BIBLIOTHEKE - BORROMÄUSVEREIN
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ISSN 1864-1725 4/2018 BiblioTheke 4/2018 1 BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit n- Theme heft Konzepte für die Bücherei Bedeutung: Konzept Bau, Einfall, Exposé, Grundgedanke, Idee, Konzeption, Plan Projekt, Vorhaben, Skript, vorläufige Aufzeichnung Intention, Zielvorstellung, Gedanke, Design, Leitgedanke
2 Inhalt BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 Ed i t o ri al 3 © unsplash, justin aikin 4 Alles im grünen Bereich Sonja Bluhm 8 Lesen bildet – Gemeinschaft Peter Hoffmann 11 Segel setzen auf Erfolgskurs Anna Lüttich-Rathenow 14 Dem Raum Raum geben Anja Thimm 20 Die Welt kommt in die KÖB! Julia Süßbrich Liebe Leserin, lieber Leser, 24 In aller Munde: So bleiben Sie im Gespräch Janina Mogendor f die Bibel erzählt von der Erschaffung der garten oder ein Blumengarten werden 28 Für kleine Leseratten Andrea Pulm Welt: „Als Gott, der Herr, Erde und Him- soll. Sodann muss man Pläne machen, mel machte, gab es auf der Erde noch kei- wie man von einer brachen Fläche zu 31 Stein auf Stein Jörn Buchner ne Feldsträucher, und es wuchsen noch dem Garten kommt, den man sich in Ge- keine Feldpflanzen; und es gab noch kei- danken ausgemalt hat. Und dann muss 35 Ideenwettbewerb: Digitale Angebote in KÖBs nen Menschen, der den Ackerboden be- man anfangen zu arbeiten … stellte. Da formte Gott den Menschen 37 Praxisberichte und blies seinen Lebensatem in ihn hi- Hier wurde schon unmerklich der Ein- nein. Dann legte Gott einen Garten an stieg in die Konzeptarbeit beschrieben. - Mehr Windmühlen bauen D o ro the e Ste ue r und setzte dorthin den Menschen, den er Sonja Bluhm, die für die vorliegende Bi- geformt hatte. Gott, der Herr, nahm also blioTheke den „roten Faden“ gesponnen - Wer schreibt, der bleibt Ö ff. B üche re i St. Re mi gi us den Menschen und setzte ihn in den Gar- hat, greift in ihrem Aufmacherbeitrag das ten von Eden, damit er ihn bebaue und Bild des Gartens auf und zeigt so an- - „mittendrin“ im Kirchenleben KÖB St. D i o ny s i us hüte.“ schaulich, um was es bei der Konzeptar- beit geht. Lassen Sie sich von ihrem und - Okay Google... KÖB St. J o hanne s B apti s t Die Bibel erzählt also vom Garten, den allen weiteren Beiträgen inspirieren, auch der Mensch bebauen und behüten solle. den Garten Ihrer KÖB sorgsam zu bebau- - Mut zum Neuanfang KÖ B Z um H e i l i ge n Kre uz Gartenliebhaber wissen, dass man zu- en und zu behüten! nächst einmal schauen muss, was für ei- - Fast wie im Märchen Kupfe rdre he r Me di e ntre ff nen Garten man überhaupt haben will, Ihr für wen er da sein soll und ob es ein Nutz- Guido Schröer
4 BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 B ü c he r e i k o nz e p t i o n 5 und welche Konsequenzen ziehen wir künftig daraus? Nach der Ist-Analyse folgt der Blick über den Gartenzaun: was tut sich auf dem Nachbargrundstück? Wel- che Auswirkungen hat z.B. die Grundschul-Schließung für die Bü- cherei? Diese Fragen werden mittels einer Umfeldanalyse beantwortet. Auch hier ist die Bewertung der er- hobenen Daten wesentlich, um Rückschlüsse für die Büchereiarbeit ziehen zu können. So können z.B. die Pendler-Zahlen oder die Zahl der © unsplash, tamara menzi betreuten Kinder unter drei Jahren interessant für die Ausgestaltung der Öffnungszeiten sein. Hat die Schu- beit mit dem gesamten Team umzusetzen. Wichtig leingangsuntersuchung ergeben, dass über 30 % der sind hier vor allem die emotionalen Eindrücke, die Kinder Auffälligkeiten in der Sprachfähigkeit haben, häufig Werte, Grundhaltungen und Atmosphärisches ist das z.B. ein wichtiges Argument für die Ausweitung transportieren, also z.B. hell, offen, belebt. Die Ge- der Sprach- und Leseförderangebote der Bücherei. Alles im grünen Bereich danken, Eindrücke und Bilder werden in Schlagwörter übersetzt, die dann im Konzept, z.B. in der Einleitung, ausformuliert werden. Die Visionsarbeit ist wichtig, Die Saat geht auf: Das Konzept wächst und gedeiht. Oder: Was hat Gartenarbeit mit Büchereikonzept zu tun? um eine gemeinsame Marschrichtung festzulegen. Zusätzlich werden Konfusionen vermieden, weil viel- Und damit sind wir schon bei der inhaltlichen Aus- leicht jeder ein anderes Bild von „seiner“ Bücherei im richtung angekommen, die in sogenannten Hand- Kopf hat. lungsfeldern festgelegt wird. So wie in einem Garten Son ja B luh m wiese“ für Kinder und andere Gäste? Sollen die Kräu- bestimmte Bereiche durch Einfassungen, Zäune und ter (bzw. Medien) dem Konsumenten das Leben er- Als zweites folgt der Analyseteil. Hier wird der Blick Hecken klar abgegrenzt sind, so sollten auch die „Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek leichtern? zunächst auf die Ist-Situation gerichtet. Ähnlich wie Schwerpunkte der Bücherei deutlich formuliert sein. vorgestellt“ (Jorge Luis Borges) ein Gärtner Bodenproben nimmt, um entscheiden zu Dies ist wichtiger denn je, denn die Auffassung, was Mit diesen Fragen sind wir mitten in der Konzeptar- können, für welche Pflanzen die Erde geeignet ist, so der eigentliche Auftrag von Öffentlichen Bibliotheken Die Bibliothek als Paradiesgarten? Oder doch eher als Ro- beit. Aber was genau ist eigentlich ein Konzept? In werden auch die wichtigsten Faktoren der Bücherei ist, geht mittlerweile weit auseinander. Es ist deshalb sen- oder Steingarten, Zier- oder Nutzgarten, Englischer „Bibliotheken strategisch steuern“ (Bock und Herr- unter die Lupe genommen: Raum und Ausstattung, zu klären, was der Träger künftig von seiner KÖB er- oder Japanischer Garten, Kloster- oder Bauerngarten, chen, 2011) wird es so definiert: „Ein Konzept ist eine Personal und Finanzen, Bestand und Nutzung, Veran- wartet und welche Vorstellungen die Kooperations- Kräuter- oder Obstgarten? Welchen Garten haben Sie vor fundierte, zukunftsorientierte, mit einer Ist-Analyse und staltungen und Kooperationen. Wie ist die Bücherei partner haben. Augen? So wenig, wie es DEN Garten gibt, so wenig gibt es einem Soll-Konzept sowie klar definierten Zielen versehene aufgestellt? Erfüllt sie die Sollwerte (z.B. 10 % Erneue- DIE Bücherei. Vorgehensweise“. rungsquote)? Wie steht sie im Vergleich zu ähnlichen Gerade kleine Büchereien können nicht alle Bedürf- Büchereien dar? Hilfreich sind dabei Mehrjahresver- nisse und Trends bedienen und brauchen ein klares Und genauso, wie der Grundstücksbesitzer sich zuerst Zartes Pflänzchen: Die Anfänge eines Bibliothekskonzepts gleiche der Deutschen Bibliotheksstatistik, um Ent- Profil. Sind sie weiter (nur) Ausleihstelle oder auch Ort überlegt, wie und von wem sein Garten genutzt wer- wicklungen deutlich machen zu können. Immens der Begegnung und des Austauschs? Fokussieren sie den soll, müssen auch Gemeinden bzw. Bücherei- Betrachten wir die Konzepterstellung Schritt für wichtig ist es dabei, die nackten Zahlen zu erläutern, sich auch künftig hauptsächlich auf das Feld der teams darüber nachdenken, welchen Zweck sie mit Schritt: Zu Beginn steht die Vision. Wie sieht der Bü- denn in der Regel sind die Mitglieder im Pfarrgemein- Sprach- und Leseförderung oder spielt auch die Ver- ihrer Bücherei verfolgen: Soll der Garten bzw. die Bü- chereiparadiesgarten der Zukunft aus? Die Entwick- de- und Verwaltungsrat keine Bibliotheksfachleute. mittlung von Informations- und Medienkompetenz cherei eine Oase der Ruhe sein? Braucht es eine „Spiel- lung dieses Teils ist hervorragend als Fantasiereise-Ar- Was sind z.B. die Ursachen für den Ausleihrückgang, eine Rolle? Sollen die Nutzer in der Bücherei kreative
