TIERVERSUCHE an der Uni Bielefeld - AG gegen Tierversuche

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TIERVERSUCHE an der Uni Bielefeld - AG gegen Tierversuche
TIERVERSUCHE
an der Uni Bielefeld

                       AG gegen Tierversuche
TIERVERSUCHE an der Uni Bielefeld - AG gegen Tierversuche
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Inhalt                                                             Einführung
Geheimhaltung, Irreführung und Ermüdungstaktik
Informationssuche an der Uni Bielefeld:               Was Sie in den Händen halten, ist das Ergebnis intensiver
Ein Gespräch mit dem Forschungsbeauftragten       3   Recherchen zu den Tierversuchen, die an der Uni Bielefeld
Der Uni auf ihre Zähne gefühlt                        im Rahmen der Forschung durchgeführt, oder den Studie-
Umfassende Anfragen: Der Versuch                      renden abverlangt werden. Auch vom Maushaus, jenem
alle Tierversuche aufzuspüren                     7   3 Millionen Euro schweren Gebäude zwischen dem Biolo-
Punktuelle Einblicke                                  gietrakt der Universität und den Sportplätzen, möchten wir
Gespräch mit den Leitern der                          Ihnen ein Bild vermitteln. Diese Broschüre versteht sich als
Verhaltensforschung und Evolutionsbiologie       10   Beitrag zu einer kritischen Diskussion um Tierversuche, die
Um mal ans Tier zu kommen                             so oft – ohne Präsentation grundlegender Informationen,
Tierversuche im Studium der Biologie                  welche die Bildung einer fundierten Meinung ermögli-
und Umweltwissenschaften                         14   chen könnten – als notwendiges Übel hingestellt werden.
                                                      Sie werden schnell feststellen, dass wir Ihnen bei weitem
Hinter fensterlosen Wänden
Erlebnisbericht von einer                             keine umfassenden Informationen liefern können. Auf
Exklusiv-Führung im Maushaus                     16   beabsichtigte und unbeabsichtigte Widerstände seitens der
                                                      Tradition zu stoßen, liegt in der Natur von aufklärerischer
Beispiele für Tierversuche
an der Uni Bielefeld                             18   und politischer Arbeit. Die Texte in dieser Broschüre fassen
                                                      unsere ersten Erkenntnisse und Schritte in Richtung mehr
Beschluss des Studierendenparlaments                  Transparenz zusammen, wie sie von uns und mehr als 2500
und Reaktion des Rektorats                       20
                                                      Bürgerinnen und Bürgern auch für die Universität Bielefeld
Nachwort                                         23   gefordert wird.


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AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

                                  Seit geraumer Zeit versucht die AG gegen Tierversuche Einzelheiten
                                  über die an der Universität durchgeführten Tierversuche in Erfah-

Geheimhaltung,
                                  rung zu bringen. Den Anfang machten persönliche Anfragen an
                                  das Rektorat, die jedoch nicht beantwortet wurden. Der AG wurde

Irreführung und
                                  schließlich ein Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Timmermann angebo-
                                  ten. In diesem Gespräch mit zwei AG-Mitgliedern äußerte der Rek-
                                  tor jedoch, dass ihn die Problematik der Tierversuche nicht interes-
Ermüdungstaktik                   siere, da diese Dinge „nicht über seinen Schreibtisch gingen“. Es
                                  stellt sich die Frage, warum dann überhaupt ein Gespräch geführt
Informationssuche an der Uni      werden sollte, musste ihm diese Tatsache doch vorher klar gewe-
Bielefeld: Ein Gespräch mit dem   sen sein.

Forschungsbeauftragten            Herr Timmermann nannte Herrn Prof. Dr. Egelhaaf, Inhaber des
                                  Lehrstuhls für Neurobiologie, als Forschungsbeauftragten, der in
                                  der Lage sein sollte, unsere Fragen zum Thema Tierversuche zu be-
                                  antworten.
                                  An diesen richtete die AG folgende Anfrage:

                                  1. In welchen Fachbereichen der Universität Bielefeld werden
                                     Tierversuche durchgeführt?
                                  2. Welche Tierarten werden dafür benutzt und wie viele Individuen
                                     jeder Tierart werden pro Jahr benutzt? Wie hoch sind die jewei-
                                     ligen Tierzahlen für die Jahre 2000 bis 2005?
                                  3. Nennen Sie uns bitte die Quellen, anhand derer wir uns
                                     unbürokratisch einen Überblick über sämtliche an der Universität
                                     Bielefeld durchgeführten Tierversuche von 2000 bis 2005 machen
                                     können. Ablauf, Erkenntnisse, nachweislicher Nutzen für die
                                     Gesundheit des Menschen?

                                                                                                      
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3. a) Sind alle an der Universität Biele-      Versuchsprotokollen zu ergeben hat,       unterliegen. Mit dem stereotyp wieder-
   feld durchgeführten Tierversuche in         abgeglichen werden. Auch darüber          holten Verweis auf Gesetze, Genehmi-
   der „Forschungsdatenbank“ erfasst?          hätten wir gern die entsprechenden        gungen und scheinbar Qualifiziertere
   Wer kann uns helfen, diese dort zu          Informationen.                            (Prüfer_innen, Gesetzeshüter_innen, Tier-
   finden?                                  8. Müssen Tierexperimentator_innen alle      ärzt_innen) wich er konkreten Fragen
4. Wie gestalten sich die laufenden            ihre Versuche veröffentlichen? Gilt das   konsequent aus. Der Stand der Infor-
   Kosten für die einzelnen Versuche,          auch für jene Versuche, deren Aus-        mationen war nach sechs Anfragen und
   Tierhaltung, Tierpfleger_innen etc?         gang für die Wissenschaftswelt un-        fünf Antworten weitgehend der gleiche,
   Wie hoch waren die anteiligen Kosten        ergiebig verlief, die zu einem uner-      wie zu Beginn der Kommunikation. Und
   in den Jahren 2000 bis 2005?                wünschten Ergebnis geführt haben,         das, obwohl bereits mehr als 1400 Unter-
5. Wir möchten Tierversuche der ver-           oder deren Versuchskonzept sich als       zeichnende die Forderung nach Transpa-
   schiedenen Belastungskategorien beo-        unpraktikabel, fehlerträchtig oder        renz bei Tierversuchen unterstützten.
   bachten. Wann und wo ist das                anderweitig angreifbar heraus ge-            Herr Egelhaaf verwies auch darauf,
   möglich?                                    stellt hat?                               aus Datenschutzgründen „nicht alle“ ge-
6. Um die Aussagekraft der Tierversu-                                                    wünschten Auskünfte geben zu können,
   che nachvollziehen zu können, muss       Herr Egelhaaf gab sich zunächst entge-       was im Widerspruch zum „über alle […]
   man die Formulierung in den Ver-         genkommend und sah „keinen Grund,            Aspekte offen […] reden“ steht. Er kün-
   suchsanträgen zu den Versuchser-         nicht über alle damit zusammen hän-          digte an, weitere Informationen in einem
   gebnissen und dem tatsächlichen          genden Aspekte offen zu reden“. So           persönlichen Gespräch geben zu wollen.
   praktischen Nutzen der Versuche ins      nannte er etwa beispielhaft einige Tier-     Allerdings bestehe für Tierexperimenta-
   Verhältnis setzen. Wir bitten Sie um     arten, bezeichnete als unmöglich, den        toren keine Auskunftspflicht gegenüber
   die entsprechenden Daten in den Ver-     Nutzen von Tierversuchen einem nicht         dem Bürger. Die AG erwartet jedoch ver-
   suchsanträgen.                           belesenen Laien transparent zu machen,       wertbare, d.h. dokumentierte und zitier-
7. Um überprüfen zu können, ob der          hielt es für schwierig, Kosten zu erfassen   fähige Auskunft. Sie sieht ihre Aufgabe
   Leidensgrad der Tiere korrekt ange-      oder verwies auf die Forschungsdaten-        darin, der Geheimhaltung von Tierversu-
   geben wurde, muss der im Antrag for-     bank der Universität. Immer wieder wies      chen und ihrer Hintergründe entgegen-
   mulierte mit dem tatsächlichen Lei-      er darauf hin, dass alle Tierversuche ge-    zuwirken, da der Status quo den Prin-
   densgrad, welcher sich aus den           nehmigt werden müssen und Kontrollen         zipien einer freiheitlich-demokratischen


