GENERIKA IN ZAHLENZUM KALENDERJAHR
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DATEN, FAKTEN UND ANALYSEN GENERIKA IN ZAHLEN ZUM KALENDERJAHR ARZNEIMIT TELMARKT ANALYSE CORONA-PANDEMIE Wie Generika ihren Wie Rabattverträge und Wie Generika-Hersteller Beitrag für die Festbeträge den Arznei- die Krise meisterten Versorgung leisten mittelmarkt beeinflussen
Inhalt 3 Inhalt 5 Vorwort 7 Kapitel 1 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 GUT ZU WISSEN Die Segmente des deutschen Arzneimittelmarktes Mit dem Scannen des QR-Codes mit GUT ZU WISSEN Was kostet ein generisches Arzneimittel die Gesetzliche Ihrem Smartphone kommen Sie direkt Krankenversicherung? auf unseren YouTube-Kanal. 20 Schwerpunkt Corona Wie Generika-Hersteller die Versorgung sicherten 26 Kapitel 2 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung: Stellschrauben des Kostendrucks im Generikamarkt GUT ZU WISSEN Wie funktionieren die Rabattverträge der Gesetzlichen Mehr über die Bedeutung von Generika für die tägliche Versorgung und die Anforderungen Krankenversicherung? an funktionierende Rahmenbedingungen erfahren Sie in unseren Erklärvideos: www.youtube.com/ProGenerika 40 Glossar www.progenerika.de www.twitter.com/ProGenerika
4 Inhalt Vorwort 5 Vorwort Das Generika-Jahr 2020: Was Sie in diesem Heft erwartet Frederike Voglsamer, Head of Market Access, Pro Generika Sehr geehrte Damen und Herren, Generika sind das Rückgrat der Arzneimittelversorgung. Sie decken 79 Prozent des deutschen Arzneimittelbedarfs und machen für die Krankenkassen nur 8,4 Prozent der realen Arzneimittelaus- gaben aus. Damit sichern Generika nicht nur die Versorgung der allermeisten Patientinnen. Sie sind auch der Grund, warum breite Versorgung bezahlbar und jedem zugänglich ist. Dass Generika-Hersteller ihrer Verantwortung, den Großteil aller Patienten mit Arzneimitteln zu versorgen, gewachsen sind, haben sie in der Corona-Krise gezeigt. Trotz massiver Beeinträchtigungen der Lieferketten und bei einigen Wirkstoffen kurzfristig steil anstei- gender Nachfrage, konnten sie die Versorgung zu jedem Zeitpunkt sicherstellen. Das aber war ein massiver Kraftakt. Und das hätte auch schiefgehen können. Denn: Die Grundversorgung mit Gene- rika ist massiv unterfinanziert. Jahrelanger Kostendruck hat die Versorgungssicherheit geschwächt und eine hohe Abhängigkeit von Ländern außerhalb Europas geschaffen. Wie aber funktioniert diese Branche, auf deren Stabilität es so sehr ankommt – und die trotz extremer Preiseffizienz jederzeit verläss- lich liefern soll? Antworten darauf will unsere Broschüre liefern. Im ersten Kapitel zeigen wir, in welcher Weise sich die Tagesthe- rapiedosen auf die verschiedenen Arzneimittelsegmente verteilen, wie sich die Kosten für die gesetzlichen Krankenkassen dazu ver- halten und wie sich der Preis eines Arzneimittels zusammensetzt.
6 Vorwort Kapitel 1 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Der Corona-Schwerpunkt stellt dar, mit welchen Anstrengungen die Generika-Hersteller die Versorgung während der ersten COVID 19-Welle aufrechterhalten haben. Denn diese zwei Monate mach- ten wie durch ein Brennglas klar, wo die Schwachstellen unserer Die Marktanteile der einzelnen Segmente Arzneimittelversorgung liegen, wie groß die Abhängigkeit vor allem bei Wirkstoffen von Asien ist – und welche Maßnahmen deshalb Aufteilung der Arzneimittelversorgung 2020 jetzt dringend nötig sind. Entwicklung der Arzneimittelversorgung seit 2010 Aufteilung der Arzneimittelkosten gemäß Herstellerabgabepreis Die Rahmenbedingungen für Generika sind Thema des zweiten Entwicklung der Arzneimittelkosten gemäß Herstellerabgabepreis Kapitels. Hier wird deutlich, dass Kostensparinstrumente wie Rabattverträge und Festbeträge die Handlungsspielräume für Rabatte der Hersteller an die Krankenkassen Generika-Hersteller immer stärker eingeschränkt und negative Der Realanteil der Generika an den Arzneimittelkosten Effekte gebracht haben. So ist eine starke Marktverengung genau- Preisentwicklung von Arzneimitteln ohne Abzug der Rabatte so zu beobachten wie die gefährliche Abhängigkeit bei einzelnen Preisentwicklung von Generika nach Abzug der Rabatte aus Wirkstoffen von nur noch sehr wenigen Herstellern. Rabattverträgen Die vorliegenden Erhebungen sollen ein möglichst objektives, weil zahlenbasiertes, Bild des Generika-Marktes zeichnen. Sie sollen illustrieren, vor welchen Herausforderungen die Branche derzeit GUT ZU WISSEN steht und einen Beitrag leisten zu einer konstruktiven und lösungs- orientierten Diskussion darüber, wie die Arzneimittelversorgung Die Segmente des deutschen Arzneimittelmarktes nicht immer kosteneffektiver – sondern vor allem wieder stabiler werden kann. GUT ZU WISSEN Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Was kostet ein generisches Arzneimittel die Gesetzliche Mit freundlichen Grüßen Krankenversicherung? Frederike Voglsamer
