Abteilung Klimaüberwachung - DWD

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Abteilung Klimaüberwachung - DWD
Abteilung
Klimaüberwachung

                 Zyklon KENNETH im April 2019
                über den Komoren und Mosambik
              Autoren: Susanne Haeseler, Christiana Lefebvre, Markus Ziese
                                  Stand: 03.05.2019

Nach Zyklon IDAI war Zyklon KENNETH der zweite starke tropische Wirbelsturm innerhalb
von sechs Wochen, der im Bereich des Kanals von Mosambik wütete (Abb. 1) und in
Mosambik an Land ging.

KENNETH zog – nördlicher als IDAI – über die Komoren in den Norden Mosambiks, ein Ge-
biet, welches bisher nur sehr selten von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht wurde. Auf
seinem Weg erreichte er geschätzte maximale Windgeschwindigkeiten von mehr als
200 km/h im 10-Minuten-Mittel mit Böen bis um 300 km/h und hatte somit eine noch höhere
Intensität als IDAI.

Abb. 1: Satellitenbild vom 25. April 2019. Zyklon KENNETH befindet sich im
Norden der Straße von Mosambik zwischen den Komoren und Mosambik. Das
Auge des tropischen Wirbelsturms ist deutlich zu erkennen. [Quelle: DWD]

Schon im Vorfeld von KENNETH gab es Warnungen vor extremen Windgeschwindigkeiten,
hohen Niederschlägen und einer Sturmflut, welche u.a. durch lokale Medien und Hilfsorgani-
sationen verbreitet wurden. Tausende Menschen wurden evakuiert, Schulen und Ämter blie-
ben geschlossen.

Sowohl auf den Komoren als auch in Mosambik kam es infolge des Zyklons zu schweren
Schäden. Häuser, Infrastruktur und Ernten wurden durch Sturmeinwirkung und Über-
schwemmungen teilweise oder ganz zerstört. Tausende Menschen wurden obdachlos. Auch
waren wieder Tote zu beklagen, aber glücklicherweise bei weitem nicht so viele wie bei IDAI.
Teilweise fiel die Stromversorgung aus. Selbst Tage nach dem Ereignis war das gesamte
Ausmaß der Schäden noch nicht überschaubar.

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Entwicklung von Zyklon KENNETH

Für die Vorhersage und Analyse tropischer Stürme im südwestlichen Indischen Ozean (SW-
Indik) ist neben nationalen Wetterdiensten das Regional Specialized Meteorological Centre
(RSMC) La Réunion zuständig. Das RSMC ist dabei im Rahmen des Tropical Cyclone Pro-
gramme (TCP) der World Meteorological Organization (WMO) tätig. Um eine einheitliche
Betrachtung zu gewährleisten, sind die im Folgenden angegebenen Windwerte, sofern nicht
anders vermerkt, dem RSMC La Réunion entnommen.

Im SW-Indik, nördlich von Madagaskar bildete sich in der letzten Aprildekade der Tropen-
sturm KENNETH. Am 24. April, 12 UTC, hatte er den Bereich der Komoren erreicht (Abb. 2)
und war zum Zyklon (10-Min. Mittelwinde von mehr als 118 km/h) hochgestuft. Wenige Stun-
den später zog das Auge des Wirbelsturms knapp nördlich der größten Insel der Komoren,
Grande Comore, vorbei. Er löste dort ergiebige Niederschläge aus. So meldete beispielswei-
se Hahaya Int. Airport, an der Westküste von Grande Comore gelegen, am 25. April um
06 UTC einen 24-stündigen Niederschlag von 214 mm.

Abb. 2: Teil der Zugbahn von Zyklon KENNETH im Bereich
Komoren/Mosambik aus dem Zeitraum vom 24. bis 26. April 2019
(durchgezogene Linie). Die gestrichelte Linie gibt die vorhergesagte
Zugbahn bis zum 27. April wieder. [Quelle: RSMC La Réunion]

Auf seinem Weg Richtung Nordmosambik verstärkte sich KENNETH zunächst weiter. Am
25. April, 06 UTC, betrugen seine geschätzten maximalen 10-Min. Mittelwinde 213 km/h mit
Böen bis 306 km/h. Mit Annäherung an das Festland schwächte sich der Sturm zwar etwas
ab, doch mit Mittelwinden bis 204 km/h und Böen bis 287 km/h kurz vor der Küste (25. April,
12 UTC) blieb er extrem gefährlich.

