43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER

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43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
„43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
                DER LEBENSMITTELFÄCHER“

                                        Goetz Hildebrandt

Meine Damen und Herren, liebe Gäste,
Bei der Suche nach einleitenden Worten für eine Abschiedsrede kehrten meine Gedanken immer
wieder zum Berufseinstieg und damit zur Doktorarbeit zurück. Die Promotion hatte die Fleischbe-
schaffenheit von Schlachtschweinen unter besonderer Berücksichtigung intravital fassbarer Parame-
ter zum Thema. Diesem Gedanken folgend lässt sich eine wissenschaftlich orientierte Berufstätigkeit
auch als „Dauer“- Promotionsvorhaben interpretieren, wobei die Überschrift lauten könnte: „43 Jahre
Tierarzt unter besonderer Berücksichtigung der Lebensmittelfächer“.
Und wie bei jeder Doktorarbeit soll auch zum formalen Abschluss des Lebenswerkes eine Danksa-
gung an alle stehen, die meine Karriere begleitet und gefördert haben. Heute diesen Dank öffentlich
erstatten zu dürfen, auch wenn einige der Adressaten bedauerlicher Weise verhindert sind, erfüllt
mich mit großer Freude. Manche werden zu Recht vermissen, in den Dank eingeschlossen zu sein.
Leider muss jedoch irgendwo eine willkürliche Grenze gezogen werden. Andere werden meinem Ruf
entsprechende kritische Anmerkungen oder zumindest sarkastische Sprüche erwarten, aber dafür ist
heute nicht der Tag…

FAMILIE
Um auf das Bild der Promotionsschrift zurückzukommen, so wird dort erst am Ende gedankt und in
der Reihenfolge am allerletzten der Familie. Dies mag bei einer Doktorarbeit auch berechtigt sein,
                                         nicht aber, wenn es um die gesamte Spanne zwischen
                                         Staatsexamen und Pensionierung geht. Hier braucht es
                                         einen patenten und lebenstüchtigen Ehepartner, um Kraft
                                         und Motivation für nicht immer vergnügungssteuerpflichtige
                                         Dienstaufgaben zu schöpfen.
                                         Aus diesem Grund möchte ich an erster Stelle meiner Frau
                                         Ulli danken. Sie hat sich nicht – wie es manchmal aus
                                         persönlichen Ehrgeiz geschieht – in der Karriere ihres
                                         Mannes verwirklicht, sondern dafür gesorgt, dass ich die
                                         Erdhaftung nicht zu sehr verloren habe. Allerdings dürfte
                                         meine Effizienz in der Haus- und Gartenpflege sowie im
                                         pädagogischen Bereich unzureichend gewesen sein, da ich
                                         meine Arbeit zu wichtig nahm und höchstens im Urlaub
                                         einigermaßen     abschalten    konnte.    Mehr     als  sie
                                         wahrscheinlich selbst weiß, haben mir die Ratschläge meiner
Frau auch beruflich geholfen, zumal sich mich besser als jede und jeder andere kennt. Als beste Kö-
chin unter der Sonne hat sie weiterhin den Grundstein zu meiner sensorischen Karriere gelegt. Herzli-
chen Dank dafür und für so vieles andere…

Und da sie nun einmal zufällig auf dem Bild sind, möchte ich auch unsere drei Kinder vorstellen:
- Linus (vorn) versteht mehr von Finanzen als ich,
- Magnus (hinten) versteht mehr von Informatik sowie Computern als ich
- und Wendy (oben) versteht mehr von klinischer Veterinärmedizin als ich, denn sie hat völlig überra-
schend mein primäres Berufsziel verwirklicht und sich zur Zoo- und Wildtierärztin spezialisiert; derzeit
repariert sie Paviane in Malawi.

In diesem Zusammenhang ein kleines Geständnis: 1960 bin ich in das veterinärmedizinische Studium
genau so blauäugig wie manche der jetzigen Bewerber gegangen. Die Kenntnis von drei deutschen

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Zoos sowie der Fernsehsendungen von Bernhard Grzimek reichte aus, um mich für die Veterinärme-
dizin zu entscheiden. Dass trotzdem ein veritabler Lebensmittelhygieniker herausgekommen ist, do-
kumentiert die Faszination dieses Faches.

