AustriAn Drug screening institute - Die Schätze der Natur nutzen - innovative Suche nach neuen medikamenten
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u n t e r n e h m e n i m p o r t r ät Austrian Drug Screening Institute Die Schätze der Natur nutzen – Innovative Suche nach neuen Medikamenten
© www.mariorabensteiner.com ADSI sucht nach neuen Wirkstoffen für Medikamente D as Austrian Drug Screening herauszufiltern, die für eine klinische Als erster großer Erfolg wurde ein Institute, kurz ADSI, ist ein Erprobung geeignet sind und die bes- namhafter Partner aus der Pharma- besonders schönes Beispiel ten Chancen haben, als Arzneimittel industrie mit an Bord geholt. Seit der dafür, wie Universitäten mit Industrie den Markt zu erreichen. Damit dieses offiziellen Eröffnung vor einem Jahr erfolgreich zusammenarbeiten. Die akribische Durchforsten effizient ab- hat das ADSI beachtliche Fortschritte Leopold-Franzens-Universität ist Ge- läuft, werden ganz neue Methoden erzielt, sodass bereits weitere Koope- sellschafter dieses jungen Forschungs- gebraucht. Diese entstehen am ADSI rationen in Aussicht stehen. So erhöht unternehmens in Innsbruck, das sich in enger Zusammenarbeit zwischen sich die internationale Sichtbarkeit der Medikamenten-Forschung wid- universitärer Forschung, Biotechno- des Wissenschaftsstandorts Innsbruck met. Im ADSI geht es um die berühmte logie- und Pharma-Unternehmen. im Bereich der Lebenswissenschaften Suche nach der Nadel im Heuhaufen – Im ADSI vereinen sich die Kom- noch weiter. dem Drug Screening. Die Forscher ver- petenzen der beiden Innsbrucker Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Tilmann Märk suchen, aus der riesigen Auswahl von Universitäten in den Bereichen ana- Rektor der Leopold-Franzens- möglichen Wirkstoffen die wenigen lytischer Chemie und Zellbiologie. Universität Innsbruck Impressum Gründungsherausgeber: Komm.-Rat Joseph S. Moser Herausgeber: Gesellschafterversammlung der Moser Holding AG Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, office@target-group.at, Tel. +43 (0)512 / 58 60 20, Fax +43 (0)512 / 58 60 20-2820 Für den Inhalt verantwortlich: ADSI – Austrian Drug Screening Institute GmbH, Innrain 66a, 6020 Innsbruck, Tel. +43 (0)512/507-36307, office@adsi.ac.at, www.adsi.ac.at Fotos: ADSI Foto Rückseite: Bionorica SE Produktion: Target Group Publishing GmbH Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 2
© BMWF/L. Hilzensauer © Land Tirol – Aichner o. Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, Günther Platter, Wissenschafts- und Forschungsminister Landeshauptmann von Tirol „Durch exakte wissenschaftliche Analyse und die re- „Das ADSI bringt Forschung, Wirtschaft, Gesundheit alistische Abbildung von Krankheitsbildern können und Bildung voran – alles Themen, die dem Land Tirol neue Wirkstoffe zum Wohle von Patienten entwickelt sehr wichtig sind. Viele Menschen leiden unter Krank- werden. Im ADSI bündeln die Universität Innsbruck heiten wie Krebs, Fettleibigkeit oder Zuckerkrankheit, und die Medizinische Universität Innsbruck ihre Kom- für deren Behandlung Tiroler Universitäten und Indus- petenzen aus Medizin und Chemie und arbeiten, im trie gemeinsam nach neuen Medikamenten suchen. engen Verbund mit der Wirtschaft, an kostengünsti- Wir sehen diesen innovativen Ansatz mit Freude.“ geren und wirksameren Medikamenten.“ © Jacqueline Godany © Bionorica SE Prof. Michael Popp, o. Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger, Präsident der Vorstandsvorsitzender Bionorica SE Österreichischen Akademie der Wissenschaften „Die Natur bietet faszinierende Dimensionen. Als füh- „In der Medikamenten-Entwicklung gibt es eine Lücke, die rendes Unternehmen in der Erforschung und Herstel- weder die Universitäten noch die Pharmaindustrie allein lung pflanzlicher Arzneimittel mit bewiesener Wirkung überwinden können. Das ADSI bringt beide Seiten zusam- haben wir uns entschieden, exklusiver Partner des men und zeigt exemplarisch, wie die Lücke geschlossen ADSI zu werden. Zusammen mit dem ADSI können wir werden kann. Daher unterstützt die Österreichische Aka- noch mehr Heilpflanzen auf ihre Eignung für weitere demie der Wissenschaften als Schirmherrin von Anfang an Präparate testen.“ dieses junge und innovative Unternehmen.“ 3
