Aktionsprogramm Cloud Computing - Eine Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
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Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation Aktionsprogramm Cloud Computing Eine Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik www.bmwi.de
Redaktion Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Bildnachweis Sebastian Blunk – DLR (Titel), Nmedia – Fotolia (S. 8), Joachim Wendler – Fotolia (S. 9), Vladislav Kochelaevs – Fotolia (S. 10), Sebastian Blunk – DLR (S. 11, 12), Abe Mossop – Fotolia (S. 13), Astroid – Fotolia (S. 15), Suprijono Suharjoto – Fotolia (S. 17), Nmedia – Fotolia (S. 19) SyB – Fotolia (S. 22), Marzky Ragsac Jr. – Fotolia (S. 24), Vladimir Popovic – Fotolia (S. 25), pixeltrap – Fotolia (S. 27), Christian Stoll – Fotolia (S. 29), Sebastian Blunk – DLR (S. 30), Péter Mács – Fotolia (S. 32), Stefan Redel – Fotolia (S. 34), zothen – Fotolia (S. 35), khz – Fotolia (S. 38) Druck Silber Druck oHG, Niestetal Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® und Technologie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit/L2 ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 10115 Berlin der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der www.bmwi.de Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Stand Oktober 2010
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation Aktionsprogramm Cloud Computing Eine Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
Inhalt Grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2. Was ist Cloud Computing? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.1 Welche Vorteile und Chancen bringt Cloud Computing? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2 Welche Herausforderungen gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3. Was sind unsere Ziele und Zielgruppen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.1 Ziele und Akteure des Cloud Computing-Aktionsprogramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.2 Zielgruppen des Cloud Computing-Aktionsprogramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2.1 Anwender von Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2.2 Anbieter von Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4. Wo stehen wir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.1 Relevanz und zukünftige Bedeutung von Cloud Computing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.1.1 In Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.1.2 Innerhalb der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.1.3 International . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.2 Aktuelle Aktivitäten von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.2.1 Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.2.2 Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.2.3 Aktivitäten der Bundesregierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3 5. Wo wollen wir hin? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.1 Handlungsfeld 1 – Innovations- und Marktpotenziale erschließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.1.1 Anwendungsszenarien für mittelständische Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5.1.2 Anwendungsszenarien für den öffentlichen Sektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5.2 Handlungsfeld 2 – Innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.2.1 Sicherheit und rechtliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.2.2 Standards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 5.2.3 Zertifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 5.3 Handlungsfeld 3 – Internationale Entwicklungen mitgestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.3.1 Europäische Wirtschafts- und Technologiepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.3.2 Standardisierung und Interoperabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.3.3 Internationaler Rechtsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.4 Handlungsfeld 4 – Orientierungswissen geben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.4.1 Leitfäden für Anwender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.4.2 Web-Portale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.4.3 Broschüren und Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 5.4.4 Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4 Grußworte Das Internet eröffnet in allen Bereichen völlig neue Möglichkeiten. Das gilt in besonderem Maße auch für die Wirtschaft. Unternehmen vernetzen sich immer stärker – intern und über Unternehmensgrenzen hin- weg – und wickeln zunehmend Anwendungen über digitale Netze ab. Informations- und Kommunikations- technologien sind ein wichtiger Antrieb für Neuerun- gen in Produktion und Dienstleistung. Je komplexer diese IT-Strukturen werden, desto wichtiger ist es, das Management und den Betrieb der IT-Ressourcen in den Unternehmen zu verbessern. Cloud Computing kann dabei helfen. Cloud Com- puting ist eine echte Revolution und leistet einen wichtigen Beitrag, um der rasant zunehmenden Zahl gen sich, welchen Angeboten sie vertrauen und wo- von Geräten und Internetanschlüssen besser gerecht hin sie Daten oder deren Verarbeitung sicher ausla- zu werden. Dieser dynamische Ansatz hilft dabei, er- gern können. Ein kaum überschaubares Angebot, hebliche Effektivitätsvorteile und Qualitätsverbesse- ständige Neuerungen, ungenügende Standardisie- rungen zu erzielen und Lösungen für neue Heraus- rung und komplizierte Geschäftsmodelle erschweren forderungen zu finden. Unternehmen können vor oftmals die Entscheidungsfindung. allem deutlich flexibler reagieren, wenn es darum geht, welche IT-Leistungen sie wann und wo benöti- Genau hier setzt der Technologiewettbewerb gen. Das hilft den Unternehmen und stärkt damit den „Trusted Cloud“ des Bundesministeriums für Wirt- Wirtschaftsstandort Deutschland. Insbesondere für schaft und Technologie an. Wir leisten damit einen den Mittelstand, der mit rund 70 Prozent der Arbeits- wichtigen Beitrag, Nutzbarkeit und Akzeptanz von plätze für Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung Cloud-Technologien durch überzeugende Anwen- von entscheidender Bedeutung ist, bietet Cloud dungsbeispiele deutlich zu erhöhen. Bei Themen wie Computing ganz neue Möglichkeiten. Kleinere und Datenschutz, Interoperabilität und Sicherheit wollen mittlere Unternehmen können dadurch von einem wir traditionelle Standortstärken deutscher IT-An- deutlich professionelleren IT-Betrieb profitieren. Sie bieter in die Entwicklung von Cloud Computing in können künftig Technologien nutzen, die bislang nur Deutschland als Markenzeichen einbringen und so den Großunternehmen vorbehalten waren. das Vertrauen in diese Technologie stärken. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Tech- Mit dem Cloud Computing-Aktionsprogramm nologie begrüßt deshalb die gemeinsame Initiative schaffen wir ein offenes Netzwerk, das sich als Weg- von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die Entwick- bereiter für einen innovativen und international lung, Verbreitung und Nutzung von Cloud Computing wettbewerbsfähigen Cloud Computing-Standort in Deutschland zu fördern. Das vorliegende Aktions- Deutschland versteht. Informieren Sie sich über Cloud programm beschreibt Zukunftschancen und zeigt Computing und beteiligen Sie sich am Aktionspro- auch die Herausforderungen auf. Gemeinsam wer- gramm. Die Initiative steht allen offen, die die den diese Herausforderungen jetzt angegangen, um Potenziale von Cloud Computing für Deutschland möglichst große Potenziale des Cloud Computings besser erschließen wollen. Nutzen Sie diese Chance! für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erschlie- ßen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Stärkung von Sicherheit und Vertrauen im Cloud Computing. Vor allem kleinere Anwenderunterneh- men, die nicht selbst aus dem IT-Bereich kommen, haben noch Hemmschwellen, Software oder Hard- Rainer Brüderle ware in der „Wolke“ des Internets zu nutzen. Sie fra- Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
5 Cloud Computing leitet einen grundsätzlichen Richtungswechsel im Angebot und Einsatz von IT ein. Viele IT-Leistungen, die bislang individuell für einzel- ne Kunden gefertigt wurden, werden künftig in stan- dardisierter Form aus dem Netz bezogen. Für die Nutzer bieten Cloud Services einen Weg, ihre Hand lungsfähigkeit im globalen Wettbewerb zu steigern und auch die Kosten zu senken. Viele Unternehmen sammeln gegenwärtig erste Erfahrungen im Einsatz von Cloud Services. Sie wollen Cloud Computing brei- ter einsetzen, wenn ihre hohen Anforderungen an Datenschutz, Informationssicherheit und Integra tionsfähigkeit mit den vorhandenen IT-Systemen erfüllt werden. Cloud Computing eröffnet ganz neue Chancen, für einzelne Unternehmen wie für den Standort Deutschland. Um diese Chancen zu ergreifen, müssen Industrie – Anbieter wie Anwender –, Politik und Wissenschaft zügig und gemeinsam handeln. Das Aktionsprogramm des Bundeswirtschaftsminis teriums schafft dafür eine geeignete Grundlage. Der BITKOM bringt seine Projekte in das Aktions- programm mit dem Ziel ein, zur Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Industrie für Cloud Services am Standort Deutschland beizutragen. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. August-Wilhelm Scheer Präsident BITKOM e.V.
