Euro stürzt auf Neun-Jahres-Tief - Welche Aktien profitieren, welche leiden
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Pflichtblatt der Börsen Frankfurt D ü s s e l d o r f · St utt g a rt · h a m b u r g · b e r l i n · M ü n c h e n № 02 · Sonntag, 11. Januar 2015 Mario Draghi Euro stürzt auf Neun-Jahres-Tief Welche Aktien profitieren, welche leiden BASF Siemens Airbus Rohölbaisse Chemieriese Viel Schwung Doch wieder Bremsklotz setzt auf trotz der Sieger gegen oder starken Dollar Euroschwäche Boeing? Turbo?
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Schliekers Woche Das süße Gift der Verwerfungen Krisengewinnler, Menschen nützt! Aber das ist eine andere Sonntag, 11. Januar 2015 E x p or t-Ty r a n n, Baustelle. Im Moment wird der Mindestlohn Globa lisierungs- als gefährlich angesehen, vor kurzem noch Hausierer und nun war es die russisch-ukrainische Krise, und auch noch Euro- beides könnte abperlen. Der schwache Euro Profiteur? Was hat schafft Gewinner auf traditionell wichtigen AKTIEN & MÄRKTE man den Deut- deutschen Feldern: dem Export vor allem. Schliekers Woche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 schen nicht schon Die unverhofft starken Ausfuhranreize eines Tops und Flops-, Zahl der Woche, alles vorgeworfen, Euro, der gerade unter den eigenen Ausga- Termine der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Reinhard Schlieker einfach weil die bepreis gegenüber dem Dollar gerutscht ist, Kopf der Woche: Nikolaus von Myra, ZDF Wirtschafts Aphorismus der Woche . . . . . . . . . . . . . . . 4 korrespondent Wirtschaft hier helfen bei hohen Löhnen und Steuern. Das Pro & Contra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 nicht kaputtzukrie- ist keine Garantie auf Dauer – es wäre auch Markt im Fokus: Euro. . . . . . . . . . . . . . . . 6 gen scheint. Etwas ganz schlecht für Importeure und für die Märkte im Überblick: S&P 500, DAX, Ironie der Geschichte, sicherlich, denn di- Verbraucher, die gern mal ausländisch Urlaub EURO STOXX 50. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Aktie der Woche: verse Regierungen haben es nach Auffassung machen. Aber es wirkt wie eine Übergangs- BASF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 namhafter Handeltreibender hierzulande Pufferzone. Das günstige Öl wäre bei einem Spezial: Eurobaisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 schon kräftig versucht. Aber jenseits solcher stärkeren Euro sogar noch günstiger, kaum Polemik muss man feststellen, dass keine der auszudenken. Der Schmierstoff hilft aber UNTERNEHMEN Krisen und Widrigkeiten der letzten Jahr wiederum der Industrie, denn die Produk- Unternehmen der Woche: etwas ausrichten konnte gegen Exportboom, tion wird günstiger: Konsumgüter, bei denen Siemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Airbus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Innovation, feinste Feinmechanik. Nach Mineralöl im Spiel ist, profitieren doppelt, Gastbeitrag: Michael Schoenhaut . . . . . . . . 23 einer Studie des Instituts der Deutschen denn gleichzeitig wirken niedrige Benzin- News: Constellation Brands, LYNX, Wirtschaft musste Deutschland zwar sei- und Heizölpreise wie eine Art Steuersenkung. Google, Samsung, AUDI AG . . . . . . . . . . 24 nen Anteil an der globalen Wertschöpfung Die Politik darf den Konsum gern mal be- schrumpfen sehen, von 9,2 auf 6,8 Prozent obachten und sich in einer ruhigen Stunde FONDS seit 1995. Legte aber absolut gesehen mäch- ausmalen, was wirkliche Steuersenkungen Fonds der Woche: tig zu: 37 Prozent plus im gleichen Zeitraum bringen könnten. Schließlich entlastet nach Source STOXX Europe 600 Optimised Automobiles & Parts ETF. . . . . . . . . . . . . . . . 26 bei der industriellen Wertschöpfung. Große Schätzungen des DIHK die aktuelle Gemen- Fonds-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Warnungen begleiteten die Finanz- und gelage die deutsche Wirtschaft so stark wie Gastbeitrag: Matthias Scheffner. . . . . . . . . . 29 dann die europäische Schuldenkrise seit eine 20-Milliarden-Euro-Konjunkturspritze. 2008 – nichts gewesen, so scheint es. Die Be- Wenn wir es schaffen, weitere Anpassungen ZERTIFIKATE schäftigung hierzulande ist Rekord, und das nicht zu verschlafen, könnte dies der Fit- Zertifikate-Idee: Index-Zertifikat auf keineswegs hauptsächlich bei den sogenann- nessparcours für die nächste Krise sein. Die den DAXplus Export Strategy-Index . . 30 ten McJobs im Billigsektor. Damit würde kommt ja wohl, darf man annehmen, und Zertifikate-News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 man solche Zahlen nicht schaffen. Die Wirt- wie sie gemeistert wird, muss man nicht jetzt schaft sucht Fachkräfte, und wären die Betei- schon wissen. Wie man es nicht versuchen Rohstoffe ligten des deutschen sehr föderalen Bildungs- sollte, das weiß man aus aller Welt. Rohstoffe der Woche: Öl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 systems vielleicht nicht ganz so wild auf stets Rohstoffanalysen: Weizen, Gold, neue Nivellierungsexperimente, sondern auf Kupfer, Kaffee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 solide Bildungsstandards, dann müsste der Was denken Sie über Handwerksmeister oder der Ausbilder im dieses Thema? Lebensart Chemiewerk den jungen Leuten auch nicht Produkt der Woche: erst Lesen und Rechnen beibringen, bevor’s Schreiben Sie gerne direkt an den Autor Mercedes-Benz F 015. . . . . . . . . . . . . . . . . 34 an die Fachkenntnisse geht. Das wäre mal Reinhard Schlieker unter Refugium der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 eine Maßnahme gegen Fachkräftemangel, schlieker@boerse-am-sonntag.de Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 38 die sich wirklich auszahlt – und zudem den 02 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Tops und Flops der Woche tops Merck KGaA: Neue Rekorde Mit einem Plus von 20,4 Prozent war die Aktie des deutsche Pharma- und Chemiekon- Zahl der Woche zerns 2014 der beste Wert im DAX. Im neuen Börsenjahr setzte sich die positive Ent- 48,65 wicklung bislang fort. Das Merck-Papier (WKN: 659990) kletterte jüngst über das im November 2014 markierte Allzeithoch von 80,93 Euro und löste damit die seither gebildete Konsolidierung nach oben auf. Neue Nachrichten aus dem Konzern selbst gab es nicht. Am Freitag stufte die Credit Suisse den Wert von „Neutral“ auf „Outperform“ und hob das Kursziel auf 88 Euro an. Monster Beverage: Neues Allzeithoch US-Dollar Der US-Konzern verdient sein Geld mit Energy-Drinks