Ambrosia sorgt für Mehrausgaben für Allergie-Patienten

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Ambrosia sorgt für Mehrausgaben für Allergie-Patienten
Ausgabe | 36                                                                                                           28. September 2012

                                                                                                       powered by

Allergien

Ambrosia sorgt für Mehrausgaben für Allergie-Patienten
Bis zu einer Milliarde Euro Mehrausgaben/Patienten würden sich finanziell an Beseitigung von Pflanze beteiligen

D      ie     nordamerikanische
       Beifuß-Ambrosie breitet
sich zunehmend in Europa
                                                                                                             der Bevölkerung erkranken.
                                                                                                                 „Es ist wichtig, die Kosten
                                                                                                             der Ambrosia-Allergien abzu-
aus – und ist hochallergen.                                                                                  schätzen, weil sie in Relation
LMU-Forscher haben nun zu                                                                                    gesehen werden müssen zu
einer Studie beigetragen, die                                                                                den Kosten, die eine Eindäm-
zeigt, dass dies Kosten von bis                                                                              mung der Pflanze verursacht“,
zu einer Milliarde Euro im Jahr                                                                              sagt die Umweltökonomin
verursachen könnte.                                                                                          Dr. Wanda Born, die die Ana-
      Heuschnupfen tritt vor al-                                                                             lyse am Helmholtz-Zent-
lem zwischen März und Juli auf,                                                                              rum für Umweltforschung
wenn in Deutschland die meis-                                                                                (UFZ) in Leipzig geleitet hat,
ten Bäume und Gräser blühen.                                                                                 mittlerweile aber an einem
Mittlerweile aber leiden viele                                                                               anderen Institut tätig ist.
                                    Die Beifiuß-Ambrosie breitet sich zusehends auch in Europa aus und
Patienten unter einer deutlich sorgt für höhere Ausgaben bei Krankenkassen und Patienten.                    Für die Studie wurden am
längeren Allergiesaison. Ver-                                                     Foto: flickr/gmayfield10   AllergieZentrum der LMU-
antwortlich dafür ist die ur-                                                                                Patienten befragt, die an ei-
sprünglich aus Nordamerika stammende durch Ambrosia-Pollen beeinträchtigt ner Pollenallergie leiden und nachweis-
Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifo- werden. In Ungarn aber etwa tritt die lich gegen Ambrosia sensibilisiert sind.
lia), die sich nun auch in Deutschland und Pflanze in manchen Regionen bereits                        Die Betroffenen wurden für die Stu-
Europa ausbreitet, wo sie von August bis flächendeckend auf, wobei nach Schät- die stichprobenartig befragt. Dabei zeigte
Oktober blüht. Weil der Pollen der Pflanze zungen bereits die Hälfte der Heu- sich, dass die Mehrzahl der Patienten –
stark allergen ist, kann es bei den Allergi- schnupfen-Patienten gegen die Allergene die wegen der Allergie die Universitäts-
kern zu massiven Beschwerden kommen. sensibilisiert ist und bei Kontakt mit den klinik aufsuchten – wegen dieser Erkran-
      Nach Schätzungen leidet bereits je- Pollen erkrankt. Entsprechend könnten in kung im Schnitt fünfmal im Jahr einen
der fünfte Deutsche unter Heuschnup- Deutschland – bei einer weiteren Ausbrei- Arzt aufsuchen muss. Ein Drittel der Be-
fen. Noch ist unklar, wie viele von ihnen tung der Pflanze – bis zu zehn Prozent fragten wird jährlich rund fünf Tage sta-