6 Grußworte Der Einsatz zukunftsfähiger Technologien sichert die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland. Cloud Computing ist eine zukunftsweisende Technologie mit großem Entwicklungspotenzial. Durch Cloud Computing können Unternehmen Speicherkapazi täten, Rechenleistungen und Programme flexibel skalieren oder über das Internet kombinieren und nutzen. Damit diese Technologie ihr Potenzial entfalten kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt wer- den. Wichtig ist neben der flächendeckenden Ver sorgung mit breitbandiger IT-Infrastruktur auch die Gewährleistung der Rechts- und Datensicherheit für Anwender. Die deutschen IT-Anwender und die IT-Industrie sollten mit ihren Stärken punkten. Dazu gehören Zuverlässigkeit, Sicherheit und Datenschutz. Es geht dabei auch um die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen, vertragliche Aspekte, Haftungsfragen und die Gewährleistungen des Daten schutzes. Das CIOcolloquium, das mehr als zwei Millionen Anwender in großen deutschen Unternehmen reprä- sentiert, unterstützt das Aktionsprogramm Cloud Computing zusammen mit dem CIO-Circle und möch te diese Technologie in Deutschland vorantreiben und durch entsprechende Lösungsangebote unter stützen. Dr. Thomas Endres Präsident CIOcolloquium
7 Cloud Computing verändert die Nutzung und Bereit stellung von IT-Ressourcen und IT-Dienstleistungen. Für Anbieter und Anwender ergeben sich Vorteile hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Qualitätsverbesse rung, Flexibilität und zukunftsweisender Geschäfts modelle. Das neue IT-Paradigma stellt die Unterneh men aber auch vor strategische und technologische Herausforderungen. Aus technologischer Perspektive gilt es, die Gewährleistung der Verfügbarkeit, die softwaretechnische Entwicklung von IT-Diensten, die Überwachung und Steuerung von Lösungen sowie Fragestellungen der Integration und Betriebskosten kalkulation zu berücksichtigen. Das zentrale Ziel auf strategischer Ebene ist, die Kunden von der Datensicherheit zu überzeugen. Weitere wichtige Herausforderungen liegen im Bereich der Kundenakquisition und -bindung, der Geschäftsmodelle und der richtigen Einschätzung der Marktentwicklung. Die Forschung erarbeitet Lösungen und bündelt Kompetenzen, wie z. B. in der Fraunhofer-Allianz Cloud Computing, um Unterneh men bei der Lösung dieser Aufgaben zu unterstützen. Die gesammelten Erfahrungen fließen in das Aktions programm Cloud Computing ein, das dazu beiträgt, die Potenziale des Cloud Computings zur Stärkung des Wirtschafts- und Technologiestandorts Deutsch land zu nutzen. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Dieter Spath Institutsleiter Fraunhofer -Institut für Arbeits wirtschaft und Organisation IAO
8 1. Einleitung Die Informations- und Kommunikationstechnologien gestellt. Die Grundprinzipien der Industrialisierung (IKT) bilden eine entscheidende Grundlage für den werden damit auf den IT-Sektor übertragen: Stan Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die dardisierung und Automatisierung, Modularisierung, Hälfte des Produktivitätsanstiegs der letzten 15 Jahre Konzentration auf Kernkompetenzen und kontinu- innerhalb der Europäischen Union (EU) geht auf die ierliche Qualitätsverbesserungen. IKT zurück.1 Ein aktuelles und besonders vielverspre- chendes Thema ist Cloud Computing. Es ermöglicht Wurden bisher in den Unternehmen eigene allen Branchen Vorteile, betrifft also nicht nur die IT-Abteilungen oder externe Berater damit beschäftigt, IKT-Branche. „von Hand“ spezifisch zugeschnittene Infrastruktu ren und Dienste zu entwickeln und zu betreiben, wird Für die Anbieter von Cloud Computing, die IKT- es in dem neuen Paradigma für „Jedermann“ mög- Unternehmen, ergeben sich Chancen durch neue lich, diese Dienste „konfektioniert“ aus dem Netz zu Geschäftsmodelle und eine bessere Auslastung ihrer beziehen – so einfach wie heute Energie aus der Steck IKT-Kapazitäten sowie Skalenvorteile. Für die Anwen dose bezogen wird. Damit können auch mittelstän der bietet Cloud Computing moderne IKT Ressourcen, dische Unternehmen Technologien nutzen, die bis- die stets auf dem aktuellen Stand sind sowie eine lang großen Unternehmen vorbehalten waren. Die höhere Flexibilität ermöglichen. Unternehmen kön- erwarteten Effektivitätsvorteile und die Qualitäts nen sich dadurch besser auf ihr Kerngeschäft konzen- verbesserungen können die Wettbewerbsfähigkeit trieren. Damit ist Cloud Computing interessant für der gesamten Wirtschaft erhöhen. Unternehmen aller Branchen, aber auf für den öffent- lichen Sektor und weitere Institutionen. Revolutioniert wird neben der zugrunde liegen- den Technologie vor allem das Geschäftsmodell. Cloud Computing beschreibt ein neues Computing- Voraussetzung sind verschiedene bereits verfügbare Paradigma, nach dem Ressourcen der Informations Basistechnologien, beispielsweise Virtualisierungs technik (IT) wie Rechenleistung, Speicher, Applikatio lösungen und die im Grid Computing entstandenen nen und Daten dynamisch über das Internet bereitge- Verfahren genauso wie die flächendeckende Versor stellt, verwaltet und abgerechnet werden. Der Wechsel gung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen zu diesem Paradigma ermöglicht eine stärkere Indus und der Aufbau von Netzen der nächsten Generation. trialisierung der IT. Die Entwicklung geht weg von Erst durch die Konvergenz dieser Faktoren ist die Zeit einschränkenden IT-Infrastrukturen der Unternehmen reif für Cloud Computing. und Konsumenten hin zur dynamischen Nutzung von IT-Ressourcen „aus der Wolke“. IT-Leistungen Der beschriebene Paradigmenwechsel ist insbe- werden in Echtzeit als Dienst über das Internet bereit- sondere für mittelständische IT-Unternehmen eine 1 Vgl. Europe’s Digital Competitiveness Report 2010, http://ec.europa.eu/information_society/digital-agenda/documents/edcr.pdf
