TÄTIGKEITSBERICHT 2020 - der Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen* und Flüchtlingsfrauen* - agisra e.V.
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TÄTIGKEITSBERICHT 2020 der Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen* und Flüchtlingsfrauen*
“ Wenn die ganze Welt still ist, hat jede einzelne Stimme Macht ” MALALA YOUSAFZAI *12.7.1997 KINDERRECHTSAKTIVISTIN UND FRIEDENSBOTSCHAFTERIN DER UN
Die Abkürzung agisra steht für „Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung“. 1993 begann agisra mit Stellen, die allein als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanziert wurden, ihre Arbeit in Köln. Aus einem kleinen Verein wurde nicht nur eine professionelle Fach- beratungsstelle, sondern auch eine wichtige politische Akteurin in den The- menbereichen Frauen*[1], Migration und Integration. Bei agisra arbeiten qualifizierte Fachfrauen*, die überwiegend selbst Migrationserfahrungen haben. Unsere Beratung ist unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft, Re- ligion, Alter, sexueller Orientierung, Sprachkenntnissen und Aufenthaltssta- TÄTIGKEITSBERICHT 2020 tus. Wir vertreten dabei einen lösungs- und ressourcenorientierten, antiras- sistischen, feministischen und transkulturellen Ansatz. agisra unterstützt Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen* und Flüchtlingsfrauen* Migrantinnen*, die sich in Gewaltverhältnissen befinden und von Sexismus (Unterdrückung aufgrund des Geschlechtes), Rassismus (Unterdrückung information and counselling centre for female migrants and refugees aufgrund von Herkunft, Religion, Sprache etc.) und anderen Unterdrü- centro de información y apoyo a mujeres immigrantes y refugiadas ckungsmechanismen betroffen sind. Die Unterstützung der Klientinnen* ist ressourcenorientiert, sie soll Frauen* für die Eigenorganisation ihres Le- centre d‘information et de consultation pour les femmes migrantes et réfugiées bens stärken. Die Arbeit ist parteiisch und an den Interessen der Frauen* göçmen ve mülteci kadınlar için danişmanlik ve bilgilendirme merkezi orientiert. zyra për informimin dhe konsultimin e grave emigrantewe dhe te refugjatewe Unsere Selbstorganisation heißt „learning by doing“. In diesem Sinne wol- len wir „Herz und Kopf“ verbinden, indem wir Mut, Optimismus, Engage- ment und Fachwissen einsetzen, um Utopien und Pragmatismus miteinan- der zu vereinen. ማእከል ምኽርን ሓበረታን ንዑቕበኛታትን ስደተኛታት ደቂ ኣንስትዮ። Unsere zentralen Forderungen sind Menschenrechte für Migrantinnen* und Flüchtlingsfrauen* sowie die rechtliche und soziale Gleichstellung von Migrantinnen* in der Gesellschaft. Nach dem Motto „empört Euch!“ mischen wir uns aktiv in die Innenpolitik ein und setzen uns für die Menschenrechte der Migrantinnen* und Flüchtlingsfrauen* ein. Anschrift Bankverbindung Impressum agisra e.V. Förderverein agisra e.V. Tätigkeitsbericht 2020 Salierring 48 Sparkasse Köln/Bonn Redaktion: [1] Mit dem Gendersternchen* versuchen wir auf das Spannungsfeld der geschlechterdualisti- schen Zuschreibungen aufmerksam zu machen und sie aufzulösen z.B. bei "Frauen*" alle 50677 Köln IBAN: DE40 3705 0198 0033 5520 92 agisra e.V. miteinzuschließen, die sich als Frau definieren, unabhängig von dem bei der Geburt zugewie- Tel. 0221 – 12 40 19 SWIFT-BIC: COLSDE33 Gestaltung: senen Geschlecht oder von Geschlechtsmerkmalen. Nicht nur "Frauen" können von hetero- normativer Diskriminierung betroffen sein, sondern auch LGBT*I*Q. Dennoch befinden wir Fax 0221 – 972 74 92 Andreas Kunas uns in einer Welt/Gesellschaft, in der nach wie vor patriarchale und geschlechterdualistische E-Mail: info@agisra.org Druck: Moosdruck Vorstellungen den Alltag bestimmen und den Begriff sowie den Kampf um Frauen*rechte www.agisra.org © agisra, Juli 2021 notwendig machen. Wir bleiben weiterhin in Diskussion darüber.
INHALT 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.1 Corona trifft nicht alle gleich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2 Beratung und Gruppenangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.1 Beratung und Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2 Traumaberatung und Stabilisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3 Streetwork . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4 Empowerment-Wochenenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.5 Pojekt Hapi End. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.6 (Neue) berufliche Perspektiven für Migrantinnen* und geflüchtete Frauen* . . . 15 2.7 Weitere Aktivitäten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Bildungs-, Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.1 Interne Weiterbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2 Rechtsseminare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.3 Aktionen und Beiträge auf Demonstrationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.4 Veranstaltungen für Fachkräfte und Multiplikatior*innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.5 Veranstaltungen zu Empowerment von Migrantinnen* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.6 agisra in den Medien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.7 Pressemitteilungen/Stellungnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4 Vernetzung und Gremienarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 4.1 Kommunale Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 4.2 NRW-weite Vernetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.3 Bundesweite Vernetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.4 Europaweite Vernetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5 Wie finanziert sich agisra e.V. ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 6 Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 6.1 Mitarbeiterinnen* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 6.2 Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen* und Praktikantinnen*. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6.3 Besonderer Dank an Behshid Najafi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 7 Förderverein agisra e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
EINLEITUNG 6|7 1 EINLEITUNG Liebe Kolleg*innen, schlossen wir, unser Team in zwei Schichten Darunter sind viele Frauen* und Kinder*, die Viele haben Angst, da Männer meistens in liebe Freund*innen, aufzuteilen, um die Ansteckungsgefahr un- der Gewalt, dem Virus, Hunger und Frost der Überzahl sind. So kommen die Frauen* liebe Leser*innen, tereinander zu minimieren und den Betrieb ausgesetzt sind. Während wir Weihnachten nicht zur Ruhe und können sich vom Erleb- aufrecht erhalten zu können. Dies führte zu gefeiert haben, litten und leiden die Men- ten nicht erholen. Die globale Pandemie hat die Arbeit in un- einem erheblich größeren Organisationsbe- schen immer noch unter diesem Versagen serer Beratungsstelle im Jahr 2020 enorm darf in der Beratungsstelle und für jede Mit- der Menschlichkeit! Wir sind besorgt, dass Seit Jahren plädieren wir schon für die beeinflusst. Immer wieder mussten wir aufs arbeiterin* individuell und privat. die EU nichts unternimmt, um die Lage zu Schließung der Sammelunterkünfte, vor Neue entscheiden, wie unsere Arbeit weiter verbessern und dort wegschaut, wo Men- allem der Erstaufnahmeeinrichtung in der umsetzbar ist. Die Not der Beratungsneh- Trotzdem haben wir uns zu jeder Zeit weiter- schenrechtsverletzungen stattfinden und Herkulesstraße. In Zeiten der Pandemie ist merinnen* ist durch die Angst vor dem Virus hin für die Menschenrechte für Migrant*innen Menschen sterben. die Lage dort weiter eskaliert. Uns wurde und den enormen Auswirkungen des Lock- und geflüchtete Frauen* eingesetzt. von Klientinnen* berichtet von einem Leben, downs auf ihre ohnehin prekären Lebens- Aber auch in Köln trifft die Krise nicht alle in dem sie mit bis zu 5 Personen, mit ihren verhältnisse enorm gestiegen. So haben wir Denn von Anfang an war uns klar, dass die gleich. Das Leben in Sammelunterkünften Kindern und Neugeborenen, auf 12 qm in von Anfang an entschieden, das persönliche Pandemie die ohnehin schon miserable ist für alle Frauen*, die zu uns kommen, eine einem Containersegment untergebracht Beratungsangebot für Notfälle aufrechtzuer- Lage der Frauen* noch verschlimmern wür- Zumutung. Viele Geflüchtete* sind trauma- wurden und dort mit 40-50 Personen Toilet- halten. Das bedeutete, dass wir wöchentlich de. Ob es in ihren eigenen vier Wänden oder tisiert aufgrund der Gewalt, die sie im Her- ten und Duschen teilen. Überall praktizierte neu entscheiden mussten, wie wir dies orga- in überfüllten Unterkünften für Geflüchtete. kunftsland oder auf dem Fluchtweg erleiden Schutzmaßnahmen, wie Abstandhalten oder nisatorisch gewährleisten können. Auch unsere Statistikzahlen machen deut- mussten. Das Leben in einer Unterkunft regelmäßiges Händewaschen, sind dort un- lich, dass gerade während der Pandemie der ohne Privatsphäre mit gemeinsamen Sani- möglich. Siehe hierzu Rede von Elahe Sadr Vor allem im ersten Lockdown war unse- Bedarf hoch, wenn nicht vielleicht noch hö- täranlagen ist für viele Frauen* unerträglich. auf Seite 18. re Unsicherheit groß. Es war kaum etwas her war. Denn: bekannt über Covid-19 und trotzdem wa- Rede bei der Kundgebung „Herkulesstraße“ am 19. 5. 2020 von Soraya Geara. ren wir zu jeder Zeit entschlossen, unsere Beratungsstelle nicht zu schließen. Da die 1.2 Corona trifft nicht alle gleich! persönliche Beratung in der Intensität nicht mehr möglich war, haben wir unsere Klien- Lange gab es die Erzählung, dass das Co- tinnen* vor allem durch die telefonische Be- vid-19 Virus demokratisch handelt und alle ratung weiterhin unterstützt. trifft! Es ist uns jetzt gewaltig klar, dass das Virus die „Schwächsten“ am härtesten trifft: Als die Kindertagesstätten und Schulen Menschen, die körperlich oder seelisch schlossen, stand auch unser Verein vor einer krank oder in schwierigen sozioökonomi- der größten Herausforderungen. schen Bedingungen sind. Unser Team besteht zur Hälfte aus Frauen* Corona in Sammelunterkünften mit minderjährigen Kindern. Die Mehrheit Wir sind besorgt um die Lage von Geflüch- der Mütter ist alleinerziehend und so galt es, teten* in Moria in Griechenland und in Bos- den kompletten Alltag neu zu organisieren nien. Die Zustände sind für Tausende von und zu strukturieren – ein Arbeiten an der Menschen so schlimm, dass sie kaum in Belastungsgrenze. Im zweiten Lockdown be- Worte zu fassen sind.
