Pfalzbrief Aufbruch und Ausbruch - Kanton St. Gallen - Amtsblatt Kanton St. Gallen
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Kanton St. Gallen Pfalzbrief Aufbruch und Ausbruch Personalzeitschrift des Kantons St. Gallen Ausgabe 01/2017
Nachgefragt Wie lautet Ihr Plan B? Raphael Aerne, Fachspezialist Elektrotechnik, Hochbauamt, Baudepar- tement: Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen, oder das Hobby zum Beruf werden lassen: Diese beiden Sprichwörter wären bei meinem Plan B keine leeren Worthülsen. Ich würde auf einer paradiesischen Insel als Barkeeper in der eigenen Strandbar feine Cocktails mixen und guten Wein ausschenken. Doch wie der Schauspieler Will Smith einmal sagte: Man soll keinen Plan B haben, denn dieser lenkt nur von Plan A ab. Jürg Engler, Fachstelle Psychische Gesundheit, Zepra, Gesundheits- departement: Die Frage nach dem Plan B ist für mich etwas wertend – wenn der bevorzugte Plan A nicht klappt, kommt eben Plan B zum Zug. Für mich war und ist es wichtig, für Veränderungen offen zu sein und dort, wo ich es mir wünsche, die se auch gezielt in Angriff zu nehmen. So habe ich bereits in den unterschiedlichsten Berufsfeldern und an ganz verschiedenen Aufgaben gearbeitet und dabei viele Erfah rungen gesammelt – jedoch immer als Plan A zum passenden Zeitpunkt. Philipp Egger, Stabsmitarbeiter der Geschäftsleitung, Staatskanzlei: Sollte ich meinen Plan B anwenden müssen, würde ich mich nach Mexiko abset zen und dort eine Tauchbasis samt kleinem Hotel eröffnen. So könnte ich tags über zusammen mit meinen Gästen die traumhafte Unterwasserwelt genies sen und abends als Barkeeper meine Cocktails perfektionieren. Diese würden selbstverständlich auf hausgemachtem Tequila basieren. Je nach Erfolg der bei den Geschäftsbereiche würde ich dann den einen oder den anderen ausbauen. Susie Bischof, Finanzen Sonderpädagogik, Amt für Volksschule, Bil- dungsdepartement: In meinem Plan B tausche ich die Tastatur gegen eine Garten hacke und das geheizte Büro im Bildungsdepartement gegen den freien Himmel auf unserem kleinen Bauernhof. Garten, Schafe und Hunde gehören bereits dazu. Men schen zu finden für gemeinsame Projekte wie rund ums Jahr Gemüse anbieten und den Hof mit weiteren Tieren als gestaltete Umgebung für Kinder und Erwachsene mit besonderen Bedürfnissen – also für dich und mich – öffnen: Das wäre mein feiner Plan. Thomas Unseld, stv. Generalsekretär, Volkswirtschaftsdepartement: Habe ich einen Plan B? In manchen Bereichen habe ich nicht mal einen Plan A. Gewisse Dinge im Leben lassen sich einfach nicht planen. Soweit möglich ist es sicher ratsam, Alternativen oder eben einen Plan B in Betracht zu ziehen, falls Plan A nicht aufgeht. Trotzdem bin ich persönlich vorsichtig mit Plänen. Denn erstens kommt es – frei nach Wilhelm Busch – anders und zweitens als man denkt. 2
Aufbruch und Ausbruch Auf zu neuen Ufern! In diesem Pfalzbrief porträtieren wir Kolleginnen und Kollegen, die diesen Schritt gewagt haben. Einige haben innerhalb der Kantons- verwaltung die Stelle gewechselt, andere innerhalb des Kantons, wieder andere haben die Kantonsgren- ze überschritten und ein paar Wagemutige haben den Sprung über den Teich gewagt. Diese leben und arbeiten heute in Vietnam, auf den Galapagos Inseln, in Washington oder in der Elfenbeinküste. Zuerst war er Generalsekretär im Volkswirtschafts- departement und danach Leiter Amt für Kultur: Hans Schmid. Seine Reise führte ihn vor zehn Jah- Aufbruch und Ausbruch ren ins Engadin nach Lavin, wo er einen 150-jähri- gen Palazzo, das Hotel und Restaurant Piz Linard, übernahm. Hans Schmid berichtet von seinem neu- en Leben. Auf zu neuen Ufern 4 Katja Lendi war früher Sachbearbeiterin bei der Bewegter Mittag beim Kanton 11 Regionalstelle Buchs des Konkursamtes. Heute ist sie selbständige Huforthopädin. Katja Lendi erzählt, Hans Schmid, Hotelier 12 wie sie zu ihrem Plan B und ihrem beruflichen Ausgefragt mit Hildegard Jutz 14 Glück fand. «Mister Olma» Nicolo Paganini legte eine abwechs- Katja Lendi, Huforthopädin 16 lungsreiche Berufskarriere zurück: Früher war er Nicolo Paganini, Olma-Direktor 18 unter anderem Anwalt, von 2002 bis 2007 Leiter Amt für Wirtschaft des Kantons St. Gallen, danach Peter Jenni, Aussteiger 20 «Banker» bei der St. Galler Kantonalbank und seit 2011 Olma-Direktor. Wechsel beim Personal 22 Peter Jenni arbeitete 17 Jahre im Amt für Verbrau- Offa-Genussinsel: Showküche Ostschweiz 24 cherschutz und Veterinärwesen, bevor er beschloss, sich in Vietnam niederzulassen. Fast hätte ein Schicksalsschlag seine Pläne zunichte gemacht – aber eisern setzte er (wie geplant) Ende 2016 sei- nen Traum in die Tat um. Peter Jenni beschreibt, wie es dazu kam und wie sein Alltag in Südostasien aussieht. Herausgeberin Und last but not least macht sich die Unterzeich- Staatskanzlei/Kommunikation nende Ende April «auf und davon». Es war toll, in der St. Galler Kantonsverwaltung arbeiten zu dürfen, Layout und Druck aber künftig kann ich von meiner Pension zehren. Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, 9201 Gossau Somit sage ich allen: Tschüss! Adresse der Redaktion Redaktion Pfalzbrief, Staatskanzlei, Regierungsgebäude, 9001 St. Gal Hildegard Jutz len, Telefon 058 229 21 58, sabrina.rohner@sg.ch 3
Auf zu neuen Ufern Boris Tschirky Jutta Röösli Von Mai 2000 bis Ende 2003 arbeitete Ich habe ab 2001 als Leiterin der Zentral ich im Amt für Wirtschaft (AfW) – zuletzt stelle für Berufsberatung beim Kanton gear als Leiter Standortmanagement. In jenen beitet. Nach zehn Jahren war die Zeit für gut dreieinhalb Jahren durfte ich zahlreiche etwas Neues gekommen. Die Aufbauarbeit kommunale, nationale und internationale in der Berufsberatung war geleistet und Unternehmen beraten und begleiten. Eine vieles hatte sich eingespielt. Nach einem tolle Erfahrung war es jeweils, wenn die Pia Thoma Abstecher nach Winterthur wurde ich im besprochenen Massnahmen Früchte tru August 2014 zur Vorsteherin des Departe gen und zur Weiterentwicklung der Firmen ments Bildung und Sport in Wil gewählt. Ich sowie zur Stärkung des Standortes Kanton Nach fast elf Jahren als Sachbearbeiterin habe nun wieder eine Führungsaufgabe im St. Gallen beitrugen. Unvergessen bleiben Lehraufsicht im Amt für Berufsbildung war Bildungsbereich, was mir bereits beim Kan die vielen persönlichen Begegnungen im In- es für mich 2011 Zeit, meinen Rucksack ton sehr gut gefallen hat. Beim Kanton hat und Ausland. Nach dem Aufbruch zu neu zu packen und