43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
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„43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER“ Goetz Hildebrandt Meine Damen und Herren, liebe Gäste, Bei der Suche nach einleitenden Worten für eine Abschiedsrede kehrten meine Gedanken immer wieder zum Berufseinstieg und damit zur Doktorarbeit zurück. Die Promotion hatte die Fleischbe- schaffenheit von Schlachtschweinen unter besonderer Berücksichtigung intravital fassbarer Parame- ter zum Thema. Diesem Gedanken folgend lässt sich eine wissenschaftlich orientierte Berufstätigkeit auch als „Dauer“- Promotionsvorhaben interpretieren, wobei die Überschrift lauten könnte: „43 Jahre Tierarzt unter besonderer Berücksichtigung der Lebensmittelfächer“. Und wie bei jeder Doktorarbeit soll auch zum formalen Abschluss des Lebenswerkes eine Danksa- gung an alle stehen, die meine Karriere begleitet und gefördert haben. Heute diesen Dank öffentlich erstatten zu dürfen, auch wenn einige der Adressaten bedauerlicher Weise verhindert sind, erfüllt mich mit großer Freude. Manche werden zu Recht vermissen, in den Dank eingeschlossen zu sein. Leider muss jedoch irgendwo eine willkürliche Grenze gezogen werden. Andere werden meinem Ruf entsprechende kritische Anmerkungen oder zumindest sarkastische Sprüche erwarten, aber dafür ist heute nicht der Tag… FAMILIE Um auf das Bild der Promotionsschrift zurückzukommen, so wird dort erst am Ende gedankt und in der Reihenfolge am allerletzten der Familie. Dies mag bei einer Doktorarbeit auch berechtigt sein, nicht aber, wenn es um die gesamte Spanne zwischen Staatsexamen und Pensionierung geht. Hier braucht es einen patenten und lebenstüchtigen Ehepartner, um Kraft und Motivation für nicht immer vergnügungssteuerpflichtige Dienstaufgaben zu schöpfen. Aus diesem Grund möchte ich an erster Stelle meiner Frau Ulli danken. Sie hat sich nicht – wie es manchmal aus persönlichen Ehrgeiz geschieht – in der Karriere ihres Mannes verwirklicht, sondern dafür gesorgt, dass ich die Erdhaftung nicht zu sehr verloren habe. Allerdings dürfte meine Effizienz in der Haus- und Gartenpflege sowie im pädagogischen Bereich unzureichend gewesen sein, da ich meine Arbeit zu wichtig nahm und höchstens im Urlaub einigermaßen abschalten konnte. Mehr als sie wahrscheinlich selbst weiß, haben mir die Ratschläge meiner Frau auch beruflich geholfen, zumal sich mich besser als jede und jeder andere kennt. Als beste Kö- chin unter der Sonne hat sie weiterhin den Grundstein zu meiner sensorischen Karriere gelegt. Herzli- chen Dank dafür und für so vieles andere… Und da sie nun einmal zufällig auf dem Bild sind, möchte ich auch unsere drei Kinder vorstellen: - Linus (vorn) versteht mehr von Finanzen als ich, - Magnus (hinten) versteht mehr von Informatik sowie Computern als ich - und Wendy (oben) versteht mehr von klinischer Veterinärmedizin als ich, denn sie hat völlig überra- schend mein primäres Berufsziel verwirklicht und sich zur Zoo- und Wildtierärztin spezialisiert; derzeit repariert sie Paviane in Malawi. In diesem Zusammenhang ein kleines Geständnis: 1960 bin ich in das veterinärmedizinische Studium genau so blauäugig wie manche der jetzigen Bewerber gegangen. Die Kenntnis von drei deutschen 1
