Masterplan Kooperatives Raumkonzept für die Kernregion Salzburg - TUM

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              Regionalverband Salzburg Stadt
               und Umgebungsgemeinden

                                                            Masterplan
                                                     Kooperatives Raumkonzept
               Bayerisches Staatsministerium         für die Kernregion Salzburg
            für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr
                      und Technologie

                                                                  Beschlossen von der
                                                      Salzburger Landesregierung am 12.11.2013,
                                                     vom Kreistag des Landkreises Berchtesgadener
                                                                  Land am 28.10.2011
                                                        und vom Kreisausschuss des Landkreises
                                                              Traunstein am 24.10.2012.

                                                           Dieses Projekt wird aus
                                                           Mitteln des Europäischen Fonds
                                                           für Regionale Entwicklung (EFRE)
                                                           kofinanziert.
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                 Impressum

                 Medieninhaber und
                 Herausgeber:                      Land Salzburg, vertreten durch das Amt der Salzburger Landesregierung,
                                                   Abteilung Raumplanung, und Regio Berchtesgadener Land – Traunstein e.V.,
                                                   vertreten durch die EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein

                 Redaktion:                        Dr. Franz Dollinger, Land Salzburg
                                                   Steffen Rubach, EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein

                 Umschlaggestaltung,
                 Satz und Grafik:                  PRODESIGN GmbH, Freilassing

                 Druck:                            Hausdruckerei Land Salzburg

                 Erschienen:                       im November 2013
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                        AMT DER SALZBURGER LANDESREGIERUNG, ABTEILUNG RAUMPLANUNG,
                                    UND REGIO BERCHTESGADENER LAND – TRAUNSTEIN E.V.
                                                     (Herausgeber)

                                                    Masterplan
                                        Kooperatives Raumkonzept
                                        für die Kernregion Salzburg

                                                   Salzburg, Bad Reichenhall
                                                       November 2013
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                 Masterplan Kernregion Salzburg | Projektpartner

                 Gutachterteam

                 Österreichisches Institut für Raumplanung (ÖIR) A-1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 27 | www.oir.at
                   Christof Schremmer (Projektleiter seitens der Auftragnehmer) / Gerhard Ainz / Wolfgang Neugebauer /
                   Gerhard Doblhamer (Örtlicher Berater)

                 Ernst Basler + Partner AG (ebp) CH-8032 Zürich, Mühlebachstraße 11 | www.ebp.ch
                   Matthias Thoma

                 Technische Universität München (TUM) Fakultät Architektur, Lehrstuhl für Raumentwicklung
                   D-80333 München, Arcisstaße. 21 | www.raumentwicklung-tum.de
                   Alain Thierstein / Michael Droß

                 Technische Universität München (TUM) Fachgebiet für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume,
                   D-85350 Freising Weihenstephan, Emil-Ramann-Straße 6 | www.lareg.wzw.tum.de
                   Sören Schöbel / Daniel Czechowski

                 ConM Gesellschaft für Marktforschung und Regionalanalysen mbH
                   D-80336 München, Bavariaring 17 | www.conm.de
                   Roland Borsch / Eva Pfeifer

                 Prozessbegleitung

                 ÖAR Regionalberatung GmbH (ÖAR) A-1010 Wien, Fichtegasse 2/17 | www.oear.at
                   Günter Scheer / Herwig Langthaler

                 Projektbezogene Arbeitsgruppe

                 Land Salzburg (Lead Partner): Franz Dollinger (Projektleiter seitens der Auftraggeber) /
                   Johannes Lebesmühlbacher / Roland Lantzberg / Yvonne Kirchmauer

                 Regio Berchtesgadener Land – Traunstein e.V. (Projektpartner): EuRegio Salzburg –
                   Berchtesgadener Land – Traunstein: Steffen Rubach / Andreas Fackler / Ute Nagl-Estermann

                 Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie:
                   Margit Hiller

                 Landkreis Berchtesgadener Land: Stefan Neiber
                 Landkreis Traunstein: Hans Zott
                 Stadtgemeinde Salzburg: Andreas Schmidbaur / Brigitte Neubauer
                 Regionalverband Salzburg-Stadt und Umgebungsgemeinden: Paul Lovrek
                 Regionsbeauftragte für die Region Südostoberbayern
                  bei der Regierung von Oberbayern: Katja Gloser
                 Regierung von Oberbayern, Raumordnung, Landes- und Regionalplanung: Thomas Bauer

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                                                                      Vorwort | Masterplan Kernregion Salzburg

                                           Astrid Rössler                                       Georg Grabner
                                           Landeshauptmann-Stv.                                 Vorsitzender Regio
                                           (Ressortzuständiges                                  Berchtesgadener Land –
                                           Mitglied der Salzburger                              Traunstein und Landrat
                                           Landesregierung)                                     des Landkreises Berchtes-
                                                                                                gadener Land
          Sehr geehrte Damen und Herren,
          durch das breit angelegte gemeinsame EuRegio Entwicklungskonzept 2001 – damals das erste seiner Art im
          deutsch-österreichischen Grenzraum – wurde bereits ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Menschen bei-
          derseits der Grenze einander näher zu bringen und die Chancen der Region als attraktiver Standort zwischen
          München und Wien systematischer zu entwickeln.
            Die aktuellen wirtschaftlichen, infrastrukturellen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen prägen immer
          mehr die wechselseitigen Verflechtungen in der Grenzregion. Nicht nur das Pendeln zu Erwerbszwecken ist in
          den letzten Jahren rasant gestiegen, sondern auch die grenzüberschreitenden Verkehrsströme zu Ausbildungs-,
          Freizeit- oder Konsumzwecken. Der dadurch immer stärker zusammenwachsende Wirtschafts-, Arbeits- und
          Lebensraum erfordert eine grenzüberschreitende Strategie, um in Zukunft gemeinsam Herausforderungen zu
          bewältigen bzw. Entwicklungschancen zu nutzen – gerade auch im Kernbereich der EuRegio Salzburg – Berch-
          tesgadener Land – Traunstein. Nur eine abgestimmte und grenzüberschreitende Planung bzw. Strategie (vom
          „Halbkreis zum Vollkreis“) kann eine nachhaltige Raumentwicklung unterstützen, die auch Rücksicht nimmt
          auf einen schonungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt.
            Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet nun das von der EU kofinanzierte INTERREG-Projekt „Masterplan –
          ein kooperatives Raumkonzept für die Kernregion Salzburg“. Von Mitte 2008 bis Mitte 2011 wurde für die Kern-
          region Salzburg ein umsetzungsorientiertes Entwicklungsleitbild ausgearbeitet – unter Federführung der Raum-
          planungsabteilung des Landes Salzburg und in Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern sowie einer grenzüber-
          schreitenden Arbeitsgruppe aus Salzburg und Bayern.
            Im Rahmen des mehrjährigen Prozesses wurde eine breite Öffentlichkeit eingebunden. Bürger und Kommu-
          nen wurden über Gemeinde-Workshops, über Zukunfts- und Fachkonferenzen sowie über das Internet in die
          Arbeit miteinbezogen, um die gemeinsame Entwicklungs- und Handlungsstrategie zu entwerfen.
            Mit dem Masterplan liegen nun für die Sachbereiche Wohnen, Wirtschaft, Verkehr und Freiraum maßgebliche
          grenzüberschreitende Analysen, kurz- bis langfristige Maßnahmenvorschläge und wesentliche Leitprojekte vor.
          Nachdem die politische Beschlussfassung auf bayerischer wie auf Salzburger Seite abgeschlossen ist, werden die
          Ergebnisse des Masterplans in einem nächsten Schritt – auf der kommunalen, der regionalen und der überregiona-
          len Ebene beider Seiten – in die entsprechenden Planungs- und Entwicklungsinstrumente integriert. Somit sind
          die Rahmenbedingungen für die Umsetzung geschaffen. Der konkrete Umsetzungsstand der im Masterplan iden-
          tifizierten Maßnahmen und Leitprojekte soll jährlich überprüft werden. Die Begleitung der Umsetzung er-
          folgt über das Regionalmanagement bei der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein.
            Die vorliegende Arbeit wurde wesentlich durch die hervorragende grenzüberschreitende Zusammenarbeit so-
          wie durch die Mitwirkung einer breiten Öffentlichkeit (zahlreicher raumrelevanter Akteure) unterstützt. Für die
          umfassende Arbeit sei allen Beteiligten, der projektbegleitenden Arbeitsgruppe und nicht zuletzt dem Bearbei-
          terteam Dank und Anerkennung ausgesprochen.

