Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN

Die Seite wird erstellt Reinhold Urban
 
WEITER LESEN
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
3/2016 | August / September / Oktober | 19201 | Deutschland 6,80 € | Österreich 7,50 € | Schweiz 11 CHF                 www.bildungspraxis.de

                                                                                              Der
                                                                                            richtige
                                                                                             Dreh
                                                                                                      AUSBILDEN
                                                                                                      MIT NEUEN
                                                                                                    LERNKONZEPTEN

         AUSBILDUNG                               WEITERBILDUNG                              DIE BERUFSAUSBILDER
  Computerkompetenzen                                 Fortbildungen                                  Berufspädagogik
                                                                                                                                                  3

        stärken                                        für Ausbilder                                  trial studieren
                                                                                                                                                .1
                                                                                                                                              fS
                                                                                                                                            au
                                                                                                                                        ...
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
www.VOCANTO.de

Mehr als nur Fachkunde!
Tolle 3D-Animationen, kleine Lerneinheiten zum Nachlesen und eine
zeitgemäße Grafik machen VOCANTO zum interaktiven Fachkundebuch.
So „gamen“ sich Ihre Kfz- und Elektrotechnik-Azubis durch die Theorie.
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
EDITORIAL

                      NEUE WEGE GEHEN

                        Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                                            digitale Medi-   die Lernenden über das Erzäh-
                                            en und neue      len einer Geschichte begeistern
                                            Technologien     und motivieren.
                                            verändern
                                            immer mehr        In diesem Heft stellen wir Ihnen
                                            die Arbeits-      einige solcher Lernkonzepte
                                            welt. So-         vor, die nicht nur die Arbeit der
                                            wohl in der       Azubis, sondern insbesondere
                        Industrie als auch im Dienstleis-     auch die des Ausbildungsperso-
                        tungssektor gehören vernetzte         nals verändern. Zudem beschäf-
                        Arbeitsprozesse und der Um-           tigen wir uns mit der Frage der
                        gang mit digitalen Technologien       Förderung von IT-Kompetenzen
                        bereits jetzt zum Arbeitsalltag.      von Jugendlichen, geben Aus-
                        Um junge Menschen auf diese           kunft über die Rechtslage bei
                        Veränderungen vorzubereiten,          Überstunden von Auszubilden-
                        muss auch die Aus- und Weiter-        den und stellen ein internatio-
                        bildung neue Wege gehen. Das          nales Austauschprogramm für
                        bedeutet nicht, dass Lehrme-         ­Azubis vor.
                        thoden und erprobte Konzepte
                        völlig umgekrempelt werden           Ich wünsche Ihnen einen
                        müssen. Sondern dass zeitgemä-       ausgezeichneten Start ins neue
                        ße Ausbildung die Integration        Ausbildungsjahr und viel Freude
                        von modernen Anwendungen             bei der Lektüre, Ihr
                        und Konzepten benötigt, seien
                        es mobile Lerntools für Smart-
                        phones oder Tablets, seien es
                        spielbasierte Lernkonzepte oder      Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis
                        seien es digitale Lernmedien, die    Chefredakteur BILDUNGSPRAXIS
Foto: Frank Roesner

                                                                                                      ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016 | 1
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
INHALT
     Mobiles und spielbasiertes             Wie IT-Kenntnisse gefördert werden    Ein triales Studium macht Aus-
     Lernen in der Ausbildungspraxis        Seite 18                              bilder zu Berufsbildungsexperten
     Seite 4                                                                      Seite 40

     Im Fokus                               Weiterbildung                           Sonderteil:
                                                                                    DIE BERUFSAUSBILDER
     Ausbilden mit neuen Lernkonzepten      22 Weiterbildung – News
                                                                                    3 9 Editorial
      4	Offen für Neues                    24	
                                               Besser geht immer
         Wie moderne Konzepte die              Der Deutsche Bildungspreis hilft     40 	Ausbilder machen
         Ausbildung verändern                  beim Bildungsmanagement                   ihren Master
                                                                                         Der triale Masterstudiengang
     10	
        Die Story macht‘s                   26	Der nächste Schritt                      „Betriebliche
        Narrative Bildung hilft Azubis          Was Ausbilder für Perspektiven           Berufs­pädagogik“
        im Handel                               haben
                                                                                    44 	Ausbildungspersonal
                                            28	Micro und Mobil                          sinnvoll fördern
     Ausbildung                                 Wie sich Lernen im Betrieb               Eine Tagung zum Abschluss
                                                verändert                                Berufspädagoge
     14 Ausbildung – News
                                            32	
                                               Wie viel Arbeit ist erlaubt?         45 Verbands-News
     SERIE: Ausbildung und Akademisierung      Rechtsexpertin M. Luise Köhler
     16	
        Schlaglicht auf die Ausbildung         klärt auf
        Was Azubis und Ausbilder vom
        Ausbildungssystem halten            47 Veranstaltungstipps 2016

     18	„Digitale Kompetenzen fallen
         nicht vom Himmel“                  International
         Warum Jugendliche digitale
         Grundkenntnisse brauchen           34 International – News               DIE NÄCHSTE
                                                                                  BILDUNGSPRAXIS
                                            36	Ab ins Ausland                    ERSCHEINT AM
                                                Austauschprogramme für Azubis     16. NOVEMBER 2016

2 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
IMPRESSUM
   ›› Herausgeber:	Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH                 ›› Anzeigenleitung:         Katja Herrmann
                             Rheinstraße 94                                                                        Telefon: +49 89 419694-27
                             64295 Darmstadt                                                                       E-Mail: kherrmann@avr-verlag.de

                             AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH               ›› Anzeigenberatung:        Dorothee Braig
                             Weltenburger Straße 4                                                                 Telefon: +49 89 419694-50
                             81677 München
                                                                                                                   Claudia Seltmann
   ›› Chefredaktion:         Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (verantwortlich)                               Telefon: +49 89 419694-32
                             wassilios@fthenakis.de
                                                                                       ›› Art Direction und       Patricia Fuchs
   ›› Verlag und         AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH                     Bildredaktion:
     Redaktionsanschrift: Weltenburger Straße 4
                          D-81677 München                                              ›› Stellv. Art Direction:   Sonja Lex
                          Telefon: +49 89 419694-43
                          Fax: +49 89 4705364                                          ›› Grafik Design:           Simone Popp
                          E-Mail:	info@avr-werbeagentur.de                                                        Marius Kauer
                                     redaktion@avr-verlag.de                                                       Anna Spinnen-Riemath
                          Internet:	www.avr-werbeagentur.de
                                     www.bildungspraxis.de                             ›› Composing:               Stefan Samabor

   ›› Geschäftsführung:      Thomas Klocke                                             ›› Titelbild:              © Lex-art / Shutterstock.com
                             Alfred Schwan
                                                                                       ›› Erscheinungsweise:       4 × jährlich
   ›› Redaktionsleitung:     Vincent Hochhausen
                                                                                       ›› Druck:                   westermann druck GmbH
   ›› Redaktion:             Kerstin Hochmuth             Silvia Schumacher                                        Georg-Westermann-Allee 66 • 38104 Braunschweig
                             Bernd Janowski               Tina Sprung
                             Dinah Korb                   Thorsten Timmerarens         ›› Preis des Heftes:        Deutschland 6,80 € inkl. MwSt.

   ›› Redaktionsassistenz:   Minh-Xuan Do                                              ›› Abonnement:	Jahresabonnement (4 Hefte), 24 € zuzüglich Versandkosten.
                                                                                                                   Bestellung unter www.bildungspraxis.de
   ›› Autoren dieser        Prof. Dr. Christoph Beck     Sven Offer-Heckmann
     Ausgabe:                Anne Dreyer                  Thomas Pilger                Hinweis:
                             Ludwig Janssen               Dr. Thomas Tillmann          Beiträge freier Autoren geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.
                             M. Luise Köhler              Felicia Ullrich
                             Judith Kunz                  Bernhard Wasser              Verleger zugleich Anschrift aller Verantwortlichen
                             Andrea Pauline Martin                                     Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München. Nachdruck oder sonstige Vervielfältigung
                                                                                       – auch auszugsweise – sind nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Für unaufgefordert
   ›› Schlusslektorat:       Susi Fritsch                                              eingesandtes Redaktionsmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung.
                                                                                                                                                              © AVR GmbH 2016

Wissen wirkt.
wirausbilder.de

Aktuell im Fokus: FLÜCHTLINGE AUSBILDEN. Inklusive Checkliste zum Download!

Auf wirausbilder.de teilen erfahrene Ausbildungs-Praktiker ihr Wissen mit Ihnen. Der neue Blog versorgt
Sie laufend mit wirksamen Lösungen, aktuellem Know-how und frischen Ideen für eine erfolgreiche
Ausbildungsarbeit.

