Abschluss-Dokumentation - des Lokalen Aktionsplans NÜRNBERG TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN - Vielfalt-Mediathek
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Menschenrechtsbüro Abschluss- Dokumentation des Lokalen Aktionsplans NÜRNBERG TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN Förderzeitraum: 17.05.2011 – 31.12.2014
Inhalt 1. Grußworte 3 2. Das Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN 6 3. Fördergebiet 7 3.1 Situations- und Problembeschreibung 8 3.2 Entwicklungsbedarf mit Blick auf die Zielgruppen 9 4. Weiterentwicklung der Zielebenen im Gesamtförderzeitraum 10 5. Handlungskonzept Handlungsfelder 10 5.1 2011 Das erste Förderjahr: Entwicklung und Implementierung des LAP 11 5.1.1 Entwicklungsziel Antidiskriminierungsarbeit 11 5.1.2 Entwicklungsziel Menschenrechtsbildung 12 5.1.3 Entwicklungsziel Arbeit gegen Rechtsextremismus 14 5.1.4 Querschnittsprojekte 14 5.2 2012 Das zweite Förderjahr: 15 Strukturaufbau und den LAP in der Öffentlichkeit verankern 5.2.1 Entwicklungsziel Antidiskriminierungsarbeit 16 5.2.2 Entwicklungsziel Menschenrechtsbildung 18 5.2.3 Entwicklungsziel Arbeit gegen Rechtsextremismus 19 5.2.4 Querschnittsprojekte 20 5.3 2013 Das dritte Förderjahr: 21 Kooperationen und Netzwerke stärken Ressourcen nutzen 5.3.1 Entwicklungsziel Antidiskriminierungsarbeit 21 5.3.2 Entwicklungsziel Menschenrechtsbildung 24 5.3.3 Entwicklungsziel Arbeit gegen Rechtsextremismus 25 5.3.4 Querschnittsprojekte 26 5.4 2014 Das vierte Förderjahr 27 5.4.1 Entwicklungsziel Antidiskriminierungsarbeit 28 5.4.2 Entwicklungsziel Menschenrechtsbildung 29 5.4.3 Entwicklungsziel Arbeit gegen Rechtsextremismus 30 5.5 Die Förderjahre 2011–2014 zusammengefasst 31 6. Ergebnisse und Erfahrungen 32 6.1 (Weiter-)Entwicklung neuer Steuerungs- und Abstimmungsinstrumente 32 6.2 (Weiter-)Entwicklung neuer Beteiligungsverfahren 35 6.3 Einbindung in kommunale und / oder regionale Entwicklungskonzepte 37 6.3.1 Quartiers- und Sozialmanagement 37 6.3.2 Kommunale Jugend- und Schularbeit 37 6.3.3. Zukunftswerkstätten 37 6.4 Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Stärkung der Bürgergesellschaft 38 Anhang Projekte des Lokalen Aktionsplans Nürnbergs 41 Pressespiegel 45
1 Grußworte Dr. Ulrich Maly Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Sehr geehrte Damen und Herren, 2011 wurde die Stadt Nürnberg in das Bundesprogramm Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN des Bun- herzlichst danken, die sich freiwillig, ehren- desministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Ju- amtlich oder hauptberuflich in vielen vorbild- gend aufgenommen. Die Zivilgesellschaft war aufgeru- lichen Projekten für ein Zusammenleben in Re- fen, Maßnahmen und Projekte zur Förderung von De- spekt und frei von Diskriminierung eingesetzt mokratie und Toleranz zu entwickeln. Gefördert wurden haben, insbesondere den Mitgliedern des Be- innovative Ideen, welche die Stärkung des bürgerlichen gleitausschusses und unserem Coach Annegret Engagements für Vielfalt zum Ziel hatten. Im Mittel- Zacharias. Dank gilt auch meiner Verwaltung, punkt stand die Vermittlung von demokratischen Wer- besonders den beiden Koordinierungsstellen, ten. Zivilgesellschaftliche Einrichtungen und Initiativen vertreten durch Hedwig Schouten und Chris- haben gemeinsam mit städtischen Ämtern ein Mosaik tine Burmann, die das Programm organisato- aus Aktivitäten zur wirksamen Bekämpfung von Rechts- risch betreuten und begleiteten. Gerne be- extremismus und Menschenfeindlichkeit erarbeitet und danke ich mich auch bei den lokalen Medien, weiterentwickelt. die stets über die Arbeiten und Entwicklun- gen der einzelnen Projekte berichtet haben. Diese nachhaltige Stärkung des Gemeinwesens gibt So konnte die positive Arbeit vieler ein großes es aber nur, weil sich viele Menschen in Nürnberg für Publikum erreichen. »ihre« Stadt engagiert haben. Sie stehen damit für eine Gesellschaft, die sich für ihre Mitmenschen einsetzt, die Dr. Ulrich Maly solidarisch ist und die Verantwortung zeigt. Denn erst Oberbürgermeister durch die Menschen, die hier leben, bleibt Nürnberg lie- bens- und lebenswert. 3
Grußworte Martina Mittenhuber, Leiterin Menschenrechtsbüro Sehr geehrte Damen und Herren, in den vergangenen vier Jahren hat das Menschen- rechtsbüro Nürnberg den Lokalen Aktionsplan aus dem Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN federführend umgesetzt. Das Programm war neben vielen anderen Aktivitäten des Menschenrechts- büros eine wichtige Säule unserer Arbeit für Demokra- tie und Menschenrechte. Durch die finanzielle Unter- stützung konnten mehr als 50 Projekte und Maßnahmen verwirklicht werden, die sich nachhaltig für Integration, Toleranz und gegen menschenfeindliche Haltungen ein- setzten. Dabei reichte die Bandbreite von großen verste- tigten Projekten, die dauerhaft etabliert werden konn- ten, bis hin zu vielen Mikroprojekten, die beispielsweise an Schulen durchgeführt wurden. Damit hat der Lokale Aktionsplan in Nürnberg maßgeb- lich zur Stärkung bereits vorhandener und zum Aufbau neuer Netzwerkstrukturen und zur wirksamen Ausein- andersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und menschenfeindlichen Haltungen beigetragen. Es ist ge- lungen, zivilgesellschaftliche Kreativität in wirksames Handeln auf der lokalen Ebene zu transformieren. So konnte das breite Engagement von Bürgerinnen und Bürgern erfolgreich gebündelt und die gesellschaftli- chen Akteurinnen und Akteure vor Ort umfassend ein- gebunden werden. Es ist viel geschehen in den vergangenen vier Jahren. Aber die Arbeit ist damit nicht beendet. Das Menschen- rechtsbüro Nürnberg wird sich auch künftig dafür ein- setzen, den Begriff der solidarischen Stadtgesellschaft nicht zu einer Floskel werden zu lassen. Martina Mittenhuber Leiterin Menschenrechtsbüro 5
