Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen

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Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Aktuelle und zukünftige Entwicklung
                                                                                             von Wohnungsleerständen
                                                                                             in den Teilräumen Deutschlands
                                                                                                                                   Datengrundlagen, Erfassungsmethoden
                                                                                                                                   und Abschätzungen

Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Aktuelle und zukünftige Entwicklung
                               von Wohnungsleerständen
                            in den Teilräumen Deutschlands
                             Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und
                                                 Abschätzungen

Ein Projekt des Forschungsprogramms „Allgemeine Ressortforschung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt
für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
IMPRESSUM

Herausgeber
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR)
Deichmanns Aue 31 – 37
53179 Bonn

Ansprechpartner
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Alexander Schürt
alexander.schuert@bbr.bund.de
Matthias Waltersbacher
matthias.waltersbacher@bbr.bund.de

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
Referat Stadtumbau Ost und West
11055 Berlin
Anja Röding
anja.roeding@bmub.bund.de
Jacqueline Modes
jacqueline.modes@bmub.bund.de

Auftragnehmer
empirica ag, Berlin
Dr. Reiner Braun, Petra Heising, Philipp Schwede

Bezugsquelle
forschung.wohnen@bbr.bund.de
Stichwort: Wohnungsleerstände

Stand
September 2014

Druck
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn

Bildnachweis
Titelbild: Alexander Schürt, BBSR

Nachdruck und Vervielfältigung
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet.                               Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist
Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu.                                  nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch.
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Liebe Leserinnen und Leser,

die Debatten um steigende Mieten und Immobilienpreise in Großstädten und Universitätsstädten über­
deckt die Tatsache, dass viele andere Kommunen mit Leerstand zu kämpfen haben – nicht nur in peri­
pheren Regionen.

Das BBSR hatte das Forschungsprojekt „Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen
in den Teilräumen Deutschlands“ beauftragt, um eine Übersicht des Leerstands auf regionalen Märkten
zu gewinnen. Die vorliegende Publikation zeigt eindrucksvoll, wo Immobilieneigentümer und Kommunen
bereits jetzt vor großen Problemen stehen: aber auch, welche Räume künftig von Leerstand betroffen sein
werden. Die Analysen zur Bewertung von Leerstandsursachen und den Szenarien künftiger Trends fußen
auf einer umfassenden Bewertung bestehender Daten. Bundesweit weist ein flächendeckendes Monito­
ring noch Lücken auf. Wichtig ist deshalb auch, Leerstandsdaten der Kommunen hinzuzuziehen, die über
verschiedene Quellen und Verfahren erhoben werden. Damit sind häufig räumlich und nach Segmenten
differenzierte Informationen vorhanden. Anhand von vier Fallbeispielen konnten wir Erkenntnisse zu Vor­
teilen und Hemmnissen kleinräumiger Leerstandserhebungen gewinnen.

Der Bericht bietet Ihnen Hinweise, wie und mit welchen Akteuren ein dauerhaftes Leerstandsmonitoring
bundesweit harmonisiert und ausgebaut werden kann. Für die Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik
sind das wichtige Grundlagen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Direktor und Professor Harald Herrmann
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Inhalt

1   Einführung                                                                      5
    1.1   Hintergrund                                                               5
    1.2   Aktuelle Lage am Wohnungsmarkt                                            5

2   Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                              6
    2.1 Vorbemerkungen                                                              6
    		2.1.1 Unterschiedliche Leerstandsbegriffe                                     6
    		2.1.2 Unterschiedliche Art und Dauer von Leerständen                          6
    2.2 Leerstandsdaten mit bundesweit flächendeckender Abdeckung                   7
    		2.2.1 Zensus 2011                                                             7
    		2.2.2 Mikrozensus                                                            11
    		2.2.3 CBRE-empirica-Leerstandsindex                                          13
    		2.2.4 Daten von Wohnungsverbänden (GdW-Statistik)                            17
    		2.2.5 Zwischenfazit zu bundesweit flächendeckenden Daten                     18
    2.3 Leerstandsdaten mit lokaler Abdeckung                                      18
    		2.3.1 Ermittlung des Leerstandes über Ver- und Entsorgungsdaten              18
    		2.3.2 Begehung                                                               21
    		2.3.3 Befragung von Wohnungseigentümern                                      22
    		2.3.4 Schätzverfahren auf Basis Melderegister und Wohnungsbestandstatistik   23
    		2.3.5 Abfragen bei kommunalen Funktionsträgern                               24
    		2.3.6 Ausgeprägter Methodenmix                                               25
    2.4   Kernaussagen zu Datenquellen und Methoden                                25

3   Analyse von Leerständen in Fallstädten                                         27
    3.1 Stadt Plauen                                                               27
    		3.1.1 Methode: Flächendeckende Begehung in Geschosswohnungen                 27
    		3.1.2 Ergebnisse                                                             27
    3.2 Stadt Halle                                                                28
    		3.2.1 Methodenmix: Befragung und flächendeckende Begehung                    28
    		3.2.2 Ergebnisse                                                             29
    3.3 Stadt Dortmund                                                             30
    		3.3.1 Methodenmix: Stromzählermethode und Gebäude-/Einwohnerstatistik        30
    		3.3.2 Ergebnisse                                                             31
    3.4 Region Hinterland                                                          32
    		3.4.1 Methode: Befragung Ortsvorsteher                                       32
    		3.4.2 Ergebnisse                                                             32
    3.5   Kernaussagen zu Methoden der Fallbeispiele                               33

4   Prognose der Wohnungsüberhänge bis 2030                                        34
    4.1   Prognosebasis: Einwohner, Haushalte und Wohnungsnachfrage                36
    4.2   Zwischenergebnis: Neubaunachfrage                                        36
    4.3   Ergebnis: Wohnungsüberhang                                               40
    4.4   Gibt es eine neue Leerstandswelle?                                       46
    4.5   Kernaussagen zu aktuellen und künftigen Leerstandsentwicklungen          47

5   Verfahrensvorschläge für eine kontinuierliche Leerstandsbeobachtung            48

6   Fazit und Forderungen: die Folgen des Leerstand entschärfen                    49

7   Literaturverzeichnis                                                           51
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Einführung                                                                                                                               5

1 Einführung
1.1 Hintergrund                                       1.2 Aktuelle Lage am Wohnungsmarkt

Wohnungsleerstände sind in vielen Städten und Re-     Die Zahl der Fertigstellungen ist von über 500 Tau-
gionen ein ernst zu nehmendes Problem – einer-        send Wohnungen Ende der 1990er Jahre bis auf
seits für die Kommunen und die betroffenen Quar-      knapp unter 160 Tausend Wohnungen im Jahr 2009
tiere, andererseits für die Eigentümer der Gebäude    geschrumpft. Nach Schätzungen von empirica hät-
selbst. Das gilt umso mehr, weil es gerade zu einem   ten im Zeitraum 2006 bis 2010 rund 650 Tausend und
Trendbruch kommt. In der Vergangenheit sank die       allein im Jahr 2012 rund 50 Tausend Wohnungen
Einwohnerzahl. Aufgrund sinkender Haushaltsgrö-       mehr gebaut werden müssen.1 Doch angesichts
ßen stieg aber dennoch die Wohnungsnachfrage.         sinkender Einwohnerzahl schien die Entwicklung
Künftig ist in immer mehr Regionen Deutschlands       der Fertigstellungszahlen lange Zeit gerechtfertigt.
mit sinkenden Haushaltszahlen zu rechnen. Gleich-     Dennoch stieg die Nachfrage. Zunächst vor allem,
zeitig drohen die Unterschiede zwischen Regionen      weil die Zahl der Haushalte trotz des allgemeinen
und Teilmärkten vor allem durch ausbildungs- und      Bevölkerungsrückganges zunahm. Mittlerweile
arbeitsmarktorientierte Wanderungen anzuwach-         aber vor allem wegen der Binnenwanderung, die
sen. Eine kontinuierliche, flächendeckende Leer-      in den Zuwanderungsregionen zu Wohnungseng-
standsbeobachtung wird daher immer wichtiger.         pässen führte. Aktuell haben aber auch die Außen­
                                                      wanderungsgewinne zugelegt.
Es gibt jedoch bisher in Deutschland keine kontinu-
ierliche, amtliche Datenerfassung zum Wohnungs-       Rein rechnerisch gibt es in Deutschland insgesamt
leerstand. Hinzu kommt, dass die regionalen und       ausreichend viele Wohnungen, allerdings teilwei-
nicht-amtlichen Erhebungen unterschiedliche De-       se am falschen Ort oder in der falschen Qualität. In
finitionen von „Leerstand“ oder „Leerstandsquote“     vielen Schrumpfungsregionen sinken erstmalig in
nutzen. Daher hatten das BBSR und das BMVBS           der Nachkriegszeit die Haushaltszahlen.2
(heute BMUB) das Forschungsprojekt „Aktuelle
und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleer-          Trotzdem findet auch dort noch Neubau statt. Zah-
ständen in den Teilräumen Deutschlands“ bei em-       lungskräftige Nachfrager suchen Qualitäten, die
pirica in Auftrag gegeben. Die Studie untersucht,     der Wohnungsbestand zurzeit nicht erfüllt. Das         (1)
wie Wohnungsleerstände gemessen, künftige Leer-       Problem: Jede neue, zusätzliche Wohnung erhöht         Die BBSR-Wohnungsmarkt-
standsrisiken abgeschätzt und bestehende Leer-        hier den Leerstand weiter. Ganz anders in Zuwan-       prognose 2025 (obere Varian-
stände minimiert werden können.                       derungsregionen. Hier hinkt das Angebot neuer          te) kommt zu einer ähnlichen
                                                      Wohnungen der steigenden Nachfrage hinterher.          Größenordnung.
                                                      Die Preise steigen, der Leerstand sinkt – soweit
  Korrekturen beim Zensus 2011                        dies noch möglich ist. Mangel in den einen und         (2)
                                                      Überfluss in den anderen Regionen prägen daher         Laut Mikrozensus sind z. B. im
  Es ist zu beachten, dass sich alle Angaben mit      das aktuelle Bild der deutschen Wohnungsmärk-          Zeitraum 2008 bis 2012 die
  Quelle „Zensus 2011“ auf die Veröffentlichun-       te. Aber selbst in den heutigen Wachstumsregio-        Haushaltszahlen in den Regio-
  gen vom Mai 2013 beziehen; die Wohnungs-            nen ist Vorsicht geboten. Denn langfristig könnten     nen Schleswig-Holstein Nord
  bestands- und Leerstandszahlen wurden je-           auch diese Regionen nach und nach Einwohner            und Südwest, Bremen-Um-
  doch nach Redaktionsschluss dieser Studie           einbüßen und Nachfrager verlieren.                     land, Braunschweig, Hildes-
  von Destatis im Mai 2014 nochmal revidiert.                                                                heim, Westpfalz, Ostwürttem-
  Dadurch sank die gemessene Zahl an Woh-                                                                    berg, Oberfranken-Ost, Do-
  nungen in Wohngebäuden von ursprünglich                                                                    nau-Iller (BY), Lausitz-Spree,
  39,4 auf 38,8 Mio. Einheiten und der Leerstand                                                             Altmark, Magdeburg, Halle,
  von 1,72 auf 1,70 Mio. Einheiten. Im Ergebnis                                                              Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg,
  stieg die gemessene Leerstandsquote von zu-                                                                Mittleres Mecklenburg-Ros-
  nächst 4,36 % auf 4,39 % leicht an (West: von                                                              tock und Vorpommern um rund
  3,63 % auf 3,65 %; Ost: 7,00 % auf 7,01 %).                                                                2 % oder mehr gesunken.
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6           Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

