Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...

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Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
sonne
                 DIE ZEI T SCHRIF T DER K INDER- K REBS - HIL FE _ w w w.k in d e r k r e b shil f e . a t 1/2 0

                  80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen
                  werden geheilt – und dann?
© shutterstock
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
Inhalt

                                                                                                                                                                          Europa & International
               K r e bs - H                                                                                                                                   International Childhood Cancer Day                               3
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                                                                               © Bettina Frenzel
                                                                                                                                                                               Survivors
                             lfe
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K

 Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe
   Verband der Österreichischen
                                                                                                                                          80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen                                        4
 Kinder-Krebs-Hilfe Organisationen
                                                                                                                                                             werden geheilt – und dann?
                                                                                                                                                                    „Auf die Plätze, fertig – ZONE!“                           9
Editorial

                                      Liebe Leserin, lieber Leser!                                                                                                       3. Symposium für Survivors

                                        „80 % aller KinderkrebspatientInnen                                                                              Europa & International
                                      werden geheilt – und dann?“ – Eine                                               „Krebs-Mission“ der EU nach Vorbild der Mondlandung                                                     8
                                      Frage, die nicht nur unsere tägliche                                   Patient Advocate Bettina Ryll im Einsatz für die Anliegen Betroffener
                                      Arbeit als Kinder-Krebs-Hilfe beglei-                                                                                Kommunikation
                                      tet, sondern auch Thema einer eu-                                                                                  Talking in Symbols                                                   10
                                      ropaweiten Aufklärungsini­tiative ist.                            Nonverbales Kommunikationstool erleichtert den Dialog im Klinikalltag
                                      Seit Kampagnenstart am Internatio-
                                      nalen Kinderkrebstag 2019 konnten                                                                                                Lebenswege
                                      wir rund 60.000 Menschen über die                                                                  Leo Kiem – EIN GANZES LEBEN IN 40 JAHREN                                             12
                                      Notwendigkeit eines umfassenden
                                                                                                                                                               Therapie & Betreuung
                                      Langzeitnachsorge-Netzwerks für Sur-
                                                                                                                                Mit psychosozialer Nachsorge in eine positive Zukunft                                         14
                                      vivors aufklären und mehr als 1.000                                                        Drei TeilnehmerInnen von ÖKKH-Nachsorgeangeboten
                                      Unterschriften sammeln, die nun im                                                                                 berichten über ihre Erlebnisse
                                      EU-Parlament eingebracht werden.
                                        Am 15. Februar ist wieder Kinder-                                             Aktion & Engagement Wien • Niederösterreich • Burgenland                                                16
                                      krebstag! Bitte zeigen Sie sich soli-                                                               Aktion & Engagement Oberösterreich                                                  18
                                      darisch, tragen Sie den Gold Ribbon                                                                       Aktion & Engagement Salzburg                                                  19
                                      und fördern Sie so das öffentliche Be-                                                                     Aktion & Engagement Kärnten                                                  20
                                                                                                                                              Aktion & Engagement Steiermark                                                  21
                                      wusstsein für Krebs bei Kindern und
                                                                                                                                        Aktion & Engagement Tirol • Vorarlberg                                                22
                                      Jugendlichen.
                                                                                                                        Aktion & Engagement Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe                                                23
                                        Für junge KrebspatientInnen ist der
                                      Dialog im Klinikalltag mitunter eine                                                                                           NACHSORGE-PROJEKTE 2020                                  24
                                      besondere Herausforderung. Umso                                                                                                   Alle Termine auf einen Blick
                                      mehr freuen wir uns, Ihnen das neue
                                                                                                                                                                                                     Impressum                24
                                      Kommunikationstool „Talking in Sym-
                                      bols“ vorzustellen – ein nonverbales,
                                      kulturfreies und sprachunabhängiges
                                      Bild-Karten-Set, das Sprachbarrieren
                                      „spielend“ überwindet.
                                        Die letzten Monate waren aber nicht
                                      nur von positiven Momenten geprägt.
                                      Leider mussten wir uns von unserem
                                                                                                   Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe_1090 Wien, Borschkegasse 1/7, Tel.: 01/402 88 99, Fax: 01/402 88 99-10,
                                      Wegbegleiter Leo Kiem verabschie-                            oesterreichische@kinderkrebshilfe.at, Spendenkonto: BAWAG P.S.K., IBAN: AT346000000007631111, BIC: BAWAATWW

                                      den – einem bemerkenswerten Mann,                            Kinder-Krebshilfe WIEN-NÖ-BGLD_1090 Wien, Kinderspitalgasse 7, Tel.: 01/408 50 90, Fax: 01/409 95 25,
                                                                                                   office@kinderkrebshilfe.wien, Spendenkonto: BAWAG P.S.K., IBAN: AT251400006310666066, BIC: BAWAATWW
                                      der für ein ganzes Leben nur 40 Jahre                        Oberösterreichische Kinder-Krebs-Hilfe_4020 Linz, Darrgutstraße 12/2, Tel.: 0732/60 00 99, Fax: 0732/60 00 69,
                                      Zeit hatte.                                                  office@kinderkrebshilfe.or.at, Spendenkonto: Raiffeisen Landesbank OÖ, IBAN: AT903400000001094069, BIC: RZOOAT2L
                                                                                                   Salzburger Kinderkrebshilfe_5020 Salzburg, L.v. Keutschachstraße 4, Tel.: 0662/43 19 17, Fax: 0662/42 11 48,
                                                                                                   office@kinderkrebshilfe.com, Spendenkonto: Salzburger Sparkasse, IBAN: AT562040400000002444, BIC: SBGSAT2S
                                      Herzlichst,
                                                                                                   Kinder-Krebs-Hilfe für Tirol und Vorarlberg_6020 Innsbruck, Schmerlingstraße 6, Tel.: 0512/57 10 85, Fax: 0512/58 66 06,
                                                                                                   office@kinderkrebshilfe-tirol.at, Spendenkonto: Hypo Bank Innsbruck, IBAN: AT855700000210080701, BIC: HYPTAT22
                                                                                                   Steirische Kinderkrebshilfe_8010 Graz, Wickenburggasse 32, Tel.: 0316/30 21 42, Fax: 0316/30 46 07,
                                                                                                   stkkh@aon.at, Spendenkonto: Steir. Raiffeisenbank Graz, IBAN: AT683800000004426300, BIC: RZSTAT2G
                                      Anita Kienesberger                                           Kärntner Kinder-Krebshilfe_9020 Klagenfurt, Ankershofenstraße 10, Tel.: & Fax: 0463/33 90 90,
                                                                                                   office@kaerntner-kinderkrebshilfe.at, Spendenkonto: Kärntner Sparkasse, IBAN: AT622070605000034800, BIC: KSPKAT2KXXX

            sonne 2 1/20
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
80 % of childhood cancer
                 patients survive

                                                                                                Am 15. Februar ist INTERNATIONALER KINDERKREBSTAG!
                                             AND THEN?                                          Genau vor einem Jahr hat die Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe

                                                                                                                                                                               Europa & International
                                                              © canva
                                                                                                in Kooperation mit CCI Europe eine europaweite SURVIVORSHIP
                                                                                                KAMPAGNE gestartet, um mehr Bewusstsein für Spätfolgen bei
                 #RaiseYourHands4Survivors
                                                                                                Survivors kinderonkologischer Erkrankungen zu schaffen. Seitdem
                                                                                                ist viel passiert.

                                                                                     Nur der Zugang zu adäquater Langzeitnachsorge
                          PETITION                                                        bringt 500.000 Kinderkrebs-Survivors
                          GESCHAFFT!                                                                  in ganz Europa
                          MEHR ALS 1.000                                                     die bestmögliche Lebensqualität.
                          UNTERSCHRIFTEN
                           GESAMMELT
                                                                nd
                                                                   er -
                                                                          K r e bs - H
                                                                                          il
                                                                                                     Mittels Aufklärungspostings und -videos in den sozialen Me-
                                                                                                     dien sowie einer Petition, die im September 2019 anlässlich
                                                                                           fe
                                                             Ki

                                                              Österreichische Kinder
                                                                Verband der Österr
                                                                                     -Krebs-Hilfe
                                                                                   eichischen
                                                                                 Organisationen
                                                                                                     des Childhood Cancer Awareness Month gestartet worden
                                                              Kinder-Krebs-Hilfe

