Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund - Nachbarschaft und Zusammenhalt vor Ort - Aktionsplan Soziale Stadt
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Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund – Nachbarschaft und Zusammenhalt vor Ort Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund aktionsplan.dortmund.de
Aktionstag für Mutter und Kind • An die Töpfe fertig los – Ev. Bildungswerk-Familienbildung • Ausstellung:”face to face“ • Ausweitung der Martener Angebotsstruktur – Ev. Familienzentrum Eliaskinder Marten • AWO – Frauenfrühstück • B 3 Windelcafe • Bahnunterführung Krimstraße • Bauernhofprojekt Elternselbsthilfe Nord e.V. • Begrünung von Baumscheiben • Bewusstsein für gesundes Leben schaffen, Verbindung Sport und Bewegung • Bildungskette im Quartier • Brasilianisches Fußballcamp Marten • Broschüre und Konzept „Durchgängige Sprachbildung in Eving“ • Brückengestaltung – Stadtteilwerkstatt • Brunnenstraßenviertel blüht auf • Bücherschrank Friedensgrundschule – Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V. • Bürgergarten Westerfilde • Clarenbergfest-Feuershow – GrünBau gGmbH • Container Heroldswiese • Coolnesstraining – Förderverein Hauptschule Scharnhorst • Currendeblasen in der Germaniasiedlung • Der gehende Schulbus – Walking Bus • Der Tannenbaum – Familientheaterstück in der Jugendfreizeitstätte Hörde • Digital Fit in Hörde • Ein besonderer Vorlesetag – DOTEV-Dortmunder Türkischer Elternverein e.V. • Eltern-Kind-Klettern – Ev. Noah-Kirchengemeinde • Eltern-Kind-Schlittschuhlaufen – Ev. Noah-Kirchengemeinde • Eltern- Schulhofprojekt – Förderverein Libellen-Grundschule • Erdmännchengruppe – Grundschule Kleine-Kielstraße • Erlebnispädagogischer Tag – Förderkreis der Max-Wittmann Schule e.V. • Ernährungsprojekt – Förderschule • Essen und Lernen in der Märchensiedlung in Dortmund-Eving • Fahrräder für Quartierskümmerer • Falken – Smile`s Rap-Studio • Familienzeit Dobeq • Film „Heimat Nordstadt“ • Fit for Food • Förderpreis Soziale Stadt in Kooperation mit der PSD Bank Rhein-Ruhr eG • Förderung kreativer Fähigkeiten und manueller Kompetenzen – Paul-Dohrmann-Schule • Förderung Vorschulkinder • Friedens-Grundschule • Frauenfußball- WM • Frühstücksprojekt an Friedens-Grundschule • Frühstücksprojekt an Steinhammer-Grundschule • FuN – Stärkung der Familienarbeit – Schule als Familienstützpunkte • Fußballtore Heroldwiese • Gesellschaftliche Partizipation am Heedbrink fördern • Gemeinsam Spaß und Lernen in Vielfalt • Gesunde Kids – Graf-Konrad- Grundschule Dobeq • Goldrausch • Graffiti Projekt – Förderverein Hauptschule Am Externberg • Griffbereit – Stadtteilmütter • „Gute Bindung trotz schweren Starts“– SKF • Haifisch II – Stadtteilschule Dortmund e.V. • Hausaufgabenhilfe im Quartier Speckestraße/Gerlachweg/Kiepeweg – Falken Bildungs- und Freizeitwerk e.V. • Heimat 132 – Auslandsgesellschaft • Hier spiele ich – Kinderschutzbund • Hilfe bevor es brennt – Hbeb e.V. • Hörder Festtag • Hörder Musikherbst • Hörder Neumarktfest – IG Hörder Neumarktviertel • Inklusion im Gesundheitswesen – AWO • Inklusives Tanzprojekt • Integrationsprojekt Planerladen • Interkulturelle Schreibwerkstatt • Interkulturelles Kochen – Förderverein Hauptschule Am Externberg • Interkulturelles Konfliktmanagement Nordstadt Planerladen e.V. • Jahresabschlussfeier Nachbarschaft Germania • Kaffeeklatsch –Wir am Hörder Neumarkt e.V. • Kids in Bewegung • Klassenraum unter freiem Himmel – Caritas Dortmund • Kleine Schülerstube für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund – DRK Kreisverband Dortmund e.V. • Kochkultur –Ev. Kirche • Kommunikation Sitzbank – Förderkreis der Max-Wittmann Schule e.V • Kooperation Scharnhorst-Ost – Wohnungsunternehmen und Stadt Dortmund • Kreative Schreibwerkstatt – Förderverein Hauptschule-Am-Externberg • Kükenzirkus • Lass Dich piksen • Lego Mindstorm Kid • Lesebrücke – Okuma Köprüsü – DOTEV – Dortmunder Türkischer Elternverein e.V. • Lesereihe in der Meile – Förderverein Dortmund-Marten/Martener Forum und andere • Lies mal – Zweisprachige Lesungen in den Grundschulen der Nordstadt • Hausaufgabenbetreuung im Clarenberger Treff – Jüdische Kultusgemeinde • Malen mit icken in Marten – K Naturfarben • Mama lernt deutsch – Papa auch • Marten in Bewegung – ZWAR Netzwerk Dortmund • Brasilianisches Fußballcamp Martener Hochbeete In der Meile • Marten im Advent • Martener Wunschbaum • Marten soll blühen • Mauer 2 3
Inhalt. Willkommen! Willkommen! 7 Liebe Leserinnen und Leser, „Dortmund lebt von guter Nachbarschaft!“ – seit dem Jahr 2008 gibt es den Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund mit seinen drei Zielen Grußwort des Oberbürgermeisters Thomas Westphal 8 1. Der Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund – ein Portrait 10 • Gemeinsam handeln: Sozialen Zusammenhalt stärken • Kinder stärken: Gemeinsam mit den Eltern – Ernährung, Bildung, Sprache, Integration 2. „Zusammenhalt im Quartier, wichtiger denn je“– Interview mit Ralf Zimmer-Hegmann 16 • Arbeit schaffen: Lokale Ökonomie und Beschäftigung im Quartier 3. Aktionsplan Soziale Stadt konkret: Projekte in den Aktionsräumen 20 3.1 Sport vor Ort – Ganzheitliche Förderung mit dem spiel- & sportMOBIL 21 In einem Interview mit der Dezernentin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Sport und Freizeit, Stadträtin Birgit Zoerner, lesen Sie, wie der Aktionsplan seine Schwerpunkte setzt. Sie erfahren auch, wie sie das bisher 3.2 IchDuWirMarten – „Nachbarschaftshilfe gelebt, nicht nur gequatscht“ 24 Erreichte einschätzt. 3.3 Repair Café Nette – Nachhaltiger Selbstläufer 27 Ralf Zimmer-Hegmann forscht am Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung. Er liefert 3.4 Quartiersservice Nordstadt – den fachlichen Hintergrund zu der Frage, wie Zusammenhalt vor Ort gelingen kann. Sauberkeit, Nachbarschaft und Quartierskultur in der Nordstadt 30 3.5 Nachbarschaftstreff in der Fischsiedlung Eving – Haie willkommen! 32 Das Herzstück der Broschüre sind jedoch die Projektbeispiele und die Testimonials der Aktionsräume. Sie zeigen auf, was entstehen kann, wenn Menschen sich mit ihrem Engagement dem Zusammenhalt in unserer Stadt 3.6 Wohnungskooperation Scharnhorst – Gemeinsam für Scharnhorst-Ost 36 widmen. Besonders in den Zeiten der Corona-Pandemie wird deutlich, wie sehr Solidarität und Zusammenhalt 3.7 Aktive Nachbarschaft am Hörder Neumarkt – dazu beitragen, das soziale Klima in unserer Stadt zu fördern. „Vieles hängt vom persönlichen Engagement ab“ 39 Das Engagement der vielen haupt- und ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure im Aktionsplan zu würdigen, 4. „Es liegt in der DNA dieser Stadt, sich zu engagieren“ – Interview mit Birgit Zoerner 42 sichtbar zu machen und Sie zum Mitmachen anzuregen, ist das Hauptanliegen dieser Broschüre. 