DIETER HILDEBRANDT
                                         Auch wenn es mir zur Ehre gereichen würde, möchte ich
                                         letztmalig dementieren, dass es sich bei diesem
                                         Kabarettisten um ein Familienmitglied handelt. Dieter
                                         Hildebrandt ist intelligent, witzig, hat einen Schlag bei
                                         Frauen und spricht seine Texte auswendig. Welche Laune
                                         der Natur könnte eine genetische Verwandtschaft mit
                                         diesem Wunderwesen erklären? Zwar nicht ganz so
                                         prominent, bin ich doch mit meinem wirklichen Bruder Eckart
                                         zufrieden genug.

PROF. SINELL
Immer noch die Zoo-Laufbahn im Kopf und bereits für eine Promotion in der Parasitologie avisiert,
machte mir Prof. Sinell direkt nach der Lebensmittelprüfung ein Angebot, das ich nicht abschlagen
konnte.
                                         Die Thematik der Doktor-Arbeit ist schon genannt worden
                                         und wird durch den Schweineschwanz am Zylinder
                                         symbolisiert. Rechts neben Herrn Sinell freuen sich zwei
                                         liebe Weggefährten ebenfalls über ihren bürgerlichen
                                         Ehrentitel, nämlich Doris Kusch, die später in
                                         Lebensmittelmikrobiologie habilitierte, und Peter Krause, der
                                         als Professor an die TFH-Berlin wechselte.
                                         Gerade das für mich kaum verständliche Vertrauen in mein
                                         Leistungsvermögen, das mir Herr Sinell entgegenbrachte,
                                         hat die Chance zur akademischen Laufbahn eröffnet. Erst
                                         durch seine Zuversicht konnte ich den Glauben in die
eigenen Fähigkeiten entwickeln, gelegentlich sogar in Form von Starallüren. Zuspruch fördert und
Kritik demotiviert gerade denjenigen, der sich nur zögernd an ein ziemlich kompliziertes Forschungs-
vorhaben heranwagt. Darüber hinaus haben Sie, lieber Herr Sinell, sich in all den Jahren zwar nicht
mit Ratschlägen, aber mit Vorschriften zurückgehalten, weshalb ich auf meine Weise arbeiten durfte.
So wie es gekommen ist – im Positiven wie im Negativen – habe ich es letztlich gewollt und selbst zu
verantworten, denn ich war mein eigener Herr…dank Ihrer Toleranz.
Noch ein Wort zu Martin Lerche. Ihn habe ich als Respekt gebietenden Emeritus kennen und schät-
zen gelernt. Aber ich bin nun mal ein Sinell-Zögling und keiner dieser legendären Lerche-Schüler, von
denen einige anwesend sind.

PROF. JÜRGEN BAUMGART, PROF. FRIEDRICH UNTERMANN und
DR. DIETRICH FÖRSTER
                                        Insbesondere zwei Institutskollegen - hier 1966 in Lindau bei
                                        meinem ersten DVG-Kongress aufgenommen - haben mir
                                        über die Anfangsschwierigkeiten hinweg geholfen. Mit seiner
                                        freundlichen, bescheidenen und sachlichen Art war Dr.
                                        Jürgen Baumgart (rechts) ein stets verlässlicher Rückhalt.
                                        Bald entwickelte er sich zu einem der führenden
                                        Lebensmittelbakteriologen, in dessen Standardwerk der
                                        mikrobiologischen Diagnostik ich ein Kapitel unterbringen
                                        durfte.
                                        Dr. Friedrich Untermann (links) mit seinem scharfen Blick für
                                        das Wesentliche wurde später Leiter des Instituts für
Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen Berlin, wo er mich während meiner außeruniversitären
Interimszeit 1979-80 beherbergte und eine schützende Hand über seinen Hippie-Beamten hielt. Diese
Zeit habe ich genossen, denn nie wieder ließ es sich derart universal, praxisbezogen und effektiv

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arbeiten. Eine Hilfe war für mich auch die Freundschaft mit dem Konsemester und Mikrobiologen Dr.
Dietrich Förster, dessen ich kurz gedenken möchte.