8 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 9 GUT ZU WISSEN Die Marktanteile der einzelnen Segmente Der Arzneimittelmarkt teilt sich in patentgeschützte und patentfreie Präparate. Nach Ablauf eines Patentes wird der größte Teil der Versorgung von Generika Die Segmente des deutschen übernommen. Im Jahr 2020 betrug der Anteil der Generika 78,8 Prozent an der Arzneimittelmarktes Gesamtversorgung mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln in der Gesetzlichen Kran- kenversicherung. Forschung Markteintritt Patent läuft aus Das Arzneimittel hat alle GKV-Arznei Generika- & generikafähiger Arzneimittel wird neu Andere Hersteller können erfunden und wird behördlich behördlichen Voraussetzungen „Kopien” anbieten. Der Wettbe- mittelmarkt Patentmarkt Markt geprüft. erfüllt, wird zugelassen und werb mit mehreren Herstellern tritt in den Markt ein. Es ist eines Arzneimittels beginnt. patentgeschützt. Andere Unternehmen dürfen es nicht „nachbauen”. patentfreies Erstanbieterprodukt gesamter nicht patentgeschützte patentfreie (chemisch oder GKV-Arzneimittelmarkt Arzneimittel Erstanbieterprodukte biopharmazeutisch) 100,0 % 94,5 % 15,4 % patentgeschütztes Biosimilars Arzneimittel patentgeschützte (Nachahmerprodukte eines Biosimilars (chemisch oder Arzneimittel Biopharmazeutikums) biopharmazeutisch) 0,3 % 5,5 % Generika („Kopien” eines chemischen Generika Arzneimittels von anderen Anbietern) 78,8 % PATENT OHNE PATENT Marktverteilung nach Tagestherapiedosen (DDD) in Prozent Arzneimittel werden im deutschen Markt in die Segmente „patentgeschützt” und „nicht patentgeschützt” unterteilt. Im Segment „nicht patentgeschützt” finden sich „patentfreie Erstanbieterprodukte” (das sind die ehemals patentgeschützten Arzneimittel der Original- nicht patentgeschützte Arzneimittel hersteller), „Biosimilars” (biopharmazeutische Nachahmerpräparate) und „Generika” patentgeschützte Arzneimittel patentfreie Erstanbieterprodukte (chemische Nachahmerpräparate). Die Hersteller der einzelnen Segmente sind unter- Biosimilars schiedlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt. Beispielsweise hat ein patentgeschütztes Generika Arzneimittel kaum Wettbewerber. Läuft das Patent aus, sind weitere Mitbewerber auf dem Markt und die Spielregeln für Preis und Wettbewerb ändern sich dementsprechend. Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)
10 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 11 Aufteilung der Arzneimittelversorgung 2020 Entwicklung der Arzneimittelversorgung seit 2010 Die gesetzlich Versicherten benötigten 2020 insgesamt 45,3 Milliarden Tages Der Anteil der Generika an der Arzneimittelversorgung ist in den letzten zehn therapiedosen. Der Löwenanteil von 35,7 Milliarden (rund 79 Prozent) wurde Jahren kontinuierlich gestiegen. von Generikaherstellern bereitgestellt. 45,3 44,5 43,4 43,4 43,6 42,1 42,7 2,5 2,3 2,2 40,8 2,3 2,4 2,3 40,0 2,5 7,2 7,0 39,3 7,2 38,3 2,5 7,5 7,5 7,4 2,3 7,6 3,6 3,1 8,3 7,7 0,09 0,12 8,4 0,02 0,03 0,06 Generika 2020 0,01 35,0 35,7 8,4 0,01 34,1 0,01 33,5 33,6 78,8 % 0,01 30,5 32,0 32,9 0,01 0,01 29,3 27,7 26,3 GKV-Gesamtverbrauch Generika- & Patentmarkt generikafähiger Markt 45,3 Mrd. DDD 42,8 Mrd. DDD 7,0 Mrd. DDD 2,5 Mrd. DDD 0,1 Mrd. DDD Generika 2020 35,7 Mrd. DDD 35,7 Mrd. DDD 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Verbrauch in der GKV in Mrd. Tagestherapiedosen (DDD) Verbrauch in der GKV in Mrd. Tagestherapiedosen (DDD) nicht patentgeschützte Arzneimittel patentgeschützte Arzneimittel patentgeschützte Arzneimittel patentfreie Erstanbieterprodukte patentfreie Erstanbieterprodukte Biosimilars Biosimilars Generika Generika Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)
12 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 13 Aufteilung der Arzneimittelkosten gemäß Entwicklung der Arzneimittelkosten gemäß Herstellerabgabepreis (HAP) für die GKV 2020 Herstellerabgabepreis (HAP) seit 2010 Von 30,6 Milliarden Euro, die pharmazeutische Unternehmen von den gesetz Trotz des hohen Anteils an der Versorgung ist der Anteil der Generika an den lichen Krankenkassen für Arzneimittel erhalten, gehen vor Abzug der Rabatte Kosten für die Krankenkassen vergleichsweise gering: 2020 lag er bei knapp aus Rabattverträgen nur 19,3 Prozent an die Generika-Hersteller. 5,9 Milliarden Euro. 30,5 28,4 14,0 26,9 12,2 25,8 25,0 11,1 24,1 11,1 22,7 10,5 10,1 21,2 9,4 Generika 2020 20,2 20,4 19,9 8,3 19,3 % 7,5 7,2 7,3 9,5 9,6 9,6 9,0 9,0 8,8 8,6 8,5 8,2 8,4 8,1 GKV-Gesamtumsatz Generika- & Patentmarkt generikafähiger Markt 0,92 1,12 30,6 Mrd. Euro 16,6 Mrd. Euro 9,6 Mrd. Euro 0,37 0,55 0,08 0,11 0,20 0,06 0,06 0,07 0,07 5,9 5,3 5,4 5,6 5,8 4,7 4,8 5,1 14,0 Mrd. Euro 1,1 Mrd. Euro 4,2 4,3 4,5 Generika 2020 5,9 Mrd. Euro 5,9 Mrd. Euro 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 € GKV-Umsatz (Herstellerabgabepreis) in Mrd. Euro € GKV-Umsatz (Herstellerabgabepreis) in Mrd. Euro nicht patentgeschützte Arzneimittel patentgeschützte Arzneimittel patentgeschützte Arzneimittel patentfreie Erstanbieterprodukte patentfreie Erstanbieterprodukte Biosimilars Biosimilars Generika Generika Preisbasis: Herstellerabgabepreis (ohne Berücksichtigung des Hersteller-Zwangsrabattes und Preisbasis: Herstellerabgabepreis (ohne Berücksichtigung des Hersteller-Zwangsrabattes und Zusatzabschläge in Folge des Preismoratoriums und ohne Rabatte aus Rabattverträgen) Zusatzabschläge in Folge des Preismoratoriums und ohne Rabatte aus Rabattverträgen) Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)
