Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie

Die Seite wird erstellt Helge Wendt
 
WEITER LESEN
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Altersfreundliche
  Lebensräume
IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Inhalt
Das Alter(n) hat viele Facetten                                                                                      5

Die Gemeinde als attraktiver Ort für jedes Lebensalter                                                              8

Lebensräume gemeinsam gestalten                                                                                      9

    Wohnen – Wohnbedürfnisse verändern sich                                                                         10

    Wohnumfeld – gut leben in vertrauter Umgebung                                                                   12

    Sozial integriert – aktiv in der Gemeinschaft                                                                   15

    Wohlbefinden und Gesundheit                                                                                     19

    Information und Beratung                                                                                        21

Gemeinsam handeln für Altersfreundlichkeit                                                                          22

Kurzbeschreibung innovativer Beispiele                                                                              24

Literaturnachweise und -hinweise                                                                                    31

Impressum:
Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Präsidium,
Oö. Zukunftsakademie, Kärntnerstraße 10-12, 4021 Linz, T 0732 77 20-14 402, E zak.post@ooe.gv.at,
www.ooe-zukunftsakademie.at
Inhalt/Redaktionsteam:
Dr. Maria Fischnaller, FH-Prof. Dr. Anton K. Riedl, DI Dietmar Kriechbaum, Dipl.-Päd. Margit Hammer
Grafik: Conquest Werbeagentur GmbH
Linz, September 2016

Die in dieser Publikation angegebenen Links wurden mit Stand August 2016 abgerufen. Der Herausgeber übernimmt
keine Gewähr für den Inhalt und das Funktionieren dieser Links, da dies außerhalb seines Wirkungsbereiches liegt.

2 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
EINLEITUNG

Altersfreundlichkeit
schafft
Zukunftsvertrauen
Alter(n) betrifft alle – jede und jeden Einzelnen, Gemeinschaften und die
Gesellschaft als Ganzes. Die Lebensräume altersfreundlich zu gestalten,
ist eine Antwort auf den demografischen Wandel sowie gesellschaftliche
Entwicklungen und zugleich eine Zukunftsaufgabe.
Der erste Schritt in Richtung Altersfreundlichkeit ist ein Perspektivenwechsel,
der die neuen Möglichkeiten und Chancen erkennt, die in einer Gesellschaft
des langen Lebens liegen. Diese Perspektive wird allzu oft durch das aus
vergangenen Zeiten geprägte Altersbild verstellt, das Defizite, Belastungs-
und Kostenaspekte des Alters in den Vordergrund rückt.
Das Konzept der Altersfreundlichkeit fußt auf einem modernen Leitbild, das
die Vielfalt des Alter(n)s wahrnimmt. Es ist vom Gedanken getragen, die
Menschen im Prozess des Älterwerdens dabei zu unterstützen, bis ins hohe
Alter ein selbstbestimmtes Leben in der Mitte der Gesellschaft zu verbringen.

Eine zukunftsorientierte Seniorinnen- und Seniorenarbeit nimmt die gesamte
Lebenswelt in den Blick und knüpft an den Stärken und Möglichkeiten älterer
Menschen an, ohne jene außer Acht zu lassen, die auf besondere Betreuung
angewiesen sind.
Gemeinden, die auf Altersfreundlichkeit setzen, handeln vorausschauend
und wirken vorsorgend. Sie schaffen günstige Bedingungen für ein aktives
Älterwerden und beteiligen ältere Menschen an der Gestaltung des gebau-
ten und sozialen Lebensraumes. Für ältere Menschen soll sich ein breiter
Fächer an neuen Möglichkeiten eröffnen, damit sie ihre Fähigkeiten und ihr
Erfahrungswissen zum eigenen Nutzen und zur Stärkung des Sozialkapitals
in die Gemeinschaft einbringen können.
Die Entwicklung eines altersfreundlichen Lebensumfeldes umspannt ein
Bündel an Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen. Es geht um eine
generationengerechte Gestaltung des öffentlichen Raumes, um den Erhalt
der Mobilität, um neue Wohnformen, das Miteinander der Generationen,
um Engagement und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und vieles mehr.

                                                                                     OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 3
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Altersfreundlichkeit ist eine Antwort auf
       die Herausforderungen des demografischen Wandels
                    und eine Zukunftsaufgabe.

Die Oö. Zukunftsakademie will mit der vorliegenden Publikation zu einer
breiten Diskussion des Themas beitragen und wendet sich an Akteurinnen
und Akteure in Politik und Verwaltung, in Verbänden, Vereinen und Institu-
tionen und an interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Die Broschüre skizziert Veränderungen und Entwicklungstrends des Alterns,
die sich im demografischen und gesellschaftlichen Wandel abzeichnen.
Es werden wichtige Handlungsfelder beleuchtet, mögliche Bausteine benannt
und bewährte Projekte vorgestellt, die als Anregung für die Umsetzung
eigener Ideen nützlich sein können. Innovative Beispiele aus der Praxis
stehen exemplarisch für zukunftsweisende Projekte, die vielerorts in ober­
österreichischen Gemeinden entstanden sind und entstehen.

Fotoquelle: Fotolia/Ingo Bartussek                               Fotoquelle: Fotolia/Kzenon

Diese Publikation beruht auf der Recherche von Fachliteratur, auf der
Sichtung verschiedener seniorenpolitischer Konzepte vorwiegend aus dem
deutschsprachigen Raum sowie auf Vorträgen der Veranstaltungsreihe
„Kommunale Zukunftsgespräche“ der Oö. Zukunftsakademie und des
Oö. Gemeindebundes.
Die FH Oberösterreich, Fakultät für Gesundheit und Soziales hat im Rahmen
einer Vorstudie fachliche Grundlagen erstellt. Wir danken den Verfassern
Mag. (FH) Heike Maun und FH-Prof. Dr. Anton K. Riedl.
Besonderer Dank gilt den Teilnehmenden am Fachdialog zur Vorbereitung
der Publikation.

4 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
ALTER(N)
                                                                      NEU DENKEN

Das Alter(n)
hat viele Facetten
Wir leben heute in einer älter werdenden Gesellschaft.
Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt und wir
können uns über eine Zunahme an Lebenszeit freuen.
Die Zeit des Ruhestands ist ein eigener Lebensabschnitt
geworden, der oft mehrere Jahrzehnte umfasst und aktiver
gestaltet wird als in früheren Generationen.

Alter(n)sbilder                            Alter(n) als wertvolle
verändern sich                             Ressource
„Die Alten” gibt es nicht, denn das        Die Lebensphase nach der Pensi-
Alter hat viele Gesichter. Die Anzahl      onierung erfährt einen grundle-
der Jahre allein sagt wenig über die       genden gesellschaftlichen Wandel.
Möglichkeiten, Fähigkeiten und Ver-        Es eröffnen sich Perspektiven, um
haltensweisen älterer Menschen aus.        neue Lebensprojekte zu entwerfen.
Ältere Menschen von heute sind             So ist auch das Älterwerden für
vitaler, aktiver, besser ausgebildet als   die meisten Menschen mehr als
frühere Generationen und „jugend-          die „späte Freiheit” zu genießen
lich” wie nie zuvor.                       und sich ausgiebig den Freizeit­
Die nächsten Generationen der              interessen zu widmen. Viele ältere
Seniorinnen und Senioren, die soge-        Menschen wollen weiterhin tätig
nannten „Babyboomer” – damit sind          sein und wenden sich neuen Aufga-
die geburtenstarken Jahrgänge der          ben zu. Sie sind daran interessiert,
Nachkriegsjahre gemeint – unter-           ihre Erfahrungen, ihr Wissen und
scheiden sich in ihren Lebensent-          ihre Zeit in die Gesellschaft ein­
würfen und Lebensstilen, in ihren          zubringen – in der Familie, im frei-
Bildungs- und Freizeitinteressen,          willigen Engagement oder in einer
Konsummustern etc. Selbstbestim-           anderen (nach)beruflichen Tätig­­keit.
mung und Individualität haben einen        Die Qualifikationen und das Er­fah-
hohen Stellenwert. Sie haben andere        rungswissen der älteren Menschen
Erwartungen an ein gelingendes             stellen ein großes gesellschaftliches
Alter als frühere Generationen und         wie auch wirtschaftliches Potenzial
werden die Bilder des Alters und das       dar.
Leben im Alter weiter verändern.

