Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
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Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Management Summary 4 Die Versicherungswirtschaft im Wandel 8 Dynamik der Veränderungen 12 1. Regulierung sowie sich veränderndes Kundenverhalten prägen den Veränderungsdruck auf die Assekuranz 12 I.VW-Perspektive: Generationen des 20. Jahrhunderts – U mweltbedingungen und Charaktereigenschaften 14 2. Im Zuge der Finanzkrise konzentrieren sich die Versicherungsunternehmen auf ihr operatives Kerngeschäft und das Risikomanagement, nutzen krisen bedingte Geschäftschancen aber nicht 16 Accenture-Perspektive: Das Management von Risiken – von der Kernkompetenz der Versicherungsunternehmen zur unternehmensweiten Aufgabe 18 3. Die Marktstrukturen verändern sich nur verhalten 19 4. Dynamik und Attraktivität werden der Beratung und dem Personen versicherungsgeschäft attestiert 20 5. Der Altersvorsorgemarkt ist Chance und Herausforderung zugleich 22 Wege zum Kunden 24 Was sagen die Kunden? 25 6. Der „Versicherungskunde 2.0“ ist unabhängiger, fordernder und preissensitiver 27 Accenture-Perspektive: „Digitale Kompetenzen“ – Die Versicherungs- unternehmen auf dem Weg ins Web 2.0 28 7. Beratungsqualität und Kundenvertrauen werden zu Erfolgsfaktoren des personalen Vertriebs 29 8. Die Versicherungsunternehmen müssen ihre Zugangsmöglichkeiten und Prioritäten in der Vertriebssteuerung überdenken 30 9. Der Multi-Kanal-Vertriebsansatz entwickelt sich zum Standard, der elektronische Kanal zu einem Muss 31 Innovationsfeld Marktleistung 35 10. Die Produktentwicklung sowie das Verständnis von Innovation sind den Kundenbedürfnissen noch nicht angepasst 35 11. Kunden(gruppen)-spezifischere Marktleistung erfordert eine flexible Kundenanalytik 36 I.VW-Perspektive: Enhanced Annuities 38 12. Eine verbesserte Risikoselektion wird erfolgskritisch, bringt aber Herausforderungen in der Umsetzung mit sich 39 13. Der „Präventions“-Ansatz birgt Chancen für das Kundenverhältnis und Geschäftsmodell der Versicherungsunternehmen 40 Accenture-Perspektive: Technologische Innovation zur Prävention 41 Erfolgsfaktoren der Wertschöpfung 43 14. Mit Ausnahme von striktem Kostenmanagement und Prozess- innovationen sind sich die Versicherungsunternehmen über ihre erfolgs- kritischen Hebel nicht einig 44 15. Bei hoch bleibender Wertschöpfungstiefe suchen die Versicherungs- unternehmen neue Wege der Industrialisierung 45 Accenture-Perspektive: Strategien des Sourcings 46 16. Die Versicherungsunternehmen müssen sich zukünftig einem Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter stellen 47 Entwicklung und Veränderung der Trends Assekuranz 2015 49 Handlungsempfehlungen 50
Vorwort Der Umbruch der Versicherungsmärkte Die Ergebnisse der Studie sollen setzt sich fort. Regulatorische Neue- Führungskräften der Assekuranz, die rungen, ein neues Risikoverständnis in- Verantwortung für die Geschäfts folge der Finanz- und Wirtschaftskrise entwicklung tragen, konkrete Hinweise und ein sich wandelndes Kundenverhal- auf künftige strategische Optionen ten stehen im strategischen Fokus der im deutschsprachigen Versicherungs- Versicherungsunternehmen. Die damit markt geben, ihre unternehmerischen einhergehende Marktdynamik hat für Entscheidungen unterstützen und Führungskräfte der Versicherungsunter- Handlungsempfehlungen liefern. nehmen neue Herausforderungen zur Folge, die nicht selten auch einschnei- Wir bedanken uns bei allen Führungs- dende Massnahmen erfordern. kräften, die mit ihrer Teilnahme an Guido Scherer unserer Befragung zum Gelingen dieser Partner Financial Services Bereits im Jahr 2005 haben Accenture Studie beigetragen haben. Des Weiteren Accenture und das Institut für Versicherungs danken wir den Mitgliedern des Exper- wirtschaft der Universität St. Gallen tengremiums, welche die Studie beglei- (I.VW-HSG) den Retailmarkt der deutsch- tet haben, sowie den Autoren. sprachigen Versicherungsindustrie analysiert und aufgezeigt, welche Trends im Versicherungsmarkt bis 2015 erwar- Zürich / St. Gallen, November 2010 tet werden. Nun, in der Halbzeit des Betrachtungszeitraums, und vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirt- schaftskrise, greift die vorliegende Studie die Geschehnisse und Entwicklungen der vergangenen fünf Jahre auf und erneuert den Blick in die Zukunft des Versicherungsmarktes. Es wird ein Hauptaugenmerk auf den „Versiche- Prof. Dr. Hato Schmeiser rungskunden 2.0“ gelegt, der durch die Lehrstuhlinhaber und fortschreitende Digitalisierung des Geschäftsführender Direktor Alltags besser informiert und anspruchs- I.VW-HSG voller ist. Einen weiteren Schwerpunkt setzt die Studie bei den verstärkten Regulierungstendenzen, die vor allem auch im Zuge der Finanzkrise und des erschütterten Vertrauens der Konsu- menten in den Finanzsektor eine neue Dynamik erhalten. Zudem werden die Folgen der rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre und deren Auswirkungen auf die Versiche- rungsindustrie, insbesondere die damit einhergehenden Produkt- und Prozess innovationen, näher beleuchtet. 3
Management Summary Die deutschsprachigen Versiche- Dynamik der Veränderungen 3. Die Marktstrukturen rungsmärkte stehen vor alten und verändern sich nur verhalten neuen Herausforderungen, die im 1. Regulierung sowie sich Die Befragten erwarten keine signifi- Umfeld der Finanz- und Wirtschafts- veränderndes Kundenverhalten kanten strukturellen Veränderungen krise immer noch zunehmen. Lang- prägen den Veränderungsdruck in den Versicherungsmärkten. Lediglich fristig prägende Entwicklungen wie auf die Assekuranz für die Marktführer und Nischenanbieter zum Beispiel im soziodemogra Die externen Faktoren Regulierung, werden im Rahmen einer zunehmenden fischen Bereich, aber auch aktuelle verändertes Kundenverhalten und sozio- Differenzierung Marktanteilsgewinne Entwicklungen wie Veränderungen ökonomischer Wandel bestimmen die prognostiziert. In der Krise konnte, des Kundenverhaltens sind hierbei Veränderungsdynamik der nächsten vor allem in der Schweiz, das genossen- von Bedeutung. Diese Studie nimmt Jahre in der deutschsprachigen Versi- schaftliche Modell aufgrund der lang- eine Standortbestimmung der aktu- cherungswirtschaft. Der von der fristigen Ausrichtung von Geschäft ellen Trends vor und identifiziert A ssekuranz daraus wahrgenommene und Produkten bei den Kunden an neue Koordinaten im deutschspra- Veränderungsdruck löst allerdings keinen Attraktivität gewinnen. chigen Versicherungsmarkt, aufbau- Innovationstrend aus, die Innovations- end auf der Vorgängerstudie aus bereitschaft