                                                     Astrid Rössler                                         Georg Grabner

                                                                                              ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 5
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                 Masterplan Kernregion Salzburg | Inhalt

                 Inhalt

                 Präambel........................................................................................................................................................................................................................ 7

                 Projekt ................................................................................................................................................................................................................................ 8

                 1. Masterplan für die Kernregion Salzburg – Auftrag und Vorgangsweise ........................................................ 8
                       1.1 Masterplan: Begründung und Abgrenzung .......................................................................................................................................... 8
                       1.2 Stellenwert des Masterplans für die Kernregion Salzburg ........................................................................................................ 10
                       1.3 Vorgangsweise: MASTERPLAN-Entwürfe und Diskussionsphasen .................................................................................. 10

                 2. Masterplan für die Kernregion Salzburg .......................................................................................................................... 12
                       2.1 Masterplan und Trendszenario: Entscheidungsgrundlagen für die künftige regionale Entwicklung ............ 12
                       2.2 Trendszenario für die Kernregion Salzburg ........................................................................................................................................ 13
                       2.3 Masterplan für die Kernregion Salzburg .............................................................................................................................................. 16
                       2.3.1 Entwicklungsszenario „Masterplan für die Kernregion Salzburg“ im Überblick .................................................. 16
                       2.3.2 Wohnen .................................................................................................................................................................................................................. 18
                       2.3.3 Wirtschaft ............................................................................................................................................................................................................ 24
                       2.3.4 Verkehr .................................................................................................................................................................................................................... 30
                       2.3.5 Landschaft und Freiraum .......................................................................................................................................................................... 38
                       2.3.6 Gesamtbild: Wirkungen der Entwicklung gemäß Masterplan .......................................................................................... 42

                 3. Dialog und Umsetzungsperspektive ...................................................................................................................................... 43
                 4. Übersicht Maßnahmenvorschläge ............................................................................................................................................ 44
                 5. Literatur und Quellen .................................................................................................................................................................................. 49

                 Abbildungsverzeichnis

                 Abbildung 1: Bearbeitungsgebiet INTERREG-Projekt Masterplan Kernregion Salzburg .................................................... 9
                 Abbildung 2: Trendszenario für die Kernregion Salzburg ...................................................................................................................... 13
                 Abbildung 3: Masterplan für die Kernregion Salzburg – Gesamtbild der konzentrierten räumlichen Entwicklung .. 17
                 Abbildung 4: Wohnschwerpunkte für die Kernregion Salzburg (geförderter und nichtgeförderter Wohnbau) .... 20
                 Abbildung 5: Wirtschaftliche Schwerpunkte der Kernregion Salzburg ........................................................................................ 27
                 Abbildung 6: Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur und Siedlungsschwerpunkte ............................................................ 33
                 Abbildung 7: Leitbild: Entwicklung der Landschaften .............................................................................................................................. 40
                 Abbildung 8: Räumliches Struktur-Leitbild Freiraum – Naturraum .............................................................................................. 40

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                                                                      Präambel | Masterplan Kernregion Salzburg

          Präambel
          Die Kernregion Salzburg ist eine grenzüberschreitend zu entwickelnde und gemeinsam
          zu steuernde Stadtregion (ein „grenzüberschreitender Verdichtungsraum“). Für ein
          gemeinsames Zukunftsbild der Kernregion Salzburg wurde die Erarbeitung eines
          Masterplans in Auftrag gegeben.

            Zu den übergeordneten Zielsetzungen sowie                    Die Umsetzung der im Masterplan enthaltenen Ziele
            zur Bedeutung und dem Stellenwert des Doku-                und Maßnahmen obliegt den jeweils zuständigen Stel-
            ments wird Folgendes festgehalten:                         len – er ist selbst kein rechtlich verbindliches Plan-
                                                                       dokument. Diese Vorgangsweise wurde gewählt, da in
            1. Der Masterplan für die Kernregion Salzburg (Ma-         den beiden Staatsgebieten unterschiedliche inhaltliche
               sterplan) ist ein Entwicklungsleitbild, das die für     und räumliche Zuständigkeiten und Instrumente gege-
               die Kernregion in den nächsten 20 Jahren prägen-        ben sind, die kein einheitliches Planungsverfahren er-
               den Entwicklungen und Schlüsselprojekte in zu-          möglichen.
               sammenhängender Weise darstellt. Dabei wird be-           Parallel zum INTERREG-Projekt Masterplan wird
               wusst eine positive, leitende Auswahl getroffen         das INTERREG-Projekt EULE (EuRegionale Raumana-
               und keine vollständige Sammlung aller regionalen        lyse) bearbeitet, das Raumpotenziale, Raumindikato-
               Projekte und Entwicklungsvorschläge.                    ren und Raumszenarien als Entscheidungsgrundlage
            2. Der Masterplan stellt eine politisch abgestimmte,       für eine innovative Raumentwicklung in der Region
               grenzübergreifende Rahmenvereinbarung für die           Südostoberbayern (Region 18) und dem Land Salzburg
               weiteren Maßnahmen und Umsetzungsaktivitä-              zum Gegenstand hat. Aus diesem Projekt werden Raum-
               ten der für die Kernregion Salzburg relevanten Stel-    analyseergebnisse und Kartengrundlagen für die Arbeit
               len dar.                                                am Masterplan für die Kernregion Salzburg übernom-
                                                                       men. Beide Projekte sind Bestandteile des Gesamtkon-
            3. Auf Salzburger Seite ist dazu ein Beschluss der Lan-    zepts „Raumentwicklung für die Europaregion Salz-
               desregierung sowie die Befassung der Gemeinden          burg“ gemäß Beschluss der Salzburger Landesregierung
               vorgesehen, von denen der Masterplan zur Kennt-         vom 3. Juni 2008.
               nis genommen wird. Auf bayerischer Seite ist ein
               Beschluss der Kreisgremien und der Gemeinden
               vorgesehen. Dementsprechend sind die vorberei-
               tenden Abläufe bis zu einer solchen Beschlussfas-
               sung in die Wege zu leiten (z.B. Befassung aller zu-
               ständigen Abteilungen des Amts der Salzburger
               Landesregierung).
            4. Der politische Rückhalt und die politische Verein-
               barung zwischen der bayerischen und der Salzbur-
               ger Seite sind die Grundlage für die weitere Um-
               setzung des Masterplans in den darauf folgenden
               Schritten. Es besteht die politische Absicht, eine
               grenzüberschreitende Vereinbarung einschließlich
               einer Auflistung der umzusetzenden Maßnahmen
               zu treffen und die Umsetzungsfortschritte in einem
               begleitenden Prozess/Gremium laufend zu evalu-
               ieren und fortzuschreiben.

