AMTLICHES BULLETIN - BULLETIN OFFICIEL - Parlament CH

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AMTLICHES BULLETIN – BULLETIN OFFICIEL
                  Nationalrat • Sommersession 2009 • Zwölfte Sitzung • 10.06.09 • 08h15 • 06.303
                Conseil national • Session d’été 2009 • Douzième séance • 10.06.09 • 08h15 • 06.303

 06.303

Standesinitiative Schwyz.
Rückzug des Beitrittsgesuches
der Schweiz zur Europäischen Union

Initiative cantonale Schwyz.
Retrait de la demande d'adhésion
de la Suisse à l'Union européenne
Vorprüfung – Examen préalable

CHRONOLOGIE

STÄNDERAT/CONSEIL DES ETATS 20.03.07 (VORPRÜFUNG - EXAMEN PRÉALABLE)
NATIONALRAT/CONSEIL NATIONAL 10.06.09 (VORPRÜFUNG - EXAMEN PRÉALABLE)

Antrag der Mehrheit
Der Initiative keine Folge geben

Antrag der Minderheit
(Müri, Borer, Kunz, Mörgeli, Pfister Gerhard, Schibli, Schmied, Stamm)
Der Initiative Folge geben

Proposition de la majorité
Ne pas donner suite à l'initiative

Proposition de la minorité
(Müri, Borer, Kunz, Mörgeli, Pfister Gerhard, Schibli, Schmied, Stamm)
Donner suite à l'initiative

Riklin Kathy (CEg, ZH), für die Kommission: Die APK Ihres Rates hat an ihrer Sitzung vom 3. Mai 2007 die
vom Kanton Schwyz am 11. Mai 2006 eingereichte Standesinitiative vorgeprüft. Es handelt sich somit bei
diesem Geschäft um eine Restanz aus der alten Legislatur, die, genau wie das EU-Beitrittsgesuch, sehr viel
Staub angesetzt hat. Die Standesinitiative verlangt, dass das Gesuch der Schweiz vom 20. Mai 1992 über die
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union zurückgezogen wird.
Gerade vor vierzig Tagen, am 30. April dieses Jahres, haben wir in diesem Saal über ein gleiches Rückzugs-
gesuch diskutiert, welches in Form einer parlamentarischen Initiative von der SVP-Fraktion eingereicht worden
war. Ich verweise daher auf mein Votum als Kommissionssprecherin beim Geschäft 08.467, in welchem ich die
heutige Wirkungslosigkeit des EU-Beitrittsgesuches und die bereits eingereichten Vorstösse zum vierzeiligen
Schreiben des Bundesrates aus dem Jahr 1992 aufgeführt habe.
Die Initiative des Kantons Schwyz verlangt, dass das Gesuch des Bundesrates der Schweiz vom 20. Mai 1992
über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union zurückgezogen wird. Dies forderte
der Kantonsrat des Kantons Schwyz am 22. März 2006, indem er die Motion "Rückzug des Beitrittsgesuches
Schweiz/Europäische Union" erheblich erklärte, welche die Einreichung der vorliegenden Standesinitiative for-
derte. Die Schwyzer Motionäre nehmen in ihrem Vorstoss vom 26. September 2005 Bezug auf die eidgenös-
sischen Abstimmungen vom 5. Juni 2005 über die Genehmigung und Umsetzung der bilateralen Abkommen
zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und Dublin und vom 25. Septem-
ber 2005 über die Ausdehnung der Personenfreizügigkeitsabkommen auf die neuen EU-Mitgliedsländer. Das
Schweizer Stimmvolk habe sich mit der Annahme dieser Vorlagen eindeutig und mit aller Konsequenz für den
bilateralen Weg zwischen der EU und der Schweiz ausgesprochen. Ein sofortiger Rückzug des Gesuches
der Schweiz um Beitritt zur EU sei die logische Folge dieser Volksentscheide. So viel zur Begründung der
Schwyzer Kolleginnen und Kollegen.

