Aargau will als starker Partner mitgestalten - AIHK

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Nr. 3 von 12
März 2010 · 92. Jahrgang

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M I T T E I L U N G E N
      Aargau will als starker Partner mitgestalten
      von Peter Lüscher, lic. iur., AIHK-Geschäftsleiter, Aarau

                            Ende Mai läuft die aargauische Probemitgliedschaft bei der Greater Zurich Area                STANDORT-
                            (GZA) ab. Gestützt auf eine Botschaft des Regierungsrats wird der Grosse Rat                  MARKETING
                            über die künftigen Zusammenarbeiten im Standortmarketing zu befinden
                            haben. Aufgrund der mageren Resultate ist eine Weiterführung der GZA-Mit-
                            gliedschaft zu den bisherigen Konditionen abzulehnen. Analoge Resultate sind
                            von einer Mitgliedschaft bei «BaselArea» zu befürchten. Es sind deshalb neue
                            Lösungen gefragt.

      Die Aargauer Unternehmen sind mit der Standort-             kommen. Sie sorgen zusammen mit den Neugrün-
      qualität mehrheitlich zufrieden, wie unsere diesjähri-      dungen für die notwendige «Blutauffrischung». Da-
      ge Wirtschaftsumfrage zeigt. Fast 80 Prozent der Ant-       mit Zuzüge erfolgen, muss die gute Qualität des Wirt-
      wortenden beurteilen sie als gut oder sehr gut (Vor-        schaftsstandorts Aargau in ausgewählten Ländern
      jahr: knapp 70 Prozent). Die aargauische Standort-          und Regionen bekannt gemacht werden.
      qualität stimmt also aus Sicht der ansässigen Betriebe.
      Sie muss aber regelmässig überprüft und wo nötig            Nachstehend befassen wir uns in erster Linie mit
      verbessert werden. Die Standortentwicklung als erstes       dem dritten der genannten Elemente, dem Standort-
      Element der Standortförderung ist für die kontinuier-       marketing. Hier besteht zurzeit der grösste und drin-
      liche Verbesserung der Rahmenbedingungen für na-            gendste Handlungsbedarf. Es ist (endlich) zu klären,
      türliche und juristische Personen notwendig. Darauf         mit wem wir für das Standortmarketing zusammen-
      muss der Kanton Aargau seine Kräfte konzentrieren.          arbeiten wollen und wer dies mit uns in einem part-
                                                                  nerschaftlichen Verhältnis tun will.
      Im Rahmen der ebenfalls unter dem Oberbegriff
      Standortförderung angesiedelten Standortpflege
                                                                  Neue Rechtsgrundlage für
      (2. Element) und des Standortmarketings (3. Element)
                                                                  Standortmarketing
      werden die Kontakte zu ansässigen Unternehmen ge-
      pflegt sowie die Gründung und Ansiedlung von Un-            Am 1. Januar ist das aargauische Standortförde-
      ternehmen unterstützt. Die Bestandespflege erachten         rungsgesetz in Kraft getreten. Es regelt unter ande-
      wir dabei als vordringlich. Es ist auch hier einfacher,     rem das Standortmarketing und schafft damit eine
      bestehende Kunden zu halten als neue zu gewinnen.
      Standortmarketing steht somit erst an dritter Stelle,       IN DIESER NUMMER
      darf aber trotzdem nicht vergessen gehen. Die Wirt-         Aargau will als starker Partner mitgestalten     21
      schaft befindet sich in einem dauernden Wandel. Die-        Anpassungsbedarf bei der Personenfreizügigkeit 24
      ser lässt sich besser bewältigen, wenn immer wieder         Ernüchterung in Kopenhagen, und was nun?         26
      auch neue Unternehmen von aussen in den Aargau

                                                                                                                 21
saubere rechtliche Grundlage für kantonale Aktivitä-            operation mit der Osec liegen noch keine Erfah-
ten auf diesem Gebiet:                                          rungswerte vor. Diese lässt sich deshalb noch nicht
                                                                beurteilen.
§7
 1 Im Rahmen des Standortmarketings trifft der Kanton zur