                                                                                                  ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 7
Masterplan Kooperatives Raumkonzept für die Kernregion Salzburg - TUM
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                 Masterplan Kernregion Salzburg | Auftrag und Vorgangsweise

              1. Masterplan für die Kernregion
              Salzburg – Auftrag und Vorgangsweise

                 1.1 Masterplan:                                                                näheren Umland – im Bereich der Kernregion Salz-
                 Begründung und Abgrenzung                                                      burg – führen zunehmend zu Knappheiten und ho-
                                                                                                hen Kosten, die zu einer Randwanderung mit un-
                                                                                                erwünschten Nebenwirkungen führen (Verkehr,
                   Das übergeordnete Motiv der Bearbeitung des Master-
                                                                                                Umwelt, Landschaftsverbrauch)
                 plans besteht darin, die (Kern)Region Salzburg „vom
                 Halbkreis zum Vollkreis“ zu entwickeln. Damit ist ge-                        • Die weitere wirtschaftliche Entwicklung steht vor
                 meint, dass sich die Stadtregion direkt an der Staats-                         der Frage, ob aufgrund der beengten Verhältnisse,
                 grenze in allen Funktionen sinnvollerweise über diese                          verkehrlicher Probleme und der hohen Bodenprei-
                 hinweg abgestimmt entwickeln sollte, um ihre Ent-                              se nicht eine (teilweise) Verlagerung von Funktio-
                 wicklungspotenziale wirklich nutzen zu können – so                             nen in günstigere Standorte sinnvoll wäre
                 wie andere Regionen ohne eine solche Grenze. Die be-
                                                                                              • Die hervorragende Landschaft und Umweltquali-
                 sondere Situation an der Grenze bringt – trotz der EU-
                                                                                                tät wird durch eine weitere Ausbreitung der Sied-
                 Integration und der positiven grenzüberschreitenden
                                                                                                lungen und Verkehrswege in Teilen der Kernregi-
                 Zusammenarbeit im Rahmen der EuRegio – nach wie
                                                                                                on gefährdet
                 vor wesentliche Erschwernisse für die regionale Ent-
                 wicklung mit sich, die andere Regionen nicht haben:                          Die Kernregion Salzburg liegt an einem Schnittpunkt
                 Unterschiedliche politische und administrative Syste-                     europäischer Verkehrswege, hat eine hochgradige in-
                 me mit verschiedenen Ebenen, Entscheidungsstruktu-                        ternationale Bekanntheit in kultureller und wirtschaft-
                 ren und Instrumenten. Diese Situation kann im Ver-                        licher Hinsicht und eine bisher sehr erfolgreiche Ent-
                 gleich mit anderen Regionen zur Verlangsamung von                         wicklung genommen. Es besteht aber die Gefahr – auf-
                 Entscheidungen oder – im ungünstigen Fall – zur Nicht-                    grund der oben skizzierten Problemlagen – im
                 Entscheidung bei für die Region wesentlichen Weichen-                     internationalen Umfeld an Boden zu verlieren und auch
                 stellungen führen. Dies mag kurzfristig nicht proble-                     für die einheimische Bevölkerung im Bereich Wohnen
                 matisch erscheinen, mittel- bis längerfristig kann dies                   und Umwelt Verschlechterungen zu erfahren, wenn
                 allerdings zu wesentlichen Rückständen gegenüber an-                      hier nicht eine neue, klare Richtung eingeschlagen wird.
                 deren Regionen führen, etwa bei der Infrastruktur- und                      Mit dem Masterplan soll ein Gesamtbild wesentlicher
                 Standortentwicklung, die für die Wirtschaft und die                       Entwicklungsmaßnahmen für die gesamte Kernregion
                 BewohnerInnen der Region so etwas wie ein Rückgrat                        auf bayerischer und Salzburger Seite bis etwa ins Jahr
                 darstellen.                                                               2030 entworfen werden. Dabei geht es auch darum, die
                   Wie die Untersuchungen der Ausgangslage und der                         Wirkungen der einzelnen vorgeschlagenen Maßnah-
                 Trends gezeigt haben, befindet sich die Region in einer                   men und Schwerpunktsetzungen in Hinblick auf die
                 wichtigen Phase, die Richtung ihrer künftigen Entwick-                    Gesamtregion zu begründen. Thematischer Fokus sind
                 lung zu beeinflussen:                                                     die Bereiche Wohnen, Wirtschaft, Verkehr, Landschaft
                                                                                           und Freiraum. Diese Themen wurden ausgehend von
                    • Eine Reihe von Infrastrukturentscheidungen ste-
                                                                                           den Schlüsselprojekten S1, S2, S3 und N4 des Eu-
                      hen an und können seit Jahren nicht voran gebracht
                                                                                           Regio-Entwicklungskonzeptes (2001)1 definiert und
                      werden
                                                                                           sollen im Masterplan inhaltlich integriert bearbeitet
                    • Die Wohnungsentwicklung in der Stadt und im                          werden .

                 1 EuRegio-Schlüsselprojekte S1: Rahmenplan für den grenzüberschreitenden Korridor im zentralen Siedlungskern, S2: Regionalplanung NEU bzw. Regio-
                   nalentwicklung im Salzburger Zentralraum, S3: Konzeption zur Steuerung einer nachhaltigen Gewerbegebietsentwicklung in der EuRegio, N4: Erwei-
                   terung des Grüngürtels des RVS durch landschaftliche Vorbehaltsgebiete im angrenzenden Bayern.
                   Parallel zum Masterplan wird das INTERREG-Projekt EULE (EuRegionale Raumanalyse) bearbeitet, das Raumpotenziale, Raumindikatoren und Raumsze-
                   narien als Entscheidungsgrundlage für eine innovative Raumentwicklung in der Region Südostoberbayern (Region 18) und dem Land Salzburg zum Ge-
                   genstand hat.

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                                                   Auftrag und Vorgangsweise | Masterplan Kernregion Salzburg

             Abb. 1: Bearbeitungsgebiet INTERREG-Projekt Masterplan Kernregion Salzburg

                                                                                                          Legende:
                                                                                                                  Landesgrenze Salzburg
                                                                                                                  Staatsgrenze
                                                                                                          Masterplan Kernregion:
                                                                                                                  Zentraler Siedlungskern
                                                                                                                  Mögliche Ergänzungsgemeinden
                                                                                                                  gemeindefreie Gebiete

                                                                                                          Gemeindefreie Gebiete
                                                                                                          werden vom freistaat Bayern
                                                                                                          direkt verwaltet.

                                                                                                          Quelle:
                                                                                                          Protokoll EuRegio
                                                                                                          vom 13.01.2008 und 06.03.2008
                                                                                                          Diskussion in der öffentlichen
                                                                                                          Präsentation am 04.07.2008 und
                                                                                                          AG Masterplan vom 19.08.2008

                                                                                                               Fachreferent Raumforschung und
                                                                                                             grenzüberschreitende Raumplanung
                                                                                                                      Projekt MASTERPLAN
                                                                                                                  für die Kernregion Salzburg
                                                                                                           http://www.salzburg.gv.at/rp2_fachrefe-
                                                                                                                            rent702
                                                                                                            E-Mail: raumforschung@salzburg.gv.at
                                                                                                                 Bearbeitung: Franz Dollinger,
                                                                                                                        Fachreferent 7/02
                                                                                                                 Erstellungsdatum: 26.4.2011
                                                                                                                        Geodaten: SAGIS

