Aquakultur 2020 - Österreichische Strategie zur Förderung der nationalen Fischproduktion - Österreichische Strategie zur Förderung der ...
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Unser Leitbild / Our mission Nachhaltig für Natur und Mensch / Sustainable for nature and mankind Lebensqualität / Quality of life Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Österreich. / We create and assure the requirements for a high quality of life in Austria. Lebensgrundlagen / Bases of life Wir stehen für vorsorgende Erhaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt. / We stand for a preventive conservation as well as responsible use of soil, water, air, energy and biodiversity. Lebensraum / Living environment Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in Stadt und Land ein. / We support environmentally friendly development and the protection of living envi- ronments in urban and rural areas. Lebensmittel / Food Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebensmit- tel und nachwachsender Rohstoffe. / We ensure sustainable production in particular of safe and high-quality food as well as renewable resources. Impressum AutorInnen: Produktion und Druck: DI Dr. Konrad Blaas Bundesministerium für Medieninhaber, Herausgeber, Copyright: BMLFUW/Abt. III/5 Land- und Forstwirtschaft, Bundesministerium für Umwelt und Wasserwirtschaft Land- und Forstwirtschaft, Layout: Umwelt und Wasserwirtschaft, BMLFUW/Bernhard Kern Stubenring 1, 1010 Wien Bildnachweis: -gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr.907. Alle Rechte vorbehalten BMLFUW/Rita Newman BAW (Bundesamt für Wasserwirtschaft) Wolfgang Hauer (www.hauer-naturfoto.at) Nikolaus Schotzko (Amt der Vbg. Landesreg.) 2
VORWORT B ereits 75% der eu- ropäischen Fischbe- stände sind bedroht und I n unserem Land hat die Fischereiwirtschaft seit Jahrhunderten Tradition gleichzeitig zeigen aktu- und ist Teil unserer Lan- elle Statistiken, dass die deskultur. Sei es die Be- Bevölkerung Fisch als rufsfischerei an Seen und gesundes Lebensmittel Flüssen, die Karpfenteich- neu entdeckt. Die Absatz- wirtschaft, welche das zahlen steigen jährlich. Landschaftsbild nachhaltig Das Gebot der Stunde prägt oder die Forellen- ist es daher, auf eine nachhaltige Binnenfischerei zucht. Alle Sparten haben in den letzten Jahrzehn- zu setzen. Ziel dieser Strategiepapiers „Aquakultur ten für den „Feinkostladen Österreich“ Bedeutendes 2020 - Österreichische Strategie zur Förderung der geleistet. nationalen Fischproduktion“ ist es, den Selbstver- sorgungsgrad bei Süßwasserfisch von derzeit ca. Einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung un- 34 % auf 60 % bis 2020 zu steigern, das entspricht serer Betriebe konnten dabei in der Vergangenheit einer Erhöhung der Produktionsmenge um 2.400 t die österreichischen Förderprogramme aus dem Eu- auf dann 5.500 t jährlich. Konkrete Maßnahmen, die ropäischen Fischereifonds leisten. Fischereibetriebe gemeinsam zwischen dem Lebensministerium, den wurden modernisiert, Einrichtungen und Gerätschaf- Fischereiverbänden und dem Bundesamt für Was- ten erneuert. Damit konnten Arbeitserleichterun- serwirtschaft (BAW) ausgearbeitet wurden, geben gen erreicht und BetriebsnachfolgerInnen motiviert eine Handlungsanleitung, um das gesteckte Ziel bis werden. In der Folge sind auch neue Betriebe mit 2020 zu erreichen. neuen innovativen Produkten entstanden. Die Wert- schöpfung aus der heimischen, klein strukturierten Die im Programm „Aquakultur 2020 – Österreichi- Fischereiwirtschaft und Aquakultur Österreichs war, sche Strategie zur Förderung der nationalen Fisch- speziell durch Verarbeitung und Vermarktung, sehr produktion“ enthaltenden Maßnahmen sind sehr befruchtend für den ländlichen Raum. vielfältig: Bildung und Beratung, Qualitätsproduktion, effiziente und innovativere Anlagen und einheitliche Weltweit ist die Aquakultur ein stark wachsender rechtliche Auslegungen werden eine neue Dynamik Sektor. Jetzt ist die richtige Zeit, auch in Österreich in den Sektor bringen. die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Der Ös- terreichische Verband für Fischereiwirtschaft und Ich lade alle VerantwortungsträgerInnen ein, bei der Aquakultur begrüßt daher die Initiative „Aquakultur Umsetzung dieses Strategiepapiers mitzuarbeiten, 2020“ von Herrn Bundesminister Di Niki Berlakovich um gemeinsam der österreichischen Fischprodukti- und ist gerne bereit, aktiv an den geplanten Maßnah- on eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen. men mitzuarbeiten. DI Niki Berlakovich Obmann Johann Kölbl Landwirtschafts- und Umweltminister Österreichischer Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur 3