   Gründung und Ansiedlung von Unternehmen insbeson-            Zusammenarbeit mit GZA bisher
   dere folgende Massnahmen:
a) Promotion des Unternehmensstandorts Aargau,                  ein voller Misserfolg
b) Bereitstellung von Informationen und Grundlagendaten,
c) Koordination von Verwaltungsverfahren,                       Die Greater Zurich Area (GZA) AG betreibt im Auf-
d) Vermittlung von Kontakten.                                   trag der Stiftung GZA das Marketing für den Wirt-
 2 Der Kanton kann die Wohnsitznahme von natürlichen
                                                                schaftsraum GZA. Dieser umfasst nach Definition
   Personen und das touristische Dachmarketing fördern.
                                                                der GZA AG die Region, die in rund 60 Minuten vom
§9
Der Kanton arbeitet im Rahmen der Standortförderung zu-         internationalen Flughafen Zürich erreichbar ist.
sammen mit
a) Bund, Kantonen, Gemeinden und Nachbarstaaten,
                                                                Der Grosse Rat hat 2005 dem dreijährigen probewei-
b) Wirtschaftsverbänden und Sozialpartnern,
c) Organisationen der regionalen und lokalen Standortför-       sen Beitritt zur Stiftung GZA zugestimmt und einen
   derung,                                                      Verpflichtungskredit von total 1,95 Millionen Fran-
d) Tourismusorganisationen,
                                                                ken bewilligt. Dieser beinhaltete eine jährliche Bei-
e) weiteren öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Ins-
   titutionen und Organisationen.                               tragszahlung von 500’000 Franken an die Stiftung
                                                                GZA und jährlich 150’000 Franken für die Bearbei-
Seit einigen Jahren betreibt der Kanton eine Stabs-             tung von Ansiedlungsprojekten in Zusammenarbeit
stelle für Standortmarketing. Sie tritt nach aussen             mit der GZA AG. Die Anzahl der dem Kanton Aargau
unter dem Namen «Aargau Services» auf. Aargau                   zugehenden Leads (Unternehmen, die ein ernsthaf-
Services hat sich anfänglich darauf beschränkt, An-             tes Interesse für den Aufbau von betrieblichen Struk-
fragen von Unternehmen zu beantworten und diese                 turen in der GZA bekunden) ist gering. Deshalb wur-
bei Unternehmenserweiterungen oder Ansiedlun-                   de dieser Teil des Kredits nur teilweise ausgeschöpft.
gen zu unterstützen. Für Jungunternehmen wurde
ein Beratungsnetzwerk aufgebaut. Ab 2005 wurde                  Die gesetzliche Grundlage für eine ordentliche GZA-
das Marketing intensiviert. Im Fokus der eigenen Ak-            Mitgliedschaft fehlte bisher. Die Probemitgliedschaft
tivitäten stand die Ansiedlung von Unternehmen aus              des Kantons Aargau wurde deshalb um zwei Jahre
dem süddeutschen Raum (zum Beispiel mit Firmen-                 (bis Ende Mai 2010) zu einem jährlichen Mitglieder-
sprechtagen oder Unternehmertreffen). Die AIHK                  beitrag von 500’000 Franken verlängert. Der Grosse
unterstützt diese Aktivitäten.                                  Rat beschloss dafür eine Erhöhung des Verpflich-
                                                                tungskredits auf 2,95 Millionen Franken. Im Jahr
Im Jahr 2008 hat Aargau Services 387 Projekte be-               2010 soll nun gemäss regierungsrätlicher Ankündi-
treut und zur Schaffung von 442 Arbeitsplätzen bei-             gung nach fünfjähriger Probemitgliedschaft eine
getragen (diese und weitere Zahlenangaben stam-                 fundierte Evaluation des Nutzens der GZA-Mitglied-
men aus dem Aufgaben- und Finanzplan 2010–2013                  schaft für den Kanton Aargau erfolgen. Deren Resul-
des Kantons Aargau, AFP).                                       tate lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Dem
                                                                AFP kann aber entnommen werden, dass aus der
Der Standortwettbewerb zwischen Ländern und Re-                 GZA-Mitgliedschaft im Jahr 2008 zwei (!) neue Ar-
gionen um Unternehmen und Arbeitsplätze hat sich                beitsplätze im Kanton Aargau resultierten. Dieses
in den letzten Jahren intensiviert. Der Kanton Aar-             Resultat ist absolut ungenügend. Dem Vernehmen
gau will und muss sich als attraktiver Wirtschafts-             nach sind die Resultate 2009 sicher nicht besser aus-
standort auf internationalen Märkten profilieren und            gefallen. Das ist nicht verwunderlich, erscheint der
positionieren. Die Promotion des Standorts Aargau               Kanton Aargau in den GZA-Unterlagen doch kaum.
erfolgt unter anderem durch die Zusammenarbeit
mit der Standortmarketingorganisation Greater Zu-               Neben dem absolut ungenügenden Kosten-Nutzen-
rich Area (GZA), durch die eigenen Aktivitäten im               Verhältnis einer aargauischen GZA-Mitgliedschaft
süddeutschen Raum sowie durch die Kooperation                   muss auf weitere Schwierigkeiten und Unsicherhei-
mit der Osec. Zur GZA-Probemitgliedschaft liegen                ten hingewiesen werden: In einer externen Analyse
mehrjährige Erfahrungen vor. Die eigenen Aktivitä-              wurden zahlreiche Mängel der GZA festgestellt. Der
ten von Aargau Services bringen Resultate, welche               Zürcher Regierungsrat nahm deshalb zu einem par-
realistische Erwartungen durchaus erfüllen. Zur Ko-             lamentarischen Vorstoss in dieser Sache wörtlich wie

22
folgt Stellung: «Aufgrund der gegenwärtigen Ent-             richtung auf eine starke interkantonale Zusammenar-
wicklungen und der festgestellten Mängel muss die            beit in der Region Nordschweiz möchte er dem wich-
Organisation und Struktur der GZA grundsätzlich              tigsten Wirtschaftsraum innerhalb der politischen
hinterfragt werden.» In welche Richtung sich die             Schweiz Gewicht verleihen. Wir unterstützen diesen
GZA entwickeln wird, scheint bei dieser Ausgangsla-          Ansatz und die daraus resultierende Stärkung des
ge unsicher. Die Zürcher Politik beschäftigt sich of-        Standortes Aargau. Eine solche kommt neben dem
fenbar mit verschiedenen Lösungsansätzen.                    Aargau sowohl Basel als auch Zürich zugute.

