ABSCHLUSSDOKUMENTATION EUROPÄISCHE KOMMISSION GD Beschäftigung, Soziales und Integration - Länderreferat Deutschland - Berlin.de
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ABSCHLUSSDOKUMENTATION EUROPÄISCHE KOMMISSION GD Beschäftigung, Soziales und Integration Länderreferat Deutschland 1
Nach einem gemeinsamen Mittagessen begrüßte Adam Pokorny, Referatsleiter der Länderabteilung Deutschland der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration, im Namen seines Teams alle TeilnehmerInnen des Workshops. Herr Pokorny machte deutlich, dass dieser Workshop vom Ablauf und der Zielsetzung her ein anderes Format haben wird: Wir machen etwas Neues, es ist einen Versuch wert, es ist eine andere Methode, ein Treffen ohne vorgegebene feste Tagesordnung, bei dem wir MITEINANDER UND VONEINANDER LERNEN wollen. Eine möglichst breite Palette von ESF-Stakeholdern stellt das Thema Langzeitarbeitslosigkeit und den ESF in den Fokus. Es ist eine partizipative Methode, bei der wir unsere Erfah- rungen aus dem jeweiligen Arbeitsumfeld auf Augenhöhe einbringen. Es ist ein Versuch, miteinander Erfahrungen auszutau- schen und Erkenntnisse zu erlangen, die in die europäi- sche Debatte eingebracht werden können. Begrüßung und gemeinsamer Einstieg 3
Der Workshop stellte den Europäischen Sozialfonds (ESF) als ein wich- Die Ziele des partizipativ angelegten Workshops, bei dem sich alle TeilnehmerIn- tiges Instrument zur Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit in nen mit ihren Erfahrungen aus der Praxis einbringen konnten, lassen sich folgen- Deutschland in den Mittelpunkt. Die inhaltliche Leitfrage lautete: „Wie dermaßen zusammenfassen: kann der ESF besser zur Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit bei- tragen?“ • Leitmotiv: Wir wollen gemeinsam miteinander und voneinander lernen - Erkenntnisse gewin- Langzeitarbeitslosigkeit ist ein drängendes Problem in der Europäischen nen, wie wir den ESF besser nutzen können, um das Problem der Langzeitarbeits- Union und in Deutschland. Seit Beginn der Krise hat sich die Langzeitar- losigkeit anzugehen. beitslosigkeit europaweit verdoppelt. Jeder zweite Arbeitslose in Europa ist langzeitarbeitslos. Für die EU ist daher dieses Thema eine Priorität. • ESF-Umsetzung aktuell: Deshalb hat der Rat der Europäischen Union auf Vorschlag der Euro- Wir wollen die Erfolgsfaktoren und die Hemmnisse von den bestehenden ESF-An- päischen Kommission im Februar eine Ratsempfehlung zur Wiederein- sätzen im Bereich Langzeitarbeitslosigkeit besser verstehen. Dies soll uns in der gliederung Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt verabschiedet. Die Umsetzung der aktuellen Programmperiode 2014-2020 helfen. deutschen ESF-Förderprogramme zur Integration von Langzeitarbeits- losen in den Arbeitsmarkt bilden einen wesentlichen Bestandteil der • ESF in der Zukunft: deutschen Operationellen Programme des ESF. Wir wollen von den Erfahrungen der ESF-Stakeholder für die Zukunftsgestaltung des ESF nach 2020 lernen. Der Workshops wurde vom kommissionsinternen Moderatorenteam • Realitätsprüfung zur Ratsempfehlung: Ursula Hillbrand, André Meyer und Carsten Schierenbeck begleitet. Wir wollen Feedback der ESF-Stakeholder zur Ratsempfehlung zur Wiedereinglie- derung Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt erhalten und miteinander disku- Sabine Soeder hielt den Workshop graphisch fest. tieren. Begrüßung und gemeinsamer Einstieg 4
Nach der Begrüßung und einer Aufwärmphase wurden die Teilneh- merInnen gebeten, sich in Dreiergruppen zusammenzufinden und drei Fragen zu diskutieren: 1. Welche positive Erfahrung haben Sie mit dem ESF im Bereich Langzeitarbeitslosigkeit gemacht? 2. Was waren die Kriterien für diese positive Erfahrung? 3. In welchen Bereichen liegen noch ungenutzte Potentiale, d.h. wo im ESF möchten Sie noch, dass so eine ähnliche positive Erfah- rung gemacht wird? Die TeilnehmerInnen hatten 30 Minuten Zeit, um sich auszutauschen und ihre Erkenntnisse festzuhalten. In jeder Gruppe war jeweils eine Person für jeweils eine Fragerunde Erzählender, Fragender und No- tierender. Danach wurden die Schlagwörter aus der Diskussion auf Pinnwänden den TeilnehmerInnen präsentiert. Austausch von Erfahrungen mit dem ESF im Bereich Langzeitarbeitslosigkeit 5
Die zentralen Erfolgskriterien, die in den Gruppen identifiziert wurden, waren: • Die Flexibilität in der Umsetzung des ESF ist ein wichtiger Faktor. • Die Möglichkeit der Nutzung vereinfachter Kostenoptionen wurde als Im Hinblick auf die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen (LZA) Kernfaktor für den Erfolg von Projekten identifiziert. • Individuelle und längerfristige Betreuung der LZA sicherstellen • Freiwilligkeit der Teilnahme in den Projekten Zusätzlich zu den zuvor genannten Erfolgskriterien wurden folgende Punkte • Eine auf den Stärken der Teilnehmer aufbauende und sinnstiftende genannt, um die Potentiale des ESF im Bereich LZA noch besser ausschöp- Förderung fen zu können: • Betreuung der Teilnehmer vor, während und nach der Arbeitsaufnahme • Den ganzheitlichen Ansatz immer im Auge behalten. sicherstellen. • Die Flexibilität in der Projektumsetzung bewahren. Wenn nötig, die • Qualifizierungen, die neben einer Beschäftigung eines LZA absolviert Änderung im Design einer Maßnahme ermöglichen (z.B. nach der werden können, sind gegenüber Qualifizierungen im „Vollzeitmodus“ Finanzkrise und dem Konjunktureinbruch in bestimmten Branchen). vorzuziehen. • Die Gendersensibilität sollte in Projekten stärker zum Tragen kommen. • In Betreuung der LZA das familiäre und soziale Umfeld miteinbeziehen, • Vereinfachung und Bürokratieabbau im ESF bleiben d.h. die Betreuung sollte einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der ein wichtiges Thema. Schule, Sport, Jugendhilfe, Schuldnerberatung etc. mit einbezieht. • Die Kohärenz mit bestehenden Programmen regelmäßig überprüfen. • Integrierten Handlungsansätzen, welche die Verknüpfung von Im Hinblick auf Strukturen der ESF-Projekte im Bereich LZA Förderprogrammen / Fördermöglichkeiten in den Vordergrund stellen, • Einen guten Betreuungsschlüssel sicherstellen. den Vorrang geben. • Eine mehrjährige Förderung ermöglichen bzw. sicherstellen. • Die verschiedenen Dienste und Dienstleistungen sollten vernetzen und Im Anschluss erhielten die TeilnehmerInnen insgesamt 3 Stimmpunkte, die Begleitstrukturen aufbauen. nach persönlicher Themenrelevanz auf die Ergebniswände der Fragen 2 und 3 • Die Einbindung und Betreuung von Arbeitgebern sollte auf einer Ver verteilt werden konnten. Die von den TeilnehmerInnen am häufigsten als rele- trauensbasis basieren, um Abbrüchen vorzubeugen. vant bewerteten Themen waren: • Die Projekte möglichst gemeinsam mit den Unternehmen planen, da Frage 2: mit eine Marktnähe der Förderung sichergestellt werden kann. • Mehrjährige Förderung (Dauer) möglich • Auch die Unternehmen / Arbeitgeber vor, während und nach der Be • Individuelle Betreuung (Coach) schäftigungsaufnahme von LZA betreuen und coachen. • Flexibilität • Lokalen Konzepten den Vorrang geben und auf Qualifizierungen am re • (…) gionalen Arbeitsmarkt ausrichten, um auf regionale Besonderheiten Frage 3: Rücksicht nehmen zu können. • Sozialer Arbeitsmarkt • Die Indikatoren sollten auch die Erhöhung der Teilhabechancen der • Einbindung der Arbeitgeber LZA abbilden und nicht ausschließlich auf die Aufnahme in den ersten • Vereinfachung Arbeitsmarkt ausgerichtet sein. • Ganzheitlicher Ansatz • Die sozialräumliche Ausrichtung der Projekte anstreben. • Dienste vernetzen • Soweit wie möglich bestehende Systeme nutzten. • (…) Austausch von Erfahrungen mit dem ESF im Bereich Langzeitarbeitslosigkeit - 02 7
Im Rahmen der vertieften Gesprächsrunden bestand die Möglichkeit, sich mit selbst gewählten Fragestellungen eingehender zu befassen. Die Leitfrage war: „Wie können wir gemeinsam das volle Potential des ESF für Langzeitarbeitslose freisetzen?“. Ausschlaggebend für die Platzierung von Themen- und Fragestellungen war hier ausschließlich die Initiative der TeilnehmerInnen, ausgelöst durch drängende The- men und Probleme in der Praxis. Bezugspunkte für zu vertiefende Themen ergaben sich aus den Ergebnissen des vorherigen Erfahrungsaustauschs; möglich waren aber auch andere noch nicht genannte Bereiche. Die Gestaltung der Agenda für die Gesprächsrunden erfolg- te somit durch die TeilnehmerInnen selbst. In den Gesprächsrunden gab es keine Moderation, die Gruppenarbeit verlief selbstorganisiert. Die TeilnehmerInnen waren eingeladen, zu den Gesprächsrunden zu gehen, bei denen sie am meisten lernen bzw. sich einbringen wollten. Es bestand daher auch die Möglichkeit, eine Gruppe zu verlassen und sich in einer anderen einzubringen. Vertiefte Gesprächsrunden Intro 8
Thema 1: Thema 2: Thema 3: Was muss passieren, damit Alleinerziehende in Wie können erfolgreiche Unterstützungsansät- Flüchtlinge Beschäftigung und Qualifizierung kommen? ze für LZA finanziert werden, so lange entspre- chende Bedarfe bestehen? Die Gruppe ging der Frage nach, wie der ESF für die Das zentrale Problem von Alleinerziehenden sind Unterstützung von Flüchtlingen genutzt werden meist die mangelnde Kinderbetreuung und wenig Im Bereich der LZA ist der Bedarf an Kofinanzierung kann. Aus der Diskussion ging hervor, dass bereits Flexibilität seitens der Arbeitgeber. Der ESF kann sehr hoch (hohe Pro-Kopf-Kosten). Gleichwohl ist viele deutsche Operationelle Programme Flücht- für diese Gruppe eine wichtige Rolle spielen. Die die Sicherstellung einer stabilen und langjährigen linge gezielt oder indirekt fördern, jedoch auf sehr Länderspezifischen Empfehlungen, die im Rahmen Kofinanzierung für die Zielgruppe der Langzeitar- unterschiedliche Art und Weise. Aus diesem Grund des Europäischen Semesters an die Mitgliedstaaten beitslosen generell problematisch. Zum einen ist sei ein Erfahrungsaustausch zwischen den ver- gegeben werden, könnten wichtige Impulse ge- die ESF-Förderung begrenzt (7-jährige Förderpe- schiedenen Akteuren sinnvoll und auch gewollt. ben, um die nationale Politik und die Ausrichtung riode), zum anderen gibt es bei anderen Förder- Die Erfahrungen zeigten, dass gerade ein integrati- des ESF zu beeinflussen. Als weitere Lösungsansät- quellen teilweise unterschiedliche Handlungsra- ver Ansatz bei der Unterstützung von Flüchtlingen ze wurden vorgeschlagen: die Entwicklung neuer tionalitäten (lokale, nationale, private, öffentliche besonders effektiv ist. Als erfolgreiches Beispiel Modelle (z.B. Initiative bei Edeka); die Verbreitung Mitfinanzierer). Eine Erkenntnis der Gruppendiskus- wurden hier „gemischte Kurse“ genannt, die jedoch der Teilzeitqualifizierungsangebote; die schon in sion war, dass die Frage der Finanzierung eher eine ein gewisses Maß an Deutschkenntnissen voraus- manchen Bundesländern erfolgreich implemen- politische und weniger eine inhaltliche Debatte ist. setzten. Ein weiterer Aspekt einer erfolgreichen tiert werden; die Anwendung neuer Techniken wie Entscheidend ist die Bereitstellung der Mittel und Integration von Flüchtlingen sei die Sicherstellung e-Learning für Teilzeitqualifizierung, um Work-Li- wie die Gesellschaft und die Politik diese Zielgrup- von Förderketten. Darüber hinaus wurde beson- fe-Balance zu ermöglichen. Zudem könnte eine pe unterstützen wollen. Eine mögliche Lösung be- ders hervorgehoben, dass eine Opferkonkurrenz Quote für Alleinerziehende in ESF-Maßnahmen stünde darin, die