Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz

 
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Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Appezeller
           POSCHT

                                  Mai 2019 · Nr. 101

 Herausgeber: Appenzeller-Verein Basel und Umgebung
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Die nächsten Anlässe                                 2

Appenzeller-Verein Basel und Umgebung       Appenzell Ausser- und Innerrhoden

Freitag, 14. Juni 2019                      «Senntums-Schnitzerei—Brauchtum
Der Sutterhandel und die Partei– und        im Kleinen», bis 14. Januar 2020,
Staatswirren in Appenzell Innerrhoden       Brauchtumsmuseum Urnasch
1760—1829, mit Dr. Max Triet

                                            «Ohne Titel. 20 Jahre Innerrhoder
Freitag, 12. Juli 2019
                                            Kunststiftung», bis 26. Mai 2019,
Sommerhock in Mariastein
                                            Kunstmuseum Appenzell
                                            «Public ARP –
Sonntag, 18. August 2019                    Die architekturbezogenen Werke»
Wanderung mit Edgar Sutterlin               16. Juni bis 3. November 2019
                                            «Hans Arp»
                                            15. Juni, 17.00 Uhr, Vernissage
Sonntag, 1. September 2019
Appenzellischer Begegnungstag
                                            «Taschentücher»
                                            bis 3. November 2019
Sonntag, 22. September 2019
                                            Museum Appenzell
Herbstfahrt ins Toggenburg

                                            «Schwägalp-Schwinget»
Freitag, 25. Oktober 2019
                                            Schwagalp, 10./11. August 2019
Jubilaren-Anlass in «Grosstannen»

                                            «Starke Frauen um Henri Dunant»
Sonntag, 15. Dezember 2019
                                            noch bis 25. August 2019,
Advents- und Weihnachtsfeier
                                            Henri Dunant-Museum, Heiden

Freitag, 10. Jänner 2020
                                            «Spuren aus der Steinzeit»
Neujahrsapero
                                            Wasserauen, Eremitenhaus beim Wild-
                                            kirchli, taglich, bis 31. Oktober 2019

Die Einladungen zu den Veranstaltungen
erfolgen rechtzeitig; bitte Termine schon
jetzt vormerken. Diese sind ebenfalls im
Jahresprogramm 2019 aufgefuhrt.
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Inhalt / Editorial                                3

Inhaltsverzeichnis                               Die beste Zeitung der Welt.
2 Die nachsten Anlasse                           Nichts weniger als das hat der neue
                                                 Chefredaktor der Basler Zeitung, Marcel
3 Inhalt / Editorial                             Rohr, am 29. Dezember 2018 unter dem
                                                 Motto «Eine neue BaZ. Und grosse Ziele»
5 Ein Appenzeller namens…
                                                 angekundigt. Die beste Zeitung der Welt
                                                 wolle er machen – wobei er etwas wei-
                                                 ter unten im Artikel relativierte, seine
6 In dulci jubilo (Weihnachtsfeier)              Welt «liege zwischen Rheinknie, Jura-
                                                 Nordfuss und dem Fricktal». Also, doch
8 Viel Poesie und Leute wie noch nie             nicht ganz so gross, wie angesagt. Wir
  (Neujahrsapero)                                werden es sehen und wunschen Herrn
                                                 Rohr und seinem Team dazu herzlich
10 Preisjassen fest in Frauenhand
                                                 viel Erfolg.
12 Rekordbeteiligung trotz Mitglieder-           Die beste Zeitung der Welt wollen wir
   schwund (Hauptversammlung)                    nicht machen. Es genugt, sich auf das zu
                                                 konzentrieren, was die APPEZELLER
                                                 POSCHT schon immer war: ein gut und
15 Ein Alter Silvester wie im Bilderbuch         abwechslungsreich geschriebenes und
                                                 gestaltetes Medium zur Information und
19 Oss de Sicht vomene eltere Appezeller         Unterhaltung der Mitglieder des Appen-
   (Em Jakob sini Siite)                         zeller Vereins Basel und Umgebung –
                                                 und auch weiterer Personen mit einer
22 Die heiligen Dreikonige in Appenzell          Affinitat zum Appenzellerland und sei-
                                                 nen Fein- und Eigenheiten. Mehr wollen
26 Alte Wanderwegweiser
                                                 wir nicht sein. Aber das mit Engagement
27 Die Sprache / Zum Titelbild                   und Freude – so viel konnen wir Ihnen
                                                 versprechen.
28 Rege Bautatigkeit im Alpstein
                                                 Vor Ihnen liegt nun die Nr. 101. Sie hat
30 Innerrhoder Kulturpreis 2019                  die nicht ganz leichte Aufgabe, an das
                                                 Niveau der fast schon legendaren Nr.
34 Hans Hurlemann uber…                          100 heranzukommen. Wenn uns das
                                                 gelingt, freuen wir uns.

                                                 Wir wunschen Ihnen viel Spass bei der
35 Who‘s who im Appenzeller-Verein               Lekture und wurden uns uber Ihren
                                                 Kommentar zur «neuen» APPEZELLER
                                                 POSCHT an das Redaktionsteam (Walter
                                                 Merz, Willi Schlapfer, Max Triet) freuen:
                                                 walter.j.merz@gmail.com.
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                                           Das Appenzellerland
                                            bei Ihnen zuhause!

  APPENZELLER
  VOLKSFREUNDOBEREGGER ANZEIGER
        Innerrhoder Zeitung / Amtliches Publikationsorgan

Innerrhoden
                                                               Das Magazin für Herisau und Umgebung
im Blickfeld

     www.appenzeller-volksfreund.ch

                 n Gais
                                                                       NEU
das Dorfleben vo
          r im Ze ntrum
und Bühle

                     www.anzeigeblatt.ch

                                                                              azin
kurz und bündig
                                           –                  das Wochenmag
                                                                              för Herisauer»
täglich aktuell                                               «vo Herisauer –

                                                                           www.deherisauer.ch

                          Druckerei Appenzeller Volksfreund                         Appenzeller Druckerei
                          Engelgasse 3                                              Kasernenstrasse 64
                          9050 Appenzell                                            9100 Herisau
                          Telefon 071 788 50 20                                     Telefon 071 354 64 64
                          abo@dav.ch                                                abo@deherisauer.ch
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Ein Appenzeller namens...                                     5

                     EIN APPENZELLER NAMENS…

                     Ein Appenzeller namens Haas
                     sah zwar nicht allzu tief ins Glas,
                     doch schatzte er den Canonau
                     und trank zusammen mit der Frau
                     davon zum Zmittag und zum Znacht,
                     nicht gierig, sondern mit Bedacht,
                     jeweils ein ordentliches Glasli
                     und sprach dazu zur Frau: «Prost Hasli.»
                     Jungst tat man in der Zeitung kund,
                     die Schweizer lebten ungesund,
                     es sei geradezu unsaglich,
                     ein Drittel davon trinke taglich
                     mehr oder minder Alkohol
                     zum Schaden fur des Volkes Wohl.
                     Mit Kummermiene sagte Haas,
                     zur Frau, als er die Nachricht las,
                     es ist betrublich, denn wir zwei
                     sind in dem Drittel auch dabei.
                     Ein Drittel ist doch landesweit,
                     so sprach sie, eine Minderheit.
                     Im Rechtsstaat werden Minderheiten,
                     was sicherlich nicht zu bestreiten,
                     durch die Verfassung unterstutzt
                     und geschutzt.

                                                    Eugen Auer

Eine Auswahl der Glossen von Eugen Auer ist unter dem Titel «Ein Appenzeller namens…»
       erschienen. Band 2 bis Band 4 sowie eine CD sind im Buchhandel oder unter
                     www.verlagshaus-schwellbrunn.ch erhaltlich
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Vereinsleben—Weihnachtsfeier                              6

                               IN DULCI JUBILO
                                  von Walter Merz

Festlich war es, und feierlich war es, an   dem Abend und dem Begrussungs-
der Weihnachtsfeier des Appenzeller-        Apero einen grad noch zehnmal so festli-
Vereins Basel und Umgebung am 16.           chen Rahmen verlieh.
Dezember 2018 im Saal des Hotel Meri-
                                            Eroffnet wurde der Abend mit dem Spiel
an. Die runden Tische weiss gedeckt und
                                            der Blasergruppe «Brasshoppers», einer
mit einer Dekoration aus Stechlaub und
                                                            Formation von funf
Kerzen auf bordeaux-
                                                            Musikern aus Basel. Sie
rotem Samtgrund ge-
                                                            begleiteten in der Folge
schmuckt. In der Ecke
                                                            die gemeinsam gesun-
ein raumhoher, wun-
                                                            genen Weihnachtslieder
derschon dekorierter
                                                            («O du frohliche», «O
Weihnachtsbaum.
                                                            Tannenbaum», «Es ist
Die Dekoration wurde                                        ein Ros entsprungen»
von Vreni und Margrit                                       und «Stille Nacht») und
Preisig und von Marg-                                       erfreuten die Anwesen-
rit Thommen liebevoll                                       den mit insgesamt vier
zusammengestellt und                                        Musikblocken und ei-
arrangiert – das dabei                                      nem     Abschiedsstuck.
verwendete Stechlaub                                        Blechinstrumente kon-
stammte aus Herisau                                         nen sehr warm und
vom Garten von Vrenis                                       weich klingen und wa-
Bruder. Vreni Preisig                                       ren eine harmonische
und Margrit Thommen                                         und ideale Begleitung
waren zudem fur die                                         fur die Appenzeller-
ganze Organisation des                                      Weihnachtsfeier!
Abends verantwortlich
                                                              Der Schreibende uber-
und haben auch dafur
                                                              brachte in seiner Be-
mindestens        einen
                                                              grussungsansprache die
Stern verdient. Marian-
                                            herzlichsten Weihnachtsgrusse des Pra-
ne Bodenmann, welche den Anlass in
                                            sidenten, welcher die Festtage traditio-
den vergangenen Jahren organisiert
                                            nell bei seiner Familie auf Bali verbrach-
hatte, konnte es diesmal einfach genies-
                                            te, und rezitierte dessen vier-versiges,
sen.
                                            extra fur den Anlass verfasste Gedicht
50 Mitglieder und «zugewandte Orte»         (aus dem doch die eine oder andere leise
fanden sich gegen 17 Uhr im Merian ein      Sehnsucht nach Kerzen, Lichterbaum,
– und fast ausnahmslos kamen sie            Glocken – und vielleicht auch nach ein
gsonntiget zur Weihnachtsfeier, was         bisschen Winterwetter sprach). Danach
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Vereinsleben—Weihnachtsfeier                                7

