Abtauchen - nach all den vielen Erlebnissen und Eindrücken aus dem vergangen Schuljahr
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
27. Jahrgang · Nr. 3 · Juli 2014 Mitteilungen des Liechtensteinischen Gymnasiums LG, des Gymnasiallehrervereins GLV und der Elternvereinigung EVLG Abtauchen – nach all den vielen Erlebnissen und Eindrücken aus dem vergangen Schuljahr
Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Erst einmal abtauchen – nach all den vielen Erlebnissen, Aktionen, Titelfoto: LG-Bildarchiv Martin Walch Schulaufgaben, Veranstaltungen, Informationen und Eindrücken aus dem vergangen Schuljahr. Und dann wieder auftauchen – mit neuer Energie und Wünschen für die Zukunft. Das gilt für die gesamte Schulfamilie, v.a. aber wohl für die Maturantinnen und Maturanten, die 2014 ihr Reifezeugnis erhalten haben. Herzlichen Glückwunsch auch von unserer Seite zur bestandenen Matura! Auch von ihnen werden einige sicherlich zunächst abtauchen, Inhaltsverzeichnis neue Wege suchen im Zwischenjahr, im Studium, bei einer Ausbildung Schulintern oder sonst irgendwo – abseits der Schule, vielleicht weg aus Liechten- 3 Über den bilingualen Unterricht stein. Aber viele werden bestimmt auch wieder auftauchen, an der Ein Fach stellt sich vor Schule bei öffentlichen Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Musik- 4 Ethik abenden oder Vorträgen, in Liechtenstein während der Semesterferien Rückblick oder (später) für immer. 6 SCHILF 2014 – «Man kann nicht nicht lernen» Wir haben mit tatkräftiger Unterstützung der Autorinnen und Autoren 8 Matura heisst: Studierfähigkeit und «vertiefte Gesellschaftsreife» der verschiedenen Artikel einen exemplarischen Überblick über die 9 Mega Memory Day Aktivitäten des letzten Abschnitts des Schuljahres zusammengestellt. 10 Architekturtag Vielleicht eben auch als Anreiz, um mit frischem Wind und neuer Kraft 11 Frauenbusinesstag – Schülerinnen wieder aufzutauchen in der vielfältigen Welt des LG. lernen «Netzwerken» 12 Comenius-Projekt Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die uns geholfen haben – Sie, 14 Ein Jahr «GYMI FOR CHANGE» 17 Italienisches Menü mit Schweizer liebe Leserinnen und Leser – über das Schulleben auf dem Laufenden Vorspeise zu halten und natürlich an alle, die das LG so bunt gestalten. 18 Soirée musicale 19 SHOWTIME 2014 Wir wünschen Ihnen einen erholsamen und angenehmen Sommer. 20 Broadway-Atmosphäre in der Aula Auch wir tauchen ab, freuen uns aber schon jetzt, mit der nächsten Hinter den Kulissen Ausgabe im neuen Schuljahr wieder aufzutauchen und verbleiben 22 NoFaLG – Damit das Richtige bis dahin mit freundlichen Grüssen passiert, wenn etwas passiert Andrea Kühbacher und Anton Stelzer Buchtipps 23 Büchersommer Letzte Seite 24 Gymnasium unter Wasser 2 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Schulintern «Ich würde mich wieder für den bilingualen Unterricht entscheiden» In diesem Jahr maturiert am die mit der Wahl verbunden war. Den Ent- Liechtensteinischen Gymnasium scheid erleichtert haben für drei Viertel der zum ersten Mal eine bilinguale Schülerinnen und Schüler gute bis sehr gute Klasse mit 16 Schülerinnen und schulische Leistungen. Für 40 % war auch Schülern. Der bilinguale Unterricht wichtig, dass der Kollege oder die Kollegin am Liechtensteinischen Gymnasium sich ebenfalls für den bilingualen Unterricht wurde im Schuljahr 2010 / 2011 für entschieden hat. eine Dauer von fünf Jahren als Schulversuch eingeführt. Den Entscheid erschwert hat für die 16 Schülerinnen und Schüler die einge- Bilingualer Unterricht als schränkte Profilwahl, die Unsicherheit Schulversuch wegen Englisch als Unterrichtssprache und Helmut Konrad, Abteilungsleiter Mittel- Im Rahmen des Schulversuches wurde die wegen der Noten in den bilingualen Fächern und Hochschulwesen (Foto: LG-Bildarchiv) Führung einer Klasse in den Profilen Lingua (je 20 %). und Neue Sprachen bewilligt. Hier wird Schülerinnen und Schüler haben die einge- Englisch als Unterrichtssprache in den Allgemein gute Erfahrungen schränkte Profilwahl (Lingua und Neue Fächern Mathematik und Geografie einge- Die Rückmeldung der Schülerinnen und Sprachen) als Grund genannt, warum sie setzt. Zwischenzeitlich wurde der bilinguale Schüler, die sich für den bilingualen Unter- sich nicht für den bilingualen Unterricht Unterricht auf das Fach Wirtschaft und richt entschieden haben, ist sehr positiv. entschieden haben. Weitere oft genannte Recht in der 7. Klasse ausgeweitet. Für die Mit einer Ausnahme würden sich alle wieder Gründe (> 25 %) waren die Unsicherheit Zulassung in die bilinguale Klasse müssen so entscheiden. Die Schülerinnen und bzgl. der Unterrichtssprache Englisch sowie Schülerinnen und Schüler bestimmte An- Schüler konnten dem bilingualen Unterricht der Note in den bilingualen Fächern. Rück- forderungen und Voraussetzungen erfüllen. von Anfang an gut folgen, das Niveau der blickend würden sich 30 % der Schülerinnen Unterrichtssprache war für 80 % der Be- und Schüler für den bilingualen Unterricht Am Ende des Schuljahres 2014 /2015 soll fragten angemessen. Drei Viertel schätzen entscheiden, wenn sie nochmals vor dieser nach zwei abgeschlossenen Maturajahr- ihre Sprachkompetenz in Englisch aufgrund Wahl stünden. gängen der Schulversuch evaluiert und im des bilingualen Unterrichts allgemein als positiven Fall rechtlich verankert werden. besser ein, auch wenn sich nur bei einem Ausblick Als Grundlage für die Evaluation wurde Drittel die Englischnote verbessert hat. Diese Umfrage zum bilingualen Unterricht bei allen diesjährigen Maturaklassen eine wird in einem Jahr mit den nächstjährigen Umfrage zum bilingualen Unterricht durch- Alle Schülerinnen und Schüler, die sich für Maturaklassen sowie den nächstjährigen geführt. das Angebot entschieden haben, sind der 6. Klassen wiederholt. Das ergibt dann in Auffassung, dass der bilinguale Unterricht der Summe ein breiter abgestütztes Bild Gründe für die Wahl des bilingualen weitergeführt werden sollte, für zwei Drittel über den Schulversuch. Einbezogen in die Angebots sollte das Angebot auf weitere Fächer Evaluation werden dann auch die Lehr- Gründe, weshalb sich Schülerinnen und ausgedehnt werden. personen, die ihr Fach immersiv unterrichtet Schüler für den bilingualen Unterricht ent- haben. All diese Rückmeldungen werden schieden haben, waren vor allem die Ver- Gründe für die Nichtwahl des Grundlage für einen Bericht des Schulamtes besserung der Sprachkompetenz in Englisch bilingualen Angebots an die Regierung sein, die dann über die durch das Erlernen der Sprache in einem Von den Schülerinnen und Schülern, die den rechtliche Verankerung des Schulversuchs angewandten Zusammenhang, erhoffte bilingualen Unterricht nicht gewählt haben, zu entscheiden hat. Vorteile für später (Studium und Beruf) hat sich die Hälfte für das Angebot grund- sowie die persönliche Herausforderung, sätzlich interessiert. Mehr als die Hälfte der Helmut Konrad, Schulamt LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 3