Eine weitere GZA-Mitgliedschaft zum aktuellen (Fix-)         Es ist für uns klar, dass der Kanton Aargau allein
Preis – eine halbe Million Franken jährlich für eine         weltweit kein erfolgreiches Marketing betreiben
Probe-, sogar eine Million für eine definitive Mit-          kann. Er braucht Partner. Dies können aufgrund der
gliedschaft – lässt sich keinesfalls vertreten.              wirtschaftlichen Verflechtungen eigentlich nur Basel
                                                             und Zürich sein. Wir sind deshalb offen für eine Ver-
                                                             stärkung der Zusammenarbeit in diesem Raum. In
Für globales Standortmarketing
                                                             welcher Form dies geschehen kann, ist noch zu klä-
braucht es starke Partner
                                                             ren. Ob sich der Begriff Nordschweiz als Label für ein
Insbesondere Vertreter des Fricktals beklagen sich           gemeinsames Standortmarketing von Aargau, Basel
über die fehlende Vermarktung durch die GZA und              und Zürich eignet, ebenfalls.
verlangen eine Zusammenarbeit mit Basel. Für eine
Kooperation mit der Marketingorganisation Basel-
                                                             Was ist jetzt zu tun?
Area für den auf den Wirtschaftsraum Basel ausge-
richteten Kantonsteil fehlte bisher eine rechtliche          Aus unserer Sicht soll der Kanton Aargau sein eigen-
Grundlage. Gemäss den von der Regierung getroffe-            ständiges «kleinräumiges Standortmarketing» wei-
nen Abklärungen wäre eine Zusammenarbeit mit                 terführen. Aargau Services soll weiterhin europäi-
BaselArea künftig grundsätzlich möglich. Das Kon-            sche Märkte, mit Schwergewicht (Süd-) Deutschland,
zept wäre allerdings ähnlich wie bei der GZA, das            bearbeiten.
heisst der Aargau bzw. das Fricktal würde Mitglied
bei BaselArea. Ein allfälliger Beitritt des Fricktals wür-   Für das globale Standortmarketing ist eine Zusam-
de offenbar Kosten in der Höhe von rund 125’000              menarbeit mit Partnern aus der Nordschweiz not-
Franken pro Jahr generieren. Ob das Fricktal von ei-         wendig. Der Kanton Aargau kann und soll auf die-
ner Mitgliedschaft bei BaselArea tatsächlich mehr            sem Feld nicht alleine aktiv werden. Um die
profitieren würde als von jener des Kantons Aargau           notwendige Wirkung zu erzielen, braucht es aber
bei der GZA, muss hier offen gelassen werden. Klar           eine engere Zusammenarbeit der Standortmarketin-
ist, dass weder eine auf Zürich noch eine auf Basel          gorganisationen aus diesem Gebiet im Sinne eines
fokussierte Standortmarketingorganisation alle Teile         Netzwerks. Längerfristig ist ein Zusammenschluss
des Kantons Aargau angemessen vertreten kann.                derselben anzustreben. Der Kanton Aargau soll in
                                                             diesem Netzwerk aktiv mitarbeiten und sich erfolgs-
Für ein erfolgreiches globales Standortmarketing             abhängig an der Finanzierung beteiligen. Die Neu-
scheinen sowohl das Einzugsgebiet der GZA als auch           strukturierung der GZA bietet die Chance, entschei-
jenes der BaselArea zu klein. Eine grossräumigere            dende Schritte in diese Richtung zu machen.
Zusammenarbeit wie jene zwischen Bern und Genf               Kurzfristig wird sich das Ganze aber realistischerwei-
erscheint da erfolgversprechender.                           se kaum umsetzen lassen.

Mit den heutigen Strukturen sind die aargauischen            Im Sinne einer Übergangslösung sind deshalb Mit-
Mitwirkungsmöglichkeiten in Zürich und Basel be-             gliedschaften bei GZA und BaselArea denkbar, so-
grenzt. Die fixen Kosten einer Mitgliedschaft sind bei       fern die nachstehenden Bedingungen erfüllt sind:
realistischen Erwartungen bezüglich Schaffung von            Die Strukturen sind zu optimieren, die aargauischen
Arbeitsplätzen eindeutig zu hoch. Wir lehnen des-            Beiträge sind erfolgsabhängig auszugestalten und
halb auch zwei Mitgliedschaften bei GZA und                  der Aargau muss bei der Weiterentwicklung Mitwir-
BaselArea zu den oben genannten Konditionen ab.              kungsmöglichkeiten haben. Weiterfahren wie bisher
Der Regierungsrat will den Aargau als Teil des starken       ist aus unserer Sicht keine den aargauischen Interes-
Wirtschaftsraums Nordschweiz an die Spitze der               sen dienende Option. Gespannt erwarten wir die
Schweizer Technologiestandorte führen. Mit der Aus-          Vorschläge des Regierungsrats.