14 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 15 Rabatte der Hersteller an die Krankenkassen Der Realanteil der Generika an den Arzneimittelkosten Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern senken die Kosten Von 30,5 Milliarden Euro GKV-Arzneimittelkosten gem. Herstellerabgabepreis zusätzlich zu gesetzlich vorgeschriebenen Rabatten. Allein durch Rabatte aus bleiben nach Abzug der Rabatte aus Rabattverträgen von 5,0 Milliarden Euro Rabattverträgen konnten die Krankenkassen im Jahr 2020 5,0 Milliarden Euro noch 25,5 Milliarden Euro Realkosten übrig. Der Anteil der Ausgaben, die auf sparen. Generika entfallen, beträgt 2,15 Milliarden Euro (8,4 Prozent). 30,5 30 28,4 -5,0 26,9 -4,9 25,8 25,5 25,0 -4,5 24,1 -4,0 23,5 -3,9 22,5 22,7 -3,7 21,8 21,2 21,1 -3,2 20,5 19,9 20,2 20,4 -2,8 19,5 20 -1,3 -1,7 -2,4 18,5 18,4 18,0 10 € Rabatte 2020 2,95 Generika 2020 2,56 2,42 5,0 Mrd. Euro 2,18 2,04 1,99 2,00 2,08 2,08 2,15 2,15 Mrd. Euro 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 € GKV-Umsatz (Herstellerabgabepreis) in Mrd. Euro € GKV-Umsatz (Herstellerabgabepreis) in Mrd. Euro patentgeschützte Arzneimittel / patentfreie Erstanbieterprodukte / Generika / Biosimilars Arzneimittelausgaben abzgl. Rabatte aus Rabattverträgen Rabatte nach § 130a SGB V = Rabatte aus Rabattverträgen (BMG nach KV 45/04396) Generika-Nettoausgaben* (ohne Biosimilars) Preisbasis: Herstellerabgabepreis (ohne Berücksichtigung des Hersteller-Zwangsrabattes und * Annahme: aus den vertraglich mit der GKV vereinbarten Rabatten entfielen in 2020 76% Zusatzabschläge in Folge des Preismoratoriums) auf Generika Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) Quelle: Pro Generika; IGES nach INSIGHT Health (NVI); eigene Berechnung
16 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 17 GUT ZU WISSEN Was kostet ein generisches Apotheken- Gesetzlicher Arzneimittel die Gesetzliche verkaufspreis Herstellerabschlag Krankenversicherung? (AVP) gesetzlich festgelegter Rabatt, den die pharma- € Zuzahlung zeutische Industrie den des Versicherten gesetzlichen Kranken kassen gewähren muss Mehrwertsteuer Aufzahlung 19 % des Versicherten Gesetzlicher Apothekenabschlag Apothekenzuschlag Rabatt, den die Apotheke der gesetzlichen Kranken Vergütung der Apotheke kasse gewähren muss Rabatte aus Rabattverträgen Notdienstgebühr Rabatte, die die pharmazeutische Beitrag zur Aufrechterhaltung Industrie bei Abschluss eines des Apothekennotdienstes Rabattvertrages der Krankenkasse € zusätzlich gewährt € Großhandels Apotheken- Realkosten des zuschlag einkaufspreis Arzneimittels Herstellerabgabe- Vergütung des (AEK) Effektive Ausgaben preis (HAP) Großhandels der GKV Preis, den die pharma- zeutische Industrie Krankenkasse € für das Arzneimittel verlangt Apotheke Rechnung Apotheke inkl. MwSt. Großhandel Pharmazeutische Rabatte aus Pharmazeutische Industrie Rabattverträgen Industrie Gesetzlicher Apothekenabschlag Patient Gesetzliche Rabatte
18 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 Übersicht: Der Generikamarkt 2020 19 Preisentwicklung von Arzneimitteln ohne Abzug der Preisentwicklung von Generika nach Abzug der Rabatte Rabatte aus Rabattverträgen Der Herstellerabgabepreis für Generika blieb in den letzten Jahren nahezu stabil Der Preis, den die Gesetzliche Krankenversicherung für die Tagestherapiedosis im Schnitt bei 16 ct pro Tagestherapiedosis. eines Generikums ausgibt, ist deutlich niedriger als 16 Cent: Nach Abzug der Rabatte aus Rabattverträge ergeben sich im Durchschnitt 6 Cent pro Tagesthe- rapiedosis. 4,18 0,17 4,29 Euro 0,16 0,16 0,16 0,16 0,16 0,15 0,15 0,15 0,15 0,16 Euro 3,61 3,44 3,32 3,40 3,04 0,12 0,11 2,50 2,42 0,09 0,08 0,07 0,07 0,06 0,06 0,06 0,06 0,06 Euro 0,81 0,85 0,83 0,88 0,84 0,71 0,76 0,63 0,80 Euro 0,15 0,15 0,15 0,16 0,16 0,16 0,16 0,17 0,16 Euro 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 € Durchschnittspreise je Tagestherapiedose (DDD) in Euro (Herstellerabgabepreis) nach Liste € Durchschnittspreise je Tagestherapiedose (DDD) in Euro (Herstellerabgabepreis) patentgeschützte Arzneimittel (ausschließlich chemisch) Durchschnittspreise Generika-DDD nach Listenpreis (ohne Berücksichtigung der Rabattverträge) Originalpräparate (mit Generikakonkurrenz) Durchschnittspreise Generika-DDD (bei Berücksichtigung der Rabatte aus Rabattverträgen)* Generika ohne Biosimilars (ohne Berücksichtigung der Rabattverträge) Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) * Annahme: aus den vertraglich mit der GKV vereinbarten Rabatten entfielen in 2020 76 % auf Generika Quelle: Pro Generika; IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health), eigene Berechnung