Ein Fach stellt sich vor Ethik: Es ist das Leben selbst, das die Themen vorgibt «Was soll ich tun?» – Mit dieser Titel-Frage umschrieb Kant vor mehr als 200 Jahren, worum es im Fach Ethik bzw. Moralphilosophie geht. Er meint damit nicht die Frage, die vielfach aus Langeweile auf Facebook gestellt wird, sondern: Was ist «das Richtige», das zu tun ist? Foto: st-ktf.univie.ac.at Das griechische Wort «ethike» bedeutet betrieben heute abzuhelfen, das erklärt wie das lateinische «mos» (Moral) eigentlich die zahlreichen Bücher und Artikel, Radio- Gewohnheit, Sitte, Brauch. Die Beschäftigung und Fernsehsendungen zum Thema – damit ist aber gerade zu diesem Zeitpunkt davon brummt das Internet. aktuell geworden, als die Menschen sich nicht mehr einfach auf ihre Traditionen ver- Und diesem Bedürfnis versuchen wir am lassen konnten. Das war spätestens seit LG mit einem Jahr Ethik-Unterricht auf der Sokrates der Fall, der den Menschen und 5. Stufe mit zwei Wochenstunden entgegen- das für diesen angemessene, gute Leben ins zukommen. «Lassen sich Notlügen recht- Zentrum seiner Unter suchungen rückte. fertigen?» «Müssen wir beim Ressourcen- verbrauch auf kommende Generationen Und das ist erst recht der Fall in unserer Rücksicht nehmen?» «Was ist eine gerechte Moderne, die alles Hergebrachte auflöst, die Lehrperson?» «Was bedeutet es für mich, Gewissheit der Religionen in Frage stellt, glücklich zu sein?» «Darf man peinliche Fotos viele Menschen auf dem Planeten durch- anderer Menschen veröffentlichen?» einanderwirbelt, jeden Tag neue Heraus- forderungen stellt. Und uns mit unseren Das Fach Ethik soll unseren Schülerinnen Orientierungsbedürfnissen allein lässt. Dem und Schülern helfen, solche und andere versuchen die vielen Ethik-Kommissionen Fragen zu beantworten. in staatlichen Institutionen und Wirtschafts- 4 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Orientierung an Werten und handeln können. Das beabsichtigen die Medizinethik, Umweltethik, Wirtschaftsethik, Normen Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern Medienethik etc. – Es ist das Leben selbst, Ethik lehrt nicht den Umgang mit Fakten, selbst natürlich auch – aber ein eigenes das die Themen vorgibt. sondern die Orientierung an Werten und Unterrichtsgefäss kann gezielt und syste- Normen. «Der Ethik-Unterricht schult die matisch Situationen simulieren, in denen Konrad Kindle Fähigkeit, unter selbstkritischem Gebrauch ethische Entscheidungen eingeübt, getroffen der Vernunft über all das nachzudenken, und begründet werden. Ethik unterrichten derzeit: Renate Gebele, was uns persönlich, den Institutionen und Stefan Hirschlehner, Andrea Kühbacher, Gemeinschaften als wert oder unwert, als Die Dialoggemeinschaft der Klasse Holger Marxer und Konrad Kindle. relevant oder irrelevant gilt und erscheint. In der Dialoggemeinschaft der Klasse wird Er lehrt die Folgen zu bedenken, die sich gelernt, dass nicht nur die eigenen Ideen aus unseren Wertsetzungen für unser Tun zählen, dass diese noch tiefer reflektiert, und Lassen ergeben (…) Die Schüler noch deutlicher formuliert werden können, sollen für ihr weiteres Leben befähigt und dass man Konsens finden und Meinungs- willens werden, im Rahmen ihrer Möglich- verschiedenheiten aushalten kann – und keiten dazu beizutragen, das Leid in dieser all das schärft die Sozialkompetenz. Damit Welt zu reduzieren» – so steht es im leistet der Ethik-Unterricht einen wichtigen Lehrplan. Beitrag zum Ziel des Gymnasiums: der Literaturhinweise Maturität als «Reife». Der Schweizer Werfen Sie einen Blick in unser Die Antworten, die die Ethik dazu liefert, Bildungsforscher Franz Eberle bezeichnet Schulbuch: «Ethik aktuell» von sind die Ansichten und Vorschläge der als zweiten Hauptzweck des Gymnasiums Peters und Rolf aus dem bedeutendsten Denker der Menschheits- neben der Studierfähigkeit die «vertiefte C.C.Buchner Verlag. geschichte. Diese dürfen nicht als fixe Gesellschaftsreife», worunter er die Vor- Für Jugendliche und Junggebliebene: Meinungen und starre Dogmen aufgefasst bereitung der Schüler auf anspruchsvolle «Tu was du willst» von Ernesto werden, sondern als Anleitungen und Aufgaben in der Gesellschaft versteht. Savater oder «Die Kunst, kein Egoist Ermutigungen zum eigenen Vernunftge- zu sein» von Richard D. Precht. brauch. Der Ethik-Unterricht will nicht Was wird im Unterricht behandelt? «moralisieren», heisere Stimmen und rote Zum Beispiel die wichtigsten ethischen Weiterführend: «Einführung in die Köpfe erzeugen, auch keine Gesinnungen Theorien: Die Tugendethik, die davon aus- Ethik» von Annemarie Pieper und eintrichtern. Er bleibt jedoch auch nicht geht, dass vorgegebene Werte, Haltungen das «Lexikon der Ethik» von bei einem billigen Relativismus stehen à la unser Verhalten bestimmen sollten. Bekannt Otfried Höffe. «Das muss jeder selbst wissen». Richtig sind die vier Kardinaltugenden Klugheit, daran ist: Entscheiden und verantworten – Mut, Gerechtigkeit und Masshalten. Der Das an grösseren Zeitungskiosken das muss jeder, jede selbst. Utilitarismus, der sagt, man soll sich daran erhältliche, anschaulich gemachte orientieren, welche Folgen unsere Hand- «Philosophie Magazin» enthält auch Ethik-Unterricht kann uns nicht zwingend lungen haben: Nutzen oder Schaden. Die immer wieder Beiträge zur Ethik. zu «guten Menschen» machen, wohl aber Pflichtethik, die von unseren vernünftigen Im Internet: Justice with Michael haben wir Unterrichtende die Hoffnung, dass Motiven ausgeht; hier lauert der berühmte Sandel, Harvard University. er das Gewissen schärft, die Urteilsfähigkeit, kategorische Imperativ. Amüsante Vorlesungsreihe zum die Rücksichtnahme und das Engagement Thema Ethik. www.youtube.com fördert und dazu beiträgt, dass die Jugend- Diese und andere theoretischen Ansätze A Justice with Michael Sandel lichen in Konfliktsituationen Entscheidungs- lassen sich in zahlreichen Bereichen der möglichkeiten durchdenken und moralisch Angewandten Ethik sodann überprüfen: LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 5
