Wirksamkeitsdialog - Jugendverbandsarbeit - mehr als Du denkst! - Arbeitskreis Jugend Essen
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Wirksamkeitsdialog Jugendverbandsarbeit – mehr als Du denkst! MÜLHEIM ESSEN OBERHAUSEN
Vorwort In regelmäßigen Abständen stellen die Essener Jugendverbände ihre Arbeit mit Essener Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor. Zum einen um die Qualität der Arbeit zu sichern, zum anderen um die Vielfältigkeit der Angebote zu zeigen. Dieser Wirksamkeitsdialog stellt die Am Ende des Wirksamkeitsdi- Schulungs- und Bildungsangebote der alogs finden Sie eine Auflistung Essener Jugendverbände in den Fo- der Orte der Jugendverbands- kus. Die Verbände stellen beispielhaft arbeit in Essen. Angebote aus verschiedenen Themen- bereichen wie z. B. der ökologischen, Wir wünschen Ihnen eine politisch und sozialen sowie der me- informative und spannende dienbezogenen Bildung vor. Lektüre. Das verdeutlicht das Selbstverständnis der Jugendverbandsarbeit sowie Ziele Für den Arbeitskreis und die Bedeutung der Jugendverbände Jugend Essen in der Gesellschaft. Die unterschied- lichen Berichte der Jugendverbände zu verschiedenen Angeboten schaffen Transparenz der Inhalte der Jugend- Pia Kötter verbandsarbeit, aber sollen vor allem Geschäftsführerin Gespräche zwischen Kommunalpolitik, Stadtverwaltung und Jugendverbänden über die Bedeutung der Jugendver- bandsarbeit in der Stadtgesellschaft ermöglichen. Jug
Inhalt 1. Jugendverbände und ihre Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1. Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2. Zielgruppe und Ziele der Jugendverbandsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3. Bedeutung in der Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2. Arbeitsformen der Jugendverbandsarbeit . . . . . . . . . . 6 2.1. Förderung der Ehrenamtlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2. Kinder- und Jugendfreizeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3. Internationalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4. Ferienspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.5. Jugendclubs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3. Schulungs- und Bildungsangebote. . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.2. Bildungsangebote der Jugendverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. Jugendverbandsarbeit in Essen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5. Literatur: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Jugendverbandsorte in Essen
1. Jugendverbände und ihre Prinzipien Jugendverbände sind Orte der Selbstorganisation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In den einzelnen Verbänden schließen sich junge Menschen mit ähnlichen Interessenslagen zusammen. Jugendverbandsarbeit beruht dabei auf folgenden Prinzipien: Selbstorganisation Partizipation Das Selbstverständnis von Jugend- Die Verbände werden durch ehrenamt- Alle jungen Menschen reden mit, wenn verbänden beruht darauf, dass liche Vorstände geführt. Kinder und es darum geht, zu entscheiden, welche „Ziele, Leitbilder, Prämissen [...] Jugendliche planen und führen ihre Aktivitäten der Verband anstrebt und darauf ausgerichtet [sind], die Aktivitäten selbst durch. welche Positionen er bezieht. Selbstbestimmung, Selbstorganisa- tionskompetenz, Selbstverwirkli- Ehrenamtlichkeit Werteorientierung chung, soziale und kommunikative Kompetenz, Beteiligungs- und Der größte Teil der Jugendverbandarbeit Jugendverbände sind Wertegemein- Demokratiefähigkeit der Kinder wird durch Ehrenamtliche in ihrer Frei- schaften. Ihr Handeln orientiert sich und Jugendlichen zu fördern“ zeit geleistet. Ehrenamtliches Engage- an der spezifischen Wertevorstellung, ment ist ein grundlegendes Moment die auch den Charakter der Angebote (Middendorf 2002, S.12). der Jugendverbandsarbeit (vgl. von der prägen. Gathen-Huy 2009, S.1). Freiwilligkeit Im Gegensatz zur Schule entscheiden junge Menschen selbst, ob und an wel- chen Aktivitäten sie teilnehmen wollen. 2
1.1. Gesetzliche Grundlagen Die gesetzlichen Grundlagen zur Förderung der Jugendverbandsarbeit ergeben sich aus §§ 11, 12 und 74 SGB VIII. Hierin ist die Förderung der Ent- wicklung junger Menschen sowie die Bereitstellung entsprechender Angebote festgehalten. Zudem wird die finan- zielle Förderung der eigenverantwort- lichen Tätigkeit der Jugendverbände und -gruppen „unter Wahrung ihres satzungsgemäßen Eigenlebens“ (§ 12 Absatz 1 SGB VIII) festgelegt. Die durch den Gesetzgeber ausgespro- chene Förderverpflichtung knüpft allein an die Existenz der Jugendverbände und -gruppen an, und nicht an die Übernah- me eines Leistungskatalogs des jewei- ligen Jugendverbandes. Es handelt sich um eine kommunale Pflichtaufgabe (vgl. Wiesner/Bernzen/Kößler 2013, S.7ff ). 1.2. Zielgruppe und Ziele der Jugendverbandsarbeit § Für Essen erfolgt die Förderung entspre- chend dem kommunalen Kinder- und Jugendförderplan (1658/2016/5). Zielgruppe der Jugendverbandsarbeit sind alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 6 und 27. Das Angebotsspektrum richtet sich sowohl an Mitglieder des jeweiligen Verbandes als auch an Nicht-Mitglieder. Jugendverbandsarbeit ist Teil der mit ihren vielfältigen Bildungs-, Freizeit- zichtbaren Beitrag zum Hineinwachsen Jugendarbeit nach § 11f SGB VIII. Sie und Erholungsangeboten junge Men- von Kindern und Jugendlichen in die befähigt zur Selbstbestimmung und zu schen in ihrer Eigeninitiative, Eigenver- demokratische Gesellschaft. gesellschaftlicher Mitverantwortung antwortung, Selbstständigkeit und ihrem und regt zum sozialen Engagement an. Engagement für die Gemeinschaft zu Jugendverbände haben den Anspruch, fördern. Sie leisten damit einen unver- 3
