AmPULS - Verband Zürcher Krankenhäuser
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amPULS AUSGABE 2/2020 Newsletter des Verbands Zürcher Krankenhäuser FINANZIELLES FUNDAMENT DER SPITÄLER BEGINNT ZU BRÖCKELN Die Spitäler werden seit Langem zum Sparen gezwungen. Mit neuen politischen Vorlagen erhöht Bundesrat Berset den Spardruck auf die Spitäler zusätzlich. Ginge es nach seinen Plä- nen, müssten 75 Prozent aller Spitäler defizitär arbeiten und bald ihre Türen schliessen. Die Einnahmen fehlen, Reserven sind – politisch gewollt – nicht vorhanden. Das Fundament der Versorgung beginnt allmählich zu brö- ckeln. Das erhöht den ohnehin schon grossen Druck auf das medizinische Personal zusätzlich. Ihre Leistungs- und Belastungsgrenzen sind erreicht. Die zweite Corona-Welle hat die Spitäler fest Allgemeinversicherten – dazu zählen auch Im Hinblick auf das Spitalfinanzierungs- im Griff. Die Situation ist unter Kontrolle, wenn die meisten Covid-19-Erkrankten – nicht kos- gesetz (SPFG) muss das grundlegende auch angespannt. Trotz hoher Fallzahlen ist tendeckend. Dasselbe gilt für den gesamten Problem der ungenügenden Kosten- die Versorgung aller Covid-19-Patientinnen ambulanten Bereich. Noch können die Spitä- deckung im Bereich der allgemeinver- und -Patienten im Kanton Zürich sicherge- ler die Defizite mit den Einnahmen aus dem sicherten Patientinnen und Patienten stellt. Mehr noch, die Zürcher Spitäler neh- Bereich der Zusatzversicherten auffangen. und in der ambulanten Behandlung men Betroffene aus anderen Kantonen auf Diese Quersubventionierung ist aber unbe- jetzt angegangen werden. Ansonsten und leisten einen wichtigen Beitrag zuguns- friedigend, systemfremd und nicht nachhaltig. droht eine Unterversorgung. Anstelle ten der gesamten Schweizer Bevölkerung. weiterer Regulierungen und Koope- Die Corona-Pandemie hat die finanzielle Situ- rationsverboten braucht es Kosten- Für eine funktionierende Gesundheitsver- ation zusätzlich verschlechtert. Die Ertrags- wahrheit. Eine Anpassung der Tarife sorgung ist es zudem zentral, dass jeder- ausfälle infolge des von Bund und Kanton im Bereich der allgemeinversicherten zeit auch die Non-Covid-19-Patientinnen und beschlossenen Behandlungs- und Opera- stationären Patientinnen und Patienten -Patienten vollumfänglich behandelt werden. tionsverbots im Frühling bringt viele Leis- sowie in der ambulanten Behandlung Möglich macht dies der grosse, unermüd- tungserbringer an ihre Grenzen. Bund und ist dringender denn je. Der Regie- liche Einsatz des Spitalpersonals einerseits Kanton hatten den Spitälern einen eindeu- rungsrat des Kantons Zürich kann und die enge Koordination und das geeinte tigen Auftrag zur Bereithaltung von leeren handeln, indem er die Fallpauschalen Zusammenspiel aller Akutversorger ande- Betten erteilt, um grosse Kapazitäten für und den Taxpunktwert im Spitalbereich rerseits. Die Zusammenarbeit klappt vor- die möglichen Krankheitsfälle zu schaffen. entsprechend erhöht. Nur so lässt sich bildlich. Die Zürcher Spitäler haben einmal Diesen Auftrag will der Bund nun gar nicht, die qualitativ hochstehende Gesund- mehr bewiesen, dass sie Corona «können». der Kanton nur zu einem kleinen Teil abgel- heitsversorgung im Kanton Zürich auch ten. Im Restaurant würde man von Zech- über die Corona-Krise hinaus erhalten. Nun ist die Politik an der Reihe. Sie muss be- prellerei sprechen. Obwohl die Spitäler als weisen, dass sie bereit ist, die qualitativ hoch- systemrelevant gelten und viel geklatscht stehende medizinische Versorgung auch in wurde, ist das konkrete Bekenntnis der Zukunft sicherzustellen. Denn, was die Finan- Politik zur Gesundheitsversorgung ernüch- Daniel Kalberer zierung betrifft, die grossen Probleme sind ternd. Das lässt die Alarmglocken läuten. Geschäftsleiter VZK bis dato ungelöst. So ist die Behandlung von
