Gesundheitliche Lage der Bevölkerung zu Beginn der COVID-19-Pandemie - ausGabe 4 - RKI

 
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Dezember 2020   Gesundheitsberichterstattung DES BUNDES
  Ausgabe
          4     GEMEINSAM GETRAGEN VON RKI UND DESTATIS

                Journal of Health Monitoring

                Gesundheitliche Lage der Bevölkerung
                zu Beginn der COVID-19-Pandemie

                                                          1
Journal of Health Monitoring    Inhaltsverzeichnis

                                         		 Gesundheitliche Lage der Bevölkerung zu Beginn
                                            der COVID-19-Pandemie

                                            3 F
                                               ocus Die gesundheitliche Lage in Deutschland in
                                              der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie.
                                              Zeitliche Entwicklung ausgewählter Indikatoren der
                                              Studie GEDA 2019/2020-EHIS
                                             Focus Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und
                                          23	
                                             der Eindämmungsmaßnahmen auf die psychische
                                             Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

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Journal of Health Monitoring   Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                 Focus

Journal of Health Monitoring · 2020 5(4)
DOI 10.25646/7171
                                                      Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase
Robert Koch-Institut, Berlin
                                                      der COVID-19-Pandemie. Zeitliche Entwicklung ausgewählter
Stefan Damerow, Alexander Rommel,
Franziska Prütz, Ann-Kristin Beyer,
                                                      Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS
Ulfert Hapke, Anja Schienkiewitz,
Anne Starker, Almut Richter,                          Abstract
Jens Baumert, Judith Fuchs,                           Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 stellt Deutschland im Jahr 2020 vor große Herausforderungen. Unklar ist, ob
Beate Gaertner, Stephan Müters,                       die Pandemie und die ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen auf die Gesundheit der Bevölkerung jenseits des
Johannes Lemcke, Jennifer Allen                       Infektionsgeschehens Einfluss haben. Die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) ist eine
                                                      bundesweite Befragung der Bevölkerung ab 15 Jahren (n = 23.001), die zwischen April 2019 und September 2020
Robert Koch-Institut, Berlin
Abteilung für Epidemiologie und Gesundheits-          durchgeführt wurde. Die Analyse berücksichtigt Indikatoren, bei denen pandemiebedingte Veränderungen anzunehmen
monitoring                                            waren. Über Regressionsmodelle wurden adjustierte Anteile und Mittelwerte im Zeitverlauf geschätzt. Unterschiede in
                                                      den Werten zwischen der Phase der Eindämmungsmaßnahmen im Frühjahr 2020 zum Vergleichszeitraum 2019 wurden
Eingereicht: 10.10.2020                               statistisch getestet. Körpergewicht und Body Mass Index (BMI) haben seit Einführung der Eindämmungsmaßnahmen
Akzeptiert: 16.11.2020
Veröffentlicht: 09.12.2020                            zugenommen. Die Inanspruchnahme allgemein- und fachärztlicher Leistungen ist vorübergehend zurückgegangen. Im
                                                      Beobachtungszeitraum hat die Zahl der Tabakrauchenden abgenommen, ein Zusammenhang zur pandemischen Lage
                                                      ist aber unklar. Keine Unterschiede zeigten sich in der Allgemeinbevölkerung bei der depressiven Symptomatik sowie
                                                      der erhaltenen und geleisteten Unterstützung im Haushalt. Während der Eindämmungsmaßnahmen können Veränderungen
                                                      der gesundheitlichen Lage jenseits des Infektionsgeschehens beobachtet werden. Differenziertere Erklärungen hierfür
                                                      bedürfen jedoch weiterer Analysen.

                                                         SARS-CoV-2 · Psychische Gesundheit · BMI · Rauchen · Inanspruchnahme · Unterstützung im Haushalt

                                                      1. Einleitung                                                     kam es bereits Anfang März 2020 in der Bevölkerung
                                                                                                                        und in einzelnen Bundesländern zu individuellen
                                                      Seit Anfang 2020 breitet sich das neuartige Coronavirus           Kontakteinschränkungen und Verboten von großen Ver-
                                                      SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona­             anstaltungen. Mitte und Ende März wurden von der Bun-
                                                      virus 2) weltweit mit großer Geschwindigkeit aus und              desregierung in Abstimmung mit den Bundesländern
                                                      stellt auch Deutschland vor große Herausforderungen.              umfangreiche Eindämmungsmaßnahmen beschlossen
                                                      Um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern,               (sogenannter Lockdown), die ab Ende April sukzessive

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                    Focus

GEDA 2019/2020-EHIS                              wieder gelockert wurden. Während dieser Zeit waren                zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie Raucherinnen
                                                 unter anderem Schulen, die meisten Geschäfte des                  oder Raucher im Haushalt waren, ist eine vermehrte
Fünfte Folgeerhebung der Studie
Gesundheit in Deutschland aktuell                Einzelhandels, alle Gastronomiebetriebe, viele Produkti-          Passivrauchbelastung der anderen Haushaltsmitglieder
                                                 onsstätten und öffentliche Einrichtungen geschlossen              denkbar [7]. Zudem wurde vor dem Hintergrund beste-
Datenhalter: Robert Koch-Institut
                                                 und es gab einschneidende Kontaktbeschränkungen im                hender gesundheitlicher Ungleichheiten diskutiert, ob
Ziele: Bereitstellung zuverlässiger Informati-   öffentlichen Raum. Großveranstaltungen und Feierlich-             sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen stärker von
onen über den Gesundheitszustand, das            keiten jeder Art waren verboten.                                  den mit den Maßnahmen des Infektionsschutzes einher-
Gesundheitsverhalten und die gesundheit­             Es wurde befürchtet, dass neben der direkten Beein-           gehenden Belastungen betroffen [8] und zum Beispiel
liche Versorgung der Bevölkerung in Deutsch-
                                                 trächtigung der Gesundheit durch das Infektionsgesche-            Änderungen im Gesundheitsverhalten von sozialen
land, mit Möglichkeit zum europäischen
                                                 hen auch negative Folgen aufgrund der Eindämmungs-                Faktoren abhängig seien [4].
Vergleich
                                                 maßnahmen auftreten könnten, zum Beispiel durch den                   Mit der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell
Studiendesign: Telefonische Querschnitter-       Wegfall notwendiger Arztkontakte oder wegen sozialer              (GEDA 2019/2020-EHIS) [9] besteht die Möglichkeit, Ver-
hebung
                                                 Isolation [1]. Erste Übersichtsarbeiten zeigten unter ande-       änderungen im Gesundheitszustand, dem Gesundheits-
Grundgesamtheit: Deutschsprachige Bevöl-         rem einen Rückgang stationärer Behandlungen, aber                 verhalten und der Inanspruchnahme von Gesundheits-
kerung ab 15 Jahren in Privathaushalten, die     auch die Zunahme telemedizinischer Versorgungsange-               leistungen während der Anfangsphase der Pandemie zu
über Festnetz oder Mobilfunk erreichbar sind     bote im ambulanten Bereich [1]. Außerdem bestanden                analysieren. Die Studie begann im April 2019, also knapp
Stichprobenziehung: Zufallsstichprobe von        Befürchtungen, dass mit einem Anstieg von psychischen             ein Jahr vor Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung
Festnetz- und Mobilfunknummern (Dual-            Störungen wie Depressionen, Anpassungsstörungen,                  der Pandemie in Deutschland, und endete im September
Frame-Verfahren) aus dem Stichprobensys-         Angsterkrankungen oder Traumafolgestörungen zu rech-              2020, nachdem die meisten Eindämmungsmaßnahmen
tem des ADM (Arbeitskreis Deutscher Markt-       nen sei [2, 3]. Die Eindämmungsmaßnahmen und ihre                 wieder deutlich gelockert worden waren. Mit einer Anzahl
und Sozialforschungsinstitute e. V.)
                                                 Wirkung auf die Veränderungen im Alltag haben sich                von über 20.000 Teilnehmenden ist es für eine Auswahl
Stichprobenumfang: 23.001 Teilnehmende           möglicherweise auch auf das Ernährungs- und Bewe-                 an Gesundheitsindikatoren möglich, einzelne Abschnitte
                                                 gungsverhalten der Bevölkerung ausgewirkt, was unter              der Studienlaufzeit zu betrachten. Im vorliegenden
Datenerhebungszeitraum: April 2019 bis
September 2020
                                                 anderem das Körpergewicht beeinflusst haben könnte                Beitrag werden ausgewählte Analysen zur zeitlichen Ent-
                                                 [4]. Zudem wurde zu einem frühen Zeitpunkt der Pande-             wicklung aus den Themenbereichen psychische Gesund-
GEDA-Erhebungswellen:                            mie über Rauchen als Risikofaktor für einen schweren              heit, Gesundheitsverhalten, Inanspruchnahme ärztlicher
„„ GEDA 2009
                                                 COVID-19-Erkrankungsverlauf berichtet [5], was ver-               Leistungen sowie Unterstützungsleistungen vorgestellt.
„„ GEDA 2010
„„ GEDA 2012
                                                 mehrte Versuche, das Rauchen aufzugeben, plausibel                Dabei wird auch analysiert, ob es im Beobachtungszeit-
„„ GEDA 2014/2015-EHIS                           erscheinen lässt. Gleichzeitig kann es zu einem vermehr-          raum unterschiedliche Entwicklungen bei Frauen und
„„ GEDA 2019/2020-EHIS                           ten Konsum von Tabakprodukten bei Raucherinnen und                Männern oder in einzelnen Alters- und Bildungsgruppen
Mehr Informationen unter
                                                 Rauchern gekommen sein, da diese Rauchen als stress-              gegeben hat.
www.geda-studie.de                               mildernd erleben [6]. Wenn während der Maßnahmen

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                      Focus

                                         2. Methode                                                        Erhebungsprozess durch kontinuierliche Supervision und
                                         2.1 Studiendesign, Stichprobe und Gewichtung                      Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen.

