Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 - 2013 Jährlicher Zwischenbericht 2012 - Hessisches Ministerium für Umwelt ...

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Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 - 2013 Jährlicher Zwischenbericht 2012 - Hessisches Ministerium für Umwelt ...
Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz

     Entwicklungsplan für den ländlichen Raum
     des Landes Hessen 2007 - 2013

      Jährlicher Zwischenbericht 2012
      gemäß Art. 82 VO (EG) Nr. 1698/2005 – ELER-Verordnung

      Vom Begleitausschuss am 18.06.2013 gebilligt.

           ELER
           Europäischer Landwirtschaftsfonds
           für die Entwicklung des ländlichen Raums
Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 - 2013 Jährlicher Zwischenbericht 2012 - Hessisches Ministerium für Umwelt ...
Herausgeber:   Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie,
               Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV)
               - ELER-Verwaltungsbehörde -
               Mainzer Straße 80
               65189 Wiesbaden
               www.eler.hessen.de

Bearbeitung:   entera, Hannover,
               HMUELV, Wiesbaden

Stand:         26.06.2013
www.eler.hessen.de
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                                                                                                      Inhaltsverzeichnis

INHALT
entsprechend Verordnung (EG) Nr. 1698/2005, Artikel 82 Absatz 2 Buchstaben a) bis g)

1    ÄNDERUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN (Art. 82 Abs. 2 a) ................................................................. 7

2    STAND DER PROGRAMMDURCHFÜHRUNG (Art. 82 Abs. 2 b) ............................................................... 24

     Schwerpunkt 1: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ....................................................................... 27
     Schwerpunkt 2: Verbesserung der Umwelt und der Landschaft ............................................................. 33

     Schwerpunkt 3: Verbesserung der Lebensqualität und Diversifizierung ............................................... 40
     Schwerpunkt 4: LEADER ............................................................................................................................ 51

3    FINANZIELLE ABWICKLUNG (Art. 82 Abs. 2 c)......................................................................................... 55

4    ZUSAMMENFASSUNG DER BEWERTUNG (Art. 82 Abs. 2 d) .................................................................. 61

5    VORKEHRUNGEN ZUR QUALITÄTSSICHERUNG (Art. 82 Abs. 2 e)........................................................ 63

6    VEREINBARKEIT MIT DER GEMEINSCHAFTSPOLITIK (Art. 82 Abs. 2 f)................................................ 70

7    WIEDERVERWENDUNG DER EINGEZOGENEN FÖRDERMITTEL (Art. 82 Abs. 2 g) ............................. 75

QUELLEN ............................................................................................................................................................ 76

                                                                                                                                                                     5
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                                                                     Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

1   ÄNDERUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN
    ELER-Verordnung Art. 82 (2) a)

    Die andauernde Schuldenlage einiger europäischer          Die Bedeutung des ländlichen Raums als Produkti-
    Staaten führte 2012 zu einer verhaltenen gesamt-          onsstandort für Energie nimmt weiter zu, sodass
    wirtschaftlichen Entwicklung. Dennoch konnte sich         auch Maßnahmen zur Steigerung der Akzeptanz
    die Arbeitsmarktlage in Deutschland weiter verbes-        erneuerbarer Energien in der Bevölkerung weiter in
    sern. In Hessen erreichte die Zahl der Arbeitslosen       den Vordergrund rücken.
    den niedrigsten Wert seit rund zehn Jahren.
                                                              Der demografische Wandel erfordert insbesondere in
    Die günstige Marktentwicklung für landwirtschaftliche     ländlichen Regionen die Ermittlung der Ansprüche
    Erzeugnisse führte zu einer zuversichtlichen Stim-        und Bedürfnisse der älter werdenden Bevölkerung
    mungslage bei den deutschen Landwirten. Gleichzei-        und die Entwicklung von Konzepten zur Sicherung
    tig sahen sich Tierhaltungsbetriebe, insbesondere im      der Grundversorgung.
    Bereich der intensiven Rinderhaltung, mit einem
    deutlichen Anstieg der Futtermittelkosten konfron-
    tiert. Die Fleischproduktion war erstmalig seit 15 Jah-   (Endnoten im Text verweisen auf die Quellenan-
    ren rückläufig.                                           gaben auf den letzten Seiten des Berichts.)

    Entwicklung in Politik und Verwaltung

    Öffentliche Haushalte                                     Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % und blieben nur
                                                              leicht unter dem Soll für 2012. Die Neuverschuldung
    Der Abschluss des Bundeshaushalts 2012 ergab              stieg um rund 4 % auf 1,5 Mrd. €, blieb aber deutlich
                                                                                                               4, 5
    eine Neuverschuldung von 22,5 Mrd. €. Die mit dem         unter dem Plan zum Abbau der Neuverschuldung.
    2. Nachtragshaushalt vorgesehene Nettokreditauf-
    nahme von 28,1 Mrd. € wurde damit um rund 5,6             Im Januar des Berichtsjahres einigten sich die
    Mrd. € unterschritten. Der Wert schließt zudem            Hessische Landesregierung und die Kommunalen
    Zahlungen in Höhe von 10,3 Mrd. € ein, die Deutsch-       Spitzenverbände auf ein Konzept zur Umsetzung
    land für den Europäischen Stabilitätsmechanismus          eines Kommunalen Schutzschirms. Am 03.05.2012
    sowie für die Kapitalaufstockung der Europäischen         wurde das Gesetz über einen Kommunalen
                                   1
    Investitionsbank geleistet hat. Die strukturelle          Schutzschirm verabschiedet. Der Fonds bietet defi-
    Nettokreditaufnahme lag bei einem Wert von                zitären Kommunen Entschuldungshilfen in Höhe von
    0,32 % des BIP und fiel damit nicht nur deutlich          bis zu 46 % der Schulden des kommunalen Kern-
    geringer als im Vorjahr (0,85 %) aus, sondern lag         haushalts (Stand der Schulden Ende 2009). Zu-
    auch unter der Obergrenze von 0,35 % (gemäß der           sätzlich können Zinshilfen von insgesamt bis zu 2 %
    Regelung zur Schuldenbremse).
                                   2                          beantragt werden. Im Gegenzug verpflichten sich die
                                                              geförderten Kommunen mit konkreten Maßnahmen
    Die Einnahmen des Bundes beliefen sich im Jahr            ihren Haushalt innerhalb eines bestimmten Zeit-
    2012 auf 284 Mrd. € und lagen um 0,8 Mrd. € über          raums auszugleichen. Statt eines Konsolidierungs-
    dem veranschlagten Sollwert. Die Steuereinnahmen          leitfadens können die Kommunen auf eine Daten-
    lagen mit 256,1 Mrd. € fast genau auf dem vorgese-        bank mit Praxisbeispielen zurückgreifen, um das Ziel
    henen Soll. Die Verwaltungseinnahmen betrugen             eines ausgeglichenen Haushalts zu erreichen. Das
    27,9 Mrd. € und lagen 0,9 Mrd. € über dem Sollwert.       Finanzvolumen des Fonds beträgt insgesamt 3,2
    Mit 306,8 Mrd. € lagen die Ausgaben des Bundes            Mrd. €. 106 Kommunen konnten die Hilfen des
    um 4,8 Mrd. € unter dem vorgesehenen Sollwert.            Landes in Anspruch nehmen. Bis zum 15.02.2013
    Abzüglich der genannten Ausgaben aufgrund von             stimmten 100 Kommunen den Konsolidierungsver-
                                                                              6
    Sondereffekten, wurde damit das Niveau des Haus-          einbarungen zu.
                                 3
    halts des Vorjahres erreicht.
                                                              Der Agrarhaushalt des Bundes verringerte sich
    Die Steuereinnahmen des Landes Hessen sind im             2012 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 % auf 5,28
                                                                     7
    Berichtsjahr um 1,4 % gestiegen, blieben aber rund        Mrd. €. Für die Aufgaben im Rahmen der Gemein-
    1,6 % unter dem Soll. Die Ausgaben stiegen im             schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und

                                                                                                                 7
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

des Küstenschutzes“ (GAK) standen insgesamt rund        einen neuen Sachkundenachweis vorlegen. Zukünf-
940 Mio. € zur Verfügung. Davon entfielen 600           tig haben die Anwender auch die Pflicht alle drei
Mio. € auf den Bund, wovon wiederum 25 Mio. € für       Jahre an einer anerkannten Fort- oder Weiterbildung
                                                                     12
den Sonderrahmenplan „Küstenschutz in Folge des         teilzunehmen.
Klimawandels“ vorgesehen waren. Der Anteil Hes-
                                                8
sens betrug rund 26 Mio. € (siehe Grafik unten).        Die im April 2012 geänderte Düngemittelverord-
                                                        nung wurde am 05.12.2012 durch eine Neufassung
    30 Mio. €                                           abgelöst. Mit der Neufassung wurden die Schad-
                                                        stoffgrenzwerte für Düngemittel geändert und die
                                                                                               13, 14
                                                        Kennzeichnungsvorschriften vereinfacht.
    20 Mio. €

