Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser

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Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
Angst,
und dann?

Wissenschaftliche
Jahrestagung
Mainz 2023

                       besser
                    beraten
Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
Angst,
                                                                 und dann?
                                                                 Wissenschaftliche
                                                                 Jahrestagung

                                      © Landeshauptstadt Mainz
                                                                 Mainz
                                                                 Mittwoch, 20. 9. bis
                                                                 Freitag, 22. 9.

  4    Schirmherrschaft                                          Vorbereitungsgruppe
  5    Grußwort                                                  Kathrin Ellermann-Boffo
  8    Vorwort                                                   Finn Hebart
		     Das Programm                                              Markus Herbert
  12   Vorabendprogramm                                          Petra Maikath-Heinz
  15   Vorträge                                                  Ingrid Pirker
  18   Arbeitsgruppen M1–M18                                     Ulric Ritzer-Sachs
       Mittwoch, 20. 9.                                          Nina Ruse
  30   Arbeitsgruppen D1–D18                                     Heike Suska
       Donnerstag, 21. 9.                                        Christina Weisbrod
  40   Aktuelle Stunde                                           von der
		     Impressum                                                 Landesarbeitsgemeinschaft für
  41   Referentinnen und Referenten                              Erziehungs- und Familienberatung
  44   Anmeldung                                                 Rheinland-Pfalz e.V.
  43   Tagungsort
		     Unterkunft
  46   Tagungsfest
  48   Stadtplan
Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
Grußwort

    Schirmherrschaft
                                          Sehr geehrte Fachkräfte der Erziehungs- und Familienbera-
                                          tung, sehr geehrte Leserinnen und Leser,
                                          die Wissenschaftliche Jahrestagung der Bundeskonferenz
                                          für Erziehungsberatung ist ein Forum, das seit vielen Jahren
                                          wichtige und aktuelle Themen aus der Erziehungsberatung
                                          in den Blick nimmt und den bundesweiten Austausch sowie
                                          die Vernetzung zwischen Praxis, Wissenschaft und Gesell-
                                          schaft sicherstellt.
                                             Sehr gerne habe ich daher die Schirmherrschaft über die
                                          Wissenschaftliche Jahrestagung 2023 der bke übernommen
                                          und es freut mich sehr, dass die diesjährige Tagung bei uns
                                          in Rheinland-Pfalz, an der Johannes Gutenberg-Universität
                                          in unserer Landeshauptstadt Mainz stattfinden kann. Mit
                                          interessanten und vielseitigen Fachbeiträgen widmet sich
                Katharina Binz            die Jahrestagung dem Thema
                Ministerin für Familie,   »Ängste bei Kindern und Jugend-
                Frauen, Kultur und        lichen« – ein Thema, das vor dem
                                          Hintergrund der gesellschaftlichen
                Integration des Landes    Entwicklungen immer mehr in den
                Rheinland-Pfalz hat die   Fokus rückt.
                Schirmherrschaft über        Der Krieg in der Ukraine, die
                                          damit verbundene Energiekrise,
                die Wissenschaftliche     eine steigende Inflation, die Covid-
                Jahrestagung der bke      19-Pandemie und auch die Klima­
                2023 übernommen.          krise stellen unsere Gesellschaft vor
                                          große Herausforderungen. Diese
                                          Bedrohungen haben Einfluss auf
                                          politische Entscheidungen, verän-
                                          dern unsere Gesellschaft, unser Leben und unseren Alltag.
                                          Sie lösen Verunsicherung und manchmal auch Ängste aus.
                                          Auf besondere Weise sind Kinder und Jugendliche betroffen.
                                             Wenn Kinder mit ihren Sorgen und Ängsten – sei es die
                                          Angst vor Schule, Leistungsdruck, wirtschaftlicher Not oder
                                          auch vor Krieg und Krankheit – allein gelassen werden, kön-
                                          nen mitunter psychische Beeinträchtigungen entstehen.
                                             Dies stellt die Kinder- und Jugendhilfe und natürlich
                                          auch die Erziehungsberatung vor große Herausforderungen.
                                          Erziehungs- und Familienberatungsstellen sind ein fester
                                          Bestandteil der sozialen Infrastruktur in den Ländern. Sie
                                          bieten Eltern, Erziehungsberechtigten sowie Kindern und Ju-
                                          gendlichen schnelle und unbürokratische Zugänge zu Unter-

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Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
stützungsleistungen. Sie sind wertvolle Anlaufstellen, wenn       Wenn Hilfemaßnahmen frühzeitig ansetzen und die viel-
in Familien Fragen oder Konflikte zu Erziehung, Trennung       fältigen Hilfesysteme gut zusammenarbeiten, können wir
oder Scheidung auftreten. In schwierigen Lebenssituationen     viel erreichen. Deswegen legen wir in Rheinland-Pfalz seit
ist es wichtig, dass Familien Beratung und Hilfe erhalten,     langem besonderen Wert auf Prävention und Vernetzung:
damit sie Krisen meistern können. Die Fachkräfte der Erzie-    Weil gesundes Aufwachsen von Kindern eine Aufgabe ist,
hungsberatungsstellen tragen einen wesentlichen Teil dazu      die unsere Gesellschaft als Ganzes fordert. Sie als Fachkräfte
bei, dass diese Hilfe ankommt. Dafür möchte ich ihnen mei-     leisten hierbei einen ganz besonders wichtigen Beitrag.
nen aufrichtigen Dank aussprechen.                                Ich danke allen Beteiligten für die Organisation und wün-
   Als Jugend- und Familienministerin in Rheinland-Pfalz ist   sche allen Teilnehmenden eine erkenntnisreiche und span-
es mein oberstes Ziel, langfristige Strukturen zu schaffen,    nende Tagung mit vielen neuen Ideen und Impulsen!
die Kindern ein gutes, gesundes und angstfreies Aufwachsen
ermöglichen. Unsere rund 60 Erziehungs- und Familienbera-      Katharina Binz
tungsstellen in Rheinland-Pfalz sind ein wichtiger Baustein    Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration
eines interdisziplinären Kinderschutzsystems, das auch in      des Landes Rheinland-Pfalz
Krisenzeiten zuverlässig funktioniert hat.

Das Programm                 Mittwoch                          Donnerstag                      Freitag
                             20. September                     21. September                   22. September
Vorabendveranstaltung        9.15   Eröffnung                  9.15   Dr. Andreas Krüger       9.15    Cordula Stratmann
Beachten Sie bitte                                                    Mehr Angst geht                  Das große Zähneklap-
die Ankündigung der          10.30 Prof. Dr. Thomas                   nicht                            pern und seine neue
Vorabendveranstaltung              Schmaus                            Psychische Traumati-             Herausforderung an
am Dienstag, dem                   Vom Schwinden und                  sierung bei Kindern              uns Berater/innen
19. September 2023                 Finden der Freiheit                und Jugendlichen                 Brauchen Seelenarbei-
auf Seite 12!                                                         erkennen, verstehen,             ter/innen einen Crash-
                                                                      versorgen                        kurs in Philosophie?

                             12.00 Prof. Dr. Michael Huss      10.45 Mechthild Reinhard    10.45 Prof. Emily Engelhardt
                                   Wenn Angst nicht                  Angst vor – Vertrauen       »Wenn ich Angst
                                   mehr schützt                      in!?                        kriege, schreib ich
                                                                     Familiäre Herausfor-        Dir!«
                                                                     derungen in unsiche-        Potenziale der
                                                                     ren Zeiten                  Onlineberatung für
                                                                                                 junge Menschen mit
                                                                                                 Ängsten

                             13.00 Mittagspause                12.00 Mittagspause              12.00 Ende der Tagung

                             15.00 Arbeitsgruppen              14.00 Arbeitsgruppen
                             bis                               bis
                             18.00                             17.00