                                                                                                     ist, mach(t)en wir auf mangelnde Nachsorge-Strukturen für
                                                                                                     Survivors, die von Spätfolgen betroffen sind, aufmerksam.
                               Gemeinsam mit unserer Social Media Community setz(t)en wir uns für ein langfristiges Nachsorge-
                                Netzwerk für ehemals an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche ein. Durch die europaweite tatkräftige
                                 Unterstützung konnten wir mehr als 1.000 Unterschriften sammeln, die nun vom CCI Europe Komitee
                                  gesammelt im EU-Parlament eingebracht werden.
                                     „Am 18. Februar bekommt CCI Europe die einzigartige Möglichkeit, die Petition für eine bessere Versorgung
                                     von Survivors in ganz Europa vorzustellen. Wir haben momentan 1.000 Unterschriften gesammelt, die
                                    wirklich aus ganz Europa zusammengetragen wurden und den Parlamentsabgeordneten vorgelegt werden.
                                    So können wir zeigen, wie vielen Menschen in Europa dieses Thema wirklich am Herzen liegt und nur so
                                       kann auf das Versorgungsproblem von Survivors in Europa aufmerksam gemacht und Veränderung erzielt
                                          werden. Jede Stimme zählt.“
                                             			                                                                    (Melanie Brunhofer, CCI Europe Projektmanagerin)
© shutterstock

                                                                                                                      #GOLD4KidsWithCancer
                                MACHEN SIE MIT und werden Sie Teil der #Gold4KidsWithCancer und #RaiseYourHands4Survivors
                                Bewegung. Setzen Sie ein Zeichen und und tragen Sie den Gold Ribbon als solidarisches Zeichen für an
                                Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche.
                                Gold Ribbon Anstecker und Tattoos gibt es im ÖKKH-Webshop: www.kinderkrebshilfe.at/shop/Gold-Ribbon
                                                                                                                                   π
                                                                                                                                                      Merima Jefkaj

                                                                                                                                                             1/20 3    sonne
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
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Survivors

                    80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen
                    werden geheilt – und dann?
                    von Carina Schneider, Ulrike Leiss, Andreas Peyrl, Andrea Magdoin-Braunsdorfer, Leo Kager, Christina Lettner, Anita Kienesberger*

                    Tschüss Krebs! Hallo Spätfolgen.                                  Rate an chronischen schweren Spätschäden (24 %),
                      Dank multimodaler Therapiekonzepte und hoher Ver-               Survivors nach Keimzelltumoren hatten die niedrigste
                    sorgungsstandards in Europa liegt die durchschnittliche           Rate (14 %). 4 Bei ZNS-Tumoren ist bereits die Lokalisa-
                    5-Jahres-Überlebensrate bei kinderonkologischen Erkran-           tion des Tumors entscheidend. Liegt dieser im Bereich
                    kungen – ZNS-Tumoren ausgeschlossen – in Österreich               der Sehbahn, kann die Sehkraft beeinträchtigt sein, das
                    mittlerweile bei über 84 %. Die Überlebensraten bei ZNS-          kann bis zur Blindheit gehen. Manchmal liegt der Tumor
                    Tumoren liegen zwischen 67 % und 77 %.1 Man geht daher            im Bereich von wichtigen motorischen oder sensiblen
                    von zumindest 4.000 Survivors aus, schwer abschätzbar             Arealen, in denen die Bewegung und das Spüren gesteu-
                    ist darüber hinaus die Anzahl an Survivors, die in den            ert werden. Trotz Anwendung modernster Methoden in
                    vergangenen 20-30 Jahren behandelt wurden und „lost-to-           der Neurochirurgie können durch die Lage des Tumors
                    follow-up“ sind. Circa zwei Drittel der Survivors entwickeln      und die Operation wichtige Areale verletzt werden, wo-
                    im Laufe ihres Lebens erkrankungs- und therapiebedingte           durch es zu Schwierigkeiten bei der Bewegung, bei den
                    Spätfolgen körperlicher wie psychosozialer Natur.2, 3             Empfindungen oder beim Sprechen kommen kann. Ist
                                                                                      eine Bestrahlung notwendig und liegen die hormonellen
                    Körperliche Spätfolgen                                            Zentren im Bestrahlungsfeld, kann dies zu hormonellen
                      Spätfolgen können durch die Erkrankung selbst oder              Störungen führen, die in der Folge mit Medikamenten zu
                    durch therapeutische Interventionen verursacht sein.              behandeln sind. Strahlentherapie und intraventrikuläre
                    Solide Malignome bewirken eine lokale Zerstörung von              Chemotherapie können zudem Beeinträchtigungen der
                    gesundem Gewebe (z. B. Gehirn, Nieren, Knochen) und               Merk- und Konzentrationsfähigkeit auslösen.
                    damit dauerhafte Funktionseinbußen. Diese Schäden                   Besonders gefürchtet sind nach Chemo- und Strahlen-
                    bedürfen v. a. rehabilitativer Maßnahmen. Andererseits            therapie sogenannte Zweittumoren, die durch die vorange-
                    können chirurgische Interventionen, ionisierende Strah-           gangene Therapie verursacht werden. Kardiovaskuläre Spät-
                    len, chemotherapeutische und zielgerichtete Arzneimittel          folgen werden beispielsweise v. a. durch Arzneimittel wie
                    Schäden in gesunden Geweben und Organen hervorrufen.              Anthrazykline (v. a. ab einer Kumulativdosis > 250 mg/m2
                    Das Ausmaß dieser Schäden ist von der Aggressivität der           und bei Kleinkindern) und ionisierende Strahlen, die auf
                    Erkrankung, vom Alter der Erkrankten, der Dosisintensität         das Herzgewebe einwirken, ausgelöst.
                    der gegebenen Therapien, genetischen Faktoren etc. abhän-
                    gig. Therapieinduzierte Schäden können in allen Organen           Psychosoziale Spätfolgen
                    und Geweben auftreten, z. B. im Herz-Kreislaufsystem, den           Neben den beschriebenen körperlichen Spätfolgen ist
                    Lungen, in endokrinen Organen, im sensorischen System             ein Teil der Survivors von psychosozialen, kognitiven, emo-
                    (Gehör und Augen), in den Gonaden, im Nervensystem,               tionalen und/oder sozialen Spätfolgen betroffen.5 Auch
                    im muskuloskelettalen System und im Immunsystem.                  diese können einerseits durch die Erkrankung selbst oder
                    In einer rezenten Langzeitstudie wurden Survivors, die            eine bestimmte Behandlung bedingt sein (z. B. kognitive
                    wegen unterschiedlicher Malignome im Kindesalter be-              Einschränkungen nach Bestrahlung des ZNS). Anderer-
                    handelt worden waren, mit altersangepassten Kontroll-             seits können psychosoziale Spätfolgen auch eine Folge
                    gruppen in den 3., 4. und 5. Lebensdekaden verglichen.            negativer Erfahrungen im Verlauf der Erkrankung sein. Die
                    Survivors nach ZNS-Malignomen hatten die höchste                  Auseinandersetzung mit einer lebensbedrohlichen, unter
                                                                                                            * Erstveröffentlichung in Spectrum Onkologie 4/2019
            sonne   4 1/20
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
Umständen wiederkehrenden Erkrankung, vielfältige, häufig            wiederum die Notwendigkeit einer lebenslangen Nachsorge
schmerzhafte oder ängstigende medizinisch-diagnostische              und kontinuierlicher Information über Spätfolgen verdeut-
und -therapeutische Maßnahmen, körperliche Funktions-                licht. Nachsorge kinderonkologischer Erkrankungen muss
verluste u. v. m. können zu einer deutlichen psychosozi-             aus medizinischer Sicht einige wichtige Aspekte abdecken:
alen Belastung führen.6 Ob eine derartige Belastung zu               Früherkennung von Rezidiven und Spätfolgen, Behandlung
langfristigen psychosozialen Spätfolgen (z. B. Angststö-             und Monitoring bestehender Spätfolgen, Früherkennung
rung, Posttraumatische Belastungsstörung, Arbeitsplatz-              von Zweitmalignomen.10 Psychosozial ist ein regelmäßiges
verlust) führt oder nicht, hängt von vielfältigen Faktoren           Screening von schulischen/beruflichen Belangen, emotio-
ab: Neben bekannten Risikofaktoren (z. B. ZNS-Tumor,                 nalen Schwierigkeiten und riskantem Gesundheitsverhalten
Stammzelltransplantation, eingreifende Operationen, aber             indiziert.11 Die AGPHO-ExpertInnen der kinderonkolo-
auch ein erhöhtes Ausmaß an krankheitsunabhängigen                   gischen Zentren Graz, Innsbruck, Linz und Wien inner-