20 Härtetest Corona Schwerpunkt Corona 21 Schwerpunkt Generika-Hersteller meisterten die Herausforderungen der Krise Cor na Die Antwort war ja. In dieser Zeit zeigte die Generika-Industrie, dass sie ihre Herkules-Aufgabe, knapp 80 Prozent der Ver- sorgung zu sichern, auch in Ausnahmesituationen meistert. Gemeinsam mit den zuständigen Behörden, die sich in der Krise flexibel und pragmatisch zeigten, gelang es, das Schlimmste abzuwenden: den Versorgungsengpass. Dafür produzierten Generika-Hersteller in den ersten Monaten der Pandemie rund um die Uhr, unter Aufbietung aller Arbeits- kräfte bis hin zu bereits in Rente befindlichen Kollegen, lenk- ten die Produktionsströme um und suchten in aller Welt nach alternativen Anbietern dringend benötigter Wirkstoffe. Der Preis für die Aufrechterhaltung der Versorgung war hoch und die Her- Wie Generika-Hersteller die steller zahlten ihn selbst. Dabei hatten sie es mit stark erhöhten Versorgung sichern – und warum Preisen für Ausgangs- und Wirkstoffe – bei Antibiotika schossen diese um bis zu 40 Prozent in die Höhe – sowie Frachtkosten zu die Politik jetzt handeln muss. tun, die zehnfach über den normalen lagen. Das erste Jahr der Pandemie war für Generika- Hersteller – wie für den Rest der Welt auch – eine Massive Bevorratung trieb die Nachfrage in die Höhe Erschütterung bislang ungeahnten Ausmaßes. Gleich zu Beginn der ersten Welle richteten sich Die größte Herausforderung in der ersten Welle aber war der bange Blicke in Richtung Generika-Industrie. steile Anstieg der Nachfrage im März, dem ersten Monat der Pandemie. Aus Sorge, Arzneimittel könnten knapp werden, Würden jetzt Arzneimittel knapp? Würden in Asien bevorrateten sich Ärztinnen und Patienten. Zum Sinnbild der produzierte Wirkstoffe trotz Grenzschließungen und Hysterie, die damals den Markt beherrschte, wurde der Wirk- Exportstopps ihren Weg nach Deutschland finden? stoff Paracetamol. Von Indien mit einem Exportstopp belegt, Würden die Generika-Hersteller unterbrochene stieg die Nachfrage danach um bis zu 234 Prozent im Vergleich Produktionen oder ausgefallene Zulieferungen kom- zum März 2019 an. Auslöser war eine Warnung des französi- pensieren und die Patientinnen weiter zuverlässig schen Gesundheitsministers Olivier Véran, der auf Twitter vor versorgen können? Ibuprofen zur Behandlung von Covid-Symptomen warnte. Auch wenn sie die Empfehlung kurz darauf wieder zurücknahm, riet auch die WHO zunächst, bei Verdacht auf eine Corona-Infektion eher zu Paracetamol als zu Ibuprofen zu greifen.
22 Schwerpunkt Corona Schwerpunkt Corona 23 Hamsterkäufe im März 2020 N3-Verordnungen im März 2020 5 Mio Packungseinheiten (PE) 2020: 1.378.479 2020: 2020: 897.000 155.981 2019: 2019: 2019: 111.347 802.441 595.081 1 Mio Spiron Candes Atorv Spironolacton Candesartan Atorvastatin Quelle: Pro Generika, INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI) Februar März April Feb März April Ibuprofen Acetylsalicylsäure Paracetamol Hinzu kam die Unsicherheit auf den Intensivstationen. Würde es – wie in Italien – Engpässe bei Wirkstoffen geben, die zur Behand- --- 2019 2020 lung von COVID-19-Patienten benötigt werden? Presseberichte, Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health OTC-Abverkauf aus Offizin-Apotheken die dies für den Narkosewirkstoff Propofol befürchteten, heizten die Stimmung an. Die Nachfrage nach Midazolam, ebenfalls ein Sedativum, ging steil nach oben. Sowohl in der ersten Welle (März Und Paracetamol war kein Einzelfall. Andere OTC-Wirkstoffe wie und April) als auch in der zweiten Welle (November und Dezember) Acetylsalicylsäure stiegen im Vergleich zu vor einem Jahr um rund erhöhte sich die Nachfrage sprunghaft und stieg – im Dezember 40 Prozent an. Auch bei verschreibungspflichtigen Wirkstoffen 2020 – auf ein Plus von über 100 Prozent. Ohne zu wissen, wie viel zeigte sich der beschriebene "Hamstereffekt" bei den größten, ver- am Ende wirklich gebraucht werden würde, ließen die Firmen in fügbaren Packungen (N3). Etwa beim Cholesterinsenker Atorvasta- der Hochphase der Pandemie um ein Vielfaches mehr Midazolam tin, wo die Nachfrage 51 Prozent über der von März 2019 lag. Oder produzieren. Mit dem Ergebnis, dass alle Patienten versorgt wer- beim Diuretikum Spironolacton, das eine Steigerungsrate von 40 den konnten. Prozent verzeichnete.
