Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
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Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsverzeichnis – Einleitung 1-3 2. Die Grundsicherung für Arbeitsuchende in Nürnberg 4-12 2.1 Struktur und Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten 2.2 SGB II-Quote 2.3 Grundsicherung und Erwerbseinkommen 3. Der Arbeitsmarkt 2022 12-17 3.1 Die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage in Nürnberg 3.2 Das Arbeitskräfteangebot – die Entwicklung der Arbeitslosigkeit 3.3 Struktur der Arbeitslosen in der Grundsicherung 4. Ziele des Jobcenters Nürnberg-Stadt – Gemeinsame Zielvereinbarung 17-23 4.1 Zielerreichung 2021 4.2 Bundesziele 2022 5. Ressourcen 24-27 5.1 Personalausstattung 5.2 Verwaltungskostenbudget 5.3 Eingliederungsbudget 6. Handlungsfelder des Jobcenters Nürnberg-Stadt 2021 27-53 6.1 Aktivierung und Integration 6.2 Fachkräftesicherung 6.3 Heranführung und Integration von Langzeitleistungsbezieher*innen Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt – Umsetzung des ganzheitlichen Betreuungsansatzes 6.4 Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Ausbildung und Arbeit 6.5 Erschließung und Nutzung von Potenzialen von Migrant*innen sowie Geflüchteten 6.6 Erschließung von Chancen für Frauen und Alleinerziehende am Arbeitsmarkt 6.7 Integration von Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen Anlage A: Kundenstruktur im Jobcenter Nürnberg-Stadt - Stand: 09/2021 54 Anlage B: Maßnahmenangebot u25 55 Anlage C: Abkürzungsverzeichnis 56-57 1
1. Einleitung Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Partner*innen des Jobcenters Nürnberg-Stadt, ein bewegtes und herausforderndes Jahr 2021, das weiterhin von der Pandemie bestimmt war, liegt hinter uns. Unsere Arbeit war geprägt von der Einhaltung von Kontaktbeschränkungen und Distanzrege- lungen – daher waren wir gefordert, die Vielfältigkeit der Kommunikationswege mit unseren Kund*innen aktiv zu nutzen und weiter auszubauen. War die telefonische Beratung bereits im ersten Jahr der Pandemie das gängigste Beratungs- format, so sind im Jahr 2021 Möglichkeiten der Videoberatung oder auch andere Formate, z.B. im Freien i.S. von „Walk und Talk“ aktiv genutzt worden. Auch die virtuelle Teilnahme an Bil- dungs- und Unterstützungsangeboten hat im Jahr 2021 zugenommen. Weitere Möglichkeiten zur Nutzung unseres Portals jc.digital wurden geschaffen, so ist es nun nicht nur möglich, den Antrag auf Grundsicherungsleistungen über diesen Weg zu übermitteln, sondern auch über den Postfachservice mit uns datenschutzkonform zu kommunizieren. Aktuell blicken wir mit großer Zuversicht auf das Jahr 2022 und planen einerseits den weiteren Ausbau unserer virtuellen Beratungs-, Unterstützungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, anderseits werden wir uns wieder stärker auf den persönlichen Kontakt mit unseren Kund*in- nen fokussieren. Dabei ist uns wichtig: Der Kundenbedarf entscheidet über das konkrete Angebot und den Kommunikationsweg. Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird unsere Arbeit unterstützen und vielen Menschen Chancen eröffnen. Spannend wird der von der neuen Regierungskoalition beschlossene Übergang in das Bür- gergeld, der dabei helfen wird, den Ressourceneinsatz insb. in der Leistungsgewährung zu reduzieren. Dies wird eine wichtige Unterstützung sein, das Spannungsfeld zwischen nicht auskömmlicher Budgetausstattung bei den Verwaltungskosten und notwendigem Ressour- ceneinsatz ein Stück weit aufzulösen. Schwerpunkte in unserer Integrationsarbeit sind in diesem Jahr: • Reduzierung des Langzeitleistungsbezugs: Die Folgen der Pandemie werden für viele Menschen die Hürden zur Integration in Arbeit oder Ausbildung erhöhen. Hier sind wir gefordert, mit einer individuell zugeschnittenen Be- ratungsaktivität und -dichte tätig zu werden. Unsere Angebote zur Unterstützung der Ein- mündung in den ersten Arbeitsmarkt oder auch die vielfältigen Angebote des Marktersat- zes werden hierbei eine gute Hilfe sein. • Erhöhung der Förder- und Innovationsbereitschaft: Qualifizierungs-, Coaching- und weitere Förderangebote sind ein wichtiger Teil, die eine erfolgreiche Integrationsarbeit unterstützen. Konnten sich viele Kund*innen in der Krisen- zeit nicht dazu entscheiden, ein solches Angebot aufgrund fehlendem Zugang zu den On- line-Möglichkeiten oder auch aus persönlichen Gründen anzunehmen, gilt es in diesem Jahr nun, diese wichtigen Unterstützungsmöglichkeiten zu realisieren. 2
Dabei sind wir gefordert, die Angebote mit Blick auf den Erwerb von Online-Kompetenzen, aber auch noch individuelleren Unterstützungsmöglichkeiten (Coaching, aufsuchende Ar- beit) gemeinsam mit den Bildungsanbietern weiterzuentwickeln. • Zielgruppenorientierte Ausrichtung: Hierbei gilt es insb. die Chancengleichheit von Frauen und Männern stärker in den Blick zu nehmen. Aktuelle Daten und Studienergebnisse zeigen, dass beispielsweise Minijobber*innen, Frauen mit Fluchterfahrung oder auch Erziehende in besonderem Maße von den Folgen der Pandemie negativ betroffen sind. Hierbei sind wir gefordert, neue Unterstützungsmöglichkeiten zu finden und einzusetzen, die den Frauen hilft, ihre persönlichen Hürden über die Schaffung von sozialen und beruf- lichen Netzwerken zu überwinden. Auch in diesem Jahr laden wir Sie wieder herzlich ein, unsere Aktivitäten und Planungen für 2022 noch besser kennenzulernen. Dabei wünschen wir Ihnen eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre. Wir freuen uns, wenn Sie mit Fragen und Anregungen auf uns zukommen, uns Feedback ge- ben und wir Ideen austauschen können. Wir im Jobcenter sind Wegbereiter und Wegbegleiter. Diese Formulierung soll nicht nur schick zu unserem neuen Logo gehören, sondern wir wollen in unserer Aufgabenwahrnehmung von unseren Kund*innen auch so erlebt werden. Hierzu gehört auch ein enger Schulterschluss zwischen uns als Sozialpartner in der Stadt Nürnberg. Lassen Sie uns daher gemeinsame Wege und Möglichkeiten finden, die Unterstüt- zung für Menschen in Not bestmöglich zu gestalten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und den Austausch! Ihre Geschäftsführung des Jobcenters Nürnberg-Stadt Manfred Hierl Sabine Schultheiß Heidi Strobl 3