5. Fotocollage: Gärten als Orte für Begegnungen, Engagement und Austausch 46 6. Aktionsplan Soziale Stadt vor Ort: Hier können Sie aktiv werden 50 Unser großer Dank richtet sich daher an alle Partnerinnen und Partner des Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund, besonders an jene, die an dieser Broschüre mitgewirkt haben. 6.1 Bodelschwingh-Westerfilde – Außen grün – innen bunt 52 6.2 Nette – Mittendrin statt nur dabei 53 Wir freuen uns über alle, die dieses Engagement auch zukünftig weiterführen und sich in den Aktionsräumen unserer Stadt einbringen. Wir möchten aber auch noch viele weitere Menschen für die Arbeit in den 6.3 Dorstfelder Brücke – Oasen im Asphaltdschungel 54 Aktionsräumen begeistern. 6.4 Dorstfeld – Für mehr Toleranz und Verständigung 55 Machen Sie gerne mit – nehmen Sie Kontakt zu den Aktionsraumbeauftragten vor Ort auf. Die Kontaktdaten 6.5 Hörde – Mitten im Geschehen 56 finden Sie auf Seite 51. 6.6 Eving-Lindenhorst – Kreative Lernwege fördern 57 6.7 Eving-Kemminghausen – Bildungs- und Zukunftschancen 58 Ihre Expertise, Ihr Blickwinkel, Ihre Ideen und Anregungen sind willkommen! 6.8 Marten – Mehr als nur ein (W)Ort 59 Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Broschüre! 6.9 Bövinghausen-Westrich – Konkrete Maßnahmen in Angriff nehmen 60 6.10 Scharnhorst-Ost – Coolnesstraining und Schreibwerkstatt 61 6.11 Wambeler Heide – Anspruch auf Bildung und Teilhabe 62 6.12 Meylantviertel – Gezielte und bedarfsgerechte Förderung 63 6.13 Nordstadt – Vorurteile aufbrechen 64 7. Raum für Ihre Notizen 65 Impressum 66 6 7
„Dortmund lebt von guter Nachbarschaft!” Liebe Dortmunderinnen und Dortmunder, „Allen Dortmunderinnen und Dortmundern sollen gute Start- und Lebensbedingungen und die Möglich- Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts ist deshalb ein ganz besonderes Anliegen des Aktionsplan Soziale keit zur aktiven Mitgestaltung der Stadtgesellschaft geboten werden.“ Dieses Ziel, formuliert im ‚Bericht zur Stadt Dortmund und das Schwerpunktthema dieser Broschüre, die einen Einblick gibt, wie der Aktionsplan mit sozialen Lage in Dortmund‘ 2007, beschreibt die Ausrichtung des Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund. seinen Aktionsraumbeauftragten dazu beitragen kann, das Miteinander vor Ort noch weiter nach vorne zu bringen. Diese Broschüre soll Sie, liebe Dortmunderinnen und Dortmunder, anregen, sich von guten Beispielen inspirieren Der Aktionsplan leistet seither mit den drei Zielen zu lassen und sie soll Ihnen gleichzeitig Anreiz sein, sich in Ihre Nachbarschaften einzubringen. Engagement • Gemeinsam handeln: Sozialen Zusammenhalt stärken für das Gemeinwohl bedeutet auch neue Erfahrungen zu sammeln, Erfolgserlebnisse zu bekommen und neue • Kinder stärken: Gemeinsam mit den Eltern – Ernährung, Bildung, Sprache, Integration Kontakte zu knüpfen. Menschen, die sich freiwillig engagieren, empfinden dies oft als sinnstiftend und berei • Arbeit schaffen: Lokale Ökonomie und Beschäftigung im Quartier chernd für ihr Leben. Bringen auch Sie sich mit Ihren Ideen ein! Nutzen Sie die Chance und sprechen Sie die zuständigen Ansprech- einen wichtigen Beitrag gegen Armut und Ausgrenzung. Er schafft Angebote für all jene, die in ihrem Alltag partnerinnen und Ansprechpartner an! Unterstützung und Hilfestellung benötigen. Allen ehren- und hauptamtlichen Akteurinnen und Akteuren in den Aktionsräumen und Aktionsquartieren Seit zwei Jahren beschäftigt uns ein Thema ganz besonders: Die Corona-Pandemie, die alle Menschen getrof des Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund sage ich Danke für Ihr großartiges Engagement und Ihren Beitrag zur fen hat. Für viele war und ist diese Zeit mit besonderen Einschränkungen verbunden. Viele haben Notlagen Gestaltung unserer Stadt! erlebt oder mussten Verluste hinnehmen. Es hat sich dabei aber auch gezeigt, wie stark der Zusammenhalt in Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freue mich auf Ihren Beitrag zu unserer ‚Großstadt der unserer Stadt ist. In der Krise haben sich Menschen solidarisch gezeigt und einander unterstützt. Auch das ist Nachbarn‘! ein Ergebnis dieser schwierigen und unübersichtlichen Zeit. Dortmund lebt von guter Nachbarschaft! Mein Anliegen als Oberbürgermeister ist es, gemeinsam mit Ihnen Herzliche Grüße das ‚Miteinander‘ vor Ort und Dortmund als ‚Großstadt der Nachbarn‘ weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit den Menschen, den vielen ehren- und hauptamtlichen Akteurinnen und Akteuren vor Ort, möchte ich viel fältige und attraktive Projekte in Freizeit, Kultur und Sport und lebendige Orte der Begegnung schaffen. Thomas Westphal Oberbürgermeister der Stadt Dortmund 8 9
Der Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund – 01 ein Portrait Nach dem Motto ‚Daten für Taten’ startete 2008 der Nach mehr als zehn Jahren wurde der ‚Bericht zur Aktionsräume- und quartiere im Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund mit einem brei sozialen Lage in Dortmund‘ im Jahr 2018 aktualisiert. ten Beteiligungsverfahren als zentrale Strategie gegen Das zentrale Ergebnis des Berichtes ist, dass die Armut und Ausgrenzung in Dortmund. Ziel war es Sozialdaten in einem Großteil der bisherigen Aktions von Beginn an, die soziale Lage und die Teilhabe- und räume nach wie vor auf überdurchschnittliche soziale Verwirklichungschancen der Menschen vor Ort in den Herausforderungen hinweisen. Darüber hinaus haben Mengede/Oestrich/ wesentlichen Lebensbereichen zu verbessern. sich die sozialen Daten in zwei weiteren Sozialräu- Schwieringhausen Brechten/ Kurl/Husen/ Holthausen Lanstrop men, Dorstfeld und Bövinghausen-Westrich, negativ Grundlage und Auslöser waren die Ergebnisse und Derne/Hostedde/ verändert. Beide Quartiere werden deshalb eben- Kirchderne/Grevel Wambeler Heide Erkenntnisse aus dem ‚Bericht zur sozialen Lage in Nette Kemming- falls als Aktionsräume unterstützt. Aber der Bericht hausen Scharnhorst- Dortmund‘, der im Jahr 2007 veröffentlicht wurde. In Eving/ Ost belegt auch positive Entwicklungen. So haben sich Bodelschwingh/ Lindenhorst Alt 13 Sozialräumen lag die soziale Lage unterhalb des Westerfilde Scharnhorst Meylantviertel in Alt-Scharnhorst und Wickede die Sozialdaten Deusen/ Borsig- städtischen Durchschnitts. Gemeinsam mit den in den Huckarde