EINLEITUNG 8|9 Corona und häusliche Gewalt richten. Aus finanziellen Gründen kann die Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für na-Krise mit sich brachte, schafften es viele Das Leben mit zwischenzeitlicher Quaran- Stelle nur bis Juni 2021 fortgesetzt werden. Mütter ohne Kinderbetreuung nicht möglich Frauen, sich alternative Perspektiven aufzu- täne auf engstem Raum hat nicht selten und ohne soziale Netzwerke wurden und bauen. Auch das hat uns immer wieder Kraft die Gewaltsituationen in den Familien ver- Inzwischen erreichen uns 20 – 25 neue An- werden sie zu häufig völlig auf sich allein gegeben, weiter zu machen. schlimmert. agisra war es von Beginn der fragen von häuslichen gewaltbetroffenen gestellt. Viele Mütter, vor allem Alleinerzie- Auch für uns eröffneten sich neue Wege: So Pandemie an wichtig, für gewaltbetroffene Frauen monatlich. Das liegt zum einen an hende, sind durch die Corona Krise einer wurde in unserer Beratungsstelle die Digita- Frauen erreichbar zu bleiben, um sie auf den eskalierenden familiären Situationen, enormen Überbelastung ausgesetzt. lisierung beschleunigt. Wir ermöglichten die dem Weg aus der Gewalt heraus unterstüt- aber auch an der besonderen Expertise von Beratungen per Video, gaben online Semina- zen zu können. agisra. Insbesondere geflüchtete Frauen ste- Corona und Sexarbeit re und etablierten unseren eigenen Youtube- hen – wenn sie Gewalt innerhalb der Familie Als spezialisierte Fachberatungsstelle gegen Kanal für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Des Im Jahr 2020 haben wir über 200 Beratungs- erfahren – zusätzlich vor migrationsspezifi- Frauenhandel bieten wir für Migrantinnen*, Weiteren statteten wir unser Team und die anfragen, die sich explizit mit diesem Anlie- schen Hürden. die in der Sexarbeit tätig sind, einmal wö- Beratungsstelle so aus, dass Homeoffice für gen an uns gewendet haben, erhalten. Die chentlich eine Sprechstunde an. Außerdem jede Mitarbeiterin* möglich wurde. Zu jeder Dunkelziffer liegt weitaus höher, weil viele Corona Maßnahmen und machen wir aufsuchende Arbeit in den Bor- Zeit haben wir mit unserem Team Lösungen Frauen erst nach dem Erstgespräch die Migrantinnenmütter dellen, damit die Sexarbeiterinnen* ihre gefunden und sind gemeinsam neue Wege häusliche Gewaltsituation thematisieren. Weitere Herausforderungen, die die Coro- Rechte, Möglichkeiten etc. kennen. gegangen. Diese Beratungen sind in der o.g. Zahl nicht na-Krise mit sich brachte und immer noch miterfasst. bringt ist die ungenügende Versorgung und Die Schließung von Bordellen 2020 hat vie- Auch 2020 konnten wir so viele Angebote Unterstützung von Familien mit Kindern. len Sexarbeiterinnen die Existenzgrundlage sicherstellen und Einiges erreichen! Bundesweite Studien zeigen, dass Partner- Durch die Schließung von Schulen und Kitas entzogen. schaftsgewalt durch die Lockdown-Bedin- stellte die Betreuungssituation für viele Müt- Wir wünschen euch/Ihnen viel Spaß beim gungen angestiegen ist und damit gerech- ter eine extreme Doppelbelastung dar. Viele Verstärkt machten wir die Erfahrung bei den Lesen, net wird, dass sich noch mehr Betroffene Mütter, die zu uns kommen, sind alleinerzie- Frauen*, die zu uns kamen, dass die Bean- Euer/Ihr agisra-Team melden werden, sobald es Lockerungen gibt. hend und erst seit kurzem in Deutschland. tragung vom Arbeitslosengeld oder Corona- Die Zahl der Beratungsanfragen der von Vor allem die fehlende Unterstützung sei- hilfen fast unüberwindbare, bürokratische häuslicher Gewalt betroffenen Frauen* in tens des Staates und damit u.a. einherge- Hürden mit sich brachte und die Sexarbei- unserer Beratungsstelle steigt stetig. So hende fehlende Ausstattung machte Dinge terinnen* nicht selten mittellos geblieben konnten die Beratungsanfragen zum The- wie Homeschooling für viele Kinder nahezu sind. ma häusliche Gewalt bereits vor dem ersten unmöglich. Viele Migrant*innenkinder kom- Lockdown nicht über die vorhandenen Stel- men unter den erschwerten Bedingungen Momentan können wir keine Sprechstunde len bewältigt werden. Hinzu kommt, dass mit dem Lernstoff kaum noch mit. anbieten. Wir befürchten aber, dass viele die Beratung in diesem Bereich zusätzlich aufgrund von hohem finanziellem Druck sehr zeit- und arbeitsintensiv ist. Schon wieder kann von einer Chancenge- und existenziellen Ängsten im Untergrund rechtigkeit, was Bildung angeht, in einem arbeiten, wo es noch stärker zur Ausbeutung Mit Hilfe einer einmaligen Spende konnten der reichsten Länder der Welt nicht die Rede und sexualisierter Gewalt kommen kann. wir jedoch seit Juli 2020 eine halbe Stelle sein! Gerade die Pandemie macht die Prob- im Bereich "Beratung und Unterstützung leme sichtbar, die jedoch schon sehr lange Chancen in der Krise von Betroffenen von häuslicher Gewalt mit bestanden. Trotz aller Traurigkeit, Verzweiflung und Flucht- oder Migrationshintergrund" ein- enormen Herausforderungen, die die Coro-
BERATUNG UND GRUPPENANGEBOTE 10 | 11 2 BERATUNG UND GRUPPENANGEBOTE Seit 1993 bieten wir psychosoziale Beratung Rechte (z.B. bei Prozessen) zu unterstützen. Beratung: Anzahl nach Themen in 2020 und traumasensible Fachberatung und Be- Die Frauen* erfahren von agisra überwie- Arbeit / Arbeitserlaubnis 76 Isolation 153 gleitung für Migrantinnen* und geflüchtete gend durch Mundpropaganda oder werden Frauen* an. Unsere Angebote sind kosten- von Behörden (wie Polizei, Jobcenter oder Asyl / Schutz 142 Kindesentführung 10 los, anonym und finden auf Wunsch der Kliniken), Beratungsstellen, Aufenthaltsstatus 168 Krankenversicherung 68 Frau* statt. Wir beraten und unterstützen Eheunabhängiges Aufenthalts- 20 Konflikte mit Anderen 40 die Frauen* unabhängig von sozialer und Schulen etc. an uns vermittelt. Es kommt recht (§31 AufenthG Niederlassungserlaubnis 14 ethnischer Herkunft, Religion, Alter, sexuel- auch vor, dass Frauen* aus dem Ausland ler Orientierung, Be_hinderungen, Sprach- den Kontakt zu agisra über das Internet her- Ausbildung / Studium / 73 Prostitution/Sexarbeit 54 kenntnissen und Aufenthaltsstatus. stellen und Beratungen telefonisch oder per Schule / Au Pair Rassismus / Diskriminierung 119 Mail stattfinden. Ausreise 22 Schule 35 2.1 Beratung und Unterstützung Begleitung (Ämter, Prozesse) 277 Schwangerschaft (-skonflikt) 53 Frauen* aus dem gesamten Bundesge- Beschaffung von Dokumenten / 130 sexualisierte Gewalt / 87 Unser transkulturelles Team bot im Jahr biet nehmen unsere telefonische Beratung Pass Vergewaltigung 