Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung Mainz 2023 - besser
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Angst, und dann? Wissenschaftliche Jahrestagung © Landeshauptstadt Mainz Mainz Mittwoch, 20. 9. bis Freitag, 22. 9. 4 Schirmherrschaft Vorbereitungsgruppe 5 Grußwort Kathrin Ellermann-Boffo 8 Vorwort Finn Hebart Das Programm Markus Herbert 12 Vorabendprogramm Petra Maikath-Heinz 15 Vorträge Ingrid Pirker 18 Arbeitsgruppen M1–M18 Ulric Ritzer-Sachs Mittwoch, 20. 9. Nina Ruse 30 Arbeitsgruppen D1–D18 Heike Suska Donnerstag, 21. 9. Christina Weisbrod 40 Aktuelle Stunde von der Impressum Landesarbeitsgemeinschaft für 41 Referentinnen und Referenten Erziehungs- und Familienberatung 44 Anmeldung Rheinland-Pfalz e.V. 43 Tagungsort Unterkunft 46 Tagungsfest 48 Stadtplan
Grußwort Schirmherrschaft Sehr geehrte Fachkräfte der Erziehungs- und Familienbera- tung, sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Wissenschaftliche Jahrestagung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung ist ein Forum, das seit vielen Jahren wichtige und aktuelle Themen aus der Erziehungsberatung in den Blick nimmt und den bundesweiten Austausch sowie die Vernetzung zwischen Praxis, Wissenschaft und Gesell- schaft sicherstellt. Sehr gerne habe ich daher die Schirmherrschaft über die Wissenschaftliche Jahrestagung 2023 der bke übernommen und es freut mich sehr, dass die diesjährige Tagung bei uns in Rheinland-Pfalz, an der Johannes Gutenberg-Universität in unserer Landeshauptstadt Mainz stattfinden kann. Mit interessanten und vielseitigen Fachbeiträgen widmet sich Katharina Binz die Jahrestagung dem Thema Ministerin für Familie, »Ängste bei Kindern und Jugend- Frauen, Kultur und lichen« – ein Thema, das vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Integration des Landes Entwicklungen immer mehr in den Rheinland-Pfalz hat die Fokus rückt. Schirmherrschaft über Der Krieg in der Ukraine, die damit verbundene Energiekrise, die Wissenschaftliche eine steigende Inflation, die Covid- Jahrestagung der bke 19-Pandemie und auch die Klima 2023 übernommen. krise stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Diese Bedrohungen haben Einfluss auf politische Entscheidungen, verän- dern unsere Gesellschaft, unser Leben und unseren Alltag. Sie lösen Verunsicherung und manchmal auch Ängste aus. Auf besondere Weise sind Kinder und Jugendliche betroffen. Wenn Kinder mit ihren Sorgen und Ängsten – sei es die Angst vor Schule, Leistungsdruck, wirtschaftlicher Not oder auch vor Krieg und Krankheit – allein gelassen werden, kön- nen mitunter psychische Beeinträchtigungen entstehen. Dies stellt die Kinder- und Jugendhilfe und natürlich auch die Erziehungsberatung vor große Herausforderungen. Erziehungs- und Familienberatungsstellen sind ein fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur in den Ländern. Sie bieten Eltern, Erziehungsberechtigten sowie Kindern und Ju- gendlichen schnelle und unbürokratische Zugänge zu Unter- 4 5
stützungsleistungen. Sie sind wertvolle Anlaufstellen, wenn Wenn Hilfemaßnahmen frühzeitig ansetzen und die viel- in Familien Fragen oder Konflikte zu Erziehung, Trennung fältigen Hilfesysteme gut zusammenarbeiten, können wir oder Scheidung auftreten. In schwierigen Lebenssituationen viel erreichen. Deswegen legen wir in Rheinland-Pfalz seit ist es wichtig, dass Familien Beratung und Hilfe erhalten, langem besonderen Wert auf Prävention und Vernetzung: damit sie Krisen meistern können. Die Fachkräfte der Erzie- Weil gesundes Aufwachsen von Kindern eine Aufgabe ist, hungsberatungsstellen tragen einen wesentlichen Teil dazu die unsere Gesellschaft als Ganzes fordert. Sie als Fachkräfte bei, dass diese Hilfe ankommt. Dafür möchte ich ihnen mei- leisten hierbei einen ganz besonders wichtigen Beitrag. nen aufrichtigen Dank aussprechen. Ich danke allen Beteiligten für die Organisation und wün- Als Jugend- und Familienministerin in Rheinland-Pfalz ist sche allen Teilnehmenden eine erkenntnisreiche und span- es mein oberstes Ziel, langfristige Strukturen zu schaffen, nende Tagung mit vielen neuen Ideen und Impulsen! die Kindern ein gutes, gesundes und angstfreies Aufwachsen ermöglichen. Unsere rund 60 Erziehungs- und Familienbera- Katharina Binz tungsstellen in Rheinland-Pfalz sind ein wichtiger Baustein Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration eines interdisziplinären Kinderschutzsystems, das auch in des Landes Rheinland-Pfalz Krisenzeiten zuverlässig funktioniert hat. Das Programm Mittwoch Donnerstag Freitag 20. September 21. September 22. September Vorabendveranstaltung 9.15 Eröffnung 9.15 Dr. Andreas Krüger 9.15 Cordula Stratmann Beachten Sie bitte Mehr Angst geht Das große Zähneklap- die Ankündigung der 10.30 Prof. Dr. Thomas nicht pern und seine neue Vorabendveranstaltung Schmaus Psychische Traumati- Herausforderung an am Dienstag, dem Vom Schwinden und sierung bei Kindern uns Berater/innen 19. September 2023 Finden der Freiheit und Jugendlichen Brauchen Seelenarbei- auf Seite 12! erkennen, verstehen, ter/innen einen Crash- versorgen kurs in Philosophie? 12.00 Prof. Dr. Michael Huss 10.45 Mechthild Reinhard 10.45 Prof. Emily Engelhardt Wenn Angst nicht Angst vor – Vertrauen »Wenn ich Angst mehr schützt in!? kriege, schreib ich Familiäre Herausfor- Dir!« derungen in unsiche- Potenziale der ren Zeiten Onlineberatung für junge Menschen mit Ängsten 13.00 Mittagspause 12.00 Mittagspause 12.00 Ende der Tagung 15.00 Arbeitsgruppen 14.00 Arbeitsgruppen bis bis 18.00 17.00 6 7
Vorwort Ängste erkennen und einschätzen Angst ist zunächst einmal ein normaler Teil unseres Lebens Kinder, Jugendliche und Familien stehen aktuell vor der He- und kann ein sinnvolles Alarmsignal bei Gefahren sein. Sie rausforderung, viele besorgniserregende Entwicklungen ver- entsteht in Situationen, die als bedrohlich, ungewiss und arbeiten zu müssen. Exemplarisch sei hier neben den Aus- unkontrollierbar wahrgenommen werden und erzeugt ein wirkungen der Coronazeit die Klimakrise und die Bedrohung unangenehmes Gefühl von innerer Anspannung. Wenn die- durch den Krieg in der Ukraine genannt. So verwundert es ser Zustand lange anhält oder häufig auftritt, kann die Angst nicht, dass das Thema Angst ein »Dauergast« in den Bera- das Alltagserleben und die eigene Funktionalität beeinträch- tungsstellen geworden ist. tigen. Die innerfamiliären Belastungen – der Umgang von Eltern Kinder und Jugendliche sind herausgefordert, vielfältige mit herausfordernden Verhaltensweisen ihrer Kinder – lösen Ängste zu bewältigen, wie Angst vor Fremden und Trennung auf allen Seiten Verunsicherung aus. Auch die Belastungen