AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021

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AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-Forum
                                                                               2-2021

BERLIN UND SEINE BAUTEN
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V.

grossWEST
AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
Inhalt

                                                                        EDITORIAL                               ARCHITEKTUR
                                                                   02   BERLIN BACKSTAGE                   50   AUFGABENSTELLUNG
                                                                                                           52   BAUKREIS
                                                                        SCHINKELPREIS                           SCHINKELPREIS
                                                                                                                SONDERPREIS DENKMAL
                                                                   04   AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021
                                                                                                           58   DOCK OF BERLIN
                                                                   08   FÖRDERER DES AIV-SCHINKEL-              1. DIESING-PREIS ARCHITEKTUR
                                                                        WETTBEWERBS
                                                                                                           62   INKORE BERLIN
                                                                   10   SCHINKEL-AUSSCHUSS UND                  2. DIESING-PREIS ARCHITEKTUR
                                                                        GASTPREISRICHTER:INNEN
                                                                                                           66   BERLIN BETWEEN GREEN
                                                                   12   AUFGABENSTELLUNG                        3. DIESING-PREIS ARCHITEKTUR
                                                                   16   LISTE DER PREISTRÄGER:INNEN        70   INKORE BAUT STADT
                                                                                                                WEITERE ARBEITEN

                                                                        STÄDTEBAU                          71   INKORE+
                                                                                                                WEITERE ARBEITEN
                                                                   18   AUFGABENSTELLUNG
                                                                                                           72   SUSTAIN-ABILITY
                                                                   20   DRÜBER UND DRUNTER                      WEITERE ARBEITEN
                                                                        SCHINKELPREIS
                                                                        REISESTIPENDIUM                    73   NEUER WESTHAFEN BERLIN
                                                                                                                WEITERE ARBEITEN
                                                                   26   GROSSWEST-AREAL
                                                                        KOOPERATIONSPREIS VBI UND
                                                                        3. DIESING-PREIS ARCHITEKTUR            KONSTRUKTIVER INGENIEURBAU

                                                                   30   großMARKT großSTADT                74   AUFGABENSTELLUNG
                                                                        ANERKENNUNG
                                                                                                           76   WEITBLICK — BOGEN AM WESTHAFEN
                                                                   32   WEICHE SCHALE, HARTER KERN              BAUKAMMERPREIS
                                                                        ANERKENNUNG
                                                                                                           80   OHNE TITEL
                                                                   34   EATUCATION                              WEITERE ARBEITEN
                                                                        ANERKENNUNG
                                                                   36   BERLIN ARCUM                            VERKEHRSPLANUNG
                                                                        WEITERE ARBEITEN
                                                                                                           82   AUFGABENSTELLUNG
                                                                   37   MISE EN PLACE*
                                                                        WEITERE ARBEITEN                   84   KLAR SEHEN. WEGE ZWISCHEN
                                                                                                                „GROSS“ UND „WEST“
                                                                                                                WEITERE ARBEITEN
                                                                        LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Die Dokumentation des Schinkelwettbewerbs ist in erstmals
                                                                   38   AUFGABENSTELLUNG                        FREIE KUNST
durchgängig geschlechtergerechter Sprache verfasst. Da die
Entwurfsverfasser:innen, Juror:innen, unsere Leser:innen und       40   TERRA.FLUIDA                       86   AUFGABENSTELLUNG
die Menschen, über die wir schreiben, vielfältig sind, soll dies        SCHINKELPREIS
auch erkennbar sein. Uns ist bewusst, dass noch keine allgemein                                            88   DAS TAU
akzeptierte Form gefunden wurde, die das einengende                46   BRÜCKE DER DREI UFER                    ANERKENNUNG
                                                                        ANERKENNUNG
generische Maskulinum ersetzt. Lassen Sie uns daher gerne
wissen, was Sie davon halten und schreiben Sie uns eine Mail an:   48   STADT OUVERTURE
info@treppe-b.de                                                        ANERKENNUNG

                                                                                                       1
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                                      AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                           2-2021   EDITORIAL

BERLIN BACKSTAGE
GESCHE GERBER UND ERNST-WOLF ABÉE

In der Auslobung des diesjährigen AIV-Schinkel-Wettbewerbs
haben wir das Wettbewerbsgebiet als Terra Incognita bezeichnet.
Der Berliner Großmarkt (BGM) und der von der BEHALA betrie-
bene Berliner Westhafen sind verkehrsgünstig und relativ zen-
trumsnah gelegen, im Bewusstsein der Berliner:innen sind sie je-
doch wenig präsent. Dabei sind beide Institutionen von funda-
mentaler Bedeutung für die Ver- und Entsorgung Berlins.
Man könnte diesen Ort und seine Beziehung zu Berlin metapho-
risch mit einem Theater beschreiben: Berlin ist die Bühne, der
Großmarkt und der Westhafen sind hinter den Kulissen. Auf der
Bühne spielt das Berliner Leben — ein quirliges Treiben. Back-
stage werden die Waren vorbereitet, die später auf der Bühne
benötigt werden, um das Berliner Leben spielen zu lassen.
Ohne die Arbeit der Menschen im Backstagebereich ist das Spiel
auf der Bühne nicht möglich, so auch in der Stadt Berlin. Die Me-
tropole könnte ohne die beiden leistungsfähigen Umschlag-
plätze nicht existieren. Im Rahmen unseres Ideen- und Förder-
wettbewerbs sollen sie nun auf die Bühne und ins Rampenlicht
gerückt werden.
Der Großmarkt und der Westhafen sind zwischen Putlitzbrü-
cke und Charlottenburger Verbindungskanal gelegen und wer-
den von der Stadtautobahn A100 bzw. dem Westhafenkanal
im Norden und der Bahntrasse im Süden begrenzt und von der
Beusselstraße durchquert. So wichtig dieses Netz aus Verkehrs-
wegen auch für die beiden Landesbetriebe ist, verhindert es
doch die Wahrnehmung der räumlichen Qualität dieses städti-
schen Bereichs. Dabei hat die Nähe zum Wasser großes Poten-
zial und wäre prädestiniert für eine öffentliche Nutzung.
Das Ziel der öffentlichen Nutzung und viele weitere Ziele galt es             Foto: Marcus Nitschke
im Rahmen der Aufgabenstellungen in diversen Fachsparten ab-
zuwägen, wobei die Komplexität des Ortes eine besondere Her-
                                                                                                               sem schafft, die Verbindung zu den benachbarten (Wohn-)Quar-      Den Schwerpunkt der Aufgabenstellungen bildete die Beussel-
ausforderung darstellte und die oftmals gegensätzlichen An-
                                                                                                               tieren bei bestehender natürlicher und funktionaler Insellage     straße — auf einem Damm gelegen, im Zentrum allen Gesche-
forderungen in Einklang zu bringen waren. Auf der einen Seite
                                                                                                               und die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten am Wasser bei un-     hens — baulich, topografisch und verkehrstechnisch verbinden-
lagen die Anforderungen bei der Durchgrünung eines Industrie-
                                                                                                               eingeschränktem Umschlag über den Wasserweg.                      des und trennendes Element zugleich. 90 Einreichungen in sechs
areals, die Durchwegung von Sicherheitsbereichen, die Verbin-
                                                                                                                                                                                 Fachsparten haben sich dieser Herausforderung gestellt, von de-
dung zweier durch eine Hauptverkehrsachse getrennten Areale                                                    Die Korrelation zwischen funktionaler Notwendigkeit und plane-
                                                                                                                                                                                 nen acht Arbeiten mit einem Preis ausgezeichnet und sechs wei-
oder eine Nutzungsintensivierung bei gleichbleibender Grund-                                                   rischem Wunschbild sollte sich in den Lösungsansätzen der Bei-
                                                                                                                                                                                 tere Arbeiten mit einer Anerkennung gewürdigt wurden.
fläche und zudem die Reduzierung der Versiegelungs- und Er-                                                    träge spiegeln, ergänzt durch Themen wie innovative Nutzungs-
höhung der Versickerungsflächen. Auf der anderen Seite war die                                                 mischung und Ernährungsvermittlung, Ressourcenschonung und        Nun heißt es: Bühne frei für die diesjährigen Arbeiten — zur Er-
Schaffung eines öffentlichen Raumes gefordert, der den gewerb-                                                 (Bau-)Kreislaufwirtschaft, ökologische Aufwertung sowie Wasser-   wähnung würdige Entwürfe als Nebendarsteller und die Preisträ-
lichen Bereich mit einbezieht, aber keine Vermischung mit die-                                                 management und standortgerechte Bepflanzung.                      ger in den Hauptrollen!

