Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter

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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Arbeitsmarkt- und
Integrationsprogramm 2022
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Inhaltsverzeichnis

1. Inhaltsverzeichnis – Einleitung                                          1-3

2. Die Grundsicherung für Arbeitsuchende in Nürnberg                       4-12
   2.1 Struktur und Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften
       und der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten
   2.2 SGB II-Quote
   2.3 Grundsicherung und Erwerbseinkommen

3. Der Arbeitsmarkt 2022                                                   12-17
   3.1 Die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage in Nürnberg
   3.2 Das Arbeitskräfteangebot – die Entwicklung der Arbeitslosigkeit
   3.3 Struktur der Arbeitslosen in der Grundsicherung

4. Ziele des Jobcenters Nürnberg-Stadt – Gemeinsame Zielvereinbarung       17-23
   4.1 Zielerreichung 2021
   4.2 Bundesziele 2022

5. Ressourcen                                                              24-27
   5.1 Personalausstattung
   5.2 Verwaltungskostenbudget
   5.3 Eingliederungsbudget

6. Handlungsfelder des Jobcenters Nürnberg-Stadt 2021                      27-53
   6.1 Aktivierung und Integration
   6.2 Fachkräftesicherung
   6.3 Heranführung und Integration von Langzeitleistungsbezieher*innen
       Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt –
       Umsetzung des ganzheitlichen Betreuungsansatzes
   6.4 Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen
       in Ausbildung und Arbeit
   6.5 Erschließung und Nutzung von Potenzialen von Migrant*innen
       sowie Geflüchteten
   6.6 Erschließung von Chancen für Frauen und Alleinerziehende
       am Arbeitsmarkt
   6.7 Integration von Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen
       Einschränkungen

   Anlage A: Kundenstruktur im Jobcenter Nürnberg-Stadt - Stand: 09/2021      54
   Anlage B: Maßnahmenangebot u25                                             55
   Anlage C: Abkürzungsverzeichnis                                         56-57

                                         1
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
1.      Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Partner*innen des Jobcenters Nürnberg-Stadt,

ein bewegtes und herausforderndes Jahr 2021, das weiterhin von der Pandemie bestimmt
war, liegt hinter uns.
Unsere Arbeit war geprägt von der Einhaltung von Kontaktbeschränkungen und Distanzrege-
lungen – daher waren wir gefordert, die Vielfältigkeit der Kommunikationswege mit unseren
Kund*innen aktiv zu nutzen und weiter auszubauen.
War die telefonische Beratung bereits im ersten Jahr der Pandemie das gängigste Beratungs-
format, so sind im Jahr 2021 Möglichkeiten der Videoberatung oder auch andere Formate, z.B.
im Freien i.S. von „Walk und Talk“ aktiv genutzt worden. Auch die virtuelle Teilnahme an Bil-
dungs- und Unterstützungsangeboten hat im Jahr 2021 zugenommen.
Weitere Möglichkeiten zur Nutzung unseres Portals jc.digital wurden geschaffen, so ist es nun
nicht nur möglich, den Antrag auf Grundsicherungsleistungen über diesen Weg zu übermitteln,
sondern auch über den Postfachservice mit uns datenschutzkonform zu kommunizieren.

Aktuell blicken wir mit großer Zuversicht auf das Jahr 2022 und planen einerseits den weiteren
Ausbau unserer virtuellen Beratungs-, Unterstützungs- und Kommunikationsmöglichkeiten,
anderseits werden wir uns wieder stärker auf den persönlichen Kontakt mit unseren Kund*in-
nen fokussieren.
Dabei ist uns wichtig: Der Kundenbedarf entscheidet über das konkrete Angebot und den
Kommunikationsweg.
Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird unsere Arbeit unterstützen und vielen
Menschen Chancen eröffnen.
Spannend wird der von der neuen Regierungskoalition beschlossene Übergang in das Bür-
gergeld, der dabei helfen wird, den Ressourceneinsatz insb. in der Leistungsgewährung zu
reduzieren. Dies wird eine wichtige Unterstützung sein, das Spannungsfeld zwischen nicht
auskömmlicher Budgetausstattung bei den Verwaltungskosten und notwendigem Ressour-
ceneinsatz ein Stück weit aufzulösen.

Schwerpunkte in unserer Integrationsarbeit sind in diesem Jahr:

•    Reduzierung des Langzeitleistungsbezugs:
     Die Folgen der Pandemie werden für viele Menschen die Hürden zur Integration in Arbeit
     oder Ausbildung erhöhen. Hier sind wir gefordert, mit einer individuell zugeschnittenen Be-
     ratungsaktivität und -dichte tätig zu werden. Unsere Angebote zur Unterstützung der Ein-
     mündung in den ersten Arbeitsmarkt oder auch die vielfältigen Angebote des Marktersat-
     zes werden hierbei eine gute Hilfe sein.
•    Erhöhung der Förder- und Innovationsbereitschaft:
     Qualifizierungs-, Coaching- und weitere Förderangebote sind ein wichtiger Teil, die eine
     erfolgreiche Integrationsarbeit unterstützen. Konnten sich viele Kund*innen in der Krisen-
     zeit nicht dazu entscheiden, ein solches Angebot aufgrund fehlendem Zugang zu den On-
     line-Möglichkeiten oder auch aus persönlichen Gründen anzunehmen, gilt es in diesem
     Jahr nun, diese wichtigen Unterstützungsmöglichkeiten zu realisieren.

                                               2
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Dabei sind wir gefordert, die Angebote mit Blick auf den Erwerb von Online-Kompetenzen,
      aber auch noch individuelleren Unterstützungsmöglichkeiten (Coaching, aufsuchende Ar-
      beit) gemeinsam mit den Bildungsanbietern weiterzuentwickeln.

•     Zielgruppenorientierte Ausrichtung:
      Hierbei gilt es insb. die Chancengleichheit von Frauen und Männern stärker in den Blick
      zu nehmen.
      Aktuelle Daten und Studienergebnisse zeigen, dass beispielsweise Minijobber*innen,
      Frauen mit Fluchterfahrung oder auch Erziehende in besonderem Maße von den Folgen
      der Pandemie negativ betroffen sind.
      Hierbei sind wir gefordert, neue Unterstützungsmöglichkeiten zu finden und einzusetzen,
      die den Frauen hilft, ihre persönlichen Hürden über die Schaffung von sozialen und beruf-
      lichen Netzwerken zu überwinden.

Auch in diesem Jahr laden wir Sie wieder herzlich ein, unsere Aktivitäten und Planungen für
2022 noch besser kennenzulernen. Dabei wünschen wir Ihnen eine anregende und
erkenntnisreiche Lektüre.

Wir freuen uns, wenn Sie mit Fragen und Anregungen auf uns zukommen, uns Feedback ge-
ben und wir Ideen austauschen können.

Wir im Jobcenter sind Wegbereiter und Wegbegleiter.
Diese Formulierung soll nicht nur schick zu unserem neuen Logo gehören, sondern wir wollen
in unserer Aufgabenwahrnehmung von unseren Kund*innen auch so erlebt werden.
Hierzu gehört auch ein enger Schulterschluss zwischen uns als Sozialpartner in der Stadt
Nürnberg. Lassen Sie uns daher gemeinsame Wege und Möglichkeiten finden, die Unterstüt-
zung für Menschen in Not bestmöglich zu gestalten.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und den Austausch!

Ihre
Geschäftsführung des Jobcenters Nürnberg-Stadt

    Manfred Hierl   Sabine Schultheiß    Heidi Strobl
                                               3
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
2.          Die Grundsicherung für Arbeitsuchende in Nürnberg

            2.1         Struktur und Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen
                        Leistungsberechtigten

            Im Mittelpunkt der Grundsicherung für Arbeitsuchende stehen erwerbsfähige Leistungsbe-
            rechtigte (ELB) und die von ihnen gebildeten Bedarfsgemeinschaften (BG). Die beiden nach-
            folgenden Schaubilder zeigen die Entwicklung der Bestandszahlen im Jahresverlauf seit 2019.

            Deutlicher Anstieg der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsbe-
            rechtigten seit Beginn der Corona - Pandemie

            Bis zu Beginn der Corona – Pandemie im April 2020 lag der ELB-Bestand durchschnittlich
            -6,0% (-1.712 ELB abs.) unter dem Vorjahrswert. Der BG-Rückgang verlief synchron, er belief
            sich bis April 2020 auf durchschnittlich -5,7% (-1.242 BG’s) zum Vorjahr. Mit Beginn der
            Corona Krise stieg der ELB und BG - Bestand signifikant an und erreichte im Juni 2020 das
            bisherig höchste Niveau und flacht langsam wieder ab. Bis Sept. 21 (aktuell endgültige Werte)
            sinkt der BG und der ELB Bestand und liegt in etwa auf dem Niveau von 2019. Hauptursache
            für die sinkenden BG/ELB Bestände ist die positive Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt
            und die damit einhergehende erhöhte Integrationswahrscheinlichkeit der SGB II Kund*innen.