VZK REAL LIFE DAS USZ SIEHT SICH SELBSTREDEND IN DER PFLICHT, FÜR ALLE PATIENTINNEN UND PATIENTEN DA ZU SEIN Für viele kam die zweite Covid-19-Welle schneller als erwartet. Die Zürcher Spitäler waren gut vorbereitet. Die Situation im Kan- ton Zürich ist angespannt. Die Kapazitäten reichen im Moment noch aus. Eine hochstehende Versorgung ist für alle Covid-19- und Non-Covid-19-Patientinnen und -Patienten gewährleistet. Für die Spitalmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bleibt jeder Arbeitstag Dr. med. Peter Steiger Paola Massarotto eine grosse Herausforderung. Dr. med. Peter Steiger und Stv. Direktor, Institut für Leiterin Projekte und Paola Massarotto erzählen von ihrem Alltag auf der Intensiv Intensivmedizin, USZ Prozesse, Institut für pflegestation am Universitätsspital Zürich.* Intensivmedizin, USZ Herr Steiger, waren Sie vom schnellen Dienst), des Betriebs und der Unterneh- Massarotto: Bei den Mitarbeiterinnen und Anstieg der Fälle bei der zweiten Covid- menskommunikation. In der Taskforce ha- Mitarbeitern ist erkennbar, dass die Angst 19-Welle überrascht? ben wir sehr früh begonnen, Pläne für die vor einer Ansteckung abgenommen hat. Peter Steiger: Nein, ich war ehrlich gesagt zweite Welle auszuarbeiten. In einem Stu- Wir wissen, dass unsere Schutzmassnah- nicht überrascht. Dass es eine zweite Welle fenplan haben wir festgelegt, was bei vol- men funktionieren. Unverändert ist da- geben wird, war klar. Sie kommt für mich len Abteilungen zu tun ist und von wo wir gegen die psychische und physische Belas- aber eher später als erwartet. Ich habe im zusätzliches Personal rekrutieren können. tung. Sie ist und bleibt gross. Acht Stunden Sommer damit gerechnet, dass vor allem in Schutzanzügen, mit Brillen und Masken jüngere Personen, die aus den Ferien zu- «WIR KENNEN DIE zu arbeiten, ist sehr anstrengend. Man rückkehren, das Virus in die Familien zu- kann während der Arbeit auch nicht einfach rückbringen. KRANKHEIT MITT- schnell etwas trinken oder auf die Toilette gehen. Wie gut waren Sie auf die zweite Welle LERWEILE ALSO VIEL vorbereitet? BESSER.» «WIR WISSEN, DASS Paola Massarotto: Da wir aus der ersten Welle viel gelernt haben, waren wir sicher Gibt es in Ihrem Alltag Unterschiede zur UNSERE SCHUTZMASS- gut vorbereitet. Das grösste Problem ist, genügend diplomierte Expertinnen und Ex- ersten Welle im Frühling? Steiger: Während der ersten Welle hatten NAHMEN FUNKTIONIE- perten für die Intensivpflege zu rekrutieren. wir am USZ insgesamt knapp 50 Covid- REN. UNVERÄNDERT Wir haben rechtzeitig ein Modell der Unter- 19-Patientinnen und -Patienten auf der In- stützungspflege etabliert. Dies besteht aus tensivpflegestation. In der zweiten haben IST DAGEGEN DIE PSY- interessierten Pflegefachpersonen, die wir bis jetzt bereits über 100 an Covid-19 CHISCHE UND PHY- während der Pandemie, nach einer Einfüh- erkrankte Personen behandelt. Das sind zu rungsphase, auf den Intensivstationen ar- geringe Zahlen, um daraus statistisch etwas SISCHE BELASTUNG. beiten. Im Weiteren werden wir von 30 bis