Mitteilungen für die Altenarbeit Seniorenweb Freiburg
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Mitteilungen für die Altenarbeit Herausgeber: Altenwerk der Erzdiözese Freiburg e.V. 2 0 1 8 2 und Geschichten“ „Geschichte
Suchende sind wir Mehr als in früheren Zeiten verstehen sich Men- schen als „Suchende“ – das gilt für alle Lebensalter. INHALT Vorwort 3 Gewissheiten, die lange unbefragt gültig waren, werden hinterfragt und müssen neu begründet wer- Hintergrundinformationen den. Wer älter ist, hat in seinem Leben sicherlich Geschichte und Geschichten 5 schon vieles gefunden, was tragfähig ist, worauf er Biografiearbeit mit Senioren 6 oder sie sein Leben aufgebaut hat. Und dennoch „Erzähle von Gott“ 9 bleibt mit Blick auf die Zukunft auch Unsicherheit, vielleicht sogar Sorge und Angst: Wie geht es wei- Praxis ter mit mir, mit uns? Adventsfeier „Suchen und Finden“ 11 Seniorennachmittag In Übergangssituationen, die neue Schritte erfor- „Suchet und ihr werdet finden“ 16 dern, befinden sich nicht nur Menschen, sondern Bildbetrachtung zum Einstieg eines Treffens 18 auch Organisationen, wie die Kirche, die Gemein- Immer auf der Suche 19 de, die Seniorenarbeit. Immer wieder gibt es neue Geschichte, die das Leben schrieb 20 Herausforderungen, die verunsichern und deshalb Erzählcafé 21 ein neues Suchen und Finden anstoßen, z.B. bei Zug des Lebens 23 Umstrukturierungen und Stellenneubesetzungen. Lebensgeschichtliches Erzählen braucht Anstöße 24 Die Zukunft ist offen. Wir können sie gestalten und müssen sie auch annehmen – und dabei Kraft und Zuversicht aus unseren Lebenserfahrungen schöp- Altenheimseelsorge fen. Mit diesen „Mitteilungen“ machen wir mit vielen Das Kirchenjahr und seine Geschichten 26 Anregungen Mut, sich solchen Suchbewegungen Neu: Kalender zum Kirchenjahr 27 zu stellen – im Vertrauen darauf, dass wir anste- hende Übergänge mit Gottes Segen gut meistern Lebensqualität im Alter werden. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viele Baustein „Geschichte und Geschichten“ 28 gute Erfahrungen beim Suchen und Finden, sowohl Neue Arbeitshilfe „Welt“ 30 ganz persönlich, wie auch bei Ihrer Tätigkeit in der Seniorenarbeit! Kinderhilfe Bethlehem Die Kinder in Bethlehem nicht vergessen 31 Mit diesen „Mitteilungen“ geht für Bernhard Kraus, Hinweise: Spenden, Aktion der im Januar in Rente geht, eine Epoche zu Ende. „Ein Herz für Bethlehem“ 32 In den „Mitteilungen 1988/2“ hat er sich als neuer Referent des Altenwerkes vorgestellt und seitdem Materialien 33 bei der Gestaltung dieses Aushängeschildes der Impressum Altenarbeit unserer Diözese mitgearbeitet. Dafür danken wir ihm und wünschen ihm viel Freude beim Meistern der Herausforderungen, die der Übergang in das „Dritte Alter“ mit sich bringt. Das Redaktionsteam: Elfi Eichhorn-Kösler, Bernhard Kraus Anette Kempf, Alfred Laffter 2
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, ich möchte Ihnen die Themenvielfalt unserer neu- esten Ausgabe besonders ans Herz legen. Das Hauptthema trägt die Überschrift: Geschichte und Geschichten. Unter der bewährten Regie unseres Redaktions-Teams ist eine Fülle von interessanten Beiträgen zu diesem Thema entstanden. Wir sind fest davon überzeugt, dass die aufgezeich- neten Hintergrundinformationen und die konkreten praxisbezogenen Vorschläge Sie bei der Senioren- arbeit tatkräftig unterstützen können und darüber hinaus hoffen wir, dass neue Impulse Ihnen Freude machen, um sich selbst und natürlich unsere Senio- ren immer wieder aufs Neue zu motivieren. Medizinischer Fortschritt und materielle Stabilität führen zu einem zunehmenden Älterwerden. Es stellt sich uns die Frage, was können wir in der Senio- renarbeit beitragen, dass die gewonnenen Jahre erst viel später realisiertes Geschenk. Die Tatsache, sinngebend bewältigt werden? Bei unserem Auf- dass die Senioren der reichen Fülle ihrer bisheri- trag steht der einzelne Mensch im Mittelpunkt. Die gen Lebensjahre so offen mit angenehmen und gewonnenen Lebensjahre sollten ja ein geglückter unangenehmen Erinnerungen begegnen, macht mir Abschnitt werden, in dem Selbstbestimmung, Krea- persönlich Mut, auch meine Aufgabe, mein eigenes tivität und Anspruch auf gesellschaftliche Akzeptanz Altern anzunehmen, um in diesem Prozess zu leben, fest verankert sind. Eines unserer dringlichsten Ziele anstatt dagegen anzuleben. sollte es sein, die Kompetenzen jedes Einzelnen und Auch ich habe oftmals die Wahrnehmung, dass die seine Fähigkeiten mit hilfreichen Impulsen sichtbar Senioren dann unmerklich bereit und entschlossen zu machen. Darüber besteht kein Zweifel: Jede/r ein- sind, mit den neuen Herausforderungen des Älter- zelne Senior/in trägt in sich eine Schatztruhe, die im werdens so zurecht zu kommen, dass das Leben Laufe der Jahre viele Ereignisse erfahren hat, oder schön und bejahenswert bleibt. Erinnertes dem der viele Lebenssituationen widerfahren sind. Vergessen zu entreißen, kann befreiend sein, Mut machen und auch Verletzungen heilen. Erzählen und Der manchmal formulierte Satz: „Was habe ich Zuhören kann unterhaltend sein, aber es ist vor allen schon zu erzählen?“ ist Ihnen wohl vertraut. Bei der Dingen sinnstiftend und eine lohnende Herausforde- Mehrzahl unserer Senioren muss man den Deckel rung. dieser „Schatztruhen“ nur leicht – gelegentlich be- hutsam – anheben, und dann wird Lebensgeschich- Häufig bin ich tief beeindruckt, wie strukturiert te zur Geschichtsstunde. und herausfordernd die Erzählenden biografische Mich freut stets der Blick in die Runde der älteren Inhalte darlegen. Wenn erste Hemmnisse abgelegt Menschen, wenn kommunikatives Lernen aus Le- sind, findet Rückblick statt. Dann wächst innerhalb bensgeschichten stattfindet. Dann wird urplötzlich der Gruppe eine Kraft und Stärke, und das Gefühl die Ich-Geschichte des Erzählers/der Erzählerin zur einer Verbundenheit unter den Teilnehmern wird Gesellschaftsgeschichte. Für mich ist es ein Glück, spürbar. Selten musste ich erleben, dass ältere bei diesen Erzählgesprächen zuhören zu dürfen, Menschen sich zurückgezogen in den Runden wo lebensgeschichtliche Erinnerungen und Refle- verhielten, obwohl auch in den Gesprächen Verluste xionen ein wertvoller Zugewinn für meine persön- und Verletzungen erinnert werden. Aber auch diese liche Bildung darstellen. In besonders geglückten schmerzlichen Prozesse können für die Teilnehmer Gesprächsrunden erlebe ich ein weiteres, oftmals letztendlich wohltuend sein – im Prozess des Erin- 3
