Transnationale Bildung - Ankerpunkte im Ausland - DAAD
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Inhalt Editorial 4 ZAHLEN UND FAKTEN: Die Welt der Transnationalen Bildung INTERVIEW: DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland – „Neue Möglich keiten zur globalen Zusammenarbeit“ 6 TAGUNGSBERICHT: Neue Rollen Liebe Leserinnen und Leser, für die Transnationale Bildung 8 STARKE VERBINDUNGEN wurden in den vergangenen Anfang an ein prägendes Merkmal transnatio- Jahren durch Transnationale Bildung (TNB) zwi- naler Bildungsangebote aus Deutschland. Einen PORTRÄTS:Absolventinnen schen deutschen Hochschulen und ihren interna- entscheidenden Anteil daran haben die deutschen und Absolventen transnationaler 16 tionalen Partnern geknüpft. Als „Ankerpunkte im Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Ausland“ hat die große Berliner TNB-Tagung des Die abschließende Podiumsdiskussion der Berliner Hochschulpräsenzen DAAD im November 2018 die im Ausland aufge- Tagung machte deutlich, welches Internationalisie- bauten deutschen Studienangebote, Exzellenz- und rungspotential TNB gerade für Fachhochschulen Fachzentren sowie binationalen Hochschulen birgt. TAGUNGSBERICHT: Fachhochschulen – Internationalisierung in viele Richtungen 18 benannt. Sie stehen für viel mehr als einen reinen „Bildungsexport“. Die deutschen Hochschulen gehen ihr Auslandsengagement mit einem partner- Transnationale Bildung eröffnet wertvolle Perspek- tiven – gerade in Krisenzeiten. In der Türkei und schaftlichen Ansatz an, der auch die Bildungsinter im Nahen Osten haben sich binationale Hochschulen GASTBEITRAG: Zeit für bewusste essen und -traditionen der Sitzländer einbezieht. Nur dadurch ist es möglich, dass die transnationa- für geflüchtete Studierende geöffnet, aber auch in anderen Weltregionen stehen TNB-Präsenzen für Entscheidungen – Dr. Muriel Helbig über die Digitalisierung 22 len Präsenzen der Hochschulen vielfältige Rollen einnehmen und so über ihre Kernaufgaben in der Lehre hinaus einen Mehrwert erzeugen. einen Dialog, der angesichts von Konflikten nicht abreißt. Transnationale Bildung bedeutet immer auch Arbeit an der Zukunft: von den jungen Absol- venten bis zu den neuen technischen Möglichkeiten 24 So dient etwa an etablierten TNB-Einrichtungen der Digitalisierung. Das vorliegende DUZ Special der erfolgreiche Aufbau des Lehrbetriebs als Basis bringt Ihnen mit seinen Beiträgen die Themen Impressum für die Schaffung von Forschungsstrukturen. Bei näher, die auch in den kommenden Jahren die Ar- den Exzellenzzentren für Forschung und Lehre ist beit der deutschen Hochschulen prägen werden. die grenzüberschreitende Netzwerkbildung durch gemeinsame Forschung ohnehin Programm. Eben- Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen so wesentlich ist die Vernetzung für das Zusam- Ihre menwirken von Bildung und Wirtschaft. Praxis orientierte Lehre, die die Anforderungen deutscher Unternehmen vor Ort ebenso in den Blick nimmt Univ.-Prof. Dr. Margret Wintermantel wie die der nationalen Arbeitsmärkte, war von Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes 3
ZAHLEN UND FAKTEN ZAHLEN UND FAKTEN Standorte transnationaler Bildungsprojekte deutscher Hochschulen und binationa- ler Hochschulen im Ausland St. Petersburg Jaroslawl mit aktueller und früherer Warschau Moskau Kasan Nowosibirsk Krasnojarsk Lodz Minsk Barnaul DAAD-Förderung 2018 Krakau Kiew Sumy Prag Charkiw Bratislava Ternopil Donezk Budapest Cluj-Napoca Almaty Szeged Brasov Tiflis Temeschwar Sofia Baku Bischkek Qingdao Istanbul Ankara Eriwan Busan Meknès Beirut Nanjing Beppu Amman Hefei Kairo Shanghai Hangzhou El Gouna Abu Dhabi San Luis Potosí Maskat Hanoi Wichtige Sitzländer deutscher TNB-Angebote (Studierendenzahl 2018) Bangalore Bangkok Addis Abeba Ho-Chi-Minh-Stadt Kuala Lumpur Kuantan SITZLÄNDER ANZAHL BangiSingapur Ägypten 12.963 Semarang Jordanien 4.345 Bumi Serpong Damai Surabaya China 3.373 Oman 1.962 Rio de Janeiro Türkei 1.502 Curitiba Vietnam 1.285 Santiago de Chile Kapstadt Rumänien 705 Buenos Aires Singapur 666 Kirgisistan 627 Kasachstan 620 Regionale Verteilung der Studierende in TNB- TNB-Studierenden 2018 Angeboten nach Fächergruppen 2018 0,4% 0,1% 1.427 I 4,4% 401 I 1,2% 8,0% 3.571 I 11,1% 10,7% Die Welt der 61,1% Transnationalen Bildung 19,7% 9.875 I 30,6% 16.975 I 52,6% Aktuelle Statistiken zu den weltweiten transnationalen Präsenzen deutscher Hochschulen zeigen ein vielschichtiges Nordafrika und Nahost Osteuropa und Zentralasien Ingenieurwissenschaften Quelle: Wissenschaft weltoffen 2018 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften globales Netzwerk. Asien und Pazifik Mittel- und Südosteuropa Lateinamerika Subsahara-Afrika Mathematik, Naturwissenschaften Kunst, Musik Sprach- und Kulturwissenschaften 4 5
INTERVIEW INTERVIEW Aber gerade angesichts solcher Krisensituationen ha- Und natürlich wird die Digitalisierung auch in der ben sich transnationale Hochschulpräsenzen bewährt, Transnationalen Bildung durch neue Möglichkeiten die etwa, indem sie junge syrische Geflüchtete in der Nähe Zusammenarbeit rund um den Globus verändern. ihres Heimatlands auf ein Studium vorbereiten oder bereits als Studierende aufgenommen haben. Zugleich Auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur haben Klimaveränderungen und extreme Wetterereig- Internationalisierung von Hochschulen betonen die nisse in den letzten Jahren besonders deutlich gemacht, Chancen von Auslandspräsenzen für die deutschen dass der Klimawandel eine globale Bedrohung darstellt, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Wie deren Folgen sich auch nur global werden mildern las- nutzen diese bislang die Fördermöglichkeiten des sen – und das bedeutet: durch internationale Zusam- DAAD für ihre TNB-Aktivitäten? menarbeit, auch und gerade in der Wissenschaft. Für Wenn man die Beteiligung der verschiedenen Hoch- den Wert dieser internationalen Zusammenarbeit lie- schularten an den Förderprogrammen des DAAD ßen sich noch weitere Beispiele aufzählen. Diese Zu- betrachtet, dann setzen gerade die Fachhochschulen sammenarbeit entsteht jedoch nicht von selbst, dazu und HAW die TNB-Förderung für ihre Internationali- braucht es Menschen, die gelernt haben, ihr fachliches sierung ein. Während der Anteil der Fachhochschulen Wissen über kulturelle und politische Grenzen hinweg in den meisten DAAD-Programmen noch unter dem zusammen mit anderen einzusetzen. Und es braucht Anteil der deutschen Universitäten liegt, sind sie unter Strukturen, die die Entwicklung der dazu erforder- den Förderungen für TNB-Aktivitäten überproportio- nal vertreten. Fachhochschulen haben mit dieser Un- „Neue Möglichkeiten zur lichen Kompetenzen möglich machen. Der Wissen- schaftsrat hat bei der Bekanntgabe seiner Empfehlun- terstützung erfolgreich eine große Anzahl von Studien- gen zur Internationalisierung von Hochschulen im Juli angeboten im Ausland aufgebaut. globalen Zusammenarbeit“ 2018 die Notwendigkeit weltoffener Strukturen präg- nant auf den Punkt gebracht: „Internationalisierung – Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie für den Auf- Jetzt erst recht!