An unsere freunde 71.jahr, nr.1, februar 2021 B7672 - Alfons Liguori Freundeskreis und ...
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Liebe Freunde! dere trotz ihres Alters unerwartet, und wieder andere waren vom Corona-Vi- Sie erhalten die erste Nummer der rus infiziert. Das ist irgendwie versteh- „Briefe“ im Jahr 2021. Ich hoffe, Sie bar, trotzdem stehen wir dem gegen- haben dieses Jahr mit Vertrauen und über, dass auf einmal so viele von uns Hoffnung begonnen. gehen mussten. Als Provinzial der Redemptoristen Als Ordensleute und Gläubige fragen möchte ich noch einmal auf das zu wir in dieser Situation nach Gott. Ende gegangene Jahr 2020 zurückbli- Wenn wir uns auf die Suche nach cken. Allein die jetzige Nummer der einer Antwort machen, können wir Briefe enthält vier Nachrufe auf ver- annehmen: Wir haben unser Leben storbene Mitbrüder. Das allein zeigt, nicht in der Hand. Wir müssen neu dass wir im letzten Jahr ungewöhnlich lernen, dass Vieles nicht nach unseren viele Mitbrüder begraben mussten. Es Vorstellungen geht. Doch können wir waren elf in unserer Provinz Wien- darauf vertrauen: Gott steht als Guter München, davon allein zehn im Be- Hirte auf unserer Seite. „Der Herr ist reich Deutschland. In der Geschichte mein Hirte, nichts wird mir fehlen“ (Ps der ehemaligen Münchener Provinz 23,1). war so etwas selten: 1945 starben 14 Mag sein, dass jetzt eine Phase unse- Mitbrüder, die meisten jung und als rer Geschichte schließt und Neues Opfer des Krieges, der damals zu kommt, dass Gott uns neue Möglich- Ende ging. Damals war aber die Pro- keiten eröffnet. Darauf wollen wir hof- vinz viel größer. fen und den Herrn darum bitten. Die elf Mitbrüder, die 2020 starben, waren alle über 80 Jahre alt, also in einer Phase des Lebens, in der man mit dem Tod rechnen muss. Manche starben nach längerer Krankheit, an- P. Edmund Hipp, Provinzial Die „Briefe an unsere Freunde“ Herstellung und Versand der „Briefe“ werden erscheinen alle zwei Monate. durch Ihre Spenden finanziert. Herausgegeben von der Münchener Provinz Vielen Dank, Ihre Redemptoristen. der Redemptoristen. www.briefeanunserefreunde.de Bankverbindung: Provinzialat der Redempto- risten, IBAN DE34 7509 0300 0002 1561 13, BIC GENODEF1MO5 Redaktion: P. Josef Steinle Tassilostr. 2, 83536 Gars a. Inn Druck: Rudolf Lanzinger, Hofmark 11, Telefon 08073-388-274 84564 Oberbergkirchen. eMail: josef.steinle@redemptoristen.de Bildnachweis: S. 1, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12 re Versand: Versandstelle der „Briefe“ und S. 16 P. Josef Steinle, S. 12 li Markus Pleyer, Tassilostr. 2, 83536 Gars a. Inn S. 13 li Martin Leitgöb, S. 13 re Angela Strecker, Telefon 08073-388-239, Fax 08073-388-334. S. 14 Sibylle Schwenk. 2
Meine Bibelstelle: Ich war zwar bei den Redemptoristen eingetreten, um in die Mission zu ge- hen, doch es entwickelte sich erst mit Ihn suchen der Zeit, was das genau heißt. Johannes der Täufer hat mich ge- und finden packt, wie er wollte ich auf Jesus zei- gen, Menschen zu Jesus führen. Das ist die Aufgabe eines Missionars. Wir Johannes der Täufer weiß, dass er in dürfen uns nicht in die Mitte stellen. der Zeit des Messias lebt und hat jun- Sondern: Unser ganzes Leben soll ge Menschen auf das Kommen des Zeugnis für Jesus sein. Erlösers vorbereitet. Eines Tages Von den Jüngern, die Jesus folgen, steht er mit einigen seiner Jünger am lernte ich manches für meine Arbeit in Weg und sieht Jesus vorübergehen. der Japanmission. Die Menschen sol- Er zeigt auf ihn: „Seht das Lamm Got- len Jesus suchen, nach ihm fragen, tes!“ Damit sagt er: „Der ist es.