2 Das Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN Im Rahmen der Bundesprogramme »VIELFALT TUT GUT. Er beruht auf einer spezifischen Analyse der Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie« und Problemlagen des Fördergebiets, verfolgt mit »kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke ge- konkreten Maßnahmen und Entwicklungs- gen Rechtsextremismus« hat die Bundesregierung von schritten eine langfristige integrierte Strate- 2007 bis 2010 ziviles Engagement, demokratisches Ver- gie zur Demokratieentwicklung und fördert halten, den Einsatz für Vielfalt und Toleranz sowie die lokale Vernetzungen und Kommunikations- Bildung von Beratungsnetzwerken erfolgreich unter- strukturen. Für die Akzeptanz und den Erfolg stützt und gefördert. Um diese erfolgreiche Arbeit wei- eines solchen Lokalen Aktionsplans ist die um- terzuentwickeln, wurden die beiden Bundesprogramme fassende Einbindung der gesellschaftlichen im Jahr 2011 unter dem gemeinsamen Dach TOLERANZ Akteurinnen und Akteure vor Ort unabding- FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN fortgesetzt. Kern des bar – dazu gehören Vertreterinnen und Ver- Bundesprogramms sind weiterhin die Förderbereiche treter der kommunal Verantwortlichen ge- Entwicklung integrierter lokaler Strategien (Lokale Ak- nauso wie Akteurinnen und Akteure der Zi- tionspläne), Förderung themenbezogener modellhafter vilgesellschaft, zum Beispiel öffentliche und Maßnahmen (Modellprojekte: Jugend, Bildung und Prä- freie Träger, engagierte Bürgerinnen und Bür- vention) sowie Förderung und Unterstützung qualitäts- ger sowie Vertreterinnen und Vertreter der orientierter Beratungsleistungen in den landesweiten lokalen Wirtschaft und der Medien. Der Lo- Beratungsnetzwerken. kale Aktionsplan verknüpft damit nachhaltig und zielorientiert wirksames Handeln auf lo- Die Entwicklung integrierter lokaler Strategien in loka- kaler Ebene mit konkreten zivilgesellschaftli- len Aktionsplänen (LAP) hat sich im Rahmen von »VIEL- chen Ansätzen und fördert ein breites Enga- FALT TUT GUT« als ein Erfolg versprechender Ansatz zur gement der Bürgerschaft. Die Kommunen / Stärkung der Zivilgesellschaft vor Ort erwiesen. Vor die- Landkreise / Zusammenschlüsse von Gebiets- sem Hintergrund wurde beschlossen, dieses Förderin- körperschaften erstellen einen solchen Akti- strument in der neuen Förderperiode bis 2014 auszu- onsplan gemeinsam mit den lokalen zivilge- bauen. Weitere neue Lokale Aktionspläne wurden aus- sellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren gewählt und gefördert. und schreiben ihn jährlich fort. Die anzuspre- chenden Zielgruppen (Jugendliche, Kinder, El- Ein Lokaler Aktionsplan ist ein geeignetes Instrument tern und andere Erziehungsberechtigte, Erzie- zur Steuerung von Entwicklungsprozessen zur Demokra- herinnen und Erzieher, Lehrkräfte, Multiplika- tieentwicklung und die nachhaltige Entwicklung lokaler torinnen und Multiplikatoren, lokal einfluss- Bündnisse gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlich- reiche staatliche und zivilgesellschaftliche Ak- keit und Antisemitismus. teurinnen und Akteure) sowie die inhaltliche Ausgestaltung der Lokalen Aktionspläne, ent- sprechend der in der Leitlinie vorgegebenen Förderschwerpunkte, richten sich nach den Er- fordernissen des jeweiligen Fördergebiets. 6
3 Fördergebiet Die Stadt Nürnberg ist eine mittlere Großstadt mit Der Nürnberger Stadtrat setzte sich zwischen 510.710 Einwohnerinnen und Einwohnern in insgesamt 2008 und 2014 aus 70 Stadträtinnen und Stadt- zehn Stadtteilen. räten aus neun Parteien zusammen, die SPD war die stärkste Fraktion und stellte auch den Nürnberg bildet gemeinsam mit Fürth, Schwabach, Er- Oberbürgermeister. Als Partei aus dem rechts- langen und den angrenzenden Landkreisen die Metro extremen Spektrum war die NPD-nahe Bürger- polregion Nürnberg, die zu den zehn größten Wirt- initiative Ausländerstopp (BIA) mit zwei Stadt- schaftszentren Deutschlands gehört. Sie gilt als Motor räten vertreten. Betrachtet man rechtsex im Bereich sozialer und kultureller Entwicklung. treme Tendenzen in Bezug auf die Wahlergeb- nisse, so ergab sich für Nürnberg insgesamt Gleichzeitig gehört Nürnberg hinsichtlich der wirtschaft- mit einem Stimmenanteil für die BIA von 3,3 % lichen und sozialen Lage zu den Brennpunkten in Bay- noch keine besonders auffällige Situation. Die ern, da es als ehemaliger Standort traditioneller Indus- Republikaner, die seit 2008 vom Verfassungs- triezweige stark vom Strukturwandel betroffen ist. Die schutz allerdings nicht mehr als rechtsex Arbeitslosenquote konnte zwar seit 2007 von über 10 % trem eingestuft werden, erhielten stadtweit auf aktuell 7,8 % gesenkt werden, ist aber in Bayern, das 1 % der Stimmen und waren nicht im Stadt- eine durchschnittliche Quote von ca. 3,5 % aufweist, mit rat vertreten. Allerdings war die Zustimmung die höchste. für die rechtsextreme BIA im Stadtgebiet sehr unterschiedlich verteilt, teilweise erreichte sie Auch die Armutsentwicklung hat seit 2009 stetig zuge- knapp 10 %. nommen, knapp 20 % der Einwohnerinnen und Einwoh- ner Nürnbergs, fast jede / r Fünfte, ist von Armut betrof- fen, vor allem in den Stadtteilen Eberhardshof und der Südstadt. Insgesamt haben rund 43 % der Nürnberger Bevölke- rung einen Zuwanderungshintergrund, sind also auslän- dische Staatsangehörige oder haben die deutsche Staats- angehörigkeit, aber mindestens einen aus dem Ausland zugewanderten Elternteil. Im Jahr 2012 lebten in Nürn- berg rund 19 % Ausländerinnen und Ausländer aus 158 Ländern, dabei stellen Einwanderinnen und Einwande- rer aus der Türkei die größte Gruppe. Es gibt 36 verschie- dene Religionsgemeinschaften, die das Leben Nürnbergs aktiv mit gestalten. 7
3.1 Situations- und Problembeschreibung Nürnberg ist eine Kommune, in der Menschen aus ganz Positiv ist, dass sich viele Einrichtungen mit der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und sozialer Her- Zielgruppe der Flüchtlinge und Menschen mit Zu- kunft zusammenleben. Dies macht es umso nötiger, eine wanderungshintergrund beschäftigen. Andere gemeinsame und für alle gültige Wertebasis zu finden, Einrichtungen behandeln das Thema Rechtsex um nicht den Nährboden für Diskriminierung, Fremden- tremismus mit der Zielsetzung der Demokratie- feindlichkeit und Rassismus entstehen zu lassen. erziehung, Persönlichkeitsstärkung und Toleranz- förderung. Problemlage Rechtsextremismus Nach wie vor gibt es in der Metropolregion eine aktive Problemlage Diskriminie- rechte Szene, die immer wieder in der Öffentlichkeit mit rungserfahrungen und Veranstaltungen oder Aktionen in einzelnen Stadtteilen auftritt. Die besondere Problemlage, die 2010 und 2011 Segregationstendenzen zu Anträgen für das Bundesprogramm TOLERANZ FÖR- Rund ein Fünftel der Nürnberger Bevölkerung ist DERN – KOMPETENZ STÄRKEN führte, bekam mit den von Armut betroffen oder bedroht. Besonders Enthüllungen zur rechtsextremen Terrorgruppe NSU auffällig zeigt sich der hohe Anteil bei Migran- eine besondere Dramatik, denn drei der zehn Morde tinnen und Migranten, häufig verursacht durch waren in Nürnberg verübt worden. Seit der Enttarnung Arbeitslosigkeit und schlechtere Bildungschan- der Terrorzelle im November 2011 zeigten sich deren Be- cen. Deutlich wird dies am Beispiel der Schulbil- ziehungen zu Nürnberg immer deutlicher. So wurde bei- dung als Voraussetzung für beruflichen Erfolg spielsweise die DVD, auf der sich die NSU zu den Morden und gesamtgesellschaftliche Teilhabe. Bei allen bekannte, der Redaktion der »Nürnberger Nachrichten« statistischen Unschärfen überwiegt der Anteil direkt in den Briefkasten geworfen. von Hauptschülerinnen und Hauptschülern mit Zuwanderungshintergrund, während sie an den