Executive Summary Die ÖsterreicherInnen haben ihre Lust auf Fisch ent- Österreich hat in den letzten Jahren konsequent eine deckt. Zwischen 7 und 8 kg je Kopf und Jahr betrug Qualitätsproduktion auf höchstem Niveau aufgebaut. der Verbrauch von Fisch und Fischprodukten in den Diese ist bei den VerbraucherInnen auch angekom- letzten Jahren. Zur Befriedigung des Bedarfes ist men, denn der österreichische Fisch aus regionaler Österreich aber in hohem Maße auf Einfuhren von Produktion hat einen ausgezeichneten Ruf. Die Stra- Meeres- und Süßwasserfischen angewiesen. tegie Aquakultur 2020 soll einen starken Impuls ge- ben, die Erzeugung von österreichischem Süßwas- Die Fischbestände in den Meeren sind jedoch nicht serfisch deutlich zu erhöhen. unbegrenzt nutzbar. In den letzten Jahren sind die Fangmengen der europäischen Flotten zurückge- Folgende Ziele hat sich die Strategie Aqua- gangen. Die Bestände brauchen Schonung und kultur 2020 gesetzt: Maßnahmen zum kontrollierten Wiederaufbau. Dies sind gute Argumente und positive Rahmenbedingun- Erhöhung des Selbstversorgungsgrades bei Süß- gen für den Ausbau der Aquakultur. Weltweit kommt wasserfisch von derzeit ca. 34 % auf 60 % bis 2020. bereits mehr als jeder zweite verzehrte Fisch aus Das entspricht einer Erhöhung der Produktionsmen- Aquakultur. In Europa stammen fast 20 % der Fisch- ge um 2.400 t auf dann 5.500 t jährlich. produktion aus der Aquakultur, in der rund 65 000 Personen beschäftigt sind. • Forellenerzeugung: Steigerung von 2.200 t auf 4.000 t Die EU-Aquakultur ist bekannt für das hohe Niveau • Karpfenteichwirtschaft: Steigerung von 750 t auf ihrer Erzeugnisse und Produktionsmethoden. Der 1.000 t qualitative Fortschritt spiegelt sich jedoch nicht in ei- • Kreislaufanlagen: Steigerung von 150 t auf 500 t nem Anstieg der Produktion wider. Die in der EU in Aquakultur erzeugte Menge ist seit dem Jahr 2000 Die festgelegten Ziele sind nur bei Optimierung der in etwa gleich geblieben, während die Produktion im Rahmenbedingungen für die Aquakultur in Öster- Rest der Welt um ein Drittel zugenommen hat. Beim reich umzusetzen. genaueren Hinsehen ist eine beinahe gegensätz- liche Entwicklung in verschiedenen Bereichen der Die Strategie Aquakultur 2020 präsentiert ein Maß- Aquakultur zu erkennen. Während die europäische nahmenpaket, das einen wichtigen Beitrag zur Aus- Produktion von Salzwasserfisch beständig wächst, weitung der österreichischen Aquakultur leistet. ist sie bei Weichtieren und Süßwasserfisch in den letzten Jahren immer mehr zurückgegangen. 4
Maßnahme 1 Maßnahme 4 Neue Leitlinien für Genehmigungsverfahren Der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) als Instrument zur Die Erzeugung von hochwertigem Fisch setzt eine Umsetzung der Strategie Aquakultur 2020 erstklassige Wasserqualität voraus. Diese ist für den Erzeuger ein wertvolles Kapital, aber gleichzeitig In den Verhandlungen zur Ausgestaltung des EMFF auch eine Verpflichtung. Für die Bewilligungsbehör- 2014 – 2020 (Europäischer Meeres- und Fische- den vor Ort sollen die Leitlinien eine Hilfestellung reifonds) bringt sich Österreich aktiv ein, um eine bieten, für die Erzeuger eine einheitliche Anwendung Schwerpunktsetzung in Richtung einer nachhalti- in Österreich sicherstellen. gen Entwicklung der Aquakultur sicherzustellen. Die Strategie Aquakultur 2020 wird mit ihren Zielsetzun- Maßnahme 2 gen vom Österreichischen Förderprogramm 2014 – 2020 unterstützt und getragen werden. Kompetenzzentren für Ausbildung, Beratung und wissenschaftliche Begleitung Maßnahme 5 Den Weg der Qualitätsproduktion fortsetzen Das Bundesamt für Wasserwirtschaft mit dem Ins- titut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Die beabsichtigte Einführung eines AMA-Gütezei- Seenkunde in Scharfling und der Ökologischen Sta- chens für Süßwasserfische soll die heimische Quali- tion Waldviertel soll seine Position als Kompetenz- tätsproduktion noch sichtbarer machen. zentrum für die Forellen- bzw. Karpfenteichwirtschaft festigen. Es ist erste Ansprechstelle für interessierte Die Binnenfischerei und Aquakultur haben die Idee Neueinsteiger. Das Kurs- und Beratungsangebot der Genussregionen frühzeitig erfolgreich umge- muss dem zunehmenden Interesse nach fundierter setzt. Die bereits bestehenden acht Genussregionen Ausbildung Rechnung tragen. sollen ausgebaut und im Angebot für die Direktver- marktung und die regionale Qualitätsgastronomie Maßnahme 3 weiterentwickelt werden. Produktionsausweitung durch Innovation und neue Standorte Innovative Techniken können es erlauben, bei glei- chem Wasserverbrauch mehr Fisch zu produzieren. Pilotprojekte, zum Beispiel Kreislaufanlagen, sollen wissenschaftlich begleitet werden, um optimale Lö- sungen in Hinblick auf Tierschutz, Produktqualität, Produktionssicherheit und Wirtschaftlichkeit zu fin- den. Eine Produktionsausweitung ist bei der Forel- lenteichwirtschaft auch durch die Erschließung neuer zusätzlicher Wasserressourcen und bei der Karpfen- teichwirtschaft durch die Anlage neuer Standorte mit zusätzlichen Teichflächen realisierbar. 5
