9 Gesundheit Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...

 
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9 Gesundheit Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...
9
Gesundheit
Auszug aus dem
Datenreport 2021

Die Inhalte des Datenreports werden unter der Creative Commons Lizenz
»CC BY-NC-ND 4.0 – Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 4.0« veröffentlicht.
9 Gesundheit Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...
9 Gesundheit Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...
Gesundheit
9.1                        Das Jahr 2020 hat auf eine bisher bei-
                           spiellose Weise gezeigt, wie wichtig Ge-
                                                                         und der Länder: Krankenhausstatistiken,
                                                                         fallpauschalenbezogene Krankenhaussta-
Gesundheits­               sundheitsdaten sind und auch künftig          tistik (DRG-Statistik), Statistik schwer­
zustand der                sein werden. Durch die unerwartete Co-
                           ronakrise rückten Fragen zur Gesundheit
                                                                         behinderter Menschen, Pf legestatistik,
                                                                        ­Todesursachenstatistik, Schwangerschafts-
Bevölkerung                der Bevölkerung und zu den Ressourcen,        abbruchstatistik und Mikrozensus.
und Ressourcen             die für die gesundheitliche Versorgung
                           zur Verfügung stehen, in den Mittel-         9.1.1 Diagnose und Behandlung
der Gesund-                punkt des Interesses. Diese verlangen da-    im Krankenhaus
heitsversorgung            nach, zeitnah beantwortet zu werden.
                          Eine wichtige Quelle für Gesundheitsda-        Diagnosen
                           ten sind die Statistiken der Statistischen   Über die Gründe der Behandlung von
Karin Böhm                Ämter des Bundes und der Länder über          ­Patientinnen und Patienten im Kranken-
                          Krankenhäuser, Gesundheitspersonal             haus informiert die Diagnosestatistik,
                           und Todesursachen. Die Zahl der (Inten-       die zu den Krankenhausstatistiken ge-
Statistisches Bundesamt
                           siv-)Betten in Krankenhäusern und ihre        hört. Sie erfasst alle Krankenhausfälle
(Destatis)
                          Auslastung, die Zahl der Beschäftigten         einschließlich Sterbe-, Stundenfälle und
                           im Gesundheitswesen nach Berufen oder         gesunde Neugeborene. Stundenfälle sind
                           die Sterbefälle nach Todesursachen sind      Patientinnen und Patienten, die vollstati-
                           nur einige Beispiele, bei denen die amtli-    onär in ein Krankenhaus aufgenommen,
                           che Statistik wichtige Daten für faktenba-    jedoch am gleichen Tag wieder entlassen
                           sierte Entscheidungen beitragen kann.        werden oder am Aufnahmetag versterben.
                           Die Gesundheitsstatistiken bilden die         Bei Frauen ist die Zahl der Behandlungs-
                          ­B asis zur Ermittlung wichtiger Gesund-       fälle von 9,4 Millionen Fällen (2007) um
                           heitsindikatoren und stellen wesentliche     11 % auf 10,4 Millionen Fälle (2017) ge-
                          Informationen für gesundheits- und sozi-       stiegen. Bei Männern stieg die Zahl der
                           alpolitische Planungen und Einschätzun-       Behandlungsfälle sogar um 16 % von
                           gen bereit. Mit den Daten werden länder-      knapp 8,2 Millionen Fällen (2007) auf
                           bezogene Auswertungen und Analysen            9,5 Millionen Fälle (2017). u Info 1
                           durchgeführt, um Gemeinsamkeiten und              Die häufigste Ursache für einen
                          Unterschiede abzubilden.                      Krankenhausaufenthalt waren 2017 –
                               Die Angaben in diesem Kapitel zu den     wie bereits in den Vorjahren – Krankhei-
                           Berichtsjahren 2017, 2018 und 2019 stam-      ten des Kreislaufsystems. Rund 15 % aller
                           men aus folgenden Gesundheitsstatisti-        Fälle waren dieser Krankheitsgruppe zu-
                           ken der Statistischen Ämter des Bundes        zuordnen. Im Vergleich zu 2007 ist die

                                                                                                                     325
9 Gesundheit Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...
9 / Gesundheit          9.1 / Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung

      Zahl dieser Behandlungsfälle um 11 %                       dar. Gegenüber 2007 war ihre Zahl im                 Der höchste Anstieg mit 37 % war bei
      angestiegen. An zweiter Stelle folgten Ver-                Jahr 2017 um 17 % höher. An dritter Stel-        den Diagnosen »Symptome und abnorme
      letzungen und Vergiftungen sowie ande-                     le lagen die Krankheiten des Verdauungs-         klinische und Laborbefunde« zu beob-
      re Folgen äußerer Ursachen. Sie stellten                   systems mit einem Anteil von ebenfalls           achten. Hierzu gehören zum Beispiel
      nach den Krankheiten des Kreislaufsys-                     rund 10 % an allen Diagnosen. Im Ver-            Kreislaufkollaps oder Ohnmacht, Hals-
      tems die zweitwichtigste Diagnosegrup-                     gleich zu 2007 ist hier die Zahl um 12 %         und Brustschmerzen. Die Behandlungen
      pe mit 10 % an allen Behandlungsfällen                     gestiegen.                                       von Infektionen erhöhten sich innerhalb
                                                                                                                  des gleichen Zeitraums um 31 %, die
                                                                                                                  Krankheiten der Haut und Unterhaut ha-
                                                                                                                  ben um 26 % zugenommen und auch die
       u Info 1                                                                                                   Krankheiten des Atmungssystems stie-
       Die Diagnosestatistik und ihre ­Erweiterung um die fallpauschalen­bezogene                                 gen um ein Fünftel (20 %) ihres Wertes
      ­K rankenhausstatistik (DRG-Statistik)                                                                      von 2007. Die Zahl der Behandlungen
      Die Diagnosen der Krankenhauspatientinnen und -patienten zeigen das gesamte vollstationäre                  von Krebs und gutartigen Neubildungen
      ­ eschehen in den deutschen Krankenhäusern. Alle Krankenhäuser in Deutschland sind auskunfts-
      G                                                                                                           blieb im Zehnjahresvergleich konstant.
      pflichtig und melden jährlich die Diagnosen aller Patientinnen und Patienten, die im Berichtsjahr
      aus der vollstationären Behandlung entlassen wurden. Bei mehrfach im Berichtsjahr vollstationär
      behandelten Personen erfassen sie jeden einzelnen K  ­ rankenhausaufenthalt als einen Fall (Fallzahlen-     Operationen und medizinische
      statistik). Nicht nachgewiesen werden die vor- und nachstationären, teilstationären und ambulanten
                                                                                                                  Behandlungsmaßnahmen
      Behandlungsfälle. Die Diagnoseangaben umfassen die Hauptdiagnosen, Alter, Geschlecht, Ver­
      weildauer und die Fach­abteilungen des Krankenhauses.                                                       Nach den Ergebnissen der fallpauscha-
       Die fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik ergänzt die Krankenhausstatistik der Kranken-
                                                                                                                  lenbezogenen K rankenhausstatisti k
       hauspatientinnen und -patienten. Das auf Fallpauschalen basierende DRG-­Vergütungssystem                   (DRG-Statistik) führten die Krankenhäu-
       ­e ntstand bei der Novellierung der Krankenhausfinanzierung im Jahr 2000 (DRG steht für »Diagnosis         ser 2018 bei den vollstationär versorgten
       Related Groups«). Die jährliche Statistik umfasst alle Krankenhäuser, die nach dem DRG-Ver­gütungs­
       system abrechnen und dem Anwendungsbereich des Krankenhausentgelt­g esetzes unterliegen
                                                                                                                  Personen insgesamt 61,4 Millionen Ope-
      ­(ohne psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen). Das Institut für das Entgeltsystem im            rationen und medizinische Prozeduren
       Krankenhaus erhebt die Daten und stellt sie dem Statistischen Bundesamt zur Verfügung                      durch. Im Vergleich zum Vorjahr ent-
       (Sekundärstatistik).
                                                                                                                  spricht dies einer Zunahme um 2,2 %. Auf
      Gegenstand der DRG-Statistik sind die von den berichtspflichtigen Krankenhäusern erbrachten                 eine in einem Krankenhaus behandelte
      Leistungen. Die vom Statistischen Bundesamt ausgewerteten Daten beziehen ebenfalls alle im
      Lauf des Berichtsjahrs aus den oben genannten Einrichtungen entlassenen vollstationären Patien-             Person entfielen damit im Durchschnitt
      tinnen und Patienten ein. Nicht nachgewiesen werden vor-, nach-, teilstationär oder ambulant be-            3,3 Maßnahmen dieser Art. In allen Alters-
      handelte Personen.
                                                                                                                  gruppen war die durchschnittliche Zahl

      u   Abb 1    Durchschnittliche Anzahl der Operationen und Behandlungsmaßnahmen je Krankenhausfall 2018

           5

           4

           3

           2

           1

           0
               unter 1 1– 4      5–9   10–14 15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90–94   95 und älter

                  männlich         weiblich     insgesamt                 im Alter von … bis … Jahren