Rückblick SCHILF 2014 – «Man kann nicht nicht lernen» Im Gespräch mit Referent Dr. Heinz Brunner In der zweitägigen schulinternen Evaluation des Unterrichts und damit die Fotos: LG-Bilarchiv Eugen Nägele Fortbildung vom 16. und 17. April Gestaltung des Unterrichts naturgemäss beschäftigte sich das Kollegium des einen besonderen Stellenwert ein. Die LG im Rahmen der Unterrichts- diesjährige schulinterne Fortbildung am LG entwicklung schwerpunktmässig war also als Vertiefung im Rahmen dieses mit SOL, d.h. selbst organisiertem Prozesses zu sehen. Lernen. Brunner nahm die einleitenden Worte des «Das Hirn lernt das, was es selbst Rektors gerne auf und wies seinerseits auf lernen will» die Bedeutung von SOL hin: In der Balance Das ist eine der Hauptaussagen des Refe- von Konstruktion und Instruktion liege renten Dr. Heinz Brunner in seinem Ein- nach Meinung der aktuellen Unterrichts- gangsreferat zum Thema SOL. Dr. Brunner forschung das Geheimnis eines erfolgreichen ist u.a. Referent in der Lehrpersonen-Weiter- Unterrichts. SOL könne hierzu einen grossen bildung an der Universität Zürich und der Beitrag leisten, da das Hirn eben das lerne, PH Bern. In seinem anschaulich gestalteten was es selbst lernen wolle – es konstruiere Vortrag erläuterte er theoretische und sich also immer selbst die eigene Wirklich- praktische Grundlagen zur Umsetzung keit und Wahrheit. Das bedeute aber nicht, von SOL. dass die Lehrpersonen im Lernprozess überflüssig werden würden – im Gegenteil. In seiner Begrüssung betonte Rektor Eugen Die Lehrpersonen seien gefordert als Nägele die Bedeutung der intensiven «Regisseure», Beschäftigung mit innovativen Unterrichts- – die günstige Lernumgebungen mit formen. Im Rahmen des Evaluationspro- angemessenen Arbeitsaufträgen gestalten, zesses der gesamten Schule nehmen die 6 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Gemeinsames Erarbeiten – Mitglieder der Fachschaft Englisch – das selbstständige Lernen im Rahmen Die Lehrpersonen, die nicht an diesen von Lerncoaching begleiten, Workshops teilnahmen, beschäftigten sich – zur Lernprozessreflexion anleiten selbstständig mit SOL und erarbeiteten – und Leistungen schliesslich beurteilen. in Teams Unterrichtseinheiten, die dem Anspruch dieser Unterrichtsform im Die Lehrpersonen seien also dafür zuständig, besonderen Masse gerecht werden können. das Gehirn möglichst dazu zu bringen, etwas Die Arbeit wurde in diesem Sinne am Sinnvolles lernen zu wollen. zweiten Tag der schulinternen Lehrerfort- bildung fortgesetzt. Im Laufe des Vortrags und der anschliessen- den Diskussion zeigte sich, dass viele Aspekte Anton Stelzer von SOL bereits Eingang in den Unterricht am LG gefunden haben: angefangen von bestimmten Arbeitsaufträgen in einzelnen Lektionen über Projekte im Rahmen des Unterrichts bis hin zur Projektwoche und nicht zuletzt natürlich die Begleitung der Facharbeiten. In weiteren Workshops informierte Brunner die anwesenden Lehrpersonen über spezielle Themen zu SOL. Im Zentrum der vier Wahlangebote standen die Fragen, wie man als Lehrperson das Lernen starten, begleiten, reflektieren und beurteilen kann. LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 7
Rückblick Matura heisst: Studierfähigkeit und «vertiefte Gesellschaftsreife» Zu diesem Schluss kam Prof. Dr. dringlich vor Zulassungsprüfungen an den Franz Eberle (Universität Zürich) Universitäten, denn diese hätten zur Folge, bei seinem Vortrag «Aktuelle Heraus- dass die Gymnasien sich – auf Kosten des forderungen an das Gymnasium» Vermittelns von breitem Allgemeinwissen – anlässlich der Lehrerinnen und Lehrer- zu fachspezifisch ausrichteten. Die Matura konferenz des Liechtensteinischen muss nicht härter werden. Viel wichtiger ist Gymnasiums im Frühjahr 2014. es, dass Maturanden neben der Vorbereitung auf eine Studierfähigkeit auch lernen, sich mit Das Gymnasium ist immer wieder gesellschaftlichen Problemen auseinanderzu- zu begründen setzen. Fachspezifisches Wissen und Können Eberle begann mit einem provokantem soll nur dann vorausgesetzt werden dürfen, Statement: «Absolventen von Fachuni- wenn es dem Ziel der vertieften Gesell- versitäten sollen keine Fachidioten sein. – schaftsreife nicht nur dient, sondern für Franz Eberle plädiert für eine vertiefte Wo lernen sie das? Im Gymnasium!» dieses auch notwendig ist. Nur so könne Gesellschaftsreife. später ein verantwortungsvoller Manager (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) Das Gymnasium heute muss garantieren, auch die ethischen oder nichtökonomischen dass seine Absolventen über eine Studierfä- Aspekte seiner Entscheidungen abschätzen higkeit verfügen. Die Frage ist aber, für können. welches Fach sollten sie studierfähig sein? Weil mit der Matura die Zutrittsberechti- Trotz guter Vorbereitung – die kalte gung für alle Studienfächer verliehen wird, Dusche kommt sollte Maturanten – konsequent gedacht – Es bleibt für Eberle daher nur ein Weg, um dazu befähigt sein, jedes Studium erfolgreich die allgemeine Studierfähigkeit für alle zu aufzunehmen. Damit aber nicht genug: Im verbessern. In Zukunft sollte es zumindest Gymnasium müssen die Schülerinnen und bei überfachlichen Studierkompetenzen – Schüler nicht nur die Studierfähigkeit wie zum Beispiel Zeitmanagement oder SOL Zur Person erwerben, sondern auch lernen, anspruchs- (Selbstorganisiertes Lernen) – sowie bei Franz Eberle ist ordentlicher Professor volle Aufgaben in der Gesellschaft zu zentralen Fachkompetenzen keine Lücken für Gymnasialpädagogik und Direktor übernehmen. Eberle nennt dies die Förde- mehr geben dürfen. Konkret meint er der Abteilung Lehrerinnen- und rung einer «vertieften Gesellschaftsreife». damit die Erstsprache, Englisch, Mathematik Lehrerbildung Maturitätsschulen des und Informatik-Anwendung. In diesem Zu- Instituts für Erziehungswissenschaft Nicht härter, sondern besser werden sammenhang müsste aber auch über die der Uni Zürich. Eberle war Leiter Wie viel Geschichtskenntnisse verlangt Möglichkeit, schlechte Noten kompensieren der Evamar-II-Studie und ist Mitglied die Universität für ein Geschichtsstudium, zu können, nachgedacht werden. Ganz der Schweizerischen Maturitäts- wie viel Geografiewissen für ein Geografie- pragmatisch tröstet Eberle am Schluss die kommission. In dem 2013 erschiene- studium? Wenn jedes Studienfach seine Zuhörer: Bei noch so guter Vorbereitung nen Buch «Bildung am Gymnasium» Spezialvoraussetzungen haben will, besteht durch die Schule, die kalte Dusche am beschreibt Eberle die Ziele und die Gefahr überfrachteter Lehrpläne im Studienbeginn lasse sich nicht vermeiden. Ausgestaltung des Gymnasiums am Gymnasium. So wäre die Forderung nach Da müsse jede Studentin, jeder Student Beispiel Schweiz und gibt einen mehr Eingangswissen in Chemie fraglich, durch, denn Universität und Gymnasium Überblick über die Diskussion der wenn dieses nur der Entlastung des Chemie- sind nicht dasselbe. letzten Jahre. studiums dienen würde, nicht aber für das Verständnis nötig wäre. Eberle warnte ein- Andrea Kühbacher 8 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Mega Memory Day: Wo bleibt der Trick? «Lernen lernen» war das Thema der Vorträge von Gregor Staub, die er im März in der Aula des Liechtensteinischen Gymnasiums viermal hielt. Er zeigte Schülerinnen und Schülern der Unterstufe und