Um 18 UTC, d.h. nach dem Landgang in der Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks,
lagen die geschätzten maximalen Windgeschwindigkeiten noch bei 157 km/h im 10-Min.-
Mittel mit Böen bis 222 km/h. Über dem Festland schwächte sich KENNETH weiter ab, sorg-
te aber weiterhin für ergiebige Niederschläge (Abb. 3).

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Abb. 3: Niederschlagssumme (in mm) vom 24. bis
                                              28. April 2019, gemittelt auf ein 1x1° Rasterfeld.
                                              Vorläufige Auswertung. [Quelle: DWD/WZN]

Pemba, eine Hafenstadt im Norden Mosambiks, an der KENNETH ca. 100 km nördlich vor-
beizog, zählte zu den besonders betroffenen Orten. Dort fielen vom 27. bis 28. April inner-
halb von 24 Stunden 168.7 mm Niederschlag und bis zum 29. April noch weitere 254,7 mm
(WMO). Der mittlere Monatsniederschlag (1961-1990) dieser Station liegt für April bei etwa
120 mm. Damit brachte KENNETH der Stadt in nur zwei Tagen das 3,5-fache des üblichen
Monatsniederschlags.

Vergleich der Zyklone IDAI und KENNETH

Sechs Wochen bevor Zyklon KENNETH auf die Küste von Mosambik traf, wurde das Land
bereits von Zyklon IDAI heimgesucht, der am 14. März 2019 weiter südlich nahe Beira auf
Land übertrat. Beide Zyklone wiesen dabei eine hohe Intensität auf, was einen Vergleich
interessant macht.

In Tabelle 1 sind Zugbahndaten des RSMC La Réunion von IDAI und KENNETH gegen-
übergestellt. Bei den Daten handelt es sich um 6-stündige Meldungen (jeweils für 00, 06, 12
und 18 UTC), die die geschätzten Werte im Bereich des Auges des Sturms angeben. „Kurz
vor Landgang“ bezieht sich dementsprechend auf die letzte Meldung vor der Erreichen der
Küste und „kurz nach Landgang“ auf die erste über dem Land.

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Tab. 1: Vergleich der Zugbahndaten der Zyklone IDAI und KENNETH.
[Datenquelle: RSMC La Réunion]
                          IDAI                 KENNETH
                          10/03/2019, 00 UTC   23/04/2019, 12 UTC
Zeitraum als tropischer
                          bis                  bis
Sturm und Zyklon
                          15/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 18 UTC
minimaler                 940 hPa              934 hPa
Luftdruck                 14/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 06 UTC
maximaler                 105 kn, 194 km/h     115 kn, 213 km/h
10-Min. Mittelwind        14/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 06 UTC
maximale                  150 kn, 278 km/h     165 kn, 306 km/h
Windböen                  14/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 06 UTC
10-Min. Mittelwind        90 kn, 167 km/h      110 kn, 204 km/h
kurz vor Landgang         14/03/2019, 18 UTC   25/04/2019, 12 UTC
Spitzenböen               125 kn, 231 km/h     155 kn, 287 km/h
kurz vor Landgang         14/03/2019, 18 UTC   25/04/2019, 12 UTC
10-Min. Mittelwind        90 kn, 167 km/h      85 kn, 157 km/h
kurz nach Landgang        15/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 18 UTC
Spitzenböen               125 kn, 231 km/h     120 kn, 222 km/h
kurz nach Landgang        15/03/2019, 00 UTC   25/04/2019, 18 UTC

Im Vergleich zu IDAI war KENNETH für einen kürzeren Zeitraum als tropischer Sturm oder
Zyklon eingestuft. KENNETH wies aber insgesamt eine höhere Intensität auf als IDAI. Selbst
während des Übertritts auf Land traten bei KENNETH höhere Windgeschwindigkeiten auf:
Mittelwinde von mehr als100 kn (185 km/h) und Böen bis zu 270 km/h (WMO Facebook-
Meldung vom 26.04.2019 mit Angaben des RSMC La Réunion).