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Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
Vorwort                                                         Ängste erkennen und einschätzen
                                                                Angst ist zunächst einmal ein normaler Teil unseres Lebens
Kinder, Jugendliche und Familien stehen aktuell vor der He-     und kann ein sinnvolles Alarmsignal bei Gefahren sein. Sie
rausforderung, viele besorgniserregende Entwicklungen ver-      entsteht in Situationen, die als bedrohlich, ungewiss und
arbeiten zu müssen. Exemplarisch sei hier neben den Aus-        unkontrollierbar wahrgenommen werden und erzeugt ein
wirkungen der Coronazeit die Klimakrise und die Bedrohung       unangenehmes Gefühl von innerer Anspannung. Wenn die-
durch den Krieg in der Ukraine genannt. So verwundert es        ser Zustand lange anhält oder häufig auftritt, kann die Angst
nicht, dass das Thema Angst ein »Dauergast« in den Bera-        das Alltagserleben und die eigene Funktionalität beeinträch-
tungsstellen geworden ist.                                      tigen.
   Die innerfamiliären Belastungen – der Umgang von Eltern         Kinder und Jugendliche sind herausgefordert, vielfältige
mit herausfordernden Verhaltensweisen ihrer Kinder – lösen      Ängste zu bewältigen, wie Angst vor Fremden und Trennung
auf allen Seiten Verunsicherung aus. Auch die Belastungen       von Bezugspersonen, Angst vor Tieren oder Monstern, Angst
in pädagogischen Einrichtungen auf ganz unterschiedlichen       vor der Schule oder sozialen Situationen, aber auch konkre-
Ebenen fördern die Nachfrage nach Beratung. Das Thema           te Furcht vor Krieg und Klimawandel.
Angst und Ängstlichkeit bei Kindern und Jugendlichen sowie         Die Reaktionen auf die Angst sind unterschiedlich. Manche
die damit verbundenen Symptome wie Schlafstörungen,             Kinder drücken ihre Sorgen über die eigene Sicherheit und
psychosomatische Symptome, Schulverweigerung, sozialer          die ihrer Bezugspersonen aus, zweifeln an ihren Kompeten-
Rückzug, Vereinsamung (Einsamkeitserleben), Lustlosigkeit,      zen oder ihrem Verhalten scheinbar ohne einen nachvoll-
Existenzängste, unspezifische Ängste vor Bedrohung und          ziehbaren Grund. Andere ziehen sich zurück, reagieren mit
Tod beschäftigen derzeit viele Fachkräfte.                      Interesselosigkeit und Passivität. Wieder andere zeigen sich
   In pädagogischen Einrichtungen wie Kindertagesstätten        reizbar, aggressiv und oppositionell aus scheinbar nichtigem
und Schulen aber auch in Freizeiteinrichtungen sind neue        Anlass. In der Folge versuchen die Betroffenen, angstaus-
Maßnahmen erforderlich. Vor allem braucht es Wissen zum         lösende Situationen zu vermeiden, oft bis hin zur sozialen
Erkennen und zum Umgang mit Angstsymptomen. Angst ist           Isolation, womit sie möglicherweise wichtige Lernfortschritte
ein Phänomen, das durchaus sinnvoll ist, solange sie ge-        in ihrer Entwicklung versäumen. Ein Kind kann davon profitie-
zielt auftritt und in der Folge Handlungsoptionen eröffnet.     ren, wenn es lernt, Ängste zu verkraften und durchzustehen.
Die Themen sind im Kontext der Erziehungsberatung immer         Aber es braucht Unterstützung, wenn seine Belastung zu groß
wieder aufgetreten, neu ist allerdings deren Häufigkeit und     wird, sein Verhalten soziale Schwierigkeiten hervorruft oder
Intensität. Sie werden vermehrt an Fachkräfte herangetragen     immer öfter somatische Beschwerden auftreten.
und deutlich häufiger in Intervision und Supervision einge-        In der Beratung stellt sich die Frage nach dem Kontext
bracht. Die fachliche Reflexion hat an Quantität und Qualität   der Angst. Bezieht sie sich auf konkrete Bedrohungen? Ist
zugenommen. Das gesteigerte Interesse bei den Fachkräften       sie in diesem Zusammenhang angemessen oder sogar hilf-
der Erziehungsberatungsstellen, bei pädagogischen Fach-         reich? Wie hoch ist der subjektive Leidensdruck? Wie geht
kräften in den Einrichtungen vor Ort und nicht zuletzt bei      das Umfeld mit dem angstbezogenen Verhalten um? Werden
den Erziehungsberechtigten ist deutlich wahrnehmbar. Eine       die Symptome dadurch noch verstärkt? In welchem Umfang
umfangreiche, eingehende Betrachtung des Themas »Ängs-          sind die Kinder bzw. Jugendlichen eingeschränkt? Hat sich
te bei Kindern und Jugendlichen« aus unterschiedlichen          die Angst schon chronifiziert? Probleme der Eltern wie der
Perspektiven (philosophisch, pädagogisch, psychologisch,        Verlust des Arbeitsplatzes, eine Krankheit oder Trennung
therapeutisch) ist von daher von großem Interesse. Natürlich    haben Auswirkungen auf das ganze Familiensystem. Sor-
wollen wir nicht bei der Analyse der Angst stehen bleiben,      gen und Ängste der Eltern übertragen sich bewusst oder
sondern vor allem fragen, wie die Angst erfolgreich integ-      unbewusst auf die Kinder. Deshalb müssen bei der psycho-
riert werden kann. »Angst…und dann?« war für uns somit          sozialen Diagnostik wichtige Bezugspersonen eingebunden
das Thema der Wahl für die Wissenschaftliche Jahrestagung       werden, mit denen gemeinsam das Ausmaß der Angst, aber
der bke 2023.                                                   auch Ressourcen des Systems eruiert werden.

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Ängste bei Kindern und Jugendlichen                           Hort für Eltern die konkreten Anlässe, sich professionellen
Um mit Familien in Angst arbeiten zu können, braucht es       Rat zu holen.
einen umfassenden Blick auf Kind und Umfeld. Begriffe wie        Eltern wollen in diesen Situationen natürlich primär, dass
Furcht, Angst, spezifische und generalisierte Angststörung,   man ihrem Kind die Angst nimmt. Sie wollen Lösungen fin-
Panikreaktion, Panikattacken, Phobie differenziert zu be-     den, um ihr Kind künftig besser in Angstsituationen unter-
trachten, kann helfen, Klientinnen und Klienten der Erzie-    stützen zu können. Nützlich erweist es sich in diesen Fällen,
hungsberatung hilfreiche Interventionen und Behandlungs-      das gesamte Familiensystem in den Blick zu nehmen. Oft
modelle anbieten bzw. vermitteln zu können.                   haben ängstliche Kinder ängstliche Eltern.
   Nicht nur traumatische Erlebnisse können zu Angstreakti-      Aus professioneller Perspektive stellt sich in der Bera-
onen führen. Auch psychische Belastung, dauerhafter Stress,   tung folglich die Frage, welche Ansätze das Familiensystem
ungünstige Verhaltensvorbilder, genetische Disposition und    am besten in der Bewältigung der Angstsymptomatik un-
unzureichende Erklärungsmodelle sind ein Nährboden für        terstützen. Ist eine Psychoedukation hilfreich, um die dys-
Angst. Ein wichtiger Ansatz ist, die dysfunktionalen Ang-     funktionale Symptomatik zu verdeutlichen und verstehbar
streaktionen und die damit verbundenen körperlichen Sym-      zu machen? Reicht es, zu normalisieren, Verhaltensmuster
ptome als solche zu erkennen und einzuordnen. Wird die        zu reframen oder Perspektivenwechsel anzustoßen, um die
Wahrnehmung geschult, kann es gelingen, die Mechanismen       Familie und die Eltern wieder in eine konstruktive und hoff-
und das aus der Angst resultierende Vermeidungsverhalten      nungsvolle Erziehungshaltung zu begleiten? Nicht jede Angst
zu identifizieren und zu durchbrechen.                        ist eine Form der Angststörung. Sie kann auch beispielswei-
   Eine Angststörung zu übergehen, birgt das erhöhte Risiko   se Anzeichen von familiärem oder schulischem Stress sein,
einer Chronifizierung der Angstsymptomatik. Auch Komor-       der durch Entspannungstechniken und Reduzierung von
biditäten mit Suchterkrankungen oder Depressionen sind        Anspruchshaltungen bewältigbar ist.
bekannt. Es gilt, mit allen Beteiligten abzuwägen, welche        Die Tagung schafft deshalb viel Raum zur Wissensvertie-
Ressourcen aus der Kinder- und Jugendhilfe oder aus dem       fung wie auch zur Kooperation, die besonders beim Thema
Gesundheitssystem den betroffenen Kindern und Jugendli-       Angst eine wichtige Lotsenfunktion der Beratungsstellen
chen sowie deren Eltern zur Verfügung stehen.                 darstellt. Willkommen hierzu in der lebensfrohen Stadt
   Welche psychotherapeutischen Ansätze haben sich be-        Mainz – wir freuen uns auf Sie!
währt, welche Ansätze sind gut in die tägliche Beratungsar-
beit zu integrieren? Psychoedukation, die Vermittlung von     Bodo Reuser                    Markus Herbert
Entspannungstechniken, Anregung zu Sport und Bewegung,        Vorsitzender der               Vorsitzender der
Klopfen oder Flüstern, Umdeutungen und Einstellungsände-      Bundeskonferenz für            Landesarbeitsgemeinschaft
rungen … – eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkei-   Erziehungsberatung e.V.        für Erziehungs- und
ten steht in der Beratungsarbeit zur Verfügung.                                              Familienberatung Rheinland-
                                                                                             Pfalz e.V.
Ängste in der Erziehungsberatung
Eltern kommen in die Erziehungsberatung, wenn sie nicht
mehr wissen, wie sie mit den Angstsymptomen ihrer Kinder
umgehen sollen. Manche nehmen die Gefühle ihres Kindes
nicht ernst, weil sie der Auffassung sind, dass es doch gar
keinen objektiven Grund für die Angst gebe. Andere Eltern
haben das Gefühl, alles falsch zu machen, und geraten so
schnell an ihre eigenen Belastungsgrenzen. Sie machen sich
Sorgen um ihre Kinder und fühlen sich hilflos. Nicht selten
sind die besorgten Rückmeldungen aus Schule, Kita oder