326
Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung / 9.1 Gesundheit / 9

der Operationen und Behandlungsmaß-            u Abb 2 Operationen und Behandlungsmaßnahmen der
nahmen je Krankenhausfall bei Männern          Krankenhauspatientinnen und -patienten 2018 — in Prozent
höher als bei Frauen. u Abb 1
    Die Operationen lagen bei den Be-
                                                         Medikamente                                                                                Operationen
handlungsmaßnahmen mit 28 % an ers-                      (z. B. bei Krebsimmuntherapie)                                         (z. B. an den Bewegungsorganen)
ter Stelle, an zweiter Stelle folgten mit                0,6                                                                                                     27,7
25 % nicht operative therapeutische Maß-                 ergänzende Maßnahmen
nahmen. An dritter Stelle stand mit 22 %                 (z. B. geburtsbegleitende Maßnahmen)
die bildgebende Diagnostik, beispielswei-                8,0
se Computertomografie. u Abb 2                           diagnostische Maßnahmen
    Bei den durchgeführten Operationen                   (z. B. Endoskopie)
lagen auch im Jahr 2018 Operationen an                   17,3                                            61,4
                                                                                                       Millionen                                       nicht operative
den Bewegungsorganen mit Abstand an                                                                                                                    therapeutische
erster Stelle, also Operationen an Wirbel-               bildgebende Diagnostik                                                                          Maßnahmen
                                                         (z. B. Computertomografie)                                                       (z. B. Patientenmonitoring)
säule, Hüfte, Gelenken und nach Kno-
                                                                                                                                                                 24,9
chenbrüchen. Danach folgten Operatio-                    21,5

nen am Verdauungstrakt sowie Opera­
tionen an Haut und Unterhaut. Eine
detailliertere Analyse der Operations­
daten zeigt, dass bei Frauen am häufigs-       u Abb 3 Die zehn häufigsten Operationen von Krankenhauspatientinnen
ten die Rekonstruktion weiblicher Ge-          und -patienten 2018 — in Tausend
schlechtsorgane nach einer Ruptur /
Dammriss durchgeführt wurde, gefolgt
vom Kaiserschnitt und der Position »An-
                                                                    Andere Operationen am Darm
dere Operationen am Darm«.                                                                                         200                       222
                                                                (z. B. Lösen von Verwachsungen)
    »Andere Operationen am Darm« la-
gen bei den Männern an erster Stelle, an            Wiederherstellung weiblicher Geschlechts-
                                                                                                                           359
                                                   organe nach Dammriss während der Geburt
zweiter Stelle folgte der Zugang zur Len-
denwirbelsäule, zum Kreuz- oder Steiß-                      Operatives Freilegen eines Zugangs
                                                                        zur Lendenwirbelsäule,                157                   159
bein sowie an dritter Stelle der Ver-                       zum Kreuzbein oder zum Steißbein
schluss eines Leistenbruchs (Hernia in-
                                                                    Endoskopische Operationen
guinalis). u Abb 3                                                        an den Gallengängen
                                                                                                             131                147

9.1.2 Schwerbehinderung                                                              Kaiserschnitt                   257
Im Unterschied zu einer akuten Krank-
heit oder einer Unfallschädigung mit                            Implantation einer Endoprothese
                                                                                                         93               146
kurzer Heilungsdauer ist eine Behinde-                                            am Hüftgelenk

rung eine Beeinträchtigung der Teilhabe                            Chirurgische Wundtoilette
am gesellschaftlichen Leben für längere                (Wunddebridement) und Entfernung von                  134               96
                                                   erkranktem Gewebe an Haut und Unterhaut
Zeit, möglicherweise für das ganze Leben.
                                                          Stellungskorrektur eines mehrteiligen
Als schwerbehindert gelten Menschen,                    (offenen) Knochenbruchs ohne intakte            72               154
denen ein Grad der Behinderung von 50                 Weichteilbedeckung (= offene Reposition)
oder mehr von den Versorgungsämtern                             Arthroskopische Operation am                 115           95
zuerkannt wurde. Am 31. Dezember 2019                      Gelenkknorpel und an den Menisken
waren 7,9 Millionen amtlich anerkannte                  Andere Operationen an der Wirbelsäule
schwerbehinderte Menschen mit gülti-                                  (z. B. Implantation einer          91              110
                                                                 Bandscheibenendoprothese)
gem Ausweis bei den Versorgungsämtern
registriert. Das entsprach einem Anteil
von rund 10 % an der Bevölkerung.                                                                        Männer             Frauen

    Behinderungen treten vor allem bei äl-
                                                   Operationen- und Prozedurenschlüssel, OPS Version 2018.
teren Menschen auf: So war etwa ein Drit-
tel der schwerbehinderten Menschen 75

                                                                                                                                                                         327
9 / Gesundheit        9.1 / Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung

      Jahre und älter. Knapp die Hälfte gehörte                             Schwerpunkt der Leistungen des Schwer-                              ernde Schäden im Krieg, im Wehr- oder
      der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren an.                             behindertenrechts Regelungen zur Teilnah-                           im Zivildienst erlitten. Die übrigen Be-
      Dagegen fielen der Anteil der 15- bis                                 me am Arbeitsmarkt oder für einen frühe-                            hinderungen (5,8 %) beruhten auf sonsti-
      24-Jährigen mit 2,2 % sowie der Anteil der                            ren Übergang zur Rente betrifft, könnten                            gen, mehreren oder ungenügend bezeich-
      unter 15-Jährigen mit 1,9 % gering aus. u Tab 1                       Erwerbstätige beziehungsweise Arbeit­                               neten Ursachen.
         Die Schwerbehindertenquote steigt                                  suchende ein größeres Interesse an einer                               Am häufigsten war eine körperliche
      demzufolge mit zunehmendem Alter an.                                  Anerkennung der Behinderteneigenschaft                              Behinderung (58 %) der Grund für eine
      Während bei den 25- bis 34-Jährigen 2,4 %                             haben als Nichterwerbspersonen.                                     Schwerbehinderung. Bei 25 % aller Men-
      schwerbehindert waren, hatte in der Grup-                                 Die weitaus meisten Behinderungen                               schen mit Behinderungen waren die inne-
      pe der ab 80-Jährigen jede / jeder Dritte                             (89 % der Fälle) waren krankheitsbedingt.                           ren Organe beziehungsweise Organsyste-
      einen Schwerbehindertenausweis. u Abb 4                               In 3,3 % der Fälle war die Behinderung                              me betroffen. Bei 11 % waren Arme und /
         Männer waren – insbesondere in der                                 angeboren beziehungsweise trat im e­ rsten                          oder Beine in ihrer Funktion einge-
      Gruppe der ab 55-Jährigen – eher schwer-                              Lebensjahr auf, bei 1,4 % wurde das Lei-                            schränkt, bei weiteren 10 % Wirbelsäule
      behindert als Frauen. Dies ist zu einem                               den durch einen Unfall oder eine Berufs-                            und Rumpf. In 4,4 % der Fälle lag Blind-
      gewissen Teil ein Effekt des höheren Män-                             krankheit verursacht. Weitere 0,2 % der                             heit beziehungsweise eine Sehbehinde-
      neranteils an den Erwerbstätigen: Da ein                              schwerbehinderten Menschen hatten dau-                              rung vor, bei rund 3,8 % Schwerhörigkeit,
                                                                                                                                                Gleichgewichts- oder Sprachstörungen.
                                                                                                                                                Auf geistige oder seelische Behinderungen
                                                                                                                                                entfielen zusammen 13 % der Fälle, auf ze-
      u   Tab 1       Schwerbehinderte Menschen 2019                                                                                            rebrale Störungen 9,0 %. Bei den übrigen
                                                                 Davon im Alter von … bis … Jahren
                                                                                                                                                Personen (19 %) war die Art der schwers-
                         Insgesamt                                                                                                              ten Behinderung nicht ausgewiesen. u Abb 5
                                             unter 15      15 – 24          25 – 54          55 – 64       65 – 74          75 und älter
                           in 1 000                                                   in %
          Männlich              3 984           2,3             2,6          17,9             21,9             24,2            31,1

          Weiblich              3 919           1,5             1,8          17,5             20,2             21,1            37,9

          Insgesamt             7 903           1,9             2,2          17,7             21,1             22,7            34,5

      u   Abb 4       Schwerbehindertenquote 2019 — in Prozent

             40

             30

             20

             10

              0
                  0         5           10         15      20          25         30          35          40           45         50       55    60      65     70     75       80
                                                                                                                                                                              und älter
                      männlich          weiblich        insgesamt                                    Alter in Jahren

            Bevölkerungsstand: 31.12.2019 – Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011.
            Schwerbehindertenquote = Anteil der schwerbehinderten Menschen an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe.

328
Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung / 9.1 Gesundheit / 9

