UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?

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UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
UBS Outlook Schweiz
Chief Investment Office WM
April 2014

2. Quartal 2014

Konjunkturanalyse Schweiz

Arbeitsmarkt – wie weiter?

ab
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Ein hoher Mindestlohn würde die
    Flexibilität des Arbeitsmarktes in
    der Schweiz einschränken und die
    strukturelle Arbeitslosigkeit
    ansteigen lassen.

    UBS Outlook Schweiz                               Redaktionsschluss                      Bestelladresse
    2. Quartal 2014                                   3. April 2014                          UBS AG, Help Desk/Operations,
    Diese Publikation wurde von UBS AG erstellt.                                             F2AL, Postfach, CH-8098 Zürich,
                                                      Produktmanagement                      Fax +41 44 238 50 21,
    Die Kurs-Entwicklung der Vergangenheit            Petrina Smyrli                         E-Mail SH-IZ-UBS-Publikationen@ubs.com
    ist keine Indikation für die Zukunft. Die ange-
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    jeweiligen Hauptbörse. Dies gilt für alle Kurs-   CIO digital & print publishing         E-Mail: emanuela.abbiati@ubs.com
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    Dr. Daniel Kalt                                                                          und Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz die Beilage
                                                      Druck                                  «Investieren in der Schweiz».
    Herausgeber                                       galledia ag, Flawil, Schweiz
    UBS AG, Chief Investment Office WM,                                                      UBS-Homepage: www.ubs.com
    Postfach, CH-8098 Zürich                          Sprachen
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    Chefredaktion
    Pierre Weill                                      Kontakt
    E-Mail: pierre.weill@ubs.com                      www.ubs.com/investmentviews

    Projektleitung Branchenumfrage
    Sibille Duss                                                                             SAP-Nr. 80428D-1402

2   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Editorial
Daniel Kalt

                          Daniel Kalt
                          Regional CIO Switzerland,
                          UBS AG

Liebe Leserin
Lieber Leser

 Eine der unbestrittenen Stärken der hohen Wettbewerbs­           Unsere Ökonomen gehen dabei Fragen nach, wie der
 fähigkeit der Schweizer Wirtschaft ist ihr offener und           Bedarf an Fachkräften befriedigt und wie der Beschäfti-
 ­äusserst flexibler Arbeitsmarkt. Die Annahme der Massen­        gungsgrad von Frauen erhöht werden kann. Ein weiterer
  einwanderungsinitiative hat die politische Schweiz kurz­        Artikel befasst sich mit den Auswirkungen auf die Kan-
  zeitig in Schockstarre versetzt. Die Umsetzung der Initiative   tone, die stark von Grenzgängern abhängig sind. Schliess-
  wird die Schweiz mit Blick auf die bilateralen Beziehungen      lich äussert sich der Arbeitsmarkt-Experte Professor
  zur EU vor grosse Herausforderungen stellen. Die wirt­schaft­   George Sheldon in einem Interview zu den Folgen einer
­lichen Folgen sind schwierig abzuschätzen.                       Kontingentierung der Arbeit.

Einen Hinweis auf mögliche Auswirkungen zeigt die UBS-            Und schon wirft bereits die nächste Initiative, welche den
Unternehmensumfrage, deren Ergebnisse wir in diesem               Arbeitsmarkt zum Thema hat, ihre Schatten voraus. Dabei
UBS Outlook Schweiz publizieren. Deutlich mehr als die            geht es um die gesetzliche Festlegung eines Mindestlohns.
Hälfte der Unternehmen gab im Rahmen dieser Umfrage               Die Folgen wären insbesondere für wenig qualifizierte
an, durch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative           Arbeitnehmende nicht unbedingt im Sinne der Initianten,
negativ betroffen zu sein. Darunter sehen sich 11 Prozent         wie wir aufzeigen.
sogar stark negativ betroffen. Die Unternehmen befürchten
vor allem, dass sie unter dem neuen Regime vermehrt               Zudem finden Sie an gewohnter Stelle unsere Analysen
Schwierigkeiten haben werden, qualifiziertes Personals zu         zur Konjunktur, den Wechselkursen, den Zinsen und den
finden und Lohnerhöhung hinnehmen müssen. Diese                   Immobilienmarkt. In der Beilage Investieren in der Schweiz
Ergebnisse waren für uns Grund genug, das Spezialthema            geben unsere Analysten einen Überblick über den Aktien-
dieser Ausgabe dem Arbeitsmarkt nach der Annahme der              und Anleihenmarkt.
Masseneinwanderungsinitiative zu widmen.
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Auf einen Blick

    Arbeitsmarkt – wie weiter?                                    «Die Pharma könnte durchaus ins
                                                                  Ausland abwandern»
    Liberaler Arbeitsmarkt
                                                                  Arbeitsmarktexperte Professor George Sheldon kann
    als Erfolgsfaktor                                             sich vorstellen, dass Unternehmen vermehrt im Ausland
    Die hohe Nettozuwanderung in die Schweiz in den letz-         Arbeitsplätze schaffen, falls die Kosten, ausländische
    ten fünf Jahren war eine notwendige Voraussetzung des         Arbeitskräfte in der Schweiz anzustellen, steigen. 
    soliden Wachstums. Dies ist nicht zuletzt ein Grund, wes-     15
    halb die Unternehmen in der Schweiz die möglichen Kon-
    sequenzen der Masseneinwanderungsinitiative gemäss
    UBS-Unternehmensumfrage kritisch sehen.                       Konjunktur
                                                        06
    Gefragt – pensionierte Fachkräfte                             Die USA und Europa
    Der demografische Wandel und die Annahme der
                                                                  auf Wachstumskurs
    Massen­einwanderungsinitiative dürften den Fachkräfte-        Während die USA und Europa sich wirtschaftlich gut
    mangel in der Schweiz langfristig verschärfen. Erwerbs­       entwickeln, bereiten die Schwellenländer aus unter-
    tätige im Pensionierungsalter stellen ein grosses Potenzial   schiedlichen Gründen Sorgen. So befindet sich China in
    für den Schweizer Arbeitsmarkt dar. Auch die Sozial­          einer heiklen Transitionsphase.
    systeme würden profitieren.                                                                                      18
                                                        09
                                                                  Politische Unsicherheit fordert
    Cherchez les femmes                                           robuste Wirtschaft
    Der Fachkräftemangel in der Schweiz kann durch die            Mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative
    ­Erhöhung des Beschäftigungsgrads von Frauen verringert       hat sich der Investitionsausblick Schweizer Unternehmen
     werden. Allerdings ist die Frauen-Erwerbsquote in der        eingetrübt. Viele Unternehmer zeigen sich über die Aus-
     Schweiz bereits hoch.                                        wirkungen der Abstimmung besorgt. Als Reaktion darauf
                                                        11       könnten manche Unternehmen auf Investitionen am
                                                                  Standort Schweiz verzichten.
    Grenzgänger als Herausforderung                                                                                  20
    Die Zahl der Grenzgänger hat mit der Einführung der
    Personenfreizügigkeit um 70 Prozent zugenommen.
    Sollten bindende Kontingente oder eine Verschärfung           Basel, Zürich und die Zentralschweiz
    der Regeln für Grenzgänger den Standortvorteil der
    Grenzkantone aufs Spiel setzen, so droht der Wegzug           Zug, Zürich und Basel-Stadt sind die Kantone mit dem
    von Firmen, was auch zu Verlusten von Arbeitsplätzen          höchsten Wachstumspotenzial. Dies zeigt der Kantonale
    von Schweizern und von Steuererträgen führt.                  Wettbewerbsindikator. Weniger gut sind die Aussichten
                                                       13        für Graubünden, das Wallis, Uri und den Jura.
                                                                                                                    24

4   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Finanzmärkte und Immobilien                               Branchen

Franken noch immer zu stark                               Stetige Verbesserung
Politische Konflikte über die Zuwanderungsbeschränkun-    In der Schweiz hat sich die Lage in der Industrie
gen könnten die Handelsbeziehungen mit der EU und         stabilisiert, im Dienstleistungsbereich hat sie sich sogar
somit die Nachfrage nach Schweizer Franken langfristig    verbessert.
beeinflussen.                                                                                                   32
26
Weniger Immigration dürfte sich auf
Immobilienpreise auswirken                                î Industrie-Panorama                                                       34
Welche mittelfristigen Auswirkungen die Masseneinwan-
derungsinitiative auf den Immobilienmarkt haben wer-
                                                          î Dienstleistungs-Panorama                                                 36
den, hängt von der Umsetzung ab. Eine Bruttomigration
von deutlich über 100 000 Personen jährlich dürfte aber
ab 2017 der Vergangenheit angehören. Zudem dürften
ein restriktiver gehandhabter Familiennachzug und die
vermehrte Vergabe von Kurzaufenthaltsbewilligungen die
Nachfrage nach Eigenheimen abschwächen.
28

Günstige Finanzierungsbedingungen
Kreditnehmer dürfen sich über günstige Finanzierungs­
bedingungen freuen. Eine Zinswende der Schweizerischen
Nationalbank liegt in weiter Ferne.                        «Investieren in der Schweiz»
30                                                        Trotz Währungsverlusten erwarten wir im laufenden Jahr ein
                                                           einstelliges Gewinnwachstum. Auch robuste Profitabilität und
                                                           Dividendenrenditen sprechen für Aktienengagements. Wir bevor-
                                                           zugen dabei mittelgrosse Unternehmen. Ein erfolgversprechendes
                                                           Anlagethema bleiben auch attraktive Dividendenzahler. Bei den
                                                           Anleihen haben Unsicherheiten bezüglich der Stabilität in einzel-
                                                           nen Schwellenländern die Volatilität an den Kapitalmärkten er-
                                                           höht und die Risikoprämien leicht korrigiert. Dennoch sind wir der
                                                           Ansicht, dass einzelne Anleihen aus den tieferen Investment-
                                                           Grade-Segmenten eine attraktivere Bewertung bieten.
                                                           Beilage*.
                                                           * Aus rechtlichen Gründen erhalten nur Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz in der
                                                             Schweiz die Beilage «Investieren in der Schweiz».

