News aus dem Cluster NMWP.NRW und dem Verein NMWP E.V.
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Heft 01.2021 Magazin für Nanotechnologie, Mikrosystemtechnik, Neue Werkstoffe, Photonik und Quantentechnologien NRW Start-up Business Accelerator by NMWP Innovative Start-ups aus Nordrhein-Westfalen mit hardwarebasierten Geschäftsmodellen. News aus dem Cluster NMWP.NRW und dem Verein NMWP E.V. Die 9. NRW Nano-Konferenz – NMWP im Gespräch spannende Zukunftsthemen mit Dr. Johannes Velling, Gruppenleiter aus NRW mit internationaler „Gründungen, digitale Impulse, Finanzie- Reichweite. rung“ im NRW Wirtschaftsministerium. Seite 36 Seite 6
Wir ermöglichen Innovation. Überall. Technologien sind in einem hochindustrialisierten Land Da alle vier Schlüsseltechnologien auch Querschnitts- wie Deutschland nicht nur Grundlage für Wohlstand, technologien sind, unterstützt und vernetzt der Cluster sie verändern die Gesellschaft. Sie bringen in wichtigen NMWP.NRW Akteure entlang der kompletten Wert- Bereichen unseres Lebens Innovationen hervor, aus schöpfungskette aus sämtlichen Leitmärkten. Die denen sich neue Lösungsansätze für die großen Heraus- Vernetzung entsteht zum Beispiel über die gemeinsame forderungen unserer Zeit, wie zum Beispiel den Klima- Teilnahme an Messen und die Durchführung verschie- schutz und die Energieversorgung, ergeben. dener Veranstaltungen. Der Landescluster NanoMikroWerkstoffePhotonik. Ergänzt wird der Cluster in seiner Arbeit vom Verein NRW (NMWP.NRW) steht für die Leitmarkt- und Cluster- NanoMikroWerkstoffePhotonik (NMWP e.V.). Im April strategie am Wirtschafts- und Innovationsstandort 2012 gegründet, unterstützt er seitdem seine Mitglieder Nordrhein-Westfalen. Er ist ein anerkannter Partner der aktiv in der Entwicklung neuer Ideen, Projekte und Partner- Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichen Hand für schaften in den Bereichen Nanotechnologie, Mikro- innovationsfördernde Dienstleistungen im Bereich der systemtechnik, Neue Werkstoffe und Materialien und Schlüsseltechnologien, primär Nanotechnologie, Photonik. Zu den Mitgliedern zählen Universitäten, Neue Werkstoffe, Mikrosystemtechnik und Photonik. Großunternehmen sowie auch Vertreter von KMU. NRW ist im Hinblick auf diese vier Schlüsseltechnologien NMWP.NRW und NMWP e.V. agieren als Innovations- sehr stark aufgestellt. Sein bundesweiter Spitzenplatz treiber und leisten einen elementaren Beitrag zur Wett- stützt sich unter anderem auf eine sehr hohe Dichte an bewerbsfähigkeit der Unternehmen und Forschungs- Unternehmen und Instituten, einen erfolgreichen einrichtungen aus NRW im internationalen Umfeld und Mix aus Mittelstand, Großunternehmen und Forschung präsentieren Nordrhein-Westfalen als attraktiven, und – eine hohe Innovationsgeschwindigkeit, die durch nachhaltigen und effizienten Wirtschaftsstandort. eine gute Vernetzung begünstigt wird. Impressum Herausgeber Redaktion Cluster NMWP.NRW Dr.-Ing. Harald Cremer Alle Ausgaben des NMWP-Magzins können c/o NMWP Management GmbH Hendrik Köster (v.i.S.d.P.) auch als PDF-Datei auf der Internetseite Merowingerplatz 1 www.nmwp.nrw.de gelesen und herunter- 40225 Düsseldorf geladen werden. Umsetzung Telefon: 0211 385459-0 Namentlich gekennzeichnete Beiträge Telefax: 0211 385459-19 geben nicht unbedingt die Meinung des Internet: www.nmwp.nrw.de Unentgeltliches Abonnement des Magazins Herausgebers wieder. Der Nach- bzw. teil- www.portal.nmwp.de oder Informationen zu Adressänderungen: weise Abdruck ist nur mit Erlaubnis des www.verein.nmwp.de hendrik.koester@nmwp.de Herausgebers gestattet.
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Nordrhein-Westfalen leistet als wichtigste Material- und High-Tech-Region Deutschlands einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Europäischen Union in sämtlichen wichtigen Märkten. Dies gelingt jedoch nur, wenn Wirtschaft und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich und Hand in Hand neue, innovative Technologien, Produkte und Services entwickeln, die nicht nur unsere Zukunft sichern und verbessern, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Begegnung der großen globalen Heraus- forderungen, wie zum Beispiel dem Klimawandel oder auch dem gesell- schaftlichen Wandel leisten. Dafür braucht es aber langen Atem, da High-Tech- Innovationen oft mit hohem Risiko, hohem Aufwand und hohem Kapitaleinsatz verbunden sind. Wenn ich etwas absolut Neues entwickle, besteht dafür oftmals der Markt noch nicht – weil es noch nichts Vergleich- bares gibt. Dementsprechend sind es oft die Start-ups, die den Grundstein für solche Innovationen legen wo deren Gründerinnen und Gründer mit Idealismus und Kreativität dafür brennen, ihre Idee zum Erfolg zu führen. Für sie steht die (Weiter-)entwicklung der Innovation im absoluten Mittelpunkt. Der Landescluster NanoMikroWerkstoffePhotonik.NRW hat den wertvollen Beitrag, den Gründerinnen und Gründer für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum der nordrhein-westfälischen Wirtschaft bieten, früh erkannt und sich von Anfang an speziell für Start-ups im Bereich High-Tech eingesetzt. Im Mittelpunkt stehen hierbei nicht primär die finanzielle Unterstützung oder das Bereitstellen von technischer Infrastruktur, denn dies erfahren Jungunter- nehmerinnen und Jungunternehmer durch spezielle Förderprogramme wie z.B. Exist, Gründerstipendien oder START-UP TRANSFER.NRW, beziehungsweise den Zugang zu technischer Infrastruktur durch Universitäten. Was diesen kreativen Köpfen jedoch oft fehlt, ist der Zugang zu den Märkten und Erfahrung im Aufbau von marktfähigen Produktions-prozessen. Offener Austausch mit Mentoren, gestandenen Unternehmerinnen und Unternehmern im High-Tech Bereich, der Zugang zu Pilotkunden und der Kontakt zu möglichen Investoren eröffnen gänzlich neue Perspektiven – und eine neue Welt, in der man sich erstmal zurechtfinden muss. Diese ersten Schritte in die Wirtschaft sind oftmals die wichtigsten – sie sind maßgeblich verantwortlich für Erfolg oder Misserfolg des jungen Unternehmens. Aus genau diesem Grund hat sich der Cluster NMWP.NRW auf die Unterstützung in dieser Phase der Gründungen spezialisiert. Auch wenn das Thema für uns also nichts Neues ist, war es die PilotAction des Interreg Europe-Projekts „STEPHANIE“, die mit dem Accelerator „HIGH-TECH.NRW“ diese Aktivitäten auf ein neues Level gehoben hat – mit vollem Erfolg. Das Feedback von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ebenso wie das der involvierten Start-ups war äusserst positiv, sodass wir uns entschlossen haben, Ihnen mit dem aktuellen NMWP-Magazin einen Einblick in den Accelerator zu geben – und Ihnen vor allem die hoch-innovativen, jungen Unternehmen vorzustellen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre – lassen Sie sich inspirieren und bleiben Sie hungrig nach Innovation und Zukunft! Dr.-Ing. Harald Cremer, Clustermanager NMWP.NRW Heft 01.2021 3
NMWP-Magazin | Heft 01.2021 10 Highlight-Thema: Erfolgreich gründen und wachsen in NRW 6 NMWP.NRW im Gespräch mit Dr. Johannes Velling 14 Supraleiter sind der Schlüssel zu Raumfahrt- Hochleistungsmissionen 18 Neuartige Messtechnik zur Regelung von Plasmaprozessen 22 Wertvolles Licht 28 FreeD Printing – multidirektionaler 3D-Druck 32 AeroSpace.NRW – das NRW-Netzwerk der Luft- und Raumfahrtindustrie ist gestartet! 36 Die 9. NRW Nano-Konferenz – spannende Zukunftsthemen aus NRW mit internationaler Reichweite.