Zoos sowie der Fernsehsendungen von Bernhard Grzimek reichte aus, um mich für die Veterinärme- dizin zu entscheiden. Dass trotzdem ein veritabler Lebensmittelhygieniker herausgekommen ist, do- kumentiert die Faszination dieses Faches. DIETER HILDEBRANDT Auch wenn es mir zur Ehre gereichen würde, möchte ich letztmalig dementieren, dass es sich bei diesem Kabarettisten um ein Familienmitglied handelt. Dieter Hildebrandt ist intelligent, witzig, hat einen Schlag bei Frauen und spricht seine Texte auswendig. Welche Laune der Natur könnte eine genetische Verwandtschaft mit diesem Wunderwesen erklären? Zwar nicht ganz so prominent, bin ich doch mit meinem wirklichen Bruder Eckart zufrieden genug. PROF. SINELL Immer noch die Zoo-Laufbahn im Kopf und bereits für eine Promotion in der Parasitologie avisiert, machte mir Prof. Sinell direkt nach der Lebensmittelprüfung ein Angebot, das ich nicht abschlagen konnte. Die Thematik der Doktor-Arbeit ist schon genannt worden und wird durch den Schweineschwanz am Zylinder symbolisiert. Rechts neben Herrn Sinell freuen sich zwei liebe Weggefährten ebenfalls über ihren bürgerlichen Ehrentitel, nämlich Doris Kusch, die später in Lebensmittelmikrobiologie habilitierte, und Peter Krause, der als Professor an die TFH-Berlin wechselte. Gerade das für mich kaum verständliche Vertrauen in mein Leistungsvermögen, das mir Herr Sinell entgegenbrachte, hat die Chance zur akademischen Laufbahn eröffnet. Erst durch seine Zuversicht konnte ich den Glauben in die eigenen Fähigkeiten entwickeln, gelegentlich sogar in Form von Starallüren. Zuspruch fördert und Kritik demotiviert gerade denjenigen, der sich nur zögernd an ein ziemlich kompliziertes Forschungs- vorhaben heranwagt. Darüber hinaus haben Sie, lieber Herr Sinell, sich in all den Jahren zwar nicht mit Ratschlägen, aber mit Vorschriften zurückgehalten, weshalb ich auf meine Weise arbeiten durfte. So wie es gekommen ist – im Positiven wie im Negativen – habe ich es letztlich gewollt und selbst zu verantworten, denn ich war mein eigener Herr…dank Ihrer Toleranz. Noch ein Wort zu Martin Lerche. Ihn habe ich als Respekt gebietenden Emeritus kennen und schät- zen gelernt. Aber ich bin nun mal ein Sinell-Zögling und keiner dieser legendären Lerche-Schüler, von denen einige anwesend sind. PROF. JÜRGEN BAUMGART, PROF. FRIEDRICH UNTERMANN und DR. DIETRICH FÖRSTER Insbesondere zwei Institutskollegen - hier 1966 in Lindau bei meinem ersten DVG-Kongress aufgenommen - haben mir über die Anfangsschwierigkeiten hinweg geholfen. Mit seiner freundlichen, bescheidenen und sachlichen Art war Dr. Jürgen Baumgart (rechts) ein stets verlässlicher Rückhalt. Bald entwickelte er sich zu einem der führenden Lebensmittelbakteriologen, in dessen Standardwerk der mikrobiologischen Diagnostik ich ein Kapitel unterbringen durfte. Dr. Friedrich Untermann (links) mit seinem scharfen Blick für das Wesentliche wurde später Leiter des Instituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen Berlin, wo er mich während meiner außeruniversitären Interimszeit 1979-80 beherbergte und eine schützende Hand über seinen Hippie-Beamten hielt. Diese Zeit habe ich genossen, denn nie wieder ließ es sich derart universal, praxisbezogen und effektiv 2