                                                                                            2. Quartal 2014 UBS Outlook Schweiz              5
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Arbeitsmarkt – wie weiter?

    Initiativen gefährden Erfolgsfaktor
    Arbeitsmarkt Schweiz

                                                                    S­ ingapur der weltweit zweit effizienteste der Welt. Im
                                                                     letztjährigen Ranking lag die Schweiz in dieser Kategorie
                                                                     noch vor Singapur auf dem ersten Platz. Ein hoher Min-
                                                                     destlohn wie die in der Mindestlohninitiative geförderten
                                                                     22 Franken pro Stunde, der bei zwei Drittel des Median-
                                                                     lohns liegt und 10 Prozent der Beschäftigten betreffen
                                                                     würde, würde die Flexibilität des Arbeitsmarktes stark ein-
                                                                     schränken und die strukturelle Arbeitslosigkeit ansteigen
                             Bernd Aumann                            lassen. Durch diesen hohen Mindestlohn dürften einige
                             Ökonom, UBS AG                          vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden, da nicht alle
                                                                     Unternehmen das gleiche Beschäftigungsniveau bei höhe-
                                                                     ren Löhnen halten können.

                                                                    Arbeit ist wertvoll – je knapper, desto höher
    Ihr liberaler Arbeitsmarkt beschert der Schweiz eine            die Löhne
    niedrige Arbeitslosigkeit und ist ein international             Je mehr Menschen arbeiten, desto schwieriger wird es für
    anerkannter Erfolgsfaktor für die hohe Schweizer                Unternehmen, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Um
    Wettbewerbsfähigkeit. Dieser Wettbewerbsvorteil                 für die Angestellten attraktiv zu bleiben, müssen Betriebe
    gerät durch die Annahme der Masseneinwande-                     deshalb höhere Löhne zahlen. Wenn ein Arbeitnehmer bei
    rungsinitiative und weiterer anstehender Initiativen,           einem anderen Unternehmen besser verdienen kann und
    wie die Mindestlohn-Initiative, aber zunehmend                  sein bisheriger Arbeitgeber kein besseres Angebot macht,
    unter Druck.                                                    wird er irgendwann die Stelle wechseln. Sein bisheriges
                                                                    Unternehmen kann vielleicht keine höheren Löhne zahlen,
    Im internationalen Vergleich hat die Schweiz eine der nied-     weil es in einer Branche mit vielen Wettbewerbern tätig ist
    rigsten Arbeitslosenraten. Gemäss der Internationalen           und es nicht zu den besten und effizientesten gehört.
    Arbeitsorganisation (ILO) lag die Schweizer Arbeitslosen-
    quote im dritten Quartal letzten Jahres mit 4,7 Prozent         Das Verschwinden von ineffizienten Unternehmen und der
    unter allen OECD-Ländern an vierter Stelle; nur Südkorea,       Wechsel von Arbeitnehmern zu effizienten Firmen ist wirt-
    Norwegen und Japan konnten noch niedrigere Arbeits­             schaftlich sinnvoll. Die Arbeitskraft ist ein knappes Gut
    losenraten vorweisen. Die tiefe Arbeitslosigkeit in der
    Schweiz ist dem sehr flexiblen Arbeitsmarkt zu verdanken.
    Dieser ist ein wichtiger Standortvorteil der Schweiz und ein
    bedeutender Grund dafür, dass sie die Wettbewerbsrang-
                                                                      Abb. 1: Effizienter Arbeitsmarkt senkt Arbeitslosigkeit
    liste des Weltwirtschaftsforums (WEF) von 148 Ländern             Effizienz des Arbeitsmarktes (WEF Note) und Arbeitslosenrate in % für 34 OECD Länder
    nun bereits schon im fünften Jahr in Folge anführt.
                                                                                            30
                                                                                                             GRE
                                                                                                                               ESP
    Effizienz des flexiblen Schweizer Arbeitsmarkts                                         25
                                                                    Arbeitslosenrate in %

    Ein effizienter Arbeitsmarkt ist möglichst flexibel und gibt                            20
    Arbeitgebern und Arbeitnehmern viel Freiraum, einen                                                            PRT
                                                                                            15
    Arbeitsvertrag einzugehen. Zuviel Regulierung macht den                                            ITA
                                                                                                                                     SLK
                                                                                                                                                                     IRL
                                                                                                                                       POL FRA
    Arbeitsmarkt unflexibel, führt zu struktureller Arbeitslosig-                           10
                                                                                                                                     HUR
                                                                                                                                               BEL           NED  FIN
                                                                                                                                                                         EST CAN
                                                                                                              TUR          SLO                  USA CHE     LUX SWE DEN              GBR
    keit und gilt als ineffizient. Zwischen der Effizienz eines                              5
                                                                                                                                         CZK
                                                                                                                                             ISR AUS
                                                                                                                                                        AUT
                                                                                                                                                                             NZL
                                                                                                                                                                                           CH
                                                                                                                                                     DEU
    Arbeitsmarktes und der Arbeitslosigkeit in einem Land                                                                MEX              KOR                 JPN     NOR
                                                                                             0
    besteht ein negativer Zusammenhang: Je effizienter der                                       3,4                     3,9                 4,4               4,9                 5,4          5,9
    Arbeitsmarkt, desto geringer ist die Arbeitslosigkeit (siehe                                                                            Note Arbeitsmarkt
    Abb. 1). Der Schweizer Arbeitsmarkt ist laut WEF hinter         Quelle: Global Competitiveness Report (WEF), ILO, UBS

6   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Arbeitsmarkt – wie weiter?

und sollte dort eingesetzt werden, wo sie für den Arbeit-    schnittlich produktiv sein, das pro-Kopf-Wachstum in der
nehmer wie den Arbeitgeber den grössten Ertrag erzielt.      Schweiz ansteigen lassen und auch höhere Steuern zahlen.
Unternehmen sollten jedoch nicht deshalb vom Markt ver-      Darüber hinaus wirkt sich die höhere Erwerbstätigkeit
drängt werden, weil sie per Gesetz gezwungen werden,         unter Einwanderern positiv auf die Vorsorgesysteme aus.
Löhne über dem Marktniveau zu bezahlen und dadurch           Und sie sind mobil. Letztes Jahr wanderten 155 000 in die
wettbewerbsunfähig werden.                                   Schweiz ein, 70 000 verliessen sie aber auch wieder. Das
                                                             macht den Arbeitsmarkt sehr flexibel. Die Einwanderung
Nicht nur Breitenwachstum durch Einwanderung                 übernimmt die Rolle einer nationalen Zeitarbeitsagentur
Die hohe Nettozuwanderung in die Schweiz von durch-          und zieht Arbeitskräfte in den Bereichen an, in denen sie
schnittlich 1 Prozent in den letzten fünf Jahren war eine    am meisten gesucht sind. Inwieweit dieses Modell durch
notwendige Voraussetzung des soliden Wachstums. Aber         die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative vom
profitieren davon auch die Schweizer? Einige Gründe spre-    9. Februar 2014 gefährdet ist, wird auf die genaue Umset-
chen dafür. So ist die Erwerbstätigenquote unter Einwan-     zung ankommen. Wenn es gelingt, weiterhin die produk-
derern höher als unter den bereits in der Schweiz Ansässi-   tivsten Beschäftigten ins Land zu holen, ohne ein Büro­
gen. Zudem weisen Einwanderer, die seit Mitte der 1990er     kratiemonster zu erschaffen, dann kann der negative
Jahre in die Schweiz kommen, einen höheren Bildungs-         Einfluss auf die Wirtschaft gering gehalten werden.
stand aus als die ansässige Durchschnittsbevölkerung.
­Aufgrund dessen dürften Einwanderer auch überdurch-

                                                                                                                           iStockphoto

                                                                                     2. Quartal 2014 UBS Outlook Schweiz                 7
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Arbeitsmarkt – wie weiter?