2020 Beratung albanisch, amharisch, ara- in Anspruch. Auch Multiplikator*innen bisch, bulgarisch, deutsch, englisch, fran- wie Lehrer*innen, Ärzt*innen sowie Bleiberecht 47 Sorgerecht / Aufenthalt der 93 zösisch, polnisch, persisch, serbisch, serbo- Mitarbeiter*innen anderer Beratungsstellen Ehe / Beziehung 126 Kinder kroatisch, spanisch, tigrinya und urdu an. und Behörden wenden sich mit migrations- Einbürgerung 5 Stalking 20 In weiteren Sprachen wurden die Bera- spezifischen Fragen an uns. tungen mit Hilfe von Dolmetscherinnen* Erziehungsprobleme / 43 Trennung / Scheidung 132 durchgeführt. Unter Berücksichtigung mi- In der Regel kommen die Klientinnen* häu- Generationskonflikte Umverteilung des Wohnsitzes 37 grationsspezifischer Aspekte werden femi- figer als drei Mal, viele kommen über einen Familienzusammenführung 29 (Asyl) nistische, transkulturelle, antirassistische längeren Zeitraum einmal wöchentlich zu Weibliche Genitalbeschneidung 84 Unterbringung / Unterkunft 142 sowie ressourcenorientierte Ansätze in die uns. Die Anzahl der telefonischen Beratun- (FGC) Vaterschaft / Vaterschaftsaner- 58 Beratung integriert. gen ist in der Statistik nicht enthalten. Finanzen / Unterhalt / 202 kennung Wir richten uns nach den Ressourcen und Im Folgenden nennen wir die Themen, mit Sozialhilfe Vermittlung zum Deutschkurs 59 Bedürfnissen der Frauen*, um sie zu stärken denen die Frauen* in diesem Jahr zu uns Frauen*handel 104 Wiederkehr nach Deutschland 8 und zu eigenen Entscheidungen zu ermu- kamen. Mehrfachnennungen pro Klientin* Gesundheit (psych. / phys.) 260 Zwangsverheiratung / 40 tigen. Ziele der Beratung sind die Erschlie- sind möglich, da viele Frauen* komplexe häusliche Gewalt 167 innerfamiliäre Gewalt ßung neuer Perspektiven für die Frauen* Fragen und Problematiken mitbringen. und die Durchsetzung ihrer eigenen Rechte. Heirat 19 Andere Themen 80 Montags, dienstags und donnerstags bie- ten wir telefonische Sprechzeiten an, die zur Andere Themen waren beispielsweise: Terminvereinbarung und telefonischen Bera- Alleinerziehend, Behinderung, Drogenab- tung genutzt werden. Zudem begleiten wir hängigkeit, KiTa-Platzsuche, LGBT* (Lesbi- unsere Klientinnen* bei Behördengängen, an, Gay, Bisexual, Transgender), Obdachlo- zu Rechtsanwält*innen, Ärzt*innen etc., um sigkeit, Schulden, Trauma, Vermittlung ins sie in der Vertretung ihrer Interessen und Frauenhaus und Wohnungssuche.
BERATUNG UND GRUPPENANGEBOTE 12 | 13 Klientinnen*: Anzahl nach Alter in 2020 2.2 Traumaberatung / Stabilisierung Arbeiterinnen* verstärkt über das Prostitu- fand vom von 21. bis 23. August 2020 in der iertenschutzgesetz und wo sie sich genau Jugendherberge Köln-Riehl statt und wurde Minderjährige 10 Wir bieten für Klientinnen* traumaspezifi- anmelden können. Durch den kontinuier- von Pamela Aryeh und Shewa Sium durch- 18 – 25 Jahre 118 sche Fachberatung und Stabilisierung an. Es lichen Vertrauensaufbau beginnen einige geführt. Das Angebot wurde von 10 Frauen 26 – 35 Jahre 228 können in Einzelfällen – durch ehrenamtli- Frauen* nach mehrmaligen Kontakten über und 7 Kinder mit Freude angenommen. Es 36 – 45 Jahre 177 che Therapeutinnen* – Therapieprozesse ihre jeweiligen Abhängigkeits-, Gewalt- und fanden Workshops zu den folgenden The- für Frauen*, die einen erschwerten Zugang Ausbeutungsverhältnisse zu berichten und men statt: Selbstbewusst in Deutschland 46 – 55 Jahre 52 zu den Regelangeboten des Gesundheits- suchen weitere Unterstützung. Auf diesem leben mit Übungen und Rollenspielen, Frau- 56 – 65 Jahre 32 systems haben, angeboten werden. Weg erreichten wir einige Frauen*, die von enrechte, Kinderrechte und Kindeswohl, Ver- 66 Jahre und älter 9 Frauenhandel betroffen waren. ständnis von Systemen / Jugendamt. Nicht bekannt 169 Wir arbeiten mit einem kontextualisierten Gesamt 795 Traumaverständnis. Dies ist besonders Seit März 2020 konnten wir leider weder auf- Mit der Unterstützung von unserer ehren- wichtig, da die Gewalt, die die Betroffenen suchend arbeiten noch eine offene Sprech- amtlichen Mitarbeiterin und Ärztin Frau Inge Im Jahr 2020 unterstützten wir 795 Frauen*. erlebt haben, häufig sexistisch oder rassis- stunde anbieten. Mirtschink wurde zu Frauen* und Gesund- Insgesamt wurden 3855 Beratungen durch- tisch motiviert war und eine gesellschaftli- heit, Ernährung, Sexualität und Familienpla- geführt. che Einordnung im Stabilisierungs- und Hei- nung ein Workshop durchgeführt. Außer- lungsprozess unerlässlich ist. 2.4 Empowerment-Wochenenden dem wurde Musik gehört, es wurde getanzt Herkunftsländer und gepicknickt. Im Jahr 2020 nahmen 795 Frauen* aus 62 Für geflüchtete Frauen* ist – zusätzlich zu Ländern unsere Beratung wahr: Ägypten, 2.3 Streetwork der meist sehr belastenden Unterbringungs- Die Vernetzung und den Austausch unterei- Äthiopien, Afghanistan, Albanien, Algerien, situation in Heimen und Sammelunterbrin- nander haben wir mit großer Begeisterung Angola, Benin, Bosnien und Herzegowina, Wie bereits in der Einleitung erwähnt konn- gungen – der Mangel an Informationen und wahrgenommen und die Freude bei den Bulgarien, China, Deutschland, Elfenbein- ten die Angebote für Sexarbeiterinnen 2020 Freizeitmöglichkeiten belastend. Dieser Frauen* und ihren Kindern über die Ab- küste, Eritrea, Ghana, Guinea, Griechen- nur am Anfang des Jahres stattfinden. Ins- Umstand erschwert und verschlechtert die wechslung vom Alltag in den Sammelunter- land, Indonesien, Indien, Irak, Iran, Italien, gesamt hatten wir 2020 45 Kontakte beim Lebenslage geflüchteter Frauen* und ih- künften war sehr groß. Für die Anwesenden Israel, Kamerun, Kanada, Kenia, Kolumbien, Streetwork in Bordellen, Bars und Kneipen rer Kinder. Das Projekt der Empowerment- kam etwas ins Rollen. Sie nahmen sich die Kongo, Kosovo, Libanon, Lettland, Marok- und 17 Frauen in der Prostitution wurden Wochenenden setzt sich das Ziel den Be- Zeit ihre Erfahrungen in einem sicheren Um- ko, Mazedonien, Montenegro, Namibia, Januar und Februar in der Sprechstunde be- troffenen eine Freizeitgestaltung und ein feld auszutauschen und sich bezüglich ihrer Niederlande, Nigeria, Pakistan, Paliestina, raten. Zur-Ruhe-Kommen zu ermöglichen, ihnen Rechte aufzuklären. Die Empowerment-Wo- Philippinen, Polen, Rumänien, Russland, aber auch wichtige rechtliche Informatio- chenenden ermöglichen eine Stimmung des Senegal, Serbien, Somalia, Spanien, Sudan, Ein großer Teil der Sexarbeiterinnen* sind nen zu vermitteln. Langfristig wollen wir Aufbruchs, der Veränderung