Die Aquakultur – ein boomender den Rat „Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft Wachstumssektor für die Aquakultur“ von 2009), wurden die notwendi- gen Maßnahmen aufgezeigt, um dem EU-Aquakul- Die Aquakultur ist heute global der am schnells- tursektor von morgen eine dynamische Entwicklung ten wachsende Bereich der Lebensmittelproduk- zu ermöglichen. Österreich unterstützt diese Strate- tion überhaupt. 65 Millionen Tonnen gezüchtetes gie des nachhaltigen Wachstums. Die europäische Seafood im Wert von 60 Milliarden Euro bilden die Aquakultur hat Nachholbedarf. Auch in Österreich Eckdaten dieses Sektors, der für die Ernährung und gilt es, die sich bietenden Chancen zu nutzen! Beschäftigung der Weltbevölkerung gleichermaßen wichtig ist (Aquakulturjahrbuch 2010/2011). Die heimische Erzeugung Der Anteil der aus der Aquakultur stammenden Spei- In Österreich werden in Aquakulturanlagen vorwie- sefische steigt seit Jahren konstant und liegt heu- gend Karpfen (Naturteiche) und Forellen (Durch- te bei etwa 47.8 Millionen Tonnen (im Jahr 2005). flussanlagen) produziert. Weitere wichtige Arten sind Weltweit stammt mittlerweile bereits jeder zweite Saibling, Zander und verschiedene Welse. verzehrte Fisch aus Aquakultur! Nach Angaben der FAO zeigt der Ertrag aus der Aquakultur seit den Karpfenteichwirtschaft 70er Jahren einen kontinuierlichen Anstieg von etwa 8,8 Prozent pro Jahr. 90 Prozent der weltweiten Die Karpfenproduktion verfügt über ca. 2700 ha Aquakultur findet heute in Asien statt. Teichflächen, davon werden ca. 550 ha biologisch bewirtschaftet. Die regionalen Schwerpunkte liegen Die Europäische Gemeinschaft ist seit Jahren mit im Waldviertel und im Süden der Steiermark. 683 der Tatsache konfrontiert, dass die Fischbestände in Teiche sind größer als 1ha, davon nehmen 2 Tei- den Gemeinschaftsgewässern drastisch sinken, die che eine Fläche von mehr als 50 ha ein (Wasserwirt- Nachfrage nach Fisch aber bei den Konsumentinnen schaftskataster BMLFUW, 2002). Der größte öster- und Konsumenten stetig im Steigen ist. Die Europä- reichische Teich ist der Gebhartsteich im Waldviertel ische Kommission hat sich daher in Anbetracht der mit 57 ha. Wachstumsraten der Aquakulturproduktion in Asien und der Stagnation der Gesamtproduktion bei der gemeinschaftlichen Fischzucht das Ziel gesetzt, die Europäische Aquakultur nachhaltig zu entwickeln. In einem umfassenden Strategiepapier der Europäi- schen Kommission (Mitteilung der EK an das EP und 6
Forellenproduktion Merkmale der heimischen Erzeugung In ca. 250 Produktionsanlagen wird jeweils mehr als eine Tonne Fisch pro Jahr erzeugt. Die Hauptfische Reines Wasser in diesen Betrieben sind Regenbogenforelle, Bach- forelle und Saibling. Daneben gibt es eine große In Bezug auf die Qualität der Gewässer hat sich Ös- Zahl von kleineren Eigenbedarfsanlagen. terreich sehr hohe Umweltziele gesteckt. Die konse- quente Umsetzung der Vorgaben des Wasserrechts- Produktionszahlen in Österreich gesetzes führte zu einer deutlichen Verbesserung der Gewässergüte in den letzten beiden Dekaden. Ca. 3.100 t p.a. aus Aquakultur (Quelle: BAW-IGF, Das strenge österreichische Wasserrechtsgesetz 2010, gerundet) inkl. einer speziellen Abwasseremissionsverordnung für Aquakulturanlagen, das Tierschutzgesetz, das • 2.200 t Forellenproduktion „Regenbogenforel- Tierseuchengesetz und die Naturschutzgesetze der len, Saiblinge, Bachforellen, …“ Länder sichern die Reinhaltung der Gewässer, eine • 750 t Karpfenteichwirtschaft „Karpfenarten, Zan- gesunde und tiergerechte Produktion und geben die der, Schleie, …“ Rahmenbedingungen für die Fischerei in Österreich • 150 t Kreislaufanlagen „Afrikanischer Wels, …“ vor. Von der Gesamtproduktion entfallen ca. 2.170 t auf Perfekte Produktqualität Speisefische und 930 t auf Besatzfische (zum Teil für die Aquakultur, zum Teil für die Angelfischerei). Die Nutzung der Ressourcen durch die Aquakultur folgt in Österreich hinsichtlich Wasser-Dargebot und Geringe Selbstversorgung Abwasserbelastung dem Nachhaltigkeitsprinzip. Es können daher die zur Verfügung stehenden Wasser- Das geänderte Ernährungsbewusstsein und auch mengen nicht immer in dem Maß genutzt werden, das reiche Angebot an Fertiggerichten am Fisch- wie es von der Fischereiwirtschaft gewünscht wäre. sektor haben zu einem bedeutenden Anstieg des Gerade die hervorragende Wasserqualität und die Fischkonsums in Österreich geführt. Der Pro Kopf vergleichsweise geringen Besatzdichten sichern Verbrauch liegt mittlerweile zwischen 7 und 8 kg. aber höchste Qualität bei den erzeugten und verar- Die zunehmende Nachfrage musste aber fast aus- beiteten Produkten. schließlich durch steigende Importe abgedeckt wer- den. Die Importe erfuhren von 1988 bis 2010 eine Die Konsumentinnen und Konsumenten schätzen Steigerung um 100%. Der Eigenproduktion von ca. diese Qualität und suchen gezielt regionalen, öster- 3.100 t jährlich (Selbstversorgungsgrad 5 %) steht reichischen Fisch. Zahlreiche Produktionsbetriebe eine Einfuhrmenge von 61.254 t (davon rd. 9.000 t haben diese Chance erkannt und steigern durch Süßwasserfische) gegenüber (Versorgungsbilanz Veredelung ihrer Produkte und Auf- bzw. Ausbau Fisch 2010). der Direktvermarktung ihre Wertschöpfung. In den letzten Jahren wurde von Österreich der erfolgreiche Weg der Qualitätsproduktion aufgebaut. Dazu gehö- ren auch Biofische und regionale Spezialitäten wie: 7