der Versicherungsunter- 4. Dynamik und Attraktivität dem Jahr 2005. Zugleich werden die nehmen wird als gering eingeschätzt. werden der Beratung und dem Auswirkungen dieser Trends auf die Segmentspezifische Entwicklungs Personenversicherungsgeschäft deutschsprachigen Retailmärkte der treiber stehen im Lebengeschäft vor attestiert Versicherungswirtschaft analysiert. allem im Zusammenhang mit den Dem Personenversicherungsgeschäft Die Trends werden anhand von Kapitalmärkten und sozialen Systemen, und der Beratung im Versicherungs- 16 Thesen aufgezeigt, die in vier im Nichtlebengeschäft mit Individua und Vorsorgegeschäft werden in den Themenber eiche gegliedert werden. lisierungstendenzen in der Gesellschaft, betrachteten Ländern Deutschland, Diese führen vom Marktumfeld technologischen Entwicklungen und Schweiz und Österreich eine hohe Ver- der Versicherungsunternehmen einer veränderten Interaktion mit den änderungsdynamik und Attraktivität „Dynamik der Veränderungen“ Kunden. attestiert. Das Geschäftsfeld der beruf- über Distribution und Vertrieb lichen Altersvorsorge wird besonders „Wege zum Kunden“ zu Produkt 2. Im Zuge der Finanzkrise konzent- in Deutschland und Österreich als entwicklung und Underwriting rieren sich die Versicherungsunter- attraktiv eingestuft. Für das Nichtleben- „Innovationsfeld Marktleistung“ nehmen auf ihr operatives Kern geschäft wird in allen drei Märkten sowie den „Erfolgsfaktoren der geschäft und das Risikomanagement, eine geringe Dynamik prognostiziert, Wertschöpfung“. nutzen krisenbedingte Geschäfts- wobei das Nicht-Kfz-Geschäft als deut- chancen aber nicht lich attraktiver eingestuft wird als das Die Finanzkrise als wichtiger Verände- Kfz-Geschäft. rungstreiber führt zu einer Zunahme und Verschärfung von Vorschriften und 5. Der Altersvorsorgemarkt ist Chance einer Rückbesinnung auf das Risiko und Herausforderung zugleich geschäft. Als Konsequenz der Krise Die Bedeutung der privaten kapital steigt die Bedeutung eines umfassen- finanzierten Vorsorge nimmt in allen den, auf das gesamte Unternehmen drei Märkten weiter zu. Gleichzeitig ausgerichteten Risikomanagements. erwarten die Befragten, dass der Krisenbedingte Geschäftschancen, zum Anteil der Bevölkerung, der sich diese Beispiel im Leben- und Beratungsge- Vorsorge leisten kann, weiter sinkt. schäft, werden von den Versicherungs- Die Bedeutung der beruflichen / unternehmen nicht genutzt. Im Vergleich betrieblichen Altersvorsorge bleibt zu den Banken erzielen die Versiche- bestehen. Trotz Finanzkrise bauen rungsunternehmen kein höheres Kun- die Banken ihren Marktanteil in der denvertrauen. Altersvorsorge weiter aus und erreichen neue, junge Kundengruppen. 4
Wege zum Kunden 8. Die Versicherungsunternehmen Innovationsfeld müssen ihre Zugangsmöglichkeiten Marktleistung 6. Der „Versicherungskunde 2.0“ und Prioritäten in der Vertriebssteu- ist unabhängiger, fordernder und erung überdenken 10. Die Produktentwicklung sowie preissensitiver Die Branche sieht Markenbekanntheit das Verständnis von Innovation sind Der Wandel des Kunden, der sich in und Brand sowie das Multi-Kanal- den Kundenbedürfnissen noch nicht neuen Bedürfnissen, Erwartungen und Angebot als wichtigste Schlüssel zum angepasst Werten zeigt, stellt Versicherungsunter- Kunden. Markenname und -bekanntheit Die Bereitschaft der Branche zur Pro- nehmen vor neue Herausforderungen. der Versicherungsunternehmen sind duktinnovation ist weiterhin vergleichs- Der „Versicherungskunde 2.0“ tritt dagegen für die Kunden von unterge- weise gering. Die Kunden fordern gegenüber den Versicherungsunterneh- ordneter Bedeutung. Die befragten Ver- jedoch neue Produkte, die einfacher, men informierter und selbständiger auf. sicherungskunden wählen die Anbieter flexibler und an individuelle Kundenan- Die Kundenerwartungen in Bezug auf in erster Linie nach den Kriterien einer sprüche anpassbar sind. Zusatz die Flexibilisierung der Produkte, das guten Beratung und Betreuung sowie leistungen und eine steigende Produkt- Angebot von standardisierten, preis- eines günstigen Preises aus. Transpa- komplexität sind vom Kunden nicht günstigen Produkten und das bereits renz und Vergleichbarkeit von Preisen gewünscht. Kunden fragen weiterhin hohe Serviceniveau steigen. Die zuneh- sowie Vertragsbedingungen sind weitere umfassende Produktlösungen wie mende Nutzung der neuen Medien zentrale Anforderungen der Kunden an Kombiprodukte oder kundenspezifische und die erhöhte Produkttransparenz ihre Versicherungsunternehmen. Bündelprodukte nach. Auch die ver- spielen hierbei eine besondere Rolle. stärkt angebotene Naturalrestitution 9. Der Multi-Kanal-Vertriebsansatz wird vom Kunden zunehmend begrüsst. 7. Beratungsqualität und Kunden entwickelt sich zum Standard, der vertrauen werden zu Erfolgsfaktoren elektronische Kanal zu einem Muss 11. Kunden(gruppen)spezifischere des personalen Vertriebs Sowohl im Leben- als auch im Nicht Marktleistung erfordert eine Trotz des sich verändernden Kundenver- lebengeschäft entwickelt sich der flexible Kundenanalytik haltens bleibt das Versicherungsgeschäft Multi-Kanal-Vertriebsansatz zu einem Die Versicherungsunternehmen fokus- der Zukunft ein „Push“-Geschäft in Standard im Retailgeschäft. Den tech- sieren in den nächsten Jahren stärker einem Markt, in dem Kundenvertrauen nologisch gestützten Kanälen wird, als bisher auf einzelne Kundengruppen. zum erfolgsentscheidenden Faktor im insbesondere im Nichtlebengeschäft, Zielgruppenspezifisches Marketing wird Versicherungsvertrieb wird. Gerade eine steigende Bedeutung beigemessen. als wichtiger Schlüssel für den Zugang im vertrauensbasierten, beratungsinten- Der Vertrieb über angestellte Aussen- zum Kunden erachtet. Insbesondere siven Vorsorge- und Lebensversiche- dienstorganisationen nimmt insgesamt das Segment der Senioren (50+) wird rungsgeschäft wird der personale Ver- ab, bleibt allerdings bei Kundengruppen als attraktives Wachstumssegment ein- trieb gegenüber alternativen oder und in Produktbereichen wichtig, die gestuft. Eine kundengruppenspezifi- nicht personalen Kanälen wichtiger. einen persönlichen, vertrauensbasierten sche und kundenanalytisch optimierte Die Honorarberatung gewinnt, die reinen Kontakt erfordern. Im Lebengeschäft Marktleistung stellt an die Versiche- Vertriebsorganisationen verlieren an favorisieren die Kunden den personalen rungsunternehmen neue Anforderun- Bedeutung. Vertrieb gegenüber den technologie gen in Produktentwicklung und Vertrieb. gestützten Kanälen, die jedoch zuneh- mend Anklang finden. Der Bankenver- trieb wird, allerdings verhaltener als noch vor fünf Jahren eingeschätzt, an Bedeutung gewinnen. 5
