Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG

Die Seite wird erstellt Martin Vogt
 
WEITER LESEN
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
Assekuranz 2015 –
Eine Standortbestimmung
Neue Koordinaten im deutschsprachigen
Versicherungsmarkt
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                                                3
Management Summary                                                                     4
Die Versicherungswirtschaft im Wandel                                                  8
Dynamik der Veränderungen                                                             12
     1. Regulierung sowie sich veränderndes Kundenverhalten prägen den ­
     ­Veränderungsdruck auf die Assekuranz                                            12
      I.VW-Perspektive: Generationen des 20. Jahrhunderts – U   ­ mwelt­bedingungen
      und ­Charaktereigenschaften                                                     14
     2. Im Zuge der Finanzkrise konzentrieren sich die Versicherungsunternehmen
     auf ihr operatives Kerngeschäft und das Risiko­management, nutzen krisen­
         bedingte Geschäftschancen aber nicht                                         16
     Accenture-Perspektive: Das Management von Risiken – von der Kernkom­petenz
     der Versicherungsunternehmen zur unternehmensweiten Aufgabe                      18
     3. Die Marktstrukturen verändern sich nur verhalten                            19
     4. Dynamik und Attraktivität werden der Beratung und dem Personen­
     versicherungsgeschäft attestiert                                                 20
     5. Der Altersvorsorgemarkt ist Chance und Herausforderung zugleich               22
Wege zum Kunden                                                                       24
     Was sagen die Kunden?                                                            25
     6. Der „Versicherungskunde 2.0“ ist unabhängiger, fordernder und
     preis­sensitiver                                                                 27
      Accenture-Perspektive: „Digitale Kompetenzen“ – Die Versicherungs-
      ­unternehmen auf dem Weg ins Web 2.0                                            28
       7. Beratungsqualität und Kundenvertrauen werden zu Erfolgsfaktoren des
       personalen Vertriebs                                                           29
       8. Die Versicherungsunternehmen müssen ihre Zugangsmöglichkeiten und
       ­Prioritäten in der Vertriebssteuerung überdenken                              30
        9. Der Multi-Kanal-Vertriebs­ansatz entwickelt sich zum Standard, der
        elektronische Kanal zu einem Muss                                             31
Innovationsfeld Marktleistung                                                         35
        10. Die Produktentwicklung sowie das Verständnis von Innovation sind den
        ­Kundenbedürfnissen noch nicht angepasst                                      35
         11. Kunden(gruppen)-spezifischere Marktleis­tung erfordert eine
      flexible ­Kundenanalytik                                                        36
   I.VW-Perspektive: Enhanced Annuities                                               38
   12. Eine verbesserte Risikoselektion wird erfolgskritisch, bringt aber
   ­Herausforderungen in der Umsetzung mit sich                                       39
    13. Der „Präventions“-Ansatz birgt Chancen für das Kunden­verhältnis und
    ­Geschäftsmodell der Versicherungsunternehmen                                     40
     Accenture-Perspektive: Technologische Innovation zur Prävention                  41
Erfolgsfaktoren der Wertschöpfung                                                     43
     14. Mit Ausnahme von striktem Kostenmanagement und Prozess-
     innovationen sind sich die Versicherungsunternehmen über ihre erfolgs­-
   kritischen Hebel nicht einig                                                       44
   15. Bei hoch bleibender Wertschöpfungstiefe suchen die Versicherungs-­
   unternehmen neue Wege der Industrialisierung                                       45
   Accenture-Perspektive: Strategien des Sourcings                                    46
   16. Die Versicherungsunternehmen müssen sich zukünftig einem
         Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter stellen                              47
Entwicklung und Veränderung der Trends Assekuranz 2015                                49
Handlungsempfehlungen                                                                 50
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
Vorwort

Der Umbruch der Versicherungsmärkte             Die Ergebnisse der Studie sollen
setzt sich fort. Regulatorische Neue-           Führungskräften der Assekuranz, die
rungen, ein neues Risikoverständnis in-         Verantwortung für die Geschäfts­
folge der Finanz- und Wirtschaftskrise          entwicklung tragen, konkrete Hinweise
und ein sich wandelndes Kundenverhal-           auf künftige strategische Optionen
ten stehen im strategischen Fokus der           im deutschsprachigen Versicherungs-
Versicherungsunternehmen. Die damit             markt geben, ihre unternehmerischen
einhergehende Marktdynamik hat für              Entscheidungen unterstützen und
Führungskräfte der Versicherungsunter-          Handlungsempfehlungen liefern.
nehmen neue Herausforderungen zur
Folge, die nicht selten auch einschnei-         Wir bedanken uns bei allen Führungs-
dende Massnahmen erfordern.                     kräften, die mit ihrer Teilnahme an
                                                                                          Guido Scherer
                                                ­unserer Befragung zum Gelingen dieser
                                                                                          Partner Financial Services
Bereits im Jahr 2005 haben Accenture             Studie beigetragen haben. Des Weiteren
                                                                                          Accenture
und das Institut für Versicherungs­             danken wir den Mitgliedern des Exper-
wirtschaft der Universität St. Gallen           tengremiums, welche die Studie beglei-
(I.VW-HSG) den Retailmarkt der deutsch-         tet haben, sowie den Autoren.
sprachigen Versicherungsindustrie
­analysiert und aufgezeigt, welche Trends
 im Versicherungsmarkt bis 2015 erwar-          Zürich / St. Gallen, November 2010
 tet werden. Nun, in der Halbzeit des
 ­Betrachtungszeitraums, und vor dem
  Hintergrund der Finanz- und Wirt-
  schaftskrise, greift die vorliegende Studie
  die Geschehnisse und Entwicklungen
  der vergangenen fünf Jahre auf und
  ­erneuert den Blick in die Zukunft des
   ­Versicherungsmarktes. Es wird ein
    Hauptaugenmerk auf den „Versiche-                                                     Prof. Dr. Hato Schmeiser
    rungskunden 2.0“ gelegt, der durch die                                                Lehrstuhlinhaber und
    fortschreitende Digitalisierung des                                                   Geschäfts­führender Direktor
    ­Alltags besser informiert und anspruchs-                                             I.VW-HSG
     voller ist. Einen weiteren Schwerpunkt
     setzt die Studie bei den verstärkten
     ­Regulierungstendenzen, die vor allem
      auch im Zuge der Finanzkrise und des
      erschütterten Vertrauens der Konsu-
      menten in den Finanzsektor eine neue
      Dynamik erhalten. Zudem werden
      die Folgen der rasanten technologischen
      Entwicklungen der letzten Jahre und
      deren Auswirkungen auf die Versiche-
      rungsindustrie, insbesondere die damit
      einhergehenden Produkt- und Prozess­
      innovationen, näher beleuchtet.