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Die Initiative des Kantons Schwyz ist dem Nationalrat als Zweitrat zugewiesen worden und wurde durch die
APK des Nationalrates vor zwei Jahren vorgeprüft. Ihre APK beantragt mit 12 zu 9 Stimmen, der Initiative keine
Folge zu geben. Der Ständerat hat bereits am 20. März 2007 mit 26 zu 7 Stimmen beschlossen, der Initiative
keine Folge zu geben.
Die Mehrheit Ihrer APK betont, dass es im politischen und wirtschaftlichen Interesse der Schweiz liege, gute
Beziehungen mit der Europäischen Union zu pflegen, um den zwar schwierigen, aber erfolgreichen bilateralen
Weg weiterverfolgen zu können. Ein Rückzug des EU-Beitrittsgesuches würde von der Europäischen Union
als unfreundlicher Akt und als Provokation wahrgenommen, was das Verhältnis zur Schweiz belasten würde.
Angesichts der Schwierigkeiten, die die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und
der EU auf dem bilateralen Weg ohnehin schon kennzeichnen, warnt die Kommissionsmehrheit davor, noch
Öl ins Feuer zu giessen. Die Ratifikation der bilateralen Abkommen II ist noch nicht abgeschlossen.
Zudem stehen weitere Verhandlungen mit der EU an. Einzelne Vorhaben, die vor zwei Jahren noch nicht ab-
geschlossen waren, sind nun zwar erledigt, so die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Bulgarien und
Rumänien. Es sind aber weitere exploratorische Gespräche oder Verhandlungen im Hinblick auf neue bilate-
rale Abkommen im Gang, beispielsweise im Bereich der Energie, der Gesundheit oder der Landwirtschaft. Ich
persönlich zähle auch noch auf das Bildungsabkommen. Schliesslich ist die Kontroverse zwischen der Schweiz
und der EU im Zusammenhang mit der kantonalen Unternehmensbesteuerung, der Holdingbesteuerung, noch
immer hochaktuell. Ein Rückzug des Beitrittsgesuches würde die Position der Schweiz bei Gesprächen und
Verhandlungen mit der EU in diesen Bereichen schwächen und die Wahrung der Landesinteressen beein-
trächtigen. Dies in Kauf zu nehmen macht umso weniger
                                       AB 2009 N 1174 / BO 2009 N 1174
Sinn, als das Gesuch vergessen in Brüssel ruht und keinerlei Wirkung entfaltet.
Schliesslich heben Vertreterinnen und Vertreter der Kommissionsmehrheit hervor, dass sich ein Rückzug des
Beitrittsgesuches auch aus innenpolitischer Sicht nicht rechtfertigt. Obschon gegenwärtig das europapoliti-
sche Instrument des bilateralen Weges bevorzugt wird, gilt ein Beitritt zur EU weiterhin als eine Option der
schweizerischen Aussenpolitik.
Abschliessend: Die Mehrheit der APK ist der Meinung, dass wir vorwärtsschauen müssen, dass wir die ak-
tuellen Probleme mit der EU anpacken und nicht zum x-ten Mal im Bundeshaus diesen siebzehnjährigen
Scheinheiratsantrag an die EU diskutieren sollten. Das EU-Beitrittsgesuch ist inzwischen vergilbt und mehr
als verjährt, es wird in den Brüsseler Archiven absolut keine Wirkung entfalten. Das ist auch der EU bestens
bekannt.
Die Minderheit der Kommission erwartet, dass mit einem Rückzug des Beitrittsgesuches der Fehlentscheid
des Bundesrates vom Mai 1992 korrigiert werden könnte. Die Vertreter der Minderheit werden anschliessend
ihre Argumente selber erläutern.
Besten Dank, wenn Sie der Mehrheit der Aussenpolitischen Kommission folgen.

Rennwald Jean-Claude (S, JU), pour la commission: Au nom de la majorité de la Commission de politique
extérieure, je vous demande de ne pas donner suite à l'initiative du canton de Schwytz en faveur d'un retrait
de la demande d'adhésion de la Suisse à l'Union européenne.
La position de la commission est tout d'abord motivée par des arguments de nature formelle. En effet, l'initiative
schwytzoise demande une mesure dont la mise en oeuvre passe par un acte administratif qui relève de la
compétence du gouvernement. Sur le fond, il n'est pas question aujourd'hui d'ouvrir un débat pour ou contre
l'adhésion, mais, sur le fond toujours, il y a un certain nombre d'arguments qui plaident en faveur du rejet de
cette initiative.
On le sait, l'adhésion à l'Union européenne n'est plus l'objectif stratégique du Conseil fédéral, mais celle-ci
reste tout de même une option. Dans ces conditions, l'existence d'une demande d'adhésion ne paraît guère
problématique, et ceci d'autant plus que le seul fait de maintenir cette demande ne préjuge ni de l'ouverture
de négociations, ni de leur éventuelle conclusion.
En revanche, le retrait de la demande d'adhésion pourrait avoir des conséquences dommageables pour notre
pays. Il pourrait ternir l'image de la Suisse sur la scène européenne, et ce risque augmente au fur et à mesure
que l'Union européenne s'élargit. Ce retrait pourrait aussi susciter des irritations chez les Etats membres
de l'union et au sein des institutions européennes. Il pourrait en résulter des crispations dans le cadre des
négociations bilatérales qui sont en cours. Je pense notamment à l'énergie, à l'électricité et à l'agriculture ou
à l'occasion de futures négociations du même type. Si l'on pense, par exemple, qu'il pourrait y avoir encore
d'autres élargissements de l'Union européenne, il serait, avec un retrait, certainement plus difficile de trouver

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des solutions taillées sur mesure pour la Suisse dans le cadre de la libre circulation des personnes.
Ce retrait pourrait aussi affaiblir la position de la Suisse dans le cadre des discussions relatives au secret
bancaire et à la fiscalité. Dans ce contexte fiscal, il faut souligner avec un certain amusement – ou avec un
certain étonnement, c'est selon – que cette initiative émane du canton de Schwytz, alors qu'un des problèmes
majeurs que nous avons aujourd'hui avec l'Union européenne, c'est celui de la fiscalité. Or dans ce domaine
le canton de Schwytz est "bien placé". On peut dès lors se demander si le canton de Schwytz n'a pas marqué
un autogoal en présentant maintenant cette initiative.
On voit ainsi clairement que le retrait de la demande d'adhésion de la Suisse à l'Union européenne ne pourrait
qu'affaiblir la position de la Suisse et mettre en danger certains de ses intérêts et ceux de ses habitants.
Pour toutes ces raisons, je vous demande de ne pas donner suite à l'initiative du canton de Schwytz, ce que
la Commission de politique extérieure a fait par 12 voix contre 9.