PROF. HEINRICH LINKE
                                     Obwohl von Berlin bereits an die ehemalige Bundesanstalt
                                     für Fleischforschung gewechselt, beeinflusste mich Professor
                                     Heinrich Linke nachhaltig. Er war nicht nur der erste Chef
                                     meiner Frau, was ihn bereits sympathisch macht, sondern
                                     auch der beste tierärztliche Lebensmittelrechtler Deutsch-
                                     lands. In vielen Gesprächen förderte er mein Verständnis für
                                     diese Materie. Eines Septembertages wanderten wir in
                                     juristische Diskussionen vertieft über eine Stunde durch Gar-
                                     misch, bis ich die Frage wagte, wann wir endlich das
                                     avisierte Restaurant erreichen würden. „Ich dachte, Sie
                                     wissen, wo es lang geht!“ lautete seine Antwort. Wenigstens
bei unseren gemeinsamen Publikationen haben wir es dann gewusst.

PROF. HARTMUT WEISS
Bereits während meiner Doktorarbeit kam ich in Kontakt mit der Bio-Statistik in Gestalt des „studierten
Kaufmannes“ Dr. Hartmut Weiß, dessen Institut mir zeitweise eine zweite Arbeitstätte wurde. Seine
Begabung, sich in experimentelle Daten hineinzuversetzen und „Zahlen sprechen zu lassen“, bildete
                                      die Basis eines jahrzehntelangen, von fruchtbaren
                                      Diskussionen geprägten Teamworks. Hier bewahrheitete
                                      sich, dass eine gute Zusammenarbeit mehr als die Summe
                                      ihrer Einzelteile erbringt. Leider haben meine Doktoranden
                                      darunter gelitten, weil sich die Vortragssäle schlagartig
                                      leerten, wenn sie ein biometrisches Thema zu Gehör brach-
                                      ten.
                                      Einen guten Chef zeichnen fähige Mitarbeiter aus, von denen
                                      einige dankbare Erwähnung verdienen, so
                                           - der genialistische Schnelldenker Dr. Franz-Joseph
                                               Kretschmer,
                                           - die formelkundige und zugleich kulturell beschlagene
                                               Dr. Gisela Arndt,
                                           - der einfallsreiche Prof. Reinhard Meister
                                           - und die so früh verstorbene PD Dr. Susanne Dahms,
                                               die vielen von uns fehlt und mit der zusammen ich
                                               wohl meine klügste Publikation geschrieben habe.

47 gemeinsamen Veröffentlichungen, die zwischen 1971 und 2004 entstanden sind, dokumentieren
die Intensität der biometrischen Liaison.

PROF. JÖRG LUY
                                         Trotz interessanter lebensmittelrechtlicher und statistischer
                                         Fragestellungen stand mir irgendwann der Sinn nach
                                         Abwechselung. Da kam Jörg Luy gerade Recht, um meine
                                         seit der Schulzeit verschütteten philosophischen Neigungen
                                         zu reanimieren. In Diskussionsrunden um den Schlach-
                                         tensee nahmen wir uns einiger tierschutz-ethischer Probleme
                                         einschließlich der Person Albert Schweitzers an, wobei er
                                         mich zwang, derartige Fragen wirklich bis zum Ende zu
                                         durchdenken.

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PROF. IRFAN EROL
                      Das sog. Tropenseminar gab mir die Chance, 1971/72 in
                      Anatolien zu arbeiten. Dort verlebte ich eine prägende Zeit,
                      weil sich der respektvolle Umgang mit fremden Kulturen zwar
                      leicht verkünden, aber nicht immer leicht erlernen und noch
                      schwerer verinnerlichen lässt. Damals ging Irfan Erol in
                      Kappadokien zur Schule, bevor er zum Promovieren nach
                      Berlin kam und heute das Lebensmittel-Institut an der
                      Veterinär-Fakultät/Ankara selbst leitet. Mit ihm, der sowohl in
                      der deutschen wie der türkischen Welt heimisch ist, wurden
                      in ständigem freundschaftlichen Kontakt verschiedene
                      Projekte durchgeführt, darunter ein Döner-Test für RTL, auf
                      den sich die Zeichnung bezieht.