6 B ü c h er e i konze ptio n BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 B ü c he re i k o nz e p t i o n 7 Zu guter Letzt kommt die Erfolgskontrolle und Eva- luation. Ist der Samen aufgegangen? Wo braucht es evtl. etwas mehr Dünger oder anderen Boden? Welche Maßnahmen haben funktioniert, welche nicht? Was waren eventuell die Gründe dafür? Jährlich werden mit Hilfe der Jahresstatistik und in Teamgesprächen die vereinbarten Ziele und Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls angepasst. Alle fünf bis zehn Jah- re sollte auch die Analyse aktualisiert werden. Zeit zum Reifen: Umsetzbarkeit für kleine KÖBs Ein Garten entsteht auch nicht über Nacht. Es braucht Zeit und Geduld, damit aus den ersten kleinen Pflänz- chen große starke Bäume werden. Davor steht erst ein- mal viel Arbeit, für die im Büchereialltag im Normal- Stadtbibliothek Metzingen fall die Zeit nicht da ist. Wichtig ist es daher, Schritt für Schritt vorzugehen und sich Unterstützung zu ho- len. Vielleicht bietet die Fachstelle eine Begleitung ändern (Stichwort Digitalisierung, Mediennutzungs- oder Fortbildung an. Wer aus dem Team wird haupt- verhalten, demographischer Wandel, Migration, … ), sächlich an der Konzepterstellung arbeiten? Wie kön- haben Büchereien ihr Ziel fest im Blick und können Anregungen finden oder steht die Bücherei haupt- der beiden Zielgruppen entscheiden müssen, wenn nen dafür Ressourcen freigemacht werden? Wann im sich am Konzept wie an einer Richtschnur entlang- sächlich für Wissensvermittlung? Fungiert die KÖB als an der Raumsituation nichts verändert werden kann. Jahreslauf würde eine Konzeption am besten zu stem- hangeln. kultureller Anbieter in der Gemeinde, oder haben die- Kernstück des Konzepts ist das Ziele-Kapitel. Bei der men sein? Erdbeeren werden ja schließlich auch nicht se Aufgabe andere Akteure am Ort inne? Planung seines Gartens hat der Landschaftsarchitekt im Winter gepflanzt! Diese Vorüberlegungen sind ent- Rückmeldungen aus Büchereien bestätigen dies: „Wir vor Augen, wie hoch die Bäume maximal werden dür- scheidend, damit es im laufenden Prozess nicht zu sind selbstbewusster geworden, können unsere Interessen Die Abgrenzung der Handlungsfelder schützt vor fen (= Zielmedienbestand), wie viel der jährliche Un- Frustration aufgrund fehlender Ressourcen kommt. besser vertreten und auch kritische Fragen gelassen kon- Wildwuchs: Wenn nicht jedes Thema beackert wird, terhalt kosten darf (= Budget), wie viel Zeit er investie- tern.“ „Der Träger hat uns nun endlich wahrgenommen das vielleicht interessant klingt oder von außen an das ren kann (= Personalplanung), wie viel Ertrag der Außerdem sollte der Grundstücksbesitzer (sprich: und die veränderte Rolle von Bibliotheken in der heutigen Team herangetragen wird, wird auch eine Überlastung Nutzgarten bringen soll (= Veranstaltungen, Besucher der Träger) immer wieder eingebunden werden. Gesellschaft erkannt.“ des Büchereiteams vermieden. …), wie viele Sitzgelegenheiten es für die Gäste geben soll (= Aufenthaltsqualität) usw. Im Konzept werden Mit dem richtigen Werkzeug, motivierten Gartenhel- Denn Konzept heißt nicht, MEHR tun, sondern die Ziele möglichst messbar formuliert und auch ter- So vermeiden Sie, dass es hinterher heißt: Die Hecke fern und einer gemeinsamen Vision vor Augen kön- das Richtige und Notwendige tun. miniert. gefällt mir gar nicht, ich hätte lieber einen Teich. nen im Garten Bücherei dank eines stimmigen Kon- zepts sicher schon bald die ersten Früchte geerntet Gemäß dem Motto „Wenn der Boden nicht zur Pflan- Die Konzeptarbeit ermöglicht es gerade auch kleinen werden. & Erst wenn klar ist, welche Felder künftig bestellt wer- ze passt, hilft auch kein Dünger“ werden zu jedem Ziel Büchereien, ihren Nutzen für die Gemeinde darzustel- den sollen, können auch Überlegungen zu den anvi- die passenden Maßnahmen ausgearbeitet. So wird len, Problemfelder bewusst zu machen und proaktiv sierten Zielgruppen angestellt werden. Diese ergeben z.B. das Ziel „alle Grundschulen am Ort besuchen ihr Potential aufzuzeigen. Und zwar, BEVOR der Ver- sich aus den Nutzern, die die Bücherei bereits hat, aus mind. einmal jährlich die KÖB“ durch Maßnahmen waltungsrat den Rotstift ansetzt oder Büchereischlie- der Bevölkerungsprognose für den Ort sowie aus den wie die Erstellung eines Flyers mit den Leseförderan- ßungen im Zuge von Pfarreienfusionen diskutiert wer- Handlungsfeldern. Auch hier ist eine klare Festlegung geboten der Bücherei, die Ausarbeitung von abwechs- den. wichtig, denn die Bücherei für Alle gibt es nicht und lungsreichen Klassenführungen, den kontinuierlichen hat es nie gegeben. Und wenn sich aufgrund von Kontakt zu den Lehrkräften, einen aktuellen Erstle- Dank strategischer Überlegungen sind Büchereien Sonja Bluhm, Dipl.-Bibl., freiberufliche Trainerin und räumlichen Gegebenheiten bestimmte Zielgruppen sebestand und die Einführung der Antolin-Aufkleber nicht mehr nur hilflos der allgemeinen Großwetterla- Business Coach, lebt mit Mann und 2 Kindern in ausschließen (z.B. lernende Schüler und Jugendliche unterstützt. ge ausgeliefert, sondern gestalten aktiv ihre eigene Zu- Würzburg. www.sonja-bluhm.de. beim Gaming), dann wird sich die Bücherei für eine kunft mit. Auch wenn sich Rahmenbedingungen ver-
8 KÖBs und Pastoral BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 K ÖB s u nd P as t o ral 9 grundlegende Voraussetzung zur Näch- stenliebe. Wenn Seelsorge helfen will, den Reichtum der Schöpfung zu erken- nen, und den Nächsten lieben lehren will, wird sichtbar, welchen Beitrag KÖBs zur Seelsorge leisten. These 2: KÖBs bringen Menschen ins Gespräch Nutzer einer KÖB sind Kinder, Er- wachsene und Senioren, Mädchen und Jungen, Frauen und Männer. Sie alle kommen, um ein Buch oder ein anderes Medium zu entleihen. Manch- mal stöbern sie nur ein wenig, manch- © pixabay.com mal entscheiden sie sich für ein Medi- um und gehen wieder, ohne viel zu © pixabay.com sagen. Oft aber kommt es auch zu Ge- sprächen, in denen gesagt wird, was gefallen oder geärgert hat, was einen interessiert, worüber oder These 4: KÖBs bringen sich in das Leben der Gemein- Lesen bildet – Gemeinschaft von wem man gern noch mehr lesen würde. Solche Gespräche berühren dann oft Alltagsfragen, aber auch zentrale Lebensfragen. Immer geben die Nut- de/Pfarrei ein Viele Büchereiteams bringen sich und ihre KÖB ein, Sieben Thesen zum Beitrag der KÖBs in der Gemeinde zer/innen das Thema und die Intensität ihrer Bei- indem sie träge vor. Immer bietet der literarische Bezug die • Bücher zu Schwerpunktthemen der Gemeinde/Pfar- P eter H o ffm a n n Möglichkeit, eine oft heilsame Distanz