ANSELM KIEFER 09.03.- 22.08.2021 - DIE SAMMLUNG GROTHE IN DER KUNSTHALLE MANNHEIM - Mannheimer Morgen
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SEITE 2 // GROTHESAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // ANSELM KIEFER Das Warten hat ein Ende – die Pforten öffnen DIE SCHAU „ANSELM KIEFER“ IN DER KUNSTHALLE MANNHEIM IST JETZT ENDLICH AUCH PHYSISCH ERLEBBAR LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, „angesichts der Unermesslichkeit, der unvorstellbaren Größe des Universums, in dem wir keinen Sinn erkennen können, kann man verzweifeln. Wir wissen nicht, warum etwas ist und nicht nichts.“ Das sind Worte von Anselm Kiefer. Er hat sie im Interview mit dieser Redaktion gesagt. Es sind Worte, die einen gerade in diesen pandemischen Zeiten verzweifeln lassen: „Wir wissen nicht, warum etwas ist und nicht nichts.“ Auf Corona, die Weltlage und die Schau in der Kunsthalle lässt sich das im Nu übertragen. Wir wissen vor allem eines darüber: dass wir nicht wissen. DAS GRÖSSTE WERK DER SCHAU: EINE UMGESTÜRZTE Dieser dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschriebene Satz PALME STEHT IM ZENTRUM VON „PALMSONNTAG“. eröffnet die Unendlichkeit des Universums, das wir nie erforschen, nie KUNSTHALLE MANNHEIM; RAINER DIEHL verstehen und nie erfahren werden. Wir wissen immer nur, dass wir nicht wissen und nur einen marginalen Teil von allem erkennen werden. Einen Teil eines Teils eines Staubkorns. Kiefers Kunst handelt nicht nur vom Universum. Kiefers Kunst handelt auch von diesem Staubkorn, wenn der Künstler sich, wie Werden er sagt, auf den Weg zur Wahrheit macht – doch naturgemäß nie ankommt. Es gibt nicht nur die Unendlichkeit im Großen. Es gibt sie auch im Kleinen. Mikro und Makro. Insofern bleiben die im Grunde den Museumsraum sprengenden Werke des Friedenspreisträgers von 2008 zwar groß. Aber in dieser Größe bleiben sie relativ. Man bemerkt es allein daran, dass sich ihr Kosmos, ihr Gehalt und ihre Aussage verändern, wenn wir uns nähern. Plötzlich werden auf großen Flächen Details kenntlich, die von weitem nur Farbtupfer und Vergehen oder Formen sind. Nehmen wir das Gemälde „Der fruchtbare Halbmond“. Mit seinen 35 Quadratmetern Fläche (4,6 auf 7,6 Meter) zeigt es den unfertigen Turm zu Babel, nachdem Gott die Arbeiterschaft gespalten hat. Ihrer Hybris wegen sorgte er für Sprachverwirrung unter ihnen. Und Menschen, die sich nicht verstehen, sind auch nicht in der Lage, ein so gigantisches Projekt wie den Babylonischen Turm zu realisieren, der ja zum Himmel reichen sollte. Gehen wir nun näher an das Riesenwerk heran, erkennen wir einzelne Backsteine mit Namen darauf: Persepolis etwa, Petra, Akkad und Jericho, Städte in der Frühzeit. In Ägypten. Phönizien. Assyrien. Mesopotamien. Je näher wir sind, desto mehr wird lesbar. In den Trümmern liegt die Trauer über den verlorenen Dialog der Religionen. Ein Sehnen nach Frieden spricht UNTER DEM SO SCHLICHTEN WIE UMFASSENDEN TITEL aus dem Werk, das 2010 lange vor den Flüchtlingswellen entstand – und doch so aktuell ist. „ANSELM KIEFER“ WIRFT DIE MANNHEIMER KUNSTHALLE EINEN Dass wir all das über Wochen nur digital erleben konnten, war eine Notlösung. GRÜNDLICHEN BLICK AUF DEN WICHTIGEN KÜNSTLER Es repräsentierte nur einen Ausschnitt, war ein Vorgeschmack auf das, was uns jetzt in voller Pracht erwartet. Kiefer live. Das ist etwas vollkommen anderes. Die Dimension allein hält uns gefangen. Und die Tiefe des Raums seiner VON THOMAS GROSS mension. Überhaupt das Destruktive: schichte oder nehmen die gesamte Kul- Skulpturen und Reliefs, die im Zweidimensionalen nicht einmal erahnt Weil Kiefer sein Material oft elementaren tur in den Blick. So zitiert Anselm Kiefer werden kann. Mit diesen Seiten wollen wir Ihnen den Eintritt in diesen Kosmos Sein Name ist mit Superlativen verbun- Kräften aussetzt, Feuer oder Wind, we- den biblischen Turmbau zu Babel in sei- erleichtern. Wir gehen ein auf das, was zu erleben ist, lassen aber auch Kiefer den. Anselm Kiefer war zeitweilig einer cken viele Arbeiten die Assoziation zu nem Bildwerk „Der fruchtbare Halb- selbst zu Wort kommen und beleuchten Facetten der teuersten und zählt längst zu den ein- Zerstörung, zu Aufstieg und Fall zugleich. mond“. Anselm Kiefer hat keine Scheu seines Lebens und Wirkens – auch hier in der Region. flussreichsten Künstlern der Welt. Dazu Die größte Installation der Schau, „Palm- vor übergeordneten Perspektiven; er Ein Blick auf die Menschen, die die Ausstellung passt, dass der 1945 geborene Maler und sonntag“ mit einer gefällten Palme im sucht sie sogar, ebenso die große Geste. überhaupt erst möglich gemacht haben, schien uns Objektkünstler bevorzugt im großen For- Zentrum und gerahmten Palmblättern Dass sich dazu auch viele Details gesel- ebenso unerlässlich. mat arbeitet und inhaltlich weit in die daneben, zeigt das noch besonders; auf len, die sich ebenfalls zu entdecken loh- Bilder, so sagte Kiefer als Dank für den Friedenspreis deutsche Geschichte, in diejenige der Jesu Einzug in Jerusalem ist hier ebenso nen, macht die Mannheimer Ausstellung des Deutschen Buchhandels, seien für ihn ganzen Menschheit sowie die Welt der verwiesen wie auf sein Ende am Kreuz. eindrücklich klar. Hier lernt man den „Haltepunkte, wo sich in der unendlichen Weite Mythen ausgreift. Die Werke im vierten Ausstellungs- einflussreichen Künstler gründlich ken- etwas zusammenballt aus dem interstellaren Staub, Die Mannheimer Kunsthalle hat dies raum holen gleich gar weit aus, sie bli- nen und findet guten Anlass, ihn für sich ein bisschen Materie im Abgrund der Antimaterie.“ nicht zuletzt schon am Beispiel seines cken ins All, in die mythische Vorge- zu entdecken. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich wünsche Ihnen Monumental-Reliefs „Sephiroth“ de- viel Freude beim Eintauchen, Lesen und Sehen! monstriert, das im Atrium des Neubaus hängt. Einen genaueren und ausführli- chen Blick auf das Werk des heute in Paris lebenden Künstlers wirft jetzt die aktuel- le Sonderschau des Museums. Die so schlicht wie umfassend „Anselm Kiefer“ betitelte Ausstellung vereinigt 18 große Kiefer-Werke aus der Sammlung Hans STEFAN M. DETTLINGER, RESSORTLEITER KULTUR Grothe und blickt zurück auf drei Jahr- zehnte seines Schaffens. THEMATISCH GEGLIEDERT Programmtipps Für Übersichtlichkeit sorgt die themati- sche Einteilung der in vier Räumen und auf zwei Etagen präsentierten Schau. Sie , Die Ausstellung mit Werken von Anselm Kiefer in der Kunsthalle Mannheim ist ergibt sich aus den Begriffspaaren „Gott bis 22. August geplant. Derzeit ist ein Besuch nur nach Online-Voranmeldung auf und Staat“, „Mann und Frau“, „Tod und der Internetseite kuma.art und kostenloser Registrierung möglich. Stille“ sowie „Himmel und Erde“. Berühmt und auch berüchtigt ist An- , Im Ticketshop sind nur Terminbuchungen möglich, die Eintrittskarten kauft man selm Kiefer seiner Auseinandersetzung dann unter Vorlage der Reservierung an der Kasse. Auch Inhaber einer Jahreskarte mit der deutschen Geschichte wegen. müssen eine Terminreservierung vornehmen. Dafür sehen Besucher wesentliche Bei- spiele gleich beim Betreten des ersten , Wegen der Corona-Pandemie sind alle Besucher verpflichtet, eine medizinische Saals. Die kastenförmige Installation Mund-Nasen-Bedeckung (FFP2-Masken bzw., OP-Masken) während des „Volkszählung“ nimmt Bezug auf die da- gesamten Besuches zu tragen. Die Aufenthaltsdauer wird auf maximal zwei mals auch von Kiefer kritisierte behördli- Stunden begrenzt. Die Terminreservierung ist maximal vier Tage im Voraus che Datenerhebung der 1980er Jahre, möglich, um eine kurzfristige Reaktion auf geänderte Restriktionen umsetzen zu weitet den Horizont aber auf die Sphäre können. Die Kontaktdaten aller Besucher werden erfasst. des Staates insgesamt, die hier mächtig und buchstäblich eisenhart erscheint. , Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag und Feiertage 10 bis 18 Uhr, Die Assoziation zu totalitären Systemen liegt auf der Hand – ebenso auch die zum Mittwoch 10 bis 20 Uhr, am ersten Mittwoch im Monat 10 bis 22 Uhr (beim MVV Holocaust, erinnert der rostige Eisenkas- Kunstabend 18 bis 22 Uhr Eintritt frei), Montag geschlossen. ten doch an alte Bahnwaggons, wie sie für den Transport in die Todeslager ge- , Eintrittspreise: 12 Euro, ermäßigt: 10 Euro, Abendkarte 8 Euro (gültig ab nutzt wurden. eineinhalb Stunden vor Schließung), Familienkarte 20 Euro (2 Erwachsene mit Gleich daneben hängt „Die Große EINE DRUCKMASCHINE, LETTERN, BÜCHER, Kindern unter 18 Jahren). Fracht“, eine graue, aufgeraute Fläche, SONNENBLUMEN ERGEBEN DEN „VERLORENEN auf die der Künstler das Modell eines Mi- BUCHSTABEN“. KUNSTHALLE MANNHEIM; RAINER DIEHL , Führungen und Veranstaltungen finden weiterhin nur digital statt. litärflugzeugs geheftet hat – die Fracht, Termine und Details auf kuma.art. pwr sie hat hier auch eine zerstörerische Di-
ANSELM KIEFER // GROTHESAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // SEITE 3 IHN VERBINDET EIN GLÜCKLICHER ZUFALL MIT ANSELM KIEFER: KURATOR SEBASTIAN BADEN. BILD: KUNSTHALLE/WITT Das Glück der Weltkultur KURATOR SEBASTIAN BADEN ÜBER DIE ARBEIT IN MANNHEIM UND MIT DEN MONUMENTALEN WERKEN KIEFERS VON PETER W. RAGGE Baden lägen auch etwa zehn Jahre zurück. „In dem Umfang wurde er schon lange nicht „Glück“ – davon spricht er mehrfach. Vom mehr gezeigt“, betont Sebastian Baden da- Glück, als Westpfälzer nun in Mannheim ar- her. In dem Umfang – das bedeutet insge- beiten zu dürfen, oder auch vom Glück, nun samt 18 Werke, von denen fast alle aus dem die große Anselm-Kiefer-Ausstellung zu ver- Depot kommen und in Mannheim noch nie ANZEIGE antworten: Sebastian Baden ist der Kurator ausgestellt wurden. Vier sind Leihgaben des der Sonderschau. Mit Anselm Kiefer verbin- Franz Marc Museums in Kochel am See. Nur de ihn sogar ein, wie er auch sagt, „glückli- eine Arbeit kennen die Mannheimer bereits cher Zufall“: Kiefer war im ersten Jahrgang, sehr gut, weil sie seit der Eröffnung des Neu- den Andreas Franzke an der Karlsruher baus Ende 2017 immer in der Kunsthalle Kunstakademie unterrichtete – Baden 2004 hängt. 2300 Kilo schwer, 9,50 Meter hoch, im letzten Jahrgang vor dessen Emeritie- fünf Meter breit – das sind die beeindrucken- rung. Das verbindet. den Maße von „Sephiroth“ im Atrium. Sie be- „Ich habe Terpentingeruch geschnüffelt“, grüßt nun auch die Gäste der Sonderschau. blickt Baden zurück auf seine Zeit in Karlsru- he. Terpentin, mit dem die Maler die Pinsel von der Ölfarbe reinigen, riecht sehr stark. RAUMFÜLLENDE SKULPTUR Auch als er Kiefer mal in seinem Atelier be- Offe Offen sucht habe, hätte er das wieder wahrgenom- Sie erstreckt sich auf vier Räume. Im zweiten men – stärker als anderswo. Und wenn er Stock wird der Kubus 6, wo die Kunsthalle heute mit den Werken Kiefers zu tun habe, permanent Werke ihrer Kiefer-Sammlung denke er oft, dass dessen Arbeiten auch da- zeigt, neu inszeniert – auch mit einer raum- von beeinflusst sind, „denn er hat ja mit Öl- füllenden Installation. Hinzu kommen drei farben angefangen“. Räume in den Galerien des Erdgeschosses. Doch längst reicht Kiefer die Ölfarbe nicht Zwischenwände werden dort entfernt. „So mehr. Beton, Blei, Eisen, Asche, Stroh, Sand, können die riesigen Werke wunderbar zur oft einfach nur Dreck bestimmen seine riesi- Geltung kommen“, freut sich Baden. gen Werke. Oft wird ihnen eine Aura von Me- Manche sind bis zu einer Tonne schwer. lancholie und Destruktivität zugeschrieben. Aber mit dem Hubwagen und einem Spin- „Sie haben etwas Archaisches, diese Größe, nenkran, der seine Füße in einem Raum