Forschungsziel: Medikamente, die wirken, ohne zu schaden Das ADSI sucht nach neuen Wirkstoffen und greift in die Schatzkiste der Natur. Vernetzung: Das ADSI (links) befindet sich in unmittelbarer nähe zum Centrum für Chemie und Biomedizin (rechts). O hne moderne Medikamente Hoffnungsträger rechtzeitig erkannt und Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie wäre die Heilkunst wie im Mittel- Fehlschläge am Krankenbett vermieden. pflanzliche Naturstoffe systematisch unter alter. Aber trotz aller Fortschritte Einzigartig ist auch die Tatsache, dass in die Lupe genommen werden. gibt es noch viel Verbesserungsbedarf: Oft wirken die verschriebenen Mittel nicht, wie Das ist ADSI sie sollen – oder die Begleiterscheinungen Firmengründung: 2012 sind so schlimm, dass die Kranken die Arz- Unternehmensziel: Technologieplattform zur Suche nach neuen neimittel irgendwann nicht mehr einneh- Medikamentenwirkstoffen men können. Medikamente, die heilen Technologien: Modernste Infrastruktur und Gerätepark zur und gleichzeitig verträglich sind – für viele chemischen Analytik, Zellbiologie, High Content Screening Patienten ist das immer noch ein Wunsch- Mitarbeiter: 14 traum. Das ADSI – Austrian Drug Screening Standort: Innrain 66a, 6020 Innsbruck Institute sucht mit neuen Methoden nach Finanzierung: Land Tirol, Bundesministerium für Wissenschaft den besten und verträglichsten Wirkstoffen und Forschung, Bionorica für die Zukunft. Die in Innsbruck entwickel- Eigentümer: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck zu 100 % ten Test-Verfahren simulieren menschliche Schirmherrschaft: Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Krankheiten im Labor. So werden echte 4
ADSI im Zeitraffer 2004 Gründung der Österreichi- Auf zu schen Proteomik-Plattform in Innsbruck zur chemi- schen und medizinbiologi- neuen Ufern schen Erforschung von Eiweißstoffen 2008 Start des Krebsforschungs- zentrums Oncotyrol in ADSI – eine wesentliche Ergänzung der Tiroler Forschungslandschaft Innsbruck 2009 bis 2010 Erste Ideen, Konzepte, I n den letzten zehn Jahren haben Bionorica beteiligt war. Doch die Tiroler internationale Evaluierung sich viele Wissenschaftszweige in waren nicht die einzigen Bewerber um öf- und Verhandlungen über Tirol stark entwickelt. So nahm auf fentliche Mittel. Sie mussten sich in Wien die Einrichtung des Austri- der einen Seite die chemisch-analytische gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Drug Screening Institute Forschung um Prof. Günther Bonn, auf bestanden eine internationale Evaluierung in Innsbruck der anderen Seite die zellbiologische For- mit Bravour. schung um Prof. Lukas Huber einen kon- 2011 E rfolgreiche internationale tinuierlichen Aufschwung. Die Zusam- Start 2012 Evaluierung und Gründung menarbeit dieser beiden Persönlichkeiten In Jahr 2011 übernahm die Österreichische des ADSI und ihrer Teams erwies sich als besonders Akademie der Wissenschaften die Schirm- Mai 2012 eues Centrum für Che- N produktiv, nicht nur in der Grundlagen- herrschaft und ein Jahr später wurde das mie und Biochemie (CCB) forschung, sondern auch in Kooperatio- ADSI in unmittelbarer Nähe zum neuen eröffnet nen mit Unternehmen. Die gemeinsame Centrum für Chemie und Biomedizin ein- November Idee eines österreichischen Drug-Scree- gerichtet. ADSI ergänzt seitdem die Inns- 2012 ffizielle Eröffnung der o ning-Instituts nahm immer konkretere brucker Forschungslandschaft durch die ADSI-Labore in unmittelba- Formen an, wobei von Anfang an Prof. Zusammenarbeit zwischen Universitäten rer Nähe des CCB Michael Popp vom Pharmaunternehmen und Industrie auf ideale Weise. 5