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                                                                                      Gespräch vor. Was nicht speziell seine
                                                                                      persönlichen Versuche an Fruchtfliegen
                                                                                      betraf, sollten wir zumeist seine Kollegen
                                                                                      und Kolleginnen fragen.
                                                                                      Zur Frage, wie es sich mit der Ver-
                                                                                      öffentlichung unliebsamer Tierversuchs-
                                                                                      ergebnisse und misslungener Versuchs-
                                                                                      konzepte verhalte, gab Herr Egelhaaf
                                                                                      dann allerdings vor, genau zu wissen,
                                                                                      dass Tierexperimentator_innen ihre Ver-
                                                                                      suche nicht aus Eigeninteresse zurückhal-
Das Gebäude der „Verhaltensforschung“ (VHF) oberhalb der Universität.                 ten. Folgende einfache und wahre Ant-
Hier werden Versuche unterschiedlicher Art durchgeführt, neben Verhaltens-            wort brachte er nicht über die Lippen:
experimenten zum Beispiel auch toxikologische Forschung.                              Die Veröffentlichung von Tierversuchen
                                                                                      liegt in der Hand der Tierexperimenta-
Grundordnung widerspricht. Den Bür-          Zu dem schließlich vereinbarten          tor_innen; Misserfolge können zurück-
ger_innen werden essentielle Informa-     Gespräch erschien Herr Egelhaaf ent-        gehalten werden. Diese Tatsache ist des-
tionen über Tierversuche konsequent       weder völlig unvorbereitet oder die Be-     halb von so entscheidender Bedeutung,
vorenthalten, obwohl sie als Steuerzah-   hauptung, unserem Informationsbedürf-       da sie die Basis dafür bildet, dass Nut-
ler_innen regelmäßig in Milliardenhö-     nis in einem persönlichen Gespräch          zen, Schaden und Kosten von Tierversu-
he dafür zur Kasse gebeten werden. Die    nachkommen zu wollen, war von vorn-         chen noch nie geprüft wurden. Deshalb
Propaganda für Tierversuche wird mit      herein eine Farce. Auf der einen Seite      stellen Aussagen wie „Tierversuche sind
Bürgergeld finanziert. Tierversuchsgeg-   betonte er immer wieder seine Ge-           notwendig“ unhaltbare und willkürliche
ner_innen hingegen sind auf freiwillige   sprächsbereitschaft, auf der anderen Sei-   Behauptungen derjenigen dar, die da-
Spenden angewiesen. Propaganda für        te dürfe oder könne er zu vielen Dingen     von profitieren, weil sie zum Beispiel ihre
Tierversuche schürt geschickt die Angst   nichts sagen, müsse – trotz vorheriger      Karriere auf Tierversuchen gründen.
vor Krankheit und Tod, denn verängstig-   Kenntnis der Fragen – noch einmal               Zentral war auch die Äußerung „da
te Menschen stellen keine Fragen.         nachgucken, und schlüge ein erneutes        ist Forschung ohne Tierversuche schwie-

                                                                                                                               
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rig“. Triviale Lösungen werden von ei-       an Informationen aus erster Hand und           reiche wie unseriöse Strategie, die auch
ner Universität aber selten erwartet. Die    am Austausch von Argumenten. Die AG            in verschiedenen politischen Kreisen üb-
Tierexperimentator_innen der Universi-       gegen Tierversuche beschimpfe viel-            lich ist. Der bekannte und in der Regel
tät ziehen es jedoch vor den einfacheren,    mehr den vermeintlichen Gegner und             erwünschte Nebeneffekt dabei ist, dass
leider mit Qualen und Tod für viele Tiere    leiere Argumente und Vorurteile herun-         das Gegenüber ermüdet und seine Zeit
verbundenen Weg zu wählen, und „das          ter, ohne die andere Seite anzuhören.          gebunden wird, damit es schließlich auf-
unentdeckte Land“ tierfreier Methoden        Dieses Urteil fällte Herr Ziesenis, ohne je-   gibt. Denn alle Anfragen und Gespräche,
unbetreten zu lassen. Wir hätten von         mals Kontakt zu der AG aufgenommen             sowie das gesamte Engagement für Tiere
einer Institution, die Millionen von Steu-   zu haben. Die Bitte eines AG-Mitgliedes,       muss von Tierversuchsgegner_innen, in
ergeldern für die biologische Grund-         Tierversuchen der verschiedenen Belas-         diesem Fall den Studierenden, ehren-
lagenforschung erhält und Elitestatus        tungskategorien beiwohnen zu dürfen,           amtlich und neben Studium und Job ge-
anstrebt, erwartet, dass sie „schwierigen“   wurde von ihm nicht beantwortet. Erst          leistet werden, während die Universitäts
Aufgaben nicht ausweicht. Gleichzeitig       an dieser Stelle wich auch er auf das          bediensteten für ihre Zeit auf Staatskos-
wird eine Erfolgskontrolle verweigert,       Angebot eines jener beliebten „Ge-             ten entlohnt werden.
wie sie in nahezu jedem anderen Bereich      spräche“ aus. Dieselbe Taktik fiel auch
menschlichen Handelns selbstverständ-        bei weiteren Wissenschaftler_innen auf,        Wie weit darf das Grundrecht auf
lich ist.                                    denen identische Anfragen vorlagen.            Forschungsfreiheit strapaziert werden,
   Es scheint, dass Herr Prof. Dr. Egel-                                                    wenn es auf andere elementare Grund-
haaf es weder für nötig hielt, sich auf      Strategie der Universität in Sachen Tier-      rechte und Pflichten stößt? Wir sehen
das Gespräch vorzubereiten, noch ernst-      versuche ist offenbar auf der Steuer-          nicht den geringsten Anlass, Disziplinen
haft vorhatte, die gestellten Fragen zu      zahler_innen Kosten Gespräche ohne             mit einem solchen Gefahrenpotential,
beantworten. Abschließend sei noch           Inhalt zu führen, wobei von vornher-           wie es die Lebenswissenschaften be-
erwähnt, dass Herr Dr. Ziesenis, Tierarzt    ein klar ist, dass diese keine Antworten       sitzen, die soviel Geld für beispiellose
und Leiter des zentralen Tierhauses, im      erhalten, was bloß nach Möglichkeit            Grausamkeiten gegen leidensfähige
Anschluss an eine Pro-Tierversuchsver-       nicht auffallen soll. Vielmehr soll Offen-     Lebewesen erhalten, irgendeinen Ver-
anstaltung an einem Bielefelder Gym-         heit vorgegeben und der Anschein von           trauensvorsprung zu gewähren und von
nasium einer Schülerin schrieb, die AG       Auskunftsbereitschaft erweckt werden,          Transparenz zu entbinden.
gegen Tierversuche habe kein Interesse       ohne etwas zu sagen – eine so erfolg-