Ziele der Jugendverbandsarbeit sind daher: Stärkung von gesellschaftlicher Fähigkeiten entsprechen. Typisch ist hier Erfahren und Erleben aktiver Sozialisa- Verantwortungsübernahme die Übernahme von Gruppenleitungen, tion. Ferienfreizeitbetreuungen, aber auch die Durch die gelebte Selbstorganisation Übernahme von Vorstandstätigkeiten Mit dieser Praxis trägt Jugendverbands- der Jugendverbände werden Kinder und oder Öffentlichkeitsarbeit. Unterstützt arbeit den unterschiedlichen Interessen Jugendliche frühzeitig dazu befähigt, werden sie dabei durch hauptberufliche und Fähigkeiten von Kindern und Verantwortung in der Gesellschaft wahr- Mitarbeitende in den Jugendverbänden, Jugendlichen Rechnung. Sie unterstützt zunehmen, Entscheidungen zu treffen die z. B. Unterstützung bei der fachli- sie in der Erfüllung der alterstypischen und umzusetzen. chen Weiterentwicklung der Jugendver- Aufgaben mittels: bandsarbeit, Organisation von Schu- lungs- und Bildungsangeboten sowie bei » Entwicklung eigenständiger Beiträge administrativen Aufgaben leisten. zur Erziehung und Bildung Stärkung von Partizipation und Mitwirkung » Herausbildung von persönlicher Identität, Wertsetzung und Toleranz In der Jugendarbeit machen Kinder und Ermöglichung der Entwicklung eines Jugendliche Erfahrungen von Mitbe- eigenen Wertesystems » Einsicht in gesellschaftliche Zu- stimmung, lernen Interessen zu formu- sammenhänge zu vermitteln und lieren und Aushandlungsprozesse zu Gesellschaftliche Umbrüche prägen auch zu gemeinsamem gesellschaftlichen gestalten. Fortgeführt wird dies durch die Lebenslagen und Erfahrungswelten Handeln beizutragen Meinungsbildungsprozesse auf allen von Kindern und Jugendlichen. Jugend- Ebenen der Jugendverbände bis zur verbandsarbeit bietet Kindern und » Interessensvertretung durch Jugend- Übernahme von Leitungsfunktionen. Jugendlichen in Zeiten fortschreitender liche selbst und/oder durch die von Jugendverbände sind damit „Werkstätten Globalisierung mit ihren werteorien- ihnen gewählten Vertreter_innen der Demokratie“. (DBJR 2018, S.1) tierten Ansätzen Orientierungshilfen. Jugendverbände nehmen die aktuellen » Ort gemeinsamen Lebens und Ler- gesellschaftlichen Trends auf und entwi- nens zu verstehen (vgl. Stadt Essen ckeln Angebote, die auf Gemeinschafts- 2016, S.8) Förderung ehrenamtlichen erlebnissen und Mitgestaltung basieren. Engagements junger Menschen Jugendverbände sind neben Familie und In der Jugendarbeit der Jugendverbände Schule die dritte Sozialisationsinstanz. engagieren sich Kinder und Jugend- Sie sind ein eigenständiger Raum, in liche - in einem geschützten Rahmen dem Bildung und Erziehung geschieht. – ehrenamtlich, indem sie Tätigkeiten Die Einbindung in gleichaltrigen Grup- übernehmen, die ihrem Wissen und pen (Peers) ermöglicht eine spezifische Entwicklung von Identität, aber auch das 4
1.3. Bedeutung in der Gesellschaft Jugendverbände sind Ende des 19. Jahrhundert aus der Jugendbewegung entstan- den mit dem Ziel jugendgemäße und selbstgestaltete Lebensformen und -räume zu ermöglichen (vgl. Herrmann 1991, S.32 / Riekmann 2011, S.163). Durch die Zusammenarbeit unter Auch nach der demokratischen Neuaus- schauungen bei. Junge Menschen kön- Gleichaltrigen sollten Selbsterziehung richtung Deutschlands ab 1945 haben nen so in einer durch Mannigfaltigkeit und Persönlichkeitsbildung ermög- Jugendverbände eine wichtige Rolle geprägten demokratischen Gesellschaft licht werden – fern von Schule und gespielt: Demokratiebildung. Durch die aufwachsen. „Jugendverbände tragen Familie (vgl. Herrmann 1991, S.33 und unterschiedlichen Werteorientierungen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung vgl. von der Gathen-Huy 2009, S.11). unter jungen Menschen schaffen es die einer demokratischen und solidarischen Die geschafften Freiräume und Orga- Jugendverbände eine Bandbreite an Ori- Zivilgesellschaft bei“ (Landesjugendring nisationsformen boten den Akteur_in- entierungsmöglichkeiten zu bieten, um Berlin 2019). nen die Möglichkeit ihren Interessen eine vielfältige und tolerante Gesellschaft nachzugehen (vgl. Schäfer 2019, S.161). zu unterstützen. Die Förderung der „Dieses pädagogische Phänomen der Jugendverbandlichkeit in ihrer Vielfalt Gleichaltrigenerziehung, die als organi- ist die Antwort auf die Gleichschaltung sierte Gleichaltrigenerziehung den Kern der Jugendorganisationen im National- verbandlicher Jugendarbeit ausmacht, ist sozialismus ab 1933. Die Pluralität der ein so in keinem anderen pädagogischen Werteorientierung der Jugendverbände Feld vorfindbares Phänomen“ (Gängler trägt einen Beitrag zur Sicherstellung 2018, S.742) unterschiedlicher Werte und Weltan- 5
2. Arbeitsformen der Jugendverbandsarbeit 2.1. Förderung der Ehrenamtlichkeit Ehrenamtlichkeit ist ein Wesens- merkmal der Jugendverbandsarbeit. Exkurs: Juleica Die Förderung der ehrenamtlichen Mitarbeitenden speziell die Aus- Die JULEICA (Jugendeiter_innencard) ist und Fortbildung insbesondere der eine bundesweit einheitliche Ausweiskarte für Jugendgruppenleiter_innen sind ehrenamtliche Mitarbeiter_innen in der Kinder- und Jugendarbeit. wesentlich für die Jugendverbands- arbeit. Wer ein JULEICA Seminar absolviert hat, einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat, mindestens 16 Jahre alt ist und ehrenamtlich aktiv ist, kann die JULEICA be- Durchgeführt werden Schulungen zu antragen. Damit gehörst du zu den Menschen, die auch offiziell zeigen, dass sie pädagogischen Themen, aber auch sich für andere Kinder und Jugendliche engagieren. Allgemeine Informationen Seminare zu Themen wie beispiels- unter www.Juleica.de. Alle Teilnehmer_innen erhalten im Anschluss an das weise Medienpädagogik, Kindeswohl Seminar eine Teilnahmebestätigung, auch die noch nicht 16 Jahre alt sind. Die und Schutz vor sexueller Gewalt. Die Beantragung der JULEICA kann am Tag des 16. Geburtstags auf den Weg ge- Ausbildungskonzepte differieren von bracht werden. Verband zu Verband und sind immer an die Werteorientierung des jeweili- gen Jugendverbandes geknüpft. Die Jugendleiter_in-Card (JULEICA) Vereinzelt sind mit der Karte Vergüns- Kleinere Jugendverbände, die keine ist eine bundesweit einheitliche Aus- tigungen verbunden, über die gesell- eigenen Weiterbildungsangebote vor- weiskarte für ehrenamtliche Mitarbei- schaftliche Anerkennung für das ehren- halten können, nutzen die Angebote ter_innen in der Jugendarbeit. Sie dient amtliche Engagement zum Ausdruck der größeren Essener Jugendverbände zur Legitimation und als Qualifikations- gebracht wird. oder nehmen an den Angeboten ihrer nachweis gegenüber den Trägern von Landesverbände teil. Jugendarbeit. 6
Neben einem klaren Themenspektrum Die Teilnahme von Jugendlichen aus Juleica Kursen („Basiskurs“ in der ersten erfolgt die Schulung zur Juleica in viel- Migrant_innen(jugend)organisationen Osterferienwoche und „Crash-Kurs“ an fältigen Formaten. Ob Wochenkurse, wird ebenfalls über die Kooperation drei Wochenenden im Herbst) kommen Abendveranstaltungen, Tagesveranstal- zwischen dem AKJ und den anderen ehrenamtliche Mitarbeiter_innen aus tungen oder Schulungswochenenden, Jugendverbänden ermöglicht. verschiedenen Jugendhäusern und Ge- immer ist eine Mindeststundenzahl von meinden zusammen. Sie lernen mitein- 40 Zeitstunden zu erbringen. Alle zwei ander und voneinander. Jahre sind weitere Schulungseinheiten Juleica-Seminare der zur Verlängerung der Juleica nötig. Evangelischen Jugend Die Seminarinhalte werden praxisorien- tiert vermittelt, die eingesetzten Metho- Für kleinere Verbände ermöglicht der den fördern die Arbeit im Team, ermög- AKJ die Teilnahme an Schulungsmaß- Juleica-Kurse sind ein umfangreiches lichen es Fähigkeiten und Grenzen zu nahmen über die Kooperation der Training für ehrenamtliche Jugend- erproben und regen an, Verantwortung Jugendverbände in der Schulungsarbeit. leiterinnen und Jugendleiter. In den zu übernehmen. 7