9 Herausforderung. Während große, international Zudem wurde es im IT Gipfel-Prozess als bedeutendes agierende IT-Firmen Cloud Computing für Standard Thema für die nationale Technologie- und Standort anwendungen (z. B. E-Mail, Bürosoftware oder Spei politik identifiziert. In der Stuttgarter Erklärung 2009 cherplatz im Netz) bereits im Portfolio haben, gibt es wird Cloud Computing als ein tragendes Element der bei kleineren IT-Dienstleistern und bei vielen mittel- Säule „Durch Vernetzung neues Wachstum schaffen“ ständischen und öffentlichen Anwendern Hemm genannt und beim Fünften Nationalen IT-Gipfel in schwellen. Dies liegt zum einen an der Komplexität Dresden 2010 wird es Gegenstand mehrerer Arbeits und dem Entwicklungsstand der Technik sowie der gruppen sein. ungenügenden Standardisierung. Zum anderen ha ben die Anwender noch Zweifel hinsichtlich der Zu Mit dem Cloud Computing-Aktionsprogramm verlässigkeit, Sicherheit und den möglichen Kosten konstituiert sich ein offenes Netzwerk unter Leitung vorteilen von Cloud Computing. des BMWi, das sich als Lokomotive für einen vielfälti- gen, innovativen und international wettbewerbsfähi- Angesichts der Bedeutung von Cloud Computing gen Cloud Computing-Standort versteht. Die Aktivi für den Wirtschafts- und Technologiestandort Deutsch täten sind in vier Handlungsfelder gegliedert: land hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) das Aktionsprogramm Cloud Com 3 Innovations- und Marktpotenziale erschließen, puting initiiert und federführend erarbeitet. Unter sei- 3 innovationsfreundliche Rahmenbedingungen nem Dach koordinieren Partner aus der Wirtschaft, schaffen, der Wissenschaft und der Politik ihre Maßnahmen, 3 internationale Entwicklungen mitgestalten und um die Ausbreitung von Cloud Computing zu 3 Orientierungswissen geben. beschleunigen. Mit dem Bundesverband Informa tionswirtschaft, Telekommunikation und neue Me Ein wesentliches Ziel des Aktionsprogramms Cloud dien e. V. (BITKOM), dem EuroCloud Deutschland_ Computing ist es, traditionelle Standortstärken deut- eco, dem CIOcolloquium sowie dem CIO-Circle sind scher IT-Anbieter für die Entwicklung von Cloud Com wichtige Wirtschaftsvertreter auf Anbieter- und puting zu nutzen. Diese umfassen vor allem Zuver Anwenderseite beim Cloud Computing-Aktionspro lässigkeit, Qualität, Sicherheit und Datenschutzkon gramm aktiv. Auch die Forschung ist durch Institute formität sowie Dichte der Forschungseinrichtungen. der Fraunhofer-Gesellschaft und aus Universitäten Darauf aufbauend soll das Markenzeichen „Cloud mit ihren Erfahrungen beteiligt. Weitere zuständige Computing – Made in Germany“ geprägt werden. Ministerien und Behörden haben beigetragen. Die Ziele und Ergebnisse des Aktionsprogramms Cloud Computing ist aufgrund seiner großen tech- werden kontinuierlich überprüft und bei Bedarf an nologischen und wirtschaftlichen Bedeutung ein gepasst. Die Initiative ist offen für alle Interessenten, wichtiges aktuelles Handlungsfeld der Bundesregie die sich aktiv einbringen wollen. Wie sich das Wissen rung und wird in der neuen IKT-Strategie „Deutsch über Cloud Computing weiterentwickelt, wird sich land Digital 2015“ eine zentrale Komponente sein. auch dieses Aktionsprogramm weiterentwickeln.
10 2. Was ist Cloud Computing? 2.1 Welche Vorteile und Chancen Der Cloud Computing-Anbieter stellt eine Abstrak bringt Cloud Computing? tionsschicht zur Verfügung, die eine einfache Nut zung ermöglicht. Dabei ist es mittels moderner Vir- tualisierungstechnologien grundsätzlich möglich, Cloud Computing gilt derzeit als einer der wichtigsten jede IT-Ressource als Dienst über das Internet anzu- Trends für Anbieter und Anwender der Informations- bieten; gleich, ob es sich dabei um Hardware, Betriebs und Kommunikationstechnologien (IKT). Doch was system, Anwendungssoftware oder Netzwerkband verbirgt sich genau dahinter? Und welche Möglich breite handelt. keiten und Chancen bietet es vor allem für die deut- sche Wirtschaft? Für die Anwender von Cloud Computing hat dies mehrere Vorteile. Zum einen können die Anwender- Durch Cloud Computing können Speicherkapazi Unternehmen zu jeder Zeit genau die Ressourcen täten, Rechenleistung und Software je nach individu- beziehen, die sie gerade benötigen. Zum anderen ellem Bedarf kosteneffizient über das Internet bezo- zahlen sie auch nur für die tatsächlich angeforderten gen werden. Dies ermöglicht eine dynamische und Leistungen. Dies spart Geld und Aufwand auf Seiten flexible Nutzung, die nach Leistungs- und Funktions der anwendenden Unternehmen – statt fixer Investi umfang, Nutzungsdauer und Anzahl der Nutzer ab tionen2 fallen so variable Betriebskosten an. gerechnet wird. Das Zusammenspiel von Netz, Server, Rechenleistung, Programmierumgebung und verfüg Ein Unternehmen braucht beispielsweise Server baren Diensten sowie der Eindruck der Unbegrenzt nicht unnötig vorzuhalten, um auf etwaige Zugriffs heit dieser Ressourcen erscheinen dem Anwender spitzen reagieren zu können. Durch die dynamische zunehmend als „Computer-Wolke“, wodurch der Skalierbarkeit können zusätzliche Ressourcen sofort Begriff Cloud Computing geprägt wurde. und ohne großen Aufwand automatisch zugeschaltet werden. Insbesondere jungen Firmen mit innovati- Bei diesem Auslagern von Software- oder sogar ven Ideen kann es den Start erleichtern, wenn sie zur Hardwarefunktionen der Anwender an spezialisierte Entwicklung und Bereitstellung ihrer Produkte nicht IT-Anbieter müssen die Anwender nicht mehr wissen, länger in umfangreiche eigene Hard- und Software wo sich die ausgelagerten Daten oder Anwendungen investieren müssen. Durch Cloud Computing können „in der Wolke“ befinden. Der Nutzer soll die aktuell sie Speicherkapazitäten, Rechenleistung und Pro benötigten Dienste in Anspruch nehmen können, gramme flexibel von unterschiedlichen Anbietern ohne mit der konkreten technischen Infrastruktur über das Internet als Dienst mieten. und deren Administration konfrontiert zu werden. 2 Inklusive zukünftiger Abschreibungen und Ersatzinvestitionen.