u Abb 5 Schwerbehinderte Menschen 2019 nach Art                                                                             9.1.3 Pflege
der schwersten Behinderung — in Prozent
                                                                                                                           Pflegebedürftigkeit
                                                                                                                           Pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversi-
     Beeinträchtigung der Funktion innerer Organe
                                                                                                                  25,3     cherungsgesetzes (Sozialgesetzbuch SGB
                  beziehungsweise Organsysteme
                                                                                                                           XI) sind Menschen, die im täglichen Le-
                             Geistige Behinderungen,
                             seelische Behinderungen
                                                                                            13,3                           ben auf Dauer – wegen einer Krankheit
                                                                                                                           oder Behinderung – in erheblichem oder
            Funktionseinschränkung von Gliedmaßen                                        11,2                              höherem Maße der Hilfe bedürfen. Im
                                                                                                                           Dezember 2017 waren 3,4 Millionen
       Funktionseinschränkung der Wirbelsäule und
                                                                                     10,4                                  Menschen in Deutschland pflegebedürf-
      des Rumpfes, Deformierung des Brustkorbes
                                                                                                                           tig. Vier von fünf Pflegebedürftigen wa-
                                    Zerebrale Störungen                            9,0
                                                                                                                           ren 65 Jahre und älter. Gut ein Drittel war
                                                                                                                           älter als 85 Jahre. Knapp zwei Drittel der
                        Blindheit und Sehbehinderung                     4,4
                                                                                                                           Pflegebedürftigen waren Frauen. Im Ver-
           Sprach- und Sprechstörungen, Taubheit,
                                                                     3,8
                                                                                                                           gleich zu 2007 ist eine Zunahme der Zahl
          Schwerhörigkeit, Gleichgewichtsstörungen
                                                                                                                           der Pflegebedürftigen zu beobachten: Im
              Verlust einer Brust oder beider Brüste,
                                                                   2,3                                                     Jahr 2007 betrug sie 2,2 Millionen und
                          Entstellungen und anderes
                                                                                                                           stieg auf knapp 3,4 Millionen im Jahr
                                  Verlust oder Teilverlust
                                                              0,7                                                          2017 an. Ein großer Teil des Anstiegs ist
                                        von Gliedmaßen
                                                                                                                           allerdings auf die Einführung des neuen
                                    Querschnittlähmung       0,2                                                           Pf legebedürftigkeitsbegriffs zurückzu-
                                                                                                                           führen, der im Hinblick auf den berech-
                              sonstige Behinderungen                                                  19,3                 tigten Personenkreis ab dem 1. Januar
                                                                                                                           2017 weiter gefasst wurde: Von 2015 bis
                                                                                                                           2017 erhöhte sich die Zahl der Pflegebe-
                                                                                                                           dürftigen deutlich um 19 % (554 000). Ein
                                                                                                                           weiterer Faktor für den Anstieg ist die
                                                                                                                           zunehmende Alterung der Bevölkerung.
u   Abb 6     Pflegequoten von Seniorinnen und Senioren 2017 — in Prozent
                                                                                                                           Im Jahr 2007 waren 3,9 Millionen Men-
                                                                                                                           schen 80 Jahre und älter; 2017 waren es
     80                                                                                                                    bereits 5,2 Millionen.
                                                                                                                               Mit zunehmendem Alter sind Men-
     70
                                                                                                                           schen in der Regel eher pflegebedürftig.
                                                                                                                           Während bei den 70- bis 74-Jährigen je-
     60
                                                                                                                           der zwanzigste Mensch (6,4 %) in Deutsch-
     50
                                                                                                                           land dieser Altersgruppe pflegebedürftig
                                                                                                                           war, wurde für die ab 90-Jährigen die
     40                                                                                                                    höchste Pflegequote ermittelt: Der Anteil
                                                                                                                           der Pflegebedürftigen an allen Menschen
     30                                                                                                                    dieser Altersgruppe betrug 71 %. Auffal-
                                                                                                                           lend ist, dass Frauen etwa ab dem 80. Le-
     20
                                                                                                                           bensjahr eine deutlich höhere Pflegequo-
                                                                                                                           te aufwiesen – also eher pflegebedürftig
     10
                                                                                                                           waren als Männer dieser Altersgruppen.
      0                                                                                                                    So beträgt zum Beispiel bei den 85- bis
      60 – 64           65 – 69         70 –74         75 –79             80 –84            85 – 89      90 und älter      89-jährigen Frauen die Pflegequote 49 %,
               Männer          Frauen         im Alter von … bis … Jahren
                                                                                                                           bei den Männern gleichen Alters hinge-
                                                                                                                           gen lediglich 36 %. u Abb 6
                                                                                                                               Neben Unterschieden in der gesund-
     Die Pflegequote beschreibt den Anteil der Pflegebedürftigen an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe.
     Ergebnisse zum 31.12.2017 auf Grundlage des Zensus 2011.                                                              heitlichen Entwicklung bei Frauen und
                                                                                                                           Männern kann ein Faktor für den unter-

                                                                                                                                                                              329
9 / Gesundheit   9.1 / Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung

        schiedlichen Verlauf der Pf legequoten                u   Abb 7    Pflegebedürftige nach Versorgungsart 2017
        auch das Antragsverhalten bei Frauen
       und Männern sein: Ältere Frauen leben
       häufiger allein als Männer. Bei Pflege­
        bedarf kann somit schneller die Notwen-
       digkeit bestehen, einen Antrag auf Leis-
       tungen zu stellen, während die pflegebe-
       dürftigen Männer zunächst häufiger
        beispielsweise von ihren Frauen versorgt
      werden. Insofern wird bei Männern eher
        zunächst auf eine Antragstellung verzich-
       tet. In diesem Fall werden sie auch nicht
       in der Pflegestatistik erfasst.
            Gut drei Viertel der Pflegebedürftigen
       in Deutschland wurden im Dezember
      2017 zu Hause versorgt. Etwas mehr als
       die Hälfte erhielt ausschließlich Pflege-
        geld, das bedeutet, sie wurden in der
      ­R egel zu Hause durch Angehörige ge-
       pflegt. Inwieweit sich die Angehörigen
       durch privat bezahlte Hilfen unterstützen
       lassen, ist nicht bekannt. Bei ungefähr
       ­einem weiteren Viertel der Pflegebedürf-
       tigen erfolgte die Pflege in Privathaus­
       halten zusammen mit oder vollständig
       durch ambulante Pflegedienste. Vollstati-
                                                                   1	Entspricht den Empfängerinnen und Empfängern von ausschließlich Pflegegeld. Empfänger/-innen von Kombinations-
        onär in Pf legeheimen betreut wurden                          leistungen sind dagegen in den ambulanten Pflegediensten enthalten. Teilweise mit privat finanzierter Unterstützung.
                                                                   2 Einschließlich teilstationärer Pflegeheime.
       rund 818 000 Bewohnerinnen und Be-
      wohner. u Abb 7
            Bundesweit gab es im Dezember 2017
       rund 14 500 zugelassene voll- beziehungs-
      weise teilstationäre Pf legeheime. Gut
       die Hälfte der Heime befand sich in
       f reigemeinnütziger Trägerschaft. Im
       ­                                                  schlüsse. Von den im Bereich Pflege und                              9.1.4 Todesursachen
       Durchschnitt wurden in einem Pflege-               Betreuung Tätigen hatte zusammen fast
       heim 64 Pf legebedürftige betreut. Die             jede/jeder Zweite entweder einen Abschluss                           Allgemeine Sterblichkeit
       meisten Heime boten vollstationäre Dauer-          als Altenpfleger /-pflegerin, Gesundheits-                           Im Jahr 2018 verstarben in Deutschland
       pflege an.                                         und Krankenpfleger /-pflegerin oder Ge-                              insgesamt 954 874 Menschen, davon 49 %
                                                          sundheits- und Kinder­k rankenpf leger/                              Männer und 51 % Frauen. Die Zahl der
      Personal in Pflegeeinrichtungen                    -pflegerin. Zum Jahresende 2017 arbeite-                              Sterbefälle insgesamt ist im Vergleich zu
      In den Heimen waren zum Jahresende                  ten in den insgesamt 14 100 zugelassenen                             2008 um 13 % gestiegen. Bei einem Ver-
      2017 insgesamt 765 000 Menschen be-                 ambulanten Pflegediensten 390 000 Men-                               gleich der Männer und Frauen zeigt sich,
       schäftigt. Teilzeitkräfte machten dabei            schen. Etwa zwei Drittel davon waren                                 dass die Geschlechter unterschiedlich
       knapp zwei Drittel aus. Die Mehrzahl               in Teilzeit beschäftigt; der Frauenanteil                            stark betroffen sind: Während die Zahl
       ­a ller Beschäftigten (84 %) waren Frauen.         lag bei 86 % aller Beschäftigten. Im Alter                           der verstorbenen Frauen im Jahr 2018 nur
             Rund 42 % der Beschäftigten waren            von 50 Jahren und älter waren 40 % der                               um 9 % höher als 2008 lag, stieg die An-
      50 Jahre und älter. Die meisten Beschäf-            Beschäftigten. Auch hier war der                                     zahl der verstorbenen Männer im gleichen
      tigten hatten ihren Arbeitsschwerpunkt              Haupteinsatzbereich des Personals die                                Zeitraum um 18 %. Die Gründe hierfür
      im Bereich der körperbezogenen Pflege.              körperbezogene Pflege. Zwei von drei Be-                             sind vielfältig und reichen beispielsweise
      Altenpfleger /-pflegerin oder Gesundheits-          schäftigten hatten hier ihren Arbeits-                               von der bei Frauen höheren Lebenserwar-
      und Krankenpf leger /-pf legerin waren              schwerpunkt (Pf legeberufe siehe auch                                tung über das höhere Risikoverhalten der
      ­d abei die wichtigsten Ausbildungsab-              Kapitel 3.1, Seite 109).                                             Männer bis hin zu einem unterschiedli-

330
Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung / 9.1 Gesundheit / 9

u   Abb 8     Krankheitsbedingte Todesursachen — in Prozent                                                              6,1 % angestiegen. Insbesondere die De-
                                                                                                                         menz trug zu diesem Zuwachs bei. u Abb 8

            Krankheiten des                                                                    36,2                     9.1.5 Schwangerschaftsabbrüche
            Kreislaufsystems                                                                              42,2          Im Jahr 2019 wurden 100 893 Schwanger-
                                                                                                                        schaftsabbrüche in Deutschland ge­meldet,
                                                                            25,0
               Neubildungen
                                                                              26,3                                      zehn Jahre zuvor waren es 110 694 Ein-
                                                                                                                        griffe. Bezogen auf die Zahl der Frauen
             Krankheiten des                   7,5                                                                      zwischen 15 und 49 Jahren waren dies
            Atmungssystems                    7,0                                                                       58 Abbrüche je 10 000 Frauen im Jahr 2019
                                                                                                                        und damit gleich viele wie 2009. Knapp
           Krankheiten des                4,3
       Verdauungssystems                   5,2
                                                                                                                        drei Viertel (72 %) der Frauen, die 2019 ei-
                                                                                                                        nen Schwangerschafts­abbruch durchfüh-
          Psychische und                    6,1                                                                         ren ließen, waren zwischen 18 und 34 Jah-
      Verhaltensstörungen           2,2                                                                                 re alt, 18 % zwischen 35 und 39 Jahre.
                                                                                                                        Rund 8 % der Frauen ­waren 40 Jahre und
            Verletzungen und            4,4
                 Vergiftungen
                                                                                                                        älter. Die unter 18-Jährigen hatten einen
                                       3,7
                                                                                                                        Anteil von 3 %.
                                                                                                                            Nach einer vorgeschriebenen vorheri-
                                  2018            2008
                                                                                                                        gen Schwangerschaftskonf liktberatung
      Definition nach der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheits-      wurden 96 % der gemeldeten Schwanger-
      probleme ICD-10.
                                                                                                                        schaftsabbrüche vorgenommen. Medizi-
                                                                                                                        nische und kriminologische Indikationen
                                                                                                                        waren in 4 % der Fälle die Begründung
                                                                                                                        für den Abbruch.