Eindeutiges ableiten zu können. Was man SIE IST UND BLEIBT 40 Medizinstudierenden im 5. und 6. Jahr sicher sagen kann, ist, dass die Dauer des unterstützt. Davon profitieren beide Seiten, Spitalaufenthalts im Vergleich zum Frühling GROSS.» denn Medizinstudierende erhalten so einen kürzer geworden ist. Sie beträgt momen- Einblick in den Alltag auf einer Intensivpfle- tan etwa zehn Tage. In der ersten Welle Wie ist die gegenwärtige Situation am Uni- gestation. Gleichzeitig können wir sie sehr waren es ungefähr zwei bis drei Wochen. versitätsspital Zürich? gut einarbeiten, weil sie bereits über viel Zudem müssen weniger Erkrankte auf der Steiger: Wir haben zwei Intensivpflegesta- Wissen über den Klinikalltag verfügen. Intensivstation behandelt werden. Wir kön- tionen mit insgesamt 28 Betten für Covid- nen sie bereits auf der Normalstation sehr 19-Patientinnen und -Patienten. Diese sind Steiger: Unsere Taskforce besteht aus rund gut therapieren. Zum Beispiel haben wir seit rund zwei Wochen praktisch voll. Weil 20 Mitgliedern. Sie wird von der ärztlichen gelernt, dass wir Erkrankte vermehrt in die die Erkrankten im Durchschnitt aber weni- Direktion geleitet. Wir treffen uns regel- Bauchlage bringen müssen. Es gibt auch ger lang bleiben und so die Betten schnel- mässig, um die aktuelle Lage zu bespre- Medikamente, die bei früher Anwendung ler wieder frei werden, können wir weiter- chen. Mit dabei sind Ärztinnen und Ärzte, wahrscheinlich wirksam sind. Wir kennen hin neue Fälle aufnehmen. Wir haben also Vertreterinnen und Vertreter der Pflege aus die Krankheit mittlerweile also viel besser. gerade noch genügend Kapazität. Wichtig allen betroffenen Kliniken (Intensivmedizin, Es ist daher etwas Routine und Ruhe ein- zu betonen ist: Das Universitätsspital ist Infektiologie, Spitalhygiene, Innere Medizin, gekehrt. und bleibt auch für Non-Covid-19-Patientin- Pneumologie, Notfall, personalärztlicher nen und -Patienten offen. Die medizinische 2
Die Betreuung von Covid-19-Erkrankten auf der Intensivpflegestation beansprucht viel Personal. Die Fallzahlen müs- sen sinken, damit auch Non-Covid-19-Patientinnen und -Patienten weiterhin gut versorgt werden können. Versorgung darf nicht unter dem Anstieg gung ist sehr gefährlich. Bei uns sind vier terverbreiten. Die Chance ist derzeit gross, der Covid-19-Fallzahlen leiden. von sechs Intensivstationen mit Non-Covid- dass man jemanden trifft, der das Virus hat. 19-Patientinnen und -Patienten belegt. Das Massarotto: Unsere grösste Herausforde- USZ sieht sich selbstredend in der Pflicht, Könnten Sie die Kapazitäten nochmals er- rung ist die Bereitstellung von genügend für alle da zu sein. höhen, falls die Fallzahlen wieder anstei- Personal. Das gestaltet sich mitunter sehr gen? schwierig. Momentan befinden sich auch «ES DARF NICHT SEIN, Steiger: Im Notfall könnten wir eine dritte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quaran- Intensivpflegestation für Covid-19-Patientin- täne. Andere warten auf ihr Testergebnis. DASS BETROFFENE nen und -Patienten aufmachen. Doch dann Sie fehlen. Wir müssen tagtäglich von einer OHNE COVID-19 KEINE fehlt uns noch mehr Personal. Das geht Intensivstation zur anderen wechseln. Stän- entweder auf Kosten der Non-Covid-19-Er- dig wechselnde Teams und Tagespläne ADÄQUATE BEHAND- krankten oder auf Kosten der Betreuungs- fordern von den Mitarbeitenden eine sehr LUNG ERHALTEN. EINE qualität. Beides möchten wir verhindern hohe Flexibilität. und appellieren deshalb an die Gesell- MEDIZINISCHE UN- schaft, sich strikte an die Hygieneregeln zu Es wurde auch Kritik an den Spitälern laut. halten. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie zu wenig TERVERSORGUNG IST Operationen verschieben. Können Sie die- SEHR GEFÄHRLICH.» Im Moment sterben sehr viele Menschen se Kritik nachvollziehen? am Coronavirus. Wie gehen Sie damit um? Steiger: Die Kritik kann ich nicht teilen. Wie kommen wir durch den Winter? Beru- Massarotto: Für Angehörige, Patientinnen, Wenn es nötig und möglich ist, verschieben higt sich die Situation wieder? Oder rech- Patienten und das Behandlungsteam ist die wir selbstverständlich Wahleingriffe. Dazu nen Sie gar mit einer dritten Welle? Situation sehr belastend. Im Unterschied muss man aber sagen: Bei den Eingriffen Steiger: Ich befürchte, dass es nach Weih- zur ersten Welle dürfen Angehörige ihre am USZ handelt es sich nicht um Lappa- nachten und Neujahr einen erneuten An- Lieben jedoch besuchen. Sie müssen aller- lien. Organtransplantationen zum Beispiel stieg der Fallzahlen geben wird. In der dings Schutzanzüge anziehen und es gibt lassen sich nicht einfach verschieben. Auch kälteren Jahreszeit ist man grundsätzlich auch eine Begrenzung der Besuchszeit. nötige Eingriffe bei Unfall- und Tumorpa- wieder mehr zu Hause. An Weihnachten tientinnen und -patienten können nicht kommen die Familien zusammen. Weil Fa- Steiger: Die Mortalität ist in den letzten Wo- einfach auf die lange Bank geschoben milienfeste dieses Jahr im kleinen Rahmen chen auch bei uns etwas angestiegen. Es werden. Es darf nicht sein, dass Betroffene stattfinden, werden die Menschen vermut- liegen wieder mehr ältere Patientinnen und ohne Covid-19 keine adäquate Behandlung lich mehrere kleinere Feiern veranstalten. Patienten auf der Intensivpflegestation. Im erhalten. Eine medizinische Unterversor- So kann sich das Virus aber trotzdem wei- Vergleich zur Gesamtschweiz haben wir am 3
Das Risiko, sich während der Arbeit mit dem Corona- virus zu infizieren, ist für das Pflegepersonal dank Schutzausrüstung minimal. Die Angst vor einer Infektion hat nachgelassen. Im Vergleich zum Frühling wurden in der zweiten Welle bereits mehr als doppelt so viele Patientinnen und Patienten auf der Intensivpflegestation behandelt. Im Bild der Eingang des Universitätsspitals Zürich. USZ immer noch eine tiefere Sterblichkeit, finde ich es immer wieder unglaublich, was sich aber jederzeit ändern kann. «PATIENTINNEN UND wenn ich Demonstrierende ohne Schutz- PATIENTEN WERDEN masken sehe. Diese Leute haben keine Sie erwähnen die geringe Übersterblich- Ahnung, was dieses Virus für Betroffene keit am USZ. Machen die Zürcher Spitäler IM KANTON ZÜRICH und auch das medizinische Personal be- etwas besser als andere? SEHR GUT AUF DIE deutet. Ich wünsche mir von der Gesell- Steiger: Die Qualität der medizinischen schaft mehr Solidarität. Versorgung ist in anderen Kantonen gleich VERSCHIEDENEN SPI- hoch wie im Kanton Zürich. Es ist aber zu bemerken, dass die Patientinnen und Pa- TÄLER VERTEILT.» Wird eine Corona-Impfung die grosse Er- lösung bringen? tienten im Kanton Zürich sehr gut auf die Steiger: Wenn es eine gute Impfung ist, verschiedenen Spitäler verteilt werden. terinnen und Mitarbeiter erschöpft sind. wird sie uns sicher helfen. Noch nie wur- Ein Viertel der an Covid-19-Erkrankten sind Das macht uns Sorgen. Wir haben ein sehr den so viele Ressourcen