platz soweit verbessert, dass es keine Notwendigkeit mehr Nord- Quartieren lebenden Menschen sowie professionellen Jungferntal/ Hafen markt Asseln gibt, diese in Gänze als Aktionsräume zu erhalten. Wambel Brackel Wickede Akteur*innen – wie Schulen, Wohlfahrtsverbänden, Bövinghausen/ Kirchlinde Zukünftig wird die Unterstützung im Rahmen des Westrich Dorstfelder City Kaiserbrunnen/ Vereinen und anderen – entwickelte die Stadt Dort- Brücke Körne Aktionsplans gezielt in die Wambeler Heide und das Lütgen- Dorstfeld mund den Aktionsplan Soziale Stadt. Der Aktionsplan dortmund Marten Westfalen- Meylantviertel gelenkt, die nun als Aktionsquartiere halle Südl. Gartenstadt/ soll den Menschen vor Ort mit passgenauen Maßnah- Ruhrallee Schüren unterstützt werden. menpaketen helfen, ihre Situation zu verbessern. Kley/Oespel Aplerbeck Hörde Insgesamt ist damit der Aktionsplan Soziale Stadt Barop/ Sölde/ In den betroffenen Quartieren wurden Aktionsraum- Brünninghausen/ Berghofen Sölderholz in 13 Aktionsräumen und zwei Aktionsquartieren Hombruch Benninghofen/ beauftragte eingesetzt, die, mit einem jährlich zur Mengling- Hacheney/ präsent. Neben der räumlichen Anpassung wird es, hausen Wellinghofen/ Verfügung stehenden Budget von circa 230.000 Wichlinghofen unter Beteiligung der Menschen und Akteur*innen Kirchhörde/ Euro, Maßnahmen und Projekte vor Ort initiieren Löttringhausen/ vor Ort, zukünftig auch eine inhaltliche Weiter- Lücklemberg und begleiten. Beides, Aktionsraumbeauftragte entwicklung geben, damit der Aktionsplan weiterhin Aktionsräume und Budget, machen den Aktionsplan Soziale Stadt Höchsten/Holzen/ bedarfsgerecht ansetzen kann. Neue Aktionsräume Syburg zu einer verlässlichen Größe und einem wichtigen Baustein in den Dortmunder Quartieren. Weitere Informationen: Aktionsraumquartiere aktionsplan.dortmund.de Sozialräume Stadtbezirke © Kartographie: Stadt Dortmund, Vermessungs- und Katasteramt, StA 62/5-2, 12/2020 10 11
Die 13 Aktionsräume und 2 Aktionsquartiere des Aktionsplan Soziale Stadt verteilen Ausgewählte Indikatoren – Vergleich Aktionsräume (-quartiere) / Gesamtstadt (in %),0 sich auf rund 20% der städtischen Gesamtfläche. 79,9 76,6 Mit Ausnahme des Aktionsraums Hörde befinden sich alle Aktionsräume und -quartiere nördlich der A40/B1. 55,0 53,0 51,5 52,1 Von den mehr als 600.000 Einwohner*innen in Dortmund leben 49,3 44,3 rund 185.000 Menschen in den Aktionsräumen und -quartieren. 36,9 28,5 28,4 Das heißt: Fast jede*r dritte Dortmunder*in lebt in einem A ktionsraum oder -quartier. 19,3 20,3 17,3 20,0 18,3 16,4 15,8 Ebenso wie die Gesamtbevölkerung ist auch die Zahl der Einwohner*innen 14,4 13,5 9,6 6,6 in den Aktionsräumen und -quartieren in den letzten Jahren durchweg gestiegen. Knapp jede*r fünfte Einwohner*in in den Aktionsräumen und -quartieren 20 20 20 20 20 0 20 0 0 20 0 02 02 02 02 20 20 20 20 20 20 20 e2 r2 e2 t2 ug ist jünger als 18 Jahre alt. ige er en te en n) te ich los alt ez ält tig (er inn inn Al hr sh ew its ll-B äf nd Jä d im t* r* au be un ch alg 8- Ki an ge B nh g Ar es Der Anteil der Menschen unter 18 Jahren liegt damit etwas über dem SG r1 rm ige it un igr än -B ne m te No er im hr pf M SV rso lte Un ich -Jä m er it ha pe ll-E gesamtstädtischen Durchschnitt. m ds 65 nd us Ein un er Ki B Ha SG nd Gr Ki Bei den über 65-Jährigen ist ein gegenläufiger Trend erkennbar. Aktionsräume Stadt Dortmund Während jede*r Fünfte im Dortmunder Durchschnitt älter als 65 Jahre alt ist, liegt dieser Wert in den Aktionsräumen und -quartieren etwas niedriger. Etwas mehr als jede*r Zweite in den Aktionsräumen und -quartieren Indikatoren Berechnung hat einen Migrationshintergrund. Im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt Unter 18-Jährige 2020 in % der Bevölkerung der Anteil bei knapp 37%. 65-Jährige u. älter 2020 in % der Bevölkerung Damit hat mehr als ein Drittel der Dortmunder*innen einen Migrationshintergrund. Migrant*innen 2020 in % der Bevölkerung In den Aktionsräumen bzw. -quartieren leben etwas mehr Männer als Frauen. SV-Beschäftigte 2020 in % der 18- bis u. 65-Jährigen Während in Dortmund insgesamt rund 17% der Menschen Transferleistungen beziehen, sind es in den Aktionsräumen Arbeitslose 2020 in % der 18- bis u. 65-Jährigen und -quartieren deutlich mehr: SGB II-Empfänger*innen 2020 in % der unter 65-Jährigen Fast 30% erhalten hier diese Leistungen, Kinder im SGB II-Bezug 2020 in % der unter 15-Jährigen die meisten davon nach dem SGB II. Fast jedes zweite Kind in den Aktionsräumen Grundsicherung im Alter 2020 in % der 65-Jährigen u. äl. und -quartieren lebt in einem Haushalt mit Leistungsbezug. Einpersonenhaushalte 2020 in % aller Haushalte Haushalte m. Kind(ern) 2020 in % aller Haushalte Kinder mit Normalgewicht 2020 in % aller Kinder (Schuleingangsunters.) 12 13
Ausgewählte Indikatoren – Entwicklung 2020/2012 im Vergleich Aktionsräume (-quartiere) / Gesamtstadt (in %) +8,73 +8,28 +7,81 +6,80 +6,37 +4,89 +4,17 +3,98 +3,1 +2,80 +2,12 +1,42 +0,72 +0,55 +1,12 +0,35 +0,01 -0,14 -0,26 -0,16 -0,73 -0,56 -1,24 -1,08 20 20 20 20 20 0 0 0 0 20 0 02 02 02 02 02 20 20 20 20 20 20 e2 e2 r2 e2 t2 n ug e er n n) ne te ich rig gt los alt ne ez ält er Al in fti sh ew h *in its n( ll-B r* -Jä d hä im au Ki be un alg ge n B 18 sc te nh it Ar g SG än e rm e em un an rig -B ne r pf te No er im igr SV h rso alt m Un ich -Jä M ll-E er it sh pe m ds 65 nd u Ein B un Ha er Ki SG nd Gr Ki Aktionsräume Stadt Dortmund Q uelle: Statistik Dortmund ktionsraum Nordmarkt, Dortmund-Nordstadt A Ulrich Saydak im Gespräch mit Helmut Grundmann und Anke Weiermann, Aktionsraum Hörde Indikatoren Berechnung Einwohner*innenentwicklung 2012 bis 2020 in % Unter 18-Jährige 2020 in Prozentpunkten 65-Jährige u. älter 2020 in Prozentpunkten Migranten*innen 2020 in Prozentpunkten SV-Beschäftigte 2020 in Prozentpunkten Arbeitslose 2020 in Prozentpunkten SGB II-Empfänger*innen 2020 in Prozentpunkten Kinder im SGB II-Bezug 2020 in Prozentpunkten Grundsicherung im Alter 2020 in Prozentpunkten Einpersonenhaushalte 2020 in Prozentpunkten Haushalte m. Kind(ern) 2020 in Prozentpunkten Kinder mit Normalgewicht 2020 in Prozentpunkten (Entw. 2012 bis 2019) 14 15