und anderen alternativen Ge- tränken. Er befindet sich auf einem profitablen Wachstumskurs. Die positive Geschäfts- entwicklung schlägt sich in der Kursperformance nieder. Der Wert gehörte 2014 zu den größten Gewinnern im NASDAQ 100. Jüngst setzte sich der Rallye fort. Monster Beve- rage (WKN: A1JSKK) markierte neue Rekorde. Die Investoren störten sich nicht an der kostete in dieser Woche ein Barrel WTI- Nachricht, dass sich Firmenlenker Rodney C. Sacks vom Großteil seines Aktienpaketes Öl. Das ist der niedrigste Stand seit getrennt hat. Februar 2009. J. C. Penney: Gutes Weihnachtsgeschäft Der US-Einzelhändler betreibt 1.060 Kaufhäuser in den USA. Zum Sortiment von J. C. Penney (WKN: 851991) gehören unter anderem Kleidung, Schuhe, Möbel, Schmuck, Kosmetik, Elektrogeräte und Haushaltsgegenstände. Die Geschäfte liefen in den vergan- gen Jahren schlecht. Die Umsätze sanken kontinuierlich. Zudem schreibt der Konzern TERMINE der Woche rote Zahlen. Das drückte den Aktienkurs. Jüngst legte er jedoch sehr kräftig zu. Von den Anlegern gefeiert wurden die Verkaufszahlen für November und Dezember. 14.01. 11:00 EU Industrieproduktion November Flops United Rentals: Unter Druck nach Verkaufsempfehlung 14.01. 14:30 USA Einzelhandels United Rentals (WKN: 911443) vermietet Maschinen und Gerätschaften. Eigenen Anga- umsätze Dezember ben zufolge ist er der weltweit größte seiner Zunft. Die im S&P 500 gelistete Aktie gehörte in der vergangenen Woche zu den schlechtesten Werten im Index. Neue Nachrichten aus 14.01. 20:00 USA Fed Konjunktur dem Unternehmen gab es jedoch nicht. Auslöser für den kräftigen Rückgang, der von ei- nem hohen Handelsvolumen begleitet wurde, könnte ein negativer Analystenkommentar bericht (Beige Book) gewesen sein. Das Haus Evercore ISIS hatte ihre Empfehlung von „buy“ auf „sell“ gesenkt. 15.01. 08:00 DE BIP 2014 LANXESS: Abstieg droht (1. Veröffentlichung) Innerhalb der übergeordneten Talfahrt seit dem Allzeithoch von Februar 2013 hat die Aktie des Spezialchemiekonzerns (WKN: 547040) ausgehend vom Zwischenhoch im 15.01. 14:30 USA NY Empire State April 2014 eine erneute kräftige Abwärtswelle gebildet. Jüngst setzte sich die fallende Tendenz fort. Dazu beigetragen haben könnten negative Analystenkommentare. Auf- Manufacturing grund des anhaltenden Kursverfalls nimmt die Marktkapitalisierung von LANXESS, Index Januar ohnehin bereits die geringste der DAX-Werte, weiter ab, sodass zunehmend ein Ab- stieg aus der 1. Börsenliga droht. 16.01. 15:15 USA Industrieproduktion Zalando: Wettbewerber warnt & Kapazitätsaus Beim britischen Online-Modehändler Boohoo.com (WKN: A1XFBJ) liefen die Ge- lastung Dez schäfte in den letzten vier Monaten des Jahres nicht ganz so gut wie erwartet. Er rechnet daher mit Ergebnissen im Gesamtjahr unter den Marktprognosen. Diese 16.01. 15:55 USA Verbraucherstim- Warnung belastete auch die im SDAX gelistete Aktie des deutschen Wettbewerbers mung Uni Michigan Zalando (WKN: ZAL111). Das Wochentief lag bei 21,85 Euro und damit nur knapp über dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Das Unternehmen war im Herbst vergange- (1. Umfrage) Jan nen Jahres an die Börse gegangen. 03 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Kopf der Woche Je suis Charlie. Marion Draghi Der Deflationsverhinderer Ein schwäche- vielleicht besonders sensibel für die Probleme Aphorismus der Woche rer Euro ist der Euro-Zone, denn ausgerechnet Italien ist offenbar von entscheidender das Land, das bisher kaum erkennbare Er- folge bei der Reform der Finanzsysteme und Alle Grausamkeit Bedeutung für Mario Draghi. des Haushaltsdefizits zeigt; Irland, Portugal und sogar Griechenland haben hier die Nase entspringt der Der Präsident deutlich vorn. Schon auf der nächsten geld- Schwäche. der Europäi- politischen Sitzung der EZB am 22. Januar schen Zentral- in Frankfurt könnte Draghi also die Tür Lucius Annaeus Seneca, ba nk (EZB) zum massenhaften Ankauf von Staatsan- römischer Politiker, Rhetor und Philosoph Fürchtet zu niedrige Inflation: versucht auch leihen aufstoßen. Dies wird tendentiell den Marion Draghi im neuen Jahr, Euro weiter schwächen. mit allen Mit- teln dafür zu sorgen, dass der Eurokurs weiter sinkt. Mit der schwächeren Währung möchte er die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und eine Deflation, die er fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, unbedingt abwehren. Zu diesem Zweck schürt der 1947 geborene Bankma- nager Spekulationen, dass die Geldpolitiker bald mit „unkonventionelle Instrumente“ beginnen werden. Mit diesem Begriff wird der Ankauf von Staatsanaleihen – insbeson- dere von solchen, die von den schwächeren Mitgliedern im Euroraum emittiert wurden – gerne umschrieben. Seit dem 1. November 2011 ist Draghi Prä- sident der EZB. Erstmals in dieser Zeit sind die Preise im Durchschnitt aller Euro-Staaten in die Minus-Zone gerutscht. Wie Eurostat in Luxemburg jüngst mitteilte, verringerten sich die Verbraucherpreise in den Staaten der Währungsunion im Dezember um 0,2 Prozent. Das letzte Mal hatte es im Oktober 2009 mit minus 0,1 Prozent einen Rückgang der Preise gegeben. Auch wenn daraus keine ausgeprägte Deflation werden sollte, bringt dies die EZB in die Bredouille. Der unter anderem am renommierten Bos- toner MIT ausgebildete Draghi stammt aus Rom; von 2006 bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank. Da macht ihn 04 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Pro & Contra Was bringen Börsen ausblicke für den Anleger? Kein Mehrwert für den Anleger Orientierungshilfe für Investoren Nun sind wir wieder mittendrin in Natürlich: Es ist und bleibt auch der Hochphase der Finanzmarktaus- für ausgemachte Finanzmarktspe- blicke für das neue Jahr. Die Bank- zialisten enorm schwierig Markt- häuser prognostizieren, wie hoch entwicklungen zu prognostizieren. Dax & Co. Ende 2015 stehen werden. Hierbei kann man Jahr für Jahr in Doch die meisten Vorhersagen sind der Rückbetrachtung erkennen, nichtssagend und nutzlos. dass eine Großzahl der Institutio- Die Prognose, dass „die Notenban- nen und Finanzexperten mit Ihren ken den Aktienmärkten die Rich- Aussagen teilweise kräftig daneben tung“ vorgeben und die „globalen liegen. Aber: Börsenausblicke stellen Maik Bolsmann Notenbanker zumindest auf kürzere sehr wohl eine Orientierungshilfe Dr. Marc-Oliver Lux Geschäftsführer der B & K Sicht die wahren Herren der Aktien- Vermögen GmbH, Köln für Investoren dar. Die Prognosen Geschäftsführer der märkte“ sind, mag zwar immerhin