Laut Statistik des Polizeipräsidiums Mittelfranken er- Gymnasien deutlich unterrepräsentiert sind. fasste der Regierungsbezirk Mittelfranken in den Jahren 2010–2012 insgesamt 1349 Straftaten im Bereich der po- Trotz des kommunalen Leitbilds »Integration und litisch motivierten Kriminalität. Davon wurden 712 De- Menschenrechte« sind in Nürnberg soziale und likte eindeutig dem rechten Spektrum zugeordnet. Mit stadträumliche Segregationstendenzen deutlich einem Anteil von 68,7 % in 2012 lag im Phänomenbe- erkennbar. Das Menschenrechtsbüro der Stadt reich »Rechts« der Schwerpunkt erneut bei den Propa- Nürnberg als Anlaufstelle für Menschen die Dis- gandadelikten. kriminierung erlitten haben, registriert zuneh- mende Ausgrenzung von Menschen anderer Eth- In Mittelfranken ereigneten sich 2012 143 Straftaten, nien, aber auch von Langzeitarbeitslosen und die dem Phänomenbereich »Links« zugeordnet werden Menschen ohne festen Wohnsitz. Seit Mai 2011 er- konnten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen fasst der Beauftragte für Diskriminierungsfragen Rückgang um zehn Fälle oder 6,5 %. Großteils handelte jährlich ca. 170 Fälle. Ca. 2 / 3 davon wird Diskri- es sich um Sachbeschädigungen. minierungsrelevanz zuerkannt. An der Spitze der betroffenen Lebensbereiche liegen Klagen über Im Stadtgebiet Nürnberg wurden in den Jahren 2010 bis nichtstädtische und städtische Ämter / Behörden 2012 759 Straftaten aus dem Bereich der politisch moti- einschließlich der Polizei, gefolgt von Problemen vierten Kriminalität registriert. um Ausbildung / Bildung / Arbeitsplatz einschließ- lich der Arbeitssuche, des Wohnungsmarkts, des Davon waren 325 Delikte eindeutig dem rechten Spek privaten Nahraums, bis hin zu Freizeit, Gaststät- trum zuzuordnen und hier vor allem im Bereich der Pro- ten und Diskotheken. Die häufigsten Formen von paganda. Es gelang der rechtsextremen Szene zwar nicht, Diskriminierung beziehen sich auf das Merkmal öffentliche Räume zu besetzen, das Thema Rechtsextre- der ethnischen Herkunft. mismus, vor allem nach Bekanntwerden der Verstrickun- gen des NSU, wirkte sich aber negativ auf das subjektive Sicherheitsgefühl von Bewohnerinnen und Bewohnern mit Zuwanderungshintergrund aus. 8
3.2 Entwicklungsbedarf mit Blick auf die Zielgruppen Die Problemlage Rechtsextremismus verschärfte sich, als Bei der Beratung dieser Opfer stellte sich heraus, die Beziehungen der NSU-Terrorgruppe nach Nürnberg dass zahlreiche Diskriminierungen bei Streitig- bekannt wurden. Die Stärkung des bürgerlichen Enga- keiten oder Konflikten im sozialen Nahraum zwi- gements gegen rechtsextreme und fremdenfeindliche schen Personen verschiedener Herkunft / Kulturen Tendenzen bleibt weiter zentrale Aufgabe. Die bereits entstehen. Bei derartigen Konflikten bietet inter- 2009 vom Menschenrechtsbüro mitbegründete Allianz kulturelle Mediation einen sinnvollen Lösungsan- gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürn- satz. berg ist sehr breit aufgestellt. Nicht nur Gebietskörper- schaften sind hochrangig vertreten, sondern auch die Um das bereits seit zehn Jahren bestehende Netz- Kirchen und Gewerkschaften sowie Vereine und Initiati- werk »interkulturelle Mediation« um weitere ven gegen Rechtsextremismus. kompetente Vermittlerinnen und Vermittler bei Konflikten in der Nachbarschaft, im Stadtteil und Diese heterogene Zusammensetzung ist bundesweit in interkulturellen Zusammenhängen zu gewin- nicht nur einmalig, sie ist sinnvoll, denn sie gibt dem nen, sollten neue Mediatorinnen und Mediatoren Engagement gegen Rechtsextremismus eine breite und ausgebildet werden. tragfähige Basis. Bei aller Unterschiedlichkeit der Ak- Zusätzlich setzt das Menschenrechtsbüro für teurinnen und Akteure in Bezug auf Handlungsspiel- beide obengenannte Problemlagen »Rechtsex räume und methodisches Vorgehen, einigt sie doch das tremismus« und »Diskriminierungserfahrungen« gemeinsame Ziel, Menschenfeindlichkeit und Rassismus auch auf die Menschenrechtsbildung. Zielgrup- auf allen zur Verfügung stehenden Wegen zu bekämp- pen eines umfassenden Angebotskonzepts sind fen. Um die Zusammenarbeit in dieser heterogenen Alli- nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene. anz zu fördern und den Austausch zwischen den Mitglie- Das langfristige Ziel ist es, eine Kultur zu etab- dern zu erleichtern, sollte eine Internetplattform einge- lieren, in der Menschenrechte verstanden, vertei- richtet werden. digt und respektiert werden. Denn nur wer die Menschenrechte kennt und versteht, kann diese Seit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungs- achten, einfordern und verteidigen. gesetzes im Jahr 2006 ist das Menschenrechtsbüro An- laufstelle für Opfer von Diskriminierung. 9
4 Weiterentwicklung der Zielebenen im Gesamtförderzeitraum Das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg trägt die Hauptverantwortung für die Um- setzung des Leitbilds einer Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Die in den Men- schenrechten enthaltenen Werte stellen die wichtigsten Voraussetzungen für ein men- schenwürdiges Zusammenleben dar. Der Schutz der Menschenrechte ist Grundvorausset- zung für ein solidarisches, tolerantes und respektvolles Zusammenleben aller gesellschaft- lichen Gruppen. Mit Blick auf die Problemlagen und unter Berücksichtigung der originären Aufgaben des städtischen Menschenrechtsbüros wurden daher gleich zu Beginn des Förderzeitraums für den Lokalen Aktionsplan der Stadt Nürnberg folgende drei Entwicklungsziele (Leit- ziele) festgelegt: Antidiskriminierungsarbeit Menschenrechtsbildung Arbeit gegen Rechtsextremismus Abgeleitet von dieser Zielsetzung wurden folgende Mittlerziele festgelegt: Antidiskriminierungsarbeit: Die Stadt Nürnberg strebt an, allen ihren Bürgerinnen und Bürgern einen effektiven Schutz vor Diskriminierung zu bieten. Menschenrechtsbildung: In Nürnberg soll eine Kultur etabliert werden, in der die Men- schenrechte verstanden, respektiert und verteidigt werden. Arbeit gegen Rechtsextremismus: Die Kommunen und Organisationen sollen in ihrem En- gagement gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg gestärkt werden. Während der Projektlaufzeit zeigte sich, dass die Festlegung auf diese drei Entwicklungs- ziele sehr sinnvoll war. Bei den jährlich stattfindenden Zukunftswerkstätten wurden für jedes Entwicklungsziel jeweils der Ist-Zustand festgestellt, Projektziele diskutiert und Schwerpunkte für die Weiterarbeit gelegt. Das Handlungskonzept wurde also jährlich ge- prüft und gegebenenfalls modifiziert. Da sich die Beibehaltung und Ausgestaltung der drei Leitziele als Entwicklungsziele im Projektverlauf immer wieder bestätigte, gab es kei- nen Anlass, die Zielebenen zu ändern. 5 Handlungskonzept Handlungsfelder Im Folgenden werden die bewährten und unveränderten Handlungsfelder nach den ein- zelnen Förderjahren vorgestellt. Im Jahr 2011 standen die Ergebnisse der Situations- und Ressourcenanalyse noch nicht zur Verfügung. Bei der Projekt- und Zukunftswerkstatt 2011 wurden jedoch in den Handlungsfeldern Bedarfssituationen identifiziert und Wün- sche formuliert. 10