    2 Abgleich und Bewertung bestehender
      Leerstandsdaten

    2.1 Vorbemerkungen                                    Wohnungsleerstand in Deutschland erhält man
                                                          nicht durch eine der vorgestellten Methoden al-
    2.1.1 Unterschiedliche Leerstandsbegriffe             lein, sondern durch eine plausible Kombination.

    Wohnungsleerstand hat viele Facetten. Üblicher-       2.1.2   Unterschiedliche Art und Dauer von
    weise gilt eine Wohnung als „leer stehend“, wenn              Leerständen
    sie nicht bewohnt wird. Eine eindeutige Definition
    gibt es aber nicht. Wenn von Wohnungsleerständen      Eine hohe Leerstandsdauer hat Folgewirkungen.
    oder Leerstandsquoten die Rede ist, ist zur Inter-    Volkswirtschaftlich besteht die Gefahr eines „An-
    pretation immer eine Erläuterung des Leerstands-      steckens“ gesunder Bestände, wenn das Image
    begriffes erforderlich:                               oder die Attraktivität eines Gebietes darunter leidet
                                                          (siehe Fallbeispiel Plauen). Betriebswirtschaftlich
    • Handelt es sich nur um dauerhaft oder auch vo-
                                                          ist Leerstand ein Kostenfaktor, weil keine Mietein-
      rübergehend ungenutzte Wohnungen?
                                                          nahmen erzielt werden, aber dennoch Bewirtschaf-
    • Zählt die normale Fluktuationsreserve dazu?         tungskosten anfallen. Städtebauliche Auswirkun-
                                                          gen bestehen darin, dass die Instandhaltungsin-
    • Zählen auch untergenutzte Eigentümerwohnun-
                                                          vestitionen umso mehr zurück gefahren werden,
      gen oder nur Mietwohnungen dazu?
                                                          je höher der Leerstand ansteigt. Es kommt zu ei-
    • Gelten auch Wohnungen als leer stehend, für         nem zunehmenden baulichen Verfall. Im Ergebnis
      die Miete bezahlt wird?                             entstehen Lücken an Blockrändern, gehen wich-
                                                          tige städtebauliche Kanten verloren und wird die
    • Bezugsgröße der Leerstandsquote: alle Woh-
                                                          Stadtstruktur perforiert.
      nungen, Geschosswohnungen oder nur
      Mietwohnungen?
                                                          Die Dauer von Leerständen steht in engem Zusam-
                                                          menhang mit deren Ursache:
    Die „richtige“ Definition hängt vom Verwendungs-
    zweck ab: Leerstand in Zweit-/Ferienwohnungen         • Marktbedingter Leerstand (Wohnungsangebot
    kann unproblematisch sein. Für einen Investor spie-     > Wohnungsnachfrage) kann kurz oder lang an-
    len nur „marktaktive“ – also schlecht vermarktbare      dauern und überschneidet sich mit dem fluktu-
    – Leerstände eine Rolle. Für Stadtplaner sind auch      ationsbedingten Leerstand. Je länger der Leer-
    Bauruinen und abrissreife Gebäude ein Problem.          stand, desto eher konzentriert er sich räumlich
                                                            oder in bestimmten Objekttypen (z. B. unsani-
    Entsprechend variabel sind die Erhebungsmetho-          erte Objekte).
    den: Gelten Wohnungen als leer, wenn bei einer
                                                          • Der fluktuationsbedingte Leerstand (Umzü-
    Begehung niemand angetroffen wird, dann wer-
                                                            ge) steigt mit dem marktbedingten Leerstand:
    tet man auch un(ter)genutzte Zweitwohnungen als
                                                            je mehr Leerstand, desto schwieriger die
    Leerstand. Ähnlich wirken verbrauchsabhängige
                                                            Wiedervermietung.
    Erhebungsmethoden (Minderverbrauch bei Strom,
    Wasser, Heizung etc.). Wenn nur marktaktive Miet-     • Baubedingter Leerstand (Ruinen/Sanierungs-
    wohnungen als Leerstand zählen sollen, müssen           stau) kann sehr lange andauern, z. B. in Ost-
    Mieter- oder Vermieter zur Existenz eines Mietver-      deutschland zu großen Teilen schon seit den
    trags befragt werden. Leicht stößt hier auch die        1990er Jahren.
    amtliche Statistik an ihre Grenzen: Amtliche Leer-
                                                          • Rückbaubedingter Leerstand (systematisch ge-
    standserhebungen im Rahmen von Zensen (Befra-
                                                            lenkter Leerzug) entsteht durch gezielten Leer-
    gung) und Mikrozensen (Begehung) gehen nicht
                                                            zug mit dem Ziel eines Abrisses. Diese Wohnun-
    anders vor.
                                                            gen können dann in Einzelfällen auch zwei bis
                                                            drei Jahre leer stehen.
    Aufgrund der Vielfalt an Ansätzen und Methoden
    kann sich auch die vorliegende Studie nicht auf ei-
    nen Leerstandsbegriff beschränken. Vielmehr geht
    es darum, ein Verständnis für die unterschiedli-
    chen Erhebungsmethoden zu entwickeln und die
    jeweiligen Vor- und Nachteile transparent zu ma-
    chen. Den größten Aussagegehalt zum aktuellen
Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands - Datengrundlagen, Erfassungsmethoden und Abschätzungen
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                                           7

Tabelle 1
Datenquellen für bundesweit flächendeckende Leerstandsquoten

                                                    Methodik                                      Ergebnisse
 Quelle                                Maß       Basis           Umfang           D      West           Ost     Ost*        Berlin
 Zensus 2011 (Z11)                                           Vollerhebung       4,4 %    3,6 %         7,0 %    8,0 %       3,5 %
                                        total      A
 darunter: Geschosswohnungen                                                    5,2 %    4,0 %         8,6 %    10,6 %      3,6 %
 Mikrozensus 2010** (MZ)                total     B1        1 % Stichprobe      8,4 %    7,6 %         11,2 %   12,2 %      7,5 %
 CBRE-empirica-Leerstandsindex
                                                              Stichprobe
                                       markt-
 CEL 2011                                         B2         (ca. 4 % aller     3,4 %    2,7 %         5,3 %    6,5 %       2,3 %
                                        aktiv
                                                            Geschosswhg.)
 CEL 2012                                                                       3,3 %    2,6 %         5,0 %    6,3 %       2,0 %
 GdW-Unternehmen
                                                             Vollerhebung
 2011                                   total      C                            5,0 %    2,7 %         8,0 %    9,7 %       2,7 %
                                                            (nur Mitglieder)
 2012                                                                           4,7 %    2,5 %         7,7 %    9,4 %       2,4 %
 A:     Wohnungen in Wohngebäuden laut Wohnungszählung
 B1:    Wohnungen laut Wohnungsfortschreibung
 B2:    Geschosswohnungen laut Wohnungsfortschreibung (CBRE)
 C:     Wohnungen von Mitgliedsunternehmen inkl. für dritte verwaltete Wohnungen
 *ohne Berlin     **plausibilisierte und gewichtete Leerstände