                                                                                    OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 5
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Fotoquelle: Fotolia/Photographee.eu

                                                                         Das verletzliche Alter                  tätig sind oder entfernt wohnen.
                                                                                                                 Wenn die Familie kleiner wird,
                                                                         Älter werden heißt vielfach auch zu     werden außerfamiliäre Beziehun-
                                                „Je älter                lernen, mit Verlusten, mit gesund-      gen umso wichtiger. Soziale Netze
                                                                         heitlichen Einschränkungen und          und mobile Hilfe, „Wahlverwandt­
                                            wir werden, umso
                                                                         mit Krankheit umzugehen. Mit            schaften” und Nachbarschaftshilfen,
                                          individueller werden           fortschreitendem Alter steigen die      die Organisation von Teilhabe und
                                                  wir.“                  Wahrscheinlichkeit von gesundheit-      Mobilität werden zunehmend eine
                                              Leopold Rosenmayr,         lichen Beeinträchtigungen und das       größere Rolle spielen.
                                         Soziologe und Alternsforscher   Risiko, pflegebedürftig zu werden.
                                                                         Mit der Zunahme hochbetagter            Technologische
                                                                         Menschen und Menschen mit
                                                                         Demenz wächst der Bedarf an
                                                                                                                 Entwicklungen unter­
                                                                         Betreuung und Pflege. Die meisten       stützen ein selbst­
                                                                         Menschen werden von ihren Ange-         bestimmtes Leben
                                                                         hörigen betreut. Auch in Zukunft
                                                                         wird die Familie wichtig sein, um die   Die Digitalisierung schreitet rasant
                                                                         älteren Mitglieder zu unterstützen.     voran und wird unser alltäg-
                                                                         Dieser Entwicklung stehen aber          liches Leben weiter verändern.
                                                                         künftig veränderte Betreuungsmög-       Die heutigen Generationen der
                                                                         lichkeiten und -bereitschaften inner-   über 60-Jährigen haben größ-
                                                                         halb der Familie gegenüber – sei es,    tenteils Erfahrungen mit Smart-
                                                                         weil wegen Trennung der Partner/        phone, Computer und Internet.
                                                                         die Partnerin fehlt, der Kreis der      Neue Technologien werden der
                                                                         Angehörigen klein ist, diese be­rufs-   Information und Bildung, der

                                      6 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Bevölkerung in OÖ
                                                (65 – 84 Jahre)

                                      400.000

                                      350.000

                                      300.000

                                      250.000

                                      200.000

                                           ~
                                            2000    2005   2010   2015   2020   2025   2030   2035   2040   2045   2050

                                                Bevölkerung in OÖ
                                                (85+ Jahre)

                                      120.000

                                      100.000

                                       80.000

                                       60.000

                                                                                                                          Daten: Statistik Austria
                                       40.000

                                       20.000

                                           0
                                            2000    2005   2010   2015   2020   2025   2030   2035   2040   2045   2050

Kommunikation über Generationen
hinweg und als Zugang zu neuen                     Demografische Daten
Angeboten für lebenslanges Ler-
nen dienen. Entwicklungen wie
                                                   aus Oberösterreich
die Telemedizin oder altersgerechte
Assistenzsysteme (AAL) mit Notruf-                 In den meisten oberösterrei-        Bis zum Jahr 2040 steigt die
und Sturzdetektionssystemen zur                    chischen Gemeinden verschie-        Zahl auf 353.500 (+ 61,5 %
häuslichen Sicherheit können zu                    ben sich die Altersstrukturen       gegenüber 2013). Danach
einer Verbesserung der Lebensqua-                  zunehmend zugunsten älterer         nimmt diese Bevölkerungs-
lität beitragen und ältere Menschen                Menschen, während der               gruppe ab, da die Generation
dabei unterstützen, möglichst lange                Anteil der jungen Menschen          der „Babyboomer” sukzessive
selbstständig zu bleiben.                          an der Gesamtbevölkerung            in die nächste Altersgruppe
                                                   abnehmen wird.                      der hochaltrigen Menschen
Die Lebenserwartung                                Den Prognosen entsprechend          aufrückt.
steigt                                             sind bei der Gruppe der über        Die Zahl der Hochaltrigen (85
                                                   65- bis 84-jährigen Bevölke-        Jahre und älter) wächst am
Die durchschnittliche Lebenser-                    rung kräftige Zuwächse zu           stärksten. Sie wird sich von
wartung betrug in Österreich 2013                  erwarten. Bereits 2025 wird         gegenwärtig 33.800 bis 2040
für 65-jährige Frauen 86,2 Jahre                   es mit 275.900 Personen um          auf knapp 70.700 Personen
und für gleichaltrige Männer 82,9                  26 Prozent mehr der soge-           mehr als verdoppeln.
Jahre. Die „gewonnen Jahre” erle-                  nannten jungen Alten geben
ben die Menschen bei weitgehend                    als 2013 (218.900).
guter Gesundheit, sodass die Phase
des aktiven Alters länger wird.

                                                                                               OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 7
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Fotoquelle: Marktgemeinde Wallern an der Trattnach

                                                     Die Gemeinde als attraktiver Ort
                                                     für jedes Lebensalter
                                                     Das Lebensumfeld soll für jeden Menschen eine langfristig gute Perspektive bieten.
                                                     Gemeinden werden sich im demografischen Wandel stärker als bisher darauf einstellen
                                                     müssen, für alle Generationen ein attraktiver Wohn- und Lebensort zu sein.

                                                     Altersfreundlichkeit bedeutet, die
                                                     gesamte Lebenswelt der Menschen            Eine altersfreund­liche Gemeinde …
                                                     zu sehen.
                                                     Dort, wo die Menschen wohnen               n  … schätzt die Erfahrungen         n  … fördert ältere Menschen
                                                     und leben, werden die Bedingungen          und Kompetenzen der älteren          darin, gesund und aktiv zu
                                                     geschaffen, die es älteren Menschen        Menschen und bindet sie mit          bleiben.
                                                     ermöglichen, so lange wie möglich          einem Nutzen für alle Genera­
                                                     ihr Leben nach persönlichen Vorstel-       tionen ein.                          n  … schafft ein wertschätzen-
                                                     lungen selbstständig und aktiv zu                                               des soziales Umfeld.
                                                     gestalten.                                 n   … schafft Bedingungen für
                                                                                                eine möglichst lange selbststän-     n  … plant generationen- und
                                                     Eine zukunftsorientierte Seniorinnen-      dige Lebensführung und berück-       trägerübergreifend und bezieht
                                                     und Seniorenarbeit geht über den           sichtigt, dass ältere Menschen in    Bürgerinnen und Bürger bei der
                                                     Versorgungsaspekt bei Hilfebedarf          ihren Wünschen und Bedürfnis-        Planung und Gestaltung lokaler
                                                     deutlich hinaus. Sie stellt die Aktivie-   sen höchst unterschiedlich sind      Seniorinnen- und Seniorenarbeit
                                                     rung und Unterstützung für ein gutes       – hinsichtlich ihrer Lebens­lage,    ein.
                                                     Älterwerden in den Vordergrund.            Lebensstile, familiären Situation,
                                                                                                ökonomischen Lage, Bildung und       n   … hilft den Menschen, wenn
                                                                                                in Bezug auf ihre Vorstellungen      sie Betreuung, Hilfe und Pflege
                                                                                                über das Altwerden und Leben         brauchen, durch ein unterstüt-
                                                                                                im Alter.                            zendes Netzwerk.

                                                     8 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
HANDLUNGS­
                                                                     FELDER

Lebensräume
gemeinsam gestalten
Die altersgerechte Gestaltung der Wohnung, die Schaffung gemeinschaftlicher Wohn­
formen, ein hindernisarmer und sicherer öffentlicher Raum, die soziale und kulturelle
Infrastruktur, die Aktivierung und Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger –
all dies sind Ansätze, wie das Älterwerden nach den persönlichen Vorstellungen der
Menschen und ein Leben in Gemeinschaft unterstützt werden können.

 Die folgenden ausgewählten Handlungsfelder
 stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander
 und bilden den „inhaltlichen Faden” für eine
 zukunftsorientierte und altersfreundliche
 Entwicklung des Sozialraums Gemeinde.