5.1 2011: Das erste Förderjahr – Entwicklung und Implementierung des LAP 5.1.1 Entwicklungsziel Projektbeispiele Antidiskriminie- Aufbau und Qualifizierung des rungsarbeit Netzwerks interkulturelle Media- tion Die Stadt Nürnberg strebt an, allen ihren Bür- Projektidee und Umsetzung: In Nürnberg gibt es gerinnen und Bürgern einen effektiven Schutz ein kleines Netzwerk für interkulturelle Media- vor Diskriminierung zu bieten. tion, das Konfliktparteien in Zweierteams – häu- fig mit den jeweiligen Migrationshintergründen der Konfliktparteien – berät und durch eine von Für das Entwicklungsziel Antidiskriminie- beiden Seiten getragene Konfliktlösung beglei- rungsarbeit wurden während der Zukunfts- tet. Ziel des Projekts war es, über öffentlichkeits- werkstatt zwei Notwendigkeiten herausge- wirksame Aktionen, wie einen Vortrag von Ed arbeitet: zum einen, einen niederschwelligen Watzke, Experte auf dem Gebiet der interkultu- Zugang zu Beratungsangeboten im Falle von rellen Mediation und über Zeitungs- und Radio- interviews auf das Netzwerk hinzuweisen. Zusätz- Diskriminierungsfragen zu schaffen und zum lich entwickelte Flyer wurden breit verteilt und anderen die Situation von Menschen mit Be- auch in die Netzwerke der beteiligten Mediato- hinderungen und älteren Menschen im Ver- rinnen und Mediatoren getragen. eins- und Sportbereich in den Blick zu nehmen. www.awo-nuernberg.de Zum ersten Punkt wurde festgestellt, dass Vereinsnetzwerk Inklusion häufig Konfliktsituationen mit »interkultu- Projektidee und Umsetzung: Mit dem Pilotprojekt rellem Zusammenhang« in Alltagssituatio- sollten Handlungskompetenzen und Diskriminie- nen auftreten, zum Beispiel auf dem Arbeits- rungsschutz für Mitglieder von Vereinen in Nürn- und Wohnungsmarkt, mit Polizei und Verwal- berg gestärkt und eine menschenrechtliche Kul- tungsstellen oder beim Einlass in Diskotheken. tur der Chancengleichheit und Inklusion veran- Dies bestätigten auch erste Erkenntnisse aus kert werden. Zunächst wurde der Istzustand über die Diversitystruktur in Nürnberger Sportvereinen der Ressourcenanalyse und Befunde des städ- und deren Angeboten erhoben. In einem zwei- tischen Beauftragten für Diskriminierungsfra- ten Schritt konnten Konzepte entwickelt und um- gen. Hier wären Hilfsangebote nötig, die nie- gesetzt werden. Abschließend wurden mehrere derschwellig zugänglich sind. Gefragt sind Schulungen in Sportvereinen zum Thema Rassis- ebenfalls Mediatorinnen und Mediatoren, die mus und Diskriminierung durchgeführt und ein Verein beim Aufbau einer Fußballmannschaft mit interkulturelle Kompetenz besitzen und sich behinderten Kindern begleitet. Die Berichterstat- sehr gut mit Anlaufstellen und dem Diskrimi- tung über den inklusiven Sportverein als Pilotpro- nierungsschutz auskennen. jekt durch den Bayerischen Rundfunk machte das Projekt über die Grenzen Nürnbergs hinaus be- kannt. www.cph-nuernberg.de 11
Ergebnisse und Wirkungen 5.1.2 Entwicklungsziel Wichtige Öffentlichkeitsarbeit und Erschließung neuer Handlungsfelder Menschenrechts- Qualifizierungsnetzwerk bildung Mediation In Nürnberg soll eine Kultur etabliert werden, Über das Projekt konnten wichtige Fortbildungen in der die Menschenrechte verstanden, res- für Mediatorinnen und Mediatoren zur Sicherung pektiert und verteidigt werden. der Qualitätsstandards durchgeführt werden. Das zweite wichtige Anliegen war die Durchführung Im Bereich der Menschenrechtsbildung äußer- der dringend notwendigen Öffentlichkeitsarbeit inklusive der Erstellung von Informationsflyern, ten die Beteiligten vor allem den Wunsch nach die breit in den Netzwerken des Mediationsteams Vernetzung. In der Zukunftswerkstatt wurde sowie wichtigen Einrichtungen verteilt wurden. deutlich, dass es viele gute Angebote und In- itiativen gibt, die es zu bündeln gilt. Es gab Erweiterung der Kenntnisse über Forderungen zur Erstellung einer Internet- Menschen mit Diskriminierungs- seite mit Angeboten zur Menschenrechtsbil- merkmalen dung (eine Plattform Menschenrechtsbildung). Die Akademie CPH hat in ihrem Projekt eine um- Insbesondere Lehrkräfte zeigten sich interes- fassende Analyse erstellt und Fortbildungsmo- siert an einer Fortbildung zur Frage, was ge- dule entwickelt, die auch in 2012 und 2013 an- nau Menschenrechtsbildung kennzeichnet geboten wurden. Die Analyse bietet für Interes- und welche Akteurinnen und Akteure in Nürn- sierte zudem die Möglichkeit zur Vernetzung und berg welches Angebot abdecken. Weiterarbeit mit unterschiedlichen Kontaktper- sonen und Anlaufstellen. Ganz konkret konnte auch ein Zuschuss zu den Fahrtkosten der E-Ju- Zusätzlich entstand der Wunsch weitere Mo- gend Fußballteams von Kindern mit und ohne dule für neue Zielgruppen zu erarbeiten. Hier Handicap des DJK-Falke geleistet werden. wurde großer Bedarf im Bereich der Pflege ge- sehen. Projektbeispiele Für die Erstellung einer »Plattform Menschenrechts- bildung« hat sich leider kein Träger gefunden. Diese Projektidee aus den Werkstätten wurde zunächst nicht umgesetzt. 2014 hat allerdings der Förderver- ein Pädagogische Initiativen in der Metropolregion Nürnberg die unterschiedlichen Angebote von Bil- dungsmaßnahmen gegen Rechtsextremismus und für Toleranz in Nürnberg in ein Internetangebot zusam- mengefasst. ÜBER UNS: DIE MEDIATORINNEN UND MEDIATOREN: Menschenrechtsbüro Die Mediatorinnen und Mediatoren kom- men aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Stadtverwaltung, Integra- tionsrat, Wohlfahrtsverbänden, Gewerk- schaften, Schulen, interkulturellen Vereinen oder sie sind Selbständige. Frieden schließen durch Konfliktvermittlung KONTAKT FÜR ANFRAGEN: Gemeinwesen-Mediation Nürnberg c/o Beauftragter für Diskriminierungsfragen beim Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg GEMEINWESEN- Hans-Sachs-Platz 2 90403 Nürnberg tel.: +49(0)9 11 / 2 31 - 1 03 12 MEDIATION e-mail: menschenrechte@stadt.nuernberg.de Internet: www.gemeinwesen-mediation.de Vermittlung bei Konflikten in der Nach- barschaft, im Stadtteil und in interkultu- Impressum: rellen Zusammenhängen Herausgeberin: Stadt Nürnberg/Bürgermeisteramt Menschenrechtsbüro Hans-Sachs-Platz 2 90403 Nürnberg Druck: noris inklusion gemeinnützige GmbH „Jenseits von ‘richtig’ und ‘falsch’ gibt es Dorfäckerstraße 37 einen Ort. Dort treffen wir uns.“ 90427 Nürnberg (Persisches Sprichwort) 12 Stand: Januar 2014 www.gemeinwesen-mediation.de