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Vorabendprogramm
                           der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs- und Familien-
                           beratung Rheinland-Pfalz e.V.

                           Dienstag              19. September                 19 Uhr
                           Das goldene Mainz und seine Sehenswürdigkeiten
                           Mainz begeistert als Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz,
                           mit ihrer Lebenslust am Rhein, ihrer Geselligkeit, Offenheit
                           und Herzlichkeit. Die römisch gegründete Stadt ist geprägt
                           von ihrer 2000-jährigen Kultur und bietet mit der histori-
                           schen Altstadt, dem Dom, den gemütlichen Cafés, Wein-

                                                                                               © Landeshauptstadt Mainz
                           ständen und ihren ansehnlichen Plätzen eine wunderschöne
                           Kulisse für unsere Wissenschaftliche Jahrestagung.
                              In Mainz entstehen Ideen, von denen manche sogar die
                           Welt verändert haben, wie die Erfindung des Buchdrucks
                           durch Johannes Gutenberg oder die Entwicklung des Corona-
                           Impfstoffs durch das Mainzer Unternehmen BioNTech. Im
© Landeshauptstadt Mainz

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modernen Mainz findet sich jüdisches Leben, eine rege uni-
versitäre Studentenschaft an der Johannes Gutenberg Uni-
                                                                                        Vorträge
versität, mehrere Radio- und Fernsehanstalten (SWR, ZDF),                               Vortrag 1             Mittwoch, 20. 9.             10.30 Uhr
Bundesliga-Fußball mit Mainz 05 und eine der bekanntesten                               Prof. Dr. Thomas Schmaus
Hochburgen der rheinischen Fassnacht.
                                                                                        Vom Schwinden und Finden der Freiheit
   Wir laden Sie ein zu einem Rundgang durch die Stadtge-
schichte von den Anfängen bis heute: Römerzeit, Dom, Alt-
                                                                                        Angst als philosophisches Motiv
stadt und die moderne Mainzer Innenstadt. Seit 1000 Jahren                              Die Angst ist ein wichtiges philosophisches Motiv – und
prägt der St. Martins Dom mit seinem »Domgebirge« das                                   zwar in doppelter Hinsicht. Wenn Emotionen zum Gegen-
Stadtbild von Mainz. Im Anschluss daran führt Sie der Weg                               stand philosophischer Reflexionen werden, bekommt die
in die historische Altstadt, zu schmucken Fachwerkhäusern,                              Angst oft besonders viel Aufmerksamkeit. Motiv ist sie aber

                                                             Landeshauptstadt Mainz
pittoresken Winkeln und malerischen Plätzen. Der Rundgang                               auch insofern, als sie zum Beweggrund des Philosophierens
wird eineinhalb bis zwei Stunden dauern.                                                werden kann, stellt sie doch Sicherheiten und Selbstver-
                                                                                        ständlichkeiten infrage. Das kann so weit gehen, dass die
Treffpunkt und Beginn der Führung                                                       eigene Existenz oder die Welt als ganze fragwürdig werden.
mainz STORE am Domplatz                                                                 Der Vortrag nähert sich dem Thema zunächst aus phäno-
(Am Markt 17, 55116 Mainz)                                                              menologischer Perspektive. Aufgrund der Vielschichtigkeit
Der Unkostenbeitrag für die Stadtführung beträgt 6,– Euro                               des Phänomens Angst ist es sinnvoll, unterschiedliche Er-
und wird am Abend vor Ort erhoben. Da die Führung in klei-                              fahrungsweisen zu differenzieren. Einen guten Zugang dazu
neren Gruppen stattfinden wird, bitten wir um Anmeldung                                 eröffnet die Frage, wovor sich jemand ängstigt. Es gibt aller-
bis zum 18. 8. 2023 bei Ulric Ritzer-Sachs:                                             dings auch ein Angsterleben, das richtungslos und diffus er-
ritzer-sachs@lag-rp.de.                                                                 scheint. Diese Form der Angst, die alles erfassen kann, steht
                                                                                        im Fokus der Existenzphilosophie, die den zweiten Schwer-
                                                                                        punkt des Vortrags bildet. Hier wird die Angst als »Schwin-
                                                                                        del der Freiheit« (Søren Kierkegaard) interpretiert und damit
                                                             © Landeshauptstadt Mainz

                                                                                        als ein ambivalentes Phänomen. Sie ist mit der Erfahrung
                                                                                        von Halt- und Sinnlosigkeit verbunden und wirft mich als
                                                                                        Individuum auf mich selbst zurück. Damit eröffnet sie aber
                                                                                        auch die Chance, mich selbst zu entdecken und zu entwer-
                                                                                        fen – frei von Vorgaben und Bindungen, die mich einengen.
                                                                                        In diesem Sinne sind die Angst und ein gelungener Umgang
                                                                                        damit von großer Bedeutung für die Selbstwerdung.