11 Internet SaaS PaaS IaaS Hinzu kommt die Reduzierung der intern benö- die Entwicklung und Bereitstellung neuer Anwen tigten Personalkapazitäten und Infrastruktur-Exper dungen über das Internet zur Verfügung. Damit tise durch den zu erwartenden geringeren Verwal brauchen IT-Entwickler nur einen PC und eine leis- tungsaufwand für die Anwendungsbereitstellung. tungsfähige Internetverbindung um ihre Programme Professionelle IT-Anbieter können zudem oftmals für Nutzer weltweit entwickeln und anbieten zu können. eine höhere Verfügbarkeit sicherstellen, verglichen mit manchen fragmentarischen unternehmensinter- Software-as-a-Service (SaaS) nen IT-Abteilungen. Software-Anwendungen werden direkt über das Internet genutzt. Sie sind nicht auf dem PC des Die anbietenden IT-Unternehmen stellen Anwenders installiert. Der Anbieter stellt diese in Speicher- und Rechenkapazitäten sowie Software zur einem Pay-per-use-Modell zur Verfügung und ist auch Verfügung, die sich stets auf dem aktuellen techni- für Wartung und Administration zuständig. schen Stand befinden. Zudem können die Anbieter ihre Ressourcen optimal auslasten und aufgrund gro- Es wird unterschieden zwischen öffentlich zugängli- ßer Kapazitäten Skalenvorteile erzielen. Unterschied chen Public Clouds und den einem klar abgegrenzten liche Dienste-Anbieter können zusammenarbeiten Nutzerkreis vorbehaltenen Private Clouds. Dies ist ver- und ihre Produkte modular als Dienste über das gleichbar mit dem öffentlichen Internet und dem Internet anbieten. unternehmensinternen Intranet. Damit unterschei- det sich die Form der Zusammenarbeit je nach Kon Folgende drei Ebenen werden üblicherweise unter figuration des Netzes und des Rechtemanagements. Cloud Computing subsumiert: Bei einer Private Cloud ist der Zugriff beschränkt Infrastructure-as-a-Service (IaaS) auf Mitarbeiter des Unternehmens sowie beispiels- Die Nutzer erhalten über das Internet direkten Zu weise auf autorisierte Geschäftspartner, Kunden und griff auf einzelne virtuelle Ressourcen im Netz, z. B. Lieferanten. Dies ermöglicht eine effiziente, standar- Speicher oder Rechenleistung. disierte und sichere IT-Betriebsumgebung, die eine individuelle, auf die Geschäftsprozesse des Unterneh Platform-as-a-Service (PaaS) mens zugeschnittene Anpassung erlaubt. In der Private Eine Cloud-Plattform stellt cloud-basierte Dienste für Cloud bleibt die Kontrolle über die Daten beim Nutzer
12 2. Was ist Cloud Computing? P ri Pub vate Clou d Hybrid Cloud lic Clo u d Pub lic Clo u d P ri Pub vate Clou d lic Clo u d bzw. innerhalb der betreibenden Organisation. Damit Ein Beispiel für eine Hybrid Cloud sind sogenann- können zum einen sensible Daten besser geschützt te Community Clouds. Unternehmen des gleichen werden (z. B. Produktionsdaten oder Konstruktions Wirtschaftszweigs können dabei beispielsweise sen- pläne). Zum anderen vereinfacht dies die Einhaltung sible Daten in der eigenen Private Cloud belassen und regulatorischer Maßnahmen (z. B. bei personenbezo- auf branchenbezogene Daten in einer Public Cloud, genen Daten). zusammen mit anderen Unternehmen der gleichen Branche, zugreifen. Daneben werden Community Clouds beispielsweise für Verbände und andere gesellschaftliche Organisationsformen eine wichtige Rolle spielen. Auch ein regionales Cloud-Bündnis ist denkbar, in dem sich beispielsweise Unternehmen, Zulieferer und ggf. Kunden aus einer Region miteinander ver- netzen. Die Regional Cloud eignet sich auch für Ver eine und andere lokale Institutionen. Sie kann in Form einer Hybrid Cloud organisiert sein. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es Die Mischform von Private Clouds und Public vielfältige Motivationen gibt, Cloud Computing zu Clouds wird Hybrid Cloud genannt. Dabei werden nutzen. Häufig werden die Folgenden hervorgehoben: Dienste aus der Private und der Public Cloud zusam- men verwendet. Bestimmte Lastspitzen oder Funk 3 Potenzial für Kostensenkungen; tionalitäten werden von der Private in die Public Cloud 3 geringere Kapitalbindung – Verschiebung der ausgelagert, der Regelbetrieb erfolgt weiterhin über Kostenstruktur von Investitionskosten hin zu die privaten Ressourcen. Häufig wird unter Hybrid operativen Betriebskosten; Cloud aber auch das Zusammenspiel zwischen loka- 3 Konzentration auf das Kerngeschäft; len Anwendungen (on premise) und Anwendungen in 3 größere Flexibilität und Skalierbarkeit; der Cloud verstanden. 3 bessere Verfügbarkeit;
13 3 höhere Geschwindigkeit bei der Umsetzung von der sichere Datentransfer über das Internet durch Geschäftsprozessen; Verschlüsselungstechniken gewährleistet werden. 3 aktueller technischer Stand bei Infrastruktur und Insbesondere personenbezogene sowie unternehmens IT-Diensten; kritische Daten müssen adäquat geschützt werden. 3 verbesserter Zugriff auf Unternehmensanwen dungen und Unternehmensdaten, z. B. durch Qualitätssicherung mobile Endgeräte. Insbesondere die technischen Faktoren Performanz und Verfügbarkeit sind für die Qualität ausschlagge- Gesamtwirtschaftlich ist durch die bessere Auslastung bend. Performanz kennzeichnet die Fähigkeit von von IT-Ressourcen mit einem geringeren Energie IT-Komponenten, bestimmte (zeitliche) Anforderun verbrauch zu rechnen. gen zu erfüllen. Die Verfügbarkeit setzt den zuverläs- sigen Betrieb voraus. 