14,6 % unter dem Ergebnis des Vorjahres durch das Bundeslandwirtschaftsministerium ver- und 19 % unter dem Durchschnitt der letzten 6 öffentlichten Eiweißstrategie ist die Verstärkung des Jahre. Ursache hierfür waren Spätfröste, die in vielen Anbaus einheimischer Eiweißpflanzen sowie die 80 Regionen Hessens Schäden verursachten – betrof- Verringerung bestehender Wettbewerbsnachteile. fen waren v. a. Winterweizen und Wintergerste. Das In Deutschland wurden 2011 auf rund 98.000 ha abgefrorene Wintergetreide wurde umgebrochen und Hülsenfrüchte zur Körnergewinnung angebaut Sommergetreide ausgesät. Die Winterweizenfläche (darunter in abnehmendem Umfang: Erbsen, Süß- nahm gegenüber 2011 deutlich ab, wohingegen die lupinen, Ackerbohnen, alle anderen Hülsenfrüchte). Sommerweizenfläche zunahm. Zwischen Winter- In Hessen belief sich die Anbaufläche auf etwa 81 und Sommergerste wurden ebenfalls deutliche Ver- 3.000 ha (Erbsen und Ackerbohnen). 73, 74, 75 schiebungen verzeichnet (vgl. Grafik unten). Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Hessen x 1.000 ha betrug 2012 insgesamt rund 763.000 ha. Gegenüber Rest Ackerland 750 dem Vorjahr ist die Fläche um 5.000 ha gesunken. Ackerbrache Die Anzahl der Betriebe verringerte sich um 300 auf 82 17.400. Zuckerrübe Deutschlandweit wurden im Berichtsjahr 6,3 % der Silomais landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirt- 500 83 schaftet. 2011 waren es noch 6,1 %; in Hessen lag Winterweizen und -gerste der Flächenanteil Ende 2011 mit 10,5 % deutlich 84 Roggen über dem Bundesdurchschnitt. Hafer u.a. Das Umsatzvolumen für Öko-Produkte in Deutsch- Sommergetreide land stieg 2012 auf rund 7 Mrd. €. Der Umsatzanteil 250 Winterraps am deutschen Lebensmittelmarkt betrug damit ca. 85 4 %. Dauergrünland Zunehmend gewinnen auch Weine aus ökologi- schem Anbau an Bedeutung. In Deutschland hat sich 0 die Anbaufläche für Öko-Weinbau zwischen 2006 2004 2006 2008 2010 2012 und 2011 mehr als verdoppelt. 86 Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen In Hessen lag die Weinmenge 2012 bei 70 Hekto- litern pro Hektar und damit leicht unter dem lang- Energiepflanzen wurden bundesweit auf insgesamt jährigen Durchschnitt. Gegenüber 2011 ist die Wein- 2,1 Mio. ha angebaut. Die Anbaufläche vergrößerte menge um zehn Hektoliter pro Hektar gesunken. Wie sich damit um ca. 3 % gegenüber 2011. Der Flä- auch in 2011 wurde die Reife der Trauben durch den 87 chenanteil von Pflanzen für Biogas stieg um 1 % auf feuchten Sommer nachteilig beeinflusst. rund 45 % und überstieg den Anteil der Anbaufläche 76 von Rapsöl für Biodiesel bzw. Pflanzenöl. In Die Fleischproduktion in Deutschland war erstmalig Hessen wurden im Jahr 2011 auf rund 65.000 ha seit 15 Jahren rückläufig. Im Berichtsjahr wurden Energiepflanzen angebaut, dies entspricht 13,2 % 15