liess der Vortragende das Vereinsjahr             eingebettet war.
kurz Revue passieren, wobei er beson-
                                                  Nachdem sich die Blasergruppe verab-
ders das 2. Grosse Appenzeller-Konzert
                                                  schiedet hatte, setzte sich Margrit ans
vom 4. November in der Offenen Kirche
                                                  Klavier und begleitete zwei weitere
Elisabethen sowie die Nr. 100 der
                                                  Weihnachtslieder («Leise rieselt der
«APPEZELLER POSCHT» erwahnte und
                                                  Schnee» und «Was soll das bedeuten»).
auf den Neujahrsapero vom 11. Januar
hinwies. Abschliessend rezitierte er das          Genau wie Vreni und Margrit haben auch
Gedicht «Wenn Rosen mitten im Winter              Kuche und Service des Hotel Merian
bluhen» von Robert Seitz.                         mindestens einen Stern verdient! Was
Margrit Thommen fuhrte umsichtig und              auf der Einladung angekundigt war, wur-
gewandt durch das Programm. Vreni                 de in der Kuche aufs Feinste umgesetzt
Preisigs, im schonsten Hinterlander-              und vom Servierpersonal charmant auf-
Dialekt vorgetragene Geschichte von               getischt – und auch passende Weine
den «Chräbeli, wo äfach kä Füessli                fehlten nicht.
öberchoo hend», wurde umrahmt von
zwei Blocken der Blasergruppe, wah-               Nach Kaffee und dem einen oder andern
rend Margrit Thommens Gedicht                     Digestif kehrte man zufrieden und vor-
«Wiehnachts-Botschaft» des Fricktaler             weihnachtlich eingestimmt nach Hause
Dichters Leo Schreiber, in dem es um              zuruck und durfte sich noch lange an
den Traum der Kinder und des Dichters             einen gelungenen, «rondomm» schonen
geht, zwischen zwei Weihnachtsliedern             Abend erinnert haben.

                                                                                             Fotos: Jakob Bodenmann

Die «Brasshoppers» - eine wunderbare Begleitung   Festlich war es und feierlich war es
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Vereinsleben—Neujahrsapéro                                     8

                   Viel Poesie und Leute wie noch nie
                                   von Willi Schläpfer

Prophylaktisch hat Marianne Wieder-           tschagheras» im surselvischen Roma-
kehr am 3. Dezember 2018 den «Silber-         nisch und anschliessend, da verstanden
bergsaal» im AZ zum Lamm fur den              wir wirklich fast jedes Wort, «Zum
Appenzeller Neujahrsapero fur Freitag,        nuuwe Jahr» im Prattigauer Valser-
8. Janner 2021, reserviert. Dafur sei ihr     deutsch.
ganz herzlich gedankt.
                                              Die meines Erachtens trafsten Neujahrs-
Im nachsten Jahr kann dieser Traditions-      wunsche, und erst noch keine (zu) from-
anlass nicht dort stattfinden, da das         men, aber kamen aus Nidwalden. Es sind
«Lamm» umgebaut und die Bewohnerin-           dies diese vier Zeilen, die uns Peter
nen und Insassen auf die Chrischona           Wyrsch vom Unterwaldner-Verein vor-
verlegt werden.                               trug; sie stammen von Walter Kaslin, der
                                              seinerzeit sein Primarlehrer in Becken-
Das ist dann, trotz Sebastian Hampfeli
                                              ried/NW war: «Zum Schanke-n-und
alias Julius Ammann, schon ein wenig zu
                                              Gah / statt zwe Hand grad vier! / Nur
weit weg.
                                              eini zum Nah, / das weysch ich i Dier!»
Hat es daran gelegen, dass sich am Frei-
                                              Schon ware es schon, wenn wir sie be-
tag, 11. Janner 2018, so viele Landsleute,
                                              herzigten.
Vereinsmitglieder und, sehr erfreulich,
auch Bundesgenossen wie noch nie (Man
soll zwar nie nie sagen!) im «Silberberg»
zum Neujahrsapero eingefunden haben?
Ich weiss es nicht und es spielt eigentlich
auch keine Rolle.
Item: Bei feinsten belegten Brotchen aus
dem Hause Geering-Inauen, herrlich
murben Spitzbuben aus Madi Freis Back-
stube, bei Bier, Wein und Wasser ist die
Zeit, gewurzt mit guten Gesprachen, wie
                                              Andächtig lauschen die Appenzeller
im Flug vergangen. Unterbrochen wur-
                                              den Worten des Unterwaldners Peter Wyrsch
den die regen Unterhaltungen ab und zu,
damit auch die Poesie zu ihrem Recht
                                              Ernst Keller hielt, wenn man so will, die
kam.
                                              eigentliche Neujahrsansprache und wur-
Jakob Bodenmann und Roland Vicini             digte dabei, in sehr beruhrenden Worten,
trugen Neujahrsgedichte aus AR und AI         die noble Geste des kurz vor Weihnach-
vor; wir horten, gelesen von Reto Fetz        ten verstorbenen Aktivmitglieds Max W.
vom Bundnerverein, zuerst «Sur las            Inauen und Colette Meier, seiner Partne-
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Vereinsleben—Neujahrsapéro                                   9

rin, die fur samtliche Kosten des Neu-
jahrsapero aufkommen. Ein herzliches
«Danggerscheen!»
Vreni Preisig, Marianne Bodenmann,
Verena und Daniel Braun-Rusch gelang
es mit zwei Zäuerli und, auch dafur
«Merci!», dem «Öbe(r)s Älpli» umgehend
und nachhaltig, die leichte Melancholie
zu bannen, die uns alle nach Ernsts Wor-
ten ergriffen hat.
Der Neujahrsapero verlief danach uber
                                           Reto Fetz, Präsident des Bündner-Vereins
eine gute Stunde lang wieder in den
                                           mit Neujahrswünschen in Romanisch (sursilvan)
gewohnten, gemutlichen, geselligen und     und Prättigauer Valserdeutsch
gmögigen Bahnen.
Um halb neun war alles rübis ond stübis
gegessen, die letzte (angebrochene)
Flasche Wein geleert, die Teilnehmen-
den mit den besten Wunschen fur ein
gutes 2019 verabschiedet und der

                                                                                           Fotos: Jakob Bodenmann
«Status quo ante» i. S. Besenreinheit,
Tische und Stuhle im «Silberberg» wie-
derhergestellt.
Mindestens bis am Freitag, 8. Janner
2021!                                      Viel Poesie und Leute wie noch nie!
Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
Vereinsleben—Preisjassen                            10

                  Preisjassen 2019 fest in Frauenhand
                                    von Walter Merz