aufzubrechen für ein neu te ich einen tollen Gestaltungsraum, wurde en Ufern arbeitete ich bei St. Gallen-Boden es Abenteuer. Gefunden habe ich dieses gefördert und erfuhr bereichernde Begeg see Tourismus als Direktor. Aktuell bin ich bei der Micarna. Heute absolvieren 126 nungen. Es war eine schöne Zeit, und in Gemeindepräsident von Gaiserwald und Lernende in 18 Berufen ihre Grundaus meiner jetzigen Funktion stehe ich weiter Präsident der St. Galler Gemeindepräsiden bildung in Courtepin und Bazenheid. Hier hin im Kontakt mit dem Bildungsdeparte tinnen und Gemeindepräsidenten (VSGP). durfte ich vor sechs Jahren die Verant ment des Kantons St. Gallen. Bei all diesen Funktionen zehrte und zeh wortung für die Ausbildung der Dienstleis re ich von den Erfahrungen beim dama tungsberufe Ost übernehmen. Eine span ligen AfW sowie von den departements nende und vor allem abwechslungsreiche übergreifenden Kontakten. Tätigkeit. Ich kann nicht nur in der Wirt schaft etwas bewegen, sondern vor allem jungen Menschen eine Perspektive auf zeigen. Noch heute kann ich von meinem reichlich gefüllten Rucksack aus meiner Kantonszeit profitieren, sei es bei meiner Arbeit mit den Jugendlichen, ihren Eltern, den Lehrern oder im Austausch mit den kantonalen Bildungsinstitutionen. 4
Sarah Neff 2001 gestartet, habe ich meine KV-Lehre mit BMS im Bildungsdepartement absol viert. Darauf durfte ich als Sachbearbei terin im Amt für Volksschule Berufserfah rung sammeln. 2008 war es Zeit für einen Aufbruch. Ich habe an der Hochschule in Chur den Bachelor in Tourismus erworben. Es war immer ein Vergnügen, während des Studiums zurückzukommen und Ein Remo Daguati sätze im Generalsekretariat zu leisten. Von Daniel Morf @sg.ch auf @switzerland.com ging’s weiter nach Zürich zu Schweiz Tourismus. Bei der Von 2004 bis 2011 betreute ich im Amt nationalen Marketingorganisation habe ich Ich habe von 2005 bis 2010 in der Staats für Wirtschaft Projekte in den Bereichen während vier Jahren im Event Management kanzlei als wissenschaftlicher Mitarbeiter Standortförderung, Arbeitsmarktbeobach gearbeitet und bin jetzt für dieselbe Firma gearbeitet. In unserem Team waren wir für tung und Arbeitssicherheit. Bei Switzer in Wien tätig, um österreichische Gäste für die Entwicklung von neuen Planungs- und land Global Enterprise (damals Osec) fas die Schweiz zu gewinnen. Steuerungsinstrumenten verantwortlich, so zinierte mich das internationale Netzwerk. zum Beispiel für den Aufgaben- und Finanz Bis Anfang 2016 leitete ich dort die natio plan oder das Regierungscontrolling. Im nale Standortpromotion, die Importförde Jahr 2010 habe ich die Staatskanzlei ver rung und das Messewesen mit Aktivitä lassen, um mich 100 Prozent meiner Fir ten in über 30 Nationen. Seit 2016 bin ich ma, der rheinspringen GmbH, widmen zu selbständiger Berater für Standortförde können. Mit rheinspringen unterstützen wir rung, Arealentwicklung sowie Social Media Jugendliche und junge Erwachsene beim Marketing. Wichtigste Mandate sind die Übergang von Schul- zur Arbeitswelt mit Geschäftsführung des Hauseigentümerver dem Ziel, dass sie eine Lehrstelle oder eine bands Kanton und Stadt St. Gallen sowie Arbeitsstelle finden. Während den fünf Jah der Projektsupport bei der IT-Bildungsof ren in der Staatskanzlei konnte ich einiges fensive. Die Erfahrung aus beruflichen Sta lernen. Ich bin dankbar für die Erfahrungen tionen fliesst so in meine Kundenprojekte. und die gute Zeit, die ich erleben durfte. 5
Nathalie Montalvo (geb. Flaig) Christof Gämperle Ich schaue hinaus aufs türkisblaue Meer In den 20 Jahren beim Kanton übernahm und erinnere mich an früher. Vor fast 19 Christian Meile ich verschiedene Positionen und arbeitete Jahren habe ich direkt nach der Ausbildung zuletzt als Generalsekretär im Baudeparte bei der Fremdenpolizei eine Stelle angetre ment. Nach dieser sensationellen Zeit bei ten. Es war eine sehr schöne und lehrrei Von 1993 bis 2016 arbeitete ich bei der der öffentlichen Hand wollte ich unbedingt che Zeit mit tollen Kolleginnen und Kolle Kriminaltechnik (heute Forensisch-Natur auch die Privatwirtschaft kennenlernen. Als gen und Vorgesetzten. Nach einigen Jahren wissenschaftlicher Dienst) der Kantonspo sich mir die Gelegenheit bot, die Stelle als wurde mir unbezahlter Urlaub bewilligt und lizei St. Gallen. In den letzten 13 Jahren General Counsel bei der Implenia Grup ich ging nach Ecuador, um Spanisch zu führte ich die Dienststelle. Von November pe zu übernehmen, habe ich zugegriffen. lernen. Auf den Galapagos Inseln lernte 2014 bis Dezember 2016 absolvierte ich Obwohl es mir beim Kanton sehr gefallen ich meinen jetzigen Mann kennen. Unse in der Elfenbeinküste eine UNO-Mission hat, bereue ich diesen Schritt nicht. Wenn re Liebe war der Grund, weshalb ich mei und unterstützte die Entwicklung des dor ich heute zurückblicke, denke ich an den ne Stelle kündigte und auswanderte. Nun tigen Polizeilabors. Ich machte vor allem spannenden Austausch mit den Kunden lebe ich schon seit fast 13 Jahren auf der Analysen von Betäubungsmitteln. Im April des Baudepartementes und an die vielen Insel Santa Cruz und habe einen Sohn. 2016 wurde die Elfenbeinküste von einem interessanten Menschen, mit denen ich Ich übersetze ab und zu auf Kreuzfahrten Terroranschlag erschüttert, bei dem ich zusammenarbeiten durfte. oder Tagestouren und arbeite seit einigen drei Freunde verlor. Ich selber hielt mich Jahren im familieneigenen Hotel (Kontakt: zur Zeit des Anschlags zu Hause auf. In nathalie_flaig@yahoo.de). Afrika wurde mir bewusst, wie viel Glück ich in meinem Leben gehabt habe. Nach dem schrecklichen Terroranschlag woll te ich weiterhin in der Entwicklungszu sammenarbeit arbeiten. Da ich Angebote für die Begleitung von Polizeiprojekten in Afrika erhielt, entschied ich mich, bei der Kantonspolizei zu kündigen und ein neu es Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. Zurzeit begleite ich als selbständiger Bera ter Polizeiprojekte in Afrika. Von Februar bis Ende April 2017 zum Beispiel in Kamerun. 6