VORWORT nerns und Erzählens können sie zu ihrer persönli- „Berühren und berührt werden“ wäre eine weitere chen Würde und Heilung finden. Im Gegensatz zu denkbare Überschrift für diese „Mitteilungen“. Le- den digitalen Netzwerken des Computerzeitalters bensgeschichtliches Erinnern ist eine sehr schöne, haben diese Foren der unmittelbaren „Seniorennetz- hilfreiche und wohltuende Möglichkeit, Berühren und werke“ ein urmenschliches Gesicht, welches Zuhö- Berührt sein auf geistiger und seelischer Ebene glei- ren und Empathie entgegenbringen kann. chermaßen stattfinden zu lassen. Ich wünsche Ihnen Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auf unsere viel Freude beim Lesen und danke Ihnen herzlich für Erzählrunden mit Recht stolz sein dürfen und dass alles, was Sie für unsere älteren Menschen mit uns wir den Kreis unserer Zielgruppen erweitern sollten. gemeinsam tun. Zum biografischen Erzählen sollten Angehörige aller Generationen Zugang haben, insbesondere unsere Kinder und Enkel! Edith Fabry verfasste ihr allererstes Grußwort in den „Mitteilungen“ im denkwürdig heißen Sommer 2003, dem Beginn ihrer Amtszeit als Diözesanvorsitzende des Altenwerkes. Sie schrieb damals: „Ich sitze in Abschied und Neubeginn meinem Garten im Schatten und genieße diesen Im Frühjahr 2018 wurde auch ein Übergang zu ungewöhnlichen Sommer.“ Auch in diesem Jahr einem neuen Diözesanvorstand des Altenwerkes 2018 hat uns die Wetterlage mit einer langen Perio- vollzogen: Die von allen sehr geschätzte Edith de ungewöhnlich heißer Sommertage überrascht. Im Fabry übergab ihren Vorsitz an die neu gewählten Gegensatz zu Edith hatte ich meine Schreibunterla- Vorsitzenden Ulrike Kütscher, Monika Baur und gen für das Vorwort nach Dänemark mitgenommen. Alfred Laffter, die diese Aufgabe in Personalunion Auch hier kann man sich zum Schreiben an einen wahrnehmen. Edith Fabry hat die Geschicke und schattigen Platz in der wunderbar berührenden ruhi- das Wohl des Altenwerkes der Erzdiözese Frei- gen Landschaft zurückziehen. burg von 2003 – 2018 mit großem persönlichem Einsatz vorbildlich gestaltet. In ihrer Obhut haben Ein besonderer und wohl weit verbreiteter Brauch wir uns stets wie in einer großen Familie gefühlt. der Dänen hat mich auf besondere Weise berührt Dankbar bin ich dafür, dass mir wiederholt Gele- und begeistert. Es ist der Brauch, sich in hyggeli- genheit geboten wurde, die besondere Persön- ger Runde zu treffen. Das dänische Wort „Hygge“ lichkeit Edith Fabry in einer Laudatio – z.B. anläss- ist nicht so leicht ins Deutsche zu übersetzen. Am lich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ehesten bedeutet es Gemütlichkeit, herzliche At- – zu würdigen. Liebe Edith, für Deine langjährigen mosphäre, in der man das Leben mit netten Leuten Verdienste als Vorsitzende des Altenwerkes gibt zusammen genießt. Das warme Licht der Kerzen es eine sehr schöne christliche Formel des Dan- ist hygge. Möglicherweise hat die Tradition des kes: Vergelt´s Gott! „Hygge“ dazu beigetragen, dass in Dänemark die Mit der Diözesanversammlung 2018 endete die glücklichsten Menschen dieser Erde leben: Freund- Amtszeit des bisherigen Diözesanvorstandes, lichkeit und Liebenswürdigkeit mit viel Freisein von dem herzlich für sein Engagement gedankt wur- Unruhe. In Gesprächen und in Geschichten wird ein de. Das neue „Dreier-Team“ steht nicht allein an Mensch berührt von den Gedanken anderer und der Spitze des Altenwerkes, der neugewählte Vor- kann sie seinerseits mit Gedanken berühren. Aber stand hat bereits hoch motiviert mit seiner Arbeit auch stillschweigend können hier Gedanken aus- begonnen und mehrere Arbeitsgruppen gebildet. getauscht werden. Diese sinnliche Erfahrung habe Näheres und Aktuelles zum neuen Diözesanvor- ich gerne in meinem Reisegepäck aus Dänemark stand finden sie auf unserer Homepage mitgenommen. Sie hat mich tief bewegt und es war www.seniorenweb-freiburg.de . mir ein Anliegen, Sie davon wissen zu lassen, denn dieser Brauch hat mich atmosphärisch sehr an unse- Ulrike Kütscher re Zusammenkünfte mit älteren Menschen erinnert. 4
HINTERGRUNDINFORMATIONEN Geschichte und Geschichten Vom Feind zum Freund Es ist eine unendliche Ruhe um mich. Mein Blick und dazu Kartoffel gedämpft. So was gibt`s aber schweift in die Rheinebene und auf die Hügel des nur sehr selten. Meist besteht unser Kochzettel nur Schwarzwaldes. Hier haben vor mehr als hundert aus Linsen ,Erbsen oder Reis. Morgen werde ich Jahren zehntausende von Soldaten, deutsche und nochmal aus Rindfleisch Schmorbraten machen und französische, in einem grausamen Krieg ihr Le- dann ist`s wieder einmal Schluss für längere Zeit mit ben verloren. Hier am Hartmannsweilerkopf sind den guten Bissen. Läuft Dir da nicht das Wasser im die Wunden dieses Krieges immer noch präsent. Munde zusammen, liebe gute kleine Anna? Gräben, Sandsäcke und Stellungen erinnern immer Liebe Anna, ich glaube, wir werden nicht mehr lange noch an den Wahnsinn dieses Krieges. In dieser hier bleiben. Seit gestern wird wieder tüchtig ge- Ruhe fällt mir ein Brief eines Soldaten ein, den er an schossen, nachdem fast vierzehn Tage Ruhe gewe- seine liebe Anna in der Heimat schrieb. Dieser Brief sen war. Wenn es vorwärts geht, müssen auch wir, wurde von mir vor vielen Jahren in einem Kriegsta- die immer dicht hinter der Front sind, hinter her. gebuch des Krieges 1914/1918 entdeckt. Warum ist mir dieser Brief eines Kochs gerade jetzt eingefallen? Weil ich hungrig bin in dieser Mittags- Der Brief eines Feldkochs zeit? Jetzt fahre ich zum nächsten Gasthaus im Elsass Meine liebe kleine Anna! und esse Schwarzwälder Schinken, Elsässer Sauer- Endlich finde ich wieder einmal Zeit, Dir ein biss- kraut mit einem knusprigen französischen Baguette. chen zu schildern, was wir jetzt tun und treiben. Man Aus Blutfeinden wurden über die Zeit Blutsbrüder, hat Tag für Tag seine Arbeit und da bleibt nicht viel aus fürchterlichen Geschichten wurde eine friedliche Zeit zum Briefeschreiben übrig. Heute habe ich zum Geschichte. Beispiel erst Kaffee gekocht, dann Fleisch zerhauen, gewaschen und gekocht. Dazu zwei gewaltige Töpfe Alfred R. Laffter Reis. Gestern hatte ich Hammelkeule geschmort Große Holzkreisel laden ein, miteinander ins Spiel zu kommen. Sie erinnern an das Motto der Aktion „Graue Haare – Buntes Leben“. Die Homepage der Aktion mit einer reich gefüllten Ideenbörse (zu den Bereichen Alt sein, Sich engagieren, beweglich bleiben, Lebensgeschichten ins Gespräch bringen, Generationen begeg- nen sich, Gottesdienst) ist noch im Netz: www.grauehaare-buntesleben.de 5