2. Die Grundsicherung für Arbeitsuchende in Nürnberg 2.1 Struktur und Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten Im Mittelpunkt der Grundsicherung für Arbeitsuchende stehen erwerbsfähige Leistungsbe- rechtigte (ELB) und die von ihnen gebildeten Bedarfsgemeinschaften (BG). Die beiden nach- folgenden Schaubilder zeigen die Entwicklung der Bestandszahlen im Jahresverlauf seit 2019. Deutlicher Anstieg der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsbe- rechtigten seit Beginn der Corona - Pandemie Bis zu Beginn der Corona – Pandemie im April 2020 lag der ELB-Bestand durchschnittlich -6,0% (-1.712 ELB abs.) unter dem Vorjahrswert. Der BG-Rückgang verlief synchron, er belief sich bis April 2020 auf durchschnittlich -5,7% (-1.242 BG’s) zum Vorjahr. Mit Beginn der Corona Krise stieg der ELB und BG - Bestand signifikant an und erreichte im Juni 2020 das bisherig höchste Niveau und flacht langsam wieder ab. Bis Sept. 21 (aktuell endgültige Werte) sinkt der BG und der ELB Bestand und liegt in etwa auf dem Niveau von 2019. Hauptursache für die sinkenden BG/ELB Bestände ist die positive Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt und die damit einhergehende erhöhte Integrationswahrscheinlichkeit der SGB II Kund*innen. Quelle: Statistik der BA; eigene Darstellung. Vergleicht man die aktuelle BG Struktur 21 (Jan – Sept. JDW) mit dem Zeitraum Jan.-Sept. 2019 BG im(vor der Corona Pandemie), erkennt man einen Anstieg vor allem bei Single-BG’s (+ Vergleich Mittelwert 3,3%), (Jan.-Sept.) insgesamt 2021/2019 verzeichnet man im Betrachtungszeitraum von April bis Sept. 21 einen Zu- wachs von durchschnittlich 1,0% (+213 BG’s). Ist-Ist in %: BG Gesamt 21.791 + 1,0 BG (1 Pers.) 12.184 + 3,3 BG (2 Pers.) 4.216 - 1,0 BG (3 Pers.) 2.510 - 4,8 600 Pixel BG (4 Pers.) 1.619- 3,2 . BG (5 Pers. + 3,8 1.262 und mehr) 4
Die größte Herausforderung im Rahmen der Grundsicherung stellt die Vermeidung und Been- digung des sogenannten Langzeitleistungsbezugs1 (LZB) dar. Nebenstehende Abbildung veran- schaulicht die Entwicklung in den letz- ten drei Jahren. 2021(Stand: Sept.21) konnte der Bestand im Vergleich zum VJ durchschnittlich um 2,1% gesenkt werden.2 In absoluten Zahlen bedeu- tet das einen Rückgang von 369 LZB zum Vorjahr. Zu Beginn der Corona Pandemie im April 20 kam es zu ei- nem leichten Anstieg der LZB, ab Juli 20 jedoch senkt sich die Kurve wieder und erreicht im Sept. 21 den Stand 17.255 LZB. Der pandemiebedingte Anstieg der ELB in den letzten zwei Jahren, führt noch nicht zwangsläufig zu einem erkennbaren Be- standsanstieg der LZB. Die Logik der Kennzahl erfordert innerhalb von 24 Monaten 21 Monate Bezug. Somit dürfte sich die Corona Pandemie erst Anfang 2022 auf diese Kennzahl bemerk- bar machen, man rechnet mit einem deutlichen Anstieg der LZB (siehe hierzu Punkt 4.2). Betrachtet man die aktuelle Veränderung des LZB Bestandes (JDW) nach ausgewählten Merkmalen Bestandsveränderung der 2021/2020 (jeweils Sept.) LZB etwas differenzierter, zeigt sich, dass der höchste Rückgang bei der Alters- Ist-Ist in %: gruppe der 25 bis unter 40 Alle Langzeit- 17.584 - 2,1 bezieher Jahren zu verzeichnen ist. Männer 7.888 - 1,6 Frauen 9.696 - 2,4 Erfreulicherweise konnte der Bestand der weiblichen LZB 600 Pixel 15 bis unter 25 J. 1.992 - 1,7 um 2,4% gesenkt werden, die 25 bis unter 40 J. 5.378 - 2,8 Veränderungsrate liegt somit 40 J. bis unter 55 J.5.605 - 2,5 um 0,8%-Punkte höher als 55 J. und älter 4.610 - 0,9 die der männlichen LZB. Quelle: Statistik der BA Der Anteil der Langzeitleistungsbezieher*innen am Gesamtbestand der LZB liegt mit 55,1% jedoch höher als die der männlichen LZB (44,9%). Das Ergebnis ist nicht überraschend, ent- scheidend für die Dauer der Hilfebedürftigkeit ist der Aufwand an Kinderbetreuung der zu leis- ten ist. 1 Als Langzeitleistungsbezieher*innen (LZB) gelten erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Mo- nate im Leistungsbezug waren. 2 endgültige Daten für das Jahr 2021 liegen erst im April 2022 vor. 5
Nachfolgend wird die Struktur der ELB im Jobcenter Nürnberg anhand einiger wichtiger Merk- male dargestellt. Dabei wird der Datenstand September 2021 (als gJDW)3 als Vergleichs- grundlage berücksichtigt, um den aktuellen Stand (inkl. coronabedingtem ELB Anstieg) mit dem Vorkrisenzeitraum zu vergleichen. Im Anhang wird darüber hinaus der Jahresdurch- schnittswert 2021 im Vorjahresvergleich dargestellt (Kundenstrukturhaus: Anlage A, Seite 54). In aller Kürze lassen sich die Veränderungen folgendermaßen zusammenfassen: • Bei den unter 25-jährigen erreicht man langsam das Vorkrisenniveau, bei den anderen Altersgruppen ist der Corona Anstieg noch erkennbar Alter Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % 15 bis unter 25 Jahre 4.674 16,4 16,4 4.696 -22 -0,5 15 bis unter 18 Jahre 1.635 5,8 5,8 1.594 41 2,6 18 bis unter 21 Jahre 1.292 4,5 4,5 1.314 -22 -1,7 21 bis unter 25 Jahre 1.748 6,1 6,1 1.788 -40 -2,3 25 bis unter 55 Jahre 17.744 62,4 62,4 17.527 217 1,2 25 bis unter 35 Jahre 6.210 21,8 21,8 6.164 46 0,7 55 Jahre und älter 5.904 20,8 5.765 139 2,4 58+ 4.135 14,5 14,5 4.051 84 2,1 • Alleinerziehende ELB waren nicht vom ELB Anstieg betroffen, Zuwachs vor allem bei den ELB in Partner-BG ohne Kinder Erziehende Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % Alleinerziehende 3.686 13,0 13,0 3.782 -97 -2,6 Erziehende in Partner-BG 6.142 21,6 21,6 6.165 -23 -0,4 ELB in BG ohne Kinder 15.569 54,8 54,8 15.249 320 2,1 Single-BG 12.056 42,4 42,4 11.870 186 1,6 Partner-BG 3.513 12,412,4 3.379 135 4,0 Sonstige 3.026 10,610,6 2.931 95 3,2 • Zunahme vor allem bei männlichen ELB (stärker von Kurzarbeit betroffen) Geschlecht Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % männlich 13.620 47,9 47,9 13.386 234 1,8 weiblich 14.803 52,1 52,1 14.742 61 0,4 • Anstieg vor allem bei der Personengruppe der Gruppe „Europa ohne Deutschland“*, Rückgang bei der Gruppe „Asyl/Flucht“ Staatsangehörigkeit Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % Deutschland 14.378 50,6 50,6 14.292 86 0,6 Ausländer 14.044 49,4 49,4 13.836 209 1,5 Europa ohne Deutschland 8.138 28,6 28,6 7.876 262 3,3 Asyl Flucht* 4.254 15,0 15,0 4.377 -123 -2,8 Übrige 1.652 5,8 5,8 1.583 69 4,4 * Arabische Republik Syrien, Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia. Europa ohne Deutschland: diese Gruppe beinhaltet ab sofort die Personengruppe "Europa ohne EU" sow ie "EU ohne Deutschland" 3 gJDW = der gleitende Jahresdurchschnittswert umfasst die Ergebnisse eines 12 – Monatszeitraums und errechnet sich durch den Durchschnitt des aktuellen BM und den vorausgehenden 11 Berichtmonaten 6