Präsidentin (Bruderer Pascale, erste Vizepräsidentin): Der Antrag der Minderheit Müri wird von Frau Ester-
mann vertreten.

Estermann Yvette (V, LU): Die SVP-Fraktion und die Minderheit möchten Sie dazu bewegen, der Standesi-
nitiative Schwyz Folge zu geben. Warum sollten Sie dies tun? Es gibt dafür einige Gründe, zum Beispiel den
folgenden: Die Situation hat sich seit dem 20. Mai 1992 grundlegend verändert. Dies ist das Datum, an dem der
Bundesrat das Gesuch über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union einreichte.
Das Schweizer Stimmvolk hat sich im März 2001 im Rahmen der Abstimmung über die Volksinitiative "Ja zu
Europa!" ganz klar für den bilateralen Weg und gegen einen EU-Beitritt ausgesprochen. Auch der Bundesrat
hat diese Richtung in seinem Europabericht vom Jahr 2006 bestätigt. Ein Rückzug des EU-Beitrittsgesuchs ist
deshalb eine logische Folge dieses Entscheids und ein Zeichen des Respekts vor dem Volkswillen.
Zudem würde dieser Schritt unserer Ansicht nach zu einer ehrlicheren und kohärenteren Politik gegenüber der
Europäischen Union verhelfen, denn die zurzeit herrschende widersprüchliche Haltung der Schweiz ist in der
EU nicht nachvollziehbar. Einerseits betont die Schweiz, dass sie den bilateralen Weg bevorzugt, andererseits
ist immerhin noch ein Beitrittsgesuch in Brüssel deponiert. Ein Rückzug des EU-Beitrittsgesuchs würde Klar-
heit über den Willen der Schweiz schaffen und als solcher kaum Irritationen bei der EU auslösen. Die Schweiz
könnte nach einem Rückzug wieder eine klare Stellung in den Verhandlungen mit der EU einnehmen.
Die APK-NR beschloss an ihrer Sitzung vom 3. Mai 2007 den Antrag, der Initiative keine Folge zu geben. Die
Begründung war unter anderem, dass sonst einige bevorstehende Abkommen mit der EU gefährdet würden.
Diese Abkommen haben wir aber inzwischen erfolgreich abgeschlossen, und deshalb steht dem Rückzug des
Beitrittsgesuches nichts mehr im Weg.
Ich bitte Sie, lassen Sie sich heute nicht von über zwei Jahre alten Entscheiden irritieren, und geben Sie der
Standesinitiative Schwyz Folge. Es ist mir klar, dass wir von der EU das ursprüngliche Schreiben, welches in
irgendeinem Archiv unter einer Staubschicht liegen mag, nicht zurückverlangen müssen. Wir können aber den
Anliegen der Standesinitiative trotzdem Folge leisten. Ich möchte nämlich vorschlagen, dass der Bundesrat
ein Schreiben mit folgender Botschaft an die Europäische Kommission richtet: "Das Gesuch des Schweizer
Bundesrates vom 20. Mai 1992 um Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union ist
hinfällig, da die Schweiz nicht beabsichtigt, der Europäischen Union in absehbarer Zeit beizutreten." Mit einem
solchen Schreiben würde der Bundesrat bezeugen, dass ihm der Wille des Volkes am Herzen liegt, dass die
Abstimmungsergebnisse sehr wohl einen Einfluss auf die politischen Handlungen des Bundesrates haben und
für ihn verpflichtend sind.
Ich bin überzeugt, dass eine klare Haltung des Bundesrates in dieser Sache die Position der Schweiz bei
laufenden, aber auch bei anstehenden Gesprächen und Verhandlungen mit der EU stärken wird. Denn wir
sind der EU gegenüber keine Bittsteller. Die Schweiz ist ein starker und gleichberechtigter Partner aller Länder,
nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt.
In diesem Sinne bitte ich Sie, der Initiative Folge zu geben. Stimmen Sie bitte der Minderheit zu, entscheiden
Sie als gewählte Volksvertreter im Sinne des souveränen Schweizervolkes, und geben Sie der Initiative Folge!

Tschümperlin Andy (S, SZ): Frau Kollegin Estermann, es interessiert mich sehr, wie Sie überhaupt dazu kom-
men, zur Standesinitiative Schwyz Stellung zu nehmen. Ich war anno dazumal, im Jahr 2006, dabei, als diese
Standesinitiative
                                       AB 2009 N 1175 / BO 2009 N 1175
vom Kantonsparlament beschlossen wurde. Wenn ich mich richtig erinnere – Sie dürfen mich nicht darauf be-
haften –, waren die Sozialdemokraten die Einzigen, die sich gegen diese Standesinitiative gewehrt haben.