Oberstufe, Lehrpersonen sowie Eltern, wie man das Gedächtnis besser trainieren kann. In der Aula wird noch gemurmelt, ein paar irren umher und suchen nach Plätzen. Gespannt, voller Vorfreude und auch kritisch warten alle Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen darauf, dass der gross Eigentlich kennt man sie schon: Eselsbrücken. Wie merkt man sich 20 Begriffe? angekündigte Gregor Staub auf die Bühne Man verknüpft Bilder oder Vokabeln mit (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) tritt. Werden das zwei langweilige, lustige lustigen Worten in der eigenen Sprache, oder spannende Stunden? Nach einer die ähnlich klingen. Oder man prägt sich kurzen Begrüssung durch Prorektor Roland eine seltsame Geschichte ein und kommt Hilti beginnt Gregor Staub seinen Vor- drauf, dass man dadurch nun alle Staaten trag – ganz altmodisch mit einer Flipchart in Nord- und Südamerika gelernt hat. und Stiften. Nachdem sich das Publikum mit seiner «Weiss jemand, was jetzt kommt?», so Methode Körperteile auf Thailändisch startet er den Vortrag. «Habt ihr mich schon gemerkt hat, ist es begeistert. Es scheint gegoogelt?» Gleich nimmt er Kontakt mit gar nicht zu merken, wie schnell die Zeit dem Publikum auf und erzählt von seinen vergeht. Nach spannenden zwei Lektionen klugen Töchtern, den neuen Krokodilleder- ist der Vortrag zu Ende und die Schüle- schuhen aus Venedig und dem Handyspiel rinnen und Schüler gehen mit einer Menge «Candy Crush». Wenn er es spiele, vergässe neuem Wissen in die Mittagspause. er vor lauter Spass am Spiel die Zeit. Das nennt sich Flow. Sein Ziel ist es, dass man Es stellt sich aber die Frage, ob es nicht beim Lernen auch in einen Flow kommt. leichter ist, alles auswendig zu lernen, anstatt noch eine Geschichte erfinden zu müssen? Der erste Eindruck: sympathisch, gekonnt Und Eselsbrücken kannte man ja schon im Vortrag – vielleicht etwas zu selbst- vorher. bewusst? Motivation, Selbstbewusstsein und der Glaube an sich selbst sind der Weg zum Hat der Gedächtnistrainer alle Tricks zum erfolgreichen Lernen. Mit seiner Methode – besseren Lernen überhaupt verraten? so verspricht er es – könne man einen Er sagt, die stehen in seinen Büchern, die Spickzettel auswendig lernen, sich in die Eltern bestellen sollen. 45 Minuten 150 Englischvokabeln merken und Ähnliches. Was ist nun seine Methode? Christina Ritter und Juliette Strehlau, 3e LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 9
Rückblick Architekturtag: Idee, Plan, Modell und Präsentation Originelle Lösungen für Rückzugsorte Am Dienstag, den 15. April 2014, «Produktionsphase» war viel zu schnell (Fotos: Jeremy Näscher) fand zum ersten Mal ein Architek- vorbei. turtag für die fünften Klassen am LG statt. Es war dies eine Kooperation Daraufhin präsentierten die Gruppen ihre mit dem Institut für Architektur und Projekte, die Idee dahinter und erklärten Raumentwicklung der Universität die detailgetreuen und originellen Model- Liechtenstein. Ziel des Architektur- le. Von Unterwasser-Sitzplätzen bis UFO- tages war es, den Schülerinnen und artigen Baumhäusern war alles vorhanden. Schülern einen Einblick in dieses Die besten Modelle wurden von den Thema zu geben. Schülerinnen und Schülern nominiert und mit kleinen Präsenten belohnt. Für Hannes Nach der Präsentation des Studienganges Albertin, Initiator des Projekts, war der Architektur durch Dipl.-Arch. ETH Conradin Architekturtag ein voller Erfolg. «Mit nichts Clavuot, Gastprofessor an der Universität stellt man Schülern eine Studienrichtung Liechtenstein, und einer allgemeinen Ein- besser vor, als sie selber ausprobieren führung in die Möglichkeiten und Aufnahme- lassen.» Eine Neuauflage ist geplant. bedingungen von Mag. arch. Cornelia Faisst, der Verantwortlichen für Öffentlichkeits- Jeremy Näscher, 6Na arbeit, stellte die Studentin Sarah Hermann das Studium aus ihrer Sicht dar. Dann ging es los: Die Aufgabe, für die man drei Lektionen zur Verfügung hatte, lautete: Entwurf und Bau eines Modells für einen Ort des Rückzugs in der Schule. Alle hatten sichtlich ihren Spass und die Zeit der 10 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Frauenbusinesstag – Schülerinnen lernen «Netzwerken» Schülerinnen der Klasse 7Wa mit Markus Goop von der Agentur «Skunk» (Foto: LG-Fotoarchiv Elvira Schoch) Für einige Schülerinnen der Klasse Pause und beim anschliessenden Apéro 7Wa war Montag, der 12. Mai, ein konnten die Schülerinnen live miterleben, besonderer Tag. Sie durften auf Ein- wie angeregt die Gespräche unter den An- ladung der Veranstalter «Boja 19» wesenden waren. Sie erfuhren, was es heisst, und der Agentur «Skunk» am Netzwerke aufzubauen und zu pflegen. «Businesstag – Das Wirtschafts- Mit ein paar Give-aways verschiedener forum für Frauen» im Vaduzersaal Sponsoren des Businesstages und vielen teilnehmen. Dabei hörten sie Eindrücken traten sie den Heimweg an. interessante Vorträge, erfuhren Wer weiss, ob sie sich auf dem Nachhause- aber auch, wie «Netzwerken» in weg auch über ihre eigenen Vorbilder und der Praxis von statten geht. Netzwerke Gedanken gemacht haben? Teilnahme am Businesstag – Den Schülerinnen ist bewusst, dass der ein besonderes Erlebnis Besuch solcher Veranstaltungen nur möglich Die diesjährige Veranstaltung stand unter ist, weil auf Seiten der Veranstalter eine dem Titel «Wege zum Erfolg: Vorbilder grosse Bereitschaft und Motivation vorhan- beflügeln – Netzwerke tragen». Namhafte den ist, Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Referentinnen wie Marie-Gabrielle Ineichen- Dank gebührt daher Nina Schwarzkopf-Hilti Fleisch, Direktorin des SECO, Karin Keller- von «Boja 19» und Markus Goop von der Sutter, Ständerätin, oder Petra Jenner, welche Agentur «Skunk», die mit ihrem Entgegen- Microsoft Schweiz leitet, traten auf. Im vollen kommen Frauenförderung betrieben haben. Saal fühlten sich die Schülerinnen unter all den andern Teilnehmerinnen und einigen Elvira Schoch wenigen Teilnehmern wohl. Sie folgten den Vorträgen gespannt und hörten dem Businesstalk interessiert zu. In einer kurzen LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 11