Menschenrechtsbildung – starke pflegeethische Aspekte bis hin zum Bereich der kul- tursensiblen Pflege in den Blick nehmen. Über das Ideen, starke Orte, starke Lebens- Bundesprogramm konnte die Bestandsaufnahme welten und die Modulentwicklung gefördert werden. Die Das Nürnberger Menschenrechtszentrum e.V. hat Durchführung der Module ist seit 2012 auch ohne allerdings dem Wunsch nach Vernetzung und den Förderung Bestandteil im Angebot des Instituts für Forderungen der Lehrkräfte Rechnung getragen. Gerontologie und Pflege sowie im Menschenrechts- Im Rahmen von drei Workshops erarbeiteten die büro. Teilnehmenden aus der nonformalen Angebots- www.evhn.de landschaft und Lehrkräfte sowie weitere Inter- www.menschenrechte.nuernberg.de essierte Grundsätzliches zu den Kennzeichen der Menschenrechtsbildung, zu Konfliktfeldern und Alltagsbezügen. Der Abschluss stand im Zeichen Ergebnisse und Wirkungen der Vernetzung sowie dem Austausch über aktu- elle Angebote und Anbieter. Netzwerkstärkung und Erschließung www.menschenrechte.org neuer Zielgruppen Ähnlich wie im Bereich der Antidiskriminierungsar- beit konnten in 2011 wichtige Akteurinnen und Ak- Menschenrechte in der Pflege teure der Menschenrechtsbildung zusammenge- Das Institut für Gerontologie und Pflege e.V. hat bracht werden und vor allem für Interessierte wie in seinem Projekt in vier Pflegeeinrichtungen der Lehrkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplika- Stadt Nürnberg Interviews mit Pflegenden und toren das vielfältige Angebot Nürnbergs beleuchtet Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt, werden. Sie konnten sich über Fachgespräche und welche die aktuelle Situation beschreiben und Methodendiskussionen weiter qualifizieren. eventuelle Problemfelder benennen sollten. Mit dem Projekt zu Menschenrechten in der Pflege Ziel des Projekts war es, anhand der Befunde stehen nun weitere Fortbildungsmodule für den bis aus den Interviews Weiterbildungsmodule für dahin noch nicht erschlossenen Bereich des Gesund- professionell Pflegende zu entwickeln, welche heitswesens zur Verfügung. 13
5.1.3 Entwicklungsziel 5.1.4 Querschnitts- Arbeit gegen projekte Rechtsextremismus Projektbeispiel Die Kommunen und Organisationen sollen in Das Lern- und Bildungsnetzwerk ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus Nürnberg in der Metropolregion Nürnberg gestärkt wer- Der Kreisjugendring Nürnberg-Stadt (KJR) hatte den. sich bereit erklärt, einen Kleinprojekttopf zu ver- walten. Mit dem Lern- und Bildungsnetzwerk Im Vordergrund der Arbeit gegen Rechtsex konnten Schulfördervereine, Vereine der freien tremismus stand die stärkere Vernetzung der Jugendarbeit und andere Bildungseinrichtun- Mitglieder der Allianz gegen Rechtsextremis- gen Zuschüsse für Kleinveranstaltungen beantra- gen. In den Jahren 2011 bis 2014 wurde dadurch mus in der Metropolregion sowie die Durch- ein breiter Mix an Projekten gefördert. Meh- führung zahlreicher kleiner Aktivitäten an rere Schulfördervereine und Schulen ohne Rassis- Schulen und in der freien Jugendarbeit. Als mus / Schulen mit Courage beantragten Zuschüsse Hemmnis erwies sich zu Beginn der Förderpe- für Gespräche mit Aussteigern aus der rechtsext- riode die sogenannte Demokratieerklärung. remen Szene. Das Institut für Medien- und Projek- tarbeit führte mit Hauptschülern Stadtrundgänge Diese hatte nicht wenige Projektträger von ei- und Workshops gegen Antisemitismus durch. Das ner Teilnahme am Bundesprogramm abgehal- Jugendzentrum BRIXX veranstaltete mit dem KJR ten. Nürnberg ein Kooperationsprojekt »Music for Re- spect, Peace and Human Rights«, in welchem Ju- Projektbeispiele gendliche Songs und Videos selbst entwickelt und auf CD veröffentlicht haben. Konzeption einer Internetpräsenz für Ein Beispiel für 2012: Die Schülermitverantwor- die Allianz gegen Rechtsextremismus tung der Peter-Vischer-Schule organisierte ge- in der Metropolregion Nürnberg meinsam mit der Bayerischen Informationsstelle Das Institut für Praxisforschung und Evaluation der gegen Extremismus (BIGE) und DoKuPäd ein Aus- Evangelischen Hochschule Nürnberg hatte die Auf- steigergespräch, in dem ein ehemaliger Neonazi gabe übernommen, eine Internetseite zu entwickeln. vor drei Klassen der 9. Jahrgangsstufe seine Ge- Die Allianz besteht seit 2009 und umfasst bis heute schichte erzählte und dies anschließend mit den mehr als 300 Mitglieder, vom kleinen (Sport-)Verein Schülerinnen und Schülern reflektierte. bis zur Kommune. Die Herausforderung einer Inter- netseite für eine Allianz gegen Rechtsextremismus In 2013 beispielsweise kam das interaktive Thea- bestand darin, die Interessen der und Informationen terstück »Wir brauchen Dich« zum Thema Rechts- über Mitglieder widerzuspiegeln, einen Bereich für extremismus, Rassismus und Anwerbestrategien »Aktuelles« einzurichten, der über Veranstaltungen, für eine 9. Schulklasse zur Aufführung. Aktionen und vieles mehr informiert sowie einen ho- hen Sicherheitsstandard zu gewährleisten, um den Mitgliedern auch die Möglichkeit eines Intranets für Ergebnisse und Wirkungen Austausch und Vernetzung anzubieten. Das Konzept Über den Kleinprojekttopf konnten große, stra- konnte im Rahmen des Projekts erarbeitet werden. tegisch angelegte Projekte sinnvoll ergänzt und www.allianz-gegen-rechtsextremismus.de zahlreiche Veranstaltungen an Schulen und im Ju- gendbereich mit dem wichtigen Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus er- Ergebnisse und Wirkungen möglicht werden. Eine eigene Webseite für die Allianz gegen Rechts- extremismus war unabdingbar. Aufgrund der Größe der Allianz und der vielen unterschiedlichen Akteu- rinnen und Akteure war es notwendig, ausreichend Zeit für die Erarbeitung eines Konzepts zu investie- ren. 14
5.2 2012: Das zweite Förderjahr – Strukturaufbau und den LAP in der Öffentlichkeit verankern Die Arbeit gegen Rechtsextremismus ge- Ein weiterer Aspekt war der Aufbau von nach- riet 2012 zunehmend in den Fokus: Drei haltigen Strukturen und Netzwerken, die auch der Morde der NSU-Terrorgruppe waren ohne Fördermittel bestehen können. in Nürnberg verübt worden und zwischen- zeitlich konnten Verbindungen dieser Neo- Eine Schlussfolgerung des ersten Förderjah- naziterrorzelle in die Stadt aufgedeckt wer- res war, dass der LAP Nürnberg stärker in die den. Zeitgleich nahmen gewalttätige Über- Öffentlichkeit transportiert werden sollte. Die griffe und Anfeindungen auf einschlägigen 2011 geförderten Projekte waren inhaltlich Internetseiten gegen Nazigegner zu. Zu- gut und erfolgreich umgesetzt worden. Sie er- dem war in einzelnen Stadtteilen eine ver- reichten jedoch nicht immer die von den Ko- stärkte rechtsextreme Agitation in Gestalt ordinierungsstellen gewünschte Außenwir- von Aufklebern und Handzetteln mit ras- kung. In einer Stadt mit einer halben Million sistischen und antisemitischen Aufrufen zu Einwohnerinnen und Einwohnern ist es für verzeichnen. Es entstand der Eindruck, dass kleine Projekte nicht leicht, die Aufmerksam- die aktuellen Ereignisse und Erkenntnisse keit der lokalen Medien zu erhalten. Deshalb zu einer Verstärkung und Konzertierung sollte eine professionelle Medienarbeit etab- neonazistischer Aktivitäten geführt hat- liert werden. ten. Deshalb sollten Projekte gegen Rechts extremismus noch stärker und gezielter un- terstützt werden. 15