                                                        Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Federführung
    10 Mio. €                                           des Thünen-Instituts evaluierte 2011 bis 2012 die
                                                        bestehende Düngeverordnung. Kritikpunkte der
           0                                            bestehenden Verordnung betrafen die Düngepla-
                2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012      nung, die standort- und bodenzustandsspezifischen
                            GAK                         Restriktionen, Ausbringzeitpunkte und Lagerdauer,
                                                        Ausbringtechnik und Einarbeitung, Methoden und
    Anteil Hessens an den Ausgaben der Gemein-          Salden bei der Nährstoffberechnung und die Aus-
    schaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur   bringungsobergrenzen. Auf Grundlage dieser Kritik-
    und des Küstenschutzes (GAK) - nur Bundesmittel     punkte soll bis zum Jahr 2014 die Düngeverordnung
                                                                          15, 16
                                                        novelliert werden.
Agrarpolitik und Agrarrecht
                                                        Zur Verbesserung des Tierschutzes wurde am
                                                        13.12.2012 durch den Bundestag die Änderung des
Am 22.07.2012 ist das 6. Umweltaktionsprogramm
                                                        Tierschutzgesetzes beschlossen. Ab 2019 sind
der EU ausgelaufen. Die Europäische Kommission
                                                        beispielsweise die Ferkelkastration und der Schen-
hat im November 2012 einen Vorschlag für ein
                                                        kelbrand bei Pferden nur noch unter Betäubung
neues Programm mit einem Geltungszeitraum bis
                                                        zugelassen. Zudem sieht das Gesetz eine Erhöhung
2020 vorgelegt. Es wird u. a. gefordert, die
                                                        der Eigenverantwortung der Nutztierhalter vor sowie
Bemühungen zur Verringerung der Bodenerosion
                                                        eine Änderung und Ergänzung der Regelungen zur
und zur Vermehrung der organischen Bodensub-                      17
                                                        Qualzucht.
stanz zu verstärken, Maßnahmen zur Reduzierung
von Stickstoff- und Phosphoremissionen aus der
                                                        Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte – mit Urteil
Düngemittelverwendung umzusetzen und Landwirten
                                                        vom 29.02.2012 – die Nulltoleranz für gentechnisch
stärkere Anreize für ein umweltverträgliches
                      9                                 verunreinigtes Saatgut und das Vorgehen der hes-
Wirtschaften zu geben.
                                                        sischen Gentechnikbehörde, des Regierungspräsidi-
                                                        ums Gießen, gegen die ungenehmigte Aussaat von
Seit dem 01.08.2012 gilt die Durchführungsverord-                                         18
                                                        gentechnisch verändertem Saatgut.
nung (EU) Nr. 203/2012 der Kommission vom
08.03.2012. Diese ergänzt die Verordnung (EG) Nr.
                                                        Am 30.11.2012 unterzeichneten die hessische
889/2008 um Regelungen zur ökologischen/biolo-
                                                        Landesregierung und der hessische Bauernverband
gischen Weinbereitung. Geregelt werden u. a.
                                                        den „Zukunftspakt hessische Landwirtschaft“, der
• Verfahren der ökologischen/biologischen Wein-         u. a. gemeinsame Positionen zu bedeutenden
     bereitung,
                                                        agrarpolitischen Themen umfasst. Die zentralen
• die Verwendung von Erzeugnissen und Stoffen           Punkte des Zukunftspakts sind:
     bei der Herstellung von ökologischen/biologi-
                                                        • Flächenschutz,
     schen Erzeugnissen des Weinsektors sowie
                                                        • Energiewende,
• die Kennzeichnung von Bio-Wein.10, 11
                                                        • Tierhaltung/Veredlungsinitiative,
                                                        • Beratung /Aus- und Weiterbildung,
Am 14.02.2012 ist das novellierte Pflanzenschutz-
                                                        • Vermittlung von Alltagswissen,
gesetz in Kraft getreten. Mit der Gesetzesnovelle
werden Richtlinien der EU in deutsches Recht
                                                        • Bürokratieabbau sowie
umgesetzt. Unter anderem wird mit der Novelle die       • Förderung.19
Bescheinigung der Sachkunde neu geregelt. Anwen-
der von Pflanzenschutzmitteln müssen bis 2015

8
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                               Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Förderung des ländlichen Raums                          Darüber hinaus hat der PLANAK am 12. Dezember
                                                        die über das gesamte Jahr 2012 diskutierte
Die 8. Änderung der Nationalen Rahmenregelung           Neuausrichtung der GAK für die nächste
der Bundesrepublik Deutschland für die Entwicklung      Förderperiode ab 2014 ff. eingeleitet. Die
ländlicher Räume wurde am 06.06.2012 seitens der        bisherigen Fördermaßnahmen wurden in einem
EU-Kommission angenommen. Die Änderungen                vorgeschalteten mehrmonatigen Prozess einer
betreffen insbesondere:                                 Priorisierung    und    Konzentration     unterzogen.
• Die Darstellung (Klarstellung) der Regeln zur         Insgesamt soll eine Reduzierung von 87 auf 48
    Berechnung der ELER-Beteiligung bei mehreren        Maßnahmen stattfinden. In folgenden Bereichen
    Maßnahmen. Die Bemessungsgrundlage für die          führen die Beschlüsse zu entscheidenden
    Beteiligung des ELER entspricht 100 % der           Änderungen im Rahmenplan 2014: Integrierte
    öffentlichen Ausgaben, für die nach Art. 71 der     ländliche Entwicklung, Einzelbetriebliche Investitions-
    ELER-Verordnung zuschussfähige Ausgaben             förderung, Landwirtschaft, Diversifizierung, Beratung,
    getätigt wurden.                                    Verbesserung der Vermarktungsstrukturen, Markt-
• Die Beihilfeintensität bei Vorhaben eines             und      Standortangepasste     Landbewirtschaftung
    öffentlichen Begünstigten beträgt 100 % und bei     (Agrarumweltmaßnahmen), Forstwirtschaft und Ge-
    Vorhaben privater Begünstigter bis zu 35 %.
                                               20       netische Ressourcen (u. a. vom Ausstreben bedroh-
                                                                           23
                                                        te Nutztierrassen).
Im Mai 2012 wurde der Rahmenplan der Gemein-
                                                        In Hessen wurde im Berichtsjahr die Förderung der
schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
                                                        Dorfentwicklung umstrukturiert. Anstatt der Be-
und des Küstenschutzes“ (GAK) (2012 - 2015) sowie
                                                        trachtung eines Orts-/Stadtteils, erfolgt nun eine ge-
der Sonderrahmenplan „Maßnahmen des Küsten-
                                                        samtkommunale Betrachtung. Hintergrund hierfür
schutzes in Folge des Klimawandels“ (2009 - 2025)
                                                        sind die gestiegenen Anforderungen, v. a. aufgrund
veröffentlicht. U. a. ergaben sich folgende Änderun-
                                                        des demografischen und sozioökonomischen Wan-
gen:
                                                        dels. Neu im Verfahren der Dorfentwicklung ist das
• In der Einführung zum Rahmenplan wurde
                                                        integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK),
   ergänzend darauf hingewiesen, dass bei agrar-
                                                        das nunmehr die Grundlage für die Förderung dar-
   strukturellen Maßnahmen die Erfordernisse der
                                                        stellt. Im September des Berichtsjahres veröffentlich-
   demografischen Entwicklung zu beachten sind.
                                                        te das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr
• Die Förderungsgrundsätze zur Marktstrukturver-        und Landesentwicklung den „Leitfaden zur Erstel-
   besserung wurden dahingehend geändert, dass
                                                        lung eines integrierten kommunalen Entwick-
   die Förderung von Investitionen in die Schlach-
                                                        lungskonzepts“, mit dem die Kommunen bei der
   tung von Geflügel analog zur Schlachtung von
                                                        Erarbeitung unterstützt werden sollen. Der Leitfaden
   Rindern und Schweinen ausgeschlossen wird.
                                                        thematisiert u. a. die erforderlichen Arbeitsphasen –
   Vom Förderausschluss werden Kleinst- und klei-
                                                        Bestandsanalyse, Leitbild-, Ziel- und Ideenfindung
   ne Unternehmen ausgenommen. Dadurch kön-                                24
                                                        sowie Umsetzung.
   nen u. a. die handwerklich arbeitenden Fleische-
   reibetriebe eine Förderung erhalten. Dies trägt
   der Weiterentwicklung von regionalen Wert-
   schöpfungsketten Rechnung.
                                  21                    Künftige gemeinsame Agrarpolitik