                                                                                                             23
Anpassungsbedarf bei der Personenfreizügigkeit
             von Axel Reichlmeier, lic. rer. pol., wirtschaftswissenschaftlicher Mitarbeiter der AIHK, Aarau

BILATERALE                        Wer Arbeit in einem der EU-Staaten oder der Schweiz findet, soll dorthin ziehen
VERTRÄGE                          können, weil er dort seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Das ist die zentra-
                                  le Idee hinter der Personenfreizügigkeit. In der Schweiz wird momentan heftig
                                  über die Personenfreizügigkeit mit der EU diskutiert. Die AIHK ist gegen eine
                                  Kündigung dieses Abkommens, da die einheimischen Unternehmen auf qualifi-
                                  ziertes Personal – auch aus der EU – angewiesen sind. Wir befürworten statt-
                                  dessen punktuelle Verbesserungen.

             Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Eu-         menarbeit auf weitere politische Bereiche wie innere
             ropäischen Union (EU) sind eng. Die EU ist unser         Sicherheit, Asyl, Umwelt oder Kultur aus.
             grösster Aussenhandelspartner. Die Beziehungen
             werden durch ein Vertragswerk von bilateralen Ab-        Personenfreizügigkeit Teil des
             kommen geregelt. Im Moment wird insbesondere             ganzen Vertragswerks
             die Personenfreizügigkeit von vielen Schweizerinnen
             und Schweizern skeptisch beurteilt. Sie befürchten       Das Abkommen über die Personenfreizügigkeit ist
             steigenden Lohndruck und ihre Verdrängung aus            ein Teil der bilateralen Abkommen I. Die Ausdeh-
             dem Arbeitsmarkt (und dem Wohnungsmarkt).                nung des Abkommens auf die neuen EU-Mitglied-
                                                                      staaten Bulgarien und Rumänien im Februar 2009.

             Komplexes Vertragswerk
                                                                      Die verschiedenen Teilabkommen der bilateralen Ab-
             Die Abkommen der Schweiz mit der EU umfassen             kommen I sind rechtlich verknüpft («Guillotine-Klau-
             das Freihandelsabkommen (FHA) von 1972, das Ver-         sel»). Die Verträge können nur gemeinsam in Kraft
             sicherungsabkommen von 1989; die bilateralen Ab-         gesetzt werden. Wird eines der sieben Abkommen
             kommen I von 1999; sowie die bilateralen Abkom-          nicht verlängert bzw. gekündigt, treten auch die üb-
             men II von 2004.                                         rigen sechs ausser Kraft.

             Das Freihandelsabkommen regelt den Abbau tarifä-
                                                                      Veränderung bei den
             rer Handelshemmnisse (Zölle, Kontingente) für In-
                                                                      Herkunftsländern
             dustrieprodukte zwischen den Vertragspartnern und
             schafft dadurch eine Freihandelszone.                    Das bilaterale Abkommen über den freien Personen-
                                                                      verkehr mit der EU wirkt sich auch auf die Zusam-
             Das Versicherungsabkommen gewährleistet den              mensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung in
             Versicherungsgesellschaften der jeweils anderen          der Schweiz aus. Während der Zuwachs 2009 bei
             Vertragspartei die gleichen Niederlassungsrechte wie     den EU/EFTA-Staatsangehörigen 3,9 Prozent betrug,
             den eigenen.                                             nahm die Anzahl von Nicht-EU/EFTA-Bürgerinnen
                                                                      und -Bürgern um nur 0,3 Prozent zu.
             In Ergänzung des Freihandelsabkommens regeln die
             sieben bilateralen Abkommen I eine weitere gegen-        Bei den EU/EFTA-Staatsangehörigen stieg der Be-
             seitige Öffnung der Märkte in bestimmten Berei-          stand weniger stark an als im Vergleich zum Vorjahr
             chen. Sie betreffen folgende spezifische Sektoren:       (2008: +6,8 %). Dies ist primär auf die sich abschwä-
             die Personenfreizügigkeit, die technischen Handels-      chende Konjunktur seit Herbst 2008 zurückzuführen
             hemmnisse, das Beschaffungswesen, die Landwirt-          (vgl. Grafik 1).
             schaft sowie den Luft- und Landverkehr. Zudem wird
             mit dem Forschungsabkommen die Teilnahme der             Die tiefe Zuwanderung von Menschen aus Staaten
             Schweiz an den Forschungsprogrammen der EU er-           ausserhalb der EU ist auch Resultat der Zuwande-
             möglicht.                                                rungspolitik des Bundesrates und dem Zulassungs-
                                                                      system im neuen Ausländergesetz, wonach aus
             Die bilateralen Abkommen II umfassen zusätzliche         Nicht-EU-Staaten nur noch besonders qualifizierte
             wirtschaftliche Interessen und dehnen die Zusam-         Erwerbstätige rekrutiert werden können.