Naturschutz durch Produktion von Fischen eignet sich auch gut für den bäuerlichen Nebenerwerb, Fisch aus eigener Erzeugung kann in Speziell die Karpfenteichwirtschaft hat seit dem Mit- der Direktvermarktung die Produktpalette erweitern. telalter prägenden Einfluss auf die Kulturlandschaft. Zusammenhängende Gebiete mit Teichwirtschaften Neue Technologien stehen noch am Anfang sind besonders hochwertige Lebensräume mit unter- schiedlichsten Funktionen (Kultur, Erholung, Touris- Kreislaufanlagen sind grundsätzlich als umweltscho- mus, Produktion, Wasserhaushalt etc.) und spielen nend zu bezeichnen, da sie einen vergleichsweise bei extensiver Bewirtschaftung eine herausragende geringen Wasserverbrauch aufweisen und bedingt Rolle für den Erhalt und den Schutz der biologischen durch gesetzliche Bestimmungen wirkungsvolle Vielfalt. Reinigungseinrichtungen haben müssen. Die erfor- derlichen Investitionen sind jedoch deutlich höher Allerdings stellen nur bewirtschaftete Teiche diese als bei konventionellen Anlagen, ebenso die Kosten Funktionen auf Dauer sicher. Die Mehrheit der Karp- der laufenden Produktion. Mit erhöhter Besatzdichte fenteichwirte nimmt am Österreichischen Programm steigt auch das Risiko von Fischerkrankungen. So- für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) teil und mit ergibt sich insgesamt eine höhere Unsicherheit in erfüllt natürlich die gestellten Anforderungen wie z.B. der Erzeugung, insbesondere auch hinsichtlich der Schaffung von Verlandungszonen oder Einhaltung Wirtschaftlichkeit. geringer Besatzdichten bzw. ökologische Produkti- on. Gleichzeitig sind damit aber alle Voraussetzun- Die Chancen wären aber besonders bei der Produkti- gen für die Erzeugung eines herausragenden Pro- on von bisher nicht oder kaum produzierten Arten für duktes gegeben. den Speisefischmarkt groß, wobei die technischen Voraussetzungen verbessert werden müssen. Eine Basis Familienbetrieb Produktion von Arten, die derzeit in wachsendem Umfang aus Drittländern importiert werden, könnte Die Aquakultur ist in Österreich kleinstrukturiert, 438 auch die Transportwege entscheidend verkürzen Familienbetriebe haben eine durchschnittliche Pro- und sich somit, wenn auch in bescheidenem Um- duktion von jährlich 7.000 kg frischem Fisch. Die fang, positiv auf die CO2-Bilanz auswirken. Generell Betriebe tätigen Investitionen mit entsprechender ist bei der Produktionssteigerung in der Aquakultur Vorsicht und mit einem hohen Eigenkapitaleinsatz. auch die Frage des Ersatzes von Fischmehl durch Die Orientierung zahlreicher Produktionsbetriebe nachhaltigere Futterkomponenten einer Lösung zu- zur weiteren Verarbeitung und schließlich zur Ver- zuführen. marktung der Produkte erfolgte zumeist in kleinen, Förderung der Aquakultur finanziell überschaubaren Schritten. Die Produktion Der Europäische Fischereifonds (EFF) ist das Finan- zierungsinstrument der Gemeinsamen Fischereipoli- tik der Europäischen Union. In diesem Rahmen führt Österreich aktuell das 3. Förderprogramm für die Periode 2007 bis 2013 durch. Schwerpunkt ist, wie bereits in den früheren Perioden, die Förderung von Investitionen im Bereich der Fischproduktion, der Verarbeitung und der Vermarktung. Durch die vor- herrschende kleinbetriebliche Struktur kann insbe- sondere der steigenden Nachfrage nach regionalen und qualitativ hochwertigen Produkten besonders gut nachgekommen werden. Zudem hat sich diese Struktur des österreichischen Fischereisektors in den Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise bewährt. Das laufende Programm kann über ein Fördervolu- men von ca. 10 Mio. € (EU, Bund, Länder) verfügen. 8
Ziel: Mehr heimische Produktion Maßnahmenpaket Aquakultur 2020 Maßnahme 1 Der geringen Versorgung des österreichischen Mark- Transparente und effiziente Verfahren - Neue tes mit heimischem Fisch soll durch eine spürbare Leitlinien für Genehmigungsverfahren Ausweitung der Erzeugung begegnet werden. Die VertreterInnen der Verbände der Forellenerzeuger Aufgrund der von VertreterInnen der Forellenerzeu- und der Karpfenteichwirte haben gemeinsam mit den ger und Karpfenteichwirte dargestellten Hemmnisse ExpertInnen des BAW eine Potentialabschätzung für im Bereich der Aquakultur in Österreich wurde 2009 die österreichische Aquakultur durchgeführt. In Ab- der „Arbeitskreis wasserrechtliche Bewilligung von wägung begrenzender Faktoren auf der einen Seite Aquakulturanlagen“ gebildet. Fachleute aus dem und dem gemeinsamen Bekenntnis, durch konkrete BMLFUW, dem BAW, Landesregierungen, Bezirks- Maßnahmen günstige Rahmenbedingungen für die verwaltungsbehörden und dem Österreichischen Zukunft zu gestalten, wurden ehrgeizige, aber er- Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur erar- reichbare Ziele definiert. beiteten Leitlinien für die Errichtung von Aquakultur- anlagen/Fischteichanlagen. Folgende Ziele hat sich die Strategie Aqua- kultur 2020 gesetzt: Diese Leitlinien sollen Planer bzw. Antragsteller bei der Ausgestaltung ihrer Projekte von Aquakulturan- Erhöhung des Selbstversorgungsgrad bei Süß- lagen, aber auch die zuständigen Behörden unter- wasserfisch von derzeit ca. 34 % auf 60 % bis stützen. Zielsetzung ist die Verwaltungsvereinfa- 2020. Das entspricht einer Erhöhung der Produk- chung und eine Vereinheitlichung des Vollzuges im tionsmenge um 2.400 t auf dann 5.500 t jährlich. gesamten Bundesgebiet. Es werden die rechtlichen Grundlagen aufgezeigt Die Ziele in den einzelnen und Planungsgrundsätze dargelegt. Es wird emp- Produktionsbereichen fohlen bereits zu Beginn der Planung einer Aquakul- turanlage möglichst frühzeitig mit den zuständigen Forellenerzeugung Stellen in Kontakt zu treten. Ansprechpartner für die Durch neue Produktionsstandorte und die Anwen- Errichtung von Aquakulturanlagen stehen bei den dung innovativer Technologien wird eine Steigerung zuständigen Landes- und Bezirksverwaltungsstellen der Produktion um rund 80 % auf 4.000 t pro Jahr bis zur Verfügung. Eine frühzeitige Abklärung der Reali- 2020 als Ziel gesetzt. sierungsmöglichkeiten eines Projektes kann unnöti- gen Aufwand verhindern und zu einem „reibungslo- Karpfenteichwirtschaft sen“ Ablauf beitragen. Durch die Betonung der Naturschutz- und Land- schaftsfunktion soll eine Ausweitung der Erzeugung nicht über Intensivierung sondern in erster Linie über die Neuanlage oder Revitalisierung von Teichanla- gen geschehen. Eine Steigerung um ein Drittel auf rund 1000 t pro Jahr soll 2020 auf diesem Weg er- reicht werden. Kreislaufanlagen (insb. Afrikanischer Wels) Durch die Neuerrichtung von Kreislaufanlagen soll eine Produktionsmenge von jährlich 500 t, wahr- scheinlich in erster Linie Afrikanischer Wels, im Jahr 2020 erreicht werden. Nachstehend werden fünf Maßnahmen vorgestellt, die einen wichten Beitrag zur Zielerreichung leisten. 9
Bei der Planung einer Aquakulturanlage sollen aus Einen Schwerpunkt der Tätigkeiten bildet auch die öffentlichen Rücksichten folgende grundlegende Untersuchung und Therapie von Fischkrankheiten. Prinzipien besondere Beachtung finden: Dies sollte auch im Hinblick auf die zentral gelegene Anlaufstelle aufrecht erhalten bleiben. • der sparsame Umgang mit der Ressource Was- ser, Ökologische Station Waldviertel • die ständige ausreichende Wasserversorgung (BAW-ÖKO): unter Berücksichtigung der allfälligen erforder- lichen Restwassermenge im Vorfluter, Seit 1984 bietet die Ökologische Station vor allem • die Trennung von belasteten und unbelasteten Bewirtschaftern von Karpfenteichen die Möglichkeit Teilströmen. der individuellen Beratung. Basis dafür ist die Mög- lichkeit eigener Untersuchungen, welche durchaus Die Leitlinien enthalten einen Katalog der bei Antrag- noch zu verbessern sind. Bisher beschränkte sich stellung zu erbringenden Unterlagen, die in einem der Wirkungsbereich auf Grund der Lage des Insti- gesonderten Datenblatt für Planungszwecke erfasst tutes im Wesentlichen auf Niederösterreich, Oberös- werden. terreich und das Burgenland. Unter den Bewilligungsvoraussetzungen werden Die Ausbildung ist eine Kernaufgabe beider insbesondere die Einhaltung der Qualitätszielver- Institute ordnungen und die Bestimmungen der Allgemeinen Abwasseremissionsverordnung (AAEV) und der Ab- Seit 60 Jahren bildet die Aus- und Fortbildung von wasseremissionsverordnung Aquakultur, sowie das Fischereifacharbeitern und Fischereimeistern einen Maß der Wasserbenutzung ausführlich behandelt. Schwerpunkt der Lehrtätigkeit des BAW-IGF. Neben Dabei wird auf die verschiedenen Intensitätsstufen den Berufsausbildungslehrgängen bietet das Institut der Produktion in der Teichwirtschaft (Aufstauanla- auch andere Kurzkurse und Informationsveranstal- gen) und in der Salmonidenproduktion (Durchfluss- tungen an. Das Absolvieren von Ausbildungslehr- anlagen) und auf die Anpassungspflicht nach dem gängen ist auch Voraussetzung für die Inanspruch- Stand der Technik eingegangen. nahme von Fördermitteln aus dem EFF. In der für den Sektor Aquakultur besonders wichti- Die ökologische Station Waldviertel führt das Modul gen Frage der Befristung von Bewilligungen für die „Karpfenteichwirtschaft“ im Rahmen der Facharbei- Wassernutzung erscheint unter Abwägung verschie- ter- und Meisterausbildung durch. Zusätzlich werden dener wasserwirtschaftlicher Kriterien, wirtschaftli- Grundkurse für Anfänger in der Teichwirtschaft an- cher Bedeutung der Wassernutzung und der tech- geboten, daneben gibt es Spezialkurse und Fachse- nischen Entwicklung eine Befristung bis zu 50 Jahre minare, z. B. für AMA-Kontrolleure oder Umweltkri- angemessen. minalbeamte. Vortragsveranstaltungen zu speziellen Themen, wie Maßnahmen gegen Fischfresserschä- Maßnahme 2 den, die Bewirtschaftung von Angelteichen oder Ausbau des BAW zum Kompetenzzentrum verbesserte Produktion von Raubfischen (Zander, für Ausbildung, Beratung und wissenschaft- Hechte) für den Besatz von Angelgewässern sollen liche Begleitung das Angebot erweitern. Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde (BAW-IGF) Seit Errichtung des IGF in Scharfling (1953) stellt es mit der angeschlossenen Fischaufzuchtanla- ge Kreuzstein die Kompetenzstelle für traditionelle Fischzucht und Fischereiwirtschaft in Österreich dar. Länderübergreifend finden auch die im Rahmen der Lehrlings- und Fachausbildungsstellen organisierten Berufsausbildungskurse hier statt. 10
Mehr Ressourcen für die Beratung auch geringe Haltungsdichten die Regel (extensive Produktionsstufe nach AEV). Die durchschnittliche Für Neueinsteiger bieten die beiden Fachinstitute spezifische Jahresproduktionskapazität der österrei- des BAW neben Kursen auch individuelle Beratungs- chischen Forellenzuchtanlagen beträgt 180 kg pro leistungen an. Die Betreiber von Aquakulturanlagen Sekundenliter. können zu speziellen Fragestellungen hinsichtlich Wasserqualität, Hygiene oder Fischgesundheit die Technik für bestehende Anlagen Beratung durch die Institute in Anspruch nehmen. Für die Beratung sollen zukünftig mehr Personal- In einem ersten Schritt besteht die Möglichkeit, die ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Neben Produktionskapazität durch den verstärkten Einsatz internen Umschichtungen in den Instituten soll die von Sauerstoff, Kotabscheidern und Mikrosiebfiltern Zusammenarbeit mit den Ländern und den Landwirt- im offenen Durchfluss auf das Zweifache zu erhö- schaftskammern ausgebaut werden. hen. Dies natürlich unter Einhaltung der in Öster- reich geltenden strengen Grenzwerte für Reinhal- Innovationen und Pilotprojekte tung der Oberflächengewässer und bei artgerechten wissenschaftlich begleiten und unterstützen Haltungsdichten. Es gibt eine Vielzahl von aktuellen Fragen, die drin- Teil-Kreislaufanlagen gend einer Bearbeitung und Lösung bedürfen: Zur Erhöhung der Produktionskapazität an den • Minimierung von Verlusten durch Entwicklung derzeitigen Standorten könnten in einem weiteren und Anwendung alternativer Therapeutika Schritt die zur Verfügung stehenden Wassermengen • Minimierung belastender Stoffe im Ablaufwasser durch teilweise oder einmalige Rezirkulation effekti- von Aquakulturanlagen ver genutzt werden. • Steigerung der Produktion durch Einführung neuer Technologien Hier bieten sich teilgeschlossene Kreislaufanlagen • Teich-im-Teich-Produktionssysteme nach dänischem Muster an. Dabei wird in einer ersten • Neue Fischarten in der Karpfenteichwirtschaft Stufe das Wasser durch künstliche Belüftung oder und bei Kreislaufanlagen Begasung mit Sauerstoff angereichert, anschließend • Steigerung der Produktion durch Optimierung an die Haltungsbecken mechanisch gereinigt, über der Nutzung natürlicher Ressourcen, besonders Kegelabscheider, Absetz- und Schönungsteiche ge- der im Teich vorhandenen Naturnahrung. führt und bis zu einem Anteil von 70 % wieder ver- • Steigerung der Wertschöpfung durch Verkauf wendet. Eine Mindestmenge an Frischwasserzufuhr über die Angel durch die Einrichtung von Angel- darf jedoch nicht unterschritten werden, um negative teichen in Produktionsbetrieben Auswirkungen auf die Gesundheit der Fische, z. B. • Erprobung nachhaltiger Futtermittel für die Sal- Schädigungen durch Ammoniak, auszuschließen. monidenproduktion Mit relativ geringem technischen Einsatz wird so die Umweltbelastung reduziert und die Ausnutzung des Maßnahme 3 Produktionsmittels Wasser weiter gesteigert. Produktionsausweitung durch Innovation und neue Standorte In der österreichischen Aquakultur stellt die Forellen- teichwirtschaft mit einer Jahresproduktion von rund 2.200 t den wichtigsten Produktionszweig dar. Da- bei sind derzeit so genannte „Durchflussanlagen“ im Einsatz, bei denen das verfügbare Wasser die Hal- tungsbecken nur einmal durchläuft. Dieses konven- tionelle Verfahren gewährleistet eine Produktion von qualitativ hochwertigen Speisefischen zu wettbe- werbsfähigen Gestehungskosten, da der technische Aufwand sehr gering ist. Gleichzeitig sind jedoch 11