                                                                                         UBS-Unternehmensumfrage: Einwanderung
    Abb. 2: Unternehmen nach Annahme der Massen­
    einwanderungsintitiative beunruhigt                                                  würde Unternehmen fehlen
    Ergebnisse der UBS-Unternehmensumfrage vom 26. Februar bis 6. März,                  Die Unternehmen in der Schweiz sehen die möglichen
    385 Antworten                                                                        Konsequenzen der Masseneinwanderungsinitiative auf
                                                                                         den Arbeitsmarkt durchaus kritisch. UBS hat zwischen
       Wie ist Ihr Unternehmen von der Annahme der
       Masseneinwanderungsinitiative betroffen?
                                                                                         dem 26. Februar und dem 4. März 385 Unternehmen
                                                                                         befragt. 56 Prozent der Unternehmen gaben an, durch
       50%
                                                                                         die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative negativ
       40%
                                                                                         betroffen zu sein. Darunter sehen sich 11 Prozent sogar
       30%                                                                               stark negativ betroffen (siehe Abb. 2). Ein Grund, weshalb
       20%                                                                               die Unternehmer die Masseneinwanderungsinitiative
                                                                                         ­kritisch beäugen, ist die Sorge, nicht so leicht qualifiziertes
       10%
                                                                                          Personals zu finden und Lohnerhöhung hinnehmen zu
        0%
                  stark     negativ        kein       positiv       stark        keine    müssen. 53 Prozent der Unternehmen geben an, dass die
                 negativ                 Einfluss                   positiv     Angabe    Beschäftigten aus der EU für ihr Unternehmen wichtig
                                                                                          sind; darunter für 27 Prozent sogar sehr wichtig. 51 Pro-
       Wie wichtig sind Arbeitnehmer mit Herkunft aus der
       Europäischen Union für Ihr Unternehmen?
                                                                                          zent der Unternehmen gehen davon aus, dass es durch
                                                                                          die Initiative schwieriger werden wird, qualifizierte Arbeits-
       30%
                                                                                          kräfte zu finden und 39 Prozent rechnen aufgrund der
       25%
                                                                                          Initiative mit Lohnsteigerungen in ihrer Branche.
       20%

       15%                                                                               Lohnerhöhungen sind für Unternehmer ein Kostenfaktor,
       10%
                                                                                         Arbeitnehmern würden dies aber sicherlich willkommen
                                                                                         heissen. Ob die Einwanderung den Lohnanstieg aber
        0%
                   sehr        wichtig         weniger             nicht        keine    ­tatsächlich gebremst hat, ist höchst komplex. Abgesehen
                  wichtig                      wichtig           relevant      Angabe     davon gibt es gute Gründe, dass sich die Einwanderung
                                                                                          positiv auf die Schweizer Wirtschaft ausgewirkt hat und
       Wie wird sich die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative darauf
       auswirken, qualifizierte Arbeitskräfte für Ihr Unternehmen zu finden?
                                                                                          das nicht nur in die Breite. Als weitaus problematischer
                                                                                          könnte sich allerdings die Annahme der Mindestlohn­
       50%
                                                                                          initiative erweisen. Ein Mindestlohn in der vorgeschlage-
       40%
                                                                                          nen Höhe würde die Flexibilität des Schweizer Arbeits-
       30%                                                                                marktes stark einschränken und dürfte zu steigender
       20%                                                                                struktureller Arbeitslosigkeit führen.
       10%

        0%
                  stark     negativ        kein        positiv       stark       keine
                 negativ                 Einfluss                    positiv    Angabe

       Welchen Einfluss erwarten Sie als Folge der Annahme der Massen-
       einwanderungsinitiative für die Lohnentwicklung in Ihrer Branche
       in den nächsten fünf Jahren?

       60%
       50%
       40%
       30%
       20%
       10%
        0%
                 starke     leichte       keinen      leichter      starker      keine
                  Lohn-      Lohn-        Einfluss     Lohn-         Lohn-      Angabe
               steigerung steigerung                 rückgang      rückgang

       Quelle: UBS-Unternehmensumfrage

8   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Arbeitsmarkt – wie weiter?

Ältere Arbeitskräfte haben grosses Potenzial
                                                               entspricht im Durchschnitt 0,7 vollzeitäquivalenten Arbeits-
                                                               stellen pro Person im Erwerbsalter. Die in der Schweiz
                                                               geleistete Arbeit stieg im Verlauf des letzten Jahrzehnts
                                                               um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr. Schreibt man die-
                                                               ses Wachstum fort, und geht man weiterhin von 0,7 Voll-
                                                               zeitäquivalenten an geleisteter Arbeit bei den Personen im
                                                               Erwerbsalter aus, so entstünde in 10 Jahren eine Lücke von
                                                               fast einer halben Millionen Vollzeitstellen. In der langen
                        Veronica Weisser                       Frist würde der Arbeitskräftemangel sogar noch deutlich
                        Ökonomin, UBS AG                       stärker ausfallen. Geht man davon aus, dass bis im Jahr
                                                               2060 der Erwerbsgrad der Personen im Erwerbsalter um
                                                               mehr als 10 Prozent auf 0,8 Vollzeitäquivalente im Durch-
                                                               schnitt ansteigt, und der Bedarf an geleisteter Arbeit nur
In der Schweiz fehlt es an Arbeitskräften. Dieser              um die halbe Rate des vergangenen Jahrzehnts ansteigt,
Mangel wird sich durch den demografischen Wandel               so entstünde bis 2060 eine Lücke von etwas mehr als
und die Annahme der Masseneinwanderungsinitia-                 900000 Vollzeitstellen. Demgegenüber läge bei den
tive noch verschärfen. Erwerbstätige im Pensionie-             1,3 Millionen 65- bis 75-Jährigen ein Potential diese Lücke
rungsalter stellen ein grosses Potential für den               teilweise zu schliessen. Eine restriktive Kontingentierung
Schweizer Arbeitsmarkt dar. Auch die Sozialsysteme             ausländischer Arbeitskräfte würde diese Entwicklung
würden profitieren.                                            zusätzlich verschärfen.

 Clara ist 69 Jahre alt und pflegt mit einem 40 Prozent-­      Die gute Nachricht: Die heute 60- bis 75-Jährigen sind
 Pensum schwerstbehinderte Kinder. Aufgrund der Ruhe           so gesund wie noch nie zuvor. Die Lebenserwartung
 mit der sie auch schwierige Situationen angeht, ihrer zeit­   eines 65-jährigen Mannes in der Schweiz beträgt weitere
 lichen Flexibilität – ihre zwei Kinder sind erwachsen – und   21,4 Jahre, die einer 65-jährigen Frau gar 23,9 Jahre.
 ihrer Lebenserfahrung schätzt sie ihr Arbeitgeber als wert-   Wir bleiben länger aktiv, selbstbestimmt, und kreativ als
 volle Arbeitskraft. Gleichzeitig bleiben ihr genug Zeit für   je zuvor. Die Leistungen höherer Jahrgänge in der Frei­
 die Enkel und Freunde. Clara gehört zu der weltweit wach-     willigenarbeit und im Familienkontext sind schon heute
 senden Gruppe Erwerbstätiger im Pensionierungsalter.          sehr bedeutsam. Das Bundesamt für Statistik schätzt des-
 Auf die Bereitschaft dieser sich in Zukunft im Arbeitsmarkt   sen Einsatz im institutionalisierten Freiwilligenbereich auf
 einzubringen, sind die Industrienationen zunehmend            über 45 Millionen Stunden, in den Haushalten anderer gar
­angewiesen.                                                   über 100 Millionen Stunden pro Jahr. Dies entspricht je ­
                                                               13 Prozent und 28 Prozent des Zeitaufwands für solche
Genug Arbeitskräfte für die Schweiz?                           Aufgaben in der Gesamtbevölkerung. Hinzu kommen rund
Auch für die Schweiz stellen ältere Erwerbstätige ein          25 Millionen Stunden unbezahlter Pflegearbeit für andere
­grosses Potential für den Arbeitsmarkt dar. Die Anzahl        Haushaltsmitglieder. Hingegen ist die Beteiligung am orga-
 ­Personen im Erwerbsalter in der Schweiz wird in den kom-     nisierten Arbeitsmarkt, mit etwa 15 Prozent der 65- bis
  menden 15 Jahren stagnieren und anschliessend sogar          75-Jährigen, noch eher gering.
  leicht zurückgehen.1 In Realität verursacht ein Rückgang
des Arbeitsangebots über einen Anstieg der Löhne einen         Eine regelmässige und formale Erwerbstätigkeit für Ältere
Rückgang der Beschäftigung und des Wirtschaftswachs-           kann aus persönlicher und gesamtwirtschaftlicher Sicht
tums. Die «Lücke» des Arbeitskräftemangels wird also           sinnvoll sein. Aus individueller Perspektive kann eine
durch ein niedrigeres Wirtschaftswachstum geschlossen.         Erwerbstätigkeit auch im höheren Alter attraktiv sein,
                                                               wenn sie die finanzielle Position verbessert, wenn sie sti-
Geht man hingegen von einer Zielgrösse beim Wirtschafts-       muliert und bereichert, wenn sie sinnstiftend wirkt, die
wachstum und bei der Beschäftigung aus, so kann der
Arbeitskräftemangel auf der Basis der Demografie
geschätzt werden. Im Verlauf des kommenden Jahrzehnts
erreichen fast eine Millionen Personen in der Schweiz das
Rentenalter. Dies bei einer Bevölkerung im Erwerbsalter        1
                                                                   Die Rechnungen und Angaben in diesem Text beruhen auf dem
von etwa 5 Millionen Personen, die derzeit etwa 3,5 Milli-         «mittleren» Szenario (Szenario A-00-2010) der Bevölkerungsvoraus­
onen an vollzeitäquivalenten Arbeitsstellen leisten. Dies          berechnungen des Bundesamts für Statistik (2010).