“ bau weiterer Standorte der Transnationalen Bildung? Deutsche Hochschulen und Universitäten, die sich in- Wie verändern sich Rollen und Themenfelder in ternational durch eine eigene Präsenz strategisch positi- DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland über transnationale Transnationaler Bildung sonst noch? onieren wollen, wird der DAAD weiterhin beim Aufbau Die deutsche Hochschullandschaft ist grundsätzlich neuer TNB-Standorte unterstützen. Die Empfehlungen Präsenzen deutscher Hochschulen, deren neue Rollen – und die sehr forschungsgetrieben; das prägt langfristig auch des Wissenschaftsrats, aber auch die Erfahrungen des Stärke des Fachhochschulmodells. die transnationalen Hochschulpräsenzen. An der be- DAAD aus langjähriger Förderpraxis lassen insbeson- reits 2002 gegründeten German University in Cairo, dere ein anhaltendes Engagement der Fachhochschu- einem Pionierprojekt Transnationaler Bildung „made len und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Frau Dr. Rüland, als „Ankerpunkte im Ausland“ hat aufgaben im internationalen Hochschulbetrieb hinaus in Germany“, wird zum Beispiel mittlerweile auch viel- erwarten. Das gilt für einzelne Studiengänge, aber auch der Titel der Tagung zur Transnationalen Bildung anschlussfähig für Kooperationen auf weiteren Gebie- fältig geforscht, oft gemeinsam mit den deutschen Part- für die Gründung weiterer binationaler Hochschulen, (TNB) im November 2018 in Berlin die weltweiten ten. Das bietet einen großen Mehrwert und wertvolle nern. Aber zuvor wurden dort Bachelor-, Master- und an denen im Ausland ein großes Interesse besteht und deutschen TNB-Präsenzen bezeichnet. Was macht Synergien für die Wissenschaft, aber auch für Unter- Promotionsprogramme aufgebaut – dieser Prozess be- die der DAAD mit seinem Netzwerk bei der Vorberei- diese Studiengänge, Exzellenz- und Fachzentren so- nehmen, Gesellschaft und Politik. nötigt immer Zeit. tung unterstützt. Finanziell engagiert sich der DAAD wie binationalen Hochschulen zu derart wichtigen Auch der Austausch mit der Wirtschaft gewinnt weiter dabei aus Erfahrung erst dann, wenn die Rahmenbe- Elementen des internationalen Austauschs? Nun ist die internationale Kooperation in Bildung an Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der international dingungen auf beiden Seiten stimmen. Zunächst einmal sind diese transnationalen Studienan- und Wissenschaft zuletzt unter Druck geraten; popu- zunehmend intensiven Suche nach qualifizierten Fach- Mit der Regierung Kenias reden wir aktuell über den gebote und Institutionen Aushängeschilder der deut- listische und nationalistische Stimmen sind weltweit kräften. TNB-Präsenzen bieten der deutschen Export Aufbau einer Hochschule für Angewandte Wissen- schen Hochschulen im Ausland. Durch ihre bedeuten- lauter geworden. Was bedeutet das für das Engage- industrie, aber auch der lokalen Wirtschaft Möglich- schaften in Ostafrika. In Ägypten hat Professor Ashraf den Beiträge zur Ausbildung junger Akademiker und ment der deutschen Hochschulen im Ausland? keiten einer ähnlichen Zusammenarbeit zwischen Mansour, der mit der German University in Cairo be- Akademikerinnen stellen sie auch die Stärken des deut- Wir dürfen nicht vergessen: Hürden für die internati- Hochschulen und Unternehmen, wie sie in Deutschland reits sehr erfolgreich eine Universität nach deutschem schen Hochschul- und Wissenschaftssystems insge- onale Zusammenarbeit im Hochschulbereich sind kein üblich ist. Das bedeutet anwendungsorientierte For- Vorbild aufgebaut hat, starkes Interesse an der Grün- samt unter Beweis. Das Bild des Halt gebenden Ankers neues Phänomen. Seit bald drei Jahren beschäftigen schung und Ausbildung, die sich nach den Bedürfnissen dung einer privaten Hochschule nach dem deutschen verweist auf ein weiteres wesentliches Merkmal solcher uns die unklaren Konsequenzen aus dem britischen der Arbeitgeber vor Ort richten und so einen schnellen FH-Modell und treibt dies mit einem Konsortium deut- fester Auslandspräsenzen: Durch die stabile Einbettung Brexit-Votum. Der Konflikt in Syrien und seine Folgen Transfer von Wissen und Impulsen zwischen Hoch- scher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften an ihren jeweiligen Standorten sind sie über ihre Kern- für die gesamte Region sind noch längst nicht beendet. schule und lokal engagierter Industrie ermöglichen. voran. 6 7
TAGUNGSBERICHT N AT I O N A L E ANS DO TR PP E LA BS Globaler Wandel, kommende Heraus- CH forderungen: Transnationale Bildungs- LU S SPROGR A MM angebote deutscher Hochschulen sind international zunehmend gefragt. Dabei begegnen ihnen anspruchsvolle Anfor- derungen aus Wissenschaft, Wirtschaft E und Politik. D EXPERTE Prof. Dr. Heinz-Peter Höller von der Hochschule Schmalkalden ist auf deutscher ie Zeiten ändern sich. „Die Welt ist Seite der Projektleiter für die Deutsch-Kasachische sehr viel komplexer, komplizierter, wi- Universität (DKU). Podiumsrunde „Internationale Ankerpunkte: Neue Rollen für die Transnationale Bildung in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik“ dersprüchlicher und herausfordernder am 28. November 2018 in der Kalkscheune Berlin geworden“, sagt Heidrun Tempel, Be- „Transnationale Doppelabschluss- und Joint auftragte im Auswärtigen Amt (AA) für Außenwissen- Degree-Programme gelten als Königsdisziplin der schafts-, Bildungs- und Forschungspolitik sowie Auswär- Hochschulzusammenarbeit. Eine günstige Situation F O R U M tige Kulturpolitik. Davon bleibt Transnationale Bildung für entsprechende Vereinbarungen ist bereits der Neue Rollen für die (TNB) nicht unberührt. Aber sie ist immer wieder ein Beginn neuer TNB-Projekte. Wenn sich, wie im wertvoller Brückenbauer, der internationale Beziehun- Fall der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU), gen nachhaltig prägt. Das brachte auch der Titel der gro- mehrere unterstützende Hochschulen für eine Transnationale Bildung ßen DAAD-Tagung am 28. und 29. November 2018 in Flying Faculty zusammenfinden, sollte man den Berlin zum Ausdruck: „Ankerpunkte im Ausland: Erfol- Gründergeist unbedingt auch für die Anbahnung ge, neue Rollen und bleibende Herausforderungen der von Doppelabschlussprogrammen nutzen. Von Transnationalen Bildung“. Vorteil ist es aus unserer Erfahrung zudem, sich im Folgenden bald mit allen Beteiligten auf die Details WELTWEIT GROSSE NACHFRAGE zu verständigen.