            Sowohl im Landesentwicklungsprogramm Bayern                und zu überlegen. Die Vorschläge für regional bedeuten-
          2006 als auch im Landesentwicklungsprogramm Salz-            de Standorte, Infrastrukturen und Projekte sind daher
          burg 2003 wird die Kernregion Salzburg als grenzüber-        oft aus einem Themenbereich heraus gewachsen, wur-
          schreitender Verdichtungsraum bezeichnet und seine           den dann aber in einer fachlich übergreifenden Weise
          Entwicklungsperspektiven als gemeinsam abzustim-             weiter bearbeitet und konkretisiert. In diesem Sinne wä-
          mend festgelegt. Im Regionalplan Südostoberbayern ist        re mittelfristig – über den bestehenden Arbeitsumfang
          dazu ein „Ergänzungsbereich“ bestimmt, der durch über        des Masterplans hinausgehend – die Erweiterung des
          den Siedlungskern hinausgehende, funktionale Ach-            Themenraumes um weitere Dimensionen sinnvoll, et-
          sen geprägt ist. Sowohl die bayerischen als auch die Salz-   wa um den Bereich Kultur, der in einem gemeinsamen
          burger Planungsdokumente nehmen auf die besondere            (historischen) Kulturraum von internationaler Bedeu-
          Situation der Grenzregion Bezug.                             tung besondere Relevanz hat.
            Die Städte und Gemeinden des „Zentralen Siedlungs-            Die Abgrenzung der Kernregion Salzburg in ihrer Dif-
          kerns“ (Abgrenzung: siehe Abb. 1) erreichen eine Ein-        ferenzierung nach Bearbeitungsgemeinden und mög-
          wohnerzahl von insgesamt 274.000 Personen. Auf baye-         lichen Ergänzungsgemeinden baut auf den Vorgaben
          rischer Seite leben 63.300 Menschen, auf Salzburger          der Landesentwicklungsprogramme von Bayern und
          Seite 210.700, davon entfallen 147.600 auf die Stadt         Salzburg auf. Die konkrete Definition erfolgte in der Ar-
          Salzburg. Von den insgesamt 151.100 Arbeitsplätzen           beitsgruppe Masterplan der Projektpartner: Der Fokus
          in der Region befinden sich 20.500 auf bayerischer Seite     der Bearbeitung liegt bei den Gemeinden des „Zentra-
          und 130.600 auf Salzburger Seite, davon wiederum             len Siedlungskerns“. Die Ergänzungsgemeinden wur-
          97.100 in der Stadt Salzburg.                                den laufend über die Bearbeitung informiert, an den
                                                                       Veranstaltungen des Masterplan-Erstellungsprozesses
             Die thematischen Bereiche können nur in einer fach-
                                                                       beteiligt sowie zu Stellungnahmen aufgerufen. Soweit
          lich integrierten Arbeitsweise und Darstellung zu guten
                                                                       wichtige funktionelle Verflechtungen bestehen, wur-
          Maßnahmenvorschlägen kommen – angestrebte Wir-
                                                                       den diese bei der Bearbeitung berücksichtigt.
          kungen und auch Wechselwirkungen sind zu erfassen

                                                                                                   ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 9
Masterplan Kooperatives Raumkonzept für die Kernregion Salzburg - TUM
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                 Masterplan Kernregion Salzburg | Auftrag und Vorgangsweise

                 1.2 Stellenwert des Masterplans                               1.3 Vorgangsweise: Masterplan –
                 für die Kernregion Salzburg                                   Entwürfe und Diskussionsphasen

                   Welchen Stellenwert hat der Masterplan für die Kern-          Die Arbeitsphase zum 1. Entwurf des Masterplans er-
                 region Salzburg? Er soll eine fachliche Grundlage für die     streckte sich vom Frühjahr bis Ende 2009. Es war eine
                 Abstimmung und Diskussion der wesentlichsten Ent-             der Aufgabenstellungen, mit den Gemeinden und über-
                 wicklungsziele und Maßnahmen geben, die in der Re-            geordneten Dienststellen die kurz- bis mittelfristig ge-
                 gion gemeinsam zu bestimmen sind. Die besondere Si-           planten und regional relevanten Projekte zu erheben,
                 tuation an der Grenze erfordert hier besondere Wege           Funktionsbereiche und Standorträume für bestimmte
                 der Kommunikation und Abstimmung – ein einheitli-             Nutzungen heraus zu arbeiten sowie Pilotprojekte und
                 cher, rechtlich verbindlicher Plan für beide Seiten der       umzusetzende Maßnahmen zu definieren. In diesem
                 Region ist bei den unterschiedlichen rechtlichen Rah-         Zeitraum wurden durch das Bearbeiterteam folgende
                 menbedingungen und Verwaltungsgliederungen nur                Schritte durchgeführt:
                 sehr schwer realisierbar, selbst wenn die beteiligten Stel-
                                                                                 • Auftakt-Workshop mit VertreterInnen der Kernre-
                 len sehr eng zusammenarbeiten.
                                                                                   gion zur Vorstellung des Masterplan-Projekts und
                   Daher ist der Masterplan für die Kernregion Salzburg            zur Erörterung von Anliegen und Visionen der Re-
                 als ein inhaltliches, grenzüberschreitendes Abstim-               gion
                 mungsinstrument gedacht, das
                                                                                 • Durchführung und Protokollierung von 21 Work-
                   • als informelles Leitbild dient, selbst keinen recht-          shops mit allen Gemeinden der Kernregion Salz-
                     lich verbindlichen Charakter hat,                             burg
                   • längerfristig zur Orientierung für die regionalen           • Durchführung und Protokollierung von Workshops
                     und überregionalen Gebietskörperschaften dient                mit Fachdienststellen, Interessenvertretungen,
                     und                                                           NGOs und den Ergänzungsgemeinden der Kernre-
                                                                                   gion Salzburg
                   • konkret mit den jeweiligen Planungs- und Entwick-
                     lungsinstrumenten auf kommunaler, regionaler und            • Präsentationen und Teilnahme an den Sitzungen
                     überregionaler Ebene auf bayerischer und Salzbur-             der Arbeitsgruppe der ProjektpartnerInnen (Auf-
                     ger Seite umgesetzt wird.                                     traggeberInnen) zur Diskussion von Vorschlägen
                                                                                   und zur Steuerung des Gesamtprozesses
                   Der Masterplan ist daher darauf ausgerichtet, die in-
                 haltlichen Schwerpunkte, Projekte und Maßnahmen                 • Fachliche Analysen, Ausarbeitung von Vorschlägen
                 miteinander verbunden darzustellen. Deshalb ist er auch           im BearbeiterInnenteam
                 kein Verordnungstext einer Rechtsmaterie, sondern
                 enthält eine Kombination aus räumlichen Schwerpunkt-
                 setzungen, Projekten und umsetzungsbegleitenden
                 Maßnahmen, die eine Vielzahl von Maßnahmenträgern
                 betreffen. Wesentliche Voraussetzung bei diesem Sta-
                 tus des Masterplans ist eine inhaltliche Diskussion über
                 die Konzeption und die eingebrachten Vorschläge und
                 eine Einigung über die weitere Umsetzung im jeweils
                 eigenen Verantwortungsbereich.

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                                                Auftrag und Vorgangsweise | Masterplan Kernregion Salzburg

            • Der 1. Entwurf des Masterplans mit folgenden In-       Ausgehend von Zukunftsperspektiven, Trendanaly-
              halten:                                              sen und von den Anregungen der Gemeinden im Rah-
                                                                   men der Auftaktveranstaltung wurden Einschätzun-
               - Darstellung der vorgeschlagenen Masterplan-
                                                                   gen von wesentlichen Entwicklungstendenzen in der
                 Entwicklung der Kernregion Salzburg und Ver-
                                                                   Region sowie Vorhaben und Planungen in allen Ge-
                 gleich mit der Entwicklung in einem Trendsze-
                                                                   meinden diskutiert und Projekte/Maßnahmen mit re-
                 nario
                                                                   gionaler Relevanz gesammelt.
               - Darstellung von Schwerpunkten und Standort-
                                                                     Die Ergebnisse der Gemeinde-Workshops wurden in
                 räumen für bestimmte Nutzungen (thematisch
                                                                   der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (d.s. die Vertre-
                 gegliedert, mit Kartendarstellungen und Erläu-
                                                                   terInnen der AuftraggeberInnen) eingehend diskutiert.
                 terungen)
                                                                   Der Entwurf des Masterplans für die Kernregion Salz-
               - Darstellung von für die regionale Entwicklung     burg stellt hiermit das Resultat von intensiven Befas-
                 relevanten Projekten (mit Funktion, Auswirkun-    sungen mit den Anliegen und Entwicklungsmöglich-
                 gen), die zu einer Entwicklung im Sinne des Ma-   keiten der Region aus der Sicht von Beteiligten und den
                 sterplans beitragen                               Vorschlägen des BearbeiterInnenteams dar. Das Bear-
               - Vorschläge für Pilotprojekte und umzusetzende     beiterInnenteam hat dabei versucht, die gemeindespe-
                 Maßnahmen (räumlicher und thematischer Be-        zifische und regionale (Innen-)Sicht mit Expertenwis-
                 zug, AkteurInnen)                                 sen und Erfahrungen und Vorschlägen für Maßnahmen
                                                                   zu verknüpfen, die erfolgversprechend sind. Auch die
            • Stellungnahmeverfahren Februar–April 2010, Aus-      Einbettung in einen größeren räumlichen Zusammen-
              wertung und Veröffentlichung der Stellungnahmen      hang war dabei von Bedeutung, etwa im Bereich der
              Mai 2010                                             Verkehrsinfrastruktur.
            • Diskussionsveranstaltungen mit der Stadt Salzburg       Der 1. Entwurf wurde im Rahmen der 2. Zukunfts-
              und Interessensvertretungen/NGOs im Rahmen           konferenz am 21.1.2010 präsentiert und diskutiert. Die
              des Dialogprozesses zum Masterplan im Juni und       Veranstaltung diente zur grenzüberschreitend struk-
              Juli 2010                                            turierten Diskussion und Reflexion der Vorschläge. Die
            • 2 Klausuren mit den federführenden Politikern auf    Ergebnisse dieser Veranstaltung, der folgenden schrift-
              Salzburger und bayerischer Seite der Kernregion      lichen Stellungnahmen, der Diskussion mit der pro-
              (Landesrat Blachfellner und Landrat Grabner), Juli   jektbegleitenden Arbeitsgruppe und von zwei weite-
              und August 2010                                      ren Veranstaltungen im Rahmen des sogenannten „Dia-
                                                                   logprozesses Masterplan“ (mit VertreterInnen der Stadt
                                                                   Salzburg und mit Interessensvertretungen und NGOs)
                                                                   sowie die Ergebnisse von 3 Diskussionsrunden mit den
                                                                   beiden federführenden Politikern Salzburgs und Bay-
                                                                   erns sind in den 2. Entwurf eingebracht worden, der am
                                                                   21.10.2010 im Rahmen der 3. Zukunftskonferenz vor-
                                                                   gestellt wurde. Eine weitere Runde an schriftlichen Stel-
                                                                   lungnahmen der beteiligten Stellen wurde in der vor-
                                                                   liegenden Endfassung berücksichtigt, soweit dies in-
                                                                   haltlich in Hinblick auf die Zielsetzungen und die
                                                                   Konsistenz des Dokuments möglich war.