und des Wan- Südkorea, Syrien, Tadschikistan, Thailand, Migrantinnen*. Viele wurden muttersprach- durch das Projekt Aufklärung, Stärkung und delns. Wir hoffen sehr auch nächstes Jahr Togo, Tschechien, Tschetschenien, Tunesi- lich erreicht. Zusätzlich begleiteten Dolmet- Vernetzung der Frauen* erreichen. Mit Un- wieder solche Ausflüge anbieten zu können, en, Türkei, Uganda, Ungarn, Ukraine, USA, scherinnen* die agisra-Streetworkerinnen*, terstützung des Ministeriums für Kinder, da der Wert für die teilnehmenden Frauen* Vietnam, Zimbabwe um anderssprachige Frauen* zu erreichen. Familie, Flüchtlinge und Integration des und ihre Kinder unschätzbar hoch ist. In der Regel läuft die Kontaktaufnahme an- Landes Nordrhein-Westfalen konnten wir fangs über neutrale Themen wie gesund- 2020 einen Empowerment-Workshop trotz heits-, aufenthalts- oder arbeitsrechtliche Corona-Krise für geflüchtete und ihre Kinder Fragen. Seit Juli 2017 informieren wir die anbieten. Das Empowerment-Wochenende
BERATUNG UND GRUPPENANGEBOTE 14 | 15 2.5 Projekt HaPi End: Mit Hammer Wohnungsmarkt. Laut der Studie der Anti- Wohnungen und unterstützten sich dabei grantinnen* und geflüchtete Frauen* an. Ko- und Pinsel – endlich a nkommen, diskriminierungsstelle des Bundes (2020) auch gegenseitig. Die Grundidee war dabei, ordiniert und fachberaten wird diese durch Flüchtlingsfrauen* helfen einander erlebt jede*r dritte Wohnungssuchende mit erlerntes Wissen weiterzugeben und solida- die Juristin für Sozial- und Migrationsrecht Migrationshintergrund Diskriminierung auf risch wohnliche Räume zu schaffen. Prof. Dr. Dorothee Frings und der hauptamt- Im Rahmen unseres Projekts „HaPi-End dem Wohnungsmarkt. Rassistische Vorbe- lichen Beraterin Adrijane Mehmetaj-Bass- – Mit Hammer und Pinsel endlich ankom- halte werden auch deutlich, wenn 29% der Leider konnte das Projekt aus finanziellen feld in Zusammenarbeit mit der Beratung- men“, das von der von der Deutsche Post- Befragten große oder sehr große Bedenken Gründen nicht fortgeführt werden und ist sassistentin Sabrije Kelmendi. Aufgrund code Lotterie gefördert wurde, unterstützen äußern, wenn in die Nachbarwohnung oder im Juli 2020 zu Ende gegangen, was wir sehr der Pandemie mussten wir jedoch ab März wir unsere Klientinnen* bei der Wohnungs- in das Nachbarhaus nach Deutschland ein- bedauern. 2020, zu unserem großen Bedauern, das An- suche und –renovierung. Die Projektidee gewanderte Personen einziehen würden; bei gebot einstellen. ist aus einer engen Zusammenarbeit mit Eigentümer*innen sind es sogar 41%. Flüchtlingsfrauen* und ihren Bedürfnissen 2.6 (Neue) berufliche Perspektiven Bis dahin fand die Frauen*gruppe wöchent- entstanden. So wurde es, nachdem es sich Ein zweiter Fokus des Projekts lag aufgrund für Migrantinnen* und geflüchtete lich statt und richtete sich an geflüchtete 2017-2018 nur auf die Wohnungsrenovie- dieser Sachlage auf der Netzwerkarbeit Frauen* und zugewanderte Frauen* in Köln, die nach rung konzentrierte, im jetzigen Projektzeit- mit Akteur*innen in der Immobilienbran- (neuen) beruflichen Perspektiven suchten. raum seit Juli 2019 um die Unterstützung che. Das Projekt wurde bei Wohnungsbau- Seit Februar 2018 bietet agisra eine Gruppe Das Angebot beinhaltete Begleitung, Her- bei der Wohnungssuche erweitert. Das Pro- gesellschaften, Hausverwaltungen und zu (neuen) beruflichen Perspektiven für Mi- stellung von Kontakten, Bewältigung der Bü- jekt wurde von Hanna Kunas koordiniert, die Immobilienmakler*innen beworben. Zu die- handwerkliche Anleitung machte die Elektro- sem Zwecke wurde auch ein Flyer mit Projekt- meisterin Alexandra von der Heide. informationen gestaltet. Ebenfalls fand ein Er- Neujahrsessen bei agisra fahrungsaustausch mit anderen Projekten und Im Rahmen des Projekts erlernten die Frau- sozialen Einrichtungen, die (geflüchtete) Men- en* Computer-Kenntnisse für die Woh- schen bei der Wohnungssuche unterstützen, nungssuche im Internet und erhielten ggf. sowie mit Antidiskriminierungsstellen statt. Unterstützung bei der Beantragung von Un- terlagen wie Schufa-Auskunft, Wohnberech- Ist mit dem Erlangen einer eigenen Woh- tigungsschein oder Maklerschein sowie bei nung die erste Hürde genommen, bringt der Wohnungsbesichtigungen. Umzug jedoch neue Probleme mit sich: die Wohnungen sind weder renoviert noch mö- Es bestätigte sich aber leider, dass die Woh- bliert. Die fehlenden Werkzeuge, Materialien nungssuche in Köln auch mit den erworbe- und handwerklichen und technischen Kennt- nen Kenntnissen für die Frauen* eine große nisse erschweren die neuen Lebenssituatio- Herausforderung darstellt. Nicht nur der nen und lassen die Frauen* oft mit einem angespannte Kölner Wohnungsmarkt ist unsicheren Selbstwertgefühl und Überfor- hierfür ein Grund, wobei sich insbesonde- derungen allein zurück oder bringen sie in re ein Mangel an Wohnungen für größere neue Abhängigkeiten. Familien (ab 4 Zimmer) herauskristalli- sierte. Zusätzlich erschwerend wirkt sich Im Rahmen des Projekts renovierten die die rassistische Diskriminierung auf dem Frauen mit Anleitung der Handwerkerin ihre 18.10.2017 Betriebsausflug in Königswinter
BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 16 | 17 3 BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT rokratie und Herstellung von Öffentlichkeit. bleiben da oftmals auf der Strecke. Für Im letzten Jahr wurden wir oftmals rinnen Barbara Bremer und Gerda Reiff für Das Projekt wurde zum Teil ehrenamtlich viele Frauen* ist ein Ausbildungsplatz die eingeladen, uns und unsere Arbeit ihre Arbeit bedanken, da dieser wichtige durchgeführt und verfolgte keine eigenen einzige Chance in Deutschland zu bleiben, vorzustellen. Wir nahmen diese Ange- Erfahrungsraum nicht ohne sie möglich ge- Ziele der Arbeitsmarktintegration. Die teil- andere Klientinnen* wollen endlich das be- bote gerne wahr und präsentierten die wesen wäre. nehmenden Frauen* berichteten oftmals von ruflich ausüben, was ihren Fähigkeiten und Arbeit von agisra bei diversen Organi- Zugangsproblemen zum Arbeitsmarkt, durch Interessen entspricht. Die Frauen*gruppe sationen. die sie gegenüber Männern deutlich benach- bot bislang Raum zum Austauschen und 3.2 Rechtsseminare teiligt waren und sind. Bereits ihr mehrjäh- gegenseitigen Unterstützen, begriff sich riger Aufenthalt in Deutschland steht häufig aber auch als Lernort für die Entdeckung 3.1 Interne Weiterbildungen Unsere Rechtsseminare finden normalerwei- im Zusammenhang mit erlittener Gewalt. der