                                         Studiendesign                                                     Stichprobe
                                         GEDA 2019/2020-EHIS ist eine bundesweite Querschnitt-             Die Befragung fand zwischen April 2019 und September
                                         befragung der in Deutschland lebenden Wohnbevölkerung             2020 statt. Insgesamt haben 23.001 Personen (12.111 weib-
                                         ab einem Alter von 15 Jahren. Die GEDA-Studie wird seit           lich, 10.890 männlich) mit vollständigen Interviews an der
                                         2008 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit             Studie GEDA 2019/2020-EHIS teilgenommen. Die Respon-
                                         vom Robert Koch-Institut (RKI) in mehrjährigen Abständen          serate betrug nach den Standards der American Associa-
                                         durchgeführt und ist ein Bestandteil des Gesundheitsmo-           tion for Public Opinion Research (AAPOR) 22,0 % (RR3)
                                         nitorings am RKI [10, 11]. Wie bereits in der Welle 2014/2015     [15]. Durchschnittlich haben jeden Monat 1.278 Personen
                                         wurde der Fragebogen des European Health Interview                (Minimum: 394 Personen, Maximum: 1.841 Personen) an
                                         Survey (EHIS) vollständig integriert, um weitere Fragen           der Befragung teilgenommen. Die mittlere Fallzahl je Kalen-
                                         ergänzt und auf die Wohnbevölkerung ab 15 Jahren ausge-           derwoche betrug 304 Personen (Minimum: 46 Personen,
                                         weitet [12, 13]. Die aktuelle GEDA-Welle wurde als telefoni-      Maximum: 564 Personen; Annex Abbildung 1). Die Zeiträu-
                                         sche Befragung mittels eines programmierten, vollstruk-           me der Kalenderwochen 15 bis 26 beziehungsweise 15 bis
                                         turierten Fragebogens durchgeführt (Computer Assisted             35 der Jahre 2019 und 2020 beinhalteten 7.312 Studienteil-
                                         Telephone Inteview, CATI). Sie basiert auf einer Zufallsstich-    nehmende (2019: 3.117 Personen, 2020: 4.195 Personen)
                                         probe von Festnetz- und Mobilfunknummern. Die Grund-              beziehungsweise 14.100 Studienteilnehmende (2019: 6.613
                                         gesamtheit umfasst die in privaten Haushalten lebende             Personen, 2020: 7.487 Personen).
                                         Bevölkerung ab 15 Jahren, deren üblicher Aufenthaltsort
                                         zum Zeitpunkt der Datenerhebung in Deutschland liegt.             Gewichtung
                                         Für die Stichprobenziehung wurde das Telefonstichproben-          Im Rahmen der Datengewichtung erfolgt zunächst eine
                                         system des ADM (Arbeitskreis Deutscher Markt- und                 Designgewichtung für die unterschiedlichen Auswahlwahr-
                                         Sozialforschungsinstitute e. V.) genutzt. Dieses beruht auf       scheinlichkeiten (Mobilfunk und Festnetz). Dabei kommt
                                         dem sogenannten Dual-Frame-Verfahren, bei dem zwei                ein Standard-Berechnungsverfahren für das hier vorliegen-
                                         Auswahlgesamtheiten (Mobilfunk und Festnetz) genutzt              de Dual-Frame-Design zum Einsatz. Anschließend erfolgt
                                         werden [14]. Diese Stichprobenziehung erlaubt eine (nahe-         eine Anpassung an die amtlichen Bevölkerungszahlen bezo-
                                         zu) vollständige Abdeckung der Grundgesamtheit. Die               gen auf Alter, Geschlecht, Bundesland und Kreistyp (Stand:
                                         Datenerhebung erfolgte durch Interviewerinnen und Inter-          31.12.2018). Zusätzlich wird an die Bildungsverteilung nach
                                         viewer eines externen Markt- und Sozialforschungsinstituts.       der International Standard Classification of Education
                                         Das Robert Koch-Institut begleitete den gesamten                  (ISCED-Klassifikation) im Mikrozensus (2018) angepasst.

Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                      5
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                         Focus

                                         Die Eindämmungsmaßnahmen, zum Beispiel die Empfeh-               etablierten 8-Item Patient Health Questionnaire (PHQ-8)
                                         lung zur Nutzung des Homeoffice oder die Kontaktbe-              erfasst [16]. Durch dieses Instrument werden die Sympto-
                                         schränkungen, könnten die Teilnahmewahrscheinlichkeit in         me einer Major Depression in Anlehnung an das Diag-
                                         Teilpopulationen, so zum Beispiel bei Erwerbstätigen, beein-     nostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV,
                                         flusst haben. Aus diesem Grund wurde die Stichprobe vor          4. Auflage [17]) hinsichtlich ihres Vorkommens innerhalb
                                         und ab dem Stichtag 16.03.2020 (Verabschiedung der               der letzten zwei Wochen bewertet. Das Vorliegen einer
                                         Bund-Länder-Vereinbarung zu Leitlinien gegen die Ausbrei-        depressiven Symptomatik wird ab einem Skalensummen-
                                         tung des Coronavirus) mit den Randverteilungen für Alter,        wert von mindestens zehn der maximal 24 Punkte ange-
                                         Geschlecht und Bildung separat angepasst.                        nommen.

                                         2.2 Indikatoren                                                   Körpergewicht und Body Mass Index
                                                                                                           Körpergewicht und Körpergröße beruhen auf Selbstanga-
                                         Bei der Themenauswahl standen Indikatoren des Gesund-             ben der Befragten. Die Körpergröße wird mit der Frage:
                                         heitsmonitorings im Fokus, bei denen eine Änderung               „Wie groß sind Sie, wenn Sie keine Schuhe tragen?“ erho-
                                         infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-                ben. Die Angabe erfolgte in Zentimetern. Die Frage nach
                                         Pandemie zu erwarten gewesen wären. Auf Basis der vor-            dem Körpergewicht war: „Wie viel wiegen Sie, wenn Sie
                                         liegenden Literatur (siehe Kapitel 1 Einleitung) wurde davon      keine Kleidung und Schuhe tragen? Bitte geben Sie Ihr
                                         ausgegangen, dass es in den Bereichen Gesundheitszu-              Körpergewicht in Kilogramm an“. Der Body Mass Index
                                         stand (vor allem seelische Gesundheit), Gesundheitsver-          (BMI) wird als das Verhältnis von Körpergewicht zum
                                         halten, gesundheitliche Versorgung sowie bei Unterstüt-           Quadrat der Körpergröße (kg/m2) berechnet.
                                         zungsleistungen Effekte gegeben haben könnte. Methodisch
                                         kamen ausschließlich Indikatoren in Betracht, die explizit       Tabakrauchen und Passivrauchbelastung
                                         die Erfassung von Sachverhalten zum Zeitpunkt der Befra-          Der Rauchstatus wurde mit der Frage erhoben: „Rauchen
                                         gung (z. B. „derzeit“) zum Ziel haben. Indikatoren, die sich      Sie Tabakprodukte, einschließlich Tabakerhitzer? Bitte schlie-
                                         auf einen längeren Zeitraum bezogen (z. B. „in den letzten        ßen Sie elektronische Zigaretten oder ähnliche Produkte
                                         zwölf Monaten“) wurden als nicht sensitiv für die Erfas-          aus“ (Antwortkategorien: „ja, täglich“, „ja, gelegentlich“,
                                         sung möglicher Folgen der Eindämmungsmaßnahmen                   „nein, nicht mehr“, „Ich habe noch nie geraucht“). Ausge-
                                         angesehen.                                                        hend von diesen Antwortkategorien wird im vorliegenden
                                                                                                           Beitrag eine dichotome Variable gebildet, die zwischen aktu-
                                         Psychische Gesundheit                                             ell Rauchenden (täglich oder gelegentlich) und aktuell Nicht-
                                         Das Vorliegen einer depressiven Symptomatik wurde durch           rauchenden (ehemals oder Nierauchende) unterscheidet.
                                         Selbstangabe der Teilnehmenden des international                  Die Nutzung von elektronischen Zigaretten oder ähnlichen

Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                         6
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                       Focus

                                         elektronischen Produkten ist nicht Gegenstand der vorlie-        erledigen, (6) gelegentlich schwere Hausarbeit erledigen
                                         genden Untersuchung. Um die Passivrauchbelastung abzu-           und (7) finanzielle und alltägliche Verwaltungsangelegen-
                                         bilden wurde gefragt: „Wie oft sind Sie in geschlossenen         heiten organisieren. Personen, die mindestens bei einer
                                         Räumen Tabakrauch ausgesetzt? Mit geschlossenen Räu-             Tätigkeit Schwierigkeiten hatten, wurden anschließend nach
                                         men meinen wir z. B.: zu Hause, auf der Arbeit, in öffent­       erhaltener Unterstützung gefragt: „Denken Sie nun an alle
                                         lichen Gebäuden oder im Restaurant“. Anhand der Antwor-          Tätigkeiten im Haushalt, bei denen Sie Schwierigkeiten
                                         ten wird für die aktuell Nichtrauchenden die tägliche            haben, sie ohne Hilfe auszuführen. Haben Sie normaler-
                                         Passivrauchbelastung als dichotome Variable abgebildet.          weise Hilfe bei diesen Tätigkeiten?“ (Antwortkategorien: „Ja,
                                         Eine tägliche Passivrauchbelastung liegt vor, wenn angege-       bei mindestens einer Tätigkeit“ vs. „Nein“). Dies bildete die
                                         ben wird „täglich, 1 Stunde oder mehr“ oder „täglich, weni-      Variable „Unterstützung erhalten“ (ja vs. nein). Um fehlen-
                                         ger als 1 Stunde“ Passivrauch ausgesetzt zu sein.                de Unterstützung zu erfassen, folgte (a) bei Personen mit
                                                                                                          Unterstützung die Frage, ob sie bei mindestens einer der
                                         Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen                            Tätigkeiten mehr Hilfe benötigen und (b) bei Personen ohne
                                         Die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen wurde mit der          Unterstützung, ob sie Hilfe benötigen. Auf dieser Basis wur-
                                         Frage erfasst: „Wie oft haben Sie in den letzten 4 Wochen        de die Variable „Unterstützung fehlend“ (ja vs. nein) gebil-
                                         einen Allgemeinmediziner oder Hausarzt konsultiert, um           det. Im Gegensatz dazu wurde die erbrachte Unterstützung
                                         sich selbst beraten, untersuchen oder behandeln zu las-          beziehungsweise Pflege bei allen Teilnehmenden über fol-
                                         sen?“ Mit derselben Formulierung wurden Besuche bei              gende Frage erfasst: „Pflegen oder unterstützen Sie min-
                                         Fachärztinnen oder Fachärzten erfasst. Es wurden zwei            destens einmal pro Woche eine oder mehrere Personen, die
                                         dichotome Variablen gebildet, die Befragte mit Allgemein-        an altersbedingten Beschwerden, chronischen Erkrankun-
                                         beziehungsweise Facharztbesuch von Befragten ohne ent-           gen oder Gebrechlichkeit leiden? Nicht gemeint sind Pfle-
                                         sprechende Inanspruchnahme unterscheiden.                        geleistungen oder Unterstützung, die Sie im Zusammen-
                                                                                                          hang mit Ihrer beruflichen Tätigkeit erbringen“ und in die
                                         Erhaltene und erbrachte Unterstützung                            Variable „Unterstützung geleistet“ (ja vs. nein) eingeteilt.
                                         Um diejenigen zu identifizieren, die Unterstützung im Haus-
                                         halt benötigen, wurden Personen ab 55 Jahren (n = 12.054)         Bildung
                                         zunächst nach Schwierigkeiten in der Ausführung verschie-         Als Indikator des sozialen Status wurden Bildungsniveaus
                                         dener Haushaltstätigkeiten gefragt. In Anlehnung an ein           auf Basis der CASMIN-Klassifikation (Comparative Analy-
                                         Instrument zu Aktivitäten des täglichen Lebens [18] wurde         ses of Social Mobility in Industrial Nations) verwendet.
                                         nach folgenden Tätigkeiten gefragt: (1) Mahlzeiten zuberei-       Mithilfe schulischer und berufsbildender Bildungsabschlüs-
                                         ten, (2) Telefon benutzen, (3) Einkäufe erledigen, (4) Medi-      se werden drei Gruppen mit niedrigem, mittlerem und
                                         kamenteneinnahme organisieren, (5) leichte Hausarbeit             hohem Bildungsniveau unterschieden [19].

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                      Focus

                                         2.3 Statistische Auswertungen                                    Gesundheitsindikatoren Körpergewicht und BMI poten-
                                                                                                          zielle Effekte verzögert zu erwarten sind, wurde der Zeit-
                                         Unter Verwendung der Gewichtungsfaktoren wurden für              raum bei diesen Indikatoren jeweils auf die Kalenderwo-
                                         dichotome Indikatoren jeweils drei logistische und für           chen 15 bis 35 erweitert. Um den Vergleich der Zeiträume
                                         metrische Indikatoren drei lineare Regressionsmodelle            der Jahre 2019 und 2020 auf statistische Signifikanz zu
                                         geschätzt. Als unabhängige Kontrollvariablen wurden              testen, wurde die Stichprobe auf Interviews aus den defi-
                                         Bundesland, Alter, Geschlecht, Bildung sowie die Interak-        nierten Zeiträumen eingeschränkt und jeweils ein Regres-
                                         tionen zwischen Alter, Geschlecht und Bildung verwendet.         sionsmodell geschätzt, das anstelle des Interviewmonats
                                         Eine detaillierte Beschreibung aller Modelle findet sich im      beziehungsweise der Interviewwoche eine binäre Variable
                                         Anhang (Annex Tabelle 1).                                        für die Unterscheidung der Zeiträume enthält (Modell 3).
                                             Um den Verlauf der Indikatoren über die Erhebungszeit        Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Zeit-
                                         darzustellen, wurde im ersten Modell der Interviewmonat          räumen wird angenommen, wenn der p-Wert der binären
                                         als unabhängige, kategoriale Variable aufgenommen. Um            Variable kleiner 0,05 ist. Darüber hinaus wird das Ergebnis
                                         die Darstellung aus Modell 1 zu glätten, wurde im zweiten        der Modellschätzung zur Berechnung adjustierter Anteile
                                         Modell der zeitliche Verlauf mithilfe des Polynoms vierten       beziehungsweise adjustierter Mittelwerte für die Zeiträume
                                         Grades der Interviewwoche modelliert. Die Ergebnisse der         verwendet (Annex Tabelle 2). Zur Überprüfung differenzier-
                                         beiden Modellschätzungen wurden verwendet, um adjus-             ter Entwicklungen zwischen den Zeiträumen hinsichtlich
                                         tierte Vorhersagen stratifiziert nach Interviewmonat             soziodemografischer Variablen, wurden Interaktionen mit
                                         (Modell 1) und Interviewwoche (Modell 2) zu berechnen.           Alter, Geschlecht und Bildungsgruppen getestet. Alle Ana-
                                         Für die dichotomen Indikatoren können die Vorhersagen            lysen wurden mit StataSE 15.1 (Stata Corp., College Station,
                                         als adjustierte Anteile (in %) und für metrische Indikatoren     TX, USA, 2017) durchgeführt.
                                         als adjustierte Mittelwerte interpretiert werden. Die Ergeb-
                                         nisse werden inklusive 95 %-Konfidenzintervall für jeden          3. Ergebnisse
                                         Indikator in einer Abbildung dargestellt.                         3.1 Psychische Gesundheit
                                             Über die grafische Darstellung hinaus, wurden die Zeit-
                                         räume zwischen den Kalenderwochen 15 und 26 der Jahre             Im gesamten Beobachtungszeitraum sind die adjustierten
                                         2019 und 2020 miteinander verglichen, um potenzielle              Anteile der Personen mit einer depressiven Symptomatik
                                         Effekte auf die Indikatoren aufgrund der pandemischen             auf relativ konstantem Niveau und es ist keine auffällige
                                         Lage im Frühjahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahreswer-           Änderung ab dem Frühjahr 2020 zu erkennen (Abbildung 1).
                                         ten aufzudecken. Da die Datenerhebung erst im April 2019          In dem Zeitraum zwischen der Kalenderwoche 15 und der
                                         begann, können die Kalenderwochen des Monats März                 Kalenderwoche 26 2020 lag der Wert bei 6,6 % und im
                                         nicht in den Vergleich eingeschlossen werden. Da bei den          Vergleichszeitraum 2019 bei 8,3 %. Zwei Einzelitems des

Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                      8
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                                                                                                                                   Focus