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Jetzt habe ich von Ihnen gehört, dass Sie für die SVP-Fraktion dieses Geschäft vertreten. Wir haben immerhin
zwei SVP-Vertreter aus dem Kanton Schwyz in diesem Rat. Meine Frage ist: Wie werten Sie es, dass Ihre
Kollegen aus dem Kanton Schwyz Sie als Sprecherin für diese Standesinitiative vorschicken?

Estermann Yvette (V, LU): Ich spreche für die Fraktion und für die Minderheit. Ich bin überzeugt, dass es
richtig ist, dass ich als APK-Mitglied dieses Anliegen vertrete, weil es das Anliegen der ganzen SVP-Fraktion
und der Kollegen aus dem Kanton Schwyz ist. Ich sehe da überhaupt kein Problem.

Brunschwig Graf Martine (RL, GE): Le temps passe vite: comme vous l'avez vu, cette initiative cantonale
date de 2006. Entre-temps, bien des événements ont eu lieu, à commencer en février 2009, lorsque le peuple
a confirmé sa volonté de poursuivre dans la voie des accords bilatéraux et approuvé l'extension de l'Accord
sur la libre circulation des personnes à la Roumanie et à la Bulgarie. On peut être d'avis divergents quant à la
stratégie à suivre en matière de politique européenne.
Au sein du groupe libéral-radical – au-delà des différences entre les euroturbos, les europatients et les eu-
rosceptiques, qui s'expriment librement –, nous sommes convaincus que la Suisse doit poursuivre, autant que
faire se peut, dans la voie des accords bilatéraux. Nous sommes aussi conscients du fait que l'Union euro-
péenne représente notre premier partenaire économique et commercial. Nous soutenons les efforts faits pour
faciliter la libre circulation des personnes, des biens et des prestations. Nous sommes convaincus de la néces-
sité de développer avec les pays membres de l'Union européenne des relations politiques aussi harmonieuses
que possible.
La politique européenne de la Suisse doit continuer à poursuivre ces objectifs. La demande d'adhésion à
l'Union européenne de la Suisse date du 26 mai 1992. Elle est gelée, selon l'expression du Conseil fédéral. Le
fait qu'elle ne soit pas retirée n'a jamais empêché la Suisse de suivre la voie bilatérale, conséquence du refus
des citoyens d'entrer dans l'Espace économique européen le 6 décembre 1992.
Retirer cette demande ne se justifie pas de ce point de vue: elle n'exerce aucune influence sur la cohérence
de la politique actuelle; en revanche, un retrait de la demande constitue un acte politique qui ne sera pas lu
qu'en Suisse. S'il s'agit de rassurer les citoyens suisses sur la volonté des autorités politiques de respecter le
vote de 1992, les actes et les scrutins politiques sont de nature à le faire. Mais s'il s'agit d'envoyer un message
à l'Union européenne, ce n'est certainement pas le bon message.
Pourquoi rouvrir un débat dans lequel nous n'avons rien à gagner, sinon à nous illustrer dans un message
anti-Union européenne? Ce message serait des plus déplacés dans la période actuelle, où nous devons nous
montrer fermes dans nos négociations avec l'Union européenne, mais surtout nous présenter comme un par-
tenaire crédible et solide. Laissons donc au frigo cette demande de 1992: qu'elle nous serve ou non un jour,
elle nous dessert moins à l'heure actuelle en étant au frigo qu'en étant retirée, quelle que soit l'opinion politique
dans ce Parlement.
Le groupe libéral-radical suivra donc la majorité de la commission.

John-Calame Francine (G, NE): Le groupe des Verts s'oppose au retrait de la demande d'adhésion de la
Suisse à l'Union européenne, comme il s'est toujours d'ailleurs opposé aux différentes autres propositions
sur le même sujet émanant avec une certaine constance du groupe UDC. Par conséquent et bien sûr par
cohérence, les Verts vous invitent à ne pas donner suite à l'initiative du canton de Schwytz.
Les raisons qui motivent notre opposition sont les suivantes. Cette démarche de retrait de notre demande
d'adhésion est, d'une part, de la compétence du Conseil fédéral et non du Parlement. Initier cette démarche
de retrait aujourd'hui ne ferait que renforcer l'image négative de la Suisse, alors que nos relations avec l'UE
sont au plus mal et extrêmement laborieuses dans plusieurs dossiers sensibles – comme ceux de la fiscalité,
du secret bancaire, de l'aéroport de Zurich – qui font actuellement l'objet de négociations.
Dans un tel contexte, une demande de retrait s'avérerait complètement contre-productive et ne ferait qu'ac-
croître les ressentiments à notre égard. Les Verts ne voient donc aucun avantage à retirer cette demande, ceci
d'autant plus qu'elle ne déploie aucun effet tant qu'elle n'est pas activée. Par contre, son maintien a l'avantage
d'éviter que la Suisse froisse une fois de plus les membres de l'Union européenne et que ces derniers déve-
loppent à notre égard des sentiments encore plus négatifs. Il est donc important d'adopter une attitude positive
et responsable qui nous permette d'assurer des relations aussi constructives et harmonieuses que possible
avec notre principal partenaire économique.
Il en va aussi de l'avenir des accords bilatéraux, voie clairement choisie et confirmée à nouveau par la popula-
tion lors de la votation de février dernier sur la reconduction de l'Accord sur la libre circulation des personnes
et son extension à la Bulgarie et à la Roumanie. Dans ce dossier, le groupe des Verts regrette néanmoins
l'attitude frileuse du Conseil fédéral à l'égard de l'Union européenne, car pour développer encore les accords

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bilatéraux aussi longtemps que cela restera possible avec ses 27 pays membres, il serait judicieux à nos yeux
de maintenir le but de l'adhésion comme une option stratégique à long terme et d'aborder régulièrement ce
thème lors de débats publics, afin de préparer la population à une telle éventualité.