Die mit diesem System erreichbare spezifische Jah- Vollkreislaufanlagen resproduktionskapazität liegt bei 800 kg pro Sekun- denliter. Die Technologie der geschlossenen Warmwasser- Kreislaufanlagen bietet die Möglichkeit, Wasser Durch den zusätzlichen Einsatz von Biofiltern kann sparend Fisch zu produzieren. Im sogenannten der Bedarf an Frischwasser für die Forellenzucht Vollkreislauf werden täglich weniger als 10 % des weiter gesenkt werden. Teilgeschlossene Fließka- Produktionsvolumens durch Frischwasser ersetzt nalanlagen mit Biofiltern ermöglichen eine weitere (Rezirkulationsrate > 90 %). Diese Technologie Steigerung der spezifischen Produktionskapazität bietet ein hohes Maß an Ressourceneffizienz und auf das Doppelte der üblichen Produktionshöhe. Innovationspotential. Es besteht die Möglichkeit, Dies bedeutet ein ressourcenschonendes Wachstum energieschonend Abwärmequellen wie beispiels- der heimischen Produktion an den bisherigen Stand- weise Biogasanlagen zu nutzen oder Nährstoffe in orten. Der geringere Wasserbedarf wird sich positiv Aquaponikanlagen (kombinierte Fisch und Gemüse- auf den ökologischen Zustand der Fließgewässer zucht, wobei das Wasser der Fischzucht die Pflan- auswirken, gleichzeitig ist auch eine seuchenhygi- zen düngt) weiter zu verwerten. enische Behandlung der verwendeten Wassermen- gen technisch machbar und finanzierbar. Das Fischartenspektrum reicht vom problemlosen Afrikanischen Raubwels bis zum heimischen Wels, Für die breitere und erfolgreiche Anwendung dieser Barsch, Zander und andere Arten, wobei die Markt- neuen Technologie ist es wichtig, genaue Kennt- chancen und der Anspruch an das Können des nisse über die Wirkungsweise und die erreichbaren Fischzüchters jeweils sehr unterschiedlich sind. Aufzuchtergebnisse sowie die verfahrenstechni- schen Einzelprozesse der Anlagen zu gewinnen und Kreislaufanlagen stellen als High-tech-Anlagen mit die Betreiber der Anlagen entsprechend zu schulen. hohem Energiebedarf hohe Anforderungen an die Von entscheidender Bedeutung sind insbesondere Qualifizierung des Personals bzw. der Betriebsleite- die Wirtschaftlichkeit und Funktionssicherheit der rInnen. Wesentlich für die Entwicklung des Potenti- eingesetzten Technik. Pilotbetrieben, die neue Tech- als von Kreislaufanlagen und den Erfolg sind daher niken erproben wollen, sollen neben finanzieller Un- die Aus- und Weiterbildung sowie eine umfassende terstützung insbesondere auch eine intensive fachli- Beratung. Erfahrungen zeigen, dass für den Erfolg che und wissenschaftliche Begleitung durch das IGF fundiertes Wissen über Fisch und Technologie sowie Scharfling in Anspruch nehmen können. Vermarktung und Marketing maßgeblich sind. Da derzeit in Österreich bereits 2 Anlagen in Betrieb und eine im Bau (alle für Afrik.Wels) sind, ist ein wei- terer Ausbau realistisch. 12
Eine Chance für neue Standorte? wurden, um die Wertschöpfung zu erhöhen. In die- sen Bereichen konnte mittlerweile ein hoher Stan- Gerade in der Karpfenteichwirtschaft liegt der dard erreicht werden, sodass nun in die Erweiterung Schwerpunkt in der Produktion bei extensiven Be- investiert werden könnte. dingungen unter Betonung des Naturschutzaspektes Die ForellenproduzentInnen sind ebenfalls über- und der Erhaltung wichtiger Natur-Landschaftsräu- zeugt, dass in Österreich noch reiche ungenutzte me. Für viele Betriebe kommt daher eine Produk- Wasserressourcen ohne jegliche nachteilige Aus- tionssteigerung durch Technik nicht in Frage. Eine wirkungen auf Umwelt und Wasserqualität für die Mehrproduktion durch neue Standorte und Teichan- Produktion verwendet werden könnten. Eine nur lagen mehrt aber auch den verbundenen Nutzen für oberflächliche Beurteilung von Standorten lässt aber Mensch und Natur. keine verlässliche Aussage über deren tatsächliche Nutzbarkeit zu. In den letzten 25 Jahren wurden allein in Niederös- terreich rund 500 Teiche mit einer Gesamtfläche von Ein Pilotprojekt zur Beurteilung möglicher rund 70 ha neu errichtet oder reaktiviert. Diese im Standorte Schnitt kleinen Teiche dienen entweder der Freizeit- nutzung oder der Produktion spezieller Arten bzw. Der Österreichische Verband für Aquakultur und Größenklassen. Einige Teiche wurden zu Angelzwe- Fischereiwirtschaft wird in diesem Projekt mit den cken errichtet. Instituten IGF-Scharfling und ökologische Station Waldviertel zusammenarbeiten. Über eine interne Im 18. Jhdt. war die Anzahl der Teiche bedeutend Umfrage unter den ForellenerzeugerInnen und den höher. Eine Reaktivierung der seither stillgelegten KarpfenteichwirtInnen nach aussichtsreichen neuen Teiche ist nur in einem eingeschränkten Umfang Standorten bzw. Wasservorkommen werden jeweils möglich, da diese Flächen derzeit anderen Nutzun- 5-10 ausgewählt und von den Instituten auf die Rea- gen unterliegen. Meist werden sie land- und forstwirt- lisierbarkeit einer Produktion untersucht. schaftlich genutzt. Viele im Umfeld von Gemeinden oder Städten gelegene Teiche wurden zugeschüttet Wichtige Beurteilungskriterien sind dabei: und bebaut. Wassermenge, Wasserqualität, Restwasserdota- tion, Beurteilung der hydrografischen Kennzahlen Trotzdem sollten Flächen erhoben werden, welche des Gewässerabschnittes, erwartete