                                                    PHQ-8 hatten zwischen den Kalenderwochen 15 und 26                                                                                                              2019 lag das adjustierte, mittlere Körpergewicht bei 77,1 kg.
                                                    2020 einen geringeren Wert als im Vergleichszeitraum im                                                                                                         Im Vergleichszeitraum April bis August 2020 betrug dieser
                                                    Jahr 2019: „Müdigkeit oder Gefühl, keine Energie zu haben“                                                                                                      Wert 78,2 kg. Damit zeigt sich eine Zunahme von etwa
                                                    ging von 64,0 % auf 50,7 % und „Schwierigkeiten, sich auf                                                                                                       einem Kilogramm zwischen den entsprechenden Monaten
                                                    etwas zu konzentrieren, z. B. beim Zeitunglesen oder Fern-                                                                                                      in 2019 und 2020. Dieser Unterschied ist statistisch signi-
                                                    sehen“ von 21,9 % auf 18,1 % zurück (Annex Tabelle 2). Der                                                                                                      fikant. Für den BMI zeigt sich ebenfalls ein Anstieg: im
                                                    zeitliche Verlauf der beiden Einzelitems deutet aber nicht                                                                                                      Zeitraum April bis August 2020 lag der adjustierte, mittle-
                                                    darauf hin, dass die Abnahme auf eine relevante Änderung                                                                                                        re BMI mit 26,4 kg/m2 über dem adjustieren, mittleren BMI
                                                    ab März 2020 zurückzuführen ist (Abbildung 1).                                                                                                                  von 25,9 kg/m2 im Zeitraum April bis August 2019 (Annex
                                                                                                                                                                                                                    Tabelle 2).
                                                    3.2 Körpergewicht und Body Mass Index
   Die Häufigkeit depressiver                                                                                                                                                                                       3.3	Tabakrauchen und Passivrauchbelastung
   Symptome hat sich in der                         Über den gesamten Beobachtungszeitraum sind Schwan-
   Zeit der Maßnahmen zur                           kungen beim geschätzten mittleren BMI und Körpergewicht                                                                                                         Im Erhebungszeitraum der Studie GEDA 2019/2020-EHIS
   Eindämmung der COVID-19-                         zu erkennen. Ab dem Frühjahr 2020 zeigt sich ein deut­                                                                                                          von April 2019 bis September 2020 waren die geschätz-
                                                    licher Anstieg (Abbildung 2). Im Zeitraum April bis August                                                                                                      ten Anteile von Tabakrauchenden leichten Schwankungen
   Pandemie kaum verändert.

                                                    Anteil (%)
                                                          KW15 2019                    KW26 2019                                                                                              KW15 2020                    KW26 2020
                                                    70

                                                    60
                                                                                                                                                                                                                                                                Müdigkeit oder Gefühl, keine Energie zu haben
                                                    50                                                                                                                                                                                                            Monat            Kalenderwoche geglättet

                                                    40                                                                                                                                                                                                          Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren
                                                    30                                                                                                                                                                                                            Monat            Kalenderwoche geglättet

                                                    20                                                                                                                                                                                                          Depressive Symptomatik (PHQ-8)
                                                                                                                                                                                                                                                                  Monat            Kalenderwoche geglättet
                                                    10

                                    Abbildung 1
                                                          APR 2019

                                                                     MAI 2019

                                                                                JUN 2019

                                                                                           JUL 2019

                                                                                                      AUG 2019

                                                                                                                 SEP 2019

                                                                                                                            OKT 2019

                                                                                                                                       NOV 2019

                                                                                                                                                  DEZ 2019

                                                                                                                                                             JAN 2020

                                                                                                                                                                        FEB 2020

                                                                                                                                                                                   MÄR 2020

                                                                                                                                                                                              APR 2020

                                                                                                                                                                                                         MAI 2020

                                                                                                                                                                                                                    JUN 2020

                                                                                                                                                                                                                               JUL 2020

                                                                                                                                                                                                                                          AUG 2020

                                                                                                                                                                                                                                                     SEP 2020
      Psychische Gesundheit im Zeitverlauf von
April 2019 – September 2020 (adjustierte Anteile)
                  Quelle: GEDA 2019/2020-EHIS            KW = Kalenderwoche, PHQ-8 = 8-Item Patient Health Questionnaire

          Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                                                                                                                                    9
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                                                                                                                                    Focus

                             Abbildung 2     BMI (kg/m2)                                                                                                                                                                    Körpergewicht (kg)
   Körpergewicht und BMI im Zeitverlauf              KW15 2019                                         KW35 2019                                                                         KW15 2020                                   KW35 2020
                                             29,0                                                                                                                                                                                                          84
        von April 2019 – September 2020
                (adjustierte Mittelwerte)    28,5                                                                                                                                                                                                          83
          Quelle: GEDA 2019/2020-EHIS        28,0                                                                                                                                                                                                          82

                                             27,5                                                                                                                                                                                                          81

                                             27,0                                                                                                                                                                                                          80   Body Mass Index
                                             26,5                                                                                                                                                                                                          79     Monat           Kalenderwoche geglättet

                                             26,0                                                                                                                                                                                                          78   Körpergewicht
                                                                                                                                                                                                                                                                  Monat           Kalenderwoche geglättet
                                             25,5                                                                                                                                                                                                          77
Das mittlere Körpergewicht                   25,0                                                                                                                                                                                                          76
und der mittlere                             24,5                                                                                                                                                                                                          75
Body Mass Index lagen
                                             24,0                                                                                                                                                                                                          74
im Beobachtungszeitraum
2020 über dem Wert des
                                                     APR 2019

                                                                MAI 2019

                                                                           JUN 2019

                                                                                      JUL 2019

                                                                                                 AUG 2019

                                                                                                            SEP 2019

                                                                                                                       OKT 2019

                                                                                                                                  NOV 2019

                                                                                                                                             DEZ 2019

                                                                                                                                                        JAN 2020

                                                                                                                                                                   FEB 2020

                                                                                                                                                                              MÄR 2020

                                                                                                                                                                                         APR 2020

                                                                                                                                                                                                    MAI 2020

                                                                                                                                                                                                               JUN 2020

                                                                                                                                                                                                                          JUL 2020

                                                                                                                                                                                                                                     AUG 2020

                                                                                                                                                                                                                                                SEP 2020
Vorjahreszeitraums.
                                                    KW = Kalenderwoche, BMI = Body Mass Index

                                             unterworfen, insgesamt ist aber eine Abnahme zu ver-                                                                                                              3.4 Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen
                                             zeichnen. Während der Eindämmungsmaßnahmen ist
                                             keine Änderung ersichtlich (Abbildung 3). Wird allerdings                                                                                                         Die Inanspruchnahme ambulanter allgemein- und fach­
                                             der Zeitraum zwischen den Kalenderwochen 15 und 26                                                                                                                ärztlicher Leistungen in der Bevölkerung ist deutlichen
                                             im Jahr 2019 mit dem des Folgejahres verglichen, hat                                                                                                              saisonalen Schwankungen unterworfen. Im Zuge der
                                             der adjustierte Anteil der aktuell Tabakrauchenden von                                                                                                            Eindämmungsmaßnahmen zeigt sich zwischen den
                                             32,6 % auf 28,1 % abgenommen. Bei der täglichen Passiv-                                                                                                           Kalenderwochen 15 und 26 in 2020 ein deutlicher Rück-
                                             rauchbelastung sind bei diesem Zeitvergleich keine Ände-                                                                                                          gang der Inanspruchnahme ambulanter allgemeinmedi-
                                             rungen ersichtlich. Sowohl 2019 als auch 2020 betrug der                                                                                                          zinischer und fachärztlicher Leistungen auf ein Niveau
                                             Anteil der Passivrauchbelasteten in der Bevölkerung                                                                                                               unterhalb der saisonal bedingten Tiefstwerte von August
                                             während des frag­lichen Zeitraums schätzungsweise fünf                                                                                                            2019 und Januar 2020. Dieser Rückgang setzt bei den
                                             Prozent (Annex Tabelle 2).                                                                                                                                        allgemein­medizinischen Leistungen im April, bei den

    Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                                                                                                                                   10
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                                                                                                                                 Focus

                                    Abbildung 3     Anteil (%)
     Tabakrauchen und Passivrauchbelastung                KW15 2019                    KW26 2019                                                                                              KW15 2020                     KW26 2020
                                                    45
im Zeitverlauf von April 2019 – September 2020
                            (adjustierte Anteile)   40
                Quelle: GEDA 2019/2020-EHIS
                                                    35

                                                    30
                                                                                                                                                                                                                                                                 Aktuell Tabakrauchende
                                                    25                                                                                                                                                                                                             Monat           Kalenderwoche geglättet

                                                    20                                                                                                                                                                                                           Tägliche Passivrauchbelastung
                                                    15                                                                                                                                                                                                             Monat           Kalenderwoche geglättet

   Der Anteil der                                   10
   Tabakrauchenden                                   5
   während der Zeit der
   Eindämmungsmaßnahmen                                   APR 2019