                                                                                        Vortrag 2             Mittwoch, 20. 9.             12.00 Uhr
                                                                                        Prof. Dr. Micheal Huss
                                                                                        Wenn Angst nicht mehr schützt
                                                                                        Angst ist eine wichtige psychische Reaktion auf reale oder
                                                                                        potenzielle Gefahren, die wir mit einer Vielzahl von Lebewe-
                                                                                        sen unterschiedlichster Evolutionsstufen teilen. Keinesfalls
                                                                                        sollte sie negativ bewertet oder überwunden werden. Sie
                                                                                        schützt, steuert unsere Aufmerksamkeit und reguliert auf
                                                                                        vielen Ebenen unser Zusammenleben. Allerdings kann sie
                                                                                        gerade in Abhängigkeitsverhältnissen und stark hierarchi-
                                                                                        schen Strukturen auch eine toxische Kraft entfalten, die
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von ihrer positiven Grundwirkung abzugrenzen ist. Auch bei      Vortrag 5               Freitag, 22. 9.              9.15 Uhr
chronischen Überlastungssituationen und bei Traumatisie-        Cordula Stratmann
rungen kann die Angst ihre natürliche Regulationsfunktion
                                                                Das große Zähneklappern und seine neue
verlieren und gar ins Gegenteil umschlagen. Insbesondere
wenn dann noch selbstverstärkende Prozesse wie zum Bei-         Herausforderung an uns Berater/innen
spiel ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten oder die Angst      Brauchen Seelenarbeiter/innen
vor der Angst in den Vordergrund treten, und die Teilhabe       einen Crashkurs in Philosophie?
sowie die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen           Neben allen anderen Krisen hat ganz besonders die Pande-
beeinträchtigen werden, sind therapeutische Maßnahmen           mie uns in aktiver »Angstausübung« trainiert. Ein dreijähri-
angezeigt. Diese sollten immer das Ziel verfolgen, die Angst    ges Angst-Bootcamp hat unsere Gesellschaft hinter sich und
nicht grundsätzlich zu überwinden, sondern die natürlichen      stellt erstmalig Klientinnen und Klienten und Berater/innen
Schutzfunktionen der Angst wiederherzustellen.                  gleichermaßen beschädigt nebeneinander. Nicht mehr nur
Vortrag 3            Donnerstag, 21. 9.             9.15 Uhr    individuell zu reflektierende Biografien sind unsere Heraus-
                                                                forderung, sondern eine kollektive Verunsicherung, die uns
Dr. Andreas Krüger                                              Helfer/innen eine neue Selbstreflexion abverlangt. Welche
Mehr Angst geht nicht                                           Ausstattung brauchen Berater/innen aktuell, wenn sie Rat-
Psychische Traumatisierung bei Kindern und                      suchende auf ihrem Weg aus der Angst hin zur Übernahme
Jugendlichen erkennen, verstehen, versorgen                     von Selbstverantwortung begleiten wollen? Cordula Strat-
                                                                mann lässt Sie an ihrer Auseinandersetzung teilhaben.
Die meisten Patientinnen und Patienten mit einer Trauma-
Folgestörung leiden unter extremen Angstzuständen. Nicht        Vortrag 6               Freitag, 22. 9.             10.45 Uhr
immer ist der Zusammenhang mit einer Traumatisierung für
                                                                Prof. Emily Engelhardt
Laien wie Profis leicht zu erkennen. Dies trifft insbesondere
auf frühe und komplexe Traumata zu. Im Vortrag wird erläu-      »Wenn ich Angst kriege, schreib ich Dir!«
tert: Was ist eine psychische Traumatisierung? Woran er-        Potenziale der Onlineberatung
kenne ich auch frühe Traumata und ihre Auswirkungen? Wie        für junge Menschen mit Ängsten
kann ich Kinder und Jugendliche geeignet unterstützen?          Über Ängste zu sprechen fällt vielen (jungen) Menschen
Vortrag 4            Donnerstag, 21. 9.            10.45 Uhr    schwer. Die Möglichkeit, mit einer anderen Person online über
                                                                die eigenen Ängste zu sprechen, haben junge Internetnutzer/
Mechthild Reinhard                                              innen bereits in den 1990er Jahren genutzt. In Selbsthilfeforen
Angst vor – Vertrauen in!?                                      unterstützten sie sich gegenseitig und hörten einander lesend
Familiäre Herausforderungen in unsicheren Zeiten                und schreibend zu. Das Aufschreiben von Themen oder Din-
Bislang versuchen wir in unserer abendländischen Gesell-        gen, die einem Angst machen, fällt manchen leichter, als dar-
schaft immer mehr Sicherheit aus noch mehr Sicherheit zu        über zu sprechen. Der Vortrag diskutiert die Frage, wie Kinder
gewinnen. Das ist zwar ein verständlicher Lösungsversuch,       und Jugendliche mit Ängsten von Onlineberatungsangeboten
der Familien-Systeme allerdings oft eher noch tiefer ins        profitieren können. Hierbei wird nach einem kurzen Blick auf
Problemerleben hineinzieht und sogar Ängste generiert. Wir      Online-Selbsthilfeforen vor allem der Fokus auf die Online-
bräuchten Theorie- und Handlungsansätze, die Ängste als         beratung durch professionelle Berater/innen gelegt. Welche
wesentliche Lernchancen deuten, um Sicherheit aus und in        Potenziale gerade in der Verschriftlichung von Ängsten liegt,
Unsicherheit zu erzeugen – eine Fähigkeit, eine dynamische      wird ebenso diskutiert wie die Frage, wie im Videosetting
Stabilität, die wir dringender denn je entfalten sollten. Wo-   mit jungen Menschen konstruktiv über Ängste gesprochen
für und wiefür könnten wir das tun? Im Vortrag und in der       werden kann. Wie gelingen Nähe und Empathie in einem
vertiefenden Arbeitsgruppe am Nachmittag werden gemein-         Medium, dass durch Distanz gekennzeichnet ist?
sam Wege erforscht.
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Arbeitsgruppen M1–18                                        M12 Dr. Timo Nolle
                                                                 Blackout, Bauchweh und kein’ Bock
Mittwoch                  20. 9.          15.00–18.00 Uhr        Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck im
M1 Cordula Alfes                                                 Klassenraum
     Wie die Maus und der Schäferhund Freunde werden        M13 Dr. Emanuel Pavlic
     Ängstliche Kinder und ihre Familien mit                     Schulangst
     Kinderpsychodrama unterstützen                              PEP bei Kindern und Jugendlichen
M2 Eva Burchard, Eva Dietl                                  M14 Prof. Dr. Thomas Schmaus
     Hochsensitive Kinder besser verstehen und durch ihre        Angstfrei leben lernen
     Ängste begleiten                                            Impulse aus der Resonanztheorie
M3 Hannelore Grauel-von Strünck                             M15 Petra und Andreas Speth
     Hypnosystemische Methoden in der Beratung                   Einführung in die idiolektische Gesprächsführung mit
M4 Stefan Hammel                                                 Kindern- und Jugendlichen
     Keine Angst vor der Angst                              M16 Christine Utecht
     Die besten hypnosystemischen Interventionen für             Die Sandspieltherapie als ressourcenorientierte
     angstgeplagte Kinder und Jugendliche                        nonverbale Methode zur Angstbewältigung
M5 Prof. Dr. Michael Huss                                   M17 Sarah Wünsch
     Ein Problem kommt selten allein                             Erfahrungen von Geflüchteten begegnen
     Differentialdiagnosen und Komorbiditäten von                Sprachreduzierte körperorientierte
     Angsterkrankungen                                           Interventionsmethoden
M6 Andrea Kurz-Michel                                       MD18 Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum
     Umgang mit Angst und anderen Gefühlen                       Ängste in der Arbeitssituation – was nun?
     Gruppen für Kinder aus Trennungs- und                       Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen und
     Scheidungsfamilien                                          -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle
M7 Malika Laabdallaoui                                           Diese Arbeitsgruppe wird am Donnerstag fortgesetzt.
     Familien mit Migrationsgeschichte
     Spezifische Ängste und Zugangswege zu
     psychosozialen Angeboten
M8 Andrea Meents
     Versagensängste im schulischen Alltag erkennen,
     verstehen und begleiten
M9 Gabriele Meyer-Enders
     Angstfressende Affen und anderes Getier
M10 Dr. Andrea Mohr
     Mit der Angst in die Freiheit
     Mit dem Akzeptanz- und Commitment-Training (ACT)
     selbstbestimmt handeln
M11 Frauke Niehues
     Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz

18                                                                                                                 19
M1                                                              M3
Cordula Alfes                                                   Hannelore Grauel-von Strünck
Wie die Maus und der Schäferhund Freunde werden                 Hypnosystemische Methoden in der Beratung
Ängstliche Kinder und ihre Familien mit                         Wer sich starken negativen Gefühlen ausgesetzt fühlt,
Kinderpsychodrama unterstützen                                  gewinnt in der Regel rasch den Eindruck, dass diese ihn
Mit Kindern über ihre Ängste zu sprechen, ist schwierig. Der    beherrschen. Im Bemühen, der Empfindung des Ausgeliefert-
Weg über Symbole und das Symbolspiel in Form der Teilear-       seins und damit verbundener Hilflosigkeit zu entkommen,
beit mit Tierfiguren (Aichinger) und des Kinderpsychodrama      kann ein Teufelskreis mit einhergehenden Selbstabwertun-
(Aichinger/Holl) eröffnet hingegen gute Möglichkeiten in der    gen entstehen. Notwendige Bedürfnisse, Fähig- und Fertig-
Diagnostik und in der Behandlung von Ängsten. In diesem         keiten werden nicht mehr wirklich in den Blick genommen.
Workshop wird anhand von Fallbeispielen demonstriert, wie       Hier setzen die hypnosystemischen Methoden an, die den
mit Hilfe dieser Methoden mit Kindern gearbeitet werden         Menschen nicht nur kontextgebunden in seiner Wechselwir-
kann. Da der Umgang mit Angst zugleich häufig ein familiä-      kung mit anderen Personen, sondern auch mit seinen intra-
res Thema ist, wird außerdem gezeigt, wie die Eltern in die     personellen Mustern betrachten.
Arbeit einbezogen werden können.
                                                                M4
M2                                                              Stefan Hammel
Eva Burchard, Eva Dietl                                         Keine Angst vor der Angst
Hochsensitive Kinder besser verstehen                           Die besten hypnosystemischen Interventionen für
und durch ihre Ängste begleiten                                 angstgeplagte Kinder und Jugendliche
Hochsensitive Kinder erleben alle Gefühle, Wahrnehmungen        Was hilft Kindern und Jugendlichen, die unter ständiger
und Empfindungen deutlich intensiver als andere Kinder. Sie     Angst oder plötzlichen Panikattacken leiden? Die Antwor-
haben oft mit massiven Ängsten zu kämpfen, die aus Über-        ten darauf sind so vielfältig wie die Situationen, die uns
forderung in der täglichen Reizüberflutung und der Panik vor    Klient­innen und Klienten schildern, die unter Angstgefühlen
Veränderung und Unkontrollierbarkeit von Situationen entste-    leiden, und doch gibt es Methoden, die sich immer wieder
hen. Durch ihre Sinnsuche und ihr Denken im Gesamtzusam-        bewähren. Mit Praxisdemonstrationen, Fallbeispielen und
menhang fühlen sich diese Kinder nicht sicher in der Welt.      anschaulichen Beschreibungen werden wirkungsvolle Kur-
Im Alltag sind die Eltern von hochsensitiven Kindern daher      zinterventionen aus einem breiten Methodenspektrum so
häufig mit heftigen Wutausbrüchen, Verweigerung oder star-      gezeigt und besprochen, dass sie von den Teilnehmenden
kem Rückzugsverhalten konfrontiert. Auch im sozialen Umfeld     im Anschluss selbst angewandt werden können.
sowie in Schule und Kita fallen diese Kinder oft negativ auf,
                                                                M5
erhalten schnelle »Diagnosen« und erleben Ausgrenzung. In
dieser Arbeitsgruppe wird ausführlich über das Konzept Hoch-    Prof. Dr. Michael Huss
sensitivität, den bisherigen Forschungsstand und Erfahrungen    Ein Problem kommt selten allein
damit in der Beratungsarbeit informiert. Betroffenen Familien   Differentialdiagnosen und Komorbiditäten von
kann durch ein Verstehen dieser charakterlichen Ausprägung      Angsterkrankungen
und durch eine Veränderung der elterlichen Haltung dazu sehr
geholfen werden. Das pädagogische Ziel ist dabei letztendlich   Angsterkrankungen treten im Kindes- und Jugendalter nicht
die Entwicklung einer immer besseren Selbstregulation des       nur häufig auf, sie sind auch oft mit Symptomen/Erkrankun-
hochsensitiven Kindes und das Erkennen des Potenzials, das      gen assoziiert, die primär anderen Erkrankungen zuzuordnen
in diesem Temperamentstyp steckt.                               sind (Komorbidität). Manchmal liegt aber auch eine andere
                                                                Erkrankung zugrunde und das klinische Bild zeigt nur Ähn-
                                                                lichkeiten mit einer Angsterkrankung auf und muss dann di-
20                                                                                                                         21
agnostisch abgegrenzt werden (Differentialdiagnose). In dem     häusern, Jugendhilfemaßnahmen usw. überrepräsentiert. Hier
Workshop sollen klassische Konstellationen von Komorbidi-       stellt sich die Frage, was die Betroffenen davon abhält, sich
tät und Differentialdiagnose besprochen und an praktischen      frühzeitig Hilfe zu holen. In diesem Workshop geht es zum
Beispielen erläutert werden. Im Wesentlichen wird es dabei      einen um die Vielfalt dieser Zielgruppe, um ihre speziellen
um Depressionen, Zwänge, Störungen des Sozialverhaltens,        Bedarfe, Problemlagen sowie ihre Ängste und Ressourcen,
Autismus-Spektrum-Störungen aber auch um Fragen beglei-         zum anderen geht es um ihre Inanspruchnahme der
tender somatischer Erkrankungen gehen.                          präventiven Institutionen und um Zugangsbarrieren. Anhand
                                                                von eigenen Erfahrungen, Fallbeispielen und Selbsterfah-
M6                                                              rungssequenzen werden die Teilnehmenden sowohl für die
Andrea Kurz-Michel                                              eigene Haltung als auch für die spezielle Problemlage und
Umgang mit Angst und anderen Gefühlen                           Bedarfe dieser Zielgruppe sowie ihre Ängste und Ressourcen
Gruppen für Kinder aus Trennungs- und                           sensibilisiert. Vor diesem Hintergrund werden Zugangsbarri-
Scheidungsfamilien                                              eren reflektiert und Implikationen für die beraterische Arbeit
                                                                mit den betroffenen Familien herausgearbeitet.
Eine Trennung bzw. Scheidung stellt für Eltern und für
Kinder meist eine große Belastung dar. Kinder fühlen sich       M8
häufig hin- und hergerissen zwischen ihren Eltern. Dann         Andrea Meents
fällt es ihnen meist schwer, sich den Eltern anzuvertrauen.     Versagensängste im schulischen Alltag erkennen,
Besonders wenn es viel Streit gibt, geraten die Kinder und      verstehen und begleiten
deren Bedürfnisse und Gefühle oft aus dem Blick. In der Re-
gel nehmen Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit bei Kindern      Seit den Maßnahmen, die aufgrund der Corona-Pandemie
mit zunehmendem Streitniveau auf der Elternebene zu. In         der letzten drei Jahre notwendig waren, sehen Fachleute
solchen Situationen haben sich Trennungs- und Scheidungs-       eine Zunahme von Ängsten bei Kindern und Jugendlichen,
Kindergruppen als sehr hilfreich erwiesen. Im Workshop wird     die über das bisher bekannte Maß hinausgehen und deut-
es zunächst darum gehen, über kindliche Ängste und ande-        lich häufiger zu stärkeren physischen und psychischen Reak-
re Gefühle im Kontext der elterlichen (hoch) strittigen Tren-   tionen bei Kindern und Jugendlichen führen. Diese berichten
nung/Scheidung nachzudenken. Zudem wird ein bewährtes           von somatischen Symptomen wie Kopf- und Bauchschmer-
Gruppenkonzept für Kinder getrennter/geschiedener Eltern        zen oder panikartigen Zuständen in Prüfungssituationen.
vorgestellt, und hilfreiche pädagogisch therapeutische Hal-     Kinder und Jugendliche erleben starke Versagensgefühle, die
tungen Kindern und Eltern gegenüber werden reflektiert.         sich in Äußerungen wie »Ich schaffe das nicht!« oder »Ich
                                                                bin nicht gut genug!« zeigen können. Im Vordergrund steht
M7                                                              die Verunsicherung, die Angst, das Gefühl allein und schutz-
Malika Laabdallaoui                                             los zu sein und etwas leisten zu sollen, zu dem man sich
Familien mit Migrationsgeschichte                               emotional nicht in der Lage sieht. Dies steht der Leistungs-
Spezifische Ängste und Zugangswege zu                           erbringung entgegen und kann diese zum Teil erheblich
                                                                beeinträchtigen, da Prüfungen gemieden oder abgebrochen
psychosozialen Angeboten
                                                                werden. Der Workshop wird sich anhand von Fallarbeiten
Studien zeigen, dass Familien, Kinder und Jugendliche mit       und themenbezogenen Inputs diesem Themenfeld annähern,
Migrationsgeschichte besonderen Problemlagen ausgesetzt         Ursachen und Wirkungen aufzeigen und verstehbar machen
sind, die Familien ohne Migrationshintergrund zumeist er-       und zeigen, wie Fachkräfte den betroffenen Kindern, Jugend-
spart bleiben. Zudem ist diese Zielgruppe zwar seltener in      lichen und Eltern helfen können. Zum Einsatz kommen hier-
Einrichtungen der präventiven Hilfen wie z.B. Beratungsstel-    bei auch szenisch-systemische Techniken.
len für Eltern, Kinder und Jugendliche anzutreffen, dafür je-
doch in Einrichtungen der Kriseninterventionen wie Frauen-