                                                                    2                                                                                                            3
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                                        AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                                    2-2021     SCHINKELPREIS

AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021

Die Landschaft der offenen Wettbewerbsverfahren für junge Ent-         Sonderpreise zur Verfügung. Mit diesem Ansatz soll auch das          rer Verehrung. Seit seinem frühen Tod 1841 erinnert der Verein an
werfer:innen, Gestalter:innen und Planer:innen verwaist immer          universale Denken Schinkels in Erinnerung gerufen werden. Die        seine Leistungen — ab 1844 mit dem jährlichen Schinkel-Fest.
mehr, obwohl die Übung in der Teilnahme an Wettbewerben für            Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs wird durch
                                                                                                                                            1851 schlug der junge Architekturstudent und spätere Vereins-
die fachliche Selbsteinschätzung, die berufliche Positionierung        den Schinkel-Ausschuss des AIV zu Berlin-Brandenburg über-
                                                                                                                                            vorsitzende Friedrich Adler vor, für den Baumeisternachwuchs
und als Vorbereitung auf das spätere Berufsleben so wichtig ist.       nommen. Das Gremium setzt sich aus rund 50 Fachleuten zu-
                                                                                                                                            jährlich eine Konkurrenz unter den Vereinsmitgliedern durchzu-
Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V.        sammen, die das Verfahren ehrenamtlich begleiten.
                                                                                                                                            führen. Der seit 1852 ausgelobte Wettbewerb ist Karl Friedrich
(AIV) lobt nun schon zum 167. Male den AIV-Schinkel-Wettbe-
                                                                                                                                            Schinkel gewidmet. Ab 1855 wurde der Schinkel-Wettbewerb
werb aus. Gemeinsam mit Fördermittelgebenden, Stifter:innen,           ARCHITEKTEN- UND INGENIEURVEREIN ZU BERLIN-
                                                                                                                                            staatlich unterstützt.
Juror:innen und Hochschulen bildet er ein Netzwerk unterschied-        BRANDENBURG E. V.
licher Disziplinen, um gestalterische Themen zu diskutieren, pla-                                                                           Zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses
nerische Fragen zu beantworten und dabei junge Planer:innen,           Der 1824 von jungen „Bauconducteuren“ um Eduard Knoblauch            wies der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die Stiftung zu
Architekt:innen, Ingenieur:innen und Künstler:innen in ihrer fachli-   gegründete Zusammenschluss gilt als älteste Technikvereinigung       Siegerpreisen an. Mit den beiden hoch dotierten Staatspreisen für
chen Entwicklung zu fördern. Das Verfahren richtet sich vorrangig      Deutschlands und hat wesentlich zur Entwicklung des Berufs-          die Fachsparten Architektur und Ingenieurbau erfuhr der Wett-
an Absolvent:innen und Studierende höherer Semester.                   stands der Architekt:innen und Ingenieur:innen sowie der Bau-        bewerb eine besondere Aufwertung. Gleichzeitig wurde damit
                                                                       und Kulturgeschichte Berlins, Preußens und Deutschlands beige-       der Teilnehmerkreis auf Studierende und Absolventen des ersten
Die Aufgabenstellung und die Wahl des Kontextes sollen durch           tragen. Anfangs Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, tritt   Bauführer-Examens ausgeweitet. Um den Schinkelpreis konkur-
die Arbeit am eigenen Entwurf die Kreativität und Fantasie für die     der Verein seit 2020 als „Architekten- und Ingenieurverein zu Ber-   rierten nun Teilnehmer aus dem gesamten preußischen Staatsge-
Lösung zukunftsorientierter Planungsaufgaben herausfordern             lin-Brandenburg e.V.“ auf, um damit die Verbundenheit mit der        biet. Die prämierten Arbeiten konnten von der Bauakademie und
und eine Auseinandersetzung mit komplexen Zusammenhän-                 Metropolregion zu bekräftigen.                                       ihrer Folgeinstitution, der Technischen Hochschule Charlotten-
gen und fachübergreifenden Sichtweisen initiieren. Auch steht
                                                                       Zu den Zielen des AIV gehört die Förderung von Baukultur in ih-      burg, als Examens- oder Diplomarbeiten anerkannt werden.
der AIV-Schinkel-Wettbewerb als Ideen- und Förderwettbewerb
nicht unter dem Druck der unmittelbaren Umsetzung.                     ren unterschiedlichen Facetten. In Veranstaltungen und Publika-      Zudem wurde der Wettbewerb in unterschiedliche Aufgaben un-
Er kann jedoch dazu dienen, Interesse für ein Gebiet zu wecken,        tionen wird dazu das aktuelle Baugeschehen kritisch und kons-        terteilt. Der Bereich des Land- und Hochbaus wurde dazu um
Sensibilität im Umgang mit dem Bestand zu entwickeln, die Be-          truktiv begleitet. Darüber hinaus beschäftigt sich der Verein mit    das Ingenieurwesen ergänzt, zu dem Wasser-, Eisenbahn und
deutung für die Umgebung aufzuzeigen und somit zur Qualifizie-         stadt- und bauhistorischen Themen. Für seine besonderen Ver-         Maschinenbau gehörten. Das Preisgeld von 1.700 Goldmark (ca.
rung der Aufgabenstellung einer formellen Planung beizutragen.         dienste in diesem Bereich wurde der AIV zu Berlin 2007 mit der       12.000 €) war an eine mehrmonatige Studienreise gebunden,
In diesem Sinne etabliert sich der Wettbewerb immer mehr als           Ferdinand-von-Quast-Medaille ausgezeichnet. Heute gehören            die zu den Stätten des klassischen Altertums führte.
Betrachtungsfeld der informellen Planung und Bürgerbeteili-            dem AIV rund 300 Mitglieder an aus den Berufsgruppen Archi-
                                                                       tektur, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Bauingenieurwe-        Die Preisträger mussten nach ihrer Rückkehr die Ergebnisse der
gung, die vor allem darauf gerichtet ist, eine Beziehung der Bür-
                                                                       sen, Wissenschaften, Betriebswirtschaft, Jura und Kunst.             Reise in Vorträgen oder Bauaufnahmen zusammenfassen. Ihre
gerschaft zum Planungsgebiet zu generieren und sie für die Ge-
                                                                                                                                            Arbeitsergebnisse dokumentierten den wissenschaftlichen An-
staltung der öffentlichen Räume zu gewinnen. Mit seinem frei-
                                                                       GESCHICHTE DES AIV-SCHINKEL-WETTBEWERBS                              spruch des Vereins. Für den AIV entwickelte sich der Schinkel-
eren Blick auf Aufgaben in Berlin und Brandenburg gelingt es
                                                                                                                                            Wettbewerb rasch zu einem bedeutenden Ereignis. Auf den jähr-
dem AIV-Schinkel-Wettbewerb häufig auch, Anregungen in lau-            1829 führten die Mitglieder Monatskonkurrenzen ein, um ge-           lichen Schinkel-Festen1 werden bis heute die Preisträger:innen
fende Planungen einzubringen.                                          meinsam aktuelle Fragen der Architektur und des Städtebaus zu        prämiert und deren Arbeiten präsentiert. Die inzwischen sehr
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in bis zu sechs              erörtern. Diese Übungen zum Entwerfen gehörten neben Vorträ-         lange Liste der Preisträger:innen umfasst u.a. Ludwig Hoffmann,
Fachsparten angeregt, übergreifende trans- und interdiszipli-          gen und Exkursionen zu den wichtigsten Aktivitäten des Vereins.      Alfred Messel, Hans Poelzig und David Chipperfield.
näre Gruppen zu bilden. Die Aufgaben werden zwar schwer-               Im selben Jahr wurde Karl Friedrich Schinkel Mitglied.
punktmäßig einzelnen Fachsparten zugeordnet, jedoch von ei-            Schinkels beruflicher Werdegang und seine bemerkenswerten
ner interdisziplinären Jury beurteilt. Für Kooperationen stehen        Bauwerke waren bereits zu seinen Lebzeiten Anlass zu besonde-        1 Dieses Jahr muss das Schinkelfest corona-bedingt ausfallen.

                                                                       4                                                                                                                                        5
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM   AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021   2-2021   SCHINKELPREIS

                                                                        Plakat AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021

                            6                                       7
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM   AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                              2-2021   SCHINKELPREIS

FÖRDERER DES
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERBS

                            Die Durchführung des Wettbewerbsverfahrens wäre ohne
                            die Unterstützung und finanzielle Zuwendung zahlreicher
                            Institutionen nicht möglich. Den AIV-Schinkel-Wettbewerb
                            2021 fördern:
                            Neben den Fördergeldern des Bundesministeriums, der Senats-
                            verwaltung, der Architektenkammer Berlin, des Verbands Deut-
                            scher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.(DAI), der Firma Fi-
                            ligran Trägersysteme GmbH & Co. KG und der Firma Computer-
                            works GmbH, die in das Wettbewerbsverfahren gehen und auch
                            als ungebundene Preisgelder alle Fachsparten berücksichtigen
                            können, gibt es zahlreiche Sonderpreise:
                            Die Hans-Joachim-Pysall-Stiftung zeichnet die beste bereits mit
                            einem Schinkelpreis prämierte Arbeit durch ein Schinkel-Italien-
                            reise-Stipendium aus und knüpft damit an den historischen
                            Zweck der Preisgelder an. Herausragende Arbeiten aus der Fach-
                            sparte Architektur werden mit dem Diesing-Preis von der Karl-
                            Friedrich-Schinkel-Stiftung des AIV zu Berlin-Brandenburg e.V.
                            prämiert. Der Verband Beratender Ingenieure fördert mit seinem
                            Sonderpreis die beste Kooperationsarbeit von Ingenieur:innen
                            und damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
                            Der Verein Restaurator im Handwerk e.V. zeichnet einen Beitrag
                            aus, der sich durch einen beispielhaften Umgang mit dem his-
                            torischen Bestand hervorhebt. Der Sonderpreis der Baukammer
                            Berlin wird für herausragende Ingenieurleistungen vergeben, der
                            Sonderpreis der Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkul-
                            tur e.V. für einen Entwurf der Fachsparte Landschaftsarchitektur   Bereitstellung der Online-Plattform   In Medienpartnerschaften steht der AIV
                            mit einem vorbildlichen Beitrag für Pflanzenverwendung.            für den Wettbewerb:                   zu Berlin-Brandenburg e.V. mit:

                            Wir danken allen Institutionen für die langjährige Unterstützung
                            des Schinkel-Wettbewerbs!