                                                                     MAI 2019

                                                                                JUN 2019

                                                                                           JUL 2019

                                                                                                      AUG 2019

                                                                                                                 SEP 2019

                                                                                                                            OKT 2019

                                                                                                                                       NOV 2019

                                                                                                                                                  DEZ 2019

                                                                                                                                                             JAN 2020

                                                                                                                                                                        FEB 2020

                                                                                                                                                                                   MÄR 2020

                                                                                                                                                                                              APR 2020

                                                                                                                                                                                                         MAI 2020

                                                                                                                                                                                                                     JUN 2020

                                                                                                                                                                                                                                JUL 2020

                                                                                                                                                                                                                                           AUG 2020

                                                                                                                                                                                                                                                      SEP 2020
   ist niedriger als im
   Vergleichszeitraum                                    KW = Kalenderwoche

   des Vorjahres, ein
                                                    fachärztlichen Leistungen im März ein (Abbildung 4).                                                                                                            3.5 Erhaltene und erbrachte Unterstützung
   Zusammenhang zur
                                                    Der statistische Test zum Vergleich der Werte aus den
   pandemischen Lage                                Vergleichszeiträumen der Jahre 2019 und 2020 ist statis-                                                                                                        In Abbildung 5 zeigt der Verlauf der drei Kurven Schwankun-
   besteht jedoch nicht.                            tisch signifikant. Zwischen den Kalenderwochen 15 und                                                                                                           gen bei den jeweiligen Anteilen über die gesamte Beobach-
                                                    26 2019 lag die Inanspruchnahme allgemeinärztlicher                                                                                                             tungszeit, eine Auffälligkeit aufgrund der pandemischen
                                                    Leistungen bei 38,4 %, im gleichen Zeitraum 2020 bei                                                                                                            Lage im Frühjahr 2020 ist nicht zu erkennen. Der adjustier-
                                                    29,7 %. Bei den fachärztlichen Leistungen zeigte sich ein                                                                                                       te Anteil an Personen, die Unterstützung bei Tätigkeiten im
                                                    Rückgang der Inanspruchnahme von 30,0 % in 2019                                                                                                                 Haushalt erhalten, nahm im Vergleich der Zeiträume der
                                                    auf 17,7 % in 2020. Ab Juli 2020 steigt die Inanspruch-                                                                                                         Kalenderwochen 15 bis 26 zwischen 2019 und 2020 von
                                                    nahme ärztlicher Leistungen wieder an und bewegt sich                                                                                                           56,5 % auf 61,8 % geringfügig zu. Der adjustierte Anteil jener
                                                    etwa auf dem Niveau der Vergleichsmonate 2019 (Annex                                                                                                            Befragten, die bei mindestens einer Tätigkeit nach eigener
                                                    Tabelle 2).                                                                                                                                                     Einschätzung mehr Hilfe benötigten, nahm von 26,2 % auf
                                                                                                                                                                                                                    29,1 % ebenfalls nur geringfügig zu. Beide Anstiege sind
                                                                                                                                                                                                                    statistisch nicht signifikant (Annex Tabelle 2). Werden diese

          Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                                                                                                                                 11
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                                                                                                                                 Focus

                                    Abbildung 4     Anteil (%)
        Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher             KW15 2019                    KW26 2019                                                                                              KW15 2020                     KW26 2020
                                                    50
                  Leistungen im Zeitverlauf von
April 2019 – September 2020 (adjustierte Anteile)   45
                  Quelle: GEDA 2019/2020-EHIS
                                                    40

                                                    35
                                                                                                                                                                                                                                                                 Allgemeinärztliche Leistungen
                                                    30                                                                                                                                                                                                             Monat           Kalenderwoche geglättet

                                                    25                                                                                                                                                                                                           Fachärztliche Leistungen
                                                    20                                                                                                                                                                                                             Monat           Kalenderwoche geglättet

                                                    15
   Während der
                                                    10
   Eindämmungsmaßnahmen
   zeigt sich ein deutlicher,                             APR 2019

                                                                     MAI 2019

                                                                                JUN 2019

                                                                                           JUL 2019

                                                                                                      AUG 2019

                                                                                                                 SEP 2019

                                                                                                                            OKT 2019

                                                                                                                                       NOV 2019

                                                                                                                                                  DEZ 2019

                                                                                                                                                             JAN 2020

                                                                                                                                                                        FEB 2020

                                                                                                                                                                                   MÄR 2020

                                                                                                                                                                                              APR 2020

                                                                                                                                                                                                         MAI 2020

                                                                                                                                                                                                                     JUN 2020

                                                                                                                                                                                                                                JUL 2020

                                                                                                                                                                                                                                           AUG 2020

                                                                                                                                                                                                                                                      SEP 2020
   aber vorübergehender
   Rückgang der
                                                         KW = Kalenderwoche
   Inanspruchnahme
   allgemein- und                                   Ergebnisse nach Altersgruppen getrennt betrachtet, so zeigt                                                                                                     führten statistischen Tests auf Unterschiede hinsichtlich
   fachärztlicher Leistungen.                       sich besonders bei den 55- bis 64-Jährigen ein starker Anstieg                                                                                                  Alter, Geschlecht und Bildung bei den Gesundheitsout­
                                                    des Anteils an fehlender Unterstützung; im Gegensatz dazu                                                                                                       comes zeigen nur wenige bedeutsame beziehungsweise
                                                    nahm dieser Anteil bei den Personen ab 80 Jahren signifi-                                                                                                       signifikante Ergebnisse. Die dargestellten Trends unter-
                                                    kant ab. Im Vergleich der Kalenderwochen 15 bis 26 des                                                                                                          scheiden sich für Frauen und Männer sowie für die betrach-
                                                    Jahres 2019 mit dem Vergleichszeitraum 2020 zeigt sich                                                                                                          teten Bildungsgruppen überwiegend nicht systematisch
                                                    kein signifikanter Unterschied der adjustierten Anteile an                                                                                                      voneinander. Eine Ausnahme bildet die Inanspruchnahme
                                                    Personen, die Pflege- oder Unterstützungsleistungen erbrin-                                                                                                     von haus- und fachärztlichen Leistungen. Hier zeigen sich
                                                    gen (2019: 20,7 % und 2020: 22,0 %) (Annex Tabelle 2).                                                                                                          signifikante Unterschiede nach dem Bildungsniveau inso-
                                                                                                                                                                                                                    fern, als dass die Inanspruchnahme in der oberen und
                                                    3.6	Unterschiede nach Alter, Geschlecht und Bildung                                                                                                             unteren Bildungsgruppe stärker zurückgeht als in der mitt-
                                                                                                                                                                                                                    leren Bildungsgruppe. Des Weiteren zeigt sich bei 55- bis
                                                    Die für den Vergleich der Kalenderwochen 15 bis 26 bezie-                                                                                                       64-Jährigen ein stärkerer Anstieg an fehlender Unterstüt-
                                                    hungsweise 15 bis 35 der Jahre 2019 und 2020 durchge-                                                                                                           zung bei Tätigkeiten im Haushalt.

          Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                                                                                                                                 12
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                                                                                                                                Focus

                                    Abbildung 5     Anteil (%)
       Erhaltene und geleistete Unterstützung             KW15 2019                    KW26 2019                                                                                              KW15 2020                     KW26 2020
                                                    90
im Zeitverlauf von April 2019 – September 2020
                            (adjustierte Anteile)   80
                Quelle: GEDA 2019/2020-EHIS
                                                    70
                                                                                                                                                                                                                                                                 Unterstützung erhalten
                                                    60                                                                                                                                                                                                             Monat            Kalenderwoche geglättet

                                                    50                                                                                                                                                                                                           Unterstützung fehlend
                                                    40                                                                                                                                                                                                             Monat            Kalenderwoche geglättet

                                                    30                                                                                                                                                                                                           Unterstützung geleistet
                                                                                                                                                                                                                                                                   Monat            Kalenderwoche geglättet
                                                    20
   Der Anteil an Personen,                          10
   die Unterstützung im
   Haushalt erhalten, ist im                              APR 2019