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                                                                                       Wie erwartet verneinten die angeschrie-
                                                                                       benen Vertreter der meisten Fakultäten
                                                                                       beide obigen Fragen. Allerdings keines-
                                                                                       wegs ohne Ausnahme:
                                                                                       Herr Prof. Dr. Carstens (Dekan Mathema-
Der Uni auf ihre Zähne gefühlt                                                         tik), Frau Siedlaczek (Dekanin Physik),
                                                                                       Frau Prof. Dr. Fischer von Mollard und
Umfassende Anfragen:                                                                   Herr Prof. Dr. Dierks (Fakultät Chemie),
                                                                                       sowie Herr Prof. Dr. Trockel (Institut für
Der Versuch alle Tierversuche aufzuspüren                                              mathematische Wirtschaftswissenschaf-
Nachdem Herr Prof. Egelhaaf im Gespräch mit der AG jegliche Verantwortung zur          ten) schickten auch nach einer zweiten
Auskunft an seine Kolleg_innen übertrug und auch von keiner Fakultät mit Sicherheit    E-Mail keine Antwort.
sagen konnte, dass sie keine Tierversuche mache, blieb uns nichts anderes übrig als    Sowohl Herr Prof. Dr. Carrier (Abteilungs-
nachzuhaken – was wir umfassend getan haben.                                           sprecher Philosophie) als auch Herr Möl-
                                                                                       ler (i.A.v. Herrn Prof. Dr. Beckermann,
Wir wandten uns mit den folgenden Fragen an jede Fakultät, Abteilung und eigen-        Dekanat Geschichte) und schließlich
ständige Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der Uni Bielefeld:                     Frau Bodek (Cor-Lab) gaben uns zwar
                                                                                       zu verstehen, dass sie keine Tierversuche
   Wurden an Ihrer Fakultät im Jahr 2007 im Rahmen der Forschung oder der Lehre        durchführen, schlossen jedoch Unter-
   in irgendeiner Weise Tiere eingesetzt oder ist der Einsatz von Tieren für die       stützungen oder Kooperationen mit an-
   Zukunft geplant?                                                                    deren Einrichtungen nicht explizit aus.
                                                                                       Auf eine spezifische Nachfrage erhielten
   Kooperiert Ihre Fakultät mit tierexperimentellen Projekten anderer Fakultäten,      wir wiederum keine Antwort. Auch die
   Abteilungen oder sonstiger, auch nicht-universitärer, Einrichtungen, bzw. fördert   Technische Fakultät ging nach mehreren
   solche in irgendeiner Weise?                                                        E-Mails nicht auf den Aspekt der Unter-
                                                                                       stützung ein.
Lediglich die Fakultäten der Biologie und Chemie, von denen bekannt ist, dass sie         Nun mögen Tierversuche im Zusam-
Tierversuche durchführen, erhielten einen differenzierteren Fragenkatalog.             menhang mit einigen der aufgeführten

                                                                                                                                
TIERVERSUCHE an der Uni Bielefeld - AG gegen Tierversuche
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Fakultäten unwahrscheinlich anmuten, ein zweiter Blick re-
lativiert das jedoch. So gehört beispielsweise der Studi-
engang „Bioinformatik und Genomforschung“ zwar zur
technischen Fakultät, es besteht jedoch eine Kooperati-
on mit der Fakultät der Biologie. Die Philosophie ist an den
Ergebnissen moderner Hirnforschung interessiert. Und Bewe-
gungen von Robotern (Cor-Lab) werden oft dem Tiermodell
nachempfunden.
   Wir möchten an dieser Stelle niemanden an den Pranger stel-
len, wir lassen lediglich die erhaltenen und insbesondere die
nicht erhaltenen Auskünfte für sich sprechen.
   Da wir bereits darüber informiert waren, dass an der bio-
logischen Fakultät Tierversuche durchgeführt werden, wand-
ten wir uns mit gezielten Fragen an die Zuständigen der ein-
zelnen Arbeitsbereiche. Wir fragten unter anderem nach den
Tierarten, der Zahl der Tiere, den genauen Beschreibungen
und Belastungskategorien der Versuche, ihrem Nutzen und der
Möglichkeit für AG-Mitglieder, einzelnen Experimenten beo-
bachtend beizuwohnen.
   Viele Arbeitsbereiche gaben an, tierversuchsfrei zu forschen,
so die Genomforschung, experimentelle Ökologie, Zellbiologie
und Genetik (genauer: alle Arbeitsbereiche der biologischen
Fakultät, die im folgenden Text nicht unter „fehlende Aus-
kunft“ oder „Angabe zu Tierversuchen“ aufgeführt werden).
Angeschriebene Vertreter_innen der Arbeitseinheiten Algen-
Biotechnologie, Theoretische Biologie / biologische Cybernetik,
                                                                   Junge Meerschweinchen in der Haltung der Verhaltens-
biochemische Zellbiologie und Gentechnologie & Mikrobiolo-
                                                                   forschung. Die Tiere suchen Zuflucht unter einem einzigen
gie hüllten sich in Schweigen.
                                                                   Unterschlupf.
   Es ist aufgrund der eingegangenen Rückmeldungen klar, dass


AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

 Zu Ausbildungszwecken: Eines der Aquarien der Biologie.

in den folgenden Arbeitsbereichen Expe-     vorschlag unsererseits wurde leider nur     migungspflichtigen Tierversuche beant-
rimente an Tieren durchgeführt werden:      von zweien der Verantwortlichen wahr-       wortet wurde. Diese umfassen keinerlei
  Von der Biologiedidaktik wurden im        genommen und wird im folgenden Bei-         Experimente an Wirbellosen und auch
Zusammenhang mit Schülerarbeit die          trag ausführlicher dargestellt. Vonseiten   nicht jede Art von Versuchen im weiteren
Haltung und Beobachtung von „nie-           der Tierökologie wurden Experimente an      Sinne, wie die oben erwähnten Schüler-
deren Meerestieren“, Hummern und Fi-        Nematoden und Futterwahlversuche an         projekte, die nur Haltung und Pflege be-
schen, Bartagamen, Meerschweinchen          Gründlingen und anderen Fischen ange-       inhalten.
und Mäusen genannt.                         führt. In mehreren Fällen wurde auf die        So haben wir über das Ausschlussver-
   Die Verhaltensforschung, Evolutions-     Genehmigungspflicht der Tierversuche        fahren bereits einige potentielle Quellen
biologie und die chemische Ökologie         durch die Tierversuchskommission ver-       von Tierversuchen abgehakt, sind von
führen Tierversuche durch und signali-      wiesen.                                     der Transparenz über alle an der Uni in
sierten Gesprächsbereitschaft, eine Be-        Insgesamt muss angenommen wer-           der Vergangenheit, gegenwärtig und zu-
antwortung der Fragen erfolgte an dieser    den, dass unsere Anfrage in vielen Fällen   künftig durchgeführten Tierexperimente
Stelle jedoch nicht. Ein Gesprächstermin-   auch lediglich hinsichtlich dieser geneh-   jedoch noch weit entfernt.