 Analyse

 Veraltetes Versorgungsprinzip Grund für Honorarstreit
 Die Wurzel des Honorarstreits für nieder-       men Zweifel auf, ob er noch zeitgemäß ist:    lich, dass sich dabei auch die Ärzte auf
 gelassene Ärzte sehen viele im Sicherstel-      „Heute müssen wir die Frage stellen: Ist      Kompromisse einlassen müssten. So be-
 lungsauftrag, der die Ärzte dazu verpflich-     dieser Sicherstellungsauftrag es wert, den    steht auch die Gefahr, dass sie am Ende
 tet, eine bedarfsgerechte Versorgung sowie      historischen Pakt beizubehalten? Oder         mehr Zugeständnisse machen müssten,
 Notdienste sicherzustellen. Der Auftrag         werden wir durch den Sicherstellungsauf-      als ihnen aktuell eine Einigung abverlan-
 geht zurück bis in das Jahr 1913 als nach ei-   trag erpresst? Wir wollen die Vertragsärzte   gen würde. Eines ist jedoch klar: Eine völ-
 nigen Ärztestreiks eine Einigung zwischen       und Psychotherapeuten fragen: Unter wel-      lige Neuordnung des ambulanten Versor-
 Medizinern und Krankenkassen erzielt            chen Bedingungen seid Ihr bereit, diesen      gungssystems, würde weit mehr Zeit in
 wurde: Die Ärzte erklärten sich damals          Sicherstellungsauftrag wahrzunehmen?“,        Anspruch nehmen. Sie würde auch eine
 bereit, für die ambulanten Leistungen zu        sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler im In-      tiefgreifende gesellschaftliche Verände-
 garantieren, dafür durften sie über die         terview mit der Ärztezeitung.                 rung nach sich ziehen und einen umfas-
 Mittelverteilung selbst bestimmen.                   Sollte der Sicherstellungsauftrag al-    senden politischen Entscheidungspro-
       Doch seither hat sich im Gesundheits-     lerdings tatsächlich aufgelöst werden,        zess nötig machen. So etwas kann nicht
 system vieles verändert. Die Aufgaben,          braucht es eine viel grundlegendere Re-       auf Basis eines akuten Streitanlasses ge-
 Möglichkeiten und Anforderungen haben           form des Gesundheitssystems. Dann             schehen, sondern braucht längere und
 sich gewandelt, doch der Sicherstellungs-       würde nicht mehr nur das Honorar ver-         sachlichere Vorbereitung.
 auftrag blieb im Grunde gleich. Nun kom-        handelt werden. Es wäre sehr wahrschein-                             Rainer Brunnauer

                                                                                                                                               1
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tionär behandelt, und ein Fünftel ist im          dizinerin Professor Franziska Ruëff. Dazu          Prozent ansteigen könnten – was jährli-
Schnitt zwei Wochen pro Jahr arbeitsun-           kommt, dass fast die Hälfte der Betroffe-          che Mehrkosten von etwa 1.300 bis 2.100
fähig. Die Erkrankung belastet neben den          nen während der Pollenflug-Saison selbst           Euro pro Patient bedeuten würde. „Es ist
Krankenversicherungen aber auch die Pa-           bei einfachen körperlichen Tätigkeiten             fast unmöglich, die Kosten zu berechnen,
tienten, die im Schnitt mehr als 200 Euro         eingeschränkt ist. Eine belastbare Kosten-         die auf ein spezifisches Allergen zurück-
pro Jahr ausgeben, etwa für Pollenfilter.         schätzung würde umfangreiche Unter-                zuführen sind“, sagt der UFZ-Forscher Oli-
    „Wie stark die Lebensqualität der Pa-         suchungen zum Vorkommen der Pflanze                ver Gebhardt. „Dennoch zeigt die Studie,
tienten leidet, zeigt sich auch daran, dass       und zu ihrer Ausbreitung voraussetzen.             welche Dimension das Problem bekom-
mehr als ein Drittel von ihnen eine Be-               Eine Hochrechnung der Daten zeigt              men kann – vor allem weil die Ambrosie
kämpfung der Beifuß-Ambrosie finanziell           aber jetzt schon, dass die Behandlungs-            so spät blüht und vom Klimawandel in
unterstützen würde“, betont die LMU-Me-           kosten bei Pollenallergikern um 10 bis 25          der Ausbreitung begünstigt wird.

Krebsmedizin

Weniger Vorbehandlung nützt Leukämiepatienten
Geringere Sterberate durch schonendere Bestrahlung/Rückfallrate durch leichtere Behandlung nicht gestiegen