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AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                                  AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                                   2-2021   SCHINKELPREIS

SCHINKEL-AUSSCHUSS UND
GASTPREISRICHTER:INNEN

WETTBEWERBSJURY                            Hans-Jürgen Pluta , Vorstand Lenné-       Prof. i.R. Gisela Glass, Beuth                MITGLIEDER                                  Joachim Kempf, Dipl.-Ing.             VORPRÜFER:INNEN
                                           Akademie für Gartenbau und                Hochschule für Technik Berlin                 SCHINKEL-AUSSCHUSS                          Carolina Mojto, Dipl.-Arch. ETH
Laut Statut bildet sich das Preisgericht                                                                                                                                                                             Cristina Achury, Jonathan Avar,
                                           Gartenkultur e.V.                                                                                                                   Yvonne Corinna Paul, M.Sc.
aus den Mitgliedern des Schinkel-                                                    Antje Hendriks, Gruppe Planwerk                                                                                                 Johanna Bendlin, Laura Bertelt,
                                                                                                                                   STÄDTEBAU                                   Justus Pysall, Dipl.-Ing.
Ausschusses, der sich aus gesetzten        Sebastian Rost, Verband Restaurator                                                                                                                                       Jasmin Beumer, David Dietrich,
                                                                                     Marcus Hille, Hille Tesch Architekten +                                                   Florentine Sack, Dr.
und gewählten Mitgliedern zusam-           im Handwerk e.V.                                                                        Peter Brenn, Dipl.-Ing.                                                           Loni Eichin, Johannes Franke,
                                                                                     Stadtplaner PartGmbB                                                                      Karl-Heinz Schneider, Dipl.-Ing.
mensetzt. Ergänzend können Sach-                                                                                                   Heyden Freitag                                                                    Maximilian Gedamke, Anne
                                           Dr. Ralf Ruhnau, Baukammer Berlin                                                                                                   Almut Seeger, Dipl.-Ing.
verständige und Gastpreisrichter:in-                                                 Andrea Klinge, ZRS Architekten                Sebastian-Alexander Grünwald, M. Sc.                                              Sophie Hagemann, Anna Johannis,
nen eingeladen werden.                     Dr. Melanie Semmer, Vorstand AIV zu       Ingenieure                                    Bernhard Heitele, Dipl.-Ing.                                                      Alicija Kepka-Guerrero, Cecilie
                                                                                                                                                                               KONSTRUKTIVER
                                           Berlin-Brandenburg e.V.                                                                 Tom Hobusch, Dipl.-Ing.                                                           Felicia Kohl, Valentin Kranz, Ivan
                                                                                     Thomas Kolb, Kolb Ripke Gesellschaft                                                      INGENIEURBAU
MITGLIEDER LAUT STATUT                                                                                                             Hermann Kendel, Prof. Dipl.-Ing.                                                  Kustov, Melanie Leuschner,
                                           Bärbel Winkler-Kühlken,                   von Architekten mbH
                                                                                                                                   Christoph Kollert                           Karen Eisenloffel, Prof. M.Sc.        Helena Rafalsky, Johanna Rawald,
Philip Engelbrecht, Filigran               Vizepräsidentin Architekten-
                                                                                     Klaus-Günter Lichtfuß, Berliner Hafen-        Ludwig Krause, Dipl.-Ing.                   Christoph Gengnagel, Prof. Dr.-Ing.   Constantin Riekehr, Clara Schütz,
Trägersysteme GmbH & Co. KG                kammer Berlin
                                                                                     und Lagerhausgesellschaft mbH                 Peter Ostendorff, Dipl.-Ing.                Eva Krapf, Dipl.-Ing.                 Sarah Stach, Gordian Stegemann,
Arnold Ernst, Verband Deutscher                                                                                                    James Miller Stevens, V.-Prof. Dipl.-Ing.   Henry Ripke, Dipl.-Ing.               Cornelia Wegner, Katharina Zull
                                           GASTPREISRICH-                            Prof. Dr. Silvia Malcovati, FH Potsdam,
Architekten- und Ingenieurvereine                                                                                                                                              Mike Schlaich, Prof. Dr. sc. techn.
                                           TER:INNEN 2021                            FB Stadt Bau Kultur
e.V. (DAI) und Karl-Friedrich-                                                                                                     LANDSCHAFTSARCHITEKTUR                      Volker Schmid, Prof. Dr.-Ing.         PRÄSENTATIONSLEITER:IN-
Schinkel-Stiftung                          Britta Adler, Kuratorin bitch MATERial    Vanja Schneider, Moringa GmbH                                                             Nicole Zahner, Dipl.-Ing.             NEN
                                                                                                                                   Ute Aufmkolk, Dipl.-Ing.
Andreas Fink, MIL Land Brandenburg         Mandy Bahr, Berliner Großmarkt GmbH       Lasse Sibbert, Berliner Hafen- und            Angeli Büttner, V.-Prof. Dipl.-Ing.                                               Jonathan Avar, Hanna Düspohl,
                                                                                     Lagerhausgesellschaft mbH                                                                 VERKEHRSPLANUNG
                                                                                                                                   Wilma Glücklich, Dipl.-Ing.                                                       Alicija Kepka-Guerrero, Christoph
Franz-Wilhelm Garske,                      Prof. Roland Borgwardt, Beuth Hoch-
                                                                                     Thomas Stellmach, TSPA — Thomas               Michael Heurich, Dipl.-Ing.                 Rainer Döge, Dipl.-Ing.               Kollert, Nicole Zahner
Oberprüfungsamt für das technische         schule für Technik Berlin, Labor für
Referendariat beim BMVI                                                              Stellmach Planning & Architecture             Lars Hopstock, J.-Prof. Dipl.-Ing. PhD      Herbert Staadt, Prof. Dr.-Ing.
                                           Bausanierung und Energieeffizienz
                                                                                                                                   Barbara Hutter, Dipl.-Ing.                  Fabian Walf, Dr.-Ing.
Karin Hartmann, Bundesinstitut             Oliver Bormann, Yellow Z Berlin           Fabrice Tesch, Hille Tesch Architekten        Anna Lundqvist, Prof.                       Horst Wohlfarth von Alm, Dipl.-Ing.
für Bau-, Stadt- u. Raumforschung                                                    + Stadtplaner PartGmbB                        Cornelia Müller, Prof. Dipl.-Ing.
                                           Olaf Bruhn, BVG
im BBR                                                                                                                             Martin Schmitz, M. Sc.                      FREIE KUNST
                                                                                     Jana Warnatzsch, Senatsverwaltung
                                           Jens Casper, Architekt BDA                für Standentwicklung und Wohnen               Christiane Schwarz, Dipl.-Ing.
Daniele Kouefo, Vectorworks                                                                                                                                                    Jan Köthe
                                                                                                                                   Klaus Wichert, Dipl.-Ing.
                                           Laura de Pedro Elvira, Berliner Hafen-    Sabine Werth, Berliner Tafel e.V.                                                         Peter Lemburg, Dr. phil.
Katharina Lorenz, Hans und Charlotte
                                           und Lagerhausgesellschaft mbH                                                                                                       Heinrich Liman, Dipl.-Ing.
Krull Stiftung                                                                                                                     ARCHITEKTUR
                                           Dr. Stefan Doerrer, Berliner Hafen- und   SCHINKELPREIS-                                                                            Richard Rabensaat
Otto-Ewald Marek, Verband                                                                                                          Ernst Wolf Abée, Dipl.-Ing.
                                           Lagerhausgesellschaft mbH                 TRÄGER:INNEN
Beratender Ingenieure (VBI),                                                                                                       Gesche Gerber, Dipl.-Ing.                   VORSITZ SCHINKEL-
Landesverband Berlin-Brandenburg           Prof. Dr. Stefanie Endlich, UdK Berlin,   Elisa Mado Lenius                             Josef Herz, Dipl.-Ing.                      AUSSCHUSS
                                           Kunst im öffentlichen Raum                Anne-Sophie Schoss                            Ayse Zeynep Hicsasmaz-
Karl-Peter Nielsen, Baukammer Berlin
                                                                                     Antonia Eger                                  Heitele, Dipl.-Ing.                         Ernst-Wolf Abée, Dipl.-Ing.
                                           Jörg Finkbeiner, Partner und Partner                                                                                                Gesche Gerber, Dipl.-Ing.
Tobias Nöfer, Vorstand AIV zu Berlin-                                                Pascal Zißler                                 Theresa Keilhacker, Dipl.-Ing.
                                           Architekten
Brandenburg e.V.