Quelle: Destatis (MZ und Zensus zum Stand Mai 2013), GdW, CEL, empirica

2.2 Leerstandsdaten mit bundesweit                                    2.2.1.1 Methodik
    flächendeckender Abdeckung
                                                                      Mit dem Zensus 2011 wurde erstmals seit der Wie-
Insgesamt gibt es vier Quellen für bundesweit flä-                    dervereinigung zum Stichtag 9. Mai 2011 eine ge-
chendeckende Leerstandsquoten (vgl. Tabelle 1).                       samtdeutsche Wohnungszählung durchgeführt.
Die Ergebnisse sind allerdings nicht ohne weite-                      Die letzte Zählung stammt in den neuen Bundes-
res vergleichbar. Unterschiede ergeben sich vor                       ländern aus dem Jahr 1995 und in der alten Bun-
allem hinsichtlich des Leerstandsbegriffes (total,                    desrepublik aus dem Jahr 1987. Der Zensus ist eine
nur marktaktiv) und der Beobachtungsmenge (Voll­                      registergestützte Vollerhebung aller Wohnungen,
er­hebung, Stichprobe), aber auch der Bezugsba-                       wobei alle 17,5 Millionen Eigentümer bzw. Verwal-
sis zur Berechnung der Leerstandsquote (Zäh-                          ter postalisch befragt wurden. Dabei bestand Aus-
lung, Fortschreibung, alle oder nur Teilsegmente                      kunftspflicht, so dass eine Rücklaufquote von nahe
des Bestandes). Deswegen schwanken die für das                        100 % unterstellt werden kann. Die wichtigsten Er-
Jahr 2010/11 gemessenen Leerstandsquoten für                          hebungsmerkmale waren:
Deutschland zwischen 3,4 % und 8,4 %.
                                                                      • Gebäude (Art, Anzahl Wohnungen, Baujahr, Ei-
                                                                        gentümer, Heizungsart)
Im Folgenden werden die vier Datenquellen,
ihre Erhebungsmethoden sowie die gemesse-                             • Wohnung (Art             der     Nutzung,        Raumzahl,
nen Leerstandsquoten vorgestellt. Als Referenz                          Wohnfläche)
dient der Zensus 2011, weil er als einziger eine
aktuelle Vollerhebung aller Leerstände repräsen-
                                                                          Definition Zensus 2011
tiert. Bezugsbasis sind jeweils die Wohnungen in
Wohngebäuden.                                                             Totaler Leerstand (sowohl Geschosswohnungen als auch Eigenheime) =
                                                                          Marktaktiver Leerstand + Nicht-Marktaktiver Leerstand
2.2.1      Zensus 2011
                                                                          Nicht-Marktaktiver Leerstand =
                                                                          Ruinen und dysfunktionale Leerstände, die nicht kurzfristig aktivierbar sind so-
  Es ist zu beachten, dass sich alle Angaben mit                          wie nicht dauerhaft bewohnte Wohnungen.
  Quelle „Zensus 2011“ auf die Veröffentlichun-
                                                                          Verzerrung: Rücklaufprobleme, da Eigentümerbefragung
  gen vom Mai 2013 beziehen; die Wohnungs-
  bestands- und Leerstandszahlen wurden je-                               Umfang: Vollerhebung
  doch nach Redaktionsschluss dieser Studie
                                                                          Bezugsbasis: Wohnungen laut Wohnungszählung
  von Destatis im Mai 2014 nochmal revidiert.
8                                          Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

                                 Kritische Würdigung                                            z. B. nicht im Detail, ob die Mieter tatsächlich noch
                                                                                                in einer Wohnung wohnen, oder nicht möglicher-
                                 Im Unterschied zu früheren Wohnungszählungen                   weise bereits ausgezogen sind. Denn gerade bei
                                 (z. B. GWZ 1987) lag die Zahl der im Zensus 2011 re-           Umzügen in eine andere Wohnung kann es vorkom-
                                 cherchierten Wohnungen zunächst höher als in der               men, dass Haushalte in einem Übergangszeitraum
                                 amtlichen Fortschreibung des Wohnungsbestands.                 für zwei Wohnungen Miete bezahlen, aber nur eine
                                 Dies verwunderte, weil die Fortschreibung „übli-               der beiden Wohnungen bewohnen. Es gibt also den
                                 cherweise“ den Zugang (Fertigstellungen) ganz                  Fall, dass eine Wohnung offenkundig unbewohnt
                                 gut erfasst, aber den Abgang (Abriss, Zusammen-                ist (diese würde im Mikrozensus als „leer stehend“
                                 legung, Umnutzung) eher unterschätzt. Deswegen                 diagnostiziert werden), im Zensus gilt sie aber als
                                 lagen frühere Zählungen meist deutlich unter der               „vermietet“.4 Insofern sind allein aufgrund der un-
                                 Fortschreibung. Eine Revision der Zensuszahlen                 terschiedlichen Erhebungsmethoden Unterschiede
                                 durch Destatis im Mai 2014 führte jedoch zu einer              im Leerstand zu erwarten.
                                 Korrektur nach unten, so dass jetzt plausiblere Er-
                                 gebnisse vorliegen. Die neuen Werte konnten in der             2.2.1.2 Ergebnisse
                                 Studie jedoch nicht mehr berücksichtigt werden.3
                                                                                                Die ersten Veröffentlichungen zum Zensus 2011
                                 Bislang ist bekannt, dass im Zensus Antwortaus-                sind am 31. Mai 2013 erschienen. Demnach ste-
                                 fälle zu ganzen Gebäuden aufgetreten sind, wenn                hen in Deutschland 1,7 Mio. Wohnungen in Wohn-
                                 zu einem Gebäude keine Auskunftspflichtigen (Ei-               gebäuden oder 4,4 % des Bestandes leer (vgl. Ta-
                                 gentümer oder Verwalter) recherchiert werden                   belle 2). Knapp zwei Drittel davon (1,1 Mio. Woh-
                                 konnten oder wenn keine Angaben zum Gebäude                    nungen) befinden sich im Westen, die restlichen 0,5
                                 vorlagen. Allerdings dürften weniger die Antwor-               Mio. Leerstände im Osten (inkl. Berlin 0,6 Mio.). Die
                                 tausfälle im Zensus zu Abweichungen von ande-                  Leerstandsquote im Westen liegt bei 3,6 %, im Osten
(3)                              ren Statistiken geführt haben (z. B. vom Mikrozen-             bei 8,0 %. Hier werden nur Wohnungen in Wohnge-
Zudem wurde der (melde­          sus 2010), sondern vielmehr die unterschiedlichen              bäuden betrachtet, da nur in dieser Abgrenzung Ei-
registergestützte!) Zensus       Erhebungsmethoden und Abgrenzungsprobleme.                     genheimen und Geschosswohnungen unterschie-
2011 erstmals ohne Totaler-                                                                     den werden können.
fassung der Haushalte und        Besonders auffällig sind die Unterschiede in der
Personen durchgeführt, so        Leerstandsquote zwischen Zensus (4,4 %) und Mik-               Die höchste Leerstandsquote im Vergleich der Bun-
dass von dieser Seite nur ein-   rozensus (8,4 %; vgl. Abschnitt 3.2.2). Die Erhebungs-         desländer wurde in Sachsen mit 9,9 %, die nied-
geschränkte Vergleiche mit       methodik im Zensus basiert jedoch auf einer schrift-           rigste in Hamburg mit 1,5 % festgestellt. Im Städ-
früheren Zählungen mög-          lichen Befragung der Eigentümer oder Verwalter,                tevergleich schneiden Chemnitz (13,7 %), Leipzig
lich sind.                       während der Leerstand im Mikrozensus durch Be-                 (12,1 %) sowie Halle/Saale (11,5 %) am schlech-
                                 gehung der Interviewer erhoben wird. Daraus er-                testen ab und Oldenburg (1,5 %), Hamburg (1,5 %)
(4)                              gibt sich, dass durch den Zensus gar nicht genau               sowie Münster (1,6 %) am besten. Gemessen an
Beim Mikrozensus werden          gesagt werden kann, ob eine Wohnung wirklich im                den unterschiedlichen Eigentumsformen stehen
Wohnungen als leerstehend        landläufigen Sinne bewohnt ist bzw. bei einer In-              die kommunalen Wohnungen am häufigsten leer
erfasst, wenn die Bewohner       terviewerbefragung als bewohnt erkannt werden                  (13,8 % in ostdeutschen bzw. 5,3 % in westdeut-
nicht angetroffen werden und     würde. In der Folge haben Auskunftspflichtige mut-             schen Flächenländern), gemessen an der Wohn-
der äußerliche „Anschein“ ei-    maßlich immer dann „vermietet“ angegeben, solan-               fläche die kleinen Wohnungen mit weniger als
nes Leerstands besteht (vgl.     ge ein Mietvertrag bestand. Gerade Wohnungsun-                 40qm (13,4 % in ostdeutschen bzw. 7,2 % in west-
Abschnitt 3.2.2).                ternehmen mit einem großen Bestand wissen aber                 deutschen Flächenländern).