                                                                                              2. Quartal 2013 UBS Outlook Schweiz      9
UBS Outlook Schweiz Konjunkturanalyse Schweiz - Arbeitsmarkt - wie weiter?
Arbeitsmarkt – wie weiter?

     gesellschaftliche Integration fördert und Vereinsamung           markt und die Präferenz der Arbeitnehmer für jüngere
     entgegenwirkt. Gleichzeitig kann ein Teilzeitpensum den          Erwerbstätige. Hier kommt die zu erwartende Verschär-
     Alltag entlasten und einen gleitenden Übergang in die            fung des Arbeitskräftemangels den älteren Erwerbswilligen
     Rente ermöglichen. Aus ökonomischer und gesellschaft­            entgegen. Unternehmen werden sich zunehmend der
     licher Perspektive stellt jede Arbeitskraft ein positives        neuen Realität anpassen und ihr Angebot auch für ältere
     ökonomisches Potential dar, welches den Wohlstand der            Erwerbswillige attraktiv halten müssen. Hohe Löhne und
     Gesellschaft zu sichern hilft. Je besser die spezifischen        Sozialabgaben stellen hingegen einen Wettbewerbsnach-
     Kompetenzen, Erfahrungen und Interessen einer Person             teil für die Älteren dar. Denkbar ist durchaus, dass ältere
     zur Geltung kommen, desto produktiver kann sie sein.             Erwerbstätige diesem Nachteil entgegenwirken indem sie
     Dies bedeutet auch, dass im höheren Alter häufig ein Job-        ihre Arbeitskraft zu niedrigeren Löhnen anbieten, die ihre
     wechsel zielführend ist. Denn Alter und Erfahrung sind           potenziell geringere Dynamik und Ausdauer berücksichti-
     dort besonders wertvoll, wo eine ruhige Hand mit Über-           gen – ähnlich wie junge Erwerbstätige aufgrund ihrer
     sicht gebraucht wird (Coaching, psychologische Beratung),        geringen Erfahrung ihre Arbeitskraft zu niedrigeren Löh-
     wo viel Zeit für Monitoring gebraucht wird (Sicherheits-         nen anbieten. Die Stärke eines flexiblen Arbeitsmarktes
     dienst), wo Beziehungen zu anderen Personen auch höhe-           liegt gerade darin, dass Löhne Unterschiede zwischen
     ren Alters bedeutend sind (Pflege), wo zeitliche Flexibilität    Erwerbstätigen widerspiegeln können. Somit bleiben die
     gefragt ist (Kinderbetreuung, Nachtschichten) oder wo            Erwerbswilligen für Unternehmen attraktiv während der
     eine gediegene Seniorität gefragt ist (Empfang).                 Wohlstand der Gesellschaft aufgrund einer hohen Beschäf-
                                                                      tigung langfristig erhalten werden kann.
     Umdenken vonnöten – in Unternehmen und
     bei den Löhnen
     Als Gegenargument der Beschäftigung höherer Jahrgänge
     gelten die häufig fehlenden Chancen auf dem Arbeits-

      Win-Win-Situation für die Altersvorsorge
      Der Einbezug Erwerbswilliger im Rentenalter auf dem              heute 85-jährige Person (Jahrgang 1929) eine Minderbelas-
      Schweizer Arbeitsmarkt würde auch den durch die Demo-            tung von etwa 680 CHF pro Lebensjahr gegenüber dem
      grafie belasteten Sozialsystemen etwas Luft verschaffen. Seit    heute 65-jährigen Neurentner.
      dem Scheitern der 11. AHV-Revision im Parlament und der
      im Jahr 2010 per Volksabstimmung abgelehnten Herabset-           Eine bedeutende Frage ist, wie die AHV reformiert werden
      zung des Umwandlungssatzes in der 2. Säule ist der Zwie-         kann, ohne dass die Kosten einseitig auf den Schultern der
      spalt zwischen Reformbedarf und Reformfähigkeit weiter           jungen Generationen lasten. Im Ausland wurde früh reagiert
      gestiegen.                                                       und auf eine Erhöhung des Rentenalters gesetzt, da so ­
                                                                       auch rentennahe Generationen zumindest einen Teil der
      Gemäss unserer kürzlich in Kooperation mit dem Forschungs-       Sanierungskosten tragen. In Grossbritannien und Irland wird
      zentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im         im ­Verlauf der kommenden Jahrzehnte das Rentenalter auf
      Breisgau publizierten Studie2 zur Nachhaltigkeit der Schwei-     68 Jahre, in der Tschechischen Republik gar auf 69 Jahre
      zer Altersvorsorge, übersteigen die Rentenversprechen in der     erhöht.
      AHV den Barwert zukünftiger Einnahmen der AHV um 173,4
      Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Ausserdem            Eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters in der Schweiz
      zeigt sich ein starker Anstieg in der Belastung durch die AHV    von aktuell 64 für Frauen und 65 für Männer würde eine
      nach Jahrgängen. Wird angenommen, dass die Finanzie-             ­doppelte Signalwirkung haben – Unternehmen wären ange-
      rungslücke in der AHV durch eine Mehrwertsteuererhöhung           halten, ihren älteren Angestellten länger ein gutes Umfeld zu
      ab 2025 geschlossen werden soll, so beläuft sich die Mehr-        bieten, und die starke Umverteilung zu Lasten der heute jun-
      belastung (Beiträge gegenüber empfangenen Leistungen)             gen Generationen würde zumindest teilweise entschärft. Für
      für eine ­Person des Jahrgangs 2010 auf 1590 CHF pro              die Schweiz ist ein höheres Rentenalter eine Chance das
      Lebensjahr und für eine Person des Jahrgangs 1980 auf 860         Potential der älteren Generationen am Arbeitsmarkt zu nut-
      CHF gegenüber einer Person, die heute das Rentenalter             zen und die jüngeren Generationen zu entlasten.
      erreicht (Jahrgang 1949). Hingegen sind heutige Rentner
      höheren Alters noch deutlicher bessergestellt. So hat eine       2
                                                                           Unter www.ubs.com/vorsorgeforum abrufbar.

10   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
Arbeitsmarkt – wie weiter?

Frauen an die Arbeit
                                                                                                                                                                                                                                      Das Alter entscheidet über Erwerbstätigkeit
                                                                                                                                                                                                                                      Je nach Alter ist die Erwerbsquote unterschiedlich. Wäh-
                                                                                                                                                                                                                                      rend bei den 15 bis 24-jährigen Frauen gut 68 Prozent einer
                                                                                                                                                                                                                                      Arbeit nachgehen, sind es bei den 25–39 jährigen bereits
                                                                                                                                                                                                                                      83,9 Prozent und bei den 40 bis 54-jährigen 86 Prozent.
                                                                                                                                                                                                                                      Die relativ geringe Beteiligung der jüngsten Gruppe könnte
                                                                                                                                                                                                                                      darauf zurückzuführen sein, dass in diesem Alter viele
                                                                                                                                                                                                                                      Frauen noch in der Ausbildung stehen. Auch je nach Aus-
                                                                                     Sibille Duss                                                                                                                                     bildungsstand unterscheiden sich die Erwerbsquoten der
                                                                                     Ökonomin, UBS AG                                                                                                                                 Frauen. Je knapp ein Drittel der beschäftigten Frauen in der
                                                                                                                                                                                                                                      Schweiz hat als höchsten Abschluss eine Berufslehre oder
                                                                                                                                                                                                                                      einen tertiären Abschluss.

                                                                                                                                                                                                                                      Grundsätzlich kann beobachtet werden, dass Frauen mit
Aufgrund alternder Gesellschaften und rückläufiger                                                                                                                                                                                    einem überdurchschnittlichen Bildungsniveau eher erwerbs-
Geburtenraten wird in naher Zukunft in vielen Indus-                                                                                                                                                                                  tätig sind als Frauen mit einem unterdurchschnittlichen
triestaaten die erwerbstätige Bevölkerung sinken.                                                                                                                                                                                     ­Bildungsniveau. Erstaunlicherweise ist die Erwerbsquote
Die Schweiz hat diesem Trend bisher unter anderem                                                                                                                                                                                      der Frauen mit Kindern im Alter von sieben bis 14 Jahren
durch die Öffnung der Grenzen und einer höheren                                                                                                                                                                                        mit 83,9 Prozent höher als bei denjenigen Frauen ohne
Einwanderung entgegengewirkt. Indem der Beschäf-                                                                                                                                                                                       ­Kinder unter 15 Jahren mit 77,2 Prozent. Die geringste
tigungsgrad der Frauen erhöht wird, kann der Fach-                                                                                                                                                                                      Erwerbs­tätigkeit von 71,9 Prozent findet man bei Frauen
kräftemangel ebenfalls verringert werden.                                                                                                                                                                                               mit Kindern im Alter bis zu sechs Jahren.