                    Entdecken Sie Wissen, das wirkt.
                    www.wirausbilder.de
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
  IM FOKUS

4 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
                                  Foto: © Zamurovic Photograph / Shutterstock.com
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
OFFEN FÜR                                                                              Anzeige

                                                  Mitarbeiter
  NEUES                                           spielerisch
                                                  schulen
                                                  Mit der Quiz-App von keeunit
                                                  macht Lernen Spaß!
   Unternehmen und Bildungsinstitutionen in
ganz Deutschland setzen vermehrt spielbasiertes   Weiterbildung ist langweilig und trocken?
 Lernen oder mobile Lernanwendungen in ihrer      Das muss nicht sein! Durch den Einsatz

 Aus- und Weiterbildung ein. Das verändert die    unserer Quiz- und Lern-App bringen
                                                  Sie Leben in das Wissenstraining Ihrer
  Ausbildung – und damit die Rolle des Ausbil-    Beschäftigten.
dungspersonals. BILDUNGSPRAXIS stellt Konzepte
                                                  Vorteile
      vor, die mit neuen Mitteln bewährte         • Große Lernbereitschaft
    Ausbildungsabläufe unterstützen wollen.       • Anreiz durch Wettbewerb
                                                  • Intuitive Handhabung
               Text Vincent Hochhausen
                                                  • Mobiles Lernen an jedem Ort
                                                  • Sofort startklar

                                                  Einsatzbeispiele
                                                  • Außendienst qualifizieren
                                                  • Präsenzseminare vor- und nachbereiten
                                                  • „Change-Prozesse“ begleiten

                                                  Wir bieten Ihnen eine individuell zuge-
                                                  schnittene Quiz-App mit zahlreichen Fea-
                                                  tures in Ihrem Corporate Design und den
                                                  Einsatz auf allen Endgeräten.

                                                  Fordern Sie Ihre kostenlose
                                                  Demo-Version an!

                                                  Kontakt:
                                                  keeunit | Norma Demuro
                                                  Mombacher Str. 52 | 55122 Mainz
                                                  Tel.: +49 6131 6369288
                                                  E-Mail: mainz@keeunit.de
                                                  www.keeunit.de
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
  IM FOKUS

                                   BEISPIEL 1: Spiele für Logistiker

             Für das „MARTINA“-Projekt arbeiten zahlreiche Projektpartner zusammen. Die Gesamt­
             leitung hat Professor Matthias Klumpp, Direktor des „ild-Instituts für Logistik und
             Dienstleistungsmanagement“ an der FOM Hochschule (ganz rechts).

             Über spielbasiertes Lernen will ein EU-                  In der Praxis startet der Spieler im Spiel als
             gefördertes Projekt Mitarbeitern in der                  Fahrer mit einer bestimmten kleinen Route.
             Logistikbranche Wissen vermitteln.                       Um weiterzukommen, muss er Aufgaben be-
                                                                      arbeiten, etwa richtige und falsche Ladungs-

             W
                                                                      situationen auseinanderhalten. Mit jeder er-
                         ie in vielen anderen Branchen                ledigten Aufgabe wächst das Streckennetz des
                         gibt es auch für Mitarbeiter in              Spielers, neue Aufgaben kommen dazu. Den
             der Logistikbranche Wissensinhalte, die zwar             Projektentwicklern ist es wichtig, sich mit
             wichtig, aber auch etwas trocken sind. Für               den Inhalten eng an der Zielgruppe zu orien-
             Lagerarbeiter oder LKW-Fahrer gehören                    tieren. Die ersten Themen des Lernspiels – so
             dazu zum Beispiel Vorschriften zur Ladungs-              zum Beispiel die Ladungssicherung – wur-
             sicherung oder zum Umgang mit Gefahrgut.                 den von Unternehmen gewünscht, die dazu
             Die FOM Hochschule für Ökonomie und                      befragt wurden. Aber auch in der weiteren
             Management arbeitet zusammen mit der                     Entwicklung sollen die Inhalte eng an die
             TÜV Rheinland Akademie und weiteren                      jeweilige Nutzergruppe angelehnt werden.
             Partnern derzeit daran, solche und andere                Derzeit sucht das Projekt noch weitere
             Inhalte den Fachkräften über spielbasier-                Unternehmen, die Feedback zur Anwendung
             tes Lernen näherzubringen. Dazu wird im                  geben möchten. Bei der Entwicklung muss
             Projekt namens „MARTINA“ eine mobile                     so manche knifflige Frage gelöst werden,
             Lernanwendung entwickelt, die mit dem                    erzählt Neukirchen: „Wir sind uns zum Bei-
             Smartphone oder Tablet nutzbar ist. Eine                 spiel noch nicht sicher, ob es bei Aufgaben
             erste Version wird ab Oktober in der Praxis              zum Thema Sicherheit ein Zeitlimit geben
                                                                                                                         Fotos: Tom Schulte Fotografie; Vodafone

             getestet werden. „Wichtig ist uns, dass es ein           soll. Einerseits ist das ein Element, das den
             Zusatzangebot ohne Zwang ist. Denn Zwang                 Spielspaß steigert, andererseits soll Sicherheit
             macht die innere Motivation, das Lernspiel               in der Praxis ja gerade nicht vom Zeitdruck
             zu nutzen, kaputt. Und gerade diese Motiva-              abhängen.“ Bis Mitte 2018 läuft das Projekt,
             tion macht spielbasiertes Lernen so effektiv“,           dann soll die Anwendung kostenlos zur Ver-
             betont Thomas Neukirchen, Wissenschaftli-                fügung stehen – und wenn möglich auch auf
             cher Mitarbeiter an der FOM Hochschule.                  andere Branchen übertragen werden.
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
BEISPIEL 2: Kundentermine im Online-Spiel planen

      Um neue Mitarbeiter und Auszubildende auf ihre Arbeit               Ziel bei der Entwicklung des Spiels war, es möglichst rea-
      vorzubereiten, lässt der Mobilfunk-Konzern Vodafone sie             litätsnah zu halten, um den Wissenstransfer in den echten
      ein eigens entworfenes Online-Spiel spielen.                        Arbeitsalltag zu erleichtern. Zudem hilft das Spiel, individuelle
                                                                          Stärken und Schwächen der Nutzer zu identifizieren und Schu-

      W
                                                                          lungen auf den jeweiligen Bedarf des Einzelnen auszurichten.
                  er beim Geschäftskundenvertrieb von Vodafone            Bei den Nutzern komme das Spiel, laut Konzern, sehr gut an.
                  anfängt, lernt die Arbeit zunächst am Bildschirm
      kennen: Bevor es losgeht, spielen die neuen Mitarbeiter
      und Azubis das Spiel „Vodafone Code“, ein sogenanntes
      „Serious Game“ – also etwa „ernstgemeintes Spiel“. In einer
      3D-Umgebung bewegt sich der Avatar des Nutzers durch
      sein Arbeitsumfeld, vereinbart Kundentermine, erstellt
      individuelle Angebote und wählt Argumente aus, um den
      Kunden vom Produkt zu überzeugen. So werden die neuen
      Mitarbeiter zum einen auf einen einheitlichen Wissensstand
      gebracht, zum anderen können sie Fehler machen, ohne dass
      es negative Konsequenzen hat. „Anfängerfehler im Serious
      Game helfen, diese in der wirklichen Welt zu vermeiden“,            In der virtuellen Welt des Online-Spiels versuchen die
                                                                          Spieler, Kunden von ihrem Produkt zu überzeugen.
      sagt Vodafone-Sprecherin Tanja Vogt.

                                              C  R U I T I N G  FÜR
                                    AZUBI-R E
                                            I L E G E  N   E R ATION
                                    DIE MOB                  TALENTE
                                                      IE DIE BESTEN
                                          ERREICHEN S         RNEHMEN
                                               FÜR IHR UNTE
                                                                    artphone
                                                  Direkt auf dem Sm
                                                                    hmensprofil
                                                  Mit Ihrem Unterne
                                                                   Ausbildungsplätze
                                                  Für alle offenen

FÜR FRAGEN, BERATUNG, BUCHUNG:
Michael Landstorfer            www.talenthero.de
  +49 8923763407               michael.landstorfer@meinestadt.de

                                                  Spezialist für die mobile Jobsuche mit monatlich 50.000 App-Downloads.
EIN PR O DUK T V ON
                                                  (Quelle: meinestadt.de Job-App, Mai 2015)
Der richtige Dreh AUSBILDEN MIT NEUEN LERNKONZEPTEN
  IM FOKUS

                               BEISPIEL 3: Mobiles Lernen an der Maschine

     Das Projekt „Mobile Learning in Smart Factories“ will
     durch das Einbinden von Tablets die Ausbildung in Ma-
     schinenbauberufen vereinfachen. Das verändert auch
     die Arbeit der Ausbilder.