12. Eine verbesserte Risikoselektion Erfolgsfaktoren der 16. Die Versicherungsunternehmen wird erfolgskritisch, bringt Wertschöpfung müssen sich zukünftig einem Wettbe- aber Herausforderungen in der werb um qualifizierte Mitarbeiter Umsetzung mit sich 14. Mit Ausnahme von striktem stellen Die Rückbesinnung auf das Risikoge- Kostenmanagement und Prozess- Die Versicherungsunternehmen sehen schäft und die steigende Bedeutung der innovationen sind sich die Versiche- sich zunehmend mit einem Mangel an Segmentierung führen zu einer verfei- rungsunternehmen über ihre qualifizierten Arbeitskräften konfron- nerten und verbesserten Risikoselektion erfolgskritischen Hebel nicht einig tiert. Die Auseinandersetzung mit den durch die Versicherungsunternehmen. Für die befragten Manager sind viele Folgen des demografischen Wandels ist Strategisch ergeben sich neue Möglich- Elemente für den Unternehmenserfolg somit auch von zentraler Bedeutung für keiten in der Marktleistung, wie sie in ähnlich bedeutsam, entsprechend den Erhalt der eigenen Wettbewerbs anderen Ländern mit verbrauchsorien- ergibt sich ein eher indifferentes und fähigkeit. Eine für Mitarbeitende und tierten „Pay-as-you-x“-Ansätzen be- unfokussiertes Bild hinsichtlich der Bewerber ansprechende Unternehmens- reits umfassender umgesetzt werden. konkreten operativen Werthebel. kultur gewinnt deutlich an Bedeutung. Die Versicherungsunternehmen müssen Striktes Kostenmanagement, sogar in Insbesondere der Wettbewerb um quali- sich auch neuen Herausforderungen, Kernbereichen wie im Vertrieb, bleibt fizierte, motivierte und leistungsstarke zum Beispiel im Bereich komplexer allerdings wichtig, um dem steigenden Vertriebsmitarbeiter verschärft sich Datenanalytik, stellen. Kosten- und Profitabilitätsdruck zu be- unter den Versicherungsunternehmen. gegnen. Die eigene Prozessoptimierung 13. Der „Präventions“-Ansatz birgt mittels Industrialisierung der Wert- Chancen für das Kundenverhältnis schöpfung wird fortgesetzt. Eine und Geschäftsmodell der Versiche- zunehmende Digitalisierung zur Opti- rungsunternehmen mierung von Prozessen und Marktleis- Für die Versicherungsunternehmen ge- tungen ist absehbar. winnt der „Präventions“-Gedanke an Bedeutung und trifft gleichzeitig auf 15. Bei hoch bleibender Wertschöp- eine steigende Nachfrage seitens der fungstiefe suchen die Versiche- Kunden. Neue Versicherungsmodelle rungsunternehmen neue Wege der zielen im Bereich der Marktleistung Industrialisierung verstärkt auf Schadenvermeidung statt Insgesamt bleibt das hoch integrierte Schadenbehebung ab. Der Kunde er- Wertschöpfungsmodell der Versiche- wartet von diesem neuen Modell in rungsunternehmen bestehen, Möglich- erster Linie Preisnachlässe und Sonder- keiten der Auslagerung an Dritte konditionen als Gegenleistung für werden von den Versicherungsunter- Präventionsmassnahmen. nehmen auch in Zukunft nur verhalten genutzt. Eine stärkere Differenzierung nach Geschäftsmodellen ist nicht absehbar. Allerdings wird die „Inhouse“- Verlagerung von Wertschöpfungspro- zessen an ausländische eigene Stand- orte verstärkt ins Auge gefasst. 6
Die Versicherungswirtschaft im Wandel Das Umfeld für Versicherungsunterneh- Regulierung im Versicherungsmarkt. und initiierte neue, grundlegende Ansätze men verändert sich weiterhin stark. Die technologische Weiterentwicklung und Überlegungen in der Regulierung des Die Einflüsse können in zwei Kategorien hat an Geschwindigkeit zugenommen Finanzsektors. Die politische und gesell- aufgeteilt werden: Neben konstanten und zwingt Versicherungsunternehmen schaftliche Aufmerksamkeit richtete Einflüssen, deren prägende Kräfte im ge- vermehrt, flexibel auf neue Trends rea- sich auf die Funktion und Bedeutung des samten deutschsprachigen Wirtschafts- gieren zu können. Anhand des Internets Finanzsektors und lässt für die Versiche- raum wirken, sind in der Versicherungs- lässt sich diese Veränderung darstellen: rungswirtschaft eine langfristige und wirtschaft im Spezifischen kurzfristigere, Die Nutzung steigt und diversifiziert sich nachhaltige Zunahme der Regulierung verändernde Kräfte identifizierbar, die laufend. Aufgrund der Entwicklung mo- erwarten, die R isikomanagement, Trans- direkte Folgen im Tagesgeschäft der biler und ubiquitär verfügbarer Techno- parenz und Konsumentenschutz betont. Versicherungsunternehmen zeigen. logien beschleunigt sich dieser Trend, was zu einer schnelleren Digitalisierung Gleichzeitig zeigt sich im Geschäftsum- Die konstanten Einflüsse umfassen des Alltags führt. Digitale Kommunika feld der Versicherungsunternehmen eine Themen wie den Wandel der Demografie tion, Information und Austausch in der Zunahme der Zyklen grösserer Verände- hin zu einer alternden, schrumpfenden Wirtschaft, aber auch in der Gesellschaft rungen in Geschwindigkeit wie auch Gesellschaft, den politisch brisanten werden immer selbstverständlicher. Diese Intensität. Die Beschleunigung spiegelt Umbau der sozialen Sicherungssysteme Entwicklung führt zu veränderten Ein- sich in den allgemeinen sozialen, wirt- und die fortschreitende Globalisierung, stellungen, Ansprüchen und Verhaltens- schaftlichen und technischen, aber auch welche die Vernetzung der Gesellschaf- weisen der modernen Kunden: Sie agieren den versicherungsspezifischen Entwick- ten und Wirtschaftssysteme treibt. immer selbständiger, informierter und lungen der letzten Jahre wider. Eine anspruchsvoller. Der „Kunde 2.0“ wird Zunahme der Intensität zeigt sich in der Diesen prägenden Kräften stehen bran- auch zum „Versicherungskunden 2.0“, auf erhöhten Komplexität, Vielschichtigkeit chenspezifische Veränderungskräfte den die vorliegende Studie aufgrund und Vernetzung der Veränderungen. gegenüber, welche die Praxis der Versi- seiner zentralen Stellung ein Haupt Für Führungskräfte der Versicherungs- cherungsindustrie stark beeinflussen augenmerk legt. Neben Technologie und unternehmen haben diese Entwick- werden: Beispiele dafür sind die techno- Kunden verändert sich des Weiteren der lungen neue strategische Herausforde- logische Innovation, ein verändertes regulatorische Rahmen der Industrie. Die rungen zur Folge, die nicht selten Kundenverhalten und das Ausmass an Finanz- und Wirtschaftskrise verstärkte einschneidende Massnahmen erfordern. 8