                                                                                                                         3
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
Management Summary

Die deutschsprachigen Versiche-       Dynamik der Veränderungen                    3. Die Marktstrukturen
rungsmärkte stehen vor alten und                                                   verändern sich nur verhalten
neuen Herausforderungen, die im       1. Regulierung sowie sich                    Die Befragten erwarten keine signifi-
Umfeld der Finanz- und Wirtschafts-   veränderndes Kundenverhalten                 kanten strukturellen Veränderungen
krise immer noch zunehmen. Lang-      prägen den Veränderungsdruck                 in den Versicherungsmärkten. Lediglich
fristig prägende Entwicklungen wie    auf die Assekuranz                           für die Marktführer und Nischenanbieter
zum Beispiel im soziodemogra­         Die externen Faktoren Regulierung,           werden im Rahmen einer zunehmenden
fischen Bereich, aber auch aktuelle   verändertes Kundenverhalten und sozio-       Differenzierung Marktanteilsgewinne
Entwicklungen wie Veränderungen       ökonomischer Wandel bestimmen die            prognostiziert. In der Krise konnte,
des Kundenverhaltens sind hierbei     Veränderungsdynamik der nächsten             vor allem in der Schweiz, das genossen-
von Bedeutung. Diese Studie nimmt     Jahre in der deutschsprachigen Versi-        schaftliche Modell aufgrund der lang-
eine Standortbestimmung der aktu-     cherungswirtschaft. Der von der              fristigen Ausrichtung von Geschäft
ellen Trends vor und identifiziert    ­A ssekuranz daraus wahrgenommene            und Produkten bei den Kunden an
neue Koordinaten im deutschspra-       Veränderungsdruck löst allerdings ­keinen   Attraktivität gewinnen.
chigen Versicherungsmarkt, aufbau-      Innovationstrend aus, die Innovations-
end auf der ­Vorgängerstudie aus        bereitschaft der Versicherungsunter-        4. Dynamik und Attraktivität
dem Jahr 2005. Zugleich werden die     nehmen wird als gering eingeschätzt.         werden der Beratung und dem
Auswirkungen dieser Trends auf die     Segmentspezifische Entwicklungs­             Personenversicherungsgeschäft
deutschsprachigen Retailmärkte der     treiber stehen im Lebengeschäft vor         attestiert
Versicherungswirtschaft analysiert.    allem im Zusammenhang mit den               Dem Personenversicherungsgeschäft
Die Trends werden anhand von           ­Kapitalmärkten und sozialen Systemen,      und der Beratung im Versicherungs-
16 Thesen aufgezeigt, die in vier       im Nichtlebengeschäft mit Individua­       und Vorsorgegeschäft werden in den
Themenbe­r eiche gegliedert werden.     lisierungstendenzen in der Gesellschaft,   betrachteten Ländern Deutschland,
Diese führen vom Marktumfeld            technologischen Entwicklungen und          Schweiz und Österreich eine hohe Ver-
der Versicherungsunternehmen            einer veränderten Interaktion mit den      änderungsdynamik und Attraktivität
„Dynamik der Veränderungen“             Kunden.                                    attestiert. Das Geschäftsfeld der beruf-
über Distribution und Vertrieb                                                     lichen Altersvorsorge wird besonders
„Wege zum Kunden“ zu Produkt­         2. Im Zuge der Finanzkrise konzent-          in Deutschland und Österreich als
entwicklung und Under­writing         rieren sich die Versicherungsunter-          ­attraktiv eingestuft. Für das Nichtleben-
„Innovationsfeld Marktleistung“       nehmen auf ihr operatives Kern­               geschäft wird in allen drei Märkten
sowie den „Erfolgsfaktoren der        geschäft und das Risikomanagement,            eine geringe Dynamik prognostiziert,
Wertschöpfung“.                       nutzen krisenbedingte Geschäfts-              wobei das Nicht-Kfz-Geschäft als deut-
                                      chancen aber nicht                            lich attraktiver eingestuft wird als das
                                      Die Finanzkrise als wichtiger Verände-        Kfz-Geschäft.
                                      rungstreiber führt zu einer Zunahme
                                      und Verschärfung von Vorschriften und        5. Der Altersvorsorgemarkt ist Chance
                                      einer Rückbesinnung auf das Risiko­          und Herausforderung zugleich
                                      geschäft. Als Konsequenz der Krise           Die Bedeutung der privaten kapital­
                                      steigt die Bedeutung eines umfassen-         finanzierten Vorsorge nimmt in allen
                                      den, auf das gesamte Unternehmen             drei Märkten weiter zu. Gleichzeitig
                                      ausgerichteten Risikomanagements.            erwarten die Befragten, dass der
                                      Krisenbedingte Geschäftschancen, zum         Anteil der Bevölkerung, der sich diese
                                      Beispiel im Leben- und Beratungsge-          Vorsorge leisten kann, weiter sinkt.
                                      schäft, werden von den Versicherungs-        Die Bedeutung der beruflichen /
                                      unternehmen nicht genutzt. Im Vergleich      betrieblichen Altersvorsorge bleibt
                                      zu den Banken erzielen die Versiche-         bestehen. Trotz Finanzkrise bauen
                                      rungsunternehmen kein höheres Kun-           die Banken ihren Marktanteil in der
                                      denvertrauen.                                Altersvorsorge weiter aus und erreichen
                                                                                   neue, junge Kundengruppen.

4
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
Wege zum Kunden                            8. Die Versicherungsunternehmen             Innovationsfeld
                                           müssen ihre Zugangsmöglichkeiten            Marktleistung
6. Der „Versicherungskunde 2.0“            und Prioritäten in der Vertriebssteu-
ist unabhängiger, fordernder und           erung überdenken                            10. Die Produktentwicklung sowie
preissensitiver                            Die Branche sieht Markenbekanntheit         das Verständnis von Innovation sind
Der Wandel des Kunden, der sich in         und Brand sowie das Multi-Kanal-­           den Kundenbedürfnissen noch nicht
neuen Bedürfnissen, Erwartungen und        Angebot als wichtigste Schlüssel zum        angepasst
Werten zeigt, stellt Versicherungsunter-   Kunden. Markenname und -bekanntheit         Die Bereitschaft der Branche zur Pro-
nehmen vor neue Herausforderungen.         der Versicherungsunternehmen sind           duktinnovation ist weiterhin vergleichs-
Der „Versicherungskunde 2.0“ tritt         dagegen für die Kunden von unterge-         weise gering. Die Kunden fordern
gegenüber den Versicherungsunterneh-       ordneter Bedeutung. Die befragten Ver-      jedoch neue Produkte, die einfacher,
men informierter und selbständiger auf.    sicherungskunden wählen die Anbieter        flexibler und an individuelle Kundenan-
Die Kundenerwartungen in Bezug auf         in erster Linie nach den Kriterien einer    sprüche anpassbar sind. Zusatz­
die Flexibilisierung der Produkte, das     guten Beratung und Betreuung sowie          leistungen und eine steigende Produkt-
Angebot von standardisierten, preis-       eines günstigen Preises aus. Transpa-       komplexität sind vom Kunden nicht
günstigen Produkten und das bereits        renz und Vergleichbarkeit von Preisen       gewünscht. Kunden fragen weiterhin
hohe Serviceniveau steigen. Die zuneh-     sowie Vertragsbedingungen sind weitere      umfassende Produktlösungen wie
mende Nutzung der neuen Medien             zentrale Anforderungen der Kunden an        ­Kombiprodukte oder kundenspezifische
und die erhöhte Produkttransparenz         ihre Versicherungsunternehmen.               Bündelprodukte nach. Auch die ver-
spielen hierbei eine besondere Rolle.                                                   stärkt angebotene Naturalrestitution
                                             9. Der Multi-Kanal-Vertriebsansatz         wird vom Kunden zunehmend begrüsst.
7. Beratungsqualität und Kunden­             entwickelt sich zum Standard, der
vertrauen werden zu Erfolgsfaktoren          elektronische Kanal zu einem Muss         11. Kunden(gruppen)spezifischere
des personalen Vertriebs                     Sowohl im Leben- als auch im Nicht­       Marktleistung erfordert eine
Trotz des sich verändernden Kundenver-     lebengeschäft entwickelt sich der           flexible Kundenanalytik
haltens bleibt das Versicherungsgeschäft   ­Multi-Kanal-Vertriebsansatz zu einem       Die Versicherungsunternehmen fokus-
der Zukunft ein „Push“-Geschäft in          Standard im Retailgeschäft. Den tech-      sieren in den nächsten Jahren stärker
einem Markt, in dem Kundenvertrauen         nologisch gestützten Kanälen wird,         als bisher auf einzelne Kundengruppen.
zum erfolgsentscheidenden Faktor im         ­insbesondere im Nichtlebengeschäft,       Zielgruppenspezifisches Marketing wird
Versicherungsvertrieb wird. Gerade           eine steigende Bedeutung beigemessen.     als wichtiger Schlüssel für den Zugang
im vertrauensbasierten, beratungsinten-      Der Vertrieb über angestellte Aussen-     zum Kunden erachtet. Insbesondere
siven Vorsorge- und Lebensversiche-          dienstorganisationen nimmt insgesamt      das Segment der Senioren (50+) wird
rungsgeschäft wird der personale Ver-        ab, bleibt allerdings bei Kundengruppen   als attraktives Wachstumssegment ein-
trieb gegenüber alternativen oder            und in Produktbereichen wichtig, die      gestuft. Eine kundengruppenspezifi-
nicht personalen Kanälen wichtiger.          einen persönlichen, vertrauensbasierten   sche und kundenanalytisch optimierte
Die Honorarberatung gewinnt, die reinen      Kontakt erfordern. Im Lebengeschäft       Marktleistung stellt an die Versiche-
Vertriebsorganisationen verlieren an         favorisieren die Kunden den personalen    rungsunternehmen neue Anforderun-
Bedeutung.                                   Vertrieb gegenüber den technologie­       gen in Produktentwicklung und Vertrieb.
                                             gestützten Kanälen, die jedoch zuneh-
                                             mend Anklang finden. Der Bankenver-
                                             trieb wird, allerdings verhaltener als
                                             noch vor fünf Jahren eingeschätzt, an
                                             Bedeutung gewinnen.