                                                        In Vorbereitung auf die Förderperiode 2014-2020
Am 12.12.2012 hat der Planungsausschuss für
                                                        hat die EU-Kommission im Oktober 2011 Verord-
Agrarstruktur und Küstenschutz (PLANAK) den
                                                        nungsvorschläge zur Kohäsionspolitik vorgelegt.
GAK-Rahmenplan 2013 beschlossen. Die Förder-
                                                        Inhalt ist u. a. eine übergreifende, allgemeine
grundsätze des Rahmenplanss 2012 sollen – vor
                                                        Verordnung mit gemeinsamen Regelungen für alle
allem unter dem Vorzeichen der Wahrung einer
                                                        fünf EU-Fonds (EFRE, ESF, KF, ELER, EMFF), die
Kontinuität – in 2013, dem letzten Jahr der laufenden
                                                        auf ein besseres Zusammenwirken der einzelnen
Förderperiode, fortgesetzt werden. Die einzige
                                                        Fonds abzielt. Die vorgelegten Verordnungsentwürfe
Änderung erfolgte für die Maßnahme im Förder-
                                                        werden seit ihrer Veröffentlichung EU-weit diskutiert.
bereich 1 "Integrierte ländliche Entwicklung" – die
Maßnahme wurde um die Aspekte demografische
                                                        Am 07./08.02.2013 hat der Europäische Rat (die
Entwicklung und Reduzierung des Flächen-
                    22                                  Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten)
verbrauchs ergänzt.
                                                        eine Einigung über den kommenden Mehr-
                                                        jährigen Finanzrahmen 2014 - 2020 (MFR) erzielt.

                                                                                                             9
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Es ist ein Gesamthaushalt in Höhe von 960 Mrd. €         Eine Sonder-Agrarministerkonferenz bezüglich des
(in Preisen von 2011) vorgesehen, was 1 % des EU-        aktuellen Stands der Verhandlungen zum Mehrjähri-
Bruttonationaleinkommens (EU-BNE) und damit der          gen Finanzrahmen der EU von 2014 bis 2020 sowie
Forderung von Deutschland entspricht. Für die            der damit verbundenen Auswirkungen auf die
Haushaltsrubrik 2 „Nachhaltiges Wachstum: Natür-         Gemeinsame Agrarpolitik fand am 13.12.2012 in
liche Ressourcen“ (Landwirtschaft – 1. und 2. Säule)     Berlin statt. Gefordert wurden u. a. eine zügige
sind gut 373 Mrd. € vorgesehen, davon rund 278           Verabschiedung des EU-Haushalts sowie die
Mrd. EUR für die 1. Säule und rund 85 Mrd. € für die     nächste Förderperiode eine unveränderte Höhe der
2. Säule (zum Vergleich 2007-2013: 1. Säule 330          EU-Mittel für die 1. und 2. Säule; weitere Kürzungen
Mrd. EUR, 2. Säule 96 Mrd. €).                           seien u. a. angesichts der demografischen Entwick-
                                                         lungen in den ländlichen Regionen unverhältnismä-
                                                             32, 33
Im März 2012 wurde von der EU-Kommission der             ßig.
„Gemeinsame Strategische Rahmen“ veröffent-
licht, der für den Finanzplanungszeitraum ab 2014        Ende des Berichtsjahres herrschte zur GAP-Reform
klare Investitionsschwerpunkte vorgibt. Des Weiteren     weiterhin Uneinigkeit zwischen den EU-Mitglieds-
sind Partnerschaftsvereinbarungen zwischen der           staaten. Es wurden Verhandlungen bezüglich der
Kommission und den einzelnen Mitgliedstaaten             nächsten Förderperiode zwischen der Kommission,
vorgesehen. Der Strategische Rahmen dient natio-         den Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parla-
nalen und regionalen Behörden als Ausgangspunkt          ment geführt. Ende 2012/ Anfang 2013 begann auf
für die Abfassung der Partnerschaftsvereinbarungen,      EU-Ebene die Diskussion zu dem Erfordernis von
in denen sie sich zu der Erreichung der Europa           Übergangsbestimmungen von der laufenden auf
2020-Ziele verpflichten. Der Entwurf der Partner-        die nächste Förderperiode, insbesondere in Bezug
schaftsvereinbarung zwischen der EU-Kommission           auf die mehrjährigen Fördermaßnahmen. Ziel ist,
                                      25, 26
und Deutschland wird derzeit erstellt.                   dass sich die Verzögerungen im Genehmigungsver-
                                                         fahren der neuen Entwicklungsprogramme nicht
Auf der Agrarministerkonferenz am 27.04.2012 in          negativ auf die Kontinuität der Umsetzung der Politik
Konstanz wurde u. a. die Minimierung des Antibio-        auswirken. Mittlerweile hat die EU-Kommission mit
tikaeinsatzes in der landwirtschaftlichen Nutztierhal-   Änderung der geltenden ELER-DVO (EG) Nr.
tung, der Bodenmarkt, die Kennzeichnung regionaler       1974/2006 durch die VO (EG) Nr. 335/2013 vom
Lebensmittel sowie die Entwicklung auf dem Milch-        12.04.2013 für fast alle ELER-Maßnahmen
                 27
markt diskutiert. Bezüglich des Themas „Greening“        (ausgenommen       Erstaufforstung,   Vorruhestand,
wurde betont, dass an der Forderung festgehalten         Einhaltung von Normen) die Möglichkeit geschaffen,
werde, die Prämienzahlungen an die Landwirtschaft        Neubewilligungen in den Jahren 2014 und 2015 auf
in der ersten Säule obligatorisch mit zusätzlichen       Basis der aktuellen ELER-Programme nach der VO
                                                28
Umweltauflagen für die Betriebe zu verbinden. Die        (EG) Nr. 1698/2005 erteilen zu können, soweit die
Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der         Mittel der laufenden Förderperiode noch nicht
Gemeinsamen Agrarpolitik“ wurde per Beschluss mit        ausgeschöpft sind (Neubewilligungen nach altem
der Entwicklung von Vorschlägen zur Konkretisie-         Recht mit altem Geld). Darüber hinaus wurde Mitte
rung der Umsetzung von verpflichtenden Greening-         April 2013 ein Vorschlag einer sog. „ad-hoc“-
                         29
Komponenten beauftragt.                                  Übergangsverordnung für die GAP in 2014 auf Basis
                                                         von Art. 95 Entwurf ELER-VO vorgelegt, wodurch die
Die Themen Antibiotikaeinsatz, Milchmarkt sowie          Möglichkeit geschaffen werden soll, auch Neubewil-
Greening standen auf der Herbstkonferenz der             ligungen im Jahr 2014 für bestimmte Maßnahmen
Agrarminister am 28.09.2012 in Schöntal erneut im        (AUM, Ausgleichszulage, Natura 2000/ WRRL-
Fokus. Insbesondere die geplante Ausweisung von          Ausgleichszahlungen, Waldumwelt, Tierschutz) auf
7 % der Ackerfläche als „ökologische Vorrangfläche“      Basis der aktuellen ELER-Programme aber bereits
                              30
wurde kontrovers diskutiert.     Einigkeit herrschte     finanziert mit neuem Geld aussprechen zu können.
darüber, dass die Position der Milcherzeuger zu          Hinsichtlich des Themas „Greening“ bedeutet dies,
verbessern sei. Per Beschluss wurde die Notwendig-       dass die neuen Durchführungsbestimmungen für die
keit festgehalten, das Agrar-Marktstrukturgesetz und     1. Säule der GAP (Direktzahlungen) erst ab 2015
die entsprechende Durchführungsverordnung zügig          eingehalten werden müssen. Bis Mitte 2013 soll ein
            31
zu erlassen.                                             Verordnungsvorschlag für die schrittweise Einfüh-
                                                                                                   34, 35
                                                         rung der EU-Agrarreform erarbeitet werden.