Ziele der Studie des Retailmarkts und für einen Vergleich einen Abgleich dieser Ergebnisse mit der mit den Aussagen von 2005 geeignet. Branchensicht ermöglicht. Aufgrund der Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Welche Auslöser von Veränderungen in Zusammenführung der beiden Ansichten relevanten Auslöser und Arten von Ver- der Versicherungswirtschaft wirken wei- bietet die Studie einen umfassenden änderungen in der deutschsprachigen terhin? Welche neuen Entwicklungen Ausblick auf den deutschsprachigen Ver- Versicherungsindustrie zu identifizieren, zeichnen sich auf dem Markt ab? Welche sicherungsmarkt im Jahr 2015, während daraus resultierende Entwicklungsten- Auswirkungen hat die Finanz- und Wirt- die daraus resultierenden zentralen denzen zu analysieren und letztlich schaftskrise? Wie müssen die aktuellen Handlungsfelder von Führungskräften Handlungsgebiete für Führungskräfte Entwicklungstendenzen analysiert werden in der Assekuranz als Unterstützung für der Versicherungsbranche auszuarbei- und welche Handlungsoptionen bieten unternehmerische Entscheidungen her- ten. Ihnen sollen die Informationen bei sich den Führungskräften der Branche? beigezogen werden können. der Bewältigung anstehender Heraus- forderungen nützlich sein und sie bei der Ohne Zweifel ist vor allem die Finanz- Methodik Entwicklung von Handlungsoptionen und Wirtschaftskrise eine wesentliche für erfolgreiche Strategien unterstützen. Determinante der aktuellen Märkte. Die Die vorliegende Studie wurde, wie auch Diese Kernziele sind an jene der Vorgän- Krisensituation der letzten zwei Jahre 2005, im deutschsprachigen Versiche- gerstudie „Assekuranz 2015 – Retail- und ihre vielfältigen Auswirkungen auf rungsmarkt in Deutschland, der Schweiz märkte im Umbruch“ aus dem Jahr 2005 die Versicherungswirtschaft sind zu und Österreich durchgeführt und fokus- angelehnt, die ebenfalls in einer Koope- neuen Rahmenbedingungen der Befra- siert sich auf das Retailgeschäft der ration von Accenture und dem Institut gung geworden. Ein zweiter wichtiger Lebens- und Nichtlebenversicherungen. für Versicherungswirtschaft der Univer- Aspekt ist der Wandel des Kunden, des- Themen der Befragung von 2005 wurden sität St. Gallen (I.VW-HSG) durchgeführt sen Folgen sich auch für die Versiche- mit Fragestellungen zu aktuellen wurde. rungswirtschaft immer deutlicher ab- Aspekten der Versicherungswirtschaft zeichnen. Für ein besseres Verständnis ergänzt und um eine repräsentative Fünf Jahre nach der Veröffentlichung der der Kundensicht wurde zusätzlich eine Kundenumfrage erweitert. ersten Studie, gewissermassen zur Halb- Kundenbefragung in die Studie inte- zeit der Beobachtungsperiode, scheint griert, welche die Analyse der Situation Das bewährte dreistufige Verfahren der Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme aus einem anderen Blickpunkt sowie wurde beibehalten: In einer ersten Phase 9
3 Abbildung 1 Allgemein (Leben / Nichtleben) 8 Geschäft der Teilnehmer der Branchenbefragung Nichtlebenversicherung 16 Lebensversicherung 40 Andere Vermittler Anteil der Befragten in % 33 Total Anzahl der Befragten: 762 Abbildung 2 Geschäftsführung / 6 Stabsfunktion Tätigkeitsgebiet der Teilnehmer Underwriting / der Branchenbefragung Produktentwicklung 24 Beratung / Vertrieb / 40 Marketing Admin / Finance / IT / HR / RM / Sonstige Schadenmanagement 19 12 Anteil der Befragten in % rekapitulierten Vertreter des I.VW-HSG cherungsmarkt eingeladen, die standar- drei Ländern, in gleichmässiger Ge- sowie von Accenture die im Jahr 2005 disierte Umfrage zu beantworten. schlechts- und Altersverteilung, durch- erstellten Thesen unter Einbezug aktu- Dieser Einladung sind 762 Personen geführt. eller Trends und Erkenntnisse. Darüber nachgekommen, was einer Rücklauf- hinaus identifizierten sie neue Entwick- quote von 36 % entspricht. Aus Öster- Um ein breites und strukturiertes Bild der lungstendenzen in Deutschland, der reich konnten 82 Antworten verzeich- Versicherungslandschaft im Jahr 2015 zu Schweiz und Österreich und glichen net werden, während Deutschland mit zeichnen, wurden die empirischen Daten diese mit jenen in weiteren wichtigen 211 Antworten und die Schweiz mit 469 aus den Antworten der Führungskräfte internationalen Märkten ab. Eine aktua- Antworten vertreten sind. Mit 40 % am sowie der Kunden durch Exkurse, For- lisierte Thesenvorlage diente als Grund- stärksten vertreten sind Teilnehmer, die schungserkenntnisse des I.VW-HSG sowie lage für einen Expertenworkshop. In sowohl im Leben- wie auch im Nicht Erfahrungswerte und Marktstudien von dieser zweiten Phase der Studie disku- lebengeschäft tätig sind. Des Weiteren Accenture ergänzt. Dadurch werden die tierten und identifizierten Versiche- sind etwas mehr als doppelt so viele empirischen Ergebnisse b eleuchtet und in rungsexperten des I.VW-HSG sowie von Antworten aus dem Nichtleben- als aus einen Praxisbezug gestellt. Abweichungen Accenture auf Basis der Thesenvorlage dem Lebenbereich eingegangen. Die von 100 % in den Grafiken können auf- neue, aktualisierte Thesen unter Einbe- Vermittler wurden bei der Befragung grund von Rundungen auftreten. zug der letzten Veränderungen und ebenfalls mit einbezogen, wobei die Trends im Versicherungsumfeld. In einer Rücklaufquote mit 21 Antworten einen An dieser Stelle möchten wir uns bei dritten Phase wurden die überarbei- kleinen Anteil an der Gesamtumfrage allen Teilnehmern aus der Versiche- teten Thesen einem empirischen Pra- ausmacht. Ein Blick auf die Funktion rungsbranche sowie bei den teilneh- xistest unterzogen, der neben der Um- der Antwortenden ergibt, dass 40 % Ge- menden Kunden für ihre Unterstützung frage bei Branchenvertretern in den drei schäftsführungs- oder Stabsmitglieder bei der Realisierung der Studie bedan- Ländern auch eine bisher noch nicht sind. Etwas mehr als die Hälfte der ant- ken. Besonderer Dank gilt den Experten, durchgeführte Umfrage bei den Versi- wortenden Firmen sind international. welche die Studie während ihrer gesam- cherungskunden umfasste. ten Laufzeit unterstützt und durch Die ergänzende Kundenumfrage wurde hervorragende Diskussionen und Bei Im März 2010 wurden 2‘140 Führungs- auf Basis einer repräsentativen Auswahl träge entscheidend zum Gelingen der personen im deutschsprachigen Versi- von Versicherungskunden aus allen Studie beigetragen haben. 10