                                                                                              ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 11
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                 Masterplan Kernregion Salzburg

                 2. Masterplan
                 für die Kernregion Salzburg

                 2.1 Masterplan und Trendszenario:                                             Zielszenario zwischen den beiden Extremszenarien als
                 Entscheidungsgrundlagen für                                                   Planungsphilosophie zugrundegelegt.
                 die künftige regionale Entwicklung                                               Die reale Entwicklung kann aufgrund der Proberegi-
                                                                                               sterzählung bis zum Jahr 2006 beobachtet werden und
                   Das Trendszenario, d.h. die Einschätzung der Trend-                         liefert – für die Salzburger Seite der im Masterplan be-
                 entwicklung stellt einen konzeptiven Ausgangspunkt                            arbeiteten Region – folgendes Bild:
                 für den Masterplan dar – was ist zu erwarten, wenn die                          • Der Wohnungszuwachs (d.h. die Zunahme des
                 Entwicklung wie in den letzten Jahrzehnten erkennbar                              Wohnungsbestandes) übertraf im Salzburger Zen-
                 weiterläuft? Auf Basis der räumlichen Trendanalysen                               tralraum bereits bis 2006 die Erwartungen für 2011
                 und der Ergebnisse der Gemeindebefragungen wurde                                  (hier: die politischen Bezirke Stadt Salzburg, Salz-
                 mit Hilfe der vorliegenden demographischen Progno-                                burg-Umgebung und Hallein)
                 sen ein Zukunftsbild für die Kernregion Salzburg für die
                 nächsten 20 Jahre erstellt2. Dieses soll zeigen, welche                         • Die Stadtgemeinde Salzburg hat das Ziel des Sachpro-
                 räumlichen Auswirkungen, z.B. bei Entwicklungen im                                gramms für den Wohnungszuwachs mehr als über-
                 Wohnungswesen oder im Verkehr, absehbar sind.                                     erfüllt und erreicht wahrscheinlich sogar das Ziel des
                                                                                                   Extremszenarios „Salzburg Wohnstadt“ im Jahr 2011
                   Mit dem Entwicklungsszenario „Masterplan“ wird
                 demgegenüber aufgezeigt, worin das Entwicklungspo-                              • Die im Sachprogramm verankerte Zielsetzung, die
                 tenzial für die Region besteht und welche negativen                               Wohnungsentwicklung verstärkt in die sogenann-
                 Tendenzen dadurch vermieden werden können, wenn                                   ten Regionalzentren und Regionale Nebenzentren
                 im Sinne des Masterplans Maßnahmen gesetzt werden.                                zu lenken, wurde nicht erreicht, sondern nicht ein-
                                                                                                   mal zwei Drittel des (bereits ungünstig niedrigen)
                   Für das Trendszenario ist zunächst eine Einschätzung                            Zuwachses im Trendszenario erreicht
                 der Entwicklung in der Vergangenheit erforderlich: Be-
                 reits 1995 wurde das „Sachprogramm Siedlungsentwick-                            • Alle anderen Gemeinden des Zentralraums sind so-
                 lung und Betriebsstandorte“ im Salzburger Zentralraum                             gar stärker gewachsen als (damals) im Szenario Trend
                 erarbeitet, um die Siedlungsentwicklung im Zentralraum                            angenommen, doppelt so hoch wie als Zielsetzung
                 auf geeignete Standorte zu lenken. Mittlerweile wurde                             angegeben
                 es als „Sachprogramm Standortentwicklung für Woh-                               Als Folgerung für das Trendszenario bis 2030 – als
                 nen und Arbeiten“ 2009 neu gefasst (siehe unten).                             Vergleichsbasis für den Masterplan – verbleibt, dass mit
                   Das Sachprogramm 1995 wurde unter Bezug auf ein                             den vorliegenden Instrumenten und auch gemäß der
                 Zielszenario konzipiert, das in einer Grundlagenstudie                        Einschätzung der Gemeinden selbst mit einer Fortset-
                 zur Entwicklung im Bereich Wohnen und Arbeiten er-                            zung dieser stark auf dezentrale, kleinere Gemeinden
                 arbeitet wurde (vgl. Doubek et al. 1993 )3. Damals wur-                       gerichteten Entwicklung gerechnet werden muss. Der
                 den einem Trendszenario zwei Alternativszenarios ge-                          Masterplan beinhaltet daher auch stark angebotsseitig
                 genübergestellt, die als Szenario „Entlastungszentren“                        orientierte Maßnahmenvorschläge mit besonderer Be-
                 und als Szenario „Salzburg-Wohnstadt“ bezeichnet                              deutung des Wohnbaus in der Stadt Salzburg.
                 wurden. Das Szenario Salzburg-Wohnstadt wurde da-                               Aufgrund der Ergebnisse der räumlichen Untersu-
                 mals als nicht umsetzbar betrachtet und so wurde                              chungen des Gutachterteams, neuerer Entwicklungen
                 dem Sachprogramm „Siedlungsentwicklung und Be-                                und den Hinweisen, die aus den Gemeinden gekom-
                 triebsstandorte im Salzburger Zentralraum“ 1995 ein                           men sind, wird mit dem Masterplan vorgeschlagen,

                 2 vgl. die Protokolle der Gemeindeworkshops und insbesondere folgende Unterlagen: Wohnungsbedarf Land Salzburg & Teilräume 2009 bis 2013, Ausblick
                   2028 des landesstatistischen Dienstes; Analyse des Entwicklungspotenzials für zukünftiges Wohnbauland im Einzugsbereich der Salzburger Lokalbahn 2009;
                   Bayerisches Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik 2008: regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung 2006-2026; BBR 2006: Raumordnungs-
                   prognose 2020-2050; INTRAPLAN o.J.: Verkehrsprognose 2025; Statistik Austria 2010: Bevölkerungs- und Haushaltsprognose 2030 mit Ausblick auf 2050.
                 3 Doubek, C., Deußner, R, P. Winkler et al. (ÖIR 1993): Grundlagen für das Sachprogramm "Wohn- und Betriebsstandorte im Salzburger Zentralraum",
                   Salzburg (SIR-Schriftenreihe, Bd. 13)