                                                                                                                                          Survivors
Belastungen) entscheidet darüber auch das Ausmaß an                  halb der Arbeitsgruppe für Pädiatrische Hämatologie und
individuellen und sozialen Schutzfaktoren (z. B. günstige            Onkologie (AGPHO) arbeiten an österreichweiten einheit-
Verarbeitungsstrategien oder familiärer Zusammenhalt).               lichen Nachsorge-Standards. Im Zuge dessen definierten
Ein Review der Children’s Oncology Group7 zeigt, dass                sie zwei Phasen der Nachsorge: die Kurzzeitnachsorge
zwar der Großteil der Survivors über relativ wenige psy-             (KZN) und die Langzeitnachsorge (LZN).12 KZN wird bis zu
chosoziale Probleme berichtet, allerdings eine bedeutsame            10 Jahre nach Therapieende an den kinderonkologischen
Untergruppe gravierende Schwierigkeiten bis hin zu einem             Zentren durchgeführt, unabhängig vom PatientInnenalter
erhöhten Vorkommen von Suizidgedanken erlebt. Brink-                 und entsprechend spezieller Nachsorgeschemata je nach
man et al.8 beschreiben zudem, dass Survivors seltener               Grunderkrankunga.
in einer Beziehung leben und ein unabhängiges Leben                     10 Jahre nach Therapieende werden die Survivors von
führen, weniger oft eine höhere Ausbildung abschließen               den kinderonkologischen Zentren zur LZN im Erwach-
bzw. eine Vollzeitanstellung innehaben und insgesamt                 senenbereich übergeben. Dort erfolgt die Nachsorge in
in einer schlechteren sozioökonomischen Lage leben.                  unterschiedlicher Intensität je nach internationaler Risi-
Psychosoziale Spätfolgen können daher zu deutlichen                  koeinstufung der Survivors in drei Gruppen: Gruppe 1
Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen                 mit niedrigem Spätfolgenrisiko, Gruppe 2 mit mittlerem
führen und in der Folge die Teilhabe am gesellschaftlichen           Spätfolgenrisiko und Gruppe 3 mit hohem Spätfolgenri-
Leben gefährden. Wie eng körperliche und psychosoziale               siko.13 Da Spätfolgen noch Jahrzehnte nach Ende der Be-
Spätfolgen oft zusammenhängen und wie sie sich auf die               handlung der ursprünglichen Krebserkrankung auftreten
unterschiedlichen Lebensbereiche der Betroffenen aus-                und viele davon eine dauerhafte Behandlung bedingen,
wirken können, illustriert das folgende Fallbeispiel.                ist für viele Survivors lebenslange Nachsorge notwendig.
                                                                     Daher sollten Survivors und deren Angehörige frühzeitig
                                                                     über das bestehende Spätfolgenrisiko und die daraus re-
Fallbeispiel Teil 1                                                  sultierende Notwendigkeit einer regelmäßigen Nachsorge
   Herr B* wurde in den 90er Jahren aufgrund einer kindlichen        aufgeklärt werden.
Leukämie behandelt. Infolge der damaligen großen Thera­pielast
(u. a. Radiotherapie des Schädels) leidet der heute junge Mann       Was ist dann das Problem? Die Lücken im System!
an Spätfolgen. Diesbezüglich suchte er mehrere Jahre nach              Während die KZN aufgrund der dort vorhandenen und
bereits abgeschlossener Kurzzeitnachsorge medizinische sowie         gebündelten Expertise sowie der nötigen Infrastruktur zu-
psychosoziale Beratung in der Erwachsenensprechstunde des            meist an den kinderonkologischen Behandlungszentren
St. Anna Kinder­spitals. Die Auswirkungen der Spätfolgen zeigen      abgedeckt werden kann, stellt die LZN in weiten Teilen
sich besonders in Herrn Bs psycho­sozialen Lebensbedingungen:        Europas eine große Versorgungslücke dar. Eine klassische
Depressivität, häufiger Verlust bzw. Wechsel des Arbeitsplatzes      Transitionb in die Strukturen der Erwachsenenonkologie
aufgrund reduzierter (neurokognitiver) Leistungsfähigkeit            ist für Survivors einer kindlichen Krebserkrankung meist
(v. a. im Bereich Aufmerksamkeit, Konzentration), Fatigue            nicht möglich. Die Betroffenen finden im Erwachsenen-
und verminderte Stressresistenz bringen Herrn B bedeutende           bereich aufgrund der Multidimensionalität und Seltenheit
finan­zielle Einbußen, familiäre Abhängigkeit sowie eine deutlich    ihrer Beschwerden nicht die nötige Versorgung. An ihrem
reduzierte Lebensqualität.                          *Name geändert   kinderonkologischen Zentrum können sie jedoch aufgrund
                                                                     ihres Alters nicht mehr behandelt werden – denn dafür
                                                                     fehlen in der Pädiatrie die rechtlichen Grundlagen, eine
Nachsorge ist Vorsorge!                                              altersentsprechende Infrastruktur und insbesondere auf
  In einem Review9 zeigte sich, dass Survivors einen besse-          die Gruppe der jungen Erwachsenen spezialisierte in-
ren Gesundheits- und Ausbildungsstatus aufweisen, wenn               terdisziplinäre Kompetenzen. Wohin sollen sie sich also
sie in einem Nachsorge-Setting eingebettet sind – was                wenden?

                                                                                                                        1/20 5    sonne
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
?

                             Survivor kommt mit            Multiprofessioneller            Erstellung des         Survivor und Fallführende/r
                              Anliegen zur LZN.              Austausch über                gemeinsamen                  besprechen die
                                                       Interventionsmöglichkeiten      Betreuungskonzeptes.           Möglichkeiten und
                                                           bei Fallbesprechung.                                       den weiteren Plan.

                    Abb. Multiprofessioneller und interdisziplinärer Austausch in der Langzeitnachsorge (LZN)               Quelle: Spectrum Onkologie 4/2019
Survivors

                    Time to act! Now.                                               Time to act now – in Österreich!
                      Aufgrund der steigenden Heilungsraten gewinnt eine              In Österreich wird im Rahmen des Projektes ZONE
                    umfassende, personenzentrierte und multiprofessionelle          (Zentrum für onkologische Nachsorge Erwachsener) der
                    Nachsorge immer mehr an Bedeutung – für die Betroffenen         Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe (ÖKKH) und der
                    ebenso wie für die BehandlerInnen. Europaweit arbeiten          Survivorsc am Aufbau flächendeckender und standardi-
                    Interessenvertretungen und Fachgruppenvereinigungen             sierter Langzeitnachsorge-Strukturen gearbeitet. Diese
                    daran, Bewusstsein für die Notwendigkeit lebenslanger           Arbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den medizi-
                    Nachsorge zu schaffen und die benötigten Versorgungs-           nischen und psychosozialen Nachsorge-ExpertInnen der
                    strukturen aufzubauen.10, 14–16                                 kinderonkologischen Behandlungszentren des Universi-
                      Im EU-geförderten PanCare­FollowUp-Projekt17 wird             tätsklinikums Graz, des St. Anna Kinderspitals und der
                    derzeit ein Konzept entwickelt, wie LZN den aktuellen For-      Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien,
                    schungsstandards folgend optimal umgesetzt werden soll.         des Kepler Universitätsklinikums Linz, der Salzburger
                    Im Zuge dessen werden in Kooperation mit zahlreichen            Landeskliniken und der Universitätsklinik für Kinder- und
                    Fachgruppen und Universitätskliniken sowie der Europä-          Jugendheilkunde Innsbruck.
                    ischen Kinder-Krebs-Hilfe Dachorganisation CCI Europe u. a.
                    internationale Nachsorgeempfehlungen fertiggestellt, ein        Der Bedarf bestimmt das Modell, und das Modell ist
                    personenzentriertes Langzeit-Versorgungsmodell ent-             multiprofessionell sowie interdisziplinär
                    wickelt und an mehreren kinderonkologischen Zentren               „Wir haben um unser Überleben gekämpft und wollen
                    getestet und validiert. Zudem wird am sog. Survivorship-        dieses Leben nun auch in bestmöglicher Qualität leben“,
                    Passport (SUPA) weitergearbeitet: Der SUPA ist eine             ist als Zitat des Europäischen Survivors-Netzwerks auf
                    elektronische Gesundheitsakte, die sämtliche Informati-         einem Post der aktuellen Aufklärungskampagne von CCI
                    onen über Diagnose, erfolgte Behandlung, Kumulativdo-           Europe zu lesen, die auch hierzulande in Kooperation mit
                    sen und das daraus resultierende Spätfolgenrisiko sowie         der ÖKKH gelauncht wurde. Diese Tatsache spiegelt wider,
                    Nachsorgeempfehlungen enthält. Er soll den Survivors            weshalb PatientInnenvertreterInnen der Survivors im Jahr
                    als Edukations-Mittel und Werkzeug zum Gesundheits-             2013 eine Arbeitsgruppe ins Leben riefen mit dem Ziel, die
                    management dienen sowie ihren BehandlerInnen eine               LZN für ihre Peers zu verbessern. Mit Unterstützung der
                    Hilfestellung in Durchführung und Koordinierung der             ÖKKH entwickelte sich aus der ehrenamtlichen AG das
                    Nachsorge geben.18                                              Projekt ZONE. Mittlerweile erfolgt die Arbeit an der ZONE