sind umso aussagekräftiger, wenn Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG richtig, aber nicht neu sein. Schon eine Historie verfügbar ist. Das in München immer wurden die Börsen maßgeb- heißt, man sollte sich die Mühe machen, turnusmäßig die je- lich von der Zinspolitik getrieben. weiligen Aussagen der Marktspezialisten mit deren Erfolgen Originell wäre dagegen die Vorher- abzugleichen. Filtert man also Marktakteure, die in speziel- sage: 2015 werden die Kurse nicht von der Geldpolitik getrieben. len Teil-Segmenten regelmäßig gut liegen, so bringt das dem Auch die Empfehlung, „die Entwicklung in den USA genauestens langfristig orientierten Investor ebenso Mehrwert wie die Su- im Auge zu halten“, ist eine schon seit mehr als einem Jahrhundert che nach langfristig erfolgreichen Vermögensverwaltern und lang gültige Wahrheit – und somit überflüssig. Erstens, weil es Fondsmanagern. Obligatorisch ist hierbei die Unabhängigkeit generell gut ist, die Entwicklung in anderen Ländern im Auge zu desjenigen, der diese Informationen für den Anleger aufbereitet behalten, erst recht, wenn es große Staaten sind. Zweitens, weil in und verwertet. den Vereinigten Staaten schon immer das meiste Börsengeld be- Und: Anleger müssen sich entsprechend davon frei machen, die wegt wurde. Dort sind milliardenschwere Pensions- und Vermö- genannten Zielmarken als eine verlässliche Richtgröße anzuse- gensfonds beheimatet. Die Aktien unserer Dax-Konzerne werden hen. Es geht vielmehr darum sich eine Meinung zu bilden und nicht in erster Linie von deutschen, sondern von amerikanischen mit dieser in das Jahr zu starten. Regelmäßige Revisionen sind und britischen Anlegern gehandelt. Deshalb war unsere Börse daher absolut normal, alles andere als tabu und sogar hilfreich, schon immer fremdgesteuert von New York. sofern wir wissen, dass es sich bei den Prognostikern um die Wenig originell ist auch die Feststellung „dass der Wind an den langfristig treffsichersten ihresgleichen handelt. Märkten rauer wird“, „Börsen über Zeiträume von zwölf Mo- Übrigens: Die Analyse des Querschnitts der Prognosen kann naten nicht als Einbahnstraße verstanden werden dürfen“ und durchaus erhellend sein. Es fällt in den aktuellen Aussagen zum „der langfristige Blick entscheidend“ ist. Noch nie ging es an den Beispiel ein gewisser Herdentrieb auf. Es könnte ratsam sein eine Börsen ein Jahr lang ohne Unterbrechung nur nach oben. Und entsprechend gegenteilige Meinung aufzubauen. auch noch nie hat allein der kurzfristige Blick an den Aktien- Zu guter Letzt: Es kann auch belustigend sein, wenn man am märkten ausgereicht. Jahresende die Kursstände mit den Prognosen des einen oder Fazit: Viele Einflüsse wie Stimmungen, Erwartungen, Herdentrieb anderen Auguren vergleicht, der seine Aussage am Jahresanfang und Psychologie der Anleger sind nicht wirklich prognostizierbar. noch mit Vehemenz vertreten hat, letztendlich weit daneben lag. Wer sich dennoch als Guru versteht, begeht Kaffeesatzleserei. Wollen wir auf diese Unterhaltung verzichten? 05 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Markt im Fokus Euro bleibt unter Druck Im Juli 2008 mussten für einen Euro 1,60 US-Dollar berappt werden. Seither geht es unter großen Ausschlä- gen abwärts. Innerhalb dieser übergeordneten Talfahrt bildete sich seit Mai vergangenen Jahres wieder ein- mal eine kräftige Abwärtswelle, die sich Anfang 2015 fortsetzte. Ein Ende des Siechtums scheint nicht in Sicht. Es gibt derzeit etliche Schreckgespenster, wieder herum, nachdem im Währungs- Geldpolitik noch locker zu gestalten. Das die auf der Entwicklung des Euro lasten. raum die Verbraucherpreise im Dezem- heizt folglich Spekulationen an, die No- Dazu gehören ein möglicher Grexit und ber erstmals seit 2009 gesunken waren. tenbank könnte auf ihrer Sitzung am 22. schwache Konjunkturdaten aus der Euro- Das könnte die EZB unter Druck setzen Januar breit angelegte Staatsanleihekäufe zone. Zudem spuken die Deflationssorgen bzw. sie in ihrem Vorhaben bestärken, die ankündigen. Der bereits arg geschun- dene Euro geht daher weiter in Deckung. Euro in US-Dollar Stand: 09.01.2015 Jüngst fiel er zwischenzeitlich unter die Marke von 1,18 US-Dollar und erreichte damit ein so niedriges Niveau wie seit Dezember 2005 nicht mehr. Seit dem Zwischenhoch im Mai 2014 von fast 1,40 US-Dollar hat die Gemeinschaftswäh- rung damit zum Greenback um beinahe 16 Prozent abgewertet. Und es sieht derzeit nicht nach einem Ende der Talfahrt aus. Zum Beispiel gab es wei- tere negative charttechnische Signale. Der Euro rutschte jüngst unter die Unterstüt- zungen bei 1,2042 und 1,1877 US-Dollar, die aus den Zwischentiefs von Juli 2012 und Juni 2010 resultieren, was für weitere Abgaben sprechen könnte. Als nächstes könnte damit die potenzielle Haltezone Indizes Stand: Freitag nach Börsenschluss bei 1,1641 US-Dollar angesteuert wer- Index 09.01.2015 % Vorwoche 52weekHigh % 52week den. Auf der anderen Seite ist jedoch nicht Dow Jones 17737,37 -0,54% 18103,45 +7,86% ausgeschlossen, dass der Euro in nächster S&P 500 2044,81 -0,65% 2093,55 +11,24% Zeit plötzlich die Richtung dreht, wenn NASDAQ 4704,07 -0,48% 4814,95 +13,18% vielleicht auch nur temporär. Schließlich DAX 9648,50 -1,19% 10093,03 +2,41% MDAX 17163,48 +1,25% 17340,75 +3,75% ist die Stimmung bereits äußerst bearish. TecDAX 1408,21 +1,89% 1421,65 +17,36% Zudem sind einige Indikatoren stark über- SDAX 7171,13 -1,10% 7572,66 +3,09% verkauft. Und auch der Abstand zwischen EUROSTX 50 3042,90 -3,08% 3325,50 -1,53% EUR/USD und seinem 200-Tage-SMA hat Nikkei 225 17197,73 -1,45% 18030,83 +8,30% einem Bereich erreicht, der für eine Über- Hang Seng 23919,95 +0,26% 25362,98 +4,97% treibung nach unten spricht. 