                                                                                                                Quelle: Statistik der BA; eigene Darstellung.

            Vergleicht man die aktuelle BG Struktur 21 (Jan – Sept. JDW) mit dem Zeitraum Jan.-Sept.
            2019
             BG im(vor  der Corona Pandemie), erkennt man einen Anstieg vor allem bei Single-BG’s (+
                     Vergleich
             Mittelwert
            3,3%),      (Jan.-Sept.)
                    insgesamt        2021/2019
                                verzeichnet  man im Betrachtungszeitraum von April bis Sept. 21 einen Zu-
            wachs von durchschnittlich 1,0% (+213 BG’s).

                                                       ​                                        Ist-Ist in %:

                 BG Gesamt                                 21.791                               + 1,0
                                                                                                ​

                 BG (1 Pers.)                              12.184                   + 3,3
                                                                                    ​

                 BG (2 Pers.)                              4.216            - 1,0
                                                                            ​

                 BG (3 Pers.)                              2.510    - 4,8
                                                                    ​

600 Pixel        BG (4 Pers.)                              1.619- 3,2                                                                                       .
                                                                ​

                 BG (5 Pers.
                                                               + 3,8
                                                           1.262
                  und mehr)
                                                               ​

                               ​

                                   ​

                                       ​
                                                                                            4
                                           ​

                                               ​

                                                   ​
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Die größte Herausforderung im Rahmen der Grundsicherung stellt die Vermeidung und Been-
digung des sogenannten Langzeitleistungsbezugs1 (LZB) dar.

Nebenstehende Abbildung veran-
schaulicht die Entwicklung in den letz-
ten drei Jahren. 2021(Stand: Sept.21)
konnte der Bestand im Vergleich zum
VJ durchschnittlich um 2,1% gesenkt
werden.2 In absoluten Zahlen bedeu-
tet das einen Rückgang von 369 LZB
zum Vorjahr. Zu Beginn der Corona
Pandemie im April 20 kam es zu ei-
nem leichten Anstieg der LZB, ab Juli
20 jedoch senkt sich die Kurve wieder
und erreicht im Sept. 21 den Stand
17.255 LZB.

Der pandemiebedingte Anstieg der
ELB in den letzten zwei Jahren, führt noch nicht zwangsläufig zu einem erkennbaren Be-
standsanstieg der LZB. Die Logik der Kennzahl erfordert innerhalb von 24 Monaten 21 Monate
Bezug. Somit dürfte sich die Corona Pandemie erst Anfang 2022 auf diese Kennzahl bemerk-
bar machen, man rechnet mit einem deutlichen Anstieg der LZB (siehe hierzu Punkt 4.2).

Betrachtet man die aktuelle
                                                    Veränderung des LZB Bestandes (JDW) nach ausgewählten Merkmalen
Bestandsveränderung       der                       2021/2020 (jeweils Sept.)
LZB etwas differenzierter,
zeigt sich, dass der höchste
Rückgang bei der Alters-                                                     ​                                                      Ist-Ist in %:
gruppe der 25 bis unter 40                          Alle Langzeit-
                                                                                 17.584                                             - 2,1
                                                       bezieher
                                                                                                                                    ​

Jahren zu verzeichnen ist.                                Männer                 7.888                        - 1,6
                                                                                                              ​

                                                          Frauen                 9.696                                - 2,4
                                                                                                                      ​

Erfreulicherweise konnte der                        ​
Bestand der weiblichen LZB
                         600 Pixel 15 bis unter 25 J. 1.992                               - 1,7
um 2,4% gesenkt werden, die 25 bis unter 40 J. 5.378
                                                                                          ​

                                                                                                     - 2,8
Veränderungsrate liegt somit 40 J. bis unter 55 J.5.605
                                                                                                      ​

                                                                                                      - 2,5
um 0,8%-Punkte höher als
                                                                                                      ​

                                    55 J. und älter     4.610                                     - 0,9
die der männlichen LZB.
                                                                                                  ​

                                                      ​
                                                                                                                              Quelle: Statistik der BA
                                                                     ​

                                                                         ​
Der Anteil der Langzeitleistungsbezieher*innen am Gesamtbestand der LZB liegt mit 55,1%
                                         ​
jedoch höher als die der männlichen LZB (44,9%). Das Ergebnis ist nicht überraschend, ent-
scheidend für die Dauer der Hilfebedürftigkeit ist der Aufwand an Kinderbetreuung der zu leis-
ten ist.

1 Als Langzeitleistungsbezieher*innen (LZB) gelten erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Mo-
nate im Leistungsbezug waren.
2 endgültige Daten für das Jahr 2021 liegen erst im April 2022 vor.

                                                                                         5
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Nachfolgend wird die Struktur der ELB im Jobcenter Nürnberg anhand einiger wichtiger Merk-
male dargestellt. Dabei wird der Datenstand September 2021 (als gJDW)3 als Vergleichs-
grundlage berücksichtigt, um den aktuellen Stand (inkl. coronabedingtem ELB Anstieg) mit
dem Vorkrisenzeitraum zu vergleichen. Im Anhang wird darüber hinaus der Jahresdurch-
schnittswert 2021 im Vorjahresvergleich dargestellt (Kundenstrukturhaus: Anlage A, Seite 54).

In aller Kürze lassen sich die Veränderungen folgendermaßen zusammenfassen:

     •     Bei den unter 25-jährigen erreicht man langsam das Vorkrisenniveau, bei den anderen
           Altersgruppen ist der Corona Anstieg noch erkennbar

           Alter                                          Ist        Anteil jew. an ELB in %                         VJ     Ist-VJ Ist-VJ %
           15 bis unter 25 Jahre                      4.674             16,4
                                                                       16,4                                      4.696        -22      -0,5
             15 bis unter 18 Jahre                    1.635       5,8    5,8                                     1.594         41       2,6
             18 bis unter 21 Jahre                    1.292       4,5    4,5                                     1.314        -22      -1,7
             21 bis unter 25 Jahre                    1.748       6,1    6,1                                     1.788        -40      -2,3
           25 bis unter 55 Jahre                     17.744             62,4              62,4                  17.527        217       1,2
             25 bis unter 35 Jahre                    6.210             21,8
                                                                        21,8                                     6.164         46       0,7
           55 Jahre und älter                         5.904             20,8                                     5.765        139       2,4
             58+                                      4.135           14,5
                                                                        14,5                                     4.051         84       2,1

     •     Alleinerziehende ELB waren nicht vom ELB Anstieg betroffen, Zuwachs vor allem bei
           den ELB in Partner-BG ohne Kinder
            Erziehende                                    Ist        Anteil jew. an ELB in %                         VJ     Ist-VJ Ist-VJ %
            Alleinerziehende                          3.686             13,0
                                                                     13,0                                        3.782        -97      -2,6
            Erziehende in Partner-BG                  6.142             21,6
                                                                        21,6                                     6.165        -23      -0,4
            ELB in BG ohne Kinder                    15.569             54,8         54,8                       15.249        320       2,1
               Single-BG                             12.056             42,4     42,4                           11.870        186       1,6
               Partner-BG                             3.513         12,412,4                                     3.379        135       4,0
            Sonstige                                  3.026         10,610,6                                     2.931         95       3,2

     •     Zunahme vor allem bei männlichen ELB (stärker von Kurzarbeit betroffen)

           Geschlecht                                     Ist        Anteil jew. an ELB in %                         VJ     Ist-VJ Ist-VJ %
           männlich                                  13.620              47,9      47,9                         13.386        234       1,8
           weiblich                                  14.803              52,1       52,1                        14.742         61       0,4

     •     Anstieg vor allem bei der Personengruppe der Gruppe „Europa ohne Deutschland“*,
           Rückgang bei der Gruppe „Asyl/Flucht“
           Staatsangehörigkeit                            Ist        Anteil jew. an ELB in %                         VJ     Ist-VJ Ist-VJ %
           Deutschland                               14.378            50,6        50,6                         14.292         86       0,6
           Ausländer                                 14.044            49,4        49,4                         13.836        209       1,5
             Europa ohne Deutschland                  8.138            28,6
                                                                          28,6                                   7.876        262       3,3
             Asyl Flucht*                             4.254          15,0
                                                                       15,0                                      4.377       -123      -2,8
             Übrige                                   1.652       5,8 5,8                                        1.583         69       4,4
           * Arabische Republik Syrien, Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia.
           Europa ohne Deutschland: diese Gruppe beinhaltet ab sofort die Personengruppe "Europa ohne EU" sow ie "EU ohne Deutschland"