10
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                                Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Ländlicher Raum

Bevölkerung
                                                       60000
Das Wanderungsverhalten in Hessen ist – außer in
                                                       50000
den Jahren von 2005 bis 2008 – seit 1980
kontinuierlich positiv. So weist Hessen auch 2011 im   40000
Durchschnitt einen Wanderungsgewinn von 32.455
Einwohnern auf. Die einzigen Landkreise mit einem      30000
Wanderungsverlust sind der Lahn-Dill-Kreis (- 304),
der Vogelsbergkreis (- 378), Fulda (- 104), der        20000
Schwalm-Eder-Kreis (- 92) sowie Waldeck-Franken-       10000
berg (- 505), welche teilweise sehr ländlich geprägt
sind und eine geringe Bevölkerungsdichte aufweisen          0
(vgl. Grafik unten). Es zeichnet sich ein deutlicher             2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Nord-Süd-Unterschied ab, wobei die kreisfreie Stadt    -10000
                                 36
Kassel im Norden heraussticht.
                                                         Lebendgeborene       Gestorbene    Geburtendefizit
 Wanderungsbilanz                                      Geburtensaldo (2011)
      - 505
      - 504 bis – 304                                  Ausschlaggebend für das Geburtendefizit ist vor
      - 303 bis 0                                      allem der demographische Wandel. Im Zeitraum von
      1 bis 555                                        2001 bis 2011 ist der Anteil an Einwohnern, die 65
      556 bis 1258                                     Jahre alt oder älter sind, um etwa drei Prozentpunkte
                                                                               39
      1259 bis 2814                                    auf 20 % angestiegen.
      2815 bis 4472
      4473 bis 9366                                    Aus dieser – sowohl natürlichen als auch wande-
                                                       rungsbedingten – Bevölkerungsentwicklung resultiert
                                                       2011 im Vergleich zum Vorjahr ein erkennbarer
                                                       Anstieg der Einwohnerzahl. Sie stieg im Jahr 2011
                                                       um etwa 25.000 Einwohner (0,4 %) auf knapp 6,1
                                                            40
                                                       Mio.

                                                       Das Bundeskabinett hat im April 2012 die Demogra-
                                                       fiestrategie „Jedes Alter zählt“ beschlossen. Die
                                                       Strategie beschreibt Ziele, Handlungsfelder und
                                                       Maßnahmen, mit denen sich die Bundesregierung
                                                       hinsichtlich der Schrumpfung und Alterung der Be-
                                                       völkerung befasst. Für das Handlungsfeld „Lebens-
                                                       qualität in ländlichen Räumen und integrative
 Wanderungsverhalten (2011)
                                                       Stadtpolitik“ wurden u. a. die Bewahrung der Attrakti-
                                                       vität ländlicher Räume sowie die Sicherung bedarfs-
Bezüglich der natürlichen Bevölkerungsentwick-         gerechter Mobilität, der Daseinsvorsorge und der
                                                                                          41
lung in Hessen zeigt sich, dass im Jahr 2011 bis auf   Kommunikation als Ziele formuliert.
eine Ausnahme (Landkreis Groß-Gerau) lediglich die
kreisfreien Städte eine positive Bilanz aufweisen.     In Hessen wurde am 31.10.2012 zum dritten Mal der
Insgesamt beläuft sich das Geburtendefizit 2011 auf    Demografie-Preis verliehen. Die Preisausschrei-
                              37, 38
- 8.967 (vgl. Grafik rechts).                          bung lief unter dem Motto „Bürger machen Dörfer
                                                       stark“. Insgesamt wurden vier Projekte zur Gestal-
                                                                                                       42
                                                       tung des demografischen Wandels ausgezeichnet.

                                                                                                          11
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Grundversorgung

Anfang des Jahres 2012 ist das „Gesetz zur
Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der
gesetzlichen Krankenversicherung“ in Kraft getreten.
Ziel des Gesetzes ist, demografiebedingten Versor-
gungsengpässen entgegenzuwirken und eine flä-
chendeckende ärztliche Versorgung zu sichern.
Schwerpunkte der Neuregelungen sind u. a. die
Schaffung von Anreizen für Ärzte in strukturschwa-
chen Gebieten sowie von flexiblen Versorgungs-
                        43
strukturen auf dem Land.

Zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in
Hessen erarbeitet das Land planerische Strategien.
Am 11.11.2011 wurde zwischen der Kassenärztli-
chen Vereinigung Hessen, der Landesärztekammer
Hessen, kommunalen Spitzenverbänden und der
Hessischen Landesregierung sowie weiteren Part-                                       Versorgung (in %
nern der „Hessische Pakt zur Sicherstellung der                                       aller Haushalte)
gesundheitlichen Versorgung für die Jahre 2012
                                                                                             > 95 – 100 %
bis 2014“ vereinbart. Der Pakt umfasst u. a. Maß-
nahmen in den Bereichen ärztliche Ausbildung,                                                > 50 – 95 %
allgemeinmedizinische Weiterbildung und Förderung                                            > 10 – 50 %
der Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Gebieten
mit regionalem Versorgungsbedarf. Am 25.01.2012                                                 0 – 10 %
wurde der Pakt gemeinsam mit planerischen Stra-        Breitbandverfügbarkeit mit ≥ 50 Mbit/s (Mitte 2012)
tegien und Fördermöglichkeiten auf dem Praxisforum
„Ärztliche Versorgung auf dem Land“ des Kom-
                                          44, 45       breiten mit ≥ 1 Mbit/s erreicht werden (99,5 % aller
petenznetzes Vitale Orte 2020 vorgestellt.
                                                       Haushalte in Deutschland). Die Versorgung mit ≥ 50
                                                       MBit/s schnellem Internet lag Mitte des Jahres im
In dünn besiedelten Regionen wird es infolge rück-
                                                       bundesweiten Durchschnitt bei rund 52 % – in
läufiger Einwohnerzahlen immer schwieriger ein
                                                       städtischen Gebieten bei 73 %, in halbstädtischen
flächendeckendes Nahverkehrsnetz zu erhalten.
                                                       bei 29 % und in ländlichen Räumen bei 8 %. Im
Insbesondere für ältere Menschen ist dadurch eine
                                                       Zeitraum von 2010 bis 2012 wurden ca. 4,7 Mio.
gesellschaftliche Teilhabe gefährdet. Die Sicherung
                                                       Haushalte in Deutschland neu mit Bandbreiten ≥ 50
der Mobilität in ländlichen Räumen wird in Hessen                           48
                                                       Mbit/s erschlossen. Ziel der Bundesregierung ist
zu den zentralen Aufgaben der künftigen Verkehrs-
                                                       die Erreichung der Verfügbarkeit von Bandbreiten mit
politik zählen. Derzeit steht die Erarbeitung inno-
                                                       ≥ 50 Mbit/s für 75 % der Haushalte bis zum Jahr
vativer Maßnahmen im Vordergrund. Der Nordhessi-
                                                       2014. Bis 2018 wird eine flächendeckende Verfüg-
sche Verkehrsverbund entwickelte 2011 das Pilot-                          49
                                                       barkeit angestrebt.
projekt „Mobilität im ländlichen Raum/Mobilfalt“.
Das Projekt wird vom Fachgebiet Verkehrsplanung
                                                       In Hessen lag die Breitbandversorgung mit ≥ 1 Mbit/s
und Verkehrssysteme der Universität Kassel seit
                                                       schnellem Internet lag Mitte 2012 bei rund 99 %; die
September 2011 wissenschaftlich begleitet. Ziel des
                                                       Versorgung mit ≥ 50 Mbit/s lag bei etwa 60 % – in
Projektes ist, vorhandene öffentliche Verkehrsange-
                                                       städtischen Gebieten bei 81 %, in halbstädtischen
bote mit dem Individualverkehr zu verknüpfen und so
                                                       bei 36 % und in ländlichen Räumen bei etwa 11 %
die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit des ÖPNV                        50
                                                       (vgl. Grafik oben). Ende 2011 konnte in Hessen
zu verbessern. Seit Ende 2012 wird dies in mehreren
                                    46, 47             eine Breibandgrundversorgung bzw. eine Versor-
Pilotgebieten in Nordhessen erprobt.
                                                       gungsperspektive für unterversorgte Ortsteile er-
                                                       reicht werden. Seit 2012 steht der Ausbau des
Mitte des Jahres 2012 konnte bundesweit eine                                                          51
                                                       Hochgeschwindigkeitsnetzes im Vordergrund.
nahezu flächendeckende Verfügbarkeit von Band-

12
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                               Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Wirtschaft