                                                                                                                              5
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
12. Eine verbesserte Risikoselektion      Erfolgsfaktoren der                        16. Die Versicherungsunternehmen
wird erfolgskritisch, bringt              Wertschöpfung                              müssen sich zukünftig einem Wettbe-
aber Herausforderungen in der                                                        werb um qualifizierte Mitarbeiter
Umsetzung mit sich                        14. Mit Ausnahme von striktem              stellen
Die Rückbesinnung auf das Risikoge-       Kostenmanagement und Prozess-              Die Versicherungsunternehmen sehen
schäft und die steigende Bedeutung der    innovationen sind sich die Versiche-       sich zunehmend mit einem Mangel an
Segmentierung führen zu einer verfei-     rungsunternehmen über ihre                 qualifizierten Arbeitskräften konfron-
nerten und verbesserten Risikoselektion   erfolgskritischen Hebel nicht einig        tiert. Die Auseinandersetzung mit den
durch die Versicherungsunternehmen.       Für die befragten Manager sind viele       Folgen des demografischen Wandels ist
Strategisch ergeben sich neue Möglich-    Elemente für den Unternehmenserfolg        somit auch von zentraler Bedeutung für
keiten in der Marktleistung, wie sie in   ähnlich bedeutsam, entsprechend            den Erhalt der eigenen Wettbewerbs­
anderen Ländern mit verbrauchsorien-      ergibt sich ein eher indifferentes und     fähigkeit. Eine für Mitarbeitende und
tierten „Pay-as-you-x“-Ansätzen be-       unfokussiertes Bild hinsichtlich der       Bewerber ansprechende Unternehmens-
reits umfassender umgesetzt werden.       konkreten operativen Werthebel.            kultur gewinnt deutlich an Bedeutung.
Die Versicherungsunternehmen müssen       Striktes Kostenmanagement, sogar in        Insbesondere der Wettbewerb um quali-
sich auch neuen Herausforderungen,        Kernbereichen wie im Vertrieb, bleibt      fizierte, motivierte und leistungsstarke
zum Beispiel im Bereich komplexer         allerdings wichtig, um dem steigenden      Vertriebsmitarbeiter verschärft sich
Datenanalytik, stellen.                   Kosten- und Profitabilitätsdruck zu be-    unter den Versicherungsunternehmen.
                                          gegnen. Die eigene Prozessoptimierung
13. Der „Präventions“-Ansatz birgt        mittels Industrialisierung der Wert-
Chancen für das Kundenverhältnis          schöpfung wird fortgesetzt. Eine
und Geschäftsmodell der Versiche-         zunehmende Digitalisierung zur Opti-
rungsunternehmen                          mierung von Prozessen und Marktleis-
Für die Versicherungsunternehmen ge-      tungen ist absehbar.
winnt der „Präventions“-Gedanke an
Bedeutung und trifft gleichzeitig auf     15. Bei hoch bleibender Wertschöp-
eine steigende Nachfrage seitens der      fungstiefe suchen die Versiche-
Kunden. Neue Versicherungsmodelle         rungsunternehmen neue Wege der
zielen im Bereich der Marktleistung       Industrialisierung
verstärkt auf Schadenvermeidung statt     Insgesamt bleibt das hoch integrierte
Schadenbehebung ab. Der Kunde er-         Wertschöpfungsmodell der Versiche-
wartet von diesem neuen Modell in         rungsunternehmen bestehen, Möglich-
erster Linie Preisnachlässe und Sonder-   keiten der Auslagerung an Dritte
konditionen als Gegenleistung für         werden von den Versicherungsunter-
Präventionsmassnahmen.                    nehmen auch in Zukunft nur verhalten
                                          genutzt. Eine stärkere Differenzierung
                                          nach Geschäftsmodellen ist nicht
                                          absehbar. Allerdings wird die „Inhouse“-
                                          Verlagerung von Wertschöpfungspro-
                                          zessen an ausländische eigene Stand-
                                          orte verstärkt ins Auge gefasst.

6
Assekuranz 2015 - Eine Standortbestimmung - Neue Koordinaten im deutschsprachigen Versicherungsmarkt - I.VW-HSG
7
Die Versicherungswirtschaft im Wandel

Das Umfeld für Versicherungsunterneh-        Regulierung im Versicherungsmarkt.           und initiierte neue, grundlegende Ansätze
men verändert sich weiterhin stark.          Die technologische Weiterentwicklung         und Überlegungen in der Regulierung des
Die Einflüsse können in zwei Kategorien      hat an Geschwindigkeit zugenommen            Finanzsektors. Die politische und gesell-
aufgeteilt werden: Neben konstanten          und zwingt Versicherungsunternehmen          schaftliche Aufmerksamkeit richtete
Einflüssen, deren prägende Kräfte im ge-     vermehrt, flexibel auf neue Trends rea-      sich auf die Funktion und Bedeutung des
samten deutschsprachigen Wirtschafts-        gieren zu können. Anhand des Internets       ­Finanzsektors und lässt für die Versiche-
raum wirken, sind in der Versicherungs-      lässt sich diese Veränderung darstellen:      rungswirtschaft eine langfristige und
wirtschaft im Spezifischen kurzfristigere,   Die Nutzung steigt und diversifiziert sich    nachhaltige Zu­nahme der Regulierung
verändernde Kräfte identifizierbar, die      laufend. Aufgrund der Entwicklung mo-         erwarten, die R
                                                                                                         ­ isikomanagement, Trans-
direkte Folgen im Tagesgeschäft der          biler und ubiquitär verfügbarer Techno-       parenz und Konsumentenschutz betont.
Versicherungsunternehmen zeigen.             logien beschleunigt sich dieser Trend,
                                             was zu einer schnelleren Digitalisierung     Gleichzeitig zeigt sich im Geschäftsum-
Die konstanten Einflüsse umfassen            des Alltags führt. Digitale Kommunika­       feld der Versicherungsunternehmen eine
Themen wie den Wandel der Demografie         tion, Information und Austausch in der       Zunahme der Zyklen grösserer Verände-
hin zu einer alternden, schrumpfenden        Wirtschaft, aber auch in der Gesellschaft    rungen in Geschwindigkeit wie auch
Gesellschaft, den politisch brisanten        werden immer selbstverständlicher. Diese     Intensität. Die Beschleunigung spiegelt
Umbau der sozialen Sicherungssysteme         Entwicklung führt zu veränderten Ein-        sich in den allgemeinen sozialen, wirt-
und die fortschreitende Globalisierung,      stellungen, Ansprüchen und Verhaltens-       schaftlichen und technischen, aber auch
welche die Vernetzung der Gesellschaf-       weisen der modernen Kunden: Sie agieren      den versicherungsspezifischen Entwick-
ten und Wirtschaftssysteme treibt.           immer selbständiger, informierter und        lungen der letzten Jahre wider. Eine
                                             anspruchsvoller. Der „Kunde 2.0“ wird        Zunahme der Intensität zeigt sich in der
Diesen prägenden Kräften stehen bran-        auch zum „Versicherungskunden 2.0“, auf      erhöhten Komplexität, Vielschichtigkeit
chenspezifische Veränderungskräfte           den die vorliegende Studie aufgrund          und Vernetzung der Veränderungen.
gegenüber, welche die Praxis der Versi-      seiner zentralen Stellung ein Haupt­         Für Führungskräfte der Versicherungs-
cherungsindustrie stark beeinflussen         augenmerk legt. Neben Technologie und        unternehmen haben diese Entwick-
werden: Beispiele dafür sind die techno-     Kunden verändert sich des Weiteren der       lungen neue strategische Herausforde-
logische Innovation, ein verändertes         regulatorische Rahmen der Industrie. Die     rungen zur Folge, die nicht selten
Kundenverhalten und das Ausmass an           Finanz- und Wirtschaftskrise verstärkte      einschneidende Massnahmen erfordern.