                                                                                                                                 
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

                                                   Welche Tierarten wurden im Jahr 2007 an der Universität (zu For-
                                                   schungszwecken) eingesetzt?
                                                   Trillmich: Im Bereich der Verhaltensforschung hauptsächlich Meer-
                                                   schweinchen, Feldmäuse und Zebrafinken, einige Fische und auch
                                                   Gerbils (Rennmäuse) und Kerodons (wilde Meerschweinchen) zur

Punktuelle Einblicke                               Ausbildung der Zootierpfleger.
                                                   Reinhold: Im Bereich der Evolutionsbiologie hauptsächlich Heu-
Gespräch mit den Leitern der                       schrecken und Saitenwürmer aber auch Wachsmotten im Rahmen
                                                   einer Doktorarbeit.
Verhaltensforschung und Evolutionsbiologie         Derzeit werde auch eine (geliehene) Ratte als Vorversuchsobjekt
                                                   für eine Arbeit bezüglich Risikobewertung/einschätzung gehalten.
Herr Prof. Dr. Trillmich (Verhaltensforschung)
und Herr Prof. Dr. Reinhold (Evolutionsbiologie)   Wie viele Individuen der genannten Tierarten kamen im Jahr 2007 in
erklärten sich zu einem Gespräch mit uns bereit,   Versuchen zum Einsatz?
um unsere Fragen zu beantworten. Dieses            Trillmich: Derzeit werden an der Universität im Bereich der Verhal-
Gespräch stellen wir im Folgenden zusammen-        tensforschung circa 120 ausgewachsene Meerschweinchen gehal-
gefasst dar. Herr Trillmich wie Herr Reinhold      ten; hierbei handelt es sich etwa zur Hälfte um Wildmeerschwein-
beurteilten die abgedruckte Wiedergabe als         chen und Hausmeerschweinchen. Hauptsächlich werde an der
zutreffend.                                        Universität selbst gezüchtet, jedoch kämen gelegentlich auch eini-
                                                   ge „frische“ Tiere aus Südamerika hinzu, um eine genetische Dege-
                                                   neration zu verhindern. Auch glatthaarige Tiere aus deutschen Zoo-
                                                   handlungen kämen gelegentlich hinzu.
                                                      Ebenso werden im Bereich der Verhaltensforschung circa 300 bis
                                                   400 Finken gehalten, die vor Ort selbst gezüchtet werden.
                                                      In geringerer Anzahl von unter 10 Individuen werden auch
                                                   Fische gehalten, wobei die Anzahl hierbei stark variieren könne.
                                                      Genutzt werden circa 50-70 % des Bestandes der jeweiligen Ver-
                                                   suchstiere pro Versuch.

10
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Reinhold: Im Bereich der Evolutionsbiologie werden circa 100        Trillmich: Im Bereich der Verhaltensforschung werden Ver-
bis 500 Heuschrecken gehalten, wobei die Anzahl stark von der       suche hinsichtlich Mutter-Kind-Kommunikation als auch Kind-
Saison abhinge.                                                     Kind-Kommunikation bei Meerschweinchen durchgeführt.
   Des Weiteren werden noch circa 600 bis 6000 Wachsmotten          Außerdem Versuche zur Beeinflussung des Zeitpunkts der Ge-
gehalten, wobei es auch hier eine starke Variabilität der An-       schlechtsreife bei Wildmeerschweinchen.
zahl gebe.                                                          Reinhold: Im Bereich der Evolutionsbiologie werde sexuelle Se-
                                                                    lektion und Kommunikation unter Heuschrecken untersucht,
Beschreiben Sie bitte konkret alle Tierversuche, die im Jahr 2007   wobei den Tieren künstlich akustische Signale von Artgenos-
an der Universität Bielefeld in Ihren Fachbereichen begonnen        sen vorgespielt werden, um zu beobachten wie die Tiere da-
und abgeschlossen wurden oder derzeit noch laufen.                  rauf reagieren.
Reinhold/Trillmich: Sämtliche Tierversuche an der Universität          Die bereits erwähnte Ratte werde in einem Käfig gehalten,
können in der Universitätsbibliothek eingesehen werden, da          in dem zwei Apparaturen zur Nahrungsaufnahme angebracht
jeder Tierversuch dokumentiert werde.                               sind. Eine gibt durch Aktivierung immer die gleiche Menge an
                                                                    Futter, die andere dagegen mehr, jedoch nicht bei jeder Akti-
Es können aber doch nur solche Tierversuche eingesehen wer-         vierung. Dadurch soll getestet werden, ob die Ratte das Risiko
den, die im Rahmen einer erfolgreichen Arbeit durchgeführt          der Nahrungsaufnahme kalkuliert. Allerdings sei das nur ein
wurden. Denn nur diese Arbeiten werden ja am Ende auch pu-          Vorversuch, ob diese Art des Versuchs überhaupt funktioniere.
bliziert.                                                           Bisheriges Ergebnis des Vorversuchs sei einzig, dass die Appara-
Reinhold/Trillmich: Es sei zutreffend, dass „schlecht gemachte“     tur noch nicht funktioniere.
oder ergebnislose Versuche nicht veröffentlicht werden. Au-
ßerdem würden vor jedem Versuch Vorversuche gemacht, die            Wie läuft die Genehmigung von Tierversuchen an der Univer-
i.d.R. genau so ablaufen wie die Versuche der eigentlichen Ar-      sität ab? Welche Rolle spielen die Tierschutzbeauftragten der
beit, um zu testen, ob diese Art von Versuch überhaupt mit die-     Universität dabei?
sem Versuchstier funktioniert. Die Anzahl der dabei verwen-         Trillmich: Der Antrag für einen Tierversuch werde den Tier-
deten Tiere werde nicht publiziert und müsse sich zu jedem          schutzbeauftragten der Universität vorgelegt, welche dazu
veröffentlichten Versuch, als auch jedem unveröffentlichten,        Stellung beziehen und ihn weiter zum Kanzler der Uni leiten.
„dazugedacht“ werden.                                               Dieser leitet den Antrag dann zum Regierungspräsidium wei-
                                                                    ter, welches über die Genehmigung entscheidet.