                                 Tabelle 2
                                 Leerstand im Zensus 2011

                                                                         D            West               Ost             Ost*            Berlin

                                  Wohnungen in Wohngebäuden
                                             Quote                     4,4 %          3,6 %             7,0 %            8,0 %            3,5 %
                                             Anzahl                   1.720.083     1.119.944          600.139          535.991          64.148

                                  nachrichtl.: Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden
                                             Quote                     4,5 %          3,7 %             7,1 %            8,1 %            3,5 %
                                             Anzahl                   1.848.568     1.215.605          632.963          566.001          66.962
                                  *ohne Berlin

                                 Quelle: Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                                     9

Tabelle 3
Leerstandsvergleich MFH vs. EZFH im Zensus 2011

Nur Wohnungen in Wohngebäuden
                                        D             West                Ost             Ost*            Berlin
 insgesamt                            4,4 %           3,6 %              7,0 %            8,0 %            3,5 %
 Geschosswohnungen (MFH)              5,2 %           4,0 %              8,6 %           10,6 %            3,6 %
 … Abw. von insg.                   +0,8 Pkte.     +0,4 Pkte.          +1,6 Pkte.       +2,6 Pkte.       +0,1 Pkte.
 Eigenheime (EZFH)**                  3,3 %           3,2 %              4,0 %            4,1 %            2,7 %
 … Abw. von insg.                   -1,1 Pkte.      -0,4 Pkte.          -3 Pkte.        -3,9 Pkte.       -0,8 Pkte.
 *ohne Berlin   **Wohngebäude mit ein oder zwei Wohnungen

Quelle: Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)

2.2.1.3 Regionaler Leerstandsvergleich:                          desto höher sind aktuell die Leerstandsquoten für
        Geschosswohnung vs. Eigenheime                           Geschosswohnungen im Vergleich zu denen in
                                                                 Eigenheimen.                                             (5)
Die Leerstände in Geschosswohnungen und Eigen-                                                                            Auf der Ebene von Kreisen
heimen unterscheiden sich im Niveau ganz erheb-                  Insgesamt streuen die Leerstandsquoten auf Krei-         kann eine lineare Trendlinie
lich. Bundesweit liegt die Quote bei Geschosswoh-                sebene im Osten zwischen 1,7 % in Jena und 18,5 %        geschätzt werden (y = -15,96x
nungen mit 5,2 % knapp einen Prozentpunkt über                   in Dessau-Roßlau für Geschosswohnungen (MFH)             + 1,5451), die eine schwa-
dem Durchschnitt und bei Eigenheimen mit 3,3 %                   sowie zwischen 1,2 % in Neubrandenburg und 6,0 %         che Korrelation aufweist (R² =
gut einen Punkt darunter. Im Westen sind die Leer-               im Vogtland für Eigenheime (EZFH). Im Westen lie-        0,2953). Dabei ist x= Bevölke-
standsunterschiede zwischen Eigenheimen und                      gen die Werte zwischen 1,3 % in Oldenburg und            rungstrend im Zeitraum 2006-
Geschosswohnungen mit jeweils knapp plus/mi-                     13,4 % in Salzgitter für MFH sowie zwischen 1,2 %        11 und y = Relation von MFH-
nus einem halben Punkt geringer als im Osten (ohne               in Vechta und 5,7 % in Kusel für EZFH.                   Leerstand zu EZFH-Leerstand.
Berlin); dort liegen die Abweichungen vom Mittel-
wert bei fast plus drei (MFH) bzw. knapp minus vier
(EZFH) Punkten (vgl. Tabelle 3).

Auch auf Kreisebene zeigt sich, dass die Korrelation
zwischen leer stehenden Eigenheimen und leer ste-                  Kasten 1
henden Geschosswohnungen im Westen (R2=0,41)                       Lesebeispiel für Abbildung 1
deutlich höher ist als im Osten (R2=0,25). Insbeson-
dere liegt die Leerstandsquote von Geschosswoh-                    West: Im Mittel beträgt die Leerstandsquote von Geschosswohnungen (MFH)
nungen im Westen bei etwa dem 1,46-fachen der Ei-                  das 1,4594-fache der Leerstandsquote von Eigenheimen (EZFH). Exakt gilt die-
genheime, im Osten dagegen beim 2,64-fachen (vgl.                  ses Verhältnis aber nur für Kreise, die sehr Nahe der linearen Anpassungs-
lineare Anpassungslinie in Abbildung 1).                           linie liegen, z. B. der Kreis Kusel. Dort stehen 5,7 % aller EZFH und 8,4 % aller
                                                                   MFH leer, das Verhältnis beträgt also 8,4/5,7=1,47≈1,46. Der Kreis Salzgitter ist
Abweichungen von dieser „Regel“ gibt es im Osten                   dagegen ein Ausreißer, hier stehen 3,1 % aller EZFH und 13,4 % aller MFH leer,
wie im Westen. Weichen die Beobachtungen mehr                      das Verhältnis beträgt 13,4/3,1=4,32>1,46 und liegt damit weit mehr als 50 %
als 50 % von der linearen Anpassungslinie ab, wer-                 von der Anpassungslinie entfernt. Insbesondere ist der Kreis Salzgitter ein
den sie als Ausreißer bezeichnet. Ausreißer nach                   Ausreißer „nach oben“, d. h. gemessen am EZFH-Leerstand stehen untypisch
oben sind z. B. die Kreise Salzgitter, Neumünster                  viele Geschosswohnungen leer. Der Kreis Böblingen ist dagegen ein Ausrei-
und Helmstedt im Westen oder Frankfurt/O., Spree-                  ßer „nach unten“.
Neiße und Dessau-Roßlau im Osten – also eher
Schrumpfungsregionen. Ausreißer nach unten sind                    Ost: Im Mittel beträgt die Leerstandsquote von Geschosswohnungen (MFH)
die kreisfreien Städte München, Karlsruhe und Re-                  das 2,6393-fache der Leerstandsquote von Eigenheimen (EZFH). Exakt gilt die-
genburg im Westen oder Jena und Potsdam, aber                      ses Verhältnis aber nur für Kreise, die sehr Nahe der linearen Anpassungsli-
auch die Landkreise Nordhausen und Hildburg-                       nie liegen, z. B. der Altmarkkreis Salzwedel. Dort stehen 5,4 % aller EZFH und
hausen im Osten – also überwiegend, aber nicht                     14,3 % aller MFH leer, das Verhältnis beträgt also 5,4/14,3=2,65≈2,64. Der Kreis
ausschließlich Wachstumsregionen. Hier liegt die                   Dessau-Roßlau ist dagegen ein Ausreißer, hier stehen 3,2 % aller EZFH aber
Leerstandsquote von Geschosswohnungen zum                          18,5 % aller MFH leer, das Verhältnis beträgt also 18,5/3,2=5,78>2,64 und liegt
Teil sogar unter der Quote von Eigenheimen. Gene-                  damit weit mehr als 50 % von der Anpassungslinie entfernt. Insbesondere ist
rell kann zumindest ein schwach signifikanter Zu-                  der Kreis Dessau-Roßlau ein Ausreißer „nach oben“, d. h. gemessen am EZFH-
sammenhang zwischen Bevölkerungstrend und Re-                      Leerstand stehen untypisch viele Geschosswohnungen leer. Die kreisfreie
lation der beiden Leerstandsmaße festgestellt wer-                 Stadt Jena ist dagegen ein Ausreißer „nach unten“.
den.5 Fazit: je stärker die Bevölkerung schrumpft,
10                      Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

     Abbildung 1
     Regionale Korrelation MFH vs. EZFH 2011
     Lesebeispiel s. Kasten 1

     West, Landkreise und kreisfreie Städte

                       16,0 %

                       14,0 %
                                                                              Salzgitter
                                                                                                                                        Pirmasens
                                                                                                                     Wunsiedel
                       12,0 %
                                                                                              Helmstedt                                    LK Hof
                                                                                                     Northeim
                       10,0 %                                                                       Stadt Hof
       Leerstand MFH

                                                                                                                                              Kusel
                        8,0 %                                                                                                                                  Z11
                                                       Neumünster                                                                            Calw
                                                                                                                                                               Ausreisser*
                        6,0 %                                                                                                                                  Linear (Z11)
                                                                                                                                                          y = 1,4594x
                        4,0 %                                                                                                                             R = 0,41489
                                                                                                                      Rems-Murr-Kreis
                                                                                                                Böblingen
                                                                                                     Regens-
                        2,0 %                                                                 KA     burg
                                              Vechta       MS
                                                                  HH                      M
                                                                               Erlangen
                                                                               Speyer

                                                          Oldenburg
                                                                                                                                                          *lineare Trendkurve
                        0,0 %                                                                                                                              +/- 50%
                                0,0 %                               2,0 %                                  4,0 %                                6,0 %
                                                                             Leerstand EZFH

     Ost, Landkreise und kreisfreie Städte

                       20,0 %
                                                                       Dessau-Roßlau
                                                                                                                   Görlitz
                       18,0 %
                                                             Spree-Neiße                                                     Vogtland
                       16,0 %                                                Chemnitz

                                                                                                                 Altmarkkreis Salzwedel
                       14,0 %
                                                           Schwerin
                       12,0 %
       Leerstand MFH

                       10,0 %                                                                                                                                Z11
                                        Frankfurt/O.
                                                                                                           Ilm-Kreis                                         Ausreisser*
                        8,0 %                                                                 Saalfeld-
                                                                                              Rudolstadt                                                     Linear (Z11)
                                                                                                           Hildburghausen
                        6,0 %                                                       Sömmerda                                                            y = 2,6393x
                                    Neubranden-
                                    burg                   HRO              Dresden Nordhausen                                                          R = 0,25289
                        4,0 %
                                                                       Potsdam
                        2,0 %
                                                                     Jena
                        0,0 %                                                                                                                           *lineare Trendkurve
                                                                                                                                                         +/- 50%
                                0,0 %                     2,0 %                     4,0 %                          6,0 %                       8,0 %
                                                                             Leerstand EZFH

     Z11 = Werte aus Zensus 2011;
     Ausreisser = Werte aus Zensus 2011, die mehr als 50 % von der Trendlinie entfernt liegen
     Fadenkreuz = Durchschnittswerte für West bzw. Ost

     Quelle: Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                                     11

2.2.2   Mikrozensus
                                                                     Definition Mikrozensus

2.2.2.1 Methodik                                                     Totaler Leerstand (sowohl Geschosswohnungen als auch Eigenheime) =
                                                                     Marktaktiver Leerstand + Nicht-Marktaktiver Leerstand
Der Mikrozensus (MZ) ist eine Ein-Prozent-Stich-
                                                                     Nicht-Marktaktiver Leerstand =
probe der Haushalte in Deutschland, die jährlich
                                                                     Ruinen und dysfunktionale Leerstände, die nicht kurzfristig aktivierbar sind
durchgeführt wird. Alle vier Jahre – zuletzt 2010
                                                                     sowie nicht dauerhaft bewohnte Wohnungen.
– werden im Rahmen dieser Erhebung auch In-
formationen über das Wohnen erfasst und Woh-                         Verzerrung: z. T. werden Wohnungen fälschlicherweise als leer stehend erfasst.
nungsleerstände veröffentlicht.6 Da der Mikrozen-
                                                                     Umfang: Stichprobe (1 % aller Haushalte)
sus eine Haushaltsbefragung ist, können in leer
stehenden Wohnungen keine Interviewpartner an-                       Bezugsbasis: Wohnungen laut Wohnungsfortschreibung
getroffen werden. Deswegen wird der Leerstand
indirekt gemessen.