• Coronabedingter Anstieg der Nicht-LZB (bis unter 12 Monate Bezugsdauer) sowie ein signifikanter Anstieg der arbeitslosen ELB und der Langzeitarbeitslosen Bezugsd. letzte 24 Mon. Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % Nicht-LZB 10.846 38,2 38,2 10.143 703 6,9 bis unter 12 Monate 6.326 22,3 5.875 451 7,7 12 bis unter 21 Monate 4.519 15,9 15,9 4.268 252 5,9 LZB 17.577 61,8 61,8 17.985 -408 -2,3 21 bis unter 24 Monate 3.077 10,810,8 3.396 -319 -9,4 24 Monate 14.500 51,0 51,0 14.589 -89 -0,6 Status AV Ist Anteil jew. an ELB in % VJ Ist-VJ Ist-VJ % Arbeitslos 11.499 40,5 40,5 10.163 1.336 13,1 LZA 4.908 17,3 17,3 3.169 1.739 54,9 Nicht-LZA 6.591 23,2 23,2 6.994 -403 -5,8 Nicht arbeitslos/arbeitsuchend 8.619 30,3 30,3 9.162 -543 -5,9 Ohne AV-Status/nicht gesetzt 7.395 26,0 26,0 7.741 -346 -4,5 • Der Anstieg der marktnahen Kund*innen im Vorjahresvergleich ist ebenfalls erkennbar, der Anteil jedoch dieser Personengruppe am Gesamtbestand ELB ist mit 4,8% nach wie vor sehr gering. • Lediglich die Personengruppe der Selbstständigen und marginal die Gruppe mit Ein- kommen über 1.300 € verzeichnen im Vorjahresvergleich eine höhere Zuwachsrate. Quelle: Statistik der BA 7
Entwicklung des Kundenbestands hinsichtlich Zuwanderung und Integration nach Staatsangehörigkeit Wie schon in der oben dargestelle Kundenstrukturanalyse erwähnt, erhöhte sich in der Corona Pandemie der durchschnittliche Bestand der Personengruppe „Europa ohne Deutschland“4 (+3,3%), während der Bestand der nichteuropäischen Asylherkunftsländer leicht rückläufig ist (-2,8%). Dabei erhöhte sich prozentual vor allem der Bestand der Bulgaren (+13,7% / + 96 ELB abs.) und der Bestand der Rumänen (+12,1%/ 100 ELB absolut). Quelle: Statistik der BA; eigene Darstellung 4 diese Gruppe beinhaltet die Personengruppe "Europa ohne EU" sowie "EU ohne Deutschland" 8
Zu-/Abgänge und Saldo ELB nach Nationalität (gJFW Oktober 2020 – Sept. 2021)5 Bei der Betrachtung der Zu- und Abgänge6 nach Nationalitäten in den letzten 12 Monaten, wird die oben dargestellte Entwicklung offenbar, die Personengruppe „Europa ohne Deutschland“ weist ein positives Saldo auf, bei den Syrer*innen und Irakern hingegen ist das Saldo negativ. Die hohen Abgangszahlen spiegeln sich auch bei den erzielten Integrationsquoten wieder. Syrer*innen, Afgha*innen und Statistik der BA, eigene Darstellung Iraner*innen sind unter den Top 5 im Hinblick auf die erzielte Integrationsquote 2021 (siehe nachfolgende Darstellung). Aber auch die Gruppe der Rumän*innen und Bulgar*innen mit einem leicht positiven Saldo erzielten im letzten 12 – Monatszeitraum eine überdurchschnittlich hohe Integrationsquote. Nachfolgende Übersicht gibt einen Einblick in die erzielte Integrationsquote nach Nationalitä- ten im letzten 12 Monatszeitraum7 (GJW=Jahressumme)8. Diese differenzierte Betrachtung nach Nationalitäten wird erst mit einer Wartezeit von 3 Monaten veröffentlicht, somit liegen endgültige Werte für das Jahr 2021 erst im April 2022 vor. Statistik der BA, eigene Darstellung 5 Das Zu-/Abgangsverhältnis lässt keine vollständigen Rückschlüsse auf Bestandsveränderungen zu. 6 Die statistische Berichterstattung zu Bewegungen konzentriert sich auf die Regelleistungsberechtigten. Ausgehend von der Zählung der Regel- leistungsberechtigten im Bestand wird also jede Veränderung dieser Personengruppe im Leistungsbezug als Zugang oder Abgang gewertet 7 Stand Sept. 21 8 der gleitende Jahreswert umfasst die Ergebnisse eines 12 – Monatszeitraums 9
2.2. SGB II-Quote Die SGB II Hilfequote setzt den Bestand an hilfebedürftigen Personen nach dem SGB II in Beziehung zur entsprechenden Bevölkerungsgruppe bis zum Renteneintrittsalter. Sie spiegelt demnach den lokalen Grad der Inanspruchnahme von SGB II Leistungen. Die SGB II Quote9 ist im Sept. 21 mit insgesamt 9,2% weiterhin leicht rückläufig, damit erreicht man aktuell den niedrigsten Wert im Jahresverlauf 2021. Bezogen auf das Vorjahr sank die SGB II Quote um 4,5% (Sept. 20: 9,7%). Betrachtet man die SGB II Quoten nach Personen- gruppen ist der Rückgang über alle Personengruppen hinweg erkennbar, am stärksten bei den Personen unter 25 Jahren (-6,4% zum VJ). Obwohl die SGB II Quote bei den nicht erwerbsfä- higen Leistungsberechtigten unter 15 Jahren sowie bei der Personengruppe der erwerbsfähi- gen Ausländer*innen ebenfalls sinkt, ist die Abhängigkeit von SGB II Leistungen bei diesen Personengruppen mit 14,0% bzw. 14,5% besonders hoch. Statistik der BA 9 Bestand aller Leistungsberechtigten nach dem SGB II (erwerbsfähige und nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte sowie sonstige Leistungsbe- rechtigte) / Nenner: Bevölkerung unter 65 Jahren 10
2.3 Grundsicherung und Erwerbseinkommen Im Jobcenter Nürnberg bezogen 2021 durchschnittlich 6.262 ELB (Stand: Sept.21) zusätzlich zu Ihrem Erwerbseinkommen ergänzend Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II. Damit entfällt auf die erwerbstätigen SGB II Empfänger*innen ein Anteil von 21,8% an allen erwerbs- fähigen Leistungsberechtigten (siehe hierzu auch das Kundenstrukturgebäude im Anhang). Hierbei handelt es sich um stabile Werte (mit einer Wartezeit von 3 Monaten). ELB mit ELB mit Erwerbseinkommen (JDW Sept. 2021/2020) Erwerbseinkommen JDW (Sept.2021/2020) Einkommensklassen im Vergleich (JDW Sept.21) Ist-Ist: Ist-Ist in %: Alle (bis 450 €) 2.631 - 196 Alle ELB mit 6.278 - 5,8 Erwerbseink. Männer 1.311 - 75 mit abh. 5.780 - 7,0 Erwerbstätigkeit Frauen 1.320 - 121 bis 450 € 2.632 - 6,9 über 450 € 2.284 - 11,4 bis 1300 € 600 Pixel >450€ 2.284 - 294 600 Pixel bis 1.300€ über 1.300 € 864 + 6,9 Männer 1.072 - 85 mit EK aus 498 + 10,4 Selbständigkeit Frauen 1.212 - 209 >1.300 € 864 + 55 Männer 511 + 44 Frauen 353 + 11 -0 Anteile in % Statistik der BA (JDW Sept.21) Frauen 43,0 39,0 11,0 7,0 100,0 Männer 41,0 34,0 16,0 9,0 100,0 Selbstständigkeit 00 Pixel 1.300 € > >450 bis 1.300 € bis 450 € Absolut betrachtet, dominieren die Frauen bei den Einkommensklassen unter 450 € und zwi- schen 450 € bis 1.300 €. Der Anteil an allen abhängig beschäftigten Frauen liegt bei 43% (bis 450 €) bzw. 39% (zwischen 450 € bis unter 1.300 €). Im Vergleich dazu liegt der Anteil der Männer bei diesen Einkommensklassen bei 41,0% bzw. 34,0%. In aller Kürze lassen sich die Veränderungen im Umfang der Beschäftigung aller erwerbstäti- gen Leistungsbezieher folgendermaßen zusammenfassen: • Der Anteil der ELB mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit an allen ELB sank durch- schnittlich von 23,2% auf insgesamt 21,9%. • Rund 46% aller abhängig Beschäftigte (abs. 2.632 ELB) mit Anspruch auf Grundsiche- rungsleistungen üben aktuell einen Minijob, mit einem Einkommen bis 450 Euro aus. Der Rückgang dieser Personengruppe beträgt insgesamt 7% zum Vorjahr. 11