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Dynamik der Veränderungen Abbildung 3 Regulierungstendenzen für die Versicherungsindustrie 72 53 Aus welchen Umweltbereichen Demografische Entwicklung (z.B. Alterung Kunden, 54 erwarten Sie in den nächsten Alterung Belegschaft) 33 Zunahme der Vorschriften und Regulierungen in der 57 fünf Jahren die grössten Verände- Kundenbeziehung 41 rungen für die Assekuranz? Entwicklung Kapitalmärkte (z.B. Zinssätze, Aktienmärkte) 55 24 Umbau der Sozialversicherungssysteme 33 18 Zunehmende Individualisierung und Entsolidarisierung 22 31 Neue Technologien (z.B. Digitalisierung, Pervasive 13 Computing) 31 Geändertes Kommunikationsverhalten / Neue Medien 19 30 Druck der Konsumenten 19 28 Zunahme der Umweltschäden 2 25 Brancheninterne Strukturverschiebungen 15 (Mergers & Acquisitions) 22 Globalisierung / Entstehung internationaler Märkte 14 17 Druck der Investoren / Analysten 17 10 Neue Marktteilnehmer 2 11 Umwelttechnologien / Gentechnologien / Life Sciences 4 10 Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 Lebensversicherung Nichtlebenversicherung Die Konzepte der Versicherungsunter- sich diese Faktoren auf das Verhalten nachhaltig. Die Entwicklung und Imple- nehmen als langfristige Kapitalanleger der Kunden und Anbieter aus? Welche mentierung von Leitlinien der Corporate haben sich im Zuge der Finanz- und anderen Faktoren beeinflussen das Governance, von Solvenzvorschriften Wirtschaftskrise bewährt. Trotz eines Verhalten der Marktteilnehmer? Werden sowie die Umsetzung von Informations- relativ stabilen und von Langfristigkeit sich Spielregeln und Marktstrukturen und Transparenzvorschriften binden geprägten Marktumfeldes muss sich signifikant verändern? Welche Teilmärkte auch weiterhin Ressourcen. Während aber auch die Assekuranz mit vielfältigen profitieren vom Wandel? Wie innovativ in den vergangenen Jahren aufgrund der Veränderungen auseinandersetzen. Es ist die Assekuranz im Spannungsfeld Fülle der Anforderungen vor allem das stellt sich die Frage, ob die Finanz- und neuer Risiken, Kosten, Regulierung und Ziel der Gesetzeskonformität ange- Wirtschaftskrise nur zu einer temporä- verändertem Kundenverhalten? Welche strebt wurde, könnte die Umsetzung der ren Rückbesinnung auf das traditionelle Veränderungen sind kurzfristig, welche regulatorischen Anforderungen in Geschäft geführt hat oder ob die Krise langfristiger Natur? Zukunft auch Potenzial für die Nutzung auch weitere, tiefer greifende Verände- von Geschäftschancen geben. So beein- rungen zur Folge hat. Die Gefahr einer 1. Regulierung sowie sich flussen die verfeinerten Risikomodelle, Krise besteht vielmals darin, die weniger veränderndes Kundenverhalten die bisher vor allem im Fokus der Finanz- sichtbaren – da eher kontinuierlich wir- prägen den Veränderungsdruck und Risikomanagement-Abteilungen kenden Faktoren – zu übersehen, die auf die Assekuranz standen, unter dem Stichwort Risiko Transformationsprozesse in Wirtschaft selektion und Kundenanalytik zuneh- und Gesellschaft in Gang setzen und Die Veränderungsdynamik in der mend auch Geschäftsmodell und in der Folge die Bedürfnisse sowie das deutschsprachigen Assekuranz wird Wertschöpfungsprozesse der Versiche- Verhalten der Kunden und Anbieter vor allem durch die äusseren Faktoren rungsunternehmen. nachhaltig prägen. Die vorliegende Regulierung und verändertes Kunden- Studie zeigt, dass einige „Dauerbrenner“ verhalten bestimmt (Abbildung 3). Auf der einen Seite verändern Versiche- nach wie vor auf der Agenda der Versi- rungsgesellschaften den Markt durch cherungsunternehmen stehen: neue Die zunehmenden regulatorischen An- ihre Geschäftstätigkeit und ihre Strate- Risikofaktoren, Kostendruck, sozioöko- forderungen hinsichtlich Risikofähigkeit gien. Auf der anderen Seite geben auch nomische Entwicklung, Regulierung. und Transparenz prägen die Geschäfts- Veränderungen der Kunden und Mitar- Die zentralen Fragen lauten: Wie wirken modelle der Versicherungsunternehmen beiter Impulse, die Anpassungen seitens 12
Abbildung 4 Das Ausmass an Prozessinnovationen 2 28 55 15 in den nächsten fünf Jahren Als wie stark ausgeprägt beurteilen Sie …? Den Innovationsdruck von aussen (Markt, Kunde) 3 35 51 11 Die Innovationsbereitschaft Ihres Unternehmens 3 42 45 10 Das Ausmass an Produktinnovationen in den 3 48 45 5 nächsten fünf Jahren Das Ausmass an Innovationen im Marketing 4 47 42 7 in den nächsten fünf Jahren Die Innovationsbereitschaft der Branche 10 67 23 1 Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 100 Sehr niedrig Niedrig Hoch Sehr hoch der Assekuranz provozieren. Beson- werden den gesellschaftlichen Wandel in Demgegenüber beunruhigt der Umgang deres Augenmerk ist auf den sozioöko- die Unternehmen tragen und somit das mit neuen Risiken, wie beispielsweise nomischen Wandel zu legen. Dabei Geschäftsmodell wie auch die Wert- Risiken im Bereich der Gentechnologie spielen nicht nur demografische Verän- schöpfungsprozesse prägen. oder Umwelt, die Branche weniger. Es derungen eine Rolle. Die Kunden wer- scheint, als gehöre der Umgang mit den gemäss den befragten Managern Der von der Assekuranz wahrgenom- neuen Risiken – obwohl auch extern preissensibler, wünschen vermehrt mene Veränderungsdruck ist jedoch getrieben und demnach unkontrollier- Transparenz und werden im Rahmen nicht notwendigerweise gleichzusetzen bar – eher zum versicherungstech- ihrer Kaufentscheidungen selbständiger. mit einem Innovationsdruck. Die Bereit- nischen Tagesgeschäft als der Umgang Die in dieser Studie durchgeführte schaft zur Innovation in der Assekuranz mit regulatorischen Anforderungen Kundenbefragung bestätigt diese Sicht. wird von den Befragten als gering oder Änderungen im Kundenverhalten. Insgesamt wird die Kundenloyalität in eingeschätzt (Abbildung 4). Auch der den kommenden Jahren weiterhin Nachfragedruck der Kunden nach inno- Die spartenspezifische Betrachtung sinken, eine damit einhergehende Wech- vativen Produkten wird als gering be- zeigt neben der Regulierung als Treiber, selbereitschaft zu Alternativanbietern wertet. Die Versicherungsunternehmen dass die Dynamik im Lebensversiche- steigt. Zudem verändert eine deutlich setzen Innovationsdruck vor allem in rungsgeschäft auch durch die Entwick- ausgeprägtere Nutzung von neuen den Zusammenhang von Kosten- und lung der Kapitalmärkte, den demogra- Medien spürbar die Interaktion zwischen Profitabilitätsdruck, aber auch der Not- fischen Wandel sowie den Umbau der Versicherungsunternehmen und Kunden. wendigkeit, mit innovativen Wettbe- Sozialversicherungsmärkte geprägt Obwohl die Branche den Druck der werbern nachzuziehen. Obwohl die wird. Im Vergleich zum Nichtlebenge- Konsumenten nicht als eine der Haupt- Branchenvertreter die Innovationsbe- schäft wird das Lebengeschäft noch quellen der Veränderungsdynamik wahr- reitschaft des eigenen Unternehmens stärker durch staatliche Vorgaben ge- nimmt, führen diese Veränderungen höher einstufen als diejenige der Bran- prägt. Im Bereich Nichtleben erwarten zu einer Verschärfung des Wettbewerbs. che, ist keine allgemeine „Innovations- die befragten Manager zudem Verände- Ein weiterer Aspekt des sozioökono- kultur“ auszumachen. rungen infolge Individualisierung, tech- mischen Wandels sind neben den Nach- nologischer Entwicklung sowie neuem fragern die Anbieter. Auch die Mitarbei- Kommunikationsverhalten der Kunden. ter der Versicherungsgesellschaften 13