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen insgesamt rund 8 Mio. t Fleisch produziert, d. h. von Rindfleisch stärker ab als im Bundesdurch- 88 159.000 t (1,9 %) weniger als im Vorjahr. Sowohl schnitt. Die produzierte Rindfleischmenge sank ge- 101 bei Rind-, Schweine- als auch Geflügelfleisch ist die genüber 2011 um 7 % auf rund 13.800 t. Erzeugung weiterhin höher als der Verbrauch. Die Ausfuhrmengen sind in den letzten Jahren deutlich Die Erzeugung von Geflügelfleisch ist im Berichts- 89 gestiegen. jahr weiter gestiegen. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland betrug 107 %. Die gestiegenen Erzeu- Im Bereich der Schweinefleischerzeugung zeich- ger- und Verbraucherpreise konnten die hohen Fut- 102 nete sich im Berichtsjahr erstmalig seit elf Jahren ein termittelkosten jedoch nicht kompensieren. In Hes- 90 leichter Rückgang ab. Mit der Produktion von rund sen stieg die Schlachtmenge gegenüber 2011 um 103 5,5 Mio. t Schweinefleisch wurde eine Veränderung rund 0,3 %. 91 von - 2,5 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Der Anstieg des Preisniveaus für Schlachtschweine Der Milchpreis war 2012 nach sehr guten Preisen reichte nicht zur Abdeckung der gestiegenen Futter- im Vorjahr verhaltener. Dennoch wurden bis Ende 92 mittelkosten aus. In Hessen sank die Schlachtmen- des Berichtsjahres zufriedenstellende Preise erzielt 93 ge gegenüber 2011 um 3,9 % auf etwa 49.600 t. (siehe Grafik unten). Die Milcherzeugung erreichte 104 2012 einen Höchstwert. Bezüglich der ab 2013 EU-weit geltenden Verpflich- tung zur Gruppenhaltung tragender Tiere in Sauen- Ct/kg Milch haltungsbetrieben, begann die EU-Kommission im 60 September 2012 im Rahmen eines Pilotprojekts mit 94 50 der Überprüfung der Umstellung. Bis zum 01.01. 2013 erfüllten ca. 75 % der deutschen Betriebe die 40 95 Auflagen der Gruppenhaltungspflicht. Da nicht allen 30 Sauenhaltern die fristgerechte Umstellung gelang, 20 wurde mit einem Rückgang der Ferkel- und Schwei- 10 neproduktion gerechnet und im Zuge dessen einem 96 Anstieg der Preise. In Hessen erfüllten bis zum 0 2004 2006 2008 2010 2012 31.01.2013 insgesamt 85 % der Betriebe die Anfor- derungen an das neue EU-Recht zur Gruppenhal- Quotenpreis Milchbörse West 97 tung. Ende März 2013 lag der Wert bei 97 %. Milchpreis Hessen Milchpreis (ab Hof) und Milchquotenpreis Die Rindfleischerzeugung war im Berichtsjahr Die Anzahl der Milchkuhhaltungen in Deutschland ebenfalls rückläufig. Die Produktion verringerte sich ist gegenüber dem Vorjahr um rund 5 % gesunken. mit einem Wert von 1,1 Mio. t gegenüber dem 98 Der durchschnittliche Kuhbestand je Haltung ist um Vorjahr um 1,9 %. Die Reduktion der Rinder- 105 knapp fünf Kühe auf 49 Kühe gestiegen. In schlachtungen und die stabile Nachfrage führten zu Hessen ging die Zahl der Milchviehhaltungen um 231 steigenden Kursen am Schlachtrindermarkt. Die (- 6 %) zurück. Die Anzahl der Milchkühe pro Betrieb weniger fleischreichen Qualitäten am Markt sind auf 106 stieg nur leicht von 38 auf 39 Tiere an. die rückläufige Anzahl der Mutterkühe im Zuge der steigenden Flächenknappheit zurückzuführen. Im Die Eierproduktion nahm 2012 wieder zu. Der Bereich der Rinderhaltung wurde der stärkste Kos- Selbstversorgungsgrad Deutschlands stieg um 13 tenanstieg für Futtermittel verzeichnet. Zurückzufüh- 107 Prozentpunkte auf 68 %. Die dominierende Hal- ren ist dies auf den höheren Anteil an Sojaschrot, für tungsform war die Bodenhaltung (64 %), gefolgt von den im Jahresverlauf die Preise am deutlichsten 108 99, 100 der Freilandhaltung (14 %). gestiegen sind. In Hessen nahm die Erzeugung 16