eigenen Ressourcen und Stärken. se zweimal jährlich in Zusammenarbeit mit Die Klientinnen* müssen erhebliche Aus- Interne Weiterbildungen der Mitarbeiterin- unserer Referentin und Rechtsexpertin Frau dauer einsetzen, um die Kinderbetreuung si- nen* dienen der Sicherung des Qualitäts- Prof. Dr. Dorothee Frings. Relevante The- cherzustellen und ziehen zusätzlich bei dem 2.7 Weitere Aktivitäten standards unserer Arbeit. Für Mitarbeiterin- men werden aus juristischer, politischer und Einsatz der Instrumente der Arbeitsmarktin- nen*, Ehrenamtliche und Praktikantinnen* sozialer Perspektive erarbeitet, erläutert und tegration den Kürzeren. Fluchterfahrungen, Im Jahr 2020 führte agisra verschiedene An- bot agisra im letzten Jahr interne Fortbildun- diskutiert. Kinderbetreuung, die Hindernisse der Büro- gebote durch, darunter den Deutsch-Kon- gen zu folgenden Themen an: kratie und gesundheitliche Probleme füllen versationskurs. Der Gymnastikkurs konnte • Vermittlung von Beratungskompetenzen Leider mussten wir 2020 das Rechtsseminar den Alltag der Frauen* oft völlig aus. Die vie- aufgrund der Corona-Pandemie nur bis • Beratung mit Dolmetscherinnen aus bekannten Gründen absagen und den- len Fähigkeiten und Möglichkeiten durch ein März stattfinden, den Yogakurs konnten wir • Frauen und Migration ken über eine alternative Gestaltung für das eigenes Einkommen stark und unabhängig in der zweiten Jahreshälfte online anbieten. • Offene Fragerunde Jahr 2021 nach. zu werden, das Aufenthaltsrecht zu sichern • Was ist ein Trauma? Sensibilisierung von und eine Lebensperspektive zu entwickeln, Beraterinnen für die Arbeit mit traumati- sierten Frauen* 3.3 Aktionen und Beiträge auf • Weibliche Genitalbeschneidung (FGC) Demonstrationen • Zwangsverheiratung und innerfamiliäre Gewalt Rede auf der Solidaritätsbekundung mit • Frauen*handel Opfern der rassistischen Morde in Hanau am 21.02. auf der Domplatte in Köln von Behs- 2020 fanden regelmäßige Team-Supervisi- hid Najafi onstermine mit Barbara Bremer statt und Einzelsitzungen für Ehrenamtliche* und Rede auf der Protestveranstaltung gegen die Praktikantinnen* mit Gerda Reiff statt. In Zustände in der EAE Schönhäuserstraße am diesem Rahmen hatten die Frauen* Zeit, 28.04.2020 vor der EAE in Bayenthal von ihre Arbeit zu reflektieren und schwierige Adrijane Mehmetaj-Bassfeld. Angemeldet Themen und Erfahrungen anzusprechen. wurde die Demo von einer Aktivistin der Das Angebot wurde von den Frauen* inten- Refugee Law Clinic. siv genutzt und es fand ein guter Austausch untereinander statt. In diesem Sinne möch- Rede bei der Kundgebung „Herkulesstraße“ ten wir uns noch einmal bei der Superviso- am 19.05.2020 von Soraya Geara.
BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 18 | 19 Rede auf der Demonstration „Evakuiert alle Lager!“ am 23.05.20 von der See- brücke auf dem Roncalliplatz in Köln von Elahe Sadr über die Situation in der Unterkunft Herkulesstraße Rede auf der Demonstration gegen Abschie- „Wir unterstützen einige Frauen aus der Es gibt von 16 bis 8 Uhr kein heißes Was- bung am 13.06.20 von Solidarity City, Afghani- Herkulesstr, die heute nicht hier sein kön- ser zur Zubereitung von Babynahrung, sches Forum und Kunar Kultur Köln Verein e.V. nen, weil sie Säuglinge und Kleinkinder und auch das Milchpulver für Neugebo- und agisra e.V. auf dem Roncalliplatz in Köln versorgen müssen oder krank sind. rene ist rationiert auf eine Packung pro von Elahe Sadr Woche. Wir haben kein Verständnis dafür, wenn Rede auf der Kundgebung „I have a dream“ das Wohnungsamt und das Sozialde- Von mindestens zwei Frauen wissen wir, zu Anti-Schwarzen Rassismus am 28.08.20 zernent die Zustände in dieser Sam- dass sie nach kurzer Zeit nicht mehr stil- auf den Neumarkt von Pamela Akua Aryeh melunterkunft schönredet und den len konnten, weil sie durch die Anspan- Bewohner*innen das Recht streitig macht, nung keine Milch mehr hatten. ihre sofortige Verlegung in menschenwür- dige Unterkünfte zu fordern. Das Leben in der Notunterkunft Herku- lesstr. ist immer eine Zumutung, da es Die Frauen sind mit ihren kleinen Kin- keine Privatsphäre und Ruhe und kaum dern und Neugeborenen gezwungen Selbstbestimmung für die Menschen Gemeinschafts¬waschräume und Toilet- dort gibt. Derzeit besteht aufgrund von ten zu benutzen. Aber mindestens ein Klientinnen berichten uns, dass sie den Corona zusätzlich akute Infektionsge- Drittel der Duschen sind defekt und ge- Speiseraum nicht mehr aufsuchen, aus fahr und dadurch noch größerer Hand- sperrt, sodass sie erst von Stockwerk zu Angst vor Ansteckung. Nicht einmal mit lungsbedarf! Stockwerk laufen müssen. Und es gibt an Neugeborenen dürfen sie das Essen mit den Waschbecken nur kaltes Wasser. Das aufs Zimmer nehmen und so versuchen Nein, wir vergleichen die Herkulesstraße alles hat die Stadt selbst eingeräumt, aber sie dann, sich mit dem Taschengeld (ca. 50 nicht mit dem Albtraum des Lagers in zynisch bemerkt, es reiche laut WHO für € wöchentlich für eine Person mit Kind) Moria – aber wir lassen das Recht unse- den Infektionsschutz. zu verpflegen. rer Klientinnen auf eine menschenwür- dige Behandlung und ein gewaltfreies Und wir hören die schönen Geschich- Aber wie soll eine Frau an andere Nah- Leben, auf den Schutz ihrer Kinder und ten über Gruppenbildungen mit bunten rungsmittel kommen, wenn sie das Gelän- auf eine Lebenssituation, in der sie sich Bändchen und Aufteilung der Essenszei- de nicht verlassen darf? vor Ansteckungen schützen können, ten. Wie sollen in einem Gebäude mit 300 nicht mit dem unverschämten Argu- Rede über die Situation in Moria auf der De- Menschen – oder laut Stadt Köln heute Die Stadt Köln sagt, es gäbe einen Ein- ment: „Anderswo ist es doch noch viel monstration „Es reicht! Wir haben Platz!“ „nur“ noch 200 – und einem verwahrlos- kaufsdienst für Medikamente und Tabak, schlimmer“ vom Tisch wischen. am 20.09.20 von der Seebrücke u.a. von ten Außengelände all die Kinder und Er- aber der Sozialdienst der Einrichtung Elahe Sadr wachsenen, für die es nichts zu tun gibt, weiß nichts davon, und auch die von uns Deshalb fordern wir: Lager evakuieren! die nichts zum Spielen haben, geschweige unterstützen Frauen* berichten, dass sie In Moria genauso wie in Köln! Rede über die Situation von Geflüchteten denn beschult oder auch nur betreut wer- nur das Essen der Mensa zur Verfügung auf Lampedusa auf der Demonstration von den, kontaktfrei leben? haben. Danke.“ Sea Eye, Seebrücke u.a. von Elahe Sadr am 11.10.2020.
BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 20 | 21 Rede von Behshid Najafi „das Klatschen auf die Straße tragen!“ vom 05.09.2020 „Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter, Krisen verstärken in der Regel alle existie- sonen auf 12 qm, für mehrere Wochen in zu Gesundheitsversorgung, mangelnde Einen schönen guten Tag! renden Ungleichheiten. Dies trifft auch einem Containersegment gelebt haben. Informationen aufgrund der fehlenden auf die durch COVID-19 ausgelöste Krise Sie mussten mit 40-50 Personen Toiletten mehrsprachigen Aufklärung, ungerech- Wir sind hier versammelt, um gemeinsam zu. Geflüchtete Menschen, vor allem Frau- und Duschen teilen. Abstandhalten, das terer ökonomische Bedingungen und soziale und ökonomische Gerechtigkeit zu en und Kinder zählen zu benachteiligten Gebot der Stunde, war kaum möglich. Rassismus-Erfahrungen im Alltag, bei Job fordern, mehr Sozialstaatlichkeit! Gruppen und sind aus diesem Grund von oder Wohnungssuche. der Pandemie und ihren Folgen besonders Daher haben wir mit einem offenen Brief Mein Name ist Behshid Najafi. Ich bin hart betroffen. Dies führt zu unmittelbaren an Gesundheitsminister Herrn Laumann Sie sind unter den Ersten, die ihre Arbeit langjährige Mitarbeiterin von agisra, Infor- gesundheitlichen, sozialen und ökonomi- und Flüchtlingsminister Herrn Dr. Stamp verlieren. Und sie dürften zu den Letzten mations- und Beratungsstelle für Migran- schen Folgen. Zudem sind Krisenzeiten diese unzumutbare Situation in Landes gehören, die wieder eine Stelle finden. tinnen und Geflüchtete Frauen. für Frauen besonders gefährlich, da sie Erstaufnahmeeinrichtung in Köln kri- Wenn sie dann überhaupt noch im Land weniger vor häuslicher und sexualisierter tisiert. Viele andere Institutionen, wie sind. Denn eine temporäre Aufenthaltser- Wir sind ein Team von 16 Frauen, die über- Gewalt geschützt sind. die Technische Hochschule und andere laubnis (oder auch eine Erlaubnis zum Fa- wiegend selbst Migrations- und Fluchter- Flüchtlingsorganisationen, haben eben- miliennachzug) kann an eine Arbeitsstelle fahrung haben. Wir unterstützen Migran- COVID-19 ist gerade in Gemeinschaftsun- falls diese Lage kritisiert und die Schlie- und ein Mindest-Lohnniveau geknüpft sein. tinnen und geflüchtete Frauen unabhängig terkünften für Geflüchtete eine besondere ßung von Landes und kommunalen Ge- von ethnischer und sozialer Herkunft, Reli- Gefahr. Denn dort leben viele Menschen meinschaftsunterkünften gefordert. Dabei ist unsere Gesellschaft und so- gion, sexueller Orientierung, Alter, Sprach- auf engem Raum. Die Wahrscheinlichkeit, gar unser Leben mittlerweile auf kenntnissen und Aufenthaltsstatus. sich mit Corona anzustecken, ist hoch. In Wir haben eine dezentrale Unterbrin- Migrant*innen angewiesen. Wie würde Sammelunterkünften für Geflüchtete sind gung, die quarantänegerecht, familienge- sich Deutschland verändern, wenn nicht Seit 27 Jahren setzen wir uns für die Men- Abstands-Maßnahmen nicht oder nur be- recht und menschenwürdig ist gefordert. viele hauptsächlich Migrant*innen zum schenrechte der Migrantinnen und geflüch- dingt umsetzbar: Mehrbettzimmer und Eine Unterbringung, die Gesundheit und Beispiel beruflich putzen würden: Die Bü- tete Frauen ein: für ihre Rechtssicherheit, gemeinschaftliche Nutzung von Küchen, Kindeswohl nicht in Gefahr bringt. ros, die Krankenhäuser, die Supermärkte, für sichere und menschenwürdige Unter- Kantinen und Sanitäranlagen können die die Schulen, alles! bringung, für ihren Zugang zu Gesund- Gefahr der Verbreitung des Virus erhöhen. Abgesehen vom Leben in Gemeinschafts- heitsversorgung, für das Recht auf Bildung unterkünften sind Migrantinnen und Aufgrund von patriarchalen und rassis- und Beschäftigung, ungehinderten Zugang Im April 2020 waren Schulen, Kindergär- Geflüchtete auch in anderen Bereichen tischen Strukturen steht Migrant*innen zu Beratung und Schutzangeboten und ten, viele Geschäfte und andere Orten, überproportional von den Auswirkungen überwiegend Arbeit im Haushalt, Pflege, ihre politische Teilhabe. wo viele Menschen versammelt werden der Pandemie betroffen. Die meisten Gastronomie oder Sexarbeit offen. können, aufgrund des Infektionsschutzes Verstorbenen in vielen Ländern Euro- Lange gab es die Erzählung, dass das Co- geschlossen. Aber Flüchtlingsunterkünfte, pa waren Ältere, Kranke oder vor allem Frauen* übernehmen die Reproduktions- vid-19 Virus demokratisch handelt und alle wo viele Menschen unter unzumutbaren Migrant*innen, z.B. in Italien, in Groß- arbeit, die auch sonst nicht wertgeschätzt trifft! Es ist uns jetzt gewaltig klar, dass das Bedingungen leben, waren weiterhin voll britannien und Schweden ist das der Fall. wird, obwohl es wichtige Arbeit ist – das Virus am Härtesten die Schwachen trifft: belegt und geöffnet. heißt Putzen, Reinigen, Bügeln, Waschen, Menschen, die körperlich, seelisch, ökono- Warum? Migrant*innen leben auf be- Pflegen von Kindern, Alten und Kranken. misch oder sozial schwach sind. Wir haben Frauen mit Kindern, auch Säug- engtem Raum, mit schlechter Wohnsi- Früher sagte man, hinter jedem erfolgrei- lingen, unterstützt, die mit bis zu fünf Per- tuation, haben unzureichenden Zugang chen Mann steht eine Frau. Jetzt sagen
BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 22 | 23 Seminar „Frauen und Migration/Flucht“ am Webinar zu Zwangsverheiratung als Men- wir: hinter jeder erfolgreichen Frau* steht Ärzt*innen und Pflegepersonal nicht ver- 26.01.2020, 07.07.2020 und 04.11.2020 bei schenrechtsverletzung, Hintergründe und Er- eine andere Frau*, die eine Migrantin* ist. ständlich machen können? agisra von Behshid Najafi klärungsansätze am 09.07.2020 von Adrijane Diese Arbeit ist eine harte systemrelevante Mehmetaj-Bassfeld und Behshid Najafi. Arbeit, die vereinzelt und isoliert verrich- Wir fordern den Zugang zu Gesund- Teilnahme an der Clara Zetkin Frauen-Preis- tet wird, oft ohne einen Arbeitsvertrag, der heitsversorgung für alle, unabhängig von Verleihung von den Linken am 06.03.2020 in Vorstellung der Arbeit und Konzeption von Kranken-, Renten- und Arbeitslosenschutz Sprachkenntnissen und Aufenthaltsstatus, Berlin, agisra war nominiert, durch Behshid agisra e. V. am 15.07.2020 bei agisra von garantiert. auch für Menschen ohne Papiere! Najafi Behshid Najafi. Neben der Wohnsituation und den Arbeits- Das beinhaltet auch die Finanzierung von Online Diskussion „Gewalt gegen Frauen*- Telefongespräch „Die Mittelmeer Monologe“ bedingungen muss auch der Zugang zur Sprachmittler*innen im Gesundheitswe- ein migrantisches Problem?“ Liveübertragung am 29.07.2020 von Behshid Najafi. Gesundheitsversorgung für Migrant*innen sen und die Abschaffung des Asylbewer- am 28.04.2020 mit Angelica Reyes-Reyes und gerechter werden. berleistungsgesetzes. Behshid Najafi auf agisra´s-YouTube-Kanal Online-Talk „Patriarchale Strukturen in Deutschland und Verflechtungen mit ande- Gesundheitsversorgung ist ein Menschen- Menschenrechte sind unteilbar! Wir for- Vortrag auf der Online-Fachtagung „Der ren Diskriminierungsformen wie Rassismus recht! dern Umsetzung diese Menschenrechte ganz eigene Weg – Mädchen*arbeit im Kon- und Klassismus.