von Bezugspersonen, Angst vor Tieren oder Monstern, Angst in pädagogischen Einrichtungen auf ganz unterschiedlichen vor der Schule oder sozialen Situationen, aber auch konkre- Ebenen fördern die Nachfrage nach Beratung. Das Thema te Furcht vor Krieg und Klimawandel. Angst und Ängstlichkeit bei Kindern und Jugendlichen sowie Die Reaktionen auf die Angst sind unterschiedlich. Manche die damit verbundenen Symptome wie Schlafstörungen, Kinder drücken ihre Sorgen über die eigene Sicherheit und psychosomatische Symptome, Schulverweigerung, sozialer die ihrer Bezugspersonen aus, zweifeln an ihren Kompeten- Rückzug, Vereinsamung (Einsamkeitserleben), Lustlosigkeit, zen oder ihrem Verhalten scheinbar ohne einen nachvoll- Existenzängste, unspezifische Ängste vor Bedrohung und ziehbaren Grund. Andere ziehen sich zurück, reagieren mit Tod beschäftigen derzeit viele Fachkräfte. Interesselosigkeit und Passivität. Wieder andere zeigen sich In pädagogischen Einrichtungen wie Kindertagesstätten reizbar, aggressiv und oppositionell aus scheinbar nichtigem und Schulen aber auch in Freizeiteinrichtungen sind neue Anlass. In der Folge versuchen die Betroffenen, angstaus- Maßnahmen erforderlich. Vor allem braucht es Wissen zum lösende Situationen zu vermeiden, oft bis hin zur sozialen Erkennen und zum Umgang mit Angstsymptomen. Angst ist Isolation, womit sie möglicherweise wichtige Lernfortschritte ein Phänomen, das durchaus sinnvoll ist, solange sie ge- in ihrer Entwicklung versäumen. Ein Kind kann davon profitie- zielt auftritt und in der Folge Handlungsoptionen eröffnet. ren, wenn es lernt, Ängste zu verkraften und durchzustehen. Die Themen sind im Kontext der Erziehungsberatung immer Aber es braucht Unterstützung, wenn seine Belastung zu groß wieder aufgetreten, neu ist allerdings deren Häufigkeit und wird, sein Verhalten soziale Schwierigkeiten hervorruft oder Intensität. Sie werden vermehrt an Fachkräfte herangetragen immer öfter somatische Beschwerden auftreten. und deutlich häufiger in Intervision und Supervision einge- In der Beratung stellt sich die Frage nach dem Kontext bracht. Die fachliche Reflexion hat an Quantität und Qualität der Angst. Bezieht sie sich auf konkrete Bedrohungen? Ist zugenommen. Das gesteigerte Interesse bei den Fachkräften sie in diesem Zusammenhang angemessen oder sogar hilf- der Erziehungsberatungsstellen, bei pädagogischen Fach- reich? Wie hoch ist der subjektive Leidensdruck? Wie geht kräften in den Einrichtungen vor Ort und nicht zuletzt bei das Umfeld mit dem angstbezogenen Verhalten um? Werden den Erziehungsberechtigten ist deutlich wahrnehmbar. Eine die Symptome dadurch noch verstärkt? In welchem Umfang umfangreiche, eingehende Betrachtung des Themas »Ängs- sind die Kinder bzw. Jugendlichen eingeschränkt? Hat sich te bei Kindern und Jugendlichen« aus unterschiedlichen die Angst schon chronifiziert? Probleme der Eltern wie der Perspektiven (philosophisch, pädagogisch, psychologisch, Verlust des Arbeitsplatzes, eine Krankheit oder Trennung therapeutisch) ist von daher von großem Interesse. Natürlich haben Auswirkungen auf das ganze Familiensystem. Sor- wollen wir nicht bei der Analyse der Angst stehen bleiben, gen und Ängste der Eltern übertragen sich bewusst oder sondern vor allem fragen, wie die Angst erfolgreich integ- unbewusst auf die Kinder. Deshalb müssen bei der psycho- riert werden kann. »Angst…und dann?« war für uns somit sozialen Diagnostik wichtige Bezugspersonen eingebunden das Thema der Wahl für die Wissenschaftliche Jahrestagung werden, mit denen gemeinsam das Ausmaß der Angst, aber der bke 2023. auch Ressourcen des Systems eruiert werden. 8 9
Ängste bei Kindern und Jugendlichen Hort für Eltern die konkreten Anlässe, sich professionellen Um mit Familien in Angst arbeiten zu können, braucht es Rat zu holen. einen umfassenden Blick auf Kind und Umfeld. Begriffe wie Eltern wollen in diesen Situationen natürlich primär, dass Furcht, Angst, spezifische und generalisierte Angststörung, man ihrem Kind die Angst nimmt. Sie wollen Lösungen fin- Panikreaktion, Panikattacken, Phobie differenziert zu be- den, um ihr Kind künftig besser in Angstsituationen unter- trachten, kann helfen, Klientinnen und Klienten der Erzie- stützen zu können. Nützlich erweist es sich in diesen Fällen, hungsberatung hilfreiche Interventionen und Behandlungs- das gesamte Familiensystem in den Blick zu nehmen. Oft modelle anbieten bzw. vermitteln zu können. haben ängstliche Kinder ängstliche Eltern. Nicht nur traumatische Erlebnisse können zu Angstreakti- Aus professioneller Perspektive stellt sich in der Bera- onen führen. Auch psychische Belastung, dauerhafter Stress, tung folglich die Frage, welche Ansätze das Familiensystem ungünstige Verhaltensvorbilder, genetische Disposition und am besten in der Bewältigung der Angstsymptomatik un- unzureichende Erklärungsmodelle sind ein Nährboden für terstützen. Ist eine Psychoedukation hilfreich, um die dys- Angst. Ein wichtiger Ansatz ist, die dysfunktionalen Ang- funktionale Symptomatik zu verdeutlichen und verstehbar streaktionen und die damit verbundenen körperlichen Sym- zu machen? Reicht es, zu normalisieren, Verhaltensmuster ptome als solche zu erkennen und einzuordnen. Wird die zu reframen oder Perspektivenwechsel anzustoßen, um die Wahrnehmung geschult, kann es gelingen, die Mechanismen Familie und die Eltern wieder in eine konstruktive und hoff- und das aus der Angst resultierende Vermeidungsverhalten nungsvolle Erziehungshaltung zu begleiten? Nicht jede Angst zu identifizieren und zu durchbrechen. ist eine Form der Angststörung. Sie kann auch beispielswei- Eine Angststörung zu übergehen, birgt das erhöhte Risiko se Anzeichen von familiärem oder schulischem Stress sein, einer Chronifizierung der Angstsymptomatik. Auch Komor- der durch Entspannungstechniken und Reduzierung von biditäten mit Suchterkrankungen oder Depressionen sind Anspruchshaltungen bewältigbar ist. bekannt. Es gilt, mit allen Beteiligten abzuwägen, welche Die Tagung schafft deshalb viel Raum zur Wissensvertie- Ressourcen aus der Kinder- und Jugendhilfe oder aus dem fung wie auch zur Kooperation, die besonders beim Thema Gesundheitssystem den betroffenen Kindern und Jugendli- Angst eine wichtige Lotsenfunktion der Beratungsstellen chen sowie deren Eltern zur Verfügung stehen. darstellt. Willkommen hierzu in der lebensfrohen Stadt Welche psychotherapeutischen Ansätze haben sich be- Mainz – wir freuen uns auf Sie! währt, welche Ansätze sind gut in die tägliche Beratungsar- beit zu integrieren? Psychoedukation, die Vermittlung von Bodo Reuser Markus Herbert Entspannungstechniken, Anregung zu Sport und Bewegung, Vorsitzender der Vorsitzender der Klopfen oder Flüstern, Umdeutungen und Einstellungsände- Bundeskonferenz für Landesarbeitsgemeinschaft rungen … – eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkei- Erziehungsberatung e.V. für Erziehungs- und ten steht in der Beratungsarbeit zur Verfügung. Familienberatung Rheinland- Pfalz e.V. Ängste in der Erziehungsberatung Eltern kommen in die Erziehungsberatung, wenn sie nicht mehr wissen, wie sie mit den Angstsymptomen ihrer Kinder umgehen sollen. Manche nehmen die Gefühle ihres Kindes nicht ernst, weil sie der Auffassung sind, dass es doch gar keinen objektiven Grund für die Angst gebe. Andere Eltern haben das Gefühl, alles falsch zu machen, und geraten so schnell an ihre eigenen Belastungsgrenzen. Sie machen sich Sorgen um ihre Kinder und fühlen sich hilflos. Nicht selten sind die besorgten Rückmeldungen aus Schule, Kita oder 10 11