chen Gesundheitsbewusstsein. Auch bei                                  Bluthochdruck) sowie Vorhofflattern und           9.1.6 Stationäre Versorgung
den Altersgruppen gab es in den letzten                              Vorhofflimmern. Allein an diesen fünf               Drei große Akteure prägen die medizini-
zehn Jahren große Verschiebungen: Der                                 ­E rkrankungen starben 2018 insgesamt               sche Versorgung in Deutschland: die
Anteil der Verstorbenen, die 90 Jahre und                              96 000 Männer und 109 000 Frauen. Wei-           ­E rbringer ambulanter Leistungen (bei-
älter waren, stieg seit 2008 um 5 % an und                             tere häufige Todesursachen waren Krebs-            spielsweise in Praxen niedergelassener
lag im Jahr 2018 bei 19 %.                                             leiden (Bösartige Neubildungen). Bei den         Ärztinnen und Ärzte sowie in Apothe-
                                                                       Männern waren Krebserkrankungen der               ken), die Erbringer stationärer Leistun-
Häufigste Todesursachen                                                Bronchien und Lunge, der Prostata, des             gen (in Krankenhäusern, Vorsorge- oder
Die häufigste Todesursache (Einzeldiag-                                Dickdarms und des Pankreas die Ursache            Rehabilitationseinrichtungen und Pflege-
nose) war bei Männern wie Frauen gleich:                               für 61 000 Sterbefälle. Bei den Frauen            heimen) sowie die Leistungserbringer
Es handelte sich um die chronische ischä-                            ­waren es Brustkrebs und Lungenkrebs:               ­s ogenannter vorgelagerter Marktstufen
mische Herzkrankheit. Sie wird meist                                   Insgesamt 35 000 Frauen verstarben daran.        (Hersteller von medizinisch-technischen
durch eine Arteriosklerose (»Arterienver-                                                                                Geräten und von Arzneimitteln). Letztere
kalkung«) verursacht und war wie 2018                                Todesursachen im Zeitvergleich                      kommen dabei in der Regel nicht direkt
auch in den Vorjahren die meistbenannte                              Die Bedeutung bestimmter Krankheits-                mit den Nachfragenden gesundheitlicher
Todesursache. An ihr verstarben 76 300                               gruppen am Sterbegeschehen hat sich im              Güter und Leistungen in Kontakt.
Personen, davon waren 40 600 männlich                                Zeitraum von 2008 bis 2018 verschoben.                   Der folgende Abschnitt beschreibt das
und 35 700 weiblich.                                                 Der Anteil der Krankheiten des Kreislauf-           Leistungsangebot der Krankenhäuser im
    Fünf der zehn häufigsten Todesur­                                systems an allen Todesursachen ist um               Bereich der stationären Gesundheitsver-
sachen waren dem Bereich der Herz-                                   6,0 Prozentpunkte zurückgegangen. Star-             sorgung (Betten und personelle Ausstat-
Kreislauf-Erkrankungen zuzuordnen.                                   ben im Jahr 2008 noch 42 % aller Ver­               tung) sowie deren Inanspruchnahme.
Es handelte sich dabei um die chronische                             storbenen an einer solchen Erkrankung,                   Krankenhäuser sind Gegenstand der
ischämische Herzkrankheit, den akuten                                betrug der Anteil im Jahr 2018 nur noch             jährlichen Krankenhausstatistik. Erfasst
Herzinfarkt, die Herzinsuffizienz, die Hy-                           36 %. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil          werden in erster Linie Angaben über die
pertensive Herzkrankheit (eine Erkran-                               der psychischen Erkrankungen an allen               sachliche und personelle Ausstattung der
kung des Herzmuskels durch chronischen                               Todesursachen von 2,2 % im Jahr 2008 auf            Krankenhäuser (Anzahl der Krankenhäu-

                                                                                                                                                                           331
9 / Gesundheit            9.1 / Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung

      u   Tab 2     Krankenhäuser, Betten und Patientenbewegungen                                                        tigungsmodelle wie Teilzeit- oder gering-
                                                                                                                         fügige Beschäftigung. Die Zahl der Voll-
                                                                                                       Veränderung
                                                                      2017             2007                              kräfte im ärztlichen Dienst lag im Jahr
                                                                                                      2017 – 2007 in %
                                                                                                                         2017 bei 161 200 (+ 28 %). Im nichtärzt­
          Krankenhäuser            Anzahl                             1 942            2 087               – 6,9
                                                                                                                         lichen Dienst wurden 733 200 Vollkräfte
          Betten                   Anzahl                          497 182          506 954                – 1,9
                                                                                                                         (+ 10 %) und im Pf legedienst 328 300
                                      je 100 000 Einwohner /
                                   
                                   -innen ¹
                                                   
                                                                        602              616               – 2,3         (+ 10 %) gezählt. u Tab 3
          Fälle                    in 1 000                          19 443           17 179             + 13,2
          Berechnungs-/
                                                                                                                            Leistungen und Auslastung
                                   in 1 000                         141 152         142 893                – 1,2
          Belegungstage                                                                                                      der Krankenhäuser
          Durchschnittliche
                                   Tage                                  7,3              8,3             – 12,0
                                                                                                                           Rund 19,4 Millionen Patientinnen und
          Verweildauer
                                                                                                                           Patienten wurden 2017 vollstationär im
          Durchschnittliche
          Bettenauslastung
                                   in %                                 77,8             77,2             + 0,8            Krankenhaus behandelt. Die Zahl der
                                                                                                                           ­B erechnungs- / Belegungstage lag bei
      1 Mit der Durchschnittsbevölkerung auf Grundlage des Zensus 2011 berechnet.
                                                                                                                         141,2 Millionen. Gegenüber 2007 ist die
                                                                                                                         Fallzahl um 13,2 % gestiegen – zugleich
      u   Tab 3     Personal in Krankenhäusern
                                                                                                                            ist die Zahl der Berechnungs- / Bele-
                                                                      2017             2007
                                                                                                       Veränderung           gungstage um 1,2 % zurückgegangen.
                                                                                                      2017 – 2007 in %
                                                                                                                                 Die durchschnittliche Verweildauer
          Beschäftigte am Stichtag 31.12.                                                                                    lag im Jahr 2017 bei 7,3 Tagen. Im Jahr
          Ärztlicher Dienst ¹                                        186 021           136 267            + 36,5         2007 dauerte ein Aufenthalt noch durch-
          Nichtärztlicher Dienst ²                                   967 439           858 151            + 12,7             schnittlich 8,3 Tage. Die Liegezeiten
             Pflegedienst                                           437 648          392 896              + 11,4           ­haben sich also weiter verkürzt. Die Ver-
          Vollkräfte im Jahresdurchschnitt
                                                                                                                         weildauer im Krankenhaus wird wesent-
          Ärztlicher Dienst ¹                                        161 208          126 000             + 27,9
                                                                                                                             lich von der Diagnose der Patientinnen
                                                                                                                            und Patienten und damit der Fachab­
          Nichtärztlicher Dienst ²                                   733 193          666 299             + 10,0
                                                                                                                            teilung, in der diese sich aufhalten, be­
             Pflegedienst                                           328 327          298 325             + 10,1
                                                                                                                             einf lusst. Während ein Aufenthalt in
      1 Hauptamtliche Ärzte / Ärztinnen, ohne Zahnärzte / -ärztinnen.                                                        der Fachabteilung Augenheilkunde im
      2 Ohne Personal der Ausbildungsstätten und ohne Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende.
                                                                                                                            Durchschnitt 2,9 Tage dauerte, mussten
                                                                                                                         Patientinnen und Patienten in der Fach­
                                                                                                                             abteilung Herzchirurgie mit 10,9 Tagen
      ser, aufgestellte Betten sowie ärztliches                          100 000 Einwohnerinnen und Einwohner                annähernd viermal so lange im Kranken-
      und nichtärztliches Personal). Darüber                             weniger als im Jahr 2007. Ein Kranken-              haus bleiben. Die längste durchschnitt­
      hinaus ermöglichen patientenbezogene                               haus in Deutschland verfügte im Jahr                liche Verweildauer in einer allgemeinen
      Daten (Fallzahl und Berechnungs- / Bele-                           2017 über durchschnittlich 256 Betten             Fachabteilung betrug 15,3 Tage in der
      gungstage) zum Beispiel Aussagen über                              (2007: 243 Betten).                                Geriatrie. Der Aufenthalt in einer psych-
      die Auslastung der Betten und die durch-                               Für die Versorgung der Patientinnen            iatrischen Fachabteilung dauerte zwi-
      schnittliche Verweildauer.                                         und Patienten standen 186 000 Ärztinnen             schen 23,8 Tage in der Psychiatrie und
                                                                         und Ärzte zur Verfügung. Gegenüber 2007           Psychotherapie und 42,9 Tage in der
      Ausstattung der Krankenhäuser                                      nahm das ärztliche Personal um rund             ­Psychotherapeutischen Medizin / Psycho­
      Im Jahr 2017 standen in insgesamt 1 942                            50 000 Beschäftigte (37 %) zu. Die Zahl             somatik.
      Krankenhäusern rund 497 200 Betten für                             der im nichtärztlichen Dienst Beschäftig-               Die insgesamt steigende Zahl der
      die stationäre Versorgung der Bevölke-                             ten lag bei rund 967 400. Das entspricht         ­Patientinnen und Patienten ist ein Indiz
      rung zur Verfügung. Gegenüber 2007                                 einer Zunahme um gut 109 000 Beschäf-              für den zunehmenden Anteil älterer
      war die Zahl der Krankenhäuser infolge                             tigte (13 %) gegenüber 2007. Die meisten          Menschen an der Bevölkerung mit ent-
      von Schließungen und Fusionen um 6,9 %                             Beschäftigten im nichtärztlichen Dienst             sprechend erhöhter Krankheitsanfällig-
      niedriger, die Anzahl der Krankenhaus-                             (45 %) gehören zum Pf legedienst. Hier              keit. Die kürzere durchschnittliche Ver-
      betten war um 1,9 % geringer. u Tab 2                              wurden 437 600 Beschäftigte (+ 11 %) im         weildauer beruht einerseits auf dem medi-
         Je 100 000 Einwohnerinnen und Ein-                              Jahr 2017 gezählt.                                  zinischen Fortschritt und andererseits
      wohner standen 602 Krankenhausbetten                                   Die Beschäftigtenzahl berücksichtigt            auf den Maßnahmen zur Kostendämp-
      zur Verfügung. Das waren 14 Betten je                              jedoch keine unterschiedlichen Beschäf-            fung im Gesundheitsbereich.