2 .2 Welche Herausforderungen Die Nachvollziehbarkeit und Bewertung der In gibt es? formationsqualität über Systemgrenzen hinweg er fordert Authentifizierung von Daten, um ihre Herkunft, Die genannten Vorteile und Einsatzmöglichkeiten Vertrauenswürdigkeit und Integrität sowie Einsatz zeigen, dass Cloud Computing vielfältige Chancen für fähigkeit für unterschiedliche Zwecke sicherzustellen. Unternehmen bietet – sowohl auf der Anwender- als auch auf der Anbieterseite. Gleichzeitig existieren Integrationsfähigkeit noch einige Herausforderungen. Diese werden mit Die Substitution einzelner Anwendungen der eige- dem vorliegenden Cloud Computing-Aktionsprogramm nen IT-Landschaft durch cloud-basierte Lösungen adressiert, das auf Initiative und unter Federführung führt zu Integrations- und Interoperabilitätsproble des Bundesministeriums für Wirtschaft und Techno men zwischen der Cloud-Anwendung und den ver- logie (BMWi) entstanden ist. bliebenen „on premise“ betriebenen Anwendungen. Für den Einsatz in Unternehmen ist es daher relevant, Die aktuellen technologischen Herausforderun ob und wie sich angebotene Cloud-Dienste miteinan- gen bestehen insbesondere darin, vorhandene IT-Kon der und in bestehende IT-Systeme integrieren lassen. zepte an die spezifischen Erfordernisse von Cloud Com puting anzupassen. Dazu gehören: Offenheit der Plattform und Standardisierung Um die Abhängigkeit von einem Anbieter zu vermei- Datensicherheit den („Lock in-Effekt“), ist eine Standardisierung der Die Daten müssen gegen physikalische und logische Schnittstellen und Formate notwendig, um Portabili Fehler sowie gegen unbefugten Zugriff gesichert und tät sicherzustellen. Dies ist auch für Skaleneffekte
14 2. Was ist Cloud Computing? beim Anbieter erforderlich. Nachteilig kann dabei die den rechtlichen Rahmenbedingungen das Schutz Reduktion der Interoperabilität mit den bestehenden niveau für Anwender und der Aufwand für Anbieter IT-Systemen des Unternehmens sein. so abgewogen werden, dass deutsche Anbieter ihre Standortstärken besser im internationalen Wett Dabei sind Verfahren zu erforschen, die es erlauben, bewerb nutzen können. Nur ein Zusammenspiel der sinnvolle Kompromisse zwischen diesen Qualitäts noch notwendigen technologischen Forschung und eigenschaften zu finden; z. B. könnte Sicherheit zu der rechtlichen Rahmensetzung kann hier zu erfolg- Lasten der Performanz gehen. Je nach Anwendungs reichen Lösungen führen. feld und Zielgruppe sind hier unterschiedliche Opti mierungsstrategien sinnvoll. Aus der Marktdynamik ergeben sich zahlreiche Herausforderungen im Hinblick auf das Wertschöp Weiterhin gibt es zahlreiche rechtliche Heraus fungsnetzwerk der Akteure. Neue Akteure können forderungen. Hierzu zählen Haftungsfragen und ver- sich etablieren oder aus anderen Märkten in den tragsrechtliche Aspekte genauso wie die rechtliche Cloud-Dienstebereich migrieren. Ebenfalls entstehen Gewährleistung des Datenschutzes. neue Rollen und Angebote durch Neuschaffung oder Bündelung von Einzelleistungen. Diese Dynamik auf Für deutsche Anbieter von Cloud-Dienstleistun Anbieterseite gilt es zu erfassen und transparent zu gen besteht zudem eine ökonomische Herausforde machen. rung darin, ihre spezifischen Stärken bei Datensicher heit und Vertrauen in wirtschaftlichen Erfolg umzu- Es existieren derzeit kaum Möglichkeiten, sich setzen. Die Differenzierung ist durch die Entwicklung über bestehende Cloud-Angebote und Cloud-Anbieter datenschutzoptimierter Technologien und entspre- zu informieren. Transparente und anbieterneutrale chender Standards möglich. Aus betriebswirtschaftli- Darstellungen, die einen geeigneten Überblick geben cher Sicht ist die Werthaltigkeit von „Trusted Cloud – könnten – beispielsweise eine Datenbank mit Ver Made in Germany“ auch gegenüber den Anwendern gleichsmöglichkeiten – fehlen. Hinzu kommt, dass deutlich zu machen. notwendige Kenntnisse über Cloud Computing und dessen Einsatzmöglichkeiten bei potenziellen Nut Die Herausforderungen im Datenschutz sind zern – insbesondere im Mittelstand – kaum vorhan- nicht allein durch regulative Maßnahmen zu lösen. den sind. Hier fehlen bislang Entscheidungshilfen für Gerade für den Export würden nationale rechtliche Anwender mit Anwendungsszenarien für den Einsatz Rahmensetzungen zu kurz greifen. Hier müssen bei von Cloud Computing.
15 3. Was sind unsere Ziele und Zielgruppen? 3.1 Ziele und Akteure des Cloud Computing-Aktionsprogramms Ziel des Cloud Computing-Aktionsprogramms ist es, die unter 2.2 genannten Herausforderungen anzuge- hen, die Zurückhaltung gerade bei kleineren mittel- ständischen Firmen und dem öffentlichen Sektor zu vermindern und damit die wirtschaftlichen Poten ziale des Cloud Computing umfassend zu heben. Die Entstehung von „Cloud-Ökosystemen“3, die auf die Bedürfnisse des Technologiestandorts Deutschland zugeschnitten sind, soll beschleunigt werden. Dazu ist eine frühzeitige und reibungslose Ent wicklung und Einführung der Technologie notwendig. Dies gilt sowohl für interessierte Anwender von Cloud Computing als auch für die jeweiligen IT-Anbieter. Die deutsche Wirtschaft und die Verwaltungen sollen von den Chancen und Vorteilen des Cloud Computing möglichst frühzeitig profitieren und damit einen Effizienzschub in der Volkswirtschaft ermöglichen. Deutsche Standortstärken, die insbesondere auf Zuverlässigkeit, Vertrauen, Sicherheit und Daten- schutz beruhen, sollen zur Geltung gebracht werden. Das Cloud Computing-Aktionsprogramm be- schreibt die geplanten Aktivitäten. Innerhalb der Laufzeit der Initiative – zunächst bis 2013 – werden diese entsprechend dem aktuellen Kenntnisstand und den Bedürfnissen erweitert und angepasst. 3 Ein Netzwerk mit einer guten Mischung von Unternehmen verschiedener Größenklassen – von großen Plattform- und Infrastrukturanbietern bis zu einer Vielfalt spezialisierter kleiner, innovativer Unternehmen, die wie in einem natürlichen Ökosystem durch Arbeitsteilung, Selbst- organisations- und Anpassungsprozesse für unterschiedlichste Marktanforderungen eine breite Palette von Cloud-Lösungen anbieten kön- nen. Zum Kreislauf gehört auch die Vernetzung sowie räumliche und funktionale Wechselwirkung von Anbietern und Anwendern sowie neue Wertschöpfungsstufen wie z. B. Service Brokering und Service Aggregation, Vertrauens- und Reputationsbewertungen. Standards unter- stützen die evolutionäre Anpassung der verschiedenen Angebote auf allen Ebenen des Cloud Computing.