arbeiten. Eine Hilfe war für mich auch die Freundschaft mit dem Konsemester und Mikrobiologen Dr. Dietrich Förster, dessen ich kurz gedenken möchte. PROF. HEINRICH LINKE Obwohl von Berlin bereits an die ehemalige Bundesanstalt für Fleischforschung gewechselt, beeinflusste mich Professor Heinrich Linke nachhaltig. Er war nicht nur der erste Chef meiner Frau, was ihn bereits sympathisch macht, sondern auch der beste tierärztliche Lebensmittelrechtler Deutsch- lands. In vielen Gesprächen förderte er mein Verständnis für diese Materie. Eines Septembertages wanderten wir in juristische Diskussionen vertieft über eine Stunde durch Gar- misch, bis ich die Frage wagte, wann wir endlich das avisierte Restaurant erreichen würden. „Ich dachte, Sie wissen, wo es lang geht!“ lautete seine Antwort. Wenigstens bei unseren gemeinsamen Publikationen haben wir es dann gewusst. PROF. HARTMUT WEISS Bereits während meiner Doktorarbeit kam ich in Kontakt mit der Bio-Statistik in Gestalt des „studierten Kaufmannes“ Dr. Hartmut Weiß, dessen Institut mir zeitweise eine zweite Arbeitstätte wurde. Seine Begabung, sich in experimentelle Daten hineinzuversetzen und „Zahlen sprechen zu lassen“, bildete die Basis eines jahrzehntelangen, von fruchtbaren Diskussionen geprägten Teamworks. Hier bewahrheitete sich, dass eine gute Zusammenarbeit mehr als die Summe ihrer Einzelteile erbringt. Leider haben meine Doktoranden darunter gelitten, weil sich die Vortragssäle schlagartig leerten, wenn sie ein biometrisches Thema zu Gehör brach- ten. Einen guten Chef zeichnen fähige Mitarbeiter aus, von denen einige dankbare Erwähnung verdienen, so - der genialistische Schnelldenker Dr. Franz-Joseph Kretschmer, - die formelkundige und zugleich kulturell beschlagene Dr. Gisela Arndt, - der einfallsreiche Prof. Reinhard Meister - und die so früh verstorbene PD Dr. Susanne Dahms, die vielen von uns fehlt und mit der zusammen ich wohl meine klügste Publikation geschrieben habe. 47 gemeinsamen Veröffentlichungen, die zwischen 1971 und 2004 entstanden sind, dokumentieren die Intensität der biometrischen Liaison. PROF. JÖRG LUY Trotz interessanter lebensmittelrechtlicher und statistischer Fragestellungen stand mir irgendwann der Sinn nach Abwechselung. Da kam Jörg Luy gerade Recht, um meine seit der Schulzeit verschütteten philosophischen Neigungen zu reanimieren. In Diskussionsrunden um den Schlach- tensee nahmen wir uns einiger tierschutz-ethischer Probleme einschließlich der Person Albert Schweitzers an, wobei er mich zwang, derartige Fragen wirklich bis zum Ende zu durchdenken. 3
PROF. IRFAN EROL Das sog. Tropenseminar gab mir die Chance, 1971/72 in Anatolien zu arbeiten. Dort verlebte ich eine prägende Zeit, weil sich der respektvolle Umgang mit fremden Kulturen zwar leicht verkünden, aber nicht immer leicht erlernen und noch schwerer verinnerlichen lässt. Damals ging Irfan Erol in Kappadokien zur Schule, bevor er zum Promovieren nach Berlin kam und heute das Lebensmittel-Institut an der Veterinär-Fakultät/Ankara selbst leitet. Mit ihm, der sowohl in der deutschen wie der türkischen Welt heimisch ist, wurden in ständigem freundschaftlichen Kontakt verschiedene Projekte durchgeführt, darunter ein Döner-Test für RTL, auf den sich die Zeichnung bezieht. PROF. ZESSIN und DR. BAUMANN Manchmal hilft der richtige Job auch bei der Erfüllung von Kindheitsträumen. Ich wollte immer nach Ost-Afrika und Prof. Karl-Hans Zessin sowie Dr. Maximilian Baumann, die noch wegen vieler anderer Guttaten zu loben sind (und von denen Sie ja wissen, wie sie aussehen), schickten mich nach Äthio- pien. Hier liegt die Heimat der Berg-Nyala, einer stattlichen Antilopenart, die meines Wissens nur einmal in Gefangenschaft gehalten wurde, und zwar vom Berliner Zoo in den 30er Jahren. Nun konnte ich diese in alten Zoo- Führern bewunderte Rarität sogar in freier Natur beobachten. Aber auch wissenschaftlich waren die beiden Aufenthalte wertvoll, weil sie mir u. a. die Bedeutung der Epidemiologie erschlossen. DR. BAYLEYEGN MOLLA Von Äthiopien kann ich nicht sprechen, ohne an Dr. Bayleyegn Molla von der Addis Ababa University zu erinnern. Bei verschiedenen Forschungsaufenthalten in Berlin ließ dieser hoch begabte und zugleich sympathische Wissenschaftler unseren Publikationsindex nach oben schnellen. Neben ihm hocken in der Mitte Dönerman Irfan ohne Kostüm und rechts der stets fröhliche Chemiker Sixpence Conzane, der bei Prof. Stenzel über Mykotoxine promovierte. 4