02 Herr Zimmer-Hegmann, als Sozialwissenschaftler beobachten Sie eine zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft, die mit einer steigenden so- zialen Segregation in den meisten Großstädten einhergeht. Was bedeutet das? Ganz allgemein betrachtet sehen wir in der Ge- Was braucht es, um ein Quartier angesichts dessen zu stabilisieren? Letztendlich hängt es mit den Einkommensmöglich- keiten zusammen. Die Beschaffung von adäquater bezahlter Beschäftigung und die Verbesserung der Einkommenssituation der Menschen vor Ort ist also sellschaft eine Verfestigung der Einkommensungleich- die zentrale Herausforderung. Man muss aller heit. Das bedeutet eine Zunahme von Armut in den dings sagen, dass die Kommune darauf nur einen unteren Einkommensgruppen und auf der anderen begrenzten Einfluss hat. Das kann im Rahmen von Seite eine Zunahme von Reichtum – bei Einkommen, Wirtschaftsförderung passieren oder von Maßnah- aber auch Vermögen – in den oberen Einkommens- men des zweiten Arbeitsmarktes. und Vermögensgruppen. Das heißt, in Phasen, in Welche weiteren Faktoren spielen eine Rolle? denen es ein entsprechendes Wirtschaftswachstum gibt und der Arbeitsmarkt gut funktioniert, stellen Für das Leben im Stadtteil ist es besonders wichtig, wir nahezu über alle Einkommensgruppen hinweg für sozialen Zusammenhalt und so etwas wie alltäg eine Steigerung des Einkommens fest – im unteren liche Solidarität, das Sich-Interessieren füreinander Einkommensbereich allerdings eher weniger. Diese und soziale Netzwerke zu sorgen. Hier hat die Kom- Ungleichheit bei den Einkommen und den Vermö- mune großen Einfluss und kann eine Menge dafür gen schlägt sich natürlich auch räumlich nieder. Das leisten, indem sie die Netzwerkbildung unterstützt bedeutet, dass sich die Menschen mit Blick auf ihre und – ein besonders wichtiger Punkt – für die nötige Einkommensverhältnisse unterschiedlich in der Stadt soziale Infrastruktur sorgt. verteilen. Die Stadt Dortmund begleitet mit dem Woran liegt das? A ktionsplan Soziale Stadt die Prozesse in den Aktionsräumen. Dazu hat sie hauptamtliche Das hat primär etwas mit dem Wohnungsmarkt zu Aktionsraumbeauftragte bestellt. Sie fungieren tun. Die Menschen nehmen dort eine Wohnung, wo als Bindeglied zwischen den Menschen in sie es sich leisten können. Einkommensschwächere den Aktionsräumen, den Akteurinnen und Zusammenhalt im Quartier – Gruppen können sich eben nur begrenzt Mieten Akteuren vor Ort und der Verwaltung. Welche leisten. Von daher kommt es zu dieser räumlichen Wirkungen lassen sich durch Förderung nach- Auseinanderentwicklung und sozialen räumlichen barschaftlicher Projekte und Aktivitäten gerade wichtiger denn je Entmischung. Das nennen wir in der Wissenschaft in benachteiligten oder belasteten Quartieren Segregation. erreichen? Wie stellt sich die räumliche Segregation für Der kurze Weg zu den Menschen ist entscheidend. Dortmund dar? Ein Interview mit Ralf Zimmer-Hegmann Wir haben es mit einer sehr großräumigen Segre- Sie müssen nicht in irgendeine Beratungsstelle in der Innenstadt kommen, sondern es ist möglich, sie vor gation beziehungsweise Polarisierung zu tun. Die Ort abzuholen. So können passgenaue Angebote Der Diplom-Sozialwissenschaftler Ralf Zimmer-Hegmann ist stellvertretender ehemaligen klassischen Arbeiterstadtteile – zumeist gemacht werden. Im besten Fall gelingt es, über Leiter der Forschungsgruppe ‚Sozialraum Stadt‘ beim Institut für Landes- und die nördlichen Dortmunder Stadtteile – waren Beratungsangebote und in Kooperationen – beispiels- Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund. Sein Forschungsschwerpunkt besonders durch die De-Industrialisierung betroffen. weise mit dem Jobcenter – ökonomische und soziale ist das Thema Migration und Integration im Quartier. Ein Gespräch über Die Folge war ein höherer Anteil an arbeitslosen und Lebenssituationen zu stabilisieren. nahräumliches Vertrauen, den doppelten Integrationsbegriff und die Folgen somit ärmeren Menschen in diesen Sozialräumen. So von Corona für den sozialen Zusammenhalt. Das andere sind Aspekte der Lebensberatung, wenn zeigt sich, dass von dem Effekt der Segregation ins es etwa um Kindererziehung geht. Das Ziel ist, besondere diese nördlichen Stadtteile betroffen sind. Bildungsmöglichkeiten und somit die Chancen der Kinder zu verbessern. 16 17
„In einer Nachbarschaft, in der man sich kennt und sich vertraut, ist das Sicher- Warum sind die Nachbarschaft und die persön- In den Aktionsräumen gibt es eine Vielfalt unter- Verfolgt Dortmund die Strategie der doppelten heitsempfinden eher größer liche Begegnung wichtige Handlungsebenen im schiedlicher Kulturen. Sind bestimmte Kenntnisse Integration? als dort, wo es relativ ano- Zusammenhang mit Armutsbekämpfung und Strategien gegen Ausgrenzung? nötig, um Menschen kultursensibel anzusprechen und sie zusammenzubringen? Dortmund hat, wie ich finde, schon sehr früh ange- nym zugeht. Deshalb hat fangen, eine ganzheitliche Strategie und Sichtweise Wir wissen aus Untersuchungen, dass gerade Die Akteurinnen und Akteure müssen auf jeden Fall in den Sozialräumen zu entwickeln. Eine Strategie eine gut funktionieren- benachteiligte und ärmere Bevölkerungsgruppen die Befähigung zu Kultur-Mittlerinnen und M ittlern also, die sich nicht nur auf das klassisch Soziale de Nachbarschaft für ein besonders auf die nahräumlichen Netzwerke ange wiesen sind, weil deren Aktionsradius geringer ist, haben. Das heißt, sie müssen nicht nur über die fachlichen Kenntnisse verfügen, sondern auch beschränkt, sondern unterschiedliche Politikansätze verfolgt. Da kann kommunale Verwaltung natürlich friedvolles Zusammenleben als der von bildungs- oder einkommensstärkeren über die menschlichen: auf Menschen zugehen, sie helfen, indem sie solche integrierten Arbeitsstruk- eine wichtige Bedeutung.” Be völkerungsgruppen. Nachbarschaftliche Beziehungen sind für die Bewältigung des Lebensalltags deshalb zusammenführen und ihnen zuhören. Das, was man vielleicht Empathie nennt. Gerade in Stadtteilen mit turen fördert und nicht in fachlichen Schubladen denkt. ganz entscheidend. Neben der Frage, Hilfe zu bekom- einer hohen Quote an Migrantinnen und Migranten Was hat Corona nach Ihrer Einschätzung Die dritte Ebene – nach Arbeit und Bildung – be men und Ressourcen auszutauschen, tragen funk- ist es gut, Mittlerinnen und Mittler aus den jeweili- verändert: konkret in den Nachbarschaften und trifft die konkreten nahräumlichen Hilfsnetzwerke tionierende Nachbarschaften auch maßgeblich zum gen Bevölkerungsgruppen einzubeziehen. Sie haben in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit anderen. Das gibt die Möglichkeit, wie es in der friedlichen Zusammenleben bei. möglicherweise einen besseren Zugang zu ihren mit Nachbarschaft und sozialem Zusammenhalt? Forschung heißt, ‚soziales Kapital‘ aufzubauen, um in jeweiligen Communities. Es ist immer von Vorteil, Sie sprechen von sozialer Kontrolle? Interaktion mit anderen die kleinen Dinge