06 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Märkte im Überblick usa Deutschland Europa Munter hin MDAX und TecDAX Ein Grexit spukt und her mit neuen Rekorden herum Am US-Aktienmarkt ging es in der ver- Der Start in das neue Börsenjahr war holp- Die Eurokrise war nie weg, wurde jedoch gangenen Woche munter hin und her. rig. An den ersten Handelstagen prägten lange Zeit hinter dem Schleier beschönigen- Nachdem die US-Indizes zum Start in die Verluste das Bild am deutschen Aktien- der Durchhalteparolen versteckt. Nun ist Börsenwoche an ihre seit Weihnachten markt. Vor allem am vergangenen Montag sie wieder in aller Munde. Die auf den 25. auszumachenden Rücksetzer anknüpf- ging es deutlich abwärts. Der DAX verbucht Januar vorgezogenen Neuwahlen in Grie- ten, starteten sie schnell wieder durch. Ein mit drei Prozent den größten Tagesver- chenland haben das Zeug ein neues Kapitel Strohhalm, an den man sich klammerte, lust seit Anfang März 2014. Am Dienstag in dem Euro-Drama aufzuschlagen. Die waren die Stabilisierungsambitionen bei rutschte er sogar unter 9.400 Punkte. Dann linke Syriza-Partei, derzeit in den Umfra- den Ölpreisen. Außerdem half wohl das am startete er jedoch durch und wurde dabei gen führend, wirbt damit, die Austeritäts- Mittwoch veröffentlichte Protokoll zur Sit- wohl beflügelt von der positiven Entwick- politik zu beenden. Kommt es tatsächlich zung der US-Notenbank (Fed) im Dezem- lung an der Wall Street. Und mit ihm die dazu, ginge man auf Konfrontation mit den ber, auch wenn es nicht wirklich Neues her- anderen heimischen Kursbarometer. Bei Troika-Gläubigern. Sie warnten bereits vor vorbrachte. Allerdings bekräftigte die Fed MDAX und TecDAX reichte der Schwung einer Abkehr des Reformkurses und fach- darin ihre Aussage, frühestens im zweiten sogar, um neue historische Bestmarken zu ten zudem, wohl auch als Druckmittel, die Quartal erstmals die Leitzinsen wieder an- setzen. Der MDAX kletterte damit über Debatte über einen Austritt Hellas aus der heben zu wollen und damit die Zinswende die ehemaligen Hürden bei 17.204 und Eurozone an. An den Finanzmärkten gilt einzuläuten. Zudem äußerte sich der Präsi- 16.996 Punkten, fiel dann jedoch wieder ein möglicher Grexit als großer Unsicher- dent der regionalen Notenbank in Chicago, unter erstere zurück. Ein nachhaltiger Aus- heitsfaktor, wegen der möglichen negativen Charles Evans. Er wird ab der Januarsitzung bruch wäre ein klar bullishes Signal. Und Folgen für die Finanzindustrie sowie des Mitglied im Offenmarktausschuss der Fed auch der DAX legte am Freitagnachmittag Risikos der Ansteckung auf andere Kri- sein. Er hält eine vorschnelle Zinserhöhung wieder den Rückwärtsgang ein, was zu ei- senländer. Zum Start in die Börsenwoche für katastrophal und befürwortet keine An- nem Wochenverlust von 1,2 Prozent führte. wurden die europäischen Aktienmärkte hebung vor 2016. Am Freitag tauchten die Zuvor hatte ihn der zwischenzeitliche Erho- daher ordentlich durchgerüttelt. Es folgte US-Indizes jedoch wieder ab, sodass sie zur lungsspurt schnell wieder in den Bereich der eine schnelle Gegenbewegung. Neben Vorwoche moderate Verluste erlitten. Für 9.800er-Marke geführt. Dort verläuft der- freundlichen US-Börsen könnten die Spe- Gesprächsstoff sorgte der Arbeitsmarktbe- zeit die obere abwärts gerichtete Begrenzung kulationen gestützt haben, dass die EZB richt für Dezember. Die Zahl der neu ge- der seit Anfang Dezember auszumachenden auf ihrer Sitzung am 22. Januar und damit schaffenen Stellen war mit 252.000 deutlich Konsolidierung. Davon prallte er jedoch ab. nur drei Tage vor der Wahl in Griechen- niedriger als im Vormonat mit nach oben Die Marke gilt es nach oben aufzulösen, land, eine weitere Lockerung ihrer Geldpo- revidierten 353.000 Jobs. Die offizielle Ar- bevor dann die 10.000er-Marke und das litik beschließt. Am Freitag war die Party beitslosenquote fiel indes von 5,8 auf 5,6 bisherige Allzeithoch bei 10.093 Punkten zumeist aber erst einmal wieder vorbei. Der Prozent. Nährte dies vielleicht Zinssorgen? angegangen werden können. Sie müssen EURO STOXX 50 baute wegen der kräfti- Allerdings sanken auch die durchschnittli- überwunden werden, um das Hin und Her gen Abgaben seinen Wochenverlust auf 3,1 chen Stundenlöhne. des vergangenen Jahres zu beenden. Prozent aus. S&P 500 Stand: 09.01.2015 DAX Stand: 09.01.2015 EURO STOXX 50 Stand: 09.01.2015 07 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Fotos: basf.com Aktie der Woche BASF und der Dax: Stimmt da noch die Chemie? Ende 2008 schien der Ludwigshafener Chemiekonzern die Formel für Erfolg an der Börse gefunden zu haben. Seit damals ging es enorm bergauf. Doch nach Erreichen des Allzeithochs von 88,28 Euro im Juni 2014 ist das Papier ziemlich eingebrochen. So machen sich viele Anleger aufgrund der verhaltenen Konjunkturentwicklung derzeit Sorgen. Der schwache Euro läßt diese Sorgen jedoch kleiner werden. 08 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche Als sich das Jahr 2014 vor wenigen Tagen Jetzt heißt es also: Neues Jahr, neues Glück. 2015 soll vieles besser verabschiedete, dürften ihm in Ludwigsha- werden. Besonders die Währungseffekte dürften dem Traditions- fen die wenigstens eine Träne nachgeweint unternehmen in die Karten spielen. So gilt die Badische Anilin haben. Zwar bleibt das sommerliche Dax- & Sodafabrik als Gewinner des starken Dollar, da das Unterneh- Allzeithoch den Chemikern von BASF mit men einen großen Teil seiner Produkte in Europa herstellt und Sicherheit in bester Erinnerung. Allerdings anschließend im Dollarraum verkauft. Eine ganzjährige Auf- büßte das nach Umsatz und Marktkapita- wertung der Weltwährung um einen US-Cent pro Euro steigert lisierung immerhin größte Unternehmen nach Hochrechnung des Konzerns das Ergebnis um nicht weniger seiner Branche seit Juni rund ein Viertel also rund 50 Millionen Euro. Zudem hoffen die Pfälzer, dass die seines Wertes ein, was ein deutliches Jah- resminus als Folge nach sich zog. Ausgelöst BASF Stand: 09.01.2015 durch den starken Preisverfall entwickelte sich die Öl- und Gastochter Wintershall zu einem unbequemen Hemmschuh. Als nicht minder kontraproduktiv für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte erwie- sen sich die anhaltenden Sorgen um die weltweite Konjunktur, die sich als große Belastung für die Geschäfte des Chemie- riesens erwiesen. Als Konsequenz kappte der BASF-Vorstand die Gewinnprognose für das neue Jahr. Während zunächst noch von einem operativen Ergebnis von 14 Mil- liarden Euro die Rede war, wurde diese Zahl auf zehn bis zwölf Milliarden Euro nach unten korrigiert. 09 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche Europäische Zentralbank im kommenden rechnet laut einer Branchenstudie beim Jahr die zuletzt schwächelnde Konjunktur weltweit größten Chemiekonzern mit an- Insbesondere für Anleger mit durch neue Stützungsmodelle ankurbelt. haltendem Druck auf die Margen. Unter einem langen Atem dürfte die BASF, das mit Unternehmen aus beinahe anderem belasteten die niedrigen Ölpreise BASF-Aktie attraktiv sein. allen Wirtschaftsbereichen Geschäfte das Öl- und Gasgeschäft der Ludwigsha- macht, würde durch derartige Hilfen fener. Das durchschnittliche Kursziel liegt überproportional profitieren. Ein weiteres bei 76,49 Euro. Ass im Ärmel im Werben um die Gunst der Anleger könnte die Insbesondere für Anleger mit einem langen attraktive BASF-Dividende sein. Es gibt nicht viele Werte im Dax, Atem dürfte die BASF-Aktie attraktiv sein. die mit einer Dividendenrendite von fast vier Prozent die Aktio- Der langfristige Trend spricht klar für die näre locken können. Zudem gilt die BASF-Dividende als eine feste Rheinland-Pfälzer. So hat sich der Kus in Bank. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Ausschüttung den vergangenen 20 Jahren mehr als ver- nur ein einziges Mal gekürzt. Und das obwohl die operativen Ge- dreifacht. Von einem weiteren Wachstum schäfte des Chemiegiganten sehr abhängig von den Wellenbewe- ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auszu- gungen der Weltkonjunktur sind. gehen. Zwar findet die Bilanzpressekonfe- Ob das Papier deshalb erst kürzlich einen Platz im Depot des renz, auf der der Vorstand auch eine neue Konzernchefs gefunden hat, ist nicht überliefert. Klar ist aber, Langfristplanung veröffentlichen wird, erst dass nicht nur Kurt Bock, sondern auch gleich drei weitere Vor- am 27. Februar statt. Doch bislang wurde standsmitglieder trotz der Krisenherde bereits Ende Oktober den Aktionären bis 2020 bereits ein Um- nach Veröffentlichung der jüngsten-für viele ernüchternden- satzwachstum von mehr als 50 Prozent auf Quartalszahlen kräftig zugeschlagen haben. Mehr als eine Mil- 110 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. lion Euro investierten sie in das BASF-Wertpapier, das mit einem Für noch größere Freudensprünge bei den KGV von elf als günstig gilt. Doch nicht nur unmittelbar für das Anlegern könnten die Gewinnerwartun- pfälzische Traditionshaus arbeitende Personen sehen die Zukunft gen sorgen. So steht eine Verdopplung des positiv. Auch viele Analysten raten derzeit zum Kauf des Titels. Überschusses auf 22 Milliarden Euro im 15 von 41 Experten sprechen sich aktuell für die BASF-Aktien Raum. Doch egal, welche mit Spannung aus, während lediglich neun Insider zum Verkauf animieren. Be- erwarteten Aussichten Ende Februar auch sonders optimistisch sind die Analysehäuser Jefferies und Bern- präsentiert werden, eines ist schon heute stein Research, die den fairen Wert des Papiers bei 76 und 88 klar: Gefeiert wird in diesem Jahr bei Euro sehen. Skeptischer zeigt sich hingegen die Schweizer Bank BASF auf jedem Fall. Und zwar der 150. Credit Suisse, die ihre Einstufung für BASF auf „Underperform“ Geburtstag des Unternehmens im April. mit einem Kursziel von 64 Euro belässt. Analyst Chris Counihan WIM 10 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Mehr Gewinner als Verlierer Euroschwäche sorgt für Verschiebungen – Abstürze vorerst nicht zu erwarten Zwar steht Deutschland momentan nicht mehr auf dem Siegertrepp- chen der größten Exportnationen, trotzdem hängt das Wohl und Wehe der deutschen Wirtschaft zu einem bedeutenden Anteil am Export. Daher verwundert es nicht, dass hierzulande die Freude über den schwachen Euro, der am 8. Januar in der aktuellen Abwärtsbewegung ein zyklisches Tief bei 1,175 US-Dollar erreicht hat, überwiegt. 12 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Die düsteren Nebel des vergangenen Jah- Euro-Länder geht, woraus zunächst kein direkter positiver Wäh- res als vor allem der russisch-ukrainische rungseffekt für die Unternehmen erwächst. Allerdings stärkt der Konflikt sowie die Kämpfe in Syrien und schwache Euro nicht nur die Stellung Deutschlands an den Welt- im Irak den Ausblick auf das neue Jahr märkten, sondern auch die der krisengeplagten südeuropäischen belastet haben, haben sich verflüchtigt Länder. Sollte es gelingen, dass Spanien, Portugal und Co. wieder – und das nicht zuletzt wegen der Euro- konkurrenzfähiger werden, steigt aus diesen Ländern auch wieder Schwäche. Viele Experten gehen davon die Nachfrage nach deutschen Produkten. Damit kann sich für aus, dass sich der Abwärtstrend des Euro deutsche Unternehmen quasi ein positiver Währungseffekt über und der konjunkturelle Aufwärtstrend der Bande ergeben. Direkt vom schwachen Euro profitieren Flug- deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr zeughersteller wie Airbus, deren produzierte Flieger in US-Dollar fortsetzen werden. Die EZB setzt alles abgerechnet werden (wir berichten dazu gesondert). Rückenwind daran, das Gespenst der Deflation durch verspüren auch Rohstoffveredler wie der Kupferhersteller Aurubis. eine schwache Währung und längerfristig Das Schmelzen von Kupfer wird dem Konzern ebenfalls in US- niedrige Zinsen zu bekämpfen. Exper- Dollar vergütet. ten halten eine Währungsparität, also ein Wechselkurs von 1:1 zwischen Euro und Reindustrialisierung US-Dollar, in der nächsten Zeit nicht für Der Export Deutschlands in den Dollar-Raum ist mit 20 Prozent unwahrscheinlich. Ein Blick in die Vergan- durchaus überschaubar. Die USA befindet sich allerdings nach genheit zeigt, dass es noch tiefer geht. Im Auffassung von Experten in einer Phase der Reindustrialisierung, Oktober 2000 wurden nur rund 0,82 US- die in besonderem Maße auch Nachfrage nach Maschinen „Made Dollar für einen Euro gezahlt. in Germany“ nach sich zieht. Von noch größerer Bedeutung sind die Emerging Markets. Ein schwacher Euro bietet der deutschen Stärkung für die Krisenstaaten Wirtschaft entscheidende Wettbewerbsvorteile im Kampf um Wie stark die schwache Gemeinschafts- Marktanteile gegenüber den Nordamerikanern und Asiaten in währung wirkt, darüber sind die Exper- den schnell wachsenden und heiß umkämpften Schwellenlän- ten uneins. Skeptiker verweisen darauf, dern. Viele Unternehmen wie etwa Siemens versuchen Wech- dass 40 Prozent des deutschen Exports in selkursschwankungen dadurch zu umgehen, dass sie in dem 13 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Währungsraum produzieren, in dem sie vergangenen Jahres um 2,7 Milliarden Euro, ein Hauptgrund dafür die Produkte auch verkaufen (siehe dazu war der schwächere Euro. unser Unternehmensportrait). Hoffnung schöpfen aber auch die Leuchttürme der Inflation erwünscht Industrie in den schwächeren Nachbarlän- Vor nicht allzu langer Zeit sah sich die EZB als Hüterin der dern wie etwa die französische Renault SA. Währungsstabilität in vorderster Front im Kampf gegen die In- Das gleiche Bild bei Sanofi: ein Prozent flation. Mittlerweile wird zur Bekämpfung der Deflation gern ge- Wertverlust des Euro gegenüber dem Dol- sehen, dass über eine schwache Währung Inflation quasi impor- lar steigert hier den Gewinn je Aktie um tiert wird. Urlauber, die