                                                                                                                                   11
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Was passiert mit den Tieren, wenn sie nicht mehr für Versuche       auch nicht vornehmen, da er diese mit seinem Gewissen nicht
eingesetzt werden?                                                  vereinbaren könne. Grundsätzlich aber würden die individu-
Reinhold/Trillmich: Die Tiere werden mit CO2-Gas getötet; Heu-      ellen Grenzen jedes Menschen, hinsichtlich seiner ethischen
schrecken werden dagegen in Alkohol getränkt oder eingefro-         Einstellung, differieren. Er habe dabei höchsten Respekt für
ren um ihre DNA zu konservieren.                                    die Personen, die Versuche vornehmen, die er selbst mit seinem
Trillmich: Teilweise nehmen Studenten Versuchstiere z.B. Mäu-       Gewissen nicht vereinbaren könne.
se, die sonst eingeschläfert würden, mit. Alle Versuchstiere wür-
den generell, wenn der Versuch es zuließe und sich ein Abneh-       Es ist aber doch so, dass ein Großteil der Menschen Tierver-
mer fände, abgegeben und somit auch nicht eingeschläfert.           suche nur dann als gerechtfertigt erachtet, wenn sich daraus
                                                                    ein erkennbarer Nutzen für die Menschheit ableiten lässt, wie
Welcher konkret erfassbare Nutzen ist aus den Tierversuchen,        zum Beispiel bei der Bekämpfung von gefährlichen Krank-
die Sie bisher in ihren Arbeitsbereichen durchgeführt haben,        heiten. Auch wenn die AG gegen Tierversuche diese Meinung
hervorgegangen?                                                     nicht teilt, ändert das ja nichts an der Tatsache, dass dieses In-
Reinhold/Trillmich: Diese Frage sei grundsätzlich schwer zu be-     teresse allgemein besteht. Daher würden wir gerne wissen, ob
antworten, da beide in der Grundlagenforschung tätig seien          Sie irgendeinen praktischen Nutzen ihrer Tierversuche nachwei-
und hierbei nur schwer ein tatsächlicher, direkter Nutzen ab-       sen können?
zuleiten sei.                                                       Reinhold/Trillmich: Es sei, wie bereits erwähnt, nur sehr schwer
Trillmich: Das angestrebte Ergebnis dieser Art von Versuchen        möglich einen praktischen Nutzen von Tierversuchen im Rah-
sei es Verhalten von bestimmten Tieren besser zu verstehen          men der Grundlagenforschung abzuleiten. Hier gehe es um
und somit auch die evolutionären Schritte, die zu diesem Ver-       prinzipiellen Erkenntnisgewinn, wobei diese Ergebnisse auch
halten geführt haben.                                               einmal dazu führen könnten, bestimmte Krankheiten zu ku-
                                                                    rieren. So könnte beispielsweise die Erforschung der Lungen-
Sind die Ergebnisse dieser Tierversuche anwendbar?                  tätigkeit beim Tauchen von bestimmten Robbenarten vielleicht
Reinhold/Trillmich: Die Ergebnisse dienen eher dem Erkennt-         eines Tages dazu führen, das Auftreten von Herzinfarkten bes-
nisgewinn und sind nicht primär auf eine mögliche Anwend-           ser zu verstehen und die Behandlung somit zu verbessern.
barkeit ausgerichtet.
Trillmich: Er verstehe warum wir ein Problem mit bestimmten         Wann und wo können wir uns Versuche der verschiedenen Be-
Versuchen an Tieren hätten, er selbst würde invasive Versuche       lastungskategorien ansehen?

12
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Reinhold/Trillmich: Es sei möglich die
Haltungsbedingungen zu begutachten,
jedoch sei es nicht möglich bei Versuchen
anwesend zu sein, da man dann die Ex-
perimentatoren stören und den gesam-
ten Versuch gefährden würde. Hierfür
wurde um Verständnis gebeten.

   Anmerkungen

   Die erhaltenen Angaben sind auf
   den Zuständigkeitsbereich der
   Befragten begrenzt.
   Angaben zu Versuchen sind Ein-
   zelbeispiele.
   Die gewünschte umfassende Auf-
   listung wurde nicht gegeben.
   Von dem Angebot die Haltungs-
   bedingungen zu besichtigen ha-
   ben wir Gebrauch gemacht. Die
   abgedruckten Bilder zeugen da-
   von. Die Versuche selbst bleiben         Versuchsgelände, in dem erforscht werden soll, wie Populationen unterschied-
   jedoch unzugänglich und damit            licher Mäuse auf die Gegenwart der anderen reagieren. Auswanderung ausge-
   intransparent.                           schlossen: mit seinen vielleicht 3 x 4 Metern begrenzt das Gehege die Möglich-
                                            keiten sehr eindeutig.

                                                                                                                              13
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

             Um mal ans Tier zu kommen
             Tierversuche im Studium der Biologie und Umweltwissenschaften
             Wer Biologie studieren will, kommt um Tierversuche nicht herum?
             Nicht ganz korrekt – man kann die aktive Teilnahme an den einzelnen Experimenten ver-
             weigern, in der Regel bleibt einem jedoch die Anwesenheit bei den von Kommiliton_innen
             durchgeführten Versuchen nicht erspart. Während der so genannten Bachelor-Basis- und
             Aufbau-Module begegnet man dabei Praktikumssituationen wie diesen:

1.   Praktikum zur Tierphysiologie
Abhängigkeit der Herzschlagfrequenz
                                            ohnehin keine Chance auf ein Weiterle-
                                            ben mehr hätten.
                                                                                       testet (Laufen entlang der Kreisbahn).
                                                                                       Einige Ameisen werden auf Eis gestellt
von der Umgebungstemperatur                                                            (Hinweis der Dozenten_innen: nicht zu
• Versuch mit einer Daphnie
Der Wasserfloh wird mit Vaseline an einen
Objektträger geklebt und unterschiedlich
                                            2.   Praktikum zur chemischen Ökologie
                                            • Pheromonspurfolge bei Ameisen
                                                                                       lange, sonst erfrieren sie), jeweils der
                                                                                       linke oder rechte Fühler wird amputiert,
                                                                                       der Spurfolgetest wird wiederholt (funk-
temperiertem Wasser ausgesetzt (Hinweis     Bereits getötete Ameisen werden in         tioniert das dann immer noch?).
der Dozent_innen: nehmt kein zu heißes      Kopf und Hinterleib getrennt, von je       Einige Ameisenfühler werden mit Nagel-
Wasser, das vertragen sie nicht so gut!),   ca. 10 Köpfen und Gastern werden Ho-       lack überkreuz verklebt, der Spurfolge-
der Herzschlag wird durch das Mikroskop     mogenisate hergestellt, die auf ein mit    test wird wiederholt
verfolgt und aufgezeichnet. Am Schluss      einem Kreis bedrucktes Papier gestrichen
des Versuches werden alle Daphnien, die     werden. Lebende Ameisen werden nun         • tierische Abwehr mit Larvensekret
ihn überlebt haben (denkbar wenige) ge-     nacheinander in vorgegebener Zeit auf      Larven vom Meerrettichblattkäfer wer-
tötet, da sie ihm vaselinisierten Zustand   arteigene und artfremde Spurfolge ge-      den auf einem Viertel eines auf Din-A4

14
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

gedruckten Kreises ausgequetscht, das
Larvensekret bleibt auf dem Papier (Hin-
weis: Nur ein bisschen Zwicken, die Larve
nicht zerquetschen…). Es wird getestet,
ob das Sekret auf Prädatoren (Ameisen),
adulte Meerrettichblattkäfer oder an-
dere Larven anziehend oder abstoßend
wirkt.

• Futterverwertung                                                                                                Diese riesigen
                                                                                                                  Käfiganlagen
Eine Rübselblattwespe wird auf unter-
                                                                                                                  stehen leer.
schiedlich gefärbten Futterpflanzen
                                                                                                                  Sehr zum
bestimmte Zeitabschnitte lang fressen
                                                                                                                  Bedauern
gelassen, dann tiefgekühlt und aufge-                                                                             manches Bio-
schnitten: Die Wanderungsgeschwin-                                                                                logen.
digkeit der Nahrung soll anhand der er-
kennbaren Schichtung im Darm ermittelt
werden.                                     zwei Kreuzarme von Wänden umgeben         wo sich die Tiere gerade befinden. Der
                                            und zwei offen sind; die Aufenhaltsdau-   einzige geäußerte Grund: damit der Ba-

3.   Praktikum zur Verhaltensforschung
• Angst als Motivationsfaktor bei Mäusen
                                            er in den offenen bzw. geschlossenen
                                            Armen wird notiert) soll die Ängstlich-
                                            keit von Mäusestämmen miteinander
                                                                                      chelorstudent auch mal ans Tier kommt!