                                                                   10                                                                                                                                 11
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                                        AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                  2-2021           SCHINKELPREIS

AUFGABENSTELLUNG
STADT ALS RESSOURCE:
DIE VERSORGUNG BERLINS
                                                                                                                                                                                                                            © mapbox.com/treppe b
Zwischen der Berliner Stadtautobahn A100 und dem Westhafen-
kanal im Norden sowie S- und Fernbahngleisen im Süden zieht
sich trotz verkehrsgünstiger und relativ zentrumsnaher Lage eine
weitgehende Terra incognita im Stadtkörper entlang — Westha-
fen, Berliner Großmarkt, Kleingarten - sowie Gewerbegebiete bis
zum Tegeler Weg. Diese birgt spannende Gegensätze und große
Herausforderungen — die Gebiete sind weitgehend unbekannt,
undurchlässig und bisher wenig durchgrünt und durchlüftet.
Häfen und Hafenanlagen haben sich bundesweit seit geraumer
Zeit großen Veränderungen zu stellen: Schiffe werden tenden-
ziell größer, aber der Gütertransport hat sich zunehmend auf die
Straße verlagert, just-in-time-Anlieferungen wurden in vielen
Bereichen selbstverständlich. Lagerflächen werden weniger bzw.
anders nachgefragt, die Arbeitswelt von Büro und Verwaltung
                                                                                                                                                  e
                                                                                                                                     raß
befindet sich in rasantem Umbruch, nicht zuletzt angesichts der                                                                 est
                                                                                                                             Se
aktuellen Pandemie.                                                                                                                                                   Westhafen

Große, architektonisch oft wertvolle oder denkmalwerte Gebäu-
dekomplexe fallen teilweise brach und stehen in vielen Städten
einer Umnutzung zur Verfügung. Viele Beispiele aus ehemaligen
Flusshäfen in Frankfurt, Düsseldorf, Münster bis zur HafenCity in
Hamburg oder Überseestadt in Bremen zeigen die Potenziale                                                               Beusselbrücke
und Attraktivität für unterschiedliche Nutzungsmischungen, die
in diesen gut erschlossenen Wasserlagen bestehen.
Wie könnten Anbindungen zu den benachbarten (Wohn-)Quartie-
                                                                                                    Großmarkt
ren aussehen, wo sind sie lokalisiert und wie sind sie zu gestalten?            „Neues Ufer“

Aufgrund der Entwicklung der expandierenden Metropole ste-
hen die Landesbetriebe Berliner Großmarkt (BGM) und die Berli-
ner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA) unter ho-
hem Wachstumsdruck, zusätzliche Grundstücksflächen stehen

                                                                                                                                  Beusselstraße
jedoch nicht zur Verfügung. Aus den funktionalen, baulichen und
logistischen Anforderungen der beiden Institutionen am gemein-
samen Standort entstanden vielfältige Fragestellungen, die wir
mit den Wettbewerbsaufgaben aufgreifen wollten.
Ein besonderer Fokus in allen Fachsparten wird dabei auf den
Abschnitt der Beusselstraße zu legen sein, der auf einem Damm
geführt wird und dadurch eine scharfe räumliche, auch topogra-
fische Trennung der beiden Areale bildet. Die hoch verkehrsbe-
lastete Passage zur Autobahnanbindung bietet heute keinerlei
städtische Qualität und ist geprägt von den verkehrlichen An-
bindungen der beiden Betriebe nach Süden zur Stadt und nach
                                                                                                                 Städtebau          Landschaftsarchitektur   Architektur          Konstruktiver Ingenieurbau   Verkehrsplanung         Freie Kunst

                                                                       12                                                                                                     13
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                                       AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                                                  2-2021   SCHINKELPREIS