aus- diese Materialität und diese Monumentali- fahren und dann schwere Lasten herumhie- tät, das hat etwas von Überwältigung“, for- ven kann, könne man sie problemlos bewe- muliert es Baden. Das den Besuchern der gen. „Und die größeren Arbeiten sind modu- Mannheimer Kunsthalle nahebringen zu lar gebaut, bestehen aus verschiedenen Tei- dürfen, „das ist etwas, worauf ich mich be- len von dann aber auch noch mehreren hun- sonders freue“, so der Kurator. dert Kilo“, berichtet Baden, „in einem Fall so- gar aus 17 Einzelteilen“. „Das alles hat ein gi- gantisches Ausmaß“, stimmt er die Gäste auf ZWEI JAHRE VORBEREITUNG raumgreifende Installationen sowie großfor- matige, mehrdimensionale Bilder ein. Er stammt aus der Westpfalz, nahe der saar- Kiefers im wahrsten Sinne des Wortes ländischen Grenze, wie er betont. Schon als schwergewichtiges Werk setzt sich mit der Zukunft braucht Offenheit. Schüler sei er von Kaiserslautern aus in die deutschen Geschichte, dem Judentum und Raum für neues Denken. Kunsthalle gekommen, „seither fühle ich den Medien der Erinnerungskultur ausei- Mut zu Ungewöhnlichem. mich mit ihr verbunden“, so der 40-Jährige. nander. „Das bekommt eine enorme Prä- Jetzt hier arbeiten zu dürfen, sei „echt fantas- senz, wenn das in den Räumen verteilt ist, es Wir entwickeln zukunftsorientierte tisch“. Nach dem Studium an der Kunstaka- ist ein überwältigendes Erlebnis“, verspricht Energielösungen für eine nachhaltige demie und dann der Promotion zum Thema Baden. Die Faszination, welche das Schaffen Welt von morgen. Offen, selbst- „Das Image des Terrorismus im Kunstsys- von Kiefer auf ihn ausübe, die wolle er auch tem“ an der Staatlichen Hochschule für Ge- dem Publikum vermitteln. bewusst, zuverlässig und energetisch. staltung Karlsruhe unterrichtete er als aka- Für die Gestaltung der Ausstellung „sehr demischer Mitarbeiter im Fachbereich inspirierend“ sei ein Besuch bei Kiefer in des- Kunstwissenschaft und Medientheorie. Zu- sen Atelier in Frankreich gewesen. Dazu dem arbeitete er als freier Kurator in der Fä- gebe es regelmäßige Kontakte per Telefon cherstadt. und E-Mail zu dessen Mitarbeitern. Dreimal 2016 kam er an die Kunsthalle, auf die habe er sich auch noch mit dem im Mai 2019 Stelle des langjährigen, ja fast legendären Ku- verstorbenen Duisburger Bauunternehmer rators Jochen Kronjäger und zuständig für und Kunstsammler Hans Grothe treffen kön- Skulpturen, Neue Medien sowie zeitgenössi- nen, der Kiefer in seinem Atelier im Oden- Behaglichkeit frei Haus. Unsere sche Kunst. Mit Antonella B. Meloni als kura- wald entdeckt hat und dann zu seinem lei- Investitionen garantieren eine zuverläs- torische Assistenz sowie dem Aufbauteam denschaftlichen Fan geworden ist. Als Grot- sige Versorgung mit umweltfreundlicher bereitet er seit zwei Jahren die Kiefer-Ausstel- he mit seiner Kiefer-Sammlung, von der er 38 Fernwärme. lung vor. Es sei immerhin die erste große Prä- Werke der Mannheimer Kunsthalle überlas- sentation des weltberühmten Künstlers in sen hat, anfing, sei Kiefer gerade „in die Di- zuverlaessig.mvv.de der Metropolregion Rhein-Neckar. Die letz- mension der Weltkultur“ vorgestoßen. Solch Dr. Dorothee Höfert ten großen Ausstellungen des Mannes, der eine Weltkultur in Mannheim zeigen zu dür- Leitung Kunstvermittlung der Kunsthalle Mannheim zu den international wichtigsten Gegen- fen, sei, sagt Baden, „großes Glück“ – womit wartskünstlern zählt, in Bonn und Baden- er wieder von Glück spricht.
SEITE 4 // GROTHESAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // ANSELM KIEFER Anselm-Kiefer-Chronik , Der deutsche Künstler Anselm Kiefer, der heute in Paris lebt und auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, stammt aus Baden-Württemberg. Am 8. März 1945 wurde er in Donaueschingen geboren. Kiefers Vater war Kunstpädagoge und förderte früh das Talent des Sohnes. Er machte ihn mit verschiedenen künstlerischen Techniken vertraut. , Der weltweit renommierte und geschätzte Anselm Kiefer studierte in Freiburg u.a. Jura und danach Kunst in Karlsruhe. Seine Abschlussarbeit löste 1969 einen Skandal aus; Kiefer dokumentierte darin eine Performance, in der er (in kritischer Absicht) den Hitler-Gruß zeigte. , In den siebziger Jahren hielt KieferKontakt zu Joseph Beuys, der ihn förderte. Die beiden verband auch die Bevorzugung „armer“, ansonsten nicht mit Wertschätzung verbundener Materialien, im Falle von Kiefer etwa Erde, Stroh oder Blei. , Seit 1971 unterhielt Anselm Kiefer Ateliers im Odenwald. Bis 1992 arbeitete er bevorzugt in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis. , Skandalträchtig war auch Kiefers Gestaltung des (west-)deutschen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig im Jahr 1980. Er zeigte unter anderem die zu Missverständnissen führende Arbeit „Deutschlands Geisteshelden“, die neben anderen historischen Figuren sowohl Hitler-Gegner wie -Befürworter ins Bild setzte. , In den 1980er Jahren wurde Kiefer rasch auch in der angloamerikanischen Welt bekannt. Anselm Kiefer gilt seit dieser Zeit als einer der international bekanntesten und bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler. , Ende der 1980er Jahre erwarb Kiefer eine ehemalige Ziegelei beiWalldürn. Er wollte auf dem Areal einen Kunstpark namens „Zweistromland“ eröffnen. Als sich zeigte, dass sich das nicht realisieren ließ, kehrte er Deutschland den Rücken. , Von 1993 bis 2007 unterhielt er ein Atelier bei Barjac in den südfranzösischen Cevennen. Die Zäsur, die die erwähnte Reise und der Umzug markierten, war auch durch private Gründe veranlasst – sie fällt mit dem Ende seiner ersten Ehe zusammen; eine zweite Ehe endete mit der Scheidung im Jahr 2014. , Kiefer schuf nicht nur großformatige Werke, er entwarf und fertigte sie auch auf großzügigen Anwesen. Sein Atelier in den