in die Forschung bei uns im USZ. Die anderen drei Viertel gutes Kader-Team und unterstützen uns und Entwicklung eines Impfstoffs inves- werden in anderen Spitälern behandelt. gegenseitig. Wir sagen zueinander auch: tiert. Ich habe deshalb die Hoffnung, dass Man hilft sich gegenseitig sehr gut. Bei Nimm dir Zeit! Wir versuchen, so gut es man schneller vorwärtskommt als sonst. einer guten Verteilung hat das Personal geht, aus dem Hamsterrad auszubrechen. Es kommt aber auch auf die Impfdisziplin mehr zeitliche Ressourcen pro Patientin So können Pausen auch wirklich für die der Bevölkerung an. Hoffnung geben mir oder Patient zur Verfügung. Damit steigen Regeneration genutzt werden. Hier haben auch die Medikamente, die derzeit erprobt auch die Chancen auf eine schnellere Ge- wir viel aus der ersten Welle gelernt. werden. Perfekt wäre eine medizinische nesung. Behandlung in Kombination mit einem Steiger: Wir alle sind müde. Ich habe je- Impfstoff. Doch wie schnell das geht, bleibt Wie gehen Sie persönlich mit der Situation doch auch schon vor der Pandemie viel abzuwarten. um? Reichen die Kräfte? gearbeitet. Darum sind meine Arbeitszei- Massarotto: Wir arbeiten nach wie vor im ten nicht viel länger geworden. Positiv ist, *Das Interview wurde Ende November Dreischichtenbetrieb. Das ist meiner An- dass die Anzahl Vorträge abgenommen geführt. sicht nach sehr wichtig. Meine Kräfte rei- hat. Auch Symposien finden aufgrund der chen, aber ich sehe, dass unsere Mitarbei- Pandemie viel weniger statt. Persönlich 4
VZK MEINUNGEN KEIN SPITAL WIRD IN ZUKUNFT OHNE KOOPERATIONSSTRATEGIE AUSKOMMEN Die Zürcher Spitäler arbeiten während der zweiten Covid-19-Wel- Prof. Dr. med. Andreas Zollinger le eng zusammen. Das hat sich bewährt. Die Verteilung der Pati- Medizinischer Direktor entinnen und Patienten klappt gut. Über die Zürcher Akutversor- und Stv. Spitaldirektor gung zu Coronazeiten, aber auch darüber hinaus sprachen wir Stadtspital Waid und Triemli mit Prof. Dr. med. Andreas Zollinger. Herr Zollinger, «können» die Zürcher Spitä- Übersichten werden allen Spitälern zur Ver- rums- oder sogar Universitätsspital durch- ler Corona? fügung gestellt. So kann man schauen, wo geführt werden. Ja, wir «können» Corona. Wir haben im es noch Platz gibt und wohin man Erkrank- Rahmen der ersten und der zweiten Welle te verlegen könnte. Die Entwicklung ist Wie wichtig bleibt die dezentrale Versor- viel gelernt. Die Spitäler helfen sich bei der jedoch sehr dynamisch. Es kommt vor, dass gung? Verteilung von Patientinnen und Patienten an einem bestimmten Morgen die Stationen Die dezentrale Versorgung bleibt weiterhin gegenseitig sehr gut. Die CEOs der Spitäler voll sind und am Nachmittag bereits wieder wichtig. Kooperiert ein Regionalspital mit im Kanton Zürich haben einen Verhaltens- mehrere Plätze frei – und umgekehrt. Dann einem Zentrumsspital, können Erkrankte kodex vereinbart, in dem festgelegt wurde, wird telefoniert, organisiert, koordiniert und oder Verunfallte für komplexe Behandlun- wie mit der Verteilung umzugehen ist. Alle gegebenenfalls verlegt. gen aus einem Regionalspital ins Zentrums- von der Gesundheitsdirektion als Covid-A/- spital verlegt und danach wieder zurückver- B-Spitäler bezeichneten Betriebe beteiligen Patientinnen und Patienten untereinander legt werden. So bleiben sie wohnortsnah sich – auch private. Die Covid-C-Spitäler aufteilen – ist das ein Modell für die Zu- versorgt. Zudem können so