3 gJDW = der gleitende Jahresdurchschnittswert umfasst die Ergebnisse eines 12 – Monatszeitraums und errechnet sich durch
         den Durchschnitt des aktuellen BM und den vorausgehenden 11 Berichtmonaten

                                                                         6
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
•   Coronabedingter Anstieg der Nicht-LZB (bis unter 12 Monate Bezugsdauer) sowie ein
    signifikanter Anstieg der arbeitslosen ELB und der Langzeitarbeitslosen

     Bezugsd. letzte 24 Mon.             Ist   Anteil jew. an ELB in %      VJ      Ist-VJ Ist-VJ %
     Nicht-LZB                        10.846       38,2 38,2             10.143        703           6,9
       bis unter 12 Monate             6.326       22,3                   5.875        451           7,7
       12 bis unter 21 Monate          4.519       15,9
                                                15,9                      4.268        252           5,9
     LZB                              17.577       61,8        61,8      17.985       -408          -2,3
       21 bis unter 24 Monate          3.077   10,810,8                   3.396       -319          -9,4
       24 Monate                      14.500       51,0     51,0         14.589        -89          -0,6

     Status AV                           Ist   Anteil jew. an ELB in %      VJ      Ist-VJ Ist-VJ %
     Arbeitslos                       11.499      40,5 40,5              10.163      1.336          13,1
       LZA                             4.908      17,3
                                                 17,3                     3.169      1.739          54,9
       Nicht-LZA                       6.591      23,2
                                                   23,2                   6.994       -403          -5,8
     Nicht arbeitslos/arbeitsuchend    8.619      30,3
                                                     30,3                 9.162       -543          -5,9
     Ohne AV-Status/nicht gesetzt      7.395        26,0
                                                  26,0                    7.741       -346          -4,5

•   Der Anstieg der marktnahen Kund*innen im Vorjahresvergleich ist ebenfalls erkennbar,
    der Anteil jedoch dieser Personengruppe am Gesamtbestand ELB ist mit 4,8% nach
    wie vor sehr gering.

•   Lediglich die Personengruppe der Selbstständigen und marginal die Gruppe mit Ein-
    kommen über 1.300 € verzeichnen im Vorjahresvergleich eine höhere Zuwachsrate.

                                                                         Quelle: Statistik der BA

                                                 7
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Entwicklung des Kundenbestands hinsichtlich Zuwanderung und Integration nach
Staatsangehörigkeit

Wie schon in der oben dargestelle Kundenstrukturanalyse erwähnt, erhöhte sich in der Corona
Pandemie der durchschnittliche Bestand der Personengruppe „Europa ohne Deutschland“4
(+3,3%), während der Bestand der nichteuropäischen Asylherkunftsländer leicht rückläufig ist
(-2,8%). Dabei erhöhte sich prozentual vor allem der Bestand der Bulgaren (+13,7% / + 96
ELB abs.) und der Bestand der Rumänen (+12,1%/ 100 ELB absolut).

                                                              Quelle: Statistik der BA; eigene Darstellung

4 diese Gruppe beinhaltet die Personengruppe "Europa ohne EU" sowie "EU ohne Deutschland"

                                                                  8
Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022 - Jobcenter
Zu-/Abgänge und Saldo ELB nach Nationalität

(gJFW Oktober 2020 – Sept. 2021)5

Bei der Betrachtung der Zu- und
Abgänge6 nach Nationalitäten in den
letzten 12 Monaten, wird die oben
dargestellte Entwicklung offenbar,
die Personengruppe „Europa ohne
Deutschland“ weist ein positives
Saldo auf, bei den Syrer*innen und
Irakern hingegen ist das Saldo
negativ. Die hohen Abgangszahlen
spiegeln sich auch bei den erzielten
Integrationsquoten          wieder.
Syrer*innen,    Afgha*innen     und
                                                               Statistik der BA, eigene Darstellung
Iraner*innen sind unter den Top 5 im Hinblick auf die erzielte
Integrationsquote 2021 (siehe nachfolgende Darstellung). Aber auch die Gruppe der
Rumän*innen und Bulgar*innen mit einem leicht positiven Saldo erzielten im letzten 12 –
Monatszeitraum eine überdurchschnittlich hohe Integrationsquote.

Nachfolgende Übersicht gibt einen Einblick in die erzielte Integrationsquote nach Nationalitä-
ten im letzten 12 Monatszeitraum7 (GJW=Jahressumme)8. Diese differenzierte Betrachtung
nach Nationalitäten wird erst mit einer Wartezeit von 3 Monaten veröffentlicht, somit liegen
endgültige Werte für das Jahr 2021 erst im April 2022 vor.

                                                                                 Statistik der BA, eigene Darstellung

5 Das Zu-/Abgangsverhältnis lässt keine vollständigen Rückschlüsse auf Bestandsveränderungen zu.
6 Die statistische Berichterstattung zu Bewegungen konzentriert sich auf die Regelleistungsberechtigten. Ausgehend von der Zählung der Regel-
 leistungsberechtigten im Bestand wird also jede Veränderung dieser Personengruppe im Leistungsbezug als Zugang oder Abgang gewertet
7 Stand Sept. 21
8 der gleitende Jahreswert umfasst die Ergebnisse eines 12 – Monatszeitraums

                                                                      9
2.2.       SGB II-Quote

Die SGB II Hilfequote setzt den Bestand an hilfebedürftigen Personen nach dem SGB II in
Beziehung zur entsprechenden Bevölkerungsgruppe bis zum Renteneintrittsalter. Sie spiegelt
demnach den lokalen Grad der Inanspruchnahme von SGB II Leistungen.

Die SGB II Quote9 ist im Sept. 21 mit insgesamt 9,2% weiterhin leicht rückläufig, damit erreicht
man aktuell den niedrigsten Wert im Jahresverlauf 2021. Bezogen auf das Vorjahr sank die
SGB II Quote um 4,5% (Sept. 20: 9,7%). Betrachtet man die SGB II Quoten nach Personen-
gruppen ist der Rückgang über alle Personengruppen hinweg erkennbar, am stärksten bei den
Personen unter 25 Jahren (-6,4% zum VJ). Obwohl die SGB II Quote bei den nicht erwerbsfä-
higen Leistungsberechtigten unter 15 Jahren sowie bei der Personengruppe der erwerbsfähi-
gen Ausländer*innen ebenfalls sinkt, ist die Abhängigkeit von SGB II Leistungen bei diesen
Personengruppen mit 14,0% bzw. 14,5% besonders hoch.

                                                                                                          Statistik der BA

9
  Bestand aller Leistungsberechtigten nach dem SGB II (erwerbsfähige und nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte sowie sonstige Leistungsbe-
rechtigte) / Nenner: Bevölkerung unter 65 Jahren
                                                                    10
2.3                Grundsicherung und Erwerbseinkommen

                   Im Jobcenter Nürnberg bezogen 2021 durchschnittlich 6.262 ELB (Stand: Sept.21) zusätzlich
                   zu Ihrem Erwerbseinkommen ergänzend Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II. Damit
                   entfällt auf die erwerbstätigen SGB II Empfänger*innen ein Anteil von 21,8% an allen erwerbs-
                   fähigen Leistungsberechtigten (siehe hierzu auch das Kundenstrukturgebäude im Anhang).
                   Hierbei handelt es sich um stabile Werte (mit einer Wartezeit von 3 Monaten).
                   ELB  mit
                    ELB mit    Erwerbseinkommen (JDW Sept. 2021/2020)
                            Erwerbseinkommen
                        JDW (Sept.2021/2020)
                                                                                                                                                                                                                        Einkommensklassen im Vergleich
                                                                                                                                                                                                                        (JDW Sept.21)

                                                                                                                                                                                          ​                                                                 Ist-Ist:
                                                                   ​                                                            Ist-Ist in %:
                                                                                                                                                            Alle (bis 450 €)                  2.631                                                         - 196
                          Alle ELB mit

                                                                                                                                                                                                                                                            ​
                                                                       6.278                                                    - 5,8
                         Erwerbseink.                                                                                                                              Männer                     1.311                             - 75

                                                                                                                                   ​
                           mit abh.