E    rwachsene Patienten mit akuter my-
     eloischer Leukämie – einer speziellen
Form von Blutkrebs – profitieren von einem
                                                  gen sterben. Auch das Risiko, einen Rückfall
                                                  zu erleiden, erhöht sich bei diesem Schema
                                                  nicht.
                                                                                                          Erstmals stellten die Mediziner in der
                                                                                                     jetzt veröffentlichten Studie die bislang
                                                                                                     übliche intensive Vorbehandlung – Kondi-
neuen, schonenden Behandlungsschema                    Zu diesem Ergebnis kommt eine                 tionierung – von Patienten mit akuter my-
zur Vorbereitung der Knochenmarktrans-            deutschlandweite, von Prof. Martin Born-           eloischer Leukämie auf die Knochenmarkt-
plantation: Die dazu erforderliche Ganz-          häuser, Direktor der Medizinischen Klinik          ransplantation systematisch einer weniger
körperbestrahlung und Chemotherapie               I des Universitätsklinikums Carl Gustav            intensiven Vorbehandlung gegenüber. Be-
wird niedriger als bisher dosiert. Dank der       Carus Dresden, geleitete Studie. Die Ergeb-        sonders für die älteren, an dieser speziellen
geringeren Intensität treten bei gleicher         nisse dieser weltweit mit großem Interesse         Form von Blutkrebs erkrankten Patienten
Wirksamkeit weniger bedrohliche Neben-            wahrgenommenen Untersuchung haben                  zeigte sich ein deutlicher Vorteil in der Früh-
wirkungen auf, so dass nur halb so viele Pa-      die Wissenschaftler in der aktuellen on-           phase der Therapie. „Dank der geringeren
tienten innerhalb des – bislang besonders         line-Ausgabe der renommierten Fachzeit-            Nebenwirkungen versterben im ‚kritischen
kritischen – ersten Jahres an Therapiefol-        schrift „Lancet Oncology“ veröffentlicht.          ersten Jahr‘ weniger als 10 Prozent der Pati-

Eine Chemotherapie stellt für Patienten stets eine hohe Belastung dar. Wenigstens die Vorbehandlung dürfte bei Leukämiepatienten in Zukunft leich-
ter ausfallen.    						                                                                                                 Foto: flickr/Derek K. Miller