Definition: Unbewohnte/leer stehende Wohnung                       2.2.2.2 Ergebnisse und Vergleich mit Zensus

Eine Wohnung gilt im MZ als unbewohnt/leer ste-                    Zuletzt standen im Jahr 2010 laut Mikrozensus in
hend, wenn sie zum Zeitpunkt der Erhebung vom In-                  Deutschland 3,3 Mio. Wohnungen oder 8,4 % des
terviewer als unbewohnt/leerstehend identifiziert                  Bestandes leer (vgl. Tabelle 4). Die Leerstandsquo-
wurde. Ob sie zu diesem Zeitpunkt wirklich leer                    te im Westen wurde mit 7,6 % gemessen, im Osten
steht, ist für den Interviewer nicht erkennbar.7 Ur-               (ohne Berlin) mit 12,2 %. Ein Vergleich dieser Er-
sachen für eine Fehlscheinschätzung wären z. B.                    gebnisse mit den neuesten Zahlen des Zensus 2011
lange Abwesenheit der Bewohner (Urlaub, Krank-                     zeigt eine Überschätzung um etwa das Doppelte
heit) sowie umzugsbedingter vermeintlicher8 Leer-                  (Relation 1,9). Etwa jede zweite Wohnung wird im
stand. Darüber hinaus ist nicht jede unbewohnte                    MZ also fälschlicherweise als unbewohnt ausge-
Wohnung ein Leerstand. Das gilt vor allem, wenn                    wiesen. Im Osten (ohne Berlin) fällt die Überschät-    (6)
noch Miete bezahlt oder die Wohnung als Ferien-/                   zung geringer aus, insbesondere bei Geschoss-          Faktisch wird der Leerstand
Freizeitwohnung genutzt wird.                                      wohnungen (Relation 1,5).                              als Begehungsergebnis jähr-
                                                                                                                          lich erfasst – hochgerechnet
In der Praxis entscheiden die Interviewer individu-                Wie beim Zensus unterscheiden sich auch beim           auf den Wohnungsbestand je-
ell vor Ort, ob eine Wohnung leer steht oder nicht.                Mikrozensus die Leerstände in Geschosswohnun-          doch nur alle 4 Jahre. Sonder-
Dabei wird vom Interviewer eingeschätzt, ob die                    gen und Eigenheimen sehr deutlich. Bundesweit          auswertungen der im Stich-
Wohnung unbewohnt aussieht (keine Vorhänge,                        liegt die Quote bei Geschosswohnungen mit 9,6 %        probenplan des Mikrozensus
Klingel-/Briefkastenschilder). Ggf. fragt der Inter-               gut einen Prozentpunkt über dem Durchschnitt und       als unbewohnt ausgewiese-
viewer auch bei anderen Bewohnern im Haus oder                     bei Eigenheimen mit 7,0 % reichlich einen Punkt da-    nen Wohnungen für die MZ-
Nachbarn nach. Sofern der Interviewer unsicher                     runter. Im Westen sind die Unterschiede zwischen       Jahrgänge 2005 – 2011 wei-
ist, meldet er dies dem Statistischen Landesamt.                   Leerstandsquote MFH und EZFH mit jeweils plus/         sen jedoch – gemessen am
Dies ist berechtigt, im Melderegister der Kommu-                   minus knapp einem Punkt geringer als im Osten          Zensus 2011 – keine ausrei-
nen zu recherchieren.                                              (ohne Berlin); dort liegen die Abweichungen bei gut    chende Güte auf. Repräsenta-
                                                                   plus drei (MFH) bzw. fast minus fünf (EZFH) Punkten.   tive, jährliche Leerstandsinfor-
                                                                                                                          mationen lassen sich daraus
                                                                                                                          nicht ableiten.

Tabelle 4                                                                                                                 (7)
Leerstandsvergleich MFH vs. EZFH im Mikrozensus 2010                                                                      Quelle: „Bauen und Woh-
                                                                                                                          nen, Mikrozensus – Zusatz-
                                        D               West                 Ost            Ost*            Berlin
                                                                                                                          erhebung 2010: Bestand und
 insgesamt                            8,4 %             7,6 %              11,2 %          12,2 %            7,5 %        Struktur der Wohneinheiten;
 Relation zu Zensus                    1,9               2,1                 1,6             1,5              2,1         Wohnsituation der Haushalte“
 Geschosswohnungen (MFH)              9,6 %             8,3 %              13,2 %          15,4 %            7,7 %
 … Abw. von insg.                   +1,2 Pkte.        +0,7 Pkte.          +2 Pkte.        +3,2 Pkte.      +0,2 Pkte.      (8)
 Relation zu Zensus                    1,8               2,1                 1,5             1,5              2,2         Die Wohnung ist unbewohnt,
 Eigenheime (EZFH)**                  7,0 %             6,9 %               7,5 %           7,6 %            5,6 %        weil der Haushalt schon aus-
 … Abw. von insg.                   -1,4 Pkte.        -0,7 Pkte.          -3,7 Pkte.      -4,6 Pkte.       -1,9 Pkte.     bzw. noch nicht eingezo-
 Relation zu Zensus                    2,1               2,1                 1,9             1,9              2,0         gen ist. Sie ist aber vermietet
 *ohne Berlin   **Wohngebäude mit ein oder zwei Wohnungen                                                                 und daher im wohnungswirt-
                                                                                                                          schaftlichen Sinne kein Leer-
Quelle: Destatis (MZ und Zensus zum Stand Mai 2013)                                                                       stand.
12                            Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

     Abbildung 2
     Regionale Korrelation Zensus 2011 vs. MZ 2010

     EZFH, Raumordnungsregionen (ROR)

                            12,0 %

                                                                        ROR Mittl. Meck-
                                                                        lenburg/Rostock       ROR Trier ROR Osthessen
                            10,0 %
                                                                                                                              ROR Altmark
                                                                                                                          ROR Ob.Laus.
                                                                    ROR Bonn                                              Ni.Schlesien
                             8,0 %
                                                                    ROR Köln
        Leerstand EZFH MZ

                                                       ROR Hamburg
                             6,0 %                                                                                                            EZFH

                                                  ROR Emsland                                          ROR Göttingen                          Ausreisser*
                                                                                                                                              Linear (EZFH)
                             4,0 %
                                                                       ROR Hamburg-                                                       y = 1,9958x
                                                                       Uml.-Süd
                                                                                                                                          R = 0,01948

                             2,0 %

                             0,0 %                                                                                                                 *lineare Trendkurve
                                                                                                                                                    +/- 50%
                                     0,0 %                          2,0 %                      4,0 %                            6,0 %
                                                                            Leerstand EZFH Zensus

     MFH, Raumordnungsregionen (ROR)

                            26,0 %
                            24,0 %
                            22,0 %
                                                                                                                       ROR Ob.Laus.Ni.Schlesien
                            20,0 %                                                                                        ROR Anhalt Bitterfeld Wittenberg
                                                                                                                         ROR Südsachsen
                            18,0 %                                                                                 ROR Westsachsen
                                                                                                                   ROR Altmark
                            16,0 %
        Leerstand MFH MZ

                            14,0 %
                                               ROR Rheinpfalz                                                                                     MFH
                            12,0 %       ROR Südl. Oberrhein
                                                                                                                                                  Ausreisser*
                                                    ROR K
                            10,0 %      ROR Münster                                                                                               Linear (MFH)
                                               ROR BN
                             8,0 %     ROR Ingolstadt
                                                                                                                                            y = 1,5761x
                                        ROR Emsland                                 ROR Westpflalz
                                          ROR M                                ROR Bremerhaven                                              R = 0,5381
                             6,0 %
                                       ROR HH                               ROR Schleswig-Holstein-SW
                                                                     ROR Bay. Untermain
                             4,0 %
                                                             ROR Augsburg
                             2,0 %
                             0,0 %                                                                                                          *lineare Trendkurve
                                                                                                                                             +/- 50%
                                     0,0 %     2,0 %        4,0 %       6,0 %     8,0 %    10,0 %       12,0 %    14,0 %        16,0 %
                                                                            Leerstand MFH Zensus

     Ausreisser = Werte aus Zensus 2011, die mehr als 50 % von der Trendlinie entfernt liegen
     Fadenkreuz = Durchschnittswerte für West bzw. Ost

     Quelle: Destatis (MZ, Zensus zum Stand Mai 2013)
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                        13