die Qualität nehmen zudem ebenfalls Erkrankte ohne kunft? hoch- und die Kosten tiefgehalten werden. Beatmungspflicht auf. Dank der engen Zu- Im Moment ist dieses Modell ideal, um die Regionalspitäler werden im Bereich der sammenarbeit sind die Covid-19-Patient- Krise zu bewältigen. In Sachen Koordina- Grundversorgung und der ambulanten Be- innen und -Patienten gut versorgt und die tion haben wir viel gelernt. Wir sollten das handlungen in Zukunft eine zunehmend Spitäler bleiben dennoch für alle anderen neu geschaffene Vertrauensverhältnis un- bedeutendere Rolle übernehmen. offen. tereinander sicher auch in Zukunft nutzen. Aber man darf nicht vergessen: Spitäler Welche Lehren ziehen Sie aus der ersten Wie schätzen Sie die Situation gegenüber sind nicht nur Partner, sondern eben auch und zweiten Welle für die Zukunft der Zür- der ersten Welle ein? Konkurrenten. Gerade im Hinblick auf die cher Spitäler? Während der ersten Welle durften kei- Spitalplanung 2023 müssen wir genau wis- Es ist wichtig, dass sich die Spitäler unter- ne elektiven Eingriffe mehr durchgeführt sen, bei welchen Leistungen wir stark und einander austauschen und dass dafür auch werden. Patientinnen und Patienten, die effizient sind und darauf den Fokus legen. ein Forum zur Verfügung steht. Sie müssen eigentlich hätten behandelt werden müs- Die Konkurrenzsituation setzt auch Energie in Zukunft selbstbewusster auftreten und sen, kamen nicht ins Spital. Das wollten für Verbesserungen frei. Anliegen gemeinsam an die Politik heran- wir in der zweiten Welle vermeiden. Wir tragen. Die Spitäler sind sehr leistungsfä- müssen sowohl Covid-19-Patientinnen und Trotz Konkurrenz: Viele Spitäler arbeiten hig und für die Gesundheitsversorgung der -Patienten, aber gleichzeitig auch alle ande- vermehrt mit Kooperationspartnern zusam- Bevölkerung sowie auch volkswirtschaftlich ren behandeln können. Klar ist: Es werden men. Wie schätzen Sie diese Entwicklung von immenser Bedeutung – und nicht bloss Wahleingriffe abgesagt, wenn es erforder- ein? ein Kostenfaktor. lich ist. Es geht nicht ohne. Aber es kann Kein Spital wird in Zukunft ohne Kooperati- nicht sein, dass die Spitäler den Betrieb onsstrategie auskommen. Ein Problem, das Welche Lehren ziehen Sie für sich persön- total herunterfahren müssen. Heute kann immer drängender wird, ist der Mangel an lich aus der Coronakrise? jedes Spital selbst entscheiden, welche Fachspezialistinnen und Fachspezialisten. Die berufliche Belastung ist zusätzlich ge- Operationen verschoben werden. Das ist Im medizinischen Bereich ist die Speziali- stiegen. Dabei habe ich gemerkt, wie mein ein grosser Vorteil. sierung so weit fortgeschritten, dass man gewohntes Umfeld etwas ins Wanken ge- Mitarbeitende nicht mehr überall einsetzen raten ist. Viele Anlässe fallen aufgrund Sie sprechen die Zusammenarbeit unter kann. Man wird also künftig noch vermehrt der Pandemie weg. Leute, die man sonst den Spitälern an. Wie muss man sich diese Fachleute teilen müssen. Aber auch finan- regelmässig sieht, trifft man plötzlich nicht konkret vorstellen? ziell machen Kooperationen Sinn. Speziali- mehr. Ich möchte künftig Wege finden, Zweimal pro Tag wird eine Übersicht zur sierte Behandlungen wie molekularpatho- meine sozialen Kontakte wieder vermehrt Covid-19-Auslastung der sogenannten Co- logische Untersuchungen erfordern grosse zu pflegen. Gerade auch, um die weiteren vid-A-/B-Spitäler erstellt. Dabei wird genau finanzielle Investitionen. Die Geräte und Herausforderungen, die uns noch bevor- protokolliert, wie viele Fälle es auf den das entsprechende Personal können nicht stehen, meistern zu können. Um gesund zu Intensivpflegestationen gibt und wie viele in jedem Spital zur Verfügung stehen. Sol- bleiben, brauchen wir ganz besonders ein sich auf der Isolierstation befinden. Diese che Leistungen können nur in einem Zent- intaktes soziales Umfeld. 5