Logik der Projektförderung durch unter Flüchtlingen beziehungsweise eine Verdrän- festgesetzt werden. Als entscheidender (zusätzli- die Übernahme von Projekten in die Regelförde- gung bestehender Zielgruppen unter allen Um- cher) Erfolgsfaktor, damit Alleinerziehende in Be- rung zu durchbrechen, Nach- und Mitfinanzierer zu ständen zu vermeiden sei. schäftigung oder Qualifizierung einsteigen, wurde finden sowie einen echten Passiv-Aktiv-Transfer zu Um diese neuen Aufgaben zu meistern, sollte kurz- die Sozialraumorientierung hervorgehoben. sichern. fristig eine Aufstockung der ESF-Mittel angedacht Als entscheidende Erfolgsfaktoren für eine effek- werden. Darüber hinaus solle die Flexibilität des tive und effiziente Unterstützung der LZA wurden ESF gesteigert werden, was mittelfristig durch eine eine bessere Kommunikation aller relevanten Insti- Anpassung der Förderrichtlinien erreicht werden tutionen und die Notwendigkeit, einen politischen kann. Konsens zu finden, hervorgehoben. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 01 - 03 9
Thema 4: Thema 5: Ganzheitlicher Ansatz zur Integration Einbindung der Arbeitgeber In dieser Gruppe wurden multiple individuelle In dieser Gruppe wurde diskutiert, wie Arbeit- Vermittler, wie z.B. Kammern, könnten in dieser Problemlagen und fehlende Kontinuität in der geberInnen als PartnerInnen gewonnen und Hinsicht Brücken zwischen ESF-Verwaltung und Betreuung als wesentliche Faktoren für einen ganz- besser in den ESF-Prozess eingebunden werden Unternehmen bauen. Es sollte auch überlegt wer- heitlichen Ansatz zur Integration genannt. Solch könnten. Zu Beginn der Diskussion wurde fest- den, wie beispielsweise Verbände die administra- ein umfassender Ansatz müsse individuelle, insti- gestellt, dass es nicht nur schwierig sei, Arbeit- tive Abwicklung erleichtern könnten. Ein weiterer tutionelle, zeitliche und organisatorische Kompo- geberInnen generell für den ESF zu gewinnen, wesentlicher Erfolgsfaktor sei das Coaching auf nenten berücksichtigen. Der ESF sollte unmittelbar sondern insbesondere auch, dass die Zielgruppe Augenhöhe, sowohl für die Unternehmen als auch als Innovator in diesem Bereich tätig werden. Die der Langzeitarbeitslosen ein Imageproblem habe für die Langzeitarbeitslosen - als dauerhafte Beglei- Anschlussfinanzierung und Institutionalisierung und es daher eine besondere Herausforderung tung bei ihrem Reintegrationsprozess in den ersten solcher Ansätze müsse sichergestellt werden. sei, Langzeitarbeitslose in Betriebe zu vermitteln. Arbeitsmarkt. Unternehmen brauchten eine Absi- Als wesentliche Erfolgsfaktoren wurden die Bei der sehr heterogenen Gruppe der Langzeit- cherung, dass Langzeitarbeitslose für alle Themen, Stärkung bestehender und der Aufbau weiterer arbeitslosen müsse man daher vorselektieren, da die nicht unmittelbar ihre Tätigkeit im Unterneh- Begleitstrukturen genannt. Ein „Lotse“ solle mit nur diejenigen mit den besten Voraussetzungen men betreffen, einen professionellen Ansprech- Netzwerkkompetenz ausgestattet werden und die für eine kontinuierliche Eingliederung in den ers- partner haben. entsprechende Kofinanzierung müsse frühzeitig ten Arbeitsmarkt Chancen hätten, in die Betriebe sichergestellt werden. integriert zu werden. Daneben sprächen UnternehmerInnen und ESF-Verwaltung eine unterschiedliche Sprache und es brauche daher lange, um Kontakte nach- haltig zu schaffen und eine gemeinsame Vertrau- ensebene aufzubauen. Als ersten Schritt müsste man direkt auf Unternehmen zugehen und diese dort aufsuchen, wo ihre Netzwerke sind (z.B. ArbeitgeberInnen-Stammtische, Rotary Club etc.). Außerdem sei es wichtig, den Mehrwert einer Projektteilnahme für UnternehmerInnen klar und sichtbar zu machen, und vor allem bürokratische Anforderungen und -abläufe so gering wie mög- lich zu halten. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 04 - 05 10
Thema 6: Thema 7: Wie kann die Jugendhilfe noch besser aner- Innovative Qualifizierung kannt (eingebunden) werden? In dieser Gruppe wurde festgestellt, dass es für Das Hauptproblem liegt darin, dass im nationalen Langzeitarbeitslose mit komplexen Problemlagen System die Jugendhilfe im Bereich der freiwilligen zu wenige passgenaue Angebote gibt. Daher seien Leistungen liegt, so dass die Kommunen zuerst innovative Wege erforderlich. Eine Erkenntnis der Regelleistungen wie z. B. Kita-Plätze finanzieren. Gruppe war in diesem Zusammenhang, dass mo- Freie Träger hätten Mühe, als gleichwertige Partner dular aufgebaute Bildungsketten sinnvoll sind. Die anerkannt zu werden. Es stelle sich demzufolge Qualifizierungsangebote sollten individuell auf die die Frage, wie Menschen außerhalb des Systems TeilnehmerInnen abgestimmt sein. Es wurde auch erreicht werden sollen (können?). Es gelte, gemein- festgehalten, dass mehr Module für Berufe mit same Standards für die Jugendhilfe zu entwickeln einfachen Qualifizierungen, z.B. Pflegehelfer oder und damit in die Kooperation mit den Jobcentern Erzieherassistent, gebraucht werden. gehen. Die freien Träger bräuchten die „Rückende- ckung“ der Jugendhilfe. Ein tiefer gehendes Profiling mit dem Ziel der Erfassung, was machbar ist und was der Teilnehmer Um diese Herausforderungen anzugehen, wäre braucht, wurde als eine mögliche sofortige Hand- es von Vorteil, nach Best-Practice-Beispielen zu lungsalternative erarbeitet. Außerdem wurden suchen, sich stärker mit den anderen Arbeits- das begleitete Lernen in einfachen Arbeitsfeldern marktakteuren zu vernetzen und dazu den ESF zu sowie Teilqualifizierungen (z.B. Job-Starter-Projekt) nutzen. Das Jobcenter sollte auch besser mit dem genannt. Mittelfristig sind die Beachtung eines Allgemeinen Sozialdienst des Jugendamtes zusam- ausreichenden Arbeitgeberbezuges und eine ins- menarbeiten. Als Erfolgsfaktoren für eine bessere titutionelle Koordinierung relevant. Ferner sei die Einbindung der Jugendhilfe wurde Folgendes ge- Berufsfeldentwicklung, unter anderem auch von nannt: Die Jugendhilfe muss selbstbewusster auf- regionalbezogenen historischen Berufen, auszu- treten und auch den eigenen Anspruch kundtun. bauen. Weiterhin sollten für die Teilnehmer von ESF-Pro- jekten mehr Praktika akquiriert und Jobprojekte Als entscheidende Erfolgsfaktoren auf dem Weg zu umgesetzt werden; dies in vernetzten Projekten innovativer Qualifizierung wurden die begleitende mit den anderen Akteuren wie den Jobcentern. Beratung in Gestalt eines Bildungs-Coaches, die Verknüpfung der Bildungsprozesse und die Zusam- menarbeit aller beteiligten Akteure hervorgeho- ben. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 06 - 07 11
Thema 8: Thema 9: Effektive Verbindung von Maßnahmen für LZA Beitrag der NGOs zur Gestaltung von ESF-Pro- und sozialräumliche Ausrichtung grammen für Langzeitarbeitslose In der Gruppe wurde das zentrale - hinter dem Durch den gemeinsamen Mitteleinsatz (ESI-Fonds, In dieser Gruppe wurde diskutiert, wie Nicht-Re- Thema liegende - Problem diskutiert, nämlich Bundes- und Landesmittel und Mittel von Kom- gierungsorganisationen (NGOs) ihre Erfahrung dass die Kooperation zwischen den beteiligten munen, Vereinen und Privaten) eröffne sich die sowohl als WiSo-Partner in den Begleitausschüssen Akteuren, vor allem Kommune, Jobcenter bzw. Möglichkeit, Disparitäten in Städten, Stadtteilen als auch als Leistungsanbieter für Projekte einbrin- Arbeitsverwaltung, Unternehmen verbessert wer- und auch ländlichen Quartieren oder Ortsteilen gen können. Mit ihrer Expertise beraten sie auch den kann. Die Lösung des Problems sei aufgrund durch integrierte soziale, bauliche, wirtschaftliche die Bundesregierung in deren politischer Gestal- sehr unterschiedlicher Zielgruppen bei den Pro- und umweltpolitische Maßnahmen auszugleichen, tungshoheit. Als Arbeitgeber leisten NGOs insbe- jekten meist nicht einfach, und es gebe mehrere Entwicklungshemmnisse (wie Leerstände und sondere einen Beitrag zur Inklusion behinderter Möglichkeiten. In jedem Fall solle der Mehrwert Brachen) zu beseitigen, Arbeitsplätze zu schaffen Menschen, zur Integration von Rückkehrern in den der sozialräumlichen Ausrichtung den einzelnen sowie die soziale Infrastruktur und Integration zu Arbeitsmarkt, z.B. von Alleinerziehenden. Klassi- Kooperationspartnern deutlich gemacht werden. stärken. In Nordrhein-Westfalen bietet die Fachstel- sche Arbeitsfelder sind der Soziale Arbeitsmarkt Notwendig seien kurzfristig z.B. die Ansprache von le für sozialraumorientierte Armutsbekämpfung und die sozialräumliche Quartiersbetreuung. Als möglichen Kooperationspartnern (auch: Treffen (FSA) Städten, Gemeinden und Kreisen sowie ande- typisches Beispiel wurde der Dorfladen genannt. vereinbaren) und Schulungsprogramme für Sozial- ren öffentlichen und gemeinnützigen Akteuren Be- Kurzfristig können NGOs ihre Kompetenz und ihren raummanager, mittelfristig das Zusammenbringen ratung, Qualifizierung und Transfer mit dem Fokus informellen Zugang zu den Zielgruppen einbrin- der Interessenlagen, die Sozialraumorientierung der strategischen Sozialplanung an. Ein geeigneter gen. Mittelfristig sehen sie Möglichkeiten in der der Stadtverwaltung und die Besetzung der Posi- Indikator im Bereich der sozialräumlichen Ausrich- Stärkung regionaler Dienstleistungen im allge- tion des Netzwerk-Koordinators – letztlich müsse tung des ESF sei z.B. die Verringerung der SGB-II- meinen wirtschaftlichen Interesse. Hierzu wurde die Kooperation gelebt und umgesetzt werden. Quote im Quartier von 50% auf 45%. das Potential der von der örtlichen Bevölkerung Als Erfolgsfaktoren wurden genannt: solide Sozial- betriebenen Maßnahmen zur lokalen Entwick- raum-Analyse, Konzentration aller Förderangebote lung (CLLD-Ansatz) im ESF betont. Als wesentliche für den jeweiligen Sozialraum und die Umsetzung Erfolgsfaktoren wurden die Nähe zu den Zielgrup- in Sozialraum-orientierten Förderprogrammen. pen hervorgehoben, die ganzheitliche Erfahrung Als Beispiel, wie die sozialräumliche Ausrichtung in und die Gemeinwohlorientierung. Dabei seien alle der Praxis aussehe, wurde auf den gemeinsamen Fonds mit einzubeziehen und nicht nur der ESF. Projektaufruf „Starke Quartiere – starke Menschen“ verwiesen, der im Rahmen der europäischen Struk- turfonds EFRE, ESF und ELER in Nordrhein-Westfa- len im Förderzeitraum 2014-2020 umgesetzt wird. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 08 - 09 12
Thema 10: Thema 11: Thema 12: Wie ist ein sozialer Arbeitsmarkt zu gestalten? Wie messen wir Beschäftigungsfähigkeit? Verzahnung/Integrationskette In dieser Gruppe ging es um die Möglichkeiten Diese Gruppe beschäftigte sich damit, wie geeig- In dieser Gruppe wurde diskutiert, wie die Integ- und Probleme einer gelungenen Integration in netere Instrumente entwickelt werden können, rationskette für LZA effektiver verzahnt werden den Arbeitsmarkt. Die Diskussion machte deutlich, um die Beschäftigungsfähigkeit besser zu messen. könnte. Dabei wurden die Grenzen der individu- dass es keine einheitliche Definition des sozialen Dabei ginge es vor allem darum, Erfolge in der ellen Projektteilnahme und die personelle Fluktu- Arbeitsmarktes gibt, die von allen TeilnehmerInnen Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit jenseits ation in den Jobcentern als problematisch identi- geteilt wird. Darüber hinaus sei die Zielgruppe der der Integrationsquote abzubilden. Die Integrati- fiziert. Die Integrationskette (= Förderkette) setze LZA sehr heterogen, was die Notwendigkeit