PROF. ANDREAS STOLLE Der Anschein, dass sich auf diesem Foto die Herren Guido Westerwelle und Walter Sedlmay(e)r outen, trügt. Durch - zumindest im Orient - ungewohnten Alkoholgenuss beflügelt demonstrieren vielmehr zwei erprobte Familienväter, wie sie sich als echte Kerle in der syrischen Öffentlichkeit zu prä- sentieren hätten. Den Sedlmayer gibt der aus Sachsen stammende, nach einem Berliner Intermezzo jetzt in München wirkende Prof. Andreas Stolle. Trotz, oder gerade wegen unterschiedlicher Charaktere haben wir als bajuvarischer Vorsitzender und sein wenig geforderter preußischer Stellvertreter des DVG-Arbeitsgebietes Lebensmittelhygiene immer Solidarität gezeigt und uns hervorragend ergänzt. Zum gemeinsamen Erinnerungsschatz gehört eine skurrile Tokyo-Reise, auf der uns z. B. erklärt wurde, dass wir Deutschen im Zweiten Weltkrieg nicht so voreilig wie die Japaner kapitulierten, weil wir unsere Kampfkraft durch Blutwurstverzehr stärkten und diesen wertvollen Rohstoff eben nicht in den Gulli laufen ließen. PROF. KARSTEN FEHLHABER Seinen Ehrenplatz in der Mitte des Fotos verdient Herr Prof. Karsten Fehlhaber, ein Kollege, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Auch wenn wir mit unseren gemeinsamen Bemühungen um eine bundeseinheitliche, modulare Weiterbildung kaum vorangekommen sind, hat er sich im Rahmen der DVG-Arbeitsgruppe „Lehre“ große Verdienste um die Harmonisierung der VPH-Fächer erworben. (Kleine Anmerkung: Frau Godglück, die dankenswerter Weise diese Präsentation gestylt hat, spei- cherte das Bild unter den Kennwort „Abdul“... das ist aber nicht Herrn Fehlhabers moslemischer Kampfname, sondern so heißt der Besitzer des sultanesken Mobiliars). Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit – nicht nur im Rahmen der DVG – gab es auch mit Prof. Michael Bülte, Dr. Detlef Horn, Prof. Günter Klein und Prof. Lüppo Ellerbroek. Letzterer ermöglichte es mir darüber hinaus, mehrere interessante Promotionen des Instituts für Risikobewertung zu betreuen. SENATSRAT DR. HANS-JOACHIM KLARE Dieses Bild von einem Mann, linke Hand tief in der Hosentasche und rechte Hand am potenzstärkenden Nasenhorn, kreuzte nicht erst im DVG-Vorstand meinen Weg. Als ich 1980 zur Universität zurückkehrte, wurde Dr. Hans-Joachim Klare glücklicher Weise als Nachfolger für meine Abteilungsleiterstelle im ILAT ausgewählt. Mit Sachverstand und beneidenswertem politischen Geschick stieg er zum Leiter des Untersuchungsamtes auf. Gemeinsam und freundschaftlich haben wir in verschiedenen Gremien versucht, Regeln für die Zusammensetzung von Lebensmitteln zu finden und dabei in konzertierter Aktion einige Sitzungen aufgemischt, was noch ein wenig andauern soll. Sofern es notwendig erschien, wurden unsere Vorschläge experimentell abgesichert, wofür Dr. Josef Jöckel, Dr. Rafiqul Islam, Dr. Peter Josefowitz und Martina Androwitsch zumeist auf dem Gebiet der Histologie wertvolle Beiträge lieferten. 5