332
Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung / 9.1 Gesundheit / 9

u Tab 4  Krankenversicherung nach Art des Versicherungsverhältnisses 2019
— in Tausend

                                                                                                    Ohne                  Mit
                                     Insgesamt            Männlich             Weiblich          Migrations­          Migrations­
                                                                                                 hintergrund          hintergrund

  Zur Krankenversicherung
  befragte Personen                    79 079               39 075               40 003              58 770               20 308
  (hochgerechnet)
  Krankenversicherte                    79 017              39 036               39 981              58 744               20 273

     g esetzlich versichert
                                      69 753               33 634               36 119              50 740               19 013

     selbst versichert                 53 519              26 902               26 618               41 132              12 387
     a ls Familienange-
      
                                        16 234                6 733               9 501                9 608               6 625
      hörige/r mitversichert
     privat versichert                  8 835                5 134               3 701                7 709               1 125
     ausschließlich
      
      sonstiger Anspruch auf               140                  111                   28                 126                   14
      Kranken­versorgung¹
     keine Angabe zur
      
      Art des Versicherungs­               290                  156                 134                  169                  121
      verhältnisses
  Nichtkrankenversicherte ²                  61                  39                   22                  26                   35

1	Anspruch auf Krankenversorgung als Sozialhilfeempfänger /-in, Kriegsschadenrentner /-in oder Empfänger /-in von Unterhaltshilfe aus
   dem Lastenausgleich, Beamtinnen / Beamte, Richterinnen / Richter, Freie Heilfürsorge der Polizei und Bundeswehr.
2 Hierzu zählen Personen, die die Frage »Sind Sie krankenversichert?« verneint und keinen sonstigen Anspruch auf Krankenversorgung haben.
Datenbasis: Mikrozensus – Bevölkerung in Familien / Lebensformen am Hauptwohnsitz

     Im Jahr 2017 waren die Krankenhaus-                               2.1, Seite 52, Info 1) Angaben zu ihrer
 betten zu 78 % ausgelastet. Dieser Wert                               Krankenversicherung gemacht haben. Die
 bildet das Verhältnis aus tatsächlicher                               gesundheitsbezogenen Fragen werden im
 Bettenbelegung und maximaler Betten-                                  vierjährlichen Abstand, zuletzt 2019, ge-
 belegung ab. In den psychiatrischen                                   stellt. Dabei waren Frauen etwas häufi-
 Fachabteilungen lag die Bettenauslastung                              ger (90 %) gesetzlich krankenversichert
 bei über 90 % (maximal 94 % in der                                    als Männer (86 %). Privat krankenversi-
­»Psychiatrie und Psychotherapie«). Im                                 chert waren 11 % der Einwohnerinnen
 Bereich der allgemeinen Fachabteilungen                               und Einwohner, Männer etwas häufiger
 hatte die Geriatrie mit gut 89 % die                                  (13 %) als Frauen (9 %). Allerdings gab
 höchste, die Nuklearmedizin mit 46 %                                  es – trotz g­ esetzlicher Krankenversiche-
 die geringste Bettenauslastung.                                       rungspflicht – auch 61 000 Menschen, die
                                                                       nicht krankenversichert waren und auch
9.1.7 Krankenversicherung                                              keinen Anspruch auf Krankenversorgung
In Deutschland ist eine Absicherung im                                 be­saßen. Das entspricht einem Anteil von
Krankheitsfall in Form eines Versiche-                                 0,1 % der Bevölkerung. Von den Personen
rungsverhältnisses für alle gesetzlich vor-                            ohne Krankenversicherungsschutz waren
geschrieben. Unter dem Schutz der ge-                                  39 000 männlich und 22 000 weiblich.
setzlichen Krankenversicherung standen                                 Rund 35 000 der Personen ohne Kranken-
88 % der Menschen, die im Jahr 2019 im                                 versicherung hatten einen Migrations­
Rahmen des Mikrozensus (siehe Kapitel                                  hintergrund. u Tab 4

                                                                                                                                                                             333
9 / Gesundheit   9.2 / Gesundheitliche Ungleichheit

      9.2                                                   Der Begriff »gesundheitliche Ungleichheit«
                                                            beschreibt soziale Unterschiede im Ge-
                                                                                                                                     Koch-Instituts, um das Ausmaß und die
                                                                                                                                     Entwicklung der gesundheitlichen Un-
      Gesundheitliche                                       sundheitszustand, im Gesundheitsverhal-                                  gleichheit in Deutschland zu beschreiben.
      Ungleichheit                                          ten und in der Gesundheitsversorgung der
                                                            Bevölkerung. Mit der Sozialepidemiologie                                 9.2.1 Einkommen und Gesundheit
                                                            hat sich in den vergangenen Jahren eine                                  Das Einkommen vermittelt den Zugang
      Thomas Lampert, Niels Michalski,                      eigenständige Forschungsdisziplin eta­-                                  zu den meisten Bedarfs- und Gebrauchs-
      Stephan Müters, Benjamin Wachtler,                    bl­iert, die den Schwerpunkt auf die Analyse                             gütern und ist eine wichtige Grundlage
      Jens Hoebel                                           der gesundheitlichen Ungleichheit legt.                                  der Vermögensbildung, der Vorsorge und
      Robert Koch-Institut (RKI)                            Auch die Gesundheitsberichterstattung                                    der sozialen Absicherung. Neben den ma-
                                                            präsentiert regelmäßig Daten und Fakten                                  teriellen Aspekten ist das Einkommen für
                                                            zur gesundheitlichen Ungleichheit. Im                                    die soziale Integration und soziokultu­
      WZB / SOEP
                                                            Folgenden wird auf verschiedene Daten-                                   relle Teilhabe sowie für das psychosoziale
                                                            quellen zurückgegriffen, zum Beispiel auf                                Wohlbefinden und die gesundheits­­be­
                                                            das Sozio-oekonomische Panel (SOEP)                                      zogene Lebensqualität bedeutsam. So
                                                            und das Gesundheitsmonitoring des Robert                                 lässt sich zeigen, dass Personen, die einem

                                                            u Abb 1 Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands
                                                            (»weniger gut« oder »schlecht«) nach drei Einkommensgruppen 2018 — in Prozent

                                                                     Männer                                                         Frauen

                                                                                                     43,3
                                                                                                                                                                40,5
                                                                                                                                                                              36,3
                                                                                                                                                                                 31,5
                                                                                                                   30,4

                                                                                                                      24,2
                                                                                                                                                  20,7             20,7               21,3
                                                                                       18,6             18,6
                                                                                                                          15,8     15,4
                                                                                                            13,7                                                       14,6
                                                                                                                                                     13,2
                                                                                                                                          11,7
                                                                     9,4                  9,0
                                                                           6,0                 5,2                                                        5,3
                                                                                 3,3                                                        4,4

                                                                      18–29             30–44         45–64         ab 65            18–29         30–44         45–64         ab 65
                                                                      Jahre             Jahre         Jahre         Jahren           Jahre         Jahre         Jahre         Jahren