5.2.1 Entwicklungsziel Antidiskriminie- rungsarbeit Die Stadt Nürnberg strebt an, allen ihren Bür- gerinnen und Bürgern einen effektiven Schutz vor Diskriminierung zu bieten. Projektbeispiele Das Miteinander-Projekt Mediation ist ein außergerichtliches Verfahren der Gerade vor dem Hintergrund, dass mehr als 40 % Konfliktlösung, bei dem die Parteien ihren Streit der Nürnberger Bevölkerung einen Zuwande- »auf Augenhöhe« selbst lösen. Konkret ging es bei rungshintergrund haben, können sich Konflikte dem »Miteinander-Projekt« um die Ausbildung von mitunter an kulturell bedingten Missverständnis- 16 ehrenamtlichen Mediatorinnen und Mediato- sen entzünden. Hier trägt die Arbeit von ausge- ren, die sich ab März 2012 in regelmäßigen Abstän- bildeten Mediatorinnen und Mediatoren wesent- den getroffen hatten. Ziel dieses Projekts war es, mit lich zur Deeskalation von Konflikten und zur Frie- Hilfe konstruktiver Konfliktbearbeitung das interkul- densstiftung bei. turelle Zusammenleben im Gemeinwesen, vor allem www.miteinander-projekt.de im sozialen Nahraum zu fördern. Zwölf der neuen Mediatorinnen und Mediatoren haben eine eigene Zuwanderungsgeschichte, sie erweitern damit das interkulturelle KnowHow sowie die Möglichkeit zahlreiche Sprachen für Mediation anzubieten. Ein Schwerpunkt der Ausbildung lag bei den »interkul- turellen Konflikten«. 16
Gleißhammer – Stadtteil für Menschenrechte Gleißhammer ist ein interkulturell geprägter Stadt- teil, in dem traditionell Menschen aus vielen Her- kunftsländern in enger Nachbarschaft leben. Ge- rade hier war auch ein Opfer der NSU-Morde zu be- klagen: Ismail Yaşar, der direkt gegenüber der Schar- rer-Mittelschule erschossen wurde. Dies war für den Arbeitskreis KiDs, der sich aus verschiedenen Einrichtungen wie Schulen, Horten, Kindergärten, Abenteuerspielplätzen, Sportvereinen, Jugendein- richtungen und kirchliche Gemeinden zusammen- setzt, der Grund, Gleißhammer zu einem Stadtteil für Menschenrechte zu entwickeln. Mit vielfältigen Aktionen haben Kinder und Jugendliche das ganze Jahr über in verschiedenen Formaten zu den The- men Menschenrechte, Toleranz, Fremdenfeindlich- keit, Zivilgesellschaft, Rassismus und Demokratie- verständnis in unterschiedlichen Einrichtungen ge- arbeitet. So fertigten Jugendliche Buttons zum Aktionstag Gesicht zeigen – Afrodeutsche der Menschenrechtsbäume an. Die Theaterstücke »Kinder- rechte unterwegs« und »Kinderkonferenz«, entwickelt im gegen Diskriminierung und Hort Scharrerstraße, waren Beispiele für präventive Arbeit, Rassismus ebenso der Besuch der »Straße der Kinderrechte«. Darüber In diesem Projekt wurden, getragen von hinaus gab es zahlreiche Malaktionen in den Horten zu den einer Migrantenselbstorganisation, 16 eh- Kinderrechten. Das Netzwerk »Gleißhammer« schaffte sich renamtlich Engagierte aus der afrodeut- eine Buttonmaschine an, die auch anderen Aktiven zur Ver- schen Community gezielt zum Themenbe- fügung steht. Es stellte Bilder, Plakate und Aufkleber zum reich Integration, Verhalten und Möglich- Themenbereich »Kinderrechte« zur Verfügung und infor- keiten bei Diskriminierung im Sinne von mierte in Workshops über Menschenrechtsbildung. Dank ei- Empowerment der Betroffenen geschult. ner guten Vernetzung mit verschiedenen Einrichtungen im Es entstand ein Netzwerk, welches mit nie- Stadtteil konnten die einzelnen Toleranzprojekte stabil ver- derschwelligen Angeboten eine weitere ankert werden. Anlaufstelle, nicht nur für die rund 6.000 www.facebook.com/GleisshammerStadtteil Nürnbergerinnen und Nürnberg mit fami- FurMenschenrechte liären Wurzeln in Afrika, bietet. Auch die- ses Projekt stellt eine Umsetzung der For- derungen der Ressourcenanalyse von 2011 dar. www.afrodeutsche.de Ergebnisse und Wirkungen Im Jahr 2012 konnten im Bereich Antidis- kriminierungsarbeit drei erste Netzwerke initiiert werden, die nachhaltige Struktu- ren anbieten. Es wurde ein Stadtteilpro- jekt angestoßen, das von mehr als acht Einrichtungen getragen wird sowie zwei Netzwerke die niederschwellige Angebote umfassen und von Engagierten, auch aus Zuwanderungscommunities, getragen wer- den. 17
5.2.2 Entwicklungsziel Fragen zum Versammlungsrecht in Tschechien bis hin zur Glaubensfreiheit in Vietnam, schilderten Menschenrechts- die Betroffenen ihre Schicksale. Aus einem mit- unter abstrakten Regelwerk entstand so eine ab- bildung wechslungsreiche, mal bedrückende, mal begeis- ternde Darstellung auf 15 Leinwänden. In Nürnberg soll eine Kultur etabliert werden, in der die Menschenrechte verstanden, res- Eingerahmt wurde die Ausstellungseröffnung von pektiert und verteidigt werden. zwei Vorträgen. Maede Soltani, Tochter des Nürn- berger Menschenrechtspreisträgers von 2009, Ab- dolfattah Soltani, berichtete von der schwierigen Projektbeispiele Menschenrechtslage im Iran, wo ihr Vater wegen seines Engagements zu zwölf Jahren Haft verur- Wanderausstellung »Is‘ Recht?! – teilt wurde. Im Gegensatz zur islamischen Repu- Menschenrechte hier und dort« blik Iran, so Soltani, fühle sie sich in Deutschland Unter dem Titel »Is’ recht?! Menschenrechte hier & sicher und frei. Der Nürnberger Beauftragte für dort« konzipierte der Verein Degrin e.V. eine Wan- Diskriminierungsfragen, Detlev Janetzek, ging derausstellung, in der Nürnbergerinnen und Nürn- ebenfalls auf den Schutz der Menschenrechte in berger aus zehn unterschiedlichen Herkunftsländern Nürnberg ein und erweiterte die Schilderungen ihre Erfahrungen mit Menschenrechten in Nürn- Soltanis damit um jene lokale Perspektive, die berg und ihren Heimatländern dokumentierten. Auf ja auch Bestandteil des Ausstellungstitels war. transportablen Stoffbahnen kamen 15 Zuwanderin- Über 200 Fälle von Diskriminierungen habe seine nen und Zuwanderer zum Beispiel aus Ghana, Indien Stelle seit 2010 registriert. Weil aber die Dunkel- oder dem Iran, zu Wort. ziffer wie so oft ungleich höher sei, seien Men- schenrechtsverletzungen eben nicht nur »dort«, Sie nahmen sich je einen Artikel der Allgemeinen Er- sondern auch »hier« ein drängendes Problem, so klärung der Menschenrechte vor und verbanden die- Janetzek. Ein großes Verdienst der Wanderaus- sen mit ganz persönlichen Erfahrungen, Geschichten stellung war, dass sie dem Betrachter Einblick in und Gefühlen. Von verschleppten Asylverfahren über die oft zwiespältige Gefühlswelt von Nürnberger Zuwanderinnen und Zuwanderern gewährte. www.degrin.de 18