                                                                      • Veränderte Wohnansprüche

                                                                            • Neue Wohnformen

                                                                              • Die Wohnung altersfit machen
      Anlaufstelle vor Ort •                                      Wohnen

        Sensibilisierung •
        zu Altersfragen           Information
                                   & Beratung
           Koordination •
                                                                                        • Barrierefreier
                                                                                        		 öffentlicher Raum
                                                      GUT
                                                                                                 • Mobilität
                                                 ÄLTER WERDEN
                                                     IN DER                    Wohn­umfeld        • Nahversorgung
                                                   GEMEINDE
                                                                                              • Hilfemix für persönliche
                                                                                                und haushaltsbezogene
                                    Wohl­                                                       Dienste
  Gesundheitsförderung •          befinden
        und Prävention            & Gesund-
                                     heit
Unterstützung pflegender •
            Angehöriger                                                    • Freiwilligen­engagement
                                                               Sozial
                                                                             und Beteiligung
                                                             integriert
                                                                           • Mit den Generationen planen

                                               Jung und Alt – •      • Aktiv bleiben mit
                             		     Generationenbeziehungen          		 Bildung und Kultur

                                                                                             OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 9
Altersfreundliche Lebensräume - IMPULSE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN - Oö. Zukunftsakademie
Wohnen – Wohnbedürfnisse verändern sich
Die meisten Menschen wollen so          die Wohnen und Pflege auf neue                                                 meinschaften, ambulant betreute
lange wie möglich selbstständig in      Weise verbinden.                                                               Wohngemeinschaften in ihrer
der eigenen Wohnung/im eigenen                                                                                         Größe überschaubar und an der
Haus leben. Gleichwohl gibt es                                                                                         „eigenen Häuslichkeit” ausgerichtet.
Gründe, die einen Wohnortwech-                                                                                         Die Nachfrage nach selbstbestimm-
                                           „Der enormen Buntheit
sel bzw. Wechsel in eine andere                                                                                        ten Wohnformen für ältere Men-
Wohnform erstrebenswert oder                modernen Alterns ist                                                       schen und für neue Formen des
notwendig machen – sei es das              mit einer Buntheit von                                                      Zusammenlebens wird zunehmen.
zu groß gewordene Haus, eine                 Wohnformen für die                                                        Die Vielfalt der Lebensstile, der stei-
ungenügende Versorgungsstruktur             späteren Lebensjahre                                                       gende Anteil allein lebender älterer
vor Ort, sei es der Wunsch, in die              zu begegnen.“                                                          Menschen, aber auch besondere
Nähe der entfernt lebenden Kinder                                                                                      Bedürfnisse erfordern dementspre-
zu ziehen oder der Wunsch nach                 Francois Höpf linger,                                                   chende bauliche und konzeptionelle
                                               Generationenforscher
Gemeinschaft etc. Immer mehr                                                                                           Angebote in vertrauter Umgebung.
ältere Menschen wohnen alleine,
insbesondere ältere Frauen. Das ist                                                                                    Eine noch junge Entwicklung sind
ein Trend, der sich weiter verstärken   Europaweit geht der Trend in                                                   sozialraumorientierte Ansätze, in
wird. Die Vorstellungen der Men-        Richtung Wohn- und Pflegearran-                                                der Fachwelt „Quartierskonzepte”
schen, wie sie im Alter wohnen und      gements mit Unterstützungs- und                                                genannt. Diese berücksichtigen
leben möchten, werden sich weiter       Hilfeleistungen, die ein hohes Maß                                             neben der Schaffung eines wert-
ausdifferenzieren.                      an Selbstbestimmung, individueller                                             schätzenden Umfeldes und von
Auch jene, die Betreuung und Pflege     Betreuung und sozialer Eingebun-                                               bedarfsgerechten Wohnangeboten
brauchen, haben unterschiedliche        denheit gewährleisten – in einem                                               und Dienstleistungen auch die sozi-
Vorstellungen davon, wie sie woh-       Umfeld, in dem es sich im Alter gut                                            ale und räumliche Infrastruktur des
nen und versorgt werden wollen.         leben lässt. So sind beispiels­weise                                           Wohnumfeldes. Sie verfolgen das
Zwischen dem Wohnen zu Hause            gemeinschaftliche Wohnprojekte,                                                Ziel, älteren Menschen mit Unter-
und dem Wohnen im Pflegeheim            Generationenwohnmodelle, Haus-                                                 stützungsbedarf den Verbleib im
entwickeln sich immer mehr Modelle,     gemeinschaften, Alten-Wohnge-                                                  vertrauten Umfeld zu ermöglichen.

                                                                                                                           BEISPIEL

                                                                                                                         n Ein oberösterreichisches Bei-
                                                                                                                         spiel eines Quartierskonzepts ist
                                                                                                                         das Projekt „Mehr Zeller Nachbar-
                                                                                                                         schaft“:
                                                                                                                         http://www.diakonie-
                                                                                                                         werk-oberoesterreich.at/de/
                                                                                                                         mehrzellernachbarschaft/
                                                                                                                         (siehe Seite 24)
                                                                               Fotoquelle: Fotolia/contrastwerkstatt

10 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Die Wohnung – das Haus altersfit machen
Der überwiegende Wunsch älterer          oft einhergehenden Langzeit­folgen
Menschen, so lange wie möglich           und Krankheitskosten zu vermeiden,
in den „eigenen vier Wänden” zu          sind barrierefreie Wohnraumlösun-
bleiben, lässt sich meistens erfüllen.   gen – zunehmend in Verbindung mit
Um Stürze und Unfälle und die damit      Assistenzsystemen – anzustreben.

    BEISPIELE

  n Das Projekt der Mühlviertler Alm, WEGE 2025 – Leben und alt
  werden auf der Mühlviertler Alm testet mit dem Fraunhofer Institut
  intelligente Wohnsysteme für ältere Menschen: www.wege2025.at               n   Die Menschen dafür sensibili­

                                                                                                                      BAUSTEINE
  (siehe Seite 25)                                                            sieren, sich frühzeitig mit der Frage
                                                                              zu befassen, wie sie im Alter
  n Wie betreubare Wohneinheiten mit Ambient Assisted Living (AAL)            wohnen und leben möchten
  Technologien altersgerecht ausgestattet werden können, zeigt u. a.
  das Projekt modulAAr: www.modulaar.at                                       n  Informationen zum Thema
                                                                              Wohnungsanpassung
  n Die Schweizer Age-Stiftung liefert u. a. mit den Age Impulsen             verfüg­bar machen; auch junge
  laufend Anregungen und Informationen zur gesamten Breite des                Bürgerinnen und Bürger für
  Wohnens im Alter: www.age-stiftung.ch                                       barrierefreie Planung beim
                                                                              Hausbau sensibilisieren
  n Wie selbst organisierte Wohnformen gelingen können, zeigt das Projekt
  OLGA (Oldies Leben Gemeinsam Aktiv): www.wohnprojekt-olga.de                n  Wohnungsvermittlung und
                                                                              Umzugshilfen durch Wohnungs-
  n Die Seniorenwohngruppe mitten im Dorf, Ortsgemeinde                       genossenschaften organisieren
  Külz/Rheinland-Pfalz: www.kuelz.de
                                                                              n   Generationengerechte
  n Spannende Links zum Thema integratives Wohnen durch                       Wohnangebote in Ortszentren
  Mehrgenerationenhäuser: www.dorflinde-langenfeld.de                         erhalten und schaffen, z.B. für junge
                                                                              Alleinlebende, junge Familien,
  n Im Zuge des Interreg Projektes Zuhause älter werden – Was braucht’s       Menschen mit Beeinträchtigungen,
  dazu? wurden Ideen für ein gutes Altern zu Hause entwickelt.                Seniorinnen und Senioren (mit In-
  Beispielprojekte aus verschiedenen Gemeinden sind in einem Gemeinde-        tegration von flexiblen und nieder-
  portal beschrieben:                                                         schwelligen Unterstützungs- und
  www.zukunft-pflegen.info/pflegezukunft/index.php?id=522                     Betreuungsangeboten)

  n Beispiel für inklusives, generationenübergreifendes Wohnen                n   Konzepte entwickeln für
  und Leben aus Oberösterreich ist das Lebenshaus Oberneukirchen:             innovative Wohnformen mit
  www.lebenshaus.at (siehe Seite 28)                                          Betreuungsmöglichkeit bis hin
                                                                              zur Pflege für ältere und hilfebe-
  n Eine übersichtliche Checkliste mit den wesentlichen Kriterien für einen   dürftige Menschen, z.B. Wohn-
  altersgerechten Wohnraum zur Selbstkontrolle finden Interessierte unter:    Pflegegruppen, Wohn- und Haus-
  www.wohnen-alter-bayern.de/files/assets/dokumente/Klei-                     gemeinschaften in Bestands­
  ner_Leitfaden_fuer_das_Wohnen_zu_Hause.pdf                                  objekten (Leerständen) und im
                                                                              „normalen” Wohnbau
  n Eine kostenlose Wohnraumberatung bietet die Volkshilfe:
  www.volkshilfe-ooe.at/erwachsene/beratung/barrierefrei-                     n  Vernetzung mit Tagespflege-
  es-bauen-und-wohnen/                                                        angeboten