“ Und mit ihm gehen, bei ihm bleiben. Das zwei seiner Jünger folgen Jesus. (Joh war zwar schwierig, aber der Weg, der 1,37). Aber sie sind offensichtlich ver- zum Ziel führt. legen, wie sie Jesus ansprechen sol- Mit Jugendlichen auf Tokunoshima len. „Wo wohnst du?“ „Kommt und habe ich diese Stelle der Berufung seht!“ antwortet der Herr. Dann sehen besprochen. Den Eltern sagte ich die Jünger nicht nur, wo er wohnt, zwar, dass wir Englisch lernen. Doch sondern wer er wirklich ist. ich versuchte, die jungen Leute zum Sie müssen sich in seiner Nähe glück- Glauben zu führen. Zwei von ihnen lich und geborgen gefühlt haben. Sein sind später Priester geworden. Sie Hinabsteigen auf unsere Augenhöhe haben also den gefunden, auf den es empfanden sie wohltuend. Damit war wirklich ankommt. er bei uns Menschen und geht mit P. Max Ascher uns, wann immer wir es wollen. Tags darauf rufen diese Jünger ihre Freun- de. Einer nach dem anderen vertraut sich Jesus an und empfindet Glück und Geborgenheit. Simon bekommt gleich einen neuen Namen: Petrus. Diese Stelle von der Berufung der Jünger nach dem Johannesevangeli- um habe ich im Noviziat oft und oft gelesen und mich von ihr ansprechen lassen. Sie wurde für mich zu einer bewussten Begegnung mit Jesus. P. Ascher mit den beiden Priestern 3
Zwischendurch stand in der Zeitung, Hilfe! dass auch andere von dem Virus befal- len sind. In Zaitzkofen bei den Pius- Brüdern hatten sich 44 Priester und Corona Studenten angesteckt. Bei uns mussten alle Mitbrüder für zwei Wochen in Quarantäne. Das Virus im Haus brachte die klösterliche Ordnung durcheinander. Anweisung von oben: „Es darf keine Begegnung mit anderen Mitbrüdern oder Mitarbeitern geben. Wir fühlten uns sicher. Auch wenn in Auf dem Weg von und zum Speisesaal der ganzen Welt die Corona-Pandemie sind Masken verpflichtend zu tragen.“ herrschte, unser Kloster in Gars am Inn erschien uns wie eine Insel, auf der uns nichts passieren konnte. Es gab zwar Gefahrenquellen: Ange- stellte kamen jeden Tag ins Haus und arbeiteten hier. Patres fuhren in Pfar- reien der Umgebung und hielten Got- tesdienste. Dort begegneten sie stän- dig anderen Menschen. Sie hielten sich zwar an die Abstände, aber man weiß ja nie. Als die Zahlen der täglich Infizierten in unserem Landkreis Mühldorf am Inn Auf dem Klostergang ist Mund-Na- stiegen, unterzogen wir alle uns freiwil- sen-Schutz Pflicht. lig einem Test. Das Ergebnis – o Schreck! Von 22 Mitbrüdern waren 16 Das tägliche gemeinsame Gebet in der positiv. Hauskapelle entfiel, wir durften nicht Eine Woche später führte eine Ärztin mehr zum Gottesdienst zusammen- aus Mühldorf noch einmal einen Test kommen. Pater Schenk und ich feierten durch, drei weitere Mitbrüder waren po- „Gemeinschaftsmesse zu zweit“, eine sitiv. Wie das Virus zu uns ins Kloster neue Erfahrung für uns. Zu den Mahl- kam, blieb im Ungewissen. „Negativ“ zeiten gingen wir in verschiedene Spei- blieben nur Pater Ulrich Bednara, der sesäle. Wer infiziert war, sollte mög- im Pfarrhaus wohnt, und zwei Patres im lichst in seinem Zimmer bleiben. Spa- Haus: Pater Hans Schenk und ich. Wa- ziergang im Klostergarten – jeder für rum wir vom Virus verschont wurden, sich – war erlaubt. Wir sahen uns kaum wissen wir nicht. mehr. 4