Menschenrechte orten – Geocache Mit dem Geocache zu den Menschenrechten wurde zu den Menschenrechten eine neue Methode angeboten, die einen moder- nen, selbständigen und spielerischen Zugang zum In dem Projekt Menschenrechte orten hat IME- Themenkomplex Menschenrechte bietet. Über Geo- DANA einen Geocache zum Thema Menschen- caching können so auch ganz niederschwellig völlig rechte entwickelt. Ein Geocache ist eine moderne neue Zielgruppen erschlossen werden. Schnitzeljagd mit einem GPS-Gerät. Der Geocache eignet sich für Jugendliche genauso wie für Er- wachsene, für Bürgerinnen und Bürger der Stadt 5.2.3 Entwicklungsziel Nürnberg ebenso wie für Gäste. Sie können auf spannende und unterhaltsame Weise die »Men- Arbeit gegen schenrechte orten«, wenn sie unterwegs Rätsel lö- Rechtsextremismus sen. Die Kommunen und Organisationen sollen in Der Geocache bietet einen guten Einstieg in das ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus Thema Menschenrechte und fordert zur Ausein- in der Metropolregion Nürnberg gestärkt wer- andersetzung mit der Geschichte der Stadt und dem Thema Diskriminierung heraus. Es werden den. neun Stationen in der Innenstadt angesteuert und unter anderem folgende Themen bearbeitet: Projektbeispiele • Die Geschichte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Realisierung einer Internetpräsenz für die Allianz gegen Rechtsextremis- • Verfolgung im Nationalsozialismus, Holocaust mus in der Metropolregion Nürnberg • Das Recht auf Schutz vor Verfolgung und Asyl In 2012 konnte die technische Umsetzung der Web- • Die Frauenrechte seite für die Allianz gegen Rechtsextremismus reali- • Das Recht auf Teilnahme am kulturellen Leben siert werden. Die Heterogenität der Mitglieder (Ge- bietskörperschaften und NGOs gegen Rechtsextre- • Die Rechte von Lesben, Schwulen, Transsexu- mismus) darzustellen, hatte deutlich mehr Zeit in An- ellen spruch genommen als erwartet. • Die Kinderrechte www.allianz-gegen-rechtsextremismus.de www.imedana.de Ergebnisse und Wirkungen Auch im Entwicklungsziel Menschenrechtsbil- dung konnten in 2012 Akzente gesetzt werden. Die Ausstellung von Degrin e.V. verdeutlichte die Anliegen der Menschenrechte lokal und interna- tional. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung angelegt und wird damit längerfristig zur Verfü- gung stehen. 19
Zwei Aktionen gegen Rechtsextre- mismus vom Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg und vom Bundes- programm Zum einen die groß angelegte Kampagne zur Sensi- bilisierung des Nürnberger Gastgewerbes durch die Herausgabe der Broschüre »Wir zeigen Zivilcourage – Kein Platz für Rassismus!« mit Hinweisen und Rat- schlägen für Gastronomen und Hoteliers und pas- sende Aufkleber. Diese Kosten wurden nicht vom Bundesprogramm, sondern vom städtischen Men- schenrechtsbüro getragen. Zum anderen die Aktion »Brottüten für Toleranz«, um zu verdeutlichen, dass Nürnberg als interkultu- relle Stadtgesellschaft ein Zeichen gegen Rassismus und für Zivilcourage setzt. Hier haben die Initiatoren Brottüten mit der positiven Aussage »Nürnberg ist BUNT – die Braunen gehören ins Brötchen« bedruckt und die dazugehörigen Bilder zeigen »Drei im Weg- gla«. Die Tüten wurden in Zusammenarbeit mit der Bäckerinnung der Öffentlichkeit präsentiert. Sie bo- ten zudem einen niederschwelligen Zugang zu der Thematik und erreichten damit auch neue Zielgrup- pen. Unter Einbeziehung der Bäcker- und Fleischerin- nung sowie des Hotel- und Gaststättenverbands und der Schausteller, wurden die Tüten über den Einzel- handel an etwa 10.000 Bürgerinnen und Bürger ver- teilt. Ergebnisse und Wirkungen Ein wichtiger Baustein war die Vernetzung der Alli- anz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion, dies wurde über die Internetseite geleistet. Wichtig ist die Webseite auch, um die Zivilgesellschaft schnell und unkompliziert über Aktionen und Anlaufstellen gegen Rechtsextremismus zu informieren. Die beiden Aktionen gegen Rechtsextremismus mit Broschüren, Aufklebern und Brottüten halfen, In- formationen zu verbreiten und erreichten neue Ziel- gruppen. 5.2.4 Querschnitts- projekte Projektbeispiel Hier sei auf die Projekte aus dem Aktionsfonds des Kreisjugendrings Nürnberg-Stadt verwiesen (siehe S. 9 / 10). 20
5.3 2013: Das dritte Förderjahr. Kooperationen und Netzwerke stärken, Ressourcen nutzen Ursprünglich war 2013 als das letzte Förder- jahr vorgesehen. Der Begleitausschuss schlug 5.3.1 Entwicklungsziel daher vor, hauptsächlich Netzwerke und Ko- Antidiskriminie- operationsprojekte zu fördern und dabei auch rungsarbeit die bisher durchgeführten Projekte als Res- source zu betrachten und einzubinden. Die Stadt Nürnberg strebt an, allen ihren Bürgerinnen und Bürgern einen effektiven Dieser Vorschlag wurde im Oktober 2012 in Schutz vor Diskriminierung zu bieten. die mittlerweile etablierten Zukunftswerk- stätten eingebracht. Im Bereich Antidiskriminierungsarbeit wer- den exemplarisch zwei Projekte vorgestellt. Das Stadtteilprojekt Gleißhammer, das ins- besondere auch Erwachsene in den Blick genommen hatte sowie das Projekt »Ach, so ist das?!«, welches mit seiner Ausstel- lung die Arbeit gegen Diskriminierung um ein weiteres Vielfaltsmerkmal bereicherte. 21
Projektbeispiele Rechtsextremismus und für Toleranz luden zum Mit- machen und Mitgestalten ein. Den Höhepunkt des Gleißhammer – Stadtteil für Picknicks bildeten eine Luftballonaktion und ein ge- meinsamer Fototermin, bei dem alle zum Ausdruck Menschenrechte is(s)t gemeinsam, brachten: Gleißhammer ist bunt! Aus der Fotoaktion menschlich und tolerant wurden Plakate gedruckt, die mittlerweile in vielen Erneut hat der Kreisjugendring Nürnberg- Einrichtungen, Vereinen und bei Einzelhändlern im Stadt / Luise – the Cultfactory ein Projekt einge- Stadtteil zu sehen sind. reicht, das von acht Organisationen getragen wurde. Neben zahlreichen Workshops und Ver- Gelungen an dem Projekt ist zudem die Einbindung anstaltungen fand am Sonntag, den 9. Juni 2013, zahlreicher anderer Projekte, die im Rahmen des LAP am achten Todestag von Ismail Yaşar ein Stadt- entstanden sind, z. B. der Geocache oder Kooperatio- teilpicknick für Menschenrechte statt. nen mit dem Anne-Frank-Projekt. Bürgermeister Dr. Klemens Gsell erinnerte in sei- ner Begrüßungsrede an die ungeklärten Fra- Ergebnisse und Wirkungen gen der Morde und erzählte von seiner persönli- Mit dem Stadtteilpicknick wurde im gesamten Stadt- chen Begegnung mit Ismail Yaşar. Danach leitete teil ein öffentliches Zeichen für ein Miteinander ge- Stadtrat Arif Tasdelen eine Schweigeminute ein. setzt und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger erreicht, Nach der feierlichen Eröffnung, u.a. mit musikali- die sich mit »ihrem« Stadtteil identifizieren konnten. schen Beiträgen der Scharrerschule und des Hor- Öffentliche Veranstaltungen für die breite Bevölke- tes Schlossstraße, setzten sich die Gäste an die ge- rung dienen einerseits der Partizipation vieler Men- meinsame Tafel und demonstrierten mit einem schen, andererseits auch der Bekanntheit des Loka- nachdenklichen und gleichzeitig fröhlichen Mit- len Aktionsplans und nicht zuletzt werden so die Zei- einander starken Zusammenhalt im Stadtteil. chen für Toleranz und für ein vielfältiges Miteinander öffentlich sichtbar. Dies reduziert auch den Raum für An diesem Tag hatten viele Hundert Men- rechtsextreme Angriffsflächen. schen an dem beeindruckenden Fest teilgenom- www.facebook.com/GleisshammerStadt- men. Informationsstände und interaktive Aktio- teilFurMenschenrechte nen zum Thema Menschenrechte, Arbeit gegen 22