Cevennen stand auf einem einige Dutzend Hektar umfassenden ehemaligen Fabrik-Areal. Als Kiefer das Gelände wieder verließ, um nach Paris weiterzuziehen, waren auf dem Areal Dutzende, teils „ mächtige Gebäude entstanden – ein regelrechtes Kunstlabyrinth. , Seit 2007/08 lebt Anselm Kiefer in Paris, sein Atelier in den Lagerhallen eines ehemaligen Kaufhauses ist zwar wesentlich kleiner als dasjenige in Südfrankreich, aber dennoch Zehntausende Quadratmeter groß. , Räumlich spektakulär waren auch Pläne Kiefers,das stillgelegte Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich künstlerisch zu nutzen. Das Wirtschaftsministerium in Rheinland-Pfalz lehnte einen Verkauf des Geländes an den Künstler aber ab. Frauen sind in meinem Werk omnipräsent. Sie sind uns Männern in vielerlei Hinsicht „Frauen VON STEFAN M. DETTLINGER sieren mich, denn sie versuchen sich dem überlegen. UND MANFRED LOIMEIER anzunähern, das die Wissenschaft bis heute nicht erklären kann. Herr Kiefer, wenn man sich Ihre Werke , 2008 wurde ihm als erstem bildenden Künstlers in der Frankfurter Paulskirche „Am Anfang“ oder „Palmsonntag“ der Im Pariser Louvre hatten Sie 2008, also der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zugesprochen. Zur Begründung Mannheimer Ausstellung und auch im Jahr, in dem Sie den Friedenspreis Revolu teilte der Stiftungsrat des Friedenspreises in Anspielung auf Besonderheiten von anderesdervergangenenJahreansieht, des Deutschen Buchhandels erhalten Kiefers Kunst mit, er mache „aus dem Betrachter einen Leser“ und konfrontiere bemerkt man eine zunehmende Kon- haben, ein Riesengemälde gezeigt, das „mit der störenden moralischen Botschaft von Ruinösem und Vergänglichem“. zentration auf spirituelle und religiöse Sie selbst nackt auf dem Boden liegend Themen. Warum beschäftigt Sie das? mit dem Universum verbunden zeigt. , Tatsächlich sind Bücher für Kiefer Ideen- und Motivspeicher, auch ein Mittel der Anselm Kiefer: Ich habe mich schon sehr Spüren Sie solche Verbindungen? künstlerischen Umsetzung, wenn er Bildprojekte auch als Buchvariante publiziert. früh, seit Beginn meiner künstlerischen Kiefer: Angesichts der Unermesslichkeit, , Ein Jahr später, 2009, wurde dem Künstler in Paris derAdenauer-de-Gaulle-Preis Arbeit, für spirituelle und religiöse Ideen der unvorstellbaren Größe des Univer- verliehen. Aufsehen hatte Kiefer in der französischen Hauptstadt schon zwei Jahre interessiert. In den siebziger Jahren sind sums, in dem wir keinen Sinn erkennen unter anderem meine Bilder „Vater, Sohn, können, kann man verzweifeln. Wir wis- zuvor durch eine repräsentative Ausstellung im Grand Palais erregt. Kiefer war zu dieser Zeit der erste Künstler, der das dann etwa auch für Modenschauen genutzte Heiliger Geist“, „Quaternität“, „Glaube, Hoffnung, Liebe“ und „Jakobs Traum“ sen nicht, warum etwas ist und nicht nichts. Gleichzeitig sind wir, zusammen- MIT SEINER KUNST SEI ER A Prachtgebäude allein bespielen durfte. , Immer wieder war Anselm Kiefer neben seiner Arbeit als Maler und Bildhauer entstanden und in den achtziger Jahren „Aaron“, „Die Ord- gesetzt aus den Quarks, die im gleichen Maß immens klein sind, wie das Univer- WENIGEN INTERVIEWS. UND auch als Bühnenbildner und Kostümdesigner tätig. Er arbeitete für Sprechbühne nung der Engel“ und sum groß ist, Teil dieses Universums. Al- und Oper, so zum Beispiel für den Regisseur Klaus-Michael Grüber, als dieser 2003 „Durchzug durch das lerdings ist da die große Frage, die selbst in Wien und Neapel inszenierte. rote Meer“. Später Einstein nicht lösen konnte, wie der Ma- kamen die grie- krokosmos und der Mikrokosmos zusam- , Als im Jahr 2009 die Pariser Opéra Bastille neu eröffnet wurde, arbeitete Kiefer chische, babyloni- menhängen. Denn der Makrokosmos be- auf Anregung des Direktors Gerard Mortier mit dem Komponisten Jörg Widmann sche und ägypti- wegt sich ja nach völlig anderen Gesetzen zusammen. Das Ergebnis war eine Performance mit dem Titel „Am Anfang“. sche Mythologie als der Mikrokosmos. Am Boden liegend , In Paris hielt er ein Jahr darauf am renommierten Collège de France eine hinzu und die jü- suche ich mir einen einzelnen Stern aus Reihe von Vorlesungen über sein Kunstverständnis. dische Mystik. My- und befestige meine Qualen an diesem thische Erzählun- Stern, „hitch your agony to a star“, wie es , Große Ausstellungen hatte Kiefer in den vergangenen Jahren unter anderem in gen über die Schöp- der Schriftsteller Saul Bellow in seinem der Londoner Royal Academy of Arts (2014), im Centre Pompidou in Paris (2015/ fung der Welt interes- Roman „Herzog“ formulierte. 16) sowie in der Albertina in Wien, wo im Jahr 2016 Holzschnitte des Künstlers zu sehen waren. Abgesehen von Ihren frühen Perfor- mances haben Sie sich ja ohnehin von , Kiefers Werk ist von Beginn an durch die Auseinandersetzung mit der Zweidimensionalität über Reliefs der deutschen Geschichte geprägt. „Meine Biografie ist die wie „Königskerze“ oder „Sephiroth“ bis Biografie Deutschlands“, hat der Künstler einmal gesagt. hin zu riesigen Installationen wie „Die , Die Auseinandersetzung mit Nationalmythen wie den Türme der sieben Himmelspaläste“ in Nibelungen oder Hermann den Cherusker hat auch deshalb Mailand entwickelt – wo soll das hin- Missverständnisse befördert, weil der kritische Impuls der führen? jeweiligen Werke übersehen wurde. Kiefer: Zur Wahrheit. , Besonders die Arbeiten der frühen Phase wirken düster. Kiefer Sie glauben, es gibt tatsächlich Wahr- setzte gewissermaßen die Verblendung selbst ins Bild, die zum heit? Philosophen – vor allem der Post- Nationalsozialismus und dann Holocaust führte. moderne – weisen den Begriff eher zu- , Anselm Kiefer, der auch von Autoren wie Paul Celan und rück und verstehen Wahrheit als eine Art Mythos… Ingeborg Bachmann inspiriert wurde, will