Medikamenten-Entwicklung ist ein langer Weg Austrian Drug Screening Institute – dieser Name kann Rätsel aufgeben. Was für Drogen? Ist mit „Screen“ ein Bildschirm gemeint? Nicht im Geringsten, denn es geht um die Suche nach neuen Arzneimitteln. A uch im Deutschen ist der phar- und kosten durchschnittlich über eine Milli- Den richtigen Treffer landen mazeutische Begriff „Arznei- arde Euro. Am Anfang dieses langwierigen Die Fortschritte in der Chemie und im mitteldroge“ üblich. Screening Vorgangs steht eine Entdeckung im Labor. pharmazeutischen Wissen über Natur- bedeutet das Herausfiltern von wenigen Wissenschaftler erkennen die molekulare stoffe haben zur Entstehung von großen Favoriten aus einer riesigen Anzahl von Ursache einer Krankheit, zum Beispiel feh- Sammlungen von synthetischen und möglichen Wirkstoffkandidaten. Beim lerhafte Eiweißstoffe. Plötzlich tut sich eine natürlichen Substanzen geführt. Es gibt ADSI geht es also um die systematische Su- neue Möglichkeit zur Behandlung auf. Ein also eine unüberschaubare Auswahl an che nach neuen Medikamenten. sogenanntes Drug Target wird anvisiert, möglichen Arzneimittel-Kandidaten. Die Wenn ein neues Medikament auf den also ein Zielmolekül, das mit einem neuen Kunst besteht nun zunächst darin, die- Markt kommt, hat es bereits einen langen Medikament ein- oder ausgeschaltet wer- jenigen Substanzen herauszufiltern, die Weg hinter sich. Entwicklung und Markt- den kann. Die Suche nach einem geeigne- überhaupt mit dem Zielmolekül in Kon- einführung dauern in der Regel zehn Jahre ten Wirkstoff geht los. takt treten. 6
Mit High-Tech-Laborautomatisierung sowohl positive als auch negative Effek- nächste Level: Sie werden für die Ent- können mittlerweile mehrere Millionen te erforscht, die der Wirkstoff in einer wicklung einer sogenannten Leitstruktur Substanzen pro Monat in sogenann- natürlichen Umgebung hat. Auf diese (Lead) ausgewählt. ten Hochdurchsatz-Screenings (High- Weise können die Forscher wiederum vie- Die Leitstrukturen werden chemisch throughput Screenings – HTS) getestet le Substanzen ausschließen und die An- verändert, um die pharmakologischen werden. Obwohl nur ein minimaler Pro- zahl möglicher Kandidaten reduziert sich. Eigenschaften wie z. B. die Bindung zentsatz von ihnen positive Ergebnisse Besonders wichtig ist beim High-content an das Zielmolekül, die Aufnahme des erzielt, ist die Anzahl dieser ersten Treffer Screening die visuelle Beobachtung: Mit Wirkstoffs im Körper oder seine Ver- immer noch viel zu hoch. Es gilt jene Sub- modernster Mikroskopie-Optik werden änderung durch den Stoffwechsel zu stanzen zu finden, die die größten Chan- die zuvor angefärbten Zellen rund um die verbessern. Im nächsten Schritt erfol- cen haben, am Ende tatsächlich zu einem Uhr gefilmt. Sie werden gewissermaßen gen dann Tierversuche und wiederum wirksamen Medikament zu werden. Hier videoüberwacht. werden aus den Leads die besten Kan- kommen die Verfahren ins Spiel, die am didaten für die klinische Erprobung an ADSI ablaufen. Die ungeeigneten Kandidaten Menschen ausgewählt. werden von der Liste gestrichen Nun geht das Testen erst richtig los: Videoüberwachung von Zellen Nach den Screenings (HTS und HCS) Drei klinische Phasen muss ein Wirkstoff Ein zweiter Auswahlprozess wird durch- wird weiter