    D         ie Arbeit – und damit auch die Ausbildung – in
              Industrieberufen verändert sich durch die Digi­
     talisierung. Um der Realität in den vielbeschworenen „intel-    Mit der für Tablets optimierten Anwendung sollen Auszubildende
                                                                     Lernaufgaben direkt an der Maschine umsetzen.
     ligenten Fabriken“ gerecht zu werden, erarbeitet das Projekt-
     Team „Mobile Learning in Smart Factories“ unter Leitung
     der VDW-Nachwuchsstiftung des Vereins Deutscher Werk-           anzufertigen“, erklärt Harry Wiens, der Projektleiter bei der
     zeugmaschinenfabriken eine für Tablets optimierte Lernan-       VDW-Nachwuchsstiftung. „Die Anwendung bietet dem
     wendung, mit der Ausbildungsprozesse effektiv unterstützt       Azubi bei jedem Arbeitsschritt relevante Hilfethemen an, also
     werden sollen. Kern der Anwendung sind Lern- und Arbeits-       zum Beispiel ein Erklärvideo, wie eine Zeichnung zu lesen
     aufgaben, die die Azubis direkt an der Maschine umsetzen,       ist.“ Die Aufgaben sind an die Ausbildungsrahmen­pläne
     während die Ausbilder immer auf die Arbeitsergebnisse           angepasst. Daneben bietet die Anwendung, die derzeit von
     der Lernenden zugreifen können. „Es geht in den Aufgaben        sieben Betrieben getestet wird, zahlreiche weitere Elemen-
     meist darum, ein Werkstück maßhaltig nach Zeichnung             te, etwa digitale Checklisten, Handbücher und Fachlexika,

                                BEISPIEL 4: Medienkompetenz für Ausbilder

  Was digitale Kompetenzen angeht, haben viele Azubis                kurse zur Ausbildereignungsprüfung nach AEVO (Ausbilder-
  ihren Ausbildern einiges voraus. Eine Initiative des IHK           eignungsverordnung) eingebaut, und zwar in den Teil, in dem
  Bildungszentrums Halle-Dessau soll das ändern.                     es um die Durchführung der Ausbildung geht. „Wir versu-
                                                                     chen, den Wissenserwerb und die Aneignung miteinander zu

 U
                                                                     verknüpfen“, erklärt Marc Heder vom IHK Bildungszentrum
          m möglichst viele Ausbilder zu erreichen, werden           Halle-Dessau. So sollen die Teilnehmer ihr erworbenes Wissen
          bei dem vom Bundesministerium für Bildung und              über den Einsatz digitaler Medien in der Probe-Lehrunterwei-
  Forschung geförderten Projekt „Medienkompetenz für Aus-            sung praktisch umsetzen, die sie für den Ausbilderschein oh-
  bilder“ die Inhalte nicht in einem gesonderten Kurs vermittelt.    nehin leisten müssen. Das kann in der Erstellung eines Videos,
  Stattdessen werden sie als Zusatzmodul in die Vorbereitungs-       der Nutzung von Apps oder sogar dem Online-Spiel Minecraft
                                                                     bestehen – die Art der Umsetzung steht den Teilnehmern frei.
                                                                                                                                         Fotos: © SFIO CRACHO / Shutterstock.com; VDW Nachwuchsstiftung

  In dem Medienkompetenzkurs lernen angehende Ausbilder,
  wie sie digitale Medien in der Ausbildung nutzen können.           Je nachdem ob der Ausbilderkurs berufsbegleitend oder in
                                                                     Vollzeit absolviert wird, findet das Zusatzmodul zu Medi-
                                                                     enkompetenz mehr oder weniger stark in Selbstlernphasen
                                                                     und Videokonferenzen statt – auch hier ist die Teilnahme am
                                                                     Modul an sich schon ein Stück Kompetenzerwerb. Den Teil-
                                                                     nehmern werden für den Kurs auch Tablet-PCs zur Verfü-
                                                                     gung gestellt, falls sie selbst keine haben. Die ersten Kurse mit
                                                                     angehenden Ausbildern fanden bereits statt, bis nächstes Jahr
                                                                     sollen etwa 200 Teilnehmer das Modul durchlaufen. Derweil
                                                                     werden die Erfahrungen aus den Kursen genutzt, um die
                                                                     Lerninhalte, die für das Projekt erstellt wurden, immer besser
                                                                     auf die Bedürfnisse der Ausbilder anzupassen.
Im Überblick

     3­ D-Modelle mit Funktionserläuterungen und vor                   »»Spielbasiertes   Lernen nutzt den Spieltrieb
      allem einen Bereich zum Ablegen und Teilen von                      und die für Spiele typische innere Motivati-
      Daten zwischen Ausbildern und Azubis.                               on, um dem Nutzer Inhalte zu vermitteln. Aus-
                                                                          führliche Informationen und Praxisbeispiele
     Die Anwendung wird sich unter anderem an                             zu diesem Thema gibt es auf:
     kleine und mittelständische Unternehmen richten,                     ›› www.qualiboxx.de/wws/

     die häufig keine hauptamtlichen Ausbilder haben.                     dossier-spielbasiertes-lernen.php
     Es wird dabei also auch auf die Bereitschaft und
     Motivation des Ausbildungspersonals ankommen.                     »»Mobiles  Lernen bezeichnet Lernangebote, die
     „Anfangs hatten wir Bedenken, dass die Ausbil-                       mit dem Smartphone oder dem Tablet-PC genutzt
     der ihren Status durch die Anwendung gefährdet                       werden können. Der Vorteil von solchen Ange-
     sehen“, erzählt Adrian Wilke von der Universität                     boten liegt vor allem darin, dass sie orts-
     Paderborn, der das Projekt wissenschaftlich                          und zeitunabhängig genutzt werden können.
     begleitet und Workshops und Befragungen mit
     Ausbildern durchführt. „Aber tatsächlich sind wir                 »»Auf  der Seite www.qualifizierungdigital.de
     auf Vorfreude gestoßen.“ Oft seien die Vorkennt-                     findet sich eine große Übersicht von Projek-
     nisse der Ausbilder aber sehr verschieden, mit                       ten und Beispielen für digitales Lernen in
     einer gemeinsamen Planung und Erstellung von                         Aus- und Weiterbildung, die vom Bundesminis-
     Dokumenten über das Internet hätten Ausbilder                        terium für Bildung und Forschung gefördert
     zum Beispiel oft nur wenig Erfahrung.                                werden.
                                                                                                                                           ■

                                                                                                                                           Anzeige

Digital Learning in der Weiterbildung
Digital Learning wird fester Bestandteil der Weiterbildung in Unternehmen. Das Duisburger Unternehmen e-doceo ist auf die
Erstellung von Online-Weiterbildungsangeboten und den optimalen Schulungsmix mit digitalen Elementen spezialisiert. Hier
sind die e-doceo-Tipps für den erfolgreichen Weg zur Digital Learning-Lösung:

1. Individuelle Lernkonzepte                       das LCMS von e-doceo für Sie. Nutzen Sie die     Weitere Informationen gibt es auf:
Schneiden Sie das Konzept der Schulungen indi-     Projektmanagement-Plattform mit genauem          www.de.e-doceo.net/digital-learning/
viduell auf Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter   Überblick über Aufgaben, Deadlines und Verant-   whitepaper.php
zu. Bauen Sie in Schulungen abwechslungsreiche     wortlichkeiten.
Lern-Elemente ein – vom Rapid Learning bis hin                                                      Unternehmenskontakt:
zu Serious Games. Mit Hilfe des Learning Con-      3. Gut vorbereiten, gezielt verbreiten           e-doceo Deutschland | Jörg Wachsmuth
tent Management Systems (LCMS) von e-doceo         Mit Ihrem Digital Learning-Konzept erstellen     Schifferstr. 200 | 47059 Duisburg
können diese einfach umgesetzt werden.             Sie pädagogische Lerninhalte. Die Verbreitung    Tel.: +49 203 30597 870
                                                   übernimmt das Learning Management System         E-Mail: presse.de@e-doceo.net
Neu: Das LCMS von e-doceo bietet eine cloud-       (LMS) von e-doceo – so bringen Sie Ihre Inhal-   www.de.e-doceo.net
basierte Erstellung von Multiple Choice-Quizzes.   te auf Smartphone, Tablet und PC sowie über
Kombinieren Sie diese mit Lernvideos, die Sie      Audio- und Videokonferenzen ins virtuelle
mit der „skillcatch-App“ schnell und von unter-    Klassenzimmer.
wegs erstellen können. So entwickeln Sie multi-
mediale Fragebögen zur Wissensvermittlung und      4. Nachfragen und nachbessern
-überprüfung.                                      Welche Lernziele wurden erreicht? Welche Lern-
                                                   module absolviert? Antworten auf diese Fragen
2. Alles auf einen Blick                           erhalten Sie von den Analysetools des LMS.
Schaffen Sie einen digitalen Raum, in dem Sie      Denn nur, wenn Sie wissen, wie gut Weiter-
alle Präsenz- und Fernschulungen zentral spei-     bildungen laufen, können Sie diese erfolgreich
chern. Diese „Verwaltungsaufgabe“ übernimmt        weiterentwickeln.
  IM FOKUS