                    Fallbeispiel Teil 2
                      Medizinisch wurden bei Herrn B u. a. hypophysäre Hormonausfälle sowie eine ausgeprägte therapiebedingte Adipositas be-
                    obachtet. Eine externe fachärztliche endokrinologische, neurologisch-psychiatrische sowie Adipositas-chirurgische Behandlung
                    wurden etabliert. Eine neuropsychologische Diagnostik erfasste in einem klinisch-psychologischen Befund Herrn Bs die durch
                    Strahlenschäden und Chemotherapie vermuteten kognitiven Beeinträchtigungen und Potentiale. An das behandelnde chirur-
                    gische Zentrum wurde die für den Eingriff notwendige psychologische Stellungnahme abgegeben. Im weiteren Fokus standen
                    Psychoedukation (Zusammenhang und „Übersetzung“ der medizinischen und neurokognitiven Spätfolgen im erlebten Alltag)
                    sowie klinisch-psychologische Beratung zu Reduktion des Leidensdrucks, Veränderung der Affektivität und Lebensstil. Ein ex-
                    ternes psychotherapeutisches Setting wurde etabliert und weitere Nachsorge-Projekte angeboten. Sozialarbeiterisch wurde
                    Herr B betreffend Möglichkeiten der sozioökonomischen Existenzsicherung beraten und in einer selbstständigen Lebensführung
                    unterstützt. Mithilfe des Projekts „Jugend und Zukunft“ der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe wurde auf Basis der Befunde
                    eine individuelle berufliche Perspektive entwickelt und ein geeigneter Arbeitsplatz gefunden.

            sonne 6 1/20
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
österreichweit in enger Zusammenarbeit mit den medizi-            Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen
nischen und psychosozialen Nachsorge-ExpertInnen der              in diesem Bereich: KinderonkologInnen, PsychologInnen,
kinderonkologischen Behandlungszentren. Im Zuge einer             Gesundheits-und KrankenpflegerInnen, Sozialarbeite-
2017 durchgeführten Bedarfserhebung19 zeigte sich, dass           rInnen, Survivors, Kinder-Krebs-Hilfe Organisationen und
es regionaler Koordinationsstellen für LZN bedarf, an die         ErwachsenenmedizinerInnen. Nur, wenn die benötigten
die Survivors im Erwachsenenalter und nach Abschluss              Konzepte miteinander erarbeitet werden, können Modelle
der KZN von ihren KinderonkologInnen übergeben wer-               entstehen, die tatsächlich am Bedarf der Survivors orien-
den können. Dort müssen multiprofessionelle Kernteams             tiert sind. In der Kinderonkologie in Österreich haben die
tätig sein, die die LZN der Survivors koordinieren. Bei           letzten Jahre viele Veränderungen und Verbesserungen

                                                                                                                                                                            Survivors
Bedarf wird z. B. an niedergelassene FachärztInnen oder           gebracht: In Graz gibt es seit 2015 eine eigene Stelle für
PsychotherapeutInnen überwiesen, zusammenfassende                 Langzeitnachsorge, die von den Survivors stark frequen-
Befundbesprechungen finden wiederum in den Koordi-                tiert wird. Im Zuge des ZONE-Projekts konnte 2019 eine
nationsstellen statt. Dafür ist es laut ExpertInnen uner-         Langzeitnachsorgestelle in Linz gestartet werden, in Inns-
lässlich, ein österreichweites SpezialistInnen-Netzwerk           bruck finden diesbezüglich Gespräche statt und in Wien
im Erwachsenenbereich aufzubauen, an das bei Bedarf               ist ein Pilotprojekt der Stadt Wien in Kooperation mit der
weiterverwiesen werden kann. Während die regionalen               Wiener Gebietskrankenkasse, dem St. Anna Kinderspital,
Stellen für die Versorgung der Survivors zuständig sein           der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
werden, wird zusätzlich eine zentrale Stelle nicht-ver-           und der Kinder-Krebs-Hilfe in Umsetzung. Die nächsten
sorgungsorientierte Aufgaben wie Forschung, Website-              Jahre werden spannend. Sie werden zeigen, wie die Im-
Verwaltung und Qualitätssicherung abdecken.                       plementierung gelingt. In der Hoffnung, dass sich die
                                                                  Langzeitversorgung ehemals an Krebs erkrankter Kinder
                                 Acht Augen sehen mehr            und Jugendlicher vom Projektcharakter wegentwickelt
                                 als zwei – ein integriertes      und stattdessen flächendeckend in die Regelversorgung
                                 Versorgungskonzept               übergeht.                                               π
                                   Speziell in der LZN kön-
                             © AdobeStock

                                 nen gesundheitliche wie          a Die Nachsorgebögen wurden an der Medizinischen Universität Graz, Univ.-Klinik für Kinder- und
                                 psychosoziale Folgen auf-        Jugendheilkunde, Abteilung für Hämatologie/Onkologie, entwickelt und mit der Nachsorge­
                                                                  gruppe der AGPHO abgestimmt. Abrufbar unter: https://www.survivors.at/ nachsorge1/
                                 treten, die die Betroffenen      downloadbereich/
erheblich in ihrer Lebensqualität und Leistungsfähigkeit          b Transition ist der Prozess des geregelten und geordneten Übergangs chronischer PatientInnen
einschränken, von ihnen selbst aber nicht mehr mit der            von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin
früheren Krebserkrankung in Zusammenhang gebracht                 c Die „Survivors“ bilden die Interessenvertretung (ehemals) an Krebs erkrankter Kinder und
                                                                  Jugendlicher innerhalb der Kinder-Krebs-Hilfe
werden. Daher ist besonders für diese Zielgruppe ein mul-
tiprofessionelles Team, das in engem und regelmäßigem             1 Gatta G et al., Lancet Oncol 2013; 15 (1): 35-47
                                                                  2 Hudson MM et al., JAMA 2003; 290 (12): 1583-1592
Austausch untereinander und mit den Betroffenen steht,            3 Oeffinger KC et al., NEJM 2006; 355 (15): 1572-1582
von hoher Wichtigkeit. Laut ZONE-Konzept umfasst jedes            4 Bhakta N et al., Lancet 2017; 390 (10112): 2569-2582

multiprofessionelle Kernteam je eine/n Case-ManagerIn,            5 Friend AJ et al., Int J Cancer 2018; 143 (6): 1279-1286

MedizinerIn (z. B. InternistIn, EndokrinologIn oder Hämato-       6 Schröder HM et al., AWMF-Leitlinie Register Nr. 025/002. https://www.kinderkrebsinfo.de/
                                                                    fachinformationen/psapoh/s3_leitlinie/index_ger.html (abgerufen am 14. 8. 2019)
OnkologIn), klinische/n (Neuro-)PsychologIn sowie eine/n          7 Bitsko MJ et al., Pediatr Blood Cancer 2016; 63 (2): 337-343

klinische/n SozialarbeiterIn, die eng vernetzt interdisziplinär   8 Brinkman TM et al., J Clin Oncol 2018; 36 (21): 2190-2197

zusammenarbeiten. Kernelemente sind dabei gemeinsame              9 Signorelli C et al., Crit Rev Oncol Hematol 2017; 114: 131-138

Fallbesprechungen sowie die Konzipierung gemeinsamer              10 Lackner H et al., Wien Klin Wochenschr 2007; 119 (11-12): 361-364

                                                                  11 Lown EA et al., Pediatr Blood Cancer 2015; 62 (Suppl 5): S514-584
Betreuungskonzepte (Abb.).20 Die Vorgehensweise im                12 Bárdi et al., Ärztefachzeitschrift für Kinder- und Jugendheilkunde 2018, Prometus
Fall von Herrn B, dessen kindliche Leukämieerkrankung             13 Frobisher C et al., Br J Cancer 2017; 117 (11): 1723-1731

in den frühen 90er Jahren behandelt worden ist und der            14 Childhood Cancer International Survivors Network CCISN (2016). The Declaration of Dublin.
                                                                     https://www.survivors.at/stimme-der-survivors/(abgerufen am 14. 8. 2019)
sich knapp 30 Jahre später aufgrund von Spätfolgen im             15 Horth L et al., Eur J Cancer 2015; 51: 1203-1211
St. Anna Kinderspital meldete, illustriert den Ablauf.            16 Jankovic M et al., J Cancer Surviv 2018; 12 (5): 647-650

                                                                  17 PanCareFollowUp EU-Project (2019). What is PanCareFollowUp? http://pancare­f ollowup.

Ausblick                                                             eu/about/ (abgerufen am 14. 8. 2019)
                                                                  18 Haupt R et al., Eur J Cancer 2018; 102: 69-81
  Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, wie groß die         19 Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe (2017). Bedarfserhebung ZONE – Zusammenfassung.
Wichtigkeit der Langzeitnachsorge für die stetig wachsende           Ergebnisse und Strukturvorschlag: Die ZONE und ein Koordinationsnetzwerk für
                                                                     Langzeitnachsorge. https://www. survivors.at/lost-in-transition-nicht-mehr-lange-die-zone-
Anzahl an Survivors kinderonkologischer Erkrankungen                 und-daskoordinationsnetzwerk-fuer-langzeitnachsorge/ (abgerufen am 14. 8. 2019)
ist – und wie dringend sie benötigt wird. Sie zeigen die          20 Weiler-Wichtl LJ et al., JuKiP 2017; 6 (5): 211-217

                                                                                                                                                       1/20 7       sonne
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
„Krebs-Mission“ der EU nach Vorbild der Mondlandung
                                 Patient Advocate Bettina Ryll im Einsatz für die Anliegen Betroffener
Europa & International

                                                                                                                                                © shutterstock

                                 Im Herbst 2019 wurde Dr. Bettina Rylls Terminkalender noch enger, als er ohnehin schon war. Denn die Ärztin, Bio-
                                 medizinerin und Gründerin des „Melanoma Patient Network Europe“ ist seit Oktober 2019 auch Mitglied des „Cancer
                                 Mission Boards“ der Europäischen Kommission – dem Gremium, das wichtige Ziele für die Krebsforschung und die
                                 Versorgung von PatientInnen in der EU setzen soll.