einer onsquote trage zu einer einseitigen Wahrnehmung sich zunächst aus der Vermittlung von Grundlagen präzisen Zielgruppenbestimmung notwendig bei. Im Zuge der Gespräche wurde festgestellt, dass gefolgt von Stabilisierung und Aktivierung sowie mache. Die dahinterliegende Frage dieses The- in Mecklenburg-Vorpommern und auch in Rhein- schlussendlich Integration zusammen. Ebenso mas war, wie man Menschen unterstützen sollte, land-Pfalz und Brandenburg an neuen Modellen haben die räumliche Nähe und Impulse durch Coa- die nicht dauerhaft in den Arbeitsmarkt integriert zur Messung der Beschäftigungsfähigkeit gearbei- ches einen entscheidenden Einfluss. werden können. Die Gruppe diskutierte dies da- tet wird. Kurzfristig sollte eine gemeinsame Planung mit hingehend, dass es einen Nachteilsausgleich für Durch die Verwendung eines differenzierteren den Arbeitsmarkt-Akteuren erfolgen. Die Mög- Minderleistungen von LZA für die Betriebe geben Indikators zur Bewertung der Beschäftigungsfä- lichkeiten der Kofinanzierung sollten in diesem müsse und dass ESF-Modellprojekte zum Aufbau higkeit ließe sich erwarten, dass die Projektarbeit Zusammenhang ausgeschöpft und aufeinander von Sozialunternehmen im SGB II nach dem Vorbild jenseits der 25%igen Integrationsquote sichtbarer abgestimmte, aufbauende Förderprogramme der Integrationsbetriebe nach SGB IX verankert werde, die TeilnehmerInnen eine höhere Motiva- entwickelt werden. Mittelfristig sollen Förder- bzw. werden müssten. Als Erfolgskriterien wurden unter tion zeigen würden, ihnen ein höheres Maß an Projektphasen verlängert werden. Als wesentliche anderem identifiziert: die Notwendigkeit eines Selbstreflexion gegeben würde, und insbesondere Erfolgsfaktoren wurden eine kontinuierliche Beglei- echten Passiv-Aktiv-Transfers, das Erfordernis, dazu Integrationsfortschritte jenseits des Arbeitsmarktes tung, eine Heranführung/Integration in Arbeit, die einen Konsens auf regionaler Ebene herzustellen, besser gemessen werden könnten. Als wesentliche Stabilisierung sowie Hilfe zur Selbsthilfe genannt. und die Wichtigkeit einer Planungssicherheit für Erfolgsfaktoren wurden ein kooperativer Prozess die Projektträger durch eine nachhaltige Ausrich- zwischen der Landesverwaltung, den Trägern und tung der Förderprogramme und Verankerung in den Jobcentern sowie die intensive Zusammenar- den Regelstrukturen. beit mit Fachspezialisten auf universitärem Niveau genannt. Zudem sei ein „Verordnen“ der Nutzung der differenzierten Indikatoren entscheidend. Es brauche für die Entwicklung solcher Indikatoren eine wissenschaftliche Begleitung, und es solle am Ende als Produkt ein leicht verständliches und schlankes Instrument stehen. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 10- 12 13
Thema 13: Thema 14: Austausch intensivieren/ermöglichen Vereinfachung Der Austausch zwischen den Verwaltungsbehör- In der Gruppe wurden verschiedene Themen- den auf technischer Ebene findet bereits statt, bereiche diskutiert, die für die Umsetzer vor Ort jedoch mangelt es an thematischem Austausch problematisch sind, wie z.B. Kontrollmechanismen zwischen den Fachressorts der Ministerien über oder Personalkosten- bzw. Restkostenpauschalen. vergleichbare Programmlinien. Ein Hindernis, wel- Probleme würden auch durch den zeitlich versetz- ches den Austausch noch zusätzlich erschwere, sei, ten Ablauf von Umsetzung und Kontrolle bzw. Prü- dass die Richtlinienverantwortlichen nicht immer fung auftreten (z.B. können bestimmte Dinge nach die Fachressorts sind, sondern manchmal auch die erfolgter Umsetzung nicht nachträglich geändert Verwaltungsbehörde (und die Fachressorts arbei- werden, selbst wenn ein entsprechender Fehler im ten zu). Daher gehe Wissen, welches in den einzel- Rahmen einer Prüfung problematisiert wurde). Die nen Bundesländern vorhanden ist, verloren. unterschiedlichen Abrechnungsregime stellen für Zumindest ein jährliches Treffen der Fachrefera- die Träger eine Schwierigkeit dar, wenn sie sich bei te bzw. in einem erweiterten Kreis zu ähnlichen verschiedenen ESF-Programmen auf Bundes- und Themen wäre wünschenswert. Alternativ könnten Länderebene beteiligen. Wenn über Programme Abfragen oder der Austausch zu bestimmten The- nachgedacht werde, solle mehr die Qualität der men schriftlich oder per E-Mail gestartet werden. Durchführung im Mittelpunkt stehen. Derzeit stün- Die Möglichkeiten zu einem Austausch könnten bei den die Abbildung des ESF, die Dokumentation den Treffen der Verwaltungsbehörden oder durch und die Nachweisführung im Vordergrund, jedoch einen Newsletter besprochen werden. Es könnten solle künftig der Fokus mehr auf Ergebnis- und auch Fragen über eine Internetplattform gesam- Output-Orientierung sowie der Umsetzungskom- melt werden. Damit ein intensiverer Austausch petenz liegen. Letztere seien die Erfolgsfaktoren, auch tatsächlich realisiert werde, müssten Initia- an denen sich Vereinfachung auszurichten habe. toren gefunden werden, die die Organisation und das Follow-up übernehmen. Vertiefte Gesprächsrunden Themen 13 - 14 14
In der Diskussion zur Zukunft des ESF nach 2020 wurden die TeilnehmerInnen eingeladen, ihre Vorschläge und Ideen in den Prozess für die Neuge- staltung der Rahmenbedingungen für die Struktur- fonds einzubringen. Zunächst sollten die TeilnehmerInnen in kleinen Gruppen die wichtigsten Ideen auf einem Flipchart notieren und diskutieren. Anschließend wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, die Ergebnisse ihrer Diskussion aufzuschreiben; diese wurden im Rahmen einer Abschlussrunde vorgestellt und nach verschiedenen Kategorien geordnet und zusammengefasst. Im Ergebnis zeigten sich viele relevante Ideen, die nun in die Debatte zur Zukunft des ESF einfließen sollen. Ausblick zum ESF 2020 + 15