Inhalt NMWP im Gespräch NRW hat ein unglaubliches Potential für erfolgreiche Insekten auf die Couch – Aber digital! 26 hardwarebasierte Start-ups NMWP.NRW im Gespräch mit Dr. Johannes Velling, FreeD Printing – multidirektionaler 3D-Druck 28 Gruppenleiter „Gründungen, digitale Impulse, Finanzie- rung“ im NRW Wirtschaftsministerium über High-Tech- LIDROTEC setzt neue Maßstäbe bei Gründungen in NRW, deren Unterstützung und das der Präzisions-Laserbearbeitung 30 wirtschaftliche Potential der jungen, kreativen Köpfe. 6 Highlight-Thema Neues aus Cluster, Verein und Branche Erfolgreich gründen und wachsen in NRW AeroSpace.NRW – das NRW-Netzwerk der Luft- NRW ist eine der stärksten Wirtschafts- und Wissen- und Raumfahrtindustrie ist gestartet! schaftsregionen Europas und nimmt in Deutschland Erster Start-up Business Accelerator in NRW für eine Führungsposition im Bereich der Schlüsseltech- hardwarebasierte High-Tech Themen. 32 nologien ein. 10 HIGH-TECH.NRW unterstützt hardware-orientierte Start-ups im Bereich der Schlüsseltechnologien in erfolgreichem erstem Programm HIGH-TECH.NRW HIGH-TECH.NRW unterstützt hardware-orientierte Start-ups im Bereich der Schlüsseltechnologien in Supraleiter sind der Schlüssel zu erfolgreichem erstem Programm 34 Raumfahrt-Hochleistungsmissionen 14 Die 9. NRW Nano-Konferenz – spannende Zukunfts- Nanopartikel verfügbar mit themen aus NRW mit internationaler Reichweite. Lichtgeschwindigkeit 16 Internationale Top-Speaker, hochinnovative Unternehmen und Institute sowie interessante Poster wissenschaftli- Neuartige Messtechnik zur Regelung cher Arbeiten – nur einen Mausklick entfernt! 36 von Plasmaprozessen 18 NMWP e.V. Kabelloses Laden mit Neue Vereinsmitglieder stellen sich vor. 40 smarter Batterieüberwachung 20 Zu guter Letzt42 Wertvolles Licht 22 Termine 43 Strahlformung für die Lasermaterialbearbeitung 24
NMWP im Gespräch NRWs unglaubliches Potential für erfolgreiche hardwarebasierte Start-ups Der Cluster NMWP.NRW im Gespräch mit Dr. Johannes Velling, Gruppenleiter „Gründungen, digitale Impulse, Finanzierung“ im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen über hardwarebasierte High-Tech- Gründungen in Nordrhein-Westfalen, deren Unterstützung und das wirtschaftliche Potential der jungen, kreativen Köpfe. Herr Dr. Velling, Sie befassen sich schon lange mit dem Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen Thema Gründungen. Wie schätzen Sie die Bedeutung für hardwarebasierte High-Tech Start-ups im Bereich der High-Tech bzw. hardwarebasierten Start-ups in der Schlüsseltechnologien? Nordrhein-Westfalen ein? Hardwarebasierte High-Tech Start-ups haben in der Mit seinen insgesamt 70 Hochschulen, von denen sehr Regel einen großen Kapitalbedarf, es sind Anschaffungen viele technisch ausgerichtet sind, plus den hier zu tätigen, es sind Ausstattungen/Ausrüstungen not- angesiedelten Forschungseinrichtungen, hat NRW ein wendig, et cetera. Im Unterschied zu einem Software unglaubliches Potential für hardwarebasierte Start- Start-up, wo praktisch nur ein Computer benötigt wird, ups. Die erfolgreich durchgeführten Exzellenzwettbe- habe ich im Hardwarebereich immer die Notwendigkeit, werbe, zwei Exzellenzuniversitäten und 14 Exzellenz- dass ich teure Maschinen und größere Ausrüstungsgegen- cluster zeugen für die hohe Forschungsstärke in NRW. stände anschaffen muss. Damit ist die Kapitalintensität Dank dieser hervorragenden Infrastruktur hätten wir die das eine Thema, das zweite Thema ist die Forschungs- Möglichkeit, noch mehr hardwarebasierte Start-ups zu intensität. Es braucht in der Regel lange Forschungs- mobilisieren als wir es derzeit tun. Insofern gibt es hier vorläufe, d.h. ich benötige einen längeren Atem. Es dau- beste Voraussetzungen in diesem Bereich, erfolgreiche ert länger bis ich ein Produkt soweit entwickelt habe, Geschäftsideen zu entwickeln. Wir haben es gewisser- dass ich auch den Markttest vornehmen kann. Vom maßen mit einem rohen Diamanten zu tun, der geschlif- proof-of-concept zum proof-of-technology bis hin zum fen werden will, damit wir noch mehr dieser Start-ups proof-of-market sind es einfach längere Zeiten, die auch auf den Weg bekommen. überbrückt werden müssen. Zum Teil geschieht das mit 6NMWP-Magazin
NMWP im Gespräch Kapital aus öffentlicher Forschungsförderung von Bund alles Themen, die ich als Forscher nicht gelernt habe. und Land aber natürlich auch mit dem Kapital finanz- Diese unternehmerischen Fähigkeiten muss ich mir ent- kräftiger Investoren. Das sind alles Faktoren, welche ein weder aneignen oder mir die entsprechenden Manage- hardwarebasiertes Start-up einen sehr viel schwierige- ment-Kapazitäten ins Team holen, damit eine Gründung ren Prozess an mancher Stelle durchschreiten lassen als auch wirklich erfolgreich sein kann und ich die PS auch andere. auf die Straße bringen kann. Was ich auch oft sehe ist, dass das Feedback aus dem Markt manchmal noch in- Viele Start-ups starten mit großen Rosinen im Kopf und tensiver sein könnte. Viele hardwarebasierte Start-ups verlieren im Laufe ihrer Skalierung deutlich an Fahrt oder finden zu spät zum Markt, sprechen zu spät mit der scheitern sogar. Gibt es in diesem Zusammenhang Industrie, sind häufig zu technologie- und forschungs- typische „Kardinalfehler“, die ein Hemmnis für eine verliebt. Es ist aus meiner Sicht eine große Herausforde- erfolgreiche Gründung darstellen? rung, sich früh für Anregungen aus dem Markt heraus zu öffnen und nicht am Markt vorbei ein Produkt entwickeln. »Im Endeffekt kommt es darauf an, dass hardwarebasierte High- Tech Start-ups einerseits frühzeitig mit ihren Kunden in Kontakt kommen und andererseits auch mit Mentoren aus der Industrie in Kontakt kommen, mit Leuten die einfach den Markt repräsentieren.« Dr. Johannes Velling, Gruppenleiter „Gründungen, digitale Impulse, Finanzierung“, Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen In der Tat ist es oft so, dass gerade im Bereich hardware- Nicht zuletzt durch die Etablierung zahlreicher DigiHubs basierter Start-ups der Gründer von seiner technologi- haben Gründer im Bereich der digitalen Geschäftsmodelle schen Erfindung so überzeugt ist, dass er meint, das in den letzten Jahren viel Unterstützung erfahren. Was muss einfach jeder kaufen, das muss einfach jeder ha- wären aus Ihrer Sicht die geeigneten Instrumente, um ben wollen. Die Sicht des Kunden ist dann oftmals doch hardwarebasierte High-Tech Gründungen nachhaltig noch eine andere. Um erfolgreich zu sein, muss ich stan- zu unterstützen? dardisieren, ich muss auch wirklich auf die Kundenbe- dürfnisse eingehen, ich muss eine gewisse Handhab- Im Endeffekt kommt es darauf an, dass hardwarebasierte barkeit und Kundenfreundlichkeit herstellen. Das sind High-Tech Start-ups frühzeitig mit ihren Kunden einerseits Heft 01.2021 7