beispielsweise in die USA reisen, müssen 0,5 Prozent. mit einer geringeren Kaufkraft des Euro zurechtkommen. Die preisgünstige Jeans aus dem Land der unbegrenzten Möglich- Importeure haben Gegenwind keiten gehört dann der Vergangenheit an. In Mitleidenschaft Die Kosten für importierte Güter, die ent- gezogen werden dann natürlich auch Reiseunternehmen. Aber weder zum Endverbraucher gelangen oder nicht nur die Touristik-Branche wird durch einen starken US- als Zulieferung für die Produktion benötigt Dollar und einen schwachen Euro belastet. Rohstoffe werden zu- werden, steigt durch die Euro-Schwäche meist in US-Dollar abgerechnet. Durch einen starken US-Dollar erheblich. Teurer wird auch die Produktion verteuern sich grundsätzlich Materialien, die beispielsweise von im Euroraum beheimateter Unternehmen der Chemie-Industrie weiterverarbeitet werden. Allerdings wird außerhalb der heimischen Währungszone. dieser Währungs-Effekt momentan dadurch gemildert, dass sich Die Infineon Technologies AG lässt einen die Rohstoffpreise in US-Dollar, allen voran das „schwarze Gold“ großen Teil ihrer Silizium-Wafer Malaysia Öl, nach unten tendieren. Bei einem Durchstarten der globalen herstellen, die Basis für Computerchips. Im Konjunktur kann sich diese Situation allerdings schnell ändern, abgelaufenen Geschäftsjahr, das bis so dass eine Kombination aus steigenden Rohstoffpreisen und Ende September lief, erzielte einem starken US-Dollar für Unternehmen wie beispielsweise der bei München behei- BASF zum Problem werden kann. Zudem können sich High- matete Siemens-Ableger Tech-Produkte aus den USA für Konsumenten und Unternehmen fast 50 Prozent vom in der aktuellen Währungskonstellation verteuern. Deutschen Un- Umsatz in fremden ternehmen dürfte durch den starken US-Dollar der Übernahme- Währungen, zumeist Appetit auf US-amerikanische Firmen vergehen. Im Gegenzug in US-Dollar; die Ge- dazu werden europäische und damit auch deutsche Unternehmen samtbilanz sieht jedoch preislich attraktiver für Übernahmen aus den USA. vorerst noch verhalten posi- tiv aus. Und dann sind da noch Währungspsychologie die Unternehmen, die sowohl Grundsätzlich negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Ent- auf der Gewinner- wie auch auf wicklung durch eine weitere Verbilligung des Euro können nicht der Verliererseite sind: zum Bei- ganz ausgeschlossen werden, so rosig sich die Situation sich mo- spiel die Deutsche Telekom. Die mentan für die Exportunternehmen auch darstellt. Das könnte Dienstleistungen, die im Dollar- vor allem dann der Fall sein, wenn die Euroabwertung nicht nach raum angeboten und abgenommen und nach in eher gedrosseltem Tempo vonstatten geht, sondern werden, sind in der jetzigen Lage er- rasch und unkontrolliert. Ein extremer Fall des Euro könnte zu folgversprechend – 29 Prozent des einem erneuten Vertrauensverlust in die Gemeinschaftswährung Konzerngewinns stammen von führen, die die positiven Aspekte für den Export überkompensiert. der US-Tochter T-Mobile. Zu- In nächster Zukunft dürften allerdings die Kurse vieler Aktien des gleich erhöhte sich jedoch die DAX und des MDAX vom billigen Euro profitieren, da er tatsäch- Nettoverschuldung der Bonner lich und aus Sicht der Investoren wie eine Vitaminspritze bzw. ein in den ersten neun Monaten des Konjunkturprogramm wirkt. 14 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
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UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Fotos: siemens.com American Dream im Energiegeschäft? Der deutsche Technologieriese Siemens setzt auf eine amerikanische Managerin, um das angeschlagene Energiegeschäft aufzurichten. Die Vision 2020 mitsamt der Digitalisierungsoffensive ist in vollem Gange. Der schwache Euro stützt die Geschäfte des stark exportorientierten Technologiekonzerns zusätzlich. 16 BÖRSE am Sonntag · 02/1 4
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Die Consumer Electronics Show (CES) lange erkannt, dass das Land mit dem zweitgrößten Energiever- findet traditionell am Anfang des Jahres in brauch der Welt (seit 2010 ist China die Nummer Eins im Primär- Las Vegas statt. Hier feierte schon so man- energieverbrauch) auch für das deutsche Unternehmen viele Chan- che Innovation ihren ersten Öffentlich- cen bietet. Mit konzernsystematischen Angelegenheiten blieb man keits-Auftritt. Da darf natürlich auch Sie- jedoch lieber daheim in München. „Aufgrund der zunehmenden mens, gerne als „Technologieriese“ tituliert, strategischen Bedeutung der amerikanischen Märkte für die Ener- nicht fehlen. Immerhin werden im Hause giewirtschaft“, so erklärt der CEO Joe Kaeser den Wandel, habe Siemens nach eigenen Angaben täglich sich das Unternehmen dazu entschlossen, den Sitz des wichtigs- 20 Patente angemeldet und 39 Erfindun- ten Konzernsektors nach Houston in die USA zu verlegen. Dort gen gemeldet. In der Entertainment- und hat Lisa Davis seit August das Sagen. Und ihr Wort findet auch Glücksspielhauptstadt der Welt glänzten über den Ozean hinweg beim Vorstandsvorsitzenden gehör. Da- die Münchener in diesem Jahr mit einer vis soll zudem die bestbezahlte Frau in einem DAX-Vorstand sein ruhigen Idee: Und zwar mit einem Hör- und genießt ein hohes Ansehen. Die ehemalige Shell-Managerin gerät, das störende Geräusche ausblendet. hat durch ihr Engagement bei diversen Mineralölkonzernen beste Damit könne man sich laut Eric Branda, Kontakte zu den wichtigsten Akteuren auf dem US-Energiemarkt. dem Produktmanager der Hörgerätesparte in den USA, selbst bei lauten Hintergrund- Siemens Stand: 09.01.2015 geräuschen akustisch auf eine Person kon- zentrieren. Selbstverständlich lässt sich das Hörgerät mit dem Smartphone bedienen. Siemens, das heute noch immer von vie- len Menschen mit Waschmaschinen und anderen Haushaltgeräten verbunden wird, scheint längst in der digitalen Welt ange- kommen zu sein. Genauso wie das Unter- nehmen mit Sitz in Berlin und München auch im Stammland des größten Kon- kurrenten General Electric angekommen ist. Jahrelang hatte man die „Neue Welt“ auf der anderen Seite des Atlantiks nur so behutsam wie die ersten europäischen Ent- decker betreten. Zwar hat Siemens schon 17 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Gerade deshalb sind die Erwartungen an Unternehmen für drei Milliarden Euro. Auf den Produkten wird Davis besonders hoch. Und ihre Aufgaben aber weiterhin der Name Siemens stehen. sind nicht einfach: Der Energie-Sektor war Für Aktionäre steckt hinter dem Namen