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen Energie, Umwelt und Verbraucherschutz Cross Compliance Förderprogramm stehen bis 2015 rund 600.000 € 114 bereit. Einige der bereits im Dezember 2011 neu eingeführ- ten Regelungen zu den Cross Compliance Verpflich- Rückwirkend zum 01.04.2012 ist im August 2012 das tungen wurden erst zum 01.01.2012 rechtswirksam. "Gesetz zur Änderung des Rechtsrahmens für Strom Dazu gehören die genauere Regelung des Pflügens aus solarer Strahlungsenergie und weiteren Ände- in winderosionsgefährdeten Gebieten sowie die rungen im Recht der erneuerbaren Energien" (PV- Verpflichtung einer mindestens einjährigen Mahd bei Novelle) in Kraft getreten. Eine maßgebliche Ände- aus der Erzeugung genommenen landwirtschaftlichen rung ist die geminderte Vergütung von Solarstrom; Flächen. Darüber hinaus gab es Änderungen bei den zudem entfällt der bis zu diesem Zeitpunkt geltende 115 zu erhaltenden Landschaftselementen. Ab 2012 Eigenverbrauchsbonus. gehören dazu auch Feldraine mit mehr als 2 m Breite, Trocken- und Natursteinmauern, Lesesteinwälle, Im Berichtsjahr wurde mit einer neu installierten PV- Fels- und Steinrigel sowie naturversteinte Flächen ab Kapazität von 7.600 MW das Niveau der beiden 0,2 ha. Die Mindestlänge für erhaltungswürdige Vorjahre erreicht. Insgesamt wurde Ende des Jahres Hecken oder Knicks wurde von 20 auf 10 m und die eine bundesweit installierte PV-Kapazität von 32.400 116 Größe von Feldgehölzen von 100 auf 50 m² redu- MW verzeichnet. Die Anzahl der Neuinstallationen 109 ziert. im vierten Quartal lag jedoch rund 65 % unter der des 117 Vorjahreszeitraums. Energie In Hessen ist im Berichtsjahr die installierte Leistung Photovoltaik auf 1500 MWp angestiegen. Gegen- Um den Anteil des Kraft-Wärme-Kopplungs-Stroms über 2011 ergibt dies einen Zuwachs von rund 118 an der gesamten Stromproduktion zu erhöhen, 300 MWp. verabschiedete die Bundesregierung im Mai 2012 Änderungen zum Kraft-Wärme-Koppelungs-Gesetz Am 23.04.2013 schaltete die Landesregierung Hes- (KWK-Gesetz). 110 Wesentliche Änderungen des am sen das Solardachkataster „SolarDachHessen“ frei. 19.07.2012 in Kraft getretenen Gesetzes sind Das Pilotgebiet umfasst etwa 580.000 Gebäude in 32 • die Verringerung des administrativen Aufwandes Kommunen. Hauseigentümern in dem Gebiet wird die für Anlagen bis 2 kW el. Leistung und Erleichte- Möglichkeit geboten, auf der Internetseite www.solar rung der Förderung von Modernisierungsmaß- dach.hessen.de Informationen zu der Eignung ihres nahmen, Daches zur solaren Strom- und Wärmeerzeugung • eine Anhebung der Fördersätze um 0,3 Ct/kWh, sowie der Wirtschaftlichkeit einer solchen Nutzung abzurufen. Die Ergebnisse zeigen, dass in dem Ge- • eine Erweiterung um die Förderung von biet rund 40 % der Gebäude für die Gewinnung von Kältenetzen zusätzlich zu der Förderung von Solarenergie geeignet sind und etwa 50 % für die Wärmenetzen sowie solarthermische Nutzung. Es ist geplant, die Daten- • die Einführung der Förderung für Wärme- und 111 grundlage zu ergänzen und das Gebiet auf ganz Hes- Kältespeicher. 119, 120 sen auszuweiten. Bis 2020 soll der Anteil an KWK-Strom an der gesamten Stromproduktion auf 25 % erhöht werden. 