“ Transnationale Bildungsangebote deutscher Hochschu- len – von einzelnen Studiengängen über Fach- und Ex- Als Schaufenster der deutschen Hochschul- und Wis- zellenzzentren bis hin zu binationalen Hochschulgrün- senschaftslandschaft bieten insbesondere etablierte dungen – kommen einer weltweit großen Nachfrage TNB-Präsenzen über ihre primären Funktionen hinaus nach akademischer Ausbildungsqualität entgegen. Sie Anknüpfungspunkte für weitere Felder der transnatio- stärken gleichzeitig die Internationalisierung und in- nalen Kooperation. Das gilt in und außerhalb der Wis- ternationale Sichtbarkeit der deutschen Hochschulen. senschaft, etwa durch den Aufbau neuer Strukturen für gemeinsame Forschung oder die Einbindung von Ar- beitgebern in die Entwicklung von Curricula. So ermög- lichen die Auslandspräsenzen Brückenschläge zwischen „Wir wollen, dass unsere Lehre und Forschung, Wissenschaft und Politik sowie zwischen Hochschulen, Gesellschaft und Wirtschaft. deutschen Hochschulen INTERNATIONALE BRÜCKENBAUER Partner im Ausland Peter Greisler, Leiter der Unterabteilung Hochschulen im Bundesministerium für Bildung und Forschung haben und sich (BMBF), betont bezüglich des internationalen Aus- tauschs den Wert des sensiblen Blicks für Unterschie- Die Zukunft der Transnationalen Bildung im Blick (v. l.): Heidrun Tempel (Auswärtiges Amt), internationalisieren“ de wie Verbindendes: „Wir bauen Brücken – und man Peter Greisler (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Angela Ittel (Technische Universität Berlin) muss auf beiden Seiten immer schauen, auf welchem und Moderator Mathias Pätzold, Generalsekretär der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen Peter Greisler, BMBF Boden man diese Brücken baut.“ Starke, verbindende 8 9
TAGUNGSBERICHT S O N A LG E W I N N PER UN G F Ü R TN B-A schaftssysteme. „Die Frage ist: Was lässt das jeweilige N G E B OT E System zu?“ Dieses müsse mit dem deutschen System zur Deckung gebracht werden, auch in Rechts- und Ver- waltungsfragen. Das mache „die ersten fünf sehr span- nenden Jahre“ des Aufbaus einer TNB-Präsenz aus. „Die Rahmenbedingungen sind in jedem Land anders“, sagt Dorothea Rüland. Nur wenn darauf Rücksicht genom- men werde, könnten sich die in Angriff genommenen Projekte erfolgreich entwickeln. Die Ausschreibung des TNB-Programms des DAAD sei bewusst offen for- muliert, um unterschiedliche Regionen gleicherma- EXPERTIN ßen anzusprechen. „Die Bedingungen in der Türkei Dr. Monica Heitz sind andere als, zum Beispiel, in Jordanien“, führt die leitet an der Hochschule Magdeburg-Stendal das Pro- DAAD-Generalsekretärin aus. Und in unterschiedlicher jektbüro der German Jordanian University (GJU). Weise sind auch die beiden binationalen Hochschulen mit deutscher Beteiligung in diesen Ländern gewach- „Immer wieder aufs Neue in Deutschland Personal sen. Die Deutsch-Jordanische Hochschule (GJU) nahm für Auslandsdozenturen zu finden, ist eine Heraus- Auf dem Podium (v. l.): Dietrich Möller (Siemens Russland), Heidrun Tempel (Auswärtiges Amt), Peter Greisler (Bundes- bereits zum Wintersemester 2005/06 mit rund 120 Stu- forderung. An der German Jordanian University ministerium für Bildung und Forschung), Angela Ittel (Technische Universität Berlin), Mathias Pätzold (Wissenschaftliche dierenden den Lehrbetrieb auf. Heute zählt sie neun (GJU) helfen uns dabei die Fachnetzwerke der GJU Kommission Niedersachsen), Dorothea Rüland (DAAD) und Ashraf Mansour (German University in Cairo) Fakultäten – von Architektur bis zu den Angewandten sehr, zum Beispiel in Logistik, Management und Medizinwissenschaften – mit 33 Studiengängen und Accounting oder in Deutsch als Fremdsprache. Diese EDITI ERU NG V KKR Ziele gebe es mehrere: „Wir wollen, dass unsere deut- rund 4.300 Studierenden. Fachnetzwerke verfügen über vielfältige, weitrei- A ON TN schen Hochschulen Partner im Ausland haben und sich chende Kontakte. Besonders wertvoll ist auch das internationalisieren. Und wir wollen natürlich, dass Johann Gottfried Herder-Programm des DAAD, B- Studierende in beide Richtungen gehen und das jewei- das Hochschullehrende im Ruhestand oder auch ST UD lige Land kennenlernen.“ Auch Debatten wie über die ehemalige Führungskräfte aus Verwaltung und I EN akademische Freiheit könnten Partner in TNB-Projek- Konzentrierter Austausch: Die große DAAD-Tagung zur Wirtschaft an Hochschulen im Ausland vermittelt.“ Transnationalen Bildung hat sich in den vergangenen Jahren GÄNGEN ten sinnvoll zusammenbringen. „Gerade dann, wenn es zum etablierten Dialogformat entwickelt Probleme gibt, stehen wir zu unseren Kooperationen. Aber natürlich wollen wir über diese Themen sprechen. Und ich glaube, wir haben einen positiven Einfluss.“ Akademische Freiheit, Selbstverwaltung, der Wert der Partizipation – all dies zeichne das deutsche Wissen- schafts- und Hochschulsystem aus und mache es inter- national attraktiv. „Ich vertraue auf die Kraft des guten Vorbilds“, sagt Greisler. Diese Kraft könne durch die EXPERTE deutschen Präsenzen Transnationaler Bildung wirken. Prof. Dr. Michael Modigell „Wir treiben den Dialog über die Zukunft Transnationa- leitet seit 2012 als Rektor die German University of ler Bildung voran. Es wird immer wieder neue Projekte Technology in Oman (GUtech). geben, auch politisch motivierte.“ „Alle Studiengänge der German University of WERTVOLLE ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN Technology in Oman (GUtech) werden regel Präsenzen der Transnationalen Bildung eröffneten „eine mäßig vom deutschen Akkreditierungs-, Certifizie- extrem zukunftsweisende Perspektive“, hebt Heidrun rungs- und Qualitätssicherungs-Institut ACQUIN Tempel hervor. Daraus ergibt sich eine klare Aufgaben- akkreditiert. Die RWTH Aachen unterstützt nach stellung: „Wir müssen uns überlegen, wie wir dieses wie vor den Aufbau der GUtech – und es liegt uns Netzwerk weiter ausbauen.“ Wie aber kann ein solches viel daran, das damit verbundene Qualitätsver- Netzwerk weiter wachsen? Wie kann es mit komplexen sprechen einzuhalten. Wir möchten sicherstellen, internationalen Entwicklungen Schritt halten? dass unsere Studierenden ihre Abschlüsse auf einem international anerkannten Niveau erlan- DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland verweist gen können.“ auf die weltweite Vielfalt der Hochschul- und Wissen- 10 11
TAGUNGSBERICHT TAGUNGSBERICHT E I N T E G R AT ZIAL ION SO VO N TN B -S TU D „Wir müssen die indi I EREN DEN viduellen Unterschiede der transnationalen Hochschulpräsenzen ernst nehmen“ EXPERTIN Prof. Dr. Angela Ittel, TU Berlin Olga Tautfest koordiniert an der Hochschule Osnabrück den transnationalen Studiengang Internationales Logistikmanagement in China (LOGinCHINA). Während bei der Gründung der GJU das deutsche Fach- hochschulmodell als Reformvorbild für eine praxisna- Gelöste Runde, gemeinsame Ziele: Über den Wert der Transnationalen „Hilfreich für die Integration der TNB-Studieren- he akademische Ausbildung diente, ist die ebenfalls Bildung herrschte auf dem Podium Einigkeit den bei Aufenthalten in Deutschland ist ein gut IN TN B staatliche, 2014 eröffnete Türkisch-Deutsche Universität B EIT funktionierendes Buddy-Programm. Deutsche (TDU) in Istanbul als Forschungsuniversität angelegt. I AR Studierende sollten mit den Kommilitonen aus Mittelfristig sollen sich an der TDU 5.000 Studierende N dem Ausland schon vor deren Ankunft in Deutsch- UM und Doktoranden auf fünf Fakultäten verteilen: Ingeni- land über die sozialen Medien in Kontakt kommen. AL eurwissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschafts- Mit hohen Studienanforderungen sinkt jedoch und Verwaltungswissenschaften, Rechtswissenschaft die Bereitschaft, Buddy zu werden. Attraktiver sowie Kultur- und Sozialwissenschaften. wird ein Buddy-Programm durch die Vergabe von Credits oder Zertifikaten. Grundsätzlich hilft immer STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN auch die Pflege von Kontakten in die jeweilige Stadt Der Blick nach Ägypten zeigt wiederum, wie erfolg- Heidrun Tempel, Beauftragte im Auswärtigen Amt für – zum Beispiel für die Vermittlung von Sprach reich eine private transnationale Hochschulgründung Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik sowie tandems oder die Kooperation mit Sportvereinen.