PROF. ZESSIN und DR. BAUMANN
                      Manchmal hilft der richtige Job auch bei der Erfüllung von
                      Kindheitsträumen. Ich wollte immer nach Ost-Afrika und Prof.
                      Karl-Hans Zessin sowie Dr. Maximilian Baumann, die noch
                      wegen vieler anderer Guttaten zu loben sind (und von denen
                      Sie ja wissen, wie sie aussehen), schickten mich nach Äthio-
                      pien. Hier liegt die Heimat der Berg-Nyala, einer stattlichen
                      Antilopenart, die meines Wissens nur einmal in
                      Gefangenschaft gehalten wurde, und zwar vom Berliner Zoo
                      in den 30er Jahren. Nun konnte ich diese in alten Zoo-
                      Führern bewunderte Rarität sogar in freier Natur beobachten.
                      Aber auch wissenschaftlich waren die beiden Aufenthalte
                      wertvoll, weil sie mir u. a. die Bedeutung der Epidemiologie
                       erschlossen.

DR. BAYLEYEGN MOLLA
                      Von Äthiopien kann ich nicht sprechen, ohne an Dr.
                      Bayleyegn Molla von der Addis Ababa University zu erinnern.
                      Bei verschiedenen Forschungsaufenthalten in Berlin ließ
                      dieser hoch begabte und zugleich sympathische
                      Wissenschaftler unseren Publikationsindex nach oben
                      schnellen. Neben ihm hocken in der Mitte Dönerman Irfan
                      ohne Kostüm und rechts der stets fröhliche Chemiker
                      Sixpence Conzane, der bei Prof. Stenzel über Mykotoxine
                      promovierte.

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PROF. ANDREAS STOLLE
                                       Der Anschein, dass sich auf diesem Foto die Herren Guido
                                       Westerwelle und Walter Sedlmay(e)r outen, trügt. Durch -
                                       zumindest im Orient - ungewohnten Alkoholgenuss beflügelt
                                       demonstrieren vielmehr zwei erprobte Familienväter, wie sie
                                       sich als echte Kerle in der syrischen Öffentlichkeit zu prä-
                                       sentieren hätten. Den Sedlmayer gibt der aus Sachsen
                                       stammende, nach einem Berliner Intermezzo jetzt in
                                       München wirkende Prof. Andreas Stolle. Trotz, oder gerade
                                       wegen unterschiedlicher Charaktere haben wir als
                                       bajuvarischer Vorsitzender und sein wenig geforderter
                                       preußischer     Stellvertreter   des    DVG-Arbeitsgebietes
                                       Lebensmittelhygiene immer Solidarität gezeigt und uns
                                       hervorragend         ergänzt.        Zum       gemeinsamen
                                       Erinnerungsschatz gehört eine skurrile Tokyo-Reise, auf der
                                       uns z. B. erklärt wurde, dass wir Deutschen im Zweiten
                                       Weltkrieg nicht so voreilig wie die Japaner kapitulierten, weil
                                       wir unsere Kampfkraft durch Blutwurstverzehr stärkten und
                                       diesen wertvollen Rohstoff eben nicht in den Gulli laufen
                                       ließen.