8
Ziele der Studie                            des Retailmarkts und für einen Vergleich   einen Abgleich dieser Ergebnisse mit der
                                            mit den Aussagen von 2005 geeignet.        Branchensicht ermöglicht. Aufgrund der
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die    Welche Auslöser von Veränderungen in       Zusammenführung der beiden Ansichten
relevanten Auslöser und Arten von Ver-      der Versicherungswirtschaft wirken wei-    bietet die Studie einen umfassenden
änderungen in der deutschsprachigen         terhin? Welche neuen Entwicklungen         Ausblick auf den deutschsprachigen Ver-
Versicherungsindustrie zu identifizieren,   zeichnen sich auf dem Markt ab? Welche     sicherungsmarkt im Jahr 2015, während
daraus resultierende Entwicklungsten-       Auswirkungen hat die Finanz- und Wirt-     die daraus resultierenden zentralen
denzen zu analysieren und letztlich         schaftskrise? Wie müssen die aktuellen     Handlungsfelder von Führungskräften
Handlungsgebiete für Führungskräfte         Entwicklungstendenzen analysiert werden    in der Assekuranz als Unterstützung für
der Versicherungsbranche auszuarbei-        und welche Handlungsoptionen bieten        unternehmerische Entscheidungen her-
ten. Ihnen sollen die Informationen bei     sich den Führungskräften der Branche?      beigezogen werden können.
der Bewältigung anstehender Heraus-
forderungen nützlich sein und sie bei der   Ohne Zweifel ist vor allem die Finanz-     Methodik
Entwicklung von Handlungsoptionen           und Wirtschaftskrise eine wesentliche
für erfolgreiche Strategien unterstützen.   Determinante der aktuellen Märkte. Die     Die vorliegende Studie wurde, wie auch
Diese Kernziele sind an jene der Vorgän-    Krisensituation der letzten zwei Jahre     2005, im deutschsprachigen Versiche-
gerstudie „Assekuranz 2015 – Retail-        und ihre vielfältigen Auswirkungen auf     rungsmarkt in Deutschland, der Schweiz
märkte im Umbruch“ aus dem Jahr 2005        die Versicherungswirtschaft sind zu        und Österreich durchgeführt und fokus-
angelehnt, die ebenfalls in einer Koope-    neuen Rahmenbedingungen der Befra-         siert sich auf das Retailgeschäft der
ration von Accenture und dem Institut       gung geworden. Ein zweiter wichtiger       Lebens- und Nichtlebenversicherungen.
für Versicherungswirtschaft der Univer-     Aspekt ist der Wandel des Kunden, des-     Themen der Befragung von 2005 wurden
sität St. Gallen (I.VW-HSG) durchgeführt    sen Folgen sich auch für die Versiche-     mit Fragestellungen zu aktuellen
wurde.                                      rungswirtschaft immer deutlicher ab-       ­Aspekten der Versicherungswirtschaft
                                            zeichnen. Für ein besseres Verständnis      ergänzt und um eine repräsentative
Fünf Jahre nach der Veröffentlichung der    der Kundensicht wurde zusätzlich eine       Kundenumfrage erweitert.
ersten Studie, gewissermassen zur Halb-     Kundenbefragung in die Studie inte-
zeit der Beobachtungsperiode, scheint       griert, welche die Analyse der Situation   Das bewährte dreistufige Verfahren
der Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme     aus einem anderen Blickpunkt sowie         wurde beibehalten: In einer ersten Phase

                                                                                                                              9
3
Abbildung 1                                   Allgemein (Leben / Nichtleben)              8
Geschäft der Teilnehmer
der ­Branchenbefragung                        Nichtlebenversicherung

                                                                               16
                                              Lebensversicherung                                                    40

                                              Andere

                                              Vermittler

                                           Anteil der Befragten in %                      33
                                           Total Anzahl der Befragten: 762

Abbildung 2                                   Geschäftsführung /                               6
                                              Stabsfunktion
Tätigkeitsgebiet der Teilnehmer
                                              Underwriting /
der Branchenbefragung
                                              Produktentwicklung                24
                                              Beratung / Vertrieb /                                                 40
                                              Marketing
                                              Admin / Finance / IT / HR /
                                              RM / Sonstige
                                              Schadenmanagement

                                                                                     19
                                                                                                        12
                                           Anteil der Befragten in %

rekapitulierten Vertreter des I.VW-HSG     cherungsmarkt eingeladen, die standar-                      drei Ländern, in gleichmässiger Ge-
sowie von Accenture die im Jahr 2005       disierte Umfrage zu beantworten.                            schlechts- und Altersverteilung, durch-
erstellten Thesen unter Einbezug aktu-     Dieser Einladung sind 762 Personen                          geführt.
eller Trends und Erkenntnisse. Darüber     nachgekommen, was einer Rücklauf-
hinaus identifizierten sie neue Entwick-   quote von 36 % entspricht. Aus Öster-                       Um ein breites und strukturiertes Bild der
lungstendenzen in Deutschland, der         reich konnten 82 Antworten verzeich-                        Versicherungslandschaft im Jahr 2015 zu
Schweiz und Österreich und glichen         net werden, während Deutschland mit                         zeichnen, wurden die empirischen Daten
diese mit jenen in weiteren wichtigen      211 Antworten und die Schweiz mit 469                       aus den Antworten der Führungskräfte
internationalen Märkten ab. Eine aktua-    Antworten vertreten sind. Mit 40 % am                       sowie der Kunden durch Exkurse, For-
lisierte Thesenvorlage diente als Grund-   stärksten vertreten sind Teilnehmer, die                    schungserkenntnisse des I.VW-HSG sowie
lage für einen Expertenworkshop. In        sowohl im Leben- wie auch im Nicht­                         Erfahrungswerte und Markt­studien von
dieser zweiten Phase der Studie disku-     lebengeschäft tätig sind. Des Weiteren                      Accenture ergänzt. Dadurch werden die
tierten und identifizierten Versiche-      sind etwas mehr als doppelt so viele                        empirischen Ergebnisse b­ eleuchtet und in
rungsexperten des I.VW-HSG sowie von       Antworten aus dem Nichtleben- als aus                       einen Praxisbezug ­gestellt. Abweichungen
Accenture auf Basis der Thesenvorlage      dem Lebenbereich eingegangen. Die                           von 100 % in den Grafiken können auf-
neue, aktualisierte Thesen unter Einbe-    Vermittler wurden bei der Befragung                         grund von Rundungen auftreten.
zug der letzten Veränderungen und          ebenfalls mit einbezogen, wobei die
Trends im Versicherungsumfeld. In einer    Rücklaufquote mit 21 Antworten einen                        An dieser Stelle möchten wir uns bei
dritten Phase wurden die überarbei-        kleinen Anteil an der Gesamtumfrage                         allen Teilnehmern aus der Versiche-
teten Thesen einem empirischen Pra-        ausmacht. Ein Blick auf die Funktion                        rungsbranche sowie bei den teilneh-
xistest unterzogen, der neben der Um-      der Antwortenden ergibt, dass 40 % Ge-                      menden Kunden für ihre Unterstützung
frage bei Branchenvertretern in den drei   schäftsführungs- oder Stabsmitglieder                       bei der Realisierung der Studie bedan-
Ländern auch eine bisher noch nicht        sind. Etwas mehr als die Hälfte der ant-                    ken. Besonderer Dank gilt den Experten,
durchgeführte Umfrage bei den Versi-       wortenden Firmen sind international.                        welche die Studie während ihrer gesam-
cherungskunden umfasste.                                                                               ten Laufzeit unterstützt und durch
                                           Die ergänzende Kundenumfrage wurde                          ­hervorragende Diskussionen und Bei­
Im März 2010 wurden 2‘140 Führungs-        auf Basis einer repräsentativen Auswahl                      träge entscheidend zum Gelingen der
personen im deutschsprachigen Versi-       von Versicherungskunden aus allen                            Studie beigetragen haben.

10
11
11
Dynamik der Veränderungen

Abbildung 3                                 Regulierungstendenzen für die Versicherungsindustrie                                                             72
                                                                                                                                                  53
Aus welchen Umweltbereichen                 Demografische Entwicklung (z.B. Alterung Kunden,                                                      54
erwarten Sie in den nächsten                Alterung Belegschaft)                                                                       33
                                            Zunahme der Vorschriften und Regulierungen in der                                                      57
fünf Jahren die grössten Verände-           Kundenbeziehung                                                                                  41
rungen für die Assekuranz?                  Entwicklung Kapitalmärkte (z.B. Zinssätze, Aktienmärkte)                                              55
                                                                                                                              24
                                            Umbau der Sozialversicherungssysteme                                                        33
                                                                                                                      18
                                            Zunehmende Individualisierung und Entsolidarisierung                           22
                                                                                                                                    31
                                            Neue Technologien (z.B. Digitalisierung, Pervasive                  13
                                            Computing)                                                                              31
                                            Geändertes Kommunikationsverhalten / Neue Medien                             19
                                                                                                                                    30
                                            Druck der Konsumenten                                                        19
                                                                                                                                   28
                                            Zunahme der Umweltschäden                                  2
                                                                                                                               25
                                            Brancheninterne Strukturverschiebungen                                  15
                                            (Mergers & Acquisitions)                                                       22
                                            Globalisierung / Entstehung internationaler Märkte                      14
                                                                                                                      17
                                            Druck der Investoren / Analysten                                          17
                                                                                                               10
                                            Neue Marktteilnehmer                                       2
                                                                                                               11
                                            Umwelttechnologien / Gentechnologien / Life Sciences           4
                                                                                                               10
                                            Anteil der Befragten in %                                  0                      20             40         60        80