24 Schwerpunkt Corona Schwerpunkt Corona 25 Die Firmen legten Vorräte an – und das ohne Abnahmegarantien gestärkt werden. Nötig sind zudem Veränderungen im Ausschrei- bungssystems der Krankenkassen. Es darf nicht mehr nur um den Als Ende des Jahres die zweite Welle kam, blieb der Markt ruhiger. günstigsten Preis gehen. Die dadurch ausgelöste Abwärtsspirale Die Firmen hatten sich auf eigene Verantwortung bevorratet. Und hat überhaupt erst zu Abwanderung und Marktverengung auf Her- das, obwohl das Gesundheitsministerium ihnen keine Abnahmega- stellerseite geführt. Vielmehr müssen Maßnahmen für robustere rantien für Arzneimittel der Intensivmedizin geben wollte. Damit Lieferketten – sei es eine zweite Wirkstoffquelle oder eine Diversi- wäre eine planbare Produktion und noch größere Bevorratung fizierung der Zulieferer – bei Ausschreibungen ins Gewicht fallen. möglich gewesen. Im Sinne der Versorgungssicherheit ist es zudem unerlässlich, dass Ausschreibungen grundsätzlich in einem Mehrpartnermodell Fest steht: Dass in der Pandemie bislang alle Patienten versorgt stattfinden. werden konnten, ist das Ergebnis eines außerordentlichen Kraft- akts - der auch hätte misslingen können. Denn die Ursachen für Auf Generika kommt es an – auch für COVID-19-Patienten eine immer instabiler werdende Versorgung liegen nicht in der COVID-Krise. Sie sind das Ergebnis des jahrelangen und politisch Die Pandemie hat deutlich gezeigt, welche Schlüsselrolle Generika gewollten Kostendrucks. bei der Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln spielen. Auch wenn Hoffnung und Augenmerk zu jedem Zeitpunkt der Krise Die Politik sollte aus der Krise lernen – und handeln verstärkt auf Impfstoffen und Therapien lagen: Für COVID-Patien- ten mit schweren Verläufen kam es auf die Generika-Hersteller an. Für die Zeit nach der Pandemie gilt es deshalb für die Politik, Von den 71 Wirkstoffen, die zur Beatmung eines COVID-Patienten umzusetzen, was sie vorher schon angekündigt hat: Mehr Versor- benötigt werden, sind 69 generisch. Generika bilden die Brücke bis gungssicherheit für die Patienten erzielen, indem sie die europäi- zum Ende der Pandemie – eine Brücke, die länger ist und stabiler sche Arzneimittel- und Wirkstoffproduktion stärkt und Lieferketten sein muss, als von vielen erhofft und zunächst erwartet. resilienter macht. Denn: Wie fragil die Arzneimittelversorgung geworden ist, zeigt die hohe Zahl der Lieferengpässe. Und wie groß die Abhängigkeit von Wirkstoffen aus Asien inzwischen ist, hat eine von Pro Generika beauftragte Studie im Herbst 2020 belegt*. Jetzt gilt es gegenzu- Wirkstoffe für die Beatmung von steuern, den Kostendruck abzumildern – und wieder mehr Resili- COVID-Patienten enz anstelle von immer mehr Effizienz herzustellen. Nationale Maßnahmen sind nötig und möglich Das aber kann nicht rein auf europäischer Ebene geschehen – auch Generische wenn die „pharmaceutical strategy“ der EU-Kommission den Weg Wirkstoffe: 69 Richtung mehr Versorgungssicherheit weist. Auch auf nationaler Nicht generische Ebene sind Schritte nötig, muss die Arzneimittelproduktion Wirkstoffe: 2 * Woher kommen unsere Wirkstoffe? Eine Weltkarte der API-Produktion (MundiCare Lifescience Strategies, 2020)
26 Härtetest Corona Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 27 Kapitel 2 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung: Stellschrauben des Kostendrucks im Rabatte, Festbeträge, Generikamarkt Marktverengung Generische Arzneimittel unterliegen im deutschen Markt anderen Rahmenbedingungen als etwa patentgeschützte Arzneimittel. In den letzten Jahren hat die Arzneimittelpolitik die Kostensparin- strumente des Staates oder der Selbstverwaltung immer weiter verschärft und diesen ohnehin sehr kompetitiven Markt damit weiter unter Druck gesetzt. Neben dem stetig wachsenden Büro- Eine Übersicht in Zahlen kratieaufwand sehen sich Generika-Hersteller mit einer Marktsitu- Anteil von Generika an Rabatt-Arzneimitteln (in DDD) ation konfrontiert, die ihnen immer weniger Handlungsspielräume Drei Viertel der abgegebenen Generika mit zusätzlichen Rabatten bietet. Die für Generika-Hersteller geltenden Rahmenbedingungen für die Krankenkassen sind Thema des folgenden Kapitels. Entwicklung der Rabattvertragsarten im Gesamtmarkt Dabei geht es zunächst um die Rabatte, die Hersteller an die Entwicklung der Rabattvertragsarten im patentfreien Markt Krankenkassen bezahlen. Sogenannte Herstellerrabatte sind vom Festbeträge für drei Viertel der Generika 2020 Gesetzgeber festgeschrieben und werden auf alle Arzneimittel Marktverengung im Rabattvertragsmarkt: Wenige Hersteller sichern erhoben. Ergänzend dazu schreiben die Krankenkassen Rabattver- träge mit den Herstellern aus, die zu zusätzlichen Rabattzahlun- fast die gesamte Versorgung (vier Beispiele) gen führen – und zum allergrößten Teil mit Generika-Herstellern Marktverengung bei den zehn häufigsten rabattierten geschlossen werden. Wirkstoffen Anteil von Versicherten, deren Versorgung aufgrund So ist ein Großteil der abgegebenen generischen Packungen unter Rabattvertrag und die Rabattvertragsquote der abgegebenen Rabattverträgen von nur einem Hersteller gesichert wird Packungen – selbst im krisengeschüttelten Pandemiejahr 2020 – bemerkenswert hoch. Die Ausschreibungen der Krankenkassen bestimmen mit der Art der Ausschreibung und dem umfassten GUT ZU WISSEN Versichertenkollektiv maßgeblich die Möglichkeiten der Versorgung mit Generika. Aus diesem Grund beleuchten wir im Folgenden den Wie funktionieren die Rabattverträge der Umfang dieser Verträge und die verschiedenen Arten im Aus- Gesetzlichen Krankenversicherung? schreibungsjahr 2020.