                                                                                                                                                                                                                                ​
                                                                       5.780                                               - 7,0
                       Erwerbstätigkeit
                                                                                                                                                                    Frauen                    1.320                              - 121
                                                                                                                           ​

                             bis 450 €

                                                                                                                                                                                                                                 ​
                                                                       2.632                         - 6,9
                                                                                                                                                                              ​
                                                                                                      ​

                            über 450 €
                                                                       2.284                       - 11,4
                            bis 1300 €                                                                                                          600 Pixel          >450€
                                                                                                                                                                                              2.284                                                 - 294
                                                                                                   ​

           600 Pixel                                                                                                                                             bis 1.300€
                          über 1.300 €

                                                                                                                                                                                                                                                     ​
                                                                       864                 + 6,9
                                                                                           ​

                                                                                                                                                                   Männer                     1.072                      - 85
                         mit EK aus
                                                                       498 + 10,4

                                                                                                                                                                                                                         ​
                       Selbständigkeit
                                                                                       ​

                                                                                                                                                                    Frauen                    1.212                             - 209
                                          ​

                                                                                                                                                                                                                                 ​
                                                                                                                                                                                  ​
                                              ​
                                                                                                                                                                  >1.300 €                    864                + 55
                                                  ​

                                                                                                                                                                                                                 ​
                                                                                                                                                                   Männer                     511         + 44
                                                      ​

                                                                                                                                                                                                          ​
                                                                                                                                                                    Frauen                    353     + 11
                                                          ​

                                                                                                                                                                                                      ​
                                                                                                                                                                                      ​       -0
                        Anteile in​ %                                                                                                                                                         ​                                                 Statistik der BA
                        (JDW Sept.21)

                                                              ​​
                                                                                                                                                                                                                                                      ​
                            Frauen                                           ​​                                ​
                                                                                                             43,0                                                     ​
                                                                                                                                                                    39,0                                                     ​
                                                                                                                                                                                                                           11,0            ​
                                                                                                                                                                                                                                         7,0      ​  ​
                                                                                                                                                                                                                                                  100,0
                                                                                                                                                                                                                                                     ​
                            Männer                                                ​​                           ​
                                                                                                             41,0                                             ​
                                                                                                                                                            34,0                                                    ​
                                                                                                                                                                                                                  16,0                     ​
                                                                                                                                                                                                                                         9,0      ​
                                                                                                                                                                                                                                                  100,0
                                                                                                                                                                                                                                                       ​

                                                                                                                                                                                                                                                 ​
                                                                                                                                                                                                                                               Selbstständigkeit
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                                                                                                                                                                                                                                  ​ 1.300 €
                                                                                                                                                                                                                                  >

                                                                                                                                                                          ​
                                                                                                                                                                          >450 bis 1.300 €

                                                                                                                    ​
                                                                                                                    bis 450 €

                   Absolut betrachtet, dominieren die Frauen bei den Einkommensklassen unter 450 € und zwi-
                   schen 450 € bis 1.300 €. Der Anteil an allen abhängig beschäftigten Frauen liegt bei 43% (bis
                   450 €) bzw. 39% (zwischen 450 € bis unter 1.300 €). Im Vergleich dazu liegt der Anteil der
                   Männer bei diesen Einkommensklassen bei 41,0% bzw. 34,0%.
                   In aller Kürze lassen sich die Veränderungen im Umfang der Beschäftigung aller erwerbstäti-
                   gen Leistungsbezieher folgendermaßen zusammenfassen:

                              •       Der Anteil der ELB mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit an allen ELB sank durch-
                                      schnittlich von 23,2% auf insgesamt 21,9%.

                              •       Rund 46% aller abhängig Beschäftigte (abs. 2.632 ELB) mit Anspruch auf Grundsiche-
                                      rungsleistungen üben aktuell einen Minijob, mit einem Einkommen bis 450 Euro aus.
                                      Der Rückgang dieser Personengruppe beträgt insgesamt 7% zum Vorjahr.

                                                                                                                                                11
•    Der Anteil der Personengruppe mit einem Erwerbseinkommen über 450 bis 1.300 € -
           bezogen auf alle abhängig Beschäftigten – sinkt ebenfalls von 41,5% auf 39,5%. Dem-
           gegenüber steigt der Anteil der höheren Einkommensklasse über 1.300 € um 7% zum
           Vorjahr, deren Anteil an allen abhängig Beschäftigten liegt bei insgesamt 14,9%. In
           dieser Kategorie ist die Personengruppe der Männer mit einem Anteil von 16% an allen
           abhängig Beschäftigten überrepräsentiert, der Frauenanteil lag durchschnittlich bei
           11%.
      •    498 Personen sind selbstständig (anteilig 7,9% an alle ELB mit Erwerbseinkommen).
           Bezogen auf alle Personen mit Erwerbseinkommen erhöhte sich pandemiebedingt der
           Bestand um durchschnittlich 10,4% zum Vorjahr, auch hier liegt der Anteil der Männer
           mit 9,0% höher als die der Frauen mit aktuell 7%.

3.         Der Arbeitsmarkt 2022

In der Jahresprognose10 für 2022 hat das IAB den konjunkturellen Aufschwung prognostiziert:
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. Für das Jahr 2022 rechnet man bun-
desweit mit einem weiteren Beschäftigungsaufbau in Höhe von 1,6%.“ Auf Ebene des Agen-
turbezirks Nürnberg geht das IAB ebenfalls von einer durchschnittlichen Wachstumsrate von
1,6% aus. Auf die Arbeitslosenzahlen bezogen, rechnet man im Agenturbezirk Nürnberg
rechtskreisübergreifend mit einem Rückgang von 12,4% zum Vorjahr.

3.1        Die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage in Nürnberg

Betrachtet man die Bestandsentwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in
den einzelnen Branchen zum Vorjahr, erkennt man, dass die in Nürnberg sehr starke Arbeit-
nehmerüberlassung (N, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen) 2021 ein
kräftiges Plus zum Vorjahr verzeichnen konnte (+23,1%). Hauptursache für den starken An-
stieg ist die positive wirtschaftliche Entwicklung seit Frühjahr 2021, die v.a. im Bereich der
Zeitarbeit zunächst wirksam wird und dann auch auf andere Branchen übergeht. Absolut be-
deutet das ein Plus von 2.613 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum in dieser für SGB II Kund*innen wichtigen Branche. (vgl. hierzu auch Abbil-
dung „Entwicklung der sozialversicherungspflichtig freien Stellen in der Stadt Nürnberg“).

Andere Branchen wie Information/Kommunikation, die öffentliche Verwaltung oder freiberufli-
che, wissenschaftliche oder technische Dienstleistungen bieten nur in Ausnahmefällen Chan-
cen für SGB II Kund*innen. Auch die Gesundheitsbranche, genauer die Pflegeberufe weisen
ein Anforderungsprofil auf, dem unsere Kund*innen oft nicht gerecht werden können. Damit
fällt es leider gerade in diesen Zukunftsbranchen sehr schwer, den Marktausgleich zu unter-
stützen.

10 https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-21.pdf

                                                    12
Statistik der BA / eigene Darstellung

Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen freien Stellen in der Stadt Nürnberg

Die Corona-Krise hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichti-
gen Arbeitsstellen in der Stadt Nürnberg. Im Jahresverlauf 2020 verzeichnete man insgesamt
ein Minus von 22,3% (absolut: ein Minus von 3.574 Stellen). Nachfolgende Grafik verdeutlicht
den Einbruch im Stellenzu-
gang mit Beginn der Pande-
mie im April 2020 und die
allmähliche Erholung ab
Sept. Dieser positive Trend
setzt sich zu Jahresbeginn
2021 fort, zum Jahresende
2021 liegt man beim Stellen-
zugang über dem Niveau
von 2019 (Dez. 2019: 1.184
sozialversicherungspflichte
Arbeitsstellen).
                                                                     Statistik der BA / eigene Darstellung
Seit Jahresbeginn 2021 sind insgesamt 16.384
sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem
Vorjahreszeitraum von 3.903 Arbeitsstellen bzw. 31,3%.

                                                   13
Betrachtet man die Entwicklung in den
letzten 2 Monaten (Dez. 21 und Nov.21)
im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnet
man ein deutliches Plus von 357 sozial-
versicherungspflichtigen Arbeitsstellen.
Der Trend im Jahresverlauf zeigt eben-
falls nach oben, d.h. auch bezogen zum
Vormonat ist ein Zuwachs zu verzeich-
nen.
Aktuelle Chancen ergeben sich aus den
weiterhin hohen Stellenzugängen be-
sonders im Groß – und Einzelhandel so-
wie Verkehr und Lagerei, die Zeitarbeit,
die in den letzten Monaten von einer er-
höhten Nachfrage geprägt war, ver-
zeichnen einen Rückgang zum VM (-
7,0% bzw. 21 Arbeitsstellen.
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistun-
gen darunter die ANÜ bot unseren
Kund*innen bisher mit großem Abstand
die meisten Chancen auf eine Beschäf-
tigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.