                                                                                      OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 11
Wohnumfeld – gut leben in vertrauter Umgebung
                                                  Die Gestaltung des öffentlichen Rau-     Wege, Sicherheit, gute Beleuchtung,
                                                  mes und die generationengerechte         strategisch lokalisierte Ruhebänke,
                                                  Ortsentwicklung sind für Mobilität,      Ruhe­plätze in Geschäften, öffentlich
                                                  Sicherheit, Versorgung und die           zugängliche Toiletten etc.
                                                  Pflege sozialer Kontakte wichtig und
                                                  kommen allen Generationen zugute.        Mobilität ist für die eigenständige
                                                  Mit dem Älterwerden bekommen             Lebensführung besonders wichtig.
                                                  die Möglichkeiten, mobil zu sein, sich   Technische Entwicklungen, z.B. semi-
                                                  selbstständig versorgen zu können        autonomes Fahren, werden dazu
                                                  und soziale Kontakte zu pflegen          beitragen, den Pkw bis ins hohe
                                                  einen zentralen Stellenwert.             Alter zu nutzen. Im ländlichen Raum
                                                                                           können neben dem öffentlichen Per-
                                                                                           sonennahverkehr Mikro-ÖV-Systeme
                                                  Barrierefreiheit                         wie Rufbusse, Sammeltaxisysteme,
                                                  und Mobilität                            organisierte Mitfahrgelegenheiten
                                                                                           für Seniorinnen und Senioren oder
                                                  Wesentlich ist die Hindernisfreiheit     Car­s haring-Systeme Mobilitäts­
                                                  im öffentlichen Raum. Gemeint sind       defizite schließen und eine gute
                                                  entsprechend gestaltete Straßen und      Mobilitätsqualität ermöglichen.
            Fotoquelle: Fotolia/Jean Kobben

            n  Ortsbegehungen zur                     BEISPIELE
            Bestandsaufnahme von Hand-
                                                    n Zeitbankerl in der Gemeinde Lengau:
BAUSTEINE

            lungserfordernissen
                                                    www.zeitbank-altjung.at
            n  Hindernisfreie Ausgestal-
            tung von öffentlichen Gebäuden          n Dorfmobil Klaus:
            und Plätzen, Geschäften, Grün­          www.gemeinde-klaus.at/dorfmobil-ksk
            anlagen etc.
                                                    n Das Dorfmobil für Moosdorf:
            n  Sicherheit und Fußgänger-            www.moosdorfmachtmobil.at
            freundlichkeit im öffentlichen
            Raum gewährleisten                      n Mobilcard Krenglbach – Angebot eines Ortsbusses, der halbstündlich
                                                    als Anrufsammelbus ins Ortszentrum bzw. zum Bahnhof fährt, Elektro-
            n   Radwege                             fahrzeuge können über ein Carsharing-System ausgeliehen werden:
                                                    www.mobilcard.at
            n  Geeignete Sitzgelegen­
            heiten (Bänke) zum Ausruhen             n Unterwegs im Leben. Denkanstöße für eine alter(n)sgerechte
            – auch unter Dach                       Gestaltung des öffentlichen Raums. Ein Leitfaden. Wien 2015:
                                                    www.queraum.org/pdfs/Unterwegs_im_Leben.pdf
            n   Öffnung von Toiletten
            in Geschäften
            www.die-nette-toilette.de

            n   Carsharing-Modelle,
            selbst organisierte Mitfahrgelegen-
            heiten durch soziale Netzwerke,
            räumlich und zeitlich flexible
            ­Anrufsammeltaxis

            12 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Nahversorgung
Die Versorgung mit Dingen des täg-        Versorgung, sondern sind Orte für
lichen Bedarfs und verschiedenen          soziale Kontakte.
Dienstleistungen ist für ältere Men-      Darüber hinaus trägt eine gute
schen von besonderer Bedeutung.           Nahversorgung zu einer Belebung
Lebensmittelgeschäfte und andere          der Ortskerne und der regionalen
Dienstleistungsangebote, Gast- und        Wertschöpfung bei.
Kaffeehäuser dienen nicht nur der

    BEISPIELE
                                                               n  Ein langfristiges Infrastrukturkonzept
  n Unter dem Konzept Multiple Häuser werden Dienst-

                                                                                                                         BAUSTEINE
                                                               entwickeln
  leistungs-Sharingmodelle erprobt. Dabei bieten
  ­verschiedene Dienstleister, vom Arzt bis zum Friseur,
                                                               n  Mit neuen Angebotsformen die Grundversorgung
   ihre Dienste an einem zentralen Standort an
                                                               sicherstellen – Bündelung von Angeboten.
   und teilen sich die Kosten:
                                                               Mobile Angebote wie Lieferservice z.B. von Geschäften,
   www.multiples-haus.de
                                                               Apotheken oder mobile Läden und neue Formen
                                                               des Handels und der Versorgung (E-Commerce,
  n In der Gemeinde Vorderstoder hat nach der
                                                               Online-Dienste, Telemedizin etc.) können das Alltags­
  Schließung des letzten Nahversorgers ein Verein
                                                               leben im ländlichen Raum unterstützen
  dessen Aufgaben übernommen.
                                                               n Interkommunal oder regional können Handels-
                                                               und Dienstleistungsunternehmen eine Plattform bilden
                                                               und neue Geschäftsmodelle für die verschiedenen
                                                               Kundenbedürfnisse in der Versorgung mit Waren
                                                               und Dienstleistungen entwickeln

                                                                                Fotoquelle: Fotolia/auremar

Hilfemix für persönliche und
haushaltsbezogene Dienste
Im Vorfeld und begleitend zur Pflege      Hilfen im Haushalt, z.B. Einkaufs-,
wird der Bedarf an haushaltsnahen         Begleit- oder Besuchsdienste, Repa-
und sozialen Dienstleistungen             raturen, Gartenarbeiten etc.
steigen. In den Gemeinden steht           Wichtig ist es, die Angebote zu
heute schon eine Vielfalt an sozialen     koordinieren und weiterzuentwi-
Dienstleistungen bereit, die einerseits   ckeln – das setzt eine Zusammen-
einer Pflegebedürftigkeit vorbeugen,      arbeit unterschiedlicher Berufs-
andererseits Pflegeleistungen ergän-      gruppen, öffentlicher Anbieter
zen bzw. pflegende Angehörige             und engagierter Bürgerinnen und
entlasten.                                Bürger voraus.
Für allein lebende oder zurückgezo-
gen lebende Personen sind aufsu-
chende Angebote, z.B. Hausbesuche
ein Gewinn.
Viele Dienste können durch orga-
nisierte Nachbarschaftshilfe ältere
Menschen in ihrem selbstständigen
Wohnen und Leben unterstützen. Das
sind kleine, oft nur vorübergehende

                                                                                               OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 13
n  Fahr-, Hol-, Bring- und                BEISPIELE
BAUSTEINE

            Begleitdienste anbieten und             n Wie ein Mix an Hilfen durch freiwilliges Engagement bereitgestellt
            weiterentwickeln, z.B. für Einkaufs­    werden kann, findet sich im Verein ZeitBank55+:
            fahrten, für den Besuch beim            www.zeitbank.at
            Facharzt, für die Teilnahme an
            Veranstaltungen, für den täglichen      n Beispiele für aktives Engagement von älteren Menschen
            Spaziergang etc.                        für ältere Menschen sind das Dorfservice im Bezirk Spittal/Drau:
                                                    www.dorfservice.at (siehe Seite 30) und
            n  Angebote leistbarer/ehren-
            amtlicher hauswirtschaftlicher          n die Seniorenbörse Bregenz:
            Dienste ausbauen, z.B. für Reini-       www.seniorenboerse-bregenz.at
            gung und Wäschedienst, Schnee-
            räumung, Gartenarbeit, einfache         n Die Bürgergemeinschaft Eichstetten hat sich zum Ziel gesetzt, die
            handwerkliche Dienste, Versor-          vielfältigen Aufgaben des Generationenvertrages wieder selbst in die
            gung der Haustiere, Unterstützung       Hand zu nehmen: www.buergergemeinschaft-eichstetten.de
            beim Schriftverkehr, bei finanziellen
            Angelegenheiten                         n Ein bürgerschaftlich organisiertes Beispiel ist die Hilfe von Haus zu Haus:
                                                    www.spes.de/index.php?id=35
            n   Besuchsdienste, Notruf-
            dienste und „Wohlfühlanrufe”
            organisieren, z.B. durch einen täg­
            lichen Sicherheitsanruf bei allein­
            stehenden älteren Menschen

            n Essen auf Rädern, „Auf Rädern
            zum Essen”, Mittagstische mit
            Zusatzangeboten bereitstellen

            n  Angebote auf die örtlichen
            Bedürfnisse abstimmen und lokal
            vernetzen
                                                                                          Fotoquelle: Fotolia/Photographee.eu