                                                                     MAI 2019

                                                                                JUN 2019

                                                                                           JUL 2019

                                                                                                      AUG 2019

                                                                                                                 SEP 2019

                                                                                                                            OKT 2019

                                                                                                                                       NOV 2019

                                                                                                                                                  DEZ 2019

                                                                                                                                                             JAN 2020

                                                                                                                                                                        FEB 2020

                                                                                                                                                                                   MÄR 2020

                                                                                                                                                                                              APR 2020

                                                                                                                                                                                                         MAI 2020

                                                                                                                                                                                                                     JUN 2020

                                                                                                                                                                                                                                JUL 2020

                                                                                                                                                                                                                                           AUG 2020

                                                                                                                                                                                                                                                      SEP 2020
   Beobachtungszeitraum
   weitgehend konstant                                   KW = Kalenderwoche

   geblieben.
                                                    4. Diskussion                                                                                                                                                   depressiven Symptomatik und bei der erhaltenen und
                                                                                                                                                                                                                    geleisteten Unterstützung.
                                                    Während der Eindämmungsmaßnahmen können Verän-                                                                                                                     Telefonische Befragungen haben unter anderem die
                                                    derungen der gesundheitlichen Lage jenseits des Infekti-                                                                                                        Limitation, dass die Interviewdauer einen Einfluss auf die
                                                    onsgeschehens beobachtet werden. Die grafische Analyse                                                                                                          Datenqualität haben kann [20]. Da sie anfälliger für soziale
                                                    und der Vergleich der Werte aus den Vergleichszeiträumen                                                                                                        Erwünschtheit sind, kann bei potenziell sensiblen Items
                                                    der Jahre 2019 und 2020 zeigen für Körpergewicht und                                                                                                            die „wahre“ Prävalenz unterschätzt werden [21]. Zudem
                                                    BMI einen Anstieg und bei der Inanspruchnahme                                                                                                                   sind Responseraten in der Regel niedriger als bei persön-
                                                    allgemein- und fachärztlicher Leistungen eine vorüberge-                                                                                                        lichen Interviews (Face-to-Face), womit nicht zwangsläufig
                                                    hende starke Abnahme. Gesunken ist auch der Anteil der                                                                                                          ein höherer Non-Response-Bias einhergehen muss [22].
                                                    Tabakrauchenden in der Bevölkerung. Ein direkter Zusam-                                                                                                         Die vorliegenden Ergebnisse beruhen auf der Annahme,
                                                    menhang zur pandemischen Lage im Frühjahr 2020 ist                                                                                                              dass die Stichprobe durch die Eindämmungsmaßnahmen
                                                    hier aber unklar. Keine ausgeprägten Unterschiede zeigten                                                                                                       keine systematischen Verzerrungen aufweist. Mögliche
                                                    sich hingegen in der Allgemeinbevölkerung bei der                                                                                                               Faktoren wurden durch die Gewichtung nach Alter,

          Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                                                                                                                                13
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                         Focus

                                         Geschlecht und Bildung bereits berücksichtigt. Zudem              Arbeit nicht die Gesamtheit psychischer Störungen unter-
                                         zeigen erste Analysen keinen systematischen Selektionsbias        sucht worden, aber eine depressive Symptomatik tritt nicht
                                         zwischen den Teilstichproben der Vergleichszeiträume 2019         nur bei Depressionen auf, sondern auch als Folgesympto-
                                         und 2020. Dennoch kann nicht vollständig ausgeschlossen           matik anderer psychischer Störungen. Diese Befunde ste-
                                         werden, dass eine veränderte Teilnahmebereitschaft einen          hen im Einklang mit einer Analyse des Zentralinstituts für
                                         Einfluss auf einzelne Gesundheitsindikatoren hatte. Durch         psychische Gesundheit, die ebenfalls anhand einer Zufalls-
                                         die Inanspruchnahme von Kurzarbeit oder die Ausweitung            stichprobe aus der deutschen Bevölkerung (n = 721) im
                                         flexibler Heimarbeit, könnten beispielsweise einzelne Bevöl-      April 2020 keine Veränderungen in der Häufigkeit psychi-
                                         kerungsgruppen besser oder schlechter telefonisch erreicht        scher Symptomatik im Vergleich zum Jahr 2018 feststellen
                                         worden sein. Inwieweit die Gewichtung solche Faktoren             konnte [24]. Auch Daten aus den Niederlanden (n = 3.983)
                                         vollständig ausgleicht, muss durch vertiefende methodische        verweisen darauf, dass sich Angst und depressive Symp-
                                         Analysen weiter aufgeklärt werden. Aufgrund dieser Limi­          tomatik zum Vorjahreszeitraum nicht veränderten [25].
                                         tationen werden in dieser Arbeit noch keine Auswertungen          Abhängig von der weiteren Pandemieentwicklung, den
                                         für spezifische Risikogruppen berichtet. Bei diesen ist           ergriffenen Maßnahmen und möglichen wirtschaftlichen
                                         zudem die Fallzahl oft nicht hinreichend hoch um mögliche         und sozialen Folgen bleibt weiterhin zu beobachten, wie
                                         Unterschiede im Zeitverlauf statistisch abzusichern.              sich psychische Gesundheit in der Allgemeinbevölkerung
                                             Auf Bevölkerungsebene werden anfängliche Befürch-             im Trend weiterentwickelt. Es ist nicht vorhersehbar, inwie-
                                         tungen, dass psychische Störungen durch die COVID-19-             weit sich die Bevölkerung weiterhin als resilient erweist, die
                                         Pandemie oder die Eindämmungsmaßnahmen zunehmen                   Maßnahmen in Prävention und Versorgung ausreichend
                                         könnten, durch die vorliegenden Ergebnisse zunächst nicht         sind oder ob vorab geäußerte Befürchtungen bis hin zu
                                         unterstützt. Es zeigten sich keine Veränderungen in der           erhöhten Suizidraten tatsächlich eintreten [26]. Internati-
                                         depressiven Symptomatik in der Zeit einschneidender               onal gibt es Hinweise darauf, dass bei höheren Inzidenz-
                                         Eindämmungsmaßnahmen und nach deren Lockerung.                    raten von COVID-19 und gravierenderen Maßnahmen
                                         Bei zwei Begleitsymptomen von Depressivität, dem Gefühl           höhere psychische Belastungen auftreten können, die dann
                                         von Müdigkeit und keine Energie zu haben, sowie Schwie-           auch zu einem Anstieg von psychischen Störungen führen
                                         rigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren, zeigte sich sogar     könnten [27].
                                         eine rückläufige Entwicklung. Müdigkeit, Energieverlust               Die hier vorgelegten Analysen scheinen bestehende
                                         und Konzentrationsschwierigkeit sind klassische Begleiter-        Befunde zur Entwicklung von Körpergewicht und BMI zu
                                         scheinungen von beruflichem Stress [23]. Andererseits zeigt       bestätigen. Danach haben die Maßnahmen zur Eindäm-
                                         sich, dass dieser Rückgang einer kontinuierlichen Entwick-        mung der COVID-19-Pandemie zu Veränderungen im
                                         lung folgt und somit nicht als positiver Effekt der Maßnah-       Alltag geführt, die sich möglicherweise auf eine Zunahme
                                         men gewertet werden sollte. Zwar ist mit der vorliegenden         des Körpergewichts ausgewirkt haben. Dies zeigen auch

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                        Focus

                                         Ergebnisse zweier weiterer Befragungen. Deren methodi-            auch eine Zunahme des Anteils von Tabakrauchenden und
                                         sche Qualität ist jedoch sehr heterogen und mit Limitatio-        der Passivrauchbelastung plausibel gewesen [32, 33].
                                         nen wie zum Beispiel einem fehlenden Anspruch auf Reprä-          Ob die Änderungen beim Rauchverhalten eine direkte
                                         sentativität behaftet. In der online durchgeführten nu3           Folge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-
                                         Corona-Studie vom 22. und 26. April 2020 gaben 24 % der           Pandemie sind, kann mit den vorliegenden Daten nicht
                                         Befragten an, seit Beginn der Eindämmungsmaßnahmen                beurteilt werden.
                                         ab Mitte März zugenommen zu haben. Mehr als jede zweite               Die Entwicklung der Inanspruchnahme ambulant ärzt-
                                         befragte Person legte nach eigenen Angaben zwischen ein           licher Leistungen im Erhebungsverlauf erscheint grund-
                                         und drei Kilogramm zu [28]. In der Onlinebefragung You-           sätzlich plausibel. Saisonal bedingt niedrige Inanspruch-
                                         Gov, die Mitte Mai durchgeführt wurde, gaben 14 % an, wäh-        nahmeraten zeigen sich vor allem in den Urlaubsmonaten
                                         rend der Einschränkungen zwischen ein und zwei Kilo-              im Sommer 2019 wie auch zu Jahresanfang 2020. In der
                                         gramm, und 12 % zwischen zwei und fünf Kilogramm                  Folge der Eindämmungsmaßnahmen fällt die Inanspruch-
                                         zugenommen zu haben [29]. Als Gründe für eine Gewichts-           nahme ärztlicher Leistungen sogar unter dieses Niveau.
                                         zunahme wurden häufiges und ungesundes Essen sowie                Obwohl die medizinische Grundversorgung in dieser Zeit
                                         mangelnde Bewegung genannt. Eine Gewichtszunahme                  aufrechterhalten wurde, hat die Bevölkerung offenbar ver-
                                         von einem Kilogramm erscheint auf individueller Ebene             stärkt auf die Inanspruchnahme ambulant ärztlicher Leis-
                                         zunächst einmal gering und nicht von klinischer Bedeutung.        tungen verzichtet. In Deutschland ist bislang vor allem die
                                         Eine Längsschnittauswertung von Kohortenstudien in                Veränderung in der Nutzung notfallmedizinischer Leistun-
                                         Deutschland aus den Jahren 1994 bis 2007 hat jedoch               gen untersucht worden. Auch hier wurde ein starker Rück-
                                         gezeigt, dass die durchschnittliche mittlere Gewichtszu-          gang der Inanspruchnahme festgestellt [34–36]. Gleiches
                                         nahme pro Jahr in der Allgemeinbevölkerung im Alter von           gilt für die Inanspruchnahme der Krankenhausversorgung
                                         45 bis 64 Jahren nur 250 g bei Männern und 240 g bei Frauen       [37, 38]. Dies deckt sich mit weiteren nationalen und inter-
                                         beträgt [30]. Inwiefern sich der Anstieg des Körpergewichts       nationalen Befunden, nach denen zum Beispiel die Nut-
                                         und des BMI in den nächsten Monaten in der Bevölkerung            zung der zahnärztlichen und psychiatrischen Notfallver-
                                         fortsetzt, sollte weiter beobachtet werden.                       sorgung oder auch die Anwendung bildgebender Verfahren
                                             Die vorliegenden Daten zeigen keine ungewöhnliche             im Zuge der Kontaktbeschränkungen deutlich zurückge-
                                         Entwicklung in der Häufigkeit des Tabakrauchens oder der          gangen sind [39–41]. Inwieweit die Qualität der medizini-
                                         Passivrauchbelastung. Die Abnahme des Anteils von                 schen Versorgung durch den Verzicht auf medizinisch not-
                                         Tabakrauchenden ist vor dem Hintergrund der langfris­-            wendige Behandlungen gelitten hat, lässt sich auf dieser
                                         tigen Abnahme im Rauchverhalten grundsätzlich plausibel           Basis nicht beantworten.
                                         [31]. Wie andere Studien belegen, wäre im Zeitraum der                Für die Bevölkerung ab 55 Jahren, die bei alltäglichen
                                         Eindämmungsmaßnahmen sowohl eine Abnahme aber                     Haushaltstätigkeiten Schwierigkeiten hat, zeigen die