Moser Tiana Angelina (CEg, ZH): Die CVP/EVP/glp-Fraktion beantragt Ihnen, der Initiative des Kantons
Schwyz keine Folge zu geben.
Die Frage der Bedeutung des seit 1992 in Brüssel liegenden Gesuchs beschäftigt uns in regelmässigen Ab-
ständen. Sie beschäftigt uns, ohne dass sich an den Umständen zwischenzeitlich jeweils etwas Wesentliches
verändert hätte. Die CVP/EVP/glp-Fraktion ist mit der Kommissionsmehrheit und dem Ständerat einig darin,
dass ein Rückzug des EU-Beitrittsgesuchs auch zum heutigen Zeitpunkt nicht nur nicht opportun, sondern den
aussenpolitischen Interessen der Schweiz sogar klar abträglich wäre.
Die Schweizer Bevölkerung hat sich im Februar einmal mehr und mit 59,6 Prozent der Stimmen auch deutlich
für den eingeschlagenen bilateralen Weg ausgesprochen. Damit ist die Europapolitik der Schweiz demokra-
tisch abgesegnet wie die keines Mitgliedslands der EU. Diese Tatsache hat aber nichts mit dem Beitrittsge-
such in Brüssel zu tun. Das Beitrittsgesuch liegt sozusagen vergessen in Brüssel und entfaltet praktisch null
Wirkung. Das würde sich klar ändern, wenn wir uns bei der EU darum bemühen würden, das Gesuch zurück-
zuziehen. Abgesehen davon, dass es auch für uns schwer vorstellbar ist, wie ein solcher Rückzug praktisch
vonstatten gehen sollte, teilen wir die Einschätzung der Mehrheit der Kommission, dass ein solches Aktivwer-
den bei der EU sicherlich für Irritation und Unverständnis sorgen würde.
Es ist offensichtlich, dass die Zusammenarbeit mit der EU in letzter Zeit nicht einfacher geworden ist. Un-
abhängig von den aktuellen Diskussionen müssen wir wohl oder übel damit rechnen, dass die Europäische
Union immer weniger gewillt sein wird, auf den Sonderfall Schweiz einzugehen. Alles andere ist schlicht eine
Illusion. Nicht zwingend notwendige Akte gegenüber der EU, die als Distanzierung wahrgenommen werden,
sollten deshalb in unserem eigenen Interesse nach Möglichkeit verhindert werden. Wir haben auch so noch
genügend Themen, bei denen wir mit der EU, gelinde gesagt, nicht ganz einer Meinung sind.
Das Gesuch ruht in Brüssel. Lassen wir es dort, und verzichten wir darauf, für unnötige Irritationen zu sorgen,
für
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Irritationen, die der zukünftigen, für uns absolut essenziellen erfolgreichen Zusammenarbeit mit der EU scha-
den könnten.
Die CVP/EVP/glp-Fraktion beantragt Ihnen deshalb, der Standesinitiative keine Folge zu geben.

Mörgeli Christoph (V, ZH): Frau Kollegin, Sie sprechen von Irritation und Unverständnis im Falle eines Rückzu-
ges. Glauben Sie nicht, dass die Irritation und das Unverständnis deshalb so gross sind, weil wir möglichst hart
bilateral verhandeln, aber gleichzeitig beitreten wollen? Wie soll die EU uns denn da verstehen, ohne irritiert
zu sein?

Moser Tiana Angelina (CEg, ZH): Herr Kollege Mörgeli, ich schätze die Bedeutung des Gesuchs, das seit 1992
ruht, ein wenig anders ein als Sie. Ich denke, es wird momentan zu keinen Aktivitäten führen. Wenn wir uns
hingegen mit diesem Akt klar distanzieren, wird das von der EU als distanzierender Akt der Schweiz registriert
und dementsprechend als Irritation wahrgenommen.