Beispiel für einen Tagesablauf im Rahmen eines fünftägigen Juleica-Seminars 8.30 Frühstück 13.00 Pause 19:00 Was heißt Jugendarbeit – Erläute- 9.15 Tagesbeginn, Rückblick, Ausblick, rungen zum §11 SGB VIII; 14.00 Rechtsfragen in der Jugendarbeit; Aktivierungsaktion Erfahrung der Teilnehmerinnen 19:15 Meine Jugendarbeit; Entwicklung 9.30 Thema Führen und Leiten zu rechtlich schwierigen Situatio- einer Flipchart / Mindmap zur Thematischer Beginn, mittels nen in der Jugendarbeit; Vortrag eigenen Jugendarbeit; Vortrags zumeist per PowerPoint mit Visualisierung und aufgreifen • Erreichte Gruppen, Alter, visualisiert, ergänzt durch Er- der Erfahrungen der Teilnehmer_ Anzahl, Besonderheiten fahrungsbeispiele der Teilnehme- innen • Mitarbeiter_innen, Haupt- rinnen. beruflich, Ehrenamtlich, 15:30 Kaffeepause andere Mitarbeitende Das Thema beinhaltet u.a.: 16:00 Fortsetzung Thematik „Rechts- • Ausstattung, Lage, Besonder- • Klassische Führungsstile, fragen“; Diskussion von Fallbei- heiten der Räume • Situationsorientiertes Führen spielen; Erarbeiten von eigenen • Inhaltliche Schwerpunkte von Teams/Gruppen; Rechtspositionen in Kleingruppen • Der eigene Beitrag als Ehren- • die Rolle der Leitung/Führung amtliche in der Jugendarbeit in Gruppen/Teams; 16.45 Plenum: Präsentation der Ergeb- • Besonderheiten • förderliche Eigenschaften / nisse im Plenum in Form einer Verhaltensweisen von Führung; Gerichtsverhandlung zu den 20:00 Vorstellen der eigenen • Führung und Partizipation. Fallbeispielen, Diskussion/Rück- Jugendarbeit fragen 11:00 Kleingruppenarbeit, praktische, 20:45 Reflexion der vorgestellten An- erlebnisorientierte Übungen; Eine 17:30 Spiel (15-20’) oder Action-WUP gebote: Welche scheinen beson- Teilnehmerin erhält die Aufgabe, z.B. Interaktionsspiel „Wäsche- ders geeignet zur Förderung der eine Gruppe in der Erledigung klammern“ etwas auflockerndes Entwicklung? einer komplexen Praxisaufgabe Abschließendes für den theoreti- 21:00 Tagesrückblick zu führen. Aufgabe ist: Bau eines schen Nachmittag Turms aus 500g Zeitungspapier 21:30 Freizeit 18.00 Abendessen & Pause und einer Rolle Tesafilm; 11:30 Präsentation der Gruppenergeb- nisse im Plenum; Bewertung des Produkts. Reflexion der Erfah- rung der führenden Gruppen- mitglieder; Rückmeldung der Gruppenteilnehmerinnen über ihre Erfahrung in der Gruppen- arbeit. 12.30 Mittagessen 8
2.2. Kinder- und Jugendfreizeiten Die Planung, Organisation und » Die Förderung der seelischen, geis- Ferienfreizeiten sind darüber hinaus für Durchführung von Kinder- und Ju- tigen und körperlichen Entwicklung ehrenamtliche Leiter_innen wie für Teil- gendfreizeiten sind ein traditioneller junger Menschen. nehmende Orte der Selbstorganisation Schwerpunkt der Jugendverbands- und Partizipation (vgl. hierzu auch Stadt arbeit. Für die teilnehmenden Kinder » Die Vermittlung der Erfahrung sozia- Essen 2016, S.9). Sie sind in vielerlei und Jugendlichen bieten sie Erholung, ler Beziehungen untereinander. Hinsicht ein Erfahrungs- und Lernfeld. Entspannung, Selbstverwirklichung Alle Kinder und Jugendliche können und Selbstfindung. Die Essener Ju- » Den Ausgleich sozialer Benachtei- hier unabhängig von Elternhaus und gendverbände bieten Ferienfreizeiten ligung ermöglichen. Kinder und Schule neue Rollenmuster und Verhal- zu unterschiedlichen Zielen in NRW, Jugendliche, deren Eltern sich keinen tensweisen ausprobieren, soziale Kom- in Deutschland und Europa an. Familienurlaub leisten können, sollen petenzen erlernen oder ausbauen, Auf- die Möglichkeit haben, sich in den gaben und Verantwortung für sich und Mit dem Angebot von Ferienfreizeiten Ferien fernab von ihrem Alltag zu die Mitreisenden übernehmen, Grenzen sind mehrere Ziele verbunden: erholen. testen und Neues kennenlernen. 9
Exkurs: Ferienfreizeiten Kreisjugendwerk der AWO: Für alle und jederzeit wieder – Ferien ohne Eltern! Ferienfreizeiten sind aus dem Programm des Kreisjugendwerkes der AWO Essen nicht wegzudenken. Jedes Jahr nehmen über 200 Kinder und Jugendliche sowie etwa 40 ehrenamtliche Betreuer_innen an den Sommerfahrten teil. Neben den bekannten Ferienfreizeiten werden heute beispielsweise eine Kanu- Klettertour in Südfrankreich, eine Segelfreizeit in Holland, Reiterfreizeiten auf dem Ponyschloss, eine Surffreizeit am spanischen Atlantik oder Strand- und Cityfreizeiten bei Rom angeboten. Diese bietet jährlich weit über 100 Kindern aus verschiedenen Jugendwerken deutschlandweit die Möglichkeit, sich auszutauschen sowie Demokratie und Partizipation aktiv und spielerisch zu erlernen und zu erleben. So werden beispielsweise Ministerien gebildet, die eigenständig über die Ausgestaltung ver- schiedener Freizeitbereiche entscheiden. Bei den Ferienfreizeiten werden Begegnungen unter den Teilnehmenden ge- schaffen, die im Alltag oftmals gar nicht oder nur begrenzt möglich sind. Es besteht die Chance, vermeintlich Fremde kennen zu lernen, mit ihnen eine Gruppe zu bilden und gemeinsam eine Ferienfreizeit zu gestalten. Der Zugang zu den Fahrten ist Kindern und Jugendlichen, abhängig von ihrer sozialen Herkunft, allerdings unterschiedlich gut möglich. Es reicht nicht allein, das Angebot ‚theoretisch‘ für alle offen zu halten. Vielmehr legt das Kreisjugendwerk einen besonderen Wert darauf, das Angebot auch über soziale Dienste, Jugendhäuser, Migrant_innenselbstorganisationen etc. bekannt zu machen. Es gilt, mögliche Vorbehalte und Ängste der Eltern sowie bürokratische Hürden abzubauen und eine umfassende persönliche Beratung über Anmeldeverfahren, Ablauf der Ferienfreizeit und die Betreuung zu gewährleisten. Darüber hinaus unterstützt das Jugendwerk bei der Antragstellung von Zuschussgeldern. 10