Norden zur A100. In Zukunft wird auch eine Tramlinie diesen Ab-       die Freilagerflächen sowie über das Tanklager. Der Westhafen als                 Wasser. Informationen zu den Projekten sind auf der Webseite         im Großmarkt ist allein Händlern und den verarbeitenden Ge-
schnitt durchqueren, die das Areal mit einer Haltestelle zusätz-      trimodaler Hafenstandort in Citylage wird per Bahn über den Gü-                  der BEHALA zu finden.                                                werben wie z.B. gastronomischen Betrieben vorbehalten.
lich anbindet.                                                        terbahnhof, über den Wasserweg sowie über die Straße ange-
                                                                                                                                                       Einschränkung für die Entwicklung der gewerblichen Nutzungen         Die Andienung erfolgt heute nahezu ausschließlich über die
                                                                      dient. Vonseiten der BEHALA besteht jedoch großes Interesse an
                                                                                                                                                       bestehen in der räumlichen Nähe zu den benachbarten Wohn-            Straße, aufgrund der Liefer- und Gebindegrößen der umzuschla-
GESCHICHTE DES HAFENS                                                 Erweiterungs- und Konzentrationsmöglichkeiten der Lager- und
                                                                                                                                                       quartieren, da der Hafen rund um die Uhr in Betrieb ist und Lärm-    genden Waren ist ein Transport per Schiff oder Bahn wirtschaft-
                                                                      Umschlagflächen im Hafengebiet, um auch in Zukunft die Ver-
Zur Umgehung des stark gewundenen Unterarms der Spree zwi-                                                                                             emission zu Nachtzeiten nicht unterbunden werden können. Im          lich nicht sinnvoll. Die Geschäftsführung der BGM verfolgt erklär-
                                                                      und Entsorgung einer wachsenden Metropole zu gewährleisten.
schen Berlin und Spandau wurde zwischen 1848 und 1859 ein                                                                                              Hafengebiet sollen auch in Zukunft lediglich Mieter:innen und        termaßen das Ziel, den Großmarkt nach vorne zu bringen und
schiffbarer Kanal angelegt, der den Weg für die Frachtschifffahrt     Im Jahr 2019 erreichten etwa 19 % der Güter den Westhafen per                    Nutzer:innen angesiedelt werden, die keine Nutzungskonflikte         der modernste Großmarkt Europas zu werden.
um etwa sechs Kilometer verkürzte. Der heute als Berlin-Span-         Schiff, 42 % per Bahn und 39 % per Lkw. Bei einem Güterausgang                   entstehen lassen, neben Lager- und Gewerbemieter:innen könn-
                                                                                                                                                                                                                            Mit den Händlern werden bereits Gespräche zur Neuorganisa-
dauer-Schifffahrtskanal bezeichnete Wasserweg wurde nach              in Höhe von knapp 2,5 Mio. Tonnen insgesamt lag der Schiffsan-                   ten zum Beispiel Einrichtungen für Forschung und Lehre hier ein
                                                                                                                                                                                                                            tion der Bereiche und zum möglichen Neubau von Markthallen
Planungen von Peter Joseph Lenné errichtet und verbindet die          teil bei etwa 13,5 %, der Bahnanteil bei etwa 20 % und der Lkw-                  neues, anregendes Umfeld finden. Wohnnutzungen im Bereich
                                                                                                                                                                                                                            geführt. Die Berliner Tafel ist als Mieterin im Großmarkt ansässig
Spree (Berliner Nordhafen, heute Berliner Hauptbahnhof) mit der       Anteil bei etwa 66,5 %.                                                          des Westhafens kommen voraussichtlich auch in Zukunft nicht
                                                                                                                                                                                                                            und plant eine Bildungseinrichtung (house of food), eine gläser-
Havel (nördlich der Spandauer Altstadt), die Potsdam und die                                                                                           in Betracht.
                                                                      Durch den erheblichen Ausbau des Containerterminals, der                                                                                              ne Manufaktur für die Verarbeitung von Lebensmitteln ist im Ge-
Stadt Brandenburg/Havel durchquert und eine schiffbare Verbin-
                                                                      in 2021 beginnt, wird der jährliche Güterumsatz von heute ca.                    Zu bedenken ist weiterhin, dass die Sicherheitserfordernisse auf     spräch wie auch ein Hochhaus-Neubau für die Büros der ansäs-
dung zur Elbe und damit zur Nordsee eröffnet.
                                                                      150.000 TEU1 auf voraussichtlich 250.000 TEU steigen. Der Aus-                   dem Betriebsgelände des Westhafens eine öffentliche Durchwe-         sigen Händler:innen. Für die Kund:innen soll ein one-stop-shop-
In den Jahren 1891/1892 wurden die Spreehaltung und das be-           bau des Hafens sowie der Wasserstraßen soll bis 2024/25 erfol-                   gung erschweren, da zum Beispiel ungesicherte Gleistrassen zu        ping-Konzept entwickelt werden, das den Einkaufsbesuch in den
gleitende Kanalsystem für größere Schiffe ausgebaut. So wurde         gen, um die Zuwegung für größere Schiffe zu ermöglichen.                         den verschiedenen Kaianlagen und zum Gefahrgutlager verlau-          drei verschiedenen Bereichen vereinfacht (Fleisch — Obst/Ge-
die Schleuse Plötzensee beim Bau des Großschifffahrtsweges                                                                                             fen. Trotz dieser Einschränkungen der öffentlichen Benutzbarkeit     müse — Blumen).
                                                                      Zu den Nutzenden der BEHALA-Flächen gehören heute bereits
Berlin-Stettin in den Jahren 1906 bis 1914 zum Anfangspunkt des                                                                                        möchten die Verantwortlichen gerne eine bessere Wahrnehmbar-
                                                                      unter anderem ein Beton- und ein Asphaltmischwerk, die durch                                                                                          Die Be- und Entladezeiten der Lkw auf dem Gelände müssen
neuen Verkehrsweges nach Osten in den Oder-Raum.                                                                                                       keit und höhere Bekanntheit in der Stadtgesellschaft erreichen.
                                                                      die großen Entwicklungsvorhaben der Stadt, insbesondere im                                                                                            derzeit so knapp wie möglich gehalten werden, weil nur be-
„Berlin ist aus dem Kahn gebaut“, sagt ein geflügeltes Wort. Für      Bereich des Flughafens Tegel langfristig gut ausgelastet sind und                                                                                     grenzte Stau- und Parkflächen vorhanden sind. Die vorgeschrie-
                                                                                                                                                       GESCHICHTE DES GROSSMARKTS
die Entwicklung der Metropole Berlin ab 1871 ist der preiswerte       auch die Ansiedlung weiterer Anbieter oder Dienstleister aus                                                                                          benen Pausenzeiten können die Fahrer nur im Ausnahmefall auf
Massentransport auf dem Wasserweg eine der wichtigsten Vor-           dem Bausektor erwarten lassen. Aufgrund der Stadtnähe und der                    Auch die Anfänge des Berliner Großmarkts reichen zurück in           dem Gelände verbringen.
aussetzungen. Per Schiff und Kahn wurde aus dem schlesischen          guten verkehrlichen, trimodalen Anbindung des Hafens erwartet                    das 19. Jahrhundert, als der Magistrat von Berlin vierzehn gro-
                                                                                                                                                                                                                            Dafür steht aktuell noch eine Fläche am Autobahnkreuz Funkturm
Industrierevier, aber auch aus den Abbau- und Produktionsstät-        die Geschäftsführung gute Chancen, ein erfolgreiches Baulogis-                   ße Markthallen in verschiedenen Stadtbezirken errichtete und
                                                                                                                                                                                                                            zur Verfügung (Entfernung circa acht Kilometer über die A 100),
ten des Brandenburger Umlands alles transportiert, was für Auf-       tikzentrum aufzubauen.                                                           damit eine hygienische und umfassende Lebensmittel-Versor-
                                                                                                                                                                                                                            für die allerdings bald Ersatz gefunden werden muss.
bau und Wirtschaft der Großstadt benötigt wurde: Sand und                                                                                              gung der schnell wachsenden Bevölkerung gewährleisten woll-
                                                                      Im denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude (früher BEHALA-
Mauerziegel, Holz und Kohle wie auch Handelsgüter und Lebens-                                                                                          te. Durch die Konkurrenz der etwa zeitgleich entstehenden            Zu den Zielen der BGM gehört es nachhaltig zu wirtschaften, um
                                                                      Hauptverwaltung) sind alle Flächen an Fremdfirmen zur Büro-
mittel für die rasch wachsende Bevölkerung des Berliner Bal-                                                                                           Kaufhäuser, durch Krieg und Weltwirtschaftskrise sowie die Zer-      Klimaneutralität zu erreichen. In den verschiedenen Hallen der
                                                                      nutzung vermietet. Im mehrgeschossigen Getreidespeicher sind
lungsgebietes. Erste Planungen für einen neuen Hafen unweit                                                                                            störungen des Zweiten Weltkriegs, aber auch aufgrund von Um-         Mieter:innen/Nutzer:innen im Großmarkt bestehen unterschied-
                                                                      Archiv- und Lagerflächen an die Staatsbibliothek Preußischer
der Schleuse Plötzensee gab es bereits um die Jahrhundertwen-                                                                                          nutzungen sind die meisten historischen Markthallen heute aus        liche Wärme- und Kältebedarfe (bis zu -21 °C), die bisher jedoch
                                                                      Kulturbesitz und an die Zentral- und Landesbibliothek Berlin ver-
de, der Bau des Berliner Westhafens begann jedoch erst im Jahr                                                                                         dem Stadtbild verschwunden.                                          noch nicht gesamtheitlich betrachtet und erzeugt werden können.
                                                                      geben, im Zollspeicher wurden Archive der Justizverwaltung ein-
1914, ein Jahr nach der Einweihung des Berliner Osthafens spree-
                                                                      gerichtet. Ein Teil der zweigeschossigen Lagerhallen wurde be-                   Nach der Teilung Berlins ab 1949 zog die Verwaltungsgesellschaft     Um den Nutzen des landeseigenen Betriebes für die Stadtgesell-
aufwärts hinter der Oberbaumbrücke, beide Hafenanlagen nach
                                                                      reits zu Büro- und Eventflächen umgenutzt (Halle 1). Auf dem                     Großmarkt Berlin in den Westteil der Stadt, firmierte dort ab 1960   schaft und für die Bevölkerung langfristig sichtbar zu machen,
Plänen des Berliner Stadtbaurats für Tiefbau Friedrich Krause (sei-
                                                                      Gelände montiert ein Turbinenhersteller sehr große, bis zu 500                   als Berliner Großmarkt GmbH. und bewarb sich um einen neuen          soll die öffentliche Wahrnehmbarkeit erhöht werden, zum Bei-
nerzeit Ehrenmitglied des AIV). Im Jahr 1923 wurde als Betreiber-
                                                                      Tonnen schwere Gasturbinen, die später auf dem Wasserweg                         Standort. Der Neubau an der Beusselstraße wurde am 20. März          spiel durch erste Kauf- oder Konsumangebote für die allgemei-
gesellschaft die BEHALA (Berliner Hafen- und Lagerhaus AG) ge-
                                                                      transportiert werden. Im Getreidesilo wird heute Kaffee für zwei                 1965 als Obst- und Gemüsegroßmarkt mit rund 30.000 qm so-            ne Öffentlichkeit auf dem Betriebsgelände oder auch durch die
gründet und der erste Teilbereich des Westhafens eingeweiht. In
                                                                      Berliner Röstereien bzw. Gastronomiebetriebe gelagert und um-                    wie einem Fleischgroßmarkt eröffnet. Erweitert wurde das An-         Einbindung von Künstler:innen zur Gestaltung der Gebäude oder
den folgenden Jahren wurde dieser zum (zeitweilig) zweitgrößten
                                                                      geschlagen, im Zementsilo Flugasche und andere Zuschlagstoffe                    gebot 1975 durch den Neubau der Deutschen See, 1987 um eine          des Außenbereichs an der Beusselstraße.
Binnenhafen Deutschlands ausgebaut. Die historischen Hafen-
                                                                      für einen Betonhersteller.                                                       weitere Obst- und Gemüsehalle mit 11.000 qm, 2010 schließlich
anlagen, die imposanten Speicher-, Lager- und Verwaltungsge-
                                                                                                                                                       um den Blumengroßmarkt mit 12.000 qm Verkaufsfläche.
bäude der Architekten Richard Wolffenstein und Wilhelm Cremer         Zu den Zielen der BEHALA gehört der Aufbau einer Grünen Ha-
stehen heute unter Denkmalschutz. Das Hafenfest zum 100. Ge-          fenlogistik, also nachhaltig zu planen, zu bauen und zu wirtschaf-
                                                                      ten, um Klimaneutralität zu erreichen. Dazu gehört auch die Er-                  PERSPEKTIVEN DES GROSSMARKTS
burtstag ist für das Jahr 2023 vorgesehen.
                                                                      probung neuer Antriebssysteme. Als Logistikdienstleisterin be-                   Der Gesamtumschlag des Berliner Großmarktes (BGM) beträgt
PERSPEKTIVEN DES HAFENS                                               treibt die BEHALA eine Fahrzeugflotte, demnächst auch das                        derzeit rund 600.000 Tonnen pro Jahr, davon sind rund 220.000
                                                                      weltweit erste emissionsfreie Schubboot Elektra mit Brennstoff-                  Tonnen Obst und Gemüse. Das Einzugsgebiet des Frischezent-
Im Bereich des Hafengeländes stehen knapp 300.000 qm Frei-            zellenantrieb und beteiligt sich an Forschungsprojekten zur Ent-                 rums Berlin bedient rund sechs Millionen Menschen und umfasst
lagerfläche zur Verfügung, die derzeit zu etwa 80 % vermietet         wicklung von Mikrodepots und zur Schwarm-Mobilität auf dem                       die Metropolregion Berlin-Brandenburg sowie weitere Bereiche
sind, zusätzlich etwa 120.000 qm gedeckter Lagerraum. Die Um-
                                                                                                                                                       darüber hinaus bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Der Einkauf
schlagleistung des Hafens erfolgt über das Containerterminal,         1 Die internationale Abkürzung TEU steht für Zwanzig-Fuß-Standardcontainer.

                                                                      14                                                                                                                                                    15
AIV-Forum BERLIN UND SEINE BAUTEN - grossWEST AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021
AIV-FORUM                    AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                2-2021   SCHINKELPREIS