HINTERGRUNDINFORMATIONEN Biografiearbeit mit Senioren – Lebensgeschichten ins Gespräch bringen Unter Biografiearbeit wird die Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Lebensgeschichte verstanden Formen der Biografiearbeit haben. Es macht einen Unterschied ob man in Biografiearbeit kann in Form eines Selbstgesprächs den Bergen, am Meer, in einem Waldgebiet oder stattfinden, in dem der Mensch seine Eindrücke in der Heidelandschaft aufgewachsen ist. Damit sortiert, neu zusammenstellt, für gut befindet und gehören Orte, topografische Beschaffenheiten, als kleinen Schatz speichert. Oder in Form eines Elemente der Natur und Jahreszeiten zur Natur- angeleiteten Erinnerns in einer Gruppe, bei der es biografie. um ein bestimmtes Thema z.B. die Einschlung geht. Die Mythobiografie zu der Glaubenseinstellun- Diese Form ist auch unter dem Begriff Erzählcafé gen, Weltbilder und Ideologien gehören sowie bekannt. Aber auch als lebensgeschichtliches deren Wandel im Lebenslauf. Erzählen, bei dem ein Auslöser, ein sogenannter Die Lern- und Bildungsbiografie zu der die Trigger z.B. ein Foto, Erinnerungen weckt, die dem formalen Bildungsabschlüsse gehören, die in In- Zuhörenden mitgeteilt werden. Bei Menschen mit stitutionen wie der Schule erworben wurden und Demenz wird die Erinnerungspflege eingesetzt, die beiläufigen Lernerfahrungen die im Leben damit sie über Erinnerungsstücke Zugang zu ver- gemacht wurden z.B. durch Reisen, Krisen. schütteten Erlebnissen bekommen. Aber auch das Alle diese Teilaspekte machen die Persönlichkeit Schreiben der eigenen Biografie ist eine Form der eines Menschen aus. Da Menschen ständig gesell- Biografiearbeit. schaftlichen, kulturellen und persönlichen Verän- derungen ausgesetzt sind, haben sie keine stabile Die verschiedenen Aspekte der Biografie Identität, sondern müssen sich immer wieder mit den Jede Biografie ist aus Teilbiografien zusammenge- Fragen auseinandersetzen „Wer bin ich?“ – „Was setzt1. Hierzu gehören: geschieht mit mir?“ – „Was wird aus mir?“ Die soziale Biografie die die Geschichte der so- zialen Beziehungen (Familie, Freunde, Kollegen, Biografien geben Auskunft über Menschen. Sie sind Bekannte) und Lebensverhältnisse (Finanzielle aber keine Abbildungen der Wirklichkeit, sondern Situation, Wohnstandort, Umfeld) umfasst. Konstruktionen. Menschen haben keine abgeschlos- Die Kulturbiografie die die Begegnungen mit der sene Biografie. Jeder findet oder erfindet im Lauf großen Kultur (Oper, Theater, Literatur, Malerei …) seines Lebens seine Lebensgeschichte. In dieser als auch mit der Alltagskultur (wie wir Wohnen, werden Ereignisse und Erinnerungen, die sowohl die Essen, uns kleiden, miteinander streiten) umfasst. individuelle als auch die gesellschaftliche Dynamik Sowie das Milieu in dem Menschen aufwachsen. umfassen, so zusammengebunden, dass es sich Aber auch die Rituale und Gewohnheiten die sinnvoll damit leben lässt. gepflegt werden gehören zur Kulturbiografie. Die Naturbiografie umfasst die Geschichte Was erzählt wird unseres Körpers, der im Lauf des Lebens spezi- Biografien werden aus unterschiedlichen Quellen fischen Einflüssen und Prägungen ausgesetzt ist gespeist: Dies zeigt sich in den Erzählungen der und die natürlichen Umwelten in denen wir gelebt Menschen. 1 Hubert Klingenberger: Lebensmutig. München 2003 S. 106ff 6
HINTERGRUNDINFORMATIONEN Menschen haben Erinnerungen an persönlich fen wurden und welche Werte wichtig waren. Men- Erlebtes. Eine Frau erzählt z.B. „1940 heiratete schen erkennen woran sie sich ausrichten können, ich. Da war es noch nicht selbstverständlich, wenn Lebensweichen zu stellen sind. dass ich als katholische Frau einen evangeli- Biografisches Arbeiten kann ermutigen, da der schen Mann heiratete“. Rückblick zeigt, dass im bisherigen Leben schon Menschen erzählen Dinge, die sie aus Erzählun- viel geleistet, ausgehalten oder losgelassen wurde gen anderer wissen. z.B. „Als Kleinkind konnte und Herausforderungen angenommen und bewäl- ich nur dann einschlafen, wenn ich meinen Teddy tigt wurden. Diese entdeckten Ressourcen können im Arm hatte“. helfen, schwierige Situationen zu meistern. Menschen stellen Verbindung zu allgemeinen Menschen können durch die Biografiearbeit zur Zeitbildern her z.B. „Nach dem Krieg als es allen Lebensbejahung finden, wenn sie ihr Leben zu schlecht ging und viele ausgebombt waren und einem Ganzen zusammenfügen und Sinn im Leben keine eigene Wohnung mehr hatten.“ entdecken. Menschen erzählen von ihren Persönlichen Biografiearbeit führt zur Stärkung der eigenen Iden- Interessen, diejenigen die Kunst lieben berichten tität, da Menschen mehr über sich und ihr „Gewor- davon, andere von Reisen, ihrem Garten, vom den sein“ erfahren und ihren eigenen Wert entde- Sport ... cken. Im Rückblick entdecken sie, von wem, wann In den Erzählungen werden die Deutungs- und wofür sie Anerkennung erhalten haben und muster sichtbar, d.h. die spezifische Sicht des stellen fest, dass sie etwas bewirken konnten. Sie Menschen, wie er Wirklichkeit deutet und wie er können auch Spuren entdecken, die sie im eigenen auf der Grundlage dieser Deutung handelt. Z.B. Leben gesetzt und der Nachwelt hinterlassen haben. erzählt ein alter Mann „Ich habe den Beruf des Biografiearbeit trägt dazu bei, dass Erlebnisse und Schreiners ergriffen, den mein Vater für mich Erfahrungen nicht verloren gehen. ausgewählt hat, der hatte mehr Lebenserfahrung und wusste was gut für mich war“. Was zum Gelingen der Biografiearbeit beiträgt Die Erzählungen machen die Werte deutlich. Fürs lebensgeschichtliche Erzählen benötigt man Was Menschen wichtig ist, erhält breiten Raum Zeit und einen ungestörten Raum, sowie eine in den Erzählungen z.B. ihre Beziehungen, die entspannte Atmosphäre, der Offenheit und des Kinder, der Erfolg/Leistung, die Religion. Vertrauens. Die Zugewandtheit, Neugierde und Anteilnahme des Zuhörenden entscheiden über den Was Biografiearbeit bewirken kann Gesprächsverlauf und die Tiefe der erzählten Inhal- Wer sich mit der eigenen Lebensgeschichte ausei- te. Nur wo offene Ohren sind, wird Erzähltem Raum nandersetzt, hat die Möglichkeit den roten Faden gegeben. Darüberhinaus helfen Impulse, Fragen, im eigenen Leben zu finden. Das was tragfähig war, Texte, Bilder, Symbolische Zeichen um an Erinnerun- was geprägt hat, was den Menschen angetrieben gen heranzukommen. Hierzu finden Sie in diesem hat und dem Leben Inhalt, Richtung und Sinn gab Heft im Praxisteil zahlreiche Anregungen. und gibt. Beim biografischen Erinnern fügen sich Fragmente Die Bedeutung der