des Alltags wenn man gemischte Teams hat, die in der Lage sind, Das ist facettenreich. Die kleinräumige Ebene und die und die alltägliche Lebenssituation zu verbessern. Solche Sozialräume sind häufig mit dem Label unterschiedliche Bevölkerungsgruppen anzusprechen Nachbarschaft haben durch Corona an Bedeutung versehen, sie seien Hotspots von Kriminalität und und zusammenzubringen. Einzelkämpferinnen und gewonnen. Zum Beispiel bezogen auf die nachbar- Ein zentrales Anliegen des Aktionsplan Soziale Unsicherheit. In einer Nachbarschaft aber, in der Einzelkämpfer in einem solchen Quartiersmanage- schaftliche Hilfe: Ältere wurden von ihren jüngeren Stadt Dortmund ist es, das Selbsthilfepotenzial man sich kennt und sich vertraut, ist das Sicherheits Nachbarinnen und Nachbarn angesprochen, ob man ment halte ich für schwierig. der Menschen und den Zusammenhalt im Quar empfinden eher größer als dort, wo es relativ anonym für sie einkaufen soll. Durch die Pandemie ist also die tier zu stärken. Wie bewerten Sie diesen Ansatz? Wo sehen Sie Grenzen für den Aktionsplan zugeht. Deshalb hat eine gut funktionierende Nach nachbarschaftliche Solidarität gestiegen. Viele haben Soziale Stadt? Welche gesamtstädtische Einbin Es ist ein positiver und richtiger Ansatz, die (Selbst barschaft für ein friedvolles Zusammenleben eine auch erst durch die Pandemie erkannt, wie wichtig dung ist erforderlich? hilfe-)Potenziale, die in den Menschen und in den wichtige Bedeutung. Man kann es soziale Kontrolle Nachbarschaft ist. Quartieren stecken, durch Förderung zu stärken. nennen, ich würde es lieber nahräumliches Vertrauen Da ist der ‚doppelte Integrationsbegriff‘ ein ganz Andererseits haben viele Beratungs- und Begeg- Denn man kann die Menschen nicht alleine lassen. nennen. guter, um das zu verdeutlichen. Wir brauchen nungseinrichtungen nicht öffnen können und auf Gerade ärmere Personen sind damit beschäftigt, ihren einmal die soziale Integration der Menschen in Welche Voraussetzungen sind notwendig, um einmal wurden digitale Medien genutzt. Auch wenn normalen Lebensalltag zu bewerkstelligen. Von ihnen die Gesellschaft und in das Gemeinwesen. Ande nachhaltige Netzwerke zu bauen und diese man im Quartier in einem übersichtlichen Stadtteil zu verlangen, dass sie sich mit anderen vernetzen, ist rerseits brauchen wir die Integration von städtischem Strukturen zu erhalten? in der Nachbarschaft ist, ist es doch wichtig, digital eine große Anforderung. Sie benötigen professionelle Verwaltungshandeln. Wichtig sind der Ansatz eines miteinander zu kommunizieren, weil das die sozialen Unterstützung. Deshalb gehören hauptamtliches und Das ist letztlich eine Frage der Ressourcen. Es ganzheitlichen und integrierten Vorgehens sowie eine Kontakte aufrechterhält und man so die Netzwerke ehrenamtliches Engagement immer zusammen. Das braucht Strukturen in der Stadt – wie die Aktions- fachübergreifende Perspektive. Menschen haben ja weiter unterstützen kann. Deshalb sind nun auch ist ein Kerngedanke des Aktionsplan Soziale Stadt büros mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen nicht nur Probleme, was das Einkommen betrifft. Sie spannende Projekte in Planung, die untersuchen Dortmund. Die hauptamtlichen Aktionsraumbeauf- und Mitarbeitern, die Probleme erkennen und sich haben auch Probleme bei der Wohnungssuche, bei sollen, wie analoge und digitale Begegnungen gut tragten sind immer ansprechbar, holen die Menschen ihrer annehmen. Es braucht finanzielle Ressourcen, der Bildung ihrer Kinder, et cetera. miteinander kombiniert werden können, um den ab und organisieren die Zusammenarbeit vor Ort. um die Begleitung und Absicherung der Struk- sozialen Zusammenhalt im Quartier zu organisieren. turen zu gewährleisten. Und Vertrauen basiert auf Personen-Kontinuität, zum Beispiel – neben den Aktionsraumbeauftragten – bei den Quartiers „Durch die Pandemie ist Insgesamt muss man aber sagen: Corona hat gerade die Lebenslage von benachteiligten Bevölkerungs- managerinnen und -managern. Auch dazu ist Geld also die nachbarschaft gruppen verschlechtert und, um an den Anfang des nötig, denn diese Personen müssen auch vernünftig liche Solidarität gestiegen. Gespräches zurück zu kommen, die Ungleichheit in Viele haben auch erst bezahlt werden. Und es braucht dann vor allem die der Gesellschaft verstärkt. Die Folgen von Corona ‚Humanressourcen’ der Bevölkerung. Die gilt es, sind daher heute in ihrer Dimension noch gar nicht einzubeziehen und zu aktivieren. durch die Pandemie erkennbar. erkannt, wie wichtig Vielen Dank für das Gespräch. Nachbarschaft ist.” 18 19
03 3.1 Sport vor Ort – Ganzheitliche Förderung mit dem spiel- & sportMOBIL 2018 startete das spiel- & sportMOBIL in Wester filde und Bodelschwingh. Das mittlerweile Seinen Ursprung hat das, auf den ersten Blick recht unscheinbar wirkende, E-Lastenbike mit Minicontai stadtweit breitgefächerte Schnupperangebot ner in den Ortsteilen Westerfilde und Bodelschwingh. soll Kinder zu mehr Bewegung anregen und ihre Dort startete es 2018 seine Erfolgstour. Mittlerweile gesellschaftliche Teilhabe, Chancengerechtigkeit macht es auch regelmäßig in Eving, Nette, Scharn- und Gesundheit fördern. horst und Hörde halt. Koordiniert und durchgeführt werden die Angebote durch einen Sportverein des Kinder haben von Natur aus einen großen Bewegungs- jeweiligen Stadtteils. drang und viel Spaß daran, Dinge auszuprobieren, zu spielen oder wild durch die Gegend zu toben. In man- „Ganz egal wo wir mit dem spiel- & sportMOBIL chen Stadtquartieren fehlen die entsprechenden Mög auftauchen, die Kinder sind sofort zur Stelle, um lichkeiten. Es gibt kaum Spiel- oder Bolzplätze und auch alles auszuprobieren“, berichten Kevin und Dominik andere Bewegungsangebote, die einen Ausgleich für Borowsky, Jugendtrainer des VFL Hörde 1912 e.V.1 die Mädchen und Jungen schaffen, fehlen. Das Risiko Die beiden Brüder gehören als qualifizierte Übungs gesundheitlicher Gefahren kann so schon bei jungen leiter zum Team der Ehrenamtlichen des Projekts in Menschen hoch sein, vor allem, wenn sie so noch mehr Hörde und bringen durch ihre Vereinsarbeit bereits Zeit vor dem Fernseher oder Computer verbringen. viel Erfahrung für die Aufgabe mit. In Kooperation von StadtSportBund Dortmund e.V., „Als größter Fußballverein Hördes und anerkannter Netzwerk INFamilie, dem Amt für Stadterneuerung, Stützpunktverein des ‚Integration durch Sport‘- dem Quartiersmanagement Westerfilde und dem Programms des Deutschen Olympischen Sportbunds Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund ist es zunächst