Caroline Derungs Per 1. Januar 2017 wechselte ich von der Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit als Messeleiterin von «Gren zenlos» zur Genossenschaft Olma Mes sen St. Gallen. Seit meiner Reisebürolehre habe ich den «Tourismusvirus» in mir. Der Florian Kessler Wunsch, wieder an der Front zu wirken, wuchs während meiner Weiterbildung Exe cutive MBA «Tourismus und Hospitality Nach meiner Tiefbauzeichnerlehre beim Management». Das Angebot, die ehema Kanton von 1988 bis 1992 folgten Studi Sybille Moser lige Ferienmesse St. Gallen in den nächsten en- und Berufsjahre, bis ich im Jahr 2000 Jahren zu einem Treffpunkt für Freizeit und als Projektleiter beim Amt für öffentlichen Fernweh umzuwandeln, entsprach genau Verkehr einstieg. Die Angebotsgestaltung Fast neun Jahre habe ich im Sekretariat der meinen Vorstellungen der beruflichen Wei des Regionalverkehrs von Bahn und Bus Bewährungshilfe gearbeitet. Schon damals terentwicklung. Bei der Standortförderung im südlichen Kantonsteil war eine meiner habe ich nebenbei Pferde osteopathisch habe ich Einblick in verschiedene Branchen Hauptaufgaben. Die Busse verkehren bis behandelt. Wegen der stetig steigenden und ihre Herausforderungen erhalten und fast in jeden Winkel. So lernte ich «Land Therapieanfragen kam der Zeitpunkt, an viele Prozesse und Aufgaben der öffentli und Leute» des Kantons kennen. Fordernd dem ich mir überlegen musste, wie ich die chen Hand kennengelernt. Der Aufbruch fiel waren die Erarbeitung von öV-Investitions vielen Termine fristgerecht in meiner Frei mir leichter, da ich mit «Grenzenlos» einen programm und künftiger öV-Strategie. Das zeit unterbringen konnte. Der Umzug der direkten Beitrag zur Standortattraktivität Arbeiten im kleinen AöV-Team war sehr Bewährungshilfe an den Oberen Graben des Messeplatzes St. Gallen leisten kann. kollegial – es machte Spass! Und trotz 32 und die daraus resultierende Umstruk dem, die Inhalte wiederholten sich und mir turierung des Sekretariats war für mich der fehlte der Bezug zur räumlichen Entwick passende Zeitpunkt, die Pferdetherapien lung als Ganzes. So entschied ich mich zum Hauptberuf zu machen. Die Zeit bei zu einer raumplanerischen Weiterbildung, der Bewährungshilfe hat mich gelehrt, mit und schliesslich wechselte ich 2006 nach kniffligen Situationen und anspruchsvollen Rorschach. Seit 2014 engagiere ich mich Menschen umzugehen. Dies kommt mir für die Entwicklung von St. Gallen als Lei auch bei meiner jetzigen Tätigkeit zugute. ter des Stadtplanungsamts. 7
Denise Solenthaler Tuuli Mooney-Schindler «200-jähriges Bauernhaus zu vermieten, Während der Totalrevision der Kantonsver Appenzellerland.» Dieses Inserat habe ich fassung von 1996 bis 1999 arbeitete ich vor knapp fünf Jahren im St. Galler Tag als Leiterin des Verfassungssekretariats. Es blatt entdeckt. Sofort war mein Interesse war eine überaus spannende Zeit. 1999 geweckt. Vor dem Umzug von der Stadt zog ich der Liebe wegen nach Washington, aufs Land arbeitete ich als Leiterin Adminis D.C. Inzwischen bin ich dort festverankert. tration im Hochbauamt und als Sekretärin Seit mehreren Jahren arbeite ich als Juristin im Rechtsdienst beim Gesundheitsdepar beim Internationalen Währungsfonds (IWF) tement. Der Entscheid für den Aufbruch fiel und bin zuständig für das interne Perso mit dem Erhalt der Schlüssel zum Bauern Stephan Brunner nalrecht. Meine Aufgabe beim IWF erin haus. Ich kündigte die Stelle beim Kanton nert mich oft an die St. Galler Verfassungs und startete die zweijährige Weiterbildung revision, da sie auch zu einem Grossteil zur Bäuerin an der Landwirtschaftlichen 1999 stieg ich im Rechtsdienst der Staats aus Gesetzesschreibung und juristischem Schule Salez. Heute züchte ich Appen kanzlei als Praktikant ein. Dort und bei den Projektmanagement besteht. Mein Büro zellerziegen, geniesse Gemüse aus dem Aussenbeziehungen sammelte ich, nach ist aber kein grandioses, dunkel getäfer Garten und arbeite Teilzeit im Personalbe Tätigkeiten in der Privatwirtschaft und an tes Zimmer wie damals in der Pfalz, und reich sowie im sozialen Bereich. Ich lebe der Uni, erste Verwaltungserfahrung. Ein statt der Klostertürme sehe ich nun das bewusster, bewege mich mehr und habe knappes Jahr später musste ich schon wei Weisse Haus. den für mich optimalen Ausgleich zur sit terziehen. Ich verliess nicht nur, fast etwas zenden Bürotätigkeit gefunden. Die fünf schweren Herzens, die st.gallische Staats Jahre als Kantonsangestellte möchte ich kanzlei, sondern auch die Ostschweiz. nicht missen. Rückblickend gibt es kein Beim Bundesamt für Justiz in Bern wurde gut oder schlecht, ganz nach dem Mot ich als wissenschaftlicher Adjunkt für das to «Alles zu seiner Zeit» – wie in der Natur. damals erarbeitete Öffentlichkeitsgesetz des Bundes zuständig. Weitere Etappen auf dem Berufsweg führten mich aber wie der auf ähnliche Geleise zurück: Heute lei te ich den Rechtsdienst der Bundeskanzlei. Und bin ein bisschen Heimweh-St. Galler! 8
Barbara Koch Von April 2006 bis Juni 2013 war ich Gene ralsekretär-Stellvertreterin im Gesund heitsdepartement. Heidi Hanselmann und Simon Thalmann Roman Wüst haben mir als junger Frau die Chance gegeben, Verantwortung zu übernehmen, Projekte zu leiten und erste Chompel Balok 1997 bin ich im Bildungsdepartement ein Führungserfahrung zu sammeln. Mit einem gestiegen, als Revisor im Amt für Schulge Rucksack voll von Gelerntem sowie mit meinden. Anschliessend übernahm ich die schönen Erinnerungen an die Ostschweiz Im Bildungsdepartement war ich zuerst als Abteilung Stipendien, in der damals Auf kehrte ich im August 2016 nach Luzern wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt für bruchstimmung herrschte. Meine Arbeit in zurück. Mir wurde die Position der General Mittelschulen sowie im Amt für Hochschu St. Gallen unterbrach ich zweimal für mili sekretärin am Kantonsgericht angeboten. len tätig. Später übernahm ich die Bereichs tärische Auslandseinsätze: 2002 leistete Die Aussicht, selber ein Generalsekretariat leitung für die Pädagogischen Hochschulen ich als Kommandant-Stellvertreter einen zu führen und in der alten Heimat zu leben, im Amt für Hochschulen. Dank der Unter sechsmonatigen Swisscoy-Einsatz im haben mir den Entscheid, eine gute Stel stützung meiner Vorgesetzten konnte ich Kosovo und 2006/07 machte ich Dienst le und viele tolle Mitarbeitende in St. Gal parallel dazu mein Zweitstudium an der Uni an der innerkoreanischen Grenze in der len zu verlassen, etwas leichter gemacht. versität Zürich erfolgreich beenden. Nach Neutral-Nations-Supervisory-Commission sechs spannenden und lehrreichen Jah in Seoul und Umgebung. Nachdem ich ren im Bildungsdepartement reizten mich 2010 aus dem Staatsdienst ausgetreten eine neue Aufgabe mit mehr Verantwor war, leistete ich nochmals fast ein Jahr tung sowie ein neues Thema. Der Wech Dienst in Korea, bevor ich am 1. Januar sel in das Departement des Innern mit sei 2012 Gemeindepräsident von Niederhel nen gesellschaftlichen Themen lag für mich fenschwil wurde. Rückblickend sehe ich als Soziologen nahe. Nachträglich sehe die Zeit beim Kanton als eine eher unbe ich meine Einschätzung bestätigt, dass lastete Lebensphase mit vielen Aus- und ein Plan B nicht immer mit einer radikalen Weiterbildungsmöglichkeiten. Der Kanton Veränderung einhergehen muss. Er kann ist mir als grosszügiger und fairer Arbeitge durchaus auch eine sehr spannende Ver ber in Erinnerung geblieben. Ich vermisse änderung im «Mikrokosmos Staatsverwal das Stadtleben schon ein wenig. tung» sein. 9