             24
Grafik 1: BIP, ständige ausländische Wohnbevölkerung, Erwerbstätige
             1992 bis 2009 (Veränderung gegenüber Vorjahr)
 8%

 6%

 4%

 2%

 0%

–2%
      1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

              Ständige ausländische Wohnbevölkerung EU/EFTA                        Erwerbstätige Total                           BIP
                                                                                                       Grafik: AIHK; Quelle BfS, SECO

In der Rezession hat sich die Zuwanderung zwar ab-      Zusätzliche Schutzklausel
geschwächt, aber wesentlich weniger stark als vieler-
orts erwartet und erhofft. Insbesondere Personen        Eine im Personenfreizügigkeitsabkommen vorgese-
aus Deutschland kommen immer noch in grösserer          hene Schutzklausel («Ventilklausel») erlaubt es der
Zahl in die Schweiz.                                    Schweiz zudem für einen befristeten Zeitraum ein-
                                                        seitig wieder Kontingente einzuführen, wenn die
Auch die Grenzgänger- und Pendlerströme aus dem         Zuwanderung zu stark zunimmt. Der Bundesrat hat
grenznahen Ausland haben zugenommen. Grenz-             aber bisher auf den Einsatz der Ventilklausel zum
gänger sind Ausländer, die ihren Wohnsitz im Aus-       Bremsen der Zuwanderung verzichtet.
land haben und in der Schweiz arbeiten. Sie müssen
jedoch mindestens einmal wöchentlich an ihren           Tabelle 1: Im Ausland niedergelassene Schweizer
Wohnort zurückkehren. Im vierten Quartal 2004 be-                                   2005       2006         2007          2008
                                                        Total                      634 216   645 010      668 107       676 176
trug die Zahl der Grenzgänger nach Angaben des          Europa                     395 397   402 507      415 219       418 333
Bundesamtes für Statistik (BfS) rund 174’000 Perso-       Frankreich               169 437   171 732      176 723       177 598
                                                          Deutschland               71 115    72 384       75 008        75 439
nen. Bis Ende 2009 ist diese Zahl um fast ein Viertel     Italien                   46 327    47 012       47 953        48 147
                                                          Vereinigtes Königreich    26 441    27 326       28 288        28 438
auf 215’000 Personen angestiegen.                         Spanien                   22 041    22 680       23 324        23 622
                                                        Veränderungen gegenüber Vorjahr in %
                                                        Total                                  1,7           3,6           1,2
Neben der Einwanderung in die Schweiz findet in die     Europa                                 1,8           3,2           0,7
Gegenrichtung ebenfalls eine Bewegung statt. Auch         Frankreich                           1,4           2,9           0,5
                                                          Deutschland                          1,8           3,6           0,6
für Schweizer Bürger ist es mit der Personenfreizü-       Italien                              1,5           2,0           0,4
                                                          Vereinigtes Königreich               3,3           3,5           0,5
gigkeit einfacher (oder überhaupt möglich) gewor-         Spanien                              2,9           2,8           1,3
den im europäischen Ausland zu wohnen und zu                                                                             Quelle: BfS

arbeiten (vgl. Tabelle 1). Als beliebte Auswande-
                                                        Positive Beurteilung der Aargauer
rungsländer für Schweizer haben sich Frankreich
und Deutschland erwiesen.
                                                        Unternehmen
                                                        Über die Hälfte der Ausfuhren aus dem Aargau flies-
Zu beachten ist zudem, dass bei der Personenfreizü-     sen in den EU-Raum. Die Aargauer Unternehmen
gigkeit noch nicht alle EU-Länder gleich behandelt      haben nach eigenen Angaben in den letzten Jahren
werden. Bezüglich der Personenfreizügigkeit für ru-     gute Erfahrungen mit dem Personenfreizügigkeits-
mänische und bulgarische Arbeitnehmende gelten          abkommen und den übrigen bilateralen Abkommen I
voraussichtlich bis Mitte 2019 Übergangsregeln. Bis     gemacht. Dank der Verträge verfügen die Aargaui-
dahin wird die Zuwanderung dieser Arbeitnehmen-         schen Firmen über gleich lange Spiesse im Wettbe-
den durch Kontingente gesteuert.                        werb wie ihre europäischen Mitbewerber.

                                                                                                                            25
Die Unternehmen im Kanton Aargau sind auf stabile           wäre das Einbauen von Zeit-Puffern. Die Bezugsbe-
                Rahmenbedingungen mit dem mit Abstand wich-                 rechtigung sollte demnach erst nach einer gewissen
                tigsten Handelspartner Deutschland angewiesen.              geleisteten Arbeitsdauer einsetzen.

                Mangel an qualifizierten
                                                                            Weiteres Verbesserungspotential ist bei der Rückrei-
                Mitarbeitern
                                                                            se von arbeitslosen Ausländern vorhanden. Die Ar-
                Für die Baubranche ist die Personenfreizügigkeit kein       beitslosenzahlen des Staatssekretariats für Wirt-
                Thema. Personen aus der EU werden von der Bau-              schaft (SECO) zeigen, dass etwa 45 Prozent aller
                branche normalerweise relativ schnell absorbiert.           Arbeitslosen Ausländer sind. Diese Personen bleiben
                                                                            im Falle der Arbeitslosigkeit in der Schweiz und keh-
                Die Pharma-Branche ist zur Sicherstellung des Know-         ren nicht in ihre Heimatländer zurück. Hier sind die
                how auf die Personenfreizügigkeit und weltweite             Anreize zur Heimkehr markant zu vergrössern.
                Rekrutierungsmöglichkeiten angewiesen. Die Unter-
                nehmen wollen ihre Standorte in der Schweiz behal-
                                                                            Für die Personenfreizügigkeit
                ten, dafür brauchen sie Arbeitskräfte aus dem Aus-
                land.                                                       Ein Nein zur Personenfreizügigkeit würde zu einer
                                                                            automatischen Kündigung der Bilateralen Abkom-
                Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren aus           men I und damit zu einer grossen Unsicherheit füh-
                Mangel an qualifiziertem Personal in der Schweiz            ren. Diese Unsicherheit würde den Wirtschaftsstand-
                Personen aus Deutschland eingestellt.                       ort Schweiz schwächen.