                                               Lebensversicherung          Nichtlebenversicherung

Die Konzepte der Versicherungsunter-        sich diese Faktoren auf das Verhalten                        nachhaltig. Die Entwicklung und Imple-
nehmen als langfristige Kapitalanleger      der Kunden und Anbieter aus? Welche                          mentierung von Leitlinien der Corporate
haben sich im Zuge der Finanz- und          anderen Faktoren beeinflussen das                            Governance, von Solvenzvorschriften
Wirtschaftskrise bewährt. Trotz eines       Verhalten der Marktteilnehmer? Werden                      sowie die Umsetzung von Informations-
relativ stabilen und von Langfristigkeit    sich Spielregeln und Marktstrukturen                       und Transparenzvorschriften binden
geprägten Marktumfeldes muss sich           signifikant verändern? Welche Teilmärkte                   auch weiterhin Ressourcen. Während
aber auch die Assekuranz mit vielfältigen   profitieren vom Wandel? Wie innovativ                      in den vergangenen Jahren aufgrund der
Veränderungen auseinandersetzen. Es         ist die Assekuranz im Spannungsfeld                         Fülle der Anforderungen vor allem das
stellt sich die Frage, ob die Finanz- und   neuer Risiken, Kosten, Regulierung und                      Ziel der Gesetzeskonformität ange-
Wirtschaftskrise nur zu einer temporä-      verändertem Kundenverhalten? Welche                         strebt wurde, könnte die Umsetzung der
ren Rückbesinnung auf das traditionelle     Veränderungen sind kurzfristig, welche                      regulatorischen Anforderungen in
Geschäft geführt hat oder ob die Krise      langfristiger Natur?                                        ­Zukunft auch Potenzial für die Nutzung
auch weitere, tiefer greifende Verände-                                                                von Geschäftschancen geben. So beein-
rungen zur Folge hat. Die Gefahr einer      1. Regulierung sowie sich                                  flussen die verfeinerten Risikomodelle,
Krise besteht vielmals darin, die weniger   veränderndes Kundenverhalten                               die bisher vor allem im Fokus der Finanz-
sichtbaren – da eher kontinuierlich wir-    prägen den Veränderungsdruck                               und Risikomanagement-Abteilungen
kenden Faktoren – zu übersehen, die         auf die Assekuranz                                         standen, unter dem Stichwort Risiko­
Transformationsprozesse in Wirtschaft                                                                  selektion und Kundenanalytik zuneh-
und Gesellschaft in Gang setzen und         Die Veränderungsdynamik in der                             mend auch Geschäftsmodell und
in der Folge die Bedürfnisse sowie das      deutschsprachigen Assekuranz wird                          ­Wertschöpfungsprozesse der Versiche-
Verhalten der Kunden und Anbieter           vor allem durch die äusseren Faktoren                       rungsunternehmen.
nachhaltig prägen. Die vorliegende          Regulierung und verändertes Kunden-
Studie zeigt, dass einige „Dauerbrenner“    verhalten bestimmt (Abbildung 3).                          Auf der einen Seite verändern Versiche-
nach wie vor auf der Agenda der Versi-                                                                 rungsgesellschaften den Markt durch
cherungsunternehmen stehen: neue            Die zunehmenden regulatorischen An-                        ihre Geschäftstätigkeit und ihre Strate-
Risikofaktoren, Kostendruck, sozioöko-      forderungen hinsichtlich Risikofähigkeit                   gien. Auf der anderen Seite geben auch
nomische Entwicklung, Regulierung.          und Transparenz prägen die Geschäfts-                      Veränderungen der Kunden und Mitar-
Die zentralen Fragen lauten: Wie wirken     modelle der Versicherungsunternehmen                       beiter Impulse, die Anpassungen seitens

12
Abbildung 4                                 Das Ausmass an Prozessinnovationen               2                 28                              55             15
                                            in den nächsten fünf Jahren
Als wie stark ausgeprägt
beurteilen Sie …?                           Den Innovationsdruck von aussen
                                            (Markt, Kunde)
                                                                                              3                     35                              51        11

                                            Die Innovationsbereitschaft Ihres Unternehmens    3                           42                        45        10

                                            Das Ausmass an Produktinnovationen in den         3                                48                         45 5
                                            nächsten fünf Jahren

                                            Das Ausmass an Innovationen im Marketing             4                             47                        42    7
                                            in den nächsten fünf Jahren

                                            Die Innovationsbereitschaft der Branche                  10                                  67                   23 1

                                            Anteil der Befragten in %                        0            20             40         60        80               100

                                              Sehr niedrig        Niedrig        Hoch        Sehr hoch

der Assekuranz provozieren. Beson-          werden den gesellschaftlichen Wandel in                       Demgegenüber beunruhigt der Umgang
deres Augenmerk ist auf den sozioöko-       die Unternehmen tragen und somit das                          mit neuen Risiken, wie beispielsweise
nomischen Wandel zu legen. Dabei            Geschäftsmodell wie auch die Wert-                            Risiken im Bereich der Gentechnologie
spielen nicht nur demografische Verän-      schöpfungsprozesse prägen.                                    oder Umwelt, die Branche weniger. Es
derungen eine Rolle. Die Kunden wer-                                                                      scheint, als gehöre der Umgang mit
den gemäss den befragten Managern           Der von der Assekuranz wahrgenom-                             neuen Risiken – obwohl auch extern
preissensibler, wünschen vermehrt           mene Veränderungsdruck ist jedoch                             ­getrieben und demnach unkontrollier-
Transparenz und werden im Rahmen            nicht notwendigerweise gleichzusetzen                          bar – eher zum versicherungstech-
ihrer Kaufentscheidungen selbständiger.     mit einem Innovationsdruck. Die Bereit-                        nischen Tagesgeschäft als der Umgang
Die in dieser Studie durchgeführte          schaft zur Innovation in der Assekuranz                        mit regulatorischen Anforderungen
  ­Kundenbefragung bestätigt diese Sicht.   wird von den Befragten als gering                              oder Änderungen im Kundenverhalten.
   Insgesamt wird die Kundenloyalität in    eingeschätzt (Abbildung 4). Auch der
   den kommenden Jahren weiterhin           Nachfragedruck der Kunden nach inno-                          Die spartenspezifische Betrachtung
­sinken, eine damit einhergehende Wech-     vativen Produkten wird als gering be-                         zeigt neben der Regulierung als Treiber,
 selbereitschaft zu Alternativanbietern     wertet. Die Versicherungsunternehmen                          dass die Dynamik im Lebensversiche-
  steigt. Zudem verändert eine deutlich     setzen Innovationsdruck vor allem in                          rungsgeschäft auch durch die Entwick-
  ausgeprägtere Nutzung von neuen           den Zusammenhang von Kosten- und                              lung der Kapitalmärkte, den demogra-
 ­Medien spürbar die Interaktion zwischen   Profitabilitätsdruck, aber auch der Not-                      fischen Wandel sowie den Umbau der
  Versicherungsunternehmen und Kunden.      wendigkeit, mit innovativen Wettbe-                           Sozialversicherungsmärkte geprägt
   Obwohl die Branche den Druck der         werbern nachzuziehen. Obwohl die                              wird. Im Vergleich zum Nichtlebenge-
   ­Konsumenten nicht als eine der Haupt-   Branchenvertreter die Innovationsbe-                          schäft wird das Lebengeschäft noch
  quellen der Veränderungsdynamik wahr-     reitschaft des eigenen Unternehmens                           stärker durch staatliche Vorgaben ge-
  nimmt, führen diese Veränderungen         höher einstufen als diejenige der Bran-                       prägt. Im Bereich Nichtleben erwarten
  zu einer Verschärfung des Wettbewerbs.    che, ist keine allgemeine „Innovations-                       die befragten Manager zudem Verände-
Ein weiterer Aspekt des sozioökono-         kultur“ auszumachen.                                          rungen infolge Individualisierung, tech-
mischen Wandels sind neben den Nach-                                                                      nologischer Entwicklung sowie neuem
fragern die Anbieter. Auch die Mitarbei-                                                                  Kommunikationsverhalten der Kunden.
ter der Versicherungsgesellschaften

                                                                                                                                                              13
I.VW-Perspektive:
Generationen des 20. Jahrhunderts –
                                            1
Umweltbedingungen und Charaktereigenschaften