                                                                                                                                                        2
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enten an Therapiefolgen – statt nahezu 20            Erwachsene Patienten mit akuter mye-         Prozent nach der bisher üblichen intensi-
Prozent nach der bisher üblichen intensi-       loischer Leukämie – einer speziellen Form         ven Vorbehandlung“, betont Prof. Bornhäu-
ven Vorbehandlung“, betont Prof. Bornhäu-       von Blutkrebs – profitieren von einem neu-        ser, der als Hämatologe auf Erkrankungen
ser, der als Hämatologe auf Erkrankungen        en, schonenden Behandlungsschema zur              des blutbildenden Systems spezialisiert ist.
des blutbildenden Systems spezialisiert ist.    Vorbereitung der Knochenmarktransplan-            Zusammen mit Prof. Matthias Stelljes aus
Zusammen mit Prof. Matthias Stelljes aus        tation: Die dazu erforderliche Ganzkörper-        Münster koordinierte er die Studie vom
Münster koordinierte er die Studie vom          bestrahlung und Chemotherapie wird nied-          Universitätsklinikum Dresden aus. Eines
Universitätsklinikum Dresden aus. Eines         riger als bisher dosiert. Dank der geringeren     der wichtigsten Ergebnisse: „Die Langzeit-
der wichtigsten Ergebnisse: „Die Langzeit-      Intensität treten bei gleicher Wirksamkeit        Rückfallrate – das heißt die Zahl der Patien-
Rückfallrate – das heißt die Zahl der Patien-   weniger bedrohliche Nebenwirkungen auf,           ten, bei denen die Leukämie trotz der Be-
ten, bei denen die Leukämie trotz der Be-       so dass nur halb so viele Patienten inner-        handlung zurückkehrte – hat sich durch die
handlung zurückkehrte – hat sich durch die      halb des – bislang besonders kritischen –         schonende Konditionierung nicht erhöht.“
schonende Konditionierung nicht erhöht.“        ersten Jahres an Therapiefolgen sterben.               In Deutschland erkranken pro Jahr
     In Deutschland erkranken pro Jahr          Auch das Risiko, einen Rückfall zu erleiden,      rund 10.000 Menschen an Leukämie – im
rund 10.000 Menschen an Leukämie – im           erhöht sich bei diesem Schema nicht.              Volksmund auch Blutkrebs genannt. Da-
Volksmund auch Blutkrebs genannt. Davon              Zu diesem Ergebnis kommt eine                von gibt es verschiedene Unterformen;
gibt es verschiedene Unterformen; gut ein       deutschlandweite, von Prof. Martin Born-          gut ein Drittel der Patienten sind von der
Drittel der Patienten sind von der akuten       häuser, Direktor der Medizinischen Klinik         akuten myeloischen Leukämie betroffen.
myeloischen Leukämie betroffen. Sie gilt        I des Universitätsklinikums Carl Gustav           Sie gilt als häufigste Form des akuten Blut-
als häufigste Form des akuten Blutkreb-         Carus Dresden, geleitete Studie. Die Ergeb-       krebses bei Erwachsenen. „Die Stammzel-
ses bei Erwachsenen. „Die Stammzellen           nisse dieser weltweit mit großem Interesse        len des blutbildenden Systems arbeiten
des blutbildenden Systems arbeiten nicht        wahrgenommenen Untersuchung haben                 nicht mehr richtig. Sie überschwemmen
mehr richtig. Sie überschwemmen das             die Wissenschaftler in der aktuellen on-          das Blut mit unreifen und daher funkti-
Blut mit unreifen und daher funktionsun-        line-Ausgabe der renommierten Fachzeit-           onsunfähigen weißen Blutkörperchen“, er-
fähigen weißen Blutkörperchen“, erläutert       schrift „Lancet Oncology“ veröffentlicht.         läutert Prof. Bornhäuser. Die Betroffenen
Prof. Bornhäuser. Die Betroffenen leiden             Erstmals stellten die Mediziner in der       leiden zunächst unspezifisch unter stän-
zunächst unspezifisch unter ständiger Mü-       jetzt veröffentlichten Studie die bislang         diger Müdigkeit, sinkender Leistungsfähig-
digkeit, sinkender Leistungsfähigkeit und       übliche intensive Vorbehandlung – Kondi-          keit und häufigen schweren Infekten. Die
häufigen schweren Infekten. Die überwie-        tionierung – von Patienten mit akuter my-         überwiegende Anzahl ist älter als 60 Jahre,
gende Anzahl ist älter als 60 Jahre, verein-    eloischer Leukämie auf die Knochenmarkt-          vereinzelt erkranken auch Kinder. „Seit der
zelt erkranken auch Kinder. „Seit der Ein-      ransplantation systematisch einer weniger         Einführung der Stammzelltherapie hat
führung der Stammzelltherapie hat sich die      intensiven Vorbehandlung gegenüber. Be-           sich die Überlebenschance auch für ältere
Überlebenschance auch für ältere Patienten      sonders für die älteren, an dieser speziellen     Patienten deutlich verbessert: Dabei wer-
deutlich verbessert: Dabei werden gesunde       Form von Blutkrebs erkrankten Patienten           den gesunde Blut-Stammzellen von einem
Blut-Stammzellen von einem Spender auf          zeigte sich ein deutlicher Vorteil in der Früh-   Spender auf den Patienten übertragen. Al-
den Patienten übertragen. Allerdings star-      phase der Therapie. „Dank der geringeren          lerdings starben vergleichsweise viele Pa-
ben vergleichsweise viele Patienten in der      Nebenwirkungen versterben im ‚kritischen          tienten in der Frühphase der Behandlung
Frühphase der Behandlung – offenbar eine        ersten Jahr‘ weniger als 10 Prozent der Pati-     – offenbar eine Folge der hochdosierten
Folge der hochdosierten Konditionierung.“       enten an Therapiefolgen – statt nahezu 20         Konditionierung.“

Zahn- und Herzmedizin

Parodontose-Behandlung bei Herzfehler gefährlich
Höhere Achtsamkeit von Zahnärzten nötig/Patientenausweis soll Hochrisikopatienten vor möglichen Gefahren schützen