                                                                            Die AIHK ist der Auffassung, dass wir die Personen-
                Anpassungsbedarf ist vorhanden
                                                                            freizügigkeit behalten müssen, da wir die EU brau-
                Einen Bereich für Verbesserungen stellt der Anspruch        chen. Die Unternehmen in der Schweiz und im Kan-
                auf Arbeitslosenunterstützung dar. Heute können sich        ton Aargau können ihren Bedarf an Fachkräften
                EU-Bürger in ihren Heimatländern geleistete Beiträge        nicht allein im Inland decken. Dank der Personenfrei-
                an die Mindest-Beitragsdauer für die Arbeitslosenkasse      zügigkeit können die nötigen ausländischen Spezia-
                anrechnen lassen. Eine Möglichkeit wäre, die Höhe der       listen einfacher rekrutiert werden. Der offene Ar-
                im Heimatland einbezahlten Beiträge, die zwischen           beitsmarkt stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der
                den Ländern stark variiert, in die Höhe der Anspruchs-      Firmen, vermindert den Abwanderungsdruck und
                berechtigung einzubeziehen. Eine weitere Möglichkeit        sichert Arbeitsplätze in der Schweiz.

                Ernüchterung in Kopenhagen, und was nun?
                von Jan Krejci, lic.iur., juristischer Mitarbeiter der AIHK, Aarau

TOTALREVISION                         Nach der enttäuschenden Weltklimakonferenz in Kopenhagen schaut die Welt
ENERGIEGESETZ                         nach Cancun, wo der nächste Klimagipfel stattfinden soll. Derweil kämpft der
                                      Weltklimarat um seine Glaubwürdigkeit und im Kanton Aargau wird das Ener-
                                      giegesetz revidiert. Das Resultat der Weltklimakonferenz zeigt, wie schwierig
                                      es ist, sich auf ein gemeinsames globales CO2-Reduktionsziel zu einigen. Um so
                                      mehr fordert die AIHK bei der Revision des Energiegesetzes Augenmass zu be-
                                      wahren und keine Standortnachteile für den Kanton Aargau zu schaffen.

                Das Ergebnis der UNO-Weltklimakonferenz in Ko-              de. Die Vertragsparteien nahmen bloss ein politi-
                penhagen ist ernüchternd. Die Skeptiker behielten           sches Übereinkommen zur Kenntnis. Die beteiligten
                Recht. Ein rechtlich verbindliches Abkommen, in             Staaten anerkennen im «Copenhagen Accord», dass
                dem die globalen Reduktionsziele für die Konzentra-         der Klimawandel eine der grössten Herausforderun-
                tion an Treibhausgasen in der Atmosphäre für 2020           gen der Menschheit darstellt. Sie kamen darin über-
                und 2050 klar festgelegt werden, kam nicht zustan-          ein, dass die Klimaerwärmung weltweit auf 2 Grad