Impressionen Gesprächsrunden zu Ausblick zum ESF 2020 + 16
Struktur/Rahmenbedingungen Es wurde festgehalten, dass der ESF allen Regionen sichergestellt werden. Auch wenn Modellprojekte nicht ins Regelsystem übernommen werden, sollte es zur Verfügung stehen und nicht nur auf „arme“ Anschlussfinanzierungsmöglichkeiten geben. Regionen ausgerichtet sein solle. In diesem Zu- Es sollte keine verpflichtenden Finanzinstrumente im Bereich der sozialen Eingliederung geben. Gleich- sammenhang wurde erwähnt, dass der ESF ein zeitig sollte aber die Möglichkeit des Gebrauchs von Finanzinstrumenten in diesem Bereich ausgebaut Instrument der europäischen Solidarität sei und werden. daher (auch in Deutschland) beibehalten werden sollte. Der ESF soll sich nicht zum Transferinstru- Der ESF sollte als Instrument additiv und nicht substituierend agieren. In Ländern mit vergleichsweise ment entwickeln; dies würde ansonsten einen Keil geringem Budget aus dem ESF im Vergleich zu den nationalen Mitteln sollte der Fokus auf experimentel- zwischen die unterschiedlichen Mitgliedstaaten len und innovativen Projekten liegen. Besonders förderwürdige Regionen/ Länder sollten einen breiteren treiben und die Bedürfnisse der ärmeren Menschen Förderansatz wählen können. Keinesfalls sollten die Mittel nur zur Kofinanzierung bestehender nationaler/ in den reicheren Staaten negieren. Der ESF sei regionaler Regelsysteme verwendet werden. Der Mehrwert der europäischen Mittel solle sichtbarer seien. ein zentrales Instrument der regionalen Arbeits- Die Möglichkeit der Konzentration auf wenige Themen sollte noch verstärkt werden. marktförderung. Das „S“ im ESF dürfe jedoch nicht vergessen werden. ESF-Sozialpolitik ist nicht nur Insgesamt sollte der Prüf- und Kontrollaufwand verringert werden. Verhältnismäßigkeit, Fokussierung auf Arbeitsmarktpolitik. Der sozialpolitische Charakter tatsächliche Risiken und Verdientes Vertrauen statt Misstrauen sollte stärker zum Leitprinzip werden. des ESF inklusive sozialräumlicher Ausrichtung sowie sozialer Teilhabe sollte wieder stärker zum Ausdruck kommen. Eine Zusammenlegung der Fonds, beispielsweise ESF und EHAP, könnte überlegt werden. Insgesamt sollte die fondsübergreifende Zusammenarbeit stärker forciert werden. Generell könnte über eine stärkere Bündelung der Budgets nachgedacht wer- den. Der Anteil des ESF an den Strukturfonds sollte weiter erhöht werden. Es wurde auch die Frage aufgeworfen, ob in Deutschland die Notwendigkeit eines Bundesprogrammes bestehe, da der EFRE auch ausschließlich aus regionalen operationellen Programmen besteht. Mehr Nachhaltigkeit bei Modellprojekten solle durch entsprechende Anschlussfinanzierung Ausblick zum ESF 2020 + Ergebnisse 01 17
Innovation Kontinuität, Rechtssicherheit, Verwaltungslastenabbau Der ESF ist in Deutschland ein wichtiges Instrument Die rechtlichen Rahmenbedingungen (inkl. Leitlinien) müssen vor Beginn der Förderperiode feststehen. zur Innovation. Der ESF sollte einen „Experimentier- Das Verhältnis von Mitteleinsatz und Aufwand müsse angemessen sein. Die Verwaltungsstrukturen sollten topf“ haben, in dem Projektideen unabhängig von bereits durch Vorgaben in der Verordnung verschlankt werden. Regelungen für Vereinfachungsoptionen Förderrichtlinien ausprobiert werden können. Der (Pauschalen, Standardeinheitskosten etc.) sollen ex-ante fixiert werden und nicht (nur) ex-post. Es müsse ESF soll dazu benutzt werden, um neue Modelle / Rechtssicherheit garantiert werden. Das Rad soll nicht alle sieben Jahre neu erfunden werden. Funktio- Ansätze zu entwickeln, die dann in das Regelsys- nierende und bewährte Strukturen sollen zur Sicherung der Kontinuität beibehalten werden. Der Aufbau tem übernommen werden können. Durch mehr- neuer Strukturen ist immer mit Kosten verbunden. Die Kosten der Neuaufstellung des Systems sind oft- jährige Förderung für innovative Projekte sollte mals deutlich höher als der Gewinn. eine bessere Absicherung geschaffen werden. Vereinfachung sollte durch die Aufhebung bestehender Regelungen auch wirklich realisiert werden. Die Innovative Projekte brauchen zur ihrer Entwicklung Verordnung solle lesbarer werden, z.B. durch ein Inhaltsverzeichnis. Für manche Projektpartner wäre es eine gewisse Anlaufzeit und müssen dann auch die eine Erleichterung, wenn eine übergeordnete administrative Stelle Aufgaben, wie die Abrechnung der Chance erhalten, ihre Erfolge zu zeigen. Fördermittel, übernehmen würde. Die Eigenverantwortung der Unternehmen dürfe bei der Gestaltung des administrativen Ablaufs nicht vergessen werden. Im Zuwendungsrecht sollte Kontinuität vorherr- schen. Gerade bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen sollten Einschränkungen im Beihilfenrecht aufgehoben werden. Flexibilisierung der ESF-Programme sollte durch Verbindung von Zielgruppen, Kom- binationsangeboten für TeilnehmerInnen ermöglicht werden. Ausblick zum ESF 2020 + Ergebnisse 02 18