24 «Appenzeller» und «Zugewandte»            2802, die als beste «Appenzellerin»
Jasserinnen und Jasser spielten am           den Wanderpokal gewann, und Bruno
15. Februar im Hotel Alfa in Birsfel-        Gehrig mit 2718 Punkten. Sie und alle
den um Punkte und Preise. Die Frau-          weiteren 21 «Siegerinnen und Sieger»
en hatten dabei mit einer Quote von          durften sich am reichhaltigen und wun-
exakt 2:1 klar die Oberhand und auch                               derbar assortier-
der Wanderpokal wurde 2019 von                                     ten       «Gaben-
einer Frau gewonnen.                                               tempel»,       den
                                                                   Beatrice und Jurg
Zum von Beatrice und Jürg Geering-
                                                                   eigenhandig und
Inauen einmal mehr zuverlassig und
                                                                   frisch aus dem
umsichtig vorbereiteten und durchge-
                                                                   Innerrhodischen
fuhrten Preisjassen des Appenzeller Ver-
                                                                   hergeholt hatten,
eins Basel und Umgebung trafen sich 16
                                                                   bedienen.
Jasserinnen und 8 Jasser und spielten in
                                                                   So fanden Whis-
jeweils unterschiedlicher Zusammenset-
                                                                   ky, Alpenbitter,
zung an sechs Tischen den einfachen
                                                                   Biber und Bi-
Schieber mit «Obenabe ond Onnenue»,
                                                                   berli, verschiede-
jedoch ohne Weis, Stock und Pramie fur
                                                                   ne Fleischwaren
den Match; so war der Match, den der
                                                                   von der Metzge-
Prasident und sein dann zugeloster Part-
                                                                   rei Fassler und
ner im allerletzten Spiel des Abends er-
                                                                   Schoggi dankba-
zielten (und das nicht etwa enn ufglää-
                                                                   re und gluckliche
te!), zwar verhaltnismassig unbedeutend         Jeanette Ramsauer
                                                 Jass-Königin 2019 Abnehmer.
fur die Endabrechnung, aber dennoch
eine ungemeine innere Freude und Ge-
                                             Noch ein paar Worte zur Statistik: Es
nugtuung. Ganz so, wie es den meisten
                                             wurden insgesamt 30’144 Punkte er-
Jasserinnen und Jassern erging: einmal
                                             zielt; der Sieger erjasste 2,4 Mal mehr
top, einmal flop. In vier Runden a je acht
                                             Punkte als der Durchschnitt; die alteste
Spiele hielten sich Freude und Enttau-
                                             Teilnehmerin war 91, die jungste 21
schung in etwa die Waage und dazu war
                                             Jahre alt; nur 9 Mal wurde Match ge-
der Spass am schonen und heiteren
                                             spielt; mit 13 (6 Frauen und 7 Manner)
Abend fast noch wichtiger als der Rang –
                                             waren etwas mehr als die Halfte der
auch wenn da und dort leiser Ehrgeiz
                                             Teilnehmenden Mitglieder des Appen-
oder taktische List durchschimmerten…
                                             zeller-Vereins; von den «Zugewandten»
Gewonnen wurde das Preisjassen vom           waren 10 Frauen und 1 Mann – alle mo-
«Zugewandten» René Kurt mit 2984             bilisiert von Hulda Meyre-Nef (seit 45
Punkten vor Jeanette Ramsauer mit            Jahren Mitglied im Appenzeller-Verein
Vereinsleben—Preisjassen                                11

Basel), der dafur auch hier herzlich ge-      In einer volksdemokratischen Abstim-
dankt sei!; die aktiven Appenzellerinnen      mung wurde am Schluss des Abends
und Appenzeller jassten sich klar in den      beschlossen, das Preisjassen 2020 an
Vordergrund, belegten sie doch nachei-        einem Samstagnachmittag durchzufuh-
nander die Ränge 2 bis 8!                    ren. Die Einladung wird zu gegebener
                                              Zeit verschickt werden.

         Sönd emool drei innere Beiz gsesse ond hend wele en Schieber mache.
  Will s no en vierte pruucht hend, hends änn gfroget: «Du Bisch, machscht au mit?»
         Do säät de: «Jä nei, i gsie nomme ase goet.» «Jä chomm, da goot scho.»
 Ond eso het denn de Bisch ebe mitgjasset ond scho i de erschte Rondi het er vier Puure
      gwese. Do määnt enn: «So, seb hesch denn wieder gseä...» Do säät de Bisch:
                  «Nei, gseä hanis nüüd, aber gkhöört jommere hanis.»

   Im Dorf Appenzell, direkt
   am Fusse des Alpsteins,
   braut die Familie Locher
   ein ganz besonderes Bier.
   Mehr unter www.appenzellerbier.ch
Vereinsleben—Hauptversammlung                             12

            Rekordbeteiligung trotz Mitgliederschwund
                                 von Edgar Sütterlin

Mehr als 70 Mitglieder, haufig Landsleu-    Franken belassen werden!). Die Jahres-
te, aber eben nicht nur…, des grossten      berichte des Prasidenten und des Sa-
Appenzellervereins der Schweiz trafen       ckelmeisters wurden mit grossem Ap-
sich am 6. April 2019 trotz hinderlichen    plaus genehmigt. Mit Bedauern musste
Baustellen allenthalben in Stadt und        hingegen vom Ausscheiden der Aktuarin
Land erstmals im Saal des Alterszent-       Madi Frei-Schefer Kenntnis genommen
rums «Am Bachgraben». Mit wie ge-           werden; ihr sei an dieser Stelle fur die
wohnt humorigen Worten, aber auch           vielen sorgfaltig verfassten Protokolle
geschichtlichen Erlauterungen zum Ta-       herzlich gedankt.
gungsort, eroffnete der Prasident Willi
Schlapfer, baustellenbedingt leicht ver-    Tagesprasident Bruno Gehrig-Hautle
spatet, um 16.15 Uhr die Sitzung. Ein       wand dem ganzen Vorstand ein grosses
besonderes «Willkomm» galt dem Eh-          Kranzchen; drum wurden sowohl der
renprasidenten Jakob Bodenmann, allen       Prasident als auch der Kassier einzeln
anwesenden Ehrenmitgliedern und den         sowie in globo die vier Vorstandsmit-
sechs neuen Mitgliedern. Die Namen der      glieder Verena Preisig, Margrit Thom-
leider an der Teilnahme verhinderten 25     men-Weder, Walter Merz und Edgar
Mitglieder wurden ebenfalls verlesen.       Sutterlin unter tosendem Applaus fur
                                            ein weiteres Amtsjahr wiedergewahlt.
Zugig fuhrte der Prasident durch die
                                            Willi Schlapfer dankte seinen Kollegin-
Traktandenliste, die erstmals in einer
                                            nen und Kollegen fur ihren gros-
separaten kleinen Broschure zusam-
                                            sen Einsatz fur Verein, Land und Leute,
mengestellt und den Mitgliedern mit der
                                            ohne den kein derart vielseitiges und
Einladung zugestellt wurde. Hohepunkt
                                            attraktives Jahresprogramm zu Stande
des Vereinsjahres war das «2. Grosse
                                            kame.
Appenzellerkonzert» in der erneut rand-
voll besetzten Offenen Kirche Elisabe-      Mit einer Schweigeminute gedachte die
then in Basel. Ein begeistertes Publikum    Hauptversammlung der neun verstorbe-
genoss Gesang, Jodel und Zauerli der        nen Mitglieder. Mit dem Austritt von
Steiner «Schotze-» und «Buebechorli»        sechs und der Aufnahme von ebenfalls
sowie die feinen Klange der «Meedle»-       sechs Mitgliedern reduziert sich der
Streichmusik «VielsAIitig» aus Appen-       Bestand einmal mehr, leider!, auf heute
zell. Dank diesem Konzert, doch auch die    knapp unter zweihundert Appenzelle-
traditionell generose Spendenfreudig-       rinnen und Appenzeller «de robe, de
keit vieler Mitglieder gilt es zu loben,    sang et de cœur».
schloss die von Kassier Ernst Keller er-
lauterte Jahresrechnung mit einem statt-    Zum Veranstaltungsprogramm 2019: Als
lichen Reingewinn von rund Fr. 1’500.--     eigentlicher Hohepunkt neben den eher
ab. (So kann der Jahresbeitrag bei 50       traditionellen Anlassen, wie «Worscht-
Vereinsleben—Hauptversammlung                            13

mohli» am Tag der Landsgemeinde,              mann uberreicht wurde als Dank fur die
Sommerhock und Wanderung, dem Jubi-           100 Ausgaben der «APPEZELLER
larenanlass im Hofgut «Grosstannen»           POSCHT». 30 Jahre hat er dieses einzig-
bei Bubendorf/BL und der Weihnachts-          artige Vereinsorgan redigiert und dane-
feier im Festsaal vom Sorell Hotel            ben zusammen mit seiner Frau Marianne
«Merian» ist am «Moritz-Tag», Sonntag,        noch manch andere Einsatze zum Wohl
22. September 2019, eine Carfahrt via         des Vereins geleistet. Drum bekamen
das Toggenburg (2019 ist ein Zwingli-         beide, neben einer wurdigen Laudatio
Jahr) uber die Schwagalp ins Hinterland       von Ernst Keller, auch noch eine Reise
geplant. Und am kulturellen Abend wird        mit allem Drum und Dran auf den Spu-
heuer Dr. Max Triet zum Thema                 ren von Jean-Jacques Rousseau durchs
«Sutterhandel. Partei- und Staatswirren       Drei-Seen-Land – den grossen, lauten,
in Innerrhoden zwischen 1760 und              verdienten Applaus gab es erst noch
1829» Spannendes zu berichten wissen:         obendrauf!
«Sond willkomm!»
                                               Wie gewohnt endete auch die 122.
Statuarisch einerseits, andererseits aber     «Hoptvesammlig» literarisch: Die Berne-
nicht minder herzlich wurden vier Mit-        ckerin Margrit Thommen-Weder las aus
glieder geehrt: Karl Locher-Weber und         dem vom Bernecker Heinrich Federer
Cacilia Wetter-Schiegg wurden nach 25         verfassten Text «Auf dem Gabris»; laut
Jahren Vereinszugehorigkeit Freimitglie-      Joe Manser sei dies der schonste Ort im
der; Hulda Meyre-Nef wurde fur 45,            Appenzellerland, weil «vo dei het me de
Hansueli Krusi fur 55 Jahre und Ernst         schönscht Usblick uf Innerrhode». Danach
Banziger-Matile fur 64 Jahre Mitglied-        erklang das «Scholleli» zum Zeichen des
schaft im Verein gedankt, geschlechts-        Versammlungs-Schlusses.
spezifisch-traditionell mit Biber & Bitter,   Mittlerweile war es 18.15 Uhr und die
wie es sich gehort. Furs langjahrige Or-      Zeit reif fur «Zuri Gschatzlets & Egli-
ganisieren des Preisjassens und furs          Filets», furs «Giftle ond Hockle», furs
«Catering» am Neujahrsapero wird den          «Obers Alpli» und furs «Deidideli» bis
krankheitshalber abwesenden Ehren-            spat in die Nacht.
mitgliedern Beatrice und Jurg Geering-
Inauen ein Dankes-Prasent nach Hause
gebracht werden.
Druckfrisch, versehen mit einer person-
lichen Widmung von alt Bundesrat H.-R.
Merz: das Buch «Senntumsschnitzerei
im Appenzellerland und im Toggen-
burg», das Ehrenprasident Jakob Boden-
Vereinsleben—Hauptversammlung                                          14