                                                                     < 60 %             60 bis
Gesundheitliche Ungleichheit / 9.2   Gesundheit / 9

Armutsrisiko ausgesetzt sind (siehe dazu                           ner und Frauen, die einem Armutsrisiko          dung des 65. Lebensjahres starben, bei
die Kapitel 6.2, Seite 222, und 6.3, Seite                         ausgesetzt sind, vermehrt von chroni-           den Frauen der höchsten Einkommens-
229), ihren allgemeinen Gesundheitszu-                             schen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-           gruppe waren es lediglich etwa 8 %. Bei
stand häufiger als weniger gut oder                                Erkrankungen, Diabetes, chronischer             Männern war die vorzeitige Sterblichkeit
schlecht bewerten. Allerdings bestehen in                          Bronchitis oder Depressionen betroffen.         in allen Einkommensgruppen deutlich
dieser Hinsicht auch Unterschiede zwi-                                 Aufschluss über Einkommensunter-            höher und die Unterschiede zwischen
schen den Angehörigen der mittleren und                            schiede in der Mortalität und Lebenser-         der niedrigsten und der höchsten Ein-
höheren Einkommensgruppe. Diese Ein-                               wartung geben Daten des Sozio-oekono-           kommensgruppe fielen mit 27 % gegen-
kommensabhängigkeit zeichnete sich bei                             mischen Panels (SOEP). Demnach lag die          über rund 14 % stärker aus. Auch in der
Männern und Frauen im Jahr 2018 deut-                              mittlere Lebenserwartung von Männern            ferneren Lebenserwartung ab einem Alter
lich ab. Bei statistischer Kontrolle des Al-                       der niedrigsten Einkommensgruppe un-            von 65 Jahren zeichnen sich die Unter-
terseffekts zeigt sich, dass bei Männern                           terhalb der Armutsrisikogrenze bei Ge-           schiede zwischen den Einkommensgrup-
aus der armutsgefährdeten Gruppe das                               burt 8,6 Jahre unter der von Männern der        pen deutlich ab: Die Differenz zwischen
Risiko eines weniger guten oder schlech-                           hohen Einkommensgruppe. Bei Frauen              der höchsten und der niedrigsten Ein-
ten allgemeinen Gesundheitszustands im                             betrug diese Differenz 4,4 Jahre. Auffal-       kommensgruppe betrug bei Männern
Verhältnis zu Männern aus der hohen                                lend ist dabei, dass sich auch zwischen         6,6 Jahre und bei Frauen 3,7 Jahre. Die
Einkommensgruppe um den Faktor 3,2                                 den mittleren Einkommensgruppen Un-             Differenzen in der ferneren Lebenserwar-
erhöht war. Bei Frauen betrug das ent-                             terschiede zeigen, sodass von einer gra-        tung lassen sich zum Teil auf eine erhöh-
sprechende Verhältnis 3,0 zu 1. u Abb 1                            duellen Abstufung der Lebenserwartung           te psychische und physische Belastung
    Wie die Daten der Studie zur »Ge-                              ausgegangen werden kann. u Tab 1                im ­L ebenslauf sowie auf geringere mate-
sundheit in Deutschland aktuell« (GEDA,                                Weitere Analysen derselben Daten zei-       rielle, kulturelle und soziale Ressourcen
www.geda-studie.de) aus den Jahren                                 gen, dass rund 13 % der Frauen der nied-        in der untersten Einkommensgruppe zu-
2014/2015 deutlich machen, waren Män-                              rigsten Einkommensgruppe vor Vollen-            rückführen. Ergebnisse aus Trendanaly-
                                                                                                                   sen sprechen dafür, dass die sozialen Un-
                                                                                                                   terschiede in der Lebenserwartung in
                                                                                                                   den vergangenen 25 Jahren relativ stabil
u  Abb 2 Zusammenhang zwischen mittlerer Lebenserwartung bei Geburt und Armuts­                                    geblieben sind.
risikoquote auf NUTS-2-Ebene (Regierungsbezirke, statistische Regionen) 2017                                            Auf sozialräumlicher Ebene ist der
                                                                                                                   Zusammenhang zwischen Einkommen
          Lebenserwartung in Jahren                                                                                und Lebenserwartung ebenfalls zu be­
                                                                                                                   obachten. Im Allgemeinen gilt, dass die
    86
                                                                                                                   mittlere Lebenserwartung bei Geburt in
                                                                                                                   den Regionen mit den niedrigsten Ar-
                                                                                                                   mutsrisikoquoten am höchsten ist und
    84
                                                                                                                   dass dieser Zusammenhang umso stärker
                                                                                                                    sichtbar wird, je kleinräumiger die Be-
                                                                                                                   trachtung erfolgt. Die Armutsrisikoquote
    82
                                                                                                                   misst den Anteil der Personen mit einem
                                                                                                                   Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb
    80
                                                                                                                   der Armutsgefährdungsschwelle von 60 %
                                                                                                                   des Medians aller Nettoäquivalenzein-
                                                                                                                   kommen in der betrachteten Population.
    78
                                                                                                                   Bei Männern betrug die Differenz in
                                                                                                                   der Lebenserwartung auf NUTS-2-Ebene
                                                                                                                   (Regierungsbezirke beziehungsweise
                                                                                                     Armuts­
    76                                                                                               risikoquote   ­statistische Regionen nach der »Nomen-
         10      11       12       13       14       15       16       17       18      19        20 in Prozent    clature des unités territoriales statis-
              Männer      Frauen                                                                                   tiques«) zwischen den Regionen mit den
                                                                                                                   höchsten und niedrigsten Armutsrisiko-
    Datenbasis: Lebenserwartung bei Geburt: Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung, INKAR 2020;
    Armutsrisikoquote: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2020, Regionalatlas Deutschland                quoten etwa drei Jahre, bei Frauen etwa
                                                                                                                   zwei Jahre. u Abb 2

                                                                                                                                                                         335
9 / Gesundheit    9.2 / Gesundheitliche Ungleichheit

                                                                u Abb 3 Einschränkungen in Arbeit und Alltag aufgrund körperlicher und ­
      u Info 1
                                                                seelischer Probleme nach Bildung 2018 — in Prozent
      Bildungsniveau
      Zur Ermittlung des Bildungsniveaus wird im
      Folgenden auf die CASMIN-Klassifikation                       Weniger geschafft aufgrund körperlicher Probleme
      (»Comparative Analyses of Social Mobility in
                                                                       Männer                                                              Frauen
      Industrial Nations«) zurückgegriffen, die in
      den 1970er-Jahren für international ver­
      gleichende Analysen zur sozialen Mobilität                                                                                                                                      31,5
      entwickelt wurde. Im Jahr 2003 wurde
      eine überarbeitete Version vorgestellt, die
      ­a ktuellen Entwicklungen der Bildungs­                                                                                                                                            26,1
      systeme, insbesondere in Großbritannien,                                                                            24,3                                                               23,9
      Frankreich und Deutschland, Rechnung trägt.
      Die CASMIN-Klassifikation ist an Bildungs-
      zertifikaten orientiert, wobei sowohl schulische                                                                                                                  19,5
                                                                                                                             18,8
       als auch berufsbildende Abschlüsse be­                                                              17,2                  18,0
      rücksichtigt werden. Die Bildungsabschlüsse
                                                                                                                                                                           15,0
      werden entsprechend ihrer funktionalen
      Äquivalenz im Ländervergleich neun Katego-                                                                                                         12,2
                                                                                                                 11,9
      rien zugeordnet, von denen ausgehend ein                                                                                                                                 11,0
      niedriges, mittleres und hohes Bildungsniveau                                                                                                            9,5
                                                                                         8,1                        8,1
      (»primary / low secondary«, »mediate / high                                              6,8                                         7,0
                                                                                                                                                 6,1             6,3
      secondary« and »tertiary« education) abge-
                                                                       4,9
      grenzt werden kann.                                                    3,6                  4,1
                                                                                                                                                   3,3
                                                                                1,7

                                                                        18–29             30–44             45–64          ab 65            18–29         30–44          45–64         ab 65
                                                                        Jahre             Jahre             Jahre          Jahren           Jahre         Jahre          Jahre         Jahren

      9.2.2 Bildung als Ressource
      für Gesundheit                                                Weniger geschafft aufgrund seelischer Probleme
      Neben dem Einkommen besitzt auch die
                                                                       Männer                                                              Frauen
      Bildung einen hohen Stellenwert für die
      Gesundheit. Durch den Zusammenhang
      zwischen formalen Bildungsabschlüssen
                                                                                                                                                                                      13,7
      und der Stellung in der Arbeitswelt erge-
                                                                                                                                                                        11,0
      ben sich Bezüge zu berufsbezogenen Be-                                                                              10,0                                                           9,6
                                                                                                           8,8                                           8,6               8,7
      lastungen und Ressourcen sowie zur Ein-                                                                                              7,5 7,1             6,9            7,3            7,6
                                                                                                                 6,4         6,8
      kommenssituation. Bildung drückt sich                                                                                        6,0            5,5
                                                                                        5,1 4,6                                                                   5,1
                                                                            4,2                      4,0            4,1
      außerdem in Wissen und Handlungs-                               3,4         2,8
      kompetenzen aus, die eine gesundheits-
      förderliche Lebensweise und den Um-                               18–29             30–44             45–64                           18–29         30–44
                                                                                                                           ab 65                                         45–64         ab 65
      gang mit Belastungen und Gesundheits-                             Jahre             Jahre             Jahre          Jahren           Jahre         Jahre          Jahre         Jahren
      problemen unterstützen. Eine wichtige                         Bildung:            niedrig            mittel         hoch
      Rolle spielen dabei Einstellungen, Über-
      zeugungen und Werthaltungen, die sich
                                                                    Datenbasis: SOEP v35
      bereits früh im Leben unter dem Einfluss
      der elterlichen Erziehung und der Bil-
      dungsinstitutionen entwickeln. u Info 1
          Gesundheitliche Probleme und Krank-
      heiten, die die Ausübung arbeitsbezoge-
      ner oder alltäglicher Aktivitäten dauer-               Daten des Sozio-oekonomischen Panels                                        zu sein. Im Verhältnis zur hohen Bil-
      haft einschränken, sind mit negativen                  (SOEP) gaben im Jahr 2018 Personen mit                                      dungsgruppe drückte sich dies bei Män-
      Konsequenzen für die Lebensqualität der                niedriger Bildung in jeder Altersgruppe                                     nern mit niedriger Bildung in einem um
      Betroffenen verbunden, haben Auswir-                   häufiger als Personen mit hoher Bildung                                     das 2,3-fach und bei Frauen in einem um
      kungen auf ihr soziales Umfeld und stel-               an, aufgrund körperlicher oder seelischer                                   das 2,2-fach erhöhte Risiko für Ein-
      len zudem die sozialen Sicherungssyste-                Probleme in ihren arbeits- oder alltagsbe-                                  schränkungen aufgrund körperlicher
      me vor große Herausforderungen. Nach                   zogenen Beschäftigungen eingeschränkt                                       Probleme aus. Das Risiko für Einschrän-