                                                  Statistik der BA / eigene Darstellung

Die allmähliche Erholung im Bereich des
Stellenzugangs vor allem in der Arbeit-
nehmerüberlassung hat signifikanten Ein-
fluss auf das Integrationsniveau des Job-
centers Nürnberg, was auch aktuell in den
Zahlen sichtbar wird (siehe Punkt Zieler-
reichung 2021). Das Niveau zum Jahres-
ende 2021 erreicht dennoch nicht den
Vergleichszeitraum 2019, es fehlen ins-
gesamt noch 852 sozialversicherungs-
pflichtigen Arbeitsstellen in dieser Bran-
che.

                                                  Statistik der BA / eigene Darstellung

                                             14
3.2    Das Arbeitskräfteangebot – die Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Integrationen nach Branchen (sozialversicherungspflichtig) Jobcenter Nürnberg

Nebenstehende Grafik stützt die
oben dargestellte Entwicklung, in
fast allen Branchen konnten In-
tegrationszuwächse im Jobcen-
ter Nürnberg 2021 verzeichnet
werden (Stand Juni 2021). Da
die vorliegenden Daten erst mit
einer Wartezeit von 6 Monaten
vorliegen, ist die aktuelle kon-
junkturelle Erholung des ersten
Arbeitsmarkts nicht im vollen
Umfang in den Integrationszah-
len nach Branchen sichtbar, der
positive Trend ist jedoch eindeu-
tig erkennbar.
                                                           Statistik der BA / eigene Darstellung

Ein Blick auf die Anteile der In-
tegrationen zeigt die Bedeutung
einzelner Branchen für die
Kund*innen des Jobcenters
Nürnberg.
Sonstige wirtschaftliche Dienst-
leistungen darunter die ANÜ bot
unseren Kund*innen bisher mit
großem Abstand die meisten
Chancen auf eine Beschäftigung
auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Andere Branchen wie die Infor-
mation/Kommunikation, die öf-
fentliche Verwaltung oder freibe-
rufliche, wissenschaftliche oder
technische Dienstleistungen bie-
ten - wie schon anfangs erwähnt
- nur in Ausnahmefällen Chan-
cen für SGB II Kund*innen, diese
Branchen sind in den TOP 8 des
Jobcenters nicht vertreten.

                                                           Statistik der BA / eigene Darstellung

                                         15
3.3    Struktur der Arbeitslosen in der Grundsicherung

Nachfolgend wird die Struktur der Arbeitslosen im SGB II und die Veränderung zum Vorjahr
anhand einiger wichtiger Merkmale dargestellt. Ein Großteil der Arbeitslosen (48,5%) sind
langzeitarbeitslos, deren Bestand vergrößerte sich zum Vorjahr nochmals deutlich (+ 23,9%).
Fast die Hälfte (48,5%) der Arbeitslosen sind ausländischer Herkunft, deren Bestandverände-
rung beträgt +7,6% zum Vorjahr. Neben Defiziten im Beherrschen der deutschen Sprache sind
es zudem oftmals gesundheitliche Einschränkungen, die Langzeitarbeitslosigkeit bedingen.

                                                             Statistik der BA / eigene Darstellung

Bis zu Beginn der Corona – Pandemie im April 2020 lag der Bestand der langzeitarbeitslosen
Personen durchschnittlich bei – 12,1% (- 409 Langzeitarbeitslose abs.) unter dem Vorjahres-
wert. Mit Beginn der Corona Krise im April 2020 stieg der Bestand dieses Personenkreises
kontinuierlich an und erreichte im Juni 2021 mit 5.689 das höchste Niveau seit Beginn der
Pandemie (vgl. dazu folgende Abb.). Seitdem sinkt der Bestand erfreulicherweise wieder.

Die Struktur des Bestands der Langzeitarbeitslosen hat sich über die Dauer der Pandemie z.T.
deutlich verändert. Während vorher aufgrund intensiver Betreuung und Förderung eher wenige
marktnahe Kund*innen langzeitarbeitslos waren bzw. wurden, haben die Umstände dazu ge-
führt, dass der aktuelle LZA-Bestand z.T. hohes (auch kurzfristiges) Integrationspotenzial bie-
tet.

Ein wichtiger Hebel für die Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit ist die aktive Arbeitsmarktpo-
litik (z.B. Weiterbildungen, intensive Coachings oder auch Arbeitsgelegenheiten), die aufgrund
                                              16
diverser pandemiebedingter Einschränkungen bisher noch nicht ausreichend eingesetzt wer-
den konnte.

                                       Bestand LZA (nur Rechtskreis SGB II) in Nürnberg

              6.000                                           5.689 5.604
                                                  5.530 5.637             5.566 5.601
                                                                                      5.448
              5.500                                                                              5.307 5.264
                                        5.001
              5.000            4.737
                      4.574
              4.500
     SGB II

              4.000

              3.500

              3.000

              2.500

              2.000
                      Januar            März                 Mai        Juli   September       November

                                               SGB II 2020                     SGB II 2021

                                                                                   Statistik der BA / eigene Darstellung

4.               Ziele des Jobcenters Nürnberg Stadt – Gemeinsame Zielvereinbarung

4.1              Zielerreichung 2021

Erstmals wurden die Ziele des Jobcenters in einem gemeinsamen Dokument festgehalten.
Die Zielvereinbarung besteht aus Zielen des Bundes sowie der Kommune, aber enthält auch
einen gemeinsamen Part zu Lokalen Zielen.

Bundesziele

Das Zielsystem der Bundesziele wurde für 2021 etwas verändert. Künftig fließen nur noch die
Integrationsquote (IQ) und die Senkung des Bestandes der Langzeitleistungsbezieher (LZB)
jeweils zu gleichen Teilen in den Gesamtzielerreichungsindex ein. Des Weiteren wurde ein
lokales Ziel zur Gesamtantragsdauer eingeführt.

Das Jahr 2021 ist im Hinblick auf die Zielerreichung immer noch deutlich von der Pandemie
geprägt worden. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes wirkte sich weiterhin negativ auf die In-
tegrationsquote (IQ) aus. Das angestrebte Ziel von 25,5% wurde mit 25,4% dennoch nur
knapp nicht erreicht. In Verbindung mit einer leichten Übererfüllung der Senkung des Bestands
der Langzeit-Leistungsbezieher (LZB) ergibt sich jedoch eine Gesamtzielerreichung der Bun-
desziele von 100,7%.

Zielerreichung im Überblick

                                                                   17
Soll         Ist

Zielerreichung der Ziele SGB II
Integrationsquote in %                            JFW     25,5        25,4
Bestand der Langzeitleistungsbeziehenden          JDW   17.801      17.454

Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit

Die Integrationsquote stellt die Anzahl an Integrationen in sozialversicherungspflichtige Be-
schäftigung der Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (ELB) gegenüber, um die In-
tegrationsleistung des Jobcenters abzubilden. Der Bestand an ELB im Jahresdurchschnitt ist
gegenüber 2020 nahezu unverändert geblieben. Dahinter verbirgt sich jedoch eine hohe Dy-
namik (siehe oben unter 2.).

Die Anzahl der Integrationen konnte gegenüber dem Vorjahr jedoch um 1.026 auf 7.174
(+16,7%) gesteigert werden. Somit wurde das Ziel nur um 35 Integrationen verfehlt.

Treiber dieser Entwicklung sind zum einen allgemein ein beständiger (Fach)Arbeitskräfteman-
gel, zum anderen kam es sowohl auf Seiten der Nachfrage als auch auf Seiten des Angebots
zu gewissen Nachholeffekten, weil viele Betriebe während der Pandemie in reduziertem Um-
fang tätig waren und zum anderen weil durch genau diesen Effekt überdurchschnittlich viele
Menschen zusätzlich Grundsicherung bezogen, die vorher einer Beschäftigung nachgingen.

Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug

Der Bestand der Langzeitleistungsbezieher (LZB) sollte zum Jahresende im Durchschnittswert
17.801 betragen. Dieses Ziel konnte mit 17.454 (-2%) übererfüllt werden.

Kommunale Ziele

2021 sind fünf Ziele mit der Stadt Nürnberg vereinbart worden. Die Ziele ergänzen das Ziel-
system des Bundes im Hinblick auf die besonderen Unterstützungsmöglichkeiten und Interes-
sen der Stadt Nürnberg als Träger.

Ziel 21.1 Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit in Bedarfsgemeinschaften, in
denen bereits Erwerbseinkommen vorhanden ist und die ausschließlich Leistungen für
Kosten der Unterkunft (LUH bzw. KdU) beziehen

Hier wurde versucht, durch Fokus auf Kund*innen, die bereits in Arbeit stehen, den letzten
Schritt zur kompletten Unabhängigkeit vom Jobcenter zu unterstützen. Die Fallkonstellationen
sind jedoch sehr unterschiedlich. Im ersten Schritt wurde analysiert, welche Konstellationen
am erfolgversprechendsten sind. Von zunächst ausgewählten 268 Kund*innen konnte mit 119
Fällen knapp die Hälfte erfolgreich aktiviert werden (44,4%). In 129 Fällen (48,1%) stehen
Hinderungsgründe einer Steigerung des Erwerbseinkommens entgegen. Bei 20 Kund*innen
(7,5%) sind (zum Zwischenstand Okt 2021) noch keine Daten zu den Integrationsbemühungen
hinterlegt.