28 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 29 Ein weiteres Instrument, das die Versorgung prägt, sind die Fest- Eine Übersicht in Zahlen beträge. Sie können von der Selbstverwaltung festgesetzt werden Die Zahl der Rabattverträge ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. und gelten derzeit für zwei Drittel aller Generika. Zusammen mit den Rabattverträgen und dem Preismoratorium, das die Preise für Arzneimittel seit 2009 einfriert, verschärfen sie den Kostendruck. Das Ergebnis ist eine teils bedrohliche Marktverengung auf Her- stellerseite. Schon jetzt gibt es für einige Wirkstoffe weltweit nur noch sehr wenige Hersteller. Dass gleichzeitig die Ansprüche an Gesamtanzahl Rabattverträge Handelsformen* unter Rabattverträgen die Bürokratie – etwa durch das Fälschungssystem securPharm – kontinuierlich steigen, führt zu einer Gefährdung der Versorgungs- sicherheit und zu einer Abhängigkeit von Ländern außerhalb der 20.074 EU. Die kommende Regierung wird nun Maßnahmen finden müs- sen, um den Besonderheiten des generischen Marktes gerecht zu Vergleich zum Vorjahr: + 2,7 % werden und gezielt die Grundversorgung der Bevölkerung wieder zu stärken. Unternehmen mit Rabattverträgen Arzneimittel 2020 mit Herstellerabgabepreisen (ohne Rabatte) unter 5 Euro 220 Der Kostendruck auf Generika ist seit Jahren gestiegen und führt dazu, dass eine nachhaltige Versorgung mit Generika immer Vergleich zum Vorjahr: + 1,9 % schwieriger wird. Allein im Jahr 2020 wurden 9.276 Arzneimittel für unter 5 Euro je Packung gelistet. Krankenkassen mit Rabattverträgen Krankenkasse 32.668 103 unter 5 Euro Vergleich zum Vorjahr: + 4,5 % Vergleich zum Vorjahr: – 5,5 % 224 unter 1 Euro 863 unter 50 Cent Unter 5€ 9.276 Arzneimittel Anzahl Arzneimittel (PZN)* nach Herstellerabgabepreisen * Rx-Markt im ambulanten Bereich * PZN (Pharmazentralnummer) Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI) Quelle: INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI) Dez. 2019 und Dez. 2020
30 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 31 Anteil von Generika an Rabatt-Arzneimitteln Drei Viertel der abgegebenen Generika mit zusätzlichen (in DDD) Rabatten für die Krankenkassen 91 Prozent der Tagestherapiedosen, die Gegenstand einer Rabattvertragsver- Seit zehn Jahren steigt der Anteil der generischen Packungen, die rabattiert einbarung sind, sind Generika. Dadurch wird klar: Generikaunternehmen leisten abgegeben werden, kontinuierlich. Im Jahr 2020 waren von vier Abgaben von durch das Gewähren von Rabatten einen großen Beitrag zur finanziellen Entlas- Generika in der Apotheke drei rabattiert – also mit zusätzlichen Rabattzahlun- tung der GKV. gen der Hersteller an die Krankenkassen verbunden. 74,6 75,0 74,4 73,2 73,2 70,2 70,0 71,7 75,0 % 68,5 66,5 2020 30,25 Mrd. DDD 2% 2% 1% 2% 26,3 25,4 27,3 28,4 % 21,9 22,1 22,1 21,0 18,9 17,8 18,3 Generika 91 % 2% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 GKV-Absatz von Tagestherapiedosen (DDD) unter Rabattvertrag in Prozent Anteil der abgegebenen Packungen unter Rabattvertrag in Prozent Patentgeschützt Chemisch Generika Patentgeschützt Biotech Altoriginal Patentfrei Chemisch / Sonstige Patentfrei Biotech Generika Restgruppe Quelle: Pro Generika; IQVIA: Analysen Arzneimittelmarkt (IMS Contract Monitor®) Quelle: INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI-KT) 2010 –2020
32 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 33 GUT ZU WISSEN Krankenkasse Wie funktionieren die Rabattverträge Krankenkassen können ihre Ausschreibungen unterschiedlich gestalten und die der Gesetzlichen Krankenversicherung? Versorgung ihrer Versicherten einem oder mehreren Unternehmen übertragen. Krankenkasse Rabattvertragsarten Krankenkassen ermitteln Bedarf Krankenkassen legen die Arzneimittel-Wirkstoffe fest, für die sie Hersteller brauchen. Durch einen Bieterwettbewerb sollen die Preise für die Krankenkasse zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Kostenbegrenzungen und Rabatten weiter gesenkt werden. Krankenkasse Rabatte für Exklusivversorgung Um die Hersteller zu Rabattangeboten zu motivieren, ver- spricht die Krankenkasse den Unternehmen, dass nur sie die Versicherten versorgen dürfen. Sobald ein Rabattvertrag zwischen Krankenkasse und Unternehmen abgeschlossen ist, müssen sich Apotheken bei der Abgabe von Arzneimit- teln an diese Verträge halten. Einfachvergabe Nur ein pharmazeutisches Unternehmen darf die Versor- Mehrfachvergabe gung aller Versicherten einer Krankenkasse Krankenkasse übernehmen. Mehrere Unternehmen dürfen Bieterwettbewerb die Versicherten versorgen. Dazu wird im ersten Schritt eine Ausschreibung der Kran- Open-House-Modell Krankenkasse erhält Das Modell mit 3 Partnern kenkasse über ein bestimmtes Arzneimittel / eine bestimmte niedrigsten Preis wird häufig gewählt. Eine unbegrenzte Anzahl Arzneimittelgruppe gestartet. Der Bieterwettbewerb der von Unternehmen darf die pharmazeutischen Unternehmen beginnt. Fällt der alleinige Vertrags- Krankenkasse erhält Versicherten versorgen. Die partner aus, können andere hohen Rabatt Unternehmen können dem Unternehmen häufig die Vertrag jederzeit beitreten. Versorgung nicht ausrei- Die Versorgung wird chend auffangen, Liefereng- auf mehrere Schultern Krankenkasse erhält Krankenkasse Preis als einziges Kriterium pässe auf dem gesamten verteilt und bleibt für alle hohen Rabatt Die Krankenkasse erhält so Preisangebote für das ausge- Markt können die Folge sein. Patienten in Deutschland schriebene Arzneimittel. Der Preis ist das einzige Kriterium nachhaltig. Die Versorgung wird Vergabeart ist auf lange nach dem bestimmt wird, wer die Versorgung der Versicher- auf mehrere Schultern Sicht wenig nachhaltig, denn ten übernehmen darf. verteilt und bleibt für alle eine Monopolisierung wird Patienten in Deutschland begünstigt, die die Anbieter- nachhaltig. vielfalt schwächt und so auch die Versorgungssicherheit.