112 Im Oktober des Berichtsjahres wurde die zweitgrößte 2010 betrug der Anteil noch 15 %. Freiflächenphotovoltaikanlage Hessens einge- weiht. Die Anlage auf dem ehemaligen Truppen- Die im Jahr 2010 ausgesetzte Förderung von Mini- übungsplatz Homberg erzeugt mit mehr als 30.000 KWK-Anlagen wurde im April 2012 wieder aufgelegt. Solarmodulen und etwa 7.500 kWp installierter Leis- Die Bundesregierung fördert erneut kleine effiziente 121 tung Strom für rund 1.600 Vierpersonenhaushalte. Blockheizkraftwerke bis 20 kW el. Leistung mit einem 113 einmaligen Förderbetrag. Die installierte Leistung Windenergie in Hessen ist 2012 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 100 MW auf Als Baustein des Umsetzungskonzeptes zur Erreich- 122 800 MW gestiegen. ung der vom hessischen Energiegipfel beschlossenen Ziele im Jahr 2011, startete Mitte 2012 eine Markt- In Hessen liegen etwa 80 % der für die Windener- einführungsinitiative für Mikro-KWK-Anlagen für gienutzung geeigneten Flächen im Wald. Zur Errei- Ein- und Zwei-Familienhäuser in Hessen. Für das 17
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen chung des Ziels zwei Prozent der Landesfläche als Um diese Ziele zu erreichen wurde in dem Gesetz die Vorranggebiete für Windkraft zu sichern ist die Förderung investiver kommunaler Maßnahmen durch 129 Nutzung des Waldes erforderlich. Die Landesregie- das Land festgelegt. rung unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Ener- gien durch die Bereitstellung geeigneter Staatswald- Die Landesregierung Hessen startete im Februar des 123 flächen für die Errichtung von Windkraftanlagen. Berichtsjahres eine Informations- und Akzeptanz- initiative zum Ausbau der erneuerbaren Energien Im November des Berichtsjahres gab die Landesre- sowie für mehr Energieeffizienz. Im Rahmen der gierung den Leitfaden „Berücksichtigung der Natur- Initiative wurden im Laufe des Berichtsjahres Bürger, schutzbelange bei der Planung und Genehmigung Kommunen, Unternehmen und Betriebe u. a. mittels von Windkraftanlagen (WKA) in Hessen“ heraus, Werbe- und PR-Maßnahmen sowie regionalen 130 mit dem Handlungsempfehlungen zum Windkraftaus- Veranstaltungen informiert und beraten. bau gegeben werden. Der Leitfaden umfasst die Punkte Naturschutzrechtlicher Rahmen, Vorzugsräu- Eine Umfrage zur Akzeptanz der erneuerbaren me für Natur und Landschaft, Umgang mit WKA- Energien im Auftrag der Agentur für Erneuerbare empfindlichen Vogel- und Fledermausarten sowie Energien aus dem Jahr 2012 zeigt, dass in allen 124 Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation. Bundesländern eine hohe Akzeptanz hinsichtlich Erneuerbarer-Energien-Anlagen in der Nachbarschaft Im Berichtsjahr wurde erstmals in Hessen eine vorherrscht. Hessen lag mit einem Wert von 67 % im geothermische Tiefenbohrung durchgeführt. Im Bundesdurchschnitt – damit konnte gegenüber 2011 Rahmen des Projekts, das von der Landesregierung eine Akzeptanzsteigerung von vier Prozentpunkten 131 unterstützt wurde, soll durch Erdwärme eine effiziente erreicht werden. Wärmeversorgung für einen mittelständischen Betrieb 125 realisiert werden. Klima und Luftqualität Die Bundesländer Thüringen und Hessen haben gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Wind- Im Berichtsjahr wurden in Deutschland mehrfach energie und Energiesystemtechnik im Februar 2012 Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub eine Kooperationserklärung bezüglich der Erfor- und Stickstoffdioxid verzeichnet. Ziel der Europäi- schung der Speicherung regenerativer Energien in schen Kommission ist die „Erreichung einer Luftqua- Form von erneuerbarem Methan unterzeichnet. Die lität, die keine erheblichen negativen Auswirkungen Länder fördern ein Pilotprojekt zur Methanisierung auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat unter praxisnahen Bedingungen. Bei der Methanisie- und keine entsprechenden Gefahren verursacht“. Die rung wird aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff Daten zur Luftqualität 2012 des Umweltbundesamtes erneuerbares Methan hergestellt, welches in das zeigen, dass die Emissionen von Luftschadstoffen in Erdgasnetz eingespeist werden kann. Die Energie für Deutschland seit 1990 zwar deutlich gesunken sind, den Methanisierungsprozess soll aus Energieüber- jedoch weitere Maßnahmen zur Verringerung erfor- 132 schüssen, bspw. infolge hoher Stromproduktion durch derlich sind. Windenergie, verwendet werden. Das so hergestellte 126 Methan dient damit als Energiespeicher. Länger andauernde höhere Ozonbelastungen wur- den im Sommer 2012 nicht verzeichnet. Die Gesamt- Die bereits 2011 aufgestellten Ziele des Energiegip- zahl der Überschreitungsstunden stieg jedoch gegen- fels wurden im Berichtsjahr mit einem Konzept unter- über dem Vorjahr an. In Hessen wurde an einer 3 setzt. Das Konzept enthält vier Handlungsfelder Station die Alarmschwelle von 240 µg/m überschrit- 132 (Energiemix, Energieeffizienz, Infrastruktur und Ak- ten (für zwei Stunden). zeptanz), an denen sich die künftige Energiepolitik 127 Hessens orientieren wird. Vor diesem Hintergrund Die Landwirtschaft verursachte 2012 rund 7,5 % der wurde am 20.11.2012 das Hessische Energiezu- deutschen Treibhausgasemissionen. Der Ausstoß 128 kunftsgesetz vom Landtag beschlossen. Formu- der klimawirksamen Gase Methan und Lachgas, die lierte Ziele des Gesetzes sind hauptsächlich durch die Landwirtschaft verursacht • den Endenergieverbrauch von Strom und Wärme werden, sank im vergangenen Jahr. Insgesamt verrin- bis 2050 zu möglichst 100 % aus erneuerbaren gerten sich die durch die deutsche Landwirtschaft Energien zu decken sowie emittierten Treibhausgasemissionen um 1 %. Auf- • die Ausweisung von Windvorrangflächen für grund eines gestiegenen Strombedarfs und des höhe- Windkraftanlagen auf 2 % der Landesfläche. ren Heizverbrauchs der Haushalte stiegen die ge- 18
EPLR Hessen 2007 - 2013 Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen samten deutschlandweiten Emissionen um mehr als ne Bewertung der Stickstoffdeposition vorgenommen 133 1 %. In Hessen konnte die Gesamtemission (Koh- werden (solang entsprechende Anhaltspunkte vorlie- 142 lendioxid, Methan, Lachgas) im Zeitraum von 1990 gen). bis 2008 um rund 15 % verringert werden. Hessen orientiert sich an den Zielen des Energie- und Die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Klimaschutzkonzept des Bundes vom 28. September Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren ver- 2010 an und strebt daher eine Verringerung der langsamt. Im Zeitraum von 2008 bis 2011 wurde ein Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % gegen- täglicher Zuwachs von 81 ha pro Tag verzeichnet. Im 134,135 über 1990 an. vorherigen Berechnungszeitraum lag der Wert bei 87 ha pro Tag. Das Ziel der nationalen Nachhaltigkeits- Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, strategie von 30 ha pro