                                             18
Ziel 21.2 Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsicherung bestreiten bzw. Verrin-
gerung der Hilfebedürftigkeit bei BG mit geringen laufenden Leistungen für Unterkunft
und Heizung durch Inanspruchnahme vorrangiger Leistungen (Kinderzuschlag-KiZ und
Wohngeld-WG)

Hier war das Ziel, die Menschen durch Verweis auf von der Grundsicherung unabhängige
Transferleistungen aus dem SGBII-Leistungsbezug herauszulösen. Um dieses Thema stärker
zu fokussieren, wurden Schulungen für die Teamleitungskräfte eingeleitet. Im Ergebnis haben
nach Einschätzung des Jobcenters zum Jahresende 2022 4,9% aller BG einen potenziellen
Anspruch auf diese vorrangigen Leistungen, den es zu prüfen gilt.

Ziel 21.3 Förderung von wirtschaftlichem Verhalten beim Energieverbrauch

Es wurden i.d.R. monatlich ca. 200 Kund*innen angeschrieben und auf die Energieberatung
(ESB) der Stadt Nürnberg hingewiesen. Dieser Umfang berücksichtigte die Aufnahmekapazi-
tät der ESB. Die Anzahl der Beratungen für Kund*innen des SGB II konnte hierdurch im Jahr
2021 deutlich erhöht werden.

Ziel 21.4 Verbesserte und umfangreichere Erfassung von Unterkunftsdaten

Ziel hier war die Erhöhung der Datenqualität durch eine vollständigere Berücksichtigung der
Teilaspekte für Unterkunft und Heizung. Hierzu wurde die Fachaufsicht der Führungskräfte
ergänzt. Der Anteil der Datensätze mit noch nicht vollständigen Daten liegt zum Jahresende
2021 zwischen 3% (für die Angabe der korrekten Unterkunftsart) und 26% (für die Angabe der
korrekten Heizungsart).

Ziel 21.5 Ganzheitliche Ansätze mit Orientierung auf die gesamte Bedarfsgemeinschaft
mit innovativen Beratungsformen und zielgruppenspezifischer Intensivbetreuung wer-
den gestärkt

Dieses Ziel bezieht sich auf das TANDEM-Verfahren und wird mittels einer Integrationsquote
gemessen. Hier ergibt sich bezogen auf das Jahresziel von (IQ) 23,8% ein Zielerreichungsgrad
von rd. 85% (IQ 20,1%).

Lokale Ziele

Neben den herkömmlichen kommunalen und Bundeszielen gibt es ab diesem Jahr auch ge-
meinsam vereinbarte Ziele. Diese beziehen sich auf bestimmte Förderzahlen und Bearbei-
tungsdauer.

                                            19
Beitrag zur Aktivierung und Qualifizierung des Fachkräfte-Potenzials

Ziel ist es, die geplanten Eintritte in Qualifizierung zu realisieren und insbesondere den Anteil
der abschlussorientierten Qualifizierungen zu erhöhen, um den Kund*innen eine Perspektive
auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen:

       Geplante Eintritte Qualifizierung 951 – dav. Abschlussorientiert 214 (Anteil 22,5%).

Erreicht wurden 696 Eintritte, davon 220 abschlussorientiert. Dies ist eine Folge der schwieri-
gen Kursbesetzbarkeit während der Pandemie, insb. der Einschränkungen des öffentlichen
Lebens und nicht zuletzt auch den Ängsten der Kund*innen vor Ansteckung.

Umsetzung des Teilhabechancengesetzes mit Schaffung von geförderten Beschäfti-
gungsmöglichkeiten über §§ 16e und 16i SGB II

Hier sind folgende Förderungen geplant gewesen:

       Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (EvL, § 16e SGB II):          90 Eintritte

       Teilhabe am Arbeitsmarkt (TaAM, § 16i SGB II):                       129 Eintritte

Erreicht wurden 82 EvL und 134 TaAM und damit in Anbetracht der Umstände ein respek-
tables Ergebnis mit in Summe nur 3 fehlenden Eintritten.

Erweiterte Bearbeitungsdauer
Die erweiterte Bearbeitungsdauer bildet ab, wie lange es in Arbeitstagen (AT) im gewichteten
Durchschnitt dauert, bis ein Antrag beschieden wird. Gemessen wird jedoch im Gegensatz zur
sonst üblichen sog. isolierten Bearbeitungsdauer nicht nur die Zeit ab Vorliegen der notwendi-
gen vollständigen Antragsunterlagen, sondern direkt ab dem Tag der (auch) formlosen Erklä-
rung gegenüber dem Jobcenter, Leistungen beziehen zu wollen.
Dieses Ziel ist erst im Zuge der Pandemie aufgegriffen worden und wird daher seitens der
Bundesagentur für Arbeit mit den Jobcentern lokal vereinbart. Im Unterschied zur isolierten
Bearbeitungsdauer, die bisher und weiterhin zügige interne Prozesse sicherstellt, korreliert
diese erweiterte Betrachtung mit der Einführung des sog. Schnellläufergesetzes. Dies enthält
einige Vereinfachungen im Rahmen der Leistungsbeantragung und wirkt sich somit auf die
gesamte Bearbeitungsdauer aus. Dies kann mit dieser Kennzahl nachgehalten werden.
Trotz einiger „Zahlendreher“ (z.B. 2012 statt 2021) in den Datumsangaben (die IT-bedingt lei-
der nicht korrigierbar sind) konnten die Bearbeitungsvorgänge so auf die durch das Schnell-
läufergesetz veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, dass der Sollwert von 22
Arbeitstagen gesamter Bearbeitungsdauer ab etwa der zweiten Jahreshälfte größtenteils ein-
gehalten werden konnte (Monatswert Dezember: 21,6 AT).

                                               20
Erweiterte Bearbeitungsdauer (Erstanträge) - Dauer Antrag bis Bescheid (AT)

                     gew. JFW             Ist-Soll in % (MW)      Ist-Soll (gew. JFW)
                    Soll            Ist J F M A M J J A S O N D Soll Dezin %      Ist abs.
                   22,0           27,5                                  24,9          5,5

4.2 Bundesziele 2022

Auch für 2022 wurde wieder eine Gemeinsame Zielvereinbarung abgeschlossen.
Die Zielvereinbarung besteht weiterhin genauso wie im Vorjahr aus drei Teilen: Gesetzliche
Steuerungsziele (Bundesziele), Kommunale Ziele und Lokale Ziele. Die Ziele aus dem Jahr
2021 werden übernommen bzw. fortgeführt und damit wird eine hohe Kontinuität in der Auf-
gabenausrichtung gewährleistet.

Bundesziele
Für 2022 gibt es bei den Bundeszielen die Neuerung, dass speziell die Integrationsquote der
Frauen separat zu beplanen ist, verbunden mit der Erwartung, die Geschlechterlücke zu ver-
ringern.
Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit (IQ Gesamt)
Das Jobcenter Nürnberg hat das Ziel, die Integrationsquote (IQ Gesamt) um 8,7% zum
Vorjahr zu steigern. Dies entspricht einer Ziel-Integrationsquote von 27,6%.
Die gesonderte IQ der Frauen ist mit einer Steigerung von 10% zum Vorjahr entsprechend
der Intention ambitionierter angelegt. Hier wird demnach der Zielwert 20% angestrebt (Vorjahr:
18,2%).

Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug (LZB)

Für den Bestand der Langzeitleistungsbeziehern (LZB) wird für 2022 ein Anstieg erwartet, der
sich aus der Pandemie ergibt. Die Konstruktion der Kennzahl bedingt, dass der zahlenmäßige
Impact solcher Verwerfungen erst min. 21 Monate nach Beginn der Problematik erfolgt.
Deshalb ist besonders zu Beginn des Jahres 2022 mit einem Anstieg der Langzeitbezieher zu
rechnen.
Geplant ist eine Begrenzung des Anstiegs im Jahresdurchschnitt auf +3,6%. Dies entspricht
einem Zielwert im Jahresdurchschnitt im Dezember 2022 von 18.181.

                                             21
Kommunale Ziele

Ziel 22.1 Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit in Bedarfsgemeinschaften,
in denen bereits Erwerbseinkommen vorhanden ist und die ausschließlich Leistungen
für Kosten der Unterkunft (LUH bzw. KdU) beziehen

Durch geeignete Integrationsbemühungen soll das Erwerbseinkommens in Bedarfsgemein-
schaften mit reinem KdU-Bezug erhöht werden, damit sie weniger bzw. nach Möglichkeit
überhaupt keine Leistungen nach dem SGB II mehr in Anspruch nehmen müssen.