Im internationalen Vergleich hatte die Schweiz im Jahr                                                                                                                                                                                Die hohe Erwerbsquote der Frauen in der Schweiz wird
2012 mit 77,2 Prozent die dritthöchste Erwerbsquote von                                                                                                                                                                               auch in einem Report von PriceWaterhouseCoopers (PwC)
Frauen in der OECD, hinter Island mit 83,3 Prozent und                                                                                                                                                                                honoriert1. Im Report «Women in Work Index» schneidet
Schweden mit 77,9 Prozent (Abbildung 1). Sehr viele                                                                                                                                                                                   die Schweiz bei der weiblichen Erwerbsquote bei den
Frauen sind zwar in der Schweiz erwerbstätig, jedoch eher                                                                                                                                                                             untersuchten Ländern auf dem zweiten Platz ab. Insge-
mit einem kleinen Pensum. Die Vollzeiterwerbsquote der                                                                                                                                                                                samt aber war die Schweiz im Report vom Jahr 2013 ledig-
Frauen in der Schweiz beträgt nur rund ein Drittel, was                                                                                                                                                                               lich auf dem Rang 7 platziert. Gründe sind vor allem eine
41 Prozent der beschäftigten Frauen entspricht. Dieser                                                                                                                                                                                im internationalen Vergleich geringe Vollzeiterwerbsquote
Anteil der Vollzeit erwerbstätigen Frauen an den insgesamt                                                                                                                                                                            und einen relativ hohen Unterschied beim Erwerbseinkom-
beschäftigten Frauen ist seit 1992 um 10 Prozent gefallen.                                                                                                                                                                            men von Frauen relativ zu den Männern.
Etwa ein Drittel der teilzeitbeschäftigten Frauen arbeiten
je zwischen 20 bis 49 Prozent oder 50 bis 69 Prozent.                                                                                                                                                                                 Ökonomische Gründe der Arbeitsmarktbeteiligung
                                                                                                                                                                                                                                      Einen starken negativen Anreiz auf die Erwerbsquote und
                                                                                                                                                                                                                                      somit auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat ein
                                                                                                                                                                                                                                      mangelndes oder teures Angebot an Krippenplätze.
Abb. 1: Sehr hohe Frauen-Erwerbsquote in der Schweiz                                                                                                                                                                                  Zudem fördert ein flexibler und liberaler Arbeitsmarkt eher
Erwerbsquote von Frauen, 2012                                                                                                                                                                                                         die Erwerbstätigkeit von Frauen2.In diesem Punkt schneidet
 90                                                                                                                                                                                                                                   die Schweiz (siehe Artikel Seite 6) im internationalen Ver-
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               Schweden

                                                          Kanada
                                                                   Niederlande
      Island

                          Schweiz
                                    Norwegen
                                               Dänemark

                                                                                 Finnland
                                                                                            Deutschland
                                                                                                          Grossbritannien
                                                                                                                            Österreich
                                                                                                                                         Portugal
                                                                                                                                                    Spanien
                                                                                                                                                              USA
                                                                                                                                                                    Frankreich
                                                                                                                                                                                 Japan
                                                                                                                                                                                         Luxemburg
                                                                                                                                                                                                     OECD Länder
                                                                                                                                                                                                                   Irland
                                                                                                                                                                                                                            Italien

                                                                                                                                                                                                                                      1
                                                                                                                                                                                                                                          PriceWaterhouseCoopers (2013): Women in Work Index 2013.
                                                                                                                                                                                                                                      2
                                                                                                                                                                                                                                          Mühleisen, Sibylle und Widmer, Rolf (2004): Vereinbarkeit von Beruf
                                                                                                                                                                                                                                          und Familie – die Bedeutung institutioneller Faktoren, Die Volkswirt-
Quellen: OECD, UBS                                                                                                                                                                                                                        schaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, Vol. 11

                                                                                                                                                                                                                                                                       2. Quartal 2014 UBS Outlook Schweiz        11
Arbeitsmarkt – wie weiter?

     Einer der am meist diskutierten negativen Anreize ist die              Frauen. Zudem könnte der Erhalt von nicht Arbeitsmarkt-
     sogenannte Heiratsstrafe. Die Heiratsstrafe impliziert, dass           Einkommen wie Sozialhilfe generell einen negativen Ein-
     verheiratete Frauen aufgrund des Steuersystems gegen-                  fluss auf die Erwerbstätigkeit einer Person haben2.
     über Frauen in Konkubinatsbeziehungen einen steuerli-
     chen Nachteil bei einer Erwerbstätigkeit haben. Die meis-              Neben der ganz persönlich individuellen Ebene, die für
     ten Kantone in der Schweiz haben ein progressives Steuer-              oder gegen eine Erwerbstätigkeit entscheidet, und den
     system, was heisst, das der Steuersatz mit steigendem                  zahlreichen ökonomischen Aspekten spielt die Branche,
     Einkommen ebenfalls ansteigt. Ist nun die Ehefrau eben-                in der die Frau erwerbstätig wäre, ebenfalls eine erhebliche
     falls erwerbstätig, könnte dies dazu führen, dass das Paar             Rolle 4. Wie erwähnt, sind viele Frauen mit Kindern nicht
     aufgrund des zusätzlichen Einkommens der Frau ihr                      vollzeit erwerbstätig, sondern arbeiten in einem Teilpen-
     gemeinsames Einkommen mit einem höheren Steuersatz                     sum.
     versteuern muss. Dadurch bezahlt das Ehepaar auch relativ
     gesehen mehr Steuern, als wenn die Frau nicht erwerbstä-               Um die Erwerbsquote von Frauen zu erhöhen, müssten
     tig wäre. Bereits im Jahr 1984 wurde vom Bundesgericht                 Politiker und Unternehmer die Anreize vor allem für Frauen
     die Ungleichbehandlung von Ehepartnern als verfassungs-                verbessern, die aus ökonomischen Gründen nicht unbe-
     widrig eingestuft und viele Kantone und der Bund haben                 dingt arbeiten müssen. Gute arbeitsmarktrechtliche und
     Gegenmassnahmen ergriffen. Das Einkommen des Paares                    Aspekte wie ein durchgängiges und vielfältiges Krippen-
     spielt dabei eine entscheidende Rolle, ob es zu dieser                 und Hortangebot hat auf diejenigen Frauen die grösste
     ­Heiratsstrafe kommt oder nicht 3. Generell gilt, je höher             Wirkung, die aufgrund der Einkommenssituation des Part-
      das Einkommen, desto schlechter sind verheiratete Paare               ners nicht arbeiten müssten und sich je nach Präferenzen
      gegenüber Konkubinatsbeziehungen gestellt. Bei einem                  und Rahmenbedingungen für oder gegen eine Erwerbs-
      Haushaltseinkommen von 50 000 CHF sind Ehepartner nur                 tätigkeit entscheiden können5.
      in den Kantonen Obwalden und der Waadt benachteiligt.
      Bei einem Einkommen von 250 000 CHF sind Verheiratete
      nur in sieben Kantonen steuerlich benachteiligt. Dieses
      Thema ist auch immer wieder auf der politischen Agenda.
      Beispielsweise ist zur Zeit eine Initiative der CVP im Parla-
      ment hängig, die die Abschaffung dieser Heiratsstrafe
      ­fordert.

     Lohndiskriminierung hat eine negative
     Anreizwirkung auf die Partizipation
     Des Weiteren haben beispielsweise die Lohndiskriminie-
     rung von Frauen und ein hohes Einkommen des Partners
     eine negative Anreizwirkung auf die Erwerbstätigkeit von

     Abb. 2: Vollzeiterwerbstätigkeit der Frauen nimmt ab
     Beschäigungsrad der Frauen in der Schweiz, in %

     60                                                                     2
                                                                              Mühleisen, Sibylle und Widmer, Rolf (2004): Vereinbarkeit von Beruf
     50
                                                                              und Familie – die Bedeutung institutioneller Faktoren, Die Volkswirt-
                                                                              schaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, Vol. 11
     40                                                                     3
                                                                              Peters, Rudi (2014): Steuerliche Ungleichbehandlung von verheirate-
     30                                                                       ten und unverheirateten Paaren in den Kantonen und beim Bund, Eid-
                                                                              genössisches Finanzdepartement, Eidgenössische Steuerverwaltung
     20
                                                                              ESTV, Bern..
     10                                                                     4
                                                                              20 Minuten (2014): Wo sie Teilzeit arbeiten können – und wo nicht
      0                                                                       (http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Wo-Sie-Teilzeit-arbeiten-
                           1991                            2013               koennen-und-wo-nicht-29881996).
          unter 20%          20–49%            50–69%   70–89%    90–100%
                                                                            5
                                                                              Steffen, Isabelle (2007): Familienpolitischer Kontext der Frauen­
                                                                              erwerbstätigkeit in der Schweiz, Die Volkswirtschaft – Das Magazin
     Quellen: OECD, UBS                                                       für Wirtschaftspolitik, Vol. 5.