und andererseits auch mit Mentoren aus der Industrie gewinnen zu können. Es wurde mir auch mehrfach von in Kontakt kommen, mit Leuten die einfach den Markt Gründern bestätigt, wie wertvoll der Beitrag der Mentoren repräsentieren. Die DigiHubs haben ja auch den Anspruch, und auch der beteiligten Industriepartner im Programm dass sie Start-ups mit Mittelständlern in Kontakt bringen, gewesen ist. Also insofern wurde hier mit begrenzten dass man kooperiert, aber auch Geschäfte miteinander Mitteln extrem viel erreicht. Das Kosten-Nutzen-Ver- macht, von anderen lernt und die verschiedenen Sicht- hältnis von HIGH-TECH.NRW ist sehr beeindruckend weisen kennenlernt. Das ist im Hardwarebereich min- gewesen aus meiner Sicht. destens genauso wichtig. Dazu braucht man durchaus vergleichbare Hub-Strukturen, die dann aber noch Welche Rolle könnten Cluster und Netzwerke wie zum intensiver die spezifischen Bedürfnisse wie die Kapital- Beispiel der Cluster NanoMikroWerkstoffePhotonik.NRW intensität, aber auch die langen Innovationszyklen und bei der Unterstützung von hardwarebasierten Start-ups Entwicklungszeiten im Bereich der hardwarebasierten leisten? Start-ups adressieren. »Ganz ohne Zweifel ist es HIGH-TECH.NRW tatsächlich gelungen – und da war ich auch sehr beeindruckt – viele tolle Mentoren und Industriepartner in das Programm zu bekommen. […] Es wurde mir auch mehrfach von Gründern bestätigt, wie wertvoll der Beitrag der Mentoren und auch der beteiligten Industriepartner im Programm gewesen ist.« Dr. Johannes Velling, Gruppenleiter „Gründungen, digitale Impulse, Finanzierung“, Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Herr Dr. Velling, Sie haben von Beginn an die Entste- Ich denke, dass Cluster und Netzwerke sicherlich ihre hung von HIGH-TECH.NRW begleitet. Wo sehen Sie die Stärke darin haben, die Szene zu kennen, viele Akteure Mehrwerte dieses Accelerators? persönlich zu kennen und gut vernetzt zu sein, um passende Ansprechpartner bereitstellen zu können, Ganz ohne Zweifel ist es HIGH-TECH.NRW tatsächlich wenn es darauf ankommt. Ich glaube gerade diese gelungen – und da war ich auch sehr beeindruckt – tolle Stärke, Akteure zusammenzubringen, Veranstaltungen Mentoren und Industriepartner in das Programm zu in- durchzuführen, aber eben auch nachhaltig zu vernetzen, volvieren. Das ist ja kein Selbstläufer. Die Mentoren ha- ist ein wertvoller Beitrag. Damit können Partner – seien es ben sich ja aus freien Stücken ehrenamtlich engagiert. Start-ups oder Vertreter aus der Industrie – zusammen- Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn hier ein bisschen finden, Mentorenschaften etabliert werden, aber auch Zweifel hatte, ob es überhaupt gelingt, im nennenswerten einfach nur ein unkomplizierter Austausch stattfinden. Umfang Mentoren, die einen echten Mehrwert liefern, Ich glaube dafür sind Cluster sehr wertvoll. 8NMWP-Magazin
Aktives Netzwerk für eine sichere Zukunft im internationalen Wettbewerb durch Bündelung der Interessen der Luft- und Raumfahrtindustrie in Nordrhein-Westfalen Verlässlicher Partner für eine langfristige und nachhaltige Ausrichtung durch individuelle und passgenaue Stärkung von Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit 360° Wegbereiter für zukunftsweisende Industrieprojekte durch strategische Unterstützung und Vermittlung von Kooperationspartnern Zentraler Botschafter für die exzellente nordrhein-westfälische Luft- und Raumfahrt-Expertise in Wirtschaft und Wissenschaft Sprachrohr der Branche für zuverlässige Informationen rund um Luft- und Raumfahrttechnolgie am Standort Nordrhein-Westfalen www.aerospace.nrw
Highlight-Thema NRW Start-up Business Accelerator by NMWP Erfolgreich gründen und wachsen in NRW 10NMWP-Magazin
Highlight-Thema Nordrhein-Westfalen ist eine der stärksten Wirtschafts- und Wissen- schaftsregionen Europas und nimmt in Deutschland eine Führungs- position im Bereich der Forschung, Entwicklung, Fertigung und Nutzung von Schlüsseltechnologien ein. Die starke Industriepräsenz mit zahlreichen Großkonzernen, kleinen und mittelständischen Unternehmen, darunter zahlreiche Hidden Champions sowie die einzigartige Forschungs- und Hochschullandschaft, die im bundes- weiten Vergleich ihresgleichen sucht, bieten ein gewaltiges Potential für die Entstehung und Entwicklung von innovativen Start-ups. Schlüsseltechnologien wie die Mikro- und Nanotechno- Digital-Bereich, sind nur teilweise oder gar nicht auf die logie, die Photonik, die Werkstofftechnologien und die besonderen Bedarfe der Higg-Tech-Sart-ups ausge- Quantentechnologien sind wichtige Innovationstreiber richtet. Neben der hohen Komplexität der zu Grunde und bilden die Grundlage für neue zukunftsfähige Produkte, liegenden Technologien und deren Anwendungsfelder, Verfahren und Dienstleistungen in nahezu allen industri- welche ein tiefgehendes technisches Verständnis und ellen Anwendungsbereichen. Ohne diese Technologien Marktwissen erfordern, sind es vor allem der hohe Kapi- wären signifikante Fortschritte, insbesondere im Kontext talbedarf, die langen Entwicklungszeiten und das hohe der Bewältigung der globalen Herausforderungen, unternehmerische Risiko, die es als Hürden zu überwin- kaum vorstellbar. Schlüsseltechnologien tragen daher den gilt. Ein Vergleich: Eine Café Lounge zu eröffnen ist entscheidend zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sehr genau planbar und sobald das Ladenlokal besteht, der NRW-Wirtschaft auf internationaler Ebene bei. kann Geld eingenommen werden. Selbst ein drohender Misserfolg ist schnell erkennbar. Wissenschaftliche Er- In den Medien wird aktuell viel über die neue Gründer- kenntnisse dagegen, zum Beispiel aus einer Doktorar- zeit in Deutschland berichtet, und auch einige neue Unter- beit, in ein innovatives, marktgängiges Produkt zu über- haltungsformate auf verschiedenen Fernsehsendern führen, kann mitunter viele Jahre dauern, in denen auch zeigen, dass der Gedanke, mit einer kreativen und inno- der Erfolg schwer abschätzbar ist. vativen Idee ein Unternehmen zu gründen, in der Gesell- schaft angekommen ist. Auch sind Schlagzeilen über Auch im Vergleich zu digitalen Start-ups ist die Gündung erfolgversprechende neue Geschäftsideen und hohe eines hardwarebasierte Start-ups mit einem höheren Investments in junge Start-ups an der Tagesordnung. Aufwand verbunden. Um eine App zu programmieren, Grundsätzlich ist dieser Trend absolut begrüßenswert. benötigt der Programmierer ein kleines Büro, einen Doch ist er auch repräsentativ für High-Tech Start-ups Laptop und gegebenenfalls noch eine Kaffeemaschine. im Bereich der Schlüsseltechnologien, die Impulse Dahingegen beläuft sich die Investition in benötigte Geräte für den Produktions- und Innovationsstandort NRW für den Bau eines Prototypen oder die Serienfertigung liefern? im Bereich der Schlüsseltechnologien schnell auf einen siebenstelligen Betrag. Darüber hinaus bieten Cowor- High-Tech-Gründer haben High-Tech-Anforderungen king Spaces, die gerne zu Beginn von digitalen Start- Fakt ist, dass die speziellen Herausforderungen im ups verwendet werden, standardmäßig auch keine Labo- High-Tech-Bereich oftmals ein Hemmnis für Gründer re oder Reinräume an. Die speziellen Anforderungen an darstellen. Die Zahl der innovativen technologiebasier- Labor- und Arbeitsräume im High-Tech-Bereich liegen ten Gründungsvorhaben, also auch der Gründungen in also weit über dem, was als „normal“erachtet wird. den Schlüsseltechnologien, ist in NRW als einem kom- pakten wie exzellenten Areal entsprechend hoch. Der HIGH-TECH.NRW Business Accelerator hilft, diese Hindernisse zu überwinden Gerade Gründer und Start-ups aus den High-Tech-Be- Von Anbeginn seiner Tätigkeit an hat der Cluster reichen und den Schlüsseltechnologien stehen vor be- NMWP.NRW aktiv Gründungsvorhaben aus dem Be- sonderen Herausforderungen. Die zahlreichen beste- reich der Schlüsseltechnologien unterstützt. Dazu wurde henden Strukturen und Angebote, zum Beispiel für den die Vernetzung der Gründer mit Industriepartnern und Heft 01.2021 11