                                                                                                        Fotos: Valerie Schläpfer
Der Vorstand 2019                             Hansruedi Krüsi, 55 Jahre im Appenzeller-Verein

Lüüt wie Chresnoodle...          Laudatio für den Ehrenpräsidenten    Wa chonnt ächt do no of mi zue?
Berichte—Alter Silvester                               15

          Ein alter Silvester fast wie aus dem Bilderbuch
                                    von Walter Merz

Es fehlte an diesem 12. Januar in Ur-         zusammenstellten. Das war fur die
nasch zum Bilderbuch-Wetter eigentlich        Chläuse, fur die Gastgeber und auch fur
nur noch die Sonne. Schnee lag mehr als       die noch wenigen Zuschauer wohl der
genug, kalt war es auch und der zeitwei-      erste Huhnerhaut-Moment und ein scho-
se leichte Schneefall setzte sich ganz fein   ner Einstieg in einen wunderbaren alten
auf den Hauben und Schellen der Silves-       Silvester.
terchläuse nieder.
                                              Es war ein einmaliges Erlebnis in den
Morgens um 7 sei die Welt noch in Ord-        fruhen Morgenstunden im Tal in Ur-
nung, heisst es. Da waren recht wenig         nasch. Immer wieder horte man das
Leute unterwegs und wer fruh aufge-           Schellen und Lauten der Chläuse, einmal
standen war, konnte miterleben, wie ein       von da und einmal von dort, und wenn
Schuppel Silvesterchläuse grad aus einem      man dem Klang nachging, konnte man
Haus kam, in dem sie sich fur den Tag         wieder und wieder einen Schuppel vor
gestarkt hatten, sich parat machten, das      einem Bauernhaus oder auf dem Strech
Licht auf den Huten und Hauben an-            durch den Schnee zum nachsten Hof
machten und sich fur ein erstes Zäuerli       sehen und horen. Schöni, Schö-Wüeschti

                                                                          Foto: Catiana Merz
Berichte—Alter Silvester                           16

ond Wüeschti. Die Schonen und die            vesterchlausen mehr kennt. Aber: Süd-
Schon-Wusten immer noch mit beleuch-         worscht, Chäshörnli ond Schlorziflade
teten Hauben und Huten, was das Ganze        waren von allerfeinster Qualitat!
noch eindrucklicher und geheimnisvol-
                                             Nach dem Mittagessen nahm der
ler erscheinen liess. Und zwar so lange,
                                             Schneefall allmahlich zu und einige
bis einer in einem Schuppel zu seinen
                                             Schuppel schutzten ihre wertvollen Hau-
Kollegen sagte: «Heller werd’s nomme,
                                             ben und Hute mit Plastik-Uberzugen,
chönd abzönde».
                                             aber alle gingen unermudlich (mit bis zu
Damit war der Tag gekommen – und mit         30 kg Last!) weiter von Hof zu Hof und
ihm auch immer mehr Touristen und            von Haus zu Haus.
Schaulustige. Nebst Englisch, Hoch-          Am spaten Nachmittag wurden auch die
deutsch, Franzosisch, Italienisch, Zuri-,    Schulhausturnhalle und das Mehrzweck-
Bern und Baseldeutsch konnte man doch        gebaude fur das Publikum geoffnet. Am
auch immer wieder die Sprache der Ein-       Abend besuchten die Chlause-Schuppel
heimischen horen. Leute, die dem             sowohl diese beiden Lokalitaten als auch
«Spektakel» wohl zum ersten Mal bei-         die Restaurants im Dorf. Es sei ein un-
wohnten, applaudierten anfangs nach          vergesslicher Abend gewesen, horte man
jedem Zäuerli, liessen es aber zum Gluck     etwa von unseren Mitgliedern Verena
dann bald sein. Leider konnten auch          und Daniel Braun, sie hatten – wie wohl
manche «Handy-Fotografen» den Chläu-         Hunderte weitere Besucher – den Tag
sen nicht nahe genug kommen – selbst         und den Abend des alten Silvesters in
wahrend einem Zäuerli. Da hatte man          Urnasch sehr genossen.
sich gerne etwas mehr Distanz und Res-
pekt gewunscht. Aber, was macht man          Wer nicht dabei war, kann sich bei
heutzutage nicht alles fur das «perfekte»    youtube unter «alter Silvester Urnasch
Bild…                                        2019» einige stimmungsvolle Filme an-
                                             sehen – und sich vornehmen, nachstes
Im Laufe des Vormittags und gegen Mit-       Jahr ganz sicher dabei zu sein.
tag fullten sich die Restaurants und Beiz-
li und es herrschte reger Betrieb an den
Verpflegungsstanden im Dorf. Sogar die
altehrwurdige Sonne, welche seit Urzei-
ten geschlossen ist (aber dem Verneh-
men nach aufwendig renoviert und wie-
dereroffnet werden soll), wurde wieder-
belebt – und das ausgerechnet durch die
Innerrhoder «Gass17» aus Appenzell,
dem Kanton, der seit ca. 1900 kein Sil-
Berichte—Alter Silvester                               17

So beschreibt Appenzellerland Tourismus das Silvesterchlausen
(www.appenzellerland.ch)

Im Appenzellerland feiern wir die Jahreswende gleich zwei Mal: Nach dem grego-
rianischen Kalender am 31. Dezember und nach dem julianischen Kalender am 13.
Januar. An den genannten Daten sind die Silvesterchlause unterwegs. Dabei unter-
scheidet man zwischen «schone Chlaus», «wueschti Chlaus» und «Naturchlaus».
Die Schonen tragen kunstvoll verzierte Kopfbedeckungen mit Szenen aus dem
bauerlichen Leben, die in liebevoller Handarbeit in hunderten von Freizeitstunden
angefertigt werden. Die Wusten und Naturchlause bestechen durch kunstvolle,
wild geschmuckte Hute, Hauben und Masken. Vom fruhen Morgen an sind die Sil-
vesterchlause unterwegs, ziehen von Haus zu Haus und wunschen mit andachti-
gem Gesang und lupfigen «Zauerli» allen «es guets Neus». Am Abend sind sie bis
Mitternacht in den Wirtschaften unterwegs.
(Red.) Und wenn der 13. Januar, wie dieses Jahr, auf einen Sonntag fällt, wird am
Samstag davor gchlauset, weil ein altes Gesetz aus dem 17. Jahrhundert «das Betteln
und fröhliches Tun wie Tanzen, Musizieren und das Tragen von Masken» an einem
Sonntag untersagt.
Berichte–Alter Silvester                              18

                           Fotos: Catiana Merz / Walter Merz
Em Jakob sini Siite                               19

                Oss de Sicht vomene eltere Appezeller
                                von Jakob Bodenmann