“ Akzente setzen kann. Die German University in Cairo Auswärtige Kulturpolitik, verdeutlichte das Zukunftspotential transnationaler Hochschulpräsenzen (GUC) ist eine private Non-Profit-Universität nach dem Modell deutscher Technischer Universitäten. Fachliche Schwerpunkte sind unter anderem Ingenieurwissen- schaften, Angewandte Naturwissenschaften, Pharma- EXPERTIN zie und technisch orientiertes Management. Professor Dr. Claudia Baumann Ashraf Mansour, Gründer der GUC, macht deutlich, wie koordiniert an der Universität Leipzig das Master- und vielfältig die Universität gewachsen ist: „Wir haben Promotionsprogramm des Global and European Stu- heute 67 strategische Partnerschaften mit Hochschulen dies Institute mit dem Institute for Peace and Security in Deutschland und 300 Kooperationspartnerschaften.“ Studies der Addis Ababa University in Äthiopien. Die Universität richtet auch ihre PhD-Programme nach deutschem Vorbild aus und vernetzt ihre Forschung zu- „Die Herausforderung der Alumniarbeit in der nehmend international. Ashraf Mansour betont voller Transnationalen Bildung besteht darin, die Alumni Elan: „Ich denke, wir bräuchten jedes Jahr zwei Neu- zur Beteiligung, insbesondere an Veranstaltungen, gründungen Transnationaler Bildung mit deutscher zu motivieren. Für den Aufbau unserer Alumni Beteiligung.“ arbeit im Studiengang ‚Global Studies: Peace and Security in Africa‘ haben wir ein dreitägiges INTENSIVE KOOPERATION Auftakt-Event in Dakar organisiert und dabei Auf herausragende Einzelpräsenzen setzt dagegen Pro- mehr angeboten als die reine Vernetzung unter- fessor Angela Ittel, Vizepräsidentin der Technischen einander. Besondere Zugkraft hatte ein Weiterbil- Universität Berlin mit Verantwortung für die Bereiche dungsangebot zum aktuellen Thema Terrorismus Strategische Entwicklung, Nachwuchs und Lehrkräfte- und religiöser Extremismus in Westafrika, das wir bildung. Auch die TU Berlin ist in Ägypten in Trans- dort für unsere Ehemaligen ermöglicht haben.“ 12 13
TAGUNGSBERICHT SI ERUNG I TA L I SVO DIG RH I M F O K U S A Transnationale BE N Bildung konkret nationaler Bildung aktiv: Auf ihrem Campus El Gou- na am Roten Meer bietet sie energiewissenschaftliche Studiengänge an. Das Besondere an Transnationaler Bildung deutschen Zuschnitts sei ja, so Ittel, „dass wir nicht einfach exportieren, sondern ganz intensiv mit den Ländern zusammenarbeiten – und jedes Projekt ist Gesellschaft anders. Diese individuellen Unterschiede müssen wir Forschung ernst nehmen. Wenn wir zu viele Präsenzen gründen, AUF DEM HÖHEPUNKT der Fluchtbe- gehen wir über diese Unterschiede hinweg.“ ES GIBT VIELE WEGE, auf denen sich in wegung aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten 2015 begann das Netz deutscher EXPERTE den transnationalen Hochschuleinrichtun- gen Forschungsaktivitäten entwickeln kön- Bildungsangebote im Ausland damit, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland macht deut- Prof. Dr. Rolf Granow nen. Von Beginn an integriert sind sie an den geflüchtete Studierende aufzunehmen. lich, dass auch der Dialog über den rechtlichen Rah- leitete bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im vom DAAD weltweit geförderten Exzellenz- Mit Unterstützung des DAAD, finanziert men von TNB-Projekten langfristig angelegt sein muss, September 2018 das Institut für Lehrdienstleistungen zentren in Forschung und Lehre, zu denen vom Auswärtigen Amt, wurde etwa an der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in etwa mit Blick auf einen eventuellen Staatsvertrag mit der Technischen Hochschule Lübeck und deren Tochter- etwa das German-Russian Interdisciplinary Science Center (G-RISC) zählt. Das gemein Wirtschaft Istanbul ein Förderprogramm aufgelegt, das syrische Studierende integrierte und Ägypten. Erfolgsentscheidend für TNB-Projekte seien gesellschaft oncampus GmbH. same Zentrum der Freien Universität Berlin insbesondere die „human resources“: „Wir müssen die und der Staatlichen Universität St. Peters über 100 von ihnen ein Bachelorstudium WISSENSCHAFTLICHE EXPERTISE mit Menschen für die Projekte finden.“ Keine leichte Auf- „Digitalisierung bietet die Chance, mit Online- burg stärkt die interdisziplinäre Forschung in ermöglichte, vor allem an der ingenieurwis- wirtschaftlichem Know-how zu verbinden Mathematik und den Naturwissenschaften. ist für viele transnationale Hochschulprä- senschaftlichen Fakultät, wie TDU-Rektor gabe, zumal Transnationale Bildung nicht zu den Kern Lehrangeboten eine Vielzahl von Studierenden Über G-RISC wurden seit 2009 bereits über Professor Halil Akkanat berichtet. „Ebenso aufgaben einer Hochschule zähle. „Aber die klugen über Ländergrenzen hinweg zu erreichen und senzen wesentlich. Der Westsächsischen 4.000 Forschende im deutsch-russischen wie durch die Schaffung zusätzlicher Studi- Hochschule Zwickau (WHZ) und ihren Hochschulen wissen: Sie können sich langfristig nur gemeinsames, kollaboratives Lehren und Lernen Austausch gefördert, wie der wissenschaft enplätze für Geflüchtete an GUC und GJU kirgisischen Partnerhochschulen gelingt das liche Koordinator des Zentrums, Professor zeigt sich hier die gesellschaftliche Dimen- in einem internationalen Umfeld behaupten.“ Deutsch- zu ermöglichen. An der Technischen Hochschule in Bischkek an der gemeinsam aufgebauten Eckart Rühl, berichtet. sion transnationaler Bildungsprojekte, die land profitiere noch mehr als andere Länder davon, Teil Lübeck haben wir damit schon früh sehr gute Er- Deutsch-Kirgisischen Fakultät für Ange- über die Kooperation in Forschung und Lehre wandte Informatik. Ihr dichtes Netzwerk der weltweiten Wissensgesellschaft zu sein. „Wir leben fahrungen im ‚Baltic Sea Virtual Campus‘ gemacht, hinausreicht“, sagt Dr. Stephan Geifes, Leiter kleiner und mittelständischer Unternehmen des Bereichs Transnationale Bildung und von unseren klugen Köpfen, von Innovation und Erfin- die auch für unsere TNB-Angebote nutzbar waren. vermittele Praktika und auch feste Jobs, erläutert Professor Mario Neugebauer, der Kooperationsprogramme im DAAD. dungsgeist – die kommen nun einmal in erster Linie Entscheidend ist die Vernetzung: So bündelt zum das TNB-Projekt an der WHZ leitet. aus dem akademischen Bereich.