12   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
Arbeitsmarkt – wie weiter?

Grenzgänger fordern Kantone heraus
                                                                        So wurde die tägliche Rückkehr durch eine wöchentliche
                                                                        Heimkehrpflicht ersetzt und seit Juni 2007 müssen Grenz-
                                                                        gänger ihren Wohnsitz nicht mehr in der Grenzzone haben.
                                                                        Zweitens hat der massive Anstieg der Arbeitslosenquote
                                                                        in der Eurozone seit 2007 die Mobilität der Menschen in
                                                                        Europa deutlich erhöht. Und drittens lagen die Durch-
                                                                        schnittslöhne in der Schweiz im Jahr 2010 rund 40 bis 60
                                                                        Prozent über den Löhnen jenseits der Grenzsteine und
                             Elias Hafner                               die Frankenaufwertung seit 2010 hat das Arbeiten in der
                             Ökonom, UBS AG                             Schweiz nochmals deutlich attraktiver gemacht. Kommt
                                                                        hinzu, dass Grenzgänger beispielsweise im Tessin noch
                                                                        steuerlich privilegiert werden.

                                                                        Angesichts dieser Fakten ist es nicht verwunderlich, dass
                                                                        Grenzgänger teilweise als mitverantwortlich für tiefe Löhne
                                                                        und den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes angesehen
                                                                        werden. Insbesondere wenn man bedenkt, dass im Tessin
                                                                        die Zunahme der Grenzgänger seit 2001 fast der Gesamt-
                             Matthias Holzhey                           zahl der neu geschaffenen Stellen im gleichen Zeitraum
                             Ökonom, UBS AG
                                                                        entsprach.

                                                                        Mehr Langzeitarbeitslose, aber auch mehr Wachstum
Mit der Personenfreizügigkeit hat sich das Arbeits-                     Vom extremen Beispiel Tessin kann aber nicht auf den
kräfteangebot stark erhöht, speziell in den Grenz­                      Schweizer Durchschnitt geschlossen werden. So arbeitet
regionen. Mit der Umsetzung der Masseneinwande-                         in Basel und Genf ein Grossteil der Grenzgänger nicht in
rungsinitiative rücken diese Regionen in den Fokus.                     den typischen Tieflohnbranchen Bau oder dem Gastge-
Eine zu starke Kontingentierung könnte auch                             werbe, sondern sie sind hochqualifizierte Arbeitskräfte, sei
Arbeitsplätze von Schweizern bedrohen.                                  es in der Pharmaindustrie oder im Bereich der Unterneh-
                                                                        mensdienstleistungen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften
Gegen eine Million mehr Köpfe, eine halbe Million mehr                  ermöglicht oder vereinfacht es für viele Firmen zu wachsen
Beschäftigte, ein Plus von 120 000 Grenzgängern: Die                    und hilft Produktionskosten tief zu halten. Das grosse
Mitte 2002 eingeführte Personenfreizügigkeit hat die                    Arbeitskräftepotenzial hat insbesondere die Grenzregionen
Schleusen zum Schweizer Arbeitsmarkt schrittweise geöff-
net und somit den Firmen in der Schweiz ein deutlich
                                                            Lohngefälle macht Schweiz für Grenzgänger attraktiv
erhöhtes Arbeitsangebot erschlossen. Werden die absolu-
                                                            Durchschnittlicher Stundenverdienst (Unternehmen mit 10 Angestellten oder mehr)
ten Zahlen betrachtet, so konzentrieren sich 45 Prozent der Schweiz = 100, 2012
Einwanderer auf die Kantone Zürich, Genf und Waadt. In      120
Relation zur Beschäftigung und unter Einbezug der Grenz- 100
gänger zeigt sich die stärkste Abhängigkeit von ausländi-    80
schen Arbeitskräften aber in den Grenzkantonen. In den       60
Kantonen Tessin, Jura, Genf, Schaffhausen, Neuenburg         40
und den beiden Basel spielt die Zuwanderung in Relation      20
zur Zahl der Grenzgänger eine untergeordnete Rolle.
                                                              0
Gerade in diesen Kantone dürfte die Umsetzung der
                                                                               Zürich

                                                                                        Nordwestschweiz

                                                                                                          Genferseeregion

                                                                                                                            Schweiz

                                                                                                                                      Zentralschweiz

                                                                                                                                                       Espace Mittelland

                                                                                                                                                                                                  Baden-Württemberg (DE)

                                                                                                                                                                                                                                                 Centre-Est (FR)

                                                                                                                                                                                                                                                                              Lombardei/Piemont (IT)
                                                                                                                                                                           Ostschweiz

                                                                                                                                                                                         Tessin

                                                                                                                                                                                                                           Westösterreich (AT)

                                                                                                                                                                                                                                                                   Est (FR)

­Masseneinwanderungsinitiative am stärksten spürbar
 ­werden, sollte die Zahl der Grenzgänger im Rahmen einer
  Kontingentierung beschränkt werden.

Starker Franken erhöht die Löhne
Die Zahl der Grenzgänger hat mit der Einführung der Perso-              Lesebeispiel: Der durchschnittliche Stundenverdienst in der Region Westöstereich beträgt
nenfreizügigkeit um 70 Prozent zugenommen: Erstens wur-                 53% des Schweizer Medianlohns pro Stunde.
den die Bestimmungen für Grenzgänger deutlich gelockert.                 Quellen: OECD, UBS

                                                                                                                                                       2. Quartal 2014 UBS Outlook Schweiz                                                                                                             13
Arbeitsmarkt – wie weiter?

     für Firmenansiedlungen sehr attraktiv gemacht und damit                                                                                                        Sollten bindende Kontingente oder eine Verschärfung der
     zu positiven Auswirkungen auf Wachstum und Beschäfti-                                                                                                          Regeln für Grenzgänger die Standortvorteile der Grenz-
     gung geführt.                                                                                                                                                  kantone aufs Spiel setzen, so droht der Wegzug von Fir-
                                                                                                                                                                    men, was auch zu Verlusten von Arbeitsplätze von Schwei-
     Ein grosses Arbeitskräfteangebot an Grenzgängern muss                                                                                                          zern und von Steuererträgen führt. Ob sich damit höhere
     also nicht zu tieferen Löhnen führen. Die Daten scheinen                                                                                                       Löhne und eine bessere Integration von Langzeitarbeits­
     dies zu bestätigen. So stiegen die Löhne in der stark von                                                                                                      losen erzielen lässt, ist zumindest zweifelhaft.
     Grenzgängern abhängigen Baubranche im Tessin in den
     letzten zehn Jahren stärker als im Landesdurchschnitt –      Kantonale Unterschiede erfordern kantonale
     wenn auch von einem etwas tieferen Niveau ausgehend.         Mitsprache
     Zwar dürfte sich der verstärkte Wettbewerb mit Grenz­        Unbestritten bestehen grosse Unterschiede zwischen den
     gängern für Einheimische negativ auf das Lohnwachstum        Kantonen bezüglich dem Einfluss der Grenzgänger auf den
     ausgewirkt haben, Lohndumping im grossen Stil wird aber      lokalen Arbeitsmarkt. Für die direktbetroffenen Kantone
     kaum beobachtet oder zumindest durch die flankierenden       dürfte es deshalb wichtig sein, bei der Ausgestaltung der
     Massnahmen abgeschwächt.                                     Kontingente für die Grenzgänger starke Mitspracherechte
                                                                  zu erhalten. Einerseits sollte eine drohende, von aussen
     Hingegen ist in den Grenzkantonen die Dauer der Arbeits- diktierte Beschneidung des Arbeiterpools verhindert wer-
     losigkeit typischerweise länger, was sich in einer höheren   den können und anderseits sollte den Kantonen die Mög-
     Arbeitslosenrate spiegelt. So hat der Kanton Tessin, in dem lichkeit geboten werden, sofern dies lokal für nötig gehal-
     fast jede dritte Stelle durch einen Grenzgänger besetzt ist, ten wird, die eigene Bevölkerung von negativen Nebener-
     historisch eine der höchsten Arbeitslosenquoten; ebenso      scheinungen zu schützen. Eine dezentrale Lösung bietet
     die französischsprachigen Kantone Genf, Waadt, Neuen-        sich an, da die Folgen von mehr Grenzgängern meist nur
     burg, Jura oder auch der Kanton Basel. Am unteren Ende       lokal, das heisst im entsprechenden Kanton, zu spüren sind.
     der Skala findet man hingegen die Zentralschweizer Kan-
     tone, wo geografisch bedingt nur sehr wenige Grenzgän-       So will das Tessin die Kontingente für Grenzgänger künftig
     ger beschäftigt sind. Mehr Grenzgänger führen in der         selber festlegen. Das Tessiner Parlament hat eine entspre-
     Regel nicht zur direkten Entlassung und Verdrängung von      chende Standesinitiative verabschiedet, die auch für die
     einheimischen Arbeitskräften. Aber die erhöhte internatio- anderen Kantone gelten soll. Ob eine besondere Behand-
     nale Konkurrenz scheint den schnellen Wiedereintritt von     lung der Frontalieri vereinbar ist mit gesamtschweizeri-
     Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt zu erschweren.              schen Interessen und den rechtlichen Rahmenbindungen
                                                                  der Masseneinwanderungsinitiative, bleibt zu prüfen und
                                                                  wird Teil des politischen Verteilungskampfes sein.