Biografiearbeit für Erzählende eines Lebens zusammen, die bisher zusammen- und Zuhörende hanglos nebeneinander standen. Menschen können Für den Erinnernden ist die Rückschau auf das ei- Lebenseinschränkungen erkennen und dadurch gene Leben eine Möglichkeit die eigenen Lebenser- vielleicht annehmen. Sie können konflikthafte Lebens- fahrungen zu ordnen und ihnen Bedeutung zuzu- situationen bearbeiten sowie Kränkungen und Ver- schreiben. Er versucht aus seiner heutigen Sicht, der letzungen sehen und sich damit auseinandersetzen. Gegenwart und der Vorausschau auf die Zukunft, Dadurch kann Heilung geschehen. Nicht im Sinne, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Im persönli- dass alles wieder so ist wie zuvor, sondern, dass das chen Rückblick geschieht eine Einbettung in das Geschehene akzeptiert und als Basis für die persönli- gesellschaftliche Leben, da Menschen die Bedeu- che Weiterentwicklung „genutzt“ werden kann. tung erkennen, die die Zeitgeschichte auf ihr Leben Der Blick in die eigene Biografie kann Orientierung hat. In der Schau auf das gesellschaftliche Leben geben, da deutlich wird, wie Entscheidungen getrof- wächst das Verständnis für das Eigene. Dadurch er- 7
HINTERGRUNDINFORMATIONEN möglicht Biografiearbeit dem Menschen sich als Teil Wer sich auf die Geschichte eines Menschen ein- eines Ganzen zu definieren. In der Biografiearbeit lässt, lernt ihn besser kennen und kann angemesse- kreiert der Erinnernde eine für ihn tragbare Wirklich- ner mit ihm umgehen. Die Beziehung verändert sich, keit. Denn in der Rückschau kann man das eigene durch das Erzählen, das miteinander Freude und Leben glätten, Irritierendes ausblenden und logische Leid teilen, das Zusammensein und das gemeinsa- Entwicklungslinien entstehen lassen. me Erleben. Durch Biografiearbeit gewinnt der Mensch für den Wenn Biografiearbeit gelingt, findet wirkliche Be- Begleiter Profil. Es entsteht ein unverwechselbares gegnung statt. Denn dann geschieht das, was die Gesicht, ein einzigartiges Individuum wird deutlich. Psychologin Virginia Satir, so ausdrückt: „Ich glaube, Besonders in Situationen wie Krankheit und Pflege- das größte Geschenk, das ich von jemand bekom- bedürftigkeit, wo die Defizite des pflegebedürftigen men kann, ist, dass er mich sieht, mir zuhört, mich Menschen als erstes sichtbar werden und im Vorder- versteht und mich berührt. Das größte Geschenk grund stehen, hilft das biografische Erinnern wahr- das ich einem anderen Menschen geben kann, ist, zunehmen, was diesen Menschen noch ausmacht ihn zu sehen, ihm zuzuhören und ihn zu berühren. und was er im Lauf seines Lebens erfahren, erlebt, Wenn das gelingt, habe ich das Gefühl, dass wir uns erlitten, bewältigt hat. Dadurch werden Menschen wirklich begegnet sind.“ nicht mehr reduziert auf die oberflächliche Erschei- nung der Gegenwart, sondern werden aus ihrer Ver- Elfi Eichhorn-Kösler gangenheit heraus wahrgenommen. Dies verändert die Haltung gegenüber dem Menschen. 8
HINTERGRUNDINFORMATIONEN „Erzähle von Gott“ Geschichtenerzählen in der Pastoral Ob er wusste, dass er seinen letzten Brief schreibt? Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“) und Vielleicht hat er es geahnt. Erst nach seinem Tod im der entscheidende Auferstehungsglaube wird in den Januar 1994 wurde das Hirtenwort des damaligen 4 Evangelien aus unterschiedlichen Perspektiven Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle, in der Fas- erzählt. Das Christentum steht hier in der jüdischen tenzeit in allen Kirchen seines Bistums verlesen. Die Tradition, die Meisterwerke der Erzählungen vorweisen Worte darin, berühren. Sie klingen wie ein Vermächt- kann. Bibelwissenschaftler sprechen nicht ohne Grund nis an sein Bistum. davon, dass „das Christentum in einem eminenten Klaus Hemmerle, gebürtiger Freiburger und eine der Sinn als Erzähl- und damit Erinnerungsgemeinschaft prägenden Persönlichkeiten in der Kirche des 20. wahrgenommen werden [muss].“2 Ohne das münd- Jh., begann seinen Fastenhirtenbrief mit den Worten liche und schriftliche Weitergeben von Geschichten, eines Kindes: „Papa, erzähle mir von Gott.“1 gäbe es keine Christen. Und die Kraft der Erzählungen spüren Christen bis heute: Mit den Gleichnissen und Klaus Hemmerle legt den Lesern darin ans Herz: Geschichten der Bibel können wir uns auch nach 2000 Erzählt eure Glaubensgeschichten und Lebens- Jahren leicht identifizieren. Mit den Reinheitsvorschrif- geschichten. Er benennt hier in den 90iger-Jahren ten, die keine Geschichten sind, geht das nicht. Wahr- schon eine Entwicklung, die in den letzten 15 Jahren heit im christlichen Sinn ist also weniger Kopfsache, richtig Fahrt aufgenommen hat: In Gesellschaft, sondern mehr eine Beziehungsfrage. Literaturwissenschaft, Psychologie und sogar in der Schon 1973 forderten Johann Baptist Metz und Wirtschaft wird neu entdeckt, wie wichtig und wie Harald Weinrich deshalb ein Umdenken in der Theo- prägend das Erzählen von Geschichten ist. Bei- logie weg von einer abstrakten, analytischen Theo- spielhaft hat dies der Gründer von Apple (eines der logie hin zu einer „narrativen Theologie“. Fulbert weltweit erfolgreichsten Technologieunternehmen), Steffensky schreibt ganz in diesem Sinne 45 Jahre Steve Jobs, formuliert: „Die mächtigste Person in später durchaus kirchenkritisch: „Je autoritärer die der Welt ist der Geschichtenerzähler. Der Geschich- Struktur einer Religion ist, umso mehr hat sie Inter- tenerzähler legt die Vision, die Werte und die Auf- esse an Beschreibung, Genauigkeit und Kontrollier- gaben für eine ganze Generation fest, die kommen barkeit. Aber die Hoffnung kann man nicht in enthäu- wird.“ Tatsächlich ist es so, dass Menschen sich teten Gedanken haben. Sie führt sich auf in Bildern mehr von ergreifenden Geschichten bewegen und und Erzählungen.“3 verändern lassen, als durch wissenschaftliche Texte oder moralische Zeigefinger. Erzählen für die Pastoral vor Ort Was bedeutet diese Einsicht für die Pastoral (auch in Auch für die Glaubensverkündigung und für die der Seniorenarbeit) vor Ort? Wir brauchen Gelegen- ganze Pastoral, gerade in der Seniorenarbeit, ist das heiten, uns unsere Lebens- und Glaubensgeschich- Geschichtenerzählen neu zu entdecken. In 3 Schrit- ten zu erzählen und es braucht Menschen, die zuhö- ten soll dies dargelegt werden: ren. Entscheidend wird sein, dass wir das Erzählen auf Augenhöhe wiederentdecken. Wenn es um die Ohne Geschichten keine Kirche Erfahrungsweisheiten des Lebens und Glaubens Jesus hat seine Zuhörer nicht mit Katechismus-Ar- geht, ist jeder Mensch mit seiner einzigartigen Ge- tikeln belehrt. Er hat vor allem Geschichten erzählt. schichte gleich wichtig und wertvoll. Jahrhunderte Streitgespräche mit Kritikern hat er mit Erzählungen haben wir Glaubensfragen an Experten abgescho- beantwortet (vgl. z.B. die Erzählung vom barmherzi- ben. Doch wie Papst Franziskus es wunderbar vor- gen Samariter), Visionen vom Himmelreich hat er mit lebt: Priester und Laien, Professoren und Praktiker Begegnungen und Geschichten umschrieben (vgl. brauchen sich gegenseitig mit ihren Perspektiven Mt 25, „was ihr dem geringsten meiner Brüder und auf den Glauben. Klaus Hemmerle schreibt dazu: 9