Maria Seelhofer Christine Koch Ich habe von 2004 bis 2015 beim Amt für Nach drei Jahren als Verwaltungsjuristin öffentlichen Verkehr gearbeitet. In diese beim Departement des Innern (und vorher Zeit fällt auch mein Executive Master-Stu bereits vier Jahren beim Kanton Appen dium an der Universität Bern im Bereich zell Ausserrhoden) war es für mich Zeit für öffentliche Verwaltung. Dank diesem Stu einen Wechsel ins Zivilrecht. Unweit meines dium und meinem Fachwissen über die letzten Arbeitsortes bin ich im März 2014 Finanzierungsmechanismen im öV konn beim Kantonsgericht im Familienrecht fün te ich zuletzt als Projektleiterin der neuen Ueli Nef dig geworden. So zügelte ich vom Ostflügel öV-Gesetzgebung des Kantons mitwirken. in den Nordflügel des Regierungsgebäu Nach mehr als zehn Jahren war es Zeit des. Im Generalsekretariat des Departe für eine neue Herausforderung. Seit April Nach rund fünfjähriger Tätigkeit im Sicher ments des Innern waren verschiedene 2015 bin ich Leiterin Finanzen der Spital heits- und Justizdepartement wechselte Ämter beheimatet, dadurch entstand ein region Fürstenland Toggenburg. Ein lieber ich ins Gesundheitsdepartement. Seit zwei bunter Mix von Mitarbeitenden. Beim Kan Geschäftspartner meinte, ich komme vom Jahren leite ich nun den Rechtsdienst im tonsgericht ist in der alltäglichen Arbeit von Regen in die Traufe, da der Gesundheits Gesundheitsdepartement. Heute kenne ich der Politik und Verwaltung wenig spürbar – bereich nicht mehr Geld zur Verfügung hat nicht nur die Thematiken beider Departe die Gewaltenteilung funktioniert! als der öV. Er mag Recht gehabt haben, mente, sondern auch deren Organisation den Wechsel habe ich trotzdem bis heu und Funktionsweise. Gleichzeitig ermög te nicht bereut. lichte mir der Wechsel, viele weitere interes sante Menschen kennenzulernen, die sich mit Engagement für den Kanton einsetzen. All dies hilft mir heute ganz entscheidend bei meiner täglichen Arbeit. Aufgrund mei nes Berufswegs bin ich überzeugt, dass interdepartementale Wechsel sowohl für die Betroffenen als auch für die Kantonsverwal tung besonders gewinnbringend sind. Ich meine, dass kantonale Personalentscheide vermehrt aus diesem Blickwickel getroffen werden sollten. 10
Bewegter Mittag beim Kanton Sportangebote für die Mittagspause Über Mittag aus dem Büro rein in die Sporthalle und Beweglichkeit, Ausdauer oder Entspannung schulen – gemeinsam mit anderen Mitarbeitenden der Kantonsverwaltung. Das Bau- und das Bildungsdepartement sowie das Betriebliche Gesundheitsmanagement BGM bieten Angebote zum bewegten Mittag an. Mittagssport im Baudepartement POE organisiert während des Winterhalb jahrs am Montagmittag im Athletik Zen trum den Freizeitkurs «Fitness & Spiel». Motiviert durch diesen Kurs haben Mit arbeitende vom Baudepartement in eige ner Regie eine Fortsetzung fürs Sommer halbjahr organisiert. Im Unterschied zum POE Freizeitkurs beschränkt sich die se Aktivität auf die Sportarten Unihockey und Fussball. Die Gruppe ist bunt durch mischt mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Baudepartement, dem Bildungs- und Sicherheits- und Justizdepartement. Die sportliche Abwechslung am Mittag wird sehr geschätzt, deshalb kam bereits nach dem ersten Halbjahr der Freitagmit tag dazu. Beide Aktivitäten finden jeweils von 12.15 Uhr bis 13.15 Uhr im Athletik Voller Einsatz beim Mittagssport im Baudepartement. Zentrum statt. Interessierte können sich bei jeanluis.nardone@sg.ch melden. Es hat noch Platz für zwei bis drei zusätzliche Spielniveau reicht vom Prädikat Schildbür Yoga hat auf viele Menschen eine Teilnehmende. ger bis FC Winkeln. Der Begriff Mittags beruhigende, ausgleichende Wirkung und sport ist insofern etwas hochgegriffen, als kann den Folgeerscheinungen von Stress Jean Luis Nardone es sich in Tat und Wahrheit um eine Grup entgegenwirken. Yoga lehrt, Körper und pe von Fussballbegeisterten handelt, die Geist zu entspannen, aber auch Energie Mittagssport im zusätzlich ein bisschen Unihockey spielt. und Kraft für den Alltag zu schöpfen. Bildungsdepartement Und ja, es sind auch Frauen dabei (frei Es gibt kaum Einschränkungen und Es ist ein halber Geheimtipp: der wöchent willig!). Überliefert sind zudem Spieleinsät gesundheitliche Vorbehalte, da auf die Teil liche Mittagssport am Mittwoch, organisiert ze eines aktuellen Mitglieds der Regierung nehmenden individuell eingegangen wird vom Amt für Sport. Ein halber deshalb, weil und eines Generalsekretärs. und die Gruppen eher klein sind. Auch mittlerweile nicht nur BLD-ler, sondern auch Anfänger und Anfängerinnen sind will Mitarbeitende aus anderen Departemen Andrea Schmid kommen und können jederzeit mit Yoga ten und der GVA gemeinsam den Bällen oder Tischtennis beginnen. Es sind noch nachjagen. Auf eine aktive Bewerbung des BGM: Tischtennis und Yoga im freie Plätze verfügbar. Der Kanton St. Gal Angebots möchte man trotzdem verzich Athletik Zentrum St. Gallen len beteiligt sich mit 50 Prozent an den ten, um die Kapazität der Halle nicht über Der zweifache Seniorenweltmeister und Kurskosten. Es besteht kein Anspruch auf zustrapazieren. Die Organisation ist unkom Olympiafünfte im Tischtennis weiht in die Arbeitszeit. Anmeldungen für Yoga an Frau pliziert, ohne An- oder Abmeldeprozedere, Faszination des Tischtennis ein – das gibt’s Hue Dao (huedao70@yhoo.com), für Tisch und die Atmosphäre entspannt. Aggressi nicht alle Tage! In diesem Sport werden vor tennis an Herrn Ding Yi (info@dingyitt.com). ve Körpereinsätze aufgrund von überstei allem Reaktionsfähigkeit, Schnelligkeit und gertem Ehrgeiz halten sich in Grenzen. Das Kondition geschult. Renato Aebi 11