Haller Ursula (BD, BE): Im Namen der BDP-Fraktion bitte ich Sie, der Standesinitiative keine Folge zu geben.
Sie kommt zur falschen Zeit, in einem denkbar schlechten Augenblick.
Die Kommissionssprecherin hat es bereits erwähnt: Die Initiative stammt aus dem Jahr 2006. Dies muss zur
Ehrenrettung der Initianten sicher erwähnt werden, denn die Initianten konnten damals ja auch nicht wissen,
dass es mehr als drei Jahre dauern sollte, bis diese Initiative nun hier im Rat behandelt würde. Die Initian-
ten beriefen sich damals auf die Abstimmung bezüglich der Genehmigung und Umsetzung der bilateralen
Abkommen und auf die Assoziierung an Schengen und Dublin sowie auf die Ausdehnung des Personenfrei-
zügigkeitsabkommens auf die neuen EU-Mitgliedsländer, welche bekanntlich im Jahr 2005 stattfand. Diese
Vorlagen wurden von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gutgeheissen, der bilaterale Weg wurde also
deutlich bestätigt. Die Frage "Wie weiter mit dem deponierten Beitrittsgesuch?" durfte damals – mindestens
aus der Sicht der Initianten – sicher gestellt werden.
In der Zwischenzeit fanden aber auch andere Abstimmungen statt, die das Verhältnis Schweiz/EU klärten: Die
Initiative "Ja zu Europa!" wurde überdeutlich abgelehnt, in der Abstimmung bezüglich Personenfreizügigkeit
wurde die Erweiterung auf Bulgarien und Rumänien angenommen. Und damit wurde erneut bestätigt, dass

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der bilaterale Weg richtig ist und die damit eingegangenen Verpflichtungen mit der EU mehrheitsfähig sind.
Oder anders gesagt: Diese Abstimmungen haben gezeigt, dass ein Beitritt zur EU derzeit kein Thema ist,
auch wenn uns Herr Mörgeli vorhin wieder gegenteilige Absichten unterschieben wollte. Aus meiner Sicht
fände ein solches Begehren nämlich auch in der Bevölkerung keine Mehrheit.
Trotzdem ist es – und dies ist kein Widerspruch zum Gesagten – nun im Hinblick auf die Zusammenarbeit
mit der EU im Interesse von uns allen, nicht mit dem mittels dieser Standesinitiative verlangten Rückzug des
Beitrittsgesuches unnötig Öl ins Feuer zu giessen. Nach der gestrigen Debatte könnte man auch folgern: Wir
wollen doch keine schlafenden Hunde wecken.
Das Beitrittsgesuch liegt in Brüssel. Es wurde mehrmals erwähnt: Es ist dort sozusagen tiefgefroren, und
es ist nicht ersichtlich, weshalb wir es nun auftauen sollten. Die Gefahr ist sehr gross, dass wir mit diesem
Rückzugsbegehren Diskussionen heraufbeschwören, welche falsche Signale aussenden, Signale, die von der
EU und ihren Mitgliedstaaten missverstanden werden könnten. Ein Rückzug des Beitrittsgesuches würde die
Position der Schweiz bei kommenden Gesprächen und Verhandlungen auf allen Ebenen schwächen. Das darf
nicht sein, ganz speziell nicht in der heutigen, wirtschaftlich schwierigen Zeit. Vergessen wir nicht, dass es
angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise von grösster Wichtigkeit ist, dass unsere exportorientierte Wirtschaft
und unsere Diplomatie starke Verhandlungspositionen haben müssen, um sich erfolgreich gegen den immer
stärker werdenden Gegenwind wehren zu können. Setzen wir unsere Kraft und unsere guten Beziehungen
dafür ein, unsere Wirtschaft und unsere Finanzinstitute gemeinsam mit der EU zu stabilisieren und zu stärken.
Die Schweiz hat in den vergangenen Wochen ihre gesamte Diplomatie eingesetzt, um viele Probleme, die
einer Lösung harren, anzugehen. Wir wissen: Es sind noch lange nicht alle gelöst. Verzichten wir aber ganz
bewusst darauf, mit dieser Standesinitiative und vor allem mit der dadurch heraufbeschworenen Diskussion,
die ganz bestimmt wiederum sehr emotional geführt würde, neue Angriffsflächen zu bieten.
Im Namen der BDP-Fraktion bitte ich Sie, dieser Standesinitiative keine Folge zu geben.