16 3. Was sind unsere Ziele und Zielgruppen? len weitere aktive Partner gewonnen werden, die in und Informationen, wie die beschriebenen Heraus vielfältigen Netzwerken die Programmziele unter- forderungen gelöst werden können. Dies trifft insbe- stützen. sondere auf mittelständische Unternehmen zu. Bei großen Unternehmen überwiegen bereits die mögli- chen Vorteile in der Wahrnehmung von Cloud Com 3.2 Zielgruppen des Cloud puting, weil sie leichter und in größerem Umfang Computing-Aktionsprogramms Ressourcen für die Befassung mit dem Thema zur Verfügung stellen können. Viele der noch bestehen- 3.2.1 Anwender von Cloud Computing den Hemmnisse sind jedoch für alle an Cloud Com puting interessierten Anwender zu lösen. Damit gehö- Unternehmen ren alle Unternehmen, die ihre eigene IT – zumindest Die deutsche Wirtschaft ist in einem hohen Maße von teilweise – auslagern möchten, zu der Zielgruppe des einer effektiven und effizienten Nutzung der IT ab vorliegenden Aktionsprogramms. hängig: Während große Anwender in aller Regel die für die Entwicklung und den Betrieb von IT-Infrastruk Ein Akzent liegt gleichwohl auf mittelständischen turen notwendigen Kapazitäten selbst vorhalten kön- Unternehmen. Durch die Nutzung von Cloud-Diensten nen, sind kleine und mittlere Anwenderunternehmen kann potenziell ein höherer Sicherheitsstandard er häufig auf die Bereitstellung der für sie passgerech- reicht werden, wenn dieser von geeigneten Anbietern ten IT-Infrastrukturen durch die IT-Dienstleistungs gewährleistet wird. Mittels Branchenlösungen oder industrie angewiesen. auch durch Querschnittsanwendungen (z. B. Kunden beziehungsmanagement, Enterprise Resource Planning) Für die Nutzung der Potenziale des Cloud Com lassen sich Erfahrungen für ganze Anwendergruppen puting und für die Beherrschung der möglichen Risi verallgemeinern, die Dienstequalität und Effizienz ken werden große Anwender eigene Strategien entwi- steigern. Denkbar ist beispielsweise auch, dass Unter ckeln. Diese werden ihnen auch in Zukunft die Flexi nehmen mit sehr erfolgreichen internen IT-Lösungen bilität in der Gestaltung ihrer IT-Infrastrukturen er diese über Cloud-Technologien in der Branche bzw. möglichen, die notwendig ist, um deren Anpassung an der Wertschöpfungskette als Dienst anbieten. die sich ändernden Geschäftsanforderungen zu er möglichen. Eine gleiche Vorgehensweise wird bei vie- Öffentlicher Sektor len kleinen und mittleren Anwendern nicht möglich Der öffentliche Sektor ist mit ca. 4,5 Mio. Beschäftig sein. Sie benötigen zur Nutzung von Cloud Computing ten (2009) einer der Hauptarbeitgeber4 und gleich- eine leistungsfähige IT-Dienstleistungsindustrie. zeitig ein wichtiger Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. Schätzungen gehen davon aus, dass in Wenn es gelingt, dem Mittelstand in großer Breite Deutschland die Kommunen, Länder und der Bund und für viele spezifische Aufgaben den Zugang zu zusammen 15 – 20 Mrd. Euro für ihren IT-Bereich aus- modernsten Cloud-Technologien zu eröffnen, kann geben. Die Bedeutung der IT in öffentlichen Verwal ein großes Potenzial mobilisiert werden. In Deutsch tungen wird weiter steigen. land existierten 2008 laut Institut für Mittelstands forschung etwa 3,6 Mio. Unternehmen, davon 99,7 % Bedingt durch die föderalen Strukturen in Deutsch mit weniger als 500 Mitarbeitern oder unter 50 Mio. land existiert eine hohe Fragmentierung der IT-Dienste Euro Umsatz. Auf sie entfallen 37,5 % aller Umsätze auf allen Verwaltungsebenen. Aufgrund der geringen und 70,6 % aller Beschäftigten. Sie sind das Rückgrat Standardisierung und den heterogen gewachsenen der deutschen Wirtschaft. IT-Landschaften wird der öffentliche Sektor den zu künftigen Herausforderungen nicht gerecht werden Vielfach fehlt es aber bei potenziellen Anwendern können. Eine verwaltungsübergreifende Konsolidie von Cloud Computing noch an Orientierungswissen rung der IT-Dienste findet bislang kaum statt.5 4 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistiken/FinanzenSteuern/OeffentlicherDienst/ PersonalOeffentlicherDienst/PersonalOeffentlicherDienst.psml 5 Vgl. Graudenz, Dirk; Schramm, Gerd: ISPRAT Whitepaper – IT-Kooperationen; Hamburg 2010.
17 boten“ und damit zu höheren Kosten für die IT führt. Daraus folgt, dass die über das Cloud Computing ange- botenen IT-Dienste für den Mittelstand immer auch daraufhin überprüft werden müssen, ob die Kosten vorteile für die IT durch Cloud Computing größer sind als die möglichen Geschäftsnachteile durch den Ein satz von Standardlösungen. Damit entsteht jedoch eine besondere Herausforderung für die Anbieter von Cloud Computing-Lösungen: Sie sind gefordert, ihren Kunden zu helfen, diese Entscheidungen zu treffen und eventuell die dazu passgerechten speziellen Cloud Computing-Lösungen zu entwickeln. Der privatwirtschaftliche IT-Sektor wird von rund Cloud Computing bietet als Innovationstreiber die 67.000 kleineren und mittelständischen IT-Unterneh Chance, gleichartige Aufgaben zu konsolidieren und men getragen. IT-Unternehmen mit bis zu 250 Mitar die Standardisierung von Verwaltungsprozessen vor- beitern setzen in Deutschland 30 Mrd. Euro um und anzutreiben. Auch da, wo eine vollständige Standardi beschäftigen nahezu 300.000 Menschen. Damit sind sierung der Prozesse noch nicht erreicht ist, können mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus Software, einzelne Prozessbausteine in Form von elektronischen IT-Diensten und IT-Hardware und mehr als 70 % der Be Diensten ausgetauscht und wiederverwendet werden. schäftigten kleineren IT-Unternehmen zuzuordnen.6 Der öffentliche Sektor kann damit seine beschränkten Ressourcen für die Kernaufgaben und Fachverfahren Entsprechend der in Kapitel 2.1 definierten Cloud- besser einsetzen. Verwaltungsprozesse können effizi- Ebenen (IaaS, PaaS, SaaS) lassen sich bei den Anbietern enter gestaltet und kostengünstiger umgesetzt werden. verschiedene Rollen unterschieden: Öffentliche Verwaltungen decken heute schon 3 Auf der Infrastrukturebene (R IaaS) sind dies die ein breites Spektrum informationsintensiver Dienst Cloud-Anbieter, die Ressourcen wie Rechenkapa leistungen