ausgesiebt. Nun geht es vor erfolgreich bestehen, bevor er zur Zu- geführt, das sogenannte High-content allem um chemische und biologische lassung bei den zuständigen Behörden Screening (HCS). Es liefert weniger, aber Eigenschaften. Und wieder heißt es: eingereicht wird. Gelingt auch noch die- dafür gehaltvollere Informationen (engl. Substanzen, die für die weitere Entwick- ser letzte Schritt, hat es am Ende aus der content = Inhalt) als das Hochdurchsatz- lung nicht geeignet sind, werden von der Riesenauswahl von Millionen eine einzige Screening. Die Substanzen werden in Kandidatenliste gestrichen. Die vielver- Substanz tatsächlich bis zum fertigen Me- lebenden Zellen getestet und es werden sprechendsten Wirkstoffe erreichen das dikament geschafft. 7
komplizierte mixturen in Bestandteile trennen Bei der chemischen Untersuchung von Zellen, Pflanzen und Geweben ist die analytische Abteilung des ADSI gefordert. E in Durcheinander zu ordnen – Im ADSI verfügt die analytische Abteilung heimischen Teekanne ist dieser Vorgang das ist die Stärke der analytischen zudem über Spezialwissen in der Herstel- am ADSI High-Tech. Mit Hilfe der soge- Chemie. Sie entwirrt komplexe lung und Untersuchung von Pflanzen- nannten Accelerated Solvent Extraction Stoffgemische, indem sie deren Bestand- extrakten. Es ist aus der langjährigen (ASE) am ADSI ist es möglich, eine Viel- teile feinsäuberlich voneinander trennt, Zusammenarbeit des Instituts für Analy- zahl von Extraktionen mit unterschiedli- sie eindeutig identifiziert und ihre Men- tische Chemie der Universität Innsbruck chen Lösungsmitteln bei verschiedenen gen bestimmt. So entsteht Übersicht mit der Firma Bionorica entstanden. Temperaturen und unterschiedlichem und Klarheit. Erkenntnis wird möglich, Druck durchzuführen. Pflanzenextrakte weil der Blick aufs Wesentliche frei wird. „High-Tech Teeküche" sind Vielstoffgemische mit Hunderten Die Analytik ist im Grenzbereich zur Bio- Pflanzenextrakte herzustellen funktioniert oder Tausenden von Einzelbestandteilen. medizin von unschätzbarem Wert, denn ähnlich wie Teekochen: Die heilsamen Damit sie als Arzneimittel geprüft und die Stoffgemische in lebenden Zellen und Substanzen werden in einem warmen zugelassen werden können, muss ihre Organismen sind so vielfältig und verän- Aufguss aus trockenem Pflanzenmateri- Zusammensetzung genau bekannt sein derlich wie die Natur selbst. al herausgelöst. Doch im Gegensatz zur und die Mischung muss sich exakt wieder- 8
holbar herstellen lassen. Nur so kann eine Nährlösungen, also dem flüssigen Me- gleichbleibende Qualität des Arzneimittels dium, in dem die Zellen leben. Wieder Analytische Abteilung gewährleistet werden. handelt es sich um komplexe Stoffgemi- im Überblick sche aus der Natur, die in der Analytik Die Vermessung der Vielfalt unter die Lupe genommen werden. Leiter: Prof. Günther Bonn Die Extrakte werden mit Hochdruck- (Universität Innsbruck) Flüssigkeitschromatografie (HPLC) in Gewebeanalytik zeigt Verteilung ihre Einzelkomponenten aufgetrennt Die analytische Abteilung im ADSI entwi- Schwerpunkte: Herstellung und und diese wiederum werden mit Mas- ckelt auch neue und innovative Metho- Charakterisierung von senspektrometern identifiziert. So ent- den, um die Verteilung von Medikamen- Pflanzenextrakten, Analyse steht ein klares Bild über die Zusammen- ten im Körpergewebe zu untersuchen. von Vielstoffgemischen, Ge- setzung des Vielstoffgemischs. Nun gilt Dabei soll die Massenspektrometrie auf webeanalytik, Entwicklung der es, die heilsame Wirkung an verschiede- ganz neue Art für die Bildgebung ein- Trenntechniken und analytischen nen Krankheitsmodellen zu erforschen, gesetzt werden. Hauchdünne Gewebe- Methoden wofür die zellbiologische Abteilung