Die letzten in der Quarantäne: Br. Günter, P. Schwemmer, P. Kupka. Problematisch wurde es auf unserer Schwester Ingrid Wagenspöck Krankenstation. Fast alle Mitbrüder dort waren infiziert, selbst Pater Hans Pater Günter Kupka durfte eher wieder Aimer mit seinen 99 Jahren. Die heim. Pater Leonhard Behr starb am im Schwestern, die für die Pflege sorgen, Krankenhaus in Altötting. Ein schwerer mussten daheimbleiben, mit einer Aus- Verlust für unsere Gemeinschaft. Die nahme: Schwester Ingrid Wagenspöck. Krankheit verlief bei den Einzelnen un- Sie hatte sich auch angesteckt und er- terschiedlich. Einige Brüder spürten reichte beim Gesundheitsamt in Mühl- praktisch nichts, andere waren müde dorf, dass sie ihre Quarantänezeit bei oder hatten Fieber. Die Ältesten waren uns verbringen durfte. mehr betroffen, jedoch sie überstanden So übernahm sie, obwohl selbst betrof- diese Zeit und fühlten sich nachher wie- fen, für 17 Tage ununterbrochen den der gesund. Dienst bei unseren Senioren und Kran- Nach und nach kamen die Mitbrüder ken. Zum Teil unterstützten sie Mitbrü- aus der Quarantäne heraus. Wir trafen der oder Ehrenamtliche. Doch an man- uns wieder zum Gebet, zur Messe und chen Tagen fühlte sie sich am Abend zu den Mahlzeiten. Nach knapp drei entsprechend erschöpft. Wochen waren die Beschränkungen Die Gottesdienste, die wir sonst jeden wieder aufgehoben. Tag und vor allem an den Sonntagen in Doch es war nicht mehr wie vorher. Wir den Pfarreien der Umgebung halten, spürten, wie gefährlich das Virus ist mussten alle abgesagt werden. und wie schnell wir uns infizieren. Auf In manchen Kirchen gab es deshalb den Gängen des Klosters müssen alle kein Angebot. Mund-Nasen-Schutz tragen, die Küche Drei Mitbrüder mussten ins Kranken- dürfen wir nicht betreten, und wir haben haus eingeliefert werden. Pater Lothar Abstand zu halten. Das ist für eine Ge- Abend wurde auf der Intensivstation in meinschaft nicht förderlich. Mühldorf zwei Wochen lang beatmet. P. Josef Steinle 5
Mit dem Kardinal im Sand Gerhard Reinthaler stammt aus Hel- denstein im Kreis Mühldorf am Inn. Mit 22 Jahren trat er bei uns Redemptoris- ten ein. Er arbeitete in verschiedenen handwerklichen Bereichen des Klos- ters mit. In Forchheim wirkte er als Hausmeister und Mesner. Anschlie- ßend kam er als Hausmeister zurück nach Gars. Jetzt wirkt er in unserem Kloster in Würzburg. Ich bin am 31. August 1954 geboren, um 7:15 Uhr in der Frühe. Ich war das erste von acht Kindern. Wir sind in ar- men Verhältnissen aufgewachsen. Der Vater war zunächst Knecht bei ver- Professjubiläum feierte, waren alle da: schiedenen Bauern, dann Hilfsarbeiter die Geschwister mit ihren Familien. am Bau. Erst später schulte er auf Mau- Ich bin in Niederheldenstein, einem rer um. Die Mutter stammt wie der Va- kleinen Bauerndorf mit etwa 100 Ein- ter aus einfachem Haus, sie blieb als wohnern, aufgewachsen. Untertags ku- Hausfrau daheim bei den Kindern. gelten wir in den verschiedenen Bau- Meine Eltern bauten unter ärmlichen ernhöfen herum, kamen voll Dreck am Bedingungen ein Haus. Als ich zwei Abend nach Hause. Jahre alt war, zogen wir dort ein. Wir Ich war etwa fünf Jahre alt, da spielten hatten nicht viel zum Leben. Erst als die wir eines Tages auf dem Hof des Nach- Kinder aus dem Haus waren und einen barn Georg Lackermair. Dort gab es ei- Beruf hatten, ging es besser. nen Sandhaufen. Da kam der Bischof Wir Geschwister verstanden uns gut, von München vorbei, fuhr im großen es war wie im Himmel. Natürlich haben Auto vor. Der Fahrer des Bischofs wir gerauft und gestritten, das gehört stammte aus dem Hof und machte dort bei Geschwistern dazu. Aber wir haben einen Besuch, wenn er in die Gegend uns immer vertragen. Bis heute verste- fuhr. Erzbischof Julius Kardinal Döpf- hen wir uns. Das ist für mich eine Gabe ner stieg aus und ging zu uns Kindern. Gottes, ein Segen. Wir treffen uns im- Er fragte, was wir da bauen und machte mer wieder. Als ich mein 40-jähriges mit, spielte mit uns im Sand. Unsere 6