                     DIE STORY MACHT‘S
                Mit einer Geschichte rund um eine Wohngemeinschaft in Berlin-Neukölln
                sollen Azubis im Handel ökonomische Zusammenhänge besser verstehen.
                                                           Text Judith Kunz

     W
                                                und abstrakt: „Mir fehlt der Praxis­        Auswendiglernen von Zahlen und
                                                bezug“, „Das ist zu kompliziert“, „Ich      Fakten nicht kann: Sie ermöglichen
                         irtschaftskreislauf?   kann das nur, wenn ich alles auswendig      einen emotionalen Zugang zum Thema.
                         Angebot und Nach-      lerne“ sind typische Reaktionen. Das        Die Lernenden können sich mit den
                         frage? Kurven          Ausbildungspersonal steht vor der           Protagonisten identifizieren. Dadurch
     verschieben? Viele Auszubildende           Frage: Wie lassen sich die Inhalte für      werden Interesse, Aufmerksamkeit und
     empfinden diese Themen als trocken         die Azubis greifbar machen?                 Lernbereitschaft geweckt.

                                                              Eine Antwort bietet die       Lernen mit lebensnahen
                                                              pädagogische Forschung:       Geschichten
                                                              Sie hat sich in den letzten   Ein Verbund von Projektpartnern
                                                                                                                                      Foto: © Rawpixel / Shutterstock.com; Privat

                                                              Jahren mit der Frage          unter Leitung der Zentralstelle für
                     JUDITH KUNZ                              beschäftigt, wie Story-       Berufsbildung im Handel (zbb) nutzt
                     ist Referentin an der                    telling – Geschichten         diesen Ansatz und entwickelte „DiNöB“.
          Zentralstelle für Berufsbildung                     erzählen – für Lernpro-       Dinöb steht für „Digitale Narrationen
                    im Handel in Berlin.
                                                              zesse genutzt werden          als innovativer didaktischer Ansatz für
                                                              kann. Denn Geschichten        eine ökonomische Bildung im Han-
                                                              schaffen etwas, das das       del“. In der Berufsschule und anderen

10 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
Jede Lerneinheit erzählt                betreibt ein Geschäft, in dem er Obst,    häufig aber als abstrakt und schwer
        eine kurze Geschichte mit                Gemüse und türkische Spezialitäten ver-   verständlich gelten, etwa Preisbildung,
                                                 kauft. Nun erhält er Konkurrenz: Direkt   Ökonomisches Prinzip und Marktfor-
        wiederkehrenden Figuren.
                                                 gegenüber hat ein Laden mit ähnlichem     men. Durch einfache Sprache, Bilder,
                                                 Sortiment aufgemacht. Damit ändert        Infografiken und Beispiele werden
     Bildungseinrichtungen des Handels           sich die Marktform – und Ayse und ihre    die Themen lebensnah aufbereitet
     sollen Auszubildende durch lebensnahe       Freunde müssen gemeinsam über­legen,      und Schritt für Schritt erklärt. Ziel
     Geschichten Wissen und Kompetenzen          wie sie darauf reagieren. So lernen       ist nicht das Auswendiglernen von
     rund um Ökonomie erwerben. Dinöb            die Nutzer anhand des Gemüseladens        Begriffen und Formeln, sondern das
     ist in digitale Lerneinheiten gegliedert,   den Unterschied zwischen Monopol,         Verstehen der Zusammenhänge. Ein
     jede erzählt eine Geschichte in mehre-      ­Oligopol und Polypol.                    Quiz zum Abschluss der Lerneinheit
     ren kurzen Videos. Darin begegnen die                                                 gibt den Teilnehmern Feedback zu
     Lernenden den vier jungen Erwachse-         Zwischen den einzelnen Videos werden      ihrem Lernstand. „Der Unterricht mit
     nen Sophia, Ben, Johannes und Ayse.         die Lernenden aktiv und lösen Aufga-      den Videoclips ist für die Schüler eine
     Sie leben in einer Wohngemeinschaft         ben, direkt online im Lernprogramm        spannende Abwechslung. Dadurch,
     in Berlin-Neukölln und stecken mitten       sowie gemeinsam im Klassenraum. So        dass die Problemstellungen nah an der
     in der Ausbildung. Sie geben Parties,       sind die Azubis zum Beispiel aufgefor-    Lebenspraxis angelehnt sind, ist die
     erleben Konflikte, Liebe und Geheim-        dert, die Marktform ihres eigenen oder    Motivation der Schüler höher und es
     nisse und stehen schwierige Zeiten          weiterer bekannter Unternehmen zu         entwickeln sich lebendige Diskussio-
     gemeinsam durch. Und das Wichtigste:        benennen und miteinander zu disku-        nen“, erzählt Jacqueline Weigelt, Lehre-
     Alles hat irgendwie mit Ökonomie zu         tieren. Die Lerneinheiten behandeln       rin an der Max-Hachenburg-Schule in
     tun. Ein Beispiel ist die Lerneinheit       ökonomische Themen, die fester            Mannheim, an der die Lernreihe bereits
     zum Thema Marktformen: Ayses Vater          Bestandteil der Rahmenlehrpläne sind,     getestet wurde.

                          E-Learning – Noch nie war Lernen so einfach!
                          Die Prüfungsvorbereitung vom Partner der Industrie- und Handelskammern

Für alle, die lieber mit dem Smartphone und Tablet
oder am PC lernen als Bücher zu lesen, gibt es
bei U-Form Lern-Apps und Online-Lernvideos.
                                                                                                                                          n:
                                                                                                                       t g r a t is teste
                                                                                                                  Jetz                   bi
                                                                                                                                e/prozu
                                                                                                                   u-form.d

Lern-Apps (Digitale Lernkarten)                                         Online-Lernvideos und Übungsaufgaben

   Online & mobil – lernen wann und wo Sie wollen                         Mobil lernen – die Online-Lernvideos laufen auf
                                                                            Smartphones, Tablets, PCs oder MACs
   Effektiv lernen – mit intelligentem Zeitplan
                                                                           Mehr wissen – durch hunderte Online-Lernvideos
   Social lernen – Lernaktivitäten von Freunden
                                                                            und rund tausend Übungsaufgaben pro Beruf
    mitverfolgen und sich gegenseitig motivieren
                                                                           Alles lernen – alle Prüfungsfächer der Abschluss-
   Praktisch – eigene Lernkarten hinzufügen
                                                                            prüfung (Inhalte nach IHK-Vorgaben)
Mehr Informationen: www.u-form.de/repetico                                 Punktgenau – Laufzeit bis zur Abschlussprüfung

U-Form Verlag | Fachverlag für kaufmännische Berufsbildung | Cronenberger Str. 58 | 42651 Solingen | Tel.: 0212 22207-0 | u-form-shop.de
  IM FOKUS

                               Die Hauptfiguren der Lerneinheiten des Dinöb-Projektes sind Ben, die heimlich in Ben verliebte
                                     Ayse, der unorganisierte Johannes, die strenge Sofia sowie der WG-Hund Wouter.