Indikatoren Zielgruppen Partnerschaft Die aktuelle Datenerhebung ist teilweise zu auf- Grundsätzlich ging es hier um die Frage, wie Ziel- Die Partnerschaftsvereinbarung habe eine wichtige wendig. Die Datenanforderungen sollten reduziert gruppen in der zukünftigen Förderperiode defi- Rolle bei der Umsetzung des ESF gespielt. Für die werden. Insgesamt sollte eine Reduktion auf leicht niert werden und ob diese verkleinert oder kon- neue Förderperiode sollte es eine noch stärkere erfassbare/ messbare Indikatoren erfolgen. Die zentriert werden sollten. In Zukunft sollte es eine Verpflichtung zur Kooperation zwischen den Part- Indikatoren sollen auf tatsächlich für den ESF rele- Konzentration z.B. auf Flüchtlinge und Langzeit- nern geben. vante Aspekte reduziert werden. Der Umgang mit arbeitslose geben. Die Auswahl von Zielgruppen sensiblen Daten sollte verbessert werden. sollte gut überlegt werden und selektiv erfolgen. Förderung von Flüchtlingen Bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen geht Bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen geht es nicht um die möglichst schnelle Integration in es nicht um die möglichst schnelle Integration in Die Förderung von Flüchtlingen sollte in das be- den ersten Arbeitsmarkt; daher sollten die Indikato- den 1. Arbeitsmarkt, daher müssten/sollten die stehende System aufgenommen werden. Die ren für diese Zielgruppe geändert werden. Soziale Indikatoren für diese Zielgruppe geändert werden Öffnung des ESF für Flüchtlinge sollte sofort erfol- Integration bzw. soziale Teilhabe sollten bereits als (s.o.). gen. Deutschland stemme die Hauptkosten der Erfolg gewertet werden. Weitere sogenannte „wei- Flüchtlingsintegration. Der ESF-Anteil für Deutsch- che Faktoren“ sollen bei der Messung von Erfolgs- land müsse erhöht werden. Keinesfalls sollten indikatoren berücksichtigt werden. Sonderförderstrukturen für Flüchtlinge geschaffen werden. Die Unterstützung sollte im allgemeinen System erfolgen, um einer eventuellen Stigmatisie- rung sowie dem Wettbewerb oder Neid zwischen Zielgruppen vorzubeugen. Kooperation, Mobilität, Transnationalität Ein kooperativer Ansatz sollte für die ESF-Förde- rung festgeschrieben werden. Ein transnationaler Ansatz sollte als Gegenpol zur Nationalisierung stärker forciert werden. Die transnationale Kom- ponente sollte eine Bedingung für die Förderung werden. Es wurde auch eine stärkere Förderung der ländlichen Gebiete verlangt. Ausblick zum ESF 2020 + Ergebnisse 03 19
Zum Abschluss des Workshops beschäftigten sich die TeilnehmerInnen im Rahmen einer Podiums- diskussion mit der Ratsempfehlung zur Integra- tion von Langzeitarbeitslosen, die im Februar von den Mitgliedstaaten auf Vorschlag der Europäi- schen Kommission angenommen wurde. Auf dem Podium saßen: Georg Moser (ESF-Verwaltungsbe- hörde Bayern), Katharina Opitz (Bundesagentur für Arbeit), Ulrike Storost und Carsten Glietsch (beide GD EMPL). Moderiert wurde die Diskussion von Carsten Schierenbeck. Dialog zur Ratsempfehlung 20
Zentrale Aussagen der Podiumsdiskussion: Allgemeines Öffentlich gefördert Beschäftigung / • Die in der Ratsempfehlung genannten Maß- Sozialer Arbeitsmarkt nahmen – Meldung bei der Arbeitsverwaltung, • Öffentlich geförderte Beschäftigung (ÖGB) ist individuelle Bestandsaufnahme, Abschluss ei- ein wichtiges Instrument für arbeitsmarktfer- ner Wiedereingliederungsvereinbarung, engere ne Personen, die Tätigkeiten sollten jedoch Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern – wur- sinnstiftend und marktnahe sein und einen den grundsätzlich als positiv beurteilt. Schritt auf dem Weg in sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung darstellen. • Als Erfolgsfaktoren für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für LZA in Deutschland wurden • Verwiesen wurde darauf, dass europaweit genannt: Einbindung des Arbeitgebers mit ca. 31% der Mittel für arbeitsmarktpolitische professioneller und gezielter Arbeitgeberans- Maßnahmen in ÖGB fließen, ÖGB jedoch nicht prache auf gleicher Augenhöhe, persönliches immer die Eingliederung in den 1. Arbeitsmarkt Zusammenführen von Arbeitgeber und Arbeit- ermögliche. Vor allem in osteuropäischen Län- nehmer, Unterstützung aller Beteiligten durch dern gebe es einen starken Fokus auf ÖGB mit Coaching, v.a. Coaching-on-the-job, und die bestimmten Zielgruppen. Zitiert wurde eine Unterstützung für LZA auch nach Arbeitsauf- Studie der Europäischen Kommission2, die zei- nahme. ge, dass ÖGB-Programme recht langlebig sein könnten (durchschnittliche Laufzeit: 17 Jahre), 1 Becker, Irene (2015), Der Einfluss verdeckter Armut auf das Grundsicherungsniveau. Hans-Böckler-Stiftung. Arbeit • Hinsichtlich der Meldung von LZA bei der Ar- obwohl es umfangreiche Evidenz bezüglich der und Soziales. Arbeitspapier 309. Düsseldorf. beitsverwaltung wurde bezüglich der Situation Ineffektivität und Ineffizienz solcher Program- Becker, Irene; Schüssler, Reinhard (2014), Das Grundsiche- in Deutschland auf Studien verwiesen1, wonach me in Bezug auf die Rückkehr in Beschäftigung rungsniveau: Ergebnis der Verteilungsentwicklung und normativer Setzungen. Eine empirische Analyse auf Basis bis zu 40% der LZA nicht gemeldet und somit gebe. der EVS 2003 und 2008. Arbeitspapier Nr. 298. Hans-Böck- nicht erfasst seien. Kritisch wurde auch der ler-Stiftung. Düsseldorf. Rückgang der Eingliederungsmittel seit 2010 • Die Beschäftigungsphase des ESF-Programms Bruckmeier, Kerstin et al. (2013), Simulationsrechnungen zum Ausmaß der Nicht-Inanspruchnahme von Leistungen bewertet. Aufgrund der bestehenden Untertei- „Bürgerarbeit“ sei als wenig effektiv bewertet der Grundsicherung. IAB-Forschungsbericht, 05/2013. lung in die Rechtskreise SGB II und SGB III mit worden, v.a. aufgrund der „falschen“ Teilnehme- Nürnberg. unterschiedlichen Budgets und Strukturen sei rauswahl und des Unterschieds von Konzeption 2 European Commission (2015): Commission Staff Wor- der Single-Contact-Point in Deutschland noch und Zielsetzung: im Rahmen der Beschäfti- king Documents, Analytical Supporting Document Accom- nicht realisiert. Auch innerhalb des SGB II gibt gungsphase wurden zuvor nicht aktivierte LZA panying the document Proposal for a Council Recommen- es strukturelle bzw. organisationale Unterschie- in ÖGB vermittelt, Zielsetzung des Programms dation on the integration of the long-term unemployed into the labour market, SWD(2015) 176 final, pages 19 f. de. war jedoch ausdrücklich die Eingliederung in den 1. Arbeitsmarkt. Dialog zur Ratsempfehlung 01 21