Konjunktur                                              Arbeitslosenquote (aller zivilen Erwerbspersonen)
                                                        2012 im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 % auf 5,7 %
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands ist         gesunken (vgl. Grafik unten). Mit einem Jahres-
2012 gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen           durchschnitt von 178.320 Arbeitslosen wurde der
                                                                                           58, 59
(preisbereinigt +0,7 % auf rund 2,65 Mrd. €). In        niedrigste Wert seit 1993 erreicht.
jeweiligen Preisen pro Einwohner stieg das BIP um
1,8 % auf rund 32.300 €. Der Außenbeitrag (Importe
abzüglich Exporte von Waren und Dienstleistungen)
zum BIP ist mit 152 Mrd. € gegenüber 2011 um 20         10 %
Mrd. € gestiegen. Bei den Exporten konnte gegen-
über dem Vorjahr ein Anstieg von 4,1 % verzeichnet
                                            52
werden, bei den Importen ein Plus von 2,3 %.
                                                         5%
In Hessen stieg das BIP je Einwohner um 1,2 % auf
                                  53
rund 37.700 € (vgl. Grafik unten). Besonders stark
stieg die hessische Wirtschaftsleistung in dem
Wirtschaftsbereich „Finanz-, Versicherungs- und
                                                           0
Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Woh-               2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
nungswesen“, im Dienstleistungsbereich sowie in
dem Bereich „Handel, Gastgewerbe und Verkehr,                                              Deutschland
Information und Kommunikation“ an. Für den Bereich      Arbeitslosenquote                  Hessen
Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei wurde im
Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 5,4 % ver-
         54                                             Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen 2012
zeichnet.
                                                        im Vergleich zum Vorjahr um rund 2 %. Am stärksten
                                                        wurde die Teuerungsrate durch Preissteigerungen im
€ / Einwohner
                                                        Energiesektor geprägt. Aber auch bei Nahrungsmit-
  30 000                                                teln zeigten sich überdurchschnittlich hohe Preisstei-
                                                        gerungen. Fleisch und Fleischwaren verteuerten sich
                                                                                        60
                                                        beispielsweise um mehr als 5 %.
  20 000
                                                        Für die Ernährungsindustrie konnte eine positive
  10 000                                                Jahresbilanz verzeichnet werden. Der Umsatz stieg
                                                        gegenüber 2011 um 3,6 % auf 170,6 Mrd. €. Der
                                                        Auslandsanteil am Umsatz belief sich auf rund
       –                                                30 %.
                                                             61
            2002 2004    2006 2008     2010 2012

           Hessen       Deutschland        EU-27

Wirtschaftsentwicklung
                                                        Fremdenverkehr
(Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner)
                                                        Im Berichtsjahr wurden bundesweit 407,4 Mio.
                                                        Übernachtungen in- und ausländischer Gäste in
Die Anzahl der Erwerbstätigen im Inland ist im
                                                        Beherbergungsbetrieben verzeichnet, d. h. ein Plus
Vergleich zum Vorjahr um 1 % (422.000 Personen)                                                          62
                                                        von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
gestiegen, d. h. die Wirtschaftsleistung wurde im
                                                        In Gemeinden mit > 50.000 Einwohnern nahm die
Jahresdurchschnitt durch 41,6 Mio. Erwerbstätige
         55                                             Zahl der Übernachtungen zwischen 2004 und 2011
erbracht. Die Zahl der erwerbstätigen mit Arbeitsort
                                            56          jährlich um mehr als 4 % zu. In Gemeinden mit
in Hessen stieg um 1,1 % auf 3,23 Millionen.
                                                        < 5.000 Einwohner stagnierten im gleichen Zeitraum
                                                        die Übernachtungen nahezu mit einem jährlichen
Die Arbeitslosenquote in Deutschland sank im
                                                        Wachstum von 0,3 %. Deutschlandweit beträgt die
Berichtsjahr gegenüber 2011 um 0,3 Prozentpunkte
                                                        touristische Wertschöpfung der ländlichen Regionen
auf 6,8 % und erreichte damit den niedrigsten Stand                 63
                                                        rund 12 %.
seit 1991. Im Jahresdurchschnitt betrug die Zahl der
                                   57
registrierten Arbeitslosen 2,9 Mio. In Hessen ist die

                                                                                                           13
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

In Hessen konnte ebenfalls eine positive Jahresbi-      während die Einkommen der Veredlungsbetriebe
                                                                                             67
lanz verzeichnet werden. Gegenüber 2011 sind die        stiegen (+ 18 %) (vgl. Grafik unten).
Gästeübernachtungen 2012 um 3,5 % auf knapp
30 Mio. angestiegen – damit wurde der Höchstwert        Gewinn + Personalaufwand der Haupterwerbs-
des Jahres 1991 übertroffen. Neben Frankfurt wurde      betriebe (in 1.000 € pro AK und Jahr)
insbesondere im Waldecker und Kasseler Land ein
                                                        40
deutlicher Anstieg der Gästeübernachtungen ver-
zeichnet (vgl. Grafik unten). Die Gästeankünfte in
                                                        30
Hessen beliefen sich auf rund 13 Mio. (+ 4,9 %
gegenüber 2011), darunter etwa 3,2 Mio. Auslands-
gäste. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der   20
                                              64, 65
Gäste aus dem Ausland deutlich angestiegen.
                                                        10
Gästeübernachtungen
                                                         0
7 Mio.                                                        01/02   03/04    05/06   07/08    09/10    11/12
                                                                                       Deutschland
6 Mio.                                                                                 Hessen - Durchschnitt
                                                                                       Hessen - Ackerbau
                                                        Landwirtschaft-                Hessen - Milchvieh
5 Mio.                                                  liches Einkommen               Hessen - Veredlung

4 Mio.
                                                        Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte
3 Mio.                                                  sind im Vergleich zu 2011 deutlich gestiegen; im
                                                        Dezember 2012 war der Index rund 10 % höher als
                                                                                         68
                                                        im gleichen Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stiegen
2 Mio.                                                                                                    69
                                                        die Preise für Betriebsmittel (vgl. Grafik unten). Ins-
                                                        besondere für die Bereiche Futtermittel und Energie
1 Mio.                                                                                                70
                                                        wurde ein Anstieg der Kosten verzeichnet.

     2004       2006      2008       2010       2012    Quartals-Preisindex für Deutschland (2005 = 100)
                                                        160
              Frankfurt
                                                        150
              Rheingau, Main-Taunus (o. Frankfurt)
              Waldecker Land, Kasseler Land             140
              Meißner, Rhön, Kur- und Waldhessen        130
              Vogelsberg, Spessart, Wetterau            120
              Odenwald, Bergstraße
                                                        110
              Westerwald, Lahntal, Dilltal
                                                        100
Tourismus in den hessischen Reisegebieten
                                                         90     2005 |2006 |2007 |2008 |2009 |2010 |2011 |2012

                                                                                        Pflanzenproduktion
Landwirtschaft                                          Preisentwicklung in             Tierproduktion
                                                        der Landwirtschaft              Betriebsmittel
Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirt-
schaft sowie der Fischerei in Deutschland lag 2012
                                                        Die Preise für Getreide erreichten zur Jahresmitte
bei rund 23 Mrd. €. Im Vergleich zum Vorjahr
                                            66          Höchstwerte. Bestimmend für den Marktverlauf
bedeutet dies ein Plus von 1,5 Mrd. €.         Das
                                                        waren die niedrigen Ernteerwartungen durch die
Einkommen der Beschäftigten in der Landwirt-
                                                        Dürre in den USA. Für die weltweite Weizenernte im
schaft stieg im Bundesdurchschnitt um 4 % (Gewinn
                                                        Wirtschaftsjahr 2012/2013 wurde ein Rückgang von
plus Personalaufwand pro Arbeitskraft). In Hessen
                                                        etwa 34 Mio. t gegenüber dem vorherigen Wirt-
sank das Einkommen um 7 % im Vergleich zum
                                                        schaftsjahr geschätzt, sodass ein Abbau der Lager-
Vorjahreszeitraum. Die Einkommen der Betriebe mit
                                                        bestände zu erwarten ist. Bei Mais liegen die Lager-
Ackerbau gingen besonders deutlich zurück (- 18 %),

14
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                                Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