                26
Celsius beschränkt werden muss. Dafür sei eine mas-        Ein solcher Fehler hätte vermieden werden sollen.
sive Verminderung der Treibhausgase notwendig.             Deswegen aber gleich den ganzen IPCC-Bericht
Das «Copenhagen Accord» enthält eine Zusage,               und die Ergebnisse von über hundert weiteren For-
dass die reichen Staaten den Entwicklungsländern           schern in Frage zu stellen, ist ungerechtfertigt.
bis 2012 insgesamt 30 Milliarden Dollar an Klima-          Denn auch wenn die Lage im Himalaya vielleicht
schutz-Hilfen zur Verfügung stellen. Bis 2020 soll         weniger dramatisch ist, als von wenigen Autoren
diese Summe auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr an-         des IPCC-Berichts behauptet wird, an der Grund-
wachsen. Ausserdem wird im Übereinkommen aner-             aussage ändert sich nichts: Der Klimawandel ist
kannt, dass die Abholzung und die Zerstörung von           eine Realität. Verursacher ist der Mensch. Und die
Wald eine grosse Treibhausgasquelle darstellt. Des-        Folgen sind schon heute sichtbar.
halb will man mit finanziellen Anreizen gegen die
Abholzung vorgehen. Die Vereinbarung lässt aber
                                                           Freiwillige Massnahmen sind
vieles offen.
                                                           erfolgreich
Die dringendsten Anliegen, rechtsverbindliche Re-          In Anbetracht der eher erfolglosen, weltweiten Be-
duktionsziele und Termine bis zu denen diese er-           strebungen sich auf ein rechtsverbindliches Abkom-
reicht werden müssen, wurden aber nicht erreicht.          men zur Reduktion des Kohlendioxidausstosses zu ei-
Zudem wurde auch das Ziel verfehlt, die USA und die        nigen, darf um so mehr auf einheimische Erfolge
Schwellenländer in die Pflicht zu nehmen. Die USA          verwiesen werden. Am 1. Mai 2000 trat das Bundes-
sind zusammen mit China die grössten Verursacher           gesetz über die Reduktion der CO2-Emission in Kraft.
von Treibhausgasen. Was nützen all die Massnah-            Dieses basiert auf dem Kyoto-Protokoll und hat zum
men in der Schweiz bzw. im Kanton Aargau, wenn             Ziel, die CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler
auf der Weltbühne in Sachen Klimaschutz scheinbar          Energieträger bis zum Jahr 2010 gegenüber 1990 ge-
das Motto «wer sich zuerst bewegt, hat verloren»           samthaft um 10 Prozent zu vermindern. Das CO2-
gilt? Nun liegen die Hoffnungen für den Klimaschutz        Gesetz und das Eidgenössische Energiegesetz sehen
im mexikanischen Cancun, wo vom 29. November               vor, dass die Wirtschaft ihre Aufgaben in der Energie-
bis 10. Dezember 2010 die 16. Klimakonferenz               politik freiwillig erfüllt. 1999 wurde zu diesem Zweck
stattfinden wird. Ziel wird es erneut sein, einen ver-     die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW, www.
bindlichen Klimavertrag zu vereinbaren. Damit dies         enaw.ch) gegründet. Die Agentur setzt sich für die
gelingt, haben die Vereinten Nationen zur Vorberei-        Steigerung der Energieeffizienz und für die Reduktion
tung des Weltklimagipfels in Cancun für April ein          der CO2-Emissionen in den Bereichen Industrie, Ge-
zusätzliches Treffen im Klimasekretariat in Bonn an-       werbe und Dienstleistungen ein. Weil die umweltpoli-
gesetzt.                                                   tischen Ziele des Bundes nur erreicht werden können,
                                                           wenn Wirtschaft und Staat zusammenarbeiten, ging
                                                           die EnAW eine Partnerschaft mit dem Bund ein. Sie ist
Schmelzende Glaubwürdigkeit
                                                           davon überzeugt, dass sich durch Energieeffizienz die
Heute ist die politische und wissenschaftliche Klima-      CO2-Reduktion mit ökonomischem Gewinn realisie-
diskussion durch den vierten Bericht des IPCC (In-         ren lässt. Die Agentur arbeitet mit den Unternehmen
tergovernmental Panel on Climate Change) geprägt.          Zielvereinbarungen bzw. Verpflichtungen aus und
Im rund dreitausendseitigen Bericht sind die Ergeb-        überprüft jährlich, ob die vereinbarten Ziele erreicht
nisse der aktuellen Forschung von über hundert Wis-        wurden (Monitoring). Die Energie-Agentur der Wirt-
senschaftern (insbesondere aus der Klimatologie)           schaft zählt bald 2000 Teilnehmerfirmen, deren Auss-
zusammengefasst. An der Klimakonferenz in Kopen-           toss rund 40 Prozent der Brennstoffemissionen der
hagen wurden die Resultate der Wissenschaft nicht          Schweizer Wirtschaft ausmacht. Gemäss der Energie-
angezweifelt. Trotzdem kamen in letzter Zeit Zweifel       Agentur beträgt die Wirkung der Massnahmen der
an der Glaubwürdigkeit des IPCC auf. Hauptursache          Teilnehmerunternehmen eine Einsparung von rund
für die Kritik findet sich im zweiten Teil des Berichts,   einer Million Tonnen CO2. Damit haben diese Unter-
in dem nämlich behauptet wird, dass die Gletscher          nehmen ihren CO2-Ausstoss um ganze 25 Prozent
des Himalaya-Gebirges beim gegenwärtigen Trend             reduziert. Dies entspricht 10 Prozent der Brennstoffe-
der Klimaerwärmung bis ins Jahr 2035 ganz ver-             missionen der gesamten Schweizer Wirtschaft. Die
schwunden sein würden. Die Prognose wurde im               Gesamtenergieeffizienz konnte mit den getroffenen
Nachhinein als übertrieben bewertet und ist mittler-       Massnahmen um 4’600’000’000 Kilowattstunden
weile von renommierten Glaziologen widerlegt.              pro Jahr verbessert werden.