I.VW-Perspektive: Generationen des 20. Jahrhunderts – 1 Umweltbedingungen und Charaktereigenschaften Soziologen haben versucht, die Gesell- rend die Digital Natives und die Genera- 1 Jackson J. (2010). Veterans, Baby Boomers, Gen X, Gen Y and Gen Z – Understanding the Different Generations schaften der westlichen Industrie- tion Z mit den modernen Kommunika and Their Characteristics, in: Suite101.com; Shaw S. / staaten des 20. Jahrhunderts in Genera- tionsmitteln aufgewachsen sind und Fairhurst D. (2008). Viewpoint – Engaging a new gene- ration of graduates, in: Education + Training, Vol. 50 No. tionen mit unterschiedlichen zentralen zusammen manchmal auch als Net- 5, Emerald Group Publishing, pp. 366–378. Umwelten und Charaktereigenschaften Generation bezeichnet werden. Letztere der Mitglieder einzuteilen. kennen ein Leben ohne Internet oder Mobiltelefon nicht. Die Veteranen haben einen oder sogar beide Weltkriege sowie die Wirtschafts- Experten sind sich bezüglich genauem krise der 30er-Jahre miterlebt. In den Anfang und Ende einer Generation nicht 20 Jahren nach Ende des Zweiten Welt- ganz einig. Zudem werden weitere krieges wurden die Baby-Boomer gebo- Generationen anhand ihrer Kaufkraft ren. Es war dies die einzige Phase nach unterschieden, wie beispielsweise die Ende des 19. Jahrhunderts, in der die „Generation Silber“ oder „Generation Zahl der Kinder pro Frau anstieg. In den Gold“. darauf folgenden Jahrzehnten wurde die Informationsgesellschaft, gekenn- Ein Hauptaugenmerk dieser Studie gilt zeichnet durch die Verwendung von dem „Versicherungskunden 2.0“, der ge- Computer, Internet und Mobiltechnolo- prägt von einer digitalen Umwelt neue gie, zum wichtigsten Gliederungskrite- Ansprüche und Erwartungen an die rium der Generationen. Die Generation Kommunikation mit und die Dienstleis X und die Digital Immigrants haben tung von Versicherungsunternehmen noch die vordigitale Welt erlebt, wäh- stellt (Exkurs Kundenumfrage Seite 25). 14
Generation Geboren Zentrale Umweltbedingungen Besonders ausgeprägte Charakter- der Mitglieder eigenschaften der Mitglieder Veteranen Vor 1946 Sie wurden direkt vom Ersten und / oder Diszipliniert. Zweiten Weltkrieg betroffen sowie Wandel ungewohnt. von der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre. Fixierte Rollenbilder. Baby-Boomer 1946 bis 1964 Phase mit hoher Geburtenrate. Erlebten In der Jugend offen und rebellisch (68er). Nach dem Zweiten Weltkrieg, intensiv die Bürgerrechtsbewegung in Später eher konservativer. Gewohnt an in Deutschland 5 Jahre später den USA und den Vietnamkrieg. Lebensarbeitsstelle. Generation X 1965 bis 1979 Oft beide Elternteile arbeitend. Individualistisch. Gut ausgebildet. Selbstsicher. Wenig an Statussymbolen interessiert. Digital Immigrants Vor 1980 Haben Internet und Computer (erst) im Arbeitsplatzwechsel nicht ungewohnt. Jugend- oder Erwachsenenalter kennen- Offenere Rollenbilder. gelernt. Sind aber mit ihnen vertraut. Sie sind die Lehrerinnen und Lehrer der Digital Natives. Digital Natives 1980 bis 1995 Mit Internet und Computer aufgewach- Optimistisch, pragmatisch. Auch als Millennials oder sen. Gut ausgebildet. In kleinere Familien Selbstbewusst. Generation Y bezeichnet hineingeboren, mit älteren Müttern. Kontakt- und kooperationsfreudig. Erwarten Flexibilität am Arbeitsplatz. Generation Z Nach 1995 Haben ein Leben ohne Internet oder Kommunikationserfahrung mit Internet Mobiltelefon nicht gekannt. und virtuellen Gruppen. 15
2. Im Zuge der Finanzkrise Der „back-to-the-basics“-Ansatz Vertrauens in die Branche nutzen. konzentrieren sich die feiert eine Renaissance. Dabei Immer noch geniesst die Hausbank Versicherungsunternehmen gewinnt auch das umfassende, auf bei den Versicherungskunden grösse- auf ihr operatives Kernge- das gesamte Unternehmen ausgerich- res Vertrauen als die persönliche schäft und das Risikomanage- tete Risikomanagement deutlich an Versicherungsgesellschaft (Exkurs ment, nutzen krisenbedingte Bedeutung. Die Herausforderung Kundenumfrage Seite 25). Geschäftschancen aber nicht der kommenden Jahre besteht darin, das Risikomanagement in das Ge- Im Zuge der Finanz- und Wirtschafts- schäftsmodell sowie die Wertschöp- krise erwartet die Branche eine Zu- fungsprozesse zu integrieren und nahme und Verschärfung von Vor- kontinuierlich mit der Risikostrategie schriften (Abbildung 5). Die Volatilität des Unternehmens abzugleichen. der Kapitalmärkte und damit verbun- den die höheren Investitionsrisiken Aus der Krise erwachsene Geschäfts- haben viele Gesellschaften zu vorsich- chancen sehen die Befragten ins tigeren Strategien für ihr Investitions- besondere in den Bereichen Produkt geschäft und zu einer Rückbesinnung innovation Leben und in der Beratung auf das traditionelle Risikogeschäft im Vorsorge- und Versicherungsge- veranlasst. Allerdings werden die schäft. Von der Assekuranz tatsäch- Dynamik und die Attraktivität des lich genutzt werden laut den Be- Kapitalanlagegeschäfts nach wie vor fragten a llerdings keine der aus der als hoch eingeschätzt (Abbildungen 9 Krise erwachsenen Geschäftschancen bis 11). (Abbildung 6). Die im Vergleich zur Bankenbranche gezeigte Krisenresis tenz konnten die Versicherungsunter- nehmen demnach nicht für operative Vorteile wie beispielsweise zur Neu- kundengewinnung oder Stärkung des 16
Abbildung 5 Im Jahr 2015 Als wie realistisch schätzen Werden die Vorschriften für Kapital- und Risikomanagement 6 55 39 für Versicherungen (z.B. Solvency II) deutlich verschärft sein Sie die folgenden Entwicklungen angesichts der Finanz- und Wirt- Kommt umfassendem Risikomanagement durch die Zunahme von Systemrisiken eine grössere Bedeutung zu 1 6 58 36 schaftskrise? Nimmt das Risikogeschäft gegenüber dem Kapitalanlage- / Investmentgeschäft in der Strategie der Versicherer eine 1 25 58 15 deutlich wichtigere Rolle ein Haben die Versicherer ihr Risikoverständnis und 3 35 47 14 -management grundlegend verändert Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 100 Sehr unrealistisch Eher unrealistisch Eher realistisch Sehr realistisch Abbildung 6 Marktanteile Beratung (Versicherung und Vorsorge) 15 72 13 In welchem Ausmass nutzen die Versicherer Chancen, um aus der Marktanteile Lebensversicherung (Privatpersonen) 16 69 15 gesunkenen Reputation der Banken Produktinnovation im Bereich Lebensversicherungen Vorteile zu ziehen? 16 64 21 Kundengewinnung 19 67 13 Kundenbindung 23 66 12 Marktanteile berufliche Vorsorge / betriebliche Altersvorsorge 23 61 16 Positionierung Brand / Markenaufbau 26 66 7 Marktanteile Kapitalanlagen / Investment 28 62 10 Produktinnovation in anderen Geschäftsbereichen 33 60 7 Umsetzung einer von den Banken separierten Aufsicht / 53 37 9 Regulierung Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 100 Chance wird nicht genutzt Chance wird etwas genutzt Chance wird deutlich genutzt 17