Mutter sah das und schämte sich Stöckl war auch dabei. Nach der Gesel- furchtbar, weil wir voller Dreck waren. lenprüfung ging ich als Jugendleiter zur Dem Kardinal hat das anscheinend Feuerwehr und baute die Jugendfeuer- nichts ausgemacht. wehr auf. Es war eine unruhige Zeit, je- 1960 kam ich in die Schule nach Hel- den Tag war etwas los: Landjugend, denstein. Wir mussten die zwei Kilome- Feuerwehr, Schützenverein. Die Mutter ter zu Fuß gehen. Wir gingen auf der sagte uns: „Lasst mir ein Bild von euch Bundesstraße, der B 12. Das wäre da, damit ich euch mal wiedersehe“. heute undenkbar. Auf dem Weg muss- In dieser Zeit kam es vor, dass wir nach ten wir den Hartinger Berg mit 12 Pro- Gars ins Kloster eingeladen wurden. zent Steigung bewältigen. Im Winter Somit lernte ich die Redemptoristen blieben die Autos und LKWs hängen. kennen, durch die Brüder Nikolaus, Ed- Wir schoben sie hinauf. gar und die anderen, die dort lebten. Zunächst hatte ich nicht im Sinn, dort einzutreten. Zwei Jahre nach der Gesellenprüfung hörte ich als Schreiner auf, weil ich dort nicht viel verdiente und ließ mich in ei- ner Folienfabrik in Waldkraiburg anstel- len. Dort verdiente ich das Dreifache. Vier Jahre war ich dort beschäftigt. Da ließ mich der Gedanke nicht los, ins Kloster zu gehen. Zwischendurch war ich furchtbar verliebt, aber mit dem Mädchen ging es nicht so, wie ich es mir vorstellte. Außerdem hatte ich viel zu wenig Zeit für sie, bei den vielen Äm- Gerhard Reinthaler als Erstkommu- tern, die ich wahrnehmen musste. nikant in Heldenstein Eines Tages sagte ich mir: „Jetzt packst du es!“ Ich fuhr nach Gars in den 1968 wurde ich aus der Schule entlas- Pfarrhof zu Pater Stöckl. Er schaute er- sen, ich war beim letzten Jahrgang der staunt, als ich ankam. Ich sagte: „Ich nur acht Jahre in der Schule ver- möchte zu euch kommen.“ Daheim brachte. Dann ging ich nach Ampfing hatte ich es zu niemand gesagt, außer und lernte das Schreinerhandwerk. Ein zu meinem Bruder Ernst. Am 1. Januar Jahr später bin ich der Katholischen 1977 zog ich in Gars ein. Im Gang traf Landjugend von Heldenstein beigetre- ich Pater Fritz Kästner. Er sagte: „Da ten. Sie wurde von zwei Brüdern aus müssen wir gleich einen Begrüßungs- Gars, Bruder Nikolaus und Bruder Ed- Schnaps trinken.“ Ich dachte mir: „Da gar gegründet und geführt. Pater Josef bist du richtig.“ 7
Zum Segen geworden (js) „Man muss den Menschen dort ab- holen, wo er steht“, war sein Grund- satz. Er hatte ein Gespür für das, was die Menschen bewegte, war offen für pubertierenden Jugendlichen „viel- ihre Sorgen und wusste, was ihnen leicht“ nötig ist. Pater Fuchs war musi- half. Dies bewies Pater Hermann kalisch und baute mit ihnen ein Ensem- Fuchs als Direktor des Exerzitienhau- ble auf. Nach langem Üben hätten sie ses vom Schönenberg bei Ellwangen. sogar die „Kleine Nachtmusik“ von Mo- In den 13 Jahren, in denen er das Haus zart aufführen können. leitete, bewältigte er nicht nur Umbau- Von der Erziehung wechselte der Pater Maßnahmen wie die Sanierung des Alt- 1980 in die Erwachsenenbildung. Er baus, sondern er zog mit seiner Art die hatte auf geistlichem Gebiet etwas zu Menschen an. Er lud zu Exerzitien- bieten. Er legte, wenn es nötig war, kurse ein. Bei den Einkehrtagen für Se- auch bei manchen Arbeiten Hand an. nioren war das Haus voll. Beim Umbau der Hauses Schönenberg Der Schönenberg war für Pater Fuchs nahm er den Schubkarren und brachte ein Ort der Sehnsucht. 1931 in der na- den Schutt ins Freie. hen Kreisstadt Aalen geboren und dort 1993 zog Pater Fuchs nach Villingen im aufgewachsen, wallfahrtete er schon Schwarzwald. Seine Cousine, Schwes- als Kind dorthin. Seine Eltern hatten ter Roswitha Wecker, leitete dort den dort geheiratet und besuchten jedes Konvent der Ursulinen. Der Pater Jahr mit der Familie die Gnadenka- wirkte als Hausgeistlicher, hielt Schul- pelle. gottesdienste, übernahm als Präses Hermann Fuchs zog zunächst nach das Altenwerk der Erzdiözese Frei- Gars zu den Redemptoristen. 