            14 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Sozial integriert – aktiv in der Gemeinschaft
Gute soziale Beziehungen und die         und im Bereich Kunst, Kultur und      Die von der Oö. Zukunftsakademie
Teilnahme am gesellschaftlichen          Geselligkeit, Gesundheit, Sport und   in Auftrag gegebene Studie der
Leben sind in jedem Alter entschei-      Fitness, in Politik, bei Weitergabe   Public Opinion GmbH. weist darauf
dende Faktoren für Zufriedenheit         von Wissen und Begleitung/Unter-      hin, dass es „eine besondere Her-
und Wohlbefinden. Sie fördern eine       stützung Jüngerer.                    ausforderung für unsere Gesellschaft
positive Lebensperspektive, schützen                                           und insbesondere für die Politik (ist)
vor Einsamkeit und sind eine Hilfe       Immer mehr Menschen möchten           dafür zu sorgen, dass Institutionen
bei der Bewältigung von Verlusten,       sich nicht im Rahmen etablierter      der Sinnstiftung […] für Ältere
Belastungssituationen und Krankheit.     Formen des Ehrenamtes engagie-        geschaffen werden, welche für alle
Wenn mit fortschreitendem Alter der      ren, sondern haben eigene Ideen       (barrierefrei) zugänglich sind, also für
Freundes- und Bekanntenkreis kleiner     und Vorstellungen, wie sie sich       Ältere mit unterschiedlichen Qualifi-
wird, werden soziale Netzwerke           engagieren wollen und brauchen        kationen, Deutschkenntnissen und
wichtiger. Soziale und kulturelle        Beratung, Bildungsangebote und        gesundheitlichen Beeinträchtigun-
Aktivitäten, Bildungs- und Freizeitan-   Vermittlungsdienste zur Verwirkli-    gen. Alle Engagement-Angebote
gebote lassen Gemeinschaft erleben,      chung ihrer Ideen.                    müssen dem gesellschaftlichen
bieten Gelegenheit, auf dem Laufen-
den zu bleiben, Bekanntschaften zu
pflegen und neue zu knüpfen.

Unsere Gesellschaft
braucht das Engage-
ment Älterer
Das freiwillige Engagement ist in
Oberösterreich stark verankert.
Viele ältere Menschen wollen nach
dem Berufsleben nicht nur den
„Ruhestand” genießen, sondern
weiterhin tätig sein und sind bereit,
verantwortungsbewusst Aufgaben
zu übernehmen und mitzugestalten.

Freiwilliges Engagement und Bürger-
beteiligung bieten die Möglichkeit,
eigene Kenntnisse und Fähigkeiten
anzuwenden, neue Kontakte zu
knüpfen, Spaß zu haben, in Gesell-
schaft zu sein, neue Erfahrungen zu
machen, Wertschätzung zu erfahren
und eine sinngebende Aufgabe zu
haben.
                                                                                               Fotoquelle: Fotolia/WavebreakmediaMicro

Aktive ältere Menschen leisten mit
ihrem Wissen und ihren Erfahrungen
einen wichtigen Beitrag zu einem
guten Zusammenleben der Genera-
                                              „Soziale Beziehungen bilden jedenfalls das Rückgrat
tionen in der Gemeinde.
                                              für gesellschaftliche Integration, für die Lösung von
Die Formen des Engagements sind                 Aufgaben, für kulturelle und Freizeitaktivitäten.“
vielfältig – z.B. in gemeinnützigen                           Franz Kolland, Alternsforscher
und karitativen oder kirchlichen
Organisationen, im Sozialbereich

                                                                                          OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 15
Wandel und den geänderten Bedürf-                                             Mit den Generationen
            nissen und Beweggründen Älterer                                               planen
            Rechnung tragen. Diese umfassen
            sowohl altruistische Motive, das             „Das Gefühl, von
            Engagement für die Gesellschaft,                                              Ältere Menschen sind mitverant-
                                                        anderen Menschen
            Lebenssinn, Selbstverwirklichung,                                             wortlich für die Gestaltung eines
            das Bedürfnis nach sozialem Status        gebraucht zu werden,                altersfreundlichen Lebensumfeldes.
            und Anerkennung, nach attraktiven         bildet ein bedeutsames              Beteiligungsmöglichkeiten, bei
            Rollen oder teilweise Zuverdienst-        Motiv vieler Menschen               denen die Bürgerinnen und Bürger
            möglichkeiten. Die heutigen und             bis ins hohe Alter.“              ihr Wissen, ihre Anliegen und Ideen
            (künftigen) Älteren sind oftmals gut                                          wirkungsvoll einbringen können, sind
                                                             Andreas Kruse,
            qualifiziert, online, vernetzt und               Alternsforscher
                                                                                          für Planung, Umsetzung und Wei-
            offen für Neues. Dies bietet viele                                            terentwicklung innovativer Lösungen
            Chancen.” (aus Public Opinion                                                 grundlegend wichtig.
            GmbH., Hofer Bernhard: Freiwilligen­
            engagement Älterer in OÖ., S. 101)

            n Zum Freiwilligenengage-               BEISPIELE
BAUSTEINE

            ment und zur Beteiligung einladen      n Beispiele guter Praxis in der Seniorenarbeit:
                                                   www.sozialministerium.at/cms/site/attachments/5/4/7/
            n  Angebote ausbauen, die ältere       CH2081/CMS1415109403439/good_practice_bericht_2014.pdf
            Menschen motivieren, mitzuarbei-
            ten und sich einzubringen              n Lehrgang Innovative Seniorenarbeit – Projekte und Ideen gestalten
                                                   und begleiten:
            n   Aufgaben mit zeitlicher und        https://wwwstatic.tirol.gv.at/t3tiro/uploads/media/Lehr-
            inhaltlicher Begrenzung anbieten,      gang_Seniorenarbeit.pdf
            die Ausstiegs- und Wiedereinstiegs­
            möglichkeiten offen lassen             n Ein mehrfach ausgezeichnetes Projekt in einer kleinen Gemeinde ist
                                                   das Mehrgenerationenhaus Dorflinde Langenfeld:
            n  Themen- und projektbezogene         www.dorflinde-langenfeld.de/index.php
            Aufgabenstellungen anbieten
                                                   n Erfolgreich Projekte initiieren! Ein Leitfaden für Seniorinnen und Seni-
            n   Anlaufstellen für Freiwillige      oren, die sich selbstbestimmt engagieren möchten. BMASK, Wien 2015:
            auf Gemeindeebene einrichten           www.queraum.org/pdfs/Projekte_initiieren.pdf
            für die Vermittlung (Freiwilligen­
            koordination) und Sichtung von
            Einsatzmöglichkeiten

            n  Bürgerinnen- und Bürger­
            beteiligung erhöhen und neue
            Beteiligungsformen nutzen

            16 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Aktiv bleiben mit Bildung und Kultur
Bildung und Kultur lassen den Men-       nur Empfänger von Angeboten, sie        der Bildungsarbeit, in Kunst und Kul-
schen Neues entdecken, stärken die       sind auch Bildungsvermittler, Kultur­   tur geschätzt und genutzt werden.
geistigen und emotionalen Kräfte         schaffende und innovative und kre-      In der (ländlichen) Erwachsenenbil-
und fördern die sozialen Kontakte.       ative Vordenkende für zukünftige        dung und Kulturarbeit sind daher
Es ist zu erwarten, dass die Bildungs-   gesellschaftliche Aufgaben. Die         Programme und Projekte ebenso wie
nachfrage älterer Menschen in den        vielfältigen Kompetenzen, die ältere    neue Formen des Wissenserwerbs
nächsten Jahren deutlich ansteigen       Menschen in ihrem privaten und          auszubauen und Freiräume für die
wird.                                    beruflichen Leben erworben haben        kreative und künstlerische Auseinan-
Ältere Menschen sind aber nicht          und ihr kreatives Potenzial sollen in   dersetzung zu fördern.