Nicht zuletzt leistet die 2004 ins Leben gerufene Spendenaktion „Kinderur- laubspatenschaften“ einen wichtigen Beitrag, um Kindern aus einkommens- schwachen Familien eine Teilnahme und somit eine Auszeit vom Alltag zu ermöglichen. Voraussetzung für das Gelingen einer Ferienfreizeit ist immer auch das Enga- gement der ehrenamtlichen Betreuer_innen. Sie begleiten und unterstützen die Gruppenbildung in der Rollenklärung, bei Regelvereinbarungen, bei der Programmgestaltung bis hin zur Selbstorganisation der Teilnehmenden und vielem mehr. In jedem Jahr investieren die jungen Ehrenamtlichen viel Zeit und Engagement, um sich in den Seminaren und Workshops auf die verantwortungsvolle Auf- gabe vorzubereiten. Eine Vielzahl von Themen aus dem pädagogischen Bereich, sowie rechtliche Grundlagen, Erste Hilfe, Spiel -und Erlebnispädagogik sowie Deeskalation und vieles mehr finden sich im Schulungsplan wieder. Die umfangreiche und intensive Ausbildung der Teamenden und die verant- wortliche und gewissenhafte Organisation unserer Ferienfreizeiten wird auch in den bundesweit erarbeiteten Qualitätsstandards ‚Jederzeit wieder - Qualität der pädagogischen Ferienfahrten‘ deutlich. Das Kreisjugendwerk verpflichtet sich zur Einhaltung dieser Qualitätsmerkmale und entwickelt diese ständig weiter. Das Kreisjugendwerk Essen bleibt in Bewegung und freut sich auf viele weitere schöne Erlebnisse mit den Kindern, Jugendlichen und Betreu- er_innen auf den Ferienfreizeiten. 11
2.3. Internationalität Die Jugendverbandsarbeit hat eine lange Tradition internationaler Projekte und Begegnungen. Diese internationalen Veranstaltungen ermöglichen jungen Menschen Begegnungen, Solidarität und Toleranz untereinander. Internationale Begegnungen bauen Berührungsängste ab und fördern die Offenheit gegenüber fremden Kulturen. Auch ermöglichen sie die Auseinandersetzung der eigenen kulturellen Gebundenheit und eine Reflexion dieser. Die Internationalität in der Jugendverbandsarbeit ist ein Beitrag zur Völkerverständigung und zur Friedens- arbeit. 2.4. Ferienspiele Für Kinder und Jugendliche, die nicht in den Urlaub fahren (können), bieten die Essener Jugendverbände ein vielfältiges Programm an Ferienspielen an. Die Jugendverbände sehen die Ferienspiele als Chance zur Teilhabe von jungen Men- schen und als einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit an. Ferienspiele bieten die Möglichkeit Freizeit und Erholung vor Ort zu erfahren. Für junge Ehrenamtliche sind Ferienspiele eine Gelegenheit zur Erlernung von Verant- wortungsübernahme, in dem sie sich als Organisator_innen und Betreuer_innen engagieren können. 2.5. Jugendclubs Jugendclubs sind Orte und Treffpunkte, die Kindern und Jugendlichen zur eigenen Gestaltung zur Verfügung stehen. Jugendclubs bestehen aus mindestens einem Raum. Die jungen Menschen entscheiden eigenständig über die äußerliche Gestaltung, wie Anstrich und Möblierung, aber auch über die Inhalte ihres Pro- gramms und ihrer Nutzungszeiten. Die jeweilige Kinder- und Jugendgruppe trifft alle Entscheidungen bzgl. ihres Jugendclubs in Eigenregie. Jugendclubs arbeiten ehrenamtlich. Kinder und Jugendliche können dort, ohne Mitglied eines Verban- des zu sein, dennoch unverbindlich verbandliche Strukturen kennenlernen. 12
Exkurs: Jugendclubs Jugendclub Keller in Essen Altendorf (BDKJ) Der Keller ist der Jugendclub der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) in Essen Altendorf. Die CAJ ist ein katholischer Jugendverband und Mitgliedsverband im Bund Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ), Stadtverband Essen, der sie auch der Stadt gegenüber vertritt. Der BDKJ unterstützt Jugendclubs als Ort verbandlicher Jugendarbeit, weil Jugendclubs Kinder und Jugendliche anspre- chen, die nicht in den klassischen offenen Türen oder in den Jugendverbänden zu finden sind und diese auch außerhalb von Gruppenstunden, nach situationsbezogener Absprache niedrigschwellig erreicht. Der Jugendclub „Keller“ befindet sich im verbandseigenen Haus des CAJ in der Hüttmannstr. 52. Der Club besteht aus einer Garage und einem Gruppenraum. Die Angebote der CAJ bieten Raum für Begegnungen und Beziehungen, gemeinsame Erlebnisse, gemeinsames Handeln und für Freizeit pädagogische Aktivitäten wie Basteln, Handwerken, Kickern, Spielen und Musizieren oder einfach mal Chillen. Zur Zielgruppe des Kellers gehören Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf und junge Erwachsene. Der Fokus liegt auf der Situation von benachteiligten jungen Menschen. Grundlage für das Engagement der CAJ bildet der christliche Glaube. Grundprinzip der CAJ ist es vom Le- ben der Jugendlichen und ihrer konkreten Realität auszugehen. Dies wird deutlich in dem für den Verband ureigenen Bildungsschritt: Sehen – Urteilen - Handeln. Die CAJ ist Erziehungs- und Bildungsbewegung. Dabei geht es der CAJ vor allen Dingen um Persönlichkeitsbildung, Wertebildung sowie die Bildung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen und Förderung von Verantwortung, um damit die Zielgruppe zu befähi- gen, die eigenen Zukunft zu gestalten und sich für die gesellschaftliche Zukunft gestaltend zu engagieren. Hier bietet der „Keller“ den Jugendlichen einen guten und wichtigen Ort, um über die eigene Lebenssitua- tion zu sprechen. Dies führt dann auch zu praktischer, gegenseitiger Hilfestellung bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Die eigene persönliche Situation wird so im gesellschaftlichen Kontext erfahren. Dadurch entwickeln die Jugendlichen Ideen für eigene Aktionen. Hierzu zählen unter anderem die Organisation des internationalen Sommerfestes rund um den Kellertreff mit den Nachbar_innen, die Vorbereitung und Präsenz bei der Demo und Kundgebung am Burgplatz zum 1. Mai. Ebenso kommen hier die Jugendlichen auf coole Ideen für Projekte im Bereich der Berufs- und Lebensorientierung. So wird christliches Zusam- menleben zum Ausdruck gebracht, Heranwachsende bringen sich in der, auch weltlichen, Gemeinde ein und gestalten „Gemeindeleben“ aktiv mit. 13
3. Schulungs- und Bildungsangebote 3.1. Einführung Ein besonderer Schwerpunkt der Jugendverbandsarbeit ist außerschulische Bildungsarbeit. Bildung geschieht in Jugendverbänden nicht eindimensional in einem engen Raum, sondern in unterschiedlichen Bereichen und Settings wie Seminaren, Kursen, Projekten, auf Exkursionen oder auch bei Freizeitangeboten. „Jugendverbände verorten ihre Bil- verbände bereits mit der Teilnahme am dungsarbeit im Bereich non-formaler Projekt „Wir hier – Jugendverbände und bzw. informeller Bildung“ (AKJ 2016, Jugendringe in Kommunalen Bildungs- S.6). Bildung ist aus Sicht der Jugend- landschaften“ (2013-2016) des Landes- verbände „vor allem der umfassende jugendrings NRW dokumentiert. Prozess der Entwicklung und Entfaltung derjenigen Fähigkeiten, die Menschen in die Lage versetzen, zu lernen, ihre Potenziale zu entwickeln, zu handeln, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten“ (Fehling 2011, S.4). Hierbei wird „das Bildungsziel des demokrati- schen Bürgers bzw. der demokratischen Bürgerin als selbstbestimmtes, aber auch sozialverantwortliches Individuum“ (Ahlrichs 2019, S.36) verfolgt. Ent- sprechend vielfältig sind die Bildungs- angebote der Essener Jugendverbände gestaltet und werden auch immer wieder mit Kooperationspartner_innen wie z.B. Schulen durchgeführt. Das Interesse der Jugendverbände, sich in einer durch die Stadt Essen gestalteten Bildungsland- schaft einzubringen, haben die Jugend- 14