wahren zu rei zusammenstellen (etwa zur Woche für das Leben) spielsweise in ein Handlungsfeld „Begegnung und können. Wenn es ein pastorales Anliegen ist, Men- • beim Gemeinde-/Pfarrfest einen Stand (mit Buch- Dieser Artikel zeigt in sieben Thesen auf, welchen Beitrag Teilhabe“ münden. Dadurch bekommen die Thesen schen mit ihren Fragen, Freuden und Sorgen ernst trödel) übernehmen KÖBs innerhalb der Pfarrgemeinde schon leisten bzw. lei- weiteres Gewicht, denn das Konzept inklusive der zu nehmen und, so weit wie gewünscht, ins Ge- • Kommunionkinder oder Firmlinge durch die Bü- sten können. Damit sind die Thesen zunächst einmal eine Handlungsfelder sollte mit dem Gemeinderat abge- spräch zu bringen, so sind KÖBs Orte, an denen sol- cherei führen wichtige Argumentationshilfe gegenüber pastoral Verant- stimmt und in den Gremien zur Umsetzung verab- che Seelsorge geschieht. • zum Seniorencafé eine mobile Ausleihe organisieren wortlichen. Darüber hinaus können sie aber auch hervor- schiedet werden. So ist gewährleistet, dass die inhalt- • spezielle Angebote für Kindergärten und Grund- ragend als Grundlage für die Konzeptarbeit verwendet wer- liche Ausrichtung – und damit der Auftrag der KÖB – These 3: KÖBs schaffen Kontakte zur Literatur der Ge- schulen machen … den. fest in der Gemeinde verankert ist. genwart Wenn Pastoral ein Angebot der Kirche für die Men- Denn ein wesentlicher Teil von Bibliothekskonzepten These 1: KÖBs fördern das Lesen Viele KÖBs bieten eine Fülle literaturbezogener Veran- schen machen möchte, dann können KÖBs helfen, befasst sich mit Schwerpunkten und Handlungs- staltungen an. Sie machen auf aktuelle Themen, Bü- dieses attraktiv zu gestalten. feldern, welche die Bücherei entweder schon hat oder KÖBs halten einen beachtlichen Fundus an Lesestoff cher und Autoren aufmerksam. Sie tun dies u.a. durch: künftig haben wird. Häufig sind das Themen wie „Le- bereit. Sie ermutigen zum Lesen. Wer liest, erweitert • Literaturgesprächskreise These 5: KÖBs bieten viele Möglichkeiten ehrenamt- seförderung“, „Literatur- und Medienvermittlung“, seinen Horizont, informiert sich im Blick auf ein be- • Autorenlesungen lichen Engagements „Bücherei als Treffpunkt und Begegnungsort“ oder stimmtes Thema und Sachgebiet, kann Zeitreisen un- • Buchempfehlungen und Buchvorstellungen „Kooperation und Vernetzung“. ternehmen, in die Haut eines anderen Menschen • Literaturcafés … Oft sind es 10–15 Frauen und Männer, die sich in ei- schlüpfen, kann empfinden, wie es ist, in anderen Wenn es in der Pastoral um die Menschen hier und ner KÖB ehrenamtlich engagieren. Im Bistum Essen, Genau in solche Handlungsfelder und Arbeitsschwer- Kulturen, Religionen, Welten und Zeiten zu leben, heute geht, so helfen die KÖBs, den Blick zu schärfen in dem ich zu Hause bin, hält eine KÖB in der Regel punkte lassen sich die folgenden sieben Thesen gut und wird so vielleicht empathiefähiger. Sich in einen für die Gegenwart mit ihren konkreten Problemanzei- gut 3.000 Medien vor. Das ist im Vergleich zu man- übersetzen. So könnten die Thesen 2, 4 und 6 bei- anderen Menschen hineinversetzen zu können, ist gen. cher kommunalen Bücherei des Ruhrgebiets nicht
10 K Ö B s u n d P a s to ra l BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 Veränderung 11 © fotolia.com / Kristen © pixabay.com viel. Doch gerade dieser überschaubare Medienbe- stand erweist sich oft als Stärke, weil die ehrenamt- lichen Mitarbeiter/innen sich bei jedem neu anzu- den Bewohnern des früheren Gemeindegebietes zur Verfügung. • Da ist eine KÖB in einem Krankenhaus und versteht Segel setzen auf Erfolgskurs schaffenden Medium Gedanken darüber machen, ob sich als Medientreff für das Krankenhaus, das anlie- Katholische Öffentliche Büchereien im Wandel der Gesellschaft es von Nutzern wohl ausgeliehen wird. Oft liest dann gende Seniorenzentrum und den ganzen Stadtteil. ein Teammitglied auch noch das angeschaffte Buch. • Eine weitere KÖB plant in der Diaspora in ökume- Dadurch haben sich die Ehrenamtlichen eine große nischer Trägerschaft einen Neustart … Anna Lü ttich- Rathenow Kompass: Die Grundlagen für die Büchereiarbeit Beratungskompetenz erworben, die noch durch Schu- Solche Beispiele zeigen, dass KÖBs in Kooperation mit lungsangebote des Borromäusvereins und der Fach- anderen Partnern Kristallisationspunkte kirchlichen Veränderungen in der Bibliotheks-, Bildungs- und Me- „Jeder hat das Recht, (…) sich aus allgemein zugänglichen stellen gestützt wird. So stehen den Gemeinden/Pfar- Lebens sein können, wo Kirche bisherige Angebote dienlandschaft sowie ein allgemeiner gesellschaftlicher Quellen ungehindert zu unterrichten.“ reien durch die KÖBs kompetente ehrenamtliche Mit- aufgeben musste. Wandel führen in der gesamten Bibliotheksstruktur eu- Grundgesetz, Art. 5, Abs.1 arbeiter/innen zur Verfügung, die allemal ein Gewinn ropaweit zu konzeptionellen Veränderungen in der für die Seelsorge sind. These 7: KÖBs sind Partner in Stadtteil und Bezirk Ausrichtung und der Beauftragung. Die Katholischen „Durch Katholische Öffentliche Büchereien gewinnen aktive Öffentlichen Büchereien als Teil des Deutschen Biblio- Gemeinden Menschen jeden Alters und Anregungen zum These 6: KÖBs sind Kristallisationspunkte des Pfarrle- Viele KÖBs kooperieren mit Schulen und Kindergär- theksnetzes sind davon ebenso betroffen wie die Stadt- Gespräch mit Fragenden, Suchenden und Fernstehenden.“ bens ten. Sie sind bekannt im Stadtteil und im Bezirk. Sie bibliotheken in kommunaler Trägerschaft. Strukturver- Publizistische Kommission der Deutschen Bischofs- sind Kulturträger am Ort und werden entsprechend änderungen in den Kirchengemeinden, neue Heraus- konferenz, Impulspapier zur Katholischen Büchereiar- Im Bistum Essen wurden in den letzten Jahren man- wahrgenommen und geschätzt, ja gelegentlich auch forderungen in der Pastoral vor Ort sowie Vorgaben beit (1992) che Kirchen, Gemeindeheime und Gemeindebüros finanziell unterstützt. und pastorale Visionen der Bistumsleitungen stellen im Rahmen der Umstrukturierung aufgegeben. Dieser zusätzliche Herausforderungen für die Mitarbeitenden „Gemeinsam mit den kommunalen und sonstigen öffentli- Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Mancherorts So geben die KÖBs der Kirche ein weltzugewandtes, in den KÖB unserer Bistümer dar. chen Büchereien nehmen sie (die KÖB) die Aufgabe einer haben sich KÖBs darauf eingelassen, unter verän- offenes und freundliches Gesicht, das auch außerhalb ‚ortsnahen Grundversorgung der Allgemeinheit mit Litera- derten Bedingungen zu arbeiten. der Kirche sichtbar wird. & Die Bedeutung von Bibliotheken und Büchereien für tur und anderen Informationsmitteln für Ausbildung, Be- • So ist eine Bücherei in ein früheres Gemeindebüro die Gesellschaft ist im Grundgesetz fest verankert. Mit ruf, Freizeit und jede freie geistige Betätigung‘ (Bibliotheks- gezogen, weil die Räume der KÖB aufgegeben wurden. dem Bibliotheksplan 1973 und dem Gutachten der plan 1973) wahr. Zusätzlich haben sie eine spezifische In den neuen Räumen finden die Nutzer jetzt auch Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungs- Bedeutung für das geistige Leben der jeweiligen Pfarrge- Infos zum Gemeindeleben, die sie früher nur im Ge- Pastor Dr. Peter Hoffmann ist Diözesanpräses für die vereinfachung (KGST) „Öffentliche Bibliothek“ wur- meinde, wo sie Treffpunkte und kommunikative Orte zu- meindebüro erhielten. Katholischen Öffentlichen Büchereien im Bistum Es- den im Jahr 1973 erstmals Standards für das Biblio- gleich sind.“ • Eine andere KÖB ist in ein Seniorenheim gezogen, sen und Mitglied im Beirat des Medienforums Essen. thekswesen definiert, die auch heute Grundlage der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz (Stand: das anstelle der Kirche errichtet wurde. Jetzt steht sie bibliothekarischen Arbeit sind. Januar 2018)