W     er einen Herzfehler hat, der sollte
      bei der Parondontose-Behandlung
beim Zahnarzt Vorsicht walten lassen:
                                                gen-Kongress in München noch einmal
                                                aufmerksam gemacht. Wie eine von ihr
                                                verfasste Studie zeigt, haben die neuen
                                                                                                      Im Zuge einer Parodontose-Behand-
                                                                                                  lung können sogenannte grampositive
                                                                                                  Bakterien, die sich in den Zahnfleischta-
Eine lebensbedrohliche Endokarditis             Richtlinien der Deutschen Gesellschaft            schen befinden, in die Blutbahn gelan-
kann die Folge sein.                            für Kardiologie (DGK) nicht dazu beigetra-        gen. Diese Bakterien setzen sich bevor-
    Auf diese schon länger bekannte Tat-        gen, „die Achtsamkeit der Zahnmediziner           zugt an Herzklappen fest und vermehren
sache hat Prof. Dr. Cornelia Piper, stellver-   insbesondere gegenüber Vorsorgemög-               sich dort. Die Folge ist eine Entzündung
tretende Direktorin der Kardiologischen         lichkeiten zu einer lebensbedrohlichen            der Herzinnenhaut, die die Herzhöhlen
Klinik im Herz- und Diabeteszentrum             entzündlichen Herzerkrankung (Endo-               und den herznahen Teil der Arterien und
NRW, auf dem Europäischen Kardiolo-             karditis) zu erhöhen“.                            Venen sowie die Herzklappen überzieht.

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Ambrosia sorgt für Mehrausgaben für Allergie-Patienten
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Diese „Endokarditis“ genannte Entzün-             sozusagen mit dem Bade ausgeschüttet.“            ein Ausweis schaffen: „Es hat sich gezeigt,
dung verläuft ohne Behandlung stets               Durch die Einschränkung der Empfeh-               dass der sicherste Weg für unsere Patien-
tödlich.                                          lung einer vorsorgenden Antibiotikathe-           ten der sogenannte Patientenausweis dar-
     Bei herzgesunden Menschen aber ist           rapie auf Hochrisikopatienten habe dazu           stellt, der mit den entsprechenden Leitli-
das Risiko einer Erkrankung gering, zu-           geführt, dass Zahnärzte insgesamt weni-           nien versehen dem jeweils behandelnden
dem kann sie mit Antibiotika erfolgreich          ger Therapien selbst an hochgefährdeten           Arzt vorgelegt werden sollte“, so Piper.
behandelt werden. Bei Personen mit an-            Patienten durchführen.                                 Eine weitere Frage, die sich ihr nun
geborenen oder erworbenen Herzfehlern                 Schon 2003 konnte Piper in einer              stellt, sei, ob nicht auch Patienten mit ei-
(etwa nach einem Herzklappenersatz)               anderen Studie zeigen, dass es Schwie-            nem „moderaten“ Risiko eine Endokardi-
jedoch besteht eine wesentlich höhere             rigkeiten bei der Umsetzung von DGK-              tis-Prophylaxe mit Antibiotika ans Herz
Gefahr, dass es zu einer Infektion kommt.         Empfehlungen in Bezug auf zahnmedi-               gelegt werden soll. „Hier fehlen aktuell
Die Leitlinien der DGK empfehlen daher            zinische Maßnahmen gibt. Abhilfe solle            noch belastbare Daten“, sagt Piper.
den sogenannten Hochrisikopatienten,
sich vor einem zahnärztlichen Eingriff ei-
ner Antibiotika-Therapie zu unterziehen.
     „Eine Stunde vor der Parodontose-
Behandlung eingenommen, bewirkt das
Antibiotikum, dass sich die Bakterien al-
lenfalls noch in geringen Mengen an den
Herzklappen ansiedeln können“, erläutert
Piper. So könne das Risiko einer Endokar-
ditis deutlich gesenkt werden. Vor 2007
war diese Endokarditis-Prophylaxe auch
Patienten mit einem vergleichsweise
geringen Erkrankungsrisiko empfohlen
worden. Cornelia Piper hat für ihre Studie
nun untersucht, inwieweit die neue Leit-
linie sich auf die Prophylaxemaßnahmen            Die Behandlung von Parodontose ist eigentlich eine Routineangelegenheit. Doch für Menschen mit
ausgewirkt hat. Ihr Fazit: „Das Kind wurde        Herzfehlern kann sie unter Umständen lebensbedrohlich werden.      Foto: flickr/Dr Parveen Chopra

Nichtraucherschutz

Ärzte und Verbände für ausnahmsloses Rauchverbot in NRW
NRW soll zum Vorreiter in Sachen Nichtraucherschutz werden/Kein „Kneipensterben“ befürchtet