Accenture-Perspektive: Das Management von Risiken – von der Kernkompetenz der Versicherungsunter- nehmen zur unternehmensweiten Aufgabe Die Versicherungsunternehmen beherr- Versicherungsunternehmen sehen den • Informations-Management und schen ihre Kernaufgabe und zentrale wichtigsten Verbesserungs- und gleich- Daten-Governance: Disziplin – das Management von zeitig den grössten Anpassungsbedarf Aufbau eines u nternehmensweit einheit- Risiken. Dies zeigt die Tatsache, dass sie der kommenden Jahre in der Integration lichen Daten-Managements zur Sicher- bis dato im Vergleich zu anderen des Risikomanagements in das stellung der Aussagekraft von Risiko Finanzdienstleistungsunternehmen Geschäftsmodell und in der Zusam- analysen und -berichterstattung relativ stabil durch die Turbulenzen der menführung von Unternehmens- und Finanz- und Wirtschaftskrise navigiert Risikostrategie. So tragen die Verschärfung der Regula- sind und kaum Verluste in ihrem Kern- rien und die systematische Weiterent- geschäft in Kauf nehmen mussten. Risikomanagement kann nur unter wicklung unternehmensweit integrierter Zudem wurde das gegenseitige Vertrau- Berücksichtigung der folgenden Kom- Risikomanagement-Systeme zu einer en zwischen den globalen Akteuren des ponenten einen wesentlichen Beitrag nachhaltigen Stabilität und Verlässlich- Erst- und Rückversicherungsmarktes zum Unternehmenserfolg leisten. keit der Versicherungsbranche bei. während der Krise zu keinem Zeitpunkt Durch diese Stabilität sollten sich infrage gestellt. Trotz dieser Stabilität • Organisation und Governance: Versicherungsunternehmen zukünftig – konnten sich die Versicherungsunter- Aufbau einer unternehmensweiten insbesondere bei wiederkehrenden nehmen im Konsumentenvertrauen Risikomanagement-Organisation und Turbulenzen auf den Finanzmärkten – nicht vor anderen krisengeschüttelten entsprechender Komitees mit klaren durch steigendes Kundenvertrauen Finanzdienstleistungsunternehmen Verantwortungen gemäss einem kom- von anderen Finanzdienstleistungs positionieren. munizierten und akzeptierten ERM- unternehmen absetzen können. Rahmenwerk wie Dokumentation der So werden aktuell auch für die Versi- Organisation, Richtlinien, Prozesse und 2 Accenture (2009). Managing Risk for High Performance in Extraordinary Times. cherungsunternehmen Vorschriften Methoden des Risikomanagements verschärft, die vornehmlich am Kapital- und Risikomanagement ansetzen. Diese • Risikomanagement-Prozesse: Regularien lassen neben dem traditio- konsequentes „Leben“ und kontinuier- nellen Geschäft der Modellierung und liche Verbesserung des Prozesskreis- des Managements von Versicherungsri- laufs von Identifikation, Bewertung, siken das unternehmensweite Risikoma- Mitigation, Überwachung und Auswer- nagement (Enterprise Risk Management, tung aller unternehmensweiten Risiken ERM) als wesentliches Element für durch die Verantwortlichen Stabilität und Unternehmenserfolg in den Fokus rücken. Entsprechende An- • Risiko-Analytics: forderungen sind in der Schweiz mit Modellierung aller Risikoarten und dem Swiss Quality Assessment und in Simulation alternativer Stresstests Deutschland mit den Mindestanforde- und Szenarien als Basis zur Ermittlung rungen an das Risikomanagement und Allokation des erforderlichen (MaRisk) bereits in Kraft getreten und Risikokapitals werden durch Solvency II ab 2013 zum EU-Standard. • Berichterstattung: Aufbereitung und Bereitstellung emp- Die zunehmende Bedeutung des Enter- fängerspezifischer Risikoinformationen prise Risk Management wird durch eine für interne und externe Zielgruppen wie globale Risikomanagement-Studie von beispielsweise C-Level, Komitees, Risiko- Accenture unterstrichen:2 manager, Prüfung, Aufsicht etc. 18
Abbildung 7 Marktanteile im Jahr 2015 Wie werden sich die Marktstruk- Der fünf grössten Versicherungen 10 20 65 4 turen in der deutschsprachigen Spezialisierter Nischenanbieter Assekuranz voraussichtlich bis ins 7 26 61 6 Jahr 2015 verändern? Ausländischer Versicherungen aus dem EU-Raum 5 42 51 2 Alternativer Anbieter (z.B. VW-Bank, Tchibo) 2 16 43 38 2 Der Banken in der Altersvorsorge 1 28 35 33 3 Reiner Vertriebsorganisationen 1 27 39 33 1 Ausländischer Versicherungen aus dem Nicht-EU-Raum 2 18 65 14 1 Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 100 Stark abnehmend Abnehmend Unverändert Zunehmend Stark zunehmend Abbildung 8 Im Jahr 2015 Für wie realistisch halten Sie die Werden sich die einzelnen Versicherungsgesellschaften 33 stärker unterscheiden als heute folgenden Entwicklungstendenzen? 32 43 Werden auf dem Versicherungsmarkt neue Spielregeln 38 vorherrschen, die mit der heutigen Marktordnung nur bedingt vergleichbar sind 41 50 Anteil eher realistisch / sehr realistisch in % 0 10 20 30 40 50 60 Deutschland Schweiz Österreich 3. Die Marktstrukturen zu wenig Rückschlüsse darüber zu, in verändern sich nur verhalten welcher Art und Weise sich die „Spiel regeln“ ändern könnten. Zwar erwarten die Befragten zuneh- mende Marktanteile seitens der führen- Die Chancen für Nischenanbieter den Wettbewerber und auch Nischen ergeben sich vor allem aufgrund einer anbieter (Abbildung 7), eine wirkliche zunehmenden Segmentierung des strukturelle Veränderung im Sinne Marktes sowie der Abwicklung von neuer Marktteilnehmer steht aber nicht „Run-off“-Geschäften durch Spezial an. Übernahmen oder Markteintritte anbieter. Im Zuge der Krise konnte das beschränken sich nach Ansicht der Genossenschaftsmodell aufgrund der Befragten auf Wettbewerber aus dem langfristigen Ausrichtung von Geschäft EU-Raum oder bleiben aus. Auch be- und Produkten vor allem bei den Kun- steht von Seiten der Investoren kein den in der Schweiz punkten.3 Uneinig Druck auf die Marktstrukturen. In sind sich die Befragten in der Einschät- Österreich halten 43 % der Befragten zung der zukünftigen Marktanteile reiner eine stärkere Differenzierung der Vertriebsorganisationen, von Banken und Wettbewerber für realistisch oder sehr alternativen Vertriebsorganisationen. realistisch. Diesem Szenario stimmen in Deutschland und der Schweiz dagegen 3 Vgl. Catellani, B. / Huber, C. / Schmeiser H. (2009). Die Finanzkrise aus Kundensicht – Implikationen für nur rund ein Drittel der Umfrageteil- den Schweizer Versicherungsmarkt. Studie I.VW-HSG / nehmer zu. Trotzdem können sich 38 % Value Quest, St. Gallen / Zürich. der deutschen Teilnehmer, 41 % der Schweizer und sogar 50 % der befragten Manager in Österreich das Vorherrschen „neuer Spielregeln“ im Versicherungs- markt in Zukunft vorstellen (Abbil- dung 8). Allerdings lassen die Resultate 19