     Kompetenzen vermitteln                          Online- und Offline-Formaten können                   zeigt ein Begleitheft Lösungshinweise,
     Anhand spezifisch auf das jeweilige             Lehrkräfte die Inhalte auf ihren Unter-               Zusatzinformationen und alternative
     Thema zugeschnittener Kompetenzziele            richt zuschneiden. „Da wir in mehreren                Einsatzmöglichkeiten auf.
     werden über die gesamte Lerneinheit             Klassen Tablets nutzen, war es gut,
     hinweg Kompetenzen systematisch                 dass die Lernprogramme für mobile                     Derzeit wird Dinöb mit Aus- und Wei-
     gefördert. Die Auswahl einer sinnvollen         Endgeräte geeignet sind“, bestätigt                   terbildungsteilnehmern im Unterricht
     Strategie für den Gemüseladen fördert           Yannic Eitelwein, ebenfalls Lehrer an                 erprobt und evaluiert; an Schulen in
     beispielsweise die Kompetenz, Situati-          der Max-Hachenburg-Schule. „Wegen                     Mannheim, Neuwied und Minden wur-
     onen zu beurteilen und sich begründet           des modularen Aufbaus lassen sich die                 de es bereits getestet. Ende 2017 soll das
     für eine von mehreren Handlungsmög-             Lernprogramme zudem auf verschie-                     Projekt beendet sein und das Storytel-
     lichkeiten zu entscheiden. Mit Hilfe            dene Weise in den Unterricht einbau-                  ling-Konzept Schulen und Bildungsein-
     eines Tools zur Kompetenzerfassung              en.“ Um den Einstieg zu erleichtern,                  richtungen zur Verfügung stehen.         ■

     können die Teilnehmer sich selbst ein-
     schätzen. Diese Selbsteinschätzung neh-
     men die Lernenden sowohl vor als auch
     nach der Bearbeitung einer Lerneinheit                  Im Überblick
     vor. Auf diese Weise können sie ihre
     eigene Entwicklung nachvollziehen.                      »»Das   Projekt „DiNöB“ – Digitale Narrationen als in-
                                                                 novativer didaktischer Ansatz für eine ökonomische
     Jede Lerneinheit bietet also ein Gesamt-                    Bildung im Handel – soll durch das Erzählen von Ge-
     paket aus Storytelling, Wissensvermitt-                     schichten einen emotionalen Zugang zu ökonomischen
     lung und Kompetenzentwicklung. Die                          Themen schaffen.
     Arbeitsblätter und Materialien, die für
     die Bearbeitung der Aufgaben benötigt                   »»Jede   Lerneinheit erzählt eine fortlaufende Geschich-
     werden, sind in den digitalen Lernein-                      te, bei der ökonomische Zusammenhänge erklärt und in
     heiten verlinkt. Durch den Mix aus                          Lernaufgaben erarbeitet werden.

                                                             »»Zielgruppe   sind Auszubildende der Berufe Verkäufer/
      „Dadurch, dass die Problem­                                in und Kaufmann/frau im Einzelhandel sowie Teilneh-
                                                                                                                                                         Foto: modern learning GmbH/zbb

           stellungen nah an der                                 mer der Fortbildung zum Handelsfachwirt. Das Projekt
                                                                 wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und
       Lebenspraxis angelehnt sind,
                                                                 Forschung.
      ist die Motivation der Schüler
       höher und es entwickeln sich                          Weitere Informationen auf:                   ››   www.oeb-handel.de
         lebendige Diskussionen“.

12 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
IHK-Pr
                                                                   Herbst üfungen
                                                                         / Winte
                                                                                 r 2016

Einladung zum Webinar:
Gezielt und individuell ausbilden - mit eCademy
E-Learning für die betriebliche Aus- und Weiterbildung
Sie möchten modern und mit digitaler Unterstützung ausbilden, aber Ihnen fehlen die Inhalte?
Sie wünschen sich professionelle Beratung bei der Einführung von E-Learning in Ihrem
Unternehmen? In unseren regelmäßig stattfindenden Webinaren zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre
Auszubildenden mit den E-Learning-Kursen auf unserem Online-Lernportal gezielt und individuell
unterstützen können. Sie brauchen lediglich einen Internet-Zugang und können morgen starten!

eCademy begleitet Ihre Auszubildenden durchgehend, von der Ausbildungsvorbereitung bis
zur erfolgreichen Prüfung:
 eCademy Starter: Grundlagen in Mathematik, Deutsch, Englisch und Sozialkompetenz
 eCademy Professional: ausbildungsbegleitende Lerninhalte (Fachinhalte und Grundlagen),
  zum Beispiel für Metall-, Elektro-, Lager- und kaufmännische Berufe
 eCademy Prüfungsvorbeitung: Vorbereitung auf die Zwischen- und Abschlussprüfung/ TP 1&2

Heute lernen Ihre Auszubildenden online - und Sie stellen sich als attraktiver Arbeitgeber auf.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Nehmen Sie unverbindlich an unserem nächsten Webinar teil!

Schreiben Sie uns dazu einfach eine E-Mail mit dem Code „BILDUNGSPRAXIS Webinar“
an MRauch@ecademy.com.de. Wir freuen uns auf Sie!
      VERSTEHEN SIE IN             Ihre Ansprechpartnerin:
      KÜRZE, WIE DAS LERNEN        Mareike Rauch                     Weitere Informationen finden Sie hier:
      MIT ECADEMY FUNKTIONIERT!
      http://perm.ly/ecademygmbh
                                   E-Mail: MRauch@ecademy.com.de
                                   Telefon: +49 221 669949 60
                                                                     www.ecademy.com.de
  AUSBILDUNG
                          News

        Lehrpläne von acht                                         INITIATIVE FÜR BERUFS-
                                                                 SCHULLEHRERNACHWUCHS
      ­Berufen modernisiert                                              GESTARTET
                                                                  Um mehr Lehramtsstudierende für die beruflichen
                                                                 Schulen zu gewinnen, möchte der Stifterverband für
                                                                die Deutsche Wissenschaft innerhalb von zwei Jahren
                                                                   ein Netzwerk für das Berufsschullehramt bilden.
                                                                  Hochschullehrer aus ganz Deutschland werden in
                                                                Netzwerktreffen die bestehenden Reformkonzepte für
                                                                das Berufsschullehramt analysieren und Konzepte zur
                                                                 Umsetzung in die Praxis erarbeiten. Um den Bedarf
                                                                   zu decken, werden nach Angaben des Stifterver-
                                                                  bandes jährlich 1700 Lehramtsstudenten allein im
                                                                  gewerblich-technischen Bereich benötigt, 2013/14
                                                                 starteten jedoch nur etwa halb so viele Nachwuchs-
                                                                         lehrer ein entsprechendes Studium.
                                                                »» www.stifterverband.org/berufsschullehrerinitiative

D        Die Kultusministerkonferenz hat die Rahmenlehrplä-
           ne für den Berufsschulunterricht von acht Berufen
         modernisiert. Für die Berufe Anlagenmechaniker/in
          für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Dachde-
         cker/in, Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Fisch-
         wirt/in, Graveur/in, Hörakustiker/in, Metallbildner/
            in, Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker/
           in gelten seit Anfang August die neuen Lehrpläne.
                         Diese sind zu finden auf:
                            »» www.kmk.org

                                                                                                                          Fotos: © goodluz, Lucky Business, Monkey Business Images, wavebreakmedia, SpeedKingz / Shutterstock.com

                                                                 UNTERNEHMEN KÄMPFEN
                                                                 UM AZUBIS
                                                                 31 Prozent der deutschen Unternehmen können
                                                                 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen.
                                                                 In Ostdeutschland liegt die Zahl sogar bei 45 Prozent.
                                                                 Dies ergab die DIHK-Ausbildungsumfrage 2016,
                                                                 für die über 11 000 Betriebe in Deutschland befragt
                                                                 wurden. Vor zehn Jahren lag der Anteil der Unterneh-
                                                                 men, die Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten,
                                                                 bei 12 Prozent. Eine Erklärung dafür sind weniger
                                                                 Schulabgänger, die Zahl ist in dieser Zeitspanne
                                                                 um etwa 120 000 gesunken.

14 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
NEUES AUS DEM
     BUNDESINSTITUT                                          Das Portal für Bildungsinformation
   FÜR BERUFSBILDUNG                                          bildungsklick informiert Sie aktuell und umfassend mit
                                                              News, Hintergrundberichten, Dossiers, Interviews und
                                                                         Videos aus der Welt der Bildung.