Highlight-Thema »Der Business Accelerator HIGH-TECH.NRW hat sich auf die Un- terstützung technologieorientierter Start-ups spezialisiert und schließt damit eine wichtige Lücke in der Akzeleratorenlandschaft in Nordrhein-Westfalen. Er zeichnet sich durch eine intensive Zu- sammenarbeit mit den führenden Gründerhochschulen in NRW aus – allen voran den Excellence Start-up Centern. Ich bin beein- druckt, welche tollen Teams sich auf dem Demo Day präsentiert haben. Dies unterstreicht die Stärke des Start-up-Ökosystems in Nordrhein-Westfalen.« Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Investoren nachhaltig vorangetrieben und zahlreiche und Vernetzung, wozu insbesondere strategische passgenaue Matchings und Kontakte herstellt. Nach- Partner wie EVONIK, KIRCHHOFF Automotive, die RAG haltige Supportmaßnahmen für Gründer bedeuten Stiftung und ein gutes Dutzend weiterer Unternehmen nicht nur kurzfristige Förderung oder Beteiligungen zu zur hohen Qualität des Programms beitragen. generieren, sondern auch die Möglichkeit bereits früh- zeitig Kunden sowie Kooperations- und Entwicklungs- HIGH-TECH.NRW wurde letztes Jahr erstmalig veran- partner von den angebotenen bzw. geplanten Leistungen staltet und im Rahmen des Interreg Europe Projekts und Produkten zu überzeugen. Dieses frühe Feedback NMP-REG (http://www.interregeurope.eu/NMP-REG) vom Markt und aus der Branche ist für den langfristigen pilotiert. Mit der virtuellen Abschlussveranstaltung, dem Erfolg eines Start-ups nicht zu unterschätzen. Gerade Demo Day, endete am 13. November das erste Pro- hierbei kann der Cluster NMWP aufgrund seiner Netz- gramm von HIGH-TECH.NRW. Neben der Präsentation werkstrukturen, fachlichen Expertise, Technologie- und der 12 teilnehmenden Start-ups airCode, AutoProNano, Branchenfokussierung sowie der daraus resultierenden FreeD Printing, gapcharge, House of Plasma, Lidrotec, Schnittstellenkompetenz den Gründungsprozess stark Midel Photonics, Neutron Star Systems, Pixel Photonics, unterstützen und beschleunigen. qubeto, GEP Engineering und VICUT vor einem Fach- publikum aus Wirtschaft und Wissenschaft wurden in Basierend auf seinen Erfahrungen hat der Cluster einer Diskussionsrunde die Herausforderungen für NMWP.NRW die Notwendigkeit erkannt, ein eigenes Gründerinnen und Gründer im High-Tech-Bereich mit Business Accelerator-Programm zu initiieren. Gemeinsam Dr. Johannes Velling (Leiter der Gruppe „Gründungen, mit starken Partnern aus Politik, Wirtschaft und den digitale Impulse, Finanzierung“ des Wirtschafts- und Di- Universitäten Ruhr-Universität Bochum, Technische gitalministeriums), NMWP.NRW Clustermanager Dr.-Ing. Universität Dortmund, Universität Duisburg-Essen, Harald Cremer und den drei Gründern Dr. David Dung Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Universität (Midel Photonics), Christoph Seidenstücker (Pixel Pho- zu Köln und RWTH Aachen hat der Landescluster daher tonics UG) und Professor Dr. Niels Benson (airCode den Business Accelerator HIGH-TECH.NRW ins Leben UG) diskutiert. Schwerpunkt lag hierbei auf der Einbindung gerufen. Dieser ist inhaltlich wie strategisch auf die von Gründern in Gründerökosysteme, der Bedeutung speziellen Bedarfe von Gründungswilligen, Start-ups von strategischem Intellectual Property-Management und Jungunternehmern aus den Bereichen der sowie dem Zugang zu Beteiligungskapital. Schlüsseltechnologien – insbesondere auf die mit hard- wareorientierten Geschäftskonzepten – abgestimmt. Auf der anschließenden Preisverleihung wurden die drei HIGH-TECH.NRW bietet einerseits den Gründern und Gewinner prämiert. Der erste Platz ging an das Gründer- Jungunternehmern exklusive Zugänge zu relevanten team von LIDROTEC aus Bochum für die Entwicklung Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Finanz- einer Laseranlage für das hochpräzise Schneiden von sektor, Förder- und Transfereinrichtungen, denselben High-Tech-Werkstoffen, wie z.B. Handydisplays und Mikro- aber auch andersherum den Zugang zu Gründern. chips. Die Laseranlage kombiniert die Ultrakurzpuls- Laserbearbeitung mit dem kontrollierten Einsatz von Der programmatische Schwerunkt liegt auf Mentoring Flüssigkeiten, wodurch sie schneller und präziser als 12NMWP-Magazin
Highlight-Thema herkömmliche Techniken schneidet. Den zweiten Platz belegte FreeD Printing, ebenfalls aus Bochum. Das Unternehmen revolutioniert die Umsetzung additiver Fertigungsverfahren mit einem roboterbasierten multidirektionalen Modellierungsprozess, welcher Bauteile aus mehreren Richtungen mit frei geformten Schichten aufbaut – Stützkonstruktionen werden damit überflüssig. Platz Drei ging an Midel Photonics aus Bonn, für die Ent- wicklung hochqualitativer laserstrahlformender Elemente, die durch eine einzigartige Technologie besonders preiswert und stets auf die Anwendung abgestimmt sind. Damit lassen sich wertvolle Ressourcen bei Ferti- gungsprozessen in Schlüsselbereichen wie Automotive, Displays, Halbleiter und Clean Energy einsparen. Bereits in der ersten Durchführung des Programms erhielt HIGH-TECH.NRW ein durch die Bank positives Feedback von Seiten der Start-ups, der Mentoren, der Industriepartner und der High-Tech-Community des Clusters NMWP.NRW. Nicht zuletzt Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart zeigte sich beeindruckt von HIGH- TECH.NRW: „Der Business Accelerator HIGH-TECH. NRW hat sich auf die Unterstützung technologieorien- tierter Start-ups spezialisiert und schließt damit eine wichtige Lücke in der Akzeleratorenlandschaft in Nord- rhein-Westfalen. Er zeichnet sich durch eine intensive Zusammenarbeit mit den führenden Gründerhoch- schulen in Nordrhein-Westfalen aus – allen voran den Excellence Start-up Centern. Ich bin beeindruckt, wel- che tollen Teams sich auf dem Demo Day präsentiert haben. Dies unterstreicht die Stärke des Start-up-Öko- systems in Nordrhein-Westfalen.“ Heft 01.2021 13
HIGH-TECH.NRW ©Universität Stuttgart – IRS Supraleiter sind der Schlüssel zu Raumfahrt- Hochleistungsmissionen Neutron Star Systems (NSS) setzt den Startschuss für die Supraleitertechnologie in der Raumfahrtbranche. In Partnerschaft mit dem Institut für Raumfahrtsysteme peraturen (