     Grosse kantonale Unterschiede der Nachfrage nach Grenzgängern
     Zunahme der Grenzgänger relativ zur Zunahme der Vollzeitstellen (2001–2011), in %
                 Tessin
          Jura

     90
     80
                          Neuenburg

     70
                                      Genf

                                                                                 Appenzell Ausserrhoden

     60
                                             Schafausen

     50
                                                           Basel-Stadt

                                                                                                                                                                                                                                  Appenzell Innerrhoden

     40
                                                                                                                       Graubünden
                                                                                                          Basel-Land
                                                                         Waadt

     30
                                                                                                                                    Aargau

                                                                                                                                                       St. Gallen
                                                                                                                                             Thurgau

                                                                                                                                                                                         Nidwalden

                                                                                                                                                                                                                       Obwalden
                                                                                                                                                                             Solothurn

     20
                                                                                                                                                                    Glarus

                                                                                                                                                                                                                                                                       Freiburg
                                                                                                                                                                                                              Zürich

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Schwyz
                                                                                                                                                                                                     Wallis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Luzern
                                                                                                                                                                                                                                                          Bern

     10
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Zug
                                                                                                                                                                                                                                                                 Uri

      0

     Quellen: BfS, UBS

14   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
Arbeitsmarkt – wie weiter?

«Die Pharma könnte durchaus ins Ausland
abwandern»
Mit Professor George Sheldon von der Universität Basel sprach Pierre Weill.

                                                                        In welchen Bereichen würden die Löhne steigen?
                                                                        Das wäre sicher bei den gut qualifizierten Fachkräften der
                                                                        Fall, nicht aber bei den weniger ausgebildeten, da es bereits
                                                                        ein Überangebot an Niedrigqualifizierten hierzulande gibt.
                                                                        Dies würde die Lohnschere öffnen. In den vergangenen
                                                                        Jahrzehnten haben sich die Löhne nach Bildungsstand nicht
                                                                        verändert.

                                                                        Welche Kriterien sollten für die Zuteilung von
                                                                        Kontingenten massgebend sein?
                                                                        Die Produktivität der Zuwanderer sollte aus volkswirtschaft-
                                                                        licher Sicht ein Kriterium sein. In den Bereichen mit der
                                                                        höchsten Wertschöpfung sollten keine Kontingente erlas-
                                                                        sen werden. Werden diese Kriterien angewendet, würden
                                                                        die Kontingente insbesondere die Landwirtschaft und den
                                                                        Bau treffen, typische Bereiche mit tiefer Wertschöpfung.
                                                                        Insbesondere die Landwirtschaft würde also jene Gegen-
                                                                        den treffen, die vorwiegend für eine Kontingentierung
                                                                        gestimmt haben. Die Annahme der Initiative war gar nicht
                                                                        im Interesse der landwirtschaftlich dominierten Gebiete.

Professor Sheldon, wird die Annahme der Massen-                         Sie haben aufgezeigt, dass in den 1990er Jahren bei
einwanderungsinitiative zu höheren Löhnen führen,                       der Einwanderung ein Wandel stattfand. Anstatt tief
da weniger Arbeitskräfte für offene Stellen zur Ver-                    qualifizierter Arbeitskräfte kamen zunehmend gut
fügung stehen werden?                                                   ausgebildete Fachkräfte in die Schweiz und zwar
Dies hängt davon ab, ob die Kontingente so eingeführt                   noch vor Abschluss der bilateralen Verträge mit der
werden, dass sie wirklich greifen. Da sprechen zwei Dinge               EU. War dies ein bewusster Entscheid?
dagegen. Erstens hat Christoph Blocher selber gesagt, dass              Ja, aber es war ein Entscheid der Wirtschaft und nicht der
die Unternehmen weiterhin ihre Fachkräfte erhalten wer-                 Politik. Da die Unternehmen damals Fachkräfte mit der
den. Wenn die Firmen also die nötigen Fachkräfte erhalten,              erforderlichen Qualifikation nicht in ausreichendem Aus-
heisst dies, dass der Staat keine reale Einschränkung ein-              mass in der Schweiz fanden, rekrutierten sie diese im Aus-
führt. Zweitens sind historisch gesehen die Kontingente                 land. Während Jahrzehnten lag der Anteil an Akademikern
immer den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst worden.                 bei den Arbeitskräften aus dem Ausland unter 20% und
Sowohl in den 1980er als auch in den 1990er Jahren, als                 jener an Ungelernten bei über 50%. Dieses Verhältnis
die Einwanderung jeweils stark zunahm, geschah dies                     drehte sich in den 1990er Jahren und zwar ohne bewuss-
immer unter einem Kontingent-System. Und Blocher sagt                   ten politischen Entscheid.
jetzt, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Wenn
also das Arbeitskräfteangebot nicht oder nicht stark ein-               Könnte es auf Grund der Initiative vermehrt
geschränkt wird, wird es zu keinen Lohnerhöhungen kom-                  zu Auslagerungen von Unternehmen ins Ausland
men. Bei einer sehr rigiden Einschränkung wird es aber                  kommen?
zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen den Arbeit-                    Ein wichtiger Standortfaktor ist der leichte Zugang zu
gebern um Fachkräfte kommen. Dies würde zu einer Erhö-                  Fachkräften. Man kann sich durchaus vorstellen, dass die
hung des Lohnniveaus führen.                                            Pharmaindustrie, falls sie in der Schweiz keine Forscher