                                D        as Wort „Mission“ ist dabei
                                         ganz bewusst gewählt. Denn
                                         eine der berühmtesten Missi-
                                 onen, die Mondlandung, dient als Vor-
                                                                          Einzige PatientInnenvertreterin im
                                                                          Mission Board
                                                                            Jede Mission wird von einem Mis-
                                                                          sion Board aus 15 ExpertInnen gelei-
                                                                                                                    entInnen zunächst nicht im Mission
                                                                                                                    Board vertreten waren, wurde von Pa-
                                                                                                                    tientInnenorganisationen sowie der
                                                                                                                    European Cancer Patient Coalition
                                 bild für das Fördermodell. „Horizon      tet, darunter einem/r Vorsitzenden.       (ECPC) scharf kritisiert, die befan-
                                 Europe“ ist das neue Forschungs- und     „Unsere Aufgabe ist, einen Vorschlag      den, dass der Wert und die Wichtigkeit
                                 Innovations-Programm der EU, das         auszuarbeiten, wie die Cancer Mission     des Beitrags von PatientInnen nicht
                                 ab 2021 läuft.                           aussehen soll, was das große Ziel ist“,   erkannt werde. Jetzt sind im Mission
                                   Bei den Programmverhandlungen          sagt Ryll, die den Mut der EU-Kom-        Board ExpertInnen aus dem Bereich
                                 wurden fünf Missionen festgelegt, die    mission zu diesem Programm lobt.          Prävention, Früherkennung, Onkolo-
                                 Lösungen für wichtige Herausforde-       „Das ist ein Experiment! Man muss         gie, Präzisionsmedizin, Umwelt und
                                 rungen in Europa finden sollen – und     es der Kommission hoch anrechnen,         – mit Ryll – schlussendlich aus Pa-
                                 Krebs ist eine davon.                    dass sie bereit ist, das Risiko dabei     tient Advocacy vertreten. Prof. Ruth
                                   „Diese Themen sollen nicht wie im-     einzugehen.“                              Ladenstein von der St. Anna Kinder-
                                 mer angegangen werden, sondern in          Als die Kommission die Mitglieder       krebsforschung ist ebenfalls Mitglied
                                 einem Zugang, der sich an das Pro-       des Cancer Mission Board im August        des Mission Boards. „Ich glaube, es
                                 gramm zur Mondlandung anlehnt“,          2019 zum ersten Mal präsentierte,         ist richtig, dieses Problem holistisch
                                 erklärt Ryll. „Die Arbeitsweise der      war Ryll noch nicht dabei – und auch      anzugehen. Man muss die Spann-
                                 NASA ist also das Vorbild.“ Dazu zählt   sonst kein/e Patient Advocate (Pati-      breite der Perspektiven abdecken“,
                                 etwa, dass ein gemeinsames, großes       entInnenvertreterIn). Erst nachdem        erklärt Ryll.
                                 Ziel vereinbart wird, auf welches alle   der Vorsitzende, Harald zur Hausen,
                                 Beteiligten hinarbeiten. Dies umfasst    zurücktrat, rückte Ryll aus dem soge-     Arbeit, um Menschenleben zu retten
                                 sämtliche Prozesse, angefangen bei       nannten Mission Assembly, bestehend         Als Patient Advocate bringt Ryll die
                                 der Strategie, über die Unterziele bis   aus 30 zusätzlichen ExpertInnen, in       Sichtweise von PatientInnen und ihren
                                 hin zur internen Kommunikation.          das Mission Board nach. Dass Pati-        Angehörigen ein. „Als mein Mann

                         sonne 8 1/20
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
krank war, hat mich besonders fru-        Mission“ gesondert vertreten sind.
striert, dass die Übertragbarkeit von     „Krebspatienten haben eine andere
wissenschaftlichen Ergebnissen auf        Sicht auf die Dinge. Bis man selbst
Patienten nicht gegeben ist. Mit ei-      betroffen ist, versteht man das nicht.
ner wissenschaftlichen Publikation al-    Gleichzeitig ist es wichtig, die Balan-
lein wird kein einziges Leben gerettet.   ce zu finden zu den Sorgen und Be-
Wichtig sind mehr Lebensjahre oder        dürfnissen derer, die nicht an Krebs
eine höhere Lebensqualität. Als Pati-     erkrankt sind.“
ent Advocates müssen wir Druck auf-
                                                                                                               © Kathrin Langholz
bauen, damit jene Menschen von der        Fairer Nutzen für alle
Forschung profitieren, die am meisten        Die „Cancer Mission“ soll nicht nur        „Wir haben eine Verantwortung.

                                                                                                                                            Europa & International
Hilfe brauchen – und das sind die, die    Forschung fördern, sondern auch die        Wenn wir wollen, dass es besser wird,
gerade an Krebs erkrankt sind“, be-       medizinische Versorgung in ganz Eu-        müssen wir die Klappe aufmachen!“
tont Ryll. Das möchte sie auch in der     ropa, findet Ryll. „Es kann nicht sein,
                                                                                      Als Patient Advocate bringt Bettina
Mission reflektiert wissen. „Ich sehe     dass die Krebsversorgung zwischen
                                                                                    Ryll nicht nur ihre eigenen Erfahrungen
es als meine Aufgabe als Patient Ad-      den Ländern so divergiert. Derzeit
                                                                                    in die Krebs-Mission ein, sondern ist
vocate, zu erinnern: Wir machen das,      haben wir in Europa Patienten, die
                                                                                    auch darum bemüht, mehr über die
um Leute zu retten! Die Verantwor-        nicht nach dem neuesten Wissens-
                                                                                    Prioritäten und Probleme von Patien-
tung ist enorm und der Unterschied,       stand behandelt werden.“ Neben der
                                                                                    tInnen und Survivors zu erfahren.
den wir für Krebspatienten machen         Forschungstätigkeit brauche es vor
können, ebenso.“                          allem auch Vorschläge, wie europäische    Für Fragen oder Anregungen steht
   Für Ryll ist wichtig, dass die spe-    Länder in gleichem Maße von Studien­      Bettina Ryll gerne zur Verfügung:
zifische Sichtweise und die Bedürf-       ergebnissen profitieren können. π         bettina.ryll@mpneurope.org
nisse von PatientInnen in der „Cancer                                Sophie Fessl

„Auf die Plätze, fertig – ZONE!“
3. Symposium für Survivors

A
       ufgepasst! Survivors dürfen sich wieder auf span-
       nende Fachvorträge und viele Inputs freuen – beim
       3. Survivors Symposium am 26. September 2020.
Das Veranstaltungsteam der Survivors Österreich und die                                                          © Stefan Jurecek

Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe tüfteln schon fleißig
an einem umfangreichen und informativen Programm,                  Stay tuned! Der Veranstaltungsort wird demnächst
bei dem für alle Interessierten etwas dabei sein wird.             bekanntgegeben, außerdem informieren wir euch

                                                                                                                                            Survivors
  Im Zentrum steht dieses Mal das wichtige Thema „Lang-            auf unserer Website und über Facebook laufend über
zeitnachsorge“. Unter dem Motto „Auf die Plätze, fertig            Neuigkeiten und Inhalte.
– ZONE!“ stellen Nachsorge-ExpertInnen Initiativen und
                                                                   Kosten: Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos,
(neue) Anlaufstellen für erwachsene Survivors in ganz
                                                                   lediglich An- und Abreise sowie eine evtl. Über­nachtung
Österreich vor. Geplant sind außerdem interessante Vor-
                                                                   sind von den TeilnehmerInnen zu begleichen.
träge zu verschiedenen Schwerpunktthemen (wie z. B.
Fatigue) sowie Workshops, die Raum für persönlichen                Programm & Online-Anmeldung: www.survivors.at
Austausch bieten.

survivors                                 3. SYMPOSIUM für Survivors
                                          „Auf die Plätze, fertig – ZONE!“ Wann: Samstag, 26. September 2020
                                                                                                                           Save the date!
 KINDER-KREBS-ÜBERLEBENDE

                                                                                                                      1/20 9        sonne
Sonne - 80 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen werden geheilt - und dann? - DIE ZEITSCHRIF T DER KINDER-KREBS - HILFE _ w w ...
Kommunikation

                                                                                 Talking in Symbols
                                                                                 Nonverbales Kommunikationstool erleichtert den Dialog im Klinikalltag

                                                                                 64 Symbolkärtchen, universal verständlich und praktisch gebündelt in einem Set:
                                                                                 Das ist das Prinzip von „Talking in Symbols“. Das neue Kommunikationsinstrument
                                    Hallo!                                       überwindet nachhaltig Sprachbarrieren im Klinikalltag und erleichtert die Kommuni-
                                                                                  kation in der medizinischen und psychosozialen Arbeit – nonverbal, kultur­frei und
                                                                                  sprachunabhängig.