Fehr Mario (S, ZH): Ich bitte Sie aus drei Gründen, der Mehrheit der Aussenpolitischen Kommission zu folgen.
Der erste Grund: Wir sprechen von diesem kurzen Brief, den der Bundesrat am 20. Mai 1992 der damali-
gen Europäischen Gemeinschaft geschickt hat. Bereits am 5. Februar 1993 hat Herr Botschafter Spinner im
Gemischten Ausschuss zum Freihandelsabkommen gesagt, dass dieses Beitrittsgesuch vom 20. Mai 1992
sistiert sei. Seither ist bezüglich dieses Gesuchs nichts mehr passiert. Ich befürchte – ich erwarte es ein Stück
weit auch –, dass dieses Gesuch irgendwo in einem Büro an der Wand hängt, dass es allenfalls in einer
Tiefkühltruhe eingelagert worden ist. Bereits der Versuch, das Gesuch zurückzufordern, könnte etwelche logi-
stische Probleme aufwerfen. Vielleicht weiss gar niemand mehr, wo dieses schweizerische Gesuch überhaupt
hingekommen ist.
Der zweite Grund: Ich glaube, dass die Kommissionsreferentin, Frau Riklin, völlig Recht hat. Nachdem jetzt
in dieser Angelegenheit sechzehn Jahre lang nichts passiert ist, würde der Versuch der Schweiz, dieses Ge-
such, das damals abgeschickt wurde, zurückzuerhalten, auf Unverständnis stossen. Es würde in jedem Fall
für Irritationen sorgen.
Der dritte Grund ist der zentrale: Der Bundesrat hat nach seiner Klausur vom 26. Oktober 2005 gesagt, dass
der EU-Beitritt für ihn nach wie vor eine Option sei. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen,
dass der EU-Beitritt mehr als eine Option ist. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass wir heute mit Europa
wahrscheinlich mehr vernetzt sind als viele europäische Länder. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass
wir heute sogar mehr vernetzt sind, als wir das gewesen wären, wenn wir am 6. Dezember 1992 dem EWR-
Beitritt zugestimmt hätten. Wir haben aber auch zur Kenntnis genommen, dass wir an die weitere Entwicklung
dieser Europäischen Gemeinschaft keinen Beitrag leisten können, keinen Beitrag leisten dürfen, weil wir kein
Stimmrecht haben, und dass es zunehmend so ist, dass wir das autonom nachvollziehen, was andere für uns
beschliessen. Dies ist eine Aushöhlung unserer direkten Demokratie; dies ist eine fahrlässige Preisgabe von
Einflussnahme; dies dient nicht den Interessen der Schweiz.
Wir wollen, dass wir nicht nur dieses Gesuch in Brüssel lassen; wir wollen, dass wir es reaktivieren, auftauen
und damit den EU-Beitritt anstreben. Dafür stehen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.
In dieser Logik ist es aus unserer Sicht völlig unsinnig, dieses Gesuch zurückzuziehen.

Stamm Luzi (V, AG): Herr Fehr, ja, das wissen wir, was Sie jetzt gerade am Schluss gesagt haben, dass Ihre
Partei, die SP, beitreten will. Aber nach dieser Diskussion müssen Sie entschuldigen, wenn ich feststelle: Aus
der Optik der SVP wissen wir nicht, was jetzt gelten soll. Soll jetzt das Beitrittsgesuch gelten? Gilt also, dass
wir der EU beitreten wollen? Oder soll das gelten, was ich jetzt x-mal in den Voten gehört habe, nämlich: "Nein,
nein, nein, kein Beitritt, sondern nur der bilaterale Weg!"? Sie müssen verstehen, wenn wir hier Fragezeichen

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AMTLICHES BULLETIN – BULLETIN OFFICIEL
                  Nationalrat • Sommersession 2009 • Zwölfte Sitzung • 10.06.09 • 08h15 • 06.303
                Conseil national • Session d’été 2009 • Douzième séance • 10.06.09 • 08h15 • 06.303