Siemens noch einiges an in den vergangenen Quartalen immer das Potential. Als Kursziel für die Siemens-Aktie geben einige Analyse- Sorgenkind von Siemens. Daher muss Da- häuser Werte von weit über 100 Euro an. Momentan steht das Pa- vis die Energy-Abteilung in diesem Jahr pier bei rund 93 Euro. Analyst Gael de-Bray von der französischen auch mit dem Rotstift führen und 1200 Großbank Societe Generale lobte in dieser Woche die Kostensen- Stellen abbauen. kungen und das verbesserte Portfolio des Technologiekonzerns. Bei der Credit Suisse steht Siemens im Jahr 2015 sogar auf der „Europe Gestiegener Gewinn Focus List“ und gehört gleichzeitig zu ihren „Key Outperform Insgesamt macht sie die Vision 2020 aber Ideas“. Das klingt vielversprechend. Ebenso wie die angekündigte allmählich bemerkbar im Jahresergebnis Dividenden-Erhöhung auf 3,30 Euro. Dennoch kommen im Ge- von Siemens. Der Gewinn nach Steuern schäftsjahr 2015 auch einige Herausforderungen auf CEO Kaeser stieg im Jahr 2014 um über eine Milliarde zu. So bekommt Siemens einige unangenehme Rivalen im Zugge- Euro auf 5,5 Milliarden Euro. schäft: Nach der Übernahme der Energiesparte von Alstom durch Nun profitiert Siemens auch noch vom General Electric, konzentriert sich das französische Unternehmen schwachen Euro. Als Exporteur kann das nun fast ausschließlich auf die Transportsparte und möchte mit deutsche Unternehmen seine Produkte dieser expandieren. Außerdem fusionieren im Zukunftsmarkt zu billigen Euro-Preisen verkaufen und China die beiden Bahn-Unternehmen CNR und CSR zu einem kurbelt somit die Nachfrage an. Gut ein Megakonzern. Die Aktien der beiden Hersteller stiegen in der Viertel seiner Umsätze macht Siemens in Folge sehr stark. Das neue chinesische Bahn-Unternehmen wird Amerika, rund 20 Prozent in Asien und nicht nur innerhalb der Landesgrenzen aktiv sein, sondern auch Australien. weltweit seine Schienen und Züge installieren. Entgegen der Erwartungen aus dem letzten Jahr, stellte Kaeser nun kürzlich klar, dass Fazit der profitable Bereich der Medizintechnik Mit der „Vision 2020“ ist Siemens gewappnet für die Zukunft. vorerst im Siemens-Konzern integriert Das schwächelnden Hauptgeschäft Energy wird nun von den USA bleibe und nicht ausgegliedert und an die aus und durch die erfahrene Managerin Lisa Davis geleitet. Da Börse gebracht werde. Zumindest im Jahr hier im Dollar-Raum für den Dollar-Raum produziert wird, dürfte 2015 seien derartige Planungen vom Tisch. hier der schwache Euro die Bilanz kaum nennenswert belasten. Joe Bei den Hausgeräten von Siemens gibt Kaeser hat seinen Konzern entbürokratisiert und das Portfolio ver- es jedoch seit dieser Woche Neuigkeiten. bessert. Die Jahresergebnisse für 2014 waren bereits positiv. Auch Denn ab sofort kommen die Siemens-Ge- deswegen dürfen sich Anleger jetzt über eine höhere Dividende räte zu 100 Prozent vom Stuttgarter Her- freuen. Für das neue Jahr kündigte der Vorstandsvorsitzende in steller Bosch. 1967 hatten Siemens und einem Brief an die Aktionäre bereits weitere Erfolge an – und der Bosch gemeinsam die Hausgerätefirma schwache Euro wird ihm hier keinen Strich durch die Rechnung BSH ins Leben gerufen, nun verkauft machen. WCW Siemens den 50-prozentigen Anteil am 18 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
Mttttttttttt 2015 Anlegermessen von B2MS t7t Jtt tt ttttttttt ttttttt ttttttttttttttttttttttttt h o n vormerken! ttt ttt tt ttttttttt kompaktttttttttttt J e t z t s c t t t t t t t t tttttttttttttttttttttttttttttttttt ttttttttt t t t ttttttttttttttttttttt ttttttt A tttttttttttttt t t t t t t t t t ttttttttttttttttt ttt ttttt Atttttttttttt tt ttt tttttt ttttttttt kompakttttttttttt ttcttttätitt Rt ttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttttt ttttätttttt Vttttttttttt ttttttttttttttt ttttttttttkompakt tt ttttttt Ottttttttittttttt ttttt ttt! kompaktttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttt ttt ttttt ttttttttt tttttt tttttttttttttttttttttttt tttttttt ttttttttt kompaktttttttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttttttt Attt Mttttttttttt tt Üttttttct tttttttttttttttttttttt
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Fotos: airbus.com Unternehmen der Woche Airbus: Wieder Sieger im Kampf um Aufträge? Anleger blicken mit Spannung auf die Jahrespressekonferenz der Airbus Group am 13. Januar. Der europäische Großkonzern, ehemals als EADS firmierend, wird dort offenbar Zahlen im Flug- zeuggeschäft vorstellen, die die Rekorde des Konkurrenten Boeing für 2014 noch in den Schatten stellen könnten. An der Börse wurden diese Aussichten mit deutlichen Kursgewinnen quittiert. Auch der schwache Euro beflügelt derzeit den „Luftbus“. Der Kampf der Giganten, den Airbus Insiders zufolge hat Airbus es auf den letzten Metern doch noch und Boeing schon seit einigen Jahren un- geschafft, seine Führungsposition bei den weltweiten Aufträgen ter sich ausfechten, war 2014 besonders zu verteidigen. Ein Deal mit der indischen Fluggesellschaft In- abwechslungsreich. Die beiden Großkon- diGo im Oktober über 250 Flugzeuge sowie ein erfolgreicher zerne versuchten wieder, sich gegenseitig Endspurt im Dezember sollen für die rasante Aufholjagd ver- zu übertrumpfen: Wer liefert mehr Flug- antwortlich sein. zeuge aus, wer kann mehr Aufträge abhef- Diese ist umso bemerkenswerter, wenn man das gesamte Jahr 2014 ten? Dabei stehen sie in direkter Konkur- für Airbus betrachtet. Der europäische Luft- und Raumfahrtkon- renz um die Gunst der Fluggesellschaften, zern vollzog zum ersten Januar die Metamorphose von EADS zu das Potenzial des Markts ist riesig. Laut Airbus Group und stellte damit klar, welcher Geschäftsbereich den Vorhersagen von Boeing soll sich der zukünftig besonders akzentuiert werden soll. Außerdem wurden globale Passagierverkehr in den Lüften mehrere Umstrukturierungen realisiert, etwa im neuen Geschäfts- binnen 20 Jahren verdoppeln. Für den bereich „Airbus Defence and Space“, der sich aus den Vorläufern Großteil des abgelaufenen Kalenderjah- Airbus Military, Astrium und Cassidian zusammensetzt. Die res sah es nach einer deutlichen Führung Airbus Group ist nicht nur ein Gigant im globalen Wettbewerb für die Amerikaner aus, die am Dienstag der Flugzeugproduktion, sondern auch Europas zweitgrößter Rüs- denn auch stolz ihre Rekordzahlen veröf- tungskonzern. Gespräche über eine mögliche Fusion mit der eu- fentlichten: 1432 Nettoaufträge konnten ropäischen Nummer eins BAE Systems aus Großbritannien waren sie verbuchen. Doch den Angaben eines 2012 gescheitert. 20 BÖRSE am Sonntag · 02/1 4