LISTE DER PREISTRÄGER:INNEN

STÄDTEBAU                    1000 €                         1000 €                                3000 €                      2. GROSSWEST-                1000 €
                             ANERKENNUNG                    ANERKENNUNG                           1. DIESING-PREIS            AREAL                        SONDERPREIS
3000 €                                                                                            Gestiftet von Heinz Die-    Jonathan Schmalöer           Gestiftet von der
SCHINKELPREIS                WEICHE SCHALE,                 BRÜCKE DER DREI                       sing über die Karl-Fried-   RWTH Aachen                  Baukammer Berlin
                             HARTER KERN                    Stephanie Hansen                      rich-Schinkel-Stiftung      Conrad Risch
DRÜBER UND DRUNTER           Benedict Hofmann               Beuth-Hochschule                      des AIV zu Berlin           RWTH Aachen                  WEITBLICK — BOGEN
Jonathan Hertling            HTWG Konstanz                  für Technik Berlin                                                Anna Kuretzky                AM WESTHAFEN
BTU Cottbus-Senftenberg      Isabel Ohorn                   Tim Keller                            DOCK OF BERLIN              RWTH Aachen                  Paul Merz
Arne Markuske                HTWG Konstanz                  Beuth-Hochschule                      Johanna Kuder               Jonas Läufer                 TU Berlin
BTU Cottbus-Senftenberg      Simon Denkinger                für Technik Berlin                    HTWG Konstanz               TU München                   Niklas Petersen
Robert Ritzel                HTWG Konstanz                                                        Judith Blatter                                           TTU Berlin
TU Berlin                                                                                         HTWG Konstanz                                            Sofia Moissiadis
                                                            1000 €                                                            1500 €
                                                                                                  Katharina Straub                                         TU Berlin
                             1000 €                         ANERKENNUNG                           HTWG Konstanz               SONDERPREIS
2500 €                       ANERKENNUNG                                                                                      Gestiftet vom Verein Res-
REISESTIPENDIUM                                             STADT-OUVERTURE
                             EATUCATION                     Tobias Grünewald                      2000 €
                                                                                                                              taurator im Handwerk e.V.    FREIE KUNST
Gestiftet von der Hans-Jo-
                             Mona Ebelt                     TU Berlin                             2. DIESING-PREIS            BAUKREIS
achim-Pysall-Stiftung                                                                                                                                      1000 €
                             TH Köln                        Lorenza Manfredi                      Gestiftet von Heinz Die-    René Dapperger
DRÜBER UND DRUNTER                                          Politecnico di Milano (IT)                                                                     ANERKENNUNG
                                                                                                  sing über die Karl-Fried-   Universität Stuttgart
Jonathan Hertling                                           Jannis Schiefer                       rich-Schinkel-Stiftung      Felix Hauff                  DAS TAU
BTU Cottbus-Senftenberg      LANDSCHAFTS-                   Universität Kassel                    des AIV zu Berlin           Universität Stuttgart        Mario Francesco Lindner
Arne Markuske                ARCHITEKTUR                                                                                                                   BTU Cottbus
BTU Cottbus-Senftenberg                                                                           INKORE BERLIN
Robert Ritzel                3000 €                         ARCHITEKTUR                           Cornelius Menzel            KONSTRUKTIVER
TU Berlin                    SCHINKELPREIS                                                        TU Berlin                   INGENIEURBAU
                                                            3000 €
                             TERRA FLUIDA                   SCHINKELPREIS                                                     2000 €
1000 €                       Magnus Hehlke
                                                                                                  1000 €
ANERKENNUNG                  University of Copenhagen       BAUKREIS                              3. DIESING-PREIS            SONDERPREIS
                                                            René Dapperger                                                    Gestiftet vom Verband
großMARKT großSTADT          Marcel Tröger                                                        (PRO ARBEIT)
                                                            Universität Stuttgart                                             Beratender Ingenieure
Jan Oliver Dröge-Rothaar     TU Berlin                                                            Gestiftet von Heinz Die-
                                                            Felix Hauff                           sing über die Karl-Fried-
TU Dortmund                                                                                                                   GROSSWEST-AREAL
                                                            Universität Stuttgart                 rich-Schinkel-Stiftung      Jonathan Schmalöer
                                                                                                  des AIV zu Berlin           RWTH Aachen
                                                                                                                              Conrad Risch
                                                                                                  1. BERLIN BETWEEN
                                                                                                                              RWTH Aachen
                                                                                                  GREEN
                                                                                                                              Anna Kuretzky
                                                                                                  Michelle Kaszas
                                                                                                                              RWTH Aachen
                                                                                                  HTWG Konstanz
                                                                                                                              Jonas Läufer
                                                                                                  Tanyel Yelkenkayalar
                                                                                                                              TU München
                                                                                                  HTWG Konstanz

                                                  16                                                                                                  17
AIV-FORUM                                      AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                                                     2-2021                                                                                                                  AUFGABENSTELLUNG