PROF. KARSTEN FEHLHABER
                                        Seinen Ehrenplatz in der Mitte des Fotos verdient Herr Prof.
                                        Karsten Fehlhaber, ein Kollege, wie man ihn sich nicht
                                        besser wünschen kann. Auch wenn wir mit unseren
                                        gemeinsamen Bemühungen um eine bundeseinheitliche,
                                        modulare Weiterbildung kaum vorangekommen sind, hat er
                                        sich im Rahmen der DVG-Arbeitsgruppe „Lehre“ große
                                        Verdienste um die Harmonisierung der VPH-Fächer
                                        erworben. (Kleine Anmerkung: Frau Godglück, die
                                        dankenswerter Weise diese Präsentation gestylt hat, spei-
                                        cherte das Bild unter den Kennwort „Abdul“... das ist aber
                                        nicht Herrn Fehlhabers moslemischer Kampfname, sondern
                                        so heißt der Besitzer des sultanesken Mobiliars). Eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit – nicht nur im Rahmen der DVG – gab es auch mit Prof. Michael
Bülte, Dr. Detlef Horn, Prof. Günter Klein und Prof. Lüppo Ellerbroek. Letzterer ermöglichte es mir
darüber hinaus, mehrere interessante Promotionen des Instituts für Risikobewertung zu betreuen.

SENATSRAT DR. HANS-JOACHIM KLARE
                                           Dieses Bild von einem Mann, linke Hand tief in der
                                           Hosentasche und rechte Hand am potenzstärkenden
                                           Nasenhorn, kreuzte nicht erst im DVG-Vorstand meinen
                                           Weg. Als ich 1980 zur Universität zurückkehrte, wurde Dr.
                                           Hans-Joachim Klare glücklicher Weise als Nachfolger für
                                           meine Abteilungsleiterstelle im ILAT ausgewählt. Mit
                                           Sachverstand und beneidenswertem politischen Geschick
                                           stieg er zum Leiter des Untersuchungsamtes auf.
                                           Gemeinsam und freundschaftlich haben wir in verschiedenen
                                           Gremien versucht, Regeln für die Zusammensetzung von
                                           Lebensmitteln zu finden und dabei in konzertierter Aktion
                                           einige Sitzungen aufgemischt, was noch ein wenig andauern
soll. Sofern es notwendig erschien, wurden unsere Vorschläge experimentell abgesichert, wofür Dr.
Josef Jöckel, Dr. Rafiqul Islam, Dr. Peter Josefowitz und Martina Androwitsch zumeist auf dem Gebiet
der Histologie wertvolle Beiträge lieferten.

                                                 5
43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
DR. THOMAS REICHE und DR. HANS WÖHRL
                                         Zusammen mit Ha-Jo Klare wurde auch eine Weiterbildung
                                         zur Hygieneberatung im Lebensmittelbereich entwickelt. Ein
                                         dritter Impulsgeber hierfür war Oberfeldveterinär Dr. Thomas
                                         Reiche (2. von rechts). Er ähnelt sowenig einem
                                         martialischen Söldner, dass meine Vorbehalte gegen die
                                         Bundeswehr schnell schwanden und sich ein durchaus
                                         „ziviles“ Verhältnis einstellte. Das Resultat bildeten mehrere
                                         Doktorarbeiten sowie durchaus willkommene Drittmittel.
                                         Seitens        der      Tierärztekammer         wurde     das
                                         Weiterbildungsprojekt insbesondere vom damaligen Vizeprä-
                                         sidenten und heutigen Geschäftsführer Dr. Hans Wöhrl
(stehend) unbürokratisch unterstützt. So sicherte er die zwei Lehrgänge finanziell ab, selbst als ein
schulungswillige Kollegin im Untertürkheimer Luxusmobil einschwebte und sogleich einen Sozialrabatt
für die Teilnahmegebühren einforderte, weil sie in Gütertrennung und deshalb in ärmlichen Verhält-
nissen leben würde. In derartigen Situationen hilft ein gemeinsamer Sinn für Realsatire, der sich auch
beim derzeitigen Kammerpräsidenten Dr. Volker Robl ausmachen lässt.

DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFTS GESELLSCHAFT
                                           Humor war ebenfalls bei einer Qualitätsprüfung der DLG in
                                           Erfurt gefragt. Nach meiner Rückkehr wurde ich im Dekanat
                                           ganz aufgeregt mit den Worten „17 cm, 17 cm“ empfangen.
                                           Das mag für einen alten Herren ein ganz netter Wert sein,
                                           selbst wenn sich diese Zahl – um Missverständnissen vorzu-
                                           beugen – auf die Größe des Fotos in der Bild-Zeitung bezog.
                                           Für diese Sensation war nicht mehr erforderlich, als dass ich
                                           den Stolz eines Lokalreporters auf thüringische Würste
                                           objektiv nicht nachvollziehen konnte. Trotz besseren
                                           Wissens (oder Besserwisserei) hätte ich einfach mal die
                                           Klappe halten sollen. Aber Verzicht auf Provokation, wenn
                                           „das Licht angeht“, gehört nicht zu meinen Tugenden.
                                           Selbstverständlich sind es nicht nur derartige Anekdoten, die
                                           mich mit der DLG verbinden, sondern diese Institution prägte
                                           meine praktischen Kenntnisse und Erfahrungen. Siegmar
                                           Hauptmann förderte mich Schritt für Schritt, bis ich zum Prü-
                                           fungsbevollmächtigten aufstieg und damit Herr über ein- bis
zweitausend Proben im Jahr wurde. Die Zusammenarbeit setzte sich mit seinen beiden Nachfolgerin-
nen fort, nämlich Karin Hillgärtner mit ihrem herzlichen Lachen und Bianca Schneider, die mich gedul-
dig in den Bereich Convenience food einführte. Es wären noch viele weitere Personen zu erwähnen,
z. B. aus der Pressestelle, dem DLG-Verlag oder dem Test-Zentrum. Namentlich nennen möchte ich
Prof. Achim Stiebing, mittlerweile Vize-Präsident der DLG und Beweis dafür, dass zwischen Lebens-
mitteltechnologen und Lebensmitteltierärzten glücklicher Weise keine natürliche Feindschaft besteht.

FLEISCHERINNUNG BERLIN/BRANDENBURG
                                         Als Produktexperten bringen wir uns auch in die
                                         Qualitätswettbewerbe       der    Fleischer-Innung   Berlin-
                                         Brandenburg ein. Viel wichtiger ist die Zusammenarbeit mit
                                         Frau Dipl.-Ing. Simone Schiller und Obermeister Klaus
                                         Gerlach jedoch für das Grundstudium und die postgraduale
                                         Ausbildung. Die von ihnen kompetent organisierten
                                         Demonstrationen und Praktika lassen es nicht zu
                                         schmerzlich vermissen, dass die Berliner als einzige
                                         deutschsprachige Fakultät über kein eigenes Technologikum
                                         verfügt. Allerdings sollte es nicht so bleiben und gern ich
                                         hätte das Problem noch selbst gelöst. Dankbare Erwähnung
verdient auch Fleischermeister Reinhard Skerra, dem ich manchen, mit humorvollen Kommentaren
gewürzten Blick hinter die Kulissen verdanke.

                                                   6
43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
BOFROST
                                       Traditionsgemäß wirbt das Institut durch seine Verbindung
                                       zu Lebensmittelbetrieben größere Summen an Drittmitteln
                                       ein. Solche Kontakte können jedoch an Zielkonflikten leiden,
                                       die das Maß der Gemeinsamkeit begrenzen. Nahezu
                                       symbiotische Qualität besaß und besitzt hingegen die
                                       Zusammenarbeit mit der Fa. bofrost. Zu danken ist dieser im
                                       Unternehmerdeutsch „win-win-Situation“ genannte Zustand
                                       dem Qualitätsmanager Jörg Jacob (1. von links), hier neben
                                       dem charismatischen Firmengründer Josef H. Boquois (2.
                                       von links) zu sehen. Entgegen dem Industriellen-Kodex „Wer
                                       nicht dicht ist, ist nicht dicht“, bestimmten Ehrlichkeit und
Offenheit statt Geheimniskrämerei unser Verhältnis, was die Effizienz bei der Problemlösung stetig
verbesserte. Gern hätten wir unsere gemeinsamen Aktivitäten mit einer bofrost-Stiftung gekrönt, aber
es sollen ja noch Visionen bleiben.