12 Ve r ä n d er u ng BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 Ve r änd e ru ng 13 „Katholische Öffentliche Büchereien sind keine reinen Stehen die großen Bibliotheken damit vor der Heraus- in allen Gemeinden können wöchentlich Gottes- Für alle Büchereien gilt gleichermaßen: Ausleihstellen, sondern lebendige und niederschwellige forderung, sich auch medial an das Zeitalter der Digi- dienste abgehalten werden, die Pfarr- und Kontaktbü- Nur wer sich sehenden Auges den Veränderungen Kultur- und Kommunikationszentren. Sie sind Begeg- talisierung anpassen und entsprechende Angebote be- ros werden zentralisiert. stellt, kann sie sich nutzbar machen. nungsorte für die (Kirchen-)Gemeinde oder den Stadtteil, reitstellen zu müssen, können die kleinen Katho- in denen sich Jung und Alt, Christen, Angehörige anderer lischen Öffentlichen Büchereien eine andere, nicht Bereits heute sind die Auswirkungen deutlich zu spü- Eine wertvolle Grundlage zur Auswertung der aktu- Religionen und der Kirche eher Fernstehende, Einheimi- weniger bedeutende Nische füllen. Denn spürbar ist: ren: ehemals gut laufende Gemeinde-Einrichtungen ellen Nutzung der Medienbestände sowie der Beob- sche und Neubürger ‚auf Augenhöhe‘ treffen können. Im Die Digitalisierung lässt die Menschen zunehmend wie Messdiener- und Jugendgruppen, Frauen- oder achtung langfristiger Entwicklungen bildet die Jahres- Mittelpunkt der Arbeit steht der Mensch.“ vereinsamen. Die ständig geforderte mediale Vernet- Senioren-Treffs sterben langsam, aber sicher aus. Für statistik. Mithilfe dieser „Navigationskarte“ lässt sich Borromäusverein und St. Michaelsbund (Hrsg.), Pra- zung weckt die Sehnsucht nach Zufluchtsorten zum neue Gemeindemitglieder wird es damit zunehmend die „Route“ in Form eines Konzeptes festlegen, was xishandbuch „Bücherei: entdecken – verstehen – mit- Innehalten und direktem Austausch mit realen Men- schwerer, mit der Kirche vor Ort in Kontakt zu kom- langfristig den Erhalt der Bücherei sichern kann. machen schen – beides sind Kernangebote unserer Büchereien. men. Die Katholischen Öffentlichen Büchereien sind Dann heißt es nur noch, die verschiedenen Segel inzwischen vielerorts zu einer der wenigen, wenn „Veranstaltungsarbeit“, „Bestandsaufbau“, „Büche- „Nur wenn es Einrichtungen (wie eben Bibliotheken oder 2. Demografischer Wandel nicht gar zur einzigen Einrichtung der Kirchenge- reieinrichtung“, „Teamausbau“ richtig zu setzen und öffentlich-rechtlichen Rundfunk) gibt, deren Informations- Die allmähliche Alterung der Gesellschaft mit all den meinde geworden, die in zuverlässiger Kontinuität re- mit der Büchereiarbeit auf Kurs zu gehen. & angebot weder von wirtschaftlichen Zwängen noch von Problemen und Chancen, die diese Entwicklung mit gelmäßig ihre Türen öffnet und damit einen Raum weltanschaulichen und politischen sich bringt, ist ein weiterer As- bietet, um mit Kirche in Kontakt zu kommen. Einseitigkeiten geprägt ist, haben Bür- pekt, der Aufmerksamkeit erfor- Anna Lüttich-Rathenow ist Leiterin der Fachstelle für gerinnen und Bürger (aller Schichten) dert. Die Zahl der Geburten Resümee die Büchereien in den Kirchengemeinden und katho- die Chance, sich unvoreingenommen sinkt bzw. stagniert, die Men- Greift man all diese Entwicklungen auf, eröffnen sich lischen Krankenhäusern des Erzbistums Köln. zu informieren, um sich an gesell- schen werden älter und bleiben große Chancen, unsere Katholischen Öffentlichen schaftlichen Diskursen und demokra- weit über das Rentenalter hi- Büchereien zu einem lebendigen Ort der Begegnung tischer Willensbildung zu beteiligen.“ naus mobil. Hinzu kommt ein weiter zu entwickeln – einem Ort zur Bildungsarbeit Hermann Rösch, aus: BuB Heft nicht verebbender Strom an wie zur Freizeitgestaltung, zum Rückzugsort für den 2/2014 Asylbewerbern/innen und Ge- einen oder Treffpunkt für die anderen. Damit stehen flüchteten, die in die Gesell- längst nicht mehr die Medien im Vordergrund, son- Kursänderung: Die Bücherei als Teil schaft integriert werden müs- dern die Menschen, was unsere Büchereien zuneh- der Gesellschaft sen. mend bunter und lebendiger werden lässt. Wenn auch der Grundanspruch der Büchereien werden zunehmend Segel setzen: Auf dem Weg in die Zukunft Gesellschaft an die Bibliothek ge- ein Begegnungsort der Genera- blieben ist, so gab es in den vergan- tionen und der Kulturen. Her- Viele unserer Büchereien haben diese Entwick- genen Jahren rasante Änderungen, kömmliche Konzepte, die lungen bereits wahrgenommen und entsprechend die von Bibliotheken jeder Größe, hauptsächlich auf die Bildung gehandelt. Sie haben ein neues Ziel gesucht, die unabhängig von ihrer Trägerschaft, von Kindern und deren Leseför- Winde geprüft, die Segel gesetzt und so man- aufgegriffen werden sollten: derung abzielen, reichen nun chen Sturm und auch so einige Flauten über- nicht mehr aus. Die neuen standen. Wenn auch der Weg nicht immer © pixabay.com 1. Digitalisierung Nutzergruppen mit ihren unter- gradlinig verlaufen ist, so hat er sie doch ih- Das Zeitalter der digitalen Medien und der Möglichkeit, schiedlichen Bedürfnissen wollen wahrgenommen rem Ziel deutlich näher gebracht. Andere jederzeit jede Form von Informationen über das Inter- werden, und das Medien- und Veranstaltungsgebot haben unter Umständen ihr Ziel aus den net abrufen zu können, stellt eine große Herausforde- muss entsprechend angepasst werden. Augen verloren, hängen in einer Nebel- rung an die Konzeptionierung von Bibliotheken und bank und suchen verzweifelt nach Ori- Büchereien dar. Es genügt nicht mehr, gedruckte Infor- 3. Veränderungen in den Kirchenstrukturen entierung. Und der eine oder andere mationen jeglicher Art zur Verfügung zu stellen. Den- In allen deutschen Bistümern sorgt der Priesterman- hat noch gar nicht bemerkt, dass er noch zeigen die Nutzerzahlen, dass Bibliotheken und gel für ein Überdenken der Kirchenstrukturen vor Ort. schon lange auf dem offenen Meer Büchereien nicht überflüssig werden. Die reine Beschaf- Mehr und mehr Kirchengemeinden werden zusam- treibt und sich dort im Kreise be- fung von Informationen scheint also nicht die Haupt- mengelegt, die Verantwortungsbereiche für die leiten- wegt. motivation für den Besuch dieser Einrichtungen zu sein. den Pfarrer werden kontinuierlich größer. Nicht mehr © pixabay.com