setzen.
Ich persönlich habe auf meiner Website die Namen der Politiker aufgeschaltet, welche sich 1999 für das Parla-
ment zur Verfügung stellen wollten und an einer Umfrage teilnahmen. Diese Umfrage – es war die Nebs (Neue
europäische
                                       AB 2009 N 1177 / BO 2009 N 1177
Bewegung Schweiz), die sie gemacht hat – wurde erstaunlich gut beantwortet: 73 Prozent aller Kandidaten
antworteten, also etwa 2000 Leute. Der Prozentsatz derjenigen, die 1999 in die EU wollten, war erdrückend.
Wenn Sie diese Namensliste anschauen, dann staunen Sie nur noch, auch heutige Bundesräte, z. B. Frau
Bundesrätin Leuthard, sind darauf. Alles, was in der schweizerischen Politik Rang und Namen hatte, wollte in
die EU. Es kam dann diese berühmte Abstimmung am 4. März 2001, bei der ein ganz erstaunlich hoher Anteil
der Bevölkerung gesagt hat: Nein, wir wollen keinen sofortigen EU-Beitritt. 76 Prozent der schweizerischen
Bevölkerung haben dazu im März 2001 Nein gesagt. Seit diesem Datum gibt es fast keinen schwergewichti-
gen Politiker mehr, der zugibt: Ich will, dass die Schweiz der EU beitritt. Achten Sie bitte einmal darauf! Achten
Sie darauf, wie viele Politiker sagen: In diesem Jahrzehnt kein Beitritt; in dieser Legislaturperiode kein Beitritt;
zurzeit ist selbstverständlich ein Beitritt kein Thema! Gar nichts gegen Sie, Frau Kollegin Haller, aber Sie haben
gerade jetzt auch gesagt, das sei derzeit kein Thema.
Das ist nicht das, was wir wissen wollen. Wir von der SVP wollen vielmehr wissen: Geht der Weg Richtung
Brüssel, oder wollen wir das Gesuch zurückziehen? Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich diese Frage immer
wieder stelle. Ich bitte Sie auch deshalb darum, weil z. B. Bundesrätin Calmy-Rey, als sie hundert Tage im
Amt war, klipp und klar gesagt hat, der bilaterale Weg sei für uns ein Weg, um der EU beizutreten. Ich finde,
wir sollten dieser Zweideutigkeit, mit der die Bevölkerung in die Irre geführt wird, ein Ende setzen, indem wir
das Beitrittsgesuch zurückziehen. Das ist notwendig. Wir müssten auch der eigenen Bundesverwaltung, den
Mitarbeitern im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten, mitteilen, das Beitrittsgesuch,
das in Brüssel liege, sei nicht mehr ernst gemeint, wir wollten dieses nicht weiterverfolgen, für uns sei der
bilaterale Weg etwas anderes als der Beitritt!
Was muss denn die Bevölkerung denken, wenn uns eine Bundesrätin, Frau Bundesrätin Calmy-Rey, sagt, für
sie sei der bilaterale Weg ein Mittel, um der EU beizutreten, um alle Hürden beseitigen zu können, um ein
Gesetz nach dem anderen den europäischen gleichschalten zu können? Was müssen wir denn aus der Optik
der SVP denken, wenn es Leute gibt, die auch heute wieder am Mikrofon sagen, das Gesuch werde nie und
nimmer zurückgezogen? Es ist doch ein Widerspruch in sich, wenn Sie einerseits sagen, Sie seien für den
bilateralen Weg, damit wir selbstständig blieben, der bilaterale Weg habe nichts mit einem Beitritt zu tun, und
andererseits gleichzeitig sagen, Sie wollten dieses Beitrittsgesuch in Brüssel liegen lassen.
Dass die Befürworter des Gesuches taktisch argumentieren, wir würden uns mit der EU ein Problem ein-
handeln, wenn wir es zurückzögen, verstehe ich zwar. Aber das ist nicht so. Ein Rückzug ist vielmehr eine
Notwendigkeit der Klarheit zuliebe. Sie müssen doch den Leuten in Brüssel sagen: Wir wollen draussen blei-
ben. Das ist doch kein Misstrauensvotum! Das ist doch keine Gegnerschaft der EU gegenüber. Vielmehr will
die EU von uns ja wissen: Wollt ihr mittel- bis langfristig beitreten – dann müssen wir alle Gesetze gleichschal-
ten –, oder wollt ihr langfristig selbstständig bleiben? Dieser Entscheid hat doch nichts mit Konfrontation oder
mit Feindschaft zu tun!
Also, um Klarheit zu schaffen – den Leuten in Brüssel gegenüber, unserer eigenen Bundesverwaltung gegen-
über, die tagtäglich alles harmonisiert, alles gleichschaltet, und auch der Schweizer Bevölkerung gegenüber –,
müssen wir doch ein klares Signal setzen und klar sagen, unser Ziel sei eben nicht der Beitritt. Es ist eben nicht
so, wie Frau Calmy-Rey sagte, dass wir via den bilateralen Weg beitreten wollten. Das ist doch eine Klarheit,
auf die die Schweizer Bevölkerung ein Recht hat.
Deshalb bitte ich Sie, der Minderheit, die von Frau Estermann vertreten wurde, zuzustimmen. Machen Sie
deutlich, dass wir dieses seit Mai 1992 in Brüssel liegende Beitrittsgesuch nicht mehr weiterverfolgt haben
wollen!

Riklin Kathy (CEg, ZH), für die Kommission: Nur ganz kurz: Die APK ist der Meinung, dass wir diese Diskussion
nun wirklich einmal zum Abschluss bringen sollten. Es passiert nichts mit diesem Beitrittsgesuch, wir haben es
x-mal gesagt. Es erzielt keine Wirkung, auch wenn man das Gegenteil gebetsmühlenartig ständig wiederholt.
Wenn wir etwas tun wollen, dann müssen wir proaktiv werden, dann können die Befürworter das Thema mit
einem proaktiven Vorstoss aufnehmen. Ein solcher liegt im Moment nicht vor.
Wir alle haben den Volksentscheid aus dem Jahr 2001 zur Kenntnis genommen: Die Schweizerinnen und
Schweizer, die wir hier vertreten, wollen nicht der EU beitreten; das haben sie mit 77 Prozent der Stimmen

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bekräftigt. Wir nehmen diesen Entscheid zur Kenntnis, wir fahren auf dem bilateralen Weg weiter, und wir
möchten die SVP eigentlich bitten, sich der tatsächlichen Probleme mit der EU anzunehmen.

Rennwald Jean-Claude (S, JU), pour la commission: Une fois n'est pas coutume: c'est peut-être bien une
libérale, Madame Brunschwig Graf, qui a le mieux résumé la situation, à savoir que le maintien de la demande
d'adhésion de la Suisse à l'Union européenne n'a aucune conséquence pratique, alors qu'en revanche un re-
trait de la demande d'adhésion aurait des effets très négatifs, sur le plan aussi bien politique que psychologique
dans les relations entre la Suisse et l'Union européenne.
Pour terminer, j'adresse encore un mot à l'intention de Madame Estermann, porte-parole de la minorité, qui
nous dit qu'un des arguments en faveur du retrait de la demande d'adhésion est celui qui consiste à dire
qu'il faut soutenir la voie bilatérale. Alors il faudra qu'un jour l'UDC nous explique pourquoi elle a combattu à
de nombreuses reprises des accords bilatéraux. Je crois qu'on ne peut pas éternellement jouer sur tous les
tableaux.

Abstimmung – Vote
(namentlich – nominatif; 06.303/2550)
Für Folgegeben ... 57 Stimmen
Dagegen ... 108 Stimmen

                                       AB 2009 N 1178 / BO 2009 N 1178

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