Hans Schmid, Hotelier «Ich verwöhne Gäste» Hans Schmid in der Stüva der Chasa Bastiann. Bis heute war ich nie in New York. Auch schaftsdepartement. Drei Jahre dynamisches Gestal lebe ich noch immer nicht in Südfrankreich. ten als Leiter des Amtes für Kultur. Ermuntert, geprägt Trotzdem wurde ich eingeladen, über und nur selten gebremst von zwei Chefinnen und mein «auf und davon» zu berichten und den einem Chef, denen ich allen dreien noch heute mit Mitarbeitenden der St.Gallischen Kantons- Freude und Respekt begegne. Wenn sie bei mir ein verwaltung ein paar flüchtige Einblicke kehren hier oben. Rita Roos unterwegs ins Südtirol. in das Schicksal eines Abtrünnigen zu ge- Joe Keller auf dem Sprung ins Samnaun. Kathrin Hil währen. Ich mach’s mit Freude! ber kurz vor S-charl. unterwegs Was ich konkret mache hier oben? Vor zehn Jahren ins Engadin ausgewandert, bin ich autonom den meisten von euch unbekannt. Hans Schmid. Jahr Ich verwöhne Gäste. Als Gastgeber im Hotel und gang 1964. Vater von vier wunderbaren Kindern. Mit Restaurant Piz Linard am Dorfplatz von Lavin. Gast ihrer Mutter noch heute freundschaftlich verbunden. freundschaft ist wechselseitig. Die Beziehung mit nicht Mit meinem Freund seit fünf Jahren in tragend schö wenigen meiner Gäste ist eine Begegnung zwischen ner Beziehung. Promovierter Jurist und patentierter interessierten Menschen und seelenverwandten Natu Rechtsanwalt. Während elf Jahren im Dienste des ren. Unsere Zimmer sind von Künstlerinnen und Künst mächtigsten der vernachlässigten Kantone. Acht Jah lern gestaltet. Unsere Küche ist Handwerk pur. Die re intensives Lernen als Generalsekretär im Volkswirt Städter fragen nach dem Tschliner Bier. Der Stammtisch 12
will Calanda. Seit ich Gisep & Co. für die Ruhetage den ner Werke in der hauseigenen Galerie baut Brücken Schlüssel gegeben habe, pflegen sie den autonomen zu mir selber, ins Dorf und zu den Gästen. Überhaupt Stammtisch Lavin. Gewähren Durchreisenden Asyl, lässt mich die Musse nicht los. Jazz im Arvensaal. wenn sie durstig nach einer offenen Schenke suchen. Lesungen in der Bibliothek. Pasolini mit Karl Geiser. visiun Stadtweh Ich sammle Geld. Im grossen Stil. Der kleine Palaz Ich bin Nomade. Das Pendel zwischen Nah und Fern, zo mit seiner 150-jährigen Geschichte war unterhalts zwischen Berg und Stadt begleitet Lavin durch seine technisch etwas im Rückstand, als die Witwe ihn zum Geschichte. Nach dem Dorfbrand von 1869 waren es Kauf anbot. Das Geld, das ich früher aus dem Lotte italienische Baumeister, die das Dorf neu gebaut haben. riefonds zu verteilen geholfen habe, versuche ich nun Nach dem Modell einer kleinen Stadt. Die Spendengel in umgekehrter Rolle bei Freunden und Mäzenen zu der flossen reichlich von den Randulins. So heissen die motivieren. Habe mich also nebenberuflich vertieft im ausgewanderten Zuckerbäcker und Baumwollbarone Fundraising. Wo wir mit dem Pioniervorhaben heute von Florenz über Wien bis Alexandria. Stadtnähe und zum zehnjährigen Jubiläum stehen, haben wir grad in Weltoffenheit prägen das Dorf noch heute. Für mich einem kleinen Heft notiert. Der Titel «visiun» deutet an, selber ist die Stadt Quelle von Inspiration und Erholung. dass wir noch immer mitten in der Aufgabe stecken. In der Pause zur Wochenmitte in Zürich. In Gedan ken oft in Istanbul, wo der Inn ja schliesslich hinfliesst. Passion Ich forme Talente. Fast hätte ich uns gerühmt, mit subversiv acht bis zehn Vollzeitstellen der grösste Arbeitgeber Ich politisiere poetisch. Als kleiner Unternehmer fühle im 200-Seelen-Dorf zu sein. Geber sind wir nur dem ich mich im Antlitz der nicht eben empathischen Touris Namen nach. Bei Lichte betrachtet sind wir ständig muspolitik der Grossdestinationen und der Schneeka Suchende. Im berühmten Kampf um die Talente auf nonen mithin angestachelt, nach beherzter Förderung dem ausgetrockneten Arbeitsmarkt in alpiner Abge und Vernetzung der kleinen Perlen zu rufen. Einschliess schiedenheit verschärft durch die Sprachbarriere. Wir lich die Überwindung von überholten ordnungspoliti haben aufgehört, unstete Arbeitskräfte zu rekrutieren. schen Dogmen. Solche Fürbitte ist nicht ganz davor Lieber verbinden wir uns mit leidenschaftlich engagier gefeit, leicht zynisch rüber zu kommen. So möchte ich ten Profis und neugierig talentierten Laien, die mit uns mich enthalten. Stattdessen will ich euch noch mein lieb in ihre Aufgaben hineinwachsen. Die meisten von ihnen gewonnenes Loblied auf die geschenkte Zeit hier oben stammen aus anderen Ländern und Kulturkreisen. Von singen. In herzlicher Vorfreude baldiger Begegnung! Frankreich über Portugal bis nach Bulgarien, Tibet und Eritrea. Das ist aufwendig schön und über die Arbeit Stetig unterwegs. In Eile. Aus Langeweile. Geschäf- hinaus wertvoll. Ich lerne viel von meinen Mitarbeiten tig. Zum Vergnügen. Auf der ewigen Suche nach dem den. Übers Leben und fürs Leben. flüchtigen Glück. Da keimt der Wunsch, dem Alltag zu entfliehen. Inne zu halten. Im Gasthaus am Platz fin- Glücksteiche det die rasende Seele Rast. Sie geniesst den Charme Ich male Bilder. Was strukturpolitisch steile Geröllhal des Einfachen. Lauscht dem Rauschen des Baches. den sind, wird aufgewogen durch die paradiesische Atmet den Duft der Bergwiese. Wärmt sich im Licht der Landschaft, das authentische Dorf, das warme Licht, Septembersonne. Besinnt sich im Antlitz des Berges. die greifbaren Sterne. So schreibe ich gerne in Bildern. Und spürt am ganzen Leib, wie schön die geschenk- Für mich und für unsere Gäste. Von splerin bis macun. te Zeit hier oben ist. Über Flurin und Janaiverin. Von der Minibar im Dorf brunnen. Über die Sehnsucht im Halbzeitkoffer. Auch Hans Schmid fliessen wieder ganz dicke Striche und ungelenk voll endete Formen aus dem Pinsel. Die Präsentation mei pizlinard.ch, bastiann.ch 13