14 BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 R au mp l anu ng 15 bedenken. Häufig befinden sich andere kommunale Durch die Gestaltung der Eingangssituation des Ge- Einrichtungen gemeinsam mit der Bibliothek in bäudes und ein leicht verständliches Leitsystem fin- einem Gebäude. Dies kann Synergien mit sich brin- den Bibliotheksnutzer auch so ihren Weg zu den Biblio- gen, wenn ein organisatorisches und räumliches Ge- theksflächen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Zen- samtkonzept zugrunde gelegt wird. Die Herausforde- tralbibliothek in Hanau, welche die Besucher durch rungen für die Planungsleistungen liegen z.B. darin, ihre imposante, farblich leuchtende Treppe förmlich ein einheitliches Design, Raumzusammenhänge und ins Obergeschoss zieht. gemeinsam genutzte Fläche zu schaffen und Verkehrs- flächen und -ströme zu planen. Rechenaufgabe: Wie viel Raum braucht eine Bibliothek heute? Neben dem Standort des Gebäudes einer Bibliothek ist auch die Lage innerhalb des Gebäudes von großer Inhaltliches Konzept vor Raumkonzept! Wichtigkeit. Hier geht es vor allem um die Sichtbar- Das gilt sowohl bei Neubauten als auch bei keit und Zugänglichkeit der Flächen. Im Idealfall be- Umbauten, Renovierungen und Umgestaltungen. findet sich die Bibliothek mit einem ebenerdigen Ein- gang im Erdgeschoss. Dieser sollte durch Beleuchtung, Nach der Lage der Bibliothek geht es im nächsten Gamingzimmer Kamp-Lintfort Beschriftung und eine kontrastreiche Gestaltung gut Schritt meistens um den Flächenbedarf. Eine detail- sichtbar sein. Ein Eingang nicht direkt in der Gebäu- lierte Flächenberechnung kann erst dann beginnen, Dem Raum Raum geben defassade, sondern weiter hinten oder oben im Ge- bäude ist jedoch auch kein Ausschlusskriterium. wenn die konzeptionelle Ausrichtung der Bibliothek geklärt ist. Grundsätzliche Berechnungsgrundlagen sind das inhaltliche Konzept und das Raumpro- Raum- und Einrichtungskonzepte in Öffentlichen Bibliotheken gramm. Die Handlungsfelder und Zielgruppen der Bi- bliothek bestimmen die Angebote und den Medienbe- stand der Bibliothek, was sich unmittelbar auf den An ja Th im m Anders als in den Bibliotheken in den skandinavischen Flächenbedarf auswirkt. Hier einige Beispiele für Fra- Ländern sind physische Medien in deutschen Biblio- gen, die sich Bibliotheken stellen müssen: In den Zeiten der Digitalisierung und der virtuellen Räume theken immer noch stark präsent – besonders Bücher. könnte man annehmen, dass der physische Raum der Bi- Beides, den Bestand und die Flächen für alternative • Welche Nutzer- und Zielgruppen sollen bedient bliotheken immer unwichtiger wird. Recherchen erfolgen Nutzungskonzepte, gilt es heute zusammenzubringen. werden? vermehrt über das Internet, und Bücher werden in Form • Welche Handlungsfelder sollten in der Kommune von E-Books konsumiert, und dann sind da noch die Stre- Stein auf Stein: Neubau, Umbau oder Umgestaltung? abgedeckt werden? aming-Dienste. Die Nutzung und somit die Anzahl der • Wie viele Medien sollen, müssen, können unterge- physischen Medien geht in Öffentlichen Bibliotheken stark Da viele vorhandene Bibliotheksgebäude den heu- bracht werden? zurück. Dennoch gewinnt der Raum zunehmend an Be- tigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden kön- • Wie sieht das Veranstaltungskonzept aus (Art, Häu- deutung. Wieso ist das so? nen, kommt es in einigen Fällen dazu, dass die Biblio- figkeit, Teilnehmerzahl)? thek umziehen muss oder einen Neubau bekommt. • Wie viele Arbeits- und Nutzerplätze sollen angebo- Bibliotheken wandeln sich von den ehemals reinen Beide Möglichkeiten bringen neben den Chancen al- ten werden? Ausleihinstitutionen zu Aufenthaltsorten und Orten lerdings auch Herausforderungen sowohl für das Bi- der Begegnung. Das Angebot an Arbeitsplätzen ist bliotheksteam als auch für die Planer mit sich. Für das Raumkonzept muss zudem die Arbeits- und schon lange nicht nur für wissenschaftliche Biblio- Ablauforganisation in der Bibliothek geklärt und für theken ein Thema. Auch Lesecafés, Loungebereiche, Das fängt bei der Wahl des Standortes an. Dieser die Zukunft festgelegt werden. Davon hängt z.B. die Gaming und Makerspaces halten Einzug in Biblio- sollte sich in einer zentralen Lage befinden, gut an Planung der Arbeitsplätze des Personals ab. Wird pro theken. Die Anforderungen der Bibliotheksnutzer ha- den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein und Mitarbeiter/in ein Arbeitsplatz gerechnet, oder werden ben sich geändert: Es besteht vermehrt das Bedürfnis Parkplätze sowohl für Kunden als auch für das Perso- die Arbeitsplätze, unabhängig von der Mitarbeiterzahl, nach Entspannung und Kreativität, danach, die Bibli- nal bereithalten. Auch die Nähe zu anderen kommu- angepasst an die Aufgaben und Geschäftsgänge gep- othek als Freizeitstätte zu nutzen. Dennoch bleibt sie nalen Bildungseinrichtungen ist insbesondere bei Ko- lant? Dies kann z.B. dann sinnvoll sein, wenn die Mit- ebenso Ort des Lernens und der Wissensvermittlung. operationen (z.B. mit Schulen oder Kindergärten) zu arbeiter/innen den Großteil ihrer Arbeitszeit in den
16 R a u m p l a n un g BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 R au mp l anu ng 17 stützt wird. Der Thekenarbeitsplatz muss so gelegen sant/innen wahrgenommen. Veranstaltungsbereiche sein, dass ein Sichtbezug zur Eingangstür möglich ist. und Begegnungsbereiche wie Lesecafés sollten in der Beim Fall der Selbstverbuchung sollten auch die ent- Nähe der Kundentoiletten geplant werden. Das hat sprechenden Geräte im Blickfeld der Mitarbeiter/in- neben der Nähe zu diesen auch den Vorteil, dass man nen liegen, damit sie bei Bedarf Hilfestellung leisten meist problemlos an Wasseranschlüsse gelangen können. kann, die für das Café, z.B. für Kaffeevollautomaten oder Geschirrspüler, genutzt werden können. Gerade im Eingangsbereich ist die Wegeführung sehr wichtig. Hier gibt es Stellen, an denen sich Menschen- Die Anordnung der Bereiche Kinder, Jugend, Belle- schlangen bilden können. Diese sollten so gelegen tristik und Sachliteratur richtet sich stark nach dem sein, dass auch Nutzer/innen, die sich nicht einreihen inhaltlichen Konzept. Die Bereiche, auf die ein möchten, ohne Probleme ihren Weg verfolgen kön- Schwerpunkt in der Bibliotheksarbeit gelegt wird, nen. Eine erste attraktive und nicht zu überladene sollten über einen entsprechend hohen Platzbedarf Medienpräsentation zeigt den Nutzer/innen, was sie verfügen. Grundsätzlich gilt, dass lärmintensive Be- erwartet. Der Eingangsbereich sollte jedoch nicht zur reiche räumlich von ruhigeren Bereichen getrennt regulären Aufstellung des Medienbestandes genutzt werden. Die Kinderbibliothek sollte so z.B. nicht ne- Nutzerberei- chen schaffen zu können. Dies muss aber nicht werden. Außerdem sollten sich hier keine Arbeitsplät- ben den ruhigen Arbeitsplätzen des Sachbuchbe- chen der Bi- zwingend von Nachteil sein, da diese Maßnahme ze (z.B. Internetarbeitsplätze) befinden, auch wenn reiches liegen. Ein Übergang über eine Elternbiblio- bliothek tä- häufig den Anlass dafür bietet, den Medienbestand dies früher aufgrund der „sozialen Kontrolle“ sehr be- thek, eventuell angeschlossen an den Belletristik-Be- tig sind. aktuell zu halten und nicht oder wenig genutzte Me- liebt war. Es ist zu laut und zu lebhaft, Aufenthalts- reich, bietet sich hier eher an. So können Eltern oder Auch die dien auszusondern. plätze eignen sich nur für eine kurze Verweildauer. Großeltern in für sie interessanter Literatur schmö- Verbuchungs- kern, während die kleineren Bibliotheksnutzer/innen technik hat Im Plan: Was findet wo statt? Gesonderte Veranstaltungsflächen und auch Lese- in ihrem Bereich beschäftigt sind. Auswirkun- cafés lassen sich besonders gut angeschlossen an den gen auf den Nachdem die Flächenbedarfe für die einzelnen Be- Eingangsbereich der Bibliothek gestalten, gerade Wohlfühlfaktor: Aufenthaltsqualität – aber wie? Platzbedarf. reiche der Bibliothek geklärt sind, stellt sich die Frage, wenn dadurch ein Einblick von außen gewährleistet Bei der Selbst- wie sich diese Bereiche zusammensetzen. Das hängt wird. Diese Flächen sind meist besonders attraktiv Die Trennung von ruhigen und unruhigen Bereichen verbuchung, mitunter vom Baukörper ab. Bei einer großen, offe- und bewerben die Möglichkeiten der Bibliothek. So in der Bibliothek ist enorm wichtig, um Aufenthalts- wird die nen, möglichst stützenfreien Fläche sind mehr Mög- werden z.B. Veranstaltungen, die auch außerhalb der qualität in den Räumlichkeiten umsetzen zu können. Theke in ih- lichkeiten gegeben als bei einer kleineren Einzelver- Öffnungszeiten stattfinden, von vorbeilaufenden Pas- Neben Faktoren wie Beleuchtung, Klima und natür- rer neuen zimmerung oder der Aufteilung der Gesamtfläche auf lich auch der Möblierung spielt die Akustik hier eine Funktion als Informations-, Anmelde- und Beratungs- mehrere Etagen. Bei der Planung neuer Flächen ist es entscheidende Rolle. Eine Zonierung ist nicht nur in platz deutlich kleiner geplant, dafür muss Platz für also erstrebenswert, eher große Flächen zu planen. getrennten Räumen, sondern auch in großen, offenen Selbstverbuchungstechnik geschaffen werden. Diese können dann bei Bedarf durch Trennelemente Räumen gut umsetzbar. in kleinere Einheiten aufgeteilt werden. Die im vergangenen Jahr erschienene DIN 67700 Strukturiert aufgestellte Regalreihen zur Präsentation zum Bau von Bibliotheken und Archiven gibt Anga- Zu Beginn kann es sinnvoll sein, sich des Eingangs- des Medienbestandes trennen Verkehrs- und Aufent- ben über die Flächenbedarfe einzelner Funktionsbe- und Thekenbereichs anzunehmen, denn dieser ist die haltsflächen sowohl akustisch als auch optisch vonei- reiche wie von Standardnutzerplätzen und Erschlie- „Visitenkarte“ für alle übrigen Bibliotheksflächen. Die nander. So können Arbeitsplätze gut an Außenwän- ßungsflächen. Es gibt aber auch einen allgemeinen Nutzer sollen ohne Barrieren, egal ob körperlicher den und Fensterfronten untergebracht werden. Durch Richtwert von 30 m² pro 1.000 Medieneinheiten, der oder kognitiver Natur, in die Bibliothek gelangen. Das die daneben senkrecht zu den Fenstern aufgestellten für die Planung von Bibliotheksflächen zugrunde ge- heißt, ein Eingangsbereich sollte möglichst einla- Regalreihen entsteht eine Trennung zum Hauptlauf- legt wird. Dieser Wert wäre vor allem in Hinblick auf dend, offen, hell und freundlich gestaltet sein. Ebenso weg auf der anderen Seite der Regale. Mit Aufenthalts- neue Funktionsbereiche und Aufenthaltsqualität muss eine Orientierung im Raum auf den ersten Blick plätzen wie bequemen Lounge-Sesseln – z.B. im Be- wünschenswert, wird allerdings realistisch in den möglich sein, was durch eine klare Formensprache, reich der Belletristik – verhält es sich ähnlich. Ruhige wenigsten Fällen erreicht. Häufig wird der Medienbe- ein gut durchdachtes Leitsystem und auch die Ver- Plätze können auch gut in den Randbereichen der Bi- stand angepasst und verkleinert, um Aufenthaltsflä- wendung von Kontrasten, z.B. durch Farben, unter- bliothek untergebracht werden.
© fotolia.com/ Kamasigns 18 BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 R au mp l anu ng 19 © fotolia.com/ Trifonenko Ivan Raum folgt Funktion: Wie die räumliche Konzeption pentische genutzt werden. Regale mit ausziehbaren von der inhaltlichen abhängt Trögen für die Präsentation von AV-Medien lassen sich problemlos wieder in ein Bücherregal umwan- Bei kleineren Bibliotheken ist es in der Regel nicht heiten wie Größe, Raum, Finanzen und Ressourcen Durch den stetigen Wandel im Bibliothekswesen deln. anders, auch wenn sich eine räumliche Trennung hier im Konzept in einer Ist- und Umfeldanalyse aufge- lässt sich erkennen, dass sich Bibliotheken auch in- meist schwieriger gestaltet. Allerdings gibt es Möbel, zeigt. Daraus werden dann inhaltliche und strate- haltlich in rasantem Tempo entwickeln. Eine Raum- Wenn all diese Aspekte bedacht werden, macht es die diese trennende Wirkung unterstützen. In einem gische Konsequenzen abgeleitet. planung sollte also nicht, wie es früher vielleicht ein- das der Bibliothek oder einem/einer Planer/in im Ohrensessel mit einer hohen Rückenlehne können Im 2. Schritt wird ein Raumkonzept erstellt. Die hier mal der Fall war, für die nächsten 20–30 Jahre so er- Nachhinein einfacher, den Raumplan zu ändern sich Nutzer/innen etwas geschützter zurücklehnen. aufgezeigten Aspekte stellen eine wichtige Planungs- stellt werden, dass keine Änderungen möglich sind. oder Möbel zu verrücken, ohne große Umbaumaß- Haben diese Sitzmöbel auch noch einen Drehfuß, grundlage dar und gelten für größere und kleinere Das Stichwort hierbei ist die Flexibilität, denn allein nahmen vornehmen zu müssen. können die darin Sitzenden sogar entscheiden, ob sie Büchereien gleichermaßen. in Hinblick auf die finanziellen Ressourcen kann das Geschehen in der Bibliothek verfolgen möchten Im 3. Schritt werden daraus individuelle und krea- nicht alle fünf Jahre eine Neueinrichtung erfolgen. Zusammenfassend lässt sich für den „Raum Biblio- oder ihm den Rücken zukehren. Auch für Arbeitsplät- tive Lösungen erarbeitet. thek“ festhalten, dass er an Wichtigkeit gewinnt. Der ze gibt es Raum-in-Raum-Lösungen, die sich an den Viele Faktoren können jedoch schon im Vorfeld so Platzbedarf, besonders um die Regale herum, wächst klassischen Carrels (Einzelarbeitskabinen) orientie- Neben den klassischen Bereichen halten zunehmend geplant werden, dass kleinere Änderungen schnell und stellt eine Herausforderung in der Programmie- ren. Diese Lösungen stammen in erster Linie aus dem neue Funktionsbereiche Einzug in die Bibliotheken. umgesetzt werden können. Die Beleuchtung, beson- rung dieser Flächen und in ihrer Gestaltung dar. Bereich der Großraumbüros und können ganz hervor- Wie und wo Bereiche wie Gaming, Makerspaces und ders die fest mit dem Gebäude verbundene, sollte ragend auch mittig in Räumen eingesetzt werden, um Repaircafés gestaltet werden, hängt auch hier stark da- sich nicht an der Möblierung orientieren. Eine Eine in die Zukunft gedachte Konzeption ist wich- ruhigere Arbeitsplätze zu schaffen. von ab, wie sie inhaltlich konzeptioniert sind. Gaming gleichmäßige, ausreichende