3.2. Bildungsangebote der Jugendverbände 3.2.1. Politische und Soziale Bildung DGB-Jugend: Arbeit gegen das Vergessen Diese Fahrten und Gespräche werden chern und übernehmen Verantwortung, der Gräueltaten im Nationalsozialismus entsprechend vorbereitet. Der Besuch dass Geschichte sich nicht wiederholt eines Lagers wird eingebettet in eine und „Nie Vergessen“ wird. Als Gewerkschaftsjugend stehen wir Darstellung der Lebens- und Alltagssitu- für eine antifaschistische Gesellschaft ation der damaligen Zeit. So wurde ein und wollen all den verfolgten, gequäl- Besuch des KZ Dachau ergänzt durch ten und ermordeten Menschen – seien eine historisch-politische Stadtführung es Juden, Sinti und Roma, Menschen durch München, bei der wesentliche mit Behinderungen, Homosexuel- Aspekte der Zeit des Nationalsozialis- len, Gewerkschaftler_innen, politisch mus zur Sprache kamen. So vorbereitet, Andersdenkende – gedenken. Aus der war das Gespräch mit den Zeitzeugen Erinnerung an die Verbrechen der natio- fruchtbar. nalsozialistischen Schreckensherrschaft entsteht für die heutige Generation die Mit den Gedenkstättenfahrten sensibi- Verantwortung, dafür zu sorgen, dass lisieren wir so für die Notwendigkeit, sich Geschichte nicht wiederholt. unsere Demokratie langfristig zu si- Angesichts der aktuellen politischen Tendenzen sind Gedenkstättenfahrten und Seminare zu diesem Thema für Kinder und Jugendliche von besonde- rer Bedeutung. Sie machen Geschichte begreifbar, indem sie die Auswirkung rassistischer und nationalistischer Poli- tik erlebbar nachvollziehen lassen. Dies fördert die Entwicklung einer eigenen politischen Haltung auch mit Blick auf die gegenwärtigen politischen Tenden- zen. Wesentliche Elemente in unseren Fahr- ten sind Besuche in ehemaligen Kon- zentrationslagern, sowie Gespräche mit Zeitzeugen und deren Kindern. 15
Kreisjugendwerk der AWO: Politische und soziale Jugendbildung Das Jugendwerk ist ein basisdemokra- tisch organisierter Jugendverband, in dem die politische und soziale Jugend- bildung eine zentrale Rolle spielt. So erleben unsere Mitglieder auch schon vor dem 16. bzw. 18 Lebensjahr bei der Wahl zu einem neuen Vorstand des Jugendwerks der AWO Essen, wie demokratische Prozesse funktionieren. Sie erleben einen Vorstand, der sich dann intensiv für die Interessen der Kinder und Jugendlichen der Stadt einsetzt. Berlin. Diese erfolgt in Zusammenarbeit Zur Förderung des politischen Interesses mit einem Bundestagsabgeordneten und Beteiligung von jungen Menschen (Dirk Heidenblut). über den Jugendverband hinaus, hat das Jugendwerk der AWO in den letzten Neben einer Besichtigung des Bundesta- Jahren diverse Kampagnen entwickelt. So ges, einem Vortrag zur Arbeitsweise des gab es Projekte, in denen Jugendliche mit Parlaments, ist ein besonderes Highlight Politiker_innen über jugendpolitische das fest etablierte Treffen mit dem Esse- Themen diskutieren konnten, Diskussio- ner Abgeordneten. Das persönliche Ge- nen und Gespräche im Zusammenhang spräch ermöglicht den jungen Menschen mit der Nutzung des „Wahl-o-Maten“ eigene jugendrelevante Themen anzu- oder auch eine Sticker Kampagne zur sprechen. Die direkte Konfrontation mit Landtagswahl 2017. Diese griff die Werte den Menschen, die hinter den in Berlin der Arbeiter_innenbewegung auf und getroffenen Entscheidungen stehen, rief zur Wahlbeteiligung auf. Unterstützt lässt oft sogar neue eigene Projektideen durch einen Cartoon von Michael Holt- entstehen, und regt an, sich im eigenen Schulte erreichte unsere Facebook-Seite direkten Lebensumfeld einzubringen. so 66.338 Menschen, damit der erfolg- reichste Post unseres Verbandes. Des Weiteren nutzen wir die Zeit in Berlin natürlich auch bewusst dazu, Ein wichtiges Element des „politischen deutsche (und internationale) Geschich- Empowerment“ unserer jungen Zielgrup- te praktisch und aus verschiedensten pe ist die jährliche Bildungsfahrt nach Blickwinkeln hautnah zu erleben. 16
3.2.2. Sport-, freizeit- und erlebnispädagogische Angebote Sport-, freizeit- und erlebnispädagogi- Freizeit kann aus dem Blickwinkel sozia- » den Team Spirit oder Gemeinschafts- sches Angebot der Sport Jugend Essen ler Arbeit noch deutlich mehr: bezug erlebbar machen Freizeit findet im sozialen Umfeld » gruppendynamische Prozesse in » Mitbestimmung und Engagement an- statt – in der Familie, in der Schule, der Gang setzen kurbeln oder Empathie befördern. Jugendgruppe oder dem Sportverein. Freizeit in oder außerhalb von Frei- » menschliche Interaktionen und Das Outdoor-Klassenzimmer der Sport zeiteinrichtungen ist keine Beschäfti- partnerschaftliche Kommunikation Jugend Essen wurde ausgehend von die- gungstherapie, sondern ein geeignetes beeinflussen sen Vorüberlegungen hin konzipiert. Es Mittel für die gezielte Steuerung von ist als ein Baukastensystem zu verstehen. Problemen und Prozessen von Erzie- » Partizipation, soziale Orientierung Einzelne Bausteine können genutzt oder hung und Bildung. So dient Freizeit der und gemeinsame Erfahrungen er- in verschiedensten Variationen einge- Selbstfindung und zugleich der Aneig- möglichen sowie das Selbstbewusst- setzt werden, um den Bedürfnissen der nung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und sein und die individuelle Konfliktfä- jeweiligen Gruppen gerecht zu werden. Kenntnissen sowie sozialen, kulturellen higkeit stärken und kreativen Handlungskompetenzen, deren lebenspraktischer Erprobung oder » Phantasie und Kreativität entwickeln dem Ausleben individueller Neigungen und Bedürfnisse. » Bereitschaft zum Risiko erhöhen 17