VZK INFO GRIPPEIMPFUNG – JETZT ERST RECHT gehörigen, ihr Team und die ihnen anver- trauten Patientinnen, Patienten, Bewohne- rinnen und Bewohner. Die Fachpersonen des Gesundheitswe- Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton sens spielen eine Schlüsselrolle bei der In dieser Grippesaison ist es ausschlag- Zürich (ZAG), Curaviva Kanton Zürich und der Grippeprävention. Mit der Entscheidung, gebend, sowohl eine Erkrankung durch Spitex Verband Kanton Zürich engagieren sich impfen zu lassen, leisten sie einen Grippe- als auch durch Coronaviren zu sich gemeinsam. So wurden verschiedene erheblichen Beitrag und mildern den anhal- vermeiden. Zusätzlich zu den Hygiene- Printmaterialien wie ein Factsheet und Plaka- tenden Druck auf das Gesundheitssystem. massnahmen und dem Maskentragen ist te entwickelt. Neu wurde in diesem Jahr auf darum die Grippeimpfung sehr wichtig. elektronische Hilfsmittel gesetzt. Bei ihrer Arbeit sind Gesundheitsfachper- Der Verband Zürcher Krankenhäuser, das sonen vermehrt Grippeviren ausgesetzt. Netzwerk Zürcher Pflegezentren (VZK), der So stehen Videos, Statements, E-Mailsigna- Mit ihrem Entscheid für die Grippeimpfung Schweizer Berufsverband der Pflegefach- turen und Webbanners unter www.vzk.ch/ schützen sich Gesundheitsfachpersonen frauen und -männer Sektion ZH/GL/SH, das gesundheitspolitik/dossiers/grippe-impfung selber und sie schützen ihre Familien, An- Careum Bildungszentrum, das Zentrum für zum Download zur Verfügung. VERANSTALTUNG JUBILÄUMSTAGUNG «30 JAHRE VZK-TAGUNG ÖKOLOGIEKOMMISSION DES VZK» GESUNDHEITSVERSORGUNG Donnerstag, 23. September 2021 Donnerstag, 11. November 2021 Nachmittags im Zoo Zürich Vormittags im Kongresshaus Zürich Die Tagung wird unter dem Titel «Kreislauf- Die traditionelle Tagung für Fach- und Füh- wirtschaft im Spital: Fluch oder Segen?» rungskräfte aus dem Gesundheitswesen durchgeführt. sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Po- Reservieren Sie sich die Termine, weitere litik und Behörden. Informationen folgen. ÜBER UNS DER VERBAND ZÜRCHER KRANKENHÄUSER (VZK) AUSGABE 2/2020 KONTAKT Der VZK ist der grösste Verband der Gesundheitsversor- Die Spitäler Schaffhausen sind ebenfalls Mitglied. Redaktion: VZK Verband Zürcher Krankenhäuser ger im Kanton Zürich. Er vertritt 31 Institutionen, die rund Der VZK vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegen- Illustration: Jonas Raeber Nordstrasse 15 34 800 Mitarbeitende beschäftigen und einen Umsatz über Politik, Behörden, Versicherern und deren Verbän- Grafik/Satz: Edith Roth 8006 Zürich von 5,4 Mrd. Franken pro Jahr erzielen. Zum VZK gehö- den, weiteren Interessensgruppen im Gesundheits- und Druck: www.zimmidruck.ch 044 943 16 66 ren Listenspitäler, Rehabilitationskliniken, Spezialkliniken Sozialwesen sowie der Öffentlichkeit und fördert den Auflage: 1 000 info@vzk.ch, www.vzk.ch und Pflegezentren im Kanton Zürich. Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander. 6
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