HIGH-TECH.NRW Abbildung links: Triebwerksfahne des SX3 Steady-State AF-MPD- Triebwerksprototypen am Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart. © Georg Herdrich and Adam Boxberger, Institut für Raum- fahrtsysteme, Universität Stuttgart Abbildung rechts: Weltraumanwendungen von Supraleitern. © Denis J. Connolly, Robert R. Romanofsky, Paul Aron and Mark Stan, OPPORTU- NITIES FOR SUPERCONDUCTIVITY IN FUTURE SPACE EXPLORATION PROGRAMS: (A HYDROGEN ECONOMY FOR THE 21ST CENTURY) NASA, Lewis Research Center Cleveland, Ohio 44135) internationaler Forschung haben letztere Systeme nur wenige Flugmissionen erlebt, da sie noch zu schwer, stromfressend und kurzlebig sind. SUPREME (SUPerconductor-based Readiness Enhan- die Einführung von Hochleistungs-Weltraummissionen ced Magnetoplasmadynamic Electric- Propulsion) wird mit sich bringen. HTSL sind mittlerweile eine bewährte derzeit von NSS und dem IRS Stuttgart entwickelt. Ba- Technologie mit industriellem Reifegrad, die dazu be- sis ist das SX3-Triebwerk, ein AF-MPD-Prototyp der reit ist, in Raumfahrtanwendungen eingesetzt zu wer- 100kW-Klasse, der am IRS betrieben wird. Das Trieb- den, was wiederum durch eine starke Erfolgsbilanz bei werk hat über 150 Betriebsstunden und Schubwir- terrestrischen Anwendungen unterstützt wird. Jetzt ist kungsgrade von 62% erreicht - vergleichbar mit derzeit es an der Zeit, dass die Raumfahrtindustrie die Techno- fliegenden EP-Systemen; dazu ist er ähnlich funktiona- logie anerkennt und ihre positiven Eigenschaften ent- bel wie Hohlkathoden und optimierte Treibstoffein- sprechend nutzt, um die nächste Generation von Hoch- spritzmechanismen im Hochspannungsbetrieb. leistungs-Raumfahrtmissionen zu ermöglichen. Atmosphärische Eintritts-Abschirmung Um den beim atmosphärischen Eintritt auftretenden Ansprechpartner: hohen Wärmestrom zu begegnen, werden Wärme- schutzsysteme eingesetzt. Diese sind teuer und auf- Manuel Adolfo wendig herzustellen, anfällig für Beschädigungen wäh- La Rosa Betancourt rend des Starts und bieten keine Lösung für den Neutron Star Systems Funkausfall während des Eintritts. Hier kommen wieder UG HTSL ins Spiel. Durch die Erzeugung starker elektromagnetischer Fel- der werden die Wärmeflüsse auf die Außenhaut erheb- lich reduziert und es entsteht ein "magnetisches Fens- ter", durch das die Funkverbindung ungestört bleibt. Erforderlich sind mehrere Tesla an magnetischer Feld- stärke. Kürzlich hat die EU die Finanzierung des Können Sie den QR-Code nicht lesen? MEESST-Konsortiums (Magnetohydrodynamic Enhan- Treten Sie mit mir unter www.portal.nmwp.de in Kontakt. ced Entry System for Space Transportation) bewilligt, woran NSS und das IRS arbeiten. Das Projekt wird eine HTSL-Magnetspule für den Einsatz in Eintritts-Abschir- mungsanwendungen entwerfen, bauen und testen. Neutron Star Systems UG Fortgeschrittene Missionskonzepte Technologie Frachttransfers von mehreren Dutzend Tonnen Ladung • Plasma - Elektroantrieb zwischen der Erde und dem Mond/Mars werden einen • Hochtemperatur Supraleiter wichtigen Teil der Weltrauminfrastruktur bilden und • AF-MPD Hochleistungs-EPs sind die einzige wirtschaftliche und technisch umsetzbare Lösung für deren Durchführung. Innovation / USP Sehen wir uns beispielsweise den Einsatz von HTSL in • GünstigereTreibstoffe(Argon,Wasserstoff,Ammoniak) einer 1MW-Mission an, welche eine 100 Tonnen schwe- • Skalierbarkeit (1 kW – 1000 kW) re Nutzlast vom erdnahen Orbit zum Mond befördert, • Leicht, effizient, kompakt Elektroantrieb so würde man signifikante Verbesserungen zeichnen. • Drosselbarkeit Mitunter 7% mehr Nutzlastmasse, 50 Tonnen weniger Startmasse und eine Einsparung von bis zu 320 Mio. Zielmärkte Euro. • Raumfahrt Handlungsaufruf www.neutronstar.systems Die gemeinsame Nutzung von HTSL und AF-MPD- Triebwerken bieten die Antwort auf jene Probleme, die Heft 01.2021 15
HIGH-TECH.NRW Nanopartikel verfügbar mit Lichtgeschwindigkeit Kolloidale Nanopartikel schnell, einfach und verlässlich mit dem ei- genen Laborautomaten herstellen. Das machen zwei Forscher aus Essen unter Einsatz innovativer Lasertechnik möglich. Mit Ihrem Automaten wollen sie weltweit die Nano-FuE beschleunigen. Kolloidale Nanopartikel verfügen über einzigartige Eigen- Es existieren unzählige weitere Anwendungen für Nano- schaften, welche man von keiner anderen Materialklasse partikel verschiedenster Materialien. Viele davon stecken kennt. In den letzten Jahrzehnten konnte man in der noch in den Kinderschuhen und andere wurden noch Forschung deshalb einen wahrhaften Hype um die kleinen nicht einmal entdeckt. Tatsächlich ist die Forschung Partikel beobachten, welcher unzählige neue Anwendun- und Entwicklung auf Basis kolloidaler Nanopartikel gen und Produkte in diversen Einsatzfeldern hervor- langwierig. Bei den gängigen Herstellungsmethoden brachte. So stecken die Partikel in wichtigen Technologien kann die Verfahrensentwicklung für die Synthese eines der Energiewende, werden in der Krebsdiagnostik erprobt neuen Kolloids Monate dauern. Zudem benötigt man und schaffen neue Funktionsmaterialien, beispielsweise Fachpersonal und Spezialequipment, welches in manchen für die additive Fertigung. Anwendungsfeldern nicht zur Standardausrüstung gehört. Die alternative Versorgung über den Versand- Ein am Markt bereits bekanntes Produkt, welches ohne handel ist zwar einfacher, aber logistisch nicht optimal. kolloidale Goldnanopartikel nicht existieren würde, ist Kolloide sind metastabil und somit eher ungeeignet für der Schwangerschaftstest. Der Test nutzt die gute Bio- eine Versorgung mit hohem Logistikaufwand. Die Partikel- funktionalisierbarkeit der Goldpartikel aus, aber auch eigenschaften ändern sich mit der Zeit und Qualitäts- ihre charakteristische rote bis violette Farbe (Abb. 2). schwankungen sind die Regel. Als Nanopartikel erscheint das eigentlich gelbe Metall aufgrund einer besonderen Interaktion mit Licht, welche Die Herstellung der Kolloide am Ort und zur Zeit der man Oberflächenplasmonenresonanz nennt, in unge- Weiterverarbeitung bietet die bessere Versorgung. Man wohnten Farben. Die tatsächliche Farbe hängt dabei von muss die Synthese aber vereinfachen, um sie für jeden der Größe der Partikel ab. Goldnanopartikel sind deshalb Forscher und Entwickler zugänglich zu machen. Hier optimale Biosensoren. Silbernanopartikel wechselwirken kommt das Team von AutoProNano (Abb. 3) ins Spiel. auf die gleiche Art mit Licht, erscheinen jedoch gelb. Ihr Bessel und Waag, zwei Forscher der Universität Duis- Einsatzgebiet ist jedoch nicht die Detektion biologischer burg-Essen vereinen alle Syntheseschritte in einem Substanzen, sondern die Bekämpfungen von Mikroben. Vollautomaten (Abb. 1). Dadurch reduzieren sie die Hierfür bettet man die Partikel in Lacke oder auch Tex- Komplexität der Kolloidherstellung für den Anwender tilien ein, um diesen antimikrobielle Eigenschaften zu auf wenige Eingaben am Touchdisplay. Der hohe Grad verleihen. Die optisch weniger besonderen Platinnano- an Automatisierung macht die Bedienung sogar selbst- partikel sind hervorragende Katalysatoren und finden erklärend und ermöglicht eine hochreproduzierbare beispielsweise in Brennstoffzellen Einsatz. Kolloidqualität, welche völlig unabhängig vom Bediener ist. 16NMWP-Magazin