Der Sport, vor allen Dingen der Aben- teuer- und Erlebnissport, bietet den Zielgruppen ein von vorn herein attrak- tives Lern- und Übungsfeld. Wir nutzen die sportlichen Elemente Kanu fahren, Klettern, Bogenschießen sowie Vertrau- ensspiele. Diese stehen in hohem Maße für viel- fältige Möglichkeiten der Selbsterfah- rung in Bezug auf den eigenen Körper (Entwicklungsstand, Geschlechtsspezi- fik, Gesundheit, Körperbildung und Körperpflege), als auch hinsichtlich einen partizipieren am Outdoor-Klas- sozialer Bezüge (zu Gleichaltrigen, in senzimmer. In den Schulferien wird der Gruppe, zu Erwachsenen und zu aus dem Outdoor-Klassenzimmer ein Personen unterschiedlicher kultureller Angebot unter dem Titel Outdoor-Kids. und sozialer Herkunft). Im Jahr 2019 wurde das Outdoor-Klas- Kinder und Jugendliche brauchen senzimmer an insgesamt 10 Terminen eigene, positive Abenteuer und Erleb- angeboten. Meist als Ganztagsangebot nisse, durch die sie motiviert werden, inklusive Verpflegung. Die Gruppenstär- ihre Energien sinnvoll einzusetzen! Sie ke liegt zwischen 20-30 Teilnehmenden. werden nicht mit Übungen konfrontiert, die nur ein Einzelner, womöglich mit Das Alter der Kinder und Jugendlichen sehr guten, sportlichen Eigenschaften, variiert zwischen 8 und 16 Jahren. Die lösen kann. Lösungsstrategien müssen Geschlechterverteilung kann als ausge- gemeinsam erarbeitet werden. Dabei wogen bezeichnet werden. Auch Kinder werden Fähigkeiten wie Kommunikati- und Jugendliche mit Behinderung on, Mut, Vertrauen, Selbstüberwindung nehmen teil. und Kreativität besonders gefördert und geschult. Das Outdoor-Klassenzimmer der Sport Jugend Essen wird auch von Schulen Zielgruppen des Outdoor-Klassenzim- oder anderen Jugendverbänden genutzt. mers sind Kinder und Jugendliche, die Es besteht bereits seit 1993. i.d.R. als Klassenverband unser Angebot wahrnehmen. Aber auch Kinder- und Jugendgruppen aus anderen freien Ver- bänden (z.B. BDKJ, Diakonie, AWO) wie auch Teams aus den Essener Sportver- 18
3.2.3. Angebote der Partizipation Falken – Partizipation Jugendverbandsarbeit hat zum Ziel, Gesellschaft sowie ungleichen Zugän- die Beteiligung und Partizipation von gen in die Schul- und Arbeitswelt. Hier Kindern und Jugendlichen in der Gesell- kommen Kinder und Jugendliche auf schaft zu stärken. Dabei sind Beteiligung freiwilliger Basis mit anderen und dem und Verantwortungsübernahme zwei Träger der jeweiligen Einrichtung in Seiten einer Medaille. Kontakt. Sie bestimmen, ob und wie sie dabei sein wollen und übernehmen Das Interesse dabei zu sein – zu partizi- so Verantwortung für sich – aber auch pieren – äußert sich schon in der Bereit- bezüglich der Kontakte, die sie knüpfen. schaft zur Teilnahme. Über die Dauer der Teilnahme entwickeln sich die er- In der Auseinandersetzung mit den forderlichen Kompetenzen für Prozesse jungen Besucherinnen beginnt für die der Beteiligung und möglicherweise die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter_ Bereitschaft, Verantwortung zu über- innen der Verbände und Einrichtungen nehmen. Partizipation ist so Prozess- ihre eigentliche Arbeit: die Förderung merkmal von Bildungsprozessen, wie sie der Entwicklung und der Selbstorganisa- in informeller und non-formaler Art in tion von Kindern und Jugendlichen. der Jugendarbeit umgesetzt werden, ent- sprechend ihrem gesetzlichen Auftrag Basis ist die „Beziehungsarbeit“. Über nach §11 SGB VIII. persönliche Gespräche gestalten, ent- wickeln und klären sich die Bezüge der In den Angeboten und Einrichtungen Heranwachsenden. Sie entwickeln Mei- der Jugendverbände lernen Heran- nungen, Haltungen, und Reaktionen, wachsende, sich im Umgang miteinan- erleben und verstehen Konsequenzen. der zu orientieren, lernen Meinungen, Das eigene Verhalten und Reaktionen Interessen und Werte niederschwellig darauf werden transparenter. kennen, welche ihnen die Möglichkeit geben eigene Haltungen und Stand- So trägt die Jugendverbandsarbeit zur punkte selbstbestimmt zu entwickeln. Bildung einer starken, eigenen, positiv Ausgangslage ist hier die Unterschied- formulierten Identität über den Ge- lichkeit der jeweiligen Lebenswelten der brauch der eigenen Vernunft und das jungen Menschen, häufig belastet von Herausbilden von Verantwortungsbe- ungleichen Zugängen zu Ressourcen, wusstsein bei. unterschiedlichen Teilhabechancen an kulturellen und Bildungsangeboten der 19
Wichtig ist dabei immer auch die ge- rechtlichen Aspekte der pädagogischen strukturen und Gremienarbeit wird der meinschaftliche Vereinbarung von Arbeit müssen erworben werden. Die reflektierte Umgang von eigenen und Regeln, Umgangsformen und Angebo- Gruppenleiterschulung der Juleica ist gemeinschaftlichen Interessen immer ten. In diesem Rahmen werden Aspekte ein langjähriges Beispiel einer non-for- wieder gefordert. Es gilt Informationen von Partizipation wie Information, malen Qualifikation. Innerverbandlich weiter zu geben, Meinungen zu erfragen, Anhörung und Einbeziehung bis hin zur gibt es noch zahlreiche weitere non-for- Standpunkte zu diskutieren und Ent- Partizipation durch Mitbestimmung, male Bildungsangebote, die sich über, scheidungen zu treffen und zu erklären. teilweiser Entscheidungskompetenz Trainerausbildungen und verbandlich Damit einher geht ein gesteigertes Maß oder sogar Entscheidungsmacht er- geprägte Bildungsseminare erstrecken. an Verantwortungsübernahme – nicht fahren und von den Heranwachsenden Vielen dieser Ausbildungen liegen nur für sich, sondern auch für die zu praktiziert. Standards zu Grunde, die auch über den vertretenden Gruppen, Gremien, Glie- eigenen Verband hinaus ihre Gültigkeit derungen oder dem gesamten Verein Ergänzt werden diese informellen haben, andere haben ihren Geltungsbe- bzw. Verband. Wer an dieser Form der Bildungsprozesse über non-formale, reich nur für den eigenen Verband. Selbstorganisation Gefallen gefunden verbindliche Angebote und Schulungen. hat, entdeckt bei sich aber auch metho- Pädagogische Methoden der Gruppen- Damit ist das Ende der Partizipation dische oder inhaltliche Grenzen und den bildung, Konfliktlösung aber auch der in der verbandlichen Kinder- und Wunsch sich darin weiter entwickeln zu Partizipation in der Gruppe wollen Jugendarbeit aber noch nicht erreicht. wollen. gelernt werden. Kenntnisse über die Insbesondere innerhalb der Verbands- 20