HINTERGRUNDINFORMATIONEN „Erzähle von Gott! Das heißt nicht, sich vor den „langweilen“ Welt, dann folgt ein Ruf zu einem Problemen in harmlos fromme Geschichten flüchten. Abenteuer/einer Herausforderung, den der Held Aber es heißt: mit Gottes Wort leben, so dass es zuerst ablehnt, dann aber von einer weiteren unser Leben, unsere Maßstäbe, unser Verhalten än- Schlüsselfigur in seinem Leben („Mentor“) dazu dert – und dann darüber miteinander reden. Es heißt ermutigt wird, die Aufgabe anzunehmen. Der auch: das einander anvertrauen, was uns Gott fern Held wird auf seiner Reise vor erste Bewährungs- und fremd erscheinen lässt. Erzählen von Gott heißt: proben gestellt und trifft dabei auf Verbündete aufmerksam sein auf die großen Dinge, die Gott in und Feinde, bis hin zur Entdeckung der eigenen aller Stille bei den kleinen Leuten wirkt.“ Abgründe, die zum letzten Kampf führen, wo Das befreiende daran ist: Keiner von uns muss der Held die Aufgabe meistert und verändert Theologie studiert haben, um davon zu erzählen, in die heile Welt des Anfangs zurückkehrt. Der was unser Leben trägt und uns Kraft gibt. Es gilt: Pastoralreferent Christian Schröder4 im Bistum „Was du entdeckt hast, was dir zu leben hilft und dir Aachen hat anhand dieser Heldenreise einen Hoffnung gibt, das sollst du den anderen mitteilen“ ganzen Firmweg mit Jugendlichen entwickelt: (Papst Franziskus, Evangelii Gaudium 121). Die Firmvorbereitung deckt hier den Abenteuer- weg des Lebens auf, den jeder einzelne Mensch Praktische Beispiel und Ideen im Vertrauen gehen darf, dass Gott ihn durch die Es gibt schon viele gute Angebote, wie z.B. Er- Herausforderungen des Lebens begleitet und ein zählcafés in der Seniorenarbeit oder biografische gutes Ende verspricht. Elemente in der Jugendarbeit („Wer hat Dich im Anhand von Kurzfilmen kommt man meist schnell Glauben geprägt?“). Hilfreiche Methoden und und persönlich ins Gespräch: Das Angebot Einsichten dazu bieten die Kurse zum Biografi- „blickwechsel“ der Erzdiözese Freiburg bietet schen Arbeiten (vgl. www.lebensmutig.de) dazu 5 spannende Filme und Materialien für Ganz überraschend neue Formate könnten auch Gesprächsabende zu Glaubensfragen (www. für die Pastoral entdeckt werden: Es gibt z.B. in mediathek-freiburg.de/blickwechsel) größeren Städten sogenannte „Diary Slams“, das Sehr gute, ästethische und niederschwellige Mate- sind Veranstaltungen, bei denen mehrere Vor- rialien bieten auch die Sinnsucher-Pakete aus dem tragende aus ihren Tagebüchern vorlesen, meist Bistum Rottenburg-Stuttgart (kostenfreie Bestellung auch mit einem humorvollen Abstand. Wieso unter www.sinnsucher.plus), die sich auch für die nicht solche Vorträge aus Tagebüchern, die sich intergenerationelle Arbeit hervorragend eignen. mit Glaubensfragen und Sinnfragen beschäfti- gen, als Anlass zum Austausch nutzen? Klaus Hemmerles Vermächtnis-Hirtenbrief ist ein Ver- Die Botschaft von der Liebe Gottes, die jedem mächtnis an uns heutige Christen: Menschen gilt und die Schuld, Verletzung und „Wird das Einmalige, Andersartige der Botschaft sogar den Tod überwindet, ist so großartig, dass Jesu nicht von uns verwaltet statt bezeugt? Spre- wir diese nicht unterbelichten dürfen. Die Metho- chen wir so von Gott, dass wir dabei über uns per- den von „Storytellern“ rücken eine Geschichte in sönlich sprechen, sprechen wir so von uns persön- ein spannendes Licht: Diese Technikern können lich, dass wir dabei von Gott sprechen? Wenn Kirche für Predigten und Vorträge genutzt werden. Erzählgemeinschaft von Gott würde, dann könnte sie Beispielhaft sei hier die „Heldenreise“ genannt, der Welt etwas geben, was andere ihr nicht geben ein Grundmuster von Geschichten, das in können.“ vielen Büchern, Mythen und Filmen, auftaucht. Der „Held“ der Geschichte durchläuft mehrere Tobias Aldinger, Referent für Glaubenskommunika- Stationen, beginnend in einer heilen auch meist tion, Evangelisierung und Bonifatiuswerk im Erzbi- schöflichen Seelsorgeamt Freiburg 1 Hemmerle, Klaus, Fastenhirtenbrief 1994, unter: http://www.klaus-hemmerle.de/index.php?option=com_content&vie- w=article&id=212:fastenhirtenbrief-1994&catid=8:briefe&Itemid=38 [abgerufen am 13.09.2018] 2 Mauz, Andreas, Theologie, in: Martinez, Matias [Hg.], Erzählen. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2017, 187–195, 187 3 Steffensky, Fulbert, Heimathöhle Religion. Ein Gastrecht für widersprüchliche Gedanken, Stuttgart 2015, 56 4 Schröder, Christian, Mehr Drama bitte! Mit Storytelling spannend vom Glauben reden, in: Euangel 01/2017, unter: htt- ps://www.euangel.de/ausgabe-1-2017/sprache/storytelling/ (abgerufen am 26.03.2018) 10
PRAXIS Suchen und Finden Adventsfeier Die Künstlerin Kerstin Rehbein, 1960 in Stuttgart geboren, Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin, Arbeit in Kliniken. Ab 1990 Studium der Freien Malerei und Grafik in Stuttgart und an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden. Seit dieser Zeit als Künstlerin tätig. In der Altenpflege in Teilzeit beschäftigt. Verschiede- ne Ausstellungen in privaten und öffentlichen Räumen, sowie diverse Auftragsarbeiten. Für das Altenwerk wurden von ihr folgende Adventskarten gestaltet. „Und Engel be- gleiten dich auf all deinen Wegen“ (2001, vergriffen), „Sie folgten den Stern“ (2007), „In Erwartung“ (2010), „Fenster“(2011), „Engel“ (2014), „Jetzt ist die Zeit“ (2016). Das Bild „Suche“ stammt aus einer Serie von Arbeiten mit dem Titel „Lebensklänge“: „Alte Schwarz-Weiß-Fotos, die lange in einer Schachtel aufbewahrt wurden, bilden die Grundlage dieser Arbeiten. Erinnerungen, Lebensgeschichten, festgehalten auf einem Foto. Vieles davon ist schon verges- sen und begraben. Wie ein Spurensucher näherte ich mich diesen Bildern um Verdecktes aufzuspüren, Vergangenes in die Gegenwart zurück zu holen, Vergessenes wieder neu zu entdecken. Der Prozess des Erinnerns selbst ist das