                                                                                   I
                                                               n der pädiatrischen                                                  Praktische Anwendung
                                                               Onkologie erfordert                                                       Junge PatientInnen bekommen
                                                               Kommunikation im                                                          bei der Aufnahme ein Talking
                                                            Klinikalltag spezielle                                                         in Symbols Bild-Karten-Set,
                                                            Sensibilität. Sich in                                                           das sie mit ihrem Namen am
                                              bols
                                                            einer so belastenden                                                             Cover zu ihrem ganz persön-
                               g  in   S y m
                      Talkin            et für die Ko
                                                             Situation zu artiku-
                                                     mmunikation
                                                                 in   Kliniken
                                                             lieren, ist insbeson-
                                                                                                                                             lichen machen. Die Kärtchen
                                                                                                                                             helfen den Kindern und Ju-
                           Bild-Karten-S

                                                              dere für junge Pati-                                                          gendlichen dabei, zu artikulie-
                                                              entInnen oft eine                                                           ren wie es ihnen geht, zu kom-
                                                          Herausforderung. Aber                                                         munizieren was ihnen wichtig
                        auch wachsende Sprachenvielfalt und zusätzliche Fak-                                                       ist, aber auch Fragen zu stellen. Sie
                        toren wie Einschränkungen der Sprachfähigkeit aufgrund                              werden altersadäquat dabei unterstützt, den Klinikalltag
                        neurologischer Erkrankungen erschweren Austausch,                                   zu verstehen und sich in herausfordernden Situationen
                        Informationsvermittlung und den Dialog im Kranken-                                  zurechtzufinden.
                        haus. Das ist nicht nur situationsbezogen unangenehm,                                 Beim Einführungsgespräch hilft das Begleitheft Be-
                        mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten können auch                                   handlungsteams und DolmetscherInnen, den Kindern die
                        die Entwicklung psychischer Belastungen zur Folge ha-                               Karten zu erklären. Die im Set enthaltenen Symbole sind
                        ben, wie Ängste, Depressionen oder posttraumatische                                 dort ihren Bedeutungen zugeordnet. In der Folge stellt
                        Belastungsstörungen.                                                                das Set für das Behandlungsteam ein unterstützendes
                          Auf Initiative von Liesa Weiler-Wichtl und Verena Fohn-                           Dialog­tool im Kommunikationsprozess des Klinikalltags
                        Erhold vom psychosozialen Team der pädiatrischen Neu-                               dar: Es hilft, Kinder und Jugendliche und ihre Bedürfnisse
                        roonkologie an der Universitätsklinik für Kinder- und                               besser zu verstehen und medizinische, therapeutische
                        Jugendheilkunde (AKH/MedUni Wien) wurde das inno-                                   sowie allgemeine Abläufe zu vermitteln.
                        vative Kit in enger Zusammenarbeit zwischen der Öster-
                                                                                                            Ω Sie sind MitarbeiterIn eines Krankenhauses oder einer
                        reichischen Kinder-Krebs-Hilfe, dem Designstudio buero
                                                                                                            Gesundheitsinstitution und wollen Talking in Symbols
                        bauer und den beiden Psychologinnen entwickelt. Bei dem
                                                                                                            künftig in Ihren Arbeitsalltag integrieren? Karten-Sets
                        Bild-Karten-Set handelt es sich um ein intuitiv erfassbares,
                                                                                                            sind zum Preis von je 8,– Euro erhältlich – Bestellungen
                        piktogramm-basiertes Kommunikationswerkzeug, das
                                                                                                            bitte an: oesterreichische@kinderkrebshilfe.at
                        eine nonverbale, kultur- sowie sprachunabhängige Kom-
                        munikation zwischen Betroffenen, Behandlungsteams                                   Ω Weitere Infos zum Projekt & Spendenmöglichkeit:
                        und Familienmitgliedern ermöglicht.                                                 www.kinderkrebshilfe.at

                sonne 10 1/20
Eine gemeinsame Sprache – von der Idee zur Umsetzung

                 TIS – TALKING
             Altersadäquate Kommunikation INalsSYMBOLS
                                                besondere
             Herausforderung in der pädiatrischen Onkologie
                                                                                                           Stärkung eines positiven Selbstkonzeptes und der
                                                                                                           Handlungs­kompetenz junger PatientInnen durch klare,


                                                                                                           transparente Kommunikation und besseres Verständnis
                    Entwicklung
             Wachsende         Sprachenvielfalt      eines         nonverbalen
                                                           und Sprachpro-                                Kommunikationstool
                                                                                                           der gesamten Therapie.
             bleme, beispielsweise aufgrund neurologischer
                    für die Versorgung in der pädiatrischen
             Einschränkungen, erschweren Informations­
                                                                                                                  Onkologie
                                                                                                         Punktgenaue, zeitsparende Kommunikation
             vermittlung, Austausch und Dialog                                                           Präzise personelle & materielle Ressourcennutzung
                    Weiler-Wichtl1, L.J., Fohn-Erhold1, V., Schlifelner1, J., Leiss1, U., Schwarzinger1,2, A., Oppitz2, F. & Kienesberger2, A.



                                                                                                                                                                                                                     Kommunikation
             Mangelnde        Kommunikationsmöglichkeiten können                                         Kontrollgewinn durch alters- & situationsbezogene
                    !"#$%&'($)*)(+,$#$+-./' 0$#1&'2 3#1-435&#16&$,+3#1&7-809-:$&#7-;&1-"#$ :$&#7-< =()&''&$>6$(>6& 0$#1&'20'&?(29$,.&

             die Entwicklung psychischer Belastungen                                                                  Kommunikation
             (u. a. Ängste, Depressionen,                                                                                      Angstreduktion durch gezielte Aufklärung
             posttraumatische             Belastungs­ Kommunikation                                       Stärkung eines positiven             Selbstkonzeptes  und die Alltag
                                                                                                                              P O  Empowerment            im klinischen
                               Altersadäquate                                                als
             störungen etc.)         zur
                               besondere              Herausforderung              in       der           Handlungskompetenz                der jungen PatientInnen
                                                                   N D                                    durch klare, transparenteSI         Stärkung   der Selbstwirksamkeit
                                                                                                                                                   Kommunikation    und
             Folge haben p@Adiatrischen Onkologie.                                                                                    T
                                                               RU                                         besseres VerständnisIVder gesamten Therapie.
                                                                                                                                                  Förderung von Compliance
                                                             G
                               Wachsende                    Sprachenvielfalt              Körperliches
                                                                                            und
                                                         ER

                                                                                                                                                   E
                               Einschränkung der Sprache aufgrundWohlbefinden              bsp.           ! Punktgenaue, zeitsparende Kommunikation  Prävention von Folge­

                                                                                                                                                      W
                                                      NT

                                                                                                          ! Präzise personelle & materielle erschei­nungen (Trauma-

                                                                                                                                                         IR
                               neurologischer Einschränkungen erschweren
                                                     HI

                                                                                                             Ressourcennutzung

                                                                                                                                                            KU
                               Informationsvermittlung, Austausch und den                                                                              tisierungen etc.) und
                               Dialog.                                                                    ! Kontrollgewinn durch alters- &

                                                                                                                                                                NG
                                                                                                             situationsbezogene                          Sekundär­erkran­kungen
                                     MangelnderKommunikationsmöglichkeiten               ! Angstreduktion durch gezielte Aufklärung
                                                        Grund-                                     Emotionales
                                     stellen einen Risikofaktor für die Entwicklung      ! Empowerment im klinischen Alltag
                                                      bedürfnisse                               ! Wohlbefinden
                                                                                                  Stärkung der Selbstwirksamkeit
                                     psychischer Belastungen dar
                                     (u.a. Ängste, Depressionen,               Körperliches             ! FBArderung von Compliance
                                     posttraumatische                         Wohlbefinden   TALKING             ! Prävention von
                                                                                                                   Folgeerscheinungen
                                     Belastungsstör-
                                     ungen, etc.).                                         IN SYMBOLS             (Traumatisierungen etc.)