HIGH-TECH.NRW Abbildung 1 (linke Seite): Aktueller Prototyp des kompakten Vollauto- Abbildung 3 (oben): Das Gründerteam im Laser- maten (Maße: L 53 cm, B 41 cm, H 50 cm) zur Produktion kolloidaler labor mit typischer Laserschutzbrille, Tobias Bessel Nanopartikel. Designt bei Projekter Industrial Design. (links) und Dr. Friedrich Waag (rechts). © Projekter Industrial Design GbR (Duisburg) © Yaya Li, Universität Duisburg-Essen Abbildung 2 (oben): Mit dem Automaten produzierte, kolloidale Nano- partikel der drei Edelmetalle Silber (links), Platin (mitte) und Gold (rechts) in Wasser. © Friedrich Waag, Universität Duisburg-Essen Ansprechpartner: Der kompakte Laborautomat produziert Nanopartikel Dr. mit Lichtgeschwindigkeit. Das ist nicht ganz korrekt, Friedrich Waag aber die Energiequelle der Synthese ist tatsächlich ein AutoProNano, Lasersystem. Laserpulse weniger Nanosekunden Länge Technische Chemie I und von hoher Intensität zerkleinern im Automaten und Center for Nano- Feststoffe zu Nanopartikeln. Die Partikel werden dabei integration Duisburg- direkt von einer Flüssigkeit eingefangen und liegen Essen (CENIDE), dann als Kolloid vor. Prinzipiell kann so jedes Material Universität Duisburg- zu Nanopartikeln verarbeitet werden und auch die Essen Flüssigkeit lässt in einem gewissen Rahmen variieren. Der Materialwechsel funktioniert dabei über den Aus- tausch einer praktischen Kapsel, ähnlich wie bei einem Drucker. Aufgebrauchte Kapseln werden die beiden Gründer mit Ihrer zukünftigen Unternehmung recyceln. Aktuell entwickeln Bessel und Waag ihren Prototyp in einem START-UP transfer.NRW-Projekt mit Mitteln des Können Sie den QR-Code nicht lesen? Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zur Markt- Treten Sie mit mir unter www.portal.nmwp.de in Kontakt. reife. Die Entwicklung des Laborautomaten soll Ende 2021 abgeschlossen sein. Dann wollen sich die Forscher auch offiziell aus der Universität ausgründen. Anfang 2022 soll der Laborautomat dann am Markt verfügbar AutoProNano sein. Bis dahin wird der Prototyp bereits im Rahmen von Forschungskooperationen mit verschiedenen öffent- Technologie lichen Einrichtungen und Unternehmen eingesetzt. Die • Nanopartikel zukünftigen Gründer sind über ihre Universität bereits • Kurzpulslaser gut vernetzt und haben im HIGH-TECH.NRW-Accelerator viele neue Kontakte hinzugewonnen. Trotzdem sind sie Innovation / USP immer auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern • Kompakter Vollautomat zur und freuen sich über jede Kontaktaufnahme. Synthese kolloidaler Nanopartikel Bereits jetzt denken Bessel und Waag einen Schritt weiter. Zielmärkte Ihre Automaten sollen nicht nur die Versorgung von • Chemie FuE mit kolloidalen Nanopartikeln verbessern, sondern • Biomedizin auch die von industriellen Produzenten. Die gute Skalier- • Energie barkeit der kontinuierlichen Synthesetechnik macht die konsequente Entwicklung von Industrieautomaten www.autopronano.eu möglich. Auf der weiteren Entwicklungsagenda steht die Skalierung an erster Stelle. Heft 01.2021 17
HIGH-TECH.NRW Neuartige Messtechnik zur Regelung von Plasmaprozessen House of Plasma bietet innovative Messtechnik für industrielle Plasma- anwendungen. Nach erfolgreicher Teilnahme am High-Tech.NRW Accelerator steht nun die Ausgründung aus der Ruhr-Universität Bochum an. Auf Basis aktiver Plasmaresonanzspektroskopie misst gefunden – zunächst über einen Professor, dann bei die Multipolresonanzsonde die Elektronendichte in Nieder- den Studierenden, die in ihren Abschlussarbeiten das druckplasmen, die beispielsweise für Ätz- und Beschich- angehende Start-up als Fallbeispiel untersuchten. Ma- tungsprozesse genutzt werden. Klare Sache, oder? ria Schnober war eine von ihnen. „Plasmatechnik war „Anfangs musste ich auch häufiger nachfragen“, erinnert etwas ganz Neues für mich. Die ersten Erklärungen wa- sich Maria Schnober lachend. Die 27-jährige ist eine von ren noch Böhmische Dörfer, aber mir wurde schnell drei Gründern des angehenden Start-ups House of Plas- klar, wie viele alltägliche Produkte eigentlich mit Plasma ma. Kompliziert klingende Begriffe kennt sie aus ihrem gefertigt werden.“ Management-Studium an der Ruhr-Universität Bochum. „Ich habe schon als Studentin mit dem Gedanken gespielt, Ohne Plasmatechnik wäre unser tägliches Leben nämlich Teil einer (Unternehms)Gründung zu sein. Dass es am deutlich anders – insbesondere unkomfortabler. Ende so technisch wird, hätte ich natürlich nicht gedacht. Moderne Elektronik, Glas- und Brillenbeschichtung Meine Schwerpunkte waren Marketing und Vertrieb.“ sowie besonders robuste Werkzeuge: All das wäre Lange musste Maria Schnober aber nicht überlegen: ohne Plasma nicht möglich. Die Prozesse werden für „Das Team und die Idee von House of Plasma haben Weltraum- und Photovoltaiktechnik benötigt, zum mich sofort begeistert.“ Produktschutz in Verpackungen, um funktionale Ober- flächen zu schaffen (z.B. wasserabweisend), Schmuck Aber wie kommt man im Fachbereich Management ei- zu verfeinern, Mikro- und Nanotechnologien zu ermög- gentlich mit so einem Vorhaben in Kontakt? Die Ge- lichen… Zusammengefasst: Plasmatechnik bestimmt schichte der Messtechnik beginnt – wie so häufig an der unseren Alltag mit, ein echter Hidden Champion. Universität – in der Forschung der RUB mit einer theo- retischen Idee. Angetrieben von Prof. Brinkmann vom Doch warum genau jetzt diese Messtechnik? Ein Plasma Lehrstuhl für Theoretische Elektrotechnik wird diese ist der sogenannte vierte Aggregatzustand nach fest, Idee in die Praxis umgesetzt. Die Mitarbeitenden der flüssig und gasförmig. In der Natur kennt man es auch Universität entwickelten in Kooperationen mit diversen als Sonne, Blitze oder Nordlichter. Ein Plasma entsteht, Forschungs- und Industriepartnern ein nachgefragtes wenn Elektronen aus den Gasteilchen gelöst werden. Da Messequipment. Über 30 Fachartikel und viele Ab- sie negativ geladen sind, kann man sie in elektrischen schlussarbeiten sind inzwischen die Bilanz. Darunter und magnetischen Feldern gezielt bewegen. Und nur die Promotion von Dr.-Ing. Moritz Oberberg. diese Tatsache führt dazu, dass die technischen An- wendungsprozesse möglich sind, die meist in großen „Moritz hat die Idee erstmals wirklich verfolgt, aus der Vakuumkammern laufen. Dadurch gibt es keinen einfa- erprobten Technik ein kommerzielles Produkt zu machen chen Zugang zu diesen Prozessen. Zur Überwachung – und hat sich dafür Unterstützung gesucht“, erklärt und Regelung können daher nur äußere Größen aufge- Maria Schnober. Elektroingenieur Geoffrey Mellar ist eben- nommen werden: Strom, Spannung, Leistung, Gasflüsse, falls Gründer und als Technologieexperte zu House of Druck… In einigen Anlagen auch Strahlung (ein Plasma Plasma gestoßen. Die beiden suchten für das Gründer- gibt Licht ab) oder Größen, die ein Schichtwachstum team noch betriebswirtschaftliche Verstärkung. Dies abbilden. Doch eigentlich ist es das Plasma, das am haben sie in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft Ende das Produkt bestimmt. Es ist das Werkzeug zur 18NMWP-Magazin