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                                                                                         Masterplan Kernregion Salzburg

          eine Entwicklung im Sinne von „Salzburg: Wohn- und                Verkehrsbelastungen durch zusätzlichen Autover-
          Wirtschaftszentrum“ voranzutreiben. Damit wird signa-             kehr und volkswirtschaftliche Folgekosten erhöht
          lisiert, dass die Stadtgemeinde Salzburg in der Region            (Aufschließungskosten Straßen, Wasserver- und -
          einen größeren Beitrag zur Bewältigung der absehba-               entsorgung, etc.)
          ren Bevölkerungs-, Flächen- und Verkehrsentwicklung
                                                                         • Als Folgeproblem werden die Pkw-Verkehrsbela-
          leisten kann und soll. Es wird gezeigt, dass dies sowohl
                                                                           stungen innerhalb und auch von/nach außerhalb
          für die Stadt von Vorteil ist als auch für die Kernregion,
                                                                           der Region verstärkt (Pendelverkehr, Einkaufs- und
          indem es ungünstige Entwicklungen proaktiv verrin-
                                                                           Freizeitverkehr)
          gert und die Chancen zu einer verkehrs- und umwelt-
          gerechten Entwicklung wesentlich verbessert.                   • Belastungen durch Verkehrslärm nehmen zu, die
                                                                           Einfahrtsrouten in die Stadtregion (außen) und die
                                                                           Einfahrten in die Stadt selbst werden zusätzlich be-
          2.2 Trendszenario für die Kernregion                             lastet, potenzielle Siedlungsgebiete können nicht
          Salzburg                                                         mehr erweitert werden
                                                                         • Selektive Abwanderung aus der Stadt kann dort
             Um die Wirkung des Masterplans einschätzen und                Überalterungstendenzen auslösen und damit auch
          bewerten zu können, ist es erforderlich, die Entwick-            weitere Folgeprobleme (z.B. bei Betreuungs- und
          lung ohne die vorgeschlagenen Maßnahmen und räum-                Gesundheitskosten)
          lichen Schwerpunktsetzungen im Vergleich gegenüber-
                                                                         Wirtschaft
          zustellen. Die dabei unterstellten Rahmenbedingun-
          gen, wie Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche              • Der landwirtschaftliche Strukturwandel geht un-
          Entwicklung, sind gleich; was sich unterscheidet, ist            vermindert weiter; Bauern üben teilweise aufgrund
          die Handhabung der Infrastruktur- und Standortent-               fehlender Einkommensalternativen auch in ungün-
          wicklung. Das Trendszenario geht für die Kernregion              stigen Lagen einen hohen Umwidmungsdruck auf
          Salzburg von folgenden Entwicklungen und Tenden-                 die Gemeindepolitik aus; die Standortentwicklung
          zen in den bearbeiteten vier Themenbereichen Woh-
          nen, Wirtschaft, Verkehr und Freiraum aus:
                                                                                   Abb. 2: Trendszenario für die Kernregion Salzburg
            Wohnen
                                                                         R
                                                                         Regionaler
                                                                          egionaler Sc
                                                                                    Schwerpunkt:
                                                                                      hwerpunkt:
                                                                         W
                                                                         Wohnen
                                                                           ohnen       Wirtschaft
                                                                                       Wir tschaft
            • Die Schaffung leistbaren Wohnraums für Einhei-
              mische wird zunehmend schwieriger, wegen der
              hohen Bodenpreise können immer weniger Woh-
              nungen unter den Rahmenbedingungen für geför-                       Siedlungsdruck
                                                                                  Siedlungsdruck

              derten (Miet-)Wohnungsbau errichtet werden
            • Folgewirkungen entstehen durch wirtschaftliche
              und soziale Segregation in der Region – Verdrän-
              gungseffekte entstehen: Wohnen wird v.a. in der
              Stadt Salzburg, aber auch in anderen Gemeinden der
              Kernregion, vorwiegend für einkommensstarke
              Gruppen noch leistbar sein, die soziale Durchmi-
              schung wird verringert, ein Verlust an Vielfalt droht
            • Jüngere Menschen und Familien werden zu einer
              räumlich immer weiter ausgreifenden Wanderung
              in Randbereiche und Gebiete außerhalb der Kern-
              region veranlasst
            • Primär werden Standorte besiedelt, die wegen der
              Distanz und der ungünstigen Verkehrslage noch als
              leistbar eingestuft werden, nicht weil sie so beson-
              ders attraktiv oder raumplanerisch sinnvoll sind,
              der Zwang zur Nutzung des Pkw steigt
            • Der Druck zur Siedlungsentwicklung mit hoher Flä-
              chenbeanspruchung wird dadurch weiter verschärft,        Quelle: Grundkarte INTERREG-Projekt EULE (EuRegionale Raumanalyse); eigener Entwurf.

                                                                                                        ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 13
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                 Masterplan Kernregion Salzburg

                      folgt dem Druck und dem dadurch entstehenden                der Betriebsverlagerung, weitere Zunahmen des re-
                      „Angebot“, nicht einer qualitätsorientierten Schwer-        gionalen und überregionalen Lieferverkehrs
                      punktsetzung
                                                                                • Durch die hohe Auslastung des Straßennetzes
                   • Der Zusammenschluss zur wirtschaftlichen Ent-                kommt es zu erhöhten Stau- und Reisezeiten und
                     wicklung der Region zwischen bayerischem und                 sinkender Attraktivität betroffener Standorte; eini-
                     österreichischem Regionsanteil bleibt auf niedri-            ge Engpass-Situationen entwickeln sich zu dauer-
                     gem Niveau – individualisierte Standortentwick-              haften Stauzonen
                     lung und -vermarktung, Konkurrenz beim Ausbau
                                                                                • Die Lebensqualität wird in einigen betroffenen Sied-
                     von Einkaufszentren, Fachmärkten u.a. bleibt be-
                                                                                  lungsgebieten durch steigende Lärm- und Schad-
                     stehen
                                                                                  stoffemissionen des Kfz-Verkehrs verstärkt beein-
                   • Hochrangige Standortpotenziale der Region liegen             trächtigt
                     brach, sie werden nicht gezielt erschlossen, entwickelt
                                                                                • Demgegenüber ist als Rahmenbedingung mit stei-
                     und vermarktet, u.a. wertvolle Flächen in zentraler
                                                                                  genden Kosten für Mobilität zu rechnen: Sicherheit,
                     Lage der Stadt Salzburg mit hoher Standortqualität
                                                                                  Einhaltung von Grenzwerten (Lärm und Abgase)
                   • Bestehende Betriebe erleben steigende Behinderun-            erfordern aufwändige technische Verbesserungen
                     gen und Staus im Verkehrsbereich, zunehmende                 im Fahrzeugwesen und im Infrastrukturausbau
                     Nachbarschaftskonflikte (durch Lärm, Stau, Ver-
                                                                                 Die unter Wohnen beschriebenen räumlichen und
                     schmutzung); Möglichkeiten zur betrieblichen Um-
                                                                               strukturellen Änderungen der Siedlungsentwicklung
                     strukturierung und Expansion fehlen im angestreb-
                                                                               erzeugen weitere, zusätzliche Verkehrsprobleme:
                     ten Nahbereich weitgehend
                                                                                • Abwanderung von der Stadt in die Region, die Sied-
                   • Die Entwicklungsdynamik führt zur Intensivierung
                                                                                  lungs- und Gewerbeentwicklung drängt in weiter
                     der regionalen Verkehrsprobleme, und damit indi-
                                                                                  außen gelegene Bereiche und erzeugt so, bei wei-
                     rekt zu einem Attraktivitätsverlust – sowohl für Be-
                                                                                  terhin starker Wirtschafts- und Pendlerverflech-
                     triebsansiedlung, für Wohnen als auch für Erho-
                                                                                  tung mit Salzburg, steigenden Verkehr (Zunahme
                     lung, Freizeit und Tourismus
                                                                                  der Distanzen und der Fahrtenhäufigkeit)
                   • Gewerbeflächen auf Salzburger Seite werden für
                                                                                • Soziographische Veränderungen (z.B. mehr 1-Per-
                     viele Betriebe zu teuer; zusammen mit den oben
                                                                                  sonen-Haushalte, Zunahme der Wege zwischen
                     genannten Einschränkungen wird eine Reihe von
                                                                                  den Haushalten, Zunahme der Motorisierung älte-
                     dynamischen Betrieben zum Ausweichen z.B. in
                                                                                  rer Personen) verschärfen die Problematik
                     den nördlichen und östlichen Flachgau oder nach
                     Oberösterreich veranlasst; die z.T. problematischen        • Die Konzentration von Dienstleistungen und der
                     Verkehrsanbindungen an einigen Standorten ver-               Versorgung in großen Einkaufs- und Fachmarkt-
                     stärken diesen Trend                                         zentren führt bei gleichzeitiger Ausdünnung der
                                                                                  Nahversorgung zu längeren Wegen und noch hö-
                   • Insgesamt schwächt diese Entwicklung den Wirt-
                                                                                  heren Kfz-Anteilen im Einkaufsverkehr
                     schaftsstandort Kernregion Salzburg und verstärkt
                     bestehende Verkehrs- und Umweltprobleme                    • Die Stadt Salzburg und direkt angrenzenden Um-
                                                                                  landgemeinden werden vom Durchzugsverkehr au-
                   Verkehr
                                                                                  ßerhalb liegender Gemeinden und Regionen (nörd-
                   • Die gegebenen räumlichen Entwicklungstenden-                 licher Flachgau, Innviertel, Hallein) in die Stadt „zu-
                     zen führen zu einer weiteren Zunahme des Pkw-                geschüttet“, Einfahrtsstraßen in die Stadt
                     Besitzes und der Kfz-Nutzung                                 überschreiten ihre Belastungsgrenzen
                   • Durch die weitere Ausbreitung der Bevölkerung in           • Ohne regional wirksame Schwerpunktsetzung ver-
                     schlecht erschließbare Gebiete der Kernregion ist            schärfen sich die hausgemachten Verkehrsproble-
                     mit sinkenden bzw. stagnierenden Fahrgastzahlen              me einzelner Gemeinden weiter durch eine zersplit-
                     im ÖV zu rechnen                                             terte Gewerbe- und Siedlungsentwicklung
                   • Besonders stark sinkende Anteile des Fußgänger-            • örtliche Umfahrungsstraßen lösen einige punktu-
                     verkehrs, Stagnation des Radverkehrs am gesam-               elle Probleme, verlagern aber oft Verkehrsproble-
                     ten regionalen Verkehrsaufkommen                             me auf die nächsten Gemeinden (Bsp.: B1, B150,
                                                                                  B156, B20)
                   • Die wirtschaftliche Entwicklung verursacht, ge-
                     meinsam mit den oben beschriebenen Tendenzen               • Weiterhin fehlen Brücken, aber auch kleine Fuß-