Tag bis 2020 ist bei gleich- 143 Landwirtschaft und Verbraucherschutz veröffentlichte bleibender Entwicklung jedoch nicht zu erreichen. am 17.10.2012 die „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel“. Die Strategie umfasst zwölf Im Zeitraum von 2001 bis 2011 schwankte der täg- Handlungsfelder (darunter Energie-, Land-, Forst- und liche Flächenverbrauch in Hessen zwischen vier und Wasserwirtschaft) sowie vier Querschnittsbereiche rund einem Hektar. Hessens Anteil an dem Flächen- (u. a. Landes- und Regionalplanung, Kommunale verbrauch in Deutschland beträgt seit 2001 zwischen 144 Bauleitplanung), die hinsichtlich Empfindlichkeiten 5 und 2 % (vgl. Grafik unten). Der Flächenanteil und Risiken unter den Bedingungen des Klimawan- Hessens am deutschen Bundesgebiet beträgt rund 145 dels analysiert werden. Ziel der Strategie ist die 6 %. Das Ziel des Landes Hessen war, den Identifikation der zu erwartenden Problemstellungen Zuwachs von Siedlungs- und Verkehrsfläche bis 2011 und des Handlungsbedarfs der einzelnen Themenfel- auf 3,5 ha pro Tag zu reduzieren. Im Jahr 2011 wurde der. Die Darstellung konkreter Maßnahmen soll in dieser Wert mit einer Flächenneuinanspruchnahme 136, 137 einem separaten Aktionsplan erfolgen. von 1,4 ha pro Tag deutlich unterschritten. Im Mittel der letzten fünf Jahre beträgt der Wert 3,2 ha pro Tag. Bis zum Jahr 2016 wird eine Reduzierung der Boden Flächenneuinanspruchnahme auf 2,8 ha pro Tag angestrebt. Ab 2020 soll der Wert auf 2,5 ha pro Tag 146 Am 31.10.2012 hat das Bundesumweltministerium begrenzt werden. den zweiten Arbeitsentwurf zur Mantelverordnung Anteil Grundwasser/Ersatzbaustoffe/Bodenschutz veröf- ha pro Tag Hessens fentlicht. Die Frist zur Abgabe der Stellungnahme der Länder und Verbände war der 08.02.2013. Mit der 100 10% Verordnung soll die Verordnung zum Schutz des Grundwassers und die Bundes-Bodenschutz- und Alt- lastenverordnung novelliert sowie die Verordnung 50 5% über Anforderungen an den Einbau von minerali- schen Ersatzbaustoffen in technische Bauwerke ein- geführt werden. Die Deponieverordnung soll ent- 0 0% 138 2001 2003 2005 2007 2009 2011 sprechend angepasst werden. Flächenverbrauch in Deutschland Nach gestiegenem Inlandabsatz an stickstoffhaltigen Handelsdünger im Wirtschaftsjahr 2010/2011, stieg Anteil Hessens am Flächenverbrauch in die flächenbezogene Nährstoffbilanz von Stick- Dutschland stoff von 83 kg/ha im Jahr 2009 auf 96 kg/ha im Jahr Flächenverbrauch in Deutschland und Hessen 139 2010. Das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstra- tegie war, den Wert auf 80 kg/ha bis 2010 zu 140 senken. Im Wirtschaftsjahr 2011/2012 sank der 141 Wasser Absatz wieder um 8 %. Die EU-Kommission hat im November des Berichts- Im März 2012 wurde der Leitfaden zur Ermittlung jahres den „Blueprint für den Schutz der europäi- und Bewertung von Stickstoffeinträgen der Bund/ schen Wasserressourcen“ veröffentlicht. Ziel ist die Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz 147 Verbesserung der europäischen Wasserpolitik. Zur veröffentlicht. Mit dem Leitfaden soll bei dem Bau Minderung der Belastungen durch die Landwirtschaft oder der Erweiterung landwirtschaftlicher Anlagen ei- und zum Hochwasserschutz wird in erster Linie die 19
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