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Revision des Energiegesetzes                              erreichbar sein. Ausserdem hat die Wirtschaft betref-
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                   Im Kanton Aargau wird zurzeit das Energiegesetz re-       Energie-Agentur der Wirtschaft). Heute kann es sich
                   vidiert (vgl. auch AIHK-Mitteilungen Nr. 12 Dezem-        ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, verschwen-
                   ber 2009, S. 73 ff.). Von Oktober bis Dezember 2009       derisch mit Ressourcen umzugehen.
                   fand die Vernehmlassung zum ersten Entwurf statt.
                   Auch die AIHK hat sich dazu geäussert. Ursprünglich       Weiter sieht der Entwurf vor neue Öl- und Elektrohei-
                   war geplant, dass die Botschaft und die definitive        zungen zu verbieten. Werden aber Verbote erlassen,
                   Vorlage diesen Monat in den Grossen Rat kommen.           müssen gleichzeitig genügend Alternativen bereitste-
                   Die zahlreichen Vernehmlassungsantworten zwan-            hen. Dass scheinbare Alternativen nicht immer zum
                   gen die Verwaltung aber zu neuen Abklärungen, so          Erfolg führen oder bis zu einer ökonomisch sinnvol-
                   dass das Gesetz dem Parlament erst im Mai vorge-          len Nutzung mehr Zeit benötigen, zeigten die Geo-
                   legt werden kann. Man darf gespannt sein.                 thermieprojekte in Basel und Zürich. In Basel hat nach
                                                                             Geothermiebohrungen die Erde gebebt und in Zürich
                                                                             zeigte die Auswertung einer ersten Bohrung, dass
                   Standortnachteile durch Revision
                                                                             nicht genügend heisses Wasser zur Verfügung steht
                   Der erste Entwurf sieht für den Kanton Aargau ein         um eine wirtschaftlich erfolgreiche Wärmenutzung
                   eigenständiges Reduktionsziel von 45 Prozent für          zu gewährleisten. Die Projekte wurden deshalb bis
                   den Ausstoss von CO2 bis zum Jahr 2035 gegenüber          auf weiteres sistiert. Gemäss dem Zürcher Stadtrat
                   2005 vor. Im gleichen Zeitraum soll mittels Effizienz-    Andreas Türler dürften noch 20 bis 30 Jahre verge-
                   steigerung der Energieverbrauch um rund 30 Pro-           hen, bis die Geothermie zur Stromerzeugung ver-
                   zent zurückgehen.                                         wendet werden kann (NZZ, 11.02.2010). Im Weite-
                                                                             ren kann auch nicht überall beliebig gebohrt werden.
                   Beim CO2-Ziel muss beachtet werden, dass der Bun-         Eine Publikumskarte «Erdwärmenutzung» des Aar-
                   desrat momentan nur dazu bereit ist, eine 20 prozen-      gauischen Baudepartements zeigt nämlich, dass we-
                   tige Reduktion bis 2020 anzustreben. Eine lokale Be-      gen Grundwasser, Salzlagern, archäologischen Fund-
                   schränkung des CO2-Ausstosses, die über die               stellen oder an mit Schadstoff belasteten Standorten
                   eidgenössischen und weltweiten Bestrebungen hin-          Tiefenbohrungen an gewissen Orten verboten sind
                   ausgeht, ist zwar vorbildlich. Es ist aber zweifelhaft    (www.ag.ch/geoportal/de/pub/online _karten.php).
                   wie gross der Nutzen dieser Massnahme bei einem
                   weltweiten Problem ist, zumal sich das Kohlendioxid
                                                                             Sichere und kostengünstige
                   nicht an Grenzen hält, sondern sich global ausbreitet.
                                                                             Energieversorgung
                   Daher wäre es viel wichtiger die USA dazu zu bringen,
                   endlich griffige Massnahmen zu ergreifen. Denn sie        Die AIHK ist davon überzeugt, dass die Wirtschaft von
                   sind es, die über die letzten Jahrzehnte am meisten       sich aus die nötigen Schritte vornehmen wird. Der
                   Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen haben. Es         Wettbewerb lässt den Unternehmen gar keine andere
                   wäre deshalb vor allem an ihnen tatkräftig zur Lösung     Wahl, als effizient mit den vorhandenen Ressourcen
                   beizutragen und als Vorbild vorauszugehen. Leider         umzugehen. Ausserdem gehören Überlegungen zur
                   nahmen sie diese Verantwortung in Kopenhagen              Abhängigkeit von unzuverlässigen Versorgerländern
                   nicht war. Und so war es für China, heute der grösste     und über die Entwicklung des Erdölpreises in das Risi-
                   Emittent von Kohlendioxid, ein Leichtes keinen Schritt    komanagement jedes Unternehmens. Erdöl ist end-
                   nach vorne zu tun. Wieso sollte der Aargau also           lich und wird in naher Zukunft knapp. Erdölförderer
                   Standortnachteile in Kauf nehmen, währendem die           werden auf weniger wirtschaftliche Fördergebiete
                   grössten Kohlendioxidemittenten zu günstigeren            ausweichen müssen. Diese Umstände werden das
                   Rahmenbedingungen produzieren können?                     Erdöl verteuern und Unternehmen dazu veranlassen,
                                                                             bereits heute Alternativen zu suchen.
                   Heikel ist auch das zweite Ziel des Entwurfs, den Ener-
                   gieverbrauch zu begrenzen. Denn Fakt ist, dass die        Die AIHK fordert bei der Überarbeitung des Entwurfs
                   Elektrifizierung des Verkehrs und der Umstieg von Öl-     zum neuen Energiegesetz dies zu berücksichtigen
AZB 5000 Aarau 1

 CH5000 Aarau 1

                   und Elektroheizungen auf Wärmepumpen mehr Strom           und primär darauf zu achten, dass eine sichere und
   PP/Journal

                   benötigt. Die Wirtschaft begrüsst zwar eine Steigerung    kostengünstige Energieversorgung gewährleistet
                   der Energieeffizienz bei allen Energieanwendungen.        wird. Ausserdem darf die Gesetzesänderung zu kei-
                   Aber die vorgegebenen Ziele müssen realistisch und        nem Standortnachteil für den Aargau führen.

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