34 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 35 Entwicklung der Rabattvertragsarten im Gesamtmarkt Entwicklung der Rabattvertragsarten im patentfreien Obwohl Rabattverträge mit mehreren Unternehmen die Versorgung stabiler Markt machen, setzen immer noch zu viele Kassen auf Ein-Partner-Verträge Bei der Betrachtung der Vertragsarten im generischen Markt wird deutlich: (33,7 Prozent aller Verträge). Ein-Partner-Modelle bilden fast ein Drittel der Ausschreibungen. 17,3 % 14,2 % 23,0 % 24,2 % 40,2 % 40,5 % 30,7% 33,2% 9,8% 11,0 % 21,1 % 19,6 % 38,7 % 36,7 % 25,1% 32,9% 37,6 % 39,6 % 35,8 % 35,5 % 2,9 % 6,0 % 2,7 % 5,6 % 31,2 % 26,0 % 30,1% 29,1% 23,9% 27,7 % 26,1% 1,1 % 29,7 % 1,1 % 22,7 % 17,9% 21,0 % 19,2 % 52,6 % 50,0 % 49,4 % 5,0 % 47,2 % 4,6 % 45,2 % 44,8 % 43,4 % 8,2 % 41,5 % 4,0% 7,6% 7,1% 4,3% 5,7 % 5,2 % 7,6 % 36,8% 36,7 % 36,5 % 34,0 % 34,9 % 33,1% 33,7 % 29,8% 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Anteile der Ausschreibungsmodelle in Prozent Anteile der Ausschreibungsmodelle in Prozent Open-House-Rabattvertrag* Open-House-Rabattvertrag* Modell mit 1 bis 3 Rabattvertragspartnern Modell mit 1 bis 3 Rabattvertragspartnern Modell mit 3 Rabattvertragspartnern Modell mit 3 Rabattvertragspartnern Modell mit 2 Rabattvertragspartnern Modell mit 2 Rabattvertragspartnern Modell mit 1 Rabattvertragspartner Modell mit 1 Rabattvertragspartner * Es können beliebig viele Hersteller dem Rabattvertrag beitreten. * Es können beliebig viele Hersteller dem Rabattvertrag beitreten. Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health (Tender-Alert); Durchschnittswerte Q1–Q4 2020, Quelle: Pro Generika; INSIGHT Health (Tender-Alert),Durchschnittswerte Q1–Q4 2020, exklusive Biopharmazeutika exklusive Biopharmazeutika
36 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 37 Festbeträge für drei Viertel der Generika 2020 Marktverengung im Rabattvertragsmarkt: Das Festsetzen von Festbeträgen ist ein gängiges Kosteneinsparinstrument, Wenige Hersteller sichern fast die gesamte Versorgung es kann jedoch nur dann greifen, wenn genügend Wettbewerber auf dem Markt (vier Beispiele) sind. Allein im Jahr 2020 waren drei Viertel aller Generika einer Festbetrags- gruppe zugeordnet. Bei Risperidon, Metformin, Salbutamol und Citalopram stellen max. drei Unternehmensgruppen den Großteil der Versorgung sicher. 95,1% 93,5 % 75 % Risperidon Metformin Schizophrenie, bipolare Störungen Diabetes Generika mit Festbetrag Neu in 2020 34.331 25.614 7.238 8.717 100 % 97,0 % Salbutamol Citalopram Asthma, COPD Depressionen, Panikstörungen Generikamarkt nach PZN in Prozent PZN, die 2020 festbetragsgeregelt waren Marktanteil der jeweiligen TOP 3 Unternehmensgruppen nach GKV-Verordnungen PZN, die 2020 nicht festbetragsgeregelt waren im Rabattvertragsmarkt 2020 PZN, die 2020 einen neuen Festbetrag erhalten haben* * weitere 17.065 PZN mit FB-Änderung aufgrund der pandemiebedingten Mehrwertsteuer- Quelle: Pro Generika, INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI-KT) senkung um 3 % von Juli bis Dezember 2020 Quelle: INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI) 2020
38 Rabatte, Festbeträge, Marktverengung Rabatte, Festbeträge, Marktverengung 39 Marktverengung bei den zehn häufigsten rabattierten Anteil von Versicherten, deren Versorgung aufgrund Wirkstoffen Rabattverträgen von nur einem Hersteller gesichert wird Bei den nach Absatz führenden Wirkstoffen unter Rabattvertrag wird der Groß- Im Jahr 2020 wurden von den Krankenkassen für viele Patienten die Versorgung teil der Versorgung von nur einem Hersteller bereitgestellt. Beispiel Amlodipin: mit nur einem Hersteller gesichert. Ein Ausfall dieser Partner kann so schnell zu 83 % aller Packungseinheiten wurden von den führenden drei Herstellern abge- einem Versorgungsengpass für viele Patienten werden. Die folgende Grafik zeigt geben. die Anteile der Versichertengemeinschaft (GKV), deren Versorgung im Jahr 2020 bei bestimmten Wirkstoffen von nur einem Hersteller gesichert wird. Amlodipin 83 % 13.514 PE 2020 waren 73,5 Millionen Bisoprolol 83 % 16.989 PE Patienten in der gesetzlichen Krankenkasse versichert. 404 67 % 10.575 PE Wirkstoffe wurden im Ein- Candesartan Partner-Modell ausgeschrieben Ibuprofen 98% 18.527 PE Metamizol 98 % 27.270 PE Metoprolol 78 % 14.922 PE Bei 104 dieser Wirkstoffe führt Pantoprazol 66 % 19.081 PE das dazu, dass >50% der gesetzlich Versicherten in Ramipril 97 % 20.677 PE Deutschland von einem einzigen Hersteller versorgt werden Simvastatin 87 % 10.434 PE Torasemid 99 % 12.053 PE 0 20 40 60 80 100 Anzahl: Tsd. Packungseinheiten (PE) Bei 17 dieser Wirkstoffe führt das dazu, dass sogar >80% Mengenanteil der führenden 3 Hersteller der gesetzlich Versicherten in Mengenanteil der übrigen Hersteller Deutschland von einem einzigen Hersteller versorgt werden Quelle: IMS Contract Monitor® Absatz in Packungseinheiten, Segmemt „mit Rabattvertrag“; Quelle: INSIGHT Health GKV-Abrechnungsdaten (NVI-KT), Versichertenzahlen gem. BMG Jan–Dez 2020