ab. Beispiele sind die Finanzverwaltungen, zität und Speicherplatz anbieten und betreiben, das Bildungswesen, die soziale Sicherung sowie das beispielsweise Rechenzentren. Gesundheitswesen. Hinzu kommen kommunale Unter nehmen. Cloud Computing kann bei informationsin- 3 Plattformanbieter (R PaaS) bieten auf Basis sol- tensiven Dienstleistungen eine bislang nicht gekannte cher Infrastrukturen eine Umgebung zum Ent Transparenz und vielfältige Interaktionsmöglich wickeln und Ausführen von Diensten an. Dabei keiten schaffen, wo das gewünscht und zulässig ist. wird die Infrastruktur mit einem entsprechenden Verbund aus Betriebssystem und Basisdiensten 3.2.2 Anbieter von Cloud Computing bereitgestellt, die es beispielsweise ermöglichen, die Nutzung von Anwendungen zu erfassen und Unternehmen abzurechnen sowie den Zustand der Infrastruktur Die deutsche IT-Wirtschaft ist vorwiegend mittelstän- und der darauf laufenden Dienste zu überwachen. disch geprägt. Zwischen mittelständischen Nutzern Sicherheitslösungen gehören ebenso zu den zen- von IT einerseits und mittelständischen Anbietern tralen Diensten eines Plattformanbieters. Platt andererseits ist über viele Jahrzehnte eine Leistungs formanbieter erweitern die reinen Ressourcen partnerschaft entstanden. Dies hat zu einer Speziali angebote um diese Mehrwertdienste. Die Dienste sierung in den Anwendungen geführt, die einerseits können auch von externen SaaS-Anbietern zuge- zu Geschäftsvorteilen, aber andererseits auch zu Be kauft werden, so dass der Plattformbetreiber nicht hinderungen in der Nutzung von „Commodity-Ange sämtliche Plattformdienste selbst betreiben muss. 6 http://www.aktiv-verzeichnis.de/details/vdeb-verband-it-mittelstand-ev.html
18 3. Was sind unsere Ziele und Zielgruppen? 3 Softwareanbieter (R SaaS) stellen Anwendungen Öffentlicher Sektor über das Internet zur Verfügung. Sie verkaufen Verwaltungsmodernisierung, begrenzte Budgets, dem Anwender keine Lizenz, sondern ermöglichen vergleichsweise hohe Sicherheitsanforderungen und die direkte Nutzung per Abruf, vergleichbar dem steigende Erwartungen der Bürger an den Service der Vermieten eines Autos statt dem Verkaufen. Viel Verwaltungen erhöhen den Druck auf die öffentli- fach wird Kundenbeziehungsmanagement als chen IKT-Infrastrukturen. Staatliche Aufgaben sollen Dienst angeboten, mit dem in der Cloud alle effizient, serviceorientiert und in hoher Qualität Interaktionen, die Vertrieb, Marketing und Kun gemeinwohlorientiert erfüllt werden. denservice mit den Kunden unternehmen, im Überblick zur Verfügung stehen. Neben dem Die Verwaltung muss die Voraussetzungen zur Angebot an eigenen Diensten können sie auf die Nutzung der digitalen Potenziale schaffen, um ihren Dienste der Plattformanbieter sowie auf Dienste Beschäftigten effizientes, schnelleres und vernetztes anderer Anbieter zurückgreifen. Durch die Kom Arbeiten zu ermöglichen und zugleich den Bürgerin bination verschiedener Dienste oder durch die nen und Bürgern sowie Unternehmen die Zusammen Anreicherung von Diensten mit neuen Kompo arbeit mit der Verwaltung zu erleichtern. Sie muss nenten entstehen Mehrwertdienste. ihre IT strategisch so aufstellen und steuern, dass Inno vationen hierfür optimal genutzt werden. Neben den 3 Cloud Enabler sind Anbieter von Diensten – bei- vielfältigen Anwendern und Anwendungen von IKT spielsweise Managementfunktionen, die die im öffentlichen Sektor existieren auf Anbieterseite Cloud-Anbieter benötigen, um ihr Angebot zur öffentliche Rechenzentren oder Datenverarbeitungs Verfügung stellen zu können. Dazu gehören zentralen. Aber auch Anwender, die für einzelne auch Beratungsunternehmen, die den Cloud- Aufgaben Lösungsmodule entwickelt haben, können Anbietern helfen, geeignete Dienstleistungen Anbieter für andere Anwender mit gleichartigen und Geschäftsmodelle zu entwickeln und Anwen Aufgaben sein. der beim Aufbau von Cloud-Lösungen begleiten. Zwischen den Akteuren im öffentlichen Sektor Cloud Computing bietet gerade mittelständischen bestehen vielfältige Datenbeziehungen – vertikal zwi- IT-Anbietern die Möglichkeit, ihre Dienste über schen Gemeinden, Ländern und dem Bund sowie Cloud-Plattformen online anzubieten und damit eine horizontal zwischen Fachverwaltungen und in die breite Kundenschicht zu erreichen. Oftmals lassen Wirtschaft hinein. Viele gleichartige Aufgaben (Zah sich internationale Kundenbeziehungen so rascher lungswesen, Führerschein- und Kfz-Angelegenheiten, entwickeln. Darüber hinaus ist der Mittelstand in der Einwohnerwesen, Bürgerportale) werden in ganz Lage, besondere Anforderungen der Kunden zu reali- Deutschland benötigt. sieren, die große Anbieter mit meist stark standardi- sierten Angeboten nicht oder nicht vollständig um Insbesondere die in den letzten Jahren entstehen- setzen können. Überdies lassen sich neue Geschäfts den Organisationsformen wie Shared Service Center7 modelle für mittelständische Rechenzentrums- und fordern flexible und leistungsfähige IT- Architekturen. Plattformbetreiber erschließen. Auch Anbieter, die Shared Services durch Cloud Computing können für mit Cloud-Lösungen den Privatkundenmarkt oder alle Beteiligten Vorteile bei den Kosten, in der Qua- gewerbliche Kleinanwender adressieren, werden mit lität der Leistungserbringung, bei der Dienstleis- dem Cloud Computing-Aktionsprogramm angespro- tungsorientierung und der IT-Sicherheit ermög- chen und unterstützt; beispielsweise durch abgestuf- lichen. Dabei sind Kooperationsmodelle zwischen te Leitfäden oder Zertifizierungen, die den Anforde öffentlichen als auch zwischen öffentlichen und rungen des jeweiligen Geschäftsmodells gerecht wer- privaten Partnern – im Sinne von öffentlich-privaten den. Partnerschaften (ÖPP) – denkbar. 7 Unter dem Begriff Shared Services wird die Konsolidierung und Zentralisierung von Dienstleistungsprozessen einer Organisation verstanden. Dabei werden gleichartige Prozesse aus verschiedenen Bereichen eines Unternehmens bzw. einer Organisation zusammengefasst und von (einer) zentralen Stelle(n) oder Abteilung(en) erbracht. Die anbietende Stelle wird in der Regel als Shared Service Center bezeichnet.