des schnitte werden im Massenspektrometer ADSI zuständig ist. Die Extrakte werden untersucht und es wird aufgespürt, an Extraktionsgeräte: Accelerated dort an Zell-Gemeinschaften, sogenann- welchen Stellen der Wirkstoff vorliegt. Solvent Extraction (ASE), Rotavapor ten Co-Kulturen, getestet. Der Clou dabei ist eine Lasertechnik, die Um die Ergebnisse der Wirksamkeits- die Wirkstoffe auf sanfte Weise aus dem Analysegeräte: Pipettierroboter, Tests zu verstehen, ist dann auch wieder Gewebe löst und analysierbar macht. So modernste Massenspektrometer, die Analytik gefragt. Wenn die Zellen können die Wissenschaftler auch Infor- Hochdruck-Flüssigchromatografie auf die potentiellen Heilmittel reagieren, mationen über den strukturellen Aufbau (HPLC) zeigt sich das unter anderem in ihren der Moleküle erhalten. 9
Die Krankheit im Labor nachstellen In der zellbiologischen Abteilung des ADSI werden neue Wirkstoffe an lebenden Zellen erprobt. I n der zellbiologischen Abteilung des heit zusammenwirken und Moleküle, die genannte Zelllinien zurück, die seit Jahr- ADSI werden einzigartige Testsyste- die Zellgemeinschaften in der Laborsitua- zehnten unkompliziert im Labor leben. me entwickelt, die Krankheiten im tion „krank machen“. Und es wird über- Doch mit diesen ist es so ähnlich wie mit Labor simulieren. An ihnen wird auspro- prüft, ob sich die „Miniatur-Patienten“ lange domestizierten Haustieren: Sie sind biert, welche chemischen Substanzen auch tatsächlich „krank“ verhalten. Zum perfekt an die künstliche Umgebung an- oder Pflanzenextrakte die besten Chan- Beispiel geben sie chemische Alarmsig- gepasst, haben aber mit dem natürlichen cen haben, zu wirksamen Medikamen- nale ab, mit denen sie klar machen: Hier Vorbild nicht mehr viel gemein. ten zu werden. Im ADSI geht es unter läuft etwas schief. Das ADSI verwendet Originalmateri- anderem um Krankheiten wie Krebs, al, sogenannte Primärzellen, auch wenn Entzündungen oder Diabetes. ZellGemeinschaften aufbauen diese empfindlich und schwierig zu hal- Damit die Testsysteme möglichst rea- Nicht jeder menschliche Zelltyp wächst ten sind. Zudem wird die Umgebung listisch sind, arbeiten die Wissenschaftler und gedeiht problemlos außerhalb des dieser Zellgemeinschaften realistisch eng mit Ärzten an der Klinik zusammen. Körpers in Zellkultur, also in winzigen, nachgestellt. Besonderes Augenmerk le- Gemeinsam suchen sie diejenigen Zellar- flüssigkeitsgefüllten Gefäßchen. Daher gen die Forscher auf den richtigen Sauer- ten aus, die beim Entstehen der Krank- greifen andere Screening-Zentren auf so- stoffgehalt, der im Körper normalerweise 10
viel niedriger ist als in der Außenluft, und ein Extrakt wirkt oder nicht. Es wird wei- Forscher wirklich begreifen, wie ihre auf naturgetreue Nährlösungen. tergeforscht nach dem Wie und Warum. Test-Medikamente wirken. Je genau- Dafür stehen weitere Spezialgeräte zur er dieses Wissen ist, umso größer die Testreihe starten Verfügung. Mit der Technologie des Wahrscheinlichkeit, dass sich die Medi- Wenn das Testsystem steht, der so- Multiplexings wird untersucht, welche kamente dann auch im wahren Leben, genannte Assay, kann das eigentliche chemischen Stoffe die Zellen produzie- an richtigen Patienten, bewähren. Screening beginnen. In einem speziell ren oder in ihre Umgebung abgeben. für das ADSI entwickelten Gerät werden Eine winzige Probenmenge von einem die Zellgemeinschaften vollautomatisch Zehntel Milliliter reicht aus, um darin und unter den richtigen Umgebungsbe- 500 Substanzen gleichzeitig zu bestim- Zellbiologische Abteilung dingungen mit Nährstoffen versorgt und men. Doch nicht nur das: Dieselben im Überblick mit Test-Medikamenten „behandelt“. 