2.2.2.3 Regionaler Zusammenhang Mikrozensus            Niveau der Leerstandsquoten ist die Aussagekraft
        und Zensus                                     (von Regionalvergleichen anhand) des Mikrozen-         (9)
                                                       sus damit aber erheblich eingeschränkt.                Die Stichprobengröße des MZ
Die Abweichungen der Leerstandsquoten zwischen                                                                erlaubt keine Auswertungen
Mikrozensus und Zensus für Raumordnungsregio-          2.2.3   CBRE-empirica-Leerstandsindex                  für Landkreise bzw. kreisfreie
nen9 (lineare Anpassung) liegen für Eigenheime bei                                                            Städte.
1,99 bzw. bei 1,58 für Geschosswohnungen, der MZ       2.2.3.1 Methodik
misst also zu hohe Quoten (vgl. Abbildung 2). Dabei                                                           (10)
ist die regionale Korrelation zwischen Zensus und      Daten aus der Wohnungsbewirtschaftung können           Das Ergebnis fiele besser aus,
Mikrozensus bei Geschosswohnungen recht hoch           ebenfalls zur Messung von Leerständen heran-           wenn nicht die lineare An-
(R2=0,54), bei Eigenheimen aber gering (R2=0,02).10    gezogen werden. Für den Zeitraum 2001 bis 2009         passung nicht durch den Null-
                                                       hat empirica zusammen mit Daten der Firma Te-          punkt „gezwungen“ würde,
Wieder gibt es in einzelnen Regionen Abweichun-        chem, die bundesweit für knapp 5 Mio. Wohnun-          zur Darstellung einer rein mul-
gen von der linearen Anpassungslinie. Weichen          gen den Energie- und Wasserverbrauch erfasst,          tiplikativen Abweichung war
die Beobachtungen mehr als 50 % davon ab, wer-         eine marktaktive Leerstandsquote entwickelt (Te-       dies aber erforderlich.
den sie als Ausreißer bezeichnet. Ausreißer nach       chem-empirica-Leerstandsindex; TEL). Dabei wer-
oben sind bei EZFH vor allem die Regionen Mitt-        den nur Wohnungen als „leer“ eingestuft, für die       (11)
leres Mecklenburg/Rostock und Bonn. Ausreißer          derzeit keine Miete bezahlt wird.12 Diese marktakti-   Auf der Ebene von Raumord-
nach unten ist allein die Region Göttingen. Bei MFH    ve Leerstandsquote ist – anders als der Mikrozen-      nungsregionen kann für Ge-
weichen vor allem die Regionen Münster, Köln oder      sus – zeitnah verfügbar und wird zudem jährlich er-    schosswohnungen eine line-
Hamburg nach oben sowie Westpfalz, Bremerha-           mittelt. Seit dem Jahrgang 2009 wird dieser markt-     are Trendlinie geschätzt wer-
ven und Bayerischer Untermain nach unten ab. Ins-      aktive Leerstand nicht mehr zusammen mit techem,       den (y = 12,77 + 2,0118), die
gesamt scheint es demnach so, dass der MZ den          sondern auf Basis von Bewirtschaftungsdaten des        eine schwache Korrelation
Leerstand tendenziell in Wachstumsregionen über-       Immobiliendienstleisters13 CBRE berechnet (CBRE-       aufweist (R² = 0,2584). Für Ei-
und in Schrumpfungsregionen unterschätzt. Zumin-       empirica-Leerstandsindex; CEL). Beide Datensätze       genheime ist die Trendlinie (y
dest für Geschosswohnungen kann auch ein gene-         erfassen ausschließlich Geschosswohnungen und          = 6,1007x + 2,2348) allerdings
reller, aber nur schwach signifikanter Zusammen-       erlauben Auswertungen auf Ebene der kreisfreien        nicht korreliert (R² = 0,0732).
hang zwischen Bevölkerungstrend und Relation der       Städte und Landkreise.                                 Dabei ist x= Bevölkerungs-
beiden Leerstandsmaße festgestellt werden.11 Fa-                                                              trend im Zeitraum 2006 – 11
zit: je stärker die Bevölkerung wächst, desto stär-    Alte Methodik (TEL)                                    und y = Relation von MZ-Leer-
ker überschätzt der Mikrozensus die Leerstands-                                                               stand zu Zensus-Leerstand.
quoten für Geschosswohnungen.                          Die Grundgesamtheit des Techem-empirica-Leer-
                                                       standsindex (TEL) bildeten die von Techem betreu-      (12)
Ein Teil der Verzerrungen in den Mikrozensusleer-      ten Wohnungen. Damit handelt es sich um profes-        Dieser Umstand ist techem
ständen könnte durch regional unterschiedliche         sionell bewirtschaftete Geschosswohnungen mit          bekannt, denn bei leer stehen-
Incentives der Interviewer verursacht sein. Diese      Zentralheizung und/oder zentraler Warmwas-             den Wohnungen geht die Ne-
werden nach telefonischer Auskunft der Statisti-       serversorgung (incl. Fernwärme). Wohnungen in          benkostenabrechnung an den
schen Landesämter z. B. in Mecklenburg-Vorpom-         Ein-/Zweifamilienhäusern bleiben außen vor. Eben-      Vermieter und nicht an den
mern, Thüringen oder Bayern auch für das Auffinden     so Wohnungen mit Substandard (ohne Zentralhei-         Mieter.
von Leerständen entlohnt, während das Landesamt        zung/Warmwasserversorgung). Der TEL misst die
Berlin/Brandenburg nur eine Bezahlung für ausge-       Leerstände über den Zeitraum von einem Jahr. Es        (13)
füllte Haushaltsfragebögen bewohnter Wohnungen         stehen die Jahrgänge 2001 bis 2009 zur Verfügung.      Die Dienstleistungsschwer-
leistet. Zusammen mit den Überschätzungen beim                                                                punkte umfassen die Bereiche
                                                                                                              Capital Markets, Vermietung,
                                                                                                              Valuation, Corporate Services,
                                                                                                              Research, Retail, Investment
  Definition CBRE-empirica-Leerstandsindex                                                                    Management, Property- und
                                                                                                              Project-Management sowie
  Marktaktiver Leerstand (nur Geschosswohnungen) =
                                                                                                              Building Consultancy.
  unmittelbar disponibler (vermietbarer) und mittelfristig aktivierbarer Leerstand.

  Verzerrung: z. T. eingeschränkte Repräsentativität (ohne Wohnungen mit Substandard bei TEL;                 (14)
  eher durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Qualitäten bei CEL).                                      Sobald die Wohnungsfort-
                                                                                                              schreibung auf Basis des Zen-
  Umfang: Stichprobe
                                                                                                              sus 2011 korrigiert ist, werden
  Bezugsbasis: Geschosswohnungen laut Wohnungsfortschreibung14                                                die absoluten Leerstände im
                                                                                                              TEL/CEL korrigiert. Die Quoten
                                                                                                              müssen nicht korrigiert wer-
                                                                                                              den, sie werden direkt aus der
                                                                                                              Stichprobe ermittelt.
14                                            Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

                                  Neue Methodik (CEL)                                            (ohne Berlin) lag die Quote mit 6,3 % immer noch
                                                                                                 deutlich höher als im Westen mit 2,6 %. Gegenüber
                                  Basis der Berechnungen des neuen CBRE-empiri-                  dem Zensus 2011 erklärt der CEL rund zwei Drittel
                                  ca-Leerstandsindex (CEL) sind Bewirtschaftungs-                aller Leerstände bei Geschosswohnungen (Relati-
                                  daten von CBRE (für ca. 800.000 Wohneinheiten).                on 0,65). Demnach wäre rund ein Drittel aller leer
                                  CBRE bewertet vor allem die großen Bestandshal-                stehenden Geschosswohnungen nicht marktaktiv.
                                  ter. Diese haben in ihrem Portfolio tendenziell eher           Im Osten träfe dies dann sogar auf fast vier von
                                  durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Qua-              zehn Wohnungen zu (Relation 0,61).
                                  litäten und weisen dementsprechend eher höhe-
                                  re Leerstände als der Gesamtmarkt auf. Die CBRE-               Der marktaktive Leerstand stieg bundesweit im
                                  Stichprobe ist nicht groß genug, um regional flä-              Zeitraum 2002 bis 2006 von 3,6 % auf 4,1 % an (vgl.
                                  chendeckende Aussagen treffen zu können.15 Des-                Abbildung 3). Danach sank er bis 2012 auf 3,3 % ab.
                                  wegen werden die Ergebnisse aus den CBRE-Daten                 Während der Anstieg vor allem der Entwicklung im
                                  angereichert mit geschätzten marktaktiven Leer-                Westen geschuldet war (von 2,2 % auf 3,0 %), steht
                                  ständen. Basis dieser Schätzungen sind Regressi-               der Rückgang in den Jahren 2007 und 2008 eher un-
                                  onsergebnisse zum Zusammenhang zwischen to-                    ter dem ostdeutschen Einfluss (von 8,0 % auf 6,9 %).
(15)                              talem und marktaktivem Leerstand auf Basis his-                Seit dem Jahr 2009 sinken die ost- und westdeut-
Die Daten von CBRE liefern        torischer Zeitreihen (Mikrozensus-Leerstände, Te-              schen Quoten dagegen eher im Gleichschritt.
derzeit für 278 der 412 Land-     chem-empirica-Leerstandsindex und verschiede-
kreise und kreisfreien Städte     ne weitere regionale Wohnungsmarktinformatio-                  Aussagekräftiger als Ost-West-Unterschiede sind
Angaben zur Leerstandsquote.      nen aus den Jahren 2005 – 09). Bei großen Varian-              jedoch die abweichenden Entwicklungen in Regio-
                                  zen zwischen CBRE-Quoten, geschätzten Quoten                   nen mit schrumpfenden und wachsenden Einwoh-
(16)                              und historischen Zeitreihen des Techem-empirica-               nerzahlen, wie es sie beiderseits der ehemaligen
Liegen CBRE-Quoten und ge-        Leerstandsindex (2005 – 09) fließt zudem das Exper-            innerdeutschen Grenze gibt. In Schrumpfungsregi-
schätzte Quoten nahe beiei-       tenwissen von CBRE und empirica aus empirischen                onen stagniert der Leerstand seit Jahren und be-
nander, wird der Mittelwert       Marktstudien und Standortgutachten in die Schätz-              trägt derzeit 6,3 % (vgl. Abbildung 4). Demgegen-
aus beiden genommen. An-          werte des marktaktiven Leerstandes mit ein.16 Es               über liegt der Leerstand in Wachstumsregionen nur
dernfalls entscheidet das Ex-     stehen die Jahrgänge 2009 bis 2012 zur Verfügung.              bei unterdurchschnittlichen 2,0 % und ist hier im
pertenwissen, welche Quo-                                                                        sechsten Jahr rückläufig (3,2 % im Jahr 2006, 2,6 %
te plausibler ist. Falls eigene   2.2.3.2 Ergebnisse und Vergleich mit Zensus                    im Jahr 2009).
empirische Erkenntnisse aus
anderen Quellen (z. B. eigene     Der marktaktive Leerstand von Geschosswohnun-
Marktstudien) vorliegen, sind     gen lag 2012 bundesweit bei 3,3 % oder rund 688
diese maßgebend.                  Tsd. Einheiten (vgl. Tabelle 5). In Ostdeutschland