Auswirkungen als Teiche dienen können. Wenn man bedenkt, dass einer Produktion auf das Gewässer, etc. Mitte des 19. Jhdt. im Weinviertel rund doppelt so viele Teiche vorhanden waren wie im Waldviertel, so Ziel ist es, für ausgewählte Standorte exemplarisch müsste man auch über die typische Teichwirtschafts- die Realisierungsmöglichkeiten der Neuaufnahme regionen hinaus nach derartigen Flächen suchen. einer Aquakulturproduktion abzuschätzen und auch Hinderungsgründe zu dokumentieren. Bei erfolg- Bisher wurden Teichneubauten von den Teichwirt- reicher Durchführung dieses Pilotprojektes ist eine schaftsbetrieben nur in sehr eingeschränktem Aus- Weiterführung in größerem Umfang angedacht. maß verfolgt. Der Grund dafür ist darin zu sehen, dass in der Vergangenheit vor allem die Selbstver- Maßnahme 4 marktung und die Weiterverarbeitung ausgebaut Der EMFF als Instrument zur Umsetzung der Strategie Aquakultur 2020 Der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) 2014 – 2020 wird neue Möglichkeiten zur Unterstützung des Sektors bieten. Eine Priorität ist dabei die Förderung einer innovativen, wettbewerbs- fähigen und wissensbasierten Aquakultur. Dabei werden Maßnahmen wie die wissenschaftliche Be- gleitung innovativer Projekte, die Einrichtung von Beratungsdiensten oder die Ausbildung durch Kurse und Veranstaltungen direkt angesprochen. 13
Diese neuen Chancen gilt es zu nutzen, damit die Die bereits hohe Qualität der heimischen Fischpro- beiden Institute in Zukunft noch umfangreichere An- duktion sollte durch eine besondere Kennzeichnung gebote und Dienstleistungen für Neueinsteiger und den Konsumentinnen und Konsumenten noch bes- Produzenten zur Verfügung stellen können. ser vermittelt werden. Die beabsichtigte Erstellung eines AMA-Gütezeichens für Süßwasserfische wird In den Verhandlungen zur Ausgestaltung des EMFF entscheidend zur verstärkten Sichtbarmachung der (Europäischer Meeres- und Fischereifonds) 2014 – heimischen Qualitätsproduktion beitragen. Futter- 2020 spielt Österreich eine aktive Rolle. Österreich und Wasserqualität werden dabei wichtige Kriterien ist auch stolz, als Gastgeber für die Aquakulturkon- darstellen. ferenz in Mondsee am 11. Mai 2012 auftreten zu dürfen. Inhaltlicher Schwerpunkt der bisherigen Ver- Genuss Region Österreich handlungen war von österreichischer Seite der kon- sequente Einsatz für die Erhaltung der Förderbarkeit Die Vermittlung der besonderen Qualität von Fi- für produktive Investitionen in der Aquakultur. Dazu schen aus Aquakultur und Fischerei sowie der tra- wurde auch an zwei Deklarationen mitgearbeitet, die ditionellen Zubereitung steht im Zentrum folgender genau dieses Ziel verfolgen. acht Genussregionen in Österreich: Bei der Programmgestaltung für die Förderperiode Waldviertler Karpfen, Ybbstalforelle, Mattigtal Forel- 2014 – 2020 wird der Schwerpunkt auf eine nach- le, Neusiedler Fisch, Steirischer Teichland-Karpfen, haltige Steigerung der heimischen Produktion gelegt Ausseerland Seesaibling, Kärntner Laxn und Salz- werden. Damit wird der EMFF zum entscheidenden kammergut Reinanken. Instrument zur Umsetzung der Strategie Aquakultur 2020 werden. Die Genussregionen werden ihren bisher sehr er- folgreichen Weg konsequent fortsetzen und das Maßnahme 5 Angebot ihrer regionalen Fischspezialitäten in Di- Den Weg der Qualitätsproduktion fortsetzen rektvermarktung und in der regionalen Spezialitä- tengastronomie weiter ausbauen. AMA Gütezeichen Basis für eine qualitativ hochwertige Produktion und Veredlung ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung. Der Ausbildungsstand der in der Aquakultur Be- schäftigten Personals ist hoch und muss in der Zu- kunft weiter gefördert und ausgebaut werden. 14
Die Initiative Österreichs erstes grünes Informationen zu Landwirtschaft, Genuss ReGIon ÖsteRReIch Karriereportal für Wald, umwelt, Wasser und hebt gezielt die Bedeutung regio- umweltfreundliche green jobs. Lebensmittel. naler spezialitäten hervor. www.green-jobs.at www.lebensministerium.at www.genuss-region.at Das Österreichische Das erste Webportal für Das Internetportal der umweltzeichen ist Garant für nachhaltigen Konsum in Österreichischen nationalparks. umweltfreundliche Produkte und Österreich. www.nationalparksaustria.at Dienstleistungen. www.bewusstkaufen.at www.umweltzeichen.at Die Klimaschutzinitiative Die Kampagne vielfaltleben trägt Die Jugendplattform zur des Lebensministeriums bei, dass Österreich bei der Bewusstseinsbildung rund ums für aktiven Klimaschutz. Artenvielfalt zu den reichsten Wasser. www.klimaaktiv.at Ländern europas gehört. www.generationblue.at www.vielfaltleben.at Der Ökologische Fußabdruck ist die einfachste Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit des eigenen Lebensstils zu testen. errechnen sie Ihren persönlichen Footprint. www.mein-fussabdruck.at 15
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