1950 be- burg, hörte Beichte im Münster der gann er das Noviziat, nach der Pries- Stadt. Für die Christen in Villingen war terweihe 1956 studierte er in München er „der Klosterpfarrer“. Wie sehr die Pädagogik und Psychologie. Damit war Menschen ihn schätzten zeigte sich er als Erzieher ausgebildet und wirkte dort in seinem Ruhestand. Wenn er im an den Internaten des Ordens in Ried- Münster einen Gottesdienst hielt, war- lingen und Ingolstadt. Ein Schüler von tete nachher eine Gruppe von Frauen damals sagt über ihn, dass er sehr „auf auf ihn und bat um den Segen. Ordnung“ geachtet habe. Was bei Er starb am 10.11.2020 in Wasserburg. 8
War sich für keine Arbeit zu schade Im Krankenhaus in Mühldorf starb am 11. November 2020 Bruder Kilian Döll. Er wurde 91 Jahre alt. Geboren wurde er am 1929 in der Ge- meinde Prappach in Unterfranken bei Haßfurt und auf den Namen Bruno ge- tauft. Nach dem Schulbesuch arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft. 1957 kam er als Spätberufener nach Gars, und mehr bemerkbar. Deshalb wurde am 2. September 1958 legte er die Or- er im September 2015 nach Gars ver- densgelübde ab. Anschließend erle- setzt. digte er in den Häusern Gars und Ried- Auf der Krankenstation hatte er Kontakt lingen Arbeiten im Garten. 1967 unter- zu weiteren betagten Mitbrüdern, war zog er sich erfolgreich der Gesellenprü- bereitwillig bei Gymnastik, Spielen, fung als Gärtner. Bastelrunden usw. dabei. Zweimal in Von 1968 bis 1997 gehörte er zum der Woche hielt er sich vormittags in Kloster in Ingolstadt und war dort Haus- der Wäscherei auf und legte Hand- und bruder, sprich für alles Mögliche zu- Taschentücher zusammen. Eine Ar- ständig: Gärtner, Mesner, (Aushilfs-)- beit, die er gern gemacht hat. Koch, verschiedene handwerkliche Ar- Am 9. November musste wegen seines beiten. Wenn die Missionare von einer schlechten Zustandes die Einweisung Gemeindemission zurückkamen, hat ins Kreiskrankenhaus Mühldorf veran- Bruder Kilian ihnen immer zur Begrü- lasst werden. Er wurde palliativmedizi- ßung einen Blumenstrauß auf das Zim- nisch betreut, zwei Tage später ist er mer gestellt, eine nette Willkommens- dort friedlich eingeschlafen. geste! Wegen Corona - er wurde positiv ge- Dann wechselte er nach Bickesheim, testet - konnte man ihn nicht besuchen, wo er sich erneut rührend um Haus, bei seinem Tod war niemand dabei. Kirche, Garten und Friedhof kümmerte. Eine Krankenschwester hat ihn ganz Auch sang er im Kirchenchor. Als auch entspannt aufgefunden. diese Niederlassung im Jahr 2010 auf- Bruder Kilian war ein Klosterbruder, wie gelöst wurde, kam er nach Cham in sei- man ihn sich vorstellt: bescheiden, ge- nen verdienten Ruhestand. horsam, fleißig und zuverlässig, für Da war er schon im fortgeschrittenen keine Arbeit zu schade. Und ein eifriger Alter, seine Kräfte ließen nach, gesund- Beter gemäß der Ordensregel. heitliche Probleme machten sich mehr Franz Wenhardt 9
Zugang zu den Menschen Es gibt Situationen, die vergesse ich nicht. 1983 besuchte ich Pater Leon- hard Behr in Lohberg im Bayerischen Wald. Er hielt dort Exerzitien für Rekru- ten der Bundeswehr. So etwas gehörte zu den heikelsten Einsätzen in der 1939 wurde Leonhard Behr in Sal- Seelsorge. Ich war gespannt, wie der mannskirchen im Kreis Mühldorf am Pater das bewältigt. Inn geboren, er wuchs in einer bäuerli- An der Stille im Haus spürte ich sofort, chen Umgebung auf. Nach dem Abitur Pater Behr macht das gut. Bei einer An- 1958 trat er bei uns Redemptoristen dacht erzählt er eine Geschichte von ei- ein, ein Jahr später legte er die Ge- ner Kerze. Dann zündet er auf dem Al- lübde ab. Er studierte an der Ordens- tar drei Kerzen an und lädt die Teilneh- hochschule in Gars, 1965 empfing er mer ein, sie anzuschauen. „Was ist mir die Priesterweihe. kostbar an meinem Glauben?