liegt uns die Verbesserung der Lebenssituation von in Westerfilde gelungen, mit dem spiel- & sportMO- sozial benachteiligten Kindern in unserem Stadtteil BIL einen regelmäßigen Treffpunkt für Kinder – und sehr am Herzen. Wir möchten die Kinder zu mehr manchmal auch für ihre Familien – im direkten Bewegung animieren und ihre Neugier und ihr Talent Wohnumfeld zu etablieren. Hier können Kinder für alle möglichen Sportarten wecken und fördern“, mit Spiel- und Sportmaterial kreativ werden und betont Kevin Borowsky. ihre Sozialkompetenz, Konzentration und moto Und dafür liegen eine Menge Spielmaterialien zum rischen Fähigkeiten trainieren. Inzwischen macht Austesten im Mobil bereit. „Für uns zählt die ganz das spiel- & sportMobil in weiteren Aktionsräumen heitliche Förderung, bei der jedes Kind nach den indi- Aktionsplan Station. Zu diesem Erfolg tragen auch die Dortmunder viduellen Präferenzen wählen kann. Demzufolge gibt Wohnungsbaugesellschaften Vonovia, Spar- und es unter anderem Ballspiele wie Fußball, Volleyball, Bauverein eG Dortmund/SPARBAU Stiftung, LEG, Badminton oder Hockey. Daneben bieten wir einen Soziale Stadt konkret: Palladio Ruhr und DOGEWO21 bei. Bewegungsparcours, Frisbee, Speed-Stacking oder „Die Pandemie hat die Situation in vielen Aktions- Slacklining und vieles mehr an. Mädchen und Jungen, räumen noch verschärft“, erklärt Anke Weiermann, die mehr an kreativen oder strategischen Spielen in- Aktionsraumbeauftragte des Aktionsplan Soziale teressiert sind, können sich beim Riesen-Vier-Gewinnt, Projekte in den Stadt Dortmund. „Mitten in einer ihrer wichtigsten Schwungtuch, Riesen-Mikado oder beim Malen Entwicklungsphasen fanden Schule und Freizeit mit Kreide ausprobieren“, erläutert Paul Pyka vom für die Kinder – wenn überhaupt – nur online statt. Dortmunder StadtSportBund. „Bei jedem Einsatz sind Aktionsräumen Darüber hinaus fehlte der persönliche Austausch mit mindestens zwei Betreuerinnen und Betreuer vor Ort, Gleichaltrigen nahezu vollständig. Sie waren gezwun- 1 in Scharnhorst: DJK Eintracht Scharnhorst e.V.; gen, einen Großteil der Zeit alleine mit den Eltern zu In Westerfilde/Bodelschwingh/Nette: Hause zu verbringen. Umso wichtiger, dass wir seit TV Eintracht 1885 e.V. Bodelschwingh dem Sommer wieder mit dem spiel- & sportMOBIL in den Stadtteilen unterwegs sein konnten.“ 20 21
oto oben und unten: Spaß am Clarenberg Hörde F Foto Mitte: Paul Pyka, Dominik Borowsky, Nina Mihm, Patrick Mihm mit dem spiel- & sportMOBIL die zu Sport und Spiel anregen und die Bewegungs Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, verbessert die angebote mit den Kindern aufbauen, durchführen, Konzentration, schult das räumliche Denken, fördert ihnen die Regeln erklären und, falls nötig, als Schieds- die Entwicklung der Sinne und unterstützt soziale richterin oder Schiedsrichter fu ngieren.“ Kompetenzen. Deshalb hoffen wir, in einem zweiten oder auch dritten Schritt, das Interesse an einem Für den Gesamtprojektleiter ist das mobile Angebot regelmäßigen Angebot in unseren Sportvereinen zu ein erster Schritt zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe, entfachen.“ Chancengerechtigkeit und Gesundheit der Kinder: „Wir zeigen ihnen, wie viel Spaß und Freude es macht, Das Spiel- und Sportangebot ist kostenlos, bedarf selbst Sport zu treiben und sich gemeinsam mit an- jedoch pandemiebedingt der Einverständniserklärung deren zu bewegen. Das beugt nicht nur Krankheiten der Eltern oder Erziehungsberechtigten. und Haltungsschäden vor, sondern stärkt zudem das Standorte und Termine des spiel- & sportMOBILs (Änderungen vorbehalten) Westerfilde/Nette: Eving: TVE Bodelschwingh TuS Eving-Lindenhorst (ab 2022) Montag: Montag: Ötztaler Straße 10, 15.30–18.30 Uhr Innenhof Adelhartweg 10, 15.00–18.00 Uhr Dienstag: Dienstag: Holtkottenweg 11, 15.30–18.30 Uhr Gerlachweg 16, 15.00–18.00 Uhr Mittwoch: Mittwoch: Spielplatz Grävingholzstraße/Friesenstraße, Wiese Ammerbaumweg 2–24, 15.30–18.30 Uhr 15.30–18.30 Uhr Donnerstag: Donnerstag: Spielplatz Butzstraße 28, 15.00–18.00 Uhr Vorplatz Stichlingweg 15, 15.30–18.30 Uhr Freitag: Innenhof Ringstraße, 15.30–18.30 Uhr Scharnhorst: Hörde: VFL Hörde DJK Eintracht Scharnhorst Mittwoch: Montag: Hörder Neumarkt, 15.30 –18.30 Uhr Spielplatz Spannstraße, 16.00–18.00 Uhr Freitag: Dienstag: Vorplatz Clarenberg, 15.30–18.30 Uhr Spielplatz Sombartweg, 16.00–18.00 Uhr Samstag: Mittwoch: Goystadion, 16.00–19.00 Uhr Spielplatz Schmollerweg, 16.00–18.00 Uhr Donnerstag: Spielplatz Stresemannstraße, 16.00–18.00 Uhr Freitag: Gentzweg/Heidstrang, 16.00–18.00 Uhr (in Planung) Einmalige Anmeldung über die Erziehungs berechtigten vor Ort notwendig! 22 23
3.2 IchDuWirMarten – „Nachbarschaftshilfe gelebt, nicht nur gequatscht!” Axel Wolff, Vorsitzender 'Marten Aktiv' Dieses Zitat des Radio-91.2-Moderators Stefan Hoff- Ebenso wie weitere Ehrenamtliche, die tatkräftig mann ist zum Leitgedanken des Vereins ‚Marten ak- bei den Bestellungen, der Organisation und Aus- tiv‘ geworden. Die Nachbarschaftshilfe ist der beste lieferung der Einkäufe helfen. „Unseren absoluten Beweis, dass aus Krisen wie der C orona-Pandemie Lockdown-Spitzenwert hatten wir mit 123 Lieferun- auch stets etwas Gutes erwachsen kann. Solange es gen an einem Tag. Bis heute wird unser Angebot mit Menschen gibt, die handeln. durchschnittlich bis zu 30 Lieferungen sehr dankend Die leuchtend gelben Schriftzüge des Vereinsheims angenommen“, erklärt Wolff. Zu den ersten An- der Nachbarschaftshilfe ‚Marten aktiv‘ e.V. sind kaum wohner*innen, die die Unterstützung in Anspruch zu übersehen. Erst seit wenigen Monaten befindet nahmen, zählt das Ehepaar Beate Roß-Müller und sich der offizielle Sitz In der Meile 1a und ist doch Peter Müller. Beide gehören gesundheitlichen Risiko- schon ein wichtiger Anlaufpunkt vieler Martener gruppen an. Trotz Impfung ist bei ihnen die Angst Bürger*innen. Mit diesem Erfolg hatte Initiator und vor einer Ansteckung immer noch groß. Deshalb Vereinsvorsitzender Axel Wolff nicht gerechnet, als vermeiden sie weitestgehend persönliche Kontakte ihm zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 und unnötige Gänge nach draußen. „Für uns ist die die Idee einer kostenlosen Einkaufhilfe für ältere und ser Service ein absoluter Segen. Ein Anruf oder eine kranke Bewohner*innen des Stadtteils kam. Dem E-Mail genügen. Das gibt uns ein enormes Gefühl der Frührentner ging es um schnelle und unkomplizierte Sicherheit und des Schutzes“, sagt Beate Roß-Müller. Hilfe und Solidarität in herausfordernden Zeiten. Eine Kooperationspartnerin war mit Supermarktleiterin Katharina Nolte schnell gefunden. Foto oben: Beate Roß-Müller und Peter Müller, Foto unten: Monika Grote 24 25