I  m Rahmen einer Pressekonferenz am
   24.09.2012 forderten die beiden nord-
rhein-westfälischen Ärztekammern, die
                                                  rauchen“ den NRW-Landtag auf, einer
                                                  Verschärfung des Nichtraucherschutzge-
                                                  setzes ohne Änderungen zuzustimmen.
                                                                                                    führer der Deutschen Krebshilfe. Mit
                                                                                                    dem Argument, dass das Rauchverbot zu
                                                                                                    einem „Kneipensterben“ führen könne,
Deutsche Krebshilfe, die Deutsche Herz-                Im Sommer hatte die Landesregie-             kann man bei der Nichtraucher-Lobby
stiftung und das „Aktionsbündnis Nicht-           rung einen Gesetzesentwurf vorgelegt,             nichts anfangen. Nettekoven verweist
                                                  der das bestehende Gesetz verschärfen             auf eine Studie des Deutschen Krebsfor-
                                                  soll: So sollen Ausnahmeregelungen wie            schungszentrums (DKFZ), die ergeben hat,
                                                  „Raucherclubs“ wegfallen oder das Rau-            dass sich das relativ strenge Rauchverbot
                                                  chen in Festzelten oder in Kneipen wäh-           in Bayern nicht negativ auf die Umsätze
                                                  rend des Karnevals verboten werden.               in der Gastronomie ausgewirkt hat.
                                                  Bundesweit ist das Nichtraucherschutz-                 Und tatsächlich sind nach dem Erfolg
                                                  gesetz in Nordrhein-Westfalen dasjenige           des Volksbegehrens für ein Rauchverbot
                                                  mit den meisten Ausnahmen: „Dies steht            ohne Ausnahmen in Bayern im August
                                                  im eklatanten Gegensatz zu den bekann-            2010 die Umsätze sowohl in der speise-
                                                  ten Gesundheitsgefahren des Rauchens              als auch in der getränkegeprägten Gastro-
                                                  und des Passivrauchens“, sagen die Rau-           nomie gestiegen; die Beschäftigtenzahlen
                                                  chergegner.                                       haben sich stabilisiert: „Zwar gab es leich-
NRW ist das Bundesland mit den meisten Aus-            „Die Neufassung des Nichtraucher-            te Einbußen unmittelbar nach der Ab-
nahmen im Nichtraucherschutzgesetz. Ärzte
und Gesundheitsverbände kämpfen dafür, dass       schutzgesetzes ist zwingend notwendig“,           schaffung der Ausnahmeregelungen für
sich das jetzt ändert.    Foto: flickr/eisenrah   betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäfts-           Raucherkneipen und Raucherräume. In 8

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Ambrosia sorgt für Mehrausgaben für Allergie-Patienten
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von 12 Monaten nach dem erfolgreichen          Dabei wurden bis zum Berichtsmonat             verschärften Entwurf für das Rauchver-
Volksentscheid lagen die Umsätze jedoch        August 2011 Betriebe mit einem Jahres-         bot ohne Änderungen zuzustimmen,
über denen des Vorjahres.“                     umsatz von über 50.000 Euro einbezo-           schließlich werde in NRW noch in über 80
    Als Grundlage dienten dem DKFZ             gen, seitdem nur solche mit einem Um-          Prozent der Kneipen und Bars geraucht.
Daten des Bayerischen Landesamtes für          satz von 150.000 Euro jährlich. Einer          So soll das bevölkerungsreichste Bundes-
Statistik und Datenverarbeitung. Das           Einschätzung des Deutschen Hotel- und          land vom „Schlusslicht zum Vorreiter bei
Landesamt befragt monatlich eine re-           Gaststättenverbandes liegt der Durch-          der Prävention des Passivrauchens in der
präsentative Zufallsstichprobe aus un-         schnittsumsatz einer „klassischen“ Ge-         Gastronomie“ werden. „Ein ‚Gesundheits-
terschiedlichen Teilbereichen der Gas-         tränkekneipe bei 140.000 Euro im Jahr.         land NRW’ gibt es nur mit einem konse-
tronomie und erstellt auf dieser Basis             Ärzte und Gesundheitsorganisatio-          quenten Nichtraucherschutz“, sagt Ru-
eine Hochrechnung für die Umsatz- und          nen in Nordrhein-Westfalen appellieren         dolf Henke, Präsident der Ärztekammer
Beschäftigungssituation im Land Bayern.        an die Abgeordneten in Düsseldorf, dem         Nordrhein.