“ fragt er Er begann, als Seelsorger zu wirken und wiederholt leise den Satz. Im und tat es ein Leben lang, auf eine ori- Raum ist es still. Offensichtlich können ginelle Art und Weise. Pater Behr sich die jungen Soldaten dem nicht ent- brachte es fertig, auf Bayerisch zu pre- ziehen, wozu der Pater sie anleitet. Er digen und es gab Leute, die deshalb zu schafft es bei diesem Kurs, auch zu seinen Gottesdiensten fuhren. Dass schwierigen Themen hinzuführen, zur Gäste aus Berlin nicht verstanden, was Eucharistie, zur Beichte. er sagte, war nicht sein Problem. Pater Leonhard Behr war ein Seelsor- In der Mitte seines Lebens bekam Pa- ger, der Zugang zu den Menschen ter Behr erhebliche gesundheitliche fand. Dies zeigte er schon als Kaplan in Schwierigkeiten, und er konnte man- Stuttgart und Ellwangen, und erst recht, che Arbeiten nicht mehr übernehmen. als er auf Gemeindemission ging und Seit 1993 gehörte er zu unserem Haus Exerzitienkurse hielt. Mit seiner in Gars. Soweit möglich hielt er Gottes- menschlichen Art, seinen Geschichten dienste, Beerdigungen, Beichtaushil- und Symbolen gewann er die Zuhörer, fen. Zuletzt wurde er vom Corona-Virus die Kinder, Jugendlichen und Erwach- infiziert und starb am 23.11.2020 im senen. Dann konnte er Inhalte des Krankenhaus Altötting. Beim Herrn wird Glaubens vermitteln und zeigen, wie er jetzt seinen Frieden gefunden haben. wichtig das Christentum für uns ist. P. Josef Steinle 10
Geduldig mit den Schwachen Im Juli letzten Jahres konnte Pater Hans Schenk seinen 90. Geburtstag feiern. Er überstand alles gut, wie er selber sagte. Die Schwestern von der Krankenstation, bei denen er sich gut versorgt fühlte, schenkten ihm ein di- ckes Rätselbuch. „Bis ich das alles ge- Mit Leuten, die unter Ängsten und löst habe, müsste ich 100 Jahre alt wer- Skrupeln litten, hatte er viel Geduld. den“ meinte er daraufhin. Dieser Später wurde er für 9 Jahre ins Haus Wunsch erfüllte sich nicht, am 27. No- Forchheim und für 7 Jahre nach Cham vember 2020 ist er überraschend ver- als Krankenhausseelsorger versetzt. storben. Von dort wechselte er als Hausgeistli- Pater Schenk stammt aus Dalkingen cher zu den Barmherzigen Schwestern bei Ellwangen, unweit unseres Klosters ins Waldsanatorium Planegg bei Mün- auf dem Schönenberg. Sein Vater, ein chen, wo Pater Schenk volle fünf Jahre Schneidermeister, ließ ihn nicht aufs von September 2003 bis 2008 wirkte. Gymnasium. Er fürchtete, der Sohn Seither verbrachte er seinen Lebens- könnte mit der Nazi-Ideologie infiltriert abend im Kloster Gars. Bis vor wenigen werden. So ging Hans bei ihm in die Jahren hat er noch regelmäßig bei den Lehre. Schwestern in Ramsau bei Haag zele- Doch 1950 trat er ins Spätberufenen- briert, bisweilen musste er auch noch in Seminar in Fürstenried ein. Bei Exerzi- der Hauskapelle einspringen, wenn Not tien kam er in Kontakt zu den Redemp- am Mann war. toristen, nach dem Abitur 1955 wech- Zu seinen prägenden Erlebnissen ge- selte er nach Gars ins Noviziat. 1956 hörte eine Flugreise nach Japan in die folgte die Profess und nach dem Stu- damalige Vizeprovinz, die er zusam- dium in Gars weihte ihn Kardinal Julius men mit Pater Sebastian Redl im Jahr Döpfner 1963 mit neun weiteren Mit- 1996 unternehmen durfte. Er wäre brüdern zum Priester. gerne nach Japan in die Mission ge- Jahrelang gehörte Pater Schenk bis zur gangen, hatte schon drei Jahre Japa- Auflösung 1987 zu unserem Kloster in nisch gelernt, aber eine Erkrankung Deggendorf, wo er an der Grabkirche machten diese Pläne zunichte. ein allseits beliebter Beichtvater war. Franz Wenhardt 11