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Umsatz und Investitionen steigen an Der Bereich der zivilen Flugzeugproduk- Mittelstreckenflieger A320Neo seinen ersten Testflug. Neue Trieb- tion ist jedoch für den Großteil des Um- werke und eine verbesserte Aerodynamik sorgen dort für einen um satzes verantwortlich. In den ersten neun 15 Proznt niedrigeren Spritverbrauch. Das führte bis zu diesem Monaten des vergangenen Jahres belief Zeitpunkt bereits zu mehr als 3200 Bestellungen. Nur kurze Zeit sich dieser auf rund 40,5 Milliarden Euro, später unterzeichnete Airbus mit der indischen Fluggesellschaft davon stammten allein 28,2 Milliarden IndiGo eine Absichtserklärung über den Erwerb von 250 Exemp- (knapp 70%) von Airbus mit Sitz in Tou- laren dieses Typs, ein historischer Deal und gemessen an der Zahl louse. Im gleichen Zeitraum konnte das der Flugzeuge sogar der größte. europäische Konglomerat einen Gewinn von mehr als 1,4 Milliarden Euro erwirt- A380-Schock: Aktienkurs erholt sich schaften. Im Vergleich zum Vorjahr wa- Doch Mitte Dezember setzte es für die Airbus Group einen herben ren besonders die Bereiche Airbus sowie Rückschlag an der Börse. Bei einem Treffen mit Investoren in Lon- Airbus Helicopters (früher Eurocopter) don schockierte Airbus Kunden wie Anleger mit der Aussage, ein stark gewachsen. Obwohl die Ausgaben langjähriges Prestigeprojekt könnte bald eingestellt werden. Das für Forschung und Entwicklung in allen größte serienmäßige Passagierflugzeug der Welt, der A380, müsse Bereichen anstiegen, war die Bilanz der rentabel bleiben, damit eine Fortführung des Modells realistisch ersten drei Monate für die Airbus Group sei. Seit Jahren wirbt der Konzern um neue Aufträge, konnte erfreulich. Doch der Erfolg des Konzerns, zuletzt jedoch nicht so viele Bestellungen vorweisen wie erhofft bei den Kunden wie an der Börse, hängt – 2014 überhaupt keine. Insgesamt 318 Exemplare sind bis heute stark von zwei Faktoren ab. Dies be- geordert, 152 davon wurden bereits ausgeliefert. In 2015 soll die trifft insbesondere das Geschäft mit den Passagierflugzeugen. Airbus Group Stand: 09.01.2015 Erstens muss die Entwicklung neuer Mo- delle stets vorangetrieben werden, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Auch wenn der Konzern generell stark subventioniert ist und im Wettstreit mit Boeing nicht vor juristischen Ausein- andersetzungen über ebenjene staatlichen Mittel zurückschreckt - 2012 etwa erran- gen die Europäer einen Etappensieg bei der Welthandelsorganisation (WTO), als mehrere Milliarden Dollar Beihilfe an Boeing für illegal erklärt wurden - erstes Mittel bleibt die Entwicklung rentable- rer und auch immer effizienterer Flug- zeuge. Im September 2014 absolvierte der 21 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Reihe erstmals die Gewinnschwelle erreichen, betonte Airbus-Chef Airbus-Insiders nächste Woche bewahrhei- Fabrice Brégier. Eine Einstellung komme allein schon aufgrund ten und Airbus hat Boeing bei den Aufträ- der vergangenen Anstrengungen rund um das Prestigeprojekt gen tatsächlich wieder überholt, dürfte es nicht in Frage. in Kombination mit dem schwachen Euro Ebenjener Brégier hatte sich bereits Mitte 2014 in einer anderen weiterhin aufwärts gehen. Angelegenheit zu Wort gemeldet. Neben der Entwicklung neuer Festlich wurde es kurz vor Weihnachten Modelle und dem Ausbau der Kundenbeziehungen ist bei Air- dann auch für einen wichtigen Kunden: bus nämlich auch die Stärke des Euro ausschlaggebend fürs Ge- Qatar Airways durfte sich mit leichter Ver- schäft. Dementsprechend sprach sich der Nachfolger von Thomas spätung über seinen ersten A350 freuen, Enders an der Spitze von Airbus für eine gezielte Abwertung der mit dem Airbus direkt Boeing angreifen europäischen Währung gegenüber dem US-Dollar aus. Denn die will. Das Einhalten von Zeitplänen trai- Geschäfte von Airbus werden, wie in der Branche üblich, in US- niert der Konzern also weiterhin, diesmal Dollar abgewickelt. Ein schwächerer Euro bedeutet daher eine bes- hat er es zumindest pünktlich zur weih- sere Ausgangslage für Airbus, besonders im direkten Vergleich mit nachtlichen Bescherung geschafft. Die Boeing. In einem Interview mit dem Handelsblatt gab der Fran- Auslieferung des ersten A350-Exemplars zose im Juli 2014 zu Protokoll, dass ein Kurs zwischen 1,20 und ist auch ein persönlicher Erfolg für Fabrice 1,25 US-Dollar je Euro angemessen wäre. „Steigt der Euro um Brégier, der vor seiner Beförderung zum einen Cent gegenüber dem Dollar, fehlen uns 100 Millionen Euro Airbus-Chef sechs Jahre lang direkt für das im Ergebnis“, sagte er. Fabrice Brégier müsste heute ein glücklicher Projekt verantwortlich war. Die schwache Mann sein, wenn es um Währungseffekte geht: Am Donnerstag- Auftragslage beim A380 könnte parado- morgen lag der Wechselkurs bei etwas mehr als 1,18 US-Dollar xerweise zu neuen Kundeninvestitionen je Euro. Er war seit dem vergangenen Sommer fast stetig gefallen. führen: Die arabische Fluggesellschaft Emirates zeigte sich nach dem Schock Exportunternehmen profitieren vom schwachen Euro vom Dezember bereit, viel Geld für eine Die Airbus-Group, die übrigens nicht in Deutschland oder Frank- Modernisierung des Modells beizusteuern. reich, sondern in Leiden in den Niederlanden ihren offiziellen Allzu viele Turbulenzen mit den Kunden Sitz hat, profitiert wie andere exportorientierte Unternehmen von sollte sich der Konzern aber nicht erlauben. dieser Abwertung. Die Leitzinspolitik der Notenbanken Fed und Denn diesen Aussagen von Seiten Emirates’ EZB hat hier merkliche Auswirkungen. Die Aktie des Konzerns war die Annullierung einer Bestellung von erholt sich indes noch immer vom brutalen Kurssturz im Dezem- 70 Exemplaren des A350 im Juni voran- ber auf 40,60 Euro. Die Nachricht, dass die Gewinne in den kom- gegangen. Der Chef der Fluggesellschaft, menden Jahren wohl nicht gerade explodieren werden, ernüchterte Tim Clark, galt schon vorher als Skeptiker viele Anleger zusätzlich zum zwischenzeitlichen A380-Schock. des Modells. Doch 2015 wird für die Air- Im neuen Jahr konnte sie allerdings wieder zulegen. Das Papier bus Group und ihre Flugzeugtochter auf schloss den Mittwoch mit 43,64 Euro ab und war so der Hit jeden Fall anders als 2014: Sie behalten am deutschen Index MDAX. Sollten sich die Informationen des vorerst ihre Namen. MM 22 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5
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