3.2.4. Geschlechterdifferenzierte Angebote Evangelische Jugend: girlsdanceday Geschlechtsspezifische Arbeit mit Mäd- nen Körperinszenierungen die Freude grafie, die die Gruppen am Ende des chen hat in der Evangelischen Jugend an der Bewegung, dem eigenen Körper Tages den anderen Mädchen vorstellen. eine lange Tradition. Auch wenn sich entgegen. Hier begegnen sich Mädchen So erleben sich die Mädchen unabhän- die Lebenswelten, die Formate und die aus verschiedenen Jugendgruppen und gig von individuellen Voraussetzungen Methoden verändert haben, geht es im Jugendhäusern – auch trägerübergrei- selbstwirksam. Wesentlichen um Chancengerechtigkeit, fend -, aus verschiedenen Kulturen, Verselbstständigung, Selbstpositionie- Religionen, Stadtteilen. Durch die Ko- In der Mittagspause können die Mäd- rung, Gleichberechtigung. operation mit einigen Förderschulen ge- chen essen, chillen oder sich gegenseitig lingt hier auch eine Begegnung zwischen fotografieren und das ausgedruckte Foto Und um Spaß! Spaß heißt ausdifferen- Mädchen ohne und mit Behinderung. mitnehmen. Ein gemeinsamer Tanz zum ziert: sich zu entwickeln, zu bewegen, Abschluss und ein Gruppenfoto runden zu experimentieren, zu posen und zu Der girlsdanceday ermöglicht das den Tag ab. positionieren, sich einzumischen, sich Ausprobieren diverser Tanzstile wie als wirksam zu erleben – und dies zu- Hip-Hop, Streetdance, Bauchtanz oder Seit zwei Jahren gibt es auf Wunsch der sammen mit anderen. Linedance. Das Angebot verändert sich Jungen einen boysdanceday, der ähn- in jedem Jahr. lichen Strukturen folgt. Der girlsdanceday findet einmal im Jahr statt. Er setzt den vorhandenen Schön- Die Workshopleiterinnen erarbeiten mit heitsidealen und den damit verbunde- den Mädchen spielerisch eine Choreo- 21
3.2.5. Gewaltpräventive Angebote AKJ: Ausbildung zum_r Deeskalationstrainer_in Als Schulungsangebot zur frühzeiti- werden, deeskalierende Trainings im verschiedene Wahrnehmungs- und gen Prävention von Gewalt bietet der eigenen Arbeitsfeld durchzuführen. Kommunikationsübungen sowie einer Arbeitskreis Jugend Essen in Koopera- individuellen Rückmeldung die Kom- tion mit dem Paul-Gerlach-Bildungs- In wechselnden Lehr- und Fremdtrai- munikations- und Empathiefähigkeit werk und der Gewaltakademie Villigst nings durch ausgebildete Trainer_innen der einzelnen Personen gefördert. eine Ausbildung zum/zur Deeskalations- der Gewaltakademie sowie regelmä- trainer_in für Multiplikator_innen an. ßigen Treffen der Ausbildungsgruppe Am Ende der Ausbildung steht die Zer- An der Ausbildung nehmen 20 haupt- werden den Teilnehmenden durch ver- tifizierung zum_r Deeskalationstrainer_ berufliche sowie ehrenamtliche Multipli- schiedenste praktische Übungen nicht in, für die die Teilnahme an allen Lehr- kator_innen von verschiedenen Trägern nur didaktisches und methodisches und Fremdtrainings, die erfolgreiche der Essener Jugendarbeit teil. Grundwissen vermittelt, sondern auch Durchführung eines Mustertrainings die Wahrnehmung von körperlicher und sowie das Verfassen einer Dokumenta- Die einjährige Ausbildung findet berufs- seelischer Gewalt. Eigene körperliche tionsmappe Voraussetzung sind. begleitend statt und dient unter ande- und seelische Grenzen werden geschult rem dazu, das eigene Konfliktverhalten und in Bezug auf Rassismus und Dis- Die Multiplikator_innen sind damit be- besser zu reflektieren, die erlernten kriminierung sensibilisiert. Um über- fähigt, in ihrer eigenen Arbeit Trainings Methoden im pädagogischen Alltag haupt das Entstehen von körperlicher mit Jugendlichen durchzuführen, die einzusetzen und in die Lage versetzt zu Gewalt zu verhindern, werden durch sich mit Fragen von Mobbing, Rassis- mus, Gewalt, Ausgrenzung aber auch ge- meinsamen Regeln, Wertvorstellungen etc. befassen. 22
3.2.6 Interkulturelle Angebote Gedenkstättenfahrt der Evangelischen Jugend in Kooperation mit der Alevitischen Jugend Im Frühjahr 2018 führten die Aleviti- Nicht-Mitmachen.“ Der Besuch des Lagers Auschwitz er- sche Jugend und Evangelische Jugend schütterte die Gruppe zutiefst. Die päd- gemeinsam eine Interkulturelle und Krakau, eine Stadt geprägt von 1000jäh- agogische Gestaltung der Ausstellungen überverbandliche Gedenkstättenfahrt riger Toleranz, bot mit der Geschichte im Lager bewirkte, dass die Teilnehmer_ nach Krakau und Auschwitz durch. des Krakauer Ghettos, mit der „Schind- innen nicht von der Masse der Opfer ler-Fabrik“ und dem KZ Plaszow eine abgestoßen wurden, sondern das einzel- Die alevitischen Jugendlichen hatten erste Erfahrung: Wie sieht Leben in Aus- ne Opfer in den Relikten und Bildern gezielt diesen Wunsch geäußert. Hinter- grenzung aus, Schicksale der Menschen wahrnehmen konnten. Sie konnten den grund: Als Aleviten fühlen sie sich in in einer Stadt, in der sie nicht mehr als gequälten Menschen erkennen, konnten der Türkei immer noch benachteiligt, Menschen zählen. Die Stadtführung Mitleid empfinden, litten mit. auch ihnen gegenüber gab es Übergriffe. durch einen Mann, der den Bogen Der Feuertod von 39 Künstler_innen in schlagen konnte vom Ghetto 1943 zum Es dauerte einige Zeit, bis sie sich davon Sivas 1993 ist eine traumatische Über- Dharfour, nach Afghanistan und die erholen konnten. Einige drängte es zu- lieferung in den Gemeinden. Flüchtlingslager des Südsudan, war für nächst weg, tobten sich aus, und ließen alle sehr eindrucksvoll. es erst nach und nach an sich heran, Ihr Interesse entsprach dem, was Adorno in „Erziehung nach Auschwitz“ schrieb: „Man muss die Mechanismen erken- nen, die die Menschen so machen, dass sie solcher Taten fähig werden.“ Diese finden sich nicht nur im Sozialen und Ökonomischen, sondern auch in der Psyche der Menschen, auf die Pädago- gik einwirken kann. „Erziehung wäre sinnvoll überhaupt nur als eine zu kritischer Selbstreflexion.“- dazu, dass die Menschen in der Lage sind, das eigene Erlebte und Erfahrene auch gegen gesellschaftliche Zwänge zu behaupten. Und damit Autonomie zu entwickeln, „Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz, … die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum 23
andere waren für den Rest des Tages diese Inschrift fertigenden Gefangenen. Fotos in ihrer Betroffenheit machen recht schweigsam. „Indifference kills“ lautet die Aussage durfte. In Zusammenarbeit mit den auf dem Plakat zu dieser Verleihung. Teilnehmenden wurde daraus eine be- Ergebnisse: Die Teilnehmenden haben Die Augen schließen vor dem Elend der eindruckende Ausstellung, die bereits sich vor allem drei Fragen gestellt: Anderen macht zu Mittäter_innen. mehrfach öffentlich gezeigt wurde. » Wie kann es sein, dass man zum Die Frage, ob sie, unsere Teilnehmer_in- Täter wird? nen, damals gegen den Schrecken der Nationalsozialist_innen aufgestanden » Würde ich einfach mitmachen? wären, beantwortete keiner der Teilneh- mer_innen im Interview leichtfertig. » Würde ich es einfach zulassen? Unsere Fahrt stand unter dem Motto: Seit 2011 verleiht das Auschwitzkomitee „Geh-denken“, und am Ende ist deutlich, eine Auszeichnung, ein umgedrehtes dass Gedenkstättenfahrten die Teilneh- großes „B“. In der Inschrift, „Arbeit mer_innen zum Denken bringen. macht frei“ ist der Buchstabe B eben- falls umgedreht. Gewertet wird das als Die Fahrt wurde von einem Fotografen Zeichen des Widerstandes durch den, begleitet, der von den Teilnehmenden 24