                                                                    Wir machen Bildung zum Thema.
                                                                         www.bildungsklick.de

Neues Positionspapier zur
Integration von Flüchtlingen
Das Positionspapier „Wege zur Integration von jungen
Geflüchteten in die berufliche Bildung“ stellt in zehn
Kernpunkten dar, wie Flüchtlinge erfolgreich den Weg in
eine berufliche Ausbildung finden und dort unterstützt
werden. Als wichtig für die berufliche Integration werden
darin vor allem praxisorientierte Angebote wie Einstiegs-
qualifikationen, Praktika und Werkstatttage genannt.
                                                                                        www.bildungsklick.de
Wichtig seien aber auch Fortbildungs- und Unterstüt-
zungsangebote für die Ausbilder.
» www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication

Höhere Abschlüsse durch
Übergangsmaßnahmen
Knapp ein Viertel der etwa 290 000 Jugendlichen, die 2014
den sogenannten Übergangsbereich verlassen haben, holte
einen Schulabschluss nach oder erlangte einen höheren
Abschluss. Das ergab eine Analyse des BIBB, die in der
Fachzeitschrift „BWP – Berufsbildung in Wissenschaft
und Praxis“ veröffentlicht wurde. Im Vergleich zu 2011 ist
die Quote der Höherqualifizierungen um etwa zwei Pro-
zent gestiegen. Als Übergangsbereich bezeichnet man die
Maßnahmen zur Berufsbildungsvorbereitung für Schulab-
gänger, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
» www.bibb.de
AUSBILDUNG

                                      SCHLAGLICHT AUF
                                       DIE AUSBILDUNG

                Die Zahl der Auszubildenden ist rückläufig, statt dessen beginnen immer
                   mehr Schulabgänger ein Studium. Die duale Ausbildung gilt vielen
              als Auslaufmodell. Doch fragt man Azubis und Ausbildungsverantwortliche,
                          zeigt sich deutlich: Sie schätzen die duale Ausbildung.
                                                 Text Christoph Beck und Felicia Ullrich

   F
                                                                       verdiene ich von Anfang an Geld“. Ebenfalls 88 Prozent mei-
                                                                       nen, dass eine Ausbildung „etwas Solides“ sei und sie danach
             ür die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2016“              „immer noch studieren“ können. Allerdings sind 30 Prozent
             wurden über 3300 Auszubildende und Azubi-Be-              der Befragten der Ansicht, dass man „mit einer Ausbildung
             werber online befragt. Auffallend ist, dass die große     meist nicht in Führungspositionen“ kommt.
     Mehrheit vom Wert der dualen Ausbildung überzeugt ist.
     90 Prozent stimmen der Aussage zu „mit einer Ausbildung           Der Blick der Azubis
     hat man etwas Handfestes und lernt nicht nur pure Theorie“,       Der Nutzen der dualen Ausbildung steht für die meisten
     88 Prozent bejahten das Statement „mit einer Ausbildung           Azubis also außer Frage – auch im direkten Vergleich mit
                                                                       dem Studium. Der Aussage „mit einer Ausbildung bin
                                                                       ich mindestens genauso gut für meine berufliche Zukunft
                                                                       vorbereitet wie mit einem Studium“ stimmen 59 Prozent zu.
                                                                       Damit sieht sich zumindest die Mehrheit im Vergleich mit
         DR. CHRISTOPH BECK                                            den Akademikern gut gerüstet. Die von den Azubi-Teilneh-
              ist Professor für Allgemeine
     Betriebswirtschaftslehre mit Schwer-                              mern geäußerten Empfehlungen für Ausbildungsbetriebe
        punkt Human Resource Manage-                                   zeigen, dass sich die duale Ausbildung aus der Perspektive
        ment an der Hochschule Koblenz                                 vieler Azubis unter Wert verkauft: „Die meisten wissen gar
     und Herausgeber des Standardwerks
             „Ausbildungsmarketing 2.0“.                               nicht, wie vorteilhaft eine Ausbildung gegenüber einem
                                                                       direkt-nach-der-Schule-Studium ist. Mehr Erfahrung für das
                                                                       spätere Berufsleben sammelt man nirgendwo“, schreibt ein
                                                                                                                                      Illustration: © Jo karen / Shutterstock.com

                                                                       Teilnehmer.
                 FELICIA ULLRICH
         ist Geschäftsführerin von u-form
                                                                       Blick des Ausbildungspersonals
                                                                                                                                      Fotos : Catja Vedder; privat

      Testsysteme in Solingen. Vor sieben
          Jahren hat sie die Studie „Azubi-
                                                                       40 Prozent der im Rahmen der Studie rund 1300 befragten
           Recruiting Trends“ initiiert, die
      seitdem jährlich durchgeführt wird.                              Ausbildungsbetriebe konnten 2015 nicht alle Stellen beset-
                                                                       zen. Das liegt in den meisten Fällen kaum an der Ausstattung
                                                                       und Verankerung der dualen Ausbildung im Unternehmen:

16 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
66 Prozent bewerten die finanziellen Ressourcen für             www.LehrerSelbstVerlag.de
die duale Ausbildung in ihrem Betrieb als gut oder sehr
gut, bei den personellen Ressourcen sind es 59 Prozent.
„Chefsache“ ist die duale Ausbildung in immerhin
64 Prozent der befragten Betriebe, in denen sie bei der
Geschäftsleitung eine „hohe“ oder „sehr hohe“ Bedeu-
tung genießt.

Vorteile der Ausbildung besser verkaufen
Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich die duale Aus-
bildung in der deutschen Öffentlichkeit unter Wert ver-
kauft. Sie ist in den meisten Betrieben gut ausgestattet
und die Mehrheit der Azubis sieht sich mit Studierenden
durchaus auf Augenhöhe. Dabei stellen die Azubis die
Güte und Praxisorientierung ihrer Ausbildung nicht in
Frage und haben durchaus im Hinterkopf, dass sie in der
Ausbildung von Anfang an Geld verdienen. Studien zei-
gen zudem, dass der langfristige finanzielle Ertrag einer
Ausbildung durchaus mit dem eines Studienabschlusses
mithalten kann.

Die ausbildenden Unternehmen und Organisationen
sind also gefragt, Überzeugungsarbeit für die duale Aus-       Mathematik selbstorganisiert erlernen!
bildung zu leisten. Sie sollten die Ausbildung als gleich-     Grund- und Leistungskurs • Nachhilfe im Fach Mathematik
                                                                  Vorbereitung auf einen Studiengang • Mit Lösungsheft
wertige, wenn auch nicht gleichartige, Eintrittsmöglich-
keit für junge Talente neben dem Studium beibehalten
und verbessern. Wenn sie zudem zeigen, dass auch für
ehemalige Azubis „große Karrieren“ möglich sind und                      Bundesverband Deutscher Berufsausbilder e.V. (BDBA)
dafür sorgen, dass ehemalige Azubis dem Betrieb selbst
                                                                         Interessenvertretung der Beruflichen Bildung
dann erhalten bleiben können, wenn sie ein Studium
nachschieben möchten, gibt es für junge Menschen mit
Lust auf Praxis eigentlich kein Argument mehr, sich                       Werden auch Sie Mitglied im
nicht ausbilden zu lassen.                                 ■
                                                                          BERUFSAUSBILDER-VERBAND
                                                                             in Ihrem Bundesland!

  Im Überblick                                                   Nutzen Sie den Informationsaustausch unter Profis!

  »   Die Mehrheit der Auszubildenden
      sieht sich mit Studierenden mindes-
      tens auf Augenhöhe.

  »   Die große Mehrheit der Ausbilder ist
      mit der finanziellen und personellen
      Situation zufrieden.

  »   Unternehmen müssen die Karriereper-                        Sie erhalten                   Unsere Ziele
      spektiven einer Ausbildung besser in
                                                                 ›› Interessenvertretung        ›› Sozialer Status Berufsausbilder
      der Öffentlichkeit verankern.
                                                                 ›› Weiterbildungsangebot       ›› Mitwirken bei Ausbildungsordnungen
                                                                 ›› Informationen aus 1. Hand   ›› Mitspracherecht in Bildungsfragen
  Weitere Informationen zur Studie
  „Azubi-Recruiting Trends 2016“ finden                          Unsere Stärke sind unsere qualifizierten Mitglieder!
  Sie unter www.testsysteme.de/studie.

                                                                       Bundesverband Deutscher Berufsausbilder e.V.
                                                                          Bundesgeschäftsstelle Herr Offer-Heckmann
                                                                            Ottweiler Straße 12 • D-30559 Hannover
                                                                          Email info@bdba.de • Web www.bdba.de
  AUSBILDUNG

             „Digitale Kompetenzen fallen
                 nicht vom Himmel“
                              Jugendliche sind nicht so computerfit wie viele denken.
                                BILDUNGSPRAXIS sprach mit zwei Experten darüber,
                                     warum sich das ändern muss – und wie.
                                              Interview Vincent Hochhausen

                                                                                        Fotos: © bikeriderlondon / Shutterstock.com; DLGI mbH; BIBB

18 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
Thomas Michel: Oft wird angenom-              Automation statt
Im Interview                                  men, Jugendliche hätten solche Kom-
                                              petenzen mit der Muttermilch aufge-           Resignation.
                                              sogen. Gleichzeitig haben sich auch die
                                              Unternehmen nicht so grundlegend
                                              verändert, wie es manchmal scheint.
                                              Eine für Anfang September geplante
                                              Veröffentlichung einer repräsentativen
                                              Befragung von Betrieben zum Einsatz
                                              digitaler Medien, die das BIBB für das
                                              Bundesministerium für Bildung und
              MICHAEL HÄRTEL                  Forschung durchgeführt hat, hat unter
            ist Leiter des Arbeitsbereiches   anderem ergeben, dass der stationäre
        „3.2 D
             ­ igitale Medien, Fernlernen,
    Bildungspersonal“ am Bundesinstitut       PC immer noch das wichtigste Arbeits-
                 für Berufsbildung (BIBB).    mittel in deutschen Betrieben ist.