Ausgefragt mit Hildegard Jutz «Medienleute und Staatsdiener ticken völlig anders» Hildegard Jutz, Leiterin Kommunikation mir immer wieder zugutegekommen. Vermutlich liegt des Kantons St. Gallen, wird Ende April das Geheimnis darin, dass man so viel wie möglich nach fast 20 Jahren pensioniert. Vor ihrer mit Freude und einigermassen engagiert machen soll. Zeit beim Kanton war Hildegard Jutz als Redaktorin tätig sowie als Kommuni Wenn Sie auf Ihre Zeit in der Staatskanzlei zurück- kationschefin von Caritas Schweiz. blicken: Was war der Höhepunkt? Es wäre nicht falsch, wenn ich den Kantonsauftritt an Wer hat Sie geprägt im Berufsleben? der Expo 02, den Festakt zum Kantonsjubiläum 2003 Drei gescheite Männer. Sie haben mich je ein Stück oder den Gastauftritt am Zürcher Sechseläuten 2013 meines beruflichen Wegs begleitet. Radiomann Edu nennen würde. Und doch haben mir die unzähligen klei ard Nacht hat mich zum Journalismus verführt, nen Glücksmomente in der wenig spektakulären, alltäg «Rheintaler»-Reaktor Hans Müller hat mir ein wenig lichen Medienarbeit mehr bedeutet. Vor allem auch die Schreiben beigebracht und Publizist und Theologe Odi guten, tragfähigen Beziehungen zu den Redaktionen. lo Noti ein bisschen analytisches Denken. Frauen als Vorbilder – Schande! – gab es leider keine. Ich gehö Wo und wann sind Sie an Grenzen gestossen? re vermutlich der letzten Generation an, in der man Als mein Mitarbeiter erkrankte und viele Monate nicht als Frau sehr häufig Neuland betreten hat. arbeitsfähig war. Sie waren lange als Journalistin tätig. Welche Erfah- Was fasziniert Sie an der Kommunikation? rungen daraus waren in der Verwaltung besonders Kommunikation ist Übersetzungsarbeit: Wie sag’ ich’s nützlich? meinem Kinde? Wie mache ich eine komplexe Bot Medienleute und Staatsdiener ticken völlig anders. Sie schaft verständlich? Wie breche ich sie vom Spezia haben andere Werte, andere Prioritäten. Den einen ist listen-Latein in die Alltagssprache herunter? Wie sage Fachkompetenz, Korrektheit, Diskretion sehr wichtig, ich bei einem heiklen Thema, was Sache ist, ohne die den andern Transparenz, Verständlichkeit und Aktuali Aufregung zu vergrössern? Wie wird man allen Sei tät. Es ist nicht so, dass die eine Seite richtig liegt und ten gerecht? die andere falsch. Denn schlussendlich dienen beide dem Gleichen: einer gut funktionierenden Gesellschaft. Ein No-Go in der Kommunikation? Aber ihre Arbeitsweisen harmonieren nicht immer mitei Medienschelte. nander. Meine Funktion habe ich als eine Art Scharnier verstanden. Ich wollte beiden Welten Unterstützung Beim Thema Kommunikation wissen stets alle, wie bieten, aber auch Verständnis für die jeweils andere man es besser macht. Wie reagiert man darauf? Arbeitsweise wecken. Dafür waren meine vorhergehen Es gibt nicht das ultimative Patentrezept, wie man kom den Jahre im praktischen Journalismus unerlässlich. munizieren muss. Vielmehr geht es darum, dass man proaktiv informiert, bei der Wahrheit bleibt und auch Jüngere Generationen planen den beruflichen Kritik ernst nimmt. Wird das Vertrauensverhältnis zwi Lebenslauf oft sehr systematisch. Was ist Ihr Rezept schen (staatlichen) Akteuren und Medien beschädigt, für ein erfolgreiches und abwechslungsreiches bleibt als erstes die Glaubwürdigkeit auf der Strecke Berufsleben? – zum Schaden aller Beteiligten und vor allem zum Ich hatte nie vor, hier zu landen, wo ich nun fast 20 Schaden der Sache selbst. Jahre blieb. Aber ich finde meinen Job nach wie vor den tollsten, den es gibt. Gefühlsmässig meine ich, der Wo können Sie abschalten und auftanken? Zufall habe in meinem Leben Regie geführt, aber wenn Im Hätterenwald beim Joggen, im Theater, in der Ton ich jetzt auf meinen beruflichen Werdegang zurück halle, im Kinok in der Lokremise beim Kulturgenuss blicke, so sieht er verblüffend gradlinig aus. Alles, und in der Beiz zusammen mit vielen gut Gelaunten was ich je gelernt, studiert und gearbeitet habe, ist bei einem Glas Wein. 14
Wie lange halten Sie es ohne Computer, iPhone und iPad aus? Nicht lange! Zum Glück gibt’s heutzutage bis ins hin terste Zweisternhotel in Frankreich und anderswo WLAN. Ständig online sein – Lust oder Qual? Weder noch. Es ist heute einfach so. Wie beginnen Sie den Tag? Indem ich meinen iPhone-Wecker abstelle, die Mails checke und anschliessend im Bademantel die Zeitun gen aus dem Briefkasten hole. Wo fühlen Sie sich zuhause? In St. Gallen, in der Schweiz, in Europa, ganz klar. Allerdings – eine meiner zwei Seelen haust in Afrika. Ich bin in Zimbabwe (Rhodesien) aufgewachsen. Ein wunderschönes Land mit einer überaus liebenswürdi gen Bevölkerung und einer 2000-jährigen Geschich te – davon 87 Jahre als britische Kolonie. Zurzeit lei det das Land allerdings unter einer noch schlimmeren Heimsuchung: unter seinem despotischen Staatschef Robert Mugabe. Zimbabwe ist heute in einer misera blen Verfassung. Das stimmt mich für meine zweite Heimat traurig. Wer einmal in (Schwarz-)Afrika gelebt hat, den lässt dieser faszinierende, die Sinne betören de Kontinent nie mehr los. Welche Pläne schmieden Sie für Ihre Pensionierung? Wenn ich meine Agenda anschaue, muss ich nicht mehr gross Pläne schmieden. Ich bin noch in x Stif Worauf freuen Sie sich? tungsräten, Vereinsvorständen und Gremien. Am Den Wecker nicht mehr stellen zu müssen. stärksten eingespannt bin ich bei der SRG Ostschweiz und der SRG Deutschschweiz. Das macht mir gros Wovor haben Sie Respekt? sen Spass, denn dort kann ich meine Fachkompe Vor dem alt werden. tenz weiterhin einsetzen. Auch im Hinblick auf die No- Billag-Abstimmung ist Engagement angesagt. Sehr Was würden Sie gerne noch lernen? gern mache ich mit im Stiftungsrat von «Swisshand», Schach spielen und Crawl schwimmen. einem Hilfswerk, das Mikrokredite ausrichtet an initia tive Frauen in ärmsten Regionen Afrikas. Und diesen Welches wäre Ihr bevorzugtes Auswanderungsziel? Spätsommer geht’s «auf und davon» nach Alaska. Wie ausgeführt, würde ich sehr gern – wenigstens tem Danach fällt bald schon der Christbaum vom Him porär – in Zimbabwe leben. Aber das ist heute gänz mel herab auf den Klosterplatz; da unterstütze ich die lich unmöglich. Paris liebe ich sehr, und auch Rom. Engel ein bisschen bei der Arbeit. Es müsste auf jeden Fall eine europäische Grossstadt mit viel Kultur sein. 15
Katja Lendi, Huforthopädin «Wie eine Haut, die zu eng geworden ist» Katja Lendi bei der Arbeit mit dem Pferd Magic in A btwil. Als Barhufer kommt Magic Katja Lendi war früher Sachbearbeiterin Ein Haus mit Pferdestall ohne Hufeisen aus, bei der Regionalstelle Buchs des Kon- Schon damals hatte Katja Lendi einen Traum: Ihre Pfer was eine umsichtige und professionelle kursamtes. Heute ist sie als selbstständige de in einem Haus mit Umschwung selber betreuen Pflege erfordert. und erfolgreiche Huforthopädin tätig. zu können. Als sich diese Gelegenheit ergab, zöger Eine Geschichte über Zufälle und Rück- te die pferdeverliebte 40-Jährige nicht lange. «Wich schläge und wie Katja Lendi zu ihrem tige Entscheidungen kamen in meinem Leben oft von Plan B und ihrem beruflichen Glück fand. aussen oder wurden mir von anderen abgenommen», lacht Lendi. Trotz familiärer «Vorbelastung» entschied Katja Lendi hat beruflich schon einige Stationen hinter sie sich gegen die Polizistenlaufbahn und für ein altes sich. Geboren in einer Polizistenfamilie vom Walensee, Haus mit zwölf Zimmern und einem Stall für die Pfer war für sie schon als Kind klar, dass sie später Poli de. Ihre Leidenschaft für Pferde entdeckte Katja Lendi zistin werden wollte. Die KV-Lehre sollte denn auch bereits im Alter von sechs Jahren, als sie ihr erstes nur ein vorbereitender Schritt in diese Richtung sein. Pony erhielt. Eines ihrer heutigen Pferde, die Freiber Den Eignungstest für das Polizeikorps absolvierte sie gerstute Luna, begleitet sie nun seit 25 Jahren. Am noch, doch dann kam alles anders. neuen Wohnort in Frümsen führte ihr beruflicher Weg 16