Rückblick Comenius-Projekt – Beyond our Borders In der Woche nach den Osterferien reisten sechs Schülerinnen und Schüler des LGs zusammen mit Teresa Goop und Andreas Aczel im Rahmen des Comenius-Projekts nach Andújar, Spanien. Das Motto lautet «Beyond our Borders», was soviel bedeutet wie «über unsere Grenzen hinaus». In die- ser Woche stand das Thema «Nonverbale Kommunikation» im Zentrum. Neben den Liechten- steinern nahmen auch noch Deut- sche, Slowaken und natürlich auch die Spanier, die in dieser Woche die Gastgeber waren, teil. Flashmob auf der «Plaza de España» in Andújar (Fotos: LG-Bildarchiv Andreas Aczel) Im Rahmen des Comenius-Projekts die Stadt und trafen ausserdem den Bürger- nach Andújar, Spanien meister von Andújar. Am Montagmorgen ging die Reise los. Um 8.15 Uhr standen alle schon am Bahn- Mittwoch war ein sehr interessanter und hof in Sargans bereit. Bald waren wir am lehrreicher Tag. Wir besuchten die Stadt Flughafen in Zürich angelangt. Nach dem Cordoba und besichtigten zuerst die Ruinen Check-In und der Sicherheitskontrolle des alten Palasts, der im 11. Jahrhundert von ging der Flug los und zwei Stunden später Abd ar-Rahman III erbaut worden war. landeten wir in Málaga. Nun stand eine fast Danach hatten wir einige Stunden Zeit, dreistündige Busfahrt vor uns. Als wir dann um in Cordoba shoppen zu gehen. Um endlich in Andújar ankamen, gingen wir zu 17 Uhr trafen wir uns wieder und besich- unserer jeweiligen Gastfamilie nach Hause, tigen gemeinsam die «Mezquita-Catedral». um unser Gepäck abzuladen und am Diese ist ein Gebäude mit einer spannenden wichtigsten natürlich: die Familie kennen- Geschichte: Anfangs stand dort ein römi- zulernen! Um 20 Uhr trafen wir uns alle bei scher Tempel, dann eine gotische Kapelle, der Schule für ein gemeinsames Abendessen. die aber grösstenteils abgerissen und in eine Moschee umgebaut wurde. Diese Am Dienstag trafen wir uns in der Schule, wurde dann im Laufe der Jahrhunderte beschäftigten uns in verschiedene Gruppen- immer wieder erweitert. Als Cordoba im arbeiten mit nonverbaler Kommunikation 13. Jahrhundert von Christen zurück er- und probten bereits den Tanz, der dann am obert wurde, wurde die Moschee in eine Freitag aufgeführt werden sollte. Am Nach- Kirche umgewandelt. Nach unserem Aus- mittag unternahmen wir eine Tour durch flug trafen wir uns zum Abendessen in 12 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Corporate Identity: Sogar auf den T-Shirts steht das Motto «Beyond our Borders». Andújar in einer kleinen Pizzeria. Es war send hielt noch aus jedem Land ein Schüler sehr lustig, denn wir waren sehr viele Leute eine kurze Rede in seiner Landessprache – und so wurden alle Tische draussen vor so war auch der Liechtensteiner Dialekt der Pizzeria zu einem grossen zusammen- dabei. Beim Abschiedsessen wurden uns geschoben. dann auch Diplome für unsere Teilnahme am Projekt überreicht. Nach dem Essen Nachdem wir uns am Donnerstag in der hiess es: Party! Schule wieder mit einigen Gruppenarbeiten beschäftigt hatten, fuhren wir mit dem Bus Am nächsten Morgen war es an der Zeit, zur Kapelle «Virgen de la Cabeza», bei der uns von unseren Gastfamilien, die uns für jedes Jahr ein grosses Fest zur Verehrung diese Woche so herzlich aufgenommen der Jungfrau Maria stattfindet. Von der hatten, zu verabschieden. Die Woche in Kapelle, die auf einem Hügel liegt, liefen Spanien hat sehr viel Spass gemacht und wir wir in der Mittagshitze nach unten zum Fluss, haben viele neue Menschen kennengelernt. wo wir badeten und uns einige Stunden Zudem haben wir viel Neues gelernt, nicht entspannen konnten. nur über Kommunikation, sondern auch über andere Länder und Kulturen. Vieles von dem, Der Freitag war schon der letzte Tag. In der was wir gelernt und erlebt haben, lässt sich Schule bereiteten wir Präsentationen vor, nicht messen. Für uns alle war es eine tolle die wir dann in Gruppen den anderen vor- und wertvolle Erfahrung. stellten. Später probten wir noch unseren Tanz, denn um 12:30 Uhr war es an der Zeit, Eliane Züger, 5Na diesen auf der «Plaza de España» im Stadt- zentrum von Andújar vorzuführen. Anschlies- LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 13
Rückblick Ein Jahr «GYMI FOR CHANGE» Hinschauen, hinhören und handeln – «Gymi For Change» heisst die in erwachsene Dankbarkeit, das Mitgefühl für ein Teil der Gruppe «Gymi For Change»; einem Wahlfach organisierte Nach- Menschen in Not und das Bedürfnis, etwas das Logo des Wahlfaches hat Jaël Übersax folgegruppe von «Break The Silence». zu bewirken, erzeugen in den Schülerinnen entworfen. (Fotos: LG-Bildarchiv Peter Mennel) Sie besteht aus Schülerinnen und und Schülern die Motivation und die Energie, Schülern, die sich dafür einsetzen, sich für die Verbesserung der Situation auf die Not von Menschen auf- der vom Leben oder von Strukturen und merksam zu machen und einen Menschen benachteiligten Menschengruppen Beitrag zur direkten Hilfe zu leisten. einzusetzen. «Gymi For Change» will eben Wie unser von Jaël Uerbersax «Change», einen Wandel dieser Situationen entworfenes Logo ausdrückt, wollen bewirken, und sei es auch nur in kleiner wir hinschauen und hinhören, Form. wo Not ist und wo Menschen Hilfe brauchen, und wir wollen davon In Zusammenarbeit mit dem Liechtenstei- erzählen und darüber informieren. nischen Entwicklungsdienst haben wir in diesem Schuljahr zwei Projekte unterstützt, Überall in der Welt gibt es Menschen, die die die Lebenssituationen von Menschen in sozial und wirtschaftlich benachteiligt sind Burkina Faso und in Bolivien positiv ver- und an dieser Situation leiden. Die Schüle- ändern. Wir haben Mitarbeiter aus diesen rinnen und Schüler der Gruppe «Gymi For Projekten eingeladen, über ihre Arbeit in Change» sind sich bewusst, dass sie in diesen Ländern und in ihren Projekten zu Liechtenstein in einer privilegierten Lebens- berichten und über die Verwendung der situation leben, mit ungleich besseren Spendengelder Auskunft zu geben. Bedingungen und Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Die aus diesem Bewusstsein 14 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
«Les Saints Innocents» in heute nicht mehr leben!›. Genau das Burkina Faso ist unsere Motivation seit über zehn Jahren.» Das Waisendorf «Les Saint Innocents» liegt 35 Kilometer nördlich der Hauptstadt Die erste Aktion der Gruppe fand am Ouagadougou. Mittlerweile beherbergt 22. Oktober 2013 auf dem Rathausplatz das vom Verein für humanitäre Hilfe (VfhH) Vaduz statt: Ein typisch afrikanisches Mittag- gegründete Dorf schon 150 Kinder, die in essen mit Reis, Linsen, Gemüse- und Fleisch- kleinen Familien von acht bis zehn Kindern eintopf lockte die Besucher ins Städtle. mit einer Pflegemutter zusammenleben. Während dieser Anlass eher spärlich Leute Für die Waisenkinder bietet das Heim ein anlockte, musste bei der Mottoparty «Safari Zuhause, Nahrung, ärztliche Versorgung Fever» am 31. Januar 2014 im SAL in Schaan und – was für Kinder in Burkina Faso eine der Einlass bei 450 Besuchern gestoppt seltene Möglichkeit ist – Schulbildung. werden. Bei ausgelassener Stimmung und Konkret werden die Spenden in einen Musik von DJ Zone erfreuten sich die Gemüse- und Obstgarten des Dorfes kostümierten Jugendlichen an den zahl- investiert, da dieser aufgrund von fehlenden reichen Getränken und an der Musik. Wir finanziellen Mitteln und trotz stetig steigen- möchten uns bei den Gästen, allen Sponso- der Anzahl der Kinder nicht vergrössert