                                              Härtel: Die deutsche Wirtschaft ist
                                              nicht so digitalisiert, wie es in der Öf-
                                              fentlichkeit oft dargestellt wird. Digitale
                                              Anwendungen wachsen zwar stetig,
                                              aber langsam. Die meistgenutzten
                                              Ausbildungsmittel sind zum Beispiel
                                              immer noch das Fachbuch und das
              THOMAS MICHEL                   direkte Gespräch.
  ist Geschäftsführer der Dienstleistungs-
 gesellschaft für Informatik DLGI, die für
den Europäischen Computerführerschein         Ist das ein Problem?
 ECDL in Deutschland verantwortlich ist.      Härtel: An sich nicht. Die herkömm-
                                              liche prozessorientierte Didaktik
                                              und Methodik ist nicht grundsätz-
                                              lich schlecht und verliert im Zuge
                                              der Digitalisierung der Arbeits- und
                                              Berufswelt nichts an Bedeutung. Aber
                                              die technologische Entwicklung bringt
Herr Härtel, Herr Michel, die jungen          es mit sich, dass komplexe technische         EvaExam – die Software zur
Leute, die heute in eine Ausbildung           Systeme nur noch über gute Visuali-           automatischen Abwicklung
starten, müssten doch gut für die digi-       sierungen mithilfe digitaler Medien           von Prüfungen
tale Arbeitswelt vorbereitet sein, oder?      nachvollziehbar zu vermitteln sind.
Michael Härtel: Einerseits schon.             Zudem sind viele Berufe, auch viele
Bereits Kinder gehen mit Smartphones          klassische Handwerksberufe, zuneh-
oft viel routinierter um als Erwachsene.      mend IT-induziert. Digitale Medien              Heute testen und morgen
Andererseits vermittelt das verbreitete       unterstützen Ausbildungsprozesse                   schon Zeit sparen!
Schlagwort von den „Digital Natives“          und machen die Ausbildung flexibler,
ein falsches Bild. Jugendliche sind           individueller und effizienter. Aber man
eher digitale Konsumenten, denen              muss natürlich weiterhin mit dem kon-
viele grundlegende Kompetenzen im             kreten Werkstück lernen und arbeiten
Umgang mit Computern fehlen, weil             oder beim direkten Kundengespräch
sie ihnen nie beigebracht wurden. Das         die Durchführung eines Kunden­
fängt dabei an, wie man eine Präsen-          auftrages einüben.
tation oder einen Serienbrief erstellt,
aber auch bei den Themen Datenschutz          Was verändert sich denn momentan für
und Urheberrechte fehlt oft das nötige        die Unternehmen und die Ausbilder?
Wissen, ebenso darüber, was eine              Härtel: Die Ausbildung wird an-                        www.evaexam.de
Datenbank ist und was Programmieren           spruchsvoller. Als Ausbilder muss
bedeutet.                                     man inzwischen unterschiedlichste

                                                                                             Electric Paper Evaluationssysteme GmbH
                                                                                              Konrad-Zuse-Allee 13 | 21337 Lüneburg
  AUSBILDUNG

     ­ iveaus an Leistungsmerkmalen bei
     N
     den Auszubildenden berücksichtigen
     und angemessen unterstützen, denn
     jeder Auszubildende bringt andere
     Voraussetzungen mit. Gleichzeitig
     sollte man als Ausbilder mit Blick auf
     die Nutzung digitaler Features nicht
     jugendlicher sein als die Jugendlichen
     selbst. Aber es hilft, wenn man auf den
     Kanälen kommunizieren kann, die die
                                                 dass Auszubildende auch bei kleineren
                                                 und mittleren Unternehmen einen
                                                 verlässlichen Standard beim Umgang
                                                 mit IT erlangen. Zudem hat das den
                                                 Vorteil, dass die Auszubildenden dieses
                                                 Basiswissen in die Betriebe tragen,
                                                 zum Beispiel zum Thema Datenschutz
                                                 oder IT-Sicherheit. Ein großer Teil der
                                                 etwa 1000 Schulen, mit denen wir in
                                                 Deutschland zusammenarbeiten, sind
                                                                                             „  Wir merken, dass das
                                                                                                 Engagement für IT-
                                                                                              Themen an Berufsschulen
                                                                                               sehr von Einzelpersonen
                                                                                                      abhängt.

                                                                                           Wie sieht es eigentlich mit der Nutzung
     Jugendlichen nutzen. Das spricht sich       Berufsschulen. Wir merken aber, dass      freier Bildungsmaterialien, kurz OER,

       „
     herum und kann ein Vorteil bei der          das Engagement an Schulen sehr von        in der Ausbildung aus?
     Fachkräftesuche sein. Was grundlegen-       Einzelpersonen abhängt. Oft ist ein       Michel: An den Berufsschulen besteht
     de digitale Kompetenzen angeht, sollten     Lehrer für den ECDL verantwortlich,       Interesse für das Thema. Die Frage ist,
     Unternehmen inzwischen aber auch            und wenn dieser ausscheidet, gibt es      wer die Inhalte schafft. Viele Lehrerin-
     erwarten können, dass Auszubildende         keinen Ersatz, weil die Kompetenz         nen und Lehrer nutzen oder verän-
     diese schon mitbringen. Kleinere und        fehlt.                                    dern solches Material bereits, haben
     mittlere Unternehmen haben in der                                                     aber Sorge, es weiterzuverbreiten. Es
     Regel nicht die Ressourcen, ihren Aus-      Härtel: Bei der Kompetenz der Berufs-     herrscht große Rechtsunsicherheit.
     zubildenden solches Grundwissen zu          schullehrer setzte zum Beispiel unser     Wir überlegen, dazu ein Modul umzu-
     Beginn der Ausbildung zu vermitteln.        Projekt „Berufsorientierte Medien-        setzen, in dem man Grundinformati-
                                                 kompetenz“, kurz „BeMeKo“ an, das         onen zu Lizensierung und Bildrechten
                                                 wir zusammen mit der Dienstleis-          lernt.
                                                 tungsgesellschaft für Informatik an
            Unternehmen sollten                  einem Kölner Berufskolleg durchge-        Härtel: In den letzten Jahren kommen
            inzwischen erwarten                  führt haben. Hier haben wir zunächst      die OER immer mehr in der berufli-
            können, dass Auszu-                  geschaut, welche IT-Inhalte nach der      chen Bildung an. Wir merken das zum
           bildende grundlegende                 Neuordnung des Berufs Kaufmann/-          Beispiel an den Anträgen für Projekte,
                                                 frau für Büromanagement im Unter-         die im Rahmen von Fördermaßnahmen
           digitale Kompetenzen
                                                 richt vermittelt werden sollten. Dann     initiiert werden. Viele Antragsteller
                mitbringen.                      testeten wir die Vorkenntnisse der Be-    stellen die Ergebnisse als OER ins Netz.
                                                 rufsschullehrer und bauten diese sys-     Wir arbeiten im BIBB auch an einer
                                                 tematisch anhand von ECDL-Modulen         OER-Strategie für die Berufsbildung,
     Michel: Diese Standards vermittelt der      aus. Das Ergebnis war überaus positiv:    aber das braucht Zeit.
     Europäische Computerführerschein            Die Lehrkräfte und das Ausbildungs-
     ECDL. Und hier besteht in Deutschland       personal waren hochmotiviert, obwohl      Was würden Sie sich wünschen, um
                                                                                           digitale Grundkenntnisse in der Aus-