Ach, so ist das?! – »Ich kenne auch einen Schwulen, der ist eigentlich ganz ok.« Die Idee Diskriminierung entsteht oft durch Unkenntnis – ein großes Problem ist dabei auch die Nicht-Sichtbarkeit von LGBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transidente und Intersexuelle) in der Gesellschaft. Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, dies zu ändern. Mit Hilfe von Comicreportagen sollten Iden- tität, Lebensweise, Erlebnisse und Erfahrungen von LGBTI*-Menschen sichtbar und begreifbar gemacht werden. Comic ist ein treffendes Format, um Ge- schichten und persönliche Erlebnisse zu erzählen und damit Sichtbarkeit herzustellen, Wissen weiterzuge- ben und Vorurteile abzubauen. Selbst Themen, die vielen als fremd oder gar tabu erscheinen, können auf heitere und leichte Art präsentiert werden. Die Umsetzung Projektergebnisse und Es wurden biografische Geschichten, Anekdoten Wirkungen und Erlebnisse, die mit der Identität, der Lebens- Die Ausstellung ist seit Fertigstellung in zahlrei- weise, dem Selbstverständnis von LGBTI*-Menschen chen deutschen Städten, aber auch in Österreich zusammenhängen, gesammelt und pointiert in Kurz- und der Schweiz, gezeigt worden. Sie wurde ak- geschichten aufbereitet. Begleitend wurde die Aus- tuell von Menschenrechtsaktivistinnen und -akt- stellung »Ach, so ist das?!«, die im Rahmen der Ver- visten aus der Ukraine angefragt, die eine Über- leihung des Internationalen Nürnberger Menschen- setzung planen. rechtspreises erstmals gezeigt wurde, von Workshops, Lesungen, Vorträgen und einer informativen Web- Das Projekt erfuhr eine große bundesweite Me- seite. dienresonanz. Es schließt eine weitere Lücke in der Antidiskriminierungsarbeit. www.achsoistdas.com Schradi * Trotzdem e. V. Ach, so ist das?! Schradi * Trotzdem e. V. Ach, so ist das?! Biografische Comicreportagen von LGBTI* Biografische Comicreportagen von LGBTI* Fabio, 23 Schradi * Trotzdem e. V. Nele, 25 Ach, so ist das?! Biografische Comicreportagen von LGBTI* Julian, 36 Ende! www.achsoistdas.com www.achsoistdas.com www.achsoistdas.com 23
5.3.2 Entwicklungsziel Menschenrechts- bildung In Nürnberg soll eine Kultur etabliert wer- Gefahren von Antisemitismus, Rassismus und Diskri- den, in der die Menschenrechte verstanden, minierung sowie die Bedeutung von Freiheit, Gleich- berechtigung und Demokratie. respektiert und verteidigt werden. In der Ausstellung erzählten große Bildwände in Im Herbst 2013 feierte Nürnberg das sechs Abschnitten von Anne Franks Leben und ihrer 20jährige Jubiläum der Straße der Zeit. Viele private Fotos erlaubten einen sehr persön- Menschenrechte und der Internatio- lichen Einblick in das Leben der Familie Frank und ih- rer Freunde. nale Nürnberger Menschenrechtspreis wurde zum 10. Mal verliehen. Über das ge- Besonders eindrucksvoll waren die peer guide-Füh- samte Jahr hinweg gab es zahlreiche An- rungen durch die Ausstellung, die von Jugendlichen gebote aus dem Bereich der Menschen- für Jugendliche organisiert wurden und der Frage rechtsbildung. Aus dem Bundesprogramm nachspürten »Was sagt uns Anne Frank für unser Le- ben heute?«. Rund um die Ausstellung organisierte konnte beispielsweise der Geocache »Men- ein großer Kreis an Partnerinnen und Partnern über schenrechte orten« aus dem Förderjahr fünfzig vertiefende Angebote für alle Altersgrup- 2012 im Rahmen der Menschenrechtspreis- pen. Zahlreiche Schulen, die Kulturläden, die Israeli- verleihung und im Rahmen des Jubiläums tische Kultusgemeinde, die christlichen Kirchen und angeboten werden. Auch die Ausstellung Menschenrechtsorganisationen, um nur einige Ver- anstalter zu nennen, boten ein vielseitiges öffentli- von Degrin e.V. »Is Recht? Menschenrechte ches Kulturprogramm, wie Lesungen, Theater, Kon- hier und dort« wurde in 2013 gezeigt. zerte, Workshops etc. im gesamten Stadtgebiet. Als Projektbeispiel soll ein Kooperations- Am 5. März zogen 700 Schülerinnen und Schüler der projekt zur Anne Frank Ausstellung vor- Südstadt-Schulen mit Lichtern in die Anne-Frank- Straße und erinnerten so, gemeinsam mit dem da- gestellt werden, die Anfang des Jahres in maligen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusge- Nürnberg gastierte. meinde, Arno Hamburger, an das Schicksal des jüdi- schen Mädchens. Auch beinahe 70 Jahre nach ihrem Projektbeispiel Tod ist Anne Frank ein Symbol für Wachsamkeit ge- genüber Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassis- Anne Frank in Nürnberg 2013 – mus, aber auch Hoffnungsträgerin für Widerstand Schul- und Jugendprojekte und Zivilcourage. Idee Projektergebnisse und Im Mittelpunkt des Projekts »Anne Frank in Nürn- berg 2013« stand die Ausstellung »Deine Anne. Wirkungen Ein Mädchen schreibt Geschichte« sowie ein um- Auch bei dem Projekt zu Anne Frank hat sich die Ko- fangreiches Rahmenprogramm. Mit diesem Pro- operation vieler Vereine und städtischer Dienststel- jekt wollten der Verein zur Förderung innovati- len bezahlt gemacht. Es konnten deutlich mehr und ver Kulturarbeit e.V. und das Amt für Kultur und unterschiedliche Zielgruppen erreicht werden. Die Freizeit, gemeinsam mit zahlreichen Partnern, ein Veranstaltungsformate und die unterschiedlichen deutliches Zeichen für Menschlichkeit und gegen Träger haben durch die Kooperation Netzwerke ge- Rechtsextremismus setzen. bildet. Umsetzung Ein besonderes Highlight, welches auch für zukünf- Den Kern des Projekts bildete die Wanderaus- tige Ausstellungsformate adaptiert werden wird, war stellung »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Ge- das Konzept der peer guides. Hier wurden Jugendli- schichte«, die vom 21. Februar bis 24. März im Ge- che zu Ausstellungsbegleitern geschult. Sie bewerte- meinschaftshaus Langwasser gastierte. Die Aus- ten ihre Erfahrungen als sehr positiv, aber auch die stellung rückte die Lebensgeschichte Anne Franks Gäste waren begeistert von dieser Methode. in den Fokus und schärfte damit den Blick auf die 24
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