                                                               n  Ältere Menschen bei der Planung und Gestaltung

                                                                                                                         BAUSTEINE
                                                               von Bildungs- und Kulturangeboten beteiligen

                                                               n  Seniorinnen- und Seniorenbildungsangebote
                                                               ausbauen

                                                               n Weiterbildungen und Schulungen für
                                                               nachberufliche Tätigkeiten anbieten

                                                                BEISPIELE

                                                              n Das Institut Sei Aktiv (ISA) des OÖ Seniorenbun-
                                                              des entwickelt und vermittelt altersgerechte Bildungs-
                                                              und Kulturangebote: www.isa.at

                                                              n Netzwerk Computeria Tirol: Computerias sind
                                                              Begegnungsräume (Computer + Cafeteria), wo ältere
                                                              Menschen den Umgang mit neuen Technologien
                                                              erlernen. Grundidee ist die gegenseitige Selbsthilfe
                                                              ohne konkrete Lehrperson:
                                                              www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/senio-
                                                              rinnen/computerias/

Fotoquelle: Bilderbox

                                                                                           OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 17
n Generationenübergreifende
                                                  Jung und Alt in der Gemeinde –
                                                  Generationenbeziehungen
BAUSTEINE

            Aktivitäten, Bildungs-, Freizeit-
            und Kulturangebote organisieren
                                                  Der gute Zusammenhalt der Genera-      Erfahrungen und Wissen an die
            n   Mehr-Generationen-Wohnen          tionen in unserer Gesellschaft ist     nachfolgenden Generationen. Gute
                                                  nicht selbstverständlich, sondern      Beziehungen aktivieren die Bereit-
            n   Offene Begegnungsräume/           muss immer wieder neu aufgebaut        schaft zu gegenseitiger Hilfe, zum
            Kreativwerkstätten/Treffpunkte/       werden. Mit den demografischen         Lernen voneinander und zum Einsatz
            Anlässe für Jung und Alt schaffen:    Verschiebungen und dem Struktur-       füreinander. Darüber hinaus erwei-
            für Kommunikation, handwerk-          wandel der Familie werden Genera-      tern generationenübergreifende
            liche, sportliche, kulturelle und     tionenbeziehungen zu einem zent-       Aktivitäten das Beziehungsnetz der
            künstlerische Aktivitäten, Wissens­   ralen Thema: Der Dialog zwischen       Beteiligten und stärken die Gemein-
            austausch etc.                        den Generationen fördert den           schaft. Viele Generationenkontakte
                                                  gegenseitigen Respekt, das Interesse   finden informell, z.B. in Nachbar-
            n  Kultur- und Gemeinschafts-         aneinander und die Weitergabe von      schaften und Vereinen statt.
            zentren multifunktional und
            generationenverbindend nutzen

            n   Nachbarschaften stärken

                                                                         BEISPIELE
                                                                       n Angebote, bei denen Menschen verschiedener
                                                                       Generationen einander unterstützen: Nachbar-
                                                                       schaftshilfe, Begleitdienste, Mentoring-Projekte/
                                                                       Patenschaften, Berufscoaching, Schülerdienste etc.

                                                                       n Angebote, um voneinander zu lernen: Engage-
                                                                       ment im schulischen Bereich, Senioren im Klassen-
                                                                       zimmer (Geschichtswerkstätten, Lese­patenschaften,
                                                                       handwerkliche Tätigkeiten etc.)

                                                                       n Jung hilft alt: Umgang mit neuen Medien –
                                                                       Schulungen, z.B. Handy@Dialog:
                                                                       www.junginooe.at/handy@dialog/

                                                                       n Taschengeldbörse: Jugendliche bessern ihr Ta-
                                                                       schengeld auf und stärken ihre sozialen Kompetenzen,
                                                                       indem sie einfache Tätigkeiten für Bewohnerinnen
                                                                       und Bewohner in der Nachbarschaft übernehmen

                                                                       n Vermittlungsdrehscheibe: freiwillig Helfende für
                                                                       haushaltsnahe Dienstleistungen
            Fotoquelle: Fotolia/photophonie
                                                                       n Generationenhilfen. Eine Idee für uns? Zehn Fra-
                                                                       gen und Antworten zu Gründung, Aufbau und Ar-
                                                                       beitsweise von Generationenhilfen. Land Hessen:
                                                                       www.gemeinsam-aktiv.de/mm/
                                                                       mm001/2web_Generationenhilfen_0206.pdf

            18 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Wohlbefinden und Gesundheit
                                                                                                 Fotoquelle: Fotolia/Robert Kneschke
In der Gesundheitsförderung älterer
Menschen geht es vor allem darum,
größtmögliche Selbstständigkeit zu
erhalten und auch bei gesundheitli-
chen Beeinträchtigungen die Lebens-
qualität zu optimieren.
Gesundheitsbewusstes Verhalten,
körperliche Betätigung, Bewegung,
geistige Aktivitäten, Kontakte und
Beziehungen pflegen – all das för-
dert die Gesundheit, Wohlbefinden
und Lebensfreude bis ins hohe Alter.
Ein gesunder Lebensstil und Vor-
beugung lohnen sich in jedem Alter.
Präventive und rehabilitative Ange-
bote beugen einem Pflegebedarf
vor oder können einen solchen gar
verhindern.

        „Langlebigkeit
     verpflichtet zu einem
     gesunden Altwerden,
      zur Selbst- und Mit­
                                       n   gute medizinische Versorgung vor Ort
       verantwortung.“

                                                                                                                              BAUSTEINE
            Ursula Lehr,               n   mit Informationen für Gesundheitsthemen sensibilisieren
     Psychologin und Politikerin
                a.D.                   n   Infrastrukturen und Angebote für Bewegung und Begegnung

                                       n  Bewegungsangebote im Wohnumfeld, z.B. begleitete
Die zahlreichen Vereine in den oö.     Spaziergänge, Spaziergangsgruppen, Tanz etc.
Gemeinden können mit senioren­
spezifischen und/oder generati-        n  aufsuchende Angebote für mobilitätseingeschränkte
onenübergreifenden Initiativen         Personen, die dabei helfen, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
(Bewegungs- und Sportangebote,         zu erhalten
Gedächtnistraining, Musik, Gesang,
Tanz, Sprachen etc.) einen großen      n Projekte zur körperlichen und geistigen Aktivierung erhalten
Beitrag zur Gesundheit, Bildung und    und ausbauen
sozialen Integration leisten.

                                           BEISPIELE

                                       n Gesunde Gemeinde: www.gesundegemeinde.ooe.gv.at

                                       n Eine Datenbank liefert zahlreiche Projektbeschreibungen für
                                       Maßnahmen der Gesundheits­förderung:
                                       www.healthproelderly.com

                                                                                        OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 19
Unterstützung pflegen-
            der Angehöriger
            Zentrales Thema dieses Handlungsfel-
            des ist die Sensibilisierung der Bevöl-
            kerung für die Belastungen und die
            Bedürfnisse pflegender Angehöriger.

            Die Familie hat als Stütze für ein
            gutes Leben im Alter und als Versor-
            gungsinstanz bei Pflegebedarf eine
            immense Bedeutung. Der größte
            Teil der pflegerischen Versorgung

                                                                                                                       Fotoquelle: Fotolia/ARochau
            wird innerhalb der Familie geleistet.
            Für die körperliche und seelische
            Gesundheit pflegender Angehöriger
            ist deren Entlastung und Begleitung
            ein zentrales Thema.

            n  Eine fachkundige Ansprechperson für pflegende                         BEISPIELE
BAUSTEINE

            Angehörige zu Fragen rund um (regionale) Unterstützungsmöglichkeiten,
                                                                                    n Eine Informationsplattform
            Finanzen und rechtliche Angelegenheiten benennen
                                                                                    des Landes Oberösterreich für
                                                                                    pflegende und betreuende
            n   Pflegearbeit anerkennen und wertschätzen
                                                                                    Angehörige und deren Unter­
                                                                                    stützungsmöglichkeiten:
            n Ortsnahe, niedrigschwellige Betreuungsangebote, wie Betreu-
                                                                                    www.pflegeinfo-ooe.at
            ungsgruppen und Helferkreise fördern bzw. organisieren
                                                                                    n Mit SelbA – Selbstständig im
            n  Selbsthilfegruppen, Angehörigengruppen für gegenseitigen Aus-
                                                                                    Alter verfolgt die Diözese Linz
            tausch und Hilfen organisieren, z.B. Stammtisch für pflegende
                                                                                    einen ganzheitlichen Ansatz,
            Angehörige
                                                                                    der gezieltes Gedächtnistraining
                                                                                    mit Seelenstärkung und gesun-
            n Schulungen, Workshops, Informationsveranstaltungen für
                                                                                    der Ernährung verbindet und
            Angehörige gemeinsam mit lokalen Bildungseinrichtungen anbieten
                                                                                    das soziale Umfeld individuell
                                                                                    thematisiert:
            n Freiwilliges Engagement in Alten- und Pflegeheimen bzw. betreuten
                                                                                    www.dioezese-linz.at/site/
            Wohnformen, z.B. ehrenamtliche Besuchsdienste, Patenschaften für
                                                                                    selba/home
            demenzkranke Menschen ausbauen
                                                                                    n Gesundheits-Buddies helfen
            n   Aufsuchende Strukturen stärken: Präventive Hausbesuche bei
                                                                                    und profitieren selbst:
            alleine lebenden Hochbetagten durch Ehrenamtliche, um möglichen
                                                                                    www.hilfswerk.at/wien/
            Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen und Hilfe zu organisieren
                                                                                    wir-ueber-uns/news-pres-
                                                                                    se/aktuelle-meldungen/ge-
            n  Helferkreis mit geschulten Ehrenamtlichen organisieren, die durch
                                                                                    sundheitsbuddies-helfen-
            stundenweise Betreuung von Demenzpatienten und Pflege­bedürftigen
                                                                                    aelteren-menschen
            pflegende Angehörige entlasten
                                                                                    n SOwie DAheim – Betreuung
            n Alle Bürgerinnen und Bürger z.B. im Umgang mit Menschen mit
                                                                                    in familiärer Umgebung:
            Demenzerkrankungen informieren und sensibilisieren und damit
                                                                                    www.derrotefaden.ch
            zum Aufbau einer „sorgenden” Gemeinde beitragen