                                                                                                  2. Quartal 2013 UBS Outlook Schweiz   15
Arbeitsmarkt – wie weiter?

     mehr anstellen kann, ins Ausland geht, wo es genügend         Könnte als Folge der Kontingentierung – falls sie
     Wissenschaftler gibt.                                         denn kommt – die Nachfrage nach Arbeitnehmerin-
                                                                   nen und Rentnern zunehmen?
     Und wenn ein Unternehmen niedrig qualifiziertes               Man muss sich bewusst sein, dass zwischen 50% und
     Personal benötigt?                                            60% der aus dem Ausland kommenden Arbeitskräfte
     Ich denke, exportorientierte Unternehmen der verarbeiten-     hochqualifiziert sind. Sie kommen direkt von der Universi-
     den Industrie sind schon weg, weil sie in Osteuropa oder      tät, sind also extrem nahe an der jüngsten Forschung. Sol-
     Asien billiger Personal gefunden haben. Betroffen sein könn- che Leute kann man nicht durch Rentner und Hausfrauen
     ten aber vielmehr Google oder IBM, die in der Schweiz          ersetzen. Das zu glauben, ist sehr naiv. In der Schweiz liegt
     gros­se Niederlassungen und Forschungsstätten betreiben.       Erwerbspotenzial brach – die älteren Menschen, obwohl
     Hochqualifiziertes Personal findet immer wieder Stellen und die Erwerbsquote unter den 60- bis 65jährigen in der
     ist normalerweise auch in den meisten Ländern willkommen, Schweiz die zweithöchste innerhalb der OECD ist. Das
     für niedrig Qualifizierte ist es da schon viel schwieriger.    grösste Erwerbspotenzial liegt bei Schweizerinnen. Ein viel
                                                                    grösserer Teil als vor einigen Jahren ist heute erwerbstätig,
     Wie hoch werden die Kosten der Annahme der                     vor allem Teilzeit. Wenn Frauen vermehrt Vollzeit arbeiten
     Massen­einwanderungsinitiative für die Wirtschaft              würden, wäre dies ein grosses Potenzial, aber dies ist meis-
     sein?                                                         tens nicht hochqualifiziert. In Top-Positionen hat man sehr
     Kosten werden anfallen, aber wie hoch diese sein werden,      schnell den Anschluss verloren. Deshalb können Frauen
     kann man nicht sagen. Doch wenn man aufzeigen muss,           nicht ersetzen, was die Pharma oder IBM suchen.
     dass es keinen geeigneten Schweizer Arbeitnehmer gibt,
     bevor man einen Arbeitnehmer aus dem Ausland holen            Nach der Masseneinwanderungsinitiative steht
     kann, werden Kosten anfallen. Bei einem solchen Prozedere bereits die nächste wirtschaftspolitische Weichen-
     verliert man Zeit, unter Umständen mehrere Monate. Falls      stellung bevor. Welche Folgen würde die Annahme
     die Kosten nicht steigen, heisst dies, dass die Kontingentie- der Mindestlohn-Initiative haben?
     rung nicht greift. Dies würde den Zustand vor 2007 wieder Im Bereich der niedrig Qualifizierten ist die Arbeitslosigkeit
     herstellen. Damals hatten wir Kontingente, aber sie wirkten höher als bei den gut Qualifizierten. Die negativen Folgen
     sich kaum aus. Dies könnte eine Lösung des Dilemmas sein eines Mindestlohns werden genau diese niedrig Qualifi-
     – Initiative umsetzen und EU zufrieden­stellen.               zierten treffen, sinken doch ihre Beschäftigungschancen
                                                                   zusätzlich. Dadurch wird die Arbeitslosigkeit in diesem
     Die Schweiz ist seit Ende der 1990er Jahre verhältnis- Segment zunehmen. Ein Mindestlohn ist nicht das Instru-
     mässig stark gewachsen. Befürworter der Bilateralen ment, um die Armut abzubauen. Um Armut zu bekämp-
     und offener Grenzen weisen darauf hin, dass dies              fen, wäre es viel wirksamer, eine Steuergutschrift zu
     auf die verstärkte Einwanderung von gut Qualifizier- gewähren. Damit kann man auf individuelle Situationen
     ten zurückzuführen ist. Gegner führen ins Feld, dass einfacher eingehen als mit einem Mindestlohn, der nicht
     das Wachstum insgesamt zugenommen hat, aber                   zwischen einer allein lebenden Person und einem Familien-
     dass das Pro-Kopf-Einkommen in diesem Zeitraum,               vater mit mehreren Kindern unterscheiden kann. Die
     wenn überhaupt, nur minimal zugelegt hat. Was ist             ­Steuergutschrift, die in den USA und England besteht
     der Grund?                                                     (Earned Income Tax Credit) wird nur Erwerbstätigen
     Die heutige Erwerbsbevölkerung setzt sich mehrheitlich         gewährt. Diese Steuergutschrift ist auch der Grund, wieso
     nicht aus neu eingewanderten Arbeitnehmenden zusam-            es in diesen Ländern einen Mindestlohn geben muss.
     men. Deren Anteil beträgt bloss etwa 6%. Man kann also Sonst könnten Arbeitgeber wenig zahlen im Wissen, dass
     nicht erwarten, dass die aus dem Ausland kommenden             der Arbeitnehmer durch den Staat sowieso ein zusätzliches
     Arbeitnehmer das Pro-Kopf-Einkommen der gesamten               Einkommen erhält.
     Bevölkerung merklich steigern. Zudem sollte man nicht
     vergessen, dass wir soeben aus einer Finanzkrise heraus­
     gekommen sind und dass das nahe Ausland zudem noch
                                                                    Professor George Sheldon forscht im Bereich des Arbeitsmarktes, des
     eine Schuldenkrise überwinden musste. In unseren Studien
                                                                    Bildungsmarktes und der Absatzmärkte. Er hat einen vorausschauenden
     haben wir die Produktivität der Arbeitnehmenden unter-
                                                                    Indikator für den Arbeitsmarkt geschaffen. Professor Sheldon beschäftigt
     sucht und festgestellt, dass die Zugewanderten definitiv       sich mit der Funktionsweise dieser Märkte und der Auswirkung staatli-
     etwas zur Produktivitätssteigerung beigetragen haben.          cher Markteingriffe. Seine Untersuchungen erfolgen vielfach im Auftrag
     Allerdings verschwindet dieser Effekt angesichts des ins­      öffentlicher und privater Institutionen und zielen auf eine Verbesserung
     gesamt geringen Teils der zugewanderten Arbeitskräfte          der wirtschaftspolitischen Entscheidungsgrundlagen ab. Er hat sich dabei
     gemessen an der Gesamtbevölkerung.                             eingehend auch mit Fragen des Fachkräftemangels befasst.

16   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
Konjunktur
Daniel Kalt
Regional CIO Schweiz

Bernd Aumann
Ökonom

Sibille Duss
Ökonomin

Elias Hafner
Ökonom

Zug, Zürich und Basel
sind die Kantone mit dem
höchsten Wachstums­
potenzial.

               2. Quartal 2014 UBS Outlook Schweiz   17
Konjunktur global

     Unsicherheiten gefährden
     Konjunkturerholung
                                                                                                 Zudem erwarten wir, dass die solide finanzierten US-
                                                                                                 Unternehmen dieses Jahr auch bei den Investitionen wei-
                                                                                                 ter zulegen w
                                                                                                             ­ erden. Die Arbeitslosenquote hat sich dank
                                                                                                 anhaltendem Beschäftigungswachstum inzwischen auf
                                                                                                 6,6 Prozent zurück gebildet.

                                                                                                 Die US-Notenbank hat unter ihrer neuen Vorsitzenden
                                                                                                 Janet Yellen daher, wie im Dezember angekündigt, den
                                          Daniel Kalt
                                          Regional CIO Switzerland,                              schrittweisen Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik
                                          UBS AG                                                 (der dritten Welle quantitativer Lockerung) fortgesetzt.
                                                                                                 Sofern die Wirtschaft sich weiter robust entwickelt, gehen
                                                                                                 wir davon aus, dass die monatlichen Stützungskäufe an
                                                                                                 den Anleihenmärkten bis Ende dieses Jahres vollständig
                                                                                                 reduziert sein werden. Dies ist allerdings nicht unser
     Von den grossen entwickelten Volkswirtschaften                                              Haupt­szenario.
     hat sich die US-Wirtschaft bisher am weitesten von
     der tiefen Rezession im Jahr 2009 erholt. Inzwischen     Von Seiten der Inflationsentwicklung hat die US-Fed der-
     zeigen auch in Europa die Konjunkturindikatoren          zeit wenig Druck, die Zinsen schnell und stark anzuheben,
     nach oben, während in verschiedenen Schwellen­           denn 2013 lag die Teuerung bei lediglich 1,5 Prozent,
     ländern die Unsicherheiten zugenommen haben.             deutlich unter der langfristig angepeilten Obergrenze von
                                                              2,5 Prozent. In unserem Basisszenario rechnen wir damit,
     Die US-Wirtschaft verzeichnete im Schlussquartal 2013    dass Janet Yellen erste Zinsschritte erst Mitte 2015 vor-
     ein annualisiertes Realwachstum von 2,4 Prozent. Nach    nehmen wird. Sollte sich die US-Konjunktur unerwartet
     1,9 Prozent im Gesamtjahr 2013 erwarten wir für 2014 ein stark abkühlen oder die Inflation weiter sinken, dürfte die
     re­ales Wachstum von rund 3,0 Prozent. Haupttreiber die- US-Notenbank gar eine weitere Reduktion der Anleihen-
     ses anhaltenden Aufschwungs sind die Erholung am zuvor käufe auf die lange Bank schieben oder bei einer sehr
     stark eingebrochenen Häusermarkt, ein sich laufend ver-  negativen Entwicklung gar wieder verstärkt Liquidität in
     bessernder Arbeitsmarkt, der Beschäftigung und damit     die Märkte pumpen.
     Einkommen generiert und so wiederum der US-Wirtschaft
     zu einem recht robusten Konsumwachstum verhilft.

     Globale Wachstums- und Inflationstrends
                                 Reales BIP-Wachstum in %                                                      Inflation in %
                                        2011        2012                2013           2014P          2015P            2011           2012            2013          2014P           2015P
     Schweiz                              1,8         1,0                 2,0            2,1            2,4              0,2          –0,7            –0,2            0,2             0,7
     EWU                                   1,6            –0,6           –0,4             1,1            1,5             2,7            2,5             1,4            1,1             1,5
         Deutschland                       3,4             0,9            0,5             1,8            1,9             2,5            2,1             1,6            1,2             1,5
         Frankreich                        2,0             0,0            0,3             0,9            1,5             2,3            2,2             1,0            1,0             1,3
         Italien                           0,6            –2,6           –1,9             0,3            0,7             2,9            3,3             1,3            1,0             1,6
         Spanien                           0,1            –1,6           –1,2             0,8            1,3             3,1            2,4             1,5            0,4             1,5
     Grossbritannien                       1,1             0,3            1,8             2,8            2,7             4,5            2,8             2,6            1,9             2,0
     USA                                   1,8             2,8            1,9             3,0            3,2             3,1            2,1             1,5            1,9             2,4
     Japan                                –0,6             2,0            1,6             1,5            1,2            –0,3            0,0             0,3            2,7             1,8
     China                                 9,3             7,7            7,7             7,5            7,0             5,4            2,6             2,6            2,7             3,0
     Asien1                                6,8             5,6            5,6             5,9            5,5             5,5            4,1             4,0            3,8             3,6
     Lateinamerika                         4,4             2,8            2,5             2,9            2,9             7,0            6,0             8,5            9,4             9,3
     Welt                                  3,2             2,7            2,5             3,3            3,4             3,8            3,0             2,9            3,1             3,2
     1
         ohne Japan                                                                                                               Quelle: Reuters EcoWin; Prognosen UBS (Stand 17.3. 2014)

     Bei der Erstellung der UBS CIO WM-Konjunkturprognosen haben die Ökonomen von UBS CIO WM mit bei UBS Investment Research beschäftigten Ökonomen zusammen­gearbeitet. Die Prognosen und
     Einschätzungen sind nur zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Publikation aktuell und können sich jederzeit ändern.

18   UBS Outlook Schweiz 2. Quartal 2014
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