DR. THOMAS REICHE und DR. HANS WÖHRL Zusammen mit Ha-Jo Klare wurde auch eine Weiterbildung zur Hygieneberatung im Lebensmittelbereich entwickelt. Ein dritter Impulsgeber hierfür war Oberfeldveterinär Dr. Thomas Reiche (2. von rechts). Er ähnelt sowenig einem martialischen Söldner, dass meine Vorbehalte gegen die Bundeswehr schnell schwanden und sich ein durchaus „ziviles“ Verhältnis einstellte. Das Resultat bildeten mehrere Doktorarbeiten sowie durchaus willkommene Drittmittel. Seitens der Tierärztekammer wurde das Weiterbildungsprojekt insbesondere vom damaligen Vizeprä- sidenten und heutigen Geschäftsführer Dr. Hans Wöhrl (stehend) unbürokratisch unterstützt. So sicherte er die zwei Lehrgänge finanziell ab, selbst als ein schulungswillige Kollegin im Untertürkheimer Luxusmobil einschwebte und sogleich einen Sozialrabatt für die Teilnahmegebühren einforderte, weil sie in Gütertrennung und deshalb in ärmlichen Verhält- nissen leben würde. In derartigen Situationen hilft ein gemeinsamer Sinn für Realsatire, der sich auch beim derzeitigen Kammerpräsidenten Dr. Volker Robl ausmachen lässt. DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFTS GESELLSCHAFT Humor war ebenfalls bei einer Qualitätsprüfung der DLG in Erfurt gefragt. Nach meiner Rückkehr wurde ich im Dekanat ganz aufgeregt mit den Worten „17 cm, 17 cm“ empfangen. Das mag für einen alten Herren ein ganz netter Wert sein, selbst wenn sich diese Zahl – um Missverständnissen vorzu- beugen – auf die Größe des Fotos in der Bild-Zeitung bezog. Für diese Sensation war nicht mehr erforderlich, als dass ich den Stolz eines Lokalreporters auf thüringische Würste objektiv nicht nachvollziehen konnte. Trotz besseren Wissens (oder Besserwisserei) hätte ich einfach mal die Klappe halten sollen. Aber Verzicht auf Provokation, wenn „das Licht angeht“, gehört nicht zu meinen Tugenden. Selbstverständlich sind es nicht nur derartige Anekdoten, die mich mit der DLG verbinden, sondern diese Institution prägte meine praktischen Kenntnisse und Erfahrungen. Siegmar Hauptmann förderte mich Schritt für Schritt, bis ich zum Prü- fungsbevollmächtigten aufstieg und damit Herr über ein- bis zweitausend Proben im Jahr wurde. Die Zusammenarbeit setzte sich mit seinen beiden Nachfolgerin- nen fort, nämlich Karin Hillgärtner mit ihrem herzlichen Lachen und Bianca Schneider, die mich gedul- dig in den Bereich Convenience food einführte. Es wären noch viele weitere Personen zu erwähnen, z. B. aus der Pressestelle, dem DLG-Verlag oder dem Test-Zentrum. Namentlich nennen möchte ich Prof. Achim Stiebing, mittlerweile Vize-Präsident der DLG und Beweis dafür, dass zwischen Lebens- mitteltechnologen und Lebensmitteltierärzten glücklicher Weise keine natürliche Feindschaft besteht. FLEISCHERINNUNG BERLIN/BRANDENBURG Als Produktexperten bringen wir uns auch in die Qualitätswettbewerbe der Fleischer-Innung Berlin- Brandenburg ein. Viel wichtiger ist die Zusammenarbeit mit Frau Dipl.-Ing. Simone Schiller und Obermeister Klaus Gerlach jedoch für das Grundstudium und die postgraduale Ausbildung. Die von ihnen kompetent organisierten Demonstrationen und Praktika lassen es nicht zu schmerzlich vermissen, dass die Berliner als einzige deutschsprachige Fakultät über kein eigenes Technologikum verfügt. Allerdings sollte es nicht so bleiben und gern ich hätte das Problem noch selbst gelöst. Dankbare Erwähnung verdient auch Fleischermeister Reinhard Skerra, dem ich manchen, mit humorvollen Kommentaren gewürzten Blick hinter die Kulissen verdanke. 6