• Der Anteil der Personengruppe mit einem Erwerbseinkommen über 450 bis 1.300 € - bezogen auf alle abhängig Beschäftigten – sinkt ebenfalls von 41,5% auf 39,5%. Dem- gegenüber steigt der Anteil der höheren Einkommensklasse über 1.300 € um 7% zum Vorjahr, deren Anteil an allen abhängig Beschäftigten liegt bei insgesamt 14,9%. In dieser Kategorie ist die Personengruppe der Männer mit einem Anteil von 16% an allen abhängig Beschäftigten überrepräsentiert, der Frauenanteil lag durchschnittlich bei 11%. • 498 Personen sind selbstständig (anteilig 7,9% an alle ELB mit Erwerbseinkommen). Bezogen auf alle Personen mit Erwerbseinkommen erhöhte sich pandemiebedingt der Bestand um durchschnittlich 10,4% zum Vorjahr, auch hier liegt der Anteil der Männer mit 9,0% höher als die der Frauen mit aktuell 7%. 3. Der Arbeitsmarkt 2022 In der Jahresprognose10 für 2022 hat das IAB den konjunkturellen Aufschwung prognostiziert: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. Für das Jahr 2022 rechnet man bun- desweit mit einem weiteren Beschäftigungsaufbau in Höhe von 1,6%.“ Auf Ebene des Agen- turbezirks Nürnberg geht das IAB ebenfalls von einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 1,6% aus. Auf die Arbeitslosenzahlen bezogen, rechnet man im Agenturbezirk Nürnberg rechtskreisübergreifend mit einem Rückgang von 12,4% zum Vorjahr. 3.1 Die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage in Nürnberg Betrachtet man die Bestandsentwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in den einzelnen Branchen zum Vorjahr, erkennt man, dass die in Nürnberg sehr starke Arbeit- nehmerüberlassung (N, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen) 2021 ein kräftiges Plus zum Vorjahr verzeichnen konnte (+23,1%). Hauptursache für den starken An- stieg ist die positive wirtschaftliche Entwicklung seit Frühjahr 2021, die v.a. im Bereich der Zeitarbeit zunächst wirksam wird und dann auch auf andere Branchen übergeht. Absolut be- deutet das ein Plus von 2.613 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in dieser für SGB II Kund*innen wichtigen Branche. (vgl. hierzu auch Abbil- dung „Entwicklung der sozialversicherungspflichtig freien Stellen in der Stadt Nürnberg“). Andere Branchen wie Information/Kommunikation, die öffentliche Verwaltung oder freiberufli- che, wissenschaftliche oder technische Dienstleistungen bieten nur in Ausnahmefällen Chan- cen für SGB II Kund*innen. Auch die Gesundheitsbranche, genauer die Pflegeberufe weisen ein Anforderungsprofil auf, dem unsere Kund*innen oft nicht gerecht werden können. Damit fällt es leider gerade in diesen Zukunftsbranchen sehr schwer, den Marktausgleich zu unter- stützen. 10 https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-21.pdf 12
Statistik der BA / eigene Darstellung Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen freien Stellen in der Stadt Nürnberg Die Corona-Krise hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichti- gen Arbeitsstellen in der Stadt Nürnberg. Im Jahresverlauf 2020 verzeichnete man insgesamt ein Minus von 22,3% (absolut: ein Minus von 3.574 Stellen). Nachfolgende Grafik verdeutlicht den Einbruch im Stellenzu- gang mit Beginn der Pande- mie im April 2020 und die allmähliche Erholung ab Sept. Dieser positive Trend setzt sich zu Jahresbeginn 2021 fort, zum Jahresende 2021 liegt man beim Stellen- zugang über dem Niveau von 2019 (Dez. 2019: 1.184 sozialversicherungspflichte Arbeitsstellen). Statistik der BA / eigene Darstellung Seit Jahresbeginn 2021 sind insgesamt 16.384 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3.903 Arbeitsstellen bzw. 31,3%. 13
Betrachtet man die Entwicklung in den letzten 2 Monaten (Dez. 21 und Nov.21) im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnet man ein deutliches Plus von 357 sozial- versicherungspflichtigen Arbeitsstellen. Der Trend im Jahresverlauf zeigt eben- falls nach oben, d.h. auch bezogen zum Vormonat ist ein Zuwachs zu verzeich- nen. Aktuelle Chancen ergeben sich aus den weiterhin hohen Stellenzugängen be- sonders im Groß – und Einzelhandel so- wie Verkehr und Lagerei, die Zeitarbeit, die in den letzten Monaten von einer er- höhten Nachfrage geprägt war, ver- zeichnen einen Rückgang zum VM (- 7,0% bzw. 21 Arbeitsstellen. Sonstige wirtschaftliche Dienstleistun- gen darunter die ANÜ bot unseren Kund*innen bisher mit großem Abstand die meisten Chancen auf eine Beschäf- tigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Statistik der BA / eigene Darstellung Die allmähliche Erholung im Bereich des Stellenzugangs vor allem in der Arbeit- nehmerüberlassung hat signifikanten Ein- fluss auf das Integrationsniveau des Job- centers Nürnberg, was auch aktuell in den Zahlen sichtbar wird (siehe Punkt Zieler- reichung 2021). Das Niveau zum Jahres- ende 2021 erreicht dennoch nicht den Vergleichszeitraum 2019, es fehlen ins- gesamt noch 852 sozialversicherungs- pflichtigen Arbeitsstellen in dieser Bran- che. Statistik der BA / eigene Darstellung 14
3.2 Das Arbeitskräfteangebot – die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Integrationen nach Branchen (sozialversicherungspflichtig) Jobcenter Nürnberg Nebenstehende Grafik stützt die oben dargestellte Entwicklung, in fast allen Branchen konnten In- tegrationszuwächse im Jobcen- ter Nürnberg 2021 verzeichnet werden (Stand Juni 2021). Da die vorliegenden Daten erst mit einer Wartezeit von 6 Monaten vorliegen, ist die aktuelle kon- junkturelle Erholung des ersten Arbeitsmarkts nicht im vollen Umfang in den Integrationszah- len nach Branchen sichtbar, der positive Trend ist jedoch eindeu- tig erkennbar. Statistik der BA / eigene Darstellung Ein Blick auf die Anteile der In- tegrationen zeigt die Bedeutung einzelner Branchen für die Kund*innen des Jobcenters Nürnberg. Sonstige wirtschaftliche Dienst- leistungen darunter die ANÜ bot unseren Kund*innen bisher mit großem Abstand die meisten Chancen auf eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Andere Branchen wie die Infor- mation/Kommunikation, die öf- fentliche Verwaltung oder freibe- rufliche, wissenschaftliche oder technische Dienstleistungen bie- ten - wie schon anfangs erwähnt - nur in Ausnahmefällen Chan- cen für SGB II Kund*innen, diese Branchen sind in den TOP 8 des Jobcenters nicht vertreten. Statistik der BA / eigene Darstellung 15