336
Gesundheitliche Ungleichheit / 9.2           Gesundheit / 9

kungen aufgrund seelischer Probleme           u Abb 4 Starke körperliche Schmerzen in den letzten vier Wochen

war bei Männern und Frauen in der nied-       (»immer« oder »oft«) nach Bildung 2018 — in Prozent
rigen Bildungsgruppe um das 2-Fache
­erhöht. u Abb 3
                                                       Männer                                                      Frauen
     Personen mit niedriger Bildung be-
richteten signifikant häufiger, in den ver-
 gangenen vier Wochen immer oder oft
unter starken Schmerzen gelitten zu ha-                                                                                                                     28,9
                                                                                                                                              27,1
 ben, als Personen mit mittlerer und hoher
                                                                                                                                                               25,0
Bildung. Der Zusammenhang zwischen
 einem niedrigeren Bildungsgrad und der
                                                                                  21,3
Zunahme der Häufigkeit von Schmerzen                                                              20,0                          19,5                               19,0
ist bei Männern und Frauen in allen Al-
                                                                     16,8                                                                        17,0
tersgruppen zu beobachten. Kontrolliert
man den Alterseinfluss, hatten Männer                                                13,4            12,9
 der niedrigen im Vergleich zu denen                                                                    12,0
                                                                                                                  11,0
                                                                                                                                   10,2
 der hohen Bildungsgruppe ein 3,2-mal so                                                                                                             9,6
 hohes Risiko, von starken körperlichen                 7,8                                                           7,8

Schmerzen betroffen zu sein. Bei Frauen                                  5,2               5,5                                          5,4
                                                           4,3                                                            4,1
 betrug das entsprechende Verhältnis 2,5                                    3,6

zu 1. Auch zwischen der mittleren und                          1,1
 hohen Bildungsgruppe sind signifikante
                                                          18–29        30–44       45–64           ab 65            18–29        30–44         45–64         ab 65
Unterschiede im Vorkommen von                             Jahre        Jahre       Jahre           Jahren           Jahre        Jahre         Jahre         Jahren
Schmerzen festzustellen. u Abb 4
                                                    Bildung:         niedrig      mittel         hoch
     Die Bedeutung der Bildung für das
Gesundheitsverhalten lässt sich mit Be-
                                                    Datenbasis: SOEP v35
funden zum Tabakkonsum verdeutlichen.
Nach Daten der GEDA-Studie rauchten
im Jahr 2014/2015 Personen mit niedriger
Bildung weitaus häufiger als Personen mit
                                              u   Tab 2       Rauchverhalten nach Bildung 2014 — in Prozent
mittlerer Bildung und insbesondere als
Personen mit hoher Bildung. Bei statis­                                                          Männer                                         Frauen
tischer Kontrolle des Alterseffekts war                                                                                                           Ex-                Nie-
                                                                                                   Ex-          Nie-            Rauche­-
 das Risiko zu rauchen bei Männern und                                         Raucher                                                         Rauche-             Rauche-
                                                                                                 Raucher       Raucher           rinnen
                                                                                                                                                rinnen              rinnen
Frauen mit niedriger Bildung im Ver-
                                                  18 – 29 Jahre
 gleich zu denen mit hoher Bildung um
                                                  Niedrige Bildung                48,8              11,0           40,2            37,3              17,4             45,3
 den Faktor 1,9 beziehungsweise 2,5 er-
                                                  Mittlere Bildung                33,2              13,1           53,7            29,1              15,9             55,0
 höht. Am Verhältnis von ehemaligen und
                                                  Hohe Bildung                    25,7               9,3           65,0            15,6              14,6             69,8
 aktuellen Raucherinnen und Rauchern
                                                  30 – 44 Jahre
wird zudem deutlich, dass Personen mit
                                                  Niedrige Bildung                43,7              29,3           27,0            37,9              27,2             34,9
niedriger Bildung seltener beziehungs-
                                                  Mittlere Bildung                36,4              30,0           33,6            28,7              26,6             44,7
weise später das Rauchen wieder auf­
                                                  Hohe Bildung                    25,9              23,1           51,0            13,1              28,0             58,8
 gaben (siehe dazu auch Abschnitt 9.2.7,
                                                  45 – 64 Jahre
Seite 343). u Tab 2
                                                  Niedrige Bildung                34,3              39,4           26,3            27,9              33,9             38,2
    Auch in Bezug auf gesundheitsförder-
                                                  Mittlere Bildung                28,8              38,4           32,8            24,9              31,8             43,3
liche körperliche Aktivität in der Freizeit
                                                  Hohe Bildung                    17,9              33,4           48,7            13,1              32,3             54,5
treten Unterschiede nach dem Bildungs-
                                                  Ab 65 Jahren
niveau zutage. Personen mit hoher Bil-
                                                  Niedrige Bildung                 8,0              55,5           36,5                6,2           22,4             71,5
 dung erreichten deutlich häufiger die von
                                                  Mittlere Bildung                11,1              55,7           33,2                7,4           28,4             64,2
 der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
                                                  Hohe Bildung                     9,8              54,4           35,9                7,6           32,9             59,5
 empfohlene Bewegungsempfehlung ent-
 sprechender Ausdaueraktivitäten von          Datenbasis: GEDA 2014/2015-EHIS

                                                                                                                                                                             337
9 / Gesundheit   9.2 / Gesundheitliche Ungleichheit

      mindestens 2,5 Stunden pro Woche als
      Personen mit mittlerer und niedriger Bil-
      dung. Dies gilt für alle betrachteten Al-
      tersgruppen. Während nach den Daten
      der GEDA-Studie rund 57 % der Männer
      und 54 % der Frauen mit hoher Bildung
      diese Bewegungsempfehlung erreichten,
      waren es bei Männern und Frauen der
      niedrigen Bildungsgruppe nur 41 bezie-
      hungsweise 34 %. Unter Berücksichti-
      gung der unterschiedlichen Alterszusam-
      mensetzung der Bildungsgruppen lässt
      sich feststellen, dass Männer mit niedri-
      ger Bildung im Vergleich zu Männern
      mit hoher Bildung ein 1,8-mal höheres
      Risiko aufwiesen, die Empfehlungen zur
      gesundheitsförderlichen Ausdauerakti­                 Lebenserwartung. Verschiedene Studien     Daten zeigen außerdem, dass Mitglieder
      vität nicht einzuhalten. Bei Frauen lag               belegen, dass ein höheres Bildungsniveau  der gesetzlichen Krankenversicherung
      das Verhältnis der beiden Vergleichs-                 mit einer verringerten Sterbewahrschein-  im Jahr 2018 durchschnittlich 12 Tage
      gruppen bei 2,2 zu 1.                                 lichkeit und einer höheren Lebenserwar-   krankheitsbedingt fehlten.
          Bildungsunterschiede zeigten sich in              tung assoziiert ist. Dieser Zusammen-         Auswertungen auf Basis der Daten zu
      weiteren Studien auch in Bezug auf die                hang ist für Männer stärker ausgeprägt    Fehlzeiten von erwerbstätigen Versicher-
      Inanspruchnahme von Präventionsange-                  als für Frauen.                           ten der AOK zeigen zudem regelmäßig,
      boten, das Gesundheitswissen und die                                                            dass Männer und Frauen mit manuellen
      Krankheitsbewältigung. Beispielsweise                 9.2.3 Arbeitsweltbezogene                 Tätigkeiten oder in einfachen Dienstleis-
      nahmen Personen mit niedriger Bildung                 E
                                                            ­ inflüsse auf die Gesundheit             tungsberufen deutlich häufiger und län-
      seltener Krebsfrüherkennungsuntersu-                  Krankheits- oder unfallbedingte Fehlzei- ger arbeitsunfähig sind als Männer und
      chungen und andere Präventionsangebo-                 ten sind ein zentraler Indikator arbeits- Frauen in hoch qualifizierten und wis-
      te wahr, die größtenteils zum Leistungs-              weltbezogener Einflüsse auf die Gesund- sensbasierten Berufen (siehe dazu etwa
      katalog der gesetzlichen Krankenkassen                heit. Sie machen auf Gesundheitsrisiken   den AOK-Fehlzeitreport aus dem Jahr
      gehören, also ohne Zuzahlungen in An-                 und Belastungen aufmerksam, bevor Be- 2019). Allerdings ist zu beachten, dass in
      spruch genommen werden können. Dies                   rufskrankheiten entstehen oder es zu      diese Statistik nur Arbeitsunfähigkeits-
      galt zum Beispiel für die zahnärztliche               vorzeitigen krankheitsbedingten Renten- zeiten von mehr als drei Kalendertagen
      Kontrolluntersuchung oder den Gesund-                 eintritten kommt. Die Fehlzeiten lassen   eingehen, wodurch das tatsächliche Aus-
      heits-Check-up ab 35. Dies traf ebenso                sich zudem nach Diagnosen differenzie- maß der Fehlzeiten unterschätzt wird.
      auf die Teilnahme an Bonusprogrammen                  ren und geben dadurch einen Überblick         Krankheitsbedingte Fehlzeiten stehen
      der gesetzlichen Krankenkassen zu, die                über die Krankheitslast in der erwerbstä- in engem Zusammenhang mit Arbeits­
      zu einer gesundheitsbewussten Lebens-                 tigen Bevölkerung. Im Jahr 2018 gingen    belastungen. Beschäftigte mit niedrigem
      führung und Gesundheitsvorsorge moti-                 nach Ergebnissen der Bundesanstalt Berufsstatus sind häufiger sowohl körper-
      vieren sollen. Personen mit niedriger Bil-            für Arbeitsmedizin und Arbeitsschutz      lichen als auch psychosozialen Belastun-
      dung kannten zudem deutlich weniger                   (BAuA) 23 % der krankheitsbedingten       gen ausgesetzt als Beschäftigte mit höhe-
      der typischen Symptome für Schlaganfall               Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft    rem Berufsstatus. Dies wird unter ande-
      und Herzinfarkt als Personen mit mittle-              auf Muskel- und Skeletterkrankungen zu- rem auf ein Ungleichgewicht zwischen
      rer und hoher Bildung. Interessant ist                rück, 13 % auf psychische und Verhaltens- Verausgabung und Belohnung bei der Ar-
      auch, dass Diabetikerinnen und Diabeti-               störungen, 15 % auf Atemwegserkrankun- beit sowie zwischen Arbeitsanforderun-
      ker mit niedriger Bildung seltener an Di-             gen, 12 % auf Unfälle und Verletzungen    gen und Einflussmöglichkeiten der Er-
      abetikerschulungen teilnahmen und                     sowie jeweils 5 % auf Herz-Kreislauf-­ werbstätigen zurückgeführt.
      weitaus größere Schwierigkeiten hatten,               Erkrankungen und Krankheiten des Ver-         Auswertungen der GEDA-Studie zei-
      die Behandlung der Erkrankung im All-                 dauungssystems. Die Kosten des durch      gen für die Jahre 2014/2015, dass Männer
      tag umzusetzen.                                       die Arbeitsunfähigkeit bedingten Pro- und Frauen aus niedrigen Berufsstatus-
          Die Relevanz der Bildung für die Ge-              duktionsausfalls werden für Deutschland   gruppen ihren Gesundheitszustand deut-
      sundheit zeigt sich auch hinsichtlich der             auf 85 Milliarden Euro geschätzt. Die     lich schlechter einschätzten, häufiger An-