zu einer Bank und später zu einem Treuhandbüro im für Lendi zentral. Unterschiede zum Büro sieht Lendi Fürstentum Liechtenstein. neben der körperlichen Arbeit im achtsamen Umgang mit ihren Gefühlen und ihrem Verhalten. «Ein Pferd spürt Unglück führte zur Berufung sofort, wenn man schlecht gelaunt oder gestresst ist. Zur Huforthopädie kam Katja Lendi aufgrund einer Dann verweigert das Tier die Zusammenarbeit und schlechten Erfahrung mit einem Hufschmied. «Eines es braucht mehr Kraft und Energie für eine saube meiner Pferde hatte massive Quetschungen an den re Arbeit», erzählt Lendi. Auch der Umgang mit den Hufen, verursacht durch die Arbeit des Hufschmieds. Pferdebesitzerinnen und -besitzern ist anspruchsvoll, Auch der Tierarzt wusste keinen Rat und konnte nur denn für diese ist Katja Lendi eine Vertrauensperson, starke Schmerzmittel verabreichen. Die Verletzungen da es um das Wohl ihrer Pferde geht. waren so schwer, dass wir uns überlegten, das Pferd Beim Kanton schätzte sie neben der sicheren einzuschläfern», so Lendi. Hilfe fand sie schliesslich bei Anstellung die zeitliche Flexibilität: «Ohne die Unter einem Huforthopäden. Durch diese Erfahrung kam die stützung meines Vorgesetzten, der mir damals den sechsfache Pferdebesitzerin zum Entschluss, sich zur zeitlichen Spielraum für eine Weiterbildung als Pfer Huforthopädin auszubilden. «Nach dem ersten Ausbil dedentalpraktikerin in Berlin ermöglichte, wäre der dungstag kam ich mit Herzklopfen nach Hause und Übergang in die Selbstständigkeit nicht so einfach wusste, das ist meine Berufung», erzählt Lendi. verlaufen.» Zudem kennt die Unternehmerin dank ihrer Erfahrung im Konkurswesen die grössten Stolperstei Anstrengendes «Doppelleben» ne, an denen Unternehmen scheitern können. Über Bekannte und ihre Reitlehrerin hatte Katja Lendi innerhalb kurzer Zeit ohne Werbung 50 Kundenpfer «Alle sollten einen Plan B haben» de in der Behandlung. Da Lendi damals noch im Treu Katja Lendi hat ihren Plan B verwirklicht und ihr beruf handbüro arbeitete, fiel die Arbeit mit den Pferden an liches Glück gefunden. Sie schmiedet bereits den den Abenden und Wochenenden an. Aufgrund eines nächsten Plan: Ihr langfristiges Ziel ist ein Huf-Reha Stellenabbaus wurde sie bei der Treuhandfirma frei bilitations-Center, wo Pferde unter ständiger Kontrolle gestellt und arbeitete danach in einem Teilzeitpensum intensiv und interdisziplinär behandelt werden können. bei der Regionalstelle Buchs des Konkursamtes. «Mit «Jede und jeder sollte einen Plan B haben. Hätte ich einem Haus und einer Hypothek war mir damals eine gewusst, wie schön und befriedigend es ist, hätte ich sichere Anstellung wichtig. Doch die Doppelbelastung mich schon früher selbstständig gemacht», so Lendi. wurde mir nach einigen Jahren zu viel. Und irgend wie fühlte sich das Büro wie eine Haut an, die zu eng Chompel Balok geworden ist. Das war der Hauptgrund, weshalb ich beim Kanton gekündigt und mich als Huforthopädin selbstständig gemacht habe», so Lendi. Achtsamen Umgang pflegen Als grössten Vorteil zur Bürotätigkeit nennt Lendi die zeitliche Autonomie, die sie als Unternehmerin gewon nen hat: «Ich kann meine Zeit selbst einteilen. Das kommt neben meinen Tieren auch meiner Persönlich keit entgegen. Dadurch bin ich insgesamt zufriedener. Das merke ich hauptsächlich daran, dass körperliche Beschwerden wie Migräne oder Schlafstörungen, unter denen ich früher litt, seit meiner Selbstständigkeit fast nicht mehr auftreten.» Einen Beitrag zur Gesundheit der Pferde zu leisten gibt ihrer Arbeit Sinn – das ist 17
Nicolo Paganini, Olma-Direktor «Ich bin kein Aussteigertyp» Vom KMU Rutishauser Weinkellerei zur Leute strahlen.» Nebst der Herbstmesse organisiert die selbständigen Anwaltstätigkeit, dann Wech- Olma Genossenschaft jährlich rund 130 verschiedene sel in die Staatsverwaltung, von dort in die Anlässe und Messen – darunter die Immomesse, die Privatwirtschaft und aktuell Olma-Direktor: Automesse oder die Hochzeitsmesse – und betreut Nicolo Paganini mag die Abwechslung und Kunden wie Banken, das Bildungsdepartement oder hat in seiner Karriere ganz unterschied die IHK. Zudem sei die Grösse des Unternehmens mit liche Unternehmen und Kulturen kennen 85 Mitarbeitenden überschaubar und man kennt die gelernt. Von 2002 bis 2007 leitete er das Mitarbeitenden mit Namen. Natürlich werde er auch damalige Amt für Wirtschaft des Kantons auf der Strasse erkannt, als Gesicht der Olma: «Mich St. Gallen. Seit 2011 führt der gebürtige stört das nicht, aber meine Frau hätte mich manch Thurgauer die Olma Genossenschaft. mal schon gerne mehr für sich», lacht er. Nicolo Paganinis Lebenslaufs ist eine abwechslungsrei Die Ostschweiz vertreten che Abfolge von verschiedenen Wirkstätten. «Geplant Angesprochen auf seine politischen Ambitionen meint habe ich meine Karriere nicht», sagt Nicolo Pagani Paganini, dass er nicht verbissen an einem Ziel fest ni. «Es hat sich immer alles ergeben und nach eini halte, sondern schaue, was sich ergibt. Nachdem es gen Jahren reizte mich wieder eine neue Herausfor 2015 mit der Wahl in den Nationalrat nicht klappte, ist derung. Die Zeit zu Beginn einer Arbeitsstelle, bei der Paganini nun auf dem ersten Ersatzplatz. Bis er seine man Neues lernt, finde ich am Spannendsten.» Heimat allenfalls in Bern vertreten kann, setzt er sich hier für die Positionierung der Ostschweiz ein, so zum Den Rucksack füllen Beispiel als Vorstandsmitglied von St. Gallen-Boden Die Unternehmenskulturen in Verwaltung, der Privat see Tourismus. «Meiner Meinung nach fehlt der Ost wirtschaft und bei der Olma seien ganz unterschiedlich. schweiz eine gemeinsame Identität. Es wäre wichtig, Den Kanton hat Paganini am komplexesten wahrge die unterschiedlichen Interessen und Ressourcen zu nommen, da politische Vorgänge die Arbeit beeinflus bündeln», so der Olma-Direktor. Zur Expo meint Paga sen. Seine Zeit beim Amt für Wirtschaft ist ihm in posi nini, dieses «Jahrhundertprojekt» wäre eine Riesen tiver