3.3 Struktur der Arbeitslosen in der Grundsicherung Nachfolgend wird die Struktur der Arbeitslosen im SGB II und die Veränderung zum Vorjahr anhand einiger wichtiger Merkmale dargestellt. Ein Großteil der Arbeitslosen (48,5%) sind langzeitarbeitslos, deren Bestand vergrößerte sich zum Vorjahr nochmals deutlich (+ 23,9%). Fast die Hälfte (48,5%) der Arbeitslosen sind ausländischer Herkunft, deren Bestandverände- rung beträgt +7,6% zum Vorjahr. Neben Defiziten im Beherrschen der deutschen Sprache sind es zudem oftmals gesundheitliche Einschränkungen, die Langzeitarbeitslosigkeit bedingen. Statistik der BA / eigene Darstellung Bis zu Beginn der Corona – Pandemie im April 2020 lag der Bestand der langzeitarbeitslosen Personen durchschnittlich bei – 12,1% (- 409 Langzeitarbeitslose abs.) unter dem Vorjahres- wert. Mit Beginn der Corona Krise im April 2020 stieg der Bestand dieses Personenkreises kontinuierlich an und erreichte im Juni 2021 mit 5.689 das höchste Niveau seit Beginn der Pandemie (vgl. dazu folgende Abb.). Seitdem sinkt der Bestand erfreulicherweise wieder. Die Struktur des Bestands der Langzeitarbeitslosen hat sich über die Dauer der Pandemie z.T. deutlich verändert. Während vorher aufgrund intensiver Betreuung und Förderung eher wenige marktnahe Kund*innen langzeitarbeitslos waren bzw. wurden, haben die Umstände dazu ge- führt, dass der aktuelle LZA-Bestand z.T. hohes (auch kurzfristiges) Integrationspotenzial bie- tet. Ein wichtiger Hebel für die Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit ist die aktive Arbeitsmarktpo- litik (z.B. Weiterbildungen, intensive Coachings oder auch Arbeitsgelegenheiten), die aufgrund 16
diverser pandemiebedingter Einschränkungen bisher noch nicht ausreichend eingesetzt wer- den konnte. Bestand LZA (nur Rechtskreis SGB II) in Nürnberg 6.000 5.689 5.604 5.530 5.637 5.566 5.601 5.448 5.500 5.307 5.264 5.001 5.000 4.737 4.574 4.500 SGB II 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 Januar März Mai Juli September November SGB II 2020 SGB II 2021 Statistik der BA / eigene Darstellung 4. Ziele des Jobcenters Nürnberg Stadt – Gemeinsame Zielvereinbarung 4.1 Zielerreichung 2021 Erstmals wurden die Ziele des Jobcenters in einem gemeinsamen Dokument festgehalten. Die Zielvereinbarung besteht aus Zielen des Bundes sowie der Kommune, aber enthält auch einen gemeinsamen Part zu Lokalen Zielen. Bundesziele Das Zielsystem der Bundesziele wurde für 2021 etwas verändert. Künftig fließen nur noch die Integrationsquote (IQ) und die Senkung des Bestandes der Langzeitleistungsbezieher (LZB) jeweils zu gleichen Teilen in den Gesamtzielerreichungsindex ein. Des Weiteren wurde ein lokales Ziel zur Gesamtantragsdauer eingeführt. Das Jahr 2021 ist im Hinblick auf die Zielerreichung immer noch deutlich von der Pandemie geprägt worden. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes wirkte sich weiterhin negativ auf die In- tegrationsquote (IQ) aus. Das angestrebte Ziel von 25,5% wurde mit 25,4% dennoch nur knapp nicht erreicht. In Verbindung mit einer leichten Übererfüllung der Senkung des Bestands der Langzeit-Leistungsbezieher (LZB) ergibt sich jedoch eine Gesamtzielerreichung der Bun- desziele von 100,7%. Zielerreichung im Überblick 17
Soll Ist Zielerreichung der Ziele SGB II Integrationsquote in % JFW 25,5 25,4 Bestand der Langzeitleistungsbeziehenden JDW 17.801 17.454 Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit Die Integrationsquote stellt die Anzahl an Integrationen in sozialversicherungspflichtige Be- schäftigung der Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (ELB) gegenüber, um die In- tegrationsleistung des Jobcenters abzubilden. Der Bestand an ELB im Jahresdurchschnitt ist gegenüber 2020 nahezu unverändert geblieben. Dahinter verbirgt sich jedoch eine hohe Dy- namik (siehe oben unter 2.). Die Anzahl der Integrationen konnte gegenüber dem Vorjahr jedoch um 1.026 auf 7.174 (+16,7%) gesteigert werden. Somit wurde das Ziel nur um 35 Integrationen verfehlt. Treiber dieser Entwicklung sind zum einen allgemein ein beständiger (Fach)Arbeitskräfteman- gel, zum anderen kam es sowohl auf Seiten der Nachfrage als auch auf Seiten des Angebots zu gewissen Nachholeffekten, weil viele Betriebe während der Pandemie in reduziertem Um- fang tätig waren und zum anderen weil durch genau diesen Effekt überdurchschnittlich viele Menschen zusätzlich Grundsicherung bezogen, die vorher einer Beschäftigung nachgingen. Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug Der Bestand der Langzeitleistungsbezieher (LZB) sollte zum Jahresende im Durchschnittswert 17.801 betragen. Dieses Ziel konnte mit 17.454 (-2%) übererfüllt werden. Kommunale Ziele 2021 sind fünf Ziele mit der Stadt Nürnberg vereinbart worden. Die Ziele ergänzen das Ziel- system des Bundes im Hinblick auf die besonderen Unterstützungsmöglichkeiten und Interes- sen der Stadt Nürnberg als Träger. Ziel 21.1 Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit in Bedarfsgemeinschaften, in denen bereits Erwerbseinkommen vorhanden ist und die ausschließlich Leistungen für Kosten der Unterkunft (LUH bzw. KdU) beziehen Hier wurde versucht, durch Fokus auf Kund*innen, die bereits in Arbeit stehen, den letzten Schritt zur kompletten Unabhängigkeit vom Jobcenter zu unterstützen. Die Fallkonstellationen sind jedoch sehr unterschiedlich. Im ersten Schritt wurde analysiert, welche Konstellationen am erfolgversprechendsten sind. Von zunächst ausgewählten 268 Kund*innen konnte mit 119 Fällen knapp die Hälfte erfolgreich aktiviert werden (44,4%). In 129 Fällen (48,1%) stehen Hinderungsgründe einer Steigerung des Erwerbseinkommens entgegen. Bei 20 Kund*innen (7,5%) sind (zum Zwischenstand Okt 2021) noch keine Daten zu den Integrationsbemühungen hinterlegt. 18