                                                                                      Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf
Im Open-Field-Test (von einem hohen         verglichen werden. Die Student_innen      Vollständigkeit. Sie soll lediglich einen Ein-
Rand umgebenes „Schachfeld“, auf dem        werden angewiesen, die Mäuse aus den      blick geben, aufgrund dessen sich jeder
beobachtet wird, wie viel Zeit eine Maus    Makrolonboxen zu nehmen (Hinweis: ir-     selber eine Meinung über den Sinn und
am Rand und wie viel in der Mitte der       gendwo am Schwanz anpacken!), in das      die Notwendigkeit von Experimenten an
Fläche verbringt) und im Elevated-plus-     Testfeld zu setzen und nach Gutdünken     Mitgeschöpfen in der Ausbildung von Le-
Maze (ein Holzkreuz auf Stelzen, wobei      ein paar Minuten lang aufzuschreiben,     benswissenschaftler_innen machen möge!

                                                                                                                                15
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

            Hinter
            fensterlosen Wänden
            Erlebnisbericht von einer Exklusiv-
            Führung im Maushaus

              Aufgrund einer Schulveranstaltung bot sich mir 2007 die Gelegenheit, das Bielefelder Maushaus auch mal
              von innen anzugucken. Da meine Mitschüler_innen leider wenig Interesse an dieser freiwilligen Veran-
              staltung zeigten, traf ich mich an einem Nachmittag allein mit Herrn Dr. Ziesenis, Veterinär und Leiter
              des Maushauses. Die Tage vorher habe ich wirklich mit mir kämpfen müssen, um nicht zu kneifen, da
              ich Angst davor hatte, schreckliche Bilder wie man sie von geschändeten Tieren aus dem Internet kennt,
              nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen. Doch an meiner Feigheit sollte diese einmalige Gelegenheit echt
              nicht scheitern.
                 Als ich nun im Büro von Dr. Ziesenis ankam, war dieser noch mit irgendwelchen Dingen am Schreibtisch
              beschäftigt. Beim Warten fiel mir direkt der dicke Harlan-Ordner auf (Harlan Winkelmann = Versuchs-
              tierzüchter für Mäuse etc.), der in einem Regal mit zig anderen Akten stand. Ziesenis beendete langsam
              seine Arbeit und wir konnten losgehen. Meine Ängste der vorherigen Tage kreisten weiter in meinem

16
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Kopf herum. Ich wollte zwar wissen, was       de mit mindestens drei verschiedenen Lö-      Eingriff getötet, damit die Organe auf
in diesem kahlen Gebäude mit den Tieren       sungen zu reinigen. Mit dem Mundschutz        Schäden überprüft werden können. Alle
vor sich ging, doch ein besonders gutes       und der Haube kam ich mir vor wie ein         Anderen sind letzten Endes auch zum
Gefühl empfand ich bei der Sache nicht.       Chirurg. Das Betreten des Maushauses          Tode verurteilt, da sie nur an den ge-
Es war beinahe so, als würde man bei sei-     ist daher keine Sache von fünf Minuten.       töteten Tieren ihre Ergebnisse ablesen
nem Arzt sitzen, der einem jetzt mitteilen    Abgesehen von der Umzieherei und der          können. Es ist halt nur die Frage, ob sie
würde, ob man nun an Krebs leide oder         Wascherei, muss man noch durch etliche        qualvoll an den zu testenden Substanzen
nicht… ob man sein Leben normal weiter        Türen gehen. Das Problem bei diesen ist,      verenden oder qualvoll für Versuchs-
führen könne oder ob die neue Erkennt-        dass die Nächste erst aufgemacht werden       zwecke vergast werden.
nis alles Bisherige aus der Bahn werfen       kann, wenn die Vorherige fest verschlos-         Zum Zeitpunkt meines Besuchs befan-
würde und man keine Möglichkeit hätte,        sen ist, wie in einem Gefängnis halt. So      den sich ca. 3000 Mäuse im Genlabor.
das Geschehene rückgängig zu machen.          war auch das Gefühl darin, zumindest          Platz hat das Maushaus sogar für über
Vor dem Eingang des Maushauses ange-          für mich. Die Angestellten hingegen           10.000 Tiere… Lebewesen!
kommen, berichtete mein Begleiter, dass       schienen nichts davon wahrzunehmen...            In einem mit weißem Licht beleuchte-
dieses zwei Stockwerke habe, das obe-         lag es vielleicht daran, dass dies ihr All-   ten Raum standen regalartige Konstruk-
re sei noch nicht in Betrieb und im Ers-      tag war? Ich weiß es nicht.                   tionen mit nicht einmal DIN A4 großen
ten würde schon seit 2005 gearbeitet, es         In der Abteilung der Sicherheitsstufe I    Schubladen: es waren Mäusekäfige.
habe außerdem sehr wenige Fenster, da         angekommen, war mein erster Eindruck:         Wegen der Enge konnten sich die Tiere
die Experimentator_innen die äußeren          extrem steril, MINI-Plastik-Käfige stan-      kaum natürlich bewegen und drehten
Faktoren in den Tierräumen selber be-         den frisch gereinigt im Gang, überall         sich im Kreis oder nagten an den Gitter-
einflussen wollen. Des Weiteren müsse         Edelstahl, auch die Wände, alles! Ziesenis    stäben. Es war einfach traurig… und so
ich mich jetzt umziehen, da das Betreten      zeigte mir eine Gruppe von Mäusen, an         aussichtslos! Ich fragte den Veterinär, was
dieser Einrichtung nur mit spezieller Klei-   denen derzeit Forschung zu einem be-          noch so an den Tieren erforscht würde.
dung gestattet sei, was ich dann auch         stimmten Enzym betrieben wurde, das,          Eine seiner Antworten war Alzheimer.
tat.                                          wenn es Menschen fehlt, zu schweren           Da ich mir nicht sicher war, ob Mäuse so
   In einem Umkleideraum übergab mir          Schäden führt. Diese Knock-Out-Mäuse          etwas auf natürlichem Wege überhaupt
eine Frau die soeben erwähnten Sachen         waren gerade mal 2 Monate alt und die         bekommen können, fragte ich nach. Dr.
und verwies mich darauf, mir meine Hän-       ersten wurden 12 Stunden nach einem           Ziesenis wusste dies selber nicht, zumin-

                                                                                                                                    17
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

dest seien keine Fälle bekannt. Eine Alzheimer-Maus
aus dem Labor kriegt diese Krankheit auf künstliche
Weise (Alzheimerzellen werden direkt in das Gehirn ge-
spritzt). Diesen Schmerz kann man sich sicherlich kaum
vorstellen, wenn eine für eine Maus extrem dicke Nadel
ins Gehirn geführt wird und die Schädeldecke durch-
bricht…all die Nerven…Das alles zur „Gesundheit des
Menschen“ – an Tieren, von denen kein einziger natür-      Beispiele für Tierversuche
lich entstandener Alzheimer-Fall bekannt ist. Aufgrund
                                                           an der Uni Bielefeld 2007 / 2008
von etlichen Unterschieden zwischen Mensch und Tier
scheint mir dieses wissenschaftliche Vorgehen mehr als
zweifelhaft.                                               Zelluläre Kardiomyoplastie: Verbesserung der Funktion der linken
   Wieder in der Umkleidekabine, kam ich mit einer         Kammer geht einher mit der Ausschüttung von kardioaktiven Zy-
Tierpflegerin ins Gespräch. Sie war noch relativ jung,     tokinen
eventuell in meinem Alter und wirkte sehr freundlich.
Sie fragte mich, ob dies nun wirklich so schlimm sei,      Bereich: Stammzellforschung
wie ich es mir vorgestellt hatte. Was sollte ich schon     Hintergrund: Verwendung von embryonalen Stammzellen bei
darauf antworten. Ich meine, für mich gehören Tiere        der Regeneration des Herzmuskels nach experimentellem Herz-
nicht wie Messinstrumente behandelt, sie sollen auch       infarkt.
nicht vergiftet, vergast und nach einem kurzen und         Tiere: 42 Mäuse (mindestens)
freudlosen Leben getötet werden. Ich habe zwar kei-        Veröffentlicht in: Stem Cells 2007: 25, 236-244
ne verstümmelten Tiere gesehen, doch es gehört nicht       Versuchsbeschreibung: Der Brustkorb der Mäuse wird unter Nar-
immer Blut dazu, um Grausamkeit zu erkennen. Im Üb-        kose auf der linken Seite zwischen der 4. und 5. Rippe aufgeschnit-
rigen galt mein Besuch lediglich der Sicherheitsstufe I,   ten. Eine Herzkranzarterie wird mit einem Faden zugeschnürt. Ein
was in den Bereichen V, VI oder VII gemacht wird, dürf-    Teil des Herzens wird dadurch nicht mehr durchblutet, es kommt
te wohl von anderer Qualität sein … denn da wurde          zu einem Herzinfarkt. Scheinoperierte Tiere werden in der glei-
ich als vermeintliche Tierschützerin nicht eingeladen.     chen Weise operiert, nur dass der Faden nicht zugezogen wird.
Warum nur?