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                                                                                 Masterplan Kernregion Salzburg

              und Radverbindungen über Salzach und Saalach,              sehr eingeschränkt
              die den „kleinen Grenzverkehr“ erleichtern wür-
                                                                       • Brücken und Verbindungen werden weitgehend
              den (wie zwei „junge“ Beispiele zeigen: der Euro-
                                                                         verhindert und damit ist ein Zusammenwachsen
              pasteg Laufen/Oberndorf [Salzach] und der Steg
                                                                         der Region auch bei Freiraum- und Erholungsnut-
              Ainring/Wals-Siezenheim [Saalach])
                                                                         zungen eingeschränkt
            Landschaft und Freiraum
                                                                       • Das vorhandene, große Potenzial der hervorragen-
            • Die Siedlungsentwicklung kostet v.a. in den Rand-          den Kulturlandschaft für eine gemeinsame Entwick-
              bereichen der Kernregion wertvolle Landschafts-            lung wird nicht erkannt, eine langfristig wirksame
              flächen, da hier kleinteilig an kostengünstigen, aber      Qualitätssicherung unterbleibt; Brachflächen ent-
              siedlungsstrukturell ungünstigen Standorten und            stehen oder es werden rasch wechselnde Bewirt-
              mit niedrigen Dichten gebaut wird                          schaftungsversuche durchgeführt
            • Damit einhergehend erfolgt eine schrittweise Ent-        • Als Beispiel: die hervorragenden Moorlandschaf-
              wertung der noch in vielen Bereichen hochwerti-            ten bleiben „unentdeckt“, ihr Entwicklungspoten-
              gen Siedlungs- und Landschaftsstruktur                     zial bleibt daher ungenutzt und wertvolle Land-
                                                                         schaftsteile werden schleichend beeinträchtigt (vgl.
            • Die Zugänglichkeit für die Bevölkerung, und die
                                                                         EuRegio-Broschüre „Moor&Torf“)
              Gestaltung und Nutzung der Freiräume erfolgt nur

          Gesamtbild: Einschätzung des Trendszenarios

            Das Trendszenario zeigt, dass – auch bei einem positi-       kehrliche Engpässe die Entwicklung verhindern, Ver-
          ven wirtschaftlichen Umfeld – das regionale Wachstum           lagerungen nach außen werden notwendig (u.a. Rich-
          zu einer Häufung und Verstärkung von negativen Erschei-        tung OÖ)
          nungen führen wird:
                                                                       • Die Qualitäten der Landschaft werden durch Über-
            • Flächenknappheit und hohe Bodenpreise drängen              beanspruchung von Flächen beeinträchtigt, dies hat
              die Siedlungsentwicklung aus dem inneren Bereich           auch Folgewirkungen für die Attraktivität der Wirt-
              der Kernregion immer weiter in äußere Randlagen            schafts- und Wohnstandorte
            • Wohnen wird für einen zunehmend größeren Bevöl-          • Demgegenüber werden große Potenziale, die die Re-
              kerungsanteil zu einem großen Kostenproblem, so-           gion aufgrund ihrer lagemäßigen und wirtschaftlich-
              ziale Belastungen und Spannungen entstehen                 kulturellen Attraktivität unzweifelhaft hat, nur unzu-
                                                                         reichend genutzt; dies betrifft in besonderer Weise
            • Verkehrsbelastungen nehmen flächendeckend zu
                                                                         die Stadt Salzburg, wo eine Reihe von – aus interna-
              und führen an den vorhandenen neuralgischen Punk-
                                                                         tionaler Sicht – potenziellen Top-Standorten kaum
              ten zu regelmäßigen Verzögerungen oder Blockie-
                                                                         in adäquater Weise genutzt werden
              rungen, die für die Bevölkerung belastend sind und
              mittelfristig auch die Wirtschaft beeinträchtigen         Insgesamt lässt das Trendszenario eine aufgrund inne-
                                                                      rer Organisationsmängel gebremste Entwicklung erwar-
            • Dadurch nehmen Umweltbelastungen weiter zu, v.a.
                                                                      ten, die zunehmend Gefahr läuft, soziale Spannungen
              Energieverbrauch, CO2 und Feinstaubemissionen so-
                                                                      hervorzurufen und auch in Hinblick auf die Landschafts-
              wie die Lärmbelastung, die manche potenziellen Sied-
                                                                      und Verkehrsbelastung sowie den Klimaschutz sehr pro-
              lungsgebiete für Wohnbebauung ausschließt
                                                                      blematisch ist.
            • Wirtschaftlich für die gesamte Region wichtige Stand-
              ortpotenziale können nicht genutzt werden, weil ver-

            Es gab in den letzten Jahren eine Reihe von Aktivitä-      • die vom Land Salzburg initiierte Untersuchung der
          ten, um dieser Trend-Entwicklung entgegen zu wirken.           potenziellen Siedlungsschwerpunkte im Bereich
          Dazu gehören z.B.                                              von S-Bahn-Haltestellen und der Salzburger Lokal-
                                                                         bahn
            • die Erlassung des Sachprogramms "Standortent-
              wicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger           • die im neuen Salzburger ROG 2009 eingeführten
              Zentralraum"                                               Kriterien bei der Ausweisung von Wohnbauland,