BOFROST Traditionsgemäß wirbt das Institut durch seine Verbindung zu Lebensmittelbetrieben größere Summen an Drittmitteln ein. Solche Kontakte können jedoch an Zielkonflikten leiden, die das Maß der Gemeinsamkeit begrenzen. Nahezu symbiotische Qualität besaß und besitzt hingegen die Zusammenarbeit mit der Fa. bofrost. Zu danken ist dieser im Unternehmerdeutsch „win-win-Situation“ genannte Zustand dem Qualitätsmanager Jörg Jacob (1. von links), hier neben dem charismatischen Firmengründer Josef H. Boquois (2. von links) zu sehen. Entgegen dem Industriellen-Kodex „Wer nicht dicht ist, ist nicht dicht“, bestimmten Ehrlichkeit und Offenheit statt Geheimniskrämerei unser Verhältnis, was die Effizienz bei der Problemlösung stetig verbesserte. Gern hätten wir unsere gemeinsamen Aktivitäten mit einer bofrost-Stiftung gekrönt, aber es sollen ja noch Visionen bleiben. GRÜNDUNGSKOMITEE Wenn sich ein Möchtegern-68er mit dem Großkapital und der Bundeswehr arrangiert, kann er sich auch auf die Fachbereichspolitik einlassen. Höhepunkt dieser Facette des Berufslebens bildete die Tätigkeit im Gründungskomitee zur Vereinigung der Veterinärmedizin von HU und FU. Als bekennender Berliner habe ich die deutsche Teilung immer schmerzlich empfunden und war folglich dankbar, in dem um Ausgleich bemühtem Gremium einen Beitrag für das Zusammenwachsen liefern zu können. In diesem Kontext darf die freundliche Unterstützung durch meinen damaligen Amtskollegen, Herrn Prof. Gerhard Scheibner, nicht unge- würdigt bleiben. PROF. KLAUS HARTUNG, HANS-DIETER PLATOW. Als im Jahr 2000 die Streitigkeiten mit dem Präsidialamt eskalierten, übernahm ich von Prof. Klaus Hartung (2. von links) den Dekansposten. Seinem menschlich-offenen Wesen ist es zu verdanken, dass wohl selten ein Amtswechsel derart harmonisch vollzogen wurde. Auch die Proff. Volker Bergmann und Karl Dietrich Weyrauch, hier bei einem Besuch in Paris-Alfort abgelichtet, trugen zum Gleichklang bei, was sich bereits in der Bekleidung dokumentiert. Auf dem Betriebsausflug fehlte der Verwaltungsleiter Hans-Dieter Platow. Ihm möchte ich wegen seiner Redlichkeit und des weisen Ratschlags, es mit der „Dekanerei“ gut sein zu lassen, herzlich danken. Mit Dr. Christian Laiblin fand er einen würdigen und ebenso loyalen Nachfolger. INSTITUT FÜR LEBENSMITTELHYGIENE So bewegend die Wiedervereinigung auch war, stellte sie jedoch für die Institutsmitglieder beider Standorte eine belastende Herausforderung dar. Dies gilt um so mehr, als gleichzeitig die Koserstraße über Nacht wegen „Asbest- Verseuchung“ geschlossen wurde. Hier griffen uns Prof. Dieter Großklaus als Leiter des Bundesgesundheitsamtes und auch Prof. Paul Teufel unbürokratisch unter die Arme. So konnten mit viel Einsatzwillen diese und andere prekäre Situationen, zu denen z. B. die unseligen Überhangslisten gehörten, letztlich gemeistert werden. Auf der internen Abschiedsfeier ist es schon ausführlich gesagt worden: Wir waren motiviert, effektiv und um ein gutes Betriebsklima bemüht. Aus diesem 7