18
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Sieben Tage später werden die Tiere mit Herzultraschall un-      Am 90. Lebenstag werden die Tiere unter Narkose mit einer
tersucht. Dann werden sie noch einmal aufgeschnitten. In den     Fixierungslösung durchströmt und getötet. Die Gehirne der
Infarktbereich des Herzens werden aus embryonalen Stamm-         Tiere werden in Scheiben geschnitten und untersucht.
zellen gezüchtete Herzzellen injiziert. Zwei weitere Gruppen
von Mäusen erhalten Muskelzellen oder eine Kochsalzlösung
in das Herz injiziert. 28 Tage nach dem Infarkt werden die       Kontralaterale präfrontale Projektionen reifen bei Gerbils
Tiere mittels Durchströmung mit Formalin getötet. Ihre Her-      anormal nach einem frühen Methamphetamin-Trauma und
zen werden untersucht.                                           isolierter Aufzucht

                                                                 Bereich: Psychiatrie, Neurologie
Veränderungen im GABAergen Netzwerk der präfrontalen             Hintergrund: Entwicklung eines „Tiermodells“ für Schizo-
Hirnrinde bei einem potentiellen Tiermodell für Psychose         phrenie.
                                                                 Tiere: Gerbils (Anzahl unbekannt)
Bereich: Psychiatrie, Neurologie                                 Veröffentlicht in: Journal of Neural Transmission 2007: 114,
Hintergrund: Entwicklung eines „Tiermodells“ für Psychose.       285-288
Tiere: 40 Gerbils                                                Versuchsbeschreibung: Den Gerbils wird am 14. Lebenstag
Veröffentlicht in: Journal of Neural Transmission 2007: 114,     Methamphetamin injiziert. Die Substanz zerstört bestimmte
539-547                                                          Strukturen im Gehirn. Ein Teil der Tiere wird ab dem 30. Le-
Versuchsbeschreibung: Den Gerbils wird am 14. Lebenstag          benstag isoliert gehalten, d.h. allein, ohne Kontakt zu Art-
Methamphetamin in die Bauchhöhle injiziert. Die Substanz         genossen und ohne jegliche Ausstattung des Käfigs. Andere
zerstört bestimmte Strukturen im Gehirn. Ein Teil der Tiere      Gerbils werden unter angereicherten Bedingungen gehalten.
wird ab dem 30. Lebenstag isoliert gehalten, d.h. allein, ohne   Vor ihrer Tötung wird den Tieren eine Substanz injiziert, die
Kontakt zu Artgenossen und ohne jegliche Ausstattung des         bestimmte Strukturen im Gehirn markiert. Es wird nicht er-
Standard-Plastikkäfigs. Andere Gerbils werden unter ange-        wähnt, zu welchem Zeitpunkt und wie die Tötung der Tiere
reicherten Bedingungen gehalten. Ihre Käfige sind 1x1 Meter      erfolgt. Die Gehirne der Gerbils werden in Scheiben geschnit-
groß und mit Ästen und Versteckmöglichkeiten ausgestattet.       ten und untersucht.

                                                                                                                                 19
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

                                                                                      Beschluss des
                                                                                      Studierenden-
 Heuschrecken als „Versuchstiere“ (links) und als „Futtertiere“ für einige Salaman-
 der, von denen uns zu berichten man offenbar vergessen hatte. Erst als wir auf
                                                                                      parlaments
 ein Plakat aufmerksam wurden, auf dem von Amphibien (nicht Salamandern) die          und Reaktion des Rektorats
 Rede war, erinnerte man sich ihrer.
 Da die Salamander zu dieser Zeit alle in künstlicher Nacht gehalten wurden, konn-
 ten wir keine genauen Eindrücke gewinnen oder festhalten. Ein kurzer Einblick        Am 19. Juni 2008 befasste sich das 34.
 ließ lediglich mehrere Regale mit kleinen Kästen erkennen, ähnlich der Massenhal-    Studierendenparlament der Uni Bielefeld
 tung wie sie etwa im Maushaus herrscht.                                              mit dem Thema Tierversuche und leitete
                                                                                      schließlich folgenden Beschluss an das
 Meerschwein-                                                                         Rektorat weiter:
 chengehege im
 Außengelände                                                                         Das Studierendenparlament fordert die
 der VHF.                                                                             Universitätsleitung auf …
 Wegen der mini-
 malen Deckung                                                                        1. Einen Verantwortlichen zu benennen,
 nutzen die scheu-                                                                    der Kompetenz und Befugnis besitzt über
 en Tiere nur einen                                                                   Tierversuche an der Universität Bielefeld
 Bruchteil des                                                                        Auskunft zu erteilen.
 theoretisch gege-
 benen Platzes.                                                                       2. Eine vollständige Auflistung der an