Ziel 22.2 Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsicherung bestreiten bzw. Verrin-
gerung der Hilfebedürftigkeit bei Bedarfsgemeinschaften mit geringen laufenden Leis-
tungen für Unterkunft und Heizung durch Inanspruchnahme vorrangiger Leistungen

Nach den zurückliegenden Leistungsausweitungen bei Unterhaltsvorschuss, Kinderzuschlag
und Wohngeld (zuletzt Fortschreibung des Wohngelds ab 01.01.2022) sollte eine intensive
Prüfung der Ansprüche auf diese vorrangigen Leistungen erfolgen.

Ziel 22.3 Förderung von wirtschaftlichem Verhalten beim Energieverbrauch

Bedarfsgemeinschaften, deren tatsächliche laufende Heizkosten die jeweiligen Richtwerte
um mehr als 30 % übersteigen und für die noch kein aktuelles Gutachten einer Energie-
sparberatung vorliegt, sollen zur Beratung an das Energie-Spar-Projekt (ESP) des Sozial-
amts verwiesen werden.

Ziel 22.4 Verbesserte und umfangreichere Erfassung von Unterkunftsdaten (Wohnflä-
che, Unterkunftsart, Heizungsart, Abgrenzung Grundkosten / Betriebskosten / Heiz-
kosten) bei Neubewilligungen

Durch Verbesserung der Datenqualität im Hinblick auf kommunale Anforderungen, insb.
bzgl. der Kosten der Unterkunft, wird eine bessere Auswertbarkeit und Vergleichbarkeit, z.B.
mit anderen Kommunen, sowie eine zielgenauere Steuerbarkeit durch die Stadt Nürnberg
angestrebt.

                                             22
Lokale Ziele

Aktivierung und Qualifizierung des Fachkräftepotenzials in Nürnberg

Das Jobcenter unterstützt seine Kundinnen und Kunden mit den arbeitsmarktpolitischen In-
strumenten zur Förderung beruflicher Weiterbildung (FbW), um nachhaltig Fuß im ersten Ar-
beitsmarkt zu fassen. Der Fokus soll auf Maßnahmen zum Nachholen bzw. zum Erwerb von
Berufsabschlüssen liegen.

a) Eintritte in FbW bis zum 31.12.2022: 929 Personen

b) darunter Eintritte in abschlussorientierte Qualifizierungen: 188 Personen

Eingliederung von Langzeitarbeitslosen und soziale Teilhabe am Arbeitsmark

Das Jobcenter nutzt die Instrumente „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ (§ 16e SGB II)
und „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16i SGB II). Die Teilnehmenden, welche durch diese In-
strumente gefördert werden, sind verstärkt zu betreuen. Das Qualifikationsniveau von Ge-
ringqualifizierten, die ohne die Unterstützung keine realistische Chance auf einen Arbeits-
platz am ersten Arbeitsmarkt haben, soll dabei erhöht werden, um mittelfristig deren Integra-
tion in den Arbeitsmarkt nachhaltig zu fördern. Wichtig bleibt die gute Netzwerkarbeit mit den
lokalen Partnern unter Einbeziehung der kommunalen Eingliederungsleistungen.

a) Eintritte in 16e bis zum 31.12.2022: 112 Personen

b) Eintritte in 16i bis zum 31.12.2022: 74 Personen

Ganzheitliche Ansätze mit Orientierung auf die gesamte Bedarfsgemeinschaft mit in-
novativen Beratungsformaten und zielgruppenspezifischer Intensivbetreuung werden
gestärkt.

Ganzheitliche Ansätze dienen einer Verbesserung der Vermittlungs- und Wiedereingliede-
rungschancen in Arbeit und Qualifizierung, da verfestigte Beschäftigungslosigkeit und Hilfe-
bedürftigkeit durchbrochen und beendet werden können. Durch die rechtskreisübergreifende
Kooperation zwischen SGB II - Beschäftigungsförderung und SGB VIII - Jugendhilfe werden
Familien stabilisiert und kann die Bildung, Betreuung, Erziehung und Teilhabe von Anfang an
unterstützt und ein gelingendes Aufwachsen der Kinder ermöglicht werden.

Die Umsetzung der Neukonzeption von "Perspektiven von Familien" (Tandem) wurde zum
1.7.2021 von JCN und Stadt Nürnberg vollzogen. Die Neuorganisation des Modells wird
nach einem Jahr Laufzeit evaluiert und die IQ in dieser Laufzeit gemessen. 2022 wird der
Fokus auf einen kontinuierlichen Durchlauf von Familien gelegt. Ziel ist ein gleichmäßig ver-
teilter Familienzugang 50/50 von ASD und JCN.

a) Integrationsquote Tandem: 25,0 % bis 31.12.2022

b) Familienzugang gleichmäßig verteilt: 50 % ASD / 50 % JCN bis 31.12.2022

                                              23
5.     Ressourcen

5.1    Personalausstattung

Im Haushaltsjahr 2021 stand dem Jobcenter Nürnberg-Stadt eine niedrige Zuteilung im Ver-
waltungskostenhaushalt von rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, was die Folge hatte, dass
mit einer reduzierten Personalbesetzungstand geplant werden musste. Die notwendige Redu-
zierung wurde im Jahresdurchschnitt mit einem Personalstand von 554,16 Vollzeitäquivalente
erfüllt.

Obwohl für das Jahr 2022 Mittel in ungefähr gleicher Höhe wie 2021 zur Verfügung stehen, ist
es beabsichtigt, den Personalstand durch weitere Personalrekrutierungen im ersten Halbjahr
wieder zu erhöhen und damit in 2022 eine bessere Budgetausschöpfung zu erreichen.

                                            24
5.2     Verwaltungskostenbudget

Am 19.10.2021 wurden die Schätzwerte des BMAS zur Mittelverteilung 2022 veröffentlicht.
Unter Berücksichtigung der aktuellen Planungen im Verwaltungskosten- und Eingliederungs-
haushalt ergibt sich folgender Finanzplan für das Jobcenter Nürnberg-Stadt:

Finanzplan 2022 JC Nürnberg-Stadt

                                                                                                 prozentuale
                                                                                  Veränderung
                                                                                                 Veränderung
Stand: 20.01.2022; Werte in Tausend €             IST 2021        Plan 2022*      Plan 2022 zu
                                                                                                 Plan 2022 zu
                                                                                    IST 2021
                                                                                                   IST 2021

Gesamtbudget (Bund)                                73.871           73.858           -12,58         0,0%

Verwaltungskostenbudget                            51.346           52.800          1.454,37        2,8%
zugeteiltes Budget (Bund)                          38.882           39.568           685,65         1,8%
Vermischte Einnahmen/Mahngebühren                    72               47             -24,72        -34,5%
KFA                                                7.964             8.077           112,98         1,4%
Umschichtung                                       4.428             5.109           680,46         15,4%

EGT
Zuteilung incl. Fluchtmittel (Bund)                34.989           34.291          -698,22         -2,0%
abzgl. Umschichtung                                4.428             5.109           680,46         15,4%
Anteil Umschichtung an Zuteilung EGT              12,66%            14,90%
Verfügbarer EGT                                    30.561           29.182         -1.378,69        -4,5%

* Schätzw erte des BMAS für Zuteilung vom 19.10.2021; Planungsstand: 08.11.2021

Im Gesamtbudget ergibt sich gegenüber 2021 voraussichtlich keine bedeutende Änderung. Im
Verwaltungskostenbudget soll es gem. der Schätzwerte eine Erhöhung um knapp 686.000
Euro geben, im Eingliederungsbudget (EGT) wird die Zuteilung demnach um fast 700.000
Euro reduziert.
                                          25
Das vorgegebene Ziel der Träger bleibt weiterhin, den Umschichtungsbetrag bei grundsätzlich
steigenden Kosten auf nicht mehr als 15 % ansteigen zu lassen und damit auch im Eingliede-
rungshaushalt die Handlungsfähigkeit sicherzustellen. Im Jahr 2021 konnte dieses insbeson-
dere durch eine Reduzierung des Personalkörpers erreicht werden.