                                                  „
     großer Handlungsbedarf. Ein Beispiel:       es für sie Zusatzarbeit war. Nach dem
     Bei der 2013 erschienenen ICILS-Studie      Projekt fühlten sich viele der Teilneh-   bildung zu stärken?
     wurden die IT-Kompetenzen von               mer aufgrund ihres neu erworbenen         Härtel: Es wäre ein guter Anfang, wenn
     Achtklässlern in 21 Ländern verglichen.     Wissens im Unterricht und in der Aus-     sich zwei oder drei Bundesländer mit
     Wir haben uns anhand der Ergebnisse         bildung sicherer. Zugleich ist das der    Vertretern von Kammern und Berufs-
     angesehen, wie viele Schüler in Deutsch-    Beleg, dass digitale Kompetenzen nicht    schulen zusammensetzen würden, um
     land auf einem Kompetenzstand sind,         einfach vom Himmel fallen, sondern        konkrete Ziele zu diskutieren und eine
     den der ECDL fordert. Das Ergebnis:         gezielt erlernt werden müssen. Dieses     Art Roadmap entwickeln. Das könnte
     gerade einmal 1,5 Prozent. Das ist sehr     Projekt hat das Potenzial, auf andere     schon eine Initialzündung geben. Um
     ernüchternd. Es geht schließlich um die     Berufe übertragen zu werden.              digitale Bildung zu stärken, braucht es
     Ausbildungsreife der Jugendlichen, die                                                auch entsprechende Mittel, sowohl für
     heutzutage ein Mindestmaß an IT-Basis-                                                die Ausstattung als auch für die Aus-
     kompetenzen mit beinhalten sollte.                                                    und Weiterbildung des Ausbildungs-
                                                       Wir verlieren uns in                personals.
     Wo sollten denn diese Standards den
     Jugendlichen vermittelt werden?
                                                    Deutschland bei Bildungs-              Michel: Wir verlieren uns in Deutsch-
     Michel: Für mich ist die Berufsschule         themen zu oft in abstrakten             land bei Bildungsthemen oft in
     der Lernort, der dafür prädestiniert ist,     theoretischen Diskussionen.             abstrakten theoretischen Diskussionen

20 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
Ihr Ratgeber für
                                                                      digitalen Unterricht!
anstatt uns um die praktische Umset-
zung zu kümmern. Es wäre an der Zeit,
angesichts der vielen Erfahrungen und
der bereits vorliegenden erprobten                                                                                          JETZT BESTELLEN!
Standards, entsprechende Maßnahmen
einfach anzugehen. Die Herausforde-
                                                                                                           Medienkompetenz
rung lag bislang im fehlenden Prob-
                                                                                                           Digitale Medien verstehen –
lembewusstsein der Akteure. Hoff-                                                                          erstellen – einsetzen
nungsfroh stimmt mich aber die Arbeit                                                                      P. Bühler, P. Schlaich
der Kultusministerkonferenz an einer                                                                       256 Seiten, mehrfarbig,
Strategie zur „Bildung in der digitalen                                                                    17 cm x 24 cm, Broschur
                                                                                                           978-3-7782-6058-6,  € 24,90
Welt“, die diese Fragen offen angeht. ■
                                                                                                           E-Book
                                                                                                           256 Seiten, PDF
                                                                                                           978-3-7782-6059-3,  € 24,90

» ECDL                                                  Kleine Workshops zeigen, wie digitale Medien gewinnbringend im Unterricht
                                                        eingesetzt werden können. Von der Zielbeschreibung über das erforderliche
  Der Europäische Computerfüh-
                                                        Equipment und methodisch-didaktische Hinweise bis zur praktischen Schritt-
  rerschein ECDL ist ein in-                            für-Schritt Anleitung – der Ratgeber ist eine wertvolle Hilfestellung im Arbeits-
  ternational standardisierter                          alltag für Lehrkräfte aus jedem Fachbereich.
  Nachweis für Computerkennt-                                                                          Preise: Stand Juli 2016,  Abgabe nur zum vollen Preis.
  nisse. In über 1500 Prü-
                                                                        Verlag Handwerk und Technik GmbH
  fungszentren kann man die                                             Postfach 63 05 00 – 22331 Hamburg
  verschiedenen Module des                                              Telefon     040 53808-200                           www.handwerk-technik.de
  ECDL absolvieren. Weltweit                                            Telefax     040 53808-101                           vertrieb@handwerk-technik.de
  gibt es den ECDL – und die
  internationale Entsprechung
  ICDL – in über 150 Ländern.

» ICILS-Studie
                                                          DAS MAGAZIN IM ABO:
                                          Bildungspraxis_07_16.indd 1                                                                                       15.07.1

  Die internationale Ver-
  gleichsstudie ICILS – das
  steht für International
  Computer and Information
  Literacy – hat die informa-
  tions- und computerbezogene
  Kompetenzen von Schülern in
  21 Ländern untersucht. Für
  2018 ist eine zweite Runde
  der Studie geplant.

» Online-Befragung
  Das Bundesinstitut für Be-
  rufsbildung (BIBB) führt
  derzeit eine etwa zehnminü-
                                                                                                                                             :
                                                                                                                                 Ihre Prämie
  tige Online-Befragung zur
  Nutzung digitaler Medien in
                                                                                                                                              s-
  der Ausbildungspraxis durch.                                                                                                  Multifunktion
  Ausbilderinnen und Ausbilder                                                                                                    werkzeug im
                                                                                                                                            t von
  können bis Mitte September                              › Vier Ausgaben pro Jahr                                             Taschenforma *
  2016 teilnehmen auf:                                                                                                             Leatherman
  ›› www.umfrage.ifib.de/                                 › Für 24 Euro zzgl. 3,60 Euro
  BIBB-Forschung                                            Versandkosten jährlich
                                                          › Jetzt sichern auf www.bildungspraxis.de
                                                          * Solange der Vorrat reicht. Andernfalls erhalten Sie eine Ersatzprämie.
  WEITERBILDUNG
                          News

     Digitale Kompetenzen                                         Hessen und Baden-Württem-
      nur wenig geschult                                          berg bei Weiterbildung vorn
                                                                 In Deutschland macht etwa jeder Achte über 25-Jäh-
                                                                  rige mindestens einmal im Jahr eine Weiterbildung.
                                                                   Das geht aus dem Deutschen Weiterbildungsatlas
                                                                2016 hervor, den die Bertelsmann Stiftung Anfang Juli
                                                                veröffentlicht hat. In Hessen und Baden-Württemberg
                                                                    ist die Weiterbildungsquote mit 14,8 beziehungs-
                                                                  weise 14,6 Prozent am höchsten. Nur zehn Prozent
                                                                 besuchen dagegen in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-
                                                                Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland
                                                                                   ­eine Weiterbildung.
                                                                             »» www.bertelsmann-stiftung.de

 S
        Sechs von zehn Unternehmen in Deutschland bilden
         ihre Arbeitnehmer nicht in digitalen Kompetenzen
        weiter. Das geht aus einer repräsentativen Studie des      Anzahl der Empfänger
      Branchenverbandes Bitkom hervor, für die 500 deutsche     von Meister-Bafög rückläufig
       Unternehmen zur Veränderung der Arbeitswelt durch
         Digitalisierung befragt wurden. Gleichzeitig halten      Erstmals seit sieben Jahren ist die Zahl der Empfänger
       97 Prozent der Unternehmen Weiterbildung von Fach-        des Meister-Bafög im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
        kräften zu diesem Thema für wichtig. 54 Prozent der       2016 nahmen nach Angaben des Statistischen Bundes-
       Unternehmen rechnen damit, dass es in den kommen-            amtes etwa 162 000 Personen die Förderung in An-
      den zehn Jahren mehr Arbeitsplätze für gut ausgebildete     spruch. Das sind sechs Prozent weniger als 2014. Rund
      Beschäftigte geben wird. Der Verband rät Unternehmen,      zwei Drittel der Geförderten waren Männer. Die gefrag-
       eine Strategie für die zunehmende Digitalisierung aus-   testen Fortbildungsmaßnahmen waren bei den Männern
       zuarbeiten. Eine Präsentation mit den Ergebnissen der        der Industriemeister Metall und bei den Frauen die
             Studie gibt es kostenlos zum Download auf:          staatlich geprüfte Erzieherin. Als Meister-Bafög werden
                          »» www.bitkom.org                     Fördermaßnahmen bezeichnet, die Maßnahmen der be-
                                                                 ruflichen Aufstiegsfortbildung – also zum Beispiel zum
                                                                 Meister, Techniker oder Fachwirt – finanziell unterstüt-
                                                                 zen. Seit Anfang August 2016 gelten höhere Fördersätze
                                                                   und Freibeträge, die die Nachfrage verbessern sollen.
     FEHLENDE WEITERBILDUNG
     BREMST UNTERNEHMEN
     Fehlende technische sowie fachliche Weiterbildung der
     Mitarbeiter gehört für Unternehmen zu den größten
     Hindernissen bei der Umsetzung des digitalen Wandels.
                                                                                                                            Fotos: © Syda Productions, marvent / Shutterstock.com

     Jeweils knapp ein Drittel der 500 befragten Unterneh-
     men gab dies bei der Studie „Digitale Agenda 2020“
     im Auftrag des IT-Unternehmens CSC an. Vor allem
     Industrieunternehmen sehen die fehlende Weiterbildung
     als Problem. Ähnlich häufig wurde als weiteres Hin-
     dernis die Finanzierung genannt. Für die Studie hatte
     das Meinungsforschungsinstitut „­econNEWSnetwork“
     Entscheider in Betrieben in Deutschland, Österreich und
     der Schweiz befragt.

22 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 03/2016
Sie können auch lesen