ren und Gönnern, freiwilligen Helfern werden konnte. Wenn der Gemüsegarten und vor allem beim SAL-Team und bei erweitert wird, hat das Waisendorf einen DJ Zone herzlich bedanken. Insgesamt höheren Selbstversorgungsgrad, das heisst, kamen CHF 4 000 an Gewinn zusammen. es muss nicht mehr so viel Geld für teure Lebensmittel ausgegeben werden. Estrellas en la calle in Bolivien Die «Fundacion Estrellas en la calle» in Tanja Tiama, die sich im Rahmen des Vereins Cochabamba in Bolivien wird vom liechten- für humanitäre Hilfe im Projekt «Les Saint steinischen Verein «Nudos» unterstützt Innocents» vor Ort engagiert, schreibt: und arbeitet mit Menschen, die sozial und «Ich erlebe hier tagtäglich Sachen, die mich wirtschaftlich benachteiligt sind: auf der traurig, aber auch glücklich machen. Traurig Strasse lebende und arbeitende Kinder, sind die Geschichten, die diese Kinder er- Jugendliche, junge Erwachsene und Familien, leben mussten. Manche wurden einfach die in den von Armut gekennzeichneten ausgesetzt, andere verstossen, weil sie krank Randbezirken Cochabambas in schwierigen sind, und wieder andere haben ihre Eltern Situationen leben. Ihr Projekt «Coyera – durch Krankheit verloren. Schön dagegen Wiñana» dient dazu, Kinder und Jugend- ist es zu wissen, dass es ihnen jetzt gut geht, liche von der Strasse zu holen und die dass sie ein neues Zuhause haben und Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu somit eine Chance auf eine gute Zukunft. ermöglichen. In Afrika ist Familie, alles was man hat. Es gibt keine Krankenkasse, keine Arbeitslosenver- Um «Estrellas en la calle» zu unterstützen, sicherung und keine Pensionskasse. Unsere organisierte «Gymi For Change» am ehemalige Leiterin, Soeur Veronique, hat 18. März im Foyer des TAK einen Latein- einmal gesagt: ‹Wenn es das Waisenhaus amerika-Abend. nicht gäbe, würde die Hälfte dieser Kinder LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 15
Rückblick Fortsetzung: Ein Jahr «GYMI FOR CHANGE» Die interessierten Gäste des Bolivienabends Das Programm beinhaltete Informationen Für das nächste Schuljahr haben sich erfreu- lauschen den musikalischen Einlagen von über «Gymi For Change» und über das licherweise über 20 Schülerinnen und Schüler Blackwood Cherrypie. Bolivienprojekt, von unserem Mitglied Katrin für das Wahlfach «Gymi for Change» an- Negele gekochtes ausgezeichnetes bolivia- gemeldet, und so können wieder mit viel nisches Essen, das sehr schnell weg war, Energie einige neue Projekte und Aktionen sowie Live-Musik mit Antonio Villavicencio geplant und durchgeführt werden. und Blackwood Cherrypie, bei denen wir uns vielmals bedanken. Zudem konnten von Peter Mennel Primarschülerinnen und -schülern bemalte Osterkerzen gegen eine Spende erworben werden. Der gesamte Erlös des Abends in Höhe von CHF 3 000 ging an das Projekt «Estrellas en la calle». Ich möchte allen Mitgliedern der Gruppe «Gymi For Change» und all unseren Unter- Mitglieder des Wahlfachs im stützern danken. Besonderes danken möchte Schuljahr 2013/2014 ich Elisabeth Buj, Jasmin Beck, Sabrina Dalla Lea Beck, Jasmin Beck, Elisabeth Buj, Rosa, Laura Eitzinger, Cassandra Kind, Flurina Sabrina Dalla Rosa, Laura Eitzinger, Kranz, Sophia Marxer, Anna Meier, Katrin Anna Hoch, Sophia Hürlimann, Negele, Isabella Ospelt und Jaël Übersax, Cassandra Kind, Flurina Kranz, die sich in beeindruckender Weise in «Break Meret Majendie, Sophia Marxer, The Silence» und «Gymi For Change» Anna Meier, Katrin Negele, engagierten. Euer Tun hat das Leben von Isabella Ospelt, Gina Senteler, Menschen in Not ein wenig bereichert, Julia Sommerauer und Jaël Übersax. es hat Menschen in Liechtenstein den Geist Begleitung: Peter Mennel, Dorothea und die Herzen geöffnet und oft auch mein Rössner. Herz berührt. 16 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Italienisches Menü mit Schweizer Vorspeise Das Projekt «Kochen mit der 2a» begann für uns mit einer doppel- stündigen Deutschprüfung, genauer gesagt, mit einer Vorgangsbeschrei- bung, in der wir ein Drei-Gänge- Menü zu Papier bringen sollten. Um uns schon einmal auf diese Prüfung vorzubereiten, haben wir uns in Dreiergruppen aufgeteilt. Jede Person musste entweder ein Rezept für seine Lieblingsvorspeise, Hauptspeise oder Nachspeise Volle Konzentration bei allen Köchinnen und Köchen (Foto: LG-Bildarchiv Anke Nowak) mitbringen. Ziel der Aktion war es, dass jede Gruppe ein komplettes einen Kochkurs bei Ruth Eller besucht Stunde belegten sie die Pizzen mit den Drei-Gänge-Menü vor der ganzen hatten, war die Idee nicht so abwegig. Zutaten ihrer Wahl, welche bei dem Einkauf Klasse präsentieren konnte. Ruth Eller fand die Idee gut und war bereit im Vorfeld nicht ganz so einfach in den Anschliessend haben wir aus jeder mitzumachen, und so mussten nur noch Regalen zu finden gewesen waren. Einige Vorstellung unsere Lieblingsrezepte die besten Gerichte ausgewählt werden. wollten Schweine-, andere Rinder- und herausgesucht, um ein schmack- wiederum andere scharfe Salami haben. haftes Menü zu kreieren, das wir Die Präsentation der Speisen im Deutsch- selbst kochen durften. Das Ergebnis unterricht war dann sehr unterschiedlich, Nachdem die Klasse den Tisch auch noch war ein wohlschmeckendes Mittag- einige haben die Zubereitung der Vorspeise, geschmackvoll gedeckt hatte und alles fertig essen, über das sich jeder gefreut des Hautgerichts oder der Nachspeise sehr zubereitet war, konnten alle um Punkt hat. Gerne würden wir dieses Er- lebendig und sprachgewandt mit einigen 12.00 Uhr das schmackhafte Drei-Gänge- eignis wiederholen, weil wir an Kochutensilien vorgeführt, andere sind Menü gemeinsam geniessen. Alle liessen diesem Mittag herausgefunden durch die Präsentation durchgerast wie ein sich die Flädlisuppe, die Spezialpizzen und haben, dass das Kochen vor allem kalifornischer Hausbewohner auf der Flucht die Pannacotta schmecken. Letztendlich zog zusammen Spass macht. vor dem Feuer und einige haben es mit sich das Mittagessen bis 13.05 Uhr hin und Carolina Bever, Eva Vogt, 2a den Masseinheiten auch nicht ganz genau wenngleich man sich beim Aufräumen genommen. beeilen musste, um fast pünktlich zum Im Rahmen des Deutschunterrichts haben Französischunterricht zu kommen, wirkten die Schülerinnen und Schüler der 2a in Man einigte sich jedoch erstaunlich schnell alle doch sehr zufrieden. kleinen Gruppen jeweils ein Menü zusam- auf Elias’ Flädlisuppe, Jans Pizza und Claudias mengestellt, das aus Zutaten besteht, die sie Pannacotta. Einzige Schwierigkeit: Wie Auch für die Lehrpersonen Julia Konrad, gernhaben und selbst auch essen würden. können 20 Personen satt werden? Die Ruth Eller und Anke Nowak war es eine Das gesamte Menü haben sie anschliessend Rezepte und die erstellte Einkaufsliste kor- sehr angenehme Erfahrung, zu sehen, vor der Klasse beschrieben, mit dem Ziel, rigierte Ruth Eller und glich sie mit ihren wie ein gemeinsames Mittagessen die Klasse dass ihr Menü als bestes ausgewählt wird Geheimrezepten ab. zusammenbringt. und sie es in ihrer Familie oder bei Freunden ausprobieren können. Dabei kamen sie auf An einem Freitag war es soweit: Die Klasse Anke Nowak die Idee, dieses Menü in der Schulküche 2a, Ruth Eller, Julia Konrad und Anke Nowak zuzubereiten und sodann zu essen. Da verbrachten die ersten drei Stunden mit bereits einige Schülerinnen und ein Schüler der Vorbereitung des Menüs. In der dritten LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 17