bestände mit einem Schätzwert von rund 14 Mio. t         der Ackerfläche bzw. 8 % der Landesfläche. Den
                               71
unter dem Niveau des Vorjahres.                          größten Anbauumfang nahmen dabei Raps (zur
                                                         Pflanzenöl- und Biodieselherstellung) sowie Silomais
                                                                                               77
Das Gesamtergebnis der deutschen Getreideern-            und Getreide (für Biogasanlagen) ein. Im Berichts-
te 2012 (einschließlich Körnermais) ist positiv aus-     jahr ist in Hessen der Anbau von Pflanzen zur
gefallen und übertraf trotz der Kahlfröste im Februar    Grünernte im Vergleich zu 2011 um rund 10.000 ha
sowie des wechselhaften Wetters im Verlauf des           auf 76.000 ha angestiegen, darunter 47.000 ha
                                                                                                        78
Jahres mit rund 44,7 Mio. t das Ergebnis des Vor-        Silomais (2011: 38.000 ha) (vgl. Grafik links).
                72
jahres um 6,7 %.
                                                         In der Europäischen Union werden auf 3 % der
In Hessen wurde eine deutlich unterdurchschnittliche     Ackerfläche Eiweißpflanzen angebaut. Rund 30 %
Getreideernte verzeichnet. Insgesamt belief sich die     der in der EU verwendeten Eiweißpflanzen stammen
                                                                              79
geerntete Getreidemenge auf etwa 1,7 Mio. t und lag      aus eigenem Anbau. Ziel der im November 2012
somit um 14,6 % unter dem Ergebnis des Vorjahres         durch das Bundeslandwirtschaftsministerium ver-
und 19 % unter dem Durchschnitt der letzten 6            öffentlichten Eiweißstrategie ist die Verstärkung des
Jahre. Ursache hierfür waren Spätfröste, die in vielen   Anbaus einheimischer Eiweißpflanzen sowie die
                                                                                                             80
Regionen Hessens Schäden verursachten – betrof-          Verringerung bestehender Wettbewerbsnachteile.
fen waren v. a. Winterweizen und Wintergerste. Das       In Deutschland wurden 2011 auf rund 98.000 ha
abgefrorene Wintergetreide wurde umgebrochen und         Hülsenfrüchte zur Körnergewinnung angebaut
Sommergetreide ausgesät. Die Winterweizenfläche          (darunter in abnehmendem Umfang: Erbsen, Süß-
nahm gegenüber 2011 deutlich ab, wohingegen die          lupinen, Ackerbohnen, alle anderen Hülsenfrüchte).
Sommerweizenfläche zunahm. Zwischen Winter-              In Hessen belief sich die Anbaufläche auf etwa
                                                                                               81
und Sommergerste wurden ebenfalls deutliche Ver-         3.000 ha (Erbsen und Ackerbohnen).
                                            73, 74, 75
schiebungen verzeichnet (vgl. Grafik unten).
                                                         Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Hessen
x 1.000 ha                                               betrug 2012 insgesamt rund 763.000 ha. Gegenüber
                                    Rest Ackerland
750                                                      dem Vorjahr ist die Fläche um 5.000 ha gesunken.
                                    Ackerbrache          Die Anzahl der Betriebe verringerte sich um 300 auf
                                                                82
                                                         17.400.
                                    Zuckerrübe
                                                         Deutschlandweit wurden im Berichtsjahr 6,3 % der
                                    Silomais             landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirt-
500                                                                                          83
                                                         schaftet. 2011 waren es noch 6,1 %; in Hessen lag
                                    Winterweizen
                                    und -gerste          der Flächenanteil Ende 2011 mit 10,5 % deutlich
                                                                                       84
                                    Roggen               über dem Bundesdurchschnitt.

                                    Hafer u.a.           Das Umsatzvolumen für Öko-Produkte in Deutsch-
                                    Sommergetreide       land stieg 2012 auf rund 7 Mrd. €. Der Umsatzanteil
250                                 Winterraps           am deutschen Lebensmittelmarkt betrug damit ca.
                                                             85
                                                         4 %.
                                    Dauergrünland

                                                         Zunehmend gewinnen auch Weine aus ökologi-
                                                         schem Anbau an Bedeutung. In Deutschland hat sich
  0                                                      die Anbaufläche für Öko-Weinbau zwischen 2006
      2004 2006 2008 2010 2012                           und 2011 mehr als verdoppelt.
                                                                                      86

Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen
                                                         In Hessen lag die Weinmenge 2012 bei 70 Hekto-
                                                         litern pro Hektar und damit leicht unter dem lang-
Energiepflanzen wurden bundesweit auf insgesamt          jährigen Durchschnitt. Gegenüber 2011 ist die Wein-
2,1 Mio. ha angebaut. Die Anbaufläche vergrößerte        menge um zehn Hektoliter pro Hektar gesunken. Wie
sich damit um ca. 3 % gegenüber 2011. Der Flä-           auch in 2011 wurde die Reife der Trauben durch den
                                                                                                87
chenanteil von Pflanzen für Biogas stieg um 1 % auf      feuchten Sommer nachteilig beeinflusst.
rund 45 % und überstieg den Anteil der Anbaufläche
                                              76
von Rapsöl für Biodiesel bzw. Pflanzenöl.        In      Die Fleischproduktion in Deutschland war erstmalig
Hessen wurden im Jahr 2011 auf rund 65.000 ha            seit 15 Jahren rückläufig. Im Berichtsjahr wurden
Energiepflanzen angebaut, dies entspricht 13,2 %

                                                                                                            15
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

insgesamt rund 8 Mio. t Fleisch produziert, d. h.         von Rindfleisch stärker ab als im Bundesdurch-
                                          88
159.000 t (1,9 %) weniger als im Vorjahr. Sowohl          schnitt. Die produzierte Rindfleischmenge sank ge-
                                                                                                 101
bei Rind-, Schweine- als auch Geflügelfleisch ist die     genüber 2011 um 7 % auf rund 13.800 t.
Erzeugung weiterhin höher als der Verbrauch. Die
Ausfuhrmengen sind in den letzten Jahren deutlich         Die Erzeugung von Geflügelfleisch ist im Berichts-
           89
gestiegen.                                                jahr weiter gestiegen. Der Selbstversorgungsgrad in
                                                          Deutschland betrug 107 %. Die gestiegenen Erzeu-
Im Bereich der Schweinefleischerzeugung zeich-            ger- und Verbraucherpreise konnten die hohen Fut-
                                                                                                    102
nete sich im Berichtsjahr erstmalig seit elf Jahren ein   termittelkosten jedoch nicht kompensieren. In Hes-
                       90
leichter Rückgang ab. Mit der Produktion von rund         sen stieg die Schlachtmenge gegenüber 2011 um
                                                                      103
5,5 Mio. t Schweinefleisch wurde eine Veränderung         rund 0,3 %.
                                                     91
von - 2,5 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.
Der Anstieg des Preisniveaus für Schlachtschweine         Der Milchpreis war 2012 nach sehr guten Preisen
reichte nicht zur Abdeckung der gestiegenen Futter-       im Vorjahr verhaltener. Dennoch wurden bis Ende
                  92
mittelkosten aus. In Hessen sank die Schlachtmen-         des Berichtsjahres zufriedenstellende Preise erzielt
                                                  93
ge gegenüber 2011 um 3,9 % auf etwa 49.600 t.             (siehe Grafik unten). Die Milcherzeugung erreichte
                                                                                 104
                                                          2012 einen Höchstwert.
Bezüglich der ab 2013 EU-weit geltenden Verpflich-
tung zur Gruppenhaltung tragender Tiere in Sauen-
                                                          Ct/kg Milch
haltungsbetrieben, begann die EU-Kommission im            60
September 2012 im Rahmen eines Pilotprojekts mit
                                 94                       50
der Überprüfung der Umstellung. Bis zum 01.01.
2013 erfüllten ca. 75 % der deutschen Betriebe die        40
                                    95
Auflagen der Gruppenhaltungspflicht. Da nicht allen       30
Sauenhaltern die fristgerechte Umstellung gelang,         20
wurde mit einem Rückgang der Ferkel- und Schwei-
                                                          10
neproduktion gerechnet und im Zuge dessen einem
                    96
Anstieg der Preise. In Hessen erfüllten bis zum            0
                                                               2004      2006       2008      2010       2012
31.01.2013 insgesamt 85 % der Betriebe die Anfor-
derungen an das neue EU-Recht zur Gruppenhal-                      Quotenpreis Milchbörse West
                                           97
tung. Ende März 2013 lag der Wert bei 97 %.                        Milchpreis Hessen

                                                          Milchpreis (ab Hof) und Milchquotenpreis
Die Rindfleischerzeugung war im Berichtsjahr
                                                          Die Anzahl der Milchkuhhaltungen in Deutschland
ebenfalls rückläufig. Die Produktion verringerte sich
                                                          ist gegenüber dem Vorjahr um rund 5 % gesunken.
mit einem Wert von 1,1 Mio. t gegenüber dem
                         98                               Der durchschnittliche Kuhbestand je Haltung ist um
Vorjahr um 1,9 %. Die Reduktion der Rinder-                                                             105
                                                          knapp fünf Kühe auf 49 Kühe gestiegen.            In
schlachtungen und die stabile Nachfrage führten zu
                                                          Hessen ging die Zahl der Milchviehhaltungen um 231
steigenden Kursen am Schlachtrindermarkt. Die
                                                          (- 6 %) zurück. Die Anzahl der Milchkühe pro Betrieb
weniger fleischreichen Qualitäten am Markt sind auf                                               106
                                                          stieg nur leicht von 38 auf 39 Tiere an.
die rückläufige Anzahl der Mutterkühe im Zuge der
steigenden Flächenknappheit zurückzuführen. Im
                                                          Die Eierproduktion nahm 2012 wieder zu. Der
Bereich der Rinderhaltung wurde der stärkste Kos-
                                                          Selbstversorgungsgrad Deutschlands stieg um 13
tenanstieg für Futtermittel verzeichnet. Zurückzufüh-                              107
                                                          Prozentpunkte auf 68 %.       Die dominierende Hal-
ren ist dies auf den höheren Anteil an Sojaschrot, für
                                                          tungsform war die Bodenhaltung (64 %), gefolgt von
den im Jahresverlauf die Preise am deutlichsten                                      108
                 99, 100                                  der Freilandhaltung (14 %).
gestiegen sind.          In Hessen nahm die Erzeugung