22                                                                                                                         23
M9                                                               tigen Aspekte, die Einfluss auf das Selbstwertgefühl nehmen
Gabriele Meyer-Enders                                            und setzt diese in Bezug zueinander. Es hilft, die Ursache
                                                                 der Schwierigkeiten besser zu erkennen und im Anschluss
Angstfressende Affen und anderes Getier
                                                                 die Methodik zur Behebung der Schwierigkeiten individuell
Die therapeutische und/oder pädagogische Arbeit mit dem          zuzuschneiden. Der Handwerkskoffer zum theoretischen
Thema Angst löst auch immer Scham aus. Die Kinder mögen          Modell ist gefüllt mit vielen auf einzelne Aspekte des Selbst-
sich nicht konfrontativ damit auseinandersetzen. Außerdem        wertes zugeschnittene sowie übergreifende Methoden. Hier-
gilt es grundsätzlich bei allen Themen, die Sprache der Kin-     zu gehören Techniken, mit denen Klientinnen und Klienten
der zu treffen, zu verstehen und ihnen die Möglichkeiten zu      nicht nur kognitiv, sondern auch emotional erreicht werden,
bieten, auf ihre ureigenste spielerische Art zu kommunizie-      systemklärende Methoden, Impacttechniken, Metaphern,
ren. Eine Möglichkeit ist die Arbeit mit Handpuppen. An aus-     Geschichten und vieles mehr.
gewählten Praxisbeispielen und in Eigenerprobung beschäf-
tigt sich der Workshop mit dem Einsatz von Handpuppen.           M12
                                                                 Dr. Timo Nolle
M10
                                                                 Blackout, Bauchweh und kein’ Bock
Dr. Andrea Mohr                                                  Prüfungsangst, Prokrastination
Mit der Angst in die Freiheit                                    und Leistungsdruck im Klassenraum
Mit dem Akzeptanz- und Commitment-Training (ACT)
                                                                 Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck treten in
selbstbestimmt handeln
                                                                 der Schule sehr oft auf. Aber auch andere Prüfungen (Fahr-
Angst ist eine überlebenssichernde Emotion und gehört zum        prüfung, Schulauftritte, Referate) erscheinen subjektiv oft
Menschsein dazu. Doch manchmal verselbständigt sie sich,         unüberwindbar. Lehrkräfte und andere Fachkräfte stellt dies
führt zu massivem Vermeidungs- und Kontrollverhalten und         vor zwei Herausforderungen: Erstens bleibt oft nicht viel
verhindert dadurch, dass Menschen so leben und handeln,          Zeit, weil die nächste Prüfung unmittelbar vor der Tür steht
wie sie es eigentlich wollen. Im Rahmen des Workshops            und die Not oft groß ist. Zweitens sind die Anliegen meist
werden Wege und Methoden aufgezeigt, wie das Akzeptanz-          ein Geflecht aus verschiedenen Themen, die alle zusammen-
und Commitment-Training (ACT) Menschen dabei unterstützt,        hängen und sich bedingen. Die Aufgabe besteht darin, in
so mit ihrer Angst umzugehen, dass sie ihr Handeln an ihren      einem Moment ein reflexionsfördernder Gesprächspartner zu
eigenen Werten ausrichten und ihr Leben selbstbestimmt           sein, dann eine (Lern-)Technik zu erklären um gleich darauf
und sinnerfüllt gestalten können.                                als Motivationscoach lösungsorientiert »Gas zu geben«. Im
                                                                 Workshop zum gleichnamigen Fachbuch wird das mehrdi-
M11                                                              mensionale Konzept der Fortbildung PAC® (Prüfungs- und
Frauke Niehues                                                   Auftrittscoaching) vorgestellt. Dabei sind unterschiedliche
Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz                Haltungen und konkrete »Hands-on«-Techniken integriert:
                                                                 Power-Talk, Lerntechniken, Zeitplanung, mentales Training
Die Erhöhung des Selbstwerts ist eng mit der Identität ver-
                                                                 und Methoden zur Reflexion hemmender Glaubenssätze
knüpft und wirkt sich auf vielen Ebenen aus. Der Umgang
                                                                 und familiärer Loyalitäten. Zwei körperorientierte Techniken
mit dem Thema gestaltet sich jedoch oft schwierig. Häufig
                                                                 werden demonstriert und mit den Teilnehmenden geübt:
hat man das Selbstwertgefühl des Klienten in einer Sitzung
                                                                 eine Lerntechnik für tiefes Verständnis komplexer Prüfungs-
mit viel Energie aufgebaut, aber der Effekt ist bis zur nächs-
                                                                 themen und eine Methode zur Aktivierung und Übertragung
ten Sitzung »verpufft«. Oder die Klientin meldet zurück:
                                                                 kraftvoller Ressourcen auf konkrete Prüfungssituationen.
»Vom Kopf her weiß ich, dass ich etwas wert bin, aber ich
kann es nicht fühlen.« In dem Workshop wird ein neues
Selbstwertmodell vorgestellt. Das Modell umfasst alle wich-

24                                                                                                                           25
M13                                                            ist, will oder kann sich auf das, was ihm oder ihr begegnet,
Dr. Emanuel Pavlic                                             nur bedingt oder gar nicht einlassen. Diese Haltung kann
                                                               zu einem Rückzug von der Welt führen – sie kann sich aber
Schulangst
                                                               auch im Zugriff auf sie äußern, im Versuch, sich des Gegen-
PEP bei Kindern und Jugendlichen                               übers zu bemächtigen, es zu verdinglichen, in den Griff zu
Angststörungen zählen mittlerweile zu den häufigsten           bekommen, sicherzustellen. So oder so – glücklich machen
Diagnosen im Kindes- und Jugendalter. Die prozess- und         die Beziehungen, die auf diese Weise entstehen, nicht. Wie
embodimentfokussierte Psychologie (PEP) gibt Kindern und       aber lässt sich in einer Gesellschaft, die vielfach durch Ent-
Jugendlichen einfache, leicht zu erlernende Techniken zur      fremdung geprägt ist, eine angstfreie Haltung einüben und
Selbsthilfe an die Hand, von denen sie unmittelbar profitie-   pflegen?
ren. In dem Workshop wird gezeigt, wie PEP erfolgreich im
                                                               M15
Praxisalltag der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einge-
setzt werden kann.                                             Petra und Andreas Speth
                                                               Einführung in die idiolektische Gesprächsführung
M14
                                                               mit Kindern- und Jugendlichen
Prof. Dr. Thomas Schmaus
                                                               Eigensprache ist die individuelle Art, sich verbal und non-
Angstfrei leben lernen
                                                               verbal mitzuteilen. Jedes Kind und jeder Jugendliche spricht
Impulse aus der Resonanztheorie                                eine eigene Sprache. Durch das Aufgreifen dieser Sprache
Die Resonanztheorie des Soziologen Hartmut Rosa interpre-      gelingt der Zugang fast spielerisch. Durch das Aufgreifen
tiert den Menschen als Beziehungswesen, das auf der Suche      von Bildern und Schlüsselwörtern lassen sich individuelle
nach einem guten Leben ist. Die – immer nur zeitweilige        Ressourcen finden, die eigene Strategien und Lösungen im
und im Grunde unverfügbare – Erfüllung dieses Mensch-          Umgang mit Ängsten ermöglichen. Die idiolektische Haltung
heitsmotivs sieht sie in Relationen, die durch Resonanz        und der methodisch sorgfältige und präzise Umgang mit der
geprägt sind. Ein Subjekt erlebt dabei, dass sein Gegenüber    Eigensprache wird anhand von Fallbeispielen geübt. Denn
(die Welt bzw. ein bestimmter Weltausschnitt), mit dem es      verstehen kann man den anderen nur in seiner Welt mit
auf diese Weise in Kontakt ist, als sprechend, tragend und     zuhören statt reden – fragen statt raten – anerkennen statt
schwingend erscheint. Es sagt mir etwas, spricht mich an       recht haben.
und antwortet – eine Erfahrung, die nicht nur mit Menschen,
                                                               M16
sondern auch mit anderen Lebewesen, ja selbst mit Dingen
gemacht werden kann. Misslingende Beziehungen hingegen         Christine Utecht
sind Zustände der Entfremdung. Die Welt erscheint dann         Die Sandspieltherapie als ressourcenorientierte
dem Subjekt als leer, kalt, gleichgültig und bedeutungslos     nonverbale Methode zur Angstbewältigung
(Indifferenz) oder abstoßend und feindlich gesinnt (Repul-
sion). Nach einer Einführung in das Grundkonzept, das für      In diesem Workshop wird anhand von Fallbeispielen die
die Erziehung und Bildung von großer Relevanz ist, wird in     therapeutische Methode des Sandspiels vorgestellt, die von
der Arbeitsgruppe die Rolle erörtet, welche die Angst darin    Dora M. Kalff begründet wurde und auf der analytischen
einnimmt. Insofern sie auf etwas gerichtet ist, das als be-    Psychologie C. G. Jungs beruht. Diese Methode mit hohen
drohlich und damit repulsiv empfunden wird, ist sie mit Ent-   nicht verbalen Anteilen eröffnet den Zugang zu präverbalen
fremdung verbunden. In Einzelsituationen ist das nicht nur     Erfahrungen und ist sehr gut geeignet, Kinder und Jugend-
zu verschmerzen, sondern in manchen sogar geboten. Wenn        liche bei der Bewältigung von Ängsten zu unterstützen.
Angst aber zur Grundgestimmtheit eines Subjektes wird,         Das besondere Medium des Sandes stimuliert durch seine
dann erschwert oder verhindert sie grundsätzlich resonante     taktilen Reize einen direkten Kontakt zum Unbewussten. So
Beziehungen. Wer der Welt gegenüber ängstlich eingestellt      können unbewusste Elemente, die noch keinen Zugang zu