HIGH-TECH.NRW Abbildung 2: Die Sonde kann in einer Positioniermechanik integriert Abbildung 1: Die Multipolresonanzsonde misst im Plasma echtzeitfähig werden, um so ortsaufgelöste Messungen im Vakuum zu ermöglichen. die wichtigsten Plasmaparameter: Elektronendichte, -stoßfrequenz und (©Geoffrey Mellar) -temperatur. So sind Überwachungen und Regelungen zur Prozess- optimierung möglich. (©Geoffrey Mellar) Herstellung funktioneller Oberflächen und sollte den Insbesondere die industrielle Nähe des Programms und Anwendern eigentlich am besten bekannt sein – ein ho- die technische Expertise für den Markt haben dabei ge- her Anspruch an ein äußerst komplexes physikalisches holfen. Noch in diesem Jahr soll die Ausgründung für und chemisches Gebilde. das Team folgen. „Stellen Sie sich vor, Sie kochen ein Ei zum Frühstück“, erklärt Maria Schnober. „Das Ei soll das ‚perfekte‘ Ei- Ansprechpartnerin: gelb haben, noch weich, aber auch nicht flüssig zum Beispiel. Doch alles, was Sie machen können, ist die Maria Schnober, M.Sc. Temperatur des Wassers zum Kochen oder vielleicht House of Plasma an der Eierschale zu messen.“ Mit Erfahrung kann das Ergebnis in etwa stimmen. Aber an High-Tech- Produkte mit einer enormen Performance werden natürlich andere Anforderungen gestellt. Die Messtechnik von House of Plasma setzt genau da an: Sie misst die entscheidenden Prozessparameter – und das auch noch in Echtzeit. Hier kommen wieder die Elektronen ins Spiel. Die inno- vative Messtechnik – basierend auf der Multipolreso- nanzsonde – kann die Anzahl der Elektronen und einige ihrer Eigenschaften aufnehmen und funktioniert eigent- Können Sie den QR-Code nicht lesen? lich wie eine Antenne. Prozesse können so überwacht Treten Sie mit mir unter www.portal.nmwp.de in Kontakt. und geregelt, die Reproduzierbarkeit erhöht, Langzeit- drifts erkannt, sowie Produktions- und Reinigungszeiten optimiert werden. Das spart Zeit, Ressourcen und Geld. House of Plasma Und ist Maria Schnober jetzt in der Technik angekom- men? „Auf jeden Fall. Die technische Tiefe der anderen Technologie beiden erreiche ich nicht, aber mittlerweile bewege ich • Plasmatechnik mich sicher durch das Thema und die Märkte“, sagt sie. • Messtechnik „Das spannende ist ja: House of Plasma bietet eine sehr spezielle Lösung, von der aber sehr viele Branchen Innovation / USP profitieren: Glas- und Optikbeschichtung, Werkstoffe, • Innovative echtzeitfähige Mess- & Photonik, Mikrosystemtechnik, Halbleitertechnik, u.v.m.“ Regelungstechnik für Plasmaprozesse Aktuell befindet sich das Vorhaben in einem Förderprojekt Zielmärkte des Landes NRW mit EU-Mitteln. Zur Weiterentwicklung • Glasbeschichtung hat House of Plasma erfolgreich am High-Tech.NRW • Photonik Accelerator teilgenommen, der vom Landescluster • Mikrosystemtechnik NMWP.NRW organisiert wurde. Über zehn Wochen wurde das Team strategisch begleitet. Auch technische Kom- www.house-of-plasma.com ponenten, das IP-Management und der Vertrieb wurden mit Hilfe von Mentorinnen und Mentoren angegangen. Heft 01.2021 19
HIGH-TECH.NRW Kabelloses Laden mit smarter Batterieüberwachung Durch den Einsatz kabelloser Ladesysteme bietet sich am Logistik- standort NRW vielen Unternehmen eine Chance, das volle Potential der Elektromobilität zu nutzen. Vor allem die Intralogistik oder Mikro- mobilität wird kostengünstiger und komfortabler. Denn oftmals führt falsches Nutzerverhalten zu Batterie- eine hohe Prozesseffizienz der dortigen Abläufe werden schäden und Ausfallzeiten, die eigentlich vermeidbar sind. Elektroroller für den Personentransport in den Lager- Häufiges An- und Abstecken des Ladegeräts unterbricht hallen eingesetzt. Das Nutzungsprofil ist oftmals ab- laufende Ladezyklen und schadet damit der Batterie. Ins- hängig von der aktuellen Auslastung des Lagers und besondere bei den noch oft verwendeten bleibasierten der Umschlagshäufigkeit der gelagerten Produkte. So Energiespeichern kann man je nach Fahrzeug Lebenszyklen kann die Ladezeit in Hochzeiten sehr begrenzt sein. von unter einem Jahr beobachten. Aber auch Lithium- Während in weniger ausgelasteten Phasen weit mehr Ionen-Batterien werden im Logistikbetrieb vielfach falsch Zeit als benötigt zum Laden zur Verfügung steht. betrieben, weil die bevorzugten Ladestände zwischen Durch die Sammlung und Vorgabe dieser Daten kann 40 und 80% selten eingehalten werden. Es ergeben ein intelligentes, kabelloses Ladesystem selbständig sich wirtschaftliche und ökologische Schäden. entscheiden, ob eine Ladung hinsichtlich der Standzeit und der Auslastung sinnvoll ist. Bei dem kooperierenden Die Lösung sind intelligente und kabellose Ladesysteme Kontraktlogistiker konnten so Batteriekosteneinspa- mit integriertem Flottenmanagement, das die Batterie- rungen durch eine Verlängerung der Batterielebenszeit betriebsdaten beobachtet und in Abhängigkeit von der um bis zu 60% beobachtet werden. Weitere Kosten- Speichertechnologie die Ladevorgänge startet. Durch effekte ergeben sich aus kürzeren Ausfallzeiten durch den Einsatz solcher Ladesysteme kann die Ladeinfra- planbare Batteriewechsel und geringeren Verschleiß struktur den Fahrzeug- und Batterietyp identifizieren durch wegfallende Steckkontakte. In ersten Tests zeigt und so das für das jeweilige Fahrzeug optimale Lade- sich zusätzlich ein deutlicher Komfortvorteil, wenn Lo- verhalten bestimmen. Auf Grundlage von gesammelten gistikmitarbeiter das Elektrofahrzeug über der Lade- Fahrbetriebs- und Ladedaten kann die notwendige station parken, ohne mühsam die Kabel einzustecken. Ladezeit ermittelt werden. Durch Lerneffekte werden auch typische Fahrzeugauslastungsprofile berücksichtigt. Die eingesetzte Basistechnologie der induktiven Energie- Das Ladesystem berechnet daher stets, ob der aktuelle übertragung ist dabei nicht neu. Schon vor über 100 Batteriestand ausreichend ist oder ob die Batterie unter Jahren ließ Nikola Tesla bereits eine Glühlampe per der Nebenbedingung einer möglichen Lebenszeitver- elektromagnetischer Induktion leuchten. Seitdem wird längerung zwischengeladen werden muss. auf der ganzen Welt zu Wireless Power Transfer (WPT)- Systemen für verschiedene Anwendungen geforscht, Dieses intelligente Laden in Kombination mit der induk- z.B. für Elektrofahrzeuge, Verbrauchergeräte, Handys, tiven Ladetechnik kann Anwendungsfälle in der Mikro- Laptops, Haushaltsgeräte, medizinische Geräte und mobilität und Intralogistik bequemer, umweltfreundlicher elektrische Maschinen. Der Grundaufbau zur Energie- und kostengünstiger machen. Deutlich wird dies an einem übertragung besteht aus einer Primär- und einer Se- Realbeispiel bei einem großen Kontraktlogistiker: Für kundärspule. Die Primärspule liegt in der Ladestation 20NMWP-Magazin