Erinnerung geblieben. «Ich hatte mit Joe Keller chance gewesen. Doch der Zeitgest sei wohl gegen einen tollen Chef, der mir von Anfang an Vetrauen ent Grossanlässe, die viel Geld schlucken. gegenbrachte. Als Amtsleiter genoss ich einen gros sen Gestaltungsspielraum.» Trotzdem reizte den jun Saisonal auswandern gen Amtsleiter nach fünf Jahren in der Verwaltung die Wenn er nicht am Arbeiten oder am Netzwerken ist, Herausforderung: «Bin ich noch fit für die Privatwirt entspannt sich Paganini im Winter beim Skifahren und schaft?» Er schaffte als Projektleiter den Einstieg bei in der Sauna, im Sommer ist Wandern und Fischen der St. Galler Kantonalbank, meisterte dann die Her angesagt. Letzteres sei sehr entspannend. Überhaupt ausforderungen als Leiter Bereichssteuerung im Priva gilt sein Interesse der Kulinarik: Er kocht und backt te Banking und blieb knapp vier Jahre bei der Bank, leidenschaftlich gern und kennt sich als ausgebilde bis seine Traumstelle ausgeschrieben war: Direktor ter Bier-Sommelier auch mit dem Hopfen- und Malz der OIma Genossenschaft. Dieser Arbeitsplatz ver saft aus. band seine Interessen und Erfahrungen in Politik und Mehrmals im Jahr besucht er Schwingfeste, die Wirtschaft – insbesondere im Marketing und in der für ihn erholsame «Miniferien» sind. Neben der aktiven Standortförderung. Erholung beherrscht Nicolo Paganini auch die Kunst des Nichtstuns. In den Ferien fährt Paganini gerne Olma überzeugt mit Vielfalt und Emotionen weg. Ganz aus der Ostschweiz wegzuziehen kann er Bei der Olma Genossenschaft fühlt sich der 50-jähri sich allerdings nicht vorstellen. «Ich bin nicht der Aus ge Paganini zuhause: «Hier bekomme ich unmittelbar steigertyp, der hier alle Zelte abbricht. Saisonal aus mit, was den Kunden gefallen hat. Ich sehe, wie die wandern wäre aber eine schöne Option.» Traumziel im 18
Olma-Direktor Nicolo Paganini begrüsst das Publikum an der Vier- Frühling und Herbst wäre der Mittelmeerraum. An die der Stadtmusik Bischofzell. Jetzt beschränke sich sei Rassen-Eliteschau der sem gefallen ihm das Klima, die Menschen, die Leich ne Musikalität aufs passive Musikhören. Kühe. tigkeit sowie die Landschaft mit Oliven- und Mandel Und was kommt nach der Zeit bei der Olma? bäumen, Oleandern und den satten Farben. Nicht zu «Momentan geniesse ich meine abwechslungsreiche vergessen die kulinarischen Spezialitäten. Im Winter Stelle als Olma-Direktor. Ich kann mir jedoch vorstel würde er im Engadin leben, wo er auch eine Ferien len, einige Jahre vor der Pensionierung eine Berater wohnung besitzt. funktion oder ein VR-Mandat zu übernehmen.» Auch hier gilt: Nicolo Paganini lässt es auf sich zukommen Berühmter Namensvetter und wird die Gelegenheit für einen spannenden Wech Nicolo Paganini ist in Bischofszell aufgewachsen, sel ergreifen, wenn sie vor ihm steht. sein Vater stammt aus dem Val Poschiavo. Mit dem berühmten Namensvetter, dem Genueser Musiker, sei Sabrina Rohner er wissentlich nicht verwandt. «Meine Eltern haben sich für einem Vornamen entschieden, der zum Nachna men passt – die Kombination ist wohlklingender als beispielsweise Fritz Paganini», meint er lachend. Apro pos klingend: Wie steht es denn um seine musikali sche Ader? Er habe früher mal Saxophon gespielt in 19
Peter Jenni, Aussteiger «Etwas zu lachen gibt es immer» Eine Krebsoperation an der Zunge und Damals war der Gedanke, einmal in Vietnam zu die anschliessende Bestrahlungstherapie leben, vage im Hinterkopf vorhanden. Je näher ich hätten fast einen Strich durch die Rech- Ho Chi Minh City (ehemals Saigon) kam, umso stär nung Auswandern gemacht. Doch dies ker wurde dieser Wunsch. Auch in dieser Millionen liess ich nicht zu. Heute lebe ich in einer stadt fand ich, da ich mich ausserhalb einquartiert hat Art Vorruhestand: Arbeit, Sport und viel te, schnell Aufnahme und Freundschaften. Zeit für Nichtstun und Lachen. Geschwind legte ich meinen ehemaligen Rück reiseplan ad acta. Ich blieb in Ho Chi Minh City und Dank einer viermonatigen Auszeit als Kommunikations begann, ein neues Leben zu planen. Die letzten zwei mitarbeiter beim Amt für Verbraucherschutz und Vete Monate plante und organisierte ich meine Zukunft. Je rinärwesen (AVSV) des Kantons St. Gallen bereiste ich tiefer ich mich in das Projekt «Leben in Vietnam» hin vor gut einem Jahr Vietnam mit dem Velo. Geplant war, eingrub, umso klarer wurde mir, dass ich nicht bis zur vom Norden in den Süden und über Laos und Kam Pension warten, sondern auch die letzten Arbeitsjah bodscha zurück in den Norden zu pedalen. re hier verbringen werde. Schon die ersten Tage offenbarten mir Land und Leute, die ich sofort in mein Herz schloss. Auf dem Schwer ums Herz geworden Weg südwärts, in unzählig langen und heissen Stun Anfangs Februar nahm ich meine Arbeit im AVSV wie den auf dem Bike, kam nach etwa 2000 Kilometer das der auf. Aber mein Entschluss stand fest: Ende 2016 Gefühl auf, dass ich hier bleiben möchte. Ich war in wandere ich aus. Als Kommunikationsfachmann ver Nha Trang gelandet, einer Touristenstadt am Meer, und trete ich die Devise, offensiv zu informieren, und so beschloss, hier ein paar Tage auszuspannen. handelte ich auch. Ich stiess in der Geschäftsleitung Die Südvietnamesen sind ein sehr lebensfro auf viel Verständnis. Ende März kündigte ich auf Ende hes Volk. Essen und Trinken, Zusammensitzen und Dezember und mir wurde schwer ums Herz. Nicht Quatschen, Freunde treffen und Lachen gehören wegen meinem Auswanderungsentscheid, sondern einfach zum Leben. Schnell schloss ich Freund weil ich nun wusste, nach 17 Jahren verlässt du einen schaften und beim Abschied sagte ich: «Ich kom hervorragenden Arbeitgeber, Arbeitskollegen, die zu me sicher wieder!» Freunden geworden sind, und ein Arbeitsumfeld, das mich forderte, aber auch viel Freiheiten liess. Auf einem schwimmenden Haus einer Fischfarm auf dem Ho Krong Buk Ha See, rund 20 km nördlich Dann kam der Hammer: von Phouc An (Dak Lak): Familienfest zum vietnamesischen Neujahr. Zungenkrebs! Eine aufwendige Operation, Reha und Bestrah lungstherapie folgten. Doch ich liess nicht zu, dass die Krank heit meine Pläne durchkreuz te. Vor der Operation sagte ich dem Arzt: «Vergessen Sie nicht, am 21. Dezember wandere ich aus!» Das Flugticket hatte ich schon. Überall, wo ich hinkam, sagte ich den Ärzten immer nur eins: «Sie können machen, was Sie wollen, aber am 21. Dezem ber wandere ich aus!» Und so kam es denn auch. Mit viel Schmerzmitteln 20
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