20
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

der Universität Bielefeld durchgeführten   		 9 Herz-Kreislauf-Modelle                 Über ein halbes Jahr später, am 5.2.2009,
Tierversuche zu erstellen. Diese muss      		 10 Endokrinologische Modelle/            bezog das Rektorat schließlich Stellung:
enthalten:                                 			 Stoffwechsel
  a) die durchführende Arbeitsgruppe       		 11 Modelle zu Nerven- und Geistes-       Sehr geehrte Damen und Herren,
  b) die Tierart                           				 störungen sowie zur Verhaltens-        das Rektorat hat Ihren Antrag zur Trans-
  c) die Anzahl der verwendeten Tiere      				 biologie                               parenz bei Tierversuchen in den ver-
  d) gegebenenfalls die Belastungskate-    		 12 Tumor-Modelle                         gangenen Wochen ausführlich beraten
		 gorie (Schweregrad 0-3, nach              f) was nach Beendigung des Versuchs       und nimmt hierzu wie folgt Stellung.
		 Schweizer Bundesamt für Veterinär-      		 mit den Tieren geschieht (weitere        Bei allen an der Universität Bielefeld
		 wesen)                                  		 Haltung H / Tötung T / Abgabe an         durchgeführten Tierversuchen wird ein
  e) die Art der Untersuchung (Eintei-     		 Dritte D)                                strenger Maßstab angelegt und die Re-
		 lung nach Schweizer Bundesamt für         g) Art der Tötung                         gelungen der einschlägigen Gesetze
		 Veterinärwesen)                           h) Link auf Literaturverzeichnis / For-   werden selbstverständlich beachtet. Dies
		 1 Modelle mit Haltungs- und Füt-        		 schungsdatenbank                         gilt insbesondere für die im Tierschutz-
			 terungseinschränkungen                                                             gesetz festgelegten Voraussetzungen
		 2 Modelle mit reproduktionsbiolo-       Die Liste muss ebenfalls die als „Über-     für Tierversuche sowie die erforderlichen
			 gischen Massnahmen zu Versuchs-        schuss Ü“ produzierten Tiere enthalten.     Genehmigungsverfahren.
			 zwecken                                Diese Auflistung muss für jedes Semester
		 3 Modelle mit Probeentnahmen            erstellt und archiviert werden. Auf Nach-   Ihrer Forderung nach mehr Transparenz
			 und operativen Eingriffen              frage, muss jedem/jeder interessierten      bei Tierversuchen in dem von Ihnen ge-
		 4 Modelle mit physikalischen Ein-       Studierenden diese Auflistung zugäng-       wünschten Umfang kann ich aber nicht
        flüssen                            lich gemacht werden.                        entsprechen. Die Offenbarung bzw.
		 5 Pharmakologische und toxikolo-                                                    Veröffentlichung der von Ihnen gefor-
			 gische Modelle                         3. Auf der Homepage der Uni in der Ru-      derten Informationen stellen u.a. einen
		 6 Modelle der Mikrobiologie und         brik „A bis Z“ unter T ein Link „Tierver-   verfassungsrechtlich bedenklichen Ein-
			 Parasitologie                          suche“ hinzu zu fügen, der auf die ent-     griff in das Grundrecht aus Art. 5 Abs.
		 7 Immunologische Modelle                sprechenden Informationen verweist.         3 des Grundgesetzes dar. Durch die ge-
		 8 Modelle zu Analgesie und Entzün-                                                  mäß Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz garan-
			 dung                                                                               tierte Wissenschafts-, Forschungs- und

                                                                                                                               21
TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

Lehrfreiheit wird Wissenschaftlerinnen       suche durchführen, viele Informationen       Leider wird in diesem Schreiben weder
und Wissenschaftlern ein Freiraum bei        zu ihren Tierversuchen auf den Internet-     auf die dem Antrag hinzugefügte Be-
der Gewinnung und Vermittlung wis-           seiten der Universität selbst veröffent-     gründung Bezug genommen, noch die
senschaftlicher Erkenntnisse sowie deren     licht. Darüber hinaus stehen sowohl ich      vorgelegten 2500 Unterschriften für
Deutung und Weitergabe eingeräumt.           als auch der Prorektor für Forschung, wis-   Transparenz bei Tierversuchen berück-
Die von Ihnen geforderte Weitergabe          senschaftlichen Nachwuchs und Transfer       sichtigt. Ob die Universität in Sachen
von Informationen stellt einen Eingriff in   Herr Prof. Dr. Martin Egelhaaf weiterhin     Tierversuche rechtlichen Vorgaben ge-
dieses Grundrecht dar.                       gern für Gespräche zum Thema Tierver-        nügt, war nie Inhalt des Antrags. Gesetze
Auskunftsverpflichtungen sind im Tier-       suche zur Verfügung.                         unterliegen allerdings einem steten
schutzgesetz ausschließlich gegenüber                                                     Wandel, weil Meinungen, Wissen und
den zuständigen Behörden in den ge-          Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und       Umstände sich ändern. Nichts von dem
setzlich vorgesehenen Fällen vorgesehen.     Ihren Einsatz für den Tierschutz, bin aber   ist aber ohne Kenntnis der Tatsachen
Auch das Informationsfreiheitsgesetz         persönlich davon überzeugt, das (sic!) in    möglich. Die AG gegen Tierversuche ist
findet auf Hochschulen lediglich einge-      diesem Zusammenhang Forschung und            weiterhin davon überzeugt, dass eine
schränkt Anwendung. So fallen Hoch-          Lehre an der Universität Bielefeld wissen-   Universität, die ihre Tierversuche für
schulen und Forschungseinrichtungen          schaftlichen Standards und rechtlichen       über jeden Zweifel erhaben hält, nicht
nur dann in den Anwendungsbereich            Bedingungen uneingeschränkt gerecht          grundlegende Informationen über die-
dieses Gesetzes, soweit sie u.a. nicht im    werden.                                      selben Versuche vorenthalten darf, und
Bereich von Forschung und Lehre tätig                                                     wird sich mit der obigen Antwort nicht
werden. Auch dies ist Ausfluss der durch     Mit freundlichen Grüßen                      ruhig stellen lassen.
das Grundgesetz normierten Forschungs-       Prof. Dr. Dieter Timmermann
und Lehrfreiheit.

Dennoch zieht sich die Universität kei-
neswegs auf die rechtlichen Vorgaben
zurück. Aus diesem Grund haben die Wis-
senschaftlerinnen und Wissenschaftler,
die an der Universität Bielefeld Tierver-

22
AG GEGEN TIERVERSUCHE AN DER UNI BIELEFELD

                                                                          Nachwort
                                                            Trotz oder gerade wegen des Widerstands aus dem Rektorat
                                                            werden wir uns auch in Zukunft um Transparenz an der
                                                            Uni Bielefeld und darüber hinaus bemühen. Um auf dem
                                                            Laufenden zu bleiben über diese und andere bedeutsame
                                                            Entwicklungen, können Sie sich auf unserer Internetseite
                                                            (www.ag-gegen-tierversuche.de) für unseren Newsletter
                                                            eintragen. Unabhängig davon lohnt sich ein Blick auf die
                                                            Seite, wo wir Ihnen, neben Texten aus diesem Heft, viele
                                                            weitere interessante Informationen zum Thema Tierversuch
                                                            bieten. Ein Blick auf die Homepage der Ärzte gegen Tier-
                                                            versuche (www.aerzte-gegen-tierversuche.de) ist ebenso
                                                            zu empfehlen. An unseren Infoständen bieten wir neben
                                                            Unterschriftenlisten für die Abschaffung von Tierversuchen
                                                            auch eine an, mit deren Unterzeichnung Sie unserer Forde-
                                                            rung nach Transparenz Nachdruck verleihen. An dieser Stelle
Möwchen und Zebrafinken: Oben: Volierenhaltung              möchten wir den mehr als 2500 Menschen danken, die diese
Unten: Haltung in kleinsten Käfigen (i.d.R. zu viert in     Liste bereits unterschrieben haben. Es ist äußerst bedauer-
einem Käfig, mitunter aber auch Einzelhaltung). Die Kä-     lich, dass sich die verantwortlichen Stellen der Universität im
fige werden für Vögel verwendet, die aktuell für Versuche
                                                            Angesicht dieser Zahl von Unterschriften so unbeeindruckt
gebraucht werden. Die Haltung kann damit für viele
                                                            geben und sich weiterhin weigern die geforderten Informati-
Monate auf einen solchen Käfig begrenzt sein.
                                                            onen bereitzustellen.

                                                                                                                          23
Interesse an weiteren Infos?

                                                                                            Internet        www.ag-gegen-tierversuche.de

                                                                                            E-Mail          info@ag-gegen-tierversuche.de

                                                                                            Telefon         0521/3274639
AG gegen Tierversuche

         V.i.S.d.P.: AG gegen Tierversuche   •   Haferkamp 26   •   33613 Bielefeld   •   info@ag-gegen-tierversuche.de
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