Zom Klimawandel                             dromm fang i aa, mit dem wo n i kennt,
                                            oder besser no, wo n i selber erlebt ha.
Eigentli ha n i ober nabes ganz anders
wole schriibe. Namli ober d Beweggrond      En chorze Öberblick
wo vor vielne Johre bi uus, im landlige
                                            Wemmer im Appezellische ufgwachse n
Gebiet vom Appezeller Mittelland, zon-
                                            ischt, e so vor de Mitti vom letschte Johr-
nere gmesame Wasserversorgig gfuehrt
                                            hondert, denn geet s en Huffe, wommer
hond. E so wiit warid mer jo nud vom
                                            oss hutiger Sicht nud cha vestoh. Mit
hutige Thema eweg gsee.
                                            vielne andere bi n i ine Zit ine gebore,
Hut aber gilt d Prioritat em Klimawan-      wo no ken Mensch vo CO2 gschwatzt het,
del. Es goht ken Tag vebii, as d Press, s   sicher emol nud d Masse. Zo de sebe Zit
Radio ond s Fernseh nud drober              het mer anderi Sorge kha. Doo het s no
prichtid, hoptsachlig sed di Junge mit      strengi Wenter ggee mit eme Huffe
ehrne wochentlige Kilmademonstratio-        Schnee, mengmol en z nassne Sommer,
ne drof ufmerksam gmacht hond. Uus-         droberabe wider en z trochne. Da het
schlaggebend for mi isch naturlig d Frog    mer de Natur zuegschobe. S Oberlebe vo
vo de Junge gsee: Wa mer eltere Se-         de aagne Familene ischt im Vordergrond
meschter denn gmacht heiid gege d           gstande: Gnueg z essid for alli, gnueg
Klimaerwarmig. Onderschwellig het s         Holz im Schloff for en lange, chalte Wen-
tont ─ ond eso isch es for vieli au obe-    ter. Seb het d Luut beschaftiget. For die
rechoo: Nutz, naturlig. E so pauschal cha   wo e Heemetli mit e paar Chue oder
me da nud efach gelte loo. I globe as en    Gaasse kha hond, het mer s Johr dore
ganze Huffe ─ oss allne Alterstuefe ─ die   gnueg Graas pruucht ond en volle Heu-
Thematik all wieder hendefroget hond.       stock zom Tier z oberwentere. Dezue
Wie denn da i de Zuekunft soll ond          ischt mer aagwese gsee of gnueg Was-
chonn wiitergoh ond weli Massnahme          ser. Gueti ond sicheri Quelle sond ober-
me chonnt oder mosst ergriife, om Gege-     lebenswichtig gsee. Mer ischt froh gsee,
stuur z gee. Ond s war z chorz greffe,      wemmer allewil het chone Wasser vom
wemmer s no of de aastehend Klima-          Bronne, wo vor em Huus gstande ischt,
wandel wor zroggfuehre. Zerscht, vilicht    hole ─ au wenn s mengmol choge chalt
mit Ooverstandnis, het me d Frog vebon-     gsee ischt. As mer s Wasser het mose
de, wa denn oberhopt nabes notze wor        mit em Vech taale, seb ischt s nor-
ond wie Massnahme chonntid dore-            malscht gsee vo de Welt. Gend Sorg zom
gsetzt werde.                               Wasser het mer uus Goofe gsaad ond
Eso isch es au mer ergange, wo n i mit      luegid dezue, as de Bronne suber bliibt.
mim Prichtli aagfange ha. I ha denn bald
                                            Wie het mer doozmol glebt?
emol gmorkt, as mer ohni de Weg e chli
z strukturiere nud wiiter chonnt. Ond       E paar Wort zo de Mobilitat vo doozmol:
Em Jakob sini Siite                                 20

Auto het s sozsage keni kha. E paar Velo    here glaat het, gnoh. D Chochi ond, i use-
viellicht ond oppe n en Toff. Strosse,      rem Fall, anderhalb Stobe het mer chone
oder besser gsaat Strossli, wo teert gsee   ufwarme. Im Verhaltnis zo hut hets a
sond, het mer mose sueche. E paar           alem gfahlt. Mobil sommer scho gar nud
Puure het s kha, wo i erem Stall no e       gsee. Ond wa het mer denn gmacht,
Ross oder en Ochs kha hond. Die het mer     wenn di obligatorisch Schuelzit abg-
pruucht for di schware n Arbete. Oss em     schlosse gsee ischt? Die viele Goofe wo s
Wald hond s mose Holz schlaapfe oder        doozmol no ggee het, hond mose en Ar-
em Wenter het mer s iigsetzt zom pfade.     bet sueche. Voruusgsetzt si hond e Platzli
Iikauft het mer i de Dorflade. I userem     gfonde, sond d Boebe meischtens innere
Dorf het s nebet em Konsum no drei          Fabrik oder bi me Handwercher oder off
Lebesmittelladeli kha, drei Metzgereie      em Bau as Handlanger onderecho. Ehres
ond sicher meh as zeh Beckereie. S Brot     Lebe hond s osswerts mose go vediene.
het mer uus mit ere Chrenze                 Menge n ischt is Onderland, viilicht is
procht. S Fleisch zom Taal au. Ond wil d    Turgi, wil er dei e Platzli as Chnecht
Schuelhuser jo zmitzt im Dorf gstande       gfonde het. D Meetle hond mose go
sond, hond mer Goofe noch de Schuel no      «diene» wie s zo de sebe Zitt ghaasse het.
mose d Iichauf, wo uus d Muetter of en
Zedel uffgschrebe het, go hole ond im e
«Pseudo»-Rocksackli hee trage ─ oppe-
ne Halbstond het mer pruucht ─ Ho-
hedifferenz 200 m. Milch ond Schmalz
het mer bi m e Puur gholt.
Ond wie het s denn im Huus inne so uus-
gseah? Elektrisch het mer, mindeschtens
of em Land, no sehr sparlich kha, da
hasst: Liecht vo de Petrollampe. Ken
                                            s Aastellöfeli           De Chachelofe
Chochherd, ken Chuelschrank ond ke
Warmwasser. S Wasser vo de Quell het
mer am Bronne vor em Huus mit eme
Chessel gholt. Gkoched ond gheizt het
mer mit em Holz oss eme noche Wald. I
de Chochi het s en Aastellofeli kha ond
nebet zue het mer de Chachelofe mit
Poscheli aagfuuret. Zom s aazonnde het
mer, so langs kha het, Tannzapfe, wo d
Goofe amel hond mose go sueche ond
wommer zom Duere vor d Stallwand            Buebe ond Gaaltlig of de Wissegg
Em Jakob sini Siite                                   21

«Kein Töff oder Auto verunreinigte die        Jugend gandert? Zmol het s ghaasse, d
gute Luft,                                    Chend, vor allem d Buebe, mosid unbe-
und mancher ist etwa über einen Kuhfla-       dingt en Pruef lerne. Da sei e Voruusset-
den gehupft.                                  zig, ass s kunftig Familielebe gsicheret
Ein grosser Nussgipfel oder ein Bürli mit     sei. Bi de Meetle ischt mer i dere Hin-
Limonade,                                     sicht sehr zrogghaltend gsee. Mer ischt
war für uns Buben und Mädchen eine            devo uusggange, as si spoter jo emol
willkommene Gabe.                             hurotid, e Famili grondid ond Chend
Unterwegs wurde Landschaftsgeographie         oberchamid. De Maa gang denn go schaf-
betrieben                                     fe (tont besser as 'go werche') ond d
über die Voralpen und über den Alpstein       Meetle seiid i ehrer Rolle als Muetter
im Süden.                                     ond Huusfrau, au versorget. E Zitlang
Spätere Ausflüge wurden planiert              het da au aastandig funktioniert. D
und dabei etwa die Hundwilerhöhe anvi-        Aasproch a d Pruefs-Uusbildige sond
siert.                                        gstege. De Wertschaft isch es all besser
Vieles hat sich seither geändert,             ggange. Me het Luut pruucht ond im
und manches sehen wir Alten schwarz           Sinn vo Aagebot ond Nochfrog sond au d
gerändert.                                    Loh gstege. Me het si meh chone leisch-
Doch sehen wir zu, sie reisen noch heute,     te. E so het s ebe n aagfange...
mit Rucksack und Zelt, die naturliebenden     Ond wie isch es denn wiiterggange? Wa
Leute.                                        hond die Veranderige no procht? Wo
Das wollen wir den Jungen zugute halten,      stommer hut? Wa chommer oder mom-
und hoffen, dass sie unsere schöne Heimat     mer mache? D Frog wo beschaftiget,
sauber verwalten.»                            hasst: Ob da oberhopt nabes notzt? Off
Mi het s tunkt, die paar Zile oss em Ge-      die Froge gommer denn i de nochschte
dicht «Sommerzeit um die Jahrhundert-         Uusgob ii.        Euere Jakob Bodemaa
wende in Buhler (19./20. Jh.)», vom e
Buehlerer Schueler gschrebe, worid do
gad no passe dezue.
Ond of zmol het si viel gänderet
I dere Zitt, wo n i oss de Schuel cho bi,
het s scho anderscht tont. Vo de Welt-
wirtschaftskrise i de 1930er Johr het
mer si wieder erholt. De 2. Weltchrieg
isch scho e paar Johr vorbi gsee. D Stim-
mig ischt besser worde ond Zueversicht
het wieder Fuess gfasst. Was het si for d     Luegid dezue, as de Bronne suber bliibt!
Berichte—Dreikönige                              22

                 Die heiligen Dreikönige in Appenzell
                                   von Max Triet