“ Beispiel der E-Learning-Provider oncampus GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Lübecker Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) kooperiert nicht nur mit einem Konsortium Ein Punkt, den auch Dr. Dietrich Möller, Vizepräsident Hochschule, das Wissen von mehr deutscher Hochschulen, sondern arbeitet von Siemens Russland und Mitglied des Board of Trus- als 150 Professorinnen und Professoren, Unter auch eng mit türkischen und deutschen tees des German Russian Institute for Advanced Tech- nehmen und Institutionen.“ Unternehmen zusammen, wie Professor nologies (GRIAT), bestätigt. „Siemens macht – wie viele Izzet Furgaç, Koordinator des deutschen Konsortiums der TDU, betont. Im Oktober andere auch – sein Geschäft in erster Linie mit Innova- 2018 präsentierten TDU-Studierende der tionen. Wir tragen das Know-how der deutschen Inge- Gemeinsam mit ihren deutschen Hochschul Studienrichtungen Wirtschaftsingenieurwe- nieurskunst in die Welt.“ Und auch für die Herausfor- liche Masterstudiengänge nach deutschen Standards partnern gehe die German University in Cairo sen und Technik Mechatronischer Systeme (GUC) die Zukunft mit dem ausdrücklichen ihre Praktikumserfahrungen aus nicht derung der Digitalisierung gelte: „Dafür braucht man in an der Kasaner Staatlichen Technischen Forschungs- Anspruch an, ihre internationale Sichtbarkeit weniger als 32 verschiedenen Unternehmen. der gesamten Welt die besten Köpfe.“ Das GRIAT wird universität zu etablieren. Die Technische Universität in der Forschungslandschaft zu verstärken, Zentrales Ziel der Chinesisch-Deutschen Die Brandenburgische Technische Univer- vom DAAD und der Republik Tatarstan in der Russi- Ilmenau als Konsortialführer bringt gemeinsam mit macht Professor Frank Kargl von der auf deut- Hochschule für Angewandte Wissenschaf- sität (BTU) Cottbus-Senftenberg und die scher Seite federführenden Universität Ulm ten (CDHAW) an der Tongji-Universität in ägyptische Helwan University organisierten schen Föderation gefördert, um ingenieurwissenschaft- der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg vierse- deutlich. Dabei setzt die GUC auf die Bildung Shanghai ist die Integration von Elementen im gemeinsamen Masterprogramm im mestrige englischsprachige Studiengänge nach Kasan: von Forschungsclustern mit Hochschulen aus der deutschen Fachhochschulausbildung Bereich Kulturerhalt den internationalen vom „Master of Science in Research in Computer and ganz Deutschland. Vielfältige internationale Hochschulkontakte knüpft für die Forschung in den Ingenieurwissenschaften in das chinesische Hochschulwesen. So tragen zum Ausbildungszweig „Heritage in Conflict“ für Stipendiaten aus Syrien und Jemen. Ziel war „Wir leben von u nseren Systems Engineering“ bis zum „Master of Science in In- das German Institute of Science and Tech- Beispiel Unternehmen wie Siemens und Fes- ihre Befähigung zum Wiederaufbau kriegs- telligent Data Processing“. nology (GIST) – TUM Asia, die von Geschäfts führer Dr. Markus Wächter geleitete Depen- to dazu bei, dass die CDHAW-Studierenden bei ihren Laborübungen mit modernsten zerstörter Kulturstätten, so Professor Mi- chael Schmidt von der BTU. Professor Dorit klugen Köpfen, Peter Greisler vom BMBF bekräftigt den politischen dance der Technischen Universität München in Singapur. Sie kooperiert zum Beispiel mit Technologien arbeiten können. Das große Interesse der Unternehmen an international Schumann, Vizepräsidentin der Deutsch-Jor- danischen Hochschule (GJU), schildert eine von Innovation und Willen, erfolgreiche Präsenzen Transnationaler Bildung Forschungszentren der ETH Zürich oder des erfahrenen Studierenden hebt Professor weitere besondere Initiative: An der GJU ist auch künftig zu stärken. Dies könne zum Beispiel durch Massachusetts Institute of Technology (MIT) – und treibt gemeinsam mit der singapu- Hans Wilhelm Orth hervor, Projektkoordina- tor der CDHAW. im Rahmen der Sonderprogramme für Ge- flüchtete unter anderem ein komplett neuer Erfindungsgeist“ die Potentiale der Digitalisierung geschehen oder durch rischen Nanyang Technological University Master für Soziale Arbeit eingeführt worden die Steigerung des Anteils der deutschen Studierenden, Arbeiten zum Personennahverkehrssystem – eine in von Krieg gezeichneten Gesellschaf- Dr. Dorothea Rüland, DAAD die für Auslandssemester an die jeweilige Partnerhoch- der Zukunft voran. ten dringend benötigte Expertise. schule gehen. „Wir hängen sehr an den bestehenden Projekten und möchten diese weiterentwickeln.“ 14 15
PORTRÄTS PORTRÄTS Karriere international Sechs Absolventinnen und Absolventen transnationaler Hochschulpräsenzen im Porträt. DIE PERSÖNLICHE PERSPEKTIVE erweitern, internationa- Bildung. „Die Absolventinnen und Absolventen stehen le Erfahrungen sammeln, Karrierechancen nutzen: Es mit ihren Bildungswegen für ein außergewöhnlich gibt viele Gründe für junge Menschen, in einem trans- breites Spektrum transnationaler Hochschulpräsen- Feben Nam Long Farah Nimri nationalen Angebot zu studieren. Sechs Alumni deut- scher Studienangebote im Ausland sprachen auf dem zen – und für vielfältige internationale Karrieren“, hebt Dr. Anette Pieper hervor, Direktorin der Abteilung Pro- Makonnen Semu Trinh Hoang „Die Alumni der Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU) sind aus meiner Podium der großen DAAD-Tagung zur Transnationalen jekte im DAAD. „Die Aussicht auf eine international „Ich kann zu einem TNB-Studium nur Sicht selbstständiger und flexibler anerkannte akademische Ausbildung ermutigen“, betont Nam Long Trinh als die Absolventen anderer jordani- hat mich zum TNB-Studium geführt“, Hoang. Er kennt die Welt der Transnati- scher Hochschulen“, sagt Farah Nimri. sagt Feben Makonnen Semu. Sie ist onalen Bildung aus mehreren Perspek- Wesentlicher Grund dafür sei das Alumna eines interdisziplinären tiven: Nach seinem Masterabschluss in vierte Studienjahr in Deutschland: Die Masterprogramms, das seit 2012 vom Fertigungstechnik und Management an GJU-Studierenden lernen nicht nur ein Global and European Studies Institute der Vietnamesisch-Deutschen Univer- Semester lang das deutsche Universi- (GESI) der Universität Leipzig und dem sität (VGU) in Ho Chi Minh City arbei- tätsleben kennen, sondern müssen sich Institute for Peace and Security Studies tete er fünf Jahre in unterschiedlichen für das zweite Halbjahr auch selbst- (IPSS) der Addis Ababa University in Verwaltungs- und Managementpositio- ständig um ein Praktikum in einem Äthiopien angeboten wird. Dass sie von nen für die VGU, bevor er als Assistent Unternehmen kümmern. Nimri startete äthiopischen wie deutschen Dozenten in die Werksleitung von Schaeffler nach ihrem Abschluss in Industrial gleichermaßen lernen konnte, hebt Vietnam wechselte. Bei Auslandsauf- Engineering bei der Deutschen Bahn Semu, die heute als Legal Advisor bei enthalten von TNB-Studierenden gelte ins Berufsleben, zunächst in Amman, einer privaten Kanzlei beschäftigt ist, es nicht zuletzt, so Trinh, dass sich danach im Bieter- und Projektmanage- Jiayun Shen Dr. Tarek Zaki Tingjun Wang als besonders wertvoll hervor. diese jenseits der Universität auf das ment mit Schwerpunkt Mittlerer Osten „Die Zufriedenheit im Berufsleben ist „Das TNB-Studium an der German Uni- „In meinem ersten Vorstellungsge- jeweilige Land einließen – und somit in Berlin. Aktuell strebt sie eine Lauf- FEBEN MAKONNEN SEMU ist Absolventin hoch unter den Absolventinnen und versity in Cairo (GUC) hat meine beruf spräch bei BMW wurde ich gefragt: des kooperativen Masterprogramms „Global als Persönlichkeiten reifen könnten. bahn im Social-Impact-Bereich an. Absolventen der Chinesisch-Deutschen liche Laufbahn vielfältig geprägt“, sagt ‚Haben Sie denn schon einmal Studies: Peace and Security in Africa“ an NAM LONG TRINH HOANG ist Absolvent FARAH NIMRI ist Absolventin der Hochschule für Angewandte Wissen- Dr. Tarek Zaki. So hätten zum Beispiel praktisch gearbeitet?