GRÜNDUNGSKOMITEE
                                       Wenn sich ein Möchtegern-68er mit dem Großkapital und der
                                       Bundeswehr arrangiert, kann er sich auch auf die
                                       Fachbereichspolitik einlassen. Höhepunkt dieser Facette des
                                       Berufslebens bildete die Tätigkeit im Gründungskomitee zur
                                       Vereinigung der Veterinärmedizin von HU und FU. Als
                                       bekennender Berliner habe ich die deutsche Teilung immer
                                       schmerzlich empfunden und war folglich dankbar, in dem um
                                       Ausgleich bemühtem Gremium einen Beitrag für das
                                       Zusammenwachsen liefern zu können. In diesem Kontext
                                       darf die freundliche Unterstützung durch meinen damaligen
                                       Amtskollegen, Herrn Prof. Gerhard Scheibner, nicht unge-
                                        würdigt bleiben.

PROF. KLAUS HARTUNG, HANS-DIETER PLATOW.
                                         Als im Jahr 2000 die Streitigkeiten mit dem Präsidialamt
                                         eskalierten, übernahm ich von Prof. Klaus Hartung (2. von
                                         links) den Dekansposten. Seinem menschlich-offenen
                                         Wesen ist es zu verdanken, dass wohl selten ein
                                         Amtswechsel derart harmonisch vollzogen wurde. Auch die
                                         Proff. Volker Bergmann und Karl Dietrich Weyrauch, hier bei
                                         einem Besuch in Paris-Alfort abgelichtet, trugen zum
                                         Gleichklang bei, was sich bereits in der Bekleidung
                                         dokumentiert. Auf dem Betriebsausflug fehlte der
                                         Verwaltungsleiter Hans-Dieter Platow. Ihm möchte ich wegen
                                         seiner Redlichkeit und des weisen Ratschlags, es mit der
                                         „Dekanerei“ gut sein zu lassen, herzlich danken. Mit Dr.
Christian Laiblin fand er einen würdigen und ebenso loyalen Nachfolger.

INSTITUT FÜR LEBENSMITTELHYGIENE
                                         So bewegend die Wiedervereinigung auch war, stellte sie
                                         jedoch für die Institutsmitglieder beider Standorte eine
                                         belastende Herausforderung dar. Dies gilt um so mehr, als
                                         gleichzeitig die Koserstraße über Nacht wegen „Asbest-
                                         Verseuchung“ geschlossen wurde. Hier griffen uns Prof.
                                         Dieter Großklaus als Leiter des Bundesgesundheitsamtes
                                         und auch Prof. Paul Teufel unbürokratisch unter die Arme.
                                         So konnten mit viel Einsatzwillen diese und andere prekäre
                                         Situationen, zu denen z. B. die unseligen Überhangslisten
                                         gehörten, letztlich gemeistert werden.
                                         Auf der internen Abschiedsfeier ist es schon ausführlich
gesagt worden: Wir waren motiviert, effektiv und um ein gutes Betriebsklima bemüht. Aus diesem

                                                 7
43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
Grund ließ es sich so lange miteinander aushalten. Fröhlich hat wohl kaum jemand das Institut verlas-
sen und manch früherer Mitarbeiter schaut gern einmal vorbei.

DR. JOSEF KLEER
                                          Einen Institutsangehörigen möchte ich allerdings eigens
                                          erwähnen, den Chef des mikrobiologischen Labors, Dr. Josef
                                          Kleer.      Als    Wissenschaftliche    Einrichtung     mit
                                          bakteriologischem Schwerpunkt lässt sich nichts Besseres
                                          wünschen als ein Abteilungsleiter, auf dessen Kompetenz
                                          jeder blind vertrauen kann. Über den Routinebetrieb hinaus
                                          haben wir seit 1991 immerhin 40 gemeinsame
                                          Veröffentlichungen zu Stande gebracht.
                                          Dr. Kleers Einsatz für den Dienst geht inzwischen so weit,
                                          dass er mich auf Tauchreisen begleitet, um Material für die
                                          Fischdemonstrationen im Lebensmittelkurs zu besorgen.
                                          Diesen 10 m langen Walhai konnten wir jedoch nicht nach
Berlin bringen. Bei dem Versuch, das Tier am Schwanz aus dem Wasser zu ziehen, brach leider der
obere Teil der Heckflosse ab, eine Minderung des ästhetischen Wertes, welche die Verwendung als
Lebensmittel verbietet (Kleer vor und Hildebrandt unter dem Hai).