Vorabendprogramm der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs- und Familien- beratung Rheinland-Pfalz e.V. Dienstag 19. September 19 Uhr Das goldene Mainz und seine Sehenswürdigkeiten Mainz begeistert als Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, mit ihrer Lebenslust am Rhein, ihrer Geselligkeit, Offenheit und Herzlichkeit. Die römisch gegründete Stadt ist geprägt von ihrer 2000-jährigen Kultur und bietet mit der histori- schen Altstadt, dem Dom, den gemütlichen Cafés, Wein- © Landeshauptstadt Mainz ständen und ihren ansehnlichen Plätzen eine wunderschöne Kulisse für unsere Wissenschaftliche Jahrestagung. In Mainz entstehen Ideen, von denen manche sogar die Welt verändert haben, wie die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg oder die Entwicklung des Corona- Impfstoffs durch das Mainzer Unternehmen BioNTech. Im © Landeshauptstadt Mainz 12 13
modernen Mainz findet sich jüdisches Leben, eine rege uni- versitäre Studentenschaft an der Johannes Gutenberg Uni- Vorträge versität, mehrere Radio- und Fernsehanstalten (SWR, ZDF), Vortrag 1 Mittwoch, 20. 9. 10.30 Uhr Bundesliga-Fußball mit Mainz 05 und eine der bekanntesten Prof. Dr. Thomas Schmaus Hochburgen der rheinischen Fassnacht. Vom Schwinden und Finden der Freiheit Wir laden Sie ein zu einem Rundgang durch die Stadtge- schichte von den Anfängen bis heute: Römerzeit, Dom, Alt- Angst als philosophisches Motiv stadt und die moderne Mainzer Innenstadt. Seit 1000 Jahren Die Angst ist ein wichtiges philosophisches Motiv – und prägt der St. Martins Dom mit seinem »Domgebirge« das zwar in doppelter Hinsicht. Wenn Emotionen zum Gegen- Stadtbild von Mainz. Im Anschluss daran führt Sie der Weg stand philosophischer Reflexionen werden, bekommt die in die historische Altstadt, zu schmucken Fachwerkhäusern, Angst oft besonders viel Aufmerksamkeit. Motiv ist sie aber Landeshauptstadt Mainz pittoresken Winkeln und malerischen Plätzen. Der Rundgang auch insofern, als sie zum Beweggrund des Philosophierens wird eineinhalb bis zwei Stunden dauern. werden kann, stellt sie doch Sicherheiten und Selbstver- ständlichkeiten infrage. Das kann so weit gehen, dass die Treffpunkt und Beginn der Führung eigene Existenz oder die Welt als ganze fragwürdig werden. mainz STORE am Domplatz Der Vortrag nähert sich dem Thema zunächst aus phäno- (Am Markt 17, 55116 Mainz) menologischer Perspektive. Aufgrund der Vielschichtigkeit Der Unkostenbeitrag für die Stadtführung beträgt 6,– Euro des Phänomens Angst ist es sinnvoll, unterschiedliche Er- und wird am Abend vor Ort erhoben. Da die Führung in klei- fahrungsweisen zu differenzieren. Einen guten Zugang dazu neren Gruppen stattfinden wird, bitten wir um Anmeldung eröffnet die Frage, wovor sich jemand ängstigt. Es gibt aller- bis zum 18. 8. 2023 bei Ulric Ritzer-Sachs: dings auch ein Angsterleben, das richtungslos und diffus er- ritzer-sachs@lag-rp.de. scheint. Diese Form der Angst, die alles erfassen kann, steht im Fokus der Existenzphilosophie, die den zweiten Schwer- punkt des Vortrags bildet. Hier wird die Angst als »Schwin- del der Freiheit« (Søren Kierkegaard) interpretiert und damit © Landeshauptstadt Mainz als ein ambivalentes Phänomen. Sie ist mit der Erfahrung von Halt- und Sinnlosigkeit verbunden und wirft mich als Individuum auf mich selbst zurück. Damit eröffnet sie aber auch die Chance, mich selbst zu entdecken und zu entwer- fen – frei von Vorgaben und Bindungen, die mich einengen. In diesem Sinne sind die Angst und ein gelungener Umgang damit von großer Bedeutung für die Selbstwerdung. Vortrag 2 Mittwoch, 20. 9. 12.00 Uhr Prof. Dr. Micheal Huss Wenn Angst nicht mehr schützt Angst ist eine wichtige psychische Reaktion auf reale oder potenzielle Gefahren, die wir mit einer Vielzahl von Lebewe- sen unterschiedlichster Evolutionsstufen teilen. Keinesfalls sollte sie negativ bewertet oder überwunden werden. Sie schützt, steuert unsere Aufmerksamkeit und reguliert auf vielen Ebenen unser Zusammenleben. Allerdings kann sie gerade in Abhängigkeitsverhältnissen und stark hierarchi- schen Strukturen auch eine toxische Kraft entfalten, die 14 15
von ihrer positiven Grundwirkung abzugrenzen ist. Auch bei Vortrag 5 Freitag, 22. 9. 9.15 Uhr chronischen Überlastungssituationen und bei Traumatisie- Cordula Stratmann rungen kann die Angst ihre natürliche Regulationsfunktion Das große Zähneklappern und seine neue verlieren und gar ins Gegenteil umschlagen. Insbesondere wenn dann noch selbstverstärkende Prozesse wie zum Bei- Herausforderung an uns Berater/innen spiel ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten oder die Angst Brauchen Seelenarbeiter/innen vor der Angst in den Vordergrund treten, und die Teilhabe einen Crashkurs in Philosophie? sowie die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen Neben allen anderen Krisen hat ganz besonders die Pande- beeinträchtigen werden, sind therapeutische Maßnahmen mie uns in aktiver »Angstausübung« trainiert. Ein dreijähri- angezeigt. Diese sollten immer das Ziel verfolgen, die Angst ges Angst-Bootcamp hat unsere Gesellschaft hinter sich und nicht grundsätzlich zu überwinden, sondern die natürlichen stellt erstmalig Klientinnen und Klienten und Berater/innen Schutzfunktionen der Angst wiederherzustellen. gleichermaßen beschädigt nebeneinander. Nicht mehr nur Vortrag 3 Donnerstag, 21. 9. 9.15 Uhr individuell zu reflektierende Biografien sind unsere Heraus- forderung, sondern eine kollektive Verunsicherung, die uns Dr. Andreas Krüger Helfer/innen eine neue Selbstreflexion abverlangt. Welche Mehr Angst geht nicht Ausstattung brauchen Berater/innen aktuell, wenn sie Rat- Psychische Traumatisierung bei Kindern und suchende auf ihrem Weg aus der Angst hin zur Übernahme Jugendlichen erkennen, verstehen, versorgen von Selbstverantwortung begleiten wollen? Cordula Strat- mann lässt Sie an ihrer Auseinandersetzung teilhaben. Die meisten Patientinnen und Patienten mit einer Trauma- Folgestörung leiden unter extremen Angstzuständen. Nicht Vortrag 6 Freitag, 22. 