STÄDTEBAU

WIE WOLLEN WIR ESSEN, KAUFEN, KONSUMIEREN?                           bau ab: Wie kann der Berliner Großmarkt trotz seiner räumlichen                         An der Nord- und Südseite der beiden großen Hallen erfolgt die     hin zum Verkauf an Endverbraucher:innen (Stichwort One-Stop-
                                                                     Schranken zu einem Ort werden, an dem die Verteilungs- und Er-                          Anlieferung (Rampen), jeweils an der Ost- und Westseite liegen     Shopping) und gastronomische Angebote vorzuschlagen. Au-
Essen ist Lifestyle, Essen ist Kultur. Essen steht für Gemein-
                                                                     nährungsfragen der Zukunft diskutiert werden?                                           die Parkplätze der Kund:innen und Mitarbeitenden. Die Erschlie-    ßerdem sind für die mit der Warenlagerung und dem -umschlag
schaft und Geselligkeit. Der Hunger der Großstadt steigt mit
                                                                                                                                                             ßung und Orientierung der Marktflächen innerhalb der Hallen fol-   beschäftigten Personen Angebote zu entwickeln, z.B. Beher-
der Anzahl ihrer Einwohner:innen und der zunehmenden Kon-            Es soll ein öffentlicher Ort entstehen, der die Wahrnehmung der
                                                                                                                                                             gen diesem Schema. Die Handelsware wird überwiegend mit Ga-        bergungsmöglichkeiten für Lkw-Fahrer:innen, attraktive Auf-
kurrenz ihrer Versorger:innen. Die Ernährungsfrage unserer und       Berliner:innen für diese Fragen und ihre Identifikation mit dem
                                                                                                                                                             belstaplern bewegt, auf den Erschließungsachsen herrscht re-       enthaltsbereiche am Kanal usw. Als zusätzliche, mit dem Groß-
auch zukünftiger Generationen ist jedoch im Wesentlichen eine        Ort durch eine innovative Nutzungsmischung stärkt. Der Groß-
                                                                                                                                                             ger Verkehr. Ein Ring von Büroräumen umgibt die beiden Hallen      markt verträgliche Nutzungen sind auch Flächen für Sport und
Verteilungsfrage. Sie steht in diesem Sinne dem globalen Hun-        markt soll zumindest teilweise zu einem Ort werden, der nicht al-
                                                                                                                                                             im Obergeschoss. Der Berliner Großmarkt geht davon aus, dass       Freizeit vorstellbar.
ger nach mehr und nach höher, schneller, weiter konträr gegen-       lein den Handel- und Gewerbetreibenden vorbehalten ist, son-
                                                                                                                                                             der Umschlag nur auf einer Ebene, d.h. erdgeschossig organisiert
über. Doch wie ist diese komplexe Interessenlage der Politik, In-    dern auch für die breite Öffentlichkeit. Es sollen Räume entste-                                                                                           Auf dem östlich gelegenen Eingangsbereich des Großmarktes ist
                                                                                                                                                             werden kann. Allerdings ist die Großmarkt GmbH offen für andere
dustrie und der Verbraucher:innen mit der globalen Verteilungs-      hen für Bildung, Freizeit und Kultur.                                                                                                                      im Zuge der städtebaulichen Neuordnung eine neue öffentliche
                                                                                                                                                             Denkansätze und daher neugierig auf die Wettbewerbsergebnisse.
problematik zu vereinbaren?                                                                                                                                                                                                     Markthalle zu integrieren, hierfür kann das System der bestehen-
                                                                     DIE SITUATION                                                                           Vom Berliner Großmarkt werden nachts die Berliner Restaurants      den Hallen neu geordnet werden. Bei der Verortung der neuen
Seit geraumer Zeit ist in Deutschland eine Trendumkehr in Verbin-
                                                                                                                                                             und Kantinen, die Wochenmärkte und die kleinen und größeren        Halle ist sicherzustellen, dass die öffentliche Erreichbarkeit von
dung mit einem höheren Bewusstsein der Verbraucher:innen zu          Wie kann sich der Großmarkt als wichtige Berliner Infrastruk-
                                                                                                                                                             Gemüseläden mit sowohl regionalen Frischwaren wie internati-       der Beusselbrücke gegeben ist, ohne dass die Abläufe im System
beobachten, welche Lebensmittel auf den Tisch kommen sollen          tur unter den neuen Tendenzen der Nachverdichtung und Nut-
                                                                                                                                                             onalen Waren und Spezialitäten beliefert. Der Warenumschlag        beeinträchtigt werden. Die Markthalle soll einen Einblick in den
und woher. Regionalität scheint Trumpf und gilt als Lösungsansatz    zungsmischung sowie der Weiterentwicklung von Logistik ein
                                                                                                                                                             beläuft sich auf 580.000 Tonnen und einen Umsatz von rund          faszinierenden Betrieb des Großmarkts möglich machen, z.B.
für jene Verteilungsproblematik. Doch ist dieser Ansatz noch nicht   Stück weit öffnen: Wären Mehrfachnutzungen denkbar? Wo er-
                                                                                                                                                             1 Milliarde Euro pro Jahr. Die großen Lebensmittelketten haben     durch den Verkauf an Endverbraucher:innen und Gastronomie
ganz reif für die Versorgung der großen Masse der Bevölkerung.       geben sich Ansatzpunkte zu umliegenden Quartieren? Gibt es
                                                                                                                                                             dagegen ihre eigenen Logistikzentren. Von den Wettbewerbs-         oder die Zusammenziehung des bisher auf dem Gelände verteil-
                                                                     Win-Win-Situationen als Ansätze? Welche Nutzungen und wel-
Die Verteilungsfrage ist folglich nicht ausschließlich eine Frage                                                                                            teilnehmenden werden Vorschläge erwartet, welche Nutzungs-         ten produzierenden Kleingewerbes (Käserei, Rösterei etc.) mit
                                                                     che Umnutzungen sind denkbar?
der globalen und sozialen Gerechtigkeit. Denn es gibt auch eine                                                                                              mischungen an welchen Stellen möglich wären und wie diese          der Möglichkeit zum Direktvertrieb.
technische Komponente: Wie kommen Waren und Nahrungs-                Für das Großmarkt Gelände bedeutet der Flächenmangel eine                               städtebaulich gestaltet werden können.
                                                                                                                                                                                                                                Neben der neuen öffentlichen Markthalle ist als thematische und
mittel überhaupt von A nach B? Für Berlin spielt der Großmarkt       große Herausforderung, da die Abläufe vor Ort logistisch gesehen
                                                                                                                                                                                                                                bauliche Ergänzung das House of Food, ein zukunftsorientiertes
dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Er profitiert von sei-    in der Horizontalen durchgeführt werden müssen. Ein Stapeln von                         AUFGABE
                                                                                                                                                                                                                                Multifunktionsgebäude mit Räumen für die Vermittlung und For-
ner zentralen Lage, die es ermöglicht, die Warenversorgung Ber-      Abläufen ist ebenso wenig möglich, wie die meisten andersartigen
                                                                                                                                                             In der Fachsparte Städtebau liegt der Fokus auf dem Großmarkt      schung von Themenstellungen rund um die Ernährung zu pla-
lins auf ressourcenschonende Weise zu sichern, wie kaum in ei-       Nutzungen aufgrund entsprechender Emissionen auf dem Ge-
                                                                                                                                                             zwischen der Beusselstraße im Osten und dem Verbindungska-         nen. Das Gebäude sollte in der Nähe der neuen Markthalle im öf-
ner anderen Stadt. Der Großmarkt versorgt zahlreiche Gastro-         lände. Flächeneffizienz ist ein Thema, für das sich die Großmarkt
                                                                                                                                                             nal im Westen. Ausgehend von den zwei zu erhaltenden Hallen        fentlich zugänglichen Bereich des Großmarktes angeordnet sein
nom:innen und Einzelhändler:innen mit täglich frischen Waren         GmbH neue Impulse durch den Schinkelwettbewerb erhofft.
                                                                                                                                                             und Funktionen des Großmarktes (Halle 17: Frischmarkt/Frucht-      und kann aus Platzgründen auch in einer zweiten Ebene ange-
und Lebensmitteln. Auch Unternehmer:innen aus dem branden-
                                                                                                                                                             hof und Halle 30: sogenannte Fleischhalle) besteht die Aufgabe     ordnet bzw. gestapelt werden. Die Kubatur und Architektur die-
burgischen Umland gehören aufgrund der günstigen Anbindung           ZUR DERZEITIGEN BAULICHEN SITUATION DES BERLI-
                                                                                                                                                             in der Erarbeitung eines schlüssigen städtebaulichen Konzeptes,    ses neuen Gebäudes kann auch im Sinne eines Leuchtturmpro-
an das überregionale Autobahnnetz zu seinen Kund:innen.              NER GROSSMARKTES (BGM)                                                                  das diese Ankerfunktionen neu organisiert und sie um innova-       jektes für die verbesserte Außendarstellung und stadträumliche
Die Aufgabenstellung der Fachsparte Städtebau thematisiert da-       Besucher:innen sind in der Regel sehr beeindruckt von der                               tive gewerbliche Nutzungen im Umfeld ergänzt. Dies setzt pro-      Wahrnehmung des Großmarktes dienen.
her in diesem Jahr zum einen die Frage, inwiefern auf dem Ge-        räumlichen und konstruktiven Qualität der beiden vorhande-                              grammatisch eine Auseinandersetzung zum einen mit den be-
                                                                                                                                                                                                                                Zur stärkeren Anbindung des Großmarktes an den Westhafen
lände des Berliner Großmarktes Antworten auf die Verteilungs-        nen Großmarkthallen1. Durch die Sheddächer ist die Belich-                              trieblichen und logistischen Abläufen des Großmarktes, zum an-
                                                                                                                                                                                                                                kann ggf. die Dreiecksfläche östlich der Beusselstraße bis zum
frage von Waren und Lebensmitteln entwickelt werden können.          tung der einzelnen Bereiche trotz der Größe der beiden Hallen                           deren mit Themen der Lebensmittelproduktion und -versorgung
                                                                                                                                                                                                                                Hafenbecken 1 (Wettbewerbsgebiet der Fachsparte Architek-
Zum anderen handelt es sich beim Berliner Großmarkt um eine          ausgezeichnet. Bei beiden Sheddachhallen kommt hinsichtlich                             im städtischen Kontext voraus. Hier wird an das Thema der pro-
                                                                                                                                                                                                                                tur) in die Betrachtung und Planung mit hinzugenommen wer-
städtebaulich sehr kompakte Einheit, mit einem hohen Bedarf an       des Brandschutzes der Bestandsschutz zum Tragen. Daher kön-                             duktiven Stadt angeknüpft, zugleich sind Möglichkeiten zur Effi-
                                                                                                                                                                                                                                den. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Bereich um das tech-
Verkehrsflächen für die logistische Umsetzung ihres Funktions-       nen keine großen Veränderungen an den Hallen vorgenommen                                zienzsteigerung in der Flächennutzung, z.B. durch eine Vertika-
                                                                                                                                                                                                                                nische Bauwerk der Beusselbrücke mit seinen zahlreichen Aus-
programms. In Verbindung mit seiner geografischen Insellage,         werden. Eine zusammenhängende nutzbare Fläche von über                                  lisierung, zu untersuchen und aufzuzeigen. Dabei sind Ideen zu
                                                                                                                                                                                                                                und Abfahrten und komplexen Höhenlagen. Der Entwurf soll hier
sind räumliche Wachstumspotenziale nur eingeschränkt, bzw. im        20.000 qm stellt sich unter heutigen Genehmigungsaspekten                               neuen, emissionsarmen Formen des Verkehrs und Transportes
                                                                                                                                                                                                                                die stadträumlichen Bezüge verbessern und diese Schnittstelle
Osten des Areals entlang der Beusselstraße möglich. Somit spielt     als problematisch dar.                                                                  der Zukunft zu entwickeln.
                                                                                                                                                                                                                                mit der Öffentlichkeit insbesondere im Bereich des Großmarktes
neben der Verteilungsfrage die Herausforderung des Flächen-
                                                                                                                                                             In Erweiterung der „klassischen“ Nutzung des Großmarktes sind      städtebaulich neu ordnen.
verbrauchs einen Schwerpunkt der Aufgabenstellung. Aus dieser        1 Halle 17, Frischmarkt/Fruchthof und Halle 30, sog. Fleischhalle - siehe dazu Anhang
                                                                                                                                                             neue Formen der Lebensmittelproduktion und -vermarktung bis
Verbindung leitet sich die Kernfrage in der Fachsparte Städte-       S_1-1_ Uebersicht-BGM

                                                                     18                                                                                                                                                         19
AIV-FORUM                         AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021   2-2021   STÄDTEBAU                                                                         SCHINKELPREIS, REISESTIPENDIUM

DRÜBER UND DRUNTER
VON SCHICHT ZU SCHICHT
JONATHAN HERTLING, ARNE MARKUSKE, ROBERT RITZEL
REISESTIPENDIUM GESTIFTET VON DER                                                Städtebaulicher Entwurf. Das Kreuz als zentrales
                                                                                 Element des Großmarktes und Verbinder
HANS-JOACHIM-PYSALL-STIFTUNG                                                     zwischen Park, Forum, neuer Markthalle und den
                                                                                 umliegenden Quartieren.

                                                                                                                                    Der Entwurf schlägt eine vertikale Schichtung des Entwurfsge-
                                                                                                                                    bietes vor, indem die bestehenden Nutzungen des Großmarktes
                                                                                                                                    auf der unteren Ebene erhalten bleiben und darüber neue Nut-
                                                                                                                                    zungen flexibel entwickelt werden können. Die öffentliche Er-
                                                                                                                                    schließung der +1-Ebene erfolgt über Hochstege, die das bislang
                                                                                                                                    isolierte Areal mit den vier umliegenden Gebieten über die be-
                                                                                                                                    stehenden räumlichen Barrieren hinweg vernetzen.
                                                                                                                                    Der Vorschlag, unterhalb der Hochstege ein neues Warenver-
                                                                                                                                    teilsystem zu entwickeln, welches den Großmarkt an alle vor-
                                                                                                                                    handenen Verkehrssysteme anschließt und den Schlüssel für die
                                                                                                                                    räumliche Neuordnung bildet, wird von der Jury als innovativer
                                                                                                                                    und integrierter Ansatz gewürdigt.
                                                                                                                                    Mit dem House of Food wird am Kreuzungspunkt der Stege un-
                                                                                                                                    ter geschickter räumlicher Einbeziehung der vorhandenen Hal-
                                                                                                                                    le des Fruchthofes sowie der Fleischhalle ein neuer zentraler Be-
                                                                                                                                    reich für den Großmarkt geschaffen.
                                                                                                                                    Die Markthalle bildet durch ihren direkten Zugang von der Beus-
                                                                                                                                    selstraße und ihre besondere architektonische Ausformulierung
                                                                                                                                    eine neue Visitenkarte für den Großmarkt. Der öffentlich begeh-
                                                                                                                                    bare Sockel, auf dem die Markthalle steht und welcher den Hö-
                                                                                                                                    henunterschied zwischen Beusselstraße und dem Niveau des
                                                                                                                                    Großmarkts vermittelt, wird in der Jury kontrovers diskutiert.
                                                                                                                                    Die Arbeit überzeugt mit einer robusten orthogonalen Grund-
                                                                                                                                    struktur, in die neue Großmarkthallen flexibel angeordnet wer-
                                                                                                                                    den. Durch die Platzierung von Hochhäusern auf den neuen Hal-
                                                                                                                                    len, kann das Areal künftig dichter und funktional gemischt ent-
                                                                                                                                    wickelt werden.
                                                                                                                                    Die effiziente Neuorganisation des Großmarktes erlaubt im Wes-
                                                                                                                                    ten die Schaffung eines Parks als attraktiven öffentlichen Raum
                                                                                                                                    am Ende eines neu angelegten Uferwegs.
                                                                                                                                                                                 Bernhard Heitele