16
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                                Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

Energie, Umwelt und Verbraucherschutz

Cross Compliance                                        Förderprogramm stehen bis 2015 rund 600.000 €
                                                               114
                                                        bereit.
Einige der bereits im Dezember 2011 neu eingeführ-
ten Regelungen zu den Cross Compliance Verpflich-       Rückwirkend zum 01.04.2012 ist im August 2012 das
tungen wurden erst zum 01.01.2012 rechtswirksam.        "Gesetz zur Änderung des Rechtsrahmens für Strom
Dazu gehören die genauere Regelung des Pflügens         aus solarer Strahlungsenergie und weiteren Ände-
in winderosionsgefährdeten Gebieten sowie die           rungen im Recht der erneuerbaren Energien" (PV-
Verpflichtung einer mindestens einjährigen Mahd bei     Novelle) in Kraft getreten. Eine maßgebliche Ände-
aus der Erzeugung genommenen landwirtschaftlichen       rung ist die geminderte Vergütung von Solarstrom;
Flächen. Darüber hinaus gab es Änderungen bei den       zudem entfällt der bis zu diesem Zeitpunkt geltende
                                                                               115
zu erhaltenden Landschaftselementen. Ab 2012            Eigenverbrauchsbonus.
gehören dazu auch Feldraine mit mehr als 2 m Breite,
Trocken- und Natursteinmauern, Lesesteinwälle,          Im Berichtsjahr wurde mit einer neu installierten PV-
Fels- und Steinrigel sowie naturversteinte Flächen ab   Kapazität von 7.600 MW das Niveau der beiden
0,2 ha. Die Mindestlänge für erhaltungswürdige          Vorjahre erreicht. Insgesamt wurde Ende des Jahres
Hecken oder Knicks wurde von 20 auf 10 m und die        eine bundesweit installierte PV-Kapazität von 32.400
                                                                         116
Größe von Feldgehölzen von 100 auf 50 m² redu-          MW verzeichnet.       Die Anzahl der Neuinstallationen
       109
ziert.                                                  im vierten Quartal lag jedoch rund 65 % unter der des
                                                                             117
                                                        Vorjahreszeitraums.

Energie                                                 In Hessen ist im Berichtsjahr die installierte Leistung
                                                        Photovoltaik auf 1500 MWp angestiegen. Gegen-
Um den Anteil des Kraft-Wärme-Kopplungs-Stroms          über 2011 ergibt dies einen Zuwachs von rund
                                                                 118
an der gesamten Stromproduktion zu erhöhen,             300 MWp.
verabschiedete die Bundesregierung im Mai 2012
Änderungen zum Kraft-Wärme-Koppelungs-Gesetz            Am 23.04.2013 schaltete die Landesregierung Hes-
(KWK-Gesetz).
               110
                    Wesentliche Änderungen des am       sen das Solardachkataster „SolarDachHessen“ frei.
19.07.2012 in Kraft getretenen Gesetzes sind            Das Pilotgebiet umfasst etwa 580.000 Gebäude in 32
• die Verringerung des administrativen Aufwandes        Kommunen. Hauseigentümern in dem Gebiet wird die
   für Anlagen bis 2 kW el. Leistung und Erleichte-     Möglichkeit geboten, auf der Internetseite www.solar
   rung der Förderung von Modernisierungsmaß-           dach.hessen.de Informationen zu der Eignung ihres
   nahmen,                                              Daches zur solaren Strom- und Wärmeerzeugung
• eine Anhebung der Fördersätze um 0,3 Ct/kWh,          sowie der Wirtschaftlichkeit einer solchen Nutzung
                                                        abzurufen. Die Ergebnisse zeigen, dass in dem Ge-
• eine Erweiterung um die Förderung von
                                                        biet rund 40 % der Gebäude für die Gewinnung von
   Kältenetzen zusätzlich zu der Förderung von
                                                        Solarenergie geeignet sind und etwa 50 % für die
   Wärmenetzen sowie
                                                        solarthermische Nutzung. Es ist geplant, die Daten-
• die Einführung der Förderung für Wärme- und
                   111                                  grundlage zu ergänzen und das Gebiet auf ganz Hes-
   Kältespeicher.                                                        119, 120
                                                        sen auszuweiten.
Bis 2020 soll der Anteil an KWK-Strom an der
gesamten Stromproduktion auf 25 % erhöht werden.
                                 112                    Im Oktober des Berichtsjahres wurde die zweitgrößte
2010 betrug der Anteil noch 15 %.
                                                        Freiflächenphotovoltaikanlage Hessens einge-
                                                        weiht. Die Anlage auf dem ehemaligen Truppen-
Die im Jahr 2010 ausgesetzte Förderung von Mini-
                                                        übungsplatz Homberg erzeugt mit mehr als 30.000
KWK-Anlagen wurde im April 2012 wieder aufgelegt.
                                                        Solarmodulen und etwa 7.500 kWp installierter Leis-
Die Bundesregierung fördert erneut kleine effiziente                                                    121
                                                        tung Strom für rund 1.600 Vierpersonenhaushalte.
Blockheizkraftwerke bis 20 kW el. Leistung mit einem
                         113
einmaligen Förderbetrag.
                                                        Die installierte Leistung Windenergie in Hessen ist
                                                        2012 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 100 MW auf
Als Baustein des Umsetzungskonzeptes zur Erreich-                            122
                                                        800 MW gestiegen.
ung der vom hessischen Energiegipfel beschlossenen
Ziele im Jahr 2011, startete Mitte 2012 eine Markt-
                                                        In Hessen liegen etwa 80 % der für die Windener-
einführungsinitiative für Mikro-KWK-Anlagen für
                                                        gienutzung geeigneten Flächen im Wald. Zur Errei-
Ein- und Zwei-Familienhäuser in Hessen. Für das