Ziel 21.2 Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsicherung bestreiten bzw. Verrin- gerung der Hilfebedürftigkeit bei BG mit geringen laufenden Leistungen für Unterkunft und Heizung durch Inanspruchnahme vorrangiger Leistungen (Kinderzuschlag-KiZ und Wohngeld-WG) Hier war das Ziel, die Menschen durch Verweis auf von der Grundsicherung unabhängige Transferleistungen aus dem SGBII-Leistungsbezug herauszulösen. Um dieses Thema stärker zu fokussieren, wurden Schulungen für die Teamleitungskräfte eingeleitet. Im Ergebnis haben nach Einschätzung des Jobcenters zum Jahresende 2022 4,9% aller BG einen potenziellen Anspruch auf diese vorrangigen Leistungen, den es zu prüfen gilt. Ziel 21.3 Förderung von wirtschaftlichem Verhalten beim Energieverbrauch Es wurden i.d.R. monatlich ca. 200 Kund*innen angeschrieben und auf die Energieberatung (ESB) der Stadt Nürnberg hingewiesen. Dieser Umfang berücksichtigte die Aufnahmekapazi- tät der ESB. Die Anzahl der Beratungen für Kund*innen des SGB II konnte hierdurch im Jahr 2021 deutlich erhöht werden. Ziel 21.4 Verbesserte und umfangreichere Erfassung von Unterkunftsdaten Ziel hier war die Erhöhung der Datenqualität durch eine vollständigere Berücksichtigung der Teilaspekte für Unterkunft und Heizung. Hierzu wurde die Fachaufsicht der Führungskräfte ergänzt. Der Anteil der Datensätze mit noch nicht vollständigen Daten liegt zum Jahresende 2021 zwischen 3% (für die Angabe der korrekten Unterkunftsart) und 26% (für die Angabe der korrekten Heizungsart). Ziel 21.5 Ganzheitliche Ansätze mit Orientierung auf die gesamte Bedarfsgemeinschaft mit innovativen Beratungsformen und zielgruppenspezifischer Intensivbetreuung wer- den gestärkt Dieses Ziel bezieht sich auf das TANDEM-Verfahren und wird mittels einer Integrationsquote gemessen. Hier ergibt sich bezogen auf das Jahresziel von (IQ) 23,8% ein Zielerreichungsgrad von rd. 85% (IQ 20,1%). Lokale Ziele Neben den herkömmlichen kommunalen und Bundeszielen gibt es ab diesem Jahr auch ge- meinsam vereinbarte Ziele. Diese beziehen sich auf bestimmte Förderzahlen und Bearbei- tungsdauer. 19
Beitrag zur Aktivierung und Qualifizierung des Fachkräfte-Potenzials Ziel ist es, die geplanten Eintritte in Qualifizierung zu realisieren und insbesondere den Anteil der abschlussorientierten Qualifizierungen zu erhöhen, um den Kund*innen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen: Geplante Eintritte Qualifizierung 951 – dav. Abschlussorientiert 214 (Anteil 22,5%). Erreicht wurden 696 Eintritte, davon 220 abschlussorientiert. Dies ist eine Folge der schwieri- gen Kursbesetzbarkeit während der Pandemie, insb. der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und nicht zuletzt auch den Ängsten der Kund*innen vor Ansteckung. Umsetzung des Teilhabechancengesetzes mit Schaffung von geförderten Beschäfti- gungsmöglichkeiten über §§ 16e und 16i SGB II Hier sind folgende Förderungen geplant gewesen: Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (EvL, § 16e SGB II): 90 Eintritte Teilhabe am Arbeitsmarkt (TaAM, § 16i SGB II): 129 Eintritte Erreicht wurden 82 EvL und 134 TaAM und damit in Anbetracht der Umstände ein respek- tables Ergebnis mit in Summe nur 3 fehlenden Eintritten. Erweiterte Bearbeitungsdauer Die erweiterte Bearbeitungsdauer bildet ab, wie lange es in Arbeitstagen (AT) im gewichteten Durchschnitt dauert, bis ein Antrag beschieden wird. Gemessen wird jedoch im Gegensatz zur sonst üblichen sog. isolierten Bearbeitungsdauer nicht nur die Zeit ab Vorliegen der notwendi- gen vollständigen Antragsunterlagen, sondern direkt ab dem Tag der (auch) formlosen Erklä- rung gegenüber dem Jobcenter, Leistungen beziehen zu wollen. Dieses Ziel ist erst im Zuge der Pandemie aufgegriffen worden und wird daher seitens der Bundesagentur für Arbeit mit den Jobcentern lokal vereinbart. Im Unterschied zur isolierten Bearbeitungsdauer, die bisher und weiterhin zügige interne Prozesse sicherstellt, korreliert diese erweiterte Betrachtung mit der Einführung des sog. Schnellläufergesetzes. Dies enthält einige Vereinfachungen im Rahmen der Leistungsbeantragung und wirkt sich somit auf die gesamte Bearbeitungsdauer aus. Dies kann mit dieser Kennzahl nachgehalten werden. Trotz einiger „Zahlendreher“ (z.B. 2012 statt 2021) in den Datumsangaben (die IT-bedingt lei- der nicht korrigierbar sind) konnten die Bearbeitungsvorgänge so auf die durch das Schnell- läufergesetz veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, dass der Sollwert von 22 Arbeitstagen gesamter Bearbeitungsdauer ab etwa der zweiten Jahreshälfte größtenteils ein- gehalten werden konnte (Monatswert Dezember: 21,6 AT). 20
Erweiterte Bearbeitungsdauer (Erstanträge) - Dauer Antrag bis Bescheid (AT) gew. JFW Ist-Soll in % (MW) Ist-Soll (gew. JFW) Soll Ist J F M A M J J A S O N D Soll Dezin % Ist abs. 22,0 27,5 24,9 5,5 4.2 Bundesziele 2022 Auch für 2022 wurde wieder eine Gemeinsame Zielvereinbarung abgeschlossen. Die Zielvereinbarung besteht weiterhin genauso wie im Vorjahr aus drei Teilen: Gesetzliche Steuerungsziele (Bundesziele), Kommunale Ziele und Lokale Ziele. Die Ziele aus dem Jahr 2021 werden übernommen bzw. fortgeführt und damit wird eine hohe Kontinuität in der Auf- gabenausrichtung gewährleistet. Bundesziele Für 2022 gibt es bei den Bundeszielen die Neuerung, dass speziell die Integrationsquote der Frauen separat zu beplanen ist, verbunden mit der Erwartung, die Geschlechterlücke zu ver- ringern. Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit (IQ Gesamt) Das Jobcenter Nürnberg hat das Ziel, die Integrationsquote (IQ Gesamt) um 8,7% zum Vorjahr zu steigern. Dies entspricht einer Ziel-Integrationsquote von 27,6%. Die gesonderte IQ der Frauen ist mit einer Steigerung von 10% zum Vorjahr entsprechend der Intention ambitionierter angelegt. Hier wird demnach der Zielwert 20% angestrebt (Vorjahr: 18,2%). Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug (LZB) Für den Bestand der Langzeitleistungsbeziehern (LZB) wird für 2022 ein Anstieg erwartet, der sich aus der Pandemie ergibt. Die Konstruktion der Kennzahl bedingt, dass der zahlenmäßige Impact solcher Verwerfungen erst min. 21 Monate nach Beginn der Problematik erfolgt. Deshalb ist besonders zu Beginn des Jahres 2022 mit einem Anstieg der Langzeitbezieher zu rechnen. Geplant ist eine Begrenzung des Anstiegs im Jahresdurchschnitt auf +3,6%. Dies entspricht einem Zielwert im Jahresdurchschnitt im Dezember 2022 von 18.181. 21
Kommunale Ziele Ziel 22.1 Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit in Bedarfsgemeinschaften, in denen bereits Erwerbseinkommen vorhanden ist und die ausschließlich Leistungen für Kosten der Unterkunft (LUH bzw. KdU) beziehen Durch geeignete Integrationsbemühungen soll das Erwerbseinkommens in Bedarfsgemein- schaften mit reinem KdU-Bezug erhöht werden, damit sie weniger bzw. nach Möglichkeit überhaupt keine Leistungen nach dem SGB II mehr in Anspruch nehmen müssen. Ziel 22.2 Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsicherung bestreiten bzw. Verrin- gerung der Hilfebedürftigkeit bei Bedarfsgemeinschaften mit geringen laufenden Leis- tungen für Unterkunft und Heizung durch Inanspruchnahme vorrangiger Leistungen Nach den zurückliegenden Leistungsausweitungen bei Unterhaltsvorschuss, Kinderzuschlag und Wohngeld (zuletzt Fortschreibung des Wohngelds ab 01.01.2022) sollte eine intensive Prüfung der Ansprüche auf diese vorrangigen Leistungen erfolgen. Ziel 22.3 Förderung von wirtschaftlichem Verhalten beim Energieverbrauch Bedarfsgemeinschaften, deren tatsächliche laufende Heizkosten die jeweiligen Richtwerte um mehr als 30 % übersteigen und für die noch kein aktuelles Gutachten einer Energie- sparberatung vorliegt, sollen zur Beratung an das Energie-Spar-Projekt (ESP) des Sozial- amts verwiesen werden. Ziel 22.4 Verbesserte und umfangreichere Erfassung von Unterkunftsdaten (Wohnflä- che, Unterkunftsart, Heizungsart, Abgrenzung Grundkosten / Betriebskosten / Heiz- kosten) bei Neubewilligungen Durch Verbesserung der Datenqualität im Hinblick auf kommunale Anforderungen, insb. bzgl. der Kosten der Unterkunft, wird eine bessere Auswertbarkeit und Vergleichbarkeit, z.B. mit anderen Kommunen, sowie eine zielgenauere Steuerbarkeit durch die Stadt Nürnberg angestrebt. 22