                                                                                                                                    21
AIV-FORUM                                         AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021   2-2021   STÄDTEBAU                                                                        SCHINKELPREIS, REISESTIPENDIUM

                                                                                                                                                   ERLÄUTERUNG DER VERFASSER:INNEN
                                                                                                                                                   Der Großmarkt wird Stadtraum: Seine neuen Schichten schaf-
                                                                                                                                                   fen einen Ort für Handel, lokale Produktion, Bildung, Forschung
                                                                                                                                                   und städtisches Leben. Ein vollautomatisches Warenverteilsys-
                                                                                                                                                   tem ermöglicht eine flächeneffiziente, ökologische und multimo-
                                                                                                                                                   dale Reorganisation. Hochstege tragen flanierende Besucher:in-
                                                                                                                                                   nen über die Dächer des Großmarktes, erschließen die öffentlich
                                                                                                                                                   nutzbaren Hallendächer sowie den Park am Neuen Ufer und ver-
                                                                                                                                                   netzen das Areal mit der näheren wie ferneren Umgebung.
                                                                                                                                                   Im Zentrum der städtebaulichen Reorganisation steht das Kreuz
                                                                                                                                                   aus Hochstegen. Dieses Kreuz ermöglicht es dem Großmarkt,
                                                                                          Das Warenverteilsystem (WVS) - Transport der Container   seine stadträumliche Isolation zu überwinden und zu einem
                                                                                                                                                   wichtigen Baustein im Stadtgefüge zu werden. Ein zentraler Im-
                                                                                                                                                   puls hierfür ist die neue Radschnellwegeverbindung, welche auf
                                                                                                                                                   dem Hochsteg in Nord-Süd-Richtung über den Großmarkt hin-
                                                                                                                                                   weg die TU Berlin mit der Urban Tech Republic (UTR) verbindet.
                                                                                                                                                   Weiterhin dienen die Hochstege der öffentlichen Erschließung
                                                                                                                                                   des Großmarktes und seiner begehbaren Dächer, welche als
                                                                                                                                                   neuer Stadtraum vielseitige gemeinschaftliche Nutzungen, wie
                                                                                                                                                   Sport, Erholung, Austausch, Urban Gardening ermöglichen.
                                                                                                                                                   Am zentralen Schnittpunkt des Kreuzes liegt das Forum. Dort
                                                                                                                                                   gelangen Besucher:innen von den Hochstegen auf die unte-
                                                                                                                                                   re Schicht des Großmarktes und kommen direkt mit dem bun-
                                                                                                                                                   ten Treiben und den Händler:innen auf dem Großmarkt in Berüh-
                                                                                          Nutzungsuhr                                              rung. Hier, im Herzen des Großmarktes, befindet sich das House
                                                                                                                                                   of Food, ein Ort der Bildung und des Austausches über die The-
Defizit-Potenzial-Plan mit räumlichem Leitbild.                                                                                                    men städtischer Nahrungsmittelproduktion und Ernährung.
                                                                                                                                                   Entlang der zur attraktiven Stadtstraße umgebauten Beussel-
                                                                                                                                                   straße lockt das gleichnamige Quartier mit vielseitigen Nutzun-
                                                                                                                                                   gen wie der neuen öffentlichen Markthalle. Diese dient tagsüber
                                                                                                                                                   als Schaufenster und Verkaufsort für die Produkte des Großmark-
                                                                                                                                                   tes und abends als Veranstaltungsort. Wenige Meter entfernt er-
                                                                                                                                                   möglicht der Westhafenblick die Aussicht auf die historischen
                                                                                                                                                   Hafenanlagen. Zusammen mit dem Park am Neuen Ufer aktivie-
                                                                                                                                                   ren so zwei attraktive Orte das Potenzial der Wasserlage, verbun-
                                                                                                                                                   den durch den Ost-West-Hochsteg sowie den neuen Uferweg
                                                                                                                                                   entlang des Westhafenkanals.
                                                                                                                                                   Die Doppelfunktion des Kreuzes wird bei einem Blick auf die Un-
                                                                                                                                                   terseite der Hochstege deutlich. Das dort verlaufende Warenver-
                                                                                                                                                   teilsystem (WVS) ermöglicht eine neue Form der internen Logis-
                                                                                                                                                   tik. Angeschlossen an alle verfügbaren Verkehrsträger spielen so
                                                                                                                                                   auch Bahn und Binnenschiff der Zukunft eine wichtige Rolle in
                                                                                                                                                   der Zulieferung. Um den Lkw-Verkehr auf dem gesamten Gelän-
                                                                                                                                                   de größtenteils überflüssig zu machen, liefert das WVS die Ware
                                                                                                                                                   für die Abnehmer:innen direkt unter den Deckel des Quartiers
                                                                                                                                                   Beusselstraße. So müssen weder Zulieferer noch Kunden mit ih-
                                                                                                                                                   ren Fahrzeugen direkt auf das Großmarktgelände fahren und
                                                                                                                                                   es werden Flächen für Verdichtung, zusätzliche Nutzungen und
Maßnahmenplan: Defizite beheben, Potenziale                                               Die Schichten des neuen Großmarktes:                     Entsiegelung frei.
ausschöpfen, Perspektiven eröffnen.                                                       Nutzungsvielfalt statt Monofunktionalität.

                                                                  22                                                                               23
AIV-FORUM                    AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021                                                     2-2021      STÄDTEBAU                                                  SCHINKELPREIS, REISESTIPENDIUM

Gestaltungsplan Markthalle                        Perspektive Park Neues Ufer                                          Vogelperspektive Gesamtgebiet

Perspektive Forum                                                           Gestaltungsplan Park Neues Ufer                                            Perspektive Markthalle

Gestaltungsplan Forum        Schnitt Markthalle

                                                     24                                                                                                                         25
AIV-FORUM                                        AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 2021   2-2021   STÄDTEBAU        3. DIESING-PREIS ARCHITEKTUR UND SONDERPREIS

GROSSWEST-AREAL
JONATHAN SCHMALÖER, CONRAD RISCH,                                                                                                 Städtebaulicher Rahmenplan mit
ANNA KURETZKY, JONAS LÄUFER                                                                                               Großmarkt, Westhafen und Uferlandschaft
3. DIESING-PREIS GESTIFTET VON HEINZ DIESING
ÜBER DIE KARL-FRIEDRICH-SCHINKEL-STIFTUNG
DES AIV ZU BERLIN
SONDERPREIS GESTIFTET VOM VERBAND
BERATENDER INGENIEURE

Die Verfasser:innen schlagen eine über das gesamte Gebiet vom
Westhafen bis zur Südwest-Spitze des Großmarktareals reichen-
de Umgestaltung vor, welche als „Utopie der Zukunft“ für das
Jahr 2035 bezeichnet wird.
Die städtebauliche markante und mehrschichtige Bebauung
denkt das Konzept der Stadt sowie die verbindenden Verkehrs-
beziehungen neu. Der Pkw existiert in dieser Vision Berlins nicht
mehr. Hervorstechender Ausdruck dieser Denkweise ist der
Wegfall der alten Beusselbrücke und die Verortung einer neuen,
nur für ein Schienensystem, Fußgänger und Radfahrer genutz-
ten Brücke im südlichen Bereich des Wettbewerbsgebietes. Ein
Schienensystem verbindet alle im neu gestalteten Gebiet veror-
teten Nutzungen und bindet das Grosswest-Areal an die Stadt
an. Zusätzlich wird eine parallel zur westlichen Bahntrasse (von
Norden nach Süden) durch das gesamte Gebiet führende Fahr-
radstraße ergänzt, welche als lange Magistrale einen Anschluss
an die Tram-, S-Bahn- und das Fahrradnetz der Stadt findet.
Das INKORE-Zentrum mit integriertem, automatisiertem High-
Tech-Lager wird um die beiden Brückenköpfe herum entwickelt.
Der gesamte Waren- und Gütertransport mit den zugehörigen
Verarbeitungs-, Forschungs- und Lagerflächen wird kompakt
und zu großen Teilen auf der Ebene 1 — ein Geschoss unter dem
derzeitigen Niveau der Beusselstraße — abgewickelt und viel-
schichtig an die Umgebung angebunden. Im zentralen Gesamt-
komplex integriert finden sich weitere Nutzungsvorschläge, wel-
che den Diversitätsgedanken der Arbeit weitertragen. Kultur,
Bildung, Arbeit, Sport, ein Wochenmarkt und Freizeitaktivitäten
sind nur einige der vielfältigen Angebote des Konzeptes.
Insgesamt stellt die Arbeit einen Beitrag dar, welcher nicht pri-
mär durch seine einzelnen Elemente, sondern vielmehr durch die
komplexe Verknüpfung einzelner, sehr detailliert durchgearbei-
teter Bausteine und Systeme zu einer vielschichtigen Gesamt-
struktur sowie die innovative Einbindung neuartiger Konzepte
und Ideen einen wertvollen Beitrag zum Wettbewerb leistet.
Ob die Stadt Berlin hierfür im Jahr 2035 bereit ist, wird die Zu-
kunft zeigen.
                                              Fabrice Tesch, Jury

                                                                    26                               27
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