                                  Tabelle 5
                                  Leerstandsvergleich CEL zu Zensus 2011
                                  nur Geschosswohnungen

                                                                          D              West             Ost             Ost*           Berlin
                                   CEL 2012                             3,3 %            2,6 %           5,0 %            6,3 %           2,0 %
                                   CEL 2011                             3,4 %            2,7 %           5,3 %            6,5 %           2,3 %
                                   Relation zu Z11**                     0,65            0,68             0,61            0,61            0,65
                                   *ohne Berlin   **nur MFH

                                  Quelle: CEL und Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                   15

Abbildung 3
Marktaktiver Geschosswohnungs-Leerstand in Ost und West 2002 – 2012

   12 %

   10 %

                     8,5 %
                                               8,0 %
     8%
                                                                6,8 % 6,7 %
                                                                                6,5 %                    Ost (ohne Berlin)
                                                                                         6,3 %           Deutschland
     6%                                                                                                  West (ohne Berlin)
                                                                                                         Zensus Ost (ohne Berlin)
                                              4,1 %             3,7 % 3,6 %                              Zensus DEUTSCHLAND
                     3,7 %
     4%                                                                                 3,3 %            Zensus West (ohne Berlin)

                                              3,0 %             2,9 % 2,9 %
     2%                                                                         2,7 % 2,6 %
                    2,2 %

     0%
       2000          2002         2004        2006       2008           2010            2012     2014

Quelle: CEL (2009 – 2012), TEL (2002 – 2008), empirica

Abbildung 4
Marktaktiver Geschosswohnungs-Leerstand in Wachstums- und Schrumpfungsregionen 2002 – 2012

     8%

                                              6,9 %
     7%                                                         6,5 % 6,5 % 6,4 %
                     6,5 %                                                        6,3 %

     6%

     5%

                                                                3,9 % 3,9 % 3,8 %
     4%                                       3,7 %                               3,7 %
                                                                                                         Schrumpfung
                     3,1 %
                                                                                                         Stagnation
     3%
                                              3,2 %
                     2,9 %                                                                               Wachstum
                                                                2,6 %
     2%                                                                 2,4 %
                                                                                2,2 %
                                                                                        2,0 %
     1%

     0%
      2000          2002         2004         2006       2008           2010            2012      2014

Quelle: CEL (2009 – 2012), TEL (2002 – 2008), empirica
16                                                       Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

                                  2.2.3.3 Regionaler Zusammenhang CEL und                                              Fazit: der CEL weist – anders als der Mikrozen-
                                          Zensus                                                                       sus – keine systematische Verzerrung hinsichtlich
                                                                                                                       Wachstums-/Schrumpfungsregionen auf. Insge-
                                  Die totalen Leerstände laut Zensus und die markt-                                    samt hat der CEL – unter Berücksichtigung der li-
                                  aktiven Leerstände laut empirica (TEL bzw. CEL) un-                                  nearen Niveauanpassung – zudem einen höheren
                                  terscheiden sich im Niveau ganz erheblich. Den-                                      Erklärungsgehalt für den totalen Leerstand als der
                                  noch liefern beide Datenquellen Quoten, die auf                                      Mikrozensus. Insofern eignet sich der CEL besser
                                  der Ebene von Raumordnungsregionen stärker                                           als der MZ für die Schätzung der Leerstandsquo-
                                  als zwischen Zensus und Mikrozensus korrelie-                                        te im Geschosswohnungsbau für die Jahre bis zur
                                  ren (R2=0,70) – auch wenn der marktaktive Leer-                                      nächsten Vollerhebung.
                                  stand bei linearer Anpassung der Werte für Raum-
                                  ordnungsregionen nur bei rund 63 % des totalen                                       Auswirkungen der Methodenumstellung im
                                  Geschosswohnungs-Leerstandes liegt (vgl. Abbil-                                      Berichtsjahr 2009
                                  dung 5).
                                                                                                                       TEL und CEL sind hinsichtlich ihrer Ausprägung im
                                  Wieder gibt es Abweichungen von dieser „63 %-Re-                                     überlappenden Jahr 2009 weitgehend kompatibel.
(17)                              gel“. Ausreißer nach oben sind die Regionen Sie-                                     Beide messen den marktaktiven Leerstand und wei-
Auf Kreisebene kann eine li-      gen, Bremen-Unland und Schleswig-Holstein-Nord                                       sen auf der Ebene von Bundesländern keine nen-
neare Trendlinie geschätzt        – tendenziell Schrumpfungsregionen. In Arnsberg                                      nenswerten Sprünge auf. Bundesweit liefert der
werden (y = -0,0815x +            liegt der gemessene marktaktive Leerstand sogar                                      CEL für das Jahr 2009 eine Quote, die 0,02 Punk-
0,6687), die allerdings kei-      höher als der totale Leerstand laut Zensus. Ausrei-                                  te niedriger liegt als der TEL. Die größten Abwei-
ne hohe Korrelation aufweist      ßer nach unten sind München, Ingolstadt und Mit-                                     chungen auf Ebene der Bundesländer ergeben sich
(R² = 0,0001). Dabei ist x= Be-   telfranken, aber auch Oberpfalz-Nord – also eher,                                    für Hamburg (-0,43 Punkte) und Mecklenburg-Vor-
völkerungstrend im Zeitraum       aber nicht nur Wachstumsregionen. Allerdings                                         pommern (+0,13 Punkte). Die Quoten anderer Län-
2006 – 11 und y = Relation        gibt es keinen signifikanten Zusammenhang zwi-                                       der weichen weniger als 0,1 Punkte ab.
von CEL-Leerstand zu Zensus-      schen Bevölkerungstrend und Relation der beiden
Leerstand.                        Leerstandsmaße.17

                                  Abbildung 5
                                  Regionale Korrelation Zensus vs. CEL 2011

                                  Nur Geschosswohnungen, Raumordnungsregionen (ROR)

                                                        10,0 %
                                                                                         ROR Arnsberg                            ROR Westsachsen
                                                                                                                                             ROR Südsachsen

                                                         8,0 %
                                                                                                                                          ROR Ob.Laus.Ni.Schlesien

                                                                                                                                               ROR Anhalt Bitterfeld Wittenberg

                                                         6,0 %
                                    Leerstand MFH CEL

                                                                                  ROR Siegen
                                                                      ROR Bremen-Umland                                                                         MFH

                                                                      ROR Schleswig-                                                                            Ausreisser*
                                                         4,0 %        Holstein-Nord
                                                                                                                                                                Linear (MFH)
                                                                                                        ROR Oberpfalz-Nord                                  y = 0,6323x
                                                                                                                                                            R = 0,70161
                                                         2,0 %    ROR Oldenburg        ROR Bodensee-Ob.Schwaben
                                                                                            ROR Neckar-Alb
                                                                                    ROR Mittelfranken
                                                                 ROR HH          ROR IN
                                                                             ROR M
                                                         0,0 %                                                                                              *lineare Trendkurve
                                                                                                                                                             +/- 50%
                                                              0,0 %        2,0 %       4,0 %    6,0 %     8,0 %     10,0 %   12,0 %   14,0 %    16,0 %
                                                                                                    Leerstand MFH Zensus

                                  Ausreisser = Werte aus Zensus 2011, die mehr als 50 % von der Trendlinie entfernt liegen
                                  Fadenkreuz = Durchschnittswerte für West bzw. Ost
                                  Quelle: Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013), CEL
Abgleich und Bewertung bestehender Leerstandsdaten                                                                                            17

2.2.4          Daten von Wohnungsverbänden (GdW-
                                                               Definition GdW-Statistik
               Statistik)
                                                               Totaler Leerstand (nur Geschosswohnungen) =
2.2.4.1 Methodik                                               Marktaktiver Leerstand + Nicht-Marktaktiver Leerstand

                                                               Nicht-Marktaktiver Leerstand =
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und
                                                               Ruinen und dysfunktionale Leerstände, die nicht kurzfristig aktivierbar sind
Immobilienunternehmen (GdW) erfasst jährlich
                                                               sowie nicht dauerhaft bewohnte Wohnungen.
den Wohnungsleerstand bei seinen Mitgliedsun-
ternehmen. Der GdW hat rund 2.700 Wohnungs-                    Umfang: Vollerhebung
unternehmen als Mitglieder (berichtend). Die Zahl
                                                               Bezugsbasis: nur Wohnungen von Mitgliedsunternehmen (inkl. für dritte ver-
der Wohnungen beläuft sich auf rund 5,8 Millio-
                                                               waltete Wohnungen).
nen, dabei handelt es sich fast ausschließlich
um Geschosswohnungen(ca. ein Viertel aller Ge-
schosswohnungen). Der GdW veröffentlicht die
Zahl der leerstehenden Wohnungen sowie Leer-
                                                           2012 waren davon allein bei den vom GdW vertre-
standsquoten für das Bundesgebiet insgesamt so-
                                                           tenen Unternehmen in den neuen Bundesländern
wie für die Bundesländer.
                                                           rund 280 Tsd. Wohnungen betroffen.