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                              Focus

                                         Ergebnisse, dass offenbar ausreichend Unterstützung wäh-          ist zu beachten, dass die mit der COVID-19-Pandemie ein-
                                         rend der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-                   hergehenden Herausforderungen und Belastungen für
                                         Pandemie vorhanden war. Das lässt vermuten, dass fami-            einzelne Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich waren.
                                         liäre und nachbarschaftliche Netzwerke oder auch profes-          Zukünftige Forschung sollte daher untersuchen, ob sich
                                         sionelle Unterstützung in ausreichendem Maße zur Verfü-           in bestimmten Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel bei
                                         gung standen und genutzt wurden. Einzig bei den jüngeren          Menschen mit geringem Einkommen, Arbeitslosen, Allein-
                                         Älteren im Alter von 55 bis 64 Jahren zeigte sich ein Defizit     erziehenden, älteren Menschen oder bei Personen mit
                                         an Unterstützung. Dies ist gleichzeitig die Altersgruppe,         chronischen Erkrankungen, spezifische Entwicklungen
                                         die am häufigsten Hilfe- und Pflegeleistungen erbracht hat.       festzustellen sind, die hier nicht im Fokus standen. So
                                         Berücksichtigt werden sollte, dass diese Altersgruppe, die        sollte die Entwicklung der Inanspruchnahme ärztlicher
                                         selbst Unterstützung zum Beispiel für ältere und hochalt-         Leistungen für ältere oder chronisch erkrankte Personen
                                         rige Eltern erbringt, nicht ausreichend Hilfen bekommt            genauer analysiert werden. Gelegenheit zu vertiefenden
                                         oder diese noch nicht organisiert hat. Aufgrund von Mehr-         Analysen, wie auch zur Beobachtung einer längerfristigen
                                         fachbelastungen könnte diese Gruppe für gesundheitliche           Entwicklung, bietet die Fortführung von GEDA 2019/2020-
                                         Folgen anfällig sein und scheint bislang noch keine ausrei-       EHIS über den ursprünglich geplanten Zeitraum hinaus
                                         chende Beachtung erhalten zu haben [42].                          bis zunächst Ende 2020. Mit einer längeren Studiendauer
                                             Die Studie GEDA 2019/2020-EHIS erlaubt es, Indikato-          wird es möglich, die untersuchten Befunde weiter abzusi-
                                         ren der gesundheitlichen Lage im zeitlichen Trend auszu-          chern und vertiefende Auswertungen über die hier darge-
                                         werten und Veränderungen, die sich im Zuge der Eindäm-            stellten Themen hinaus anzustellen.
                                         mungsmaßnahmen der COVID-19-Pandemie 2020 ergeben
                                         haben, systematisch mit dem Zeitraum des Vorjahres zu                                                         Korrespondenzadresse
                                                                                                                                                             Stefan Damerow
                                         vergleichen. Im Überblick ergab sich dabei kein einheit­
                                                                                                                                                         Robert Koch-Institut
                                         liches Bild. In einigen Bereichen wie der psychischen                        Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
                                         Gesundheit haben sich Befürchtungen einer Zunahme                                                           General-Pape-Str. 62–66
                                         depressiver Symp­tome und fehlender Unterstützung bei                                                                    12101 Berlin
                                                                                                                                                   E-Mail: DamerowS@rki.de
                                         Tätigkeiten im Haushalt nicht bestätigt. Bei anderen The-
                                         men haben sich im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen                                                                          Zitierweise
                                         systematische Verschiebungen ergeben, die es weiter zu               Damerow S, Rommel A, Prütz F, Beyer AK, Hapke U et al. (2020)
                                         untersuchen gilt. Die Zunahme von Körpergewicht und                 Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der
                                                                                                           COVID-19-Pandemie. Zeitliche Entwicklung ausgewählter Indikatoren
                                         BMI verweist auf Indikatoren, die längerfristig beobachtet
                                                                                                                                            der Studie GEDA 2019/2020-EHIS.
                                         werden sollten. Ein weiteres Beispiel ist die Depressivität.                                  Journal of Health Monitoring 5(4): 3–22.
                                         Auch wenn sich hier zunächst keine Änderungen zeigen,                                                             DOI 10.25646/7171

Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                             16
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                 Focus

                                         Die englische Version des Artikels ist verfügbar unter:           Literatur
                                         www.rki.de/journalhealthmonitoring-en                             1.   Mayr V, Nussbaumer-Streit B, Gartlehner G et al. (2020) Qua-
                                                                                                                rantänemaßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie.
                                                                                                                Kompetenznetz Public Health COVID-19, Bremen
                                         Datenschutz und Ethik
                                                                                                           2.   Brooks SK, Webster RK, Smith LE et al. (2020) The psychological
                                         Die Studie GEDA 2019/2020-EHIS unterliegt der strikten                 impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the
                                         Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen der                 evidence. The Lancet 395(10227):912–920
                                         EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und des                     3.   Zielasek J, Gouzoulis-Mayfrank E (2020) COVID-19-Pandemie:
                                                                                                                Psychische Störungen werden zunehmen. Dtsch Arztebl
                                         Bundesdatenschutz­gesetzes (BDSG). Die Ethikkommissi-                  117(21):A1114–1117
                                         on der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat die Studie
                                                                                                          4.    Jordan S, Starker A, Krug S et al. (2020) Gesundheitsverhalten
                                         unter ethischen Gesichtspunkten geprüft und der Durch-                 und COVID-19: Erste Erkenntnisse zur Pandemie.
                                         führung des Studienvorhabens zugestimmt (Antragsnum-                   Journal of Health Monitoring 5(S8):2–16.
                                                                                                                https://edoc.rki.de/handle/176904/6993 (Stand: 16.11.2020)
                                         mer EA2/070/19). Die Teilnahme an der Studie war freiwil-
                                                                                                           5.   World Health Organization (WHO) (2020) Smoking and
                                         lig. Die Teilnehmenden wurden über die Ziele und Inhalte               COVID-19. Scientific brief. 26. May 2020.
                                         der Studie sowie über den Datenschutz informiert und                   https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/332182/WHO-
                                                                                                                2019-nCoV-Sci_Brief-Smoking-2020.1-eng.pdf (Stand: 28.09.202)
                                         gaben ihre münd­liche Einwilligung (informed consent).
                                                                                                           6.   Parrott AC (1999) Does cigarette smoking cause stress?
                                                                                                                American Psychologist 54(10):817
                                         Förderungshinweis
                                                                                                           7.   Du W, Wang G (2020) Indoor Air Pollution was Nonnegligible
                                         Die Studie GEDA 2019/2020-EHIS wurde mit Mitteln des                   during COVID-19 Lockdown. Aerosol Air Qual Res 20:1851–1855
                                         Robert Koch-Instituts und des Bundesministeriums für              8.   Kompetenznetzwerk Public Health COVID-19 (2020) Hinter-
                                         Gesundheit finanziert.                                                 grundpapier: Indirekte Gesundheitsfolgen der aktuellen Maßnah-
                                                                                                                men zum Infektionsschutz in Deutschland.
                                                                                                                https://www.public-health-covid19.de/images/2020/Ergebnisse/
                                         Interessenkonflikt                                                     Hintergrundpapier_Indirekte_Folgen_von_Manahmen_des_
                                         Die Autorinnen und Autoren geben an, dass kein Interes-                Infektionsschutzes_Version01_23042020.pdf (Stand: 16.11.2020)
                                         senkonflikt besteht.                                              9.   Saß AC, Lange C, Finger JD et al. (2017) „Gesundheit in Deutsch-
                                                                                                                land aktuell“ – Neue Daten für Deutschland und Europa, Hinter-
                                                                                                                grund und Studienmethodik von GEDA 2014/2015-EHIS.
                                         Danksagung                                                             Journal of Health Monitoring 2(1):83–90.
                                                                                                                https://edoc.rki.de/handle/176904/2585 (Stand: 16.01.2019)
                                         Ein besonderer Dank gilt allen Beteiligten, die durch Ihre
                                         engagierte Mitarbeit die GEDA-Studie ermöglicht haben:            10. Kurth BM, Lange C, Kamtsiuris P et al. (2009) Gesundheitsmoni-
                                                                                                               toring am Robert Koch-Institut. Sachstand und Perspektiven.
                                         den Interviewerinnen und Interviewern der USUMA GmbH,                 Bundesgesundheitsbl 52:557–570
                                         den Kolleginnen und Kollegen des GEDA-Teams am RKI.               11. Lange C, Jentsch F, Allen J et al. (2015) Data Resource Profile:
                                         Ebenfalls möchten wir uns bei allen Teilnehmerinnen und               German Health Update (GEDA)-the health interview survey for
                                                                                                               adults in Germany. Int J Epidemiol 44(2):442–450
                                         Teilnehmern herzlich bedanken.