“ am 30.07.2020 von Behshid für alle! text Flucht, Asyl und Migration“ zum Thema Najafi und Soraya Geara. Wie kann aber dieses Menschenrecht in „Pädagogische Arbeit zu Gender und Sexua- Anspruch genommen werden, wenn das Unteilbar sind auch unsere Kämpfe für So- lität, im Kontext von Migration und Rassis- Workshop „Gegen Diskriminierung für Men- Asylbewerberleistungsgesetz den Zugang ziale und ökonomische Gerechtigkeit. mus“ am 29.04.2020 durch Behshid Najafi. schenrechte“ am 02.08.2020 bei agisra von zum Gesundheitssystem einschränkt, Organisiert wurde die Fachtagung von der Behshid Najafi. wenn Migrant*innen sich aufgrund feh- Wir kämpfen gemeinsam weiter!“ Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten lender Sprachmittler*innen gegenüber Sachsen e.V. Online Workshop „Die ganze Arbeit. Die glo- bal gerechte Zukunft und wie wir dahin kom- Online-Veranstaltung „Vorstellung von men“ am 27.08.2020 im Rahmen des Kon- 3.4 Veranstaltungen für Fachkräfte AG Frauenvollzug der Evangelischen Gefäng- agisra´s Arbeit – soziale Arbeit als Menschen- gresses „Zukunft für alle“ von Konzeptwerk und Multiplikator*innen nisseelsorge in Deutschland durch Valentina rechtsprofession“ am 25.06.20 mit Studieren- neue Ökonomie von Behshid Najafi. Maradjieva. den der Sozialen Arbeit an der Hochschule Teilnahme als Jury-Mitglied am Else Falk Preis Niederrhein in Mönchengladbach durch Moderation beim Online Vortrag und Work- am 18.01.2020 in Köln durch Shewa Sium Leitung des Workshops „Zugangshürden ab- Behshid Najafi. shop von Dr. Amma Yeboah „Rassismus und bauen! Gelingende Teilhabe von Frauen mit psychische Gesundheit“ am 03.09-04.09.2020 Teilnahme an der Diskussionsrunde bei der Flucht und Migrationserfahrung sowie Behin- Webinar „Weibliche Genitalbeschneidung durch Pamela Aryeh. ASF (ArbeitskreisSozialdemokratischer Frau- derung“ auf der Fachtagung „Gemeinsam für Umgang mit den Betroffenen bei der Be- en) – Veranstaltung zur Istanbul-Konvention ein gewaltfreies Leben!“ am 28.01.2020 in Es- ratung und Unterstützung während der Teilnahme als Mitdiskutantin am virtuellen am 18.01.2020 in Köln durch Behshid Najafi. sen, durch Behshid Najafi. Eine Fachtagung Schwangerschaft, bei der medizinischen Un- Roundtable auf der Tagung des Netzwerks zur Vernetzung der Frauenberatungsstellen tersuchung, Asylverfahren und Schutz der Fluchtforschung, zum Thema „Eine neue Vorstellung der Arbeit von agisra am und Frauenhäusern in NRW neu geborenen Mädchen“ am 25.06.20 von Rolle für Migrantenorganisationen? Migran- 21.01.2020 auf dem jährlichen Treffen der Shewa Sium tenorganisationen in der lokalen Flüchtlings- arbeit“ am 17.09.2020 durch Behshid Najafi.
BILDUNGS-, LOBBY- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 24 | 25 Online-Workshop „Genderbased Violence – Vorstellung der Arbeit von agisra und der Jugendgemeinschaftsdienst Bonn. Mit den 29.12.2020 Artikel in der Berliner Morgen- Geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen im Praktikums- und Ehrenamtlichen Tätigkeit Referentinnen Pamela Aryeh und Jimena post, Köln 2015: Die Silvesternacht, die alles Fluchtprozess“ für Multiplikator*innen am am 30.11.2020 an der Universität zu Köln Escobar Torres. veränderte, mit Behshid Najafi als Referentin. 29.10.2020 von 10 – 17 Uhr, Akademie der zum Thema „Soziale Einrichtungen stellen Autonomen Frauenberatungsstellen NRW, sich vor“ durch Valentina Maradjieva. 3.6 agisra in den Medien 29.12.2020 Artikel in der taz, Im Ruhestand, Referentinnen Kelechi Mennel und Denise aber nicht in Ruhe, ein Artikel über Behshid Klein. Online-Semina „Rassismuskritische Mäd 28.04.2020 Interview in der Lokalzeit Köln im Najafi. chen*arbeit – Mädchen* und junge Frauen* Rahmen der Protestveranstaltung gegen die Digitaler Vortrag und Diskussion an der Uni- nach Flucht“ für die LAG Mädchen*politik Zustände in der EAE in Köln Bayenthal, mit 30.12.2020 Artikel im Weser Kurier, Wende- versität zu Köln am 12.11.2020 im Rahmen BW, am 08.12.2020 von Adrijane Mehmetaj- Adrijane Mehmetaj-Bassfeld. punkt der Willkommenskultur, mit Behshid der Ringvorlesung „Die Krise als Krise – die Bassfeld und Soraya Geara. Najafi als Referentin. Krise als Chance – die Krise als Alltag?“ des 20.07.2020 Interview im Freien Lokalfunk Masterstudiengangs Gender und Queer Stu- Speakerin im Podcast „Wer braucht Femi- Köln „Seebrücke Köln im Gespräch – Unter- 30.12.2020 Artikel bei ntv, Fünf Jahre Kölner dies. Titel des Vortags von Behshid Najafi nismus?“ Folge 105 am 08.12.2020, Behshid bringung von Geflüchteten in der Corona Silvesternacht. Als die Willkommenskultur Ris- war „Was haben Sexismus, Rassismus & Klas- Najafi. Pandemie“, mit Adrijane Mehmetaj-Bassfeld. se bekam, mit Behshid Najafi als Referentin. sismus mit der Krise in der Zeit der Corona Pandemie zu tun?“ 30.07.2020 Am Welttag gegen Menschen- 31.12.2020 Artikel in der DW, Fünf Jahre da- 3.5 Veranstaltungen zu Empowerment handel wurde das neue Buch des KOK veröf- nach: Lehren aus der Kölner Silvesternacht, Online-Workshop im Rahmen der Veranstal- von Migrantinnen* fentlicht. Es enthält einen Beitrag von unserer mit Behshid Najafi als Referentin. tungsreihe „Fit für die Geflüchtetenarbeit“ Kollegin Behshid Najafi mit dem Titel „Ein- zum Umgang mit traumatisierten Menschen Empowerment-Wochenende für Geflüchtete satz für Migrantinnenrechte – Pragmatisch 2020 Veröffentlichung des Buches „Frauen am 12.11.2020 von 17-20 Uhr in Köln, Refe- und ihre Kinder vom 21.-23.08.20 in der Ju- und Visionär“ und Armut – Feministische Perspektiven“, rentin Denise Klein. gendherberge Köln-Riel mit Shewa Sium und herausgegeben von Regina-Maria Dackwei- Pamela Aryeh 17.12.2020 Online-Pressegespräch „Kölner ler, Alexandra Rau und Reinhild Schäfer, mit Digitale Vorstellung von agisra in einem Se- Silvesternacht vor 5 Jahren: Was sind die Leh- einem Beitrag von Behshid Najafi und Su- minar für Soziale Arbeit mit Geflüchteten am Empowerment-Workshop am 14.10.2020 bei ren?“, mit u.a. Behshid Najafi als Referentin. sann Tiel: „Armut von geflüchteten Frauen*: 16.11.2020 an der internationalen Berufsaka- agisra von Behshid Najafi marginalisiert, schutzlos und unsichtbar?“ demie in Köln durch Behshid Najafi. 18.12.2020 Artikel im WDR, Fünf Jahre da- Empowerment-Workshop für von Rassismus nach – Die Silvesternacht 2015 in Köln, mit Teilnahme als Referentin an der Digitalver- und Diskriminierung betroffene Frauen* am Behshid Najafi als Referentin. 3.7 Pressemitteilungen/ anstaltung zur Umsetzung der Istanbul- 29.10.2020 in Bergisch-Gladbach. Das Pro- Stellungnahmen Konvention unter dem Titel „Frauen in Köln jekt „Aktivierung der Zivilgesellschaft“ und 27.12.2020 Artikel in der Kölnische Rund- besser vor Gewalt schützen“ am 23.11.2020 „Aktion Neue Nachbarn“ haben dazu ein- schau, Bilanz nach fünf Jahren. Was Polizei April 2020 Offener Brief an Minister Karl- durch Behshid Najafi. geladen. Durchgeführt wurde der Workshop und Stadt aus Kölns Silvesternacht gelernt Josef Laumann und Minister Dr. Joachim von Pamela Aryeh und Behshid Najafi. haben, mit Behshid Najafi als Referentin. Stamp. Zur aktuellen Situation in der Landes- Filmveröffentlichung anlässlich des Interna- erstaufnahmeeinrichtung in Köln Bayenthal, tionalen Tages gegen Gewalt an Frauen am Online Empowerment-Workshop „Gegen 28.12.2020 Artikel im Tagesspiegel, Welche von Dorothee Frings und Adrijane Mehme- 25.11.2020 durch Aleksandra Gajek, Jimena Diskriminierungen – für Menschenrechte!“ Lehren aus der Kölner Silvesternacht gezogen taj-Bassfeld Escobar Torres und Behshid Najafi. am 17.12.2020 durch den Internationalen wurden, mit Behshid Najafi als Referentin.