Angebotserweiterung Das Angebot wurde schon sehr bald erweitert. Neben 70 Mitglieder hat der Verein aktuell. Es ist eine bunt den Botengängen und Lieferdiensten, die mittlerweile gemischte Truppe. Verwaltungsangestellte und auch Medikamente und Rezepte umfassen, kamen Rentner*innen gehören genauso dazu wie Kaufmän noch andere Unterstützungsangebote wie die Formu- nische Angestellte und Apotheker*innen. larhilfe, die Vergabe von Lebensmittelgutscheinen an Bedürftige, die Wunschbaum-Aktion zu Weihnachten oder die Mitfinanzierung von Sportausrüstungen und Positive mediale Resonanz 3.3 Repair Café Nette – Nachhaltiger Selbstläufer Klassenfahrten für Kinder hinzu. Mithilfe der Pro- Direkt gegenüber des neuen Vereinsheims führt Filiis-Stiftung wurden zehn Notebooks angeschafft, Monika Grote die Ardey Apotheke. Die Corona-Po die Kindern und Jugendlichen aus sozial schwa- litik hat ihrer Zunft in den vergangenen Monaten chen Familien die Möglichkeit zum digitalen Lernen viel abverlangt. Trotzdem engagiert sie sich seit der geben. In naher Zukunft soll zudem ein Service für ersten Stunde bei ‚Marten aktiv‘. „Wir wollen für diejenigen da sein, die nicht auffallen, die wirklich Reparieren statt wegwerfen – so lautet die „Bisher haben wir fast allen Sachen wieder neues kleine Wartungs- und Reparaturarbeiten eingerichtet durchs Raster fallen, bei denen es finanziell nicht so Devise des 2014 in Nette gegründeten ‚Repair Leben einhauchen können“, so Utecht. werden – eine Art ‚Repair Café‘. rosig aussieht und die keine Nachbarn oder Kinder Cafés‘. Circa 20 Ehrenamtliche hauchen dafür Viel zu oft werden Gegenstände, die nicht mehr ‚Marten aktiv‘ erfreut sich mittlerweile einer großen haben, die direkte Soforthilfe leisten können“, betont vielen kaputten Gegenständen wieder neues funktionstüchtig sind, einfach weggeworfen. Laut Unterstützung aus Gesellschaft, Politik, Sport und die gebürtige Essenerin. Leben ein. Ein Zeitungsartikel brachte den Stein ‚Global E-Waste Monitor 2020‘ wurden im Jahr Wirtschaft. Martener Sportvereine wie Arminia Mar- ins Rollen. Ihr Team sorgt unter anderem für die Rezeptabho 2019 weltweit 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott ten, KSV Jahn Marten oder die Bürgerschützen sind lungen und Medikamentenlieferungen, hat aber auch Die Kaffeemaschine liegt mit geöffnetem Boden erzeugt, wobei Deutschland mit einem Beitrag von eine große Stütze. Waren es anfangs hauptsächlich stets ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Kund*in- auf dem Tisch. Mit geübtem Blick ins Innenleben 1,6 Millionen Tonnen auf Platz acht liegt. Unternehmen und Privatleute aus dem Ortsteil, erhält nen in dieser Zeit. Gibt es einmal ein Anliegen, das fahndet Jürgen Utecht nach der Ursache, weshalb die Nachbarschaftshilfe inzwischen zum Beispiel Dabei sind oftmals nur kleine Reparaturen nötig und der Verein lösen kann, dann schickt Monika Grote sie das Gerät seinen Dienst quittiert hat. Heute scheint auch Spenden von der Sparkasse, der Dortmunder der Schaden ist wieder behoben. Aber wie? Und vor einfach hin. Besonders freut sie sich über die positive es eine recht lösbare Aufgabe zu sein: „Die Tempera- Volksbank, ThyssenKrupp, der Jaeger Gruppe, Schulz allem: Wer macht es? mediale Resonanz, die der Verein erzielt hat. „Früher tur-Sicherung ist durchgebrannt. Eine gute Sache. So Gebäudetechnik, Vonovia und sogar der BVB-Stiftung beherrschten die negativen Schlagzeilen das Bild wird ein möglicher Brand der Maschine verhindert“, Vor einigen Jahren war das für viele, insbesondere äl- ‚leuchte auf‘. unseres Stadtteils. Das hat sich geändert, die tollen weiß der EDV-Spezialist und gelernte Elektriker zu tere Mitbürger*innen in Nette, eine brennende Frage. „Dank der ‚LEG NRW Mieter-Stiftung‘ konnten wir Berichte über unsere Arbeit haben das Ansehen berichten. Schnell behebt er den Defekt, so dass der Die Antwort lieferte ein Zeitungsbericht. Thomas unsere eigenen Vereinsräume und deren Ausstat- enorm aufgewertet. Es gibt nun eine Anlaufstelle glückliche Besitzer des Geräts sich schon am nächsten Brandt aus dem Mengeder Seniorenbüro las einen tung realisieren. Außerdem konnten wir barrierefreie für die Menschen. Und dadurch wiederum ist das Morgen wieder einen leckeren Kaffee zubereiten Artikel über ein ‚Repair Café‘ in Lünen. „Nach einer Zugänge und Toiletten installieren und wichtiges Gemeinschaftsgefühl hier stetig gewachsen.“ kann. Besichtigung stellte er die Idee unserem damaligen technisches Equipment wie Beamer oder Computer Aktionsraumbeauftragten, Werner Schardien, und Das Team hat noch viele Pläne für ‚Marten aktiv‘. Das Jürgen Utecht gehört von Beginn an zu den mittler- kaufen. Auch die laufenden Kosten sind von dem den Verantwortlichen des Diakonischen Werks vor“, nachbarschaftliche Engagement soll auch nach Co- weile circa 20 Ehrenamtlichen, die alle sechs bis acht Betrag für eine Weile gesichert“, so Wolff. Viele Wer- erklärt Renate Jäckel, Pfarrerin der Ev. Noah-Kirchen rona weiterentwickelt werden, aber trotz des großen Wochen im ‚Repair Café‘ in Dortmund-Nette solche bungs-, Sach- und Materialkosten, aber auch Aus- gemeinde und Gründungsmitglied des Netter ‚Repair Erfolges auf Marten fokussiert bleiben. „Für uns zählt defekten Gegenstände und Geräte wieder instand stattungsgegenstände werden durch den Aktionsplan Cafés‘. „Uns allen war schnell klar, dass dies genau in erster Linie das Nachbarschaftsgefühl. Deshalb setzen. Nicht jede Reparatur gestaltet sich allerdings Soziale Stadt Dortmund gefördert. Der Aktionsraum- den Bedürfnissen unserer älteren Mitmenschen ent- können und wollen wir unsere Dienste auch nur hier so einfach. Bei komplizierten Fällen bedarf es deshalb beauftragte Rüdiger Mundt ist sichtlich begeistert sprach. Also haben wir das Projekt in Angriff genom- anbieten“, so Wolff. auch schon einmal der Teamarbeit aller Spezialist*in- über das, was der Verein in so kurzer Zeit auf die men.“ nen, um das Problem zu diagnostizieren und den Beine gestellt hat: „Das bürgerliche Engagement wird Fernseher, Computer, Toaster, die Nähmaschine, das Talentierte und fachkundige Reparateur*innen, die in erheblichen Maße gefördert. Viele Martenerinnen und Martener nehmen das Angebot in Anspruch, „Das stärkt den Fahrrad oder das alte Röhrenradio wieder zum Laufen ihre Dienste ehrenamtlich zur Verfügung stellen, aber auch immer mehr Bewohnerinnen und Bewoh- Zusammenhalt in zu bringen. Für die vielen handwerklich und technisch waren schnell gefunden. Die Nachfrage überstieg je- doch sehr bald die Kapazitäten. „Anfangs wurden die ner beteiligen sich und helfen einfach mit. Das stärkt diesem Stadtteil sehr.” begabten Frauen und Männer aber meistens kein großes Problem. Tage, an denen die Repair Cafés stattfanden, öffent den Zusammenhalt in diesem Stadtteil sehr.“ lich bekannt gegeben und jeder konnte mit kaputten Geräten vorbeischauen. Heute geht es pandemie bedingt nur noch mit Termin“, so Utecht. 26 27