500 Substanzen werden zugleich an Dabei werden die Zellen rund um die rund Hundert verschiedenen Miniatur- Leiter: Prof. Lukas Huber (Medizi- Uhr und über Tage oder Wochen durchs Proben gemessen, die beispielsweise zu nische Universität Innsbruck) Mikroskop beobachtet und gefilmt. So verschiedenen Zeitpunkten entnommen können die Wissenschaftler beispiels- wurden. So enthalten die Forscher ein Schwerpunkte: Entwicklung weise erkennen, wie sich das Verhalten umfassendes Bild über die unsichtba- und Herstellung von Co-Kulturen, der Zellen nach Zugabe des Test-Medika- ren, chemischen Vorgänge, die selbst High-content Screening ments verändert. Dies alles geschieht im dem genauen Blick durchs Mikroskop Miniaturformat, so dass rund 500 Wirk- verborgen bleiben. Ein weiteres Gerät, Geräte: Vollautomatische Pipet- stoffe oder Extrakte pro Woche getestet ein sogenanntes Durchflusszytometer, tier-, Zellkultur- und Mikroskopier- werden können. untersucht die Oberfläche der Zellen. Es anlage, Flexmap (Analysegerät, das sortiert Zellen aus, die ein bestimmtes Hunderte Messungen gleichzeitig Frage nach dem Wie und Warum Molekül an der Oberfläche tragen, bei- durchführt), Durchflusszytometer Am ADSI begnügt man sich aber nicht spielsweise ein Immunsignal. Mit Hilfe mit der Aussage, ob eine Substanz oder dieser Sekundär-Testreihen können die 11
Die Kraft Der Wir sind ADSI: DIE mitarbeiter Pflanzen Nutzen im fokus Am ADSI wird Know-how und High-Tech für die Herstellung von Extrakten und für die chemische Analyse eingesetzt. Prof. Günther Bonn, wissenschaftlicher Leiter ADSI, im Gespräch DDr. alexander egger Dr. alexandra Humenberger Mag. christoph wölger Prof. Günther Bonn W as ist das Besondere des Stoffwechsels bieten pflanzliche Medi- b. sc. evelyn rother am ADSI? Prof. Günther kamente ein noch ungenutztes Potenzial. Bonn: ADSI ist weltweit die einzige Einrichtung, die sich mit dem Scree- Von wem bekommen Sie die Pflanzen? ning von Pflanzenextrakten beschäftigt. Von der Firma Bionorica. Sie haben Dadurch können aus Pflanzen pharmazeuti- langjährige Erfahrung darin, vielverspre- sche Wirkstoffe für die Behandlung verschie- chende Heilpflanzen in der ganzen Welt denster Erkrankungen gewonnen werden. aufzuspüren und für die Herstellung von kaoru schnaiter Arzneimitteln zu nutzen. Wir bekommen Warum interessieren Sie sich für getrocknete Heilpflanzen, stellen daraus pflanzliche Heilmittel? Pflanzenextrakte her, analysieren diese Diese Präparate enthalten nicht nur einen chemisch und testen dann ihre Wirkung einzigen Wirkstoff, sondern vereinen eine in der zellbiologischen Abteilung des Vielzahl von Inhaltsstoffen, deren therapeu- ADSI. Das enge Zusammenspiel zwischen tische Wirkung sich meist gegenseitig ver- Analytik, Zellbiologie und der Industrie ist stärkt. So wird ein medizinisches Problem von unser Markenzeichen. Dr. laco kacani verschiedenen Seiten gleichzeitig angegan- gen. Gerade bei komplexen Erkrankungen Vielen Dank für das Gespräch. 12
b. Sc. manuela passrugger peter Rutzinger Prof. Lukas Huber Geteiltes Risiko, silvia kostner Mut zu Neuem Von den am ADSI entwickelten Methoden profitieren sowohl Universitäten als auch Industrie. Ein Gespräch mit Prof. Lukas Huber, wissenschaftlicher Leiter ADSI Dr. Thomas jakschitz I st das ADSI eher ein universitä- matisierung, aber auch Dokumentation, res Forschungsinstitut oder eine Qualitätskontrolle und Reproduzierbar- Pharmafirma? PROF. lukas hu- keit. Das Know-how, das wir hier aufbau- ber: Weder noch! Das ADSI liegt genau en, steht der akademischen Gemeinschaft dazwischen. Was die Grundlagenforscher zur Verfügung, daher auch die öffentliche an den Universitäten entdecken, machen Unterstützung. wir industrietauglich, sodass Pharmafir- Mag. thomas ringer men bereit sind, zu investieren