VERNETZUNG UND GREMIENARBEIT 26 | 27 4 VERNETZUNG UND GREMIENARBEIT agisra e.V. nimmt seit vielen Jahren an ver- klappt’s“ und KOKIP/„Kooperation zur Klä- Bleiberecht – Stadt Köln die sich in Köln niedergelassen haben kon- schiedenen Arbeitskreisen (AK), Runden Ti- rung rechtskreisübergreifender Integrations- agisra e.V. ist zusammen mit den Trägern frontiert. Hierbei unterstützen sie sich ge- schen und Netzwerken zu arbeitsrelevanten prozesse“. Rom e.V., Kölner Flüchtlingsrat, Caritas und genseitig bei ihrem fachlichen Vorgehen, zu Themen auf kommunaler, landes-, bundes- Diakonie beauftragt, Menschen mit Lang- den Themen fehlende Krankenversicherung, und europaweiter Ebene teil. Auf diesem AK gegen Gewalt an Frauen zeitduldung innerhalb des Bleiberechtspro- prekäre Arbeits- und Wohnverhältnisse, Ob- Wege mischen wir uns in die öffentliche und Der AK trifft sich vier Mal im Jahr. Beteiligt jektes der Stadt Köln zu beraten. Es finden dachlosigkeit u.v.m. Insbesondere seit der politische Diskussion ein, machen auf die sind Beratungsstellen, Justiz, Polizei, Ge- regelmäßige Austauschtreffen auf Leitungs- Gesetzesverschärfung vom 29.12.2016 hat aktuelle Gesetzeslage aufmerksam und ver- sundheitsamt, Notunterkünfte für Frauen* ebene statt, um die Beschlüsse umzusetzen sich die Situation für eine bestimmte Grup- suchen Verbesserungen für Migrantinnen* und Mädchen* sowie Kliniken. und Leitlinien zu erarbeiten. Auf Beratungs- pe von EU-Bürger*innen massiv verschärft. zu erreichen. ebene werden regelmäßig Fallbesprechun- Die Leistungseinschränkungen sind mit AK Lila in Köln. Bündnis autonomer Frauenpro- gen durchgeführt. Im September 2020 hat dem Grundrecht auf Gewährleistung eines jekte gegen Gewalt an Frauen und Mädchen der Rat der Stadt Köln beschlossen, das menschenwürdigen Existenzminimums 4.1 Kommunale Vernetzung 2020 hat sich der AK Lila in Köln sieben Mal Projekt nach zweijähriger Laufzeit dauerhaft nicht vereinbar. Dies gilt es kritisch zu be- getroffen. Am 14.2.2020 haben rund 300 fortzuführen. Im Jahr 2020 wurde mit der Er- gleiten, denn drohende Wohnungslosigkeit, AK Asyl Menschen auf dem Alter Markt tanzend und arbeitung eines neuen Konzeptes unter den Schutzlosigkeit, Mittellosigkeit, sowie die Im AK Asyl kommen Vertreter*innen aus mit eindruc ksvollen Redebeiträgen gegen Vorgaben des Ratsbeschlusses begonnen. massive Gefahr von Ausbeutung, sind die verschiedenen Beratungsstellen für Geflüch- Gewalt an Frauen* und Mädchen* demons- Folgen, die in der Praxis deutlich werden. tete und Mitarbeiter*innen aus den Unter- triert. Am 7. März wurde die Ausstellung AK Sexarbeit künften zusammen. Der Arbeitskreis dient „Wer braucht Feminismus?“ im Kölner Rat- Im AK treffen sich die Organisationen und Ausländerrechtliche Beratungskommission dem Austausch der Berater*innen, der Infor- haus eröffnet. Am 8. März wurde zusammen Institutionen, die in Köln zum Thema Sex- (ABK) mationsweitergabe sowie der Identifizierung mit dem Frauen*streikbündnis zum Interna- arbeit arbeiten, um sich über die Lage der Die Kölner ABK wurde 2005 vom Rat der über Nachbesserungsbedarf im Bereich Auf- tionalen Frauen* Kampftag eine Großde- Sexarbeiterinnen* auszutauschen und die Stadt Köln eingerichtet. In der Kommission nahme und Unterbringung von geflüchteten monstration unter dem Motto „Wenn wir Situation zu verbessern. Dazu gehören das werden Entscheidungshilfen und Empfeh- Menschen in Köln. Im Jahr 2020 mussten streiken, steht die Welt still!“ organisiert. Es Gesundheitsamt in Form des Fachdienstes lungen einerseits für die Umsetzung von aufgrund der Pandemie einige Treffen ausfal- wurde eine Klausurtagung am 21.08.2020 STI, der Sozialdienst Katholischer Frauen in bundes- und landesrechtlichen Regelungen len. Nichts desto trotz wurden verschiedene organisiert. Dabei wurden die Themen Form des Teams Geestemünderstraße und und andererseits für einzelne Härtefälle er- Referent*innen eingeladen, die ihre Projek- Rassismus und Feminismus diskutiert und der Beratungsstelle Rahab, die Gesundheits- arbeitet. Denise Klein ist als Stellvertreten- te vorstellten: das Ökumenische Netzwerk geplant, 2021 den Schwerpunkt darauf zu beratung nach ProstSchG und Looks e.V. des Mitglied der unabhängigen Flüchtlings- Asyl in der Kirche präsentierte seine Arbeit, legen. Am 25.11.2020 gab es eine Kundge- Der vom Arbeitskreis im Februar erstellte beratungsstellen in der ABK vertreten. Rubicon e.V. berichtete über das Projekt bung und Frauenprotestkette auf dem Alter Jahresplan zur Unterstützung von Sexarbei- „Gleich und Anders – Vielfalt und Akzeptanz Markt zum internationalen Tag gegen Ge- terinnen* konnte aufgrund der Corona Pan- Kölner Forum gegen Rassismus in Deutschland“ und der Verein Zusammen- walt an Frauen*. Außerdem wurde im Jahr demie nicht umgesetzt werden. Das Kölner Forum gegen Rassismus versteht leben Willkommen stellte das Projekt „WG- 2020 ein offener Brief wegen Frauenmorden sich als Fach-, Arbeits- und Vernetzungsgre- Zimmer für geflüchtete Menschen“ vor. Au- geschrieben, Spendenaufrufe für Projekte, AK Sozialarbeit EU-Bürger_innen mium. Es begleitet städtische Maßnahmen ßerdem nahmen Vertreter*innen der Stadt die zu geschlechtsspezifischer Gewalt arbei- Den Arbeitskreis bilden Vertreter*innen un- sowohl im Hinblick auf die Information und Köln am AK Asyl teil: Es gab Gespräche mit ten, organsiert und ein Beschwerdebrief an terschiedlichster Beratungsstellen und In- Aufklärung der Bevölkerung über Rassismus der Leiterin des Ausländeramts, sowie zwei die KVB geschrieben. stitutionen, sowie Einrichtungen der Stadt und Diskriminierung, als auch im Hinblick Vertreter*innen des Projekts „Durchstar- Köln. Die Fachleute sind in ihrem Berufsalltag auf die Beseitigung und Verhinderung von ten in Ausbildung und Arbeit/Gemeinsam mit den Problemen der EU-Bürger*innen, rassistischen Strukturen.#
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