Grund ließ es sich so lange miteinander aushalten. Fröhlich hat wohl kaum jemand das Institut verlas- sen und manch früherer Mitarbeiter schaut gern einmal vorbei. DR. JOSEF KLEER Einen Institutsangehörigen möchte ich allerdings eigens erwähnen, den Chef des mikrobiologischen Labors, Dr. Josef Kleer. Als Wissenschaftliche Einrichtung mit bakteriologischem Schwerpunkt lässt sich nichts Besseres wünschen als ein Abteilungsleiter, auf dessen Kompetenz jeder blind vertrauen kann. Über den Routinebetrieb hinaus haben wir seit 1991 immerhin 40 gemeinsame Veröffentlichungen zu Stande gebracht. Dr. Kleers Einsatz für den Dienst geht inzwischen so weit, dass er mich auf Tauchreisen begleitet, um Material für die Fischdemonstrationen im Lebensmittelkurs zu besorgen. Diesen 10 m langen Walhai konnten wir jedoch nicht nach Berlin bringen. Bei dem Versuch, das Tier am Schwanz aus dem Wasser zu ziehen, brach leider der obere Teil der Heckflosse ab, eine Minderung des ästhetischen Wertes, welche die Verwendung als Lebensmittel verbietet (Kleer vor und Hildebrandt unter dem Hai). DIE EHEMALIGEN 1 Nachdem Sie bereits mit Antilopen und Fischen konfrontiert worden sind, bleibt Ihnen zum Abschluss nicht einmal moderne Kunst erspart. Das dem MOMA-Besucher als „der Tanz“ von Matisse bekannte Werk - hier in der Petersburger Version - drückt am besten die Emotionen aus, wie sie sich mit der großen Gruppe der Doktorandinnen und Doktoranden, den sogenannten „Ehemaligen“, verbinden. Das Bild vermittelt ein Gefühl von Zusammenhalt und Harmonie, aber auch von Dynamik. Zugleich wirken die Personen flüchtig. Die einzelnen Individuen können wechseln, ihre Zahl muss nicht konstant bleiben, beständig ist allein die Idee der Zusammengehörigkeit. Deshalb verzichte ich auch darauf, die Namen aller der- jenigen, die mir in den Jahren ans Herz gewachsen sind, listenartig aufzuzählen. Wer dazu gehört, weiß es und benötigt keine öffentliche Bestätigung. DIE EHEMALIGEN 2 Die Vermutung, dass nur Tierärztinnen eine Chance zur Teilnahme an diesem Reigen bekamen, widerlegt ein Pendant des Matisse-Bildes mit den zugehörigen Mu- sensöhnen. Bei ihrer Auswahl wurde indessen größeres Gewicht auf sportliche Fähigkeiten als auf gesangliche oder instrumentale Fertigkeiten gelegt. Unabhängig von Geschlecht und Auslesekriterien sind zu meiner Genugtuung die meisten von Euch im Metier geblieben und haben eine erfolgreiche Karriere gestartet. Um in der Bildsymbolik zu bleiben, so muss oder darf der Kapellmeister irgendwann den Dirigentenstab aus der Hand legen. Was mich betrifft, so ist dies am 1. Oktober geschehen. Dennoch würde ich mich freuen, wenn auch in Zukunft ab und zu die alten Melodien erklängen und wir ein Tänzchen wagten… Euch allen herzlichen Dank für eine erfüllte Zeit! 8
SCHLUSSWORTE Goethe würde sagen: „Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen.“ Sie sind mithin eingeladen, sich im Anschluss ein wenig die Kehle zu befeuchten, um dann doch wieder Worte zu wechseln. Zuvor möchte ich aber denjenigen danken, die sich so viel Mühe bei der Organisation gegeben haben, wobei Sabine Godglück, Sira Manopas, Marion Reinartz, Heike Zilm und Prof. Wolf-Rüdiger Stenzel besonders hervorzuheben sind sowie Herr Kollege Gruber für seine Gastfreundschaft. Auch für die musikalische Untermalung durch Dr. Andreas Ochs und seine beiden Hornisten bedanke ich mich. Dank gebührt insbesondere den Ehemaligen, weil sie es mir verwehrten, still und heimlich abzutauchen. Das macht man zwar als UW-Fotograph, aber nicht am Ende eines Berufsle- bens mit vielen intensiven Beziehungen. Den Rednern sei Dank dafür, dass sie neben der persönli- chen Anerkennung auch die Bedeutung der Lebensmittelhygiene herausgestellt haben. Ganz beson- ders bedanke ich mich bei Ihnen allen im Saal, denn ich empfinde es als große Ehre, dass Sie heute so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. 9
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