zentrale Thema der daraus entstandenen Bilder: Durch Erinnerungen hindurch in seinem Inneren berührt werden um wieder neu seiner Lebensspur zu folgen“. Vorbereitung Hilfreich ist, wenn Instrumentalisten mitwirken zum Adventskranz oder Adventsgesteck mit 4 Kerzen, Begleiten der Lieder und für die Instrumentalstücke. die nach und nach angezündet werden. Gut ist, wenn einige Sänger/innen oder eine Auf jedem Platz liegt eine Bild-Text-Karte „Suche“ Schola mitwirken zum Lieder anstimmen; für die (evtl. nach der Feier weitere Karten zum Verkauf „Herbergssuche“ in 2 Gruppen und auch mehr- für 0,50 EUR anbieten; evtl. in die Bild-Text-Kar- stimmig (Unterstützung vom Kirchenchor?). te einen Weihnachtsgruß und die Einladung zu Am Ausgang Körbchen für Spenden (z.B. für die Veranstaltungen 2019 einlegen). Bitte bestellen Kinderhilfe Bethlehem). Sie die Karten rechtzeitig beim Diözesanbüro! Falls Schokoherzen zu Gunsten der Kinderhilfe Auf jedem Platz ein „Gotteslob“ (oder ein Lied- Bethlehem angeboten werden sollen: Bitte rechtzei- blatt, alle vorgeschlagenen Lieder sind aus dem tig die Herzen besorgen! Näheres auf www.senio- Gotteslob). renweb-freiburg.de unter „Kinderhilfe Bethlehem“. 11
PRAXIS Mitwirkende Daneben eine dunklere männliche Gestalt, die 3 Lektoren/innen: A), B), C) Gesichtszüge sind zu erahnen, er schaut mich Jemand zum Kerzen nach und nach anzünden an. Er hat seine Hände in die Manteltaschen Instrumentalisten/innen gesteckt. Seine Farbe und in etwa sein Umriss, Sänger/innen gleichen dem vermoderten Blatt rechts dane- ben. Zwischen den Gestalten ist ein überdimensional Ablauf großes schwarz-weiß-Foto. Man könnte meinen, die mittlere Figur hält das Foto wie ein Poster an Begrüßung und Bildbetrachtung einer Ecke fest. Das Foto wirkt wie ein Fremd- körper in dem Bild, und doch verbindet es die Instrumentalmusik drei Personen. Das Foto ist teilweise übermalt, teilweise abgeschnitten. Es ist ein altes Foto von A) Herzlich willkommen zu unserer Adventsfeier mit früher mit weißem gezackten Rand. Zu erken- dem Thema „Suchen und finden“. nen ist eine ältere und eine jüngere Frau, die in Öffnen wir uns für unser Suchen nach der Be- einem Garten stehen. deutung der Botschaft von Advent und Weih- Im Bild ist keine Bewegung. Es ist ein Stand- nachten für uns. Bild. Die drei Personen stehen da wie angewur- Öffnen wir uns unserer Sehnsucht, den Sinn un- zelt. Wo kommen sie her? Wo gehen sie hin? seres Lebens und die Nähe Gottes auf unseren Und doch ist das Bild voller Spannungen: Wegen zu spüren. Der warme Hintergrund – das kalte Grau in In den adventlichen und weihnachtlichen Tex- der rechten Figur. ten der Bibel begegnen uns Menschen, auf der Die scharf ausgeschnittenen Konturen der Suche – sie sollen in dieser Stunde im Mittelpunkt Menschen – die weichen zarten Linien der stehen und uns Mut machen für unser eigenes Blattrippen. Suchen. Alleinsein, Alleinstehen – Zusammenstehen, Aber zunächst nehmen Sie bitte das Bild zur Zusammenhalten, Zusammengehören. Hand, das Sie auf Ihrem Platz gefunden haben. Es hat den Titel „Suche“. Und es ist selbst wie Das Bild zeigt einen Moment der Gegenwart: ein Suchbild, rätselhaft, vieles bleibt offen für die Drei Menschen treffen zusammen. Aber auch Bedeutung, die wir beim Betrachten hineinlegen. die Vergangenheit ist da. Das alte Foto steht Lassen wir dieses Bild ein wenig auf uns wirken. für die vielen Lebensgeschichten und Erinne- Welche Gefühle, Stimmungen und Gedanken löst rungen, die im Alter wach werden oder auch es bei mir aus? – kurze Stille zunehmend verblassen und sich auflösen. Und das Bild stellt die Frage: Wie geht es weiter? B) Zunächst sprechen mich die Farben an. Der gan- Wohin gehen die drei Personen? Dem Sonnen- ze Hintergrund ist in einem warmen rotbraunen untergang entgegen? Welches sind ihre nächs- Ton gehalten – die Farbe der Erde, Abendstim- ten Schritte? mung beim Sonnenuntergang, Wärme und Liebe …; aber auch Feuer, Wut, Aggression… C) Auch wir sind unterwegs als Suchende, Ler- Dann sehe ich ganz zarte Muster wie die Struktu- nende, bis ins höchste Alter. Wir suchen den ren eines abgefallenen Blattes im Herbst kurz vor „roten Faden“ in unseren Lebenswegen. Wir dem Verfall. In der Mitte zwei rotbraune Blätter, suchen das Ziel angesichts unserer begrenzten rechts ein dunkelgraues Blatt. Möglichkeiten. Lassen wir uns vom „Ja“ Gottes Im Zentrum des Bildes stehen drei menschli- ermutigen, die Herausforderungen des Lebens che Gestalten. Sie heben sich deutlich von der anzunehmen. Umgebung ab. Zwei Personen sind nahe beiei- nander, in Tuchfühlung, ocker- und braunfarben, Gesicht und Arme sind nicht sichtbar. Kommen sie auf uns zu? Oder gehen sie weg? 12
PRAXIS 1. „Ja“ zu den Herausforderungen B) Vielleicht geht es uns auch manchmal wie Maria. des Lebens – Maria Wir sind in einem undurchdringlichen, ausweg- losen, verletzenden Dornengestrüpp verfangen. Lied (GL 223, 1. Str.): Wir sagen euch an … Wir Doch ein Wunder geschieht: Ein Ausweg öffnet sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn sich, die Dornen erblühen als Rosen. Stille die Wege bereit … Dabei die 1. Kerze anzünden. 2. Willkommen sein – Herbergsuche A) Der Engel trat bei Maria ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie Lied (GL 223, 2. Str.): Wir sagen euch an … So neh- erschrak über diese Anrede und überlegte, was met euch eins um das andere an, wie auch der Herr dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der an uns getan … Engel zu ihr: Fürchte dich nicht Maria, denn du Dabei die 2. Kerze anzünden. hast bei Gott Gnade gefunden. (Lk 1,28-30) A) In jenen Tagen zog Josef von der Stadt Nazaret B) Eine unerwartete Begegnung bringt das Leben hinauf in die Stadt Davids nach Bethlehem. Denn von Maria in eine neue Richtung mit vielen Unge- er war aus dem Geschlecht Davids. Er wollte wissheiten. Sie entscheidet sich, Ja zu sagen zu sich eintragen lassen mit seiner Verlobten Maria, dem Weg, der sich ihr eröffnet – trotz aller Unsi- die ein Kind erwartete. Als sie in Bethlehem wa- cherheiten, Fragen und Zweifel. Was bestärkt sie ren, gebar Maria ihren Sohn, den Erstgeborenen. zu diesem Ja? Ein Engel mit der Botschaft: Du Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine bist nicht allein. Gott ist auf allen Deinen Wegen Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie bei dir. Sein Segen und seine Gnade begleiten war. (nach Lk 2,7) dich. Fürchte dich nicht! B) Ein junges Paar auf der Suche nach einem Dach C) Wie gut wäre es, über dem Kopf. Die Geburt ihres Kindes steht wenn uns mitten in unseren Unsicherheiten, unmittelbar bevor. Aber sie finden keine Unter- Fragen, Zweifeln und Ängsten kunft in den Herbergen der Stadt. ein guter Engel begegnen würde, der uns die Hand auf die Schulter legt Lied: Wer klopfet an, GL 921,4 (in 2 Gruppen sin- und uns hochachtungsvoll und liebevoll gen: Männer = Wirt: Frauen = Maria und Josef) anschaut. Wie gut, wenn wir seiner Botschaft trauen C) Jeder Mensch braucht ein Dach über seinem könnten: Kopf; eine Tür die sich öffnet; einen Tisch, an „Du bist nicht allein. dem man sich dazu setzen kann; jeder braucht Gott ist auf allen Deinen Wegen bei Dir. Menschen, die verstehen. Sein Segen und seine Gnade begleiten Dich. Und jedes neugeborene Kind sollte auf unserer Fürchte dich nicht!