Europa

Menschenversuche: BÄK warnt vor neuer EU-Verordnung
Ärzte sehen „ethische und wissenschaftliche“ Standards gefährdet/Besserer Schutz von Minderjährigen gefordert

E    ine Neuregelung der EU-Bestimmun-
     gen für Arzneimittelstudien an Men-
schen hat jetzt die Bundesärztekammer
                                               ausdrückliche Vorgabe.
                                                    Die BÄK sieht hier eine Gefahr für die
                                               Teilnehmer an klinischen Studien: „Der
                                                                                              „Bedenken hinsichtlich der ärztlichen
                                                                                              Vertretbarkeit“ bestehen.
                                                                                                   Ein weiterer Punkt für Kritik seitens
(BÄK) auf den Plan gerufen: Die Medizi-        Beitrag, den Ethikkommissionen derzeit         der BÄK besteht bei den geplanten Vor-
ner kritisieren die geplante „Aufweichung      zum Schutz der Studienteilnehmer, zur          gaben für klinische Tests an Minderjäh-
der bewährten Schutzstandards“.                wissenschaftlichen Qualität und zum            rigen und Nichteinwilligungsfähigen.
     Die bislang geltende Richtlinie           Vertrauen der Öffentlichkeit in klinische      Sie befürchtet, dass deren Schutz, den
2001/20//EG hat bisher gewährleistet,          Forschung leisten, wird damit unterlau-        sie derzeit aufgrund der bestehenden
dass bei klinischen Prüfungen inter-           fen.“ Deshalb lautet die Forderung der         Richtlinie und der Bestimmungen in
national anerkannte ethische und wis-          BÄK, unabhängige Ethikkommissionen             Deutschland genießen, gefährdet sein
senschaftliche Qualitätsanforderungen          bei der Bewertung ausdrücklich einzu-          könnte. Die Lösung: eine Öffnungsklau-
eingehalten werden. Dabei baut die Richt-      binden. Außerdem solle eine ablehnende         sel in dem Verordnungsentwurf, die es
linie auf einem Katalog ethischer Grund-       Entscheidung der Ethikkommission dazu          Staaten erlauben soll, die Schutzstan-
sätze für die Forschung am Menschen            führen, dass die Genehmigung für eine          dards für die beiden Gruppen nach Be-
auf, die in der Deklaration des Weltärz-       Arzneimittelstudie auch tatsächlich ver-       darf heraufzusetzen.
tebundes in Helsinki von 1964 niederge-        sagt wird.
legt wurden. Nun soll eine Verordnung               Der Entwurf für die Verordnung sieht
die Richtlinie ersetzen und die Verfahren      weiterhin vor, dass ein EU-Mitgliedsstaat
schneller und kostengünstiger machen.          federführend bei der Risiko-Nutzen-Be-
     Damit hat die BÄK grundsätzlich           wertung ist. Auch die kritisiert die BÄK,
kein Problem, sie bemängelt lediglich          denn hierdurch würden „Einspruchs-
die konkrete Ausgestaltung in dem Ver-         rechte der Staaten erheblich beschnitten
ordnungsentwurf. Sie weist auf einen           werden, in denen die Prüfung ebenfalls
etablierten Schutzstandard bei der For-        durchgeführt werden soll“. Ihre Forderung
schung am Menschen hin, nach dem               ist eine ausreichende Konsultationsfrist,
ein geplantes Forschungsvorhaben vor           vor deren Ablauf der berichterstattende
                                                                                              Eine neue EU-Verordnung soll medizinische
Studienbeginn zunächst einer unabhän-          Mitgliedsstaat nicht entscheiden darf.         Studien am Menschen einfacher und effizienter
gigen, interdisziplinären Ethikkommis-         Zudem sollen die anderen betroffenen           machen. Deutsche Ärzte befürchten ethische
                                                                                              und qualitative Einbußen in der Forschung und
sion vorgelegt werden muss. Der Verord-        Staaten erweiterte Möglichkeiten bekom-        fordern Änderungen des Entwurfs.
nungsentwurf verzichtet auf eine solche        men, aus dem Projekt auszusteigen, falls                             Foto: flickr/Alex E. Proimos

Impressum Herausgeber: Dr. Michael Maier. Redaktion: Rainer Brunnauer, Maximilian Spuling. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social
Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blog-
formgroup.com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 mal pro Jahr. Bezug: abo@blogformgroup.com. Mediadaten: media@blogformgroup.com.
www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de

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