9. 10.45 Uhr immer ist der Zusammenhang mit einer Traumatisierung für Prof. Emily Engelhardt Laien wie Profis leicht zu erkennen. Dies trifft insbesondere auf frühe und komplexe Traumata zu. Im Vortrag wird erläu- »Wenn ich Angst kriege, schreib ich Dir!« tert: Was ist eine psychische Traumatisierung? Woran er- Potenziale der Onlineberatung kenne ich auch frühe Traumata und ihre Auswirkungen? Wie für junge Menschen mit Ängsten kann ich Kinder und Jugendliche geeignet unterstützen? Über Ängste zu sprechen fällt vielen (jungen) Menschen Vortrag 4 Donnerstag, 21. 9. 10.45 Uhr schwer. Die Möglichkeit, mit einer anderen Person online über die eigenen Ängste zu sprechen, haben junge Internetnutzer/ Mechthild Reinhard innen bereits in den 1990er Jahren genutzt. In Selbsthilfeforen Angst vor – Vertrauen in!? unterstützten sie sich gegenseitig und hörten einander lesend Familiäre Herausforderungen in unsicheren Zeiten und schreibend zu. Das Aufschreiben von Themen oder Din- Bislang versuchen wir in unserer abendländischen Gesell- gen, die einem Angst machen, fällt manchen leichter, als dar- schaft immer mehr Sicherheit aus noch mehr Sicherheit zu über zu sprechen. Der Vortrag diskutiert die Frage, wie Kinder gewinnen. Das ist zwar ein verständlicher Lösungsversuch, und Jugendliche mit Ängsten von Onlineberatungsangeboten der Familien-Systeme allerdings oft eher noch tiefer ins profitieren können. Hierbei wird nach einem kurzen Blick auf Problemerleben hineinzieht und sogar Ängste generiert. Wir Online-Selbsthilfeforen vor allem der Fokus auf die Online- bräuchten Theorie- und Handlungsansätze, die Ängste als beratung durch professionelle Berater/innen gelegt. Welche wesentliche Lernchancen deuten, um Sicherheit aus und in Potenziale gerade in der Verschriftlichung von Ängsten liegt, Unsicherheit zu erzeugen – eine Fähigkeit, eine dynamische wird ebenso diskutiert wie die Frage, wie im Videosetting Stabilität, die wir dringender denn je entfalten sollten. Wo- mit jungen Menschen konstruktiv über Ängste gesprochen für und wiefür könnten wir das tun? Im Vortrag und in der werden kann. Wie gelingen Nähe und Empathie in einem vertiefenden Arbeitsgruppe am Nachmittag werden gemein- Medium, dass durch Distanz gekennzeichnet ist? sam Wege erforscht. 16 17
Arbeitsgruppen M1–18 M12 Dr. Timo Nolle Blackout, Bauchweh und kein’ Bock Mittwoch 20. 9. 15.00–18.00 Uhr Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck im M1 Cordula Alfes Klassenraum Wie die Maus und der Schäferhund Freunde werden M13 Dr. Emanuel Pavlic Ängstliche Kinder und ihre Familien mit Schulangst Kinderpsychodrama unterstützen PEP bei Kindern und Jugendlichen M2 Eva Burchard, Eva Dietl M14 Prof. Dr. Thomas Schmaus Hochsensitive Kinder besser verstehen und durch ihre Angstfrei leben lernen Ängste begleiten Impulse aus der Resonanztheorie M3 Hannelore Grauel-von Strünck M15 Petra und Andreas Speth Hypnosystemische Methoden in der Beratung Einführung in die idiolektische Gesprächsführung mit M4 Stefan Hammel Kindern- und Jugendlichen Keine Angst vor der Angst M16 Christine Utecht Die besten hypnosystemischen Interventionen für Die Sandspieltherapie als ressourcenorientierte angstgeplagte Kinder und Jugendliche nonverbale Methode zur Angstbewältigung M5 Prof. Dr. Michael Huss M17 Sarah Wünsch Ein Problem kommt selten allein Erfahrungen von Geflüchteten begegnen Differentialdiagnosen und Komorbiditäten von Sprachreduzierte körperorientierte Angsterkrankungen Interventionsmethoden M6 Andrea Kurz-Michel MD18 Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum Umgang mit Angst und anderen Gefühlen Ängste in der Arbeitssituation – was nun? Gruppen für Kinder aus Trennungs- und Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen und Scheidungsfamilien -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle M7 Malika Laabdallaoui Diese Arbeitsgruppe wird am Donnerstag fortgesetzt. Familien mit Migrationsgeschichte Spezifische Ängste und Zugangswege zu psychosozialen Angeboten M8 Andrea Meents Versagensängste im schulischen Alltag erkennen, verstehen und begleiten M9 Gabriele Meyer-Enders Angstfressende Affen und anderes Getier M10 Dr. Andrea Mohr Mit der Angst in die Freiheit Mit dem Akzeptanz- und Commitment-Training (ACT) selbstbestimmt handeln M11 Frauke Niehues Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz 18 19
M1 M3 Cordula Alfes Hannelore Grauel-von Strünck Wie die Maus und der Schäferhund Freunde werden Hypnosystemische Methoden in der Beratung Ängstliche Kinder und ihre Familien mit Wer sich starken negativen Gefühlen ausgesetzt fühlt, Kinderpsychodrama unterstützen gewinnt in der Regel rasch den Eindruck, dass diese ihn Mit Kindern über ihre Ängste zu sprechen, ist schwierig. Der beherrschen. Im Bemühen, der Empfindung des Ausgeliefert- Weg über Symbole und das Symbolspiel in Form der Teilear- seins und damit verbundener Hilflosigkeit zu entkommen, beit mit Tierfiguren (Aichinger) und des Kinderpsychodrama kann ein Teufelskreis mit einhergehenden Selbstabwertun- (Aichinger/Holl) eröffnet hingegen gute Möglichkeiten in der gen entstehen. Notwendige Bedürfnisse, Fähig- und Fertig- Diagnostik und in der Behandlung von Ängsten. In diesem keiten werden nicht mehr wirklich in den Blick genommen. Workshop wird anhand von Fallbeispielen demonstriert, wie Hier setzen die hypnosystemischen Methoden an, die den mit Hilfe dieser Methoden mit Kindern gearbeitet werden Menschen nicht nur kontextgebunden in seiner Wechselwir- kann. Da der Umgang mit Angst zugleich häufig ein familiä- kung mit anderen Personen, sondern auch mit seinen intra- res Thema ist, wird außerdem gezeigt, wie die Eltern in die personellen Mustern betrachten. Arbeit einbezogen werden können. M4 M2 Stefan Hammel Eva Burchard, Eva Dietl Keine Angst vor der Angst Hochsensitive Kinder besser verstehen Die besten hypnosystemischen Interventionen für und durch ihre Ängste begleiten angstgeplagte Kinder und Jugendliche Hochsensitive Kinder erleben alle Gefühle, Wahrnehmungen Was hilft Kindern und Jugendlichen, die unter ständiger und Empfindungen deutlich intensiver als andere Kinder. Sie Angst oder plötzlichen Panikattacken leiden? Die Antwor- haben oft mit massiven Ängsten zu kämpfen, die aus Über- ten darauf sind so vielfältig wie die Situationen, die uns forderung in der täglichen Reizüberflutung und der Panik vor Klientinnen und Klienten schildern, die unter Angstgefühlen Veränderung und Unkontrollierbarkeit von Situationen entste- leiden, und doch gibt es Methoden, die sich immer wieder hen. Durch ihre Sinnsuche und ihr Denken im Gesamtzusam- bewähren. Mit Praxisdemonstrationen, Fallbeispielen und menhang fühlen sich diese Kinder nicht sicher in der Welt. anschaulichen Beschreibungen werden wirkungsvolle Kur- Im Alltag sind die Eltern von hochsensitiven Kindern daher zinterventionen aus einem breiten Methodenspektrum so häufig mit heftigen Wutausbrüchen, Verweigerung oder star- gezeigt und besprochen, dass sie von den Teilnehmenden kem Rückzugsverhalten konfrontiert. Auch im sozialen Umfeld im Anschluss selbst angewandt werden können. sowie in Schule und Kita fallen diese Kinder oft negativ auf, M5 erhalten schnelle »Diagnosen« und erleben Ausgrenzung. In dieser Arbeitsgruppe wird ausführlich über das Konzept Hoch- Prof. Dr. Michael Huss sensitivität, den bisherigen Forschungsstand und Erfahrungen Ein Problem kommt selten allein damit in der Beratungsarbeit informiert. Betroffenen Familien Differentialdiagnosen und Komorbiditäten von kann durch ein Verstehen dieser charakterlichen Ausprägung Angsterkrankungen und durch eine Veränderung der elterlichen Haltung dazu sehr geholfen werden. Das pädagogische Ziel ist dabei letztendlich Angsterkrankungen treten im Kindes- und Jugendalter nicht die Entwicklung einer immer besseren Selbstregulation des nur häufig auf, sie sind auch oft mit Symptomen/Erkrankun- hochsensitiven Kindes und das Erkennen des Potenzials, das gen assoziiert, die primär anderen Erkrankungen zuzuordnen in diesem Temperamentstyp steckt. sind (Komorbidität). Manchmal liegt aber auch eine andere Erkrankung zugrunde und das klinische Bild zeigt nur Ähn- lichkeiten mit einer Angsterkrankung auf und muss dann di- 20 21
agnostisch abgegrenzt werden (Differentialdiagnose). In dem häusern, Jugendhilfemaßnahmen usw. überrepräsentiert. Hier Workshop sollen klassische Konstellationen von Komorbidi- stellt sich die Frage, was die Betroffenen davon abhält, sich tät und Differentialdiagnose besprochen und an praktischen frühzeitig Hilfe zu holen. In diesem Workshop geht es zum Beispielen erläutert werden. Im Wesentlichen wird es dabei einen um die Vielfalt dieser Zielgruppe, um ihre speziellen um Depressionen, Zwänge, Störungen des Sozialverhaltens, Bedarfe, Problemlagen sowie ihre Ängste und Ressourcen, Autismus-Spektrum-Störungen aber auch um Fragen beglei- zum anderen geht es um ihre Inanspruchnahme der tender somatischer Erkrankungen gehen. präventiven Institutionen und um Zugangsbarrieren. Anhand von eigenen Erfahrungen, Fallbeispielen und Selbsterfah- M6 rungssequenzen werden die Teilnehmenden sowohl für die Andrea Kurz-Michel eigene Haltung als auch für die spezielle Problemlage und Umgang mit Angst und anderen Gefühlen Bedarfe dieser Zielgruppe sowie ihre Ängste und Ressourcen Gruppen für Kinder aus Trennungs- und sensibilisiert. Vor diesem Hintergrund werden Zugangsbarri- Scheidungsfamilien eren reflektiert und Implikationen für die beraterische Arbeit mit den betroffenen Familien herausgearbeitet. Eine Trennung bzw. Scheidung stellt für Eltern und für Kinder meist eine große Belastung dar. Kinder fühlen sich M8 häufig hin- und hergerissen zwischen ihren Eltern. Dann Andrea Meents fällt es ihnen meist schwer, sich den Eltern anzuvertrauen. Versagensängste im schulischen Alltag erkennen, Besonders wenn es viel Streit gibt, geraten die Kinder und verstehen und begleiten deren Bedürfnisse und Gefühle oft aus dem Blick. In der Re- gel nehmen Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit bei Kindern Seit den Maßnahmen, die aufgrund der Corona-Pandemie mit zunehmendem Streitniveau auf der Elternebene zu. In der letzten drei Jahre notwendig waren, sehen Fachleute solchen Situationen haben sich Trennungs- und Scheidungs- eine Zunahme von Ängsten bei Kindern und Jugendlichen, Kindergruppen als sehr hilfreich erwiesen. Im Workshop wird die über das bisher bekannte Maß hinausgehen und deut- es zunächst darum gehen, über kindliche Ängste und ande- lich häufiger zu stärkeren physischen und psychischen Reak- re Gefühle im Kontext der elterlichen (hoch) strittigen Tren- tionen bei Kindern und Jugendlichen führen. Diese berichten nung/Scheidung nachzudenken. Zudem wird ein bewährtes von somatischen Symptomen wie Kopf- und Bauchschmer- Gruppenkonzept für Kinder getrennter/geschiedener Eltern zen oder panikartigen Zuständen in Prüfungssituationen. vorgestellt, und hilfreiche pädagogisch therapeutische Hal- Kinder und Jugendliche erleben starke Versagensgefühle, die tungen Kindern und Eltern gegenüber werden reflektiert. sich in Äußerungen wie »Ich schaffe das nicht!« oder »Ich bin nicht gut genug!« zeigen können. Im Vordergrund steht M7 die Verunsicherung, die Angst, das Gefühl allein und schutz- Malika Laabdallaoui los zu sein und etwas leisten zu sollen, zu dem man sich Familien mit Migrationsgeschichte emotional nicht in der Lage sieht. Dies steht der Leistungs- Spezifische Ängste und Zugangswege zu erbringung entgegen und kann diese zum Teil erheblich beeinträchtigen, da Prüfungen gemieden oder abgebrochen psychosozialen Angeboten werden. Der Workshop wird sich anhand von Fallarbeiten Studien zeigen, dass Familien, Kinder und Jugendliche mit und themenbezogenen Inputs diesem Themenfeld annähern, Migrationsgeschichte besonderen Problemlagen ausgesetzt Ursachen und Wirkungen aufzeigen und verstehbar machen sind, die Familien ohne Migrationshintergrund zumeist er- und zeigen, wie Fachkräfte den betroffenen Kindern, Jugend- spart bleiben. Zudem ist diese Zielgruppe zwar seltener in lichen und Eltern helfen können. Zum Einsatz kommen hier- Einrichtungen der präventiven Hilfen wie z.B. Beratungsstel- bei auch szenisch-systemische Techniken. len für Eltern, Kinder und Jugendliche anzutreffen, dafür je- doch in Einrichtungen der Kriseninterventionen wie Frauen- 22 23
M9 tigen Aspekte, die Einfluss auf das Selbstwertgefühl nehmen Gabriele Meyer-Enders und setzt diese in Bezug zueinander. Es hilft, die Ursache der Schwierigkeiten besser zu erkennen und im Anschluss Angstfressende Affen und anderes Getier die Methodik zur Behebung der Schwierigkeiten individuell Die therapeutische und/oder pädagogische Arbeit mit dem zuzuschneiden. Der Handwerkskoffer zum theoretischen Thema Angst löst auch immer Scham aus. Die Kinder mögen Modell ist gefüllt mit vielen auf einzelne Aspekte des Selbst- sich nicht konfrontativ damit auseinandersetzen. Außerdem wertes zugeschnittene sowie übergreifende Methoden. Hier- gilt es grundsätzlich bei allen Themen, die Sprache der Kin- zu gehören Techniken, mit denen Klientinnen und Klienten der zu treffen, zu verstehen und ihnen die Möglichkeiten zu nicht nur kognitiv, sondern auch emotional erreicht werden, bieten, auf ihre ureigenste spielerische Art zu kommunizie- systemklärende Methoden, Impacttechniken, Metaphern, ren. Eine Möglichkeit ist die Arbeit mit Handpuppen. An aus- Geschichten und vieles mehr. gewählten Praxisbeispielen und in Eigenerprobung beschäf- tigt sich der Workshop mit dem Einsatz von Handpuppen. M12 Dr. Timo Nolle M10 Blackout, Bauchweh und kein’ Bock Dr. Andrea Mohr Prüfungsangst, Prokrastination Mit der Angst in die Freiheit und Leistungsdruck im Klassenraum Mit dem Akzeptanz- und Commitment-Training (ACT) Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck treten in selbstbestimmt handeln der Schule sehr oft auf. Aber auch andere Prüfungen (Fahr- Angst ist eine überlebenssichernde Emotion und gehört zum prüfung, Schulauftritte, Referate) erscheinen subjektiv oft Menschsein dazu. Doch manchmal verselbständigt sie sich, unüberwindbar. Lehrkräfte und andere Fachkräfte stellt dies führt zu massivem Vermeidungs- und Kontrollverhalten und vor zwei Herausforderungen: Erstens bleibt oft nicht viel verhindert dadurch, dass Menschen so leben und handeln, Zeit, weil die nächste Prüfung unmittelbar vor der Tür steht wie sie es eigentlich wollen. Im Rahmen des Workshops und die Not oft groß ist. Zweitens sind die Anliegen meist werden Wege und Methoden aufgezeigt, wie das Akzeptanz- ein Geflecht aus verschiedenen Themen, die alle zusammen- und Commitment-Training (ACT) Menschen dabei unterstützt, hängen und sich bedingen. Die Aufgabe besteht darin, in so mit ihrer Angst umzugehen, dass sie ihr Handeln an ihren einem Moment ein reflexionsfördernder Gesprächspartner zu eigenen Werten ausrichten und ihr Leben selbstbestimmt sein, dann eine (Lern-)Technik zu erklären um gleich darauf und sinnerfüllt gestalten können. als Motivationscoach lösungsorientiert »Gas zu geben«. Im Workshop zum gleichnamigen Fachbuch wird das mehrdi- M11 mensionale Konzept der Fortbildung PAC® (Prüfungs- und Frauke Niehues Auftrittscoaching) vorgestellt. Dabei sind unterschiedliche Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz Haltungen und konkrete »Hands-on«-Techniken integriert: Power-Talk, Lerntechniken, Zeitplanung, mentales Training Die Erhöhung des Selbstwerts ist eng mit der Identität ver- und Methoden zur Reflexion hemmender Glaubenssätze knüpft und wirkt sich auf vielen Ebenen aus. Der Umgang und familiärer Loyalitäten. Zwei körperorientierte Techniken mit dem Thema gestaltet sich jedoch oft schwierig. Häufig werden demonstriert und mit den Teilnehmenden geübt: hat man das Selbstwertgefühl des Klienten in einer Sitzung eine Lerntechnik für tiefes Verständnis komplexer Prüfungs- mit viel Energie aufgebaut, aber der Effekt ist bis zur nächs- themen und eine Methode zur Aktivierung und Übertragung ten Sitzung »verpufft«. Oder die Klientin meldet zurück: kraftvoller Ressourcen auf konkrete Prüfungssituationen. »Vom Kopf her weiß ich, dass ich etwas wert bin, aber ich kann es nicht fühlen.« In dem Workshop wird ein neues Selbstwertmodell vorgestellt. Das Modell umfasst alle wich- 24 25
M13 ist, will oder kann sich auf das, was ihm oder ihr begegnet, Dr. Emanuel Pavlic nur bedingt oder gar nicht einlassen. Diese Haltung kann zu einem Rückzug von der Welt führen – sie kann sich aber Schulangst auch im Zugriff auf sie äußern, im Versuch, sich des Gegen- PEP bei Kindern und Jugendlichen übers zu bemächtigen, es zu verdinglichen, in den Griff zu Angststörungen zählen mittlerweile zu den häufigsten bekommen, sicherzustellen. So oder so – glücklich machen Diagnosen im Kindes- und Jugendalter. Die prozess- und die Beziehungen, die auf diese Weise entstehen, nicht. Wie embodimentfokussierte Psychologie (PEP) gibt Kindern und aber lässt sich in einer Gesellschaft, die vielfach durch Ent- Jugendlichen einfache, leicht zu erlernende Techniken zur fremdung geprägt ist, eine angstfreie Haltung einüben und Selbsthilfe an die Hand, von denen sie unmittelbar profitie- pflegen? ren. In dem Workshop wird gezeigt, wie PEP erfolgreich im M15 Praxisalltag der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einge- setzt werden kann. Petra und Andreas Speth Einführung in die idiolektische Gesprächsführung M14 mit Kindern- und Jugendlichen Prof. Dr. Thomas Schmaus Eigensprache ist die individuelle Art, sich verbal und non- Angstfrei leben lernen verbal mitzuteilen. Jedes Kind und jeder Jugendliche spricht Impulse aus der Resonanztheorie eine eigene Sprache. Durch das Aufgreifen dieser Sprache Die Resonanztheorie des Soziologen Hartmut Rosa interpre- gelingt der Zugang fast spielerisch. Durch das Aufgreifen tiert den Menschen als Beziehungswesen, das auf der Suche von Bildern und Schlüsselwörtern lassen sich individuelle nach einem guten Leben ist. Die – immer nur zeitweilige Ressourcen finden, die eigene Strategien und Lösungen im und im Grunde unverfügbare – Erfüllung dieses Mensch- Umgang mit Ängsten ermöglichen. Die idiolektische Haltung heitsmotivs sieht sie in Relationen, die durch Resonanz und der methodisch sorgfältige und präzise Umgang mit der geprägt sind. Ein Subjekt erlebt dabei, dass sein Gegenüber Eigensprache wird anhand von Fallbeispielen geübt. Denn (die Welt bzw. ein bestimmter Weltausschnitt), mit dem es verstehen kann man den anderen nur in seiner Welt mit auf diese Weise in Kontakt ist, als sprechend, tragend und zuhören statt reden – fragen statt raten – anerkennen statt schwingend erscheint. Es sagt mir etwas, spricht mich an recht haben. und antwortet – eine Erfahrung, die nicht nur mit Menschen, M16 sondern auch mit anderen Lebewesen, ja selbst mit Dingen gemacht werden kann. Misslingende Beziehungen hingegen Christine Utecht sind Zustände der Entfremdung. Die Welt erscheint dann Die Sandspieltherapie als ressourcenorientierte dem Subjekt als leer, kalt, gleichgültig und bedeutungslos nonverbale Methode zur Angstbewältigung (Indifferenz) oder abstoßend und feindlich gesinnt (Repul- sion). Nach einer Einführung in das Grundkonzept, das für In diesem Workshop wird anhand von Fallbeispielen die die Erziehung und Bildung von großer Relevanz ist, wird in therapeutische Methode des Sandspiels vorgestellt, die von der Arbeitsgruppe die Rolle erörtet, welche die Angst darin Dora M. Kalff begründet wurde und auf der analytischen einnimmt. Insofern sie auf etwas gerichtet ist, das als be- Psychologie C. G. Jungs beruht. Diese Methode mit hohen drohlich und damit repulsiv empfunden wird, ist sie mit Ent- nicht verbalen Anteilen eröffnet den Zugang zu präverbalen fremdung verbunden. In Einzelsituationen ist das nicht nur Erfahrungen und ist sehr gut geeignet, Kinder und Jugend- zu verschmerzen, sondern in manchen sogar geboten. Wenn liche bei der Bewältigung von Ängsten zu unterstützen. Angst aber zur Grundgestimmtheit eines Subjektes wird, Das besondere Medium des Sandes stimuliert durch seine dann erschwert oder verhindert sie grundsätzlich resonante taktilen Reize einen direkten Kontakt zum Unbewussten. So Beziehungen. Wer der Welt gegenüber ängstlich eingestellt können unbewusste Elemente, die noch keinen Zugang zu 26 27
Form, Bildern oder Sprache haben, dreidimensional ausge- fahren warnen, so dass wir vorsichtig sein und uns schützen drückt werden. Dadurch wird ein unmittelbarer, intensiver können. In Arbeitssituationen können Ängste von Gedanken Ausdruck, sowohl von realem Erleben, als auch von nicht ausgelöst werden, dass wir nicht alles richtig machen oder artikulierbaren, diffusen oder verstörenden Gefühlen ermög- die Erwartungen nicht erfüllen können. Sie können auch licht. Diese Prozesse verlaufen oft tiefer und schneller als durch die Organisation der Arbeit, eigene oder äußere (zu) in traditionellen Therapien, daher ist die Methode für die hohe Ansprüche, belastende Beziehungen zu Kolleginnen Arbeit in der Erziehungsberatung besonders geeignet. Die und Kollegen oder zur Leitung sowie schwierige Kontakte Sandspieltherapie ist ein ressourcenorientiertes Verfahren, zu Klienten entstehen. Aber nicht immer sind Ängste ange- bei dem sich Kinder und Jugendliche auch ohne besonde- messen und passen zu der Situation, in der sie auftreten. re Fertigkeiten spielerisch ausdrücken und ihre Kreativität In einem Input werden Entstehung und Folgen, wie auch unmittelbar erleben können. Sie können ihre innere Welt hirnphysiologische Reaktionen bei Ängsten erklärt und Mög- externalisieren, ihre eigenen Themen, Gefühle, Ängste und lichkeiten erarbeitet, wie wir jeweils sinnvoll damit umgehen Bedürfnisse projizieren oder auch eigene lösungsorientierte können. Hierzu zählen u.a. Entspannungstechniken, Acht- Bewältigungsstrategien bezüglich ihrer Symptomatik entwi- samkeitsübungen, sowie Veränderung von Einstellungen und ckeln. Reaktionen oder – wenn möglich – Änderung der äußeren Situation. Auch für einen kollegialen Austausch zu allgemei- M17 nen Fragen des Arbeitsalltags besteht in der Arbeitsgruppe Sarah Wünsch selbstverständlich die Möglichkeit. Erfahrungen von Geflüchteten begegnen Diese Arbeitsgruppe wird am Donnerstag fortgesetzt. Für Sprachreduzierte körperorientierte Teamassistentinnen und -assistenten gilt eine ermäßigte Interventionsmethoden Tagungsgebühr in Höhe von nur EUR 140,–. Geflüchtete Kinder und ihre Familien machen eine Vielzahl von potenziell traumatisierenden Erfahrungen, bevor sie in den Kommunen in Deutschland ankommen. Wie kann die- sen besonderen Prägungen und daraus resultierenden Be- dürfnissen in der Beratung begegnet werden? Der Workshop ist zweigeteilt. Im ersten Teil gibt die Leiterin Einblicke in den Lebensalltag der Familien in den deutschen Erstaufnah- meeinrichtungen sowie deren Fluchterfahrungen. Im zweiten, praktischen Teil werden für Einzel- und Gruppensettings geeignete sprachreduzierte und körperorientierte Methoden vermittelt, mit denen verschiedenen Störungsbildern begeg- net werden kann. MD18 Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum Ängste in der Arbeitssituation – was nun? Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen und -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle Ein mulmiges Gefühl, Anspannung, Nervosität, Unbehagen oder andere Zeichen können auf Ängste hindeuten. Grund- sätzlich sind Ängste sinnvoll, denn sie können uns vor Ge- 28 29
Arbeitsgruppen D1–18 D11 Birgit Lattschar Keine Angst vor der Wahrheit! Donnerstag 21. 9. 14.00–17.00 Uhr Schwierige Lebensthemen für Kinder D1 Holger Barkhau in einfache Worte fassen Alles unter Kontrolle? D12 Gabriele Meyer-Enders Umgang mit Ängsten von Jugendlichen und jungen Der neue Sceno-2 Erwachsenen Den Kindern eine Sprache geben D2 Detlef Beck D13 Mechthild Reinhard No Blame Approach Angst vor – Vertrauen in!? Intervention gegen Mobbing an der Schule Familiäre Herausforderungen in unsicheren Zeiten D3 Julia Bröhling-Kusterer Vertiefung des Vortrags Netzwerkgespräche nach dem Modell des Offenen D14 Bettina Schartner-Ebelhäuser, Nora Hogrebe Dialogs Schulabsentismus Abbau und Reduzierung von Ängsten Angst als Ursache und Katalysator D4 Udo Brosette D15 Dr. Manfred Vogt Die Vertreibung der Angst-Monster Lösungsfokussierte und hypnosystemische Wie Eltern kindlichen Ängsten begegnen können Interventionen in der Arbeit mit Kindern und D5 Thomas Dietz Jugendlichen Manchmal müsste man zaubern können! D16 Christoph Welz Therapeutisches Zaubern für Kinder, Jugendliche und Hypnotherapie mit belasteten Jugendlichen Familien In die Kristallkugel schauen und darauf bauen D6 Christine Goßmann-Lindberg D17 Vera Wülker Eine Gruppe für Kinder im Grundschulalter Klimaangst – hilfreich oder hinderlich? D7 Florian Hammerle Intervention und Prävention All eyes on me MD18 Gabriele Kremer, Hansjörg Tenbaum Soziale Angststörungen – Einordnung, Hintergründe Ängste in der Arbeitssituation – was nun? und Handlungsoptionen Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen D8 Olaf Jacobsen-Vollmer und -assistenten im Sekretariat der Beratungsstelle Kindliche Ängste in der Kita Fortsetzung der Arbeitsgruppe vom Mittwoch Chancen eines zugehenden Beratungsangebots D9 Dr. Andreas Krüger Mehr Angst geht nicht Psychische Traumatisierung bei Kindern und Jugendlichen erkennen, verstehen, versorgen – Vertiefung der Erkenntnisse aus dem Vortrag D10 Constantin Kuhlmann Was die Angst im Leistungssport uns für das echte Leben lehren kann 30 31
D1 D3 Holger Barkhau Julia Bröhling-Kusterer Alles unter Kontrolle? Netzwerkgespräche nach dem Umgang mit Ängsten von Jugendlichen Modell des Offenen Dialogs und jungen Erwachsenen Abbau und Reduzierung von Ängsten Welchen unterschiedlichen Arten von Ängsten begegnen wir In der Arbeit mit Menschen mit Krisenerfahrung hat sich in der Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen? das Angebot von Netzwerkgesprächen nach dem Modell Welche Hintergründe haben diese Ängste? Wie kann in der des Offenen Dialogs bewährt. Der Offene Dialog kommt Beratung der jungen Menschen hilfreich auf diese Ängste ursprünglich aus der finnischen Arbeit mit Menschen mit eingegangen werden und welche Interventionen haben sich Psychoseerleben und wird heute international diagnoseof- bewährt? Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis werden fen eingesetzt. Im Workshop wird das Modell des Offenen im Workshop im kollegialen Austausch differenzierte Pers- Dialogs und die im Zentrum stehende Intervention des Netz- pektiven auf das Phänomen »Angst bei jungen Menschen« werkgespräches kurz vorgestellt. Anschließend wird in einer erarbeitet und Erfolg versprechende Beratungsansätze ver- praktischen Übung intervisorisch der Umgang mit Ängsten mittelt. erfahrbar gemacht. Abschließend soll ein offener Austausch über Umsetzungsideen entstehen. D2 Detlef Beck D4 No Blame Approach Udo Brosette Intervention gegen Mobbing an der Schule Die Vertreibung der Angst-Monster Wie Eltern kindlichen Ängsten begegnen können In der Erziehungsberatung werden immer wieder Kinder und Jugendliche vorgestellt, die möglicherweise Opfer von Mob- In frühen Zeiten des Menschseins waren Ängste Garant für bing geworden sind. Vielfach stellt sich in dieser Situation das Überleben. Sie waren Auslöser für Angriff oder Flucht. die Frage, ob es sich tatsächlich um Mobbing handelt und In heutiger Zeit bedarf es einer differenzierten Betrachtung, wenn ja, wie in diesem Fall gehandelt werden kann. Der um mit den Überbleibseln der Evolution umzugehen. Ängste Workshop beschäftigt sich mit diesen Fragen und fokussiert gehören zu den führenden psychiatrischen Diagnosen im die folgenden inhaltlichen Schwerpunkte. Mobbing erken- Kindes- und Jugendalter. Zehn bis 15 Prozent der Kinder und nen: Wie kann Mobbing seitens der pädagogischen Fach- Jugendlichen in Deutschland leiden unter Angstzuständen. kräfte frühzeitig erkannt werden? Welche Signale, Handlun- Die Folgen der Pandemie verweisen auf einen deutlichen gen sind wahrnehmbar, welche Informationsquellen stehen Anstieg der Betroffenen. Sie treten aus der Reihe der Ent- zur Verfügung? Mobbing-System: Was bedeutet es, Mobbing wicklung entsprechenden Angsterfahrungen von Kindern und als System zu verstehen? Welche Dynamiken stehen dahin- Jugendlichen heraus und setzen sich ohne »Behandlung« ter? Wer sind die Beteiligten? No Blame Approach: Was tun, meist im Erwachsenenalter fort. Als Ängste Erwachsener wenn Mobbing da ist? Wie lässt es sich stoppen? Überblick wirken sie stark in das Familiensystem hinein und stellen über die zentralen Schritte des No Blame Approach, eines die Erwachsenen (Eltern) vor besondere Herausforderungen. lösungsfokussierten Interventionsansatzes zum Stopp von Im Workshop wird das Augenmerk auf die Ankerfunktion der Mobbing in der Schule, der konsequent ohne Schuldzuwei- Eltern gelenkt. Wie können Eltern handeln, wenn die »Mons- sung und Bestrafung arbeitet. ter der Angst« die Beziehung zu ihren Kindern beherrschen, wenn sie hilflos entweder wegschauen, den Forderungen, die aus der Angst folgen, grenzenlos folgen oder gar jegli- ches Hilfeangebot verweigern. Anhand eines konkreten Fall- beispiels soll die besondere Bedeutung gelingender Anker 32 33
in der Eltern-Kind-Beziehung mit Ideen des Elterncoachings D7 unter Beteiligung der Teilnehmer/innen herausgearbeitet Florian Hammerle werden. All eyes on me D5 Soziale Angststörungen – Thomas Dietz Einordnung, Hintergründe und Handlungsoptionen Manchmal müsste man zaubern können! Soziale Angststörungen finden sich bei ca. zwei bis drei Therapeutisches Zaubern für Kinder, Prozent der Kinder und Jugendlichen. Betroffene versuchen, Jugendliche und Familien Situationen zu vermeiden, in denen sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Der Workshop vermittelt einen Zu zaubern oder verzaubert zu werden, bedeutet, einzu- Überblick über Soziale Angststörungen, grenzt diese von tauchen in eine andere Welt, loszulassen und gelassen zu altersentsprechenden Verhaltensweisen ab und fokussiert werden. Therapeutisches Zaubern ist eine Kombination aus Hintergünde. Daneben werden praxisbezogene Handlungs- Zaubern und Hypnotherapie. Durch Zaubern wird scheinbar möglichkeiten im Kontext der Erziehungshilfe erarbeitet. Unmögliches möglich. Therapeutisch eingesetzt, ist es des- halb ein faszinierendes und besonders sinnliches Medium, D8 um mit Kindern, Jugendlichen und auch mit Erwachsenen Olaf Jacobsen-Vollmer (ja, und auch mit dem inneren, staunenden Kind in jedem Kindliche Ängste in der Kita von uns) in Kontakt zu kommen und in magischer Atmo- sphäre zauberleicht Lösungsprozesse in Gang zu setzen. So Chancen eines zugehenden Beratungsangebots kann therapeutisches Zaubern in der Beratungsarbeit bei Im Kindergartenalter zeigen Kinder über verschiedene Si- Ängsten hilfreich eingesetzt werden, um Kinder, Jugendliche tuationen und Entwicklungsalter hinweg eine Vielzahl von und Familien zu unterstützen. In angenehmer und entspann- Ängsten. Insbesondere bei Übergängen in neuen Situationen ter Atmosphäre haben die Teilnehmer/innen in diesem Work- und bei unbekannten Anforderungen, wie beispielsweise shop die Möglichkeit, dies selbst zu erfahren, zu erleben, zu während der Eingewöhnung zeigen Kinder sich verunsichert erspüren und natürlich zu erlernen – mit allen Sinnen. oder reagieren mit Ängsten. Auch Eltern können Ängste in Bezug auf neue oder ungewohnte Situationen entwickeln, D6 die sich auf die kindliche Angstbewältigung auswirken kön- Christine Goßmann-Lindberg nen. Die Evangelische Psychologische Beratungsstelle Mainz/ Eine Gruppe für Kinder im Grundschulalter Mainz-Bingen bietet ein zugehendes Beratungsangebot in Kindertagesstätten an. Die Sprechtage sind ein nieder- Wie kann es gelingen, einen unterstützenden Raum im schwelliges Angebot, das im vertrauten Umfeld stattfindet Rahmen eines Gruppenangebots zu schaffen für Kinder, die und auf Wunsch der Eltern mit den Kita-MitarbeiterInnen noch mutiger werden wollen, die Lust haben, neue Fähig- oder anderen Kooperationspartnern vernetzt werden kann. keiten zu entdecken und die noch besser verstehen wollen, In dem Workshop wird dieses Beratungsangebot vorge- wie das mit der Angst und dem Mut genau funktioniert? Im stellt und am Beispiel von Fallvignetten werden mögliche Workshop werden die konzeptionellen Grundideen und der Interventionen und Kooperationen reflektiert. Es werden Ablauf eines solchen Gruppenangebots in einer Erziehungs- Gelingensfaktoren und Chancen in den Blick genommen, die beratungsstelle vorgestellt und im Sinne einer Ideenbörse erfolgreiche Kooperationen von Eltern, Kita und Erziehungs- für die Praxis Geschichten, Spiele, Rollenspiele und andere beratung ausmachen, um kindliche Ängste in der Kita mög- Materialien für die Gestaltung der Gruppensitzungen gesam- lichst gut aufzufangen. melt und teilweise zusammen ausprobiert. 34 35
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