und daraus Und warum braucht die Pharmaindus- Medikamente zu entwickeln. trie eine Einrichtung wie das ADSI? Wir entwickeln Methoden, die es noch Warum finden die Arbeiten des ADSI nirgendwo gibt – das ist recht aufwändig. nicht an der Universität selbst statt? Die Zusammenarbeit mit dem ADSI senkt Akademische Forscher haben an ihren für die Pharmaindustrie das Risiko, daher Einrichtungen nicht das nötige Umfeld. können sie mit uns gemeinsam Neues Die Methoden, die wir hier etablieren, wagen. Dr. winfried wunderlich garantieren industrielle Standards. Das betrifft einen gewissen Grad an Auto- Vielen Dank für das Gespräch. 13
Fachgeschäft für Forschungsmethoden Dank vielfältiger Kooperationen entwickelt sich das ADSI zu einem Spezialanbieter – für Industrie und Universitäten gleichermaßen. A uf lange Sicht soll das ADSI zu direkte Kontakt zu Ärzten und klinischen titut für Chemische Methodologie in Rom einer „Plattform für Drug Scree- Forschern, denn die im ADSI entwickelten bis hin zur Universität Lublin in Polen, mit ning“ werden, das heißt einer Krankheitsmodelle sollen ja der Realität der kürzlich eine enge einjährige Zusam- Art Fachgeschäft für Forschungsmetho- möglichst nahe kommen. menarbeit besiegelt wurde. den. Ob Industrie oder Universität – wer Es gibt aber auch Industrie-Kooperati- Hilfe bei der Medikamenten-Entwicklung Internationale Vernetzung onen ganz anderer Art. Die Technologie braucht, soll beim ADSI fündig werden. Besonders kurze Wege hat das ADSI zu im ADSI stellt derart hohe Ansprüche an Heute bereits kooperiert das ADSI mit den Labors des Zentrums für Personalisier- die Laborgeräte, dass es diese eigentlich zahlreichen Partnern. Räumliche Nähe ist te Krebsmedizin Oncotyrol: Sie befinden am Markt noch gar nicht gibt. Gemein- dabei kein Muss, aber im Alltag ein riesen sich im selben Gebäude, nur einen Stock sam mit den Geräteherstellern tüfteln die Vorteil. höher. Auch mit Wiener Universitäten wird Wissenschaftler am ADSI daher an einer In Innsbruck arbeitet das ADSI eng gemeinsam geforscht. Darüber hinaus rei- Optimierung der Analysesysteme und mit der Bionorica Research GmbH auf chen die Verbindungen über das Internati- der Gerätestraße zur vollautomatisierten dem Gebiet der pflanzlichen Arzneimittel onal Prevention Research Institute in Lyon, Testung von Wirkstoffen an Zellen. So zusammen, und natürlich mit den hiesi- das Max-Planck-Institut für Biochemie in entsteht Wissen, von dem beide Seiten gen Universitäten. Wichtig ist dabei der Martinsried, das Nationale Forschungsins- profitieren. 14
Im stetigen Wachstum Mag. Michael Walder, Geschäftsführer der Bionorica Research GmbH (Innsbruck) im Interview © Bionorica SE Naturarzneien – wissenschaftlich erforscht „Vor Jahren hat man uns noch belächelt. Jetzt wer- den wir auf die wichtigsten Kongresse eingeladen, um die faszinierenden Dimensionen unserer pflanzlichen Arzneimittel vorzustellen“, beschreibt Prof. Dr. Michael Popp eine sich grundlegend verändernde Situation. Mag. Michael Walder W issenschaftlich erforschte Naturarzneien ge- raten immer stärker ins Blickfeld von Wis- W senschaftlern und Ärzten. Der 54-Jährige, der an der o liegt der Schwerpunkt der Bionorica-For- Universität Innsbruck im Fachgebiet Pharmazeutische schung? Mag. Michael Walder: Die For- Biologie lehrt, ist mit seinem Unternehmen ein wesent- schungsschwerpunkte der Bionorica betreffen licher Treiber dieser Entwicklung. Bereiche wie Atemwegserkrankungen, Frauenheilkunde, Uro- Die Bionorica SE hat derzeit zwölf verschiedene logie und Schmerz, aber auch neue Indikationen wie Leberer- pflanzliche Arzneimittel auf dem Markt. Das bekanntes- krankungen, Magen-Darm-Erkrankungen und das Metaboli- te Präparat wird auch in Österreich