Lokale Ziele Aktivierung und Qualifizierung des Fachkräftepotenzials in Nürnberg Das Jobcenter unterstützt seine Kundinnen und Kunden mit den arbeitsmarktpolitischen In- strumenten zur Förderung beruflicher Weiterbildung (FbW), um nachhaltig Fuß im ersten Ar- beitsmarkt zu fassen. Der Fokus soll auf Maßnahmen zum Nachholen bzw. zum Erwerb von Berufsabschlüssen liegen. a) Eintritte in FbW bis zum 31.12.2022: 929 Personen b) darunter Eintritte in abschlussorientierte Qualifizierungen: 188 Personen Eingliederung von Langzeitarbeitslosen und soziale Teilhabe am Arbeitsmark Das Jobcenter nutzt die Instrumente „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ (§ 16e SGB II) und „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16i SGB II). Die Teilnehmenden, welche durch diese In- strumente gefördert werden, sind verstärkt zu betreuen. Das Qualifikationsniveau von Ge- ringqualifizierten, die ohne die Unterstützung keine realistische Chance auf einen Arbeits- platz am ersten Arbeitsmarkt haben, soll dabei erhöht werden, um mittelfristig deren Integra- tion in den Arbeitsmarkt nachhaltig zu fördern. Wichtig bleibt die gute Netzwerkarbeit mit den lokalen Partnern unter Einbeziehung der kommunalen Eingliederungsleistungen. a) Eintritte in 16e bis zum 31.12.2022: 112 Personen b) Eintritte in 16i bis zum 31.12.2022: 74 Personen Ganzheitliche Ansätze mit Orientierung auf die gesamte Bedarfsgemeinschaft mit in- novativen Beratungsformaten und zielgruppenspezifischer Intensivbetreuung werden gestärkt. Ganzheitliche Ansätze dienen einer Verbesserung der Vermittlungs- und Wiedereingliede- rungschancen in Arbeit und Qualifizierung, da verfestigte Beschäftigungslosigkeit und Hilfe- bedürftigkeit durchbrochen und beendet werden können. Durch die rechtskreisübergreifende Kooperation zwischen SGB II - Beschäftigungsförderung und SGB VIII - Jugendhilfe werden Familien stabilisiert und kann die Bildung, Betreuung, Erziehung und Teilhabe von Anfang an unterstützt und ein gelingendes Aufwachsen der Kinder ermöglicht werden. Die Umsetzung der Neukonzeption von "Perspektiven von Familien" (Tandem) wurde zum 1.7.2021 von JCN und Stadt Nürnberg vollzogen. Die Neuorganisation des Modells wird nach einem Jahr Laufzeit evaluiert und die IQ in dieser Laufzeit gemessen. 2022 wird der Fokus auf einen kontinuierlichen Durchlauf von Familien gelegt. Ziel ist ein gleichmäßig ver- teilter Familienzugang 50/50 von ASD und JCN. a) Integrationsquote Tandem: 25,0 % bis 31.12.2022 b) Familienzugang gleichmäßig verteilt: 50 % ASD / 50 % JCN bis 31.12.2022 23
5. Ressourcen 5.1 Personalausstattung Im Haushaltsjahr 2021 stand dem Jobcenter Nürnberg-Stadt eine niedrige Zuteilung im Ver- waltungskostenhaushalt von rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, was die Folge hatte, dass mit einer reduzierten Personalbesetzungstand geplant werden musste. Die notwendige Redu- zierung wurde im Jahresdurchschnitt mit einem Personalstand von 554,16 Vollzeitäquivalente erfüllt. Obwohl für das Jahr 2022 Mittel in ungefähr gleicher Höhe wie 2021 zur Verfügung stehen, ist es beabsichtigt, den Personalstand durch weitere Personalrekrutierungen im ersten Halbjahr wieder zu erhöhen und damit in 2022 eine bessere Budgetausschöpfung zu erreichen. 24
5.2 Verwaltungskostenbudget Am 19.10.2021 wurden die Schätzwerte des BMAS zur Mittelverteilung 2022 veröffentlicht. Unter Berücksichtigung der aktuellen Planungen im Verwaltungskosten- und Eingliederungs- haushalt ergibt sich folgender Finanzplan für das Jobcenter Nürnberg-Stadt: Finanzplan 2022 JC Nürnberg-Stadt prozentuale Veränderung Veränderung Stand: 20.01.2022; Werte in Tausend € IST 2021 Plan 2022* Plan 2022 zu Plan 2022 zu IST 2021 IST 2021 Gesamtbudget (Bund) 73.871 73.858 -12,58 0,0% Verwaltungskostenbudget 51.346 52.800 1.454,37 2,8% zugeteiltes Budget (Bund) 38.882 39.568 685,65 1,8% Vermischte Einnahmen/Mahngebühren 72 47 -24,72 -34,5% KFA 7.964 8.077 112,98 1,4% Umschichtung 4.428 5.109 680,46 15,4% EGT Zuteilung incl. Fluchtmittel (Bund) 34.989 34.291 -698,22 -2,0% abzgl. Umschichtung 4.428 5.109 680,46 15,4% Anteil Umschichtung an Zuteilung EGT 12,66% 14,90% Verfügbarer EGT 30.561 29.182 -1.378,69 -4,5% * Schätzw erte des BMAS für Zuteilung vom 19.10.2021; Planungsstand: 08.11.2021 Im Gesamtbudget ergibt sich gegenüber 2021 voraussichtlich keine bedeutende Änderung. Im Verwaltungskostenbudget soll es gem. der Schätzwerte eine Erhöhung um knapp 686.000 Euro geben, im Eingliederungsbudget (EGT) wird die Zuteilung demnach um fast 700.000 Euro reduziert. 25
Das vorgegebene Ziel der Träger bleibt weiterhin, den Umschichtungsbetrag bei grundsätzlich steigenden Kosten auf nicht mehr als 15 % ansteigen zu lassen und damit auch im Eingliede- rungshaushalt die Handlungsfähigkeit sicherzustellen. Im Jahr 2021 konnte dieses insbeson- dere durch eine Reduzierung des Personalkörpers erreicht werden. Gemäß Planung vom 08.11.2021 fallen voraussichtlich Verwaltungskosten i.H.v. 52,8 Mio. € an. Darunter größter Ausgabeposten sind die Personalkosten mit annähernd 39,13 Mio. €, was einem Anteil von 74,1 % entspricht. Davon entfallen 27,78 Mio. € auf BA-Personal und Amts- hilfekräfte sowie etwa 11,35 Mio. € auf kommunale Mitarbeiter*innen. Für IT, BA-Dienstleistungen, zentrale Druck- und Portokosten, direkte E-Akte-Kosten etc. wur- den ca. 3,6 Mio. € (ca. 6,8 %) veranschlagt. Die Mieten der fünf Standorte belaufen sich auf 2,95 Mio. € (5,6 %). Für die sog. Operativen Aufgaben – Ärztlicher Dienst, Berufspsychologischer Service, Forde- rungseinzug, Service Center etc. – werden bei geänderter Abrechnungssystematik fast 3,06 Mio. € (knapp 5,8 %) eingeplant. Des Weiteren schlagen für Bewirtschaftung der Gebäude incl. Umbaukosten u. Bauunterhalt, Geschäftsbedarf und Fortbildungskosten insgesamt ca. 1,75 Mio. € (3,3 %) zu Buche. Beinahe 1,22 Mio. € (2,3 %) sind für Bildung und Teilhabe sowie in etwa 553.000 € (1 %) für kommunale Dienstleistungen vorgesehen. Der verbleibende Restbetrag verteilt sich auf viele kleinere Positionen. Der prognostizierte Umschichtungsbetrag steigt voraussichtlich von knapp 4,43 Mio. € (ent- spricht einem Anteil an der Zuteilung des EGT von 12,66 %) im HHJ 2021 auf ca. 5,1 Mio. € (Anteil an Zuteilung EGT 14,9 %) in 2022. 