Die Tradition                              gelesen. Die Haussegnungen wurden
Die heiligen Dreikonige, deren Fest je-    vielerorts von Dreikonigs- oder Stern-
weils am 6. Januar gefeiert wird, bilde-   singern angebracht.
ten einst einen Hohepunkt im Kirchen-      Einer der bedeutendsten Dreikonigs-
jahr. Im Neuen Testament ist allerdings    Wallfahrtsorte ist der Kolner Dom mit
noch nicht von Konigen, sondern von        seinem kostbaren mittelalterlichen
drei Weisen oder Magiern aus dem Mor-      Schrein, in dem die angeblichen Reli-
genland die Rede, die das neugeborene      quien dieser sagenhaften Konige ver-
Jesuskind mit ihren Gaben Weihrauch,       wahrt sind. Heute tut sich die katholi-
Myrrhe und Gold beschenkten. Der           sche Kirche freilich schwer mit vielen
Volksglaube schuf aus ihnen die Konige     ihrer Heiligen und deren Reliquien, fru-
Kaspar, Melchior und Balthasar, deren      her aber uberboten sich weltliche und
Kult in Europa immer noch                                kirchliche Herrscher darin,
lebt. In Innerrhoden gibt es                             seltene Reliquien zu er-
immer noch das geweihte                                  werben, diese kostbar zu
Dreikonigssalz und am                                    fassen und mit ihnen heils-
Vorabend des Festes wird                                 hungrige Glaubige anzu-
da      und    dort    noch                              ziehen. Die Dreikonigsreli-
«grauchlet». Die katholi-                                quien gelangten 1164 von
sche Kirche verehrte die                                 Mailand nach Koln und
legendaren Konige u.a. als                               ruckten den dortigen Dom
Patrone der Reisenden,                                   ins Zentrum des Kultes,
daher wurden sie haufig                                  der sich von dort rasch
als Namengeber von Gast-                                 ausbreitete. Schon vor der
hofen gewahlt. Die «Drei                                 Reformation haben kriti-
Konige», «Les Trois Rois»-                               sche Kleriker, etwa 1511
benamsten Gastbetriebe stehen daher        der Humanist Erasmus von Rotterdam,
meist an Knotenpunkten von alten Han-      die Reliquienverehrung gegeisselt, was
dels- und Pilgerrouten, an wichtigen       aber dem Weiterleben derselben nur
Marktplatzen und (ehemaligen) Zollsta-     bedingt schadete.
tionen. Mancherorts werden die mit
Kreide geschriebenen Initialen uber        Heute ist der Dreikonigstag kein kirchli-
Hauspforten «C + M + B», bei alljahrli-    cher Feiertag mehr, das Fest aber lebt in
chen Inventuren und Segnungen umge-        vielen Brauchen weiter. Auch in refor-
deutet: Was seit jungerer Zeit heisst      mierten Teilen der Schweiz ist der Drei-
Christus Mansionem Benedicat (Christus     konigskuchen seit den 1960-er Jahren
moge das Haus segnen), wurde und wird      ein beliebtes Geback. Meist wird er in
oft als Caspar, Melchior und Balthasar     Form einer Blute geformt, mit einem
Berichte—Dreikönige                                        23

grosseren Innenteil, der von kleineren      trafen sich anschliessend zum Schmaus
«Blutenblattern», d.h. Brotchen ringfor-    in der Schenke des Restaurants Dreiko-
mig umrahmt ist. Im Mittelteil oder in      nige und liessen so das rundum gelunge-
einem der Brotchen wird eine kleine
Konigsfigur eingebacken und wer diese
findet, gilt als Tageskonig und darf die
mitgelieferte Krone aufsetzen. Wie die
Sitte, am Valentinstag Blumen zu schen-
ken, ist dieser Brauch in der Schweiz
jungeren Datums. Hier wie dort stehen
dahinter findige Geschaftsverbande,
einerseits die Floristen anderseits die
Backer und Konditoren.

Der Dreikönigstag in Appenzell
Aus Anlass seines 125-jahrigen Jubila-
ums organisierte der Innerrhoder Ver-
band der Backer und Confiseure am 5.
Januar 2019 ein kleines Volksfest mit
viel Liebe und betrachtlichem Aufwand.
In feierlichem Zug bewegten sich die
reich gekleideten Dreikonige vom
Bahnhof zum Platteneck, begleitet von       Die heiligen Dreikönige auf dem Weg vom Bahnhof zum
                                            Platteneck
drei leibhaftigen (asiatischen) Kamelen
aus dem Walter Zoo in Gossau. Dort
warteten auf einer gigantischen Platte      ne Fest ausklingen. Nach wie vor wissen
2000 Dreikonigskuchen, darunter 50          die Innerrhoder, wie man Feste gedie-
mit den begehrten eingebackenen Ko-         gen feiert! Die hervorragende Planung
nigsfigurchen. Nach einer erfreulich        bis ins Detail zeigte sich auch daran,
kurzen Ansprache konnte das zahlreiche      dass der Konig Melchior, im Volksglau-
Volk, Erwachsene und Kinder, die Drei-      ben ein Schwarzer, durch einen echten
konigskuchen verkosten. In weniger als      Kenianer verkorpert wurde, der ubri-
20 Minuten war die Tafel leergeputzt        gens in Innerrhoden voll integriert ist.
und die glucklichen Gewinner/innen
                                            «Wirtschaftsgeographie»
durften ihre Preise entgegennehmen.
Ein kurzes Schneetreiben tat dem prach-     Das Restaurant-Cafe Dreikonige Appen-
tigen Anlass keinen Abbruch. Die vielen     zell hat ubrigens eine besondere Ge-
ehrenamtlichen       Organisator(inn)en     schichte. Ursprunglich lag dieser Gast-
Berichte—Dreikönige                                 24

hof    an    der    Ecke    Hauptgasse/     gung bewirkte, dass spater die Familien
Schmauslemarkt. Einige Zeit, vermutlich     Fuchs/Inauen-Fuchs das Restaurant und
seit 1762 bis zu seiner Absetzung 1775,     Hotel Krone bis 2002 betrieben. Sie wa-
wirtete dort Landammann Joseph Anton        ren direkte Nachkommen des ungluckli-
Sutter, der 1784 hingerichtet wurde.        chen Landammanns Sutter und wirteten
Seine Habe, darunter auch der Gasthof,      also am gleichen Ort wie ihr Urahn, der
wurde versteigert, der Erlos floss in den   ubrigens 1829 rehabilitiert wurde.
Staatssackel. Im 19. Jahrhundert wech-
                                            Tradition und Fortschritt
selte das Dreikonige den Wirt und den
Standort. Der alte Gasthof zur Krone zog    Die Backerei und das Cafe «zum Drei
an dessen Stelle. Mit dem Taveen (dem       Konig» prasentiert sich seit 2012 in vol-
Wirtshausschild, dem ausseren Zeichen       lig neuer Gestalt. Der sorgfaltige Um-
der Gastronomie-Berechtigung) siedelte      und Ausbau ist insofern bemerkenswert,
das Dreikonige um, an den heutigen          als er Tradition und Fortschritt gerade-
Standort beim sog. Sternenplatz. Das        zu ideal verkorpert. Die Fassade an der
Traditionshotel Krone ist inzwischen        Hauptgasse mit dem Ladeneingang ist
verschwunden, an seiner Stelle steht ein    diskret gehalten und lasst die bunte
Neubau, an dem nur noch das alte Wirts-     Hauserzeile «a de Gass» ruhig ausklin-
hausschild und ein modernes Restaurant      gen. Dagegen ist die Front gegen den
erinnern. Eine besondere Schicksalsfu-      sog. Sternenplatz modern, erfrischend
                                                                  frech und trotz-
                                                                  dem nicht schrei-
                                                                  end gehalten. Die
                                                                  Dreikonige stehen
                                                                  markant vor ei-
                                                                  nem Hintergrund,
                                                                  der in bewusst
                                                                  zarten Farben ge-
                                                                  halten ist. Rechts
                                                                  und links bilden
                                                                  Friese mit stilisier-
                                                                  ten Kronen den
                                                                  senkrechten Rah-
                                                                  men. Unter dem
                                                                  Giebel leuchtet der
                                                                  Stern von Bethle-
                                                                  hem. Das Taveen,
                                                                  angeblich aus dem
Berichte—Dreikönige                               25

18. Jahrhundert, war schon fruher vom       hohen Qualtitatsbewusstsein. Nicht nur
Kunstmaler Adalbert Fassler (1933-          die klassischen Biberfladen, Biberli,
2010) und seinem gleichnamigen Sohn         Chrepfli, Berewegge, sondern eine gros-
neu gefasst worden. Adalbert Fassler        se Vielfalt von Back- und Schleckwaren
junior (Jg. 1959) plante und realisierte    werden in den diversen Betrieben mit
die neue Fassade, welche einen markan-      Liebe produziert und finden guten Ab-
ten Kontrapunkt zum ausgeleierten Ka-       satz. Neben den Ganzjahresprodukten
non der Senntums- und Neubarock-            haben sich Innerrhoden auch saisonale
Malerei setzt. Ubrigens: die bunten Hau-    Formen erhalten, z.B. das «Filebrot»,
serfassaden an der Hauptgasse in Appen-     Eierzopfe und «Vogel», die hier wesent-
zell, von den Touristen fur ein uraltes     lich alter sind als der Dreikonigskuchen.
Traditionsgut gehalten, sind ein Produkt    Nicht nur im Dreikonige, auch in den
des 20. Jahrhunderts. In Anlehnung an       ubrigen Backereien und Konditoreien
das malerische Stein am Rhein, inspiriert   Innerrhodens werden diese feinen Tra-
durch den Diessenhofener Kunstmaler         ditions-Backwaren hergestellt, die neben
Schmid (1877-1955), wurde die Haupt-        den «Deviisli» auch zum typischen
gasse farbiger. Schmids Fresken am Ap-      «Chlausezug» in der Weihnachtszeit ge-
penzeller Rathaus von 1928 gaben den        horen. Die heiligen Dreikonige werden,
Anstoss. Der ansassige Kunstler Johan-      obwohl sich die moderne katholische
nes Hugentobler (1897-1955) schliess-       Kirche sozusagen (nach rund 1500 Jah-
lich gestaltete von den 1930-er Jahren      ren) von ihnen verabschiedet hat, im
bis 1955 diverse Hauptgasse-Fassaden        Volksglauben und in der Tradition le-
darunter die Lowen-Drogerie und das         bendig bleiben, nicht nur im Dreikonig-
Hotel Santis am Landsgemeindeplatz.         kuchen. Da ware es mussig, ihre histori-
Wie der machtige Patron                                     sche Echtheit hinterfra-
Mauritius am Turm der                                       gen zu wollen, denn auch
Pfarrkirche pragen diese                                    Legenden, solange sie
Gestaltungen Hugentob-                                      schon sind und Freude
lers das Bild von Appen-                                    bereiten, verdienen Res-
zell bis heute.                                             pekt und die entsprechen-
                                                            de Pflege.
Das Backer- und Confise-                                  Und so war der Jubila-
riegewerbe bluht in Ap-                                   umsanlass des Backer-
penzell, ahnlich wie die                                  und Confiseure-Verbands
Produktion von Wurst-                                     von Appenzell Innerrho-
und Fleischspezialitaten,                                 den auch so betrachtet
dank einer gesunden                                       ein rundum gediegener
Konkurrenz und einem                                      Anlass.
Innerrhoden                                          26