DIE EHEMALIGEN 1
                                         Nachdem Sie bereits mit Antilopen und Fischen konfrontiert
                                         worden sind, bleibt Ihnen zum Abschluss nicht einmal
                                         moderne Kunst erspart. Das dem MOMA-Besucher als „der
                                         Tanz“ von Matisse bekannte Werk - hier in der Petersburger
                                         Version - drückt am besten die Emotionen aus, wie sie sich
                                         mit der großen Gruppe der Doktorandinnen und
                                         Doktoranden, den sogenannten „Ehemaligen“, verbinden.
                                         Das Bild vermittelt ein Gefühl von Zusammenhalt und
                                         Harmonie, aber auch von Dynamik. Zugleich wirken die
                                         Personen flüchtig. Die einzelnen Individuen können
                                         wechseln, ihre Zahl muss nicht konstant bleiben, beständig
ist allein die Idee der Zusammengehörigkeit. Deshalb verzichte ich auch darauf, die Namen aller der-
jenigen, die mir in den Jahren ans Herz gewachsen sind, listenartig aufzuzählen. Wer dazu gehört,
weiß es und benötigt keine öffentliche Bestätigung.

DIE EHEMALIGEN 2
                                          Die Vermutung, dass nur Tierärztinnen eine Chance zur
                                          Teilnahme an diesem Reigen bekamen, widerlegt ein
                                          Pendant des Matisse-Bildes mit den zugehörigen Mu-
                                          sensöhnen. Bei ihrer Auswahl wurde indessen größeres
                                          Gewicht auf sportliche Fähigkeiten als auf gesangliche oder
                                          instrumentale Fertigkeiten gelegt. Unabhängig von
                                          Geschlecht und Auslesekriterien sind zu meiner Genugtuung
                                          die meisten von Euch im Metier geblieben und haben eine
                                          erfolgreiche Karriere gestartet.
                                          Um in der Bildsymbolik zu bleiben, so muss oder darf der
                                          Kapellmeister irgendwann den Dirigentenstab aus der Hand
legen. Was mich betrifft, so ist dies am 1. Oktober geschehen. Dennoch würde ich mich freuen, wenn
auch in Zukunft ab und zu die alten Melodien erklängen und wir ein Tänzchen wagten…

Euch allen herzlichen Dank für eine erfüllte Zeit!

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43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
SCHLUSSWORTE
                                       Goethe würde sagen: „Der Worte sind genug gewechselt,
                                       nun lasst uns endlich Taten sehen.“ Sie sind mithin
                                       eingeladen, sich im Anschluss ein wenig die Kehle zu
                                       befeuchten, um dann doch wieder Worte zu wechseln. Zuvor
                                       möchte ich aber denjenigen danken, die sich so viel Mühe
                                       bei der Organisation gegeben haben, wobei Sabine
                                       Godglück, Sira Manopas, Marion Reinartz, Heike Zilm und
                                       Prof. Wolf-Rüdiger
                                       Stenzel besonders
                                       hervorzuheben sind
                                       sowie Herr Kollege
                                       Gruber für seine
Gastfreundschaft.
Auch für die musikalische Untermalung durch Dr. Andreas
Ochs und seine beiden Hornisten bedanke ich mich. Dank
gebührt insbesondere den Ehemaligen, weil sie es mir
verwehrten, still und heimlich abzutauchen. Das macht man
zwar als UW-Fotograph, aber nicht am Ende eines Berufsle-
bens mit vielen intensiven Beziehungen. Den Rednern sei Dank dafür, dass sie neben der persönli-
chen Anerkennung auch die Bedeutung der Lebensmittelhygiene herausgestellt haben. Ganz beson-
ders bedanke ich mich bei Ihnen allen im Saal, denn ich empfinde es als große Ehre, dass Sie heute
so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind.

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43 JAHRE TIERARZT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER LEBENSMITTELFÄCHER
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