Soziologen haben versucht, die Gesell-     rend die Digital Natives und die Genera-   1
                                                                                        Jackson J. (2010). Veterans, Baby Boomers, Gen X, Gen
                                                                                      Y and Gen Z – Understanding the Different Generations
schaften der westlichen Industrie-         tion Z mit den modernen Kommunika­         and Their Characteristics, in: Suite101.com; Shaw S. /
staaten des 20. Jahrhunderts in Genera-    tionsmitteln aufgewachsen sind und         Fairhurst D. (2008). Viewpoint – Engaging a new gene-
                                                                                      ration of graduates, in: Education + Training, Vol. 50 No.
tionen mit unterschiedlichen zentralen     zusammen manchmal auch als Net-­           5, Emerald Group Publishing, pp. 366–378.
Umwelten und Charaktereigenschaften        Generation bezeichnet werden. Letztere
der Mitglieder einzuteilen.                kennen ein Leben ohne Internet oder
                                           Mobiltelefon nicht.
Die Veteranen haben einen oder sogar
beide Weltkriege sowie die Wirtschafts-    Experten sind sich bezüglich genauem
krise der 30er-Jahre miterlebt. In den     Anfang und Ende einer Generation nicht
20 Jahren nach Ende des Zweiten Welt-      ganz einig. Zudem werden weitere
krieges wurden die Baby-Boomer gebo-       Generationen anhand ihrer Kaufkraft
ren. Es war dies die einzige Phase nach    unterschieden, wie beispielsweise die
Ende des 19. Jahrhunderts, in der die      „Generation Silber“ oder „Generation
Zahl der Kinder pro Frau anstieg. In den   Gold“.
darauf folgenden Jahrzehnten wurde
die Informationsgesellschaft, gekenn-      Ein Hauptaugenmerk dieser Studie gilt
zeichnet durch die Verwendung von          dem „Versicherungskunden 2.0“, der ge-
Computer, Internet und Mobiltechnolo-      prägt von einer digitalen Umwelt neue
gie, zum wichtigsten Gliederungskrite-     Ansprüche und Erwartungen an die
rium der Generationen. Die Generation      Kommunikation mit und die Dienstleis­
X und die Digital Immigrants haben         tung von Versicherungsunternehmen
noch die vordigitale Welt erlebt, wäh-     stellt (Exkurs Kundenumfrage Seite 25).

14
Generation                  Geboren                         Zentrale Umweltbedingungen                   Besonders ausgeprägte Charakter-
                                                            der Mitglieder                               eigenschaften der Mitglieder

Veteranen                   Vor 1946                        Sie wurden direkt vom Ersten und / oder      Diszipliniert.
                                                            Zweiten Weltkrieg betroffen sowie            Wandel ungewohnt.
                                                            von der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre.     Fixierte Rollenbilder.

Baby-Boomer                 1946 bis 1964                   Phase mit hoher Geburtenrate. Erlebten       In der Jugend offen und rebellisch (68er).
                            Nach dem Zweiten Weltkrieg,     intensiv die Bürgerrechtsbewegung in         Später eher konservativer. Gewohnt an
                            in Deutschland 5 Jahre später   den USA und den Vietnamkrieg.                Lebensarbeitsstelle.

Generation X                1965 bis 1979                   Oft beide Elternteile arbeitend.             Individualistisch.
                                                            Gut ausgebildet.                             Selbstsicher.
                                                                                                         Wenig an Statussymbolen interessiert.
Digital Immigrants          Vor 1980                        Haben Internet und Computer (erst) im        Arbeitsplatzwechsel nicht ungewohnt.
                                                            Jugend- oder Erwachsenenalter kennen-        Offenere Rollenbilder.
                                                            gelernt. Sind aber mit ihnen vertraut.
                                                            Sie sind die Lehrerinnen und Lehrer der
                                                            Digital Natives.

Digital Natives             1980 bis 1995                   Mit Internet und Computer aufgewach-         Optimistisch, pragmatisch.
Auch als Millennials oder                                   sen. Gut ausgebildet. In kleinere Familien   Selbstbewusst.
Generation Y bezeichnet                                     hineingeboren, mit älteren Müttern.          Kontakt- und kooperationsfreudig.
                                                                                                         Erwarten Flexibilität am Arbeitsplatz.
Generation Z                Nach 1995                       Haben ein Leben ohne Internet oder           Kommunikationserfahrung mit Internet
                                                            Mobiltelefon nicht gekannt.                  und virtuellen Gruppen.

                                                                                                                                                      15
2. Im Zuge der Finanzkrise                 Der „back-to-the-basics“-Ansatz          Vertrauens in die Branche nutzen.
konzentrieren sich die                     feiert eine Renaissance. Dabei           Immer noch geniesst die Hausbank
Versicherungsunternehmen                   gewinnt auch das umfassende, auf         bei den Versicherungskunden grösse-
auf ihr operatives Kernge-                 das gesamte Unternehmen ausgerich-       res Vertrauen als die persönliche
schäft und das Risikomanage-               tete Risikomanagement deutlich an        Versicherungsgesellschaft (Exkurs
ment, nutzen krisenbedingte                Bedeutung. Die Herausforderung           Kundenumfrage Seite 25).
Geschäftschancen aber nicht                der kommenden Jahre besteht darin,
                                           das Risikomanagement in das Ge-
Im Zuge der Finanz- und Wirtschafts-       schäftsmodell sowie die Wertschöp-
krise erwartet die Branche eine Zu-        fungsprozesse zu integrieren und
nahme und Verschärfung von Vor-            kontinuierlich mit der Risikostrategie
schriften (Abbildung 5). Die Volatilität   des Unternehmens abzugleichen.
der Kapitalmärkte und damit verbun-
den die höheren Investitionsrisiken        Aus der Krise erwachsene Geschäfts-
haben viele Gesellschaften zu vorsich-     chancen sehen die Befragten ins­
tigeren Strategien für ihr Investitions-   besondere in den Bereichen Produkt­
geschäft und zu einer Rückbesinnung        innovation Leben und in der Beratung
auf das traditionelle Risikogeschäft       im Vorsorge- und Versicherungsge-
veranlasst. Allerdings werden die          schäft. Von der Assekuranz tatsäch-
Dynamik und die Attraktivität des          lich genutzt werden laut den Be-
Kapitalanlagegeschäfts nach wie vor        fragten a­ llerdings keine der aus der
als hoch eingeschätzt (Abbildungen 9       Krise erwachsenen Geschäftschancen
bis 11).                                   (Abbildung 6). Die im Vergleich zur
                                           Bankenbranche gezeigte Krisenresis­
                                           tenz konnten die Versicherungsunter-
                                           nehmen demnach nicht für operative
                                           Vorteile wie beispielsweise zur Neu-
                                           kundengewinnung oder Stärkung des

16
Abbildung 5                        Im Jahr 2015
Als wie realistisch schätzen       Werden die Vorschriften für Kapital- und Risikomanagement                 6                                        55                        39
                                   für Versicherungen (z.B. Solvency II) deutlich verschärft sein
Sie die folgenden Entwicklungen
angesichts der Finanz- und Wirt-   Kommt umfassendem Risikomanagement durch die
                                   Zunahme von Systemrisiken eine grössere Bedeutung zu
                                                                                                     1 6                                               58                       36
schaftskrise?                      Nimmt das Risikogeschäft gegenüber dem Kapitalanlage- /
                                   Investmentgeschäft in der Strategie der Versicherer eine          1                   25                                      58             15
                                   deutlich wichtigere Rolle ein
                                   Haben die Versicherer ihr Risikoverständnis und                       3                             35                        47             14
                                   -management grundlegend verändert
                                   Anteil der Befragten in %                                             0              20                  40         60    80                  100

                                      Sehr unrealistisch         Eher unrealistisch         Eher realistisch                 Sehr realistisch

Abbildung 6                        Marktanteile Beratung (Versicherung und Vorsorge)                             15                                               72            13
In welchem Ausmass nutzen die
Versicherer Chancen, um aus der    Marktanteile Lebensversicherung (Privatpersonen)                              16                                              69             15
gesunkenen Reputation der Banken
                                   Produktinnovation im Bereich Lebensversicherungen
Vorteile zu ziehen?                                                                                              16                                         64                  21

                                   Kundengewinnung                                                                19                                              67            13

                                   Kundenbindung                                                                       23                                             66        12

                                   Marktanteile berufliche Vorsorge / betriebliche Altersvorsorge                      23                                        61             16

                                   Positionierung Brand / Markenaufbau                                                   26                                                66    7

                                   Marktanteile Kapitalanlagen / Investment                                                  28                                       62        10

                                   Produktinnovation in anderen Geschäftsbereichen                                                33                                       60    7

                                   Umsetzung einer von den Banken separierten Aufsicht /                                                         53                    37        9
                                   Regulierung

                                   Anteil der Befragten in %                                             0              20                  40         60        80              100

                                      Chance wird nicht genutzt           Chance wird etwas genutzt                   Chance wird deutlich genutzt