In guter Erinnerung In Baden in der Schweiz starb Pater Anton Schönbächler, 78 Jahre alt. Er studierte von 1966 an mit uns zusam- men in Gars an der damaligen Ordens- hochschule Theologie. Nach der Pries- Die Kindheit wirkt nach terweihe 1972 wirkte er in der Schweiz in verschiedenen Bereichen der Seel- „Als ich noch ein Kind war“, lautet der sorge. Anton, der Sohn eines Uhrma- Titel eines Büchleins, das wir im letzten chers, bleibt uns als korrekter und lie- Jahr herausgebracht haben. Darin be- beswürdiger Mensch in Erinnerung. richten Schwestern, Patres und Brüder Unser Foto zeigt Pater Schönbächler von dem, was ihnen aus ihrer Kindheit mit einer Ikone von Tschenstochau in in Erinnerung ist. Dabei kam Unbe- Polen, die dem heiligen Klemens Maria kanntes zum Vorschein, und man lernt Hofbauer gehörte. die anderen besser kennen, wenn man erfährt, was sie als Kinder geprägt hat. Das Büchlein ist in der Versandstelle der „Briefe“ erhältlich. Unser täglicher Reis Aus Brasilien informiert Pater Bernhard Hanke: Mit Ihrer Hilfe aus Deutschland konnten wir vielen Familien aus ihrer großen Not helfen. Einige waren überwältigt, als sie ihr Lebensmittelpaket erhielten, und dankten mit Tränen in den Augen. Frau Francineide schreibt: Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte euch danken für eure Solidari- tät und Hilfe für uns Arme in Campo 12
Alegre de Lourdes. Unser Leben ist im Die Ente erfreut Augenblick sehr schwierig. Alles ist sehr teuer geworden, unser täglicher Mit einer kleinen Ente brachte unsere Reis und alle anderen wichtigen Le- Krankenschwester Ingrid Hanslmeier bensmittel sind so teuer wie noch nie etwas Freude zu den Senioren auf der zuvor. Auch das Material für den Bau Garser Krankenstation. Zu Hause hat unserer Zisternen und Hütten ist un- die Frau jede Menge Tiere: Hühner, heimlich teuer geworden. Jetzt mit der Puten, Schafe, Enten, Hund und Katze. Regierung unseres Präsidenten Bol- Eine Ente hatte Eier ausgebrütet, doch sonaro ist für uns Arme alles schwieri- ein Junges nahm sie nicht an. Es wäre ger geworden. Zu allem kam noch die gestorben. Pandemie hinzu. In dieser Situation Deshalb holte Ingrid das Kleine zu sich hätten wir es allein nicht geschafft, un- ins Haus, gab ihm den Namen Fridolin sere Zisterne zu bauen. Aber dank eu- und fütterte es durch. Zuerst gab sie rer Hilfe haben wir jetzt unsere Zisterne ihm hart gekochte Eier, klein gehackt, und damit auch in der Trockenzeit ge- und Wasser, später mischte sie es mit nügend sauberes Trinkwasser. Getreide. Fridolin übernachtete in der Dusche des Hauses unter einer Decke. Tags- Am besten digital über ging er zu seiner „Ersatzmutter“ in die Küche und folgte ihr überall hin. Pater Wolfgang Kindermann absol- Eines Tages nahm Schwester Ingrid vierte seine erste Videokonferenz. Er den Fridolin mit in den Dienst, in die ist derzeit Pfarradministrator für drei Krankenstation nach Gars. Jeder Pater Gemeinden in der Nähe von Ellwan- oder Bruder dort durfte das Küken in gen: Jagstzell, Hohenberg und Rosen- die Hand nehmen und sich an dem jun- berg. Deshalb nahm er an der Konfe- gen Leben freuen. renz der leitenden Pfarrer des Deka- nats Ostalb teil. 13