‘“, erzählt Tingjun der Universität Leipzig und der Addis Ababa der Vietnamesisch-Deutschen Universität Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU). University. schaften (CDHAW)“, berichtet Jiayun das Erlernen der deutschen Sprache Wang. Die Frage konnte er bestens (VGU). Shen. Häufig würden sie von ihren und die Fähigkeit, in interdisziplinären beantworten: Für sein Doppelmas- Arbeitgebern als Experten und in lei- und internationalen Teams zu arbei- terstudium am Chinesisch-Deutschen tenden Positionen eingesetzt. Shen ist ten, seinen weiteren Weg nach dem Hochschulkolleg (CDHK) an der Vizepräsidentin und Schatzmeisterin Studium der Elektrotechnik an der Tongji-Universität in Shanghai war des Vereins der CDHAW-Absolventen GUC beeinflusst. Ein Masterstudium in die Praxisorientierung grundlegend. und Mitglieder der Tongji-Universität Informatik an der Universität Stuttgart An den Fakultäten Elektrotechnik, (CAMT). Sie selbst hat sich nach ei- schloss Zaki mit summa cum laude Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und nem Masterabschluss im Bereich ener- ab, gefolgt von der Promotion. Mittler- Wirtschaftswissenschaften bildet das gieeffizientes und nachhaltiges Bauen weile arbeitet er als Projektmanager CDHK bilingual und praxisorientiert zunächst für die wissenschaftliche Ver- bei der Bosch Sensortec GmbH. Seine aus. So leitete Wang zum Beispiel auch tiefung entschieden: Sie promoviert Forschungen und Leistungen in der In- ein eigenes Projekt zu Fahrzeugtüren. an der Eidgenössischen Technischen dustrie wurden bereits mit zahlreichen Das Vorstellungsgespräch beim Hochschule Lausanne (EPFL) zum Auszeichnungen prämiert, zum Bei- deutschen Autobauer verlief seinerzeit Management von Technologien. spiel für das Design der weltschnellsten erfolgreich – noch heute ist Tingjun organischen Schaltkreise am Institut Wang Entwicklungsingenieur bei der JIAYUN SHEN ist Absolventin der Chinesisch- Deutschen Hochschule für Angewandte für Mikroelektronik Stuttgart. BMW AG. Wissenschaften (CDHAW) an der Tongji- DR. TAREK ZAKI ist Absolvent der German TINGJUN WANG ist Absolvent des Chine- Universität in Shanghai. University in Cairo (GUC). sisch-Deutschen Hochschulkollegs (CDHK) an der Tongji-Universität in Shanghai. Feben Makonnen Semu und Tingjun Wang sprachen, wie auch vier weitere Alumni transnationaler Hochschulpräsenzen, auf dem Podium der TNB-Tagung mit DAAD-Direktorin Anette Pieper 16 17
TAGUNGSBERICHT TAGUNGSBERICHT F O R U M Fachhochschulen: Die Internationalisierung wirkt also in viele Richtun- „Internationalisierung ist zwingend geboten“, sagt mit Internationalisierung gen. Das lässt sich auch unter dem Dach des Deutschen Blick auf die Fachhochschulen Professor Dieter Leon- Hochschulkonsortiums für Internationale Kooperati- hard, der bis vor kurzem als Rektor der Hochschule onen (DHIK) beobachten. Das DHIK ist ein Verbund Mannheim, mittlerweile als Rektor der htw saar das in viele Richtungen von 28 deutschen Hochschulen und einer Schweizer DHIK führt. „Für die kleineren Hochschulen ist es Hochschule, die gemeinsam Austausch- und Doppelab- aber leichter, sich dem Thema zu widmen, wenn man schlussprogramme mit ausländischen Universitäten in sich die Aufgaben teilt.“ Diese Überlegung habe auch den angewandten Ingenieurwissenschaften durchfüh- am Anfang der Chinesisch-Deutschen Hochschule für ren, derzeit in China und Mexiko. Die Programme ver- Angewandte Wissenschaften (CDHAW) gestanden, die knüpfen dabei das deutsche Fachhochschulmodell mit von der Tongji-Universität in Shanghai und dem DHIK den Hochschulsystemen der Partnerländer. getragen wird. In vier Ingenieurstudiengängen können chinesische und deutsche Studierende an der CDHAW einen Bachelorabschluss beider Partnerländer erlangen. „Das deutsche Fach- Die erfolgreiche CDHAW dient mittlerweile als Vorbild für ein ähnliches Projekt des DHIK mit dem Tec de hochschulmodell ist in Monterrey in Mexiko. Jordanien erfolgreich – In China ist auch die Technische Hochschule (TH) Lü- beck aktiv. Am Sino-German College an der East China und wird es auch University of Science and Technology (ECUST) betreibt die TH die beiden deutsch-chinesischen Bachelorstudi- Diskutierten in einer weiteren Podiumsrunde der Berliner TNB-Tagung (v. l.): Dieter Leonhard (Deutsches weiterhin sein“ engänge „Environmental Engineering“ und „Informa- Hochschulkonsortium für Internationale Kooperationen), Manar Fayyad (Deutsch-Jordanische Hochschule), tion Technology“ gemeinsam mit dem chinesischen Moderator Jan-Martin Wiarda, Dorothea Rüland (DAAD), Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Wissenschaftsrat) und Frank Schwartze (Technische Hochschule Lübeck) Prof. Dr. Manar Fayyad, GJU Dieter Leonhard, links im Bild neben GJU-Präsidentin Manar Fayyad, sprach auf dem Podium auch die besondere S ituation der „kleineren Hochschulen“ an allerdings noch größer: Schließlich profitieren von den Das deutsche Fachhochschulmodell Stärken der Fachhochschulen auch die internationa- bietet großes Potential für die Inter len Partner. „Das deutsche Fachhochschulmodell ist in Jordanien erfolgreich – und wird es auch weiterhin nationalisierung. Dass es genutzt werden sein“, sagt Professor Manar Fayyad, Präsidentin der sollte, machen Wissenschaftsrat, Hoch- Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU). schulvertreter, Politik und DAAD deutlich. Die GJU in Jordanien ist eines dieser vom Wissenschafts- D rat angesprochenen transnationalen Bildungsangebote. Der staatlichen jordanischen Universität liegt das Fach- hochschulmodell zugrunde; federführend auf deutscher ie deutschen transnationalen Bildungs- Seite ist die Hochschule Magdeburg-Stendal. „Wir wollen, angebote, in denen die Fachhochschu- dass unsere Absolventen fit für den Arbeitsmarkt sind“, len stark vertreten sind, können genutzt betont Manar Fayyad. Das gelingt der GJU mit ihrem an- werden, um die Mobilität von Fachhoch- wendungsorientierten Schwerpunkt offensichtlich gut: schulstudierenden zu erhöhen und die Internationali- Rund 85 Prozent der Absolventinnen und Absolventen sierung dieses Hochschultyps voranzubringen.“ Es ist finden laut der Präsidentin in den ersten sechs Monaten nur eine von vielen Passagen aus den umfangreichen nach ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz. Das ist keine Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Internationa- Selbstverständlichkeit in Jordanien. „Im Grundstudium lisierung von Hochschulen vom Juli 2018, in denen die verbringt jeder Studierende ein Jahr in Deutschland: ein Fachhochschulen ausdrücklich angesprochen werden. Semester an einer unserer 120 Partnerhochschulen, das Der Satz benennt besonders deutlich das Potential der andere halbe Jahr als Praktikantin oder Praktikant in ei- Transnationalen Bildung (TNB) für die Internationa- nem deutschen Unternehmen. Die Studierenden werden lisierung in Deutschland. Tatsächlich ist das Potential so aufgeschlossener und weltoffener.“ 18 19