            20 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Information und Beratung
                                                                                                       Fotoquelle: Fotolia/Bram J. Meijer
Neben der Hilfe im Einzelfall braucht
es Information und Beratung rund
um Fragen und Themen des Alters.
                                            „Die Stärken des Alters
Zentrale                                     müssen in der Öffent-
Ansprech­stelle                                lichkeit deutlicher
                                             thematisiert werden.“
Auch wenn ältere Menschen lange
                                               Pasqualina Perrig-Chiello,
Zeit keine Hilfe brauchen, sollen sie
                                               Psychologin, Generationen­
bereits vor dem Eintritt kritischer                    forscherin
Situationen wissen, wo und wie sie
eine kompetente Ansprechperson
auf Gemeindeebene erreichen. Der
Eintritt von Hilfe­bedarf ist meistens
nicht vorhersehbar und trifft daher
                                           n Informieren und aktivieren durch:
viele Menschen unvorbereitet. Umso

                                                                                                                                   BAUSTEINE
                                             • Kommunale/ehrenamtliche Ansprechpersonen
wichtiger ist eine zentrale Anlauf-
                                           		 für Alters- und Pflegefragen
stelle.
                                             • Seniorenbüros/-beauftragte
                                             • Informationsveranstaltungen
                                             • Medien/Social Media

    BEISPIELE

  n Sozialkoordinator/innen SOKO Schärding – die Gemeinde als Serviceleister für ihre Mitglieder oder
  Sozius Grieskirchen sorgen im Bereich Betreuung und Pflege in jeder Gemeinde für ein persönliches
  Case-Management (siehe Seite 26)

  n Gut in Braunau älter werden: www.braunau.at/system/web/zusatzseite.aspx?bezirkonr=0&-
  menuonr=224764189&typid=224763887&detailonr=224763887

  n Unter Zusammenschluss mehrerer Gemeinden kann auch ein Sozial- bzw. Kompetenzzentrum für Altersfragen
  initiiert und somit die Bereitstellung bedarfsgerechter Informationen gewährleistet werden. Ein gelungenes
  Beispiel liefert das Sozialzentrum der Integrierten Altenpflege (IAP) an der Lutz: www.iap-ludesch.at

  n Seniorenberatung Tennengau – den über 80-jährigen Einwohnerinnen und Einwohnern werden Hausbesuche
  durch diplomierte Pflegefachkräfte angeboten. Mit Gesundheits- und Pflegeberatung und Case-Management
  sollen Krankheit und Behinderungen verhindert und der Verbleib in der eigenen Wohnung so lange wie möglich
  gesichert werden: www.gesundheitsnetzwerk.at

  n Ein interessantes Modell sind ehrenamtliche Seniorenbeauftragte. In allen Gemeinden Bayerns gibt es
  Seniorenbeauftragte, die unterschiedliche Aktivitäten für ältere Menschen organisieren, ehrenamtliche Helferkreise
  koordinieren und ein Bindeglied zu professionellen Anbietern von Unterstützungsangeboten darstellen; sie dienen
  zudem als Sprachrohr für die Anliegen und Bedürfnisse älterer Menschen

  n Nachfolgende Satzung beschreibt die möglichen kommunalen Aufgaben einer/s ehrenamtlichen
  Seniorenbeauftragten: www.swisttal.de/dokumente/ortsrecht/50/seniorenbeauftragter.pdf

                                                                                            OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 21
UMSETZUNG

Gemeinsam handeln
für Altersfreundlichkeit
Ideen und Initiativen umsetzen
Die altersfreundliche Gemeindeentwicklung ist eine klassische Querschnittsaufgabe
und daher ressort-, generationenübergreifend und gemeinsam anzugehen.

Ein Patentrezept gibt es nicht, denn    unterschiedlicher Disziplinen, den in   Was bringen Projekte
der demografische Wandel verläuft       der „Altenarbeit“ Tätigen und Träger-   zur Altersfreundlich-
nicht in allen Gemeinden gleich und     organisationen, sozialen Einrichtun-
auch die Ausgangsbedingungen in         gen, Regionalmanagement, Senio-         keit der Gemeinde/
räumlicher, wirtschaftlicher, infra-    renorganisationen, Pfarrgemeinden,      der Gemeinschaft?
struktureller und sozialer Hinsicht     lokalen Vereinen, Initiativen, orts-
sind unterschiedlich.                   ansässigen Unternehmen, Kranken-        Projekte zur altersfreundlichen
                                        kassen, Gesundheitseinrichtungen,       Gemeindeentwicklung haben für
Jede Gemeinde/Region muss für sich      mit benachbarten Gemeinden, …           die Gemeinde einen vielfachen
n Zukunftsbilder entwickeln             und engagierten jungen und älteren      Mehrwert, beispielsweise durch eine
n Ziele und Maßnahmen festlegen         Bürgerinnen und Bürgern.                höhere Zufriedenheit der Bürgerin-
n den Handlungsbedarf ermitteln                                                 nen und Bürger, durch das Gefühl
   und                                                                          der Seniorinnen und Senioren, noch
n Schwerpunkte setzen.                                                          „gefragt“ und in der Gemeinde gut
                                             „Aktivierende Alten­               aufgehoben zu sein. Projekte stärken
Die Gemeinde hat als „Motor“ einer            arbeit sollte in den              die Eigenverantwortung und fördern
innovativen Seniorinnen- und Seni-            Gemeinden ebenso                  Wohlbefinden und Lebensqualität,
orenarbeit eine wichtige Funktion,            selbstverständlich                die aus dem lebendigen Miteinander
weil sie entscheidende Weichen              angeboten werden wie                aller Generationen erwachsen.
stellen, Entwicklungen und Initiati-            Jugendarbeit.“
ven anstoßen, fördern, koordinieren
und steuern kann.                                  Anita Moser,
Die Umsetzung liegt nicht allein in            Geografin, Mediatorin
                                                   für Dorf- und
der Verantwortung der Gemeinde-                Regionalentwicklung
politik. Sie vollzieht sich im Dialog
und in Kooperation mit Akteurinnen
und Akteuren aus unterschiedlichen
Bereichen: mit Verantwortlichen
aus der Politik und Verwaltung, mit
Sozialhilfeverbänden, mit Fachleuten

22 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Fotoquelle: Markus Stadlbauer

Schritte und wichtige
Elemente                                          Tipps zur Vorgangsweise
                                                  für einzelne Themenschwerpunkte
Ein erster Schritt kann darin bestehen,
Altersfragen und Altersfreundlichkeit             n Ist-Stand erheben: Was gibt es schon in unserer Gemeinde/Region?
zum Thema einer generationenge-                   Was läuft gut? Was soll verbessert werden?
rechten Gemeindeentwicklung zu
machen. Zentrales Element ist dabei               n   Visionen und Zukunftsbilder unter Bürgerbeteiligung entwerfen
eine starke Einbindung möglichst
vieler Bürgerinnen und Bürger und                 n  Ziele formulieren und Handlungsempfehlungen ableiten: Was soll sich ent-
Verantwortlicher der Gemeinde. In                 wickeln? Worauf kann man bauen? Kann auf (laufende) Agenda 21-, Leader-
weiteren Schritten können einzelne                Region- oder DOSTE-Prozesse aufgebaut oder an Aktivitäten der „Familien-
Themenschwerpunkte vertieft wer-                  freundlichen Gemeinde“ oder „Gesunden Gemeinde“ etc. angeknüpft
den, wobei es empfehlenswert ist,                 werden?
strukturiert vorzugehen, da nicht
alle Handlungsfelder gleichzeitig                 n   Projektpartnerinnen und Projektpartner identifizieren
bearbeitet werden können. In vie-
len Gemeinden gibt es praktische                  n  Konkrete Projekte und Maßnahmen auf Gemeindeebene planen, einen
Erfahrungen mit erfolgreichen Initi-              Finanz- und Zeitplan erstellen, rechtliche Fragen und Förderungsmöglichkeiten
ativen, Projekten und Zukunftsstra-               klären
tegien, die in anderen Gemeinden
bei Bedarf praktische Hilfestellung               n   Arbeitsgruppen für einzelne Projekte bilden
anbieten können.
                                                  n  Projekte verwirklichen: Konzentration auf weniges, machbare kleine Schritte
                                                  gehen, realistische Ziele formulieren, für klare Rahmenvorgaben sorgen,
     Viele altersfreundliche                      konkrete Ergebnisse erreichen
      Aktivitäten kommen
     allen Bürgerinnen und                        n   Gesetzte Maßnahmen überprüfen und neue Entwicklungen aufgreifen
         Bürgern zugute!