Für die Frauen Exerzitien - Besinnungstage In orangem Licht war die Kirche auf Cham, Exerzitienhaus Maria Hilf, Lud- dem Schönenberg an mehreren Näch- wigstraße 16, 93413 Cham/Opf., ten zu sehen. Die Kirchengemeinde be- Tel. 09971-2000-0: teiligte sich damit an den „Orange days“ und setzte ein Zeichen gegen 27.01., 03.02., 10.02.2021: Glaubens- häusliche Gewalt gegen Frauen. Jede abende, „Papst Franziskus: Enzyklika vierte sei in Deutschland damit konfron- Fratelli tutti“, P. Peter Renju. tiert. In Corona-Zeiten ist dieses Prob- lem verstärkt spürbar. Dagegen gilt: 29.-31.01.2021: Gesundheit und Spiri- „Selig, die keine Gewalt anwenden.“ tualität, „Du bist gesegnet – ein Segen bist du“, Elisabeth Antretter, Sr. Erika Wimmer. 12.-16.02.2021: Meditation für alle, „Wege in die innere Stille“, P. Wolfgang Jungmayr. 20.02.2021: Meditationstag, „Bei Dir ist die Quelle des Lebens“, Sr. Erika Wim- mer. Orange war von den Vereinten Natio- nen als Signal-Farbe für den Internatio- 26.-28.02.2021: Malend beten, „Mit nalen Tag gegen Gewalt an Frauen Pinsel und Farbe ins Beten kommen“, und Mädchen ausgewählt worden. Sie Monika Röttger. soll eine aussichtsreiche Zukunft sym- bolisieren. 27.02.2021: Besinnungstag, „Nicht nur dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“, P. Ludwig Wir gratulieren Götz. Zum 100. Geburtstag am 08.03.2021 05.-07.03.2021: Lebenstage, „Verge- P. Johannes Aimer, Gars. ben – aber wie?“, Astrid Weidmann, Claus Stegfellner. Nächste Nummer 17.03.2021: Meditationstag, „…dass Die nächste Nummer der „Briefe an un- die Augen des Herzens heilen“, sere Freunde“ erscheint im April 2021. Sr. Erika Wimmer. 14
20.03.2021: Kontemplatives Gebet, Seliger Pater Stanggassinger „Das Herzensgebet kennenlernen und vertiefen“, Ulrike Simon-Schwesinger. Ich danke dir für mein ganzes Leben. 22.-26.03.2021: Exerzitien für Frauen Bitte beschütze uns weiterhin und und Männer, „Leid, ein Dauerproblem. schenke uns Kraft und mir Klarheit. Wie damit umgehen?“ P. Ludwig Götz. Ich danke dir für diesen wunderschö- 26.-28.03.2021: Yoga und Meditation, nen Tag voller guter Erlebnisse. Josefine Schauer-Deser. Ich danke dir für das Glück im Unglück 26.-28.03.2021: Stressbewältigung und lass mich bitte wieder gesund wer- und Achtsamkeit, „Ruhe im Auge des den. Sturms“, Ulrike Simon-Schwesinger. Ich danke dir, dass bis jetzt alles gut Missionsschwestern vom Heiligsten gegangen ist. Erlöser, St. Theresia, Stadl, Hauptstr. 1, 83567 Unterreit, Tel. 08073-9184-0: Immer wieder kam ich und habe um ei- nen guten Weg für meine Familie und 22.02., 01.03., 08.03.2021: „die Fülle mich gebetet. Immer wieder seit 30 begrenzen – das Leben vertiefen“, Jahren. Und Vieles ist wirklich gut ge- Sr. Marita Meister, Sr. Ruth Maria worden. Stamborski. Wir danken dir, dass M. wieder besser 28.03.2021: „Die Nacht der verlöschen- sieht, wieder sprechen kann und an- den Lichter“, Sr. Ruth Maria Stam- sprechbar ist, seine Familie wieder borski. kennt. Wir danken dir auch, dass C. den Vorboten des Schlaganfalls ohne Gemeinsames Abendgebet jeden ers- Einschränkungen überlebt hat. Danke, ten Freitag im Monat; Zeit und Ort bitte dass wir noch vollzählig in der Familie vorher erfragen. sind. Danke, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Meditationsabende in der Weise der Zen-Meditation jeden Mittwochabend, Sr. Marialuise Grimminger. Gars, Klosterkirche, am 26.02.2021 und am 26.03.2021 um 19:00 Uhr: Got- tesdienst mit Predigt zu Ehren des seli- gen Pater Kaspar Stanggassinger. 15
Bruder Kilian (+) in unserer Hauskapelle in Gars. Er war einer aus der Reihe der Senioren, einer von denen, die betend ihren Lebensabend verbringen. Wenn man ihn in seinem Zimmer besuchte, hatte er den Rosenkranz an der Hand. So nützte er seine Zeit, um Segen für seine Mitbrüder und Angehörigen zu erflehen. „Die Kranken sind ein Segen für das Haus“, steht im Garser Stationszimmer der Krankenstation. Darauf dürfen wir vertrauen: Die Mitbrüder, deren Kräfte zu keiner Arbeit mehr reichen, bringen durch ihr Gebet und ihr Kreuztragen mehr Gutes in die Gemeinschaft, als wir alle erahnen können.
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