vertrieben, Sinupret® sche Syndrom. Speziell diese Krankheitsbilder stehen im Fokus gegen Atemwegsinfektionen. Das Unternehmen ist der unserer Kooperation mit dem ADSI, in deren Rahmen wir in Natur weltweit auf der Spur. Heilpflanzen mit den nach- den nächsten Jahren in Innsbruck über 120 Heilpflanzen auf gewiesenen Konzentrationen an Wirkstoffen werden deren wirksame Bestandteile untersuchen werden. Als exklu- gezüchtet und kontrolliert angebaut. Die standardisier- siver Wirtschaftspartner des ADSI für Naturwirkstoffe wollen ten Extrakte finden schließlich Eingang in die qualitativen wir die Entwicklung neuer vielversprechender Phytopharmaka pflanzlichen Arzneimittel. Wirkung und Sicherheit wird gemeinsam vorantreiben. mit international anerkannten klinischen Studien belegt. Österreich ist hierbei ein Eckpfeiler in der Forschung. Um Warum hat sich Bionorica in Innsbruck angesiedelt? Prof. die Wirkstoffkomplexität von Heilpflanzen zu entschlüs- Michael Popp, Eigentümer und Vorstandsvorsitzender der Bio- seln, gründete Popp in Innsbruck das Forschungsunter- norica SE, hat an der Universität Innsbruck promoviert und ha- nehmen Bionorica research GmbH. Seit 2005 wurden bilitiert, außerdem hält er hier weiterhin Vorlesungen. Es lag hier weit mehr als 20 Mio. Euro investiert. Aktuell wer- daher nahe, hier 2005 ein eigenes Forschungsunternehmen den 20 Forschungsprojekte umgesetzt. aufzubauen. Die Bionorica research GmbH beschäftigt mitt- lerweile 20 Spezialisten, die sich mit speziellen analytischen Silicon Valley in Tirol und pharmakologischen Fragen beschäftigen. „Innsbruck ist für mich eine Art ‚Silicon Valley’ der Phytopharmaka-Forschung“, beschreibt Popp die per- Wie sieht die Zukunft von Bionorica am Standort aus? fekte Vernetzung wissenschaftlicher Disziplinen. „Des- Die Bionorica SE ist ein international erfolgreiches und stark halb haben wir unser Engagement ausgeweitet und wachsendes Unternehmen. Der wissenschaftliche Aufwand, sind exklusiver Partner des ADSI in der Phytoforschung mit dem Bionorica die Heilpotenziale von Naturwirkstoffen un- geworden.“ Derzeit lässt Bionorica diverse vielverspre- tersucht und pflanzliche Arzneimittel entwickelt, wird auch zu chende Heilpflanzen beim ADSI untersuchen, um Na- einer Erweiterung der Bionorica research führen. Als kommen- turwirkstoffe für die Bekämpfung von Leber- oder Ma- de Aufgaben planen wir den Ausbau der Laboreinrichtungen gen-Darm-Erkrankungen noch schneller und genauer und die Einstellung weiterer Mitarbeiter in Innsbruck. identifizieren zu können. Vielen Dank für das Gespräch. 15
ADSI – Austrian Drug Screening Institute GmbH • Innrain 66a • A-6020 Innsbruck Tel.: +43 512 507-36307 • E-Mail: office@adsi.ac.at • Web: www.adsi.ac.at Geschäftsführung: Dr. Laco Kacani Wissenschaftlicher Direktor Analytik: Prof. Günther Bonn Wissenschaftlicher Direktor Zellbiologie: Prof. Lukas Huber Firmenbuchnummer: FN 375923 d Firmenbuchgericht: Landesgericht Innsbruck Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (UID): ATU67065445 Mitglieder des internationalen Beirates: Prof. Peter Boyle – International Prevention Research Institute, Lyon, Frankreich Prof. Danilo Corradini – National Research Council, Institute of Chemical Methodologies, Rom, Italien Prof. Theodor Dingermann – Goethe-Universität, Frankfurt a. M., Deutschland Prof. Siqi Liu – Beijing Institute of Genomics, Chinese Academy of Sciences, Beijing, China Prof. Friedrich Lottspeich – Max Planck Institute of Biochemistry, Martinsried, Deutschland Prof. David Mirelman – Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel Mag. Markus Pasterk – International Prevention Research Institute, Lyon, Frankreich
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