Um Anmeldungen, Organisation, Werbung und Mehr noch: Die Wartezeit bietet die Gelegenheit, Pressearbeit kümmert sich die Aktionsraumbeauf- mit anderen Menschen aus der Kundschaft bei tragte Claudia Schroth in Kooperation mit Ulrike Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Auch Klotz vom Seniorenbüro. das ist für viele ein wichtiger Aspekt des Treffs. Den Verantwortlichen ist es sehr wichtig, dass die Mit der Idee dieses gegenseitigen Helfens waren die Besitzer*innen bei der Reparatur mit dabei sind. Netter*innen 2014 die ersten in Dortmund. Mitt Zum einen, um das Problem möglichst treffend zu lerweile gibt es weitere ‚Repair Cafés‘ in der Stadt. analysieren, zum anderen um etwaige Bedienungs- „Das Repair Café ist eine Erfolgsgeschichte, die Mut fehler zukünftig zu vermeiden. „Manchen Menschen macht, etwas auszuprobieren. Wir sind leider eine ist zum Beispiel gar nicht bewusst, dass man beim Wegwerfgesellschaft. Aber es finden sich immer Staubsauber den Filter vor dem Motor regelmäßig kreative Menschen, die gemeinsam etwas unter wechseln oder einen beutellosen auch mal leeren nehmen. Und das ist eines der Geheimnisse des muss“, erklärt Utecht. „Schließlich möchten wir den Repair Cafés“, betont Jäckel. Leuten auch Anleitung zur Selbsthilfe geben.“ Renate Jäckel und Jürgen Utecht „Bisher haben wir fast allen Sachen wieder neues Leben einhauchen können.“ Katholische Kirche in Dortmund Nette 28 29
3.4 Quartiersservice Nordstadt – Sauberkeit, Nachbarschaft und Mit ihren roten Jacken sind die Quartiershaus- vor allem in den Sommermonaten, wenn die Abende Quartierskultur in der Nordstadt meister*innen seit 2003 aus dem Bild der Nord- stadt nicht mehr wegzudenken. Sie sorgen für lang sind, sammelt sich hier schon mal einiges an Müll an.“ saubere Straßen und Plätze und unterstützen Die Quartiershausmeister*innen sorgen aber nicht nachbarschaftliche Aktivitäten. Für manche*n ist nur für Sauberkeit, sondern wirken auch bei nachbar- es zudem eine gute Chance für den Wiederein- schaftlichen Aktivitäten mit. Sie helfen beim Aufbau stieg in den regulären Arbeitsmarkt. und bei der Organisation der Straßenfeste, wie dem Sascha arbeitet als Quartiershausmeister in der Dort- Brunnenstraßen-Fest, dem Hafenspaziergang, dem munder Nordstadt. Er und rund 40 weitere Menschen StillLeben oder dem Musik.Kultur.Picknick. Grün- mit geringen Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt Bau stellt hierfür auch Zelte, Tische und Bänke zur sorgen im Projekt ‚Quartierservice‘ der GrünBau Verfügung. „Durch Corona ist es regelrecht lang- gGmbH für mehr Sauberkeit und Sicherheit auf den weilig geworden in der Nordstadt. Die Feste fielen Straßen rund um den Nordmarkt, den Borsigplatz pandemiebedingt weitestgehend aus. Dabei waren und den Hafen. Der junge alleinerziehende Vater das auch immer gute Gelegenheiten, um sich mit ist derzeit die rechte Hand des Team-Anleiters Klaus den Nachbarn auszutauschen und ins Gespräch zu Stahlschmidt und hat gute Chancen auf einen festen, kommen“, betont Stahlschmidt. „Besonders traurig nicht geförderten Job, wenn sein Arbeitsmarkt- ist das für die Kinder. Es hat den Familien immer programm zur ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ ausläuft. gutgetan, mal etwas anderes zu unternehmen. Des „Ich wohne selbst in der Nähe des Flensburger wegen freuen wir uns darauf, wenn es bald wieder Platzes und finde es sehr wichtig, dass die Straßen losgehen kann.“ und Plätze, insbesondere die Spielplätze, sauber und Das Konzept ist in der Nordstadt etabliert und wird gepflegt sind. Deshalb gehe ich auch gerne arbei durch viele Kooperationspartner*innen unterstützt. ten“, erklärt Sascha. Manchmal spreche er die Leute, Dazu zählen unterschiedliche Ämter der Stadt Dort- die ihren Müll einfach achtlos auf die Straße werfen, mund, das Jobcenter, das Quartiersmanagement, auch direkt an. „Das ist nicht immer einfach, aber in Gewerbevereine, die Bezirksvertretung, Schulen und den meisten Fällen gewinnt die Einsicht.“ Kitas, die Polizei. Auch der Aktionsplan Soziale Stadt Klaus Stahlschmidt ist als Anleiter schon einen Schritt Dortmund ist dabei und übernimmt unter anderem weiter. Auch er startete im ‚Quartierservice‘ als die Finanzierung von Kleinwerkzeugen, Entsorgung, Ein-Euro-Jobber und wird nun von GrünBau frei fi- Wartungsarbeiten oder Dienstkleidung. nanziert. Die Regel sei das zwar nicht, aber er war zur Träger des Projekts ist die 1990 in Dortmund gegrün- richtigen Zeit am richtigen Ort, als sein Vorgänger in dete GrünBau gGmbH. Sie ging aus dem Beschäf- Rente ging. Für die meisten anderen ist die Tätigkeit tigungsprojekt ‚Bauteam grüne Nordstadt‘ des zunächst einmal ein erster Schritt, ein Anfang. Viele Planerladen e.V. hervor und ist heute eine Tochter der sind langzeitarbeitslos, haben teilweise krankheits- Stiftung Soziale Stadt. Bis heute ist der Schwerpunkt oder altersbedingte Defizite. „Sie erhalten durch die ihrer Tätigkeit in der Dortmunder Nordstadt an regelmäßige Beschäftigung nach langer Zeit wieder gesiedelt. Hier befindet sich auch der Stammsitz, wo einen strukturierten Tagesablauf. Die Menschen en- sich die Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Profes- gagieren sich, um einer besseren Zukunft entgegen- sionen Tag für Tag für ihre Klient*innen einsetzen. zublicken und tragen gleichzeitig zu einem schöneren Dortmunder Stadtbild bei. Das ist äußerst wichtig“, erzählt Volker Rössel, Sozialpädagoge bei GrünBau. Er betreut das Projekt bereits seit mehr als fünf „Das ist nicht immer einfach, Jahren und sieht darin einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Images und der Aufenthaltsqualität aber in den meisten Fällen der Nordstadt. „Wir unterstützen die Entsorgung gewinnt die Einsicht.“ Dortmund GmbH und kümmern uns vor allem um ild oben: von links Sascha, B die Reinigung der Nebenstraßen und -plätze. Und das Klaus Stahlschmidt, Volker Rössel freut die meisten Menschen hier schon sehr. Denn Bild unten: Petra Malifsky 30 31
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