Beleuchtung (empfeh- tig, bevor es an die Gestaltung und Umsetzung wird häufig dem Jugendbereich zugeordnet. Sollen lenswert sind hier 500 lux) sollte im gesamten Raum von Veränderungen geht &. aber auch Erwachsene das Angebot nutzen, muss hier- vorhanden sein. Eine akzentuelle Beleuchtung und Individualität trifft Realität – und dann … für ein eigener Bereich geschaffen werden, der neutral Ergänzungen wie Lampen an den Arbeitsplätzen braucht es Kreativität! zugänglich und neutral gestaltet ist. Ebenso sieht es sind als flexible Elemente zusätzlich zu gestalten. mit den Makerspaces aus. Beide Bereiche betreffen nicht nur Nutzer/innen, die selbst spielen oder „ma- Stromanschlüsse müssen auf der gesamten Biblio- Je kleiner die Bücherei ist bzw. je schwieriger die ört- ken“ möchten, sondern auch Nutzer/innen, die ein- theksfläche zu finden sein, genauso wie es ein flä- Anja Thimm ist Innenarchitektin und Mitarbeiterin lichen Gegebenheiten sind, desto mehr wird es darauf fach nur interessiert zuschauen möchten. Es ist beim chendeckendes WLAN geben sollte. Quadratische Ti- der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, ankommen, kreative Lösungen zu finden. Flächenbedarf also darauf zu achten, dass auch für Zu- sche können sowohl als Einzelarbeitsplätze mit oder Düsseldorf. Im 1. Schritt werden die individuellen Gegeben- schauer/innen entsprechender Platz vorhanden ist. ohne Computer oder als verschieden große Grup-
20 BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 K o o p e r at i o ns k o nz e p t 21 © kinder-jugendbuchwochen.de Gellner und Schröter traten mit dem Vorschlag „Nie- tor/innen sehr erfolgreich sind, bringen sie in der Re- derländische Kinder- und Jugendbuchwochen“ an gel Erfahrung im Umgang mit Schulklassen mit. Die den Arbeitskreis heran und ernteten Zustimmung. meisten von ihnen absolvieren innerhalb von zwei Mit Hilfe von weiteren Akteur/innen nahmen die Nie- bis drei Tagen Aufenthalt drei bis fünf Termine. Die derländischen Kinder- und Jugendbuchwochen Form Kinder- und Jugendbuchwochen dauern insgesamt 14 an: Einer der organisatorischen und finanziellen Un- Tage oder länger. terstützer war das Referat für den Internationalen Kul- turaustausch beim Land NRW. Eine andere Beraterin Kopfreise: Die Welt vor Ort entdecken war die Übersetzerin Hedwig von Bülow – sie kannte sich mit niederländischer Kinder- und Jugendliteratur Die Lesungen finden bewusst breit über Köln verteilt aus und half bei der Auswahl der Gäste. und für Schulklassen statt, damit auch Kinder und Ju- gendliche in ihren Genuss kommen, die sonst keine Zur Finanzierung (Reisekosten, Honorare, Öffentlich- Möglichkeit oder Motivation dazu hätten. Im ver- keitsarbeit ...) trugen und tragen bis heute mehrere trauten Umfeld sollen sie erleben, wie interessant Bü- Seiten bei: Die größten Anteile kommen von der SK cher und die Menschen, die diese Bücher machen, Stiftung Kultur, der Stadt Köln und dem Land NRW, sein können. Nur ein bis zwei Klassen nehmen ge- das Erzbistum beteiligt sich ebenfalls. Jedes Jahr wird wöhnlich an einer Lesung teil, damit jeder Schüler al- zumindest ein Teil der Übernachtungen als Sponso- les mitbekommt und mit dem Gast sprechen kann. Die Welt kommt in die KÖB! ring von einem Hotel bereitgestellt. Hinzu kommen Unterstützer, die je nach Gastland variieren, zum Bei- spiel Kulturinstitute und Botschaften. Von Anfang an Die Bibliotheken können dabei einen neuen Eindruck auf die Schüler machen: Sie verleihen nicht nur span- nende und unterhaltsame Bücher, sondern ermögli- Die Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen Köln gehört das jfc medienzentrum zum Team und bietet chen sogar Begegnungen mit Bücher-Stars aus aller ein Programm mit Verfilmungen von Kinder- und Ju- Welt! gendliteratur aus dem Gastland an. Seit einigen Jah- ren ist auch das Comedia Theater ein fester Partner. Gabriele Abt, die zusammen mit Sylvia van Walsem Julia S üß b r ich der- und Jugendbuchwochen und hat sie zusammen die KÖB St. Joseph St. Mechtern leitet, hat 20 Jahre mit Dr. Winfried Gellner, dem damaligen Referenten Als beste Orte für die Lesungen boten sich Biblio- Erfahrung mit den Internationalen Kinder- und Ju- Seit 1996 finden in Köln die Internationalen Kinder- und für Literatur im Kulturamt der Stadt Köln, erdacht. theken an: Sowohl Dieter Maretzky, der damalige Lek- gendbuchwochen. Seit 1998 war jedes Jahr ein Autor Jugendbuchwochen statt: In jedem Frühjahr kommen rund Schröter und Gellner hatten bereits 1992 eine Kölner tor für Kinder- und Jugendliteratur bei der StadtBibli- oder eine Autorin, ein Illustrator oder eine Illustrato- zehn Autor/innen und Illustrator/innen aus einem Gast- Kinder- und Jugendbuchwoche mit Autor/innen aus othek Köln, als auch Uschi Ermers, damals beschäftigt rin in ihrer KÖB zu Gast, sei es aus Norwegen, Frank- land nach Köln und treffen in zweisprachigen Lesungen Köln und der Region organisiert und einige Kölner in der Fachstelle für Katholische Öffentliche Büche- reich, Israel, Brasilien oder Portugal. „Ich finde es auf Kölner Schulklassen. Das Erzbistum Köln gehört mit Einrichtungen, darunter die Stadtbibliothek und die reien, sagten sofort zu. Die Bibliotheken laden selbst spannend, dass quasi die Welt zu uns in unsere kleine seinem Referat Katholische Öffentliche Büchereien zur Fachstelle für die KÖBs, eingeladen, sich mit Informa- Klassen aus umliegenden Schulen ein und leisten da- Bücherei kommt. Es ist eine Bereicherung, direkten Veranstaltergemeinschaft, ein Teil der Lesungen findet in tionsständen dem Publikum vorzustellen. mit neben der Bereitstellung des Raumes auch einen Kontakt zu haben mit Autoren aus der ganzen Welt KÖBs statt. Die Zusammenarbeit aller beteiligten Institu- organisatorischen Beitrag. Um die Lesungen in Schu- und einen Blick über den Zaun werfen zu können“, © pixabay.com tionen macht die Stärke dieses Konzeptes aus. Aus dieser Zusammenarbeit ergab sich die Gründung len kümmert sich Ursula Schröter. sagt sie. Dabei erstaune sie, wie viel allgemein Mensch- eines Arbeitskreises für Leseförderung in Köln. In den liches aus den Büchern wirklich übergreifend sei, ob- In der BiblioTheke und auf der Homepage des Bor- Folgejahren fanden anstelle einer Kinder- und Ju- Jeder Autor oder Illustrator besuchte anfangs je eine wohl sie aus verschiedenen Ländern kommen. romäusvereins waren die Internationalen Kinder- und gendbuchwoche verschiedene Schullesungen mit KÖB, eine Stadtteilbibliothek und eine Schule. Später Jugendbuchwochen schon dreimal Thema. Hier geht es Kölner Autor/innen statt. 1995 bekam Dr. Gellner die ergab es sich durch die engeren Bindungen zwischen Auch Jutta Hetfleisch-Brandt, Leiterin der KÖB Bü- nun darum zu erläutern, wie die Veranstaltungsreihe in Anfrage, die den Anstoß für die Internationalen Kin- KÖB und Grundschulen, dass Autor/innen und Illus- cherwurm St. Anno, findet: „Diese Internationalen den 1990er Jahren entstanden ist, was sie für die mitar- der- und Jugendbuchwochen gab: Im Rahmen des trator/innen von Büchern für jüngere Kinder jetzt et- Kinder- und Jugendbuchwochen sind nicht nur für beitenden KÖBs bedeutet und wie sie sich verändert hat. Kulturaustauschs zwischen den Niederlanden und was mehr in KÖB lesen, während Jugendbuchautoren die Kinder, sondern auch für uns das Fenster zur Welt, Nordrhein-Westfalen wollte der niederländische Lite- etwas mehr in Schulen lesen. Jede/r Autor/in oder Il- in andere Kulturen. Andere Sprachen zu hören, das ist Ursula Schröter, Referentin für Literatur- und Leseför- raturfonds in zweisprachigen Veranstaltungen gern lustrator/in wird von einem Mitglied des Organisati- für uns genauso schön wie für die Kinder.“ Manche derung bei der SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln- deutschen Schüler/innen niederländische Kinder- onsteams und einem Dolmetscher begleitet. Da die haben ihr noch Jahre später von ihren Erinnerungen Bonn, ist die Projektleiterin der Internationalen Kin- und Jugendbuchautor/innen vorstellen. meisten der eingeladenen Autor/innen und Illustra- an eine Lesung erzählt. Durch die Lesungen lernt