19 4. Wo stehen wir? 4.1 Relevanz und zukünftige Die Nutzung von Cloud Computing wird zuneh- Bedeutung von Cloud Computing mend für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unter nehmen entscheidend sein. Die Effizienzgewinne auf Anwenderseite lassen sich in einer Vielzahl von Wirt 4.1.1 In Deutschland schaftszweigen realisieren. Denn generell steigen die Kosten der unternehmensinternen IT-Infrastruktur Im Zuge der aktuellen Entwicklung lässt sich feststel- bei gleichzeitig sich verkürzenden Innovationszyklen. len, dass deutsche Anbieter bislang auf allen Ebenen Das Potenzial von Cloud Computing wird in Deutsch des Cloud Computing-Marktes – Infrastruktur, Platt land bislang jedoch kaum genutzt. Vorreiter bei den form oder Software – unterrepräsentiert sind. Insbe Anwendern sind die Branchen Informationstechno sondere der Infrastruktur- und Plattformmarkt wird logie und Medien, klassische Industriezweige sind vor allem von amerikanischen Anbietern dominiert, noch zurückhaltend. gegenüber denen sich deutsche Anbieter bislang nur schwer positionieren können. Bei großen Unternehmen hat der Einsatz von Cloud Computing bereits heute eine hohe Priorität. Auch hier besonders bei solchen, die IT stark nutzen oder selbst anbieten. Bei Mittelständlern und im öffentlichen Sektor ist es noch weitgehend unbe- kannt. Umfragen haben überdies gezeigt, dass gera- de im Mittelstand und in der Verwaltung das Ver trauen in Cloud-Lösungen fehlt.8 Weiterhin mangelt es oftmals – vor allem bei Kleinst- und Kleinunter nehmen in Nicht-IT-Branchen – an den Kompetenzen sowie an Zeit und Mitteln, sich mit Cloud Computing näher auseinanderzusetzen, beispielsweise im Rah men eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. 8 Die meisten Unternehmen (72 Prozent) haben mehr Vertrauen in ihre internen IT-Systeme als in Cloud-Lösungen. In Deutschland sind es sogar 80 %. Die Gründe sind Sicherheitsbedenken sowie die Sorge, die Kontrolle über Daten und Systeme zu verlieren. Das geht aus einer Umfrage unter weltweit mehr als 500 Managern und IT-Verantwortlichen im Auftrag der IT-Beratung Avanade hervor. Laut einer IDC-Studie sind 89 % der Befragten überzeugt, dass Cloud Computing die Praxistauglichkeit erst noch bestehen muss. 85 % wünschen sich eine bessere Integration mit bestehenden Systemen.
20 4. Wo stehen wir? Fehlende Kompetenzen und Kapazitäten sowie sin- Nach Expertenschätzungen werden das Potenzial kende IT-Budgets bieten wenig Spielraum zur Evalu und die Wachstumsraten für Cloud Computing in ierung komplexer Cloud-Angebote und zur Entwick Deutschland übereinstimmend als überaus hoch lung eigener Lösungen. Dies erschwert die Entschei angesehen. Die folgende Tabelle weist Schätzungen dung für einen strategischen Wechsel „in die Cloud“. des Marktvolumens für die drei Ebenen des Cloud Computing aus und für Enabling.10 Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Stärken und Schwächen des deutschen Standortes in Tabelle 2: Marktschätzungen für Bezug auf Cloud Computing.9 Cloud Computing in Deutschland11 in Mio. 2010 2011 2012 2013 Euro Tabelle 1: Deutschlands Stärken und Schwächen bei Cloud Computing SaaS 439 726 1195 1753 PaaS 11 32 63 117 Stärken Schwächen Hohe Dynamik der deut- Wichtige Cloud-Anbieter IaaS 60 107 188 282 schen IT Industrie; sie stammen nicht aus Enabling 632 1053 1618 2300 gehört zu den innovativsten Deutschland bzw. Branchen des Hightech- Europa. Nur schwache Gesamt 1142 1918 3064 4452 Sektors. Infrastrukturressourcen. Anbieter aus Deutschland Relativ schwache werden mit Werten wie Entwicklung bei neuen Schätzungsweise werden spätestens ab 2025 mehr als Zuverlässigkeit, Vertrauen, (Cloud-)Technologien im Sicherheit und Datenschutz Vergleich zu den USA. 75 Prozent der privaten und geschäftlichen Daten im assoziiert. Internet liegen.12 Dazu gehören beispielsweise Doku- mente, Fotos, Musik, Videos und Unternehmens Bereitstellung von kom- Lange Zeitdauer plexen Prozessen als der Umsetzung von datenbanken. Dienste (anstatt von reiner Forschungsergebnissen bei Infrastruktur). sich schnell entwickelnden 4.1.2 Innerhalb der EU Märkten. Schwerpunkt der deutschen Kein Markt-Ökosystem um Auf europäischer Ebene hat eine Expertengruppe im IT-Industrie in wertschöp- die europäischen Anbieter. fungsintensiven Bereichen. Auftrag der Europäischen Kommission einen Bericht zu Cloud Computing vorgelegt mit dem Titel „The Future Leistungsfähige Telekom- Geringe Akzeptanz für alter- of Cloud Computing – Opportunities for European munikationsindustrie. native IT-Sourcing-Modelle in Deutschland. Cloud Computing Beyond 2010“. Er beschreibt den aktuellen Stand von Forschung sowie Anwendung, Hohe Synergien zwi- Plattform für mittelständi- schen Forschung und sche Unternehmen fehlt, zeigt europäische Stärken und Schwächen auf und Industrie; technologische auf denen diese Cloud- gibt Empfehlungen für die künftige Richtung der Plattformen. Dienste anbieten können. Cloud Computing-Forschung. Starke Position bei Keine Plattform zur Suche Sicherheitstechnologien. und Auswahl von Cloud- Im Rahmen der „Digitalen Agenda für Europa“13 Angeboten verfügbar. plant die EU eine eigene Cloud Computing-Strategie, 9 Vgl. insb. Keith Jeffery, Burkhard Neidecker-Lutz (Ed.): The Future of Cloud Computing, European Commission 2010; Timo Leimbach: Software und IT-Dienstleistungen: Kernkompetenzen der Wissensgesellschaft Deutschland, Karlsruhe 2010. 10 Zu Enabling zählen in diesem Fall Investitionen und Ausgaben in Netzwerk und Hardware, die zur Erbringung von Cloud-Lösungen benötigt werden, sowie Beratung und Dienste für Aufbau und Integration von Cloud-Lösungen. 11 Analystenschätzung auf Basis von Anwenderbefragungen der Experton Group, 2010. 12 Vgl. Münchner Kreis e.V., EICT GmbH, Deutsche Telekom AG, TNS Infratest GmbH (Hg.): Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien – Internationale Delphi-Studie 2009, Stuttgart: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, November 2009. 13 http://ec.europa.eu/information_society/digital-agenda/index_de.htm
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