TAGUNGSBERICHT Fachhochschulen sind ein zentraler Baustein der För- len Partner, auch im politischen Raum, müssen häufig derung. Ergänzt wird das Programm durch ein umfas- dafür sensibilisiert werden, was eine gute Fachhoch- sendes Informations-, Beratungs- und Begleitangebot. schule ausmacht. Diese Beratung werde der DAAD Das Bundesministerium für Bildung und Forschung „noch stärker ausbauen“, so Rüland. Auch die Unterstüt- (BMBF) plant, bis zum Jahr 2022 50 Millionen Euro für zung der Wirtschaft bleibt wichtig, wie Dieter Leonhard das neue Programm zur Verfügung zu stellen. anmerkt. „Die Studierenden in ein Praxissemester zu schicken, läuft ja nicht von selbst.“ In den Programmen „Für die Internationalisierung der Fachhochschulen des Deutschen Hochschulkonsortiums für Internationa- tut sich aktuell ein Fenster auf, das es zu nutzen gilt“, le Kooperationen unterstütze deshalb ein Industriebei- betont DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. rat die Hochschulpartner dabei, die Praktikumsplätze Sie bestätigt das große Interesse an der Anwendungs- zu sichern. orientierung der Hochschulen, das von ausländischen Lehrenden, Botschaftern und Ministern gleichermaßen ZUFRIEDENE BILANZ geäußert werde. Rüland verweist auf die historisch ge- „Wir müssen die Partner in der Industrie überzeu- wachsene Verbindung der Fachhochschulen mit klei- gen, dass nicht nur die Hochschulen, sondern auch sie nen und mittelständischen deutschen Unternehmen, profitieren“, berichtet GJU-Präsidentin Manar Fayyad Vielfältige Perspektiven (v. l.): Moderator Jan-Martin Wiarda, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland, Friederike zu die sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark in- von ihrer Arbeit in Jordanien. Die GJU stärkt in der Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Professorin an der Hochschule Osnabrück und Mitglied des Wissenschaftsrats, sowie ternationalisiert hätten. Für die Fachhochschulen gelte deutsch-jordanischen Zusammenarbeit auch die For- Frank Schwartze, Vizepräsident der Technischen Hochschule Lübeck es, Schritt zu halten. Hierbei wird der DAAD die Hoch- schung und befördert den Lehrkräfteaustausch zwi- schulen unterstützen. schen beiden Ländern. Fayyad zieht eine zufriedene Partner. In Hangzhou bietet die deutsche Hochschule den. Aber gerade die TNB-Präsenzen könnten mit dem Bilanz: „Das alles bringt die Menschen zusammen. Ich als Partner des Chinesisch-Deutschen Instituts für An- Fachhochschulmodell die Internationalisierung stär- Zugleich müssen im Ausland die Rahmenbedingungen glaube wirklich an das deutsche Modell der Zusammen- gewandte Ingenieurwissenschaften (CDAI) das Fach ken, hebt zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein hervor. Der für die Fachhochschulen passen. Und die internationa- arbeit.“ Bauingenieurwesen an. Doch auch Professor Frank Wissenschaftsrat hält in seinen Empfehlungen fest: „Es Schwartze, Vizepräsident für Forschung und Internati- gibt im Ausland ein besonderes Interesse am deutschen onales der TH Lübeck, betont, auch mit Blick auf die Fachhochschulmodell. Daher sollten die Stärken dieses Herausforderungen des Strukturaufbaus für die Digita- Hochschultyps international bekannter gemacht wer- Die Teilnehmenden der DAAD-Tagung zur Transnationalen Bildung nutzten die Gelegenheit, zahlreiche fachliche Fragen anzusprechen lisierung: „Wir müssen noch viel stärker im Netzwerk den. Hierzu sollten zentrale Beratungskapazitäten z. B. denken und so die Hochschulen von Aufgaben befreien, beim DAAD aufgebaut werden.“ damit sich diese nicht gleich im Hochschulhaushalt nie- derschlagen. Die Hochschulen sollten sich bei der Inter- Tatsächlich wird der DAAD die Internationalisierung nationalisierung auf die Lehre konzentrieren können.“ der Fachhochschulen künftig noch stärker unterstüt- zen. Das Programm „HAW.International“ bietet Studi- „Um die Internationalisierung der Fachhochschulen auf en-, Praktikums- und Forschungsstipendien. Modell- solide Füße zu stellen, verlangt es andere Rahmenbedin- projekte für die Internationalisierung an deutschen gungen. Die Fachhochschulen sind in den Grundmitteln sehr gering ausgestattet und brauchen mehr Unterstüt- zung“, sagt Professor Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Ho- henstein, Mitglied der Arbeitsgruppe „Internationalisie- „Gerade die TNB- rung von Hochschulen“ des Wissenschaftsrats. Zudem sei die für die Fachhochschulen grundlegende Verbin- Präsenzen können mit dung von Anwendungsorientierung und Ausbildung nach wissenschaftlichen Standards „oftmals im Ausland dem Fachhochschulmodell nicht ausreichend bekannt“, so die Professorin von der Hochschule Osnabrück. Doch hätten in den Anhörungen die Internationalisierung der Wissenschaftsrat-Arbeitsgruppe Vertreter der Fach- hochschulen deutlich gemacht, dass Potential für eine stärken“ stärkere Internationalisierung besteht. Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Unter anderem historisch begründet sei Internationa- Wissenschaftsrat lisierung sehr eng mit Forschungsaktivitäten verbun- 20 21
GASTBEITRAG GASTBEITRAG Digitalisierung: Zeit für bewusste Entscheidungen digitale Lehrelemente abgefedert werden können. Di- gitalisierung könnte bei der Vor- und Nachbereitung von Austauschen unterstützen, einen Austausch mit Hochschulen in Krisengebieten ermöglichen, die Nach- haltigkeit der Kooperationen durch einen geringeren Nicht zuletzt in der Transnationalen Bildung bietet die Digitalisierung Reiseaufwand stützen, einen Beitrag zum Klimaschutz wertvolle Chancen und neue P erspektiven. Doch wie können leisten, um nur einige Beispiele zu nennen. die H ochschulen die Möglichkeiten nutzen und den vielfältigen Wie kann Mobilität digital flankiert werden? Die Mög- Erwartungen gerecht werden? lichkeiten sind vielfältig, breit erprobt und reichen beispielsweise von Videokonferenzen über betreute Dr. Muriel Helbig Online-Lehre bis hin zu Prüfungen im Netz. Häufiges ist Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck. Die Digitalisierung durchdringt die unterschiedlichs- virtuelles Studienbuch, in das ihre Leistungen einge- Beispiel sind Studierende, die während eines Auslands- Ihre Promotion in Psychologie absolvierte sie in einem ten Lebensbereiche, auch die an einer Hochschule. Alle tragen werden, egal an welcher Hochschule diese