22 K oop er a ti o ns ko n ze pt BiblioTheke 4/2018 BiblioTheke 4/2018 K o o p e r at i o ns k o nz e p t 23 © kinder-jugendbuchwochen.de Kinder ein kleiner Ausflug und für die KÖB eine Chan- Reiseplanung: Bewährtes Konzept – flexibel ausgestaltet len sich die Organisatoren auch eigene Wünsche – ce, sich ihnen vorzustellen, betont Sylvia van Walsem. wie dieses Jahr mit Portugal. Dazu mehr in der nächs- Gelegentlich komme ein Kind später wieder, um sich Über die Jahre haben sich einige Programmkompo- ten Ausgabe. anzumelden. Gabriele Abt empfindet es fast als Privileg, nenten als feste Standbeine bewährt, während andere an den Kinder- und Jugendbuchwochen teilnehmen zu variieren, abhängig von Erfahrungen und Möglich- Das Team der Internationalen Kinder- und Jugend- können, weil sie nur zu koordinieren braucht und sich keiten: Die Lesungen sind der Kern des Programms. buchwochen kann aus der mehr als 20-jährigen Er- dabei auf die Vorarbeit des Organisationsteams stützen Das Filmprogramm gehört fest dazu. Fast in jedem fahrung mit diesem stabilen und doch flexiblen Ge- kann. Die 50 Euro Beitrag zum Autor/innen- und Dol- Jahr gibt es eine Ausstellung mit Illustrationen von meinschaftsprojekt heraus andere Institutionen wie metscher/innen-Honorar zahlt die Schule. Künstler/innen aus dem Gastland und eine öffent- zum Beispiel Fachstellen und KÖBs nur ermutigen, liche zweisprachige Theateraufführung. Eine im Ver- ähnliche Kooperationsprojekte aufzubauen. Die Mi- Abt und van Walsem achten wie alle Kolleg/innen da- gleich neue Tradition sind die szenischen, zweispra- schung aus festen Ritualen und neuen Erlebnissen fas- rauf, die vorgestellten Bücher nach Möglichkeit auch chigen Lesungen des KinderbuchKinos von Thomas ziniert alle Beteiligten jedes Jahr aufs Neue. zur Ausleihe anzubieten. Nicht immer allerdings sind Pelzer. Der Schauspieler liest zusammen mit einer diese Bücher in deutscher Übersetzung im Handel ver- Übersetzerin oder einer zweisprachigen Schauspiele- fügbar, denn aus manchen Ländern werden kaum Li- rin Bilderbücher aus dem Gastland vor und arbeitet Was hier im Großen dargestellt ist, lässt sich zenzen eingekauft. Deshalb gibt es in jedem Jahr ein dabei mit Projektionen und zusätzlich eingespielten auch ins Kleine übertragen: auch sie immer wieder etwas dazu, auch darüber, was Heft mit Porträts der Gäste und zweisprachigen Lesepro- Geräuschen – eine Darbietung, die sich vor allem für man Kindern in diesem Lesungskontext zumuten ben, sodass die Büchereien und Schulen mit Textaus- erste und zweite Klassen als besonders geeignet erwie- Welche Veranstaltungsidee haben Sie für Ihre KÖB? kann. In manchen Lesungen gibt es neben lauter, ak- schnitten die Lesung vor- und nachbereiten können. sen hat. tiver Beteiligung auch ungewöhnlich leise Momente. Welches Ziel möchten Sie damit verfolgen? Diese Stille zuzulassen, fällt manchen Schülern wohl Hinzu kommen, je nachdem welche Partner aus dem in diesem Rahmen leichter als in der Schule. Sie neh- Gastland oder aus dem Kölner Umfeld gewonnen Welche Zielgruppen haben Sie im Blick? men die Veranstaltung als etwas Besonderes wahr. werden können, verschiedene Workshops für Schüler/ Den Leseförderungsaspekt sieht Hetfleisch-Brandt da- innen oder auch für Studierende, Abendveranstal- Welche Partner vor Ort bieten sich an? rin, dass die Kinder sehen können: Spannende, faszi- tungen für Erwachsene in Kulturinstituten, Begeg- nierende Geschichten kommen aus der ganzen Welt nungen zwischen den eingeladenen Autor/innen und Wer könnte welche Ressourcen zur Verfügung zu ihnen. Und um noch mehr davon genießen zu Kölner Autor/innen oder spezielle Angebote für Jour- stellen? können, lohnt es sich, lesen zu lernen und weltoffen nalist/innen. Die Auswahl der Gastländer und einzel- zu bleiben. nen Gäste und die Zusammenstellung des Programms erfolgt gemeinsam in regelmäßigen Treffen aller Orga- Aufbruch: Vorbereitung ist alles nisator/innen. Bei Ursula Schröter laufen alle Fäden zusammen, sie ist Dreh- und Angelpunkt in allem Or- Wenn konzeptionell gedacht wird und jeder seine Die KÖB-Leiterinnen besuchen gern das zweistündige ganisatorischen. Die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt Kompetenzen und Ressourcen einbringt, lässt sich Vorbereitungsseminar einige Wochen vorher: Dabei federführend die SK Stiftung Kultur, aber auch Beiträ- überall etwas Tolles auf die Beine stellen. Und dann gibt ein Fachreferent (oft aus dem Gastland) einen ge der KÖB auf ihren Homepages und in Pfarrnach- kann auch in eine kleine ländliche KÖB die große Einblick in die Kinder- und Jugendliteratur des Gast- richten zählen dazu. Welt einziehen! &. landes und der eingeladenen Autor/innen und Illus- trator/innen. Außerdem werden das Filmprogramm Während in den ersten Jahren oft der interkulturelle und alle weiteren Angebote vorgestellt. Danach kön- Austausch des Landes NRW den Ausschlag für ein nen die KÖB-Leiterinnen mit Elke Wachner von der Gastland gab, kooperieren die Veranstalter in den Julia Süßbrich ist studierte Romanistin und Germani- Fachstelle klären, welchen Gast sie wann in ihrer KÖB letzten Jahren häufig mit dem jeweiligen Gastland der stin. Ihre Leidenschaft für Kinder- und Jugendlitera- © kinder-jugendbuch-wochen.de zur Lesung empfangen. Frankfurter Buchmesse, weil es vor der Buchmesse oft tur äußert sich in Übersetzungen aus dem Franzö- ein Rahmenprogramm gibt, in dem die Kinder- und sischen und Italienischen. Neben den Geschichten Aus einer der Grundschulen, mit denen Abt und van Jugendbuchwochen als Partnerveranstaltung auftre- um den Hamster Billy aus dem Moritz Verlag hat sie Walsem in Kontakt stehen, kommt zuverlässig jedes ten können. Allerdings funktioniert dies nur bei Gast- u.a. die Geschichten von „Krümel und Pfefferminz“ Jahr eine Klasse zu den Internationalen Kinder- und Ju- ländern, aus denen genug Kinder- und Jugendbücher für den Hanser Verlag übersetzt. gendbuchwochen in ihre KÖB. Dieser Besuch sei für die ins Deutsche übersetzt sind. In anderen Jahren erfül-
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