“ Welt willkommen sein, sollte von Vertrauen und Wie gut, dass es auch in unserem Leben solche Liebe getragen sein. Engel gibt. Beten wir für Menschen, die aus ihrer Heimat Und wie oft sind wir auch selbst solche Engel für fliehen mussten und eine Bleibe suchen – Stille. andere! Beten wir für die Kinder auf unserer Welt, die nicht in menschenwürdigen Verhältnissen auf- Stille wachsen können.– Stille Beten wir für uns selbst, dass wir unsere Türen Lied: und Herzen nicht verschlossen halten. – Stille Maria durch ein Dornwald ging, GL 224 (Str. 1 – 3) 13
PRAXIS Instrumentalstück (Melodie von „Suchen und fragen“ 4. Miteinander aufbrechen – „3 Könige“ GL 457). Lied (GL 223, 4. Str.): Wir sagen euch an … Gott 3. Ohne Furcht in Frieden leben – Hirten selber wird kommen, er zögert nicht. Auf, auf, ihr Herzen, und werdet licht … Lied (GL 223, 3. Str.): Wir sagen euch an … Nun Dabei die 4. Kerze anzünden. tragt eurer Güte hellen Schein weit in die dunkle Welt hinein … A) Da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Dabei die 3. Kerze anzünden. Jerusalem und fragten: Wo ist der neugebore- ne König der Juden? Wir haben seinen Stern A) In jener Gegend lagerten Hirten auf dem freien aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. huldigen. (Mt 2,1f) Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie. Doch sie B) Von weit im Osten sind Sterndeuter aufgebro- fürchteten sich sehr. chen. Sie haben einen Stern gesehen, der ihnen Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, sagt: Ein Kind ist geboren, ein König, mit dem denn siehe, ich verkünde euch eine große eine neue Zeit anbricht. Sie hatten ein Ziel, für Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: das sich alles Suchen und alle Mühen lohnen. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter Dabei mussten sie gut auf ihren Wegweiser am geboren; er ist Christus, der Herr. Und das soll Himmel achten und ihn von den vielen anderen euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind Lichtern unterscheiden. Ihr Weg nahm eine über- finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer raschende Wendung: Sie fanden das ersehnte Krippe liegt. Kind keineswegs wie erwartet am Königshof Und plötzlich war bei dem Engel ein großes in Jerusalem – im Gegenteil. Ihr Suchen endet himmlisches Heer, das Gott lobte: draußen vor den Toren in einem armseligen Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Men- Viehstall. schen auf Erden. Und die Hirten sagten zueinander: Auf, lasst uns Evtl. Lied, das sehr gut passt, aber etwas schwierig nach Bethlehem gehen! (nach Lk 2,8 –15) ist (Unterstützung durch Instrumentalisten und Scho- la, auch als Kanon): GL 447: „Die Gott suchen, die Lied: Als ich bei meinen Schafen wacht, GL 246 Gott suchen, denen wird das Herz aufleben, denen wird das Herz aufleben“. B) Guter Gott, schicke Deine Engel auch in unsere Nacht- Sonst wache. C): Auch heute ziehen Kinder als „Sternsinger“, als Bestärke unsere Sehnsucht nach Frieden. „Drei Könige“, von Haus zu Haus und wünschen Lass uns mit unserer Furcht vor allem Dunkel uns Gottes Segen. nicht allein. Lied: Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, Lass uns aufbrechen und einstimmen in den GL 261 himmlischen Lobgesang! A) Bitte nehmen Sie nochmals die Bild-Text-Karte Lied: Engel auf den Feldern singen GL 250, Str. 1–3 zur Hand. Vielleicht kann die Karte Sie in den nächsten Tagen ein wenig begleiten und an un- Stille sere Feier erinnern. Auf der Rückseite steht ein Text, der unser Suchen in Worte fasst und auch unsere Hoffnung, zu finden, was unser Leben trägt und unserem Leben Sinn und Halt gibt. Lesen wir gemeinsam: 14
PRAXIS Alle: A) (bzw. Priester oder Diakon) Suche So begleite uns und unsere Lieben der Segen Frieden mit mir, mit anderen, in der Welt. Gottes durch diese Tage: Verlässlichkeit in Beziehungen, ein gutes Miteinander von Mensch und Natur. Guter Gott, Ein Leben lang eine Aufgabe, nimm uns an mit unserer Sehnsucht, unserem denn nichts ist selbstverständlich. Hoffen und unseren zaghaften Schritten. Immer auf dem Weg. Du bist mitten unter uns Mensch geworden – Suchend nach dem, was trägt bleibe bei uns mit Deiner Nähe, mit Deinem als Empfangende und Gebende, Segen. mit allen Erfahrungen und Zweifeln, So segne und behüte uns: Der Vater – der Sohn aufeinander angewiesen und miteinander – und der Heilige Geist. verbunden. Alle: Amen Bis zum Lebensende Suchende, hoffend am Ende zu finden, A) Lasst uns bleiben in seinem Frieden! was anfanghaft schon immer da ist. Alle: Dank sei Gott dem Herrn. (Elfi Eichhorn-Kösler) B) Vielen Dank allen, die an dieser Feier mitgewirkt haben (evtl. nennen und kleines Präsent geben). Wunsch Am Ausgang finden Sie ein Körbchen mit der Bitte um eine Spende für das Caritas-Babyhos- Lied: Suchen und fragen, GL 457 pital in Bethlehem. Auch können Sie gerne noch weitere Bild-Text-Karten für Ihre Weihnachtspost A) Wir wünschen Ihnen, dass Gottes „Ja“ zu jedem erstehen. Ihnen einen guten Heimweg (bzw. ein von uns Mut macht zum Suchen und Fragen, frohes Beisammensein bei Kaffee und Kuchen) zum Hoffen und Seh´n, zum miteinander Glau- und hoffentlich ein baldiges Wiedersehen! ben und sich Versteh´n. Instrumentalmusik B) Wir wünschen Ihnen, dass Ihnen in diesen Tagen gelingt, was wir im Lied besungen haben: Bernhard Kraus Lachen, sich öffnen, tanzen, befrein. C) Wir wünschen Ihnen noch einen guten Weg durch die Adventszeit, sodass Sie frohen Her- zens Weihnachten feiern können. „Ich fühle mich auch immer wie eine Spurensucherin, die hinterherläuft. Ich suche eine Wahrheit, eine Ganzheit, die ich nicht greifen kann … letztendlich auch Gottes Spuren in meinem Leben“ Kerstin Rehbein, die Künstlerin der Adventskarte 2018 (in einem Film über die Ausstellung Lebensklänge in YouTube) 15