                                                          Medizinische Unter-                                                 Freizeit-
                                                                                                                             Emotionales
                                                                  Grund-
                                                                                                                                                                    OOL
                                                          suchungen/Therapie                                                 tätigkeiten
                                                                                                                             Wohlbefinden
                                                               bedürfnisse
                                               ME T

                                                                                                                                                                 IE T
             2017:                                                                                                                    Ω Herausforderungen
                                                 HO

             Projektidee,
                                                                                                                                                                AP

                                                                                                                                     als Chance: mit einem
             Konzipierung,
                                                     DI

                                                                                          Das
                                                                                                                                                         ER

                                                                                                                                   bildbasierten, sprachun-
                                                      K

             Prototyp an der                                                     Bild-Karten-Set
                                                                                                                                                     TH

                                                                                   Therapie &                                    abhängigen Kartensystem
                                                         &

             Universitätsklinik für                     N                           Angebote                                  Kommunikationshindernisse
                                                                                                                    AL
                                                                                                                                                 S
                                                           E

                                                          TW                                                Freizeittätig-
             Kinder- und Jugendheil-                          Medizinische
                                                               IC                                                 G       überwinden,      um so den Dialog
             kunde AKH/MedUni Wien                         Untersuchungen
                                                                  KL                                      I A LOkeitenim Klinikalltag zu erleichtern
                                                                     UN                                 D
             2018:                                            und Therapie
                                                                        G
                                                                                                               Ω Drei Versionen (Mädchen,Differenzierte Bub, Tiger)
             • Workshop „Perspektive           Zielgruppe“
                                     Entwicklung-
                                                                                                      zur freien   Auswahl,     um  eine Maßnahmen zur
                                                                                                                                          Identifizierung       mit
                                         phase
             • Entwicklungsphase          gemeinsam mit
                                      gemeinsam
                                                                                                     der  Figur  zu  ermöglichen
                                                                                                                                Evaluierung zu Wirksam-
                                     mit Designern                                                                           keit, Handhabbarkeit und
               Designstudio buero         bauer
                                     Oktober 2018
                                                                                           Therapie &                     Förderung der Handlungs-
             • Wissenschaftliche
                         Workshop
                                         Evaluierungsphase                                  Angebote                   wirksamkeit sollen folgen
             • Entwicklungsphase
                       „Perspektive
                        Zielgruppe“       –   Überarbeitung         und                                          Los Medizinische
                                                                                                                     geht’s, lass uns reden!waren
                                                                                                                                   Themen,
               inhaltliche 2018Definition der Themenkarten
                      Inselcamp Juli
                                                                                                                schwierig     zu    interpretieren          ->
                                                                                                   zusätzliches begleitendes Informationsheft für
             2019:                             Wissenschaftl.
                                                Evaluierungs-
                                                                           Wissenschaftl.
                                                                           Evaluierungs-
                                                                                                   das Behandlungsteam
             • Wissenschaftliche Evaluierungsphase
                                                    phase                      phase
                                                   (n = 17)                  (n = 17)            Keine       64 Karten
                                                                                                       Präferenz  für eingesetzte
             • Finale Überarbeitung November         2018
                                                                             Mai 2019            Figur (Mädchen, Bub, Tiger) ->
                                                                                                intuitiv, bildbasiert, sprachfrei
                                                                                                                                          Es kann los gehen!
                                                                                                                                             Probier‘s aus!
                                                                                                                        Drei     Version     um     eine
                                                                               Entwicklungs-
                                                                                                                        Identifizierung mit der Figur zu
                                     Konzipierung                                 phase –                Finale Über-   ermöglichen.
                                      Prototyp an                               Überarbeit-
                                     der UKKJ Wien                               ung und                      Dr.in Liesa Weiler-Wichtl, Mag.a Verena Fohn-Erhold. Alle Grafiken © buero bauer
                                                                                                Projektidee:arbeitung
                                                                                inhaltliche               September
                                         2017                                                               2019
                                                                               Definition der                                            63 Karten
                                                                               Themenkarte                                    intuitiv bildbasiert sprachfrei
                                          Ein Projekt der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe in Kooperation mit:
             K r e bs - H
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                                                                                                                                                                 1'::
Lebenswege

                                                                                                                                          © privat

                     Leo Kiem und seine Lebensgefährtin Victoria Kadernoschka genossen ihre kurze gemeinsame Zeit sehr bewusst und intensiv

                     Leo Kiem – EIN GANZES LEBEN IN 40 JAHREN
                     Ja zum Leben sagen, ist eine grundsätzliche Entscheidung. Leo Kiem, ein großzügiger Unterstützer der ÖKKH, hatte
                     sie gefällt. Auch wenn ihm dafür nur 40 Jahre vergönnt waren.

                     D
                             ie Wahrscheinlichkeit, bei einem Geisterfahrerunfall   seiner FreundInnen, denen er die Botschaft hinterlässt,
                             sein Leben zu verlieren, ist gering. Sehr gering.      dass „Hedonismus nichts Schlimmes ist“. Gutes Essen,
                             Im Jahr 2018 verstarb in Österreich eine einzige       guter Wein und Geselligkeit waren sein Leben. Zurück
                     Person bei einem solchen Crash. Die Wahrscheinlichkeit,        in Österreich, heuerte er in einem der nobelsten Wie-
                     im Erwachsenenalter an einem Wilms-Tumor zu erkranken,         ner Innenstadt-Restaurants an und eröffnete später den
                     ist ähnlich niedrig. Leo Kiem war vor rund 10 Jahren der       Weinhandel „Agora Vino“, wo er auch Spendenaktionen
                     einzige Erwachsene in Österreich, bei dem die Krankheit,       für die ÖKKH durchführte. Während seiner Krankheit
                     die vorwiegend Kinder im Alter von unter 5 Jahren trifft,      hatte er, inspiriert von einem Freund, zu malen begon-
                     diagnostiziert wurde.                                          nen. Das war kein Zufall, denn Leo war schon immer ein
                                                                                    kunstaffiner Mensch gewesen. Ob Acryl- oder Ölfarben,
                     „Hedonismus ist nichts Schlimmes“                              Bleistift, Zeitungsschnipsel, Medikamentenverpackungen
                       Prinzipiell gilt das Nierenkarzinom Nephroblastom, wie       – mit seinen abstrakten und großflächigen Kunstwerken
                     der Wilms-Tumor auch genannt wird, bei Kindern als gut         erzählte er immer ein Stück seines Lebens.
                     heilbar, rund 80 % überleben. Allerdings: Je älter die Pati-
                     entInnen sind, desto geringer sind die Heilungschancen.        Weihnachten in Quarantäne
                     Leo Kiem hatte zunächst Glück. Die Krebstherapie, die            An seiner Energie, seinem Tatendrang und der Freude
                     sich von jener für Kinder nur in der Dosierung unterschied,    an allem, was er tat, ließ er gerne andere teilhaben. Und er
                     schlug beim Anfang-30-Jährigen gut an. Es blieben ihm          hatte Spaß daran, Menschen zusammenzubringen. Etwa
                     aber nur rund 10 Jahre, um sein Leben in jener Intensität      bei Veranstaltungen, die er „The Perfect Match“ nannte.
                     zu leben, die ihm schon vorher zu eigen gewesen war und        Ein „Match“ war es auch, als er vor 4 Jahren Victoria Ka-
                     die durch die schwere Krankheit noch zunahm.                   dernoschka traf, die junge Frau, mit der er eine Familie
                       Der gebürtige Grazer war gelernter Koch, hatte 10 Jahre      gründen wollte. Die beiden genossen ihre Liebe, so wie
                     in London gelebt. Ein Mann, der das Leben genießen             er lebte: intensiv und sehr bewusst, immerhin hatte Leo
                     konnte und wollte. Alleine, doch am liebsten im Kreise         in seinem Leben bereits eine schwere Prüfung hinter sich

             sonne 12 1/20
gebracht. Bis zu jenem Sommertag vor rund 2 Jahren:              kein Geheimnis. Die Malerei gab ihm ebenso Kraft wie
Beim Beach-Volleyball landete er auf dem Bauch. Mit              das Schreiben seiner Tagebücher, 3 sind es geworden. Sie
großen Schmerzen und inneren Blutungen wurde er ins              sind ein Vermächtnis eines unbändigen Lebenswillens,
Wiener Hanusch-Krankenhaus eingeliefert, wo nach einer           selbst wenn die Wahrscheinlichkeit zu überleben gegen
Not­operation und mehreren Untersuchungen bald klar              Null geht.
wurde: Der Krebs war zurückgekehrt. Victoria, die über             Wie stark dieser Wille war, zeigt ein Detail: Anfang Juni
Leos erste Tumorerkrankung gut informiert war – nicht            2019, wenige Wochen vor seinem Tod, organisierte Leo
zuletzt, da er regelmäßige Kontrolluntersuchungen gehabt         noch eine Weinmesse. Während dieser wollte ihn Victoria
hatte –, erzählt: „Der Behandlungsplan im Wiener AKH             zum Aufbruch überreden, weil er schon sehr schwach
war rasch erstellt. Leo hatte 4 Chemotherapie-Zyklen vor         war. Doch er hatte so viel Spaß an seiner Arbeit und der
sich.“ Sie wusste, dass eine schwere Zeit bevorstand. Ihr        Geselligkeit, dass sie keinen Erfolg hatte. Wenig später