26                                                                                                                         27
Form, Bildern oder Sprache haben, dreidimensional ausge-         fahren warnen, so dass wir vorsichtig sein und uns schützen
drückt werden. Dadurch wird ein unmittelbarer, intensiver        können. In Arbeitssituationen können Ängste von Gedanken
Ausdruck, sowohl von realem Erleben, als auch von nicht          ausgelöst werden, dass wir nicht alles richtig machen oder
artikulierbaren, diffusen oder verstörenden Gefühlen ermög-      die Erwartungen nicht erfüllen können. Sie können auch
licht. Diese Prozesse verlaufen oft tiefer und schneller als     durch die Organisation der Arbeit, eigene oder äußere (zu)
in traditionellen Therapien, daher ist die Methode für die       hohe Ansprüche, belastende Beziehungen zu Kolleginnen
Arbeit in der Erziehungsberatung besonders geeignet. Die         und Kollegen oder zur Leitung sowie schwierige Kontakte
Sandspieltherapie ist ein ressourcenorientiertes Verfahren,      zu Klienten entstehen. Aber nicht immer sind Ängste ange-
bei dem sich Kinder und Jugendliche auch ohne besonde-           messen und passen zu der Situation, in der sie auftreten.
re Fertigkeiten spielerisch ausdrücken und ihre Kreativität      In einem Input werden Entstehung und Folgen, wie auch
unmittelbar erleben können. Sie können ihre innere Welt          hirnphysiologische Reaktionen bei Ängsten erklärt und Mög-
externalisieren, ihre eigenen Themen, Gefühle, Ängste und        lichkeiten erarbeitet, wie wir jeweils sinnvoll damit umgehen
Bedürfnisse projizieren oder auch eigene lösungsorientierte      können. Hierzu zählen u.a. Entspannungstechniken, Acht-
Bewältigungsstrategien bezüglich ihrer Symptomatik entwi-        samkeitsübungen, sowie Veränderung von Einstellungen und
ckeln.                                                           Reaktionen oder – wenn möglich – Änderung der äußeren
                                                                 Situation. Auch für einen kollegialen Austausch zu allgemei-
M17                                                              nen Fragen des Arbeitsalltags besteht in der Arbeitsgruppe
Sarah Wünsch                                                     selbstverständlich die Möglichkeit.
Erfahrungen von Geflüchteten begegnen                               Diese Arbeitsgruppe wird am Donnerstag fortgesetzt. Für
Sprachreduzierte körperorientierte                               Teamassistentinnen und -assistenten gilt eine ermäßigte
Interventionsmethoden                                            Tagungsgebühr in Höhe von nur EUR 140,–.

Geflüchtete Kinder und ihre Familien machen eine Vielzahl
von potenziell traumatisierenden Erfahrungen, bevor sie in
den Kommunen in Deutschland ankommen. Wie kann die-
sen besonderen Prägungen und daraus resultierenden Be-
dürfnissen in der Beratung begegnet werden? Der Workshop
ist zweigeteilt. Im ersten Teil gibt die Leiterin Einblicke in
den Lebensalltag der Familien in den deutschen Erstaufnah-
meeinrichtungen sowie deren Fluchterfahrungen. Im zweiten,
praktischen Teil werden für Einzel- und Gruppensettings
geeignete sprachreduzierte und körperorientierte Methoden
vermittelt, mit denen verschiedenen Störungsbildern begeg-
net werden kann.

MD18
Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum
Ängste in der Arbeitssituation – was nun?
Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen
und -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle
Ein mulmiges Gefühl, Anspannung, Nervosität, Unbehagen
oder andere Zeichen können auf Ängste hindeuten. Grund-
sätzlich sind Ängste sinnvoll, denn sie können uns vor Ge-

28                                                                                                                         29
Arbeitsgruppen D1–18                                       D11  Birgit Lattschar
                                                                Keine Angst vor der Wahrheit!
Donnerstag               21. 9.          14.00–17.00 Uhr        Schwierige Lebensthemen für Kinder
D1  Holger Barkhau                                              in einfache Worte fassen
    Alles unter Kontrolle?                                 D12 Gabriele Meyer-Enders
    Umgang mit Ängsten von Jugendlichen und jungen              Der neue Sceno-2
    Erwachsenen                                                 Den Kindern eine Sprache geben
D2 Detlef Beck                                             D13 Mechthild Reinhard
    No Blame Approach                                           Angst vor – Vertrauen in!?
    Intervention gegen Mobbing an der Schule                    Familiäre Herausforderungen in unsicheren Zeiten
D3 Julia Bröhling-Kusterer                                      Vertiefung des Vortrags
    Netzwerkgespräche nach dem Modell des Offenen          D14 Bettina Schartner-Ebelhäuser, Nora Hogrebe
    Dialogs                                                     Schulabsentismus
    Abbau und Reduzierung von Ängsten                           Angst als Ursache und Katalysator
D4 Udo Brosette                                            D15 Dr. Manfred Vogt
    Die Vertreibung der Angst-Monster                           Lösungsfokussierte und hypnosystemische
    Wie Eltern kindlichen Ängsten begegnen können               Interventionen in der Arbeit mit Kindern und
D5 Thomas Dietz                                                 Jugendlichen
    Manchmal müsste man zaubern können!                    D16 Christoph Welz
    Therapeutisches Zaubern für Kinder, Jugendliche und         Hypnotherapie mit belasteten Jugendlichen
    Familien                                                    In die Kristallkugel schauen und darauf bauen
D6 Christine Goßmann-Lindberg                              D17 Vera Wülker
    Eine Gruppe für Kinder im Grundschulalter                   Klimaangst – hilfreich oder hinderlich?
D7 Florian Hammerle                                             Intervention und Prävention
    All eyes on me                                         MD18 Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum
    Soziale Angststörungen – Einordnung, Hintergründe           Ängste in der Arbeitssituation – was nun?
    und Handlungsoptionen                                       Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen
D8 Olaf Jacobsen-Vollmer                                        und -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle
    Kindliche Ängste in der Kita                                Fortsetzung der Arbeitsgruppe vom Mittwoch
    Chancen eines zugehenden Beratungsangebots
D9 Dr. Andreas Krüger
    Mehr Angst geht nicht
    Psychische Traumatisierung bei Kindern und
    Jugendlichen erkennen, verstehen, versorgen –
    Vertiefung der Erkenntnisse aus dem Vortrag
D10 Constantin Kuhlmann
    Was die Angst im Leistungssport uns für das echte
    Leben lehren kann