    Alte Wanderwegweiser gingen weg wie frische Weggli
                           Quelle: Appenzeller Volksfreund

Nachdem seit 2014 sukzessive alle etwa
480 Wegweiser-Standorte in Innerrho-
den mit neuen, beidseitig in UV-Technik
bedruckten, gelben Schildern ausgerus-
tet worden waren, boten die Wander-
wegverantwortlichen der Bezirke zu-          Diese Wanderwegweiser haben in der Scheidegg
sammen mit Appenzellerland Tourismus         ihren idealen Platz gefunden...
AI die zum Teil bis 70 Jahre alten Täfeli
am Chlösler in Appenzell zum Kauf fur
10 Franken pro Zeile an. Und wie sie
gekauft wurden! Im Huiomm waren die
etwa acht bis oben gefullten Palettenrah-
men leer – und wer erst gegen Mittag

                                                                                              Fotos: Reto Merz
noch eines der Schilder ergattern wollte,
hatte das Nachsehen. Der Verkaufserlos
ist fur die weitere Signalisation des be-
stehenden Wanderwegnetzes bestimmt.          ...während diese auf den Austausch warten
Sprache / Titelbild                               27

        Die Sprache der Appenzeller und der Baselbieter
                                   von Walter Merz

So, wie es nicht die Sprache der Appenzeller gibt, gibt es auch nicht die Sprache der
Baselbieter. Wir reden hier also von Appenzell AI und vom oberen Baselbiet. Der Sissa-
cher Heiner Oberer, freischaffender Kolumnist und Journalist (www.heiner-oberer.ch),
hat in einer Kolumne in der Basler Zeitung uber die «Muettersprooch» geschrieben.
Dies hat uns zu einem Vergleich animiert, diesmal im Innerrhoder-Dialekt, u.a. gestutzt
auf das Buch «Innerrhoder Dialekt» von Joe Manser (Trager des Kulturpreises 2019).

         Muettersprooch                                 Muetesprooch
Der letscht Dunnschtig hed me waltwytt       De letscht Doonschtig het me woltwiit de
der internazionaal Daag vo der Muet-         intenazionaal Taag vo de Muetesprooch
tersproch gfyyred. E gueti Sach. Isch d      gfiired. E gueti Sach. Isch d Sprooch wo
Sprooch, wo me dehai mituberchoo hed,        me deheem mitobecho heed, doch onde
doch under anderem der Uusdruck vo           anderem de Uusdrock vo Aagestandig-
Aigestandigkeit und Freihait. Obbis isch     keit ond Freiheit. Nobes ischt alledings
allerdings verwunderlig. Worum haissts       estuunlich. Werom hassts Muetesprooch
Muettersprooch und nit ─ neumodisch          ond nud ─ neumodig korrekt ─ Muete-
korrakt ─ Muetter– und Vattersprooch?        ond Vatesprooch? Heed Vatere denn
Haid Dada denn dehai nut z saage? Aber       deheem nutz d sage? Abe halt, do fallt me
halt, fallt mer do yy. Mir Manne hai jo s    grad ii. Me Manne heed jo s Vateland.
Vatterland. Dasch jo au numme nut.           Ond seb isch jo au nud gad nutz.

                Zum Titelbild der APPEZELLER POSCHT

Sie haben es bestimmt erkannt: das Foto      POSCHT auf dem Titelbild prangen
auf dem Titelbild der Nr. 101 zeigt ein      konnte. Schicken Sie dieses Bild – zu-
Detail der Ruckseite eines Brusttuches       sammen mit der Erlaubnis, es zu die-
der Appenzeller Manner-Tracht. Es wur-       sem Zweck zu veroffentlichen und der
de beim 2. Grossen Appenzeller-Konzert       Angabe, dass Sie das Copyright besitzen,
am 4. November 2018 in der Offenen           an das Redaktionsteam der APPEZEL-
Kirche Elisabethen in Basel aufgenom-        LER POSCHT: walter.j.merz@gmail.com.
men.
Vielleicht haben auch Sie ein typisches      Bitte beachten Sie: Das Bild muss eine
Appenzeller-Foto, das in einer der           hohe Auflosung haben, damit es repro-
nachsten Ausgaben der APPEZELLER             duziert werden kann.
Innerrhoden                                        28

                          Rege Bautätigkeit im Alpstein
                                          von Walter Merz

Gleich über zwei Bauprojekte im Alp-                    Pachterpaares Bernhard und Nicole
stein – Äscher und Meglisalp – berich-                  Knechtle-Fritsche sowie Bernhards El-
tete der Appenzeller Volksfreund im                     tern und berucksichtigt Vorgaben von
Dezember 2018. Wir geben Ihnen                          Denkmalpflege und Heimatschutz und
hier eine kurze Zusammenfassung                         aber auch Anspruche der Archaologie.
der wesentlichen Aspekte.                               Am Hauptbau und an der inzwischen
                                                        weltbekannten Ostansicht sollen keiner-
                                                        lei Veranderungen vorgenommen wer-
                                                        den. Hingegen werden im Inneren vollig
Berggasthaus Äscher
                                                        neue Strukturen geschaffen mit dem
Die Wildkirchli-Stiftung informierte an                 Ziel, den «Flaschenhals» im Eingangsbe-
einer Medienkonferenz im Dezember                       reich zu entscharfen und die Arbeitsab-
uber den Abbruch und Wiederaufbau                       laufe zu optimieren. Es gelte, «das Mach-
des Westflugels mit Verbindung zum                      bare im Auge zu behalten» und «die
vormaligen Stall und stellte gleichzeitig               asthetischen Anspruche zu erfullen».
die neuen Pachter der Bergwirtschaft
                                                        Als neue Pachter des Aschers erhielten
Ascher vor.
                                                        Gallus Knechtle und Melanie Gmunder
Das Bauprojekt basiert in der Planung                   von der Pfefferbeere AG den Zuschlag
auf den Erfahrungen des scheidenden                     aus sechzehn Bewerbungen.

 So soll der Äscher in Zukunft aussehen (Planansicht)
Rege Bautätigkeit im Alpstein                                        29

                                                         Viviane Schmid · Appenzellerland Tourismus AI

Berggasthaus Meglisalp
Auch die Bergwirtefamilie Manser auf         der Gaste reagiert werden.
der Meglisalp hat Grosses vor: Das 120-
                                             Interessant ist die Finanzierung des Pro-
jahrige Berggasthaus soll bis in drei Jah-
                                             jekts. Nebst der bereits zugesicherten
ren umgebaut und mit einem Anbau er-
                                             Bankfinanzierung wollen Gaby und Sepp
ganzt werden. Der Neubau soll den ver-
                                             Manser das Eigenkapital mittels privater
anderten Gastebedurfnissen gerecht
                                             Darlehen aufstocken. Mit dem «Meggelin
werden und trotzdem den Charakter des
                                             -Zeddel» knupfen sie an die Tradition
Berggasthauses bewahren.
                                             ihres Ur-Urgrossvaters an. Damals, vor
Das Meglisalp-Projekt befindet sich noch     120 Jahren, wurden Bauprojekte mit den
im Konzeptstadium. Klar ist fur die Bau-     in Innerrhoden noch heute verbreiteten
herrschaft jedoch: Die Meglisalp ist ein     «Zeddeln» finanziert.
Berggasthaus und soll eins bleiben. So
sind keine Komfortzimmer geplant, son-
                                             Wenn Sie sich fur eine Unterstutzung
dern einfache, aber geraumige Doppel-
                                             des Projekts interessieren, finden Sie
und Familienzimmer mit schlichtem,
                                             den Zeichnungsprospekt und die Zeich-
aber zeitgemassem Komfort. Damit soll
                                             nungs-Bedingungen unter:
auf die markant veranderten Bedurfnis-
se nach Platzbedarf und Privatsphare         www.meglisalp.ch/neubau
Kulturpreis Appenzell Innerrhoden 2019                        30

                   Joe Manser Kulturpreisträger 2019
                                    von Max Triet

Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass      Lieder des Preistragers (Heeweh und
der Kulturpreis die hochste kulturelle      Traumland) und nach dem offiziellen
Auszeichnung ist, welche Innerrhoden        Teil spielte das Trio Georges Kegel,
zu vergeben hat. Der Preis ist mit 10‘000   Hanspeter Masina und Peter Bischof auf,
Franken dotiert, doch sein Stellenwert      wobei sie traditionsgemass auch in ih-
ist sozusagen unschatzbar. Am 23. Marz      rem jazzig-swingigen Repertoire aus
dieses Jahres wurde Joe Manser in der       dem Vollen schopften. Die Freude am
Ziegelhutte Appenzell damit ausgezeich-     denkwurdigen Festakt funkelte bis in
net. Die eindruckliche Preisverleihung      den spateren Abend weiter und er-
wird unten gestreift.                       warmte die Herzen aller Anwesenden:
                                            Ein rundum gelungener Tribut an Joe
Der Festakt in der Ziegelhütte
                                            Manser, der die Ehrungen sichtlich ge-
Die altehrwurdige Ziegelei bot den idea-    ruhrt verdankte und sein langes Wirken
len Rahmen fur die gediegene Preisver-      folgendermassen zusammenfasste:
leihung. Neben den offiziellen Honorati-
                                            Seb wetti au no gsäät haa: Ali Äbete rond
oren, darunter Standerat Dr. Ivo Bischof-
                                            om de Innerrhoder Dialekt hani geen tue,
berger sowie die Landammanner Roland
                                            ke Zit het mi deföö ggraue, s Gliich gölt au
Inauen und Dr. Daniel Fassler, versam-
                                            fö d Appezöllemusig – die schönscht
melten sich zahlreiche Weggefahrten,
                                            Volksmusig vo de Schwiz!
Freunde und Bekannte zur eindruckli-
chen Feier. Die bunte Palette der Anwe-
                                            Kernzitat aus der Laudatio
senden, beide Geschlechter und alle Al-
                                            von Carlo Schmid
tersstufen umfassend, zeigten die hohe
Wertschatzung gegenuber dem Geehr-          «Es sind drei Bereiche, in denen Joe
ten, der zusammen mit seiner Frau Mo-       Manser Ausserordentliches geleistet hat:
ni, ihren drei Kindern und funf Grosskin-   er hat fur die Sprache des Inneren Lan-
dern nicht ohne Stolz dem Festverlauf       desteils das Standardwerk schlechthin
folgte. Das knapp dreistundige Pro-         geschaffen, er hat mit einer geradezu
gramm war hervorragend organisiert          unuberblickbaren Zahl von Publikatio-
und bot einige Hohepunkte: Als Lauda-       nen die Geschichte der Appenzeller
tor sprach alt Landamman und Stande-        Volksmusik geschrieben und er hat mit
rat Carlo Schmid. Ein Kernzitat aus sei-    dem Roothuus in Gonten der Appenzel-
ner glanzenden Rede folgt weiter unten.     ler- und – wie man heute erganzen darf
Joe Mansers Wirken fur die Musik fand       – der Toggenburger-Volksmusik eine
ihren Niederschlag in sorgfaltig gewahl-    Heimstatt geschaffen. Die Klammer, die
ten, sehr stimmigen Intermezzi. Das         dieses Werk zusammenhalt, ist seine
«Meentigschorli» unter der Leitung von      Begeisterung fur die Ausdrucksformen
Hanspeter Masina rezitierte u.a. zwei       der Appenzeller. Und dies ist etwas, das
Kulturpreis Appenzell Innerrhoden 2019                            31

einen in der Tat begeistern kann».                     kundarlehrerpatent. 1969-2005 Sekun-
                                                       darlehrer. 2003-2012 Begrunder und
Die Laudatio von Carlo, Schmid wurde
                                                       Geschaftsfuhrer des Zentrums fur Ap-
einen vollumfanglichen Abdruck verdie-
                                                       penzellische Volksmusik im Roothus
nen, was aber in unserem kleinen Ver-
                                                       Gonten.
einsblatt Platzprobleme schufe. Die gan-
ze Rede ist sehr personlich, von innen                 Der Musiker
heraus, mit grosser Herzlichkeit ver-
fasst. Sie widerspiegelt die engen, uber               Seit der Gymnasialzeit spielte Joe Man-
40-jahrigen Beziehungen des ehemali-                   ser in diversen Formationen auf, meis-
gen Vollblutpolitikers und Bildungsdi-                 tens Klavier, 1965 bis 1970 im Trio mit
rektors mit dem Preistrager ebenso wie                 seinem Vater Johann (Trompete) und
den gebuhrenden Respekt gegenuber                      Karl Dorig (Handorgel), es folgten Enga-
einem riesigen Lebenswerk.                             gements im Quartett «Clippers» und im
                                                       Septett «Lehrermusig Appezoll», mit
                                                       dem letzteren bestritt er drei Auftritte
                                                       im Fernsehen. 1979 verfasste er die
                                                       «Show 25», ein monumentales musika-
                                                       lisch-theatralisches Buhnenwerk zum
                                                       25-jahrigen Jubilaum der Sekundarschu-
                                                       le Appenzell, dabei war er Texter, Kom-
                                                       ponist und Regisseur in einer Person
                                                       und leitete uber 100 Akteure, d.h. Leh-
                                                       rer und Schuler. Das Ganze war im In-
                                                       nerrhoder Dialekt gehalten. Als Multita-
                                                       lent beherrscht der Preistrager nicht
                                                       nur Geige und Klavier, sondern auch
                                                       Kirchen- und Hammond-Orgel und er-
                                                       lernte im reiferen Alter noch Kontrabass
Joe Manser, verdienter Träger des Kulturpreises 2019   spielen.

                                                       In den Fussstapfen seines Vaters hat Joe
Joe Manser, Leben und Wirken
                                                       Manser nach dessen fruhem Tod den
1945 in eine musikalische Familie gebo-                riesigen Nachlass zur Appenzeller Musik
ren, lernt fruh das Geigen- und Klavier-               akribisch durchforstet und archiviert,
spiel. Primarschule und anschliessend                  um ihn mit anderen Nachlassen im
Kollegium in Appenzell, nach dem Studi-                Roothuus der Nachwelt zu sichern. Das
um (sprachlich-historische Richtung) an                Roothuus wurde unter ihm zum Volks-
der Universitat Zurich (1965-1969) Se-                 musikzentrum fur Appenzell Innerrho-
Kulturpreis Appenzell Innerrhoden 2019                                32

den (2003), Ausserrhoden (seit 2004)        Fazit
und das Toggenburg (seit 2012), langst      Gemeinsam mit Carlo Schmid begluck-
ist es eine international renommierte       wunsche ich die Stiftung Pro Innerrho-
Institution. Uber ein Dutzend Fachschrif-   den zur Wahl von Joe Manser fur den
ten zur Volksmusik, zuletzt eine fundier-   diesjahrigen Kulturpreis. Er ist in mehr-
te Dokumentation uber Appenzeller           facher Hinsicht sozusagen ein Rekord-
Musik auf alten Tontragern, stammen         halter unter den bisherigen verdienten
aus Joe Mansers Feder.                      Preistragern. Als erster unter ihnen
Der Dialektforscher                         verkorpert er zwei Wirkungskreise, die
                                            er mit viel Liebe und unermudlichem
Sicher hat die Zusammenarbeit mit Pro-      Fleiss gepflegt und fur die Nachwelt
fessor Stefan Sonderegger fur das           gesichert hat, namlich die Volksmusik
«Appenzeller Sprachbuch» (1989-1999)        und den Innerrhoder Dialekt. Als bisher
das Interesse am Appenzeller Dialekt        einziger unter den Geehrten hat er aus-
pragend gewirkt. Das Standardwerk Joe       serdem die Ehre, seinem direkten Vor-
Mansers «Innerrhoder Dialekt» hat von       fahren, dem Vater Johann Manser, als
2001 bis heute mehrere Auflagen erlebt      Trager der hochsten kulturellen Aus-
und wird seither als unerschopfliche        zeichnung zu folgen.
Quelle von einer ruhrigen Tourismusma-
                                            Wer Joe Manser kennt, weiss, dass mit
schinerie weidlich genutzt, nicht ohne
                                            diesem Festakt sein fruchtbares Wirken
Stolz uber das anheimelnde Idiom als
                                            keineswegs beendet ist. In diesem Sin-
Ausdruck urtumlicher Innerrhoder Art.
                                            ne: ad multos annos!
Im     «Innerrhoder     Geschichtsfreund
2017» widmet er dem beinahe vergesse-       1
                                             Botz Sack und Böndl! Appenzeller Dialekt von
nen Albert Rusch (1876-1967), einem         Albert Rusch, «Sepatoni ab’m Himmelberg»
begnadeten, launigen Dialekt-Schrift-
steller, einen bemerkenswerten Essay1,
den er in gewohnter Art mit einem kom-
mentierten Glossar versehen hat und         Ausserrhoder Kulturpreis 2019
damit einige langst aus der Mode ge-
                                            geht an Kathrin Bosshard
kommene Ausdrucke ausdeutet. Joe
Manser, der wie kein anderer den Puls       Der mit 25‘000 Franken dotierte Kul-
des heimatlichen Dialekts fuhlt, weiss      turpreis von Appenzell Ausserrhoden
um die Tatsache, dass sich jede Sprache     geht an die Herisauer Kunstlerin Kath-
standig wandelt, ein Prozess, der nicht     rin Bosshard. Der Preis wird im Juni
aufzuhalten ist, aber auch nahelegt, dass   anlasslich einer offentlichen Feier uber-
die herrliche Eigenart dieser Sprache       reicht. Wir berichten daruber in der
nicht verloren geht.                        nachsten APPEZELLER POSCHT.
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