                                                                                                            17
EPLR Hessen 2007 - 2013
Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

chung des Ziels zwei Prozent der Landesfläche als        Um diese Ziele zu erreichen wurde in dem Gesetz die
Vorranggebiete für Windkraft zu sichern ist die          Förderung investiver kommunaler Maßnahmen durch
                                                                             129
Nutzung des Waldes erforderlich. Die Landesregie-        das Land festgelegt.
rung unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Ener-
gien durch die Bereitstellung geeigneter Staatswald-     Die Landesregierung Hessen startete im Februar des
                                                123
flächen für die Errichtung von Windkraftanlagen.         Berichtsjahres eine Informations- und Akzeptanz-
                                                         initiative zum Ausbau der erneuerbaren Energien
Im November des Berichtsjahres gab die Landesre-         sowie für mehr Energieeffizienz. Im Rahmen der
gierung den Leitfaden „Berücksichtigung der Natur-       Initiative wurden im Laufe des Berichtsjahres Bürger,
schutzbelange bei der Planung und Genehmigung            Kommunen, Unternehmen und Betriebe u. a. mittels
von Windkraftanlagen (WKA) in Hessen“ heraus,            Werbe- und PR-Maßnahmen sowie regionalen
                                                                                                130
mit dem Handlungsempfehlungen zum Windkraftaus-          Veranstaltungen informiert und beraten.
bau gegeben werden. Der Leitfaden umfasst die
Punkte Naturschutzrechtlicher Rahmen, Vorzugsräu-        Eine Umfrage zur Akzeptanz der erneuerbaren
me für Natur und Landschaft, Umgang mit WKA-             Energien im Auftrag der Agentur für Erneuerbare
empfindlichen Vogel- und Fledermausarten sowie           Energien aus dem Jahr 2012 zeigt, dass in allen
                                             124
Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation.               Bundesländern eine hohe Akzeptanz hinsichtlich
                                                         Erneuerbarer-Energien-Anlagen in der Nachbarschaft
Im Berichtsjahr wurde erstmals in Hessen eine            vorherrscht. Hessen lag mit einem Wert von 67 % im
geothermische Tiefenbohrung durchgeführt. Im             Bundesdurchschnitt – damit konnte gegenüber 2011
Rahmen des Projekts, das von der Landesregierung         eine Akzeptanzsteigerung von vier Prozentpunkten
                                                                         131
unterstützt wurde, soll durch Erdwärme eine effiziente   erreicht werden.
Wärmeversorgung für einen mittelständischen Betrieb
                  125
realisiert werden.
                                                         Klima und Luftqualität
Die Bundesländer Thüringen und Hessen haben
gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Wind-          Im Berichtsjahr wurden in Deutschland mehrfach
energie und Energiesystemtechnik im Februar 2012         Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub
eine Kooperationserklärung bezüglich der Erfor-          und Stickstoffdioxid verzeichnet. Ziel der Europäi-
schung der Speicherung regenerativer Energien in         schen Kommission ist die „Erreichung einer Luftqua-
Form von erneuerbarem Methan unterzeichnet. Die          lität, die keine erheblichen negativen Auswirkungen
Länder fördern ein Pilotprojekt zur Methanisierung       auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat
unter praxisnahen Bedingungen. Bei der Methanisie-       und keine entsprechenden Gefahren verursacht“. Die
rung wird aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff          Daten zur Luftqualität 2012 des Umweltbundesamtes
erneuerbares Methan hergestellt, welches in das          zeigen, dass die Emissionen von Luftschadstoffen in
Erdgasnetz eingespeist werden kann. Die Energie für      Deutschland seit 1990 zwar deutlich gesunken sind,
den Methanisierungsprozess soll aus Energieüber-         jedoch weitere Maßnahmen zur Verringerung erfor-
                                                                      132
schüssen, bspw. infolge hoher Stromproduktion durch      derlich sind.
Windenergie, verwendet werden. Das so hergestellte
                                       126
Methan dient damit als Energiespeicher.                  Länger andauernde höhere Ozonbelastungen wur-
                                                         den im Sommer 2012 nicht verzeichnet. Die Gesamt-
Die bereits 2011 aufgestellten Ziele des Energiegip-     zahl der Überschreitungsstunden stieg jedoch gegen-
fels wurden im Berichtsjahr mit einem Konzept unter-     über dem Vorjahr an. In Hessen wurde an einer
                                                                                                 3
setzt. Das Konzept enthält vier Handlungsfelder          Station die Alarmschwelle von 240 µg/m überschrit-
                                                                                132
(Energiemix, Energieeffizienz, Infrastruktur und Ak-     ten (für zwei Stunden).
zeptanz), an denen sich die künftige Energiepolitik
                           127
Hessens orientieren wird.      Vor diesem Hintergrund    Die Landwirtschaft verursachte 2012 rund 7,5 % der
wurde am 20.11.2012 das Hessische Energiezu-             deutschen Treibhausgasemissionen. Der Ausstoß
                                           128
kunftsgesetz vom Landtag beschlossen.          Formu-    der klimawirksamen Gase Methan und Lachgas, die
lierte Ziele des Gesetzes sind                           hauptsächlich durch die Landwirtschaft verursacht
• den Endenergieverbrauch von Strom und Wärme            werden, sank im vergangenen Jahr. Insgesamt verrin-
      bis 2050 zu möglichst 100 % aus erneuerbaren       gerten sich die durch die deutsche Landwirtschaft
      Energien zu decken sowie                           emittierten Treibhausgasemissionen um 1 %. Auf-
• die Ausweisung von Windvorrangflächen für              grund eines gestiegenen Strombedarfs und des höhe-
      Windkraftanlagen auf 2 % der Landesfläche.         ren Heizverbrauchs der Haushalte stiegen die ge-

18
EPLR Hessen 2007 - 2013
                                                                Kapitel 1: Änderung der Rahmenbedingungen

samten deutschlandweiten Emissionen um mehr als          ne Bewertung der Stickstoffdeposition vorgenommen
     133
1 %.     In Hessen konnte die Gesamtemission (Koh-       werden (solang entsprechende Anhaltspunkte vorlie-
                                                              142
lendioxid, Methan, Lachgas) im Zeitraum von 1990         gen).
bis 2008 um rund 15 % verringert werden. Hessen
orientiert sich an den Zielen des Energie- und           Die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in
Klimaschutzkonzept des Bundes vom 28. September          Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren ver-
2010 an und strebt daher eine Verringerung der           langsamt. Im Zeitraum von 2008 bis 2011 wurde ein
Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % gegen-           täglicher Zuwachs von 81 ha pro Tag verzeichnet. Im
              134,135
über 1990 an.                                            vorherigen Berechnungszeitraum lag der Wert bei 87
                                                         ha pro Tag. Das Ziel der nationalen Nachhaltigkeits-
Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie,           strategie von 30 ha pro Tag bis 2020 ist bei gleich-
                                                                                                           143
Landwirtschaft und Verbraucherschutz veröffentlichte     bleibender Entwicklung jedoch nicht zu erreichen.
am 17.10.2012 die „Strategie zur Anpassung an
den Klimawandel“. Die Strategie umfasst zwölf            Im Zeitraum von 2001 bis 2011 schwankte der täg-
Handlungsfelder (darunter Energie-, Land-, Forst- und    liche Flächenverbrauch in Hessen zwischen vier und
Wasserwirtschaft) sowie vier Querschnittsbereiche        rund einem Hektar. Hessens Anteil an dem Flächen-
(u. a. Landes- und Regionalplanung, Kommunale            verbrauch in Deutschland beträgt seit 2001 zwischen
                                                                                         144
Bauleitplanung), die hinsichtlich Empfindlichkeiten      5 und 2 % (vgl. Grafik unten).      Der Flächenanteil
und Risiken unter den Bedingungen des Klimawan-          Hessens am deutschen Bundesgebiet beträgt rund
                                                              145
dels analysiert werden. Ziel der Strategie ist die       6 %.     Das Ziel des Landes Hessen war, den
Identifikation der zu erwartenden Problemstellungen      Zuwachs von Siedlungs- und Verkehrsfläche bis 2011
und des Handlungsbedarfs der einzelnen Themenfel-        auf 3,5 ha pro Tag zu reduzieren. Im Jahr 2011 wurde
der. Die Darstellung konkreter Maßnahmen soll in         dieser Wert mit einer Flächenneuinanspruchnahme
                                     136, 137
einem separaten Aktionsplan erfolgen.                    von 1,4 ha pro Tag deutlich unterschritten. Im Mittel
                                                         der letzten fünf Jahre beträgt der Wert 3,2 ha pro
                                                         Tag. Bis zum Jahr 2016 wird eine Reduzierung der
Boden                                                    Flächenneuinanspruchnahme auf 2,8 ha pro Tag
                                                         angestrebt. Ab 2020 soll der Wert auf 2,5 ha pro Tag
                                                                          146
Am 31.10.2012 hat das Bundesumweltministerium            begrenzt werden.
den zweiten Arbeitsentwurf zur Mantelverordnung
                                                                                                     Anteil
Grundwasser/Ersatzbaustoffe/Bodenschutz veröf-           ha pro Tag
                                                                                                    Hessens
fentlicht. Die Frist zur Abgabe der Stellungnahme der
Länder und Verbände war der 08.02.2013. Mit der
                                                         100                                               10%
Verordnung soll die Verordnung zum Schutz des
Grundwassers und die Bundes-Bodenschutz- und Alt-
lastenverordnung novelliert sowie die Verordnung          50                                               5%
über Anforderungen an den Einbau von minerali-
schen Ersatzbaustoffen in technische Bauwerke ein-
geführt werden. Die Deponieverordnung soll ent-            0                                               0%
                               138                             2001   2003   2005    2007   2009    2011
sprechend angepasst werden.

                                                                  Flächenverbrauch in Deutschland
Nach gestiegenem Inlandabsatz an stickstoffhaltigen
Handelsdünger im Wirtschaftsjahr 2010/2011, stieg                 Anteil Hessens am Flächenverbrauch in
die flächenbezogene Nährstoffbilanz von Stick-                    Dutschland
stoff von 83 kg/ha im Jahr 2009 auf 96 kg/ha im Jahr     Flächenverbrauch in Deutschland und Hessen
      139
2010.     Das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstra-
tegie war, den Wert auf 80 kg/ha bis 2010 zu
         140
senken.      Im Wirtschaftsjahr 2011/2012 sank der
                       141                               Wasser
Absatz wieder um 8 %.
                                                         Die EU-Kommission hat im November des Berichts-
Im März 2012 wurde der Leitfaden zur Ermittlung
                                                         jahres den „Blueprint für den Schutz der europäi-
und Bewertung von Stickstoffeinträgen der Bund/
                                                         schen Wasserressourcen“ veröffentlicht. Ziel ist die
Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz                                                      147
                                                         Verbesserung der europäischen Wasserpolitik. Zur
veröffentlicht. Mit dem Leitfaden soll bei dem Bau
                                                         Minderung der Belastungen durch die Landwirtschaft
oder der Erweiterung landwirtschaftlicher Anlagen ei-
                                                         und zum Hochwasserschutz wird in erster Linie die

                                                                                                           19
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