Journal of Health Monitoring 2020 5(4)                                                                                                                                17
Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie                                                        Focus

                                         12. Lange C, Finger JD, Allen J et al. (2017) Implementation of the      25. van der Velden PG, Slachtofferhulp CCF, Das M et al. (2020)
                                             European health interview survey (EHIS) into the German health           Anxiety and depression symptoms, and lack of emotional support
                                             update (GEDA). Arch Public Health 75:40–40                               among the general population before and during the
                                                                                                                      COVID-19 pandemic. A prospective national study on preva-
                                         13. European Commission, Eurostat (2018) European Health Inter-
                                             view Survey (EHIS wave 3). Methodological manual. European               lence and risk factors. J Affect Disord 277: 540–548
                                             Commission, Luxembourg                                               26. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
                                         14. von der Heyde C (2013) Das ADM-Stichprobensystem für                     Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (2020) Suizidprävention:
                                             Telefonbefragungen.                                                      in Krisenzeiten besonders wichtig.
                                             https://www.gessgroup.de/wp-content/uploads/2016/09/                     https://www.dgppn.de/presse/pressemitteilungen/pressemittei-
                                             Beschreibung-ADM-Telefonstichproben_DE-2013.pdf                          lungen-2020/Suizid.html (16.11.2020)
                                             (Stand: 05.10.2020)                                                  27. Riedel-Heller S, Richter D (2020) COVID-19-Pandemie trifft auf
                                         15. American Association for Public Opinion Research (AAPOR)                 Psyche der Bevölkerung: Gibt es einen Tsunami psychischer
                                             (2016) Standard definitions – final disposition codes of case            Störungen? Psychiatr Prax 47(08):452–456
                                             codes and outcome rates for surveys. AAPOR, Deerfield
                                                                                                                  28. nu3 (2020) nu3 Corona-Studie. Wie wir uns in Zeiten von Social
                                         16. Kroenke K, Strine TW, Spitzer RL et al. (2009) The PHQ-8 as a            Distancing und Home-Office ernähren und bewegen.
                                             measure of current depression in the general population.                 https://www.nu3.de/pages/corona-studie#gref (Stand: 16.11.2020)
                                             J Affect Disord 114(1–3):163–173
                                                                                                                  29. YouGov (2020) COVID-19: Alle YouGov-Ergebnisse auf einen Blick
                                         17. American Psychiatric Association (1994) Diagnostic and Statistical       https://yougov.de/news/2020/05/11/covid-19-alle-yougov-ergeb-
                                             Manual of Mental Disorders, Forth edition (DSM-IV). American             nisse-auf-einen-blick/ (Stand: 16.11.2020)
                                             Psychiatric Association, Washington, DC
                                                                                                                  30. Haftenberger M, Mensink GB, Herzog B et al. (2016) Changes in
                                         18. Lawton MP, Brody EM (1969) Assessment of older people:                   body weight and obesity status in German adults: results of seven
                                             self-maintaining and instrumental activities of daily living.            population-based prospective studies. Eur J Clin Nutr 70(3):300–305
                                             Gerontologist 9(3):179–186
                                                                                                                  31. Zeiher J, Finger JD, Kuntz B et al. (2018) Zeitliche Trends beim
                                         19. Lechert Y, Schroedter J, Lüttinger P (2006) Die Umsetzung der            Rauchverhalten Erwachsener in Deutschland Ergebnisse sieben
                                             Bildungsklassifikation CASMIN für die Volkszählung 1970, die             bundesweiter Gesundheitssurveys 1991–2015. Bundesgesund-
                                             Mikrozensus- Zusatzerhebung 1971 und die Mikrozensen                     heitsbl 61(11):1365–1376
                                             1976–2004. ZUMA-Methodenbericht, 2006/12. Zentrum für
                                             Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim                            32. Georgiadou E, Hillemacher T, Müller A et al. (2020) Alkohol und
                                                                                                                      Rauchen: Die COVID-19-Pandemie als idealer Nährboden für
                                         20. Häder M, Neumann R (2019) Datenqualität. In: Häder S, Häder
                                             M, Schmich P (Hrsg) Telefonumfragen in Deutschland. Springer             Süchte. Dtsch Arztebl International 117(25):1251–1254
                                             Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, S. 349–391                          33. Jackson SE, Garnett C, Shahab L et al. (2020) Association of the
                                         21. Hüfken V (2019) Telefonische Befragung. In: Baur N, Blasius J            COVID-19 lockdown with smoking, drinking, and attempts to
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                                             Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, S. 757–768                     https://doi.org/10.1101/2020.05.25.20112656 (Stand: 16.11.2020)
                                         22. Groves RM, Peytcheva E (2008) The Impact of Nonresponse              34. Slagman A, Behringer W, Greiner F et al. (2020) Medizinische
                                             Rates on Nonresponse Bias: A Meta-Analysis. Public Opin Q                Notfälle während der COVID-19-Pandemie. Dtsch Arztebl Inter-
                                             72(2):167–189                                                            national 117(33–34):545–552
                                         23. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2020)            35. Ramshorn-Zimmer A, Schröder R, Fakler J et al. (2020) Notauf-
                                             Stressreport Deutschland 2019: Psychische Anforderungen,                 nahme während der Coronapandemie: Weniger Non-COVID-19-
                                             Ressourcen und Befinden. BAuA, Dortmund                                  Notfälle. Dtsch Arztebl International 117(24):1201–1206
                                         24. Kuehner C, Schultz K, Gass P et al. (2020) Psychisches Befinden      36. Boender TS, Greiner F, Kocher T et al. (2020) Inanspruchnahme
                                             in der Bevölkerung während der COVID-19-Pandemie. Psychiatri-            deutscher Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie –
                                             sche Praxis 47(07): 361–369                                              der Notaufnahme-Situationsreport (SitRep). Epid Bull (27):3–5

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Journal of Health Monitoring    Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie        Focus

                                         37. Günster C, Drogan D, Hentschker C et al. (2020) WIdO-Report:
                                             Entwicklung der Krankenhausfallzahlen während des Coronavi-
                                             rus-Lockdowns. WIdO, Berlin
                                         38. Scheidt-Nave C, Barnes B, Beyer AK et al. (2020) Versorgung
                                             von chronisch Kranken in Deutschland – Herausforderungen
                                             in Zeiten der COVID-19-Pandemie.
                                             Journal of Health Monitoring 5(S10):2–28.
                                             https://edoc.rki.de/handle/176904/7033 (Stand: 16.11.2020)
                                         39. Parikh KD, Ramaiya NH, Kikano EG et al. (2020) COVID-19
                                             Pandemic Impact on Decreased Imaging Utilization: A Single
                                             Institutional Experience. Acad Radiol 27(9):1204–1213
                                         40. Guo H, Zhou Y, Liu X et al. (2020) The impact of the COVID-19
                                             epidemic on the utilization of emergency dental services. J Dent Sci
                                         41. Hoyer C, Ebert A, Szabo K et al. (2020) Decreased utilization of
                                             mental health emergency service during the COVID-19 pandemic.
                                             Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 1–3
                                         42. Chan EYY, Gobat N, Kim JH et al. (2020) Informal home care
                                             providers: the forgotten health-care workers during the COVID-19
                                             pandemic. The Lancet 395(10242):1957–1959

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