                                                                                                                                                                                17
Accenture-Perspektive:
Das Management von Risiken – von der
Kernkompetenz der Versicherungsunter-
nehmen zur unternehmensweiten Aufgabe
Die Versicherungsunternehmen beherr-         Versicherungsunternehmen sehen den          • Informations-Management und
schen ihre Kernaufgabe und zentrale          wichtigsten Verbesserungs- und gleich-      Daten-Governance:
Disziplin – das Management von               zeitig den grössten Anpassungsbedarf        Aufbau eines u­ nternehmensweit einheit-
Risiken. Dies zeigt die Tatsache, dass sie   der kommenden Jahre in der Integration      lichen Daten-Managements zur Sicher-
bis dato im Vergleich zu anderen             des Risikomanagements in das                stellung der Aussagekraft von Risiko­
Finanzdienstleistungsunternehmen             Geschäftsmodell und in der Zusam-           analysen und -berichterstattung
relativ stabil durch die Turbulenzen der     menführung von Unternehmens- und
Finanz- und Wirtschaftskrise navigiert       Risikostrategie.                            So tragen die Verschärfung der Regula-
sind und kaum Verluste in ihrem Kern-                                                    rien und die systematische Weiterent-
geschäft in Kauf nehmen mussten.             Risikomanagement kann nur unter             wicklung unternehmensweit integrierter
Zudem wurde das gegenseitige Vertrau-        Berücksichtigung der folgenden Kom-         Risikomanagement-Systeme zu einer
en zwischen den globalen Akteuren des        ponenten einen wesentlichen Beitrag         nachhaltigen Stabilität und Verlässlich-
Erst- und Rückversicherungsmarktes           zum Unternehmenserfolg leisten.             keit der Versicherungsbranche bei.
während der Krise zu keinem Zeitpunkt                                                    Durch diese Stabilität sollten sich
infrage gestellt. Trotz dieser Stabilität    • Organisation und Governance:              ­Versicherungsunternehmen zukünftig –
konnten sich die Versicherungsunter-         Aufbau einer unternehmensweiten              ­insbesondere bei wiederkehrenden
nehmen im Konsumentenvertrauen               Risikomanagement-Organisation und             Turbulenzen auf den Finanzmärkten –
nicht vor anderen krisengeschüttelten        entsprechender Komitees mit klaren            durch steigendes Kundenvertrauen
Finanzdienstleistungsunternehmen             Verantwortungen gemäss einem kom-             von anderen Finanzdienstleistungs­
positionieren.                               munizierten und akzeptierten ERM-             unternehmen absetzen können.
                                             Rahmenwerk wie Dokumentation der
So werden aktuell auch für die Versi-        Organisation, Richtlinien, Prozesse und
                                                                                         2
                                                                                          Accenture (2009). Managing Risk for High
                                                                                         Performance in Extraordinary Times.
cherungsunternehmen Vorschriften             Methoden des Risikomanagements
verschärft, die vornehmlich am Kapital-
und Risikomanagement ansetzen. Diese         • Risikomanagement-Prozesse:
Regularien lassen neben dem traditio-        konsequentes „Leben“ und kontinuier-
nellen Geschäft der Modellierung und         liche Verbesserung des Prozesskreis-
des Managements von Versicherungsri-         laufs von Identifikation, Bewertung,
siken das unternehmensweite Risikoma-        Mitigation, Überwachung und Auswer-
nagement (Enterprise Risk Management,        tung aller unternehmensweiten Risiken
ERM) als wesentliches Element für            durch die Verantwortlichen
Stabilität und Unternehmenserfolg in
den Fokus rücken. Entsprechende An-          • Risiko-Analytics:
forderungen sind in der Schweiz mit          Modellierung aller Risikoarten und
dem Swiss Quality Assessment und in          Simulation alternativer Stresstests
Deutschland mit den Mindestanforde-          und Szenarien als Basis zur Ermittlung
rungen an das Risikomanagement               und Allokation des erforderlichen
(MaRisk) bereits in Kraft getreten und       Risikokapitals
werden durch Solvency II ab 2013 zum
EU-Standard.                                 • Berichterstattung:
                                             Aufbereitung und Bereitstellung emp-
Die zunehmende Bedeutung des Enter-          fängerspezifischer Risikoinformationen
prise Risk Management wird durch eine        für interne und externe Zielgruppen wie
globale Risikomanagement-Studie von          beispielsweise C-Level, Komitees, Risiko-
Accenture unterstrichen:2                    manager, Prüfung, Aufsicht etc.

18
Abbildung 7                                    Marktanteile im Jahr 2015
Wie werden sich die Marktstruk-                Der fünf grössten Versicherungen                                          10          20                                             65 4
turen in der deutschsprachigen
                                               Spezialisierter Nischenanbieter
Assekuranz voraussichtlich bis ins                                                                                       7                    26                                    61    6
Jahr 2015 verändern?
                                               Ausländischer Versicherungen aus dem EU-Raum                              5                           42                              51       2

                                               Alternativer Anbieter (z.B. VW-Bank, Tchibo)                      2             16                              43                    38       2

                                               Der Banken in der Altersvorsorge                                  1                       28                     35                   33       3

                                               Reiner Vertriebsorganisationen                                    1                   27                             39                   33 1

                                               Ausländischer Versicherungen aus dem Nicht-EU-Raum                2             18                                             65         14 1

                                               Anteil der Befragten in %                                             0              20              40          60            80          100

                                                   Stark abnehmend            Abnehmend            Unverändert               Zunehmend               Stark zunehmend

Abbildung 8                                    Im Jahr 2015
Für wie realistisch halten Sie die             Werden sich die einzelnen Versicherungsgesellschaften                                                      33
                                               stärker unterscheiden als heute
folgenden Entwicklungstendenzen?                                                                                                                          32
                                                                                                                                                                         43

                                               Werden auf dem Versicherungsmarkt neue Spielregeln                                                               38
                                               vorherrschen, die mit der heutigen Marktordnung nur
                                               bedingt vergleichbar sind                                                                                             41
                                                                                                                                                                              50

                                               Anteil eher realistisch / sehr realistisch in %                       0          10             20         30         40        50         60

                                                   Deutschland          Schweiz           Österreich

3. Die Marktstrukturen                         zu wenig Rückschlüsse darüber zu, in
verändern sich nur verhalten                   ­welcher Art und Weise sich die „Spiel­
                                                regeln“ ändern könnten.
Zwar erwarten die Befragten zuneh-
mende Marktanteile seitens der führen-         Die Chancen für Nischenanbieter
den Wettbewerber und auch Nischen­             ergeben sich vor allem aufgrund einer
anbieter (Abbildung 7), eine wirkliche         zunehmenden Segmentierung des
strukturelle Veränderung im Sinne              Marktes sowie der Abwicklung von
neuer Marktteilnehmer steht aber nicht         „Run-off“-Geschäften durch Spezial­
an. Übernahmen oder Markteintritte             anbieter. Im Zuge der Krise konnte das
beschränken sich nach Ansicht der              Genossenschaftsmodell aufgrund der
­Befragten auf Wettbewerber aus dem            langfristigen Ausrichtung von Geschäft
 EU-Raum oder bleiben aus. Auch be-            und Produkten vor allem bei den Kun-
 steht von Seiten der Investoren kein          den in der Schweiz punkten.3 Uneinig
 Druck auf die Marktstrukturen. In             sind sich die Befragten in der Einschät-
 ­Österreich halten 43 % der Befragten         zung der zukünftigen Marktanteile reiner
  eine stärkere Differenzierung der            Vertriebsorganisationen, von Banken und
  ­Wettbewerber für realistisch oder sehr      alternativen Vertriebsorganisationen.
   ­realistisch. Diesem Szenario stimmen in
    Deutschland und der Schweiz dagegen
                                               3
                                                Vgl. Catellani, B. / Huber, C. / Schmeiser H. (2009).
                                               Die Finanzkrise aus Kundensicht – Implikationen für
    nur rund ein Drittel der Umfrageteil-      den Schweizer Versicherungsmarkt. Studie I.VW-HSG /
    nehmer zu. Trotzdem können sich 38 %       Value Quest, St. Gallen / Zürich.
    der deutschen Teilnehmer, 41 % der
    Schweizer und sogar 50 % der befragten
    Manager in Österreich das Vorherrschen
    „neuer Spielregeln“ im Versicherungs-
    markt in Zukunft vorstellen (Abbil-
    dung 8). Allerdings lassen die Resultate

                                                                                                                                                                                         19
Abbildung 9                                                             Deutschland
Wie schätzen Sie die Attraktivität                                3,5

und Veränderungsdynamik
der Teilmärkte ein?                                                                                          Krankenversicherung