Klimatologische Einordnung

Im SW-Indik geht die offizielle Sturmsaison vom 15. November bis 30. April (RSMC La
Reunion), d.h. der Großteil der tropischen Stürme tritt in diesem Zeitraum auf. Die Saison
2018/2019 ist hinsichtlich der Anzahl an Stürmen die aktivste seit der Rekordsaison
1993/1994 (WMO). Bis Ende April 2019 wurden vom RSMC La Reunion 15 Tropenstürme
(10-Min. Mittelwind von 63 km/h und mehr) verzeichnet. Zehn davon erreichten den Status
eines „Cyclone Tropical Intense“ mit 10-Min. Mittelwinden von 166 km/h und mehr. In
Mosambik wurden seit Beginn der Satellitenbeobachtungen noch nie zwei solch starke Zyk-
lone wie IDAI und KENNETH in einer Saison beobachtet (WMO).

Einem Bericht von Météo France zufolge, ist es für den gesamten SW-Indik ein seltenes Er-
eignis, dass sich ein Zyklon mit der Intensität von KENNETH zu einem so späten Zeitpunkt in
der Saison entwickelt. Zudem ziehen in den Norden Mosambiks nur selten tropische Wirbel-
stürme und wenn, dann meist nicht mit Orkanstärke als Zyklon. Die Provinz Cabo Delgado
war seit mindestens 60 Jahren nicht von einem tropischen Zyklon betroffen. Und nur wenige
tropische Stürme, die aber keine Orkanstärke erreichten, zogen in den letzten Jahrzehnten
über diese nördliche Region, und zwar in den Jahren 1987 und 1969.

Das Auftreten von Zyklon KENNETH war daher in mehrerlei Hinsicht ein äußerst seltenes
Ereignis.

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Quellen und weitere Informationen

 Deutscher Wetterdienst (DWD), Climate Data Center (CDC)
  http://www.dwd.de/cdc
 Deutscher Wetterdienst (DWD): Satellitenbild – Betrachter.
  https://www.dwd.de/DE/leistungen/satellit_betrachter/sat-viewer/sat-viewer_node.html
 Deutscher Wetterdienst (DWD), Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie (WZN)
  http://www.dwd.de/wzn
 Deutscher Wetterdienst (DWD): Zyklon IDAI im März 2019, einer von mehreren starken
  tropischen Wirbelstürmen der Saison 2018/2019 im Südindischen Ozean.
  https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/stuerme/20190327_tc_sw_indik.ht
  ml?nn=16102
 Météo France: Le cyclone Kenneth frappe les Comores et le Mozanbique.
  http://www.meteofrance.fr/actualites/72724177-le-cyclone-kenneth-frappe-les-comores-et-
  le-mozambique
 Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion.
  http://www.meteofrance.re/cyclone/activite-cyclonique-en-cours
 Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion: FAQ G: Climatologie.
  http://www.meteofrance.re/cyclone/FAQ/G
 Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion: Trajectoires des sys-
  tèmes suivis par le CMRS.
  http://www.meteofrance.re/cyclone/trajectoire
 World Meteorological Organization (WMO): Tropical Cyclone Progamme.
  http://www.wmo.int/pages/prog/www/tcp/index_en.html
 World Meteorological Organization (WMO): Another unprecedented tropical cyclone and
  flooding hits Mozambique. (Published 26 April 2019; update)
  https://public.wmo.int/en/media/news/another-unprecedented-tropical-cyclone-and-
  flooding-hits-mozambique

Hinweis: Die im Bericht aufgeführten Daten geben den Stand der Niederschrift wieder.

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