                                                                                                 ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 15
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                 Masterplan Kernregion Salzburg

                      insbesondere die Erschließung mit öffentlichen Ver-                 Region 18 (Südostoberbayern, 2007) sowie das ein-
                      kehrsmitteln                                                        gangs erwähnte Salzburger Sachprogramm „Standort-
                                                                                          entwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger
                   • Initiativen zur Unterstützung des verdichteten Bau-
                                                                                          Zentralraum“ von 2009 zu nennen. Darüber hinaus
                     ens im Land Salzburg (Wohnbauforschung, Bera-
                                                                                          wurden eine Vielzahl von Fachkonzepten und Unter-
                     tung, Wohnbauförderung)
                                                                                          suchungen, die durch das Land Salzburg, den Freistaat
                   Die konsequente Anwendung solcher und weiterer                         Bayern, die EuRegio und andere Stellen erarbeitet oder
                 Maßnahmen zur Gestaltung der Siedlungsentwicklung                        beauftragt wurden, in die Erstellung des Masterplans
                 sollen dazu führen, dass das oben dargestellte Trend-                    einbezogen.
                 szenario in dieser Form nicht eintritt.
                                                                                            Das Salzburger Sachprogramm „Standortentwick-
                                                                                          lung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentral-
                                                                                          raum“, das für das räumliche Gerüst des Masterplans
                 2.3 Masterplan für die Kernregion
                                                                                          eine wesentliche Grundlage darstellt, sieht folgende
                 Salzburg                                                                 Leitbilder für die Siedlungsentwicklung vor4:

                   2.3.1 Entwicklungsszenario „Masterplan für                               • ein polyzentrisches Strukturmodell zur Stärkung
                   die Kernregion Salzburg“ im Überblick                                      ausgewählter Entwicklungsstandorte und –achsen
                                                                                              (dezentrale Konzentration)

                    Das Entwicklungsszenario „Masterplan für die Kern-                      • Wohnen und Arbeiten in einer Region der kurzen
                 region Salzburg“ (Masterplan) stellt im Gegensatz zum                        Wege
                 Trendszenario eine kompakte Zusammenfassung der                            • Konzentration und Verdichtung der Siedlungsent-
                 Entwicklungsüberlegungen für die Kernregion Salz-                            wicklung entlang des leistungsfähigen öffentlichen
                 burg dar, die in den folgenden Abschnitten thematisch                        Verkehrs
                 gegliedert ausführlicher dargestellt werden. Das Szena-
                 rio Masterplan bedeutet eine langfristig nachhaltige Ent-                  • Sicherung bedarfsgerechter Standorte für Erwerbs-
                 wicklungsstrategie für die Gesamtregion, die wesent-                         möglichkeiten
                 liche Probleme bewältigen kann und zu einer wirtschaft-                    • Förderung von Formen der Kooperation im Zen-
                 lich, sozial und ökologisch ausgewogenen Entwicklung                         tralraum anstelle von Konkurrenz unter den Ge-
                 beiträgt.                                                                    meinden.
                   Die Entwicklungsgrundlagen – demographische Pro-                         Der im Salzburger LEP 2003 vorgegebene „Stadt- und
                 gnosen, die Annahme einer positiven wirtschaftlichen                     Umlandbereich Salzburg“ trägt der Tatsache Rechnung,
                 Tendenz – sind gleich wie beim Trendszenario, die kon-                   dass der Ballungsraum der Landeshauptstadt schon heu-
                 kreten räumlichen Ausformungen bei der Wirtschafts-                      te von engen funktionellen Verflechtungen über die Ge-
                 und Siedlungsentwicklung, bei der Infrastruktur- und                     meindegrenzen hinweg geprägt ist. Auf Basis des Sach-
                 Verkehrspolitik sowie bei den Maßnahmen zur Land-                        programms „Standortentwicklung für Wohnen und
                 schafts- und Freiraumentwicklung unterscheiden sich                      Arbeiten“ von 2009 kann in Stadtumlandgemeinden
                 jedoch deutlich.                                                         ein höherer Wohnungszuwachs als in den sonstigen
                   Der Vorschlag des Masterplans für die Kernregion                       Gemeinden realisiert werden5.
                 Salzburg baut konzeptiv auf den Grundsätzen und Ziel-                      Der neue Akzent der Masterplan-Vorschläge besteht
                 setzungen auf, die in den grenzüberschreitenden Kon-                     darin, einen höheren Anteil der erwarteten regionalen
                 zepten oder in den landesspezifischen Planungen for-                     Zuwächse in der Stadt Salzburg und in den Schwer-
                 muliert werden. Grundlegend sind hier – für den Ge-                      punkten der regionalen Entwicklung zu lokalisieren
                 samtraum der EuRegio – das EuRegio-Konzept von                           und so das Gesamtausmaß der Wohnentwicklung in
                 2001, das auch die Einbettung der Kernregion Salzburg                    den Umlandgemeinden zu entlasten und damit auch
                 in den jeweils größeren bayerischen und Salzburger                       für den öffentlichen Verkehr günstigere Voraussetzun-
                 Raum zum Gegenstand hat, und die beiden Landesent-                       gen zu schaffen. Die Analyse der bisherigen Entwick-
                 wicklungsprogramme von Bayern (LEP 2006) und Salz-                       lung (siehe Abschnitt 2.1) hat ergeben, dass ein solcher
                 burg (LEP 2003). Vertiefend und im näheren Bereich                       Entwicklungspfad erfolgversprechender ist, als die Auf-
                 konkretisierend sind hier das Entwicklungskonzept                        nahmekapazität der anderen Städte und Zentren der

                 4 Sachprogramm Standortentwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentralraum, Verordnung der Salzburger Landesregierung vom 26. Jänner
                   2009, LGBl. Nr. 13/2009. Salzburg 2009 (= Entwicklungsprogramme und Konzepte, H. 5).
                 5 +20%, in der Gemeinde Wals-Siezenheim +35% in 10 Jahren.

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                                                                                                 Masterplan Kernregion Salzburg

          Kernregion zu stark zu belasten. Die Schwerpunktsetzung                       schaffen, Engpässe und Knappheiten zu überwin-
          in der Stadt Salzburg braucht zur Umsetzung auf der                           den und den Strukturwandel aktiv zu unterstützen,
          Angebotsseite eine Reihe von Initiativen (z.B. Wohn-
                                                                                     • das Verkehrssystem in der Region so auszubauen
          bau, Bodenbeschaffung; siehe Abschnitt Wohnen).
                                                                                       und zu organisieren, dass Umweltbelastungen (Ener-
            Ziel des Masterplans ist es, die in jedem Fall abseh-                      gieverbrauch, CO2, Lärm, Landverbrauch) mög-
          bare und notwendige Ausweitung der Bausubstanz der                           lichst gering gehalten oder verringert werden kön-
          Region so zu fokussieren, dass damit eine optimale                           nen, und gleichzeitig für Wohnbevölkerung und
          wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Entwick-                         Wirtschaft gute Erreichbarkeit gewährleistet ist und
          lung der Region möglich wird. Dies bedeutet                                  wenig Störungen auftreten,
            • für Wohnungssuchende in gut erreichbaren und                           • das Landschafts-„Kapital“ der Region pfleglich zu
              versorgbaren Gebieten leistbaren Wohnraum an-                            entwickeln, wertvolle Teile zu schützen und so zu-
              zubieten und dabei sowohl auf die soziale als auch                       gänglich zu machen, dass sie von der Bevölkerung
              auf die altersmäßige Durchmischung zu achten,                            nachhaltig genutzt werden können.
            • für die Wirtschaft geeignete, kostengünstige Stand-
              orte und dort infrastrukturelle Voraussetzungen zu

             Abb. 3: Masterplan für die Kernregion Salzburg – Gesamtbild der konzentrierten räumlichen Entwicklung

          Quelle: Grundkarte INTERREG-Projekt EULE (EuRegionale Raumanalyse); eigener Entwurf.

                                                                                                              ÖIR · ebp · TUM · ConM · ÖAR | 17
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