(Auswertung anhand Mittelwert;                                    3,0
gering = 1, sehr gross = 4)                                                                                            Beratung

                                                                                                Kapitalanlagen

                                            Veränderungsdynamik
                                                                                                                          Berufliche Altersvorsorge
                                                                                      Lebensversicherung

                                                                  2,5

                                                                                Kfz / Mfz
                                                                                                                  Übrige Nichtleben

                                                                  2,0

                                                                  1,5
                                                                     1,5               2,0                  2,5                    3,0                3,5

                                                                                                       Attraktivität

4. Dynamik und Attraktivität                   Die Beratung in den Bereichen Versiche-                                  Vor dem Hintergrund deutlicher Markt-
werden der Beratung und dem                    rung und Vorsorge erweist sich nicht                                     sättigung und geringem Produktinno-
Personenversicherungsgeschäft                  zuletzt aufgrund sich verändernden                                       vationspotenzial erscheint das Nicht­
attestiert                                     Kundenverhaltens, aber auch aufgrund                                     lebenversicherungsgeschäft in den
                                               einer Zunahme an Vorschriften als                                        Augen der Befragten in den nächsten
 Regulatorischer Druck, verändertes            überaus dynamisch. Obwohl neue                                           Jahren eher wenig dynamisch und vor
 Kundenverhalten und der sozioökono-           Medien im Versicherungsvertrieb an                                       allem in Deutschland im Vergleich zu
 mische Wandel als wichtigste Verände-         Bedeutung gewinnen, ist unter den                                        den anderen Teilmärkten eher unattrak-
 rungskräfte prägen auch die Einschät-         Kunden ein steigendes Bedürfnis nach                                     tiv. Angesichts des anhaltenden
 zung von Dynamik und Attraktivität            Beratung auszumachen. Dieser vorder-                                     Profitabilitätsdrucks im Kfz-Geschäft
 der Teilmärkte. Einerseits eröffnet die       gründige Widerspruch ist dadurch zu                                      vermuten die Befragten eine höhere
 Alterung der Bevölkerung dem dyna-            erklären, dass eine erste Interaktion mit                                Attraktivität und Dynamik des übrigen
 mischen Krankenversicherungs- und             der Versicherungsgesellschaft immer                                      Nichtlebenversicherungsgeschäfts, das
 Altersvorsorgegeschäft neue Chancen,          häufiger über Internet stattfindet. In                                   zum Beispiel im deutschen Markt in
 sie birgt andererseits aber auch Heraus-      der weiteren Phase der Beziehung ist                                     vielen Produktgruppen stabilere Wachs-
 forderungen und Risiken. Aufgrund             der persönliche Kontakt allerdings nach                                  tumsquoten wie auch Wachstums­
­unterschiedlicher länderspezifischer          wie vor ausschlaggebend für die Wahr-                                    potenzial auf Basis der Bündelung von
 Rahmenbedingungen wird die Attrakti-          nehmung von Betreuungsqualität und                                       Produkten zeigt.
 vität der genannten Teilmärkte in den         nicht zuletzt für das Vertrauen. Auch
 deutschsprachigen Ländern unter-              erhöht die Produktkomplexität das Be-
 schiedlich eingestuft (Abbildungen 9          dürfnis nach Beratung. Wie und ob die
 bis 11). In Deutschland und Österreich        Versicherungsgesellschaften in Anbe-
 wird das Personengeschäft attraktiver         tracht des anhaltenden Kostendrucks
 eingeschätzt als in der Schweiz.              und damit einhergehenden Abbaus der
                                               Agenturnetze die Attraktivität und
                                               Dynamik des Beratungsmarktes nutzen
                                               werden, ist von grosser strategischer
                                               Bedeutung.

20
Abbildung 10                                                     Schweiz
Wie schätzen Sie die Attraktivität                         3,5

und Veränderungsdynamik
der Teilmärkte ein?

                                                           3,0

                                                                                                                     Beratung
                                                                              Krankenversicherung

                                     Veränderungsdynamik
                                                                                                                   Kapitalanlagen
                                                                       Berufliche Altersvorsorge                    Lebensversicherung
                                                           2,5

                                                                                               Kfz / Mfz
                                                                                                                   Übrige Nichtleben

                                                           2,0

                                                           1,5
                                                              1,5                2,0                     2,5                    3,0                    3,5

                                                                                                   Attraktivität

Abbildung 11                                                     Österreich
Wie schätzen Sie die Attraktivität                         3,5

und Veränderungsdynamik
der Teilmärkte ein?
                                                                                                                              Beratung

                                                           3,0
                                                                                                                           Berufliche Altersvorsorge
                                                                                        Kapitalanlagen
                                     Veränderungsdynamik

                                                                                                                     Lebensversicherung

                                                                                                                    Krankenversicherung
                                                           2,5

                                                                                                                     Übrige Nichtleben

                                                                                         Kfz / Mfz

                                                           2,0

                                                           1,5
                                                              1,5                2,0                     2,5                    3,0                    3,5

                                                                                                   Attraktivität

                                                                                                                                                             21
Abbildung 12                                 Im Jahr 2015
Für wie realistisch halten Sie die           Wird sich der Staat weitgehend als Anbieter aus der Vorsorge                                     49
                                             (mit Ausnahme der Existenzsicherung) zurückgezogen haben
folgenden Entwicklungstendenzen?                                                                                         20
                                                                                                                                     42

                                             Werden sich breite Schichten der Bevölkerung keine                                                         63
                                             ausreichende Vorsorge mehr leisten können
                                                                                                                                    39
                                                                                                                                                   55

                                             Wird die berufliche Vorsorge / betriebliche Altersvorsorge         12
                                             an Bedeutung verloren haben
                                                                                                                9
                                                                                                                    13

                                             Anteil eher realistisch / sehr realistisch in %                0             20             40             60   80

                                               Deutschland            Schweiz           Österreich

Abbildung 13                                 Marktanteile der Banken in der Altersvorsorge werden                                         46
                                             zunehmen / stark zunehmen
Wie werden sich die Marktstruk-                                                                                                29
turen in der deutschsprachigen                                                                                                                 52

Assekuranz voraussichtlich bis ins           Anteil der Befragten in %                                      0             20             40             60   80
Jahr 2015 verändern?
                                               Deutschland            Schweiz          Österreich

5. Der Altersvorsorgemarkt ist               in Österreich und 39 % in der Schweiz.
Chance und Herausforderung                   Die Rolle der beruflichen respektive
zugleich                                     betrieblichen Altersvorsorge bleibt
                                             bestehen.
 Deutlich weniger Befragte im Vergleich
 zum Jahr 2005 erwarten, dass sich           Die Chancen des wachsenden Vorsor-
 der Staat als Anbieter aus der Vorsorge     gemarktes konnten die Versicherungs-
 2015 zurückgezogen haben wird. Die-         unternehmen aber nur bedingt nutzen,
 ses Szenario wird aber immer noch von       während sich die Banken trotz Krise in
 49 % der Befragten in Deutschland und       diesem Segment behaupten konnten.
 42 % in Österreich als realistisch oder     Gemäss 46 % der Umfrageteilnehmer
 sehr realistisch erachtet (Abbildung 12).   in Deutschland und 52 % in Österreich
 In der Schweiz scheint der Staat als        werden die Marktanteile der Banken in
 Versicherungsunternehmen das Ver-           der Altersvorsorge bis ins Jahr 2015
 trauen noch eher zu geniessen (Ein-         sogar noch zunehmen (Abbildung 13).
 schätzung realistisch oder sehr realis-     Diese Ansicht wird in der Schweiz nur
 tisch durch nur 20 % der Befragten). In     von 29 % geteilt. In der Tendenz bestäti-
allen betrachteten Ländern nimmt die         gen die Kunden diese Sicht. In Deutsch-
­Bedeutung der privaten, kapitalfinan-       land können sich 46 %, in der Schweiz
 zierten Vorsorge gegenüber der umla­        45 % und in Österreich 60 % der be-
 gefinanzierten Vorsorge zu. Allerdings      fragten Kunden vorstellen, ihre Lebens-
 ist zu befürchten, dass aufgrund des        versicherung oder Altersvorsorge­
 Rückgangs der umlagefinanzierten            lösung bei einer Bank abzuschliessen.
 Rentenansprüche breite Schichten der        Die Resultate der Kundenumfrage zei-
 Bevölkerung sich keine ausreichende         gen darüber hinaus, dass die Offenheit
 Vorsorge mehr leisten werden können.        gegenüber Banken als Vertriebskanal
 Diese Ansicht teilen 63 % der Bran-         bei der jüngeren Generation zunimmt.
chenvertreter in Deutschland, 55 %

22
Sie können auch lesen