nationalistisches Denken Kiefer: (Schweigen) dechiffrieren und hat damit immer wieder irritiert. , Die teils zwiespältige Aufnahme seiner Arbeiten trug wohl auch Zeit spielt bei Ihnen ja auch eine wichti- dazu bei, dass Kiefer Deutschland verließ und nach Frankreich ging. ge Rolle, vor allem Vergangenheit im Großen und Kleinen. Nach vorne bli- , Schon seit den 1980er Jahren weitet sich Kiefers Werk thematisch – ckend: Was wünschen Sie, soll von Ih- und auch formal. Deutsche Kultur und Geschichte wird eingebettet in rem Werk in 100 oder 200 Jahren noch einen größeren Zusammenhang. Mythologisches aus dem alten wirken? Griechenland oder Babylonien tritt hinzu. Kiefer: Da der Wunsch niemals mit seiner , Auch die altägyptische Religion beeinflusst ihn nun in seiner Arbeit Erfüllung übereinstimmt, versage ich mir – vor allem aber die jüdische Geschichte und Mystik. diesen Wunsch. HA , Typisch für Kiefers Bilder ist ihr reliefartiger Charakter; sie GA Das jüngste Bild der Mannheimer changieren zwischen Malerei und Skulptur. Sein Werk umfasst Schau, „Hortus Conclusus“, weist eine ANSELM KIEFER. BILD: DPA auch Objektkunst und Installationen. tog für Ihr Werk ungewöhnliche Farben-
ANSELM KIEFER // GROTHESAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // SEITE 5 ERDRÜCKEND SCHWER: KIEFERS „DIE GROSSE FRACHT“, 1981/1996. BILD: FRIEDRICH ROSENSTIEL n haben die große Kiefer: Wenn da ein konkretes Angebot haben Frauen, bis auf die beiden Mari- wäre, würde ich entscheiden. as, eine eher untergeordnete Rolle. Und heute noch kämpfen Frauen für Kirchenfenster sind ja angewandte Gleichstellung und Gendergerechtig- Kunst, die das Drinnen vom Draußen keit. Mit welchen Gefühlen beobachten trennen. Welche Formen angewandter Sie diesen Kampf? ution vorbereitet“ Kunst könnten Sie sich in Ihrem Werk Kiefer: Frauen hatten in der Antike eine vorstellen? große Bedeutung – etwa Hipparete, die Kiefer: Ich nehme an, Richter würde sich Frau des Alkibiades, oder die Hetäre die Formulierung „angewandte Kunst“ Thaïs, die Alexander dem Großen auf sei- verbitten. Kunst ist nie „angewandt“ wie nem Zug nach Persien folgte. Es gab auch man eine Theorie, ein Rezept oder eine Hetären wie Leontion, die philosophische Gebrauchsanweisung anwenden könnte. Schulen gründeten. Thargelia von Milet Außerdem werden durch Kirchenfenster wurde vom Perserkönig Xerxes als Politi- nicht das Draußen vom Inneren getrennt. kerin gegen die Griechen eingesetzt, und AUF DEM WEG ZUR WAHRHEIT, BERICHTET ANSELM KIEFER IN EINEM SEINER Sie sind höchstens eine semipermeable Membran zwischen zwei Sphären. Aspasia, die Gefährtin des Perikles, war eine geschätzte Rednerin und Philoso- D ZU DIESER WAHRHEIT GEHÖRT AUCH – KIEFER VEREHRT ALICE SCHWARZER Sprechen wir mal über Ihre „Frauen phin, die Kontakt mit Sokrates, Sophokles und Euripides pflegte. Das Neue Testa- der Antike“. Diese Arbeiten stellen sich ment ist hingegen frauenfeindlich. Es ver- in einer für Ihr Werk eher untypischen schweigt die wichtige Rolle Maria Magda- freude auf. Das Werk ist von 2014. Wo Leichtigkeit dar. Wie das? lenas und wertet sie als Hure ab. Es wird sehen Sie Anlässe für so viel Zuversicht Kiefer: Alle meine Werke sind leicht und Zeit, dass die Überlegenheit der Frauen und Optimismus? schwer zugleich. auch faktisch anerkannt wird, anstatt sie Kiefer: „Optimist“ oder „Pessimist“ sind als Gefahr für uns Männer zu begreifen. für mich keine tauglichen Begriffe. „Zu- Zugleich scheinen diese Frauen die Ich bin ein Verehrer Alice Schwarzers. versicht“ auch nicht. Ich sehe, dass bei je- Bürde der Kulturgeschichte zu tragen, dem Beginn eines Werks bereits seine Ne- sind Wissensträgerinnen, wie „Sap- Sie gelten als politischer Künstler, sicher gation enthalten ist. Das Nichts ist dem pho“. Was haben Sie selbst in Bezug auf aber einer, der sich nie kreativ zur Ak- Seienden nicht entgegengesetzt, sondern Erkenntnis von den Frauen der Ge- tualitätäußert.ImFrühwerkistdassehr beide bilden eine untrennbare Einheit. schichte gelernt? deutlich, in den vergangenen Jahren ist Kiefer: Frauen sind in meinem Werk om- das Politische sicher weniger offensicht- Die Kunsthalle weist darauf hin, „Hor- nipräsent. Sie sind uns Männern in vie- lich. Wo sehen Sie sich denn selbst? tus Conclusus“ stelle einen abgeschiede- lerlei Hinsicht überlegen. Ich verweise in Kiefer: Politik, allerdings keine Tagespo- nenOrtderWeisheitundStilledar.Man diesem Zusammenhang auf die Bücher litik, kann man mehr und mehr in mei- könnte bei dem Titel und der Farbpalet- von Hélène Cixous. In dem Werk „Die nen Werken finden. Meine ersten Aktio- te auch an den Paradiesgarten denken – Frauen der Revolution“ von Jules Miche- nen in den sechziger Jahren waren aller- auch im Sinne des Islam, bei dem Grün let kann man nachlesen, dass Frauen wie dings weniger politisch als eine Selbst- ja auch das friedliche Paradies symboli- Madame Roland, Madame de Condorcet verortung, eine Selbsterkenntnis. Ich siert. Inwiefern haben Sie – bezogen auf und Madame de Staël in ihren Salons die wollte für mich herausfinden, wie ich die drei monotheistischen Religionen – große Revolution vorbereitet haben. selbst gehandelt hatte und ob Kunst nach einen interreligiösen Ansatz? Meine „Frauen der Antike“, die ohne dem Faschismus überhaupt noch mög- Kiefer: Alle Religionen, nicht nur die mo- Kopf dargestellt werden, nehmen Bezug lich ist. Ich wollte hinter dem Phänomen notheistischen, versuchen die Verschlos- darauf, dass Ideen und Texte antiker Faschismus erkennen, was der Abgrund senheit der Natur aufzubrechen, in der Frauen, wie zum Beispiel die Gedichte Faschismus für mich selbst bedeutet. der Geist noch nicht zum Vorschein ge- der Sappho, nur durch die Zitate von kommen ist. Es ist das Schweigen der Männern – Horaz, Catull und anderen – Mit welchen Gefühlen beobachten Sie, Materie, deren Schwere das Entschei- auf uns gekommen sind. wie sich die Rezeption Ihres Werkes ge- dende zurückhält. So legt sich über die ändert hat: von dem dem Nationalso- unerlöste Natur der Schleier der Schwer- In welcher Hinsicht sehen Sie diese zialismus und dem allzu Deutschen mut, jene tiefe, unzerstörbare Melancho- Überlegenheit der Frauen? Oder ist das Verbundenen zum Friedenspreisträger lie allen Lebens. So ungefähr hat Schel- nicht möglicherweise eine Idealisie- des Deutschen Buchhandels? ling es einmal formuliert. rung, aus der nur wiederum der männ- Kiefer: Mit gemischten Gefühlen. Denn liche Blick spricht, der Frauen himm- außerhalb Deutschlands wurde ich zu Gerhard Richter ist ja nicht unbedingt lisch verklärt und das Recht auf keiner Zeit als jemand betrachtet, der der als spiritueller Künstler bekannt. schlicht gleichberechtigtes Menschsein Ideologie des Nationalsozialismus ver- Trotzdem hat er jüngst einem Kloster verwehrt? bunden ist. NDELT VOM BILDTHEMA DES VERSCHLOSSENEN im saarländischen Tholey Kirchenfens- Kiefer: (Schweigen) RTENS: „HORTUS CONCLUSUS“. BILD: KIEFER ter entworfen und geschenkt. Wenn Sie Klingt, als seien Sie durch diese miss- müssten – für welches Kloster oder Ge- Welche Bedeutung die Frau in der An- verstandene Wahrnehmung in einem bäude würden Sie sich als Fensterge- tike hatte, ist schwer zu beurteilen, in Land mit dieser Geschichte verletzt! stalter entscheiden? den Erzählungen der Bibel jedenfalls Kiefer: (Schweigen)
SEITE 6 // GROTHE-SAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // ANSELM KIEFER Aus der Lehmgrube geschöpft DIE ALTE ZIEGELEI IN HÖPFINGEN BEI WALLDÜRN IM ODENWALD STAND MODELL FÜR DIE KUNSTLANDSCHAFTEN VON MANFRED LOIMEIER schätzt der Mensch seine Bedeutung in der Natur? So elementar die Dinge in der Höpfingen vor 31 Jahren, Anfang 1990 Alten Ziegelei Höpfingen sind, so meta- also: Ein junger Mann, studierter Kunst- physisch wird rasch ihre Betrachtung. historiker und inmitten seiner journalis- Und das hier, diese Schienen und För- tischen Ausbildung, steht voller Respekt derwagen in dem Industrieareal, sind das vor der Alten Ziegelei zwischen Hard- auch Bestandteile eines künstlerischen heim und Walldürn im Odenwald. Er Arrangements, ebenso wie die frischen wartet verunsichert auf den Eigentümer, Ziegel in manchen Trockenräumen? Irri- der das vormalige „Ziegel- und Sägewerk tierend wanken die Grenzen des Begrei- Kaiser und Böhrer“ aus dem Jahr 1897 fens: Ist nicht ein Ziegelstein auch ein samt Ringofen, sogenannter Sumpfhalle kunstvolles menschliches Werk, in dem und Presshaus vor zwei Jahren übernom- Kenntnisse, Fähigkeiten und Gestaltung men hat. Wird er auch wie verabredet zusammenfließen – nur eben dem Ge- kommen? Im Ort kursieren Erzählungen danken der Nutzbarkeit unterworfen? von Launen und Zurückweisung, und so Und wird die künstlerische Gestaltung stolz, wie die Bürgerschaft Buchens auf von Landschaft, von Natur, nicht erheb- den damals schon weithin bekannten lich authentischer, wenn diese dem na- Künstler Anselm Kiefer ist, so eindring- türlichen Wandel direkt überlassen wird? lich sind auch die Warnungen vor einem Im Grunde ist in der Alten Ziegelei nicht einfachen Charakter. Höpfingen schon angelegt, was sich in „Na, dann kommen Sie mal“, erklingt Kiefers Arbeiten in den folgenden Jahr- plötzlich eine freundliche Stimme. An- zehnten bis in die Gegenwart ausgewei- selm Kiefer sucht nach den Schlüsseln in tet hat und wohl noch darüber hinaus seiner Jackentasche und fragt: „Was ha- ausweiten wird: die Entgrenzung des ben Sie da? Na gut, fotografieren dürfen Kunstwerks, mithin der Weg von Malerei Sie da drin auch. Kommen Sie im Atelier zu Installation, von der Verwendung von in Buchen vorbei, wenn Sie durch sind.“ Holz, Stroh und Lehm in den Gemälden hin zu Gemälden und Ansichten, die nicht nur inmitten von Lehm, Stroh und ERDE, WASSER, LUFT, FEUER Holz, sondern vielmehr inmitten einer lebenden Natur wirken, also zwischen Es fällt leicht, in das Universum einer Hügeln, Wiesen und Wäldern wie in Kie- Kunstlandschaft einzutauchen, in der fers Landschaftspark Barjac in den Ce- die Unterscheidung zwischen Kunst und vennen Südfrankreichs. Dort, nahe Nî- ANSELM KIEFERS WERK IN HÖPFINGEN: Natur verschwimmt. Es ist der Lehm der mes, erwarb Kiefer vor Jahrzehnten GANZ KLEIN WIRKT DAS GROSSE FLUG- früheren Ziegelproduktion, der den ge- 35 Hektar einer ehemaligen Seidenfa- ZEUG. BILD: MANFRED LOIMEIER danklichen Weg pflastert: Ton (Erde) mit brik, und in den Jahren dort schuf Kiefer Wasser vermischt, an der Luft getrock- mit Türmen, Höhlen, Tunnel und Bun- net, bei Feuer gehärtet. kern eine Fantasiestadt, die den expansi- Stellagen, Ofentüren, Dachgebälk – ven Drang seiner Malerei in wirkliche und überall tauchen Kunstwerke auf: Landschaften münden ließ. der Alten Ziegelei gearbeitet, haben ihre um die Alte Ziegelei Höpfingen ließ sich Die Alte Ziegelei in Höpfingen aber, das Überdimensionale Malerpaletten hän- Damit haben bereits die frühen Werke Familie ernährt, Freude und Trauer er- nicht verwirklichen, und die Ehe mit Gat- „begehbare Kunstwerk“, wie Kiefer es gen von der Decke oder liegen als Mosaik aus Kiefers Zeit im Odenwald etwas, das lebt – nun steht eben jemand Anderer in tin Monika, der ersten Ehefrau, endete nannte, kaufte Mitte der 1990er Jahre ein im Grubenboden, ein Notenständer, über sich hinausweist, das zudem die diesem Reigen der Lebenden, geht sei- im Scheidungsstreit. kunstinteressiertes Ehepaar aus dem na- Bleirohre, noch eine Palette mit zehn lan- Vergänglichkeit des menschlichen Tuns nen Gedankenreisen nach und wird Kiefer nahm eine Auszeit und reiste hen Hardheim. gen Bändern, und dann die Flugzeuge, verdeutlicht und zugleich komischer- ebenso vergehen