Leis- aufenthaltes Online-Module ihrer Heimathochschule internationalen DFG-Graduiertenkolleg der Fried- Hochschulmitglieder sollen die Digitalisierung mit- tungen erbracht wurden. Diese Angaben werden dann belegen, etwa wenn es mit der Anerkennung Schwierig- rich-Schiller-Universität Jena; ihr Berufsweg führte gestalten – bei unterschiedlichem fachlichen Hinter- nicht individuell geprüft, sondern automatisiert über keiten gibt, sie an der Gasthochschule ohne Zeitverlust sie über die Graduiertenförderung an der Universität grund, unterschiedlichem Kenntnisstand bezüglich der „smart contracts“ verifiziert. Eine Herausforderung ist gänzlich andere Kurse belegen wollen oder sie ein Prakti- Jena an die Bauhaus-Universität Weimar, wo sie als Möglichkeiten der Digitalisierung und unterschiedlich dabei die Standardisierung: Alle, die die gleiche Block- kum im Ausland absolvieren und währenddessen an der Dezernentin für Internationale Beziehungen tätig war. ausgeprägter Begeisterung für diese. Zu dieser Mitge- chain nutzen, müssen sich an die gleichen Datenforma- Heimathochschule weiterstudieren möchten. Außerdem Der vorliegende Beitrag bündelt zentrale Aspekte ihres staltung der Digitalisierung gehört: Sich für eine der te halten, beispielsweise in Bezug auf Name, Workload, muss für Auslandsaufenthalte immer wieder geworben Vortrags zu Digitalisierung in Internationalisierung digitalen Möglichkeiten zu entscheiden (beispielswei- Note, Fach, Aussteller, Gültigkeitsdauer. und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Es gibt einen und Transnationaler Bildung während der Tagung „In- se für eine Technologie, eine Lehrmethode oder ein großen Informationsbedarf, der über soziale Medien und ternationale Ankerpunkte: Neue Rollen für die Transna- Verwaltungssystem), deren Einführung – sofern Res- übergreifende Plattformen bespielt werden kann. tionale Bildung in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik“. sourcen vorhanden – mindestens zu begleiten und die „Mobilität kann durch bisherigen Arbeitsweisen teilweise dramatisch anzu- KOLLABORATIVES LERNEN UND LEHREN passen. Der „neueste Trend“ zu sein reicht da nicht als digitale Elemente sinnvoll Anknüpfungspunkte gibt es auch für Lehrinhalte. Di- Es gibt keinen Grund, warum Hochschulen, extrem er- Argument für eine solche Transformation, die schließ- gital lassen sich völlig neue Formen des kollaborativen folgreich in der Internationalisierung, nicht auch erfolg- lich viel Zeit, Kraft und Geld kostet. Stattdessen müssen ergänzt werden“ Lernens und Lehrens einsetzen, was auch im Hinblick reich in der Digitalisierung von Internationalisierung Vorteile aufgezeigt werden und braucht es konkrete Zie- auf die Frage interessant ist, welche Kompetenzen wir sein sollten. Natürlich gehören dazu Voraussetzungen le, die mit der Digitalisierung erreicht werden können. Dr. Muriel Helbig, TH Lübeck unseren Studierenden vermitteln möchten, wenn wir wie eine funktionierende Infrastruktur, zur jeweiligen sie auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereiten. Hochschule passende interne Strukturen – und vor al- Das gilt auch für den Bereich der Transnationalen Bil- lem auch unterstützende und finanzierende Strukturen, dung. Wie stellen wir uns diese in Zukunft vor, was Nutzt die neue Technologie in diesem Fall der inter- Drittes Beispiel: Ressourcennutzung. Grundsätzlich wie wir sie in der Internationalisierung mit dem DAAD könnte sie verbessern oder erleichtern? Im besten Fall nationalen Kooperation, oder engt sie diese durch die ist Digitalisierung kein guter Weg, um Ressourcen zu haben. Dazu gehört jedoch auch ein Plan und ein Ziel, folgt die digitale Weiterentwicklung diesen Zielen und notwendige Standardisierung unverhältnismäßig ein? sparen. Außer man teilt sie sich, und dafür ist die Digi- damit nicht jedes Land, jedes Bundesland und jede Visionen, denn dann ist Digitalisierung tatsächlich kein Dieses Beispiel zeigt, dass bei der Überlegung zur Di- talisierung geradezu prädestiniert. Die Erstellung eines Hochschule eigene Wege geht und das große Potential Selbstzweck, sondern eine Bereicherung. Beispielhaft gitalisierung auf Augenhöhe zwischen den Technolo- digitalen Moduls ist teuer und aufwändig, anschließend der Digitalisierung – die Skalierbarkeit, die Kooperati- lassen sich drei Themen beleuchten, die im Zusammen- gie-Anbietern und den Anwendern diskutiert werden müssen die Studierenden betreut, die Inhalte aktualisiert onsmöglichkeiten, die Flexibilität – somit ad absurdum hang mit internationalen Kooperationen immer wieder müsste: Die einen erläutern, was es für Möglichkeiten und die Infrastruktur bereitgestellt werden. Sie können führt. diskutiert werden: die Fälschungssicherung und Aner- gibt, die anderen entscheiden, ob dieser Lösungsansatz diese Aufgaben aber auf mehrere Schultern verteilen kennung von im Ausland erbrachten Leistungen, Mobi- hilfreich erscheint. und vor allem: Sie können jedes Modul von mehreren FREIHEIT UND PLANUNG litäten und eine effektive Ressourcennutzung. Können Anbietern verwenden lassen. Wenn Sie beispielsweise Projekte wie die Virtuelle Fachhochschule oder das hier digitale Ansätze hilfreich sein? Das zweite Beispiel betrifft Mobilität: Reisen ist unan- ein Doppelabschlussprogramm mit einem oder gar mit Deutsche Hochschulkonsortium für Internationale Ko- tastbares Kernelement der Internationalisierung. Doch mehreren internationalen Partnern anbieten, können operationen sind unter anderem deswegen so erfolg- VIRTUELLES STUDIENBUCH kann es durchaus sinnvoll sein, Mobilität durch digitale verschiedene Hochschulen das Modul erstellen, betreuen reich, weil die Aufgaben, Aufwände und Kosten auf Bei der Fälschungssicherung und Anerkennung von im Elemente zu ergänzen. So könnten zum Beispiel Perso- und pflegen – und alle Hochschulen können es nutzen, mehreren Schultern verteilt werden. Es mag paradox Ausland erbrachten Leistungen gibt es Überlegungen, nen unterstützt werden, die nicht lange oder oft reisen auch außerhalb des Doppelabschlussprogramms in ihren klingen, dass gerade die freie, flexible, unkonventionel- einen Ansatz aus der Finanzwelt zu nutzen: die Block- können, sei es aus gesundheitlichen, familiären oder regulären Studiengängen. So werden die Hochschulen le, von mir aus auch flippige Welt der Digitalisierung chain-Technologie mit ihren fälschungssicheren, verteil- zeitlichen Gründen. Die Abwesenheit von Lehrenden flexibler. Die Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit, eigentlich so konservativ einer konkreten, übergreifen- ten Datenstrukturen. Die Grundidee: Studienleistungen während häufiger oder längerer Auslandsaufenthalte internationale Studiengänge und auch transnationale den, mindestens bundesweiten Planung und Anreizset- werden dezentralisiert. Für Studierende gibt es eine Art stellt Hochschulen vor Herausforderungen, die durch Bildungsprojekte kooperativ und digital anzubieten. zung bedarf. Aber ich glaube, das braucht sie. 22 23
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