Gemäß Planung vom 08.11.2021 fallen voraussichtlich Verwaltungskosten i.H.v. 52,8 Mio. €
an.
Darunter größter Ausgabeposten sind die Personalkosten mit annähernd 39,13 Mio. €, was
einem Anteil von 74,1 % entspricht. Davon entfallen 27,78 Mio. € auf BA-Personal und Amts-
hilfekräfte sowie etwa 11,35 Mio. € auf kommunale Mitarbeiter*innen.
Für IT, BA-Dienstleistungen, zentrale Druck- und Portokosten, direkte E-Akte-Kosten etc. wur-
den ca. 3,6 Mio. € (ca. 6,8 %) veranschlagt.
Die Mieten der fünf Standorte belaufen sich auf 2,95 Mio. € (5,6 %).
Für die sog. Operativen Aufgaben – Ärztlicher Dienst, Berufspsychologischer Service, Forde-
rungseinzug, Service Center etc. – werden bei geänderter Abrechnungssystematik fast 3,06
Mio. € (knapp 5,8 %) eingeplant.
Des Weiteren schlagen für Bewirtschaftung der Gebäude incl. Umbaukosten u. Bauunterhalt,
Geschäftsbedarf und Fortbildungskosten insgesamt ca. 1,75 Mio. € (3,3 %) zu Buche.
Beinahe 1,22 Mio. € (2,3 %) sind für Bildung und Teilhabe sowie in etwa 553.000 € (1 %) für
kommunale Dienstleistungen vorgesehen. Der verbleibende Restbetrag verteilt sich auf viele
kleinere Positionen.

Der prognostizierte Umschichtungsbetrag steigt voraussichtlich von knapp 4,43 Mio. € (ent-
spricht einem Anteil an der Zuteilung des EGT von 12,66 %) im HHJ 2021 auf ca. 5,1 Mio. €
(Anteil an Zuteilung EGT 14,9 %) in 2022.

5.3    Eingliederungsbudget

Nach Veröffentlichung der Schätzwerte durch das BMAS stehen dem Jobcenter Nürnberg
Stadt für 2022 mit 34.290.519 Euro ca. 700 TSD Euro weniger an Ausgabemitteln zur Verfü-
gung als im Vorjahr. Der geplante Umschichtungsbetrag entspricht in etwa dem geplanten
Betrag des Vorjahres (- 64 TSD). Die Vorbindungen aus den Vorjahren liegen mit 16.811.757
Euro deutlich niedriger als 2021 (- 600 TSD).

Im Gesamtergebnis führt das geringere Zuteilungsbudget durch ebenfalls niedrigere Vorbin-
dungen zu keiner nennenswerten Änderung bei den zur Verfügung stehenden Ausgabemittel
für das Neugeschäft.

In Mio. Euro                             2021 (Ist)   2022 (Plan)

Zuteilung                                34,99        34,29

Umschichtung Verwaltungskosten           5,1          5,1

Bindung aus Vorjahren                    17,4         16,8

Mittel für Neugeschäft                   17,59        17,49

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Die Verteilung der Eingliederungsleistungen auf die einzelnen Fördersegmente stellt sich für
2022 nach aktuellem Planungsstand wie folgt dar:

                                             2021          2022

Integrative Instrumente                      14,6 %        19,1 %

Qualifizierende Instrumente                  49 %          50,7 %

Marktersatz                                  31,2 %        27,5 %

6.     Handlungsfelder des Jobcenters Nürnberg-Stadt 2022

6.1    Aktivierung und Integration

Mit dem Dienstleistungszentrum (DLZ) Arbeit & Qualifizierung in der Fichtestraße steht den
arbeitsuchenden SGBII-Empfänger*innen in Nürnberg und interessierten Arbeitgeber*innen
eine zentrale Anlaufstelle zum Thema Arbeit und Qualifizierung zur Verfügung. Durch intensive
Betreuung und Zusammenarbeit mit Arbeitgeber*innen und Bildungsträgern soll direkt in Ar-
beit oder in berufliche Qualifizierung vermittelt werden.

Durch die verzahnte und enge Zusammenarbeit der dort untergebrachten Spezialteams kön-
nen Arbeitsuchende und Arbeitgeber*innen schneller, zielgerichteter und effektiver bei der Be-
schäftigungsaufnahme bzw. bei der Suche nach passendem Personal unterstützt werden.

Je nach Handlungsbedarf werden Neukund*innen nach dem Erstgespräch direkt im Rahmen
des Clearings in die Spezialteams gesteuert. Stellen die Integrationsfachkräfte in den Regio-
nalteams im Rahmen der Betreuung einen entsprechenden Handlungsbedarf fest und liegen
die entsprechenden Voraussetzungen vor, werden die Kund*innen in die jeweiligen Spezialte-
ams zugewiesen oder auf die Angebote des DLZ Arbeit & Qualifizierung hingewiesen. Frei
zugänglich ist die Nutzung des Bewerbungszentrums und das Coaching im Bewerbungszent-
rum.

Seit Beginn der Corona-Pandemie erfolgte die Beratung im DLZ Arbeit & Qualifizierung größ-
tenteils telefonisch. Präsenzberatungen und Gruppenangebote fanden nur vereinzelt unter
Einhaltung der Hygieneschutzrichtlinien statt. Die Angebote mussten teilweise ausgesetzt
bzw. minimiert werden oder in alternativer Form angeboten werden. Auch im Jahr 2022 ist
damit zu rechnen, dass diese Vorgehensweise weiter fortgeführt wird. Videoberatungen wur-
den 2021 technisch ermöglicht und erprobt und der Einsatz der Videoberatung wird 2022 wei-
ter ausgebaut.

Direktvermittlung – der direkte Weg in Arbeit

Hier steht die Integration in den ersten Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Durch intensive Unterstüt-
zung und direkte Zusammenarbeit mit Arbeitgeber*innen in der Region soll innerhalb von 6
Monaten eine Arbeitsaufnahme gelingen.

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Arbeitsuchende mit Vermittlungschancen auf dem ersten Arbeitsmarkt werden von 12 Arbeits-
vermittler*innen individuell betreut. Die Intensität der Betreuung orientiert sich dabei am Ein-
zelfall und geht von der Übermittlung von Stellenangeboten bis zu wöchentlichen Beratungs-
gesprächen und zur Begleitung von Vorstellungsgesprächen im Rahmen der assistierten Ver-
mittlung. Bei Bedarf werden auch Simulationen von Vorstellungsgesprächen angeboten.

Zur Unterstützung im Bewerbungsprozess befindet sich das Bewerbungszentrum im Unterge-
schoss. Bewerbungen können bei Bedarf somit ohne Umwege sofort erstellt und versandt
werden.

Direktvermittlung von Langzeitarbeitslosen – Eingliederung mit § 16e SGBII

Mit Einführung des Teilhabechancengesetzes 2019 wurden über §16e SGB II zusätzliche För-
dermöglichkeiten für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen geschaffen.

Das Jobcenter Nürnberg-Stadt hat hierzu ein Spezialteam zur Direktvermittlung installiert,
dass insbesondere die Eingliederung in die Privatwirtschaft mit der entsprechenden Förderung
zum Ziel hat.

Insgesamt 9 Integrationsfachkräfte kümmern sich auch 2022 um die Integration von förderfä-
higen Langzeitarbeitslosen, die mindestens 2 Jahre langzeitarbeitslos im Sinne des § 18 Abs.
2 SGB III sind. Hier erfolgt eine intensive Aktivierung und Betreuung um individuell und assis-
tiert in ein Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln. Wenn eine Arbeitsaufnahme gelingt, wird
die Arbeitsaufnahme durch ein begleitendes Coaching unterstützt. Zwei Coaches des Jobcen-
ters stehen hier dem Beschäftigten und dem zur Seite. Gerade in der Anfangsphase kann ein
Scheitern der Arbeitsaufnahme dadurch häufig verhindert werden.

Arbeitgeberansprache – gut vernetzt mit Arbeitgeber*innen der Region

Aufgrund der Nachfrage nach Unterstützung bei der Personalbeschaffung durch das Jobcen-
ter und dem Ausbau der Aktivitäten durch das DLZ Arbeit & Qualifizierung stehen auch für
2022 vier feste Ansprechpartner*innen für Arbeitgeber*innen zur Verfügung.

Diese unterstützen Arbeitgeber*innen mit geeigneten Bewerbervorschlägen und beraten zu
Förderleistungen. Sie organisieren Bewerbertage und Jobbörsen im Bewerbungszentrum, je
nachdem, wie die Pandemiesituation dies 2022 zulässt bzw. organisieren Veranstaltungen in
alternativen Formaten. Sie arbeiten teamübergreifend und eng mit den Arbeitsvermittler*innen
der beiden Teams der Direktvermittlung und dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit
zusammen. Außerdem sind Sie in wichtigen Arbeitgebernetzwerken in der Region vertreten
und bauen ihr Netzwerk beständig aus.

Die Ansprechpartner*innen für Arbeitgeber*innen sind unter der Rufnummer der Direktver-
mittlung unter 0911/ 5866 155 zu erreichen.

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