wie manche Generati- um die Welt, bis er zunächst in Barjac Im Rückblick betrachtet bedeutet das die bei späteren Ausstellungen weltweit weise von Erdenschwere befreit, leicht on vor ihm. Irgendwie hat das etwas und dann im Jahr 2008 nahe Paris eine Ende von Kiefers Jahren im Odenwald so sauber, isoliert und gefahrvoll ausse- wirkt und zu Heiterkeit führt: Was regst Tröstliches, Verbindendes. neue Atelierlandschaft fand. 20 Kilome- den Aufbruch in eine neue künstlerische hen werden und die hier so spielzeughaft du dich auf, du Menschlein, bald bist du Vor 29 Jahren, Anfang 1992 also, hat ter östlich der französischen Hauptstadt, Dimension. Gleichwohl stellt die Alte klein wirken und Fragen aufwerfen: Was tot und Teil des natürlichen Bodens; ge- Kiefer nicht nur Höpfingen und Buchen in Croissy-Beaubourg, kaufte Kiefer eins- Ziegelei Höpfingen einen Meilenstein ist schon des Menschen Werk im großen nieße deine Tage und freue dich des Le- verlassen, sondern auch gleich Deutsch- tige Lagerhallen und fand dort den Platz auf dem Weg dorthin dar. In ihrer Lehm- Buch der Weltgeschichte? Wie sehr über- bens. Wie viele Menschen haben hier in land. Der Traum eines Kunstparks rund für seine monumentalen Kunstwerke. grube liegt der Kern von Kiefers Kunst. DOROTHEE HÖFERT, LEITERIN DER KUNST- VERMITTLUNG, FREUT SICH, FÜR KIEFER ZU Mehr erfahren über die „Materialschlachtreliefs“ BEGEISTERN. BILD: KUNSTHALLE/WITT KUNSTVERMITTLERIN DOROTHEE HÖFERT ÜBER DAS PROGRAMM VON PETER W. RAGGE das in der deutschen Szene kaum je- ren Größe etwas Überwältigendes“, so mand gewagt hat“, erklärt Höfert. Dazu Höfert. Derzeit sei aber genau das auch Sie war selbst „erst einmal sprachlos“, passe dann eben schon, Stroh und Asche ein Vorteil – angesichts der Corona-Pan- bekennt Dorothee Höfert, als sie erst- zu verwenden oder mit Blei die „bleierne demie. „Bei Matisse hätten wir ein Pro- mals mit Werken von Anselm Kiefer kon- Zeit“ der jüngeren deutschen Geschichte blem“, spielt sie auf die vorige Sonder- frontiert wurde. Daher rechnet die Leite- darzustellen, erklärt sie. ausstellung der Kunsthalle an – mit klein- rin der Kunstvermittlung der Kunsthalle „Materialschlachtreliefs“ nennt Hö- formatigen Werken des großen Meisters. damit, dass es auch vielen Besuchern der fert die Werke Kiefers, und deren Mate- Sich davor bei Führungen in einer Grup- Ausstellung so geht. Doch sowohl die gi- rialität sei ein ebenso wichtiger Aspekt pe mit Abstand zu versammeln, das sei gantische Größe der Arbeiten Kiefers, das bei der Kunstvermittlung wie die Inhalte. viel schwerer als bei den großen Werken: von ihm verwendete Material sowie die Dazu plant sie etwa eine Zusammenar- „Bei solchen Formaten kann man Ab- Themen seien zugleich gute Anknüp- beit mit der Jüdischen Gemeinde, dem stand halten“, so die Kunsthistorikerin. fungspunkte, sich ihnen zu nähern, fin- Ökumenischen Bildungszentrum Sanct- Alle Führungs- und Veranstaltungs- det Höfert. clara, der Hochschule für Jüdische Studi- formate würden, wenn es so weit ist und „Das Material, das ist doch hoch span- en Heidelberg und dem Heinrich Pesch die Schau physisch öffnet, mit dem Ge- nend“, so die Kunsthistorikerin. Die Blei- Haus – Katholische Akademie Rhein-Ne- sundheitsamt abgestimmt. Und dass platten, mit denen Kiefer arbeite, habe er ckar. Bei einem Symposium sollen die sich die Ausstellung auf große Räume in etwa selbst dort geholt, als das Dach vom Aktualität und die polarisierende Wir- zwei Stockwerken verteile, sei ebenso Kölner Dom neu gedeckt wurde, erzählt kung des Werkes von Kiefer in der Kunst- vorteilhaft: „Da können sich die Besu- sie. Mit solchen Geschichten, so ist sie geschichte erörtert werden – mit nam- cher gut verteilen – und wir wissen, dass überzeugt, lasse sich bei Führungen auch haften Wissenschaftlern ebenso wie das den Leuten inzwischen wichtig ist, da Aufmerksamkeit erzielen. Asche, Sand, Nachwuchsforschern. wird oft danach gefragt“, so Höfert. Teer, Stroh, Schrott – davon gehe eine ei- Die aus Niedersachsen stammende gentümliche Faszination aus. Kiefer sei Gärtnerstochter, die in den 1980er Jahren nicht nur der erste Künstler, der so stark ABSTAND KEIN PROBLEM in Heidelberg studierte, kam 2008 als Lei- mit solchen Materialien arbeite, sondern terin der Kunstvermittlung an die Kunst- „damit ist ja auch eine Aussage verbun- Einen weiteren wichtigen Aspekt stelle halle nach Mannheim. Kiefer sei „jetzt den“, betont sie. die enge Verbindung von Kiefer zur Lite- schon ein Highlight meiner Zeit hier – so Schließlich habe sich Kiefer Themen ratur dar. Nicht ohne Grund erhielt mit etwas gab es noch nicht“, freut sie sich. genähert, „die kann man nicht einfach ihm 2008 zum ersten Mal in der Ge- Ihr Team sei „sehr gut aufgestellt“, die mit Öl auf Leinwand machen“, so Höfert. schichte der Frankfurter Buchmesse ein ungewöhnlichen Werke den Besuchern Sie meint damit das „Nichtsagbare“ wie bildender Künstler den Friedenspreis nahezubringen – „auch sehr nieder- die Zeit der deutschen Verantwortung des Deutschen Buchhandels. „Fast auf schwellig“, wie sie hervorhebt. Der MVV für die nationalsozialistische Diktatur jedem Werk zitiert er Werke aus der Lite- Kunstabend, der jeden ersten Mittwoch und die Vernichtung der Juden, mit de- ratur“, so Höfert, die dazu spezielle Ange- des Monats bei freiem Eintritt zum Mu- nen Kiefer sich auseinandersetze. „Er bote im Rahmenprogramm machen will. seumsbesuch einlädt, werde dazu zu- traute sich an Themen, die kein anderer Natürlich hätten Kiefers Arbeiten dem für die Besucher kostenlose Mög- Künstler angepackt hat, und er hat das nicht nur wegen der verwendeten Mate- lichkeiten bieten, die gigantischen Werke schon in den 1980er Jahren gemacht, als rialien, sondern auch „wegen ihrer schie- und ihre Geschichte kennenzulernen.