Rückblick Soirée musicale – Pop, Rock, Jazz und klassische Musik Die Maturandinnen der 7Ma nützten die «Soirée musicale» als Generalprobe für ihre Maturaprüfung: Andrea Marogg hatte sich für «Plane» von Yason Mraz entschieden. Sie begann das Lied mit bewusst weicher, leiser Stimme und steigerte sich immer mehr in der Intensität. Alexandra Ospelt sang «Superwoman» von Alicia Keys. Auch sie erreichte mit ihrer Darbietung das Publikum und zeigte ausdrucksvoll ihre Persönlichkeit. Mit Stefanie Müllers Klarinetteninterpretation von «Meister Lampe» von Volkart Leimert Chor mit und in vollem Einsatz Die diesjährige «Soirée musicale» und Esra Eris Gitarrenstück «Vals no.3» von (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) bot Eltern, Schülerinnen und Jaime Zenamon kamen Stücke von zeit- Schülern und Lehrpersonen erneut genössischen Komponisten zur Aufführung. eine eindrucksvolle Leistungsschau. Unter der bewährten Begleitung Dann war es mit den leisen und subtilen und Leitung von Karl Marxer und Tönen vorbei, denn die LG-Band mit Rest Tuor zeigten musikalisch 17 Musikerinnen und Musikern übernahm besonders engagierte Schülerinnen die Bühne. Die ungewöhnliche Besetzung – und Schüler, was in ihnen steckt. Geige, Querflöte, Klarinette, Saxophon, Und das bei nur einer Stunde Trompete, Posaune, E-Bass, Keyboard und Probenzeit in der Woche. Schlagzeug – kombiniert mit der Experimen- tierfreudigkeit von Karl Marxer bescherten Gleich am Beginn des Abends sang der Chor dem Publikum überraschende Interpretatio- des LG das Lied «Circle of life» aus dem nen von Klassikern wie «Gonna fly now» – Musical «The Lion King» von Elton John. Als der Titelmusik aus «Rocky» – oder Neu- bei «Somewhere», dem Ohrwurm aus der arrangements wie des «C-Jam Blues» von «West Side Story», der eine oder andere Duke Ellington, «What’d I say» von Ray Ton «somewhere» blieb, kommentierte dies Charles oder der «Cantina Band» aus «Star Rest Tuor humorvoll und launig. Damit war Wars», die Karl Marxers Handschrift trugen. der Bann der Aufregung gebrochen, denn die aufgeregten Musikerinnen und Musiker Schülerinnen und Schüler der Maturaklassen hatten erlebt, dass bei einem solchen verabschiedeten sich mit diesem Auftritt «Hoppala» nichts passiert. Nun legte sich von Chor und Band des LGs und vom die Nervosität und machte souveränen Publikum. Karl Marxer und Rest Tuor werden Darbietungen Platz. ab nun erneut intensiv mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten, damit die nächst- Fünf Schülerinnen der 6Ma sangen in einem jährige «Soirée musicale» sich in gewohnter anspruchsvollen Arrangement «Something Qualität präsentieren kann. I need» von OneRepublic und Elena Gjogieva aus der 5Ma berührte stimmgewaltig mit Andrea Kühbacher ihrem Lied «All of me» von John Legend. 18 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
SHOWTIME 2014 Zeit für eine grosse Show – Tänzerinnen aus der 3. Klasse zeigen ihre Choreographie. (Foto: LG-Bildarchiv Christa Kessler) Am 22. Februar 2014 fand die stunden, die die Schülerinnen mit ihren traditionelle Schulsportveran- Sportlehrerinnen geleistet haben. staltung SHOWTIME statt. Hier zeigten dieses Jahr insgesamt Die SOS organisierte erneut den Pausen- 13 Gruppen der weiterführenden verkauf. Der Erlös, den die initiativen Mit- Schulen des Fürstentum Liechten- glieder der SOS erwirtschaften konnten, steins ihre tänzerischen und kommt ihrem diesjährigen Projekt zugute. gestalterischen Fähigkeiten. Herzlichen Dank an alle Beteiligten für den Das LG war mit acht Gruppen nicht nur aussergewöhnlichen Einsatz und Gratulation zahlenmässig sehr gut vertreten, sondern zu den wirklich guten Shows. auch mit sehr schönen Choreographien. Christa Kessler und Martina Zufferey Alle drei Sportklassen der 1. Stufe Mädchen zeigten eine Kombination aus Boden- akrobatik und Tanz. Drei Gruppen aus der 2. Stufe tanzten mit verschiedenen Materia- lien wie Jutesäcken und Bällen, Skootern oder Pompons. Zwei Teams aus den 3. Klassen führten ihre selbst entworfenen Choreographien vor. Die Schülerinnen des LG zeigten tolle Leis- tungen, was auch vom zahlreichen Publikum mit viel Applaus bestätigt wurde. Da diese Veranstaltung ganz ohne Bewertung und Rangierung durchgeführt wird, ist die An- erkennung der Leistungen durch die Zu- schauerinnen und Zuschauer und ein T-Shirt zur Erinnerung der «Lohn» für die vielen guten Ideen und die zahlreichen Trainings- LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 19
Rückblick Broadway-Atmosphäre in der Aula Valentina Vogt – der Wahrheit auf der Spur? (Fotos: LG-Bildarchiv Klaus Koppe) Die Theatergruppe Sisyphus mit Da die «feine Gesellschaft» bestehend aus ihrem Regisseur Klaus Koppe bot der betrunkenen Anwältin (Nina Willi), des mit «…und die Leiche hört zu» steifen Harvardabsolventen (Levy Corba), von Neil Simon ein mitreissendes der Literaturprofessorin (Meret Majendie), Boulevardstück. Standing Ovations! des Exrennfahrers Lenny (Rudolf Lanter), Und zu recht! der Geschwindigkeitsbegrenzung als Angriff auf die Freiheit wahrnimmt, der skurillen Charley, stellvertretender Bürgermeister Starköchin (Valentina Vogt), des renommier- von New York, den man nie zu Gesicht ten Psychoanalytikers (Linus Vogt), des bekommt, der aber trotzdem immer präsent Topmodels (Livia Wenaweser) und des ist, hat mit seiner Frau Myra (Lisa Oehri) Starpolitikers (Wellington Röckle) höchstes zur Feier des 10. Hochzeitstages vier be- Interesse daran hat, dass nach aussen der freundete Ehepaare eingeladen. Kurz nach Schein der Heiligkeit gewahrt wird, werden dem Beginn des Theaters fallen bereits alle möglichen Möglichkeiten der Mani- Schüsse, die sehr schnell klar machen: pulation durchgespielt. Missverständnisse, Das wird grosse Schwierigkeiten bringen. Streit, Eifersucht, Selbstzweifel des Psycho- Ob diese Schüsse Charley gelten oder nicht, analytikers, Unfälle sowie ein Gehörverlust bleibt bis zum Schluss ein ungelöstes Rätsel. sind die Folge. Der scheele Inspektor Welch Die Freunde bemühen sich, den vermeint- (Jan Hoch) bringt all dies auf den Punkt: lichen Selbstmordversuch des Gastgebers «Ich