30                                                                                                                    31
D1                                                             D3
Holger Barkhau                                                 Julia Bröhling-Kusterer
Alles unter Kontrolle?                                         Netzwerkgespräche nach dem
Umgang mit Ängsten von Jugendlichen                            Modell des Offenen Dialogs
und jungen Erwachsenen                                         Abbau und Reduzierung von Ängsten
Welchen unterschiedlichen Arten von Ängsten begegnen wir       In der Arbeit mit Menschen mit Krisenerfahrung hat sich
in der Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen?       das Angebot von Netzwerkgesprächen nach dem Modell
Welche Hintergründe haben diese Ängste? Wie kann in der        des Offenen Dialogs bewährt. Der Offene Dialog kommt
Beratung der jungen Menschen hilfreich auf diese Ängste        ursprünglich aus der finnischen Arbeit mit Menschen mit
eingegangen werden und welche Interventionen haben sich        Psychoseerleben und wird heute international diagnoseof-
bewährt? Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis werden       fen eingesetzt. Im Workshop wird das Modell des Offenen
im Workshop im kollegialen Austausch differenzierte Pers-      Dialogs und die im Zentrum stehende Intervention des Netz-
pektiven auf das Phänomen »Angst bei jungen Menschen«          werkgespräches kurz vorgestellt. Anschließend wird in einer
erarbeitet und Erfolg versprechende Beratungsansätze ver-      praktischen Übung intervisorisch der Umgang mit Ängsten
mittelt.                                                       erfahrbar gemacht. Abschließend soll ein offener Austausch
                                                               über Umsetzungsideen entstehen.
D2
Detlef Beck                                                    D4
No Blame Approach                                              Udo Brosette
Intervention gegen Mobbing an der Schule                       Die Vertreibung der Angst-Monster
                                                               Wie Eltern kindlichen Ängsten begegnen können
In der Erziehungsberatung werden immer wieder Kinder und
Jugendliche vorgestellt, die möglicherweise Opfer von Mob-     In frühen Zeiten des Menschseins waren Ängste Garant für
bing geworden sind. Vielfach stellt sich in dieser Situation   das Überleben. Sie waren Auslöser für Angriff oder Flucht.
die Frage, ob es sich tatsächlich um Mobbing handelt und       In heutiger Zeit bedarf es einer differenzierten Betrachtung,
wenn ja, wie in diesem Fall gehandelt werden kann. Der         um mit den Überbleibseln der Evolution umzugehen. Ängste
Workshop beschäftigt sich mit diesen Fragen und fokussiert     gehören zu den führenden psychiatrischen Diagnosen im
die folgenden inhaltlichen Schwerpunkte. Mobbing erken-        Kindes- und Jugendalter. Zehn bis 15 Prozent der Kinder und
nen: Wie kann Mobbing seitens der pädagogischen Fach-          Jugendlichen in Deutschland leiden unter Angstzuständen.
kräfte frühzeitig erkannt werden? Welche Signale, Handlun-     Die Folgen der Pandemie verweisen auf einen deutlichen
gen sind wahrnehmbar, welche Informationsquellen stehen        Anstieg der Betroffenen. Sie treten aus der Reihe der Ent-
zur Verfügung? Mobbing-System: Was bedeutet es, Mobbing        wicklung entsprechenden Angsterfahrungen von Kindern und
als System zu verstehen? Welche Dynamiken stehen dahin-        Jugendlichen heraus und setzen sich ohne »Behandlung«
ter? Wer sind die Beteiligten? No Blame Approach: Was tun,     meist im Erwachsenenalter fort. Als Ängste Erwachsener
wenn Mobbing da ist? Wie lässt es sich stoppen? Überblick      wirken sie stark in das Familiensystem hinein und stellen
über die zentralen Schritte des No Blame Approach, eines       die Erwachsenen (Eltern) vor besondere Herausforderungen.
lösungsfokussierten Interventionsansatzes zum Stopp von        Im Workshop wird das Augenmerk auf die Ankerfunktion der
Mobbing in der Schule, der konsequent ohne Schuldzuwei-        Eltern gelenkt. Wie können Eltern handeln, wenn die »Mons-
sung und Bestrafung arbeitet.                                  ter der Angst« die Beziehung zu ihren Kindern beherrschen,
                                                               wenn sie hilflos entweder wegschauen, den Forderungen,
                                                               die aus der Angst folgen, grenzenlos folgen oder gar jegli-
                                                               ches Hilfeangebot verweigern. Anhand eines konkreten Fall-
                                                               beispiels soll die besondere Bedeutung gelingender Anker

32                                                                                                                       33
in der Eltern-Kind-Beziehung mit Ideen des Elterncoachings      D7
unter Beteiligung der Teilnehmer/innen herausgearbeitet         Florian Hammerle
werden.
                                                                All eyes on me
D5                                                              Soziale Angststörungen –
Thomas Dietz                                                    Einordnung, Hintergründe und Handlungsoptionen
Manchmal müsste man zaubern können!                             Soziale Angststörungen finden sich bei ca. zwei bis drei
Therapeutisches Zaubern für Kinder,                             Prozent der Kinder und Jugendlichen. Betroffene versuchen,
Jugendliche und Familien                                        Situationen zu vermeiden, in denen sie im Zentrum der
                                                                Aufmerksamkeit stehen. Der Workshop vermittelt einen
Zu zaubern oder verzaubert zu werden, bedeutet, einzu-          Überblick über Soziale Angststörungen, grenzt diese von
tauchen in eine andere Welt, loszulassen und gelassen zu        altersentsprechenden Verhaltensweisen ab und fokussiert
werden. Therapeutisches Zaubern ist eine Kombination aus        Hintergünde. Daneben werden praxisbezogene Handlungs-
Zaubern und Hypnotherapie. Durch Zaubern wird scheinbar         möglichkeiten im Kontext der Erziehungshilfe erarbeitet.
Unmögliches möglich. Therapeutisch eingesetzt, ist es des-
halb ein faszinierendes und besonders sinnliches Medium,        D8
um mit Kindern, Jugendlichen und auch mit Erwachsenen           Olaf Jacobsen-Vollmer
(ja, und auch mit dem inneren, staunenden Kind in jedem
                                                                Kindliche Ängste in der Kita
von uns) in Kontakt zu kommen und in magischer Atmo-
sphäre zauberleicht Lösungsprozesse in Gang zu setzen. So       Chancen eines zugehenden Beratungsangebots
kann therapeutisches Zaubern in der Beratungsarbeit bei         Im Kindergartenalter zeigen Kinder über verschiedene Si-
Ängsten hilfreich eingesetzt werden, um Kinder, Jugendliche     tuationen und Entwicklungsalter hinweg eine Vielzahl von
und Familien zu unterstützen. In angenehmer und entspann-       Ängsten. Insbesondere bei Übergängen in neuen Situationen
ter Atmosphäre haben die Teilnehmer/innen in diesem Work-       und bei unbekannten Anforderungen, wie beispielsweise
shop die Möglichkeit, dies selbst zu erfahren, zu erleben, zu   während der Eingewöhnung zeigen Kinder sich verunsichert
erspüren und natürlich zu erlernen – mit allen Sinnen.          oder reagieren mit Ängsten. Auch Eltern können Ängste in
                                                                Bezug auf neue oder ungewohnte Situationen entwickeln,
D6
                                                                die sich auf die kindliche Angstbewältigung auswirken kön-
Christine Goßmann-Lindberg                                      nen. Die Evangelische Psychologische Beratungsstelle Mainz/
Eine Gruppe für Kinder im Grundschulalter                       Mainz-Bingen bietet ein zugehendes Beratungsangebot
                                                                in Kindertagesstätten an. Die Sprechtage sind ein nieder-
Wie kann es gelingen, einen unterstützenden Raum im
                                                                schwelliges Angebot, das im vertrauten Umfeld stattfindet
Rahmen eines Gruppenangebots zu schaffen für Kinder, die
                                                                und auf Wunsch der Eltern mit den Kita-MitarbeiterInnen
noch mutiger werden wollen, die Lust haben, neue Fähig-
                                                                oder anderen Kooperationspartnern vernetzt werden kann.
keiten zu entdecken und die noch besser verstehen wollen,
                                                                In dem Workshop wird dieses Beratungsangebot vorge-
wie das mit der Angst und dem Mut genau funktioniert? Im
                                                                stellt und am Beispiel von Fallvignetten werden mögliche
Workshop werden die konzeptionellen Grundideen und der
                                                                Interventionen und Kooperationen reflektiert. Es werden
Ablauf eines solchen Gruppenangebots in einer Erziehungs-
                                                                Gelingensfaktoren und Chancen in den Blick genommen, die
beratungsstelle vorgestellt und im Sinne einer Ideenbörse
                                                                erfolgreiche Kooperationen von Eltern, Kita und Erziehungs-
für die Praxis Geschichten, Spiele, Rollenspiele und andere
                                                                beratung ausmachen, um kindliche Ängste in der Kita mög-
Materialien für die Gestaltung der Gruppensitzungen gesam-
                                                                lichst gut aufzufangen.
melt und teilweise zusammen ausprobiert.

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