Der Europäische Sozialfonds • Dem ESF wurde eine wichtige Rolle bei der Ar- Schwierigkeiten, Arbeitsplätze zu schaffen. Dies • Weiterhin wurde lebhaft darüber diskutiert, ob beitsmarktintegration von LZA zugeschrieben. könne eine gute Wirtschaftspolitik leisten. Ein die Zielgruppe für den sozialen Arbeitsmarkt Aufgrund seiner Flexibilität erlaube der ESF zweiter Arbeitsmarkt könne nicht stellvertre- ausschließlich über das Kriterium der einge- über die SGB II-Förderung hinausgehende, in- tend für einen ersten Arbeitsmarkt sein, auch schränkten Leistungsfähigkeit („Minderleis- novative und flexible Maßnahmen, insbesonde- aus Gründen der Finanzierung. tung“) definiert werden kann. Dies wurde als re hinsichtlich der Verwaltung, der Betreuung, wichtig erachtet, um z.B. den sozialen Arbeits- der Qualifizierung, der personalisierten Ansät- • Das Problem der strukturellen Arbeitslosig- markt besser von anderen arbeitsmarktpoli- ze, der Einbindung einzelner Arbeitgeber mit keit sei in der Ratsempfehlung ausgeblendet tischen Instrumenten wie Eingliederungszu- Nachbetreuung und der Nachhaltigkeit (da LZA worden und gleichzeitig werde aber an dem schüsse abzugrenzen. oftmals bereits nach sechs Monaten Beschäfti- Ziel der Integration in den ersten Arbeitsmarkt gung wieder in das Hilfssystem zurückfallen). festgehalten. Fraglich ist jedoch, ob es gelingt, Daneben wurden folgende weitere Punkte als Menschen mit mehrjähriger Arbeitslosigkeit Rückmeldung an die Europäische Kommission Im Anschluss an die Ausführungen der Podium- und nach 2-jähriger arbeitsmarktpolitischer gegeben: steilnehmer gab es eine rege Diskussion, an der Förderung an Unternehmen des ersten Arbeits- sich die TeilnehmerInnen des Workshops beteilig- markts zu vermitteln. • Es geht bei der Diskussion um die Arbeitsmarkt- ten. Im Mittelpunkt dieser offenen Diskussions- integration von LZA auch um das Menschen- runde standen verschiedene Beiträge, die sich • Bei aller Diskussion um den Sozialen Arbeits- bild. Zu fragen sei: Was muss für die LZA „drum vorrangig mit dem Verständnis, der Ausgestaltung markt und ÖGB sollte nicht vergessen werden: herum“ passieren, damit sie Dienstleistungen in und der Anschlussfähigkeit des Sozialen Arbeits- Es geht nicht um eine Dauerförderung im Anspruch nehmen? Wo setzt Hilfe zur Selbsthil- marktes beschäftigten. Die zentralen Aussagen Sozialen Arbeitsmarkt, sondern um soziale Un- fe an? Wo und was muss man von LZA fordern, waren hier: ternehmen, die recht marktnah agieren, wenn dass sie auch für sich selbst tätig werden? auch mit öffentlicher Förderung. • Die Wiedereingliederung in den ersten Arbeits- • Die Europäische Kommission sollte ihre Papiere markt muss Priorität haben. Für eine kleine, eng • Es gibt keine einheitliche Definition von Sozia- zur Beschäftigung und Arbeitslosigkeit nicht definierte Zielgruppe solle die öffentlich geför- lem Arbeitsmarkt und sozialem Unternehmer- nur mit der Bundesagentur und mit einem derte Beschäftigung als alternative Maßnahme tum. Die Europäische Kommission spricht von ganz bestimmten Blick diskutieren. Der ESF erhalten bleiben. Es sollte jedoch im Einzelfall public work schemes als ÖGB. Die verschiede- verfolge einen sozialraumorientierten Ansatz ständig überprüft werden, wann eine Überfüh- nen Formen der ÖGB und des sozialen Unter- und Fragen der Teilhabe und Daseinsvorsor- rung in den ersten Arbeitsmarkt möglich ist. nehmertums würden nicht in Frage gestellt, ge werden auf kommunaler Ebene gelöst. In problematisch sei aber, wenn die Zielsetzung manchen Fällen sei dabei das Instrumentarium • Es besteht neben dem Mismatch- auch ein Ar- der Wiedereingliederung in den ersten Arbeits- der Bundesagentur eher Teil des Problems und beitsplatzproblem. Die Arbeitsmarktpolitik hat markt fehlt. nicht der Lösung. Dialog zur Ratsempfehlung 02 22
Sabine Soeder präsentierte allen TeilnehmerInnen die von ihr während des Workshops angefertigten Zeichnungen, die „Visuellen Aufzeichnungen“. Adam Pokorny dankte allen TeilnehmerInnen für ihre aktive Teilnahme am Workshop und versicherte, dass die gewon- nenen Erfahrungen in zukünftige Diskussionen, sei es zur Zukunft des ESF nach 2020 oder zur Langzeitarbeitslosigkeit, eingebracht werden. Er dankte weiterhin den ModeratorIn- nen für ihre Unterstützung bei der Organisation und Durch- führung des Workshops sowie den KollegInnen des deut- schen Teams seiner Abteilung, deren Engagement wesentlich war, damit dieser Workshop so stattfinden konnte. Herr Pokorny kündigte an, dass es ein Follow-up für den Workshop geben wird, damit die begonnenen Gespräche fortgesetzt werden können. Die Ergebnisse der Gesprächsrun- den wurden bereits an die TeilnehmerInnen und Interessier- ten der einzelnen Gesprächsrunden versendet. Ein weiterer Baustein des Follow-up ist die vorliegende Dokumentation. Anschließend werden die TeilnehmerInnen des Workshops Informationen zu einer speziell eingerichteten Internet-Platt- form erhalten, auf der Erfahrungen und Standpunkte zu den Themen des Workshops weiter ausgetauscht und die be- gonnenen Gespräche und Diskussionen fortgesetzt werden können. Zum Abschluss der Veranstaltung hatten alle TeilnehmerIn- nen die Möglichkeit, mit einem Schlagwort festzuhalten, was sie aus dem zweitägigen Workshop mitnehmen möchten: Abschluss, Danksagung und Follow-up 23
„Check-Out“ - Was nehme ich jetzt mit? 24
Dokumentation der Ergebnisse: EUROPÄISCHE KOMMISSION GD Beschäftigung, Soziales und Integration Länderreferat Deutschland Adam Pokorny und Team Graphic Recording und Grafik Dokumtentation Sabine Soeder, CoCreativeFlow Dokumentation 25
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