HIGH-TECH.NRW Abbildung 1 (links): Kabellose Ladestati- on von gapcharge (© gapcharge GmbH) Abbildung 2 (rechts): Batterieübersicht & Ladeverhalten (© gapcharge GmbH) Ansprechpartner: Dr. Florian Knobbe und erzeugt ein Magnetfeld. Dieses kann eine elektri- Co-Founder sche Spannung in einer fahrzeugseitigen Sekundärspule gapcharge GmbH induzieren, ohne diese zu berühren – es fließt ein Strom, der die Batterie lädt. Für die Standardisierung dieser Technologie haben sich mehrere Konsortien gebildet, wie bspw. das Qi-Konsor- tium und die Air Fuel-Allianz. Während diese Konsortien mit dazu beitragen, dass sich das kabellose Laden in kleineren mobilen Elektrogeräten wie in Mobiltelefonen, Laptops und elektrischen Zahnbürsten bereits flächen- Können Sie den QR-Code nicht lesen? deckend durchsetzt, geht der Einsatz in Elektrofahrzeugen Treten Sie mit mir unter www.portal.nmwp.de in Kontakt. wie Gabelstaplern oder PKW oftmals nicht über den Proto- typenstatus hinaus. Ein Grund hierfür ist die fehlende globale Standardisierung und Normierung in höheren Leistungsklassen. Dabei ermöglicht die kabellose Lade- gapcharge GmbH technologie selbst bei Schmutz und Staub ein unge- störtes Laden und bietet großes Potential für die unter- Technologie schiedlichsten Anwendungsfälle – denn auch unter • Induktive Ladesysteme Wasser ist ein Laden problemlos möglich. • Intelligente Batterieüberwachung Die Entwicklung und der Verkauf solcher intelligenten, Innovation / USP kabellosen Ladesysteme ist das Ziel der gapcharge • Intelligente, induktive Ladesysteme GmbH. Als Ausgründung und Spin-Off des Lehrstuhls zu kostengünstigen Preisen für Internationales Automobilmanagement der Univer- sität Duisburg-Essen stellt es für verschiedene Anwen- Zielmärkte dungsfälle intelligente, kabellose Ladesysteme her. • Elektromobilität Durch die Kombination von Positionierung und einer • Intralogistik modularen Auslegung der Ladesysteme können die in- telligenten Ladesysteme zu einem besonders kosten- www.gapcharge.com günstigen Marktpreis angeboten werden. Heft 01.2021 21
HIGH-TECH.NRW Wertvolles Licht Ob VW, Wallstreet oder Pharma: Wir stehen am Beginn einer Quanten- revolution. Neue Quantendetektoren stellen das Herzstück vieler Technologien dar, haben aber auch das Potential klassische Bereiche zu revolutionieren in denen Licht wichtige Information überträgt. Licht spielt in vielen Technologien eine zentrale Rolle, vieler Anwendungen und aufstrebender Technologien, da es uns ermöglicht Informationen durch Zeit und wie z.B. der Quantenkommunikation, super-auflösender Raum zu tragen. Information wird dabei selbst durch Bildgebung oder Mikroskopie, darstellt. die kleinste mögliche Lichtmenge – einem Lichtquant (Photon) – übertragen. Neuartige Quantendetektoren, Sowohl Halbleiter- als auch herkömmliche SNSPD-Tech- machen es möglich, diese kostbare Information auszu- nologien kommen hier an ihre Grenzen, entweder durch lesen und stellen so einen wichtigen technologischen die Anforderungen an Leistung und Effizienz oder an die Schritt in der Entwicklung optischer Messsysteme dar. Skalierbarkeit. Die neuartige Waveguide-Matrix Detector (WMD)-Technologie, entwickelt und patentiert von For- Bisher kommen hierbei vor allem Halbleiter-Detektoren schungsgruppen am Center for Nanotechnology der Uni- zum Einsatz, zum Beispiel als Photodioden, CCD- oder versität Münster, kann diese Grenzen überwinden: Die CMOS-Sensoren. Halbleiterdetektoren basieren auf dem WMD-Technologie liefert die hervorragenden Leistungs- Prinzip, dass die Energie des absorbierten Lichts Ladungs- daten von SNSPDs, ermöglichen aber auch Einzelphotonen- träger über die Bandlücke des Detektormaterials hebt Sensoren mit hoher Pixelzahl und Dichte und stellen somit und somit ein elektrisches Signal erzeugt wird. Die ideale Lichtdetektoren für anspruchsvolle Aufgaben dar. Bandlücke des Materials begrenzt hierbei direkt den spektralen Bereich, in dem ein solcher Detektor eingesetzt Technologische Vorteile werden kann, wobei insbesondere bei höheren Wellen- Als zentrale Elemente vereint die WMD-Technologie supra- längen (kleinere Energie), die Performanz schlechter wird. leitende Detektortechnologie mit integrierter Optik. Dies Dies führt insbesondere dazu, dass Avalanche-Photo- resultiert in Einzelphotonen-Detektoren mit einzigartigen dioden (APDs) zur Detektion von einzelnen Photonen in Vorteilen, wie zum Beispiel eine hohe Geschwindigkeit (und diesem Bereich höheres Rauschverhalten zeigen. Eine folglich höhere mögliche Datenraten). Auch ermöglicht große Stärke dieser Technologie ist die gute Skalierbar- dies die Integration mit anderen optischen Elementen keit, die es ermöglicht großflächige multi-Pixel-Senso- (wie Filtern, Spektrometern etc.) direkt auf dem Chip, was ren herzustellen, wie sie in Kameras heute überall zum komplett neue Anwendungen wie On-Chip Spektroskopie Einsatz kommen. ermöglicht. Gleichzeitig kann - wenn gewünscht - ein großer spektraler Bereich von 400 – 2000 nm detektiert werden. Superconducting Nanowire Single Photon Detectors (SNSPDs) dagegen verwenden ein alternatives Detekti- Skalierbarkeit durch Design onsprinzip. Hierbei führt die Absorption eines einzelnen Aufgrund des geringen Platzbedarfs eines einzelnen Photons in einem dünnen supraleitenden Draht zum Detektors sowie der Trennung von optischer Kopplung und Zusammenbruch der Supraleitung, was als elektrisches dem Detektor selbst, ist die WMD-Technologie leichter Signal ausgelesen werden kann. Dieser Bruch kann skalierbar als herkömmliche vergleichbare Detektoren. durch kleinste Energien auf dem Niveau von einzelnen Dies ermöglicht es, potenziell Tausende von Detektoren Lichtquanten ausgelöst werden, so dass SNSPDs über auf einem einzigen Chip und in einem einzigen kryogenen einen breiten spektralen Bereich vom UV bis NIR genutzt Gehäuse zu platzieren, was nicht nur erhebliche Kosten- werden können. Mikroskopisch erfolgt der Zusammenbruch einsparungen für den Kunden ermöglicht, sondern der Supraleitung auf extrem kurzen Zeitskalen, sodass auch neue Anwendungen, bei denen eine große Anzahl SNSPDs hohe Zeitauflösungen von wenigen Pikosekunden von Einzelphotonen-Detektoren und zusätzlich räumli- erreichen können. Gleichzeitig zeigen sie sehr geringe che Auflösung benötigt werden. Dunkelzählraten im Hz-Bereich und stellen somit nahezu ideale Lichtdetektoren dar. Konventionelle SNSPDs haben WMD-Sensoren zur Marktreife entwickeln bislang aufgrund ihrer Größe limitierte Skalierbarkeit ge- Unsere Forschungsgruppen an der Universität Münster zeigt, so dass meist Einzelpixel SNSPDs verwendet werden. (WWU) planen, diese Technologie in naher Zukunft zur Marktreife zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurde Ende In jüngerer Zeit rückt die Detektion von einzelnen Pho- 2020 das durch EXIST geförderte StartUp Pixel Photonics tonen immer mehr in den Fokus, da sie das Herzstück gegründet. In enger Zusammenarbeit mit Partnern aus 22NMWP-Magazin
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