Abbildung 9 Deutschland Wie schätzen Sie die Attraktivität 3,5 und Veränderungsdynamik der Teilmärkte ein? Krankenversicherung (Auswertung anhand Mittelwert; 3,0 gering = 1, sehr gross = 4) Beratung Kapitalanlagen Veränderungsdynamik Berufliche Altersvorsorge Lebensversicherung 2,5 Kfz / Mfz Übrige Nichtleben 2,0 1,5 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Attraktivität 4. Dynamik und Attraktivität Die Beratung in den Bereichen Versiche- Vor dem Hintergrund deutlicher Markt- werden der Beratung und dem rung und Vorsorge erweist sich nicht sättigung und geringem Produktinno- Personenversicherungsgeschäft zuletzt aufgrund sich verändernden vationspotenzial erscheint das Nicht attestiert Kundenverhaltens, aber auch aufgrund lebenversicherungsgeschäft in den einer Zunahme an Vorschriften als Augen der Befragten in den nächsten Regulatorischer Druck, verändertes überaus dynamisch. Obwohl neue Jahren eher wenig dynamisch und vor Kundenverhalten und der sozioökono- Medien im Versicherungsvertrieb an allem in Deutschland im Vergleich zu mische Wandel als wichtigste Verände- Bedeutung gewinnen, ist unter den den anderen Teilmärkten eher unattrak- rungskräfte prägen auch die Einschät- Kunden ein steigendes Bedürfnis nach tiv. Angesichts des anhaltenden zung von Dynamik und Attraktivität Beratung auszumachen. Dieser vorder- Profitabilitätsdrucks im Kfz-Geschäft der Teilmärkte. Einerseits eröffnet die gründige Widerspruch ist dadurch zu vermuten die Befragten eine höhere Alterung der Bevölkerung dem dyna- erklären, dass eine erste Interaktion mit Attraktivität und Dynamik des übrigen mischen Krankenversicherungs- und der Versicherungsgesellschaft immer Nichtlebenversicherungsgeschäfts, das Altersvorsorgegeschäft neue Chancen, häufiger über Internet stattfindet. In zum Beispiel im deutschen Markt in sie birgt andererseits aber auch Heraus- der weiteren Phase der Beziehung ist vielen Produktgruppen stabilere Wachs- forderungen und Risiken. Aufgrund der persönliche Kontakt allerdings nach tumsquoten wie auch Wachstums unterschiedlicher länderspezifischer wie vor ausschlaggebend für die Wahr- potenzial auf Basis der Bündelung von Rahmenbedingungen wird die Attrakti- nehmung von Betreuungsqualität und Produkten zeigt. vität der genannten Teilmärkte in den nicht zuletzt für das Vertrauen. Auch deutschsprachigen Ländern unter- erhöht die Produktkomplexität das Be- schiedlich eingestuft (Abbildungen 9 dürfnis nach Beratung. Wie und ob die bis 11). In Deutschland und Österreich Versicherungsgesellschaften in Anbe- wird das Personengeschäft attraktiver tracht des anhaltenden Kostendrucks eingeschätzt als in der Schweiz. und damit einhergehenden Abbaus der Agenturnetze die Attraktivität und Dynamik des Beratungsmarktes nutzen werden, ist von grosser strategischer Bedeutung. 20
Abbildung 10 Schweiz Wie schätzen Sie die Attraktivität 3,5 und Veränderungsdynamik der Teilmärkte ein? 3,0 Beratung Krankenversicherung Veränderungsdynamik Kapitalanlagen Berufliche Altersvorsorge Lebensversicherung 2,5 Kfz / Mfz Übrige Nichtleben 2,0 1,5 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Attraktivität Abbildung 11 Österreich Wie schätzen Sie die Attraktivität 3,5 und Veränderungsdynamik der Teilmärkte ein? Beratung 3,0 Berufliche Altersvorsorge Kapitalanlagen Veränderungsdynamik Lebensversicherung Krankenversicherung 2,5 Übrige Nichtleben Kfz / Mfz 2,0 1,5 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Attraktivität 21
Abbildung 12 Im Jahr 2015 Für wie realistisch halten Sie die Wird sich der Staat weitgehend als Anbieter aus der Vorsorge 49 (mit Ausnahme der Existenzsicherung) zurückgezogen haben folgenden Entwicklungstendenzen? 20 42 Werden sich breite Schichten der Bevölkerung keine 63 ausreichende Vorsorge mehr leisten können 39 55 Wird die berufliche Vorsorge / betriebliche Altersvorsorge 12 an Bedeutung verloren haben 9 13 Anteil eher realistisch / sehr realistisch in % 0 20 40 60 80 Deutschland Schweiz Österreich Abbildung 13 Marktanteile der Banken in der Altersvorsorge werden 46 zunehmen / stark zunehmen Wie werden sich die Marktstruk- 29 turen in der deutschsprachigen 52 Assekuranz voraussichtlich bis ins Anteil der Befragten in % 0 20 40 60 80 Jahr 2015 verändern? Deutschland Schweiz Österreich 5. Der Altersvorsorgemarkt ist in Österreich und 39 % in der Schweiz. Chance und Herausforderung Die Rolle der beruflichen respektive zugleich betrieblichen Altersvorsorge bleibt bestehen. Deutlich weniger Befragte im Vergleich zum Jahr 2005 erwarten, dass sich Die Chancen des wachsenden Vorsor- der Staat als Anbieter aus der Vorsorge gemarktes konnten die Versicherungs- 2015 zurückgezogen haben wird. Die- unternehmen aber nur bedingt nutzen, ses Szenario wird aber immer noch von während sich die Banken trotz Krise in 49 % der Befragten in Deutschland und diesem Segment behaupten konnten. 42 % in Österreich als realistisch oder Gemäss 46 % der Umfrageteilnehmer sehr realistisch erachtet (Abbildung 12). in Deutschland und 52 % in Österreich In der Schweiz scheint der Staat als werden die Marktanteile der Banken in Versicherungsunternehmen das Ver- der Altersvorsorge bis ins Jahr 2015 trauen noch eher zu geniessen (Ein- sogar noch zunehmen (Abbildung 13). schätzung realistisch oder sehr realis- Diese Ansicht wird in der Schweiz nur tisch durch nur 20 % der Befragten). In von 29 % geteilt. In der Tendenz bestäti- allen betrachteten Ländern nimmt die gen die Kunden diese Sicht. In Deutsch- Bedeutung der privaten, kapitalfinan- land können sich 46 %, in der Schweiz zierten Vorsorge gegenüber der umla 45 % und in Österreich 60 % der be- gefinanzierten Vorsorge zu. Allerdings fragten Kunden vorstellen, ihre Lebens- ist zu befürchten, dass aufgrund des versicherung oder Altersvorsorge Rückgangs der umlagefinanzierten lösung bei einer Bank abzuschliessen. Rentenansprüche breite Schichten der Die Resultate der Kundenumfrage zei- Bevölkerung sich keine ausreichende gen darüber hinaus, dass die Offenheit Vorsorge mehr leisten werden können. gegenüber Banken als Vertriebskanal Diese Ansicht teilen 63 % der Bran- bei der jüngeren Generation zunimmt. chenvertreter in Deutschland, 55 % 22
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