5.3 Eingliederungsbudget Nach Veröffentlichung der Schätzwerte durch das BMAS stehen dem Jobcenter Nürnberg Stadt für 2022 mit 34.290.519 Euro ca. 700 TSD Euro weniger an Ausgabemitteln zur Verfü- gung als im Vorjahr. Der geplante Umschichtungsbetrag entspricht in etwa dem geplanten Betrag des Vorjahres (- 64 TSD). Die Vorbindungen aus den Vorjahren liegen mit 16.811.757 Euro deutlich niedriger als 2021 (- 600 TSD). Im Gesamtergebnis führt das geringere Zuteilungsbudget durch ebenfalls niedrigere Vorbin- dungen zu keiner nennenswerten Änderung bei den zur Verfügung stehenden Ausgabemittel für das Neugeschäft. In Mio. Euro 2021 (Ist) 2022 (Plan) Zuteilung 34,99 34,29 Umschichtung Verwaltungskosten 5,1 5,1 Bindung aus Vorjahren 17,4 16,8 Mittel für Neugeschäft 17,59 17,49 26
Die Verteilung der Eingliederungsleistungen auf die einzelnen Fördersegmente stellt sich für 2022 nach aktuellem Planungsstand wie folgt dar: 2021 2022 Integrative Instrumente 14,6 % 19,1 % Qualifizierende Instrumente 49 % 50,7 % Marktersatz 31,2 % 27,5 % 6. Handlungsfelder des Jobcenters Nürnberg-Stadt 2022 6.1 Aktivierung und Integration Mit dem Dienstleistungszentrum (DLZ) Arbeit & Qualifizierung in der Fichtestraße steht den arbeitsuchenden SGBII-Empfänger*innen in Nürnberg und interessierten Arbeitgeber*innen eine zentrale Anlaufstelle zum Thema Arbeit und Qualifizierung zur Verfügung. Durch intensive Betreuung und Zusammenarbeit mit Arbeitgeber*innen und Bildungsträgern soll direkt in Ar- beit oder in berufliche Qualifizierung vermittelt werden. Durch die verzahnte und enge Zusammenarbeit der dort untergebrachten Spezialteams kön- nen Arbeitsuchende und Arbeitgeber*innen schneller, zielgerichteter und effektiver bei der Be- schäftigungsaufnahme bzw. bei der Suche nach passendem Personal unterstützt werden. Je nach Handlungsbedarf werden Neukund*innen nach dem Erstgespräch direkt im Rahmen des Clearings in die Spezialteams gesteuert. Stellen die Integrationsfachkräfte in den Regio- nalteams im Rahmen der Betreuung einen entsprechenden Handlungsbedarf fest und liegen die entsprechenden Voraussetzungen vor, werden die Kund*innen in die jeweiligen Spezialte- ams zugewiesen oder auf die Angebote des DLZ Arbeit & Qualifizierung hingewiesen. Frei zugänglich ist die Nutzung des Bewerbungszentrums und das Coaching im Bewerbungszent- rum. Seit Beginn der Corona-Pandemie erfolgte die Beratung im DLZ Arbeit & Qualifizierung größ- tenteils telefonisch. Präsenzberatungen und Gruppenangebote fanden nur vereinzelt unter Einhaltung der Hygieneschutzrichtlinien statt. Die Angebote mussten teilweise ausgesetzt bzw. minimiert werden oder in alternativer Form angeboten werden. Auch im Jahr 2022 ist damit zu rechnen, dass diese Vorgehensweise weiter fortgeführt wird. Videoberatungen wur- den 2021 technisch ermöglicht und erprobt und der Einsatz der Videoberatung wird 2022 wei- ter ausgebaut. Direktvermittlung – der direkte Weg in Arbeit Hier steht die Integration in den ersten Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Durch intensive Unterstüt- zung und direkte Zusammenarbeit mit Arbeitgeber*innen in der Region soll innerhalb von 6 Monaten eine Arbeitsaufnahme gelingen. 27
Arbeitsuchende mit Vermittlungschancen auf dem ersten Arbeitsmarkt werden von 12 Arbeits- vermittler*innen individuell betreut. Die Intensität der Betreuung orientiert sich dabei am Ein- zelfall und geht von der Übermittlung von Stellenangeboten bis zu wöchentlichen Beratungs- gesprächen und zur Begleitung von Vorstellungsgesprächen im Rahmen der assistierten Ver- mittlung. Bei Bedarf werden auch Simulationen von Vorstellungsgesprächen angeboten. Zur Unterstützung im Bewerbungsprozess befindet sich das Bewerbungszentrum im Unterge- schoss. Bewerbungen können bei Bedarf somit ohne Umwege sofort erstellt und versandt werden. Direktvermittlung von Langzeitarbeitslosen – Eingliederung mit § 16e SGBII Mit Einführung des Teilhabechancengesetzes 2019 wurden über §16e SGB II zusätzliche För- dermöglichkeiten für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen geschaffen. Das Jobcenter Nürnberg-Stadt hat hierzu ein Spezialteam zur Direktvermittlung installiert, dass insbesondere die Eingliederung in die Privatwirtschaft mit der entsprechenden Förderung zum Ziel hat. Insgesamt 9 Integrationsfachkräfte kümmern sich auch 2022 um die Integration von förderfä- higen Langzeitarbeitslosen, die mindestens 2 Jahre langzeitarbeitslos im Sinne des § 18 Abs. 2 SGB III sind. Hier erfolgt eine intensive Aktivierung und Betreuung um individuell und assis- tiert in ein Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln. Wenn eine Arbeitsaufnahme gelingt, wird die Arbeitsaufnahme durch ein begleitendes Coaching unterstützt. Zwei Coaches des Jobcen- ters stehen hier dem Beschäftigten und dem zur Seite. Gerade in der Anfangsphase kann ein Scheitern der Arbeitsaufnahme dadurch häufig verhindert werden. Arbeitgeberansprache – gut vernetzt mit Arbeitgeber*innen der Region Aufgrund der Nachfrage nach Unterstützung bei der Personalbeschaffung durch das Jobcen- ter und dem Ausbau der Aktivitäten durch das DLZ Arbeit & Qualifizierung stehen auch für 2022 vier feste Ansprechpartner*innen für Arbeitgeber*innen zur Verfügung. Diese unterstützen Arbeitgeber*innen mit geeigneten Bewerbervorschlägen und beraten zu Förderleistungen. Sie organisieren Bewerbertage und Jobbörsen im Bewerbungszentrum, je nachdem, wie die Pandemiesituation dies 2022 zulässt bzw. organisieren Veranstaltungen in alternativen Formaten. Sie arbeiten teamübergreifend und eng mit den Arbeitsvermittler*innen der beiden Teams der Direktvermittlung und dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit zusammen. Außerdem sind Sie in wichtigen Arbeitgebernetzwerken in der Region vertreten und bauen ihr Netzwerk beständig aus. Die Ansprechpartner*innen für Arbeitgeber*innen sind unter der Rufnummer der Direktver- mittlung unter 0911/ 5866 155 zu erreichen. 28
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