                                                                                                    OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 23
AUS DER
                                                                                              PRAXIS

                          Kurzbeschreibung
                          innovativer Beispiele
                                                               Projekt „Gut älter werden in Bad Zell“
                                                               – eine Region macht sich altersfit

                                                               Das Diakoniewerk Gallneukirchen          diese Personen gruppenübergreifend
                                                               eröffnete 2016 das Haus für Senio-       eingeladen, um die Themenfelder
                                                               ren in Bad Zell, in dem 48 Menschen      n Wohnen und Wohnumfeld
                                                               mit fortgeschrittenem Unterstüt-         n Grundversorgung im Alltag
                                                               zungs- und Pflegebedarf wohnen. Es       n Gesundheit, Pflege & Betreuung
Fotoquelle: Kurt Hörbst

                                                               ist das erste Haus für Seniorinnen und   n Soziale Einbindung
                                                               Senioren im Bezirk Freistadt, das im     unter dem Gesichtspunkt der Be-
                                                               Hausgemeinschaftsmodell geführt          dürfnisse der älter werdenden Ge-
                                                               wird. Ergänzend dazu wird unter          sellschaft zu diskutieren.
                                                               Koordination des Diakoniewerks           Dabei haben die Bad Zeller folgende
                                                               bereits seit 2015 daran gearbeitet,      Teilprojekte genannt, die bei der
                          Kontakt:                             den Lebensraum bzw. Sozialraum           Umsetzung den Bedürfnissen Rech-
                          Marion Reichenberger, MBA            Bad Zell so zu gestalten, dass ein       nung tragen:
                          Projektkoordinatorin                 gutes und gelingendes Älterwerden        n Verbesserung der Mobilität (Seni-
                          T 0650 82 22 437                     möglich ist.                             orentaxi, Einkaufsrundfahrten etc.)
                          E mehrzeller.nachbarschaft@                                                   n Organisieren eines Besuchsdiens-
                          diakoniewerk.at                      Umsetzung des                            tes für ältere, betreuungsbedürftige

                          Anton Hoser,
                                                               Projektes „Mehr Zeller                   Personen
                                                                                                        n Installieren eines Mittagstisches
                          Amtsleiter Bad Zell                  Nachbarschaft“
                          T 07263 72 55-12                     Aus allgemeinen Diskussionsrunden        Die genannten Teilprojekte stellen
                          E anton.hoser@bad-zell.ooe.gv.at     zum Thema „Älterwerden” mit              den Beginn einer umfassenden
                                                               bestehenden Gruppen wie Seni-            Quartiersentwicklung dar.
                                                               orenbund, Pensionistenverband,
                                                               ZeitBank55+, Sozialausschuss der         Ziele der „Mehr Zeller
                                                               Pfarre haben sich Personen aus Bad       Nachbarschaft“
                                                               Zell zur Mitarbeit am Projekt bereit
                                                               erklärt. Im nächsten Schritt wurden      n   Von der versorgten zur mitsor-
                                                                                                        genden Gesellschaft in Bad Zell
                                                                                                        n Unterstützungen, die früher
                                                                                                        durch die Großfamilie geleistet
                             „Eine Region macht sich Gedanken, wie das Älterwer-                        wurden, erhalten Bürgerinnen und
                             den positiv bewältigt werden kann. Nicht Expertinnen                       Bürger innerhalb der Gemeinde
                             und Experten erklären, wie Älterwerden geht, sondern                       von engagierten Gruppen und
                             die Bürgerinnen und Bürger bringen sich ein und ent-                       Nachbarn. Jede/r bringt sich mit den
                              wickeln ihre Vorstellungen vom guten Älterwerden.“                        eigenen Fähigkeiten und Ressourcen
                                                                                                        in die Gemeinschaft ein.
                               Mag. Hubert Tischler, Bürgermeister der Marktgemeinde Bad Zell

                          24 OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE
Projekt „WEGE 2025 – Leben und alt werden
                                     auf der Mühlviertler Alm“
                                     Seit November 2014 führen das AIT       n   Eine digitale AAL-Informations-
                                     Austrian Institute of Technology und    plattform sowie eine Koordinations-
                                     der Verband Mühlviertler Alm mit        stelle als zentrale Drehscheibe zur
                                     seinen zehn Mitgliedsgemeinden          bestmöglichen Betreuung und
                                     gemeinsam ein Forschungsprojekt         Unterstützung der älter werdenden
                                     durch, das sich mit dem Leben und       Bevölkerung soll eingerichtet
                                     Altwerden in der Region Mühlviert-      werden und
                                     ler Alm beschäftigt.
Fotoquelle: Fotolia/Andrii Salivon

                                     In Zukunft soll das Leben von           n  Möglichkeiten für den Einsatz
                                     älteren Menschen durch vielfältige,     von Telemedizin sollen geschaffen
                                     technikgestützte Dienstleistungen       werden.
                                     und Angebote in ihrer nächsten
                                     Umgebung sowie moderne Techno-          Zudem soll die Region Mühlviertler
                                     logien in den eigenen vier Wänden       Alm für die unterschiedlichen Dienst-
                                     unterstützt werden. Ein Ziel des        leister attraktiver werden. Dazu zäh-
                                     Projekts WEGE 2025 ist es, gemein-      len etwa mobile Friseur-, Taxi- und
                                     sam mit Bürgerinnen und Bürgern         Transportunternehmen mit barriere-
                                     und Experten Anforderungen zu           freien Fahrzeugen oder Helfende für
                                     definieren, wie diese altersgerechten   den täglichen Bedarf, beispielsweise
                                     Assistenzsysteme (Ambient Assisted      für den Einkauf.
                                     Living – AAL) aussehen können.          Außerdem wurden zahlreiche Ideen
                                     Zusätzlich wurden im Rahmen von         entwickelt, deren Umsetzung auch
                                     mehreren Veranstaltungen, soge-         den Leitgedanken der regionalen
                                     nannten Zukunftsforen, unter großer     Projektgruppe Lebensqualität im
                                     Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung      Alter „Von der versorgten zur mit-
                                     Ideen für innovative Dienstleistungen   sorgenden Gesellschaft” unter-
                                     gesammelt und diskutiert.               streicht (z.B. Einrichten eines Mittags­
                                                                             tisches, eines Besuchsdienstes etc.).
                                     Ergebnisse und                          Ziel ist es, aus der Region Mühlviert-
                                     innovative Ideen                        ler Alm eine Testregion zu machen,
                                                                             in der mehr als 40 Haushalte mit
                                     für die Zukunft                         AAL-Technologien und Dienstleis-
                                     n  Neue Wohnformen sollen ent-          tungen unterstützt und dabei wis-
                                     wickelt und mit AAL-Technologien        senschaftlich begleitet werden.
                                     ausgestaltet werden.
                                                                             Mehr zum Projekt unter
                                     n Die Mobilität alter oder alleinste-   www.wege2025.at
                                     hender Menschen soll sichergestellt
                                     werden.

                                     Kontakt:
                                     Dr. Manuela Kienegger
                                     Innovation Systems Department
                                     AIT Austrian Institute of Tech-
                                     nology GmbH
                                     T 050550 45 30
                                     E manuela.kienegger@ait.ac.at
                                     www.ait.ac.at

                                     Verband Mühlviertler Alm
                                     T 07956 73 04-0
                                     E office@muehlviertleralm.at
                                     www.muehlviertleralm.at

                                                                                        OÖ. ZUKUNFTSAKADEMIE 25
Sie können auch lesen