40 Glossar Glossar 41 Glossar AVP Generika Open-House Rabattverträge Apothekenverkaufspreis Generika sind Arzneimittel, deren Wirkstoffe Ein Vertragsschluss nach dem Open-House- Ein Rabattvertrag ist eine vertragliche identisch mit den Originalpräparaten sind. Modell bedeutet, dass keine Vertragsverhand- Vereinbarung zwischen einzelnen Arznei- AVP real Nach Ablauf des Patentschutzes, der in lungen mehr stattfinden. Die Krankenkasse mittelherstellern und einzelnen deutschen Apothekenverkaufspreis unter Berücksichti- der EU 20 Jahre beträgt, können Generika- gibt den kompletten Vertrag und die Vertrags- gesetzlichen Krankenkassen über die exklu- gung aller Zwangsrabatte für Hersteller und Hersteller Nachfolgepräparate auf den bedingungen einschließlich der Preise einsei- sive Belieferung der Krankenversicherten mit Apotheker, inkl. Berücksichtigung Zusatzab- Markt bringen. Sie sind sowohl für verschrei- tig vor. Geeignete Partner können diesem einzelnen Arzneimitteln des Herstellers. schläge infolge des Preismoratoriums bungspflichtige als auch für freiverkäufliche Vertrag ohne jeglichen Verhandlungsspiel- Arzneien verfügbar. raum beitreten. DDD defined daily dose, definierte Tagestherapie- GKV-Markt PE dosis Das Arzneimittel-Marktsegment, das die Packungseinheiten Verordnungen zu Lasten der Gesetzlichen Festbetrag Krankenversicherung (GKV) abdeckt. Preismoratorium Festbeträge bezeichnen den Höchstbetrag, Seit dem 1. August 2010 legt das Moratorium den die gesetzlichen Krankenkassen für ein HAP fest, dass Arzneimittel-Hersteller Preis- Arzneimittel übernehmen, und zwar Herstellerabgabepreis erhöhungen bei Arzneimitteln, die keinem unabhängig vom tatsächlichen Preis des Festbetrag unterliegen, als Abschläge Arzneimittels. Das heißt: Ist der Preis eines HAP real gegenüber den gesetzlichen und privaten Arzneimittels höher als der von den Kran- Herstellerabgabepreis unter Berücksichti- Krankenkassen und sonstigen Kostenträgern kenkassen dafür erstattete Betrag, müssen gung des Hersteller-Zwangsrabattes, inkl. abführen müssen. Patienten in der Apotheke eine sogenannte Zusatzabschläge infolge des Preismoratori- Aufzahlung leisten. Senkt der Hersteller ums PZN dagegen den Preis für sein Arzneimittel um Die Pharmazentralnummer (kurz: PZN) ist ein 30 Prozent unter den Festbetrag, entfällt für Mehrfachvergabe in ganz Deutschland einheitlicher Identifi- den Patienten die Arzneimittelzuzahlung in In jeden Rabattvertrag sind mehr als ein Un- kationsschlüssel für Arznei- und Hilfsmittel, der Apotheke. ternehmen eingebunden. So können Liefer- welche von dem jeweiligen Hersteller auf der ausfälle einzelner Unternehmen von anderen äußeren Verpackung maschinell erfassbar Anbietern ausgeglichen werden. angegeben werden muss. Anhand der Kodie- rung kann jedes Arzneimittel, Medizin- oder Apothekenprodukt eindeutig identifiziert werden.
42 43 Der Verband Pro Generika Generika-Hersteller stellen 79 Prozent der Arzneimittel her, die die gesetzlich Versicherten in Deutschland verbrauchen. Unsere Verantwortung ist zugleich unser Stolz, denn: Generika versorgen nicht nur den Großteil der Patienten. Sie sind auch der Grund, warum die Versorgung aller bezahlbar ist. Die durch sie erzielten Einsparungen sorgen dafür, dass jeder Erkrankte in Deutschland genau die Therapie erhält, die er braucht. Wir treten ein für die UNTERNEHMEN Für einen nachhaltigen und fairen Wettbewerb braucht es eine Vielfalt an Ge- nerika-Anbietern. Nur sie sorgt für sinkende Preise und die Entlastung, die das Gesundheitssystem braucht. Der jahrelange Kostendruck hat dazu geführt, dass es immer weniger Hersteller gibt, die immer mehr Patienten versorgen müssen. Angesichts zunehmender Lieferengpässe kämpfen wir für bessere Rahmenbe- dingungen am Generikamarkt. In Zeiten, in denen die Zahl der Lieferengpässe das erträgliche Maß übersteigt, werben wir dafür, dass uns Gesundheit mehr wert ist als sechs Cent pro Tag – denn das kostet ein Generikum derzeit. Wir haben stets die PATIENTEN im Blick Für eine bezahlbare und gerechte Arzneimittelversorgung braucht es Generika. Sie sind genauso wirksam und genau so gut wie Originalpräparate. Aber sie sind deutlich günstiger. So können für das Geld, das der Versichertengemeinschaft zur Verfügung steht, nicht nur alle Patienten versorgt werden. Die Gemeinschaft kann auch innovative Therapien bezahlen, die einzelne Patienten brauchen. Weil es Generika gibt, haben alle Patienten verlässlichen Zugang zu Arzneimitteln. Und deshalb brauchen Generika-Hersteller auch selbst stabile Rahmenbedin- gungen. Wir setzen auf die POLITIK Für einen konstruktiven Dialog zwischen allen Beteiligten setzen wir auf Gesprä- che mit Politik, Krankenkassen, Ärzten, Krankenhäusern und Apothekern und nicht zuletzt den Patienten. Wir glauben, dass alle Beteiligten eine sichere und stabile Arzneimittelversorgung wollen und sehen uns deshalb stets als vertrau- ensvollen Partner. Dabei stehen wir für verlässliche Informationen an alle, die mit uns gemeinsam an dem großen Ziel arbeiten, die Versorgung aller Patienten in Deutschland nachhaltig sicherzustellen.
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