PRAXIS Suchet und ihr werdet finden Seniorennachmittag Etwas zu suchen ist uns allen vertraut. Suchen Wenn die Mutter schimpft weil im Zimmer so ist ein aktiver Prozess, ein Bemühen etwas ganz richtiges Chaos herrscht und alles durcheinander bestimmtes zu finden was bisher noch nicht da ist. liegt, sodass man keine Übersicht mehr hat und Das Suchen ist somit mit einem Wunsch oder einer lange braucht bis man etwas findet sagt der Sehnsucht verbunden z.B. etwas zu finden, was Sohn: verloren ging, oder etwas herauszufinden, was man Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen. noch nicht weiß, oder etwas zu erlangen, was man Wenn man jemand für ungeschickt oder dumm noch nicht hat, oder etwas zu entdecken, was man hält und derjenige trotzdem Erfolg hat, wird diese noch nicht kennt, oder etwas anzustreben, was Redewendung benutzt. Sie handelt von einem erfüllend erscheint. Diese unvollständige Liste an Tier auf dem Bauernhof, das gerne Samen pickt. unterschiedlichen Suchvorgängen zeigt, dass wir ein Wie heißt die Redewendung? Leben lang Suchende sein werden, auch wenn wir Ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn. immer wieder finden, was wir gesucht haben. Wenn jemand immer irgendetwas zu bemängeln hat und solange nach dem schaut, was nicht Lebensgeschichtliches Erzählen stimmt dann sagt man diese Redewendung. Sie Jede Tischgruppe erhält ein Kartenset mit folgenden besteht aus einer warmen Vorspeise und etwas, Begriffen: Geborgenheit – Anerkennung – Glück was wir auf dem Kopf haben. Wie heißt diese – Hilfe – Liebe – Schnäppchen – Beziehungen – Redewendung? Geschenk – Verlässlichkeit – Lebenssinn – Arbeit Das Haar in der Suppe suchen. – Zuhause – Gott – Heimat – Wissen – Partner/in – Wenn jemand nach der Lösung einer Aufgabe Freunde sucht, die eigentlich unlösbar ist, gebraucht man diese Redewendung. In Ihr ist von zwei geomet- Schauen Sie sich die Begriffe an und überlegen Sie, rischen Formen die Rede, von einer runden und ob etwas dabei ist, das Sie in Ihrem Leben gesucht einer eckigen. Wie heißt diese Redewendung? und gefunden haben. Erzählen Sie sich dann gegen- Nach der Quadratur des Kreises suchen. seitig Ihre Erlebnisse: Was haben Sie gesucht? Bildbetrachtung Karte „Suche“ Weshalb haben Sie dies gesucht? Betrachten Sie die Karte, die den Titel „Suche“ trägt. Wie war es, als Sie das Gesuchte gefunden ha- Was sehen Sie? Beschreiben Sie möglichst ge- ben? Was hat sich dadurch erfüllt/verändert? nau, was Sie auf dem Bild entdecken können. Teilnehmende äußern sich Redewendungen erraten (Langzeitgedächtnis) Welche Gefühle löst das Bild und die Farben bei Wir suchen miteinander Redewendungen, die mit Ihnen aus? „Suchen“ und „Finden“ zu tun haben. Ich umschrei- Teilnehmende äußern sich be diese und Sie versuchen diese zu erraten. Wenn Sie das Bild mit dem Titel „Suche“ in Ver- Wenn etwas ganz schwierig und nahezu un- bindung bringen, was fällt Ihnen dann dazu ein? lösbar erscheint, benutzt man diese Redewen- Teilnehmende äußern sich dung. In der Redewendung wird von einem sehr kleinen spitzen Gegenstand gesprochen, den die Die Menschen auf dem Bild sind auf dem Weg. Wir Schneiderin braucht und von einem Ballen von können nicht genau erkennen ob sie auf uns zu oder geschnittenem Gras. Wie heißt diese Redewen- von uns weggehen. Zwei Menschen sind eng beiei- dung? nander. Die andere Person hält Abstand zu den an- Die Stecknadel im Heuhaufen suchen. deren. Ein Paar und ein Single? Sie bewegen sich im 16
PRAXIS Freien, in ihrer Umwelt. Dies zeigen die Blattabdrü- Bei jemand anklopfen ist oft nicht leicht. Es erfor- cke auf dem Bild. Fallende Blätter suggerieren uns, dert die eigene Scheu zu überwinden und seine dass es Herbst ist. Vielleicht sind diese Menschen Hilfsbedürftigkeit zu zeigen. Welche Erfahrungen im Herbst des Lebens, im Ruhestand. Eine Zeit der haben Sie mit „anklopfen“ gemacht? Entpflichtung, in der Menschen mehr Ruhe haben, um sich auf sich selbst zu besinnen und dem nach- Diese Bibelstelle macht deutlich, dass wir bitten zuspüren, was für sie in ihrem Leben wichtig und dürfen und dass wir suchen und anklopfen müssen. bedeutsam war und ist. Ein Foto kann hier hilfreich Dies beinhaltet ein aufrichtiges, ernsthaftes Bemü- sein, das Erinnerungen weckt. In der Rückschau auf hen und einen langen Atem. Wir müssen dranblei- das Leben können Menschen sehen, was sie erlebt, ben und Ausdauer haben und dürfen in unseren Ge- erfahren, erlitten, bewegt, ertragen, geschafft und beten nicht erlahmen und ermatten. Gott hört jedes erreicht haben. Welche Wünsche und Sehnsüchte Gebet und lässt niemand in der Not einfach allein. erfüllt wurden und was offen blieb. Aber auch was Die Bibelstelle sagt auch, macht euch keine Sorgen. noch nicht gefunden wurde, was neu angegangen Gott wird euch geben, was ihr braucht. Allerdings zu oder angepackt werden kann. In der Lebensphase dem Zeitpunkt, den er wählt und auf seine Weise. Alter werden Menschen mit der eigenen Endlich- keit konfrontiert, da der längste Lebensabschnitt Dass wir als Suchende unterwegs sind und Gott mit hinter ihnen liegt. Dies wirft neue Fragen auf, deren uns diesen Weg geht, wird in dem Lied: „Suchen Antwort gesucht wird z.B. Wohin geht mein Weg? und fragen, hoffen und sehn“ (Gotteslob Nr. 457) Worauf kann ich hoffen und vertrauen? Wird meine deutlich. Dieses Lied singen wir nun gemeinsam. lebenslange Suche beendet? Was erwartet mich? Worum kann und darf ich bitten? Zum Abschluss unserer Auseinandersetzung mit Suchen und Finden lesen wir miteinander den Text In der Bergpredigt (Mt 7,7–11) macht Jesus deutlich, auf der Karte dass wir Gott bitten dürfen. Hier steht: Alle lesen gemeinsam Diese Hoffnung begleite Sie, heute und alle Tage Vom Vertrauen beim Beten Ihres Lebens. Amen. Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Einen guten Heimweg und viele Freude und Zuver- Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; sicht bis zum Wiedersehen beim nächsten Treffen. und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn Elfi Eichhorn-Kösler er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes ge- ben, die ihn bitten. Austausch in der Tischgruppe Jede/r erhält eine Kopie der Bibelstelle mit den Impulsen Kommen Sie miteinander ins Gespräch Was löst diese Bibelstelle bei Ihnen aus? Wie deuten Sie diese Stelle? In welchen Situationen haben Sie gebetet und eine Bitte vor Gott gebracht? Was hat dies be- wirkt? 17
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