2.2.4.2 Ergebnisse und Vergleich mit Zensus
                                                           Im Vergleich zu den Zahlen des Zensus fallen die
                                                           Leerstände in der GdW-Statistik etwas geringer
Im Jahr 2012 standen in den GdW-Unternehmen
                                                           aus (vgl. Tabelle 6). Bundesweit liegen die bei-
gut 272 Tsd. Wohnungen leer, das sind 4,7 % des
                                                           den Quoten zwar sehr nahe beieinander (Relati-
Bestandes der Mitglieder (inkl. für dritte verwalte-
                                                           on 0,96), in Ost und West getrennt liegen die GdW-
te Wohnungen). Im Westen lag die Quote mit 2,5 %
                                                           Werte aber jeweils etwa einen Prozentpunkt tie-
deutlich niedriger, im Osten (ohne Berlin) bei 9,4 %
                                                           fer. Nur weil die GdW-Unternehmen überproporti-
(Berlin: 2,4 %). Während die Leerstandsquote im
                                                           onal viele Wohnungen im Osten besitzen, liegt der
Westen bis 2010 eher stagnierte, hat sich die Quo-
                                                           bundesweite Leerstand also zufällig ähnlich hoch
te im Osten (ohne Berlin) seit 2003 nahezu halbiert
                                                           wie beim Zensus.
(vgl. Abbildung 6). Dies ist vor allem auf die um-
fangreichen Wohnungsabrisse im Zuge des Stadt-
umbaus Ost zurückzuführen, im Zeitraum 2000 bis

Abbildung 6
Leerstandsentwicklung GdW 2003 – 2012 und Leerstand Zensus 2011

Auswahl: nur Geschosswohnungen

               20 %

               18 %

               16 %
                                                                                       GdW Ost (ohne Berlin)
               14 %

                                                                                       GdW D insg.
               12 %
   Leerstand

               10 %                                                                    GdW West

               8%
                                                                                       Zensus Ost (ohne Berlin)
               6%
                                                                                       Zensus insg.
               4%

               2%                                                                      Zensus West

               0%
                 2002    2004        2006        2008   2010        2012      2014
                                              Jahr

Quelle: GdW und Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)
18                                        Aktuelle und zukünftige Entwicklung von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands

                                 Tabelle 6
                                 Leerstandsvergleich GdW zu Zensus 2011

                                 nur Geschosswohnungen
                                                                        D               West             Ost              Ost*            Berlin
                                  Geschosswohnungen (GdW)              5,0 %            2,7 %            8,0 %            9,7 %            2,7 %
                                  Relation zu Zensus                   0,96             0,68             0,93             0,91             0,75
                                  *ohne Berlin

                                 Quelle: GdW und Destatis (Zensus zum Stand Mai 2013)

                                 Im Ergebnis sind die GdW-Leerstände nicht reprä-               2.3 Leerstandsdaten mit lokaler
                                 sentativ für den totalen Leerstand an Geschoss-                    Abdeckung
                                 wohnungen. Eine weitere Einschränkung der GdW-
                                 Leerstände liegt darin, dass sie nur für Bundeslän-            Typische Methoden zur kommunalen oder regi-
                                 der und nicht für tiefere regionale Untergliederun-            onalen Erfassung von Wohnungsleerständen in
                                 gen vorliegen. Insofern eignen sich die GdW-Zah-               Deutschland wurden im Rahmen einer Sekun-
                                 len nur sehr eingeschränkt für eine jährliche Er-              därforschung recherchiert. Im Ergebnis werden
                                 fassung der regionalen Leerstandsentwicklung in                in Kommunen und Regionen im Wesentlichen fol-
                                 Deutschland.                                                   gende Methoden und Datenquellen zur Erhebung
                                                                                                von Leerständen genutzt:
                                 2.2.5   Zwischenfazit zu bundesweit
                                                                                                • Ver- und Entsorgerdaten (Strom/Wasser/Müll);
                                         flächendeckenden Daten
                                                                                                • Begehung vor Ort und Erhebung durch Inaugen-
                                 Referenzwerte für den Wohnungsleerstand in                       scheinnahme (von außen);
                                 Deutschland liefert der Zensus 2011. Als einzige
                                                                                                • Befragung von Eigentümern;
                                 Datenquelle repräsentiert er eine aktuelle Voller-
                                 hebung. Demnach standen im Mai 2011 1,72 Mio.                  • statistische Schätzverfahren (Wohnungsfort-
                                 oder 4,4 % aller Wohnungen in Wohngebäuden leer.                 schreibung und Melderegister);

                                                                                                • Befragung kommunaler Funktionsträger (Orts-
                                 Der Mikrozensus (MZ) liefert alle vier Jahre als
                                                                                                  vorsteher, Bürgermeister).
                                 Ein-Prozent-Stichprobe der Haushalte Angaben zu
                                 Leerständen. Der Leerstand wird hier jedoch er-
                                                                                                In vielen Fällen wird vor Ort auch eine Kombinati-
                                 heblich überschätzt, gegenüber dem Zensus 2011
                                                                                                on von verschiedenen Methoden angewendet. So
                                 in etwa um das Doppelte.
                                                                                                werden beispielsweise die ermittelten Leerstände
                                                                                                mittels der Stromzählermethode durch zusätzliche
                                 Der CBRE-empirica-Leerstandsindex (CEL) liefert
                                                                                                Befragung von Wohnungsunternehmen/Eigentü-
                                 jährlich, durch die Erfassung von Leerstand bei ca.
                                                                                                mern oder Ortsvorstehern ergänzt und verifiziert. In
                                 4 % der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, An-
                                                                                                anderen Fällen werden die erhobenen Leerstands-
                                 gaben zum marktaktiven Geschosswohnungsleer-
                                                                                                daten durch die Abfrage bei den Wohnungsunter-
                                 stand. Es handelt sich um marktaktive Leerstän-
                                                                                                nehmen durch zusätzliche Begehungen verfeinert.
                                 de, weil nur vermietbare Wohnungen betrachtet
                                                                                                Im Folgenden werden die einzelnen Erhebungsme-
                                 werden. Die Leerstände von Zensus und CEL unter-
                                                                                                thoden beschrieben und Fallbeispiele benannt so-
                                 scheiden sich definitionsgemäß im Niveau erheb-
                                                                                                wie die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden
                                 lich, sie korrelieren aber stärker als Mikrozensus
                                                                                                aufgezeigt.18 Die Fallbeispiele wurden durch Sich-
                                 und Zensus. Insofern eignet sich der CEL besser als
                                                                                                tung von Fachliteratur und eine Internetrecherche
                                 der MZ für Schätzungen des Geschosswohnungs-
                                                                                                identifiziert. Die Auflistung der Fallbeispiele erhebt
                                 leerstandes in Jahren ohne Zensusdaten.
                                                                                                keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

                                 Der GdW liefert jährlich als Vollerhebung bei sei-
                                                                                                2.3.1   Ermittlung des Leerstandes über Ver- und
                                 nen Mitgliedsunternehmen Angaben zu deren Ge-
                                                                                                        Entsorgungsdaten
(18)                             schosswohnungsleerstand. Im Vergleich zum Zen-
Da häufig mehr als eine Me-      sus fallen die Leerstände geringer aus und sie sind
                                                                                                Die Recherche zur Erhebung des Leerstandes über
thode zur Erhebung des Leer-     nicht repräsentativ für alle Geschosswohnungen.
                                                                                                Verbrauchsdaten ergab, dass hierbei fast aus-
standes genutzt wurde, ist die   Eine weitere Einschränkung liegt darin, dass sie
                                                                                                schließlich die Stromzählermethode zum Einsatz
Zuordnung der Fallbeispiele zu   nicht auf Kreisebene vorliegen. Insofern eignen
                                                                                                kommt. Nur in einem Fall wurden Daten des Was-
den Methoden soweit mög-         sich die GdW-Zahlen nur sehr eingeschränkt für
                                                                                                serversorgers genutzt bzw. auf Daten des Müllent-
lich nach der primär genutzten   eine jährliche und flächendeckende Erfassung der
                                                                                                sorgers zurückgegriffen.
Methode kategorisiert.           regionalen Leerstandsentwicklung in Deutschland.
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