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SEITE 8 // GROTHESAMMLUNG IN DER KUNSTHALLE // ANSELM KIEFER IHM VERDANKT DIE KUNST- HALLE VIELE WERKE VON ANSELM KIEFER: SAMMLER HANS GROTHE. BILD: DPA Sammler und doch ein „Idiot“ DIE KUNSTHALLE VERDANKT DEM DUISBURGER UNTERNEHMER HANS GROTHE VIELE WERKE VON ANSELM KIEFER VON PETER W. RAGGE ris machte sich Grothe auf den Weg in den Odenwald, wo Kiefer seinerzeit arbeitete. Er „Idiot!“ hat Anselm Kiefer ihn mal genannt. sah in dem beeindruckenden, 3600 Quadrat- Das hat Hans Grothe selbst 2014 in Mann- meter großen Atelier an die 70 teils fertige, ANZEIGE heim erzählt. Doch der Duisburger Bauun- teils unfertige Werke – und es war der Beginn ternehmer, Architekt und große Kunstmä- einer großen Sammelleidenschaft, aber zen verstand sich dennoch mit Kiefer, einem auch einer besonderen Freundschaft. Anselm Kiefer digital der bekanntesten deutschen Künstler der Für Grothe ist Kiefer „einer, der im Fun- Nachkriegszeit. Er zählte zu den größten damentalen ungeheure Intelligenz entwi- Sammlern von Kiefers Werken. 2014 über- ckelt hat“, so der Sammler.„Ich habe immer gab der im Mai 2019 verstorbene Unterneh- Bilder geliebt, die mir Geschichten erzählen, Hören Sie, was Sie mer seine Kiefer-Schätze der Kunsthalle und für mich ist Anselm Kiefer der Maler, der Mannheim, die daraus nun die große Son- in seinen Bildern am meisten erzählt von al- derschau gestaltet. len“, so Grothe. Kiefer sei „der Maler, dessen zu sehen bekommen! Darf man seinen größten Förderer einen philosophische Qualität ich zwar nicht im- „Idioten“ nennen? Kiefer durfte. „Ich hatte mer verstehe, sie aber sehe“ und bringe Po- gleich eine Wellenlänge mit Anselm“, sagte sitionen und Fragen in seinen Werken unter, Hans Grothe mal zu Walter Smerling von der die auch viele Fragen bei ihm auslösten. Stiftung für Kunst und Kultur, der bereits Zu Gast bei „Mensch Mannheim“: mehrere Kiefer-Ausstellungen kuratierte. Johan Holten, Direktor der „Wir mögen uns leiden, sind aber immer auf Distanz geblieben“, so der Unternehmer GROSSE BEREICHERUNG Kunsthalle Mannheim Episode 17 über sein Verhältnis zu dem Künstler. Grothe war eigentlich Maurer. Er wurde „Kiefer deutet seine Werke auf eine Weise, ich deute sie auf andere Weise, ein Dritter Jetzt dann Architekt, in der Wirtschaftswunderzeit schnell Immobilienhändler, schließlich Bau- sieht wieder etwas ganz anderes,“ erzählte Grothe in Mannheim, als er preisgab, dass online unternehmer, Hotelbesitzer, Investor – und brachte es so zu Reichtum. Er wird von jenen, ihn der Künstler im Gespräch über verschie- dene Deutungen mal „Idiot“ genannt habe. die ihn gut kannten, als willensstark und tat- Es war der September 2014, als Grothe 38 kräftig geschildert, aber auch als bodenstän- Werke der weltweit größten Kiefer-Samm- dig. 1930 im heutigen Duisburger Ortsteil lung an die Kunsthalle übergab – als Dauer- Homberg in einer Zechensiedlung aufge- leihgabe mindestens bis zum Jahr 2037. Den Unser Interview-Podcast wachsen, kam er bis ins hohe Alter hierher, größten Teil seiner Kunstsammlung hatte um sich mit seinen Skatbrüdern, meistens am Grothe zu dem Zeitpunkt bereits („mit Ge- mit Chefredakteur Wochenende, zu treffen. winn“, wie er – ganz Kaufmann – betonte) Karsten Kammholz! verkauft, da seine Kinder kein Interesse da- ran äußerten. Kiefers Arbeiten indes wollte er Im Podcast „Mensch Mannheim“ spricht behalten, aber mit der Öffentlichkeit teilen. BEGINN EINER LEIDENSCHAFT Chefredakteur Karsten Kammholz alle zwei „Das ist eine große Bereicherung“, be- Wochen mit Persönlichkeiten aus Mannheim Schon während des Ingenieurstudiums in dankte sich die damalige Kunsthallen-Direk- Trier interessierte sich Grothe für Kunst. torin Ulrike Lorenz seinerzeit. Grothe, ganz und der Region über Themen, die sie selbst und Bald begann er als Architekt damit, Kunst zu Unternehmer, nannte derweil eine konkrete die Gesellschaft beschäftigen. Mal aktuell, kaufen, und zwar gleich ganze Serien, „um Zahl: Die Werke hätten einen Galeriewert von mal zeitlos. Mal mit Prominenten, mal mit damit Räume zu gestalten“. Es ging los mit mehr als 30 Millionen Euro. Mit der Überga- Sigmar Polke, darauf folgten Werke von Ger- be der Leihgaben setzte sich Mannheim ge- Menschen, die sonst nicht in der Öffentlich- hard Richter, Markus Lüpertz, Georg Baselitz gen mehrere Interessenten durch – zehn an- keit stehen. Immer nah am Leben. – und seit 1989 von Anselm Kiefer. dere Museen hätten auf der Matte gestanden, Der Unternehmer entdeckte Kiefer sei- hieß es. Für Mannheim entschied sich Grot- nerzeit in der Ausstellung „Magiciens de la he wegen des Neubaus. Der Entwurf des Terre“ (Zauberer der Erde, 1989) im Centre Teams um Nikolaus Goetze überzeugte Hans Pompidou in Paris. Dort, so sagte er später, Grothe: „Den Ausschlag für Mannheim gab Jetzt kostenlos anhören! hätte ihn die Symbolhaftigkeit der Arbeiten die Architektur von gmp, die mich als Archi- Auf mannheimer-morgen.de/ tief beeindruckt. Denn Grothe, als Kind im tekten völlig überzeugte und die ich daher mensch-mannheim und allen Krieg und in den Trümmern des Dritten gerne mit einer Spende unterstützen will.“ Er bekannten Podcast-Plattformen. Reichs aufgewachsen, beschäftigte sich wie beteiligte sich mit einer sechsstelligen Sum- Kiefer mit den Verwerfungen der deutschen me an dem Neubauprojekt. Im Mai 2019 ist Geschichte. Kurz nach der Begegnung in Pa- Grothe im Alter von 88 Jahren gestorben. Impressum Redaktion: Stefan M. Dettlinger, Dr. Thomas Groß, Dr. Manfred Loimeier, Peter W. Ragge; Gestaltung: Alice Müller; Anzeigen: Michael Hollfelder, HAASMEDIA GmbH; Druck: Mannheimer mannheimer-morgen.de/mensch-mannheim Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH; Anschrift: Mannheimer Morgen, Dudenstraße 12-26, 68167 Mannheim, E-Mail: kultur@mamo.de; Titelbild: Charles Duprat.
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