338
Gesundheitliche Ungleichheit / 9.2   Gesundheit / 9

u Abb5 Arbeitsbelastung und Unzufriedenheit mit der Arbeit nach Brutto­                                    niveau der Beschäftigten. Die Ergebnisse
stundenlohn bei 30- bis 64-jährigen Erwerbstätigen 2018 — in Prozent                                       der GEDA-Studie zeigen, dass in den Jah-
                                                                                                           ren 2014/2015 etwa 41 % der Männer in
        Männer                                                Frauen
                                                                                                           Helfer- und Anlerntätigkeiten ihre Arbeit
                                                                                                           als stark oder sehr stark gesundheitsge-
                                                                40,9
                                                                                                           fährdend beurteilten, während der Anteil
                                                                                                           bei Männern mit fachlich ausgerichteten
          36,5
                                                                                                           Tätigkeiten nur etwa 34 % betrug. Bei
                                                                                                           Männern, die komplexe Spezialistentätig-
                                                                                                           keiten oder hoch komplexe Tätigkeiten
                       28,2                                                                                ausführen, fiel der Anteil mit etwa 24 be-
     27,5
                                                                                                           ziehungsweise 20 % deutlich niedriger
                                                                               24,0                        aus. Bei Frauen zeigen sich die Unter-
                                                                                                           schiede nach dem beruflichen Anforde-
                                                                                                           rungsniveau vor allem im Vergleich zu
                              17,8
              16,3
                                                                                                           den Helfer- und Anlerntätigkeiten. Etwa
                                                                                                           ein Drittel der Frauen in Helfer- und An-
                                                                                                           lerntätigkeiten gab an, mit starken bis
                                              10,6                                            11,4
                                10,3
                                        9,7          10,4           9,7            9,2
                                                                                                           sehr starken gesundheitsgefährdenden
                                                                                                     8,3   Arbeitsbedingungen konfrontiert zu sein.
                                                                                                           In den Vergleichsgruppen lag dieser An-
                                                             3,8            3,6                            teil zwischen 21 und 24 %.
                                                                                            0,1
                                                                                                           9.2.4 Arbeitslosigkeit und
      Niedriglohn    mittlerer Lohn     hoher Lohn           Niedriglohn   mittlerer Lohn   hoher Lohn
       (
9 / Gesundheit         9.2 / Gesundheitliche Ungleichheit

      u   Tab 3    Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte nach Diagnose und Versicherungsstatus 2018

                                                                                                Männer                                                                   Frauen

                           Diagnosen                             pflichtver­sicherte                                                         pflichtver­sicherte
                                                                                              Arbeitslose ¹                                                         Arbeitslose ¹
                                                                    Beschäftigte                                     Verhältnis in %            Beschäftigte                        Verhältnis in %
                                                                                  Tage je 100                                                              Tage je 100
          Infektiöse und parasitäre Krankheiten                              96                       58                      60                      95                    52            55
          Neubildungen                                                       56                     137                      245                      97                   184           189
          Endokrine, Ernährungs- und
                                                                             13                       43                     322                      13                    37           294
          Stoff­wechsel­k rankheiten
          Psychische und Verhaltensstörungen                               255                     1381                      542                     373                  1669           448
          Krankheiten des Nervensystems                                      46                     113                      248                      54                   122           227
          Krankheiten des Auges                                              15                       13                      88                      13                    16           124
          Krankheiten des Ohres                                              15                       20                     133                      18                    19           106
          Krankheiten des Kreislaufsystems                                 100                      202                      202                      55                   109           198
          Krankheiten des Atmungssystems                                   302                      136                       45                     334                   167            50
          Krankheiten des Verdauungssystems                                100                      112                      112                      79                    77            97
          Krankheiten der Haut und der Unterhaut                             31                       29                      43                      19                   33            175
          Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
                                                                           533                      939                      176                     426                  896            210
          und des Bindegewebes
          Krankheiten des Urogenitalsystems                                  21                       24                     118                      42                   44            105
          Symptome und abnorme klinische
                                                                             83                     128                      154                      99                   130           131
          und Laborbefunde
          Verletzungen und Vergiftungen                                     275                     257                       93                     173                   190           110
          Faktoren, die den Gesundheitszustand
                                                                             38                       89                     235                      48                   93            195
          beeinflussen
          Insgesamt                                                       1979                    3681                       186                    1936                 3837            198

      1 Empfänger/-innen von ALG I; Verhältnis von Tagen je 100 Versicherte im Vergleich von Arbeitslosen und beschäftigten Pflichtmitgliedern.
      Quelle: BKK, Gesundheitsreport 2019

      willig versicherte Beschäftigte mit 13,0                                beitslose Versicherte fast doppelt so viele                          von Arbeitslosigkeit und Gesundheit in
      beziehungsweise 11,7 Tagen. Im Ver-                                     Arbeitsunfähigkeitstage verzeichnet wie                              der Regel größer ist als die der Selektion.
      gleich zum Jahr 2016 ist vor allem bei den                              für beschäftigte Pflichtversicherte. u Tab 3                         Nach den Ergebnissen der GEDA-Studie
      arbeitslosen Versicherten eine deutliche                                    Nicht erst Arbeitslosigkeit, sondern                             gab von den Personen mit Arbeitslosig-
      Zunahme zu verzeichnen.                                                 bereits Arbeitsplatzunsicherheit ist mit                             keitserfahrungen in den vergangenen
          Eine diagnosespezifische Betrachtung                                ­einem häufigeren Auftreten von Gesund-                              fünf Jahren jeder vierte Mann (25 %) und
      verdeutlicht, dass Unterschiede zwischen                                heitsproblemen assoziiert. Beschäftigte,                             etwa jede fünfte Frau (22 %) an, dass ihre
      arbeitslosen und beschäftigten Versicher-                               die ihren Arbeitsplatz als gefährdet anse-                           beeinträchtigte Gesundheit ein Grund
      ten insbesondere bei Arbeitsunfähig-                                    hen, sind häufiger stressbelastet und wei-                           für den Verlust ihres Arbeitsplatzes war.
      keitstagen infolge von psychischen und                                   sen ein deutlich erhöhtes Risiko für psy-                           Außerdem berichteten 83 % der Männer
      Verhaltensstörungen (inklusive Suchter-                                 chische Erkrankungen auf als erwerbstä-                              und 85 % der Frauen, dass sich ihr Ge-
      krankungen), Stoffwechselkrankheiten,                                   tige Männer und Frauen in ungefährdeten                              sundheitszustand nach Eintritt in die Ar-
      Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems                                  Beschäftigungsverhältnissen.                                         beitslosigkeit nicht wieder verbessert oder
      und Krankheiten des Nervensystems, des                                      Eine Vielzahl von Studien belegt so-                             sogar noch weiter verschlechtert habe.
      Kreislaufsystems sowie von Neubildun-                                   wohl die negativen gesundheitlichen Fol-
      gen hervortraten. Der größte Unterschied                                gen von Arbeitslosigkeit (Verursachung)                              9.2.5 Kinder- und
      findet sich bezüglich psychischer und                                    als auch schlechtere Beschäftigungs­                                Jugendgesundheit
      Verhaltensstörungen. Diese waren bei ar-                                chancen für gesundheitlich beeinträchtig-                            Im Kindes- und Jugendalter werden die
      beitslosen Frauen etwa 4,5-mal und bei                                  te Personen (Selektion). Dabei spricht die                           Weichen für die gesundheitliche Ent-
      arbeitslosen Männern 5,4-mal häufiger                                   internationale Studienlage insgesamt da-                             wicklung im späteren Leben gestellt. Stö-
      der Grund für Arbeitsunfähigkeitstage                                   für, dass die Bedeutung der Verursachung                             rungen während der frühen Phasen des
      als bei pflichtversicherten Beschäftigten.                              negativer gesundheitlicher Folgen von                                Körperwachstums und der Organreifung
      Insgesamt wurden im Jahr 2018 für ar-                                  ­A rbeitslosigkeit für den Zusammenhang                               machen sich nicht nur unmittelbar be-

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