glaube Ihnen kein Wort, aber ich mag voreinander zu vertuschen. Dabei ver- Sie.» stricken sie sich zunehmend in einem Ge- strüpp von Lügen. Im Verlauf der Auffüh- Klaus Koppe, langjähriger Leiter von Sisyphus, rung wird Lenny scheinbar zum Schützen, suchte bereits im Sommer vergangenen aber – und hier liegt eine grosse Stärke Jahres nach einem neuen Theaterstück, das der Inszenierung – sicher ist sich unter einerseits viele gute Rollen bietet, anderseits den Zuschauern niemand, ob dem auch bei aller Leichtigkeit und Witz Tiefgang hat. wirklich so ist. Für ihn passte dieses Stück «wie die Faust 20 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Rudolf Lanter, Meret Majendi und Nina Willi – schweigend ins Gespräch vertieft! aufs Auge». Daher konnten schon pünktlich am Anfang des Jahres die Proben beginnen, mit dem Textlernen startete man bereits im Winter. Die lange Probezeit zahlte sich aus, denn mit dieser Aufführung wurde die Theatergruppe den hohen Anforderungen des Boulevardtheaters von Neil Simon gerecht. Mit Leichtigkeit und Präzision mimte man perfekt gespielte Taubheit, produzierte Missverständnisse und liess sich auf Wortduelle ein, Anforderungen bei denen sich selbst Topschauspieler mitunter die Zähne ausbeissen. Die Schauspieler der Gruppe Sisyphus meisterten auch die «Mauerschau», verloren nie den geringsten Ernst und schafften es, die hohe Geschwin- digkeit, die durch die vielen kurzen Dialoge entsteht, durchzuhalten. Da das Wort bei Neil Simon die Haupt- rolle spielt, waren Bühnebild, Licht- und Ton- technik auf das nötigste reduziert. Jeremy Näscher, 6Na LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 21
Hinter den Kulissen NoFaLG – Damit das Richtige passiert, wenn etwas passiert Sie können immer und überall passieren – Unfälle und Verletzun- gen. Auch am LG ereignen sich immer wieder kleinere, manchmal aber auch grössere Zwischenfälle. Um Verletzte rasch und profes- sionell behandeln zu können, ver- fügt das LG seit Anfang des Schul- jahres über das Erste-Hilfe-Team «NoFaLG». Michael Meister, der Koordinator der Gruppe, gab Auskunft. Überaus realistische Simulation (Fotos: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) Ob im Werkunterricht, im Sportunterricht Um in Zukunft professionell handeln zu oder in der Mittagspause – überall lauern können, beschloss das Rektorat, die Ent- kleine und grosse Gefahrenquellen. Und wicklung eines Konzeptes für ein Notfallteam nicht selten kommt es trotz aller Vorsicht vor, voranzutreiben. Seither bemühen sich das dass sich eine Schülerin oder ein Schüler Rektorat und insbesondere das Team von verletzt. Um bei Verletzungen, bei welchen NoFaLG um eine professionelle und rasch ein kleines Pflaster und eine Wunden- erfolgende Behandlung von verletzten desinfektion nicht genügen oder der Personen in der Schule. Fachlehrer mit der Situation überfordert ist, professionell handeln zu können, wurde Seit Anfang Schuljahr einsatzfähig vor einiger Zeit das Team «NoFaLG» – Momentan steht das Team von zwölf Frei- kurz für «Notfall am LG» – ins Leben gerufen. willigen – Lehrpersonen, Mitarbeiter des Hausdienstes und des Sekretariats sowie Frühere Vorfälle zeigen der Koordinator Michael Meister – während Notwendigkeit des täglichen Schulbetriebs für Notfälle Vorfälle in der Vergangenheit demonstrierten zur Verfügung. Das Team selber gibt es schon dem Rektorat des LG die Notwendigkeit länger, allerdings waren erst Schulungen für einer Notfallgruppe. Bei einem kurzeitigen bestimmte Notfälle und Verletzungen nötig, Herzstillstand eines Schülers im Dezember was eine bestimmte Zeit in Anspruch nahm. 2011 konnte dank des raschen Eingreifens Deshalb war der offizielle Start erst auf zweier Lehrpersonen das Schlimmste Beginn des Schuljahres 2013/2014 angesetzt. verhindert werden. Dennoch war eine gewisse Unsicherheit bei allen Beteiligten vorhanden, da sich ein derartiger Vorfall am LG zuvor noch nie ereignet hatte. 22 LGnachrichten 27 / 3 [ 2014]
Buchtipps Büchersommer Mariette, Lehrerin einer schwierigen Klasse und Ehefrau eines mächtigen Politikers, Mike, ein desertierter Soldat, der als Clochard lebt, und die Gelegen- heitsarbeiterin Millie kennen sich nicht, sind aber am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen. Sie begegnen dem John Boyne: rätselhaften Monsieur Jean, der ihnen So fern wie nah Hilfe verspricht. In seinem «Atelier der (Fischer Verlag) Wunder» sei alles möglich. Aber die John Boyne, bekannt durch sein Buch Schicksalsgemeinschaft entdeckt, dass «Der Junge mit dem gestreiften auch Monsieur Jean ein Geheimnis Pyjama», schrieb dieses sehr berüh- hütet. Ein wunderbares Buch vom rende Buch: Alfi wird fünf Jahre alt, Glauben an sich selbst, von Freund- als der 1. Weltkrieg ausbricht. Sein schaft und von Entscheidungen, die Vater verspricht ihm, nicht in den Krieg man nicht rückgängig machen kann. Sitzen die Pads für den Defibrillator? zu ziehen. Schon am nächsten Tag gilt sein Wort nicht mehr. Alfi lebt lange Fortbildung der Mitglieder Jahre allein mit seiner Mutter in Jedes Teammitglied hat den für den Führer- ärmlichen Verhältnissen. Er beschliesst, schein obligatorischen Nothelferkurs. Diese selbst arbeiten zu gehen, um seine Kenntnisse werden dann in sechs Einheiten Mutter zu unterstützen. Als Schuh- pro Schuljahr in verschieden Notfallbe- putzer am Bahnhof verdient er gut. reichen vertieft und die Mitglieder der Eines Tages erfährt Alfi, wo sich sein NoFaLG-Gruppe mit bestimmten Vorgangs- Vater befindet. Er hofft inständig, dass Aran Goyoaga: Familienrezepte weisen und theoretischem Wissen vertraut sich sein grösster Wunsch erfüllen wird. glutenfrei, pikant und süss gemacht. Hilfreich ist dort natürlich auch (At Verlag) das Fachwissen diverser Lehrpersonen, so Die Autorin ist gelernte Köchin und dass zum Beispiel ein Biologe den anderen selbst betroffen. Sie musste ihre Er- Teammitgliedern das Thema Allergien, nährung auch komplett umstellen. ein Sportler hingegen das Thema Sport- Daraus ist dieses tolles Buch ent- verletzungen näherbringen kann und den standen: Glutenfrei durch Frühling, anderen so die Möglichkeit gibt, ihr Wissen Sommer, Herbst und Winter. Das in diesen Bereichen zu erweitern. reich bebilderte Sachbuch gibt einen Valérie Tong Guong: genauen Einblick in ein glutenfreies Kenneth Vogt, 6Na Atelier der Wunder Leben. Viele Rezepte und Informa- (Thiele Verlag) tionen zeichnen dieses Buch aus. Valérie Tong Guong hat bereits Ein Kochbuch, das sich für alle lohnt, mehrere Bücher geschrieben. «Das auch um die saisonale Küche neu zu Atelier der Wunder» ist der erste entdecken. Roman, der in deutscher Sprache erschienen ist und mit dem «Prix Ursula Oehri, Bibliothekarin d’optimisme» ausgezeichnet wurde: LGnachrichten 27 / 3 [ 2014] 23
Sie können auch lesen