                                                                                                                                         Lebenswege
war aber auch klar, dass sie einen lebensmutigen Mann            erfuhr Victoria von den ÄrztInnen, dass Leos Zeit zu
an ihrer Seite hatte, der nicht klein beigab. Und selbst als     Ende ging. Ob er es selbst wusste, kann sie rückblickend
2018 um die Weihnachtszeit eine 4-wöchige Stammzell-             nicht sagen: „Er hat nie die Frage gestellt, wie viel Zeit
therapie bevorstand, versuchte das Paar, „ein bisschen           ihm bleibt.“ Oder wie es sein Bruder ausdrückte: „Viel-
Normalität zu leben“, sagt sie. Trotz der mit der Therapie       leicht hat Leo so intensiv gelebt, weil er wusste, dass er
verbundenen „Quarantäne“ überredete sie das Kranken-             ein ganzes Leben in 40 Jahren leben musste.“ Leo Kiem
hauspersonal, drei Christbaumkugeln in Leos Kranken-             starb am 1. Juli 2019.
zimmer bringen zu dürfen. „Er war so ein lebensfroher              Sein eigener Kampf gegen den Krebs motivierte Leo
Mensch. Selbst wenn er an Schläuchen hing, haben wir             Kiem, die Arbeit der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe
miteinander lachen können“, erinnert sie sich.                   zu unterstützen. Als Kooperationspartner spendete er
                                                                 einen Euro von jeder in seinem Weinhandel „Agora Vino“
Offener Umgang mit der Krankheit                                 verkauften Flasche „Schauerstoff“ des Weingutes Schauer
  Seinen Mut schöpfte Leo vor allem aus dem unerschüt-           zu Gunsten von Survivors-Projekten.                      π
terlichen Glauben, dass „ihn der Krebs nicht besiegen                                                      Gerlinde Maschler
würde“. Wenn ihm neue Methoden zur Behandlung des
Wilms-Tumors zu Ohren kamen, wuchs seine Hoffnung
und es ging ihm besser. Er schupfte weiter seinen Wein-
handel, hatte stets Pläne für die Zukunft, ging weiterhin
oft und gerne unter Leute und machte aus seiner Krankheit

                                                                                                                      © privat

                                                                 Unter Leos Lebensmotto „Mochst as, bist as. Mochst as ned,
                                                                 bist as ned“ fand im September 2019 in Wien posthum eine
                                                      © privat
                                                                 Vernissage statt, wo seine Bilder zu Gunsten der ÖKKH und
                                                                 der St. Anna Kinderkrebsforschung verkauft wurden.

Der Wilms-Tumor ist ein bösartiger Tumor, der in oder an der Niere auftritt. Das Karzinom kommt am häufigsten bei
Kindern unter 5 Jahren vor, aber auch bei älteren Kindern, selten bei Erwachsenen. Zumeist ist eine Niere betroffen
und nur manchmal bildet der Tumor Metastasen. Die Heilungschancen liegen bei Früherkennung im Kindesalter
bei 80 bis 90 %.

                                                                                                                    1/20 13      sonne
Mit psychosozialer Nachsorge in eine positive Zukunft
                               Drei TeilnehmerInnen von ÖKKH-Nachsorgeangeboten berichten über ihre Erlebnisse

                               Psychosoziale Nachsorge beginnt ab dem Zeitpunkt der Diagnose. Doch wann hört sie auf? Die Teilnahme an psycho­
                               sozialen Nachsorgeangeboten, nicht nur während oder unmittelbar nach der Therapie, sondern auch Jahre nach
                               Therapieende, hat für ehemalige PatientInnen und deren Familien zahlreiche positive Effekte. Seit vielen Jahren gibt
                               es die bewährten „Insel-Camps“ der ÖKKH deshalb nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für junge
                               Erwachsene bis 20 Jahre. Danach steht allen ehemaligen PatientInnen das „Insel-Seminar ab 20“ zur Verfügung. Um
                               auch Eltern auf ihrem Weg zurück in den Alltag zu unterstützen, bietet die ÖKKH den Nachsorge-Workshop „Und wo
                               bleibe ich?“ an. Die SONNE hat TeilnehmerInnen dreier unterschiedlicher Nachsorgeangebote der ÖKKH begleitet
Therapie & Betreuung

                               und deren Erlebnisse in Steckbriefen zusammengetragen.

                                                                                                  endlich ganz wichtige Erfahrungen, um zu erleben wie andere
                               INSEL-CAMP 16-20
                                                                                                  mit der Erkrankung und dem Leben danach umgehen.
                               Name: GABRIEL MOSER, 20 Jahre                                      Was ich mir noch gewünscht hätte:
                               In dem Jahr wurde bei mir Krebs festgestellt: 2010                 Ich wollte immer nur, dass die Insel-Camps weitergehen, dass
                               Ich lebe in: Niederösterreich                                      ich auch im darauffolgenden Jahr wieder teilnehmen kann.
                               Mein Beruf: Ich studiere Radiologietechnologie                     Das möchte ich anderen ehemaligen KinderkrebspatientInnen
                               Deshalb habe ich am Insel-Camp 16-20 teilgenommen:                 mitgeben:
                               Ich habe schon Jahre zuvor an anderen Insel-Camps der ÖKKH         Mich musste man damals nach der Therapie sehr stark über-
                               teilgenommen und ich wollte jedes Jahr wieder dabei sein, weil     reden, auf ein Insel-Camp mitzufahren, als Außenstehender
                               ich am Camp vom Alltag abschalten kann, FreundInnen und Be-        dachte ich, das sei wie im Kindergarten. Außerdem wollte ich
                               kannte wieder treffe und mich auch immer auf das Programm          mich mit dem Thema „Krebs“ nicht auseinandersetzen, aber man
                               freue. Ich war sehr froh, als ich erfahren habe, dass die Insel-   muss sich einfach darauf einlassen, dann profitiert man defini-
                               Camps mittlerweile bis 20 Jahre gehen und das habe ich dann        tiv davon. Es gibt dir die Chance, aus dem Alltag auszusteigen.
                               auch für mich genutzt.                                             Ich kenne niemanden, der es bereut hat, hingefahren zu sein.
                               Daran erinnere ich mich noch besonders:
                               An die unterschiedlichen kreativen Teamaktivitäten in Kleingrup-
                               pen und die Gruppenaktivitäten im Freien, zum Beispiel im Wald
                               Hindernisse überwinden. Da war es schon oft schwer zu ent-
                               scheiden, in welche Gruppe ich gehen soll.
                               Das hat sich für mich durch das Insel-Camp 16-20 verändert:
                               Mir hat das Camp geholfen, die Krankheit und die Erlebnisse
                               mit der Erkrankung zu verarbeiten. Man muss einfach etwas
                               Positives aus der Krankheit machen, und das ist mir gelungen.
                               So ging es mir mit den anderen Camp-Teilnehmer­Innen:
                               Anfangs war es für mich in der Gruppe ungewohnt. Die einzelnen
                               Geschichten, die aber jede und jeder hat, waren für mich letzt-                                                            © ÖKKH

                               Interesse, bei einem dieser Nachsorge-Projekte dabei zu sein?
                               Ω Nachsorge-Projekte für betroffene Jugendliche und junge Erwachsene:
                                 Insel-Camp 16 – 20: 4. – 11. April 2020 / Sonneninsel
                                Insel-Seminar ab 20: Termin I: 30. April – 3. Mai 2020 / Sonneninsel
                               		 Termin II: 6. – 8. November 2020 / Sonneninsel
                               Ω Nachsorge-Workshop für Eltern
                                „Und wo bleibe ich?“: Termin I: 25. – 26. April 2020 / Sonneninsel
                               		 Termin II: 17. – 18. Oktober 2020 / Sonneninsel
                               Ω ANMELDEMÖGLICHKEITEN sowie mehr Infos zu den psychosozialen Nachsorgeangeboten der ÖKKH
                               		gibt es auf Seite 24 sowie unter www.kinderkrebshilfe.at/nachsorge-und-camps
                                                                                                                                                           © ÖKKH

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