3.2.7 Medienbezogene Angebote Falken: Mediale politische Bildungsarbeit Die Angebote der Kinder- und Jugend- Ausgangslage: Mit unserem Geocaching-Spiel wollen förderung erfüllen einen eigenständigen wir die Erinnerung an die dunkelste Bildungsauftrag. Die Erziehung zum Antifaschismus stellt Zeit der deutschen Geschichte wach- eine wesentliche Säule in unserer Werte- halten. Wir greifen dabei auf Unterlagen Kinder- und Jugendverbandsarbeit mit orientierung und damit auch unserer zurück, die der langjährige Beauftragte ihren historisch gewachsenen Freizeit- Bildungsarbeit dar. Diese Wertevor- für politische Bildung des Jugendamtes, und Lernorten und -angeboten in den stellung versuchen wir jugendlichen Horst Zimmer, erarbeitet hat. Sozialräumen tragen zum gelingenden Zielgruppen näher zu bringen. Angebote Aufwachsen von Kindern und Jugend- sind Beispielsweise das jährliche „Rock Hinter unscheinbaren Häuserfassaden, lichen bei und sind daher Teil einer viel- gegen Rechts!“ im Vorfeld des Gedenkta- auf verwilderten Friedhöfen, an wenig fältigen Bildungslandschaft. Subjektori- ges der Reichspogrome, Gedenkstätten- befahrenen Straßen und im Pflaster entierte Bildung stellt die anerkennende, fahrten, Beteiligung an Demonstrationen der Fußgängerzonen verstecken sich wertschätzende, respektvolle Haltung in gegen Rechts, Erstellung von Flyern und zahlreiche Geschichten aus der Zeit der der Beziehung als Grundvoraussetzung Merchandising-Artikeln aber auch „Das Verfolgung Andersdenkender und des für gelingendes Lernen in den Vorder- antifaschistische Geocaching der Essener Widerstandes auch über die NS-Zeit grund. Es geht darum Jugendliche als Falken“: hinaus. Die Gegnerinnen und Gegner Akteur_innen und Expert_innen ihrer „www.schlauer-statt-rechts-essen.de“ Hitlers riskierten ihr Leben, um dem Lebenswelt einzubeziehen und den Faschismus etwas entgegenzusetzen. politischen Jugendverband, Politik und Viele von ihnen erlebten das Kriegsende Gesellschaft zu dem in Bezug zu setzen, 1945, die Befreiung Deutschlands durch was junge Menschen erwarten und die Alliierten, nicht mehr. wollen. Bildungsarbeit ist immer auch Beziehungsarbeit. 25
Mit der medienbezogenen Spielform Scanner öffnet sich dann eine Webseite 3. Schritt – eine wichtige eines Geocaching Spieles wollen wir mit Informationen über diesen Ort und Entscheidung insbesondere junge aber auch ältere das, was dort geschehen ist. Diese Infor- Menschen dazu einladen diese Men- mationen enthalten zwei Aufgaben, von Damit das Spiel nicht verfälscht und schen, ihr Leben und ihre Geschichten denen die Gruppe eine auswählt und vor missbraucht werden kann, wurde neu zu entdecken. Ort umsetzen soll. Tests mit verschiede- es nicht online für die allgenmeine nen Gruppen zeigten schnell, dass neben Nutzung freigegeben. Das macht es 1. Schritt – mit welchen Medien soll dem medialen Interesse auch Interesse erforderlich, dass jedes Spiel einzeln vor- gespielt werden? bereitet werden muss und die erforderlichen Caches Eine Arbeitsgruppe wählte versteckt werden. aus dem vorhandenen Material und Unterlagen Anfragen in der Erpro- des Hauses der Essener bungsphase von anderen, Geschichte 34 Gedenkorte auch Erwachsenengrup- aus. Sie erstellten passende pen bestärkten uns darin Kurzbeschreibungen, die das Spiel nicht exklusiv auf der Webseite im Internet prä- nutzbar. sentiert wurden. Es sollten Tablets und Handys zum Einsatz kommen, sowie einige kostenlose Apps genutzt werden. 2. Schritt – pädagogische Hintergedanken Das Spiel sollte in Klein- gruppen gespielt werden. Nach einer kurzen Ein- führung in die vorhandene Technik konnte es losgehen. Schon die an Geschichte und politischer Bildung Verständigung wie man sich zu dem niederschwellig geweckt wurde. Der Ort navigieren lässt, führt innerhalb der Grad der Intensität sich mit dem erwor- Gruppe zu einem Austausch im Umgang benen geschichtlichen Wissen weiter zu und Nutzung mit den Medien. Vor Ort beschäftigen, ist bei den Gruppen zwar muss dann ein Cache (ein kleines Ver- unterschiedlich, die Resonanz allerdings steck) gefunden werden, das einen QR- ist durchweg positiv. Code enthält. Mit einem entsprechenden 26
3.2.8 Inklusive Angebote Evangelische Jugend: Inklusive Bildungsarbeit Kinder- und Jugendliche mit Behin- Die Buschhütte gestaltet offene, inklusi- Freizeit- und Sportaktivitäten teilneh- derung leben oftmals in einer eigenen ve Freizeit- und Kulturarbeit für Kinder, men können,“ Art. 30, Abs. 5.d der UN Lebenswelt, geprägt von heilpädagogi- Jugendliche und junge Erwachsene mit Konvention. schen Kindergärten, Förderschulen und und ohne Behinderung im Alter von 6 diversen Therapiearten. Viele haben bis 27 Jahren und geht immer wieder Jugendverbände mit ihren offenen und wenig bis keine sozialen Kontakte außer- neue Wege. ihren gruppenbezogenen Angeboten halb der Schule, manche sind ganz gut sind hierfür bestens geeignet. Sie bieten im Wohnumfeld integriert. Von dieser Sie setzt damit die Vorgaben aus der einen idealen Ort für ein zwangloses Lebenswelt aus gilt es sie abzuholen. UN-Konvention für die Rechte von Zusammentreffen. Im Gespräch mit Oft suchen Eltern händeringend nach Menschen mit Behinderung um, die Mitarbeiter_innen können Eltern ihre sozialen Kontakten für ihre Kinder. seit dem 26.02.2009 auch in Deutsch- Ängste ansprechen und Mitarbeiter_in- Aber die Erfahrungen zeigen auch, dass land vorschreibt, „dass Kinder mit nen können den Assistenzbedarf der gerade sie Angst haben, dass ihre Kinder Behinderungen gleichberechtigt mit behinderten Heranwachsenden ein- nicht ausreichend versorgt werden oder anderen Kindern an Spiel-, Erholungs-, schätzen. Die angehenden Besucher_in- auch ausgegrenzt, wenn nicht sogar verletzt werden könnten. Wo könnte ihr Kind seine Freizeit verbringen, wie seine Ferien? Seit 1985 betrieb der Kirchenkreis Essen in Essen Steele einen Treffpunkt vorran- gig für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwach- sene, die aus dem gesamten Stadtgebiet Essen kamen. Mit der Übernahme durch die Evangelische Jugend ab 1990 bekam der integrative und stadtteilbezogene Aspekt der Arbeit immer mehr Be- deutung in der Konzeption und in der praktischen Umsetzung